04.02.2021 Aufrufe

Ludendorff, Mathilde - Auf Wegen zur Erkenntnis, Band 8 blaue Reihe

Die Menschen taumeln nur zu leicht von einem Irrtum zum anderen. „Aktion und Reaktion“ wird das in genannt. Auf ein Jahrhundert, in dem das Wissen alles war, das Erlebnis des Göttlichen zur gänzlichen Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfte, keine Überzeugungskraft hatte, folgt nun eine ähnliche Torheit, die Unterschätzung des Wissens. Man sagt, daß das Wissen das Gotterleben bedrohe, ersticke, ohne dabei zu zeigen, wann allein es Gotterleben bedroht, und wann es dies hüten kann, ohne es zu bedrohen. Kann man zwischen Wissen und Gotterleben eine Balance herstellen? Es ist ein Verdienst der Philosophin Dr. Mathilde Ludendorff in vorliegendem Büchlein Klarheit in diese doch so wichtige Frage gebracht zu haben. Dr. Mathilde Ludendorff, blaue Reihe, Auf Wegen zur Erkenntnis, Ludendorffs Verlag, Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark,

Die Menschen taumeln nur zu leicht von einem Irrtum zum anderen. „Aktion und Reaktion“ wird das in genannt.
Auf ein Jahrhundert, in dem das Wissen alles war, das Erlebnis des Göttlichen zur gänzlichen Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfte, keine Überzeugungskraft hatte, folgt nun eine ähnliche Torheit, die Unterschätzung des Wissens. Man sagt, daß das Wissen das Gotterleben bedrohe, ersticke, ohne dabei zu zeigen, wann allein es Gotterleben bedroht, und wann es dies hüten kann, ohne es zu bedrohen. Kann man zwischen Wissen und Gotterleben eine Balance herstellen?
Es ist ein Verdienst der Philosophin Dr. Mathilde Ludendorff in vorliegendem Büchlein Klarheit in diese doch so wichtige Frage gebracht zu haben.
Dr. Mathilde Ludendorff, blaue Reihe, Auf Wegen zur Erkenntnis, Ludendorffs Verlag, Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark,

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bruchteile der Bibel ein ihnen angenehmes, tröstliches Märchen vom

Leben und Sterben und besonders von den Seligkeiten nach dem Tode.

Ihr Leben selbst wurde ihnen zum Traum und zu einer Vorbereitung auf

des Märchens Erfüllung, zu einem Harren auf dieser Seligkeit nach dem

Tode. Wenn sie uns ihren Glauben preisen, wenn sie uns die Gründe

sagen, weshalb sie nicht von ihm lassen, ahnen sie nicht einmal, wie sehr

sie uns mit jedem Wort beweisen, daß sie noch niemals einen einzigen

Schritt auf dem ernsten heiligen Pfad gingen, der zur Gotterkenntnis

führt, auf jenem Pfad, der nur den Menschen offen steht, die gefaßt die

Wahrheit: Einklang mit der Tatsächlichkeit, wollen, nicht aber

Tröstungen.

Wie begreiflich ist es doch, daß Menschen sich ihr Kinderwünschen

in die erwachsenen Jahre hinübernehmen! Sie bleiben zu Füßen der

Mutter und bitten um einen Märcheninhalt, wie er ihren Wünschen

entspricht. Aber wie grausam sind die Wirkungen für sie, wenn sie

solches Wünschen nicht zum mindesten nur beschränken auf manche

Schicksalshoffnungen, sondern sich mit ihm hineinwagen auf das heilige

Gebiet der Gotterkenntnis! Wie doppelt nahe liegt Ihre Torheit, wenn sie

unter christlichen Suggestionen aufgezogen wurden, die ja ausdrücklich

immer wieder von den „Tröstungen der Kirche“ sprechen, die mit ihren

Verheißungen der Wunscherfüllung der Gebete von einem Lebensjahr

zum anderen weiter locken, ja, hinauslocken jenseits der Tore des Todes

in ein Land „der Seligkeit, des ewigen Glückes“.

Selbst denen, die frei vom Christentum geworden, bleibt noch von

der Wahnvorstellung genug, als sei Gotterkenntnis ein Gebiet, auf dem

man sich das zusammenstellen dürfe, was einem so recht angenehm und

befriedigend ist! Auch sie, die vom Christentum „Freien“, bleiben auf

dem verhängnisvollen Weg all der unzähligen Scharen Namenschristen,

die sich einige lockende Krischnaworte aus dem neuen Testament

zusammenstellen, sie womöglich ohne Bedenken noch mit sinnvollen

Worten verschiedener Philosophen mischen und dieses neue Gemisch aus

dem Gemisch des neuen Testamentes ihr „Christentum“ nennen. So

ahnen die im Christentum Großgewordenen und heute von ihm erlösten

nicht, was sie tun, wenn sie sagen: warum sollen wir nicht den oder jenen

Gedanken, etwa den Glauben an die persönliche Unsterblichkeit, an das

Himmelreich auch beibehalten? Sie leben in dem Wahn, als sei Gotterkenntnis

ähnlich einem Gewand, dessen Farbe und Schnitt man nach

seinem Geschmack wählen kann! Niemals würden sie auf dem Gebiet

der angewandten Naturgesetze so Törichtes erstreben. Hier wissen sie

genau, es hilft ihnen nichts, wenn sie die oder jene Eigenschaft z. B. der

elektrischen Kräfte im Einzelfall durch andere ersetzt sehen möchten,

weil ihnen dies angenehmer wäre. Hier wissen sie: nur das Erkennen der

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!