04.02.2021 Aufrufe

Ludendorff, Mathilde - Auf Wegen zur Erkenntnis, Band 8 blaue Reihe

Die Menschen taumeln nur zu leicht von einem Irrtum zum anderen. „Aktion und Reaktion“ wird das in genannt. Auf ein Jahrhundert, in dem das Wissen alles war, das Erlebnis des Göttlichen zur gänzlichen Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfte, keine Überzeugungskraft hatte, folgt nun eine ähnliche Torheit, die Unterschätzung des Wissens. Man sagt, daß das Wissen das Gotterleben bedrohe, ersticke, ohne dabei zu zeigen, wann allein es Gotterleben bedroht, und wann es dies hüten kann, ohne es zu bedrohen. Kann man zwischen Wissen und Gotterleben eine Balance herstellen? Es ist ein Verdienst der Philosophin Dr. Mathilde Ludendorff in vorliegendem Büchlein Klarheit in diese doch so wichtige Frage gebracht zu haben. Dr. Mathilde Ludendorff, blaue Reihe, Auf Wegen zur Erkenntnis, Ludendorffs Verlag, Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark,

Die Menschen taumeln nur zu leicht von einem Irrtum zum anderen. „Aktion und Reaktion“ wird das in genannt.
Auf ein Jahrhundert, in dem das Wissen alles war, das Erlebnis des Göttlichen zur gänzlichen Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfte, keine Überzeugungskraft hatte, folgt nun eine ähnliche Torheit, die Unterschätzung des Wissens. Man sagt, daß das Wissen das Gotterleben bedrohe, ersticke, ohne dabei zu zeigen, wann allein es Gotterleben bedroht, und wann es dies hüten kann, ohne es zu bedrohen. Kann man zwischen Wissen und Gotterleben eine Balance herstellen?
Es ist ein Verdienst der Philosophin Dr. Mathilde Ludendorff in vorliegendem Büchlein Klarheit in diese doch so wichtige Frage gebracht zu haben.
Dr. Mathilde Ludendorff, blaue Reihe, Auf Wegen zur Erkenntnis, Ludendorffs Verlag, Matthias Köpke, Koepke, Esausegen, Esau Segen, Zollchow, Nordwestuckermark,

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

aber in falschem Sinne erhofft wird. Sie sagen: mag das Gemeine noch

so oft gewaltrünstig über das Edle gesiegt, mag die Lüge noch so oft in

der Geschichte über die Wahrheit triumphiert haben, endlich hat doch

noch immer die Wahrheit und das Edle den Sieg davon getragen, so ist

das denn auch mit Sicherheit für die Zukunft zu erhoffen. – Und so

warten sie auf den sicheren Sieg der Wahrheit, der sie dienen; und wenn

sie ihn persönlich nicht noch erleben sollten, beginnen sie enttäuscht zu

werden und wieder zu zweifeln.

Erst unsere Gotterkenntnis, die uns den Sinn der eingeborenen

Unvollkommenheit der Menschen erwiesen hat, kommt, erhaben über die

Lehren von Lohn und Strafe, erhaben über die Lehren von persönlichen

Göttern, die die Einzelgeschicke der Menschen und Völker lenken,

erhaben über den Irrtum des Gottleugnens wegen der Art dieser

Geschichte zu dem Einklang des Gotterkennens und der grausamen

ernsten Tatsächlichkeit.

Wenn die angeborene Unvollkommenheit der Menschenseele, wenn

der gottverlassene Selbsterhaltungswille des Bewußtseins, das Handeln

und das Unterlassen der Menschen vor allem bestimmt, wenn die Seelengesetze

so beschaffen sind und um des hehren Menschenamtes willen

auch sein müssen, daß jedwede Art der Selbstschöpfung oder deren

Unterlassung derselben jedem Menschen nach freier Wahl offensteht, so

kann es gar nicht anders sein, als daß alles Unvollkommene sich schon

ungewollt und erst recht gewollt gegenseitig festigt und stärkt gegenüber

dem Edlen und daß so das Einzelschicksal nur zu oft den Sieg des

Gemeinen über das Edle begünstigt.

Geschichte ist ihrem Wesen nach Wille und muß dies vor allem

wieder zeigen. Denn der eigentliche Anlaß menschlicher Unvollkommenheit

ist der törichtgerichtete Selbsterhaltungswille, der in seiner

Lustgier und Leidflucht auch immer wieder den Willen zur Macht, der

Geschichte gestaltet, zur Gewaltgier („Imperialismus“) oder deren

Gegenstück der Selbstpreisgabe („Pazifismus“), das heißt der Abrüstung

des Selbsterhaltungswillens, entarten läßt. So kann es denn gar nicht

anders sein, als daß gerade die Geschichte der Völker mehr noch als das

Einzelschicksal der Tummelplatz der Unvollkommenheit ist, daß

Geschichte einen Sieg des Minderwertigen über das Mehrwertige so

häufig zeitigt, wie kein anderes Gebiet des Lebens.

Endlose Kette des Leids wäre also das Schicksal des Edlen in der

Geschichte? Abwehrlos müßte es dieses geschichtliche Schicksal

ertragen als das „auferlegte Joch“, wie die Christen es nennen?

Ach nein, die Geschichte als der Ausdruck des Willens ist nicht das

einzige Lebzeichen der Völker. Neben ihr steht die Wissen und Wirrsal

schaffende Denkarbeit der Vernunft über die Erscheinungswelt und

64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!