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8. Februar 2021

- Comeback für den Grazer Handel - Neue Geschäfte in Graz - Graz feiert zwanzig Jahre Menschenrechtsstadt - Umweltstadträtin Judith Schwentner im Interview

- Comeback für den Grazer Handel
- Neue Geschäfte in Graz
- Graz feiert zwanzig Jahre Menschenrechtsstadt
- Umweltstadträtin Judith Schwentner im Interview

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<strong>8.</strong> FEBRUAR <strong>2021</strong> www.grazer.at<br />

graz 7<br />

Wenn Sie zum jetzigen Zeitpunkt<br />

ein einziges Wahlversprechen machen<br />

könnten, welches wäre das?<br />

Schwentner: Mehr Grün für<br />

die Stadt. In jeder Hinsicht! Grün<br />

heißt mehr Platz für Bäume,<br />

mehr Platz für Menschen.<br />

Wann wird denn ihrer Meinung<br />

nach in Graz gewählt?<br />

Schwentner: Das entscheidet<br />

der Bürgermeister. Wir wissen,<br />

dass der Herr Bürgermeister immer<br />

noch früher wählen wollte<br />

oder die Koalition in irgendeiner<br />

Form aufgekündigt hat. Ich rechne<br />

mit Spätherbst.<br />

Würden Sie einen solchen früheren<br />

Wahltermin begrüßen?<br />

Schwentner: Also ich bin immer<br />

der Meinung, dass man Gemeinderatsperioden<br />

ausschöpfen<br />

soll und so lange arbeiten wie<br />

notwendig. Ich glaub aber auch,<br />

dass es sehr dringende Themen<br />

gibt in Graz, die schnell angegangen<br />

werden müssen. Und ob<br />

dann im November gewählt wird<br />

oder im Jänner – da sehe ich wenig<br />

Unterschied.<br />

Apropos dringendes Thema: Der<br />

Klimaschutz ist im Corona-Jahr ein<br />

bisschen untergegangen. Und auch<br />

die Begeisterung für Greta Thunberg<br />

hat nachgelassen. Wie kann man da<br />

den Funken wieder entfachen?<br />

Schwentner: Der Klimaschutz<br />

ist vielleicht weniger aufgefallen,<br />

aber die Themen Luft und Klima<br />

in der Stadt waren megapräsent.<br />

Spätestens im März, als wir bemerkt<br />

haben,<br />

dass die<br />

Straßen frei<br />

von Autos<br />

sind und die<br />

Luft deshalb<br />

besser ist,<br />

dass wir uns<br />

freier bewegen<br />

können,<br />

Es braucht echte<br />

grüne Maßnahmen<br />

und nicht nur grünen<br />

Anstrich. Klimaschutz ist<br />

das Thema der Zukunft!“<br />

Für Stadträtin Judith Schwenter führt<br />

kein Weg an mehr Umweltbewusstsein<br />

und Nachhaltigkeit vorbei.<br />

haben wir<br />

gesehen, wie<br />

ungleich der<br />

Platz in der Stadt eigentlich verteilt<br />

ist. Und das sind schon Lehren,<br />

die wir aus der Corona-Krise<br />

mitnehmen sollten.<br />

Wie kann man diese Kenntnisse<br />

konkret in die Stadtplanung einfließen<br />

lassen?<br />

Schwentner: Also mein Plan<br />

sind die 17 Grünen Meilen – in jedem<br />

Bezirk eine. Das heißt mehr<br />

Grün, mehr Bäume, mehr Wasser,<br />

mehr Bewegungsfreiheit, mehr<br />

Aufenthaltsqualität. Ich vermisse<br />

da die Gestaltung vor allem in<br />

den Randbezirken. Wir reden immer<br />

viel darüber, dass es zu wenig<br />

Grün in der Innenstadt gibt. Aber<br />

es gibt so viel Potenzial an Stadtplanung<br />

in Straßgang, in Andritz,<br />

in Eggenberg. Da wird versiegelt<br />

und verbaut und viel zu wenig<br />

nachhaltig geplant.<br />

Gibt es da schon konkrete Ideen –<br />

zum Beispiel für Andritz?<br />

Schwentner: Ja, wir wollen das<br />

zwar im Frühjahr erst präsentieren,<br />

aber ich kann soweit spoilern,<br />

dass es möglich wäre, vom<br />

Andritzer Hauptplatz rein in die<br />

Andritzer Reichstraße bis zum<br />

Stukitzbad eine Grüne Meile zu<br />

machen und so mehr Lebensqualität<br />

zu schaffen mit mehr Bäumen<br />

und weniger Verkehr. Das ist<br />

aufgelegt, dort etwas zu tun!<br />

Was ist das wichtigste, das sie aus<br />

der Corona-Pandemie mitnehmen?<br />

Schwentner: Für mich eine<br />

gewisse Entschleunigung der<br />

Gesellschaft. Und aus dem heraus<br />

die Möglichkeit jetzt zu<br />

verändern. Wir waren und sind<br />

extrem gefordert, und wir haben<br />

die Chance jetzt Weichen für die<br />

Zukunft zu stellen.<br />

Die Begeisterung für das Gemeinsam-etwas-Bewegen<br />

– Stichwort<br />

„die Kurve abflachen“ – ist im<br />

Laufe der Pandemie aber stark<br />

zurückgegangen.<br />

Schwentner:<br />

Ja, wir sind alle<br />

erschöpft. Aber<br />

wir kommen aus<br />

dem nur raus,<br />

wenn wir die<br />

Chance nutzen.<br />

Auch die anfängliche<br />

Begeisterung<br />

für den grünen<br />

Gesundheitsminister<br />

Anschober<br />

ist mehr und mehr zur Kritik<br />

geworden. Hat er das Vertrauen<br />

durch Ampel-Chaos und Verordnungen<br />

vorm Verfassungsgerichtshof<br />

verspielt?<br />

Schwentner: Also ich hab<br />

nicht den Eindruck, dass der<br />

Rudi Anschober sich das Vertrauen<br />

verwirkt hat, weil er einer ist,<br />

der sehr offen mit Fehlern oder<br />

auch mit Problemen umgeht.<br />

Seit zwei Jahren macht die ehemalige Nationalratsabgeordnete Judith Schwentner<br />

Kommunalpolitik. Jetzt möchte sie sich voll für Graz einsetzen. STADT GRAZ/FISCHER<br />

Und genau das schafft eigentlich<br />

Vertrauen. Das halte ich für eine<br />

wirklich großartige Eigenschaft<br />

– die würde ich mir von anderen<br />

auch wünschen.<br />

Was ist bei den Grazer Grünen<br />

anders als im Bund?<br />

Schwentner: Im Grunde sind<br />

wir die Grünen, ganz gleich ob<br />

wir in der Stadt, im Land oder<br />

im Bund sind. Das ist eine Partei<br />

mit sehr viel Abstimmung und<br />

Übereinstimmung. Wir hatten<br />

vor allem im letzten Jahr sehr viel<br />

Zuspruch und viele Menschen,<br />

die Mitglied werden wollten.<br />

Und auch die Grüne Jugend hat<br />

sich super konsolidiert. Wir alle<br />

wollen mehr Grün und mehr Lebensqualität<br />

für die Menschen.<br />

Ist es ein Vorteil, dass die grünen<br />

Themen immer mehr zum Mainstream<br />

werden, oder ein Nachteil,<br />

weil auch andere Parteien Klimaschutz<br />

und Umwelt besetzen?<br />

Auch Bürgermeister Nagl setzt ja<br />

inzwischen etwa auf einen Klimabeirat<br />

und Klimafonds.<br />

Schwentner: Ich finde das erfreulich,<br />

weil das die Zukunftsthemen<br />

sind. Und ich finde es auch<br />

schön, dass der Bürgermeister<br />

sich diesbezüglich bemüht und<br />

grüner sein will. Leider steht ihm<br />

da jetzt momentan sein Regierungspartner<br />

im Weg, weil mit<br />

dem leider keine zukunftsfähige<br />

Politik zu machen ist. Aber grundsätzlich<br />

begrüße ich jede Maßnahme<br />

in diese Richtung, wenn<br />

es denn eine echte Maßnahme ist<br />

und nicht nur grüner Anstrich.<br />

Der Start des Klimabeirats war<br />

ja ein bisschen holprig. Der ursprünglich<br />

angedachte Vorsitzende<br />

war dann doch nicht bereit. Wie<br />

beurteilen Sie diese Maßnahme?<br />

Schwentner: Das ist genau zu<br />

beobachten, und das haben wir<br />

uns auch fürs erste Quartal vorgenommen.<br />

Noch ist nicht viel<br />

umgesetzt und man muss schauen,<br />

dass es auch zu echten Klimaschutzmaßnahmen<br />

kommt.<br />

Diese traurige Sprühnebelanlage<br />

am Tummelplatz war noch wenig<br />

befriedigend.

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