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Pirouette No. 03/2021 März (gratis)

Challenge Cup in der "Bubble" In den Niederlanden hat man ein detailliertes Anti-Corona-Konzept mit „Blase“ entwickelt, damit der Challenge Cup auch in diesem Jahr statt­finden konnte, was sehr anerkennenswert weil aufwändig ist. Während vielerorts Wettbewerbe ausfallen, hat der russische Verband kurzerhand einen neuen ins Leben gerufen: Den Teampokal. Damit schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie motivierten die Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb zu erleben, wie er ähnlich bei den Olympischen Spielen existiert. Die TV-Einschaltquoten waren rekordverdächtig. Beim russischen Pokalfinale ging es in diesem Jahr um begehrte WM-Startplätze. Als Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck außer Konkurrenz teilnehmen. … Topthemen: · Challenge Cup · Neuer russischer Teampokal · Pokalfinale Russland Weiteres aus dem Inhalt: · Corona: Die WM 2021 in der „Blase“ - Eine Vorschau · Trainer-Portrait: Viola Striegler · Interview: Katharina Müller und Tim Dieck · Interview mit dem französischen Choreografen Benoît Richaud · Interview: Alexandra Stepanova und Ivan Bukin · Teampokal Russland: Phänomenale Kamila Valieva, Kondratiuk beeindruckt wieder · Gran Premio Finale: Rizzo vor Grassl · Pokalfinale Russland: Tuktamysheva, Semenenko, Mishina/Galliamov ergattern WM-Tickets. Sinitsina/Katsalapov melden sich zurück. · Challenge Cup: Silber für Hocke/Kunkel in den Haag, Kolyada überlegen trotz Axel-Problemen, Tarasova/Morozov dominierten trotz Fehler · Vorschläge für Regeländerungen zum ISU-Kongress 2022: Grundsätzliches, Wettbewerbe und Elemente, Änderungen für die Jury · Hippolyt Cup 2021 in St. Pölten: Überraschend knapper Sieg für Leitgeb, WM-Probelauf für Mikutina und Zandron · Weitere Wettbewerbe: Tallink Hotels Cup, Celje Open, LuMi Eistanz Trophy, Sofia Trophy, Südkoreanische Meisterschaft · Neues Schweizer Nachwuchskonzept: Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy soll Konzept umgesetzten · Eislaufgeschichte: Margarete Klebe und Paul Metzner, Eiskunstlaufen in den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs · Leserbrief: Anmerkungen zum Februar-Interview mit Trainerin Nicole Brünner · Neues aus aller Welt Titelbild: Mikhail Kolyada beim Finale in Moskau, Foto: Olga Timochova Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-3-maerz-2021.html (Erscheinungstermin 12.3.2021)

Challenge Cup in der "Bubble"

In den Niederlanden hat man ein detailliertes Anti-Corona-Konzept mit „Blase“ entwickelt, damit der Challenge Cup auch in diesem Jahr statt­finden konnte, was sehr anerkennenswert weil aufwändig ist. Während vielerorts Wettbewerbe ausfallen, hat der russische Verband kurzerhand einen neuen ins Leben gerufen: Den Teampokal. Damit schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie motivierten die Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb zu erleben, wie er ähnlich bei den Olympischen Spielen existiert. Die TV-Einschaltquoten waren rekordverdächtig. Beim russischen Pokalfinale ging es in diesem Jahr um begehrte WM-Startplätze. Als Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck außer Konkurrenz teilnehmen. …

Topthemen:
· Challenge Cup
· Neuer russischer Teampokal
· Pokalfinale Russland

Weiteres aus dem Inhalt:
· Corona: Die WM 2021 in der „Blase“ - Eine Vorschau
· Trainer-Portrait: Viola Striegler
· Interview: Katharina Müller und Tim Dieck
· Interview mit dem französischen Choreografen Benoît Richaud
· Interview: Alexandra Stepanova und Ivan Bukin
· Teampokal Russland: Phänomenale Kamila Valieva, Kondratiuk beeindruckt wieder
· Gran Premio Finale: Rizzo vor Grassl
· Pokalfinale Russland: Tuktamysheva, Semenenko, Mishina/Galliamov ergattern WM-Tickets. Sinitsina/Katsalapov melden sich zurück.
· Challenge Cup: Silber für Hocke/Kunkel in den Haag, Kolyada überlegen trotz Axel-Problemen, Tarasova/Morozov dominierten trotz Fehler
· Vorschläge für Regeländerungen zum ISU-Kongress 2022: Grundsätzliches, Wettbewerbe und Elemente, Änderungen für die Jury
· Hippolyt Cup 2021 in St. Pölten: Überraschend knapper Sieg für Leitgeb, WM-Probelauf für Mikutina und Zandron
· Weitere Wettbewerbe: Tallink Hotels Cup, Celje Open, LuMi Eistanz Trophy, Sofia Trophy, Südkoreanische Meisterschaft
· Neues Schweizer Nachwuchskonzept: Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy soll Konzept umgesetzten
· Eislaufgeschichte: Margarete Klebe und Paul Metzner, Eiskunstlaufen in den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs
· Leserbrief: Anmerkungen zum Februar-Interview mit Trainerin Nicole Brünner
· Neues aus aller Welt

Titelbild: Mikhail Kolyada beim Finale in Moskau, Foto: Olga Timochova

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-3-maerz-2021.html (Erscheinungstermin 12.3.2021)

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<strong>Pirouette</strong><br />

Nr. 3 | <strong>März</strong> <strong>2021</strong><br />

Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Mikhail Kolyada<br />

Challenge Cup<br />

Neuer russischer<br />

Teampokal<br />

Pokalfinale Russland<br />

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<strong>Pirouette</strong>-Online


2<br />

Weltmeisterschaften in der „Blase“<br />

Corona<br />

ISU-Vorstandsbeschlüsse<br />

Die ISU bestätigte auf ihrer Online-Vorstandssitzung am 2. <strong>März</strong>, dass die WM vom<br />

22. bis 28. <strong>März</strong> in Stockholm stattfinden soll. Allerdings wurde am 6. <strong>März</strong> bekannt,<br />

dass Stockholm zumindest für Deutschland zum Hochrisikogebiet erklärt wurde Man<br />

wird sehen, ob die WM mit der vorgesehenen „Blase“ stattfinden kann.<br />

Fast alle Länder mit Läufern, die sich für die<br />

WM qualifiziert haben, bestätigten der ISU ihre<br />

Meldungen. Daher bleibt es bei dem schon früher<br />

beschlossenen Qualifikationssystem für die<br />

Startplätze bei den Olympischen Spielen. Etwa<br />

drei Viertel der Länder-Plätze sollen demnach<br />

bei der WM in Stockholm vergeben werden, das<br />

letzte Viertel bei der Nebelhorn Trophy vom 22.<br />

bis 25. September. Die World Team Trophy vom<br />

15. – 18. April soll im japanischen Osaka stattfinden,<br />

wenn die japanischen Behörden bis dahin<br />

den <strong>No</strong>tstand aufgehoben und bestätigt haben,<br />

dass die Teilnehmer nach der Einreise nicht<br />

in Quarantäne müssen.<br />

Die Junioren-WM <strong>2021</strong>, die im chinesischen<br />

Harbin geplant war, ist ausgefallen. Daher bilden<br />

die Ergebnisse der Junioren-WM 2020 in Tallinn<br />

die Grundlage für die Teilnehmerzahl der Juniorenserie<br />

<strong>2021</strong>, die wieder von August bis Oktober<br />

geplant ist. Die Austragungsorte und Termine<br />

der Junioren Grand Prix hatte die <strong>Pirouette</strong><br />

bereits im <strong>No</strong>vemberheft 2020 auf Seite 7 veröffentlicht.<br />

Unter ihnen ist Linz vom 6. bis 9.<br />

Oktober. Die drei ISU-Mitteilungen 2236, 2238<br />

und 2322 für das Synchronlaufen (u.a. Elemente<br />

für ausgewogene Programme in der Saison<br />

2019/20) bleiben auch in der kommenden Saison<br />

<strong>2021</strong>/2022 unverändert, weil die meisten<br />

Synchronteams in dieser Saison gar nicht oder<br />

nur sporadisch trainieren konnten. Die oberen<br />

Altersgrenzen für Nachwuchs- und Juniorenläufer(innen)<br />

im Synchronlaufen waren für diese<br />

Saison ausnahmsweise um ein Jahr erhöht worden.<br />

Dies gilt erneut ausnahmsweise auch für<br />

die Saison <strong>2021</strong>/22. Die Altersgrenze steigt damit<br />

aber nicht um zwei Jahre, denn wer schon<br />

in dieser Saison von der Erhöhung profitiert hat,<br />

kann dies nicht noch ein zweites Mal tun. Für<br />

neue Läufer in den Teams gelten in der kommenden<br />

Saison die normalen Altersgrenzen.<br />

Die um ein Jahr erhöhten gelten nur für<br />

Läufer(innen), die schon im Vorjahr im selben<br />

Team mitliefen. Die nächste Online-Vorstandssitzung<br />

der ISU ist für den 8. April geplant.<br />

Entscheidungen der Online-Jury<br />

Läufern, die in dieser Saison kaum oder keine<br />

Möglichkeiten hatten, die Mindestpunktzahlen<br />

für die WM bei internationalen Wettbewerben<br />

zu erreichen, wurde von der ISU ausnahmsweise<br />

angeboten, Videos von ihrem KP bzw.<br />

Rhythmustanz oder/und der Kür einzuschicken.<br />

Diese wurden dann von einer internationalen<br />

Online-Jury so bewertet, als ob sie einen normalen<br />

Wettbewerb bestritten hätten. Etwa 20<br />

Läufer bzw. Paare machten von dieser Möglichkeit<br />

tatsächlich Gebrauch. Einige erreichten<br />

die <strong>No</strong>rm, andere nicht. Einige schickten Programme,<br />

starteten aber noch Ende Februar bei<br />

einem Wettbewerb, in diesem Fall zählte dann<br />

die höhere Punktzahl. Bei den Damen war die<br />

für Taiwan startende Emmy Ma erfolgreich,<br />

aber sie übertraf beide <strong>No</strong>rmen auch beim<br />

Challenge Cup (siehe Seite 20), auch Nelli Joffe<br />

aus Israel und Dasa Grm aus Slowenien (der<br />

die Kürnorm schon voriges Jahr fehlte) qualifizierten<br />

sich für die WM. Laura Karhunen aus<br />

Finnland, Aldis Bergsdottir aus Island, Tara<br />

Prasad aus Indien und Andrea Cantu aus<br />

Mexiko verfehlten mindestens eine <strong>No</strong>rm. Bei<br />

den Herren schaffte der ex-Oberstdorfer Finne<br />

Valtter Virtanen die noch fehlende Punkte in<br />

der Kür, ebenso Mikhail Shaidorov aus Kasachstan.<br />

Jauhenii Pusanau aus Belarus, Kornel<br />

Witkowski aus Polen und Pablo Garcia aus<br />

Spanien waren dagegen nicht erfolgreich.<br />

Im Paarlaufen übertrafen die für Österreich<br />

startenden Chloe Choinard und Livio Mayr beide<br />

<strong>No</strong>rmen nicht, denn ansonsten hätte das<br />

Land dank des zehnten Platzes von Ziegler/Kiefer<br />

bei der WM 2019 zwei Paare nach Stockholm<br />

schicken dürfen. Ebenfalls vergeblich war<br />

der Versuch der Briten Anastasia Vaipan-Law<br />

und Luke Digby und der schwedischen Geschwister<br />

Greta und John Crafoord, die beim<br />

Online-Wettbewerb und auch in Den Haag im<br />

KP scheiterten. Kein Problem mit den <strong>No</strong>rmen<br />

hatten die Skate America-Sieger Alexa Knierim<br />

und Brandon Frazier. Online erfolgreich waren<br />

auch die amerikanischen Ersatzläufer Emily<br />

Chan/Spencer Akira Howe und die Ukrainer<br />

Sofiia Holichenko/Artem Darenskyi. Im Eistanzen<br />

können sich Ekaterina Kuznetsova und Oleksandr<br />

Kolosovskji aus Aserbaidschan auf die WM freuen.<br />

Charlotte Lafond und Richard Kang aus Neuseeland<br />

hatten dagegen in beiden Programmen<br />

einige Zehntel zu wenige Punkte. krk<br />

TV-Sendezeiten der WM<br />

Auch in diesem Jahr übertragen ONE und<br />

ARD wieder sehr vieles von der WM. Hier die<br />

voraussichtlichen Sendezeiten:<br />

Mittwoch 24.<strong>03</strong>.<br />

KP Damen 12:00 Uhr – 16:00 Uhr live auf<br />

ONE und Sportschau.de<br />

KP Paare 18.30 Uhr – 22:50 Uhr live auf<br />

Sportschau.de (ab 20 Uhr mit Kommentar)<br />

Donnerstag 25.<strong>03</strong>.<br />

KP Herren 13:00 Uhr – 17:00 Uhr live auf<br />

ONE und Sportschau.de<br />

Kür Paare 18:10 Uhr – 22:00 Uhr live auf<br />

Sportschau.de (ab 19.30 Uhr mit Kommentar)<br />

22:15 Uhr – 00:15 Zusammenfassung (ONE)<br />

Freitag 26.<strong>03</strong>.<br />

Rhythmustanz 13:00 Uhr – 16:00 Uhr live<br />

auf ONE und Sportschau.de<br />

Kür Damen 18:00 Uhr – 22:00 Uhr live auf<br />

Sportschau.de (ab 19:30 Uhr mit Kommentar)<br />

22:30 Uhr – 00:30 Uhr Zusammenfassung<br />

auf ONE<br />

Samstag 27.<strong>03</strong>.<br />

Kür Herren 11:00 Uhr – 15:00 Uhr live auf<br />

ONE und Sportschau.de<br />

Kür Eistanzen 17:00 Uhr – 20:15 Uhr live auf<br />

ONE und Sportschau.de<br />

Sonntag 28.<strong>03</strong>.<br />

Schaulaufen 14:00 – 17:00 Uhr live auf ONE<br />

Auch Eurosport kündigte an, sehr vieles von<br />

der WM zu übertragen, teilweise auf Eurosport<br />

1, teilweise auf Eurosport 2 bzw. dem<br />

Eurosport Player (kostenpflichtig). Die genauen<br />

Sendezeiten standen bei Redaktionsschluss<br />

jedoch noch nicht fest.<br />

Hase/Seegert verletzt<br />

Die Berliner EM-Fünften Minerva Hase<br />

und <strong>No</strong>lan Seegert können nicht zur WM<br />

nach Stockholm, obwohl Deutschland dort<br />

zwei Startplätze hat. Denn bei einer unglücklichen<br />

Landung eines dreifachen Twists<br />

im Training riss das Syndesmoseband im<br />

unteren Bein, was eine Operation mit<br />

mehrmonatiger Heilungsphase erforderlich<br />

macht. Einziges deutsches Kunstlaufpaar in<br />

Stockholm sind daher Annika Hocke und<br />

Robert Kunkel.<br />

Kurzmeldungen<br />

Die Schweizer Einzelläuferin Tanja Odermatt (24),<br />

die im Jahr 2016 Schweizer Meisterin war und<br />

2014 und 2016 an Europameisterschaften teilnahm<br />

(Plätze 26 und 28) ist vom Wettkampfsport<br />

zurückgetreten, nachdem feststand, dass es dieses<br />

Jahr keine Schweizer Meisterschaften gibt.<br />

Das georgische Tanzpaar Maria Kazakova und<br />

Georgy Reviya, das im vergangenen Jahr Zweite<br />

der Junioren-WM und 14. der EM geworden<br />

war, kann wegen einer wiederkehrenden Knie-<br />

Verletzung von ihm nicht an der WM in Stockholm<br />

teilnehmen.<br />

Der Schweizer ehemalige Paarläufer Tim Leemann,<br />

der heute hauptberuflich in der Hotellerie<br />

tätig ist. wurde am 24. Februar Vater einer<br />

Tochter Aurora Marie.<br />

krk<br />

Stretch-Stoffe<br />

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Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

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Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon 07933-700-191<br />

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3<br />

Inhalt & Termine<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

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Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Eigentlich hätten Katharina Müller und Tim Dieck Bronze gewonnen, doch sie liefen außer Konkurrenz beim russischen<br />

Pokalfinale (siehe Interview auf Seite 5). Foto: Flade<br />

Eiskunstlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>März</strong> bis Ende April<br />

(mit großem Vorbehalt)<br />

18.<strong>03</strong>. – 21.<strong>03</strong>. Skate Celje (Slowenien),<br />

abgesagt<br />

22.<strong>03</strong>. – 28.<strong>03</strong>. Weltmeisterschaften in<br />

Stockholm (Schweden)<br />

25.<strong>03</strong>. – 28.<strong>03</strong>. Deutsche<br />

Nachwuchsmeister schaften<br />

in Dortmund (geplant)<br />

26.<strong>03</strong>. – 27.<strong>03</strong>. Abu Dhabi Classic Trophy<br />

(Vereinigte Emirate),<br />

verschoben<br />

26.<strong>03</strong>. – 28.<strong>03</strong>. Egna Spring Trophy (Italien)<br />

01.04. – <strong>03</strong>.04. Spring Talents Cup in<br />

Brovary (Ukraine)<br />

07.04. – 11.04. Black Sea Ice Cup in<br />

Kranevo (Bulgarien)<br />

07.11. – 11.04. Triglav Trophy mit Narcisa<br />

Cup in Jesenice (Slowenien)<br />

09.04. – 11.04. Ice Cup in Minsk (Belarus)<br />

14.04. – 18.04. Europa Cup Skate Helena<br />

in Belgrad (Serbien)<br />

15.04. – 18.04. World Team Trophy in Osaka<br />

(Japan, sehr unsicher)<br />

17.04. – 18.04. Kurbada Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

Alle Synchronwettbewerbe werden abgesagt,<br />

auch die Synchron-WM.<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

16. April <strong>2021</strong><br />

Inhalt<br />

Corona: Die WM in der „Blase“ 2<br />

Trainer-Portrait: Viola Striegler 4<br />

Interview: Müller & Dieck 5<br />

Interview: Benoît Richaud 6<br />

Interview: Stepanova & Bukin 8<br />

Neues aus aller Welt 9<br />

Teampokal Russland 11<br />

Gran Premio Finale 14<br />

Weitere Wettbewerbe 15<br />

Pokalfinale Russland 17<br />

Challenge Cup 20<br />

Vorschläge für ISU-Regeländerungen 24<br />

Österreich: Hippolyt Cup <strong>2021</strong> 26<br />

Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />

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<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

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Facebook<br />

Titelbild: Mikhail Kolyada<br />

Russisches Roulette der Herren beim Finale<br />

in Moskau: Keiner ist wirklich konstant,<br />

nur Kolyada war in dieser Saison viel<br />

stabiler als früher.<br />

Foto: Olga Timochova<br />

Schweizer Nachwuchskonzept 27<br />

Eislaufgeschichte: Klebe und Metzner 28<br />

Leserbrief31<br />

Neues aus aller Welt 31


4<br />

Viola Striegler<br />

Trainer-Portrait<br />

Mehr als 60 Jahre auf dem Eis<br />

Viola Striegler<br />

Zum Jahresende 2020 ist die Berlinerin<br />

Viola Striegler mit 68 Jahren offiziell als<br />

Bundestrainerin für den deutschen Einzellauf<br />

in den Ruhestand getreten. Damit<br />

ist sie eine von mehreren Trainerinnen einer<br />

ganzen Generation, die zurzeit nach<br />

und nach ihre offizielle Tätigkeit beenden.<br />

Eigentlich wollte sie schon ein Jahr<br />

früher in den Ruhestand gehen. Aber sie<br />

sagte jetzt: „Ich wollte ungern aufhören,<br />

bevor ein Nachfolger gefunden ist. Das<br />

hat ja jetzt geklappt.“ Auch ihre Aufgabe<br />

als Stützpunktleiterin kann sie nun beenden,<br />

nachdem Jens Ter Laak die Stelle<br />

übernommen hat. „Das ist ein Vollzeitjob<br />

und sollte ein jüngerer Mensch tun, der<br />

aber trotzdem schon viel Erfahrung hat.“<br />

Striegler ist 1953 unter dem Namen Viola Pohl<br />

geboren und in der DDR aufgewachsen. Ihr erster<br />

größerer Erfolg im Sport war ein Sieg im<br />

Paarlaufen bei der ersten Kinder- und Jugend-<br />

Spartakiade Ende der 1960er Jahre mit Partner<br />

Wolfgang Kosgalwies. Schlagen konnte das Duo<br />

dabei unter anderem den heutigen Berliner Trainerkollegen<br />

Knut Schubert mit seiner Schwester<br />

Katja. Weil es im Sommer kein Eis gab, sind die<br />

beiden in dieser Jahreszeit auch Rollschuh gelaufen,<br />

aber nicht so wettkampfmäßig wie<br />

manche Läufer im Westen. Mit 16 Jahren war<br />

sie Berliner Meisterin und hörte wegen ihrer<br />

Größe mit dem Paarlaufen auf. Sie machte Abitur<br />

und arbeitete gleichzeitig schon als Übungsleiterin<br />

beim TSC Berlin, weil das ein gutes<br />

Praktikum für ihren späteren Berufswunsch<br />

Trainerin und vom Staat auch so akzeptiert war.<br />

Nach dem Abitur studierte sie Sportwissenschaften<br />

mit dem Ziel Diplomsportlehrerin. Um<br />

das zu ermöglichen, brauchte sie einen Verein,<br />

der sich für sie einsetzte, und einen einflussreichen<br />

Fürsprecher. Dieser Mentor war der Ehepartner<br />

der Berliner Trainerin Inge Wischnewski<br />

(Christine Erraths langjährige Trainerin), der Dozent<br />

in der Trainerausbildung war.<br />

Den Abschluss als Diplomsportlehrerin machte<br />

Striegler dann bei der DHfK (Deutsche Hochschule<br />

für Körperkultur) in Leipzig, Außenstelle<br />

Berlin. Thema ihrer Diplomarbeit waren die Entwicklungsstufen<br />

auf dem Eis von den ersten<br />

Schritten bis zu den einfachen Sprüngen. Während<br />

dieser Zeit arbeitete sie ab der Pädagogischen<br />

Prüfung im Jahr 1973 bereits hauptberuflich<br />

auf dem Eis. Wichtigste Aufgabe waren damals<br />

die Kaderüberprüfungen und Vorbereitungen<br />

von vielen Berliner Eisläufern auf nationale<br />

und internationale Wettkämpfe, unter anderem<br />

auf die „Jugendwettkämpfe der Freundschaft“<br />

innerhalb der Staaten des damaligen Ostblocks.<br />

Ihre beste Schülerin zu dieser Zeit war die heutige<br />

Berliner Trainerin Karin Hendschke, die im<br />

Foto: Flade<br />

Jahr 1983 Silber und 1984 Gold bei den ISU Junioren-Weltmeisterschaften<br />

gewann.<br />

Nach der politischen Wende ging es gleich 1990<br />

weiter für sie, denn der damalige DEU-Präsident<br />

Dr. Wolf-Dieter Montag und Sportdirektor Peter<br />

Krick boten ihr einen Vertrag als DEU-Honorartrainerin<br />

für Berliner Einzelläufer an, den sie<br />

gerne annahm. Ihr bester Läufer in den 1990er<br />

Jahren war Sven Meyer, der an sechs Deutschen<br />

Meisterschaften in der Meisterklasse teilnahm.<br />

Sein Karrierehöhepunkt war 1997/98, als er<br />

Deutscher Meister wurde, den favorisierten Andrejs<br />

Vlascenko schlug und zur EM und WM<br />

durfte. Aber im Mai 1999 beging der Sportpolizist<br />

wohl aus privaten Gründen mit seiner<br />

Dienstwaffe Selbstmord, was Striegler sehr mitnahm:<br />

„Ich war völlig schockiert, weil es vorher<br />

keinerlei Anzeichen für so etwas gab und ich<br />

auch keinerlei Probleme mit ihm hatte. Ich habe<br />

länger überlegt, ob ich meine Tätigkeit als Trainerin<br />

aufgeben sollte. Neben der Präsidentin<br />

Frau Siedenberg und dem Sportdirektor Herr<br />

Dönsdorf war Herr Ketterer damals eine große<br />

Stütze für mich, denn er gab mir Zeit, das zu<br />

verdauen, redete öfter und länger mit mir und<br />

überzeugte mich weiterzumachen.“<br />

Ab etwa 2004 hatte sie eine ganze Reihe von<br />

guten Läufern, vor allem Herren und wurde<br />

„Disziplintrainerin Herren“. Sie bedauert, dass<br />

die meisten irgendwann „weggebrochen“ sind.<br />

Trotz mehrerer schwerer Verletzungen durchgehalten<br />

hat nur Peter Liebers, den sie 16 Jahre<br />

lang betreute. „Die beiden Olympischen Zyklen<br />

von 2006 bis 2014 waren meine interessantesten<br />

Jahre als Trainerin, weil ich mit Peter, und<br />

Martin Liebers, Clemens Brummer und Stefan<br />

Lindemann eine Gruppe hatte, die alle ehrgeizig<br />

waren. Ich musste sie so führen, dass sie trotz<br />

der Rivalität Freunde blieben und sich gegenseitig<br />

anstachelten, denn wie das bei jungen Männern<br />

so ist, sie wollen immer gewinnen.“ Höhepunkte<br />

dieser Zeit waren die knappen Entscheidungen,<br />

wer zu den Olympischen Spielen darf,<br />

2010 war das Stefan Lindemann (Rang 22) und<br />

Benoît Richaud (links)mit Daniel Grassl und<br />

Trainer Lorenzo Magri bei der JWM 2020<br />

Trainerin Viola Striegler und Thomas Stoll bei den Junioren-WM 2017<br />

2014 Peter Liebers. Sein achter Platz in Sotschi<br />

mit der besten Leistung seiner gesamten Karriere<br />

war natürlich ein Highlight auch für die Trainerin,<br />

so wie auch der 6.Platz der EM und die<br />

Goldmedaille bei der Universiade 2015.<br />

Im selben Jahr wurde Striegler Bundestrainerin<br />

für alle Einzelläufer der Meisterklasse. „Das war<br />

nicht so einfach, weil ich den erfahrenen Trainern<br />

nicht reinreden wollte, aber trotzdem Ansprechpartner<br />

für sie und den Athleten bei der<br />

DEU sein sollte. Dies war mehr eine beratende<br />

Tätigkeit, insbesondere im respektvollen Umgang<br />

mit den AthletInnen. Außerdem habe ich<br />

natürlich Lehrgänge abgehalten, auch mit deutschen<br />

Trainerkollegen/innen. Des Weiteren habe<br />

ich mit den Kadersportlern Lehrgänge in der<br />

Schweiz bei Stéphane Lambiel und Robert Dierking<br />

abgehalten.“ Als Reinhard Ketterer als<br />

Stützpunktleiter in Berlin in den Ruhestand gehen<br />

musste (mit der Altersgrenze war der Berliner<br />

Senat gnadenlos), übernahm Striegler auch<br />

zunächst amtierend die Funktion als Stützpunktleiterin.<br />

Die Verhandlungen mit dem Senat<br />

und die Koordination der vielen Trainerkollegen<br />

waren ungewohnt und eine enorme Mehrbelastung<br />

für sie, weil sie lieber am Eis arbeitete.<br />

Robert Dierking, ihren Nachfolger als Bundestrainer,<br />

kennt sie schon von mehreren Lehrgängen<br />

in der Schweiz und befürwortete seine Anstellung.<br />

Er und seine Ehefrau wären nach<br />

Strieglers Meinung gerade mit Blick auf den fälligen<br />

Generationswechsel eine gute Unterstützung<br />

für Berlin, aber die Entscheidung fiel für<br />

Oberstdorf als Amtssitz.. Striegler: „Mal sehen,<br />

wie das läuft, man soll niemals nie sagen.“ Wirklich<br />

in den Ruhestand geht sie noch nicht, denn<br />

sie unterrichtet weiterhin in Berlin und gibt in<br />

den Vereinen an den Stützpunkten Hohenschönhausen,<br />

Paul-Heyse-Straße und im Wedding ihre<br />

Erfahrungen an Landes- und auch Bundeskaderläufer<br />

und Trainer weiter. Striegler: „Für die<br />

Zukunft, besonders Olympia 2022 wünsche ich<br />

allen Athleten mit ihren Trainern und dem DEU-<br />

Team viel Erfolg.“ Klaus-Reinhold Kany


Katharina Müller & Tim Dieck<br />

»Anjelika Krylova hat das Gespür dafür,<br />

wie man mit uns umgehen muss«<br />

Nach fast einem Jahr sind<br />

Katharina Müller und Tim<br />

Dieck zu ihrer Haupttrainerin<br />

Anjelika Krylova nach Moskau<br />

zurückgekehrt und bereiten sich<br />

mit ihr auf die WM vor.<br />

Katharina Müller und Tim Dieck<br />

mit den Trainern Anjelika Krylova und<br />

Maxim Staviski (links), Foto: Flade<br />

5<br />

Katharina Müller & Tim Dieck<br />

Interview<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie es geschafft, nach<br />

Russland zurückzukommen?<br />

Katharina: Wir haben es die ganze Saison über<br />

versucht. Als es jetzt vor der WM tendenziell<br />

dahinging, dass wir uns vorbereiten müssen,<br />

sagten wir uns, wir müssen spätestens im Februar<br />

nach Russland. Wir brauchten eine andere<br />

Variante, weil Herr Skotnicky nicht mehr Bundestrainer<br />

ist und auch nicht die ganze Verantwortung<br />

übernehmen wollte. Er hat einen Brief<br />

an Herrn Gorshkov (russischer Verbandspräsident)<br />

geschrieben und wir haben es endlich geschafft,<br />

unsere Dokumente wurden fertig gestellt.<br />

Wir konnten im Konsulat gar nicht glauben,<br />

dass es so einfach und so schnell ging. Wir<br />

haben es ein Jahr lang versucht und jetzt ging<br />

es auf einmal. Als wir das Resultat vom Corona-<br />

Test hatten, haben wir direkt den nächsten Flieger<br />

nach Moskau genommen.<br />

Tim: Nach 318 Tagen haben wir es geschafft.<br />

Sie konnten nicht bei Anjelika trainieren,<br />

aber Sie waren ständig in Kontakt.<br />

Tim: Ja, und Anjelika hat viele Entscheidungen<br />

getroffen, was Änderungen angeht und dass wir<br />

mit speziellen Trainern arbeiten sollen, wann<br />

wir nach Oberstdorf fahren und wann wir in<br />

Dortmund bei Vitali (Schulz) trainieren sollen.<br />

Das hat soweit gut geklappt und wir sind unendlich<br />

dankbar dafür, dass Vitali Schulz und<br />

Herr Skotnicky uns so gut betreut haben über<br />

diese zehn Monate hinweg. Dennoch sind wir<br />

umso glücklicher, dass wir jetzt zurück sind.<br />

Katharina: Hier merke ich doch wieder, sie haben<br />

andere Schwerpunkte, die wir ein bisschen vernachlässigt<br />

haben. Es ist jetzt Anjelikas Aufgabe,<br />

noch mehr Power und Lebendigkeit reinzugeben.<br />

gen ist es umso besser, dass wir nun für die<br />

WM-Vorbereitung hier sind.<br />

Was ist der Hauptgrund, dass Sie wieder bei<br />

Anjelika in Russland trainieren wollen?<br />

Tim: Für mich persönlich spielt unterbewusst<br />

mit, dass unsere Saison bei Anjelika unsere bisher<br />

erfolgreichste war. Wir haben für uns gemerkt,<br />

dass wir uns in der Saison bei Anjelika<br />

am meisten verbessert haben und dementsprechend<br />

war es für uns keine Frage, dass sie diejenige<br />

ist, die uns auf den Weg, auf das Ziel<br />

Olympia vorbereitet.<br />

Katharina: Anjelika hat das Gespür dafür, wie<br />

man mit uns umgehen muss. Sie sagt immer das<br />

Richtige in dem Moment und gibt das richtige<br />

Gefühl im Wettkampf. Bei ihr entwickle ich den<br />

Spaß daran zu laufen, mich zu präsentieren. Wir<br />

wissen, wer von uns steht, sei es Anjelika, Maxim<br />

Staviski, Oleg Ovsiannikov. Du strengst dich automatisch<br />

mehr an, weil die gucken. Es sind zwar<br />

keine Seniorenpaare hier, was uns ein bisschen<br />

fehlt, aber trotzdem spürt man diese Energie<br />

Tim: Maxim Staviski war früher mein absolutes<br />

Vorbild. Ich weiß noch, als ich das erste Mal<br />

hierhin gekommen bin, war ich total nervös, da<br />

wollte ich unbedingt das Beste für die Trainer<br />

zeigen und dieses Gefühl ist bis heute noch da.<br />

Dann noch zu wissen, dass sie hinter dir stehen,<br />

ist ein tolles Gefühl.<br />

Wie war es beim Pokalfinale zu laufen?<br />

Tim: Ich habe zu Katharina am Anfang gesagt,<br />

ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben<br />

wie ein Immigrant. Es ist schon was anderes.<br />

Katharina: Ich bin ein bisschen mit dem russischen<br />

Eiskunstlauf aufgewachsen. Als feststand,<br />

dass wir hier laufen, dachte ich, jetzt bin ich<br />

nervöser als zur WM, weil hier alle meine russischen<br />

Idole sitzen, die ich früher im Fernsehen<br />

gesehen und angehimmelt habe, und mir zugucken<br />

werden. Mir war klar, dass wir das als Probe<br />

sehen, aber wir wollten doch dem russischen<br />

Standard entsprechen, weil die Läufer alle sehr<br />

Tim: Lebendigkeit ist ein gutes Stichwort. In<br />

Deutschland haben wir sehr viel an unserer<br />

Technik gefeilt und haben uns technisch sehr<br />

gut weiterentwickelt. Aber dieses Leben reinbringen,<br />

das Tänzerische, das ist genau Anjelikas<br />

Ding und das ganze Team arbeitet hier genau<br />

aufeinander zu, das merken wir direkt. Deswegut<br />

sind. Es war total schön, endlich mal diese<br />

Arena zu spüren, Menschen zu spüren und nicht<br />

in der leeren Halle zu laufen. Es ist sogar besser<br />

hier als bei der WM, weil hier Zuschauer sind.<br />

Wir sind sehr dankbar.<br />

Tim: Die Frauen waren vor uns dran und mit uns<br />

in der Aufwärmhalle und dort war Herr Professor<br />

Mishin. Für mich war es ein Highlight zu sehen,<br />

wie er mit Elizaveta Tuktamysheva umgeht. Es ist<br />

eine Ehre, dass wir unter den ganzen tollen russischen<br />

Sportlern mitlaufen durften. Wir können<br />

auch Vitali schnell anrufen, aber zusammen mit<br />

Anjelika funktioniert es einfach so gut. Ich kann<br />

gar nicht in Worte fassen, was für eine Trainerin<br />

sie ist. Sie ist die Trainerin, die wir immer gesucht<br />

und vor einem Jahr gefunden haben.<br />

Katharina: Max Staviski liebe ich auch. Er bringt<br />

so viel Humor rein. Wenn wir mal genervt sind<br />

veräppelt er uns und dann ist die Stimmung<br />

wieder total locker. Sie ergänzen sich gut.<br />

Was ist Ihr Ziel für die WM?<br />

Tim: Natürlich wollen wir den Olympiastartplatz<br />

für Deutschland erlaufen. Aber das generelle<br />

Ziel ist, dass wir einfach unsere bestmögliche<br />

Leistung zeigen, zeigen, dass wir zwei gute Programme<br />

haben und dass wir zu dieser WM gehören,<br />

dass wir Deutschlands Nummer eins zum<br />

jetzigen Zeitpunkt sind und natürlich bleiben<br />

wollen. Ich denke für den größten Teil der<br />

Sportler ist es eine Erleichterung, dass die WM<br />

geplant ist. Irgendwo muss es weitergehen. Natürlich<br />

gibt es auch andere Sachen als unseren<br />

Sport oder Sport allgemein, das verstehen wir.<br />

Ich habe mich sehr gefreut darüber, dass die<br />

WM stattfinden soll, aber es war für mich nicht<br />

sehr verwunderlich, weil es aus meiner Sicht<br />

keinen Grund gab zu sagen, das geht auf keinen<br />

Fall. Wenn man will, dann gibt es einen Weg,<br />

auch einen sehr, sehr sicheren.<br />

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg<br />

in Stockholm!<br />

Mit Katharina Müller und Tim Dieck sprach<br />

Tatjana Flade.<br />

•••


6<br />

Benoît Richaud<br />

Benoît Richaud »Ich möchte<br />

jede Choreographie einzigartig machen«<br />

Interview<br />

Der Franzose Benoît Richaud (33) hat<br />

sich in den vergangenen Jahren einen<br />

Namen als Choreograph gemacht und<br />

mit bekannten Läufern wie Daisuke<br />

Takahashi, Bradie Tennell, Daniel Grassl<br />

und Kaori Sakamoto gearbeitet. In<br />

diesem Interview spricht er über seine<br />

eigene Karriere, wie er Choreograph<br />

wurde und über seine Vision.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie kamen Sie zum Eiskunstlauf?<br />

Benoît: Ich komme aus dem Süden Frankreichs<br />

und Sie müssen wissen, dass Eiskunstlauf dort<br />

überhaupt nicht populär ist. Ich hatte Glück, in<br />

Avignon gab es eine kleine Eishalle. Ich war als<br />

Kind sehr aktiv und habe viele verschiedene<br />

Sportarten ausprobiert. Ich sah meine Cousine<br />

beim Eislaufen und wollte es gleich ausprobieren.<br />

Von sechs bis neun habe ich Einzellauf gemacht,<br />

dann fing ich mit Rugby an und hörte<br />

mit dem Eislaufen auf. Mit elf ging ich wieder<br />

zurück zum Eiskunstlauf. Dann kamen die Olympischen<br />

Spiele 2002 und sie waren eine Entdeckung<br />

für mich. Ich sah Marina Anissina und<br />

Gwendal Peizerat gewinnen und sagte meiner<br />

Mutter ‚das will ich machen‘. Ich sagte, ich will<br />

bei denselben Trainern trainieren wie Marina<br />

und Gwendal und meine Trainer sagten ‚du bist<br />

verrückt‘. Aber meine Mutter rief Muriel Zazoui<br />

an und im Mai 2002 fuhren wir nach Lyon. Muriel<br />

und Romain Haguenauer sagten am Ende<br />

des Probetrainings, dass sie eigentlich keine Kinder<br />

nehmen, aber sie machen eine Ausnahme für<br />

mich. Ich war 13 Jahre alt und ich machte Solo-<br />

Eistanz, bis sie eine Partnerin für mich fanden.<br />

Ich zog alleine nach Lyon und wohnte bei einer<br />

Gastfamilie. Es lief gut im Eistanz. Ich wurde<br />

Französischer Juniorenmeister (mit Elodie Brouiller),<br />

wir waren im Juniorenfinale und Siebte bei<br />

der Junioren-WM in Oberstdorf 2007. Aber es<br />

war schwierig, mit mir zu laufen. Mir fehlte der<br />

Teamgeist, deswegen hörte meine erste Partnerin<br />

auf. Danach lief ich mit Terra (Findley), aber kurz<br />

nach dem Aufstieg in die Meisterklasse hörte ich<br />

auf. Ich fing an, in einer Bar zu kellnern. Mir<br />

fehlte die Reife und das Verständnis. Inzwischen<br />

habe ich mich bei meinen früheren Partnerinnen<br />

entschuldigt und sie reden mit mir.<br />

Haben Sie es jemals bereut, dass Sie Ihre<br />

Karriere so früh beendet haben?<br />

Nein, denn wenn ich zurückschaue ist mir klar,<br />

dass ich nicht gern Wettkämpfe lief. Ich habe<br />

gern trainiert, neue Programme mit den Trainern<br />

aufgebaut, alles das, aber ich mochte keine<br />

Wettbewerbe. Dafür war ich nicht gemacht.<br />

Ich habe vier Jahre lang keine Schlittschuhe<br />

angezogen.<br />

Wie kamen Sie zum Eiskunstlauf zurück?<br />

Ich arbeitete in der Bar und ich habe Musik gemacht<br />

und zwei Alben veröffentlicht. Ich habe<br />

per Fernstudium am Cours Florent studiert, der<br />

besten Schauspielschule in Frankreich. Plötzlich<br />

bekam ich eine E-Mail von Art on Ice, die ich<br />

eigentlich nicht öffnen wollte, denn ich hasste<br />

Holiday on Ice. Aber ich habe sie geöffnet und<br />

sie luden mich zu einer TV Show, „Dancing on<br />

Ice“, in die Niederlande ein. Ich dachte, eine TV-<br />

Erfahrung könnte interessant sein. Es gefiel mir<br />

nicht, aber ich fand das Konzept einer TV-Show<br />

sehr interessant. Das Wichtigste jedoch war,<br />

dass ich merkte, dass ich das Eislaufen vermisste.<br />

Danach wurde ich Eistanztrainer in Basel. Ich<br />

trainierte Hobbyläufer und die nationalen Meister<br />

und Zweiten der Meisterschaft. Mit ihnen<br />

fuhr ich zur EM 2015. Ich unterrichtete Eislauffertigkeiten,<br />

Choreographie und fing an, mit<br />

jungen Schweizer Läufern zu arbeiten. Ich kam<br />

in Kontakt mit Ingrida (Snieskiene), der früheren<br />

Trainerin von Deniss Vasiljevs und sagte, ich<br />

möchte gern Choreographie für Deniss machen<br />

Benoît Richaud (links)mit Daniel Grassl und<br />

Trainer Lorenzo Magri bei der JWM 2020<br />

und sie sagte ja. “Adagio for Tron” für Deniss<br />

2014 war meine erste Erfahrung mit einem Einzelläufer.<br />

Aber in der Schweiz gefiel es mir nicht<br />

mehr. Und weil ich sah, dass den Leuten meine<br />

Choreographie gefiel, sagte ich mir, dass ich<br />

Choreograph werden will. Ich arbeitete mit Läufern<br />

aus dem französischen Nationalteam und<br />

so kam es Schritt für Schritt. Nach der WM<br />

2015 war ich in Champéry und dort sah mich<br />

Alexei Mishin und sagte, ich solle Choreographie<br />

für Lisa Tuktamysheva machen. Er lud mich<br />

ein, den ganzen Sommer mit seinem Team zu<br />

arbeiten. 2016 sprach mich der japanische Verband<br />

bei der Junioren-WM an. Ich denke, die<br />

Leute hatten das Gefühl, dass Deniss‘ Choreographie<br />

wirklich anders war.<br />

Was inspiriert Sie?<br />

Ich komme nicht aus einer Künstlerfamilie, aber<br />

mein Vater war DJ und meine Mutter tanzte<br />

gerne. Ich denke, dass hatte einen Einfluss auf<br />

mich, als ich klein war, denn im Haus war immer<br />

Musik und meine Mutter tanzte. Seit ich<br />

sehr jung war, mochte ich das Andere und mein<br />

Auge wird von Details angezogen. Ich denke,<br />

das spiegelt sich in meiner Choreographie wider.<br />

Ich möchte jede Choreographie einzigartig machen.<br />

Für mich ist es sehr wichtig, die Persönlichkeit<br />

des Läufers zu finden. Ich glaube, dass<br />

jeder Eisläufer etwas Besonderes hat und das<br />

will ich herausbringen. Um auf die Frage zurückzukommen,<br />

ich denke, es hat sehr viel mit<br />

meiner persönlichen Lebenserfahrung zu tun. Je<br />

älter ich werde, desto mehr realisiere ich, dass<br />

wir in Frankreich in einem Land leben, das<br />

Kunst kultiviert. Ich habe alle aktuellen Ballett-<br />

Aufführungen in Europa gesehen, die mir gefallen.<br />

Ich habe die klassischen Komponisten studiert,<br />

mit Rachmaninov habe ich angefangen. Er<br />

und der estnische Komponist Arvo Pärt sind<br />

meine Favoriten. Ich habe den Eindruck, dass<br />

Gott zu mir spricht, wenn ich ihre Musik höre.


7<br />

Eva-Lotta Kiibus beim Cup of Russia 2020<br />

Medaille für Bradie Tennell bei den Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften 2020, Fotos: Flade<br />

Sie arbeiten inzwischen mit vielen Läufern.<br />

Wie stellen Sie sicher, dass die Choreographie<br />

nicht zur Fließbandarbeit wird?<br />

Sie werden immer meinen Stil erkennen. Ich<br />

bin froh, dass die Leute realisieren, dass selbst<br />

wenn ich sechs Mädchen in den top zwölf<br />

habe, keine der anderen gleicht. Ich will nicht,<br />

dass die Läuferinnen ähnlich sind, aber daran<br />

denke ich nicht, wenn ich die Programme gestalte.<br />

Das Ziel ist es, sie in den Vordergrund zu<br />

stellen und auf ein höheres Niveau zu bringen.<br />

Ich sehe ihr Potenzial und will, dass sie besser<br />

werden. Egal, ob ich mit einem Mädchen arbeite,<br />

das unter den besten fünf ist oder 20. bei<br />

der WM – es passiert etwas Interessanteres als<br />

in den Jahren davor. Das jüngste Beispiel ist<br />

Eva-Lotta Kiibus, sie hat einen riesigen künstlerischen<br />

Fortschritt gemacht. Ja, ein paar Sachen<br />

sind vielleicht manchmal ein bisschen<br />

ähnlich, das ist klar. Aber meine Programme<br />

basieren so sehr auf der Persönlichkeit der Läuferinnen,<br />

dass ich keine Sorge habe, dass die<br />

Leute sagen‚ ,das ist derselbe Musikstil, dasselbe<br />

Kostüm, dieselbe Choreographie‘.<br />

Sie haben mit ganz unterschiedlichen Läufern<br />

gearbeitet. Was ist Ihre Herangehensweise?<br />

Mit Daisuke (Takahashi) habe ich viel diskutiert<br />

und wir hatten ‚erwachsene‘ Momente, würde<br />

ich sagen – essen gehen, ein Glas Wein trinken.<br />

Aber für mich ist es essenziell, auch zu den jüngeren<br />

Läufern eine Beziehung aufzubauen. Alle<br />

meine Läufer reden viel mit mir, senden mir<br />

Nachrichten. Du kannst nicht der Choreograph<br />

sein und dich nicht für die Persönlichkeit und<br />

das Leben deiner Läufer interessieren. Die<br />

Menschen ziehen gern Vergleiche, aber das<br />

Wichtige ist, die Persönlichkeit des Läufers zu<br />

finden. Ich habe mit Künstlern wie Denis Ten,<br />

Jeremy Abbott, Daisuke Takahashi gearbeitet,<br />

aber es ist auch sehr interessant, mit jemanden<br />

etwas zu machen, der nicht wirklich tanzen<br />

kann und ihn fantastisch und magisch auf dem<br />

Eis wirken zu lassen. Am Anfang habe ich gehört,<br />

‚was willst du mit Bradie Tennell tun‘? Als<br />

ich mit ihr angefangen habe, was sie so Achte<br />

der US-Meisterschaft und das nächste Jahr<br />

war sie US-Meisterin. Ich erinnere mich, dass<br />

die Leute gesagt haben, Bradie kann nur springen<br />

und nicht Eis laufen. Nun bekommt sie<br />

jede Saison bessere Komponenten.<br />

Wie schwer ist es, kreative Programme zu<br />

schaffen, wenn die Elemente immer schwieriger<br />

werden?<br />

Ja, Daniel Grassl hat viele Vierfache im Programm.<br />

Aber ich denke nicht, dass das<br />

schwierig zu verbinden ist, du musst es nur<br />

akzeptieren. Eiskunstlauf ist ein Sport und die<br />

Leute engagieren einen Choreographen, um<br />

eine Lösung für ein Programm mit technischen<br />

Elementen zu finden. Ich kenne die Regeln<br />

sehr gut und denke nicht, dass das ein Widerspruch<br />

ist. Die Choreographie muss funktionieren<br />

und du musst die richtigen Zutaten finden,<br />

damit es am Ende funktioniert. Der Trainer<br />

entscheidet über die technischen Elemente.<br />

Ich würde nie Daniel sagen, dass er einen<br />

Vierfachen am Ende machen soll. Ich muss<br />

wissen, wo ich die Elemente platziere, damit<br />

es für den Läufer komfortabel ist. Der Schwierigkeitsgrad<br />

kann die Kreativität beeinflussen,<br />

aber das stört mich nicht, sondern macht mich<br />

noch kreativer.<br />

Worin sehen Sie den Unterschied zwischen<br />

Choreographie für Frauen und für Männer?<br />

Gute Frage. Ich arbeite viel mehr mit Mädchen<br />

als mit den Männern. Ich kann sagen, dass die<br />

Mädchen viel starker als die Männer sind und<br />

die Arbeit, die Korrekturen viel leichter akzeptieren.<br />

Ich habe realisiert, dass die Männer<br />

seltsamerweise emotionaler sind. Ich glaube<br />

ernsthaft, dass Frauen viel stärker als Männer<br />

sind. Die Jungs haben immer ein Problem ‚mir<br />

tut es da und da weh‘, ‚ich kann nicht mehr<br />

als ein, zwei Stunden auf dem Eis sein‘ … Das<br />

passiert nie mit Mädchen! Sie beschweren sich<br />

nie. Mit den Jungs ist es etwas komplizierter,<br />

aber nicht mit allen. Ich habe nur sehr wenige<br />

Choreographien gemacht, in denen ich die<br />

Frau als fragil darstelle. Mir gefällt es, dass<br />

Frauen stark und mächtig sind, sogar in der<br />

Musikwahl. In der Choreographie sehe ich keinen<br />

großen Unterschied zwischen Frauen und<br />

Männern. Wir leben im Jahr <strong>2021</strong> und ich<br />

sehe alle einfach als Menschen.<br />

Wie war es für Sie, online Choreographien<br />

zu erstellen?<br />

Es war sehr interessant. Zuerst einmal mag ich<br />

es, wenn etwas schwierig ist und man mir sagt<br />

‚das geht nicht‘. Dann will ich es umso mehr. Als<br />

das Coronavirus kam, habe ich sehr schnell verstanden,<br />

dass ich online arbeiten muss, und<br />

habe das akzeptiert. Am Anfang war es sehr<br />

schwer, muss ich sagen. Für mich geht es sehr<br />

viel um die Beziehung zu den Läufern, mit ihnen<br />

auf dem Eis zu sein. Ich habe gelernt, meine<br />

Choreographie mehr mit Worten herüberzubringen,<br />

indem ich viel mehr erkläre. Mein Wohnzimmer<br />

wurde meine Eishalle und ich kann sagen,<br />

es hat sehr gut funktioniert. Es hat länger<br />

gedauert, aber andererseits sagen wir – ist das<br />

Glas halb voll oder halb leer? Jetzt arbeite ich<br />

mit meinen Läufern wöchentlich, vorher vier<br />

Wochen im Jahr. Es gibt auch positive Seiten<br />

dieser Erfahrung und ich denke, daraus wird<br />

sich etwas für die Zukunft weiterentwickeln.<br />

Das hat bereits begonnen. Sicher werde ich<br />

wieder reisen und Choreographie wird wieder<br />

real gemacht werden, aber wir können in der<br />

Saison online arbeiten.<br />

Was können Sie uns über Ihre Projekte Peak<br />

Ice Camp und Carte Blanche Show sagen?<br />

Peak Ice sind Trainingslager. Ich kann Eislauffertigkeiten<br />

in Europa, Japan oder den USA unterrichten.<br />

Egal, ob du Olympiasieger bist oder nie<br />

zur WM oder den Olympischen Spielen kommen<br />

wirst, ich werde dich auf die gleiche Weise die<br />

gleichen Dinge lehren. Es ist dasselbe, ob ich<br />

Choreographie für Topläufer oder Läufer auf<br />

niedrigem Niveau mache. Ich lade hochqualifizierte<br />

Trainer zu meinen Camps ein – wir werden<br />

Sergei Rozanov, Lorenzo Magri haben und wir<br />

hatten Alexander Abt, Sergei Voronov. Ich mag<br />

die Russen, denn sie sind technisch die besten.<br />

Das Ziel ist es, eine professionelle Umgebung für<br />

Läufer auf allen Niveaus anzubieten. Es geht um<br />

die Entwicklung und wir arbeiten an allen Bestandteilen<br />

des Eiskunstlaufs plus Tanz, Ausdruck,<br />

Kreativität, Interpretation. In den Camps<br />

mit Techniktrainern bieten wir läuferische Fähigkeiten,<br />

Technik und Training außerhalb vom Eis<br />

an. Diese Camps mache ich in Frankreich und<br />

das Ziel ist es, sie international anzubieten.<br />

Carte Blanche ist eine Idee, die Barriere zwischen<br />

dem Eislauf als Sport und der Kunst zu durchbrechen.<br />

Ich möchte die Kunst, alles das, was mich<br />

seit meiner Kindheit inspiriert hat wie Ballett,<br />

Modern Dance, Neoklassik, wieder mit dem Eiskunstlauf<br />

verbinden. Carte Blanche wird keiner<br />

anderen Show ähneln. Der Eindruck soll so sein,<br />

als ob du in die Oper gehst oder eine Modern<br />

Dance Aufführung siehst. Die Choreographie<br />

steht im Vordergrund. Das heißt, die Läufer werden<br />

nicht präsentiert, selbst wenn sie Olympiasieger<br />

sind. Das ist nicht das Ziel, sondern die<br />

Kunst auf das Eis zu bringen. Die ersten Shows<br />

sollen Ende <strong>2021</strong> stattfinden und ab 2022 werden<br />

wir Shows in Japan haben und expandieren.<br />

Mit Benoît Richaud sprach Tatjana Flade.<br />

Besuchen Sie die<br />

<strong>Pirouette</strong> auf Facebook<br />

•••<br />

Benoît Richaud<br />

Interview


8<br />

Alexandra Stepanova & Ivan Bukin<br />

Interview<br />

Alexandra Stepanova (25) und Ivan<br />

Bukin (27) gewannen ihren ersten nationalen<br />

Meistertitel nach fast einem Jahr<br />

Wettkampfpause. Zunächst litt Stepanova<br />

unter Rückenproblemen, dann erkrankten<br />

beide nacheinander an Corona.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Bei der Russischen Meisterschaft<br />

konnten Sie erstmals in dieser Saison starten.<br />

Wie haben Sie diese schwierige Zeit mit Verletzung<br />

und Krankheit erlebt?<br />

Alexandra: Wir haben die Wettkämpfe in der Tat<br />

sehr vermisst. Diese schwierige Periode haben wir<br />

dank unserer Trainer und Familien überstanden.<br />

Als wir anfingen, Programmteile durchzulaufen,<br />

waren wir sehr erschöpft und machten uns Sorgen,<br />

dass uns nichts gelingt. Doch unsere Trainer<br />

haben uns sehr unterstützt und uns beruhigt.<br />

Ivan: Es war sehr wichtig, dass sie uns nicht gedrängt<br />

haben. Wir haben uns in Ruhe vorbereitet.<br />

Wir wussten, dass wir sehr lange nicht zusammen<br />

gelaufen sind und dass wir vor der<br />

Meisterschaft nicht viel Zeit hatten, aber wir<br />

durften uns am Anfang nicht überanstrengen.<br />

Wie haben Sie sich von Corona erholt?<br />

Alexandra: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht,<br />

wie lange das gedauert hat. Die ersten zwei<br />

Wochen nach der Krankheit bin ich eine Aufwärmrunde<br />

auf dem Eis gelaufen und war schon<br />

müde. Das hat mir Angst gemacht und ich habe<br />

mich gefragt, wie es weitergehen soll. Aber<br />

dann ging es ganz langsam aufwärts. Als Vania<br />

aufs Eis kam, wurde es leichter. Mir wurde klar,<br />

jetzt fangen wir wieder an und alles wird gut.<br />

Ivan: Die Krankheit verlief unterschiedlich bei<br />

uns. Ich brauchte zwei, drei Wochen guter Arbeit<br />

um mich wieder gesund zu fühlen, nachdem ich<br />

zweieinhalb Wochen krank war. Es war schwer.<br />

Dein Körper macht einfach nicht mit. Aber Besonderheiten<br />

nach dieser Krankheit merke ich<br />

nicht, nur dass sie sehr lange andauert.<br />

Was bedeutet Ihnen Ihr erster nationaler<br />

Titel vor diesem Hintergrund?<br />

Alexandra: Für uns war es schon ein Sieg, dass<br />

wir angetreten und gut gelaufen sind, und das<br />

bei unserem ersten Wettbewerb. Besonders in<br />

Alexandra Stepanova<br />

& Ivan Bukin<br />

»In der Stille zu laufen, wird sich<br />

vielleicht anfühlen wie ein Training«<br />

der Kür, da fühlten wir uns schon sicherer. Vor<br />

dem Rhythmustanz war ich nicht nur aufgeregt,<br />

sondern ich hatte regelrecht Angst. Wir waren<br />

fast ein Jahr lang nirgendwo aufgetreten und<br />

ich dachte, lieber Gott, am liebsten würde ich<br />

weglaufen. Aber in der Kür war ich ruhig.<br />

Ivan: Das ist ein sehr wichtiger Titel, aber als<br />

wir uns vorbereitet haben, haben wir nicht daran<br />

gedacht, wie wir uns fühlen werden, wenn<br />

wir gewinnen. Wichtiger war es zu spüren, dass<br />

wir wieder da sind. Du vergisst wirklich, was ein<br />

Wettbewerb ist. Da ist diese Wettkampf-Magie<br />

und die haben wir sehr vermisst.<br />

Sie haben Ihre Programme aus dem Vorjahr<br />

behalten, aber Sie hatten noch vor der später<br />

abgesagten WM den zweiten Teil Ihres<br />

Rhythmustanzes zu „The Show Must Go On“<br />

geändert. Warum?<br />

Alexandra: Alexander Vasilievitch (Svinin, Trainer)<br />

hat diese Musik vorgeschlagen. Sie erschien<br />

uns so viel mächtiger, stärker, dass wir entschieden<br />

haben, sie zu nehmen.<br />

Ivan: Wir sind ihn aber noch nicht so gut gelaufen<br />

wie im Training, weshalb wir jetzt besonders<br />

an diesem zweiten Teil arbeiten werden, um<br />

noch Tempo und Emotionen hinzuzufügen.<br />

Eigentlich hatten Sie eine neue Kür<br />

einstudiert.<br />

Alexandra: Ja, wir sind sogar nach Vanias Krankheit<br />

ziemlich große Teile durchgelaufen. Doch<br />

zwei Wochen vor der Russischen Meisterschaft<br />

sagten unsere Trainer, ‚was haltet ihr davon,<br />

wenn wir die alte Kür behalten‘. Wir waren dafür.<br />

Ivan: Wir lieben diese Kür so sehr, dass wir Gänsehaut<br />

bekamen, als wir die Musik einschalteten.<br />

Dieses Programm gefällt wahrscheinlich<br />

nicht nur uns, sondern auch den Zuschauern<br />

und Preisrichtern und alle sagen, sie passt zu<br />

uns. Es war sehr wichtig, sich an diese Emotionen<br />

zu erinnern, sie haben uns motiviert und<br />

angespornt. Die neue Kür haben wir zwar vorbereitet,<br />

aber sie war trotzdem noch unfertig<br />

und so ein Material wollten wir nicht zeigen.<br />

Man hätte was Interessantes daraus machen<br />

können, aber wir hatten nicht genug Zeit. Wir<br />

werden dieses Programm ausarbeiten und wahrscheinlich<br />

für die nächste Saison vorbereiten.<br />

Aber das kann sich noch ändern.<br />

Alexandra: Wir wollen jetzt noch nichts über<br />

die Musik sagen, denn vielleicht behalten wir<br />

sie doch nicht. In der aktuellen Situation weiß<br />

niemand, wie es weitergeht.<br />

Wie hat Ihnen der Teampokal gefallen?<br />

Alexandra: Wir haben noch nie an so einem<br />

Teamwettbewerb teilgenommen, deswegen war<br />

das für uns natürlich etwas Neues. Es war toll<br />

und es hat uns sehr gefallen. Danke an unseren<br />

Verband, der diese Veranstaltung organisiert<br />

hat, bei der wir alle laufen durften und mit Zuschauern<br />

sein durften. Das ist eine sehr gute Erfahrung,<br />

sogar für die Olympischen Spiele. Als<br />

wir nach dem Kurztanz unser Team angefeuert<br />

haben, haben wir alles gegeben, haben geschrien,<br />

waren für sie nervös. Und am nächsten<br />

Tag merkten wir, wir hatten nicht genug Kraft<br />

für die Kür. Jetzt wissen wir, das kann passieren<br />

und es ist gut, dass wir das gemerkt haben.<br />

Wie gehen Sie die WM an?<br />

Ivan: Wir versuchen uns auf jeden Wettbewerb in<br />

gleicher Art und Weise vorzubereiten. Wir geben<br />

alles und versuchen zu verbessern. Diese Meisterschaft<br />

ist keine Ausnahme, auch wenn wir unter<br />

interessanten Bedingungen laufen werden.<br />

Alexandra: Wir haben keine Angst. Wir denken,<br />

es sind so viele Vorsichtsmaßnahmen ergriffen<br />

worden, wir werden alle in <strong>No</strong>vogorsk im Trainingslager<br />

sein, machen dort einen Test am Anfang<br />

und am Ende, fliegen nach Schweden, dort<br />

machen wir wieder einen Test und sitzen einen<br />

Tag in Quarantäne, gehen nur zum Training und<br />

in die Halle. So wie ich es verstehe, wird dort<br />

kein einziger Mensch sein, der nicht getestet ist,<br />

und niemand verlässt die Zone Hotel-Halle.<br />

Bei der WM wird es keine Zuschauer geben.<br />

Alexandra: Ja, das wird sehr interessant, denn<br />

unser Verband hat immer das Beste gegeben<br />

und alles getan, was möglich ist, damit Zuschauer<br />

bei unseren Wettbewerben waren, aber<br />

die WM wird ohne Zuschauer sein. In der Stille<br />

zu laufen, wird sich vielleicht wie ein Training<br />

anfühlen, vielleicht sind wir da ruhiger oder<br />

aber umgekehrt nervöser als sonst.<br />

Ivan: Wir sind schon sehr lange nicht mehr<br />

ohne Zuschauer gelaufen, das letzte Mal war<br />

wohl irgendwann bei den Junioren, als nicht<br />

viele Leute da waren, aber dass gar keiner da<br />

ist... mal sehen, wie das wird.<br />

Mit Alexandra Stepanova und Ivan Bukin sprach<br />

Tatjana Flade.<br />

•••


Ulf Bökeler, Foto: privat<br />

Was macht eigentlich…<br />

Ulf Bökeler?<br />

Der ehemalige Stuttgarter Einzelläufer Dr. Ulf<br />

Bökeler (43), der vor knapp 20 Jahren sogar ab<br />

und zu einen dreifachen Axel zeigen konnte,<br />

ist heute Leitender Oberarzt für den „Schwerpunkt<br />

Schulter- und Ellenbogenchirurgie“ des<br />

Marienhospitals Stuttgart. Er ist wie so viele<br />

andere ein ehemaliger Eiskunstläufer in seinem<br />

Hauptberuf sehr erfolgreich, weil er schon als<br />

Kind und Jugendlicher beim Eislaufen gelernt<br />

hat, etwas zu leisten, durchzuhalten und diszipliniert<br />

zu arbeiten. In seiner Altersklasse ist er<br />

auch noch ein sehr guter Tennisspieler.<br />

übernimmt das neu renovierte Büro von Ketterer<br />

und will ansonsten von seinem weiter bestehenden<br />

Hauptwohnsitz in <strong>No</strong>rdrhein-Westfalen<br />

aus arbeiten. Die dadurch freigewordene<br />

Stelle des Ausbildungskoordinators hat die DEU<br />

neu ausgeschrieben.<br />

Eishalle in Sterzing<br />

eingestürzt<br />

Die Halle des Südtiroler Ortes Sterzing, dem<br />

ersten Ort südlich des Brenners, ist am 10. Februar<br />

morgens gegen 7 Uhr unter der Last von<br />

Schneemassen und darauffolgendem Regen<br />

eingestürzt. Zum Glück befand sich niemand in<br />

der Halle, denn wegen der Corona-Einschränkungen<br />

war kein Training erlaubt und auch die<br />

Putzfrau war noch nicht im Haus. Der gesamte<br />

ältere Teil der Halle wurde komplett zerstört. In<br />

der 1983 gebauten Halle mit dem Namen Weihenstephan<br />

Arena fanden die Heimspiele des<br />

lokalen Eishockeyteams, der Broncos statt, zuletzt<br />

noch am Abend vor dem Einsturz. Dort<br />

trainierten auch Breitensportler im Eiskunstlaufen,<br />

außerdem fand regelmäßig Publikumslauf<br />

statt. Die Halle war erst 2019 saniert worden.<br />

Auch in Oberstdorf waren die Schneemassen<br />

Anfang Februar ein Problem. Aber die Lokalpresse<br />

schrieb, dass Sportamtschef Hans-Peter<br />

Jokschat rechtzeitig eine Fachfirma bestellte,<br />

die zusammen mit Mitarbeitern des Sportamtes<br />

und einigen Sportlern mehrere hundert<br />

Tonnen Schnee mit Schneehexen, einer<br />

Schneefräse und anderen Geräten vom etwa<br />

5.000 Quadratmeter großen Dach des Eisstadions<br />

herunterschaufelten.<br />

11-Jährige fordert<br />

Biellmann heraus<br />

Am 20. <strong>März</strong> gibt es in der ARD-Show „Klein<br />

gegen groß“ ab 20:15 Uhr ein <strong>Pirouette</strong>n-Duell.<br />

Die 11-jährige Schweizerin Sophie-Joline von<br />

Felten aus Luzern fordert Denise Biellmann heraus,<br />

die Weltmeisterin von 1981. Schiedsrichterin<br />

ist die Dortmunder Trainerin Marina Kielmann.<br />

Schon vor Jahren gab es einmal ein ähnliches<br />

Duell mit einer oberbayerischen Läuferin.<br />

Péchalat wieder Mutter<br />

Die französische Verbandspräsidentin Nathalie<br />

Péchalat und ihr Ehepartner, der in Frankreich<br />

sehr bekannte Schauspieler Jean Dujardin,<br />

wurden am 18. Februar Eltern ihrer zweiten<br />

Tochter namens Alice (die erste ist fünf Jahre<br />

alt und heißt Jeanne). Wenige Wochen zuvor<br />

war sie auf dem Titel einer französischen Elternzeitschrift<br />

für Schwangerschaftskleidung,<br />

die ein neuer Sponsor des Verbandes geworden<br />

ist. Und sie war mit Ehepartner auf dem<br />

Titel der Klatschzeitschrift Closer, die etwa der<br />

Bunten in Deutschland entspricht.<br />

9<br />

News<br />

9<br />

Foto: privat<br />

Jens Ter Laak neuer<br />

Berliner Stützpunktleiter<br />

Der Krefelder Jens Ter Laak, der von 1994 bis<br />

1998 jeweils unter den sechs besten deutschen<br />

Einzelläufern war und auch einige Grand Prix<br />

bestritten hat, ist neuer hauptberuflicher Stützpunktleiter<br />

in Berlin mit seinen mehreren Eishallen.<br />

In den letzten 14 Jahren war er Koordinator<br />

der Aus- und Weiterbildung der etwa<br />

1.000 haupt- und nebenberuflich tätigen Eislauftrainer<br />

in Deutschland. Er tritt damit die direkte<br />

Nachfolge von Viola Striegler an, die außerdem<br />

auch Bundestrainerin war, Läufer verantwortlich<br />

betreute und daher weniger Zeit<br />

für die Stützpunktleitung hatte. Eigentlich ist<br />

Ter Laak eher Nachfolger des langjährigen<br />

Stützpunktleiters Reinhard Ketterer, der dieses<br />

Amt bis 2014 innehatte. Ter Laak will an drei<br />

bis vier Tagen pro Woche in Berlin präsent sein,<br />

Foto: privat<br />

Anissina wieder verheiratet<br />

Die französisch-russische Eistanz-Olympiasiegerin<br />

Marina Anissina hat im Februar denselben<br />

Schauspieler Nikita Dzhigurda wieder geheiratet,<br />

von dem sie sich vor ein paar Jahren<br />

hatte scheiden lassen.<br />

Ob sie weiterhin mit<br />

ihren zwei Kindern<br />

bei Bordeaux wohnen<br />

bleibt und dort als<br />

Trainerin arbeitet<br />

oder zurück nach<br />

Russland geht, war<br />

nicht zu erfahren.<br />

Brendan Kerry verletzt<br />

Der Australier Brendan Kerry, der im vergangenen<br />

Sommer Australien verlassen hatte und<br />

zum Training von Land zu Land reisen musste,<br />

weil er lange nicht nach Russland einreisen<br />

durfte, kann wegen einer Fußverletzung nicht<br />

an der WM teilnehmen. Niemand sonst in seinem<br />

Land hat die WM-<strong>No</strong>rm. Daher muss er<br />

nun zur Nachqualifikation zur Nebelhorn Trophy.<br />

Inzwischen ist Kerry in Moskau und trainiert<br />

wieder bei Elena Buianova.<br />

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10<br />

News<br />

Calalang/Johnson kommen nicht zur WM<br />

Der US-Verband gab bekannt, dass neben den<br />

neuen kalifornischen Paarlaufmeistern Alexa<br />

Knierim und Brandon Frazier nicht die Trainingskameraden<br />

und Vizemeister Jessica Calalang<br />

und Brian Johnson bei der WM in Stockholm<br />

starten werden. Stattdessen wurden das<br />

erste Ersatzpaar Ashley Cain-Gribble und Timo-<br />

Aber schließlich hatte ein nicht vom Verband<br />

abhängiger Betreuer den Mut, den Mund aufzumachen:<br />

David Wilson, freiberuflicher Hauptthy<br />

LeDuc nominiert, das diesmal Platz drei<br />

belegt hatte, bei der WM 2019 Neunte geworden<br />

war und den USA damit für <strong>2021</strong><br />

zwei Startplätze gesichert hatte (2020 war<br />

die WM ausgefallen). Die Begründung des<br />

Verbandes klang ziemlich seltsam und so, als<br />

ob etwas zu verbergen wäre. Denn man<br />

schrieb, sie würden ihre Teilnahme an der WM<br />

„aus persönlichen Gründen absagen, die<br />

nichts mit dem Coronavirus zu tun hätten“.<br />

Damit wollte der Verband zum einen sagen,<br />

dass sie sich nicht mit dem Virus angesteckt<br />

hätten. Aber warum sagen sie eine WM, den<br />

wichtigsten Wettbewerb der Saison, einen<br />

Monat vorher aus persönlichen Gründen ab?<br />

Hatten sie Krach, haben sie sich getrennt, haben<br />

sie etwas Verbotenes getan oder hat Calalang<br />

weiterhin größere Probleme mit den<br />

Sprüngen? Privat waren sie nicht liiert, so<br />

dass solche Probleme wohl ausscheiden. Bis<br />

zum Redaktionsschluss wollte niemand einen<br />

Grund nennen. So weit ist es mit der politischen<br />

Korrektheit gekommen.<br />

Kritik am kanadischen Verband<br />

In der Öffentlichkeit wagte kein kanadischer<br />

Läufer und Trainer, seinen Verband dafür zu kritisieren,<br />

dass sämtliche Events im Lande einschließlich<br />

des Grand Prix und der Nationalen<br />

Meisterschaften in dieser Saison abgesagt wurden.<br />

Die benachbarten USA hatten dagegen<br />

Skate America und die Nationalen Meisterschaften<br />

trotz der Pandemie mit Erfolg abgehalten.<br />

Es hieß, Kanada habe keine mit den USA<br />

vergleichbaren finanziellen Möglichkeiten, denn<br />

das strenge „Schutzkonzept in einer Blase (Bubble)“<br />

koste sehr viel Geld, das der kanadische<br />

Verband nicht habe. Aber intern waren mit Sicherheit<br />

manche Läufer ungehalten, insbesondere<br />

diejenigen, die ihre Chance schwinden sahen,<br />

bei den Olympischen Spielen zu starten.<br />

Denn es stand zur Debatte, dass sie nicht einmal<br />

bei der WM laufen durften, wie es Hochleistungssportdirektor<br />

Michael Slipchuk im Dezember<br />

angedeutet hatte.<br />

Alexa Knierim und Brandon Frazier<br />

choreograf der Läufer der Schule von Brian Orser,<br />

gab dem in Japan lebenden Journalisten<br />

Jack Gallagher für dessen Online-Zeitung ICE<br />

TIME ein Interview. In diesem kritisierte er die<br />

Verbandspräsidentin Leanna Caron und die Geschäftsstelle<br />

und sagte, der Verband brauche<br />

eine neue Führung, weil die bestehende versagt<br />

und von der WM 2020 bis heute alles abgesagt<br />

habe. Zusammenfassend sagte er: „Die anderen<br />

großen Eislaufnationen wie Russland, die USA<br />

und Japan haben ihre Meisterschaften auch abgehalten.<br />

Zwischen Weihnachten und Neujahr<br />

sah man staunend zu, dass in Edmonton eine<br />

zehntägige Junioren-WM im Eishockey mit<br />

Spielern aus zehn Ländern stattfand, obwohl<br />

doch eigentlich in der Provinz Alberta (in der<br />

Edmonton liegt) alle Eishallen geschlossen gewesen<br />

sein sollen. Es ist eine Schande, dass der<br />

Verband nicht dieselben Privilegien erreichen<br />

konnte wie Hockey, obwohl das ein Mannschaftssport<br />

ist, in dem man sich viel leichter<br />

anstecken kann. Das Argument, Läufer in der<br />

Provinz Alberta hätten nicht trainieren können,<br />

ist Unsinn, denn Eisläufer sind erfinderisch und<br />

Jessica Calalang und Brian Johnson, Fotos: Ritoss<br />

wären eben in eine andere Provinz zum Training<br />

gereist, die offen war. Unsere Präsidentin lebt in<br />

Europa, nicht einmal bei uns im Lande, und<br />

zeigt keinerlei Führungsstärke. Wir brauchen<br />

eine neue Führung.“<br />

Der Verband reagierte zuerst mit einem Glückwunsch<br />

an alle Läufer, die beim dem Online-<br />

Pseudo-Wettbewerb Skate Canada Challenge<br />

teilgenommen haben. Als nächstes veröffentlichte<br />

er eine Stellungnahme zu diesem Artikel<br />

und zu Tweets in ähnlichem Sinn, die der US-<br />

Journalist Phil Hersh verschickt hatte. Zur besonders<br />

kritisierten Absage der Nationalen<br />

Meisterschaften in Vancouver in der Provinz<br />

British Columbia sagte man, alles sei einvernehmlich<br />

und mit den lokalen Behörden abgesprochen<br />

worden. Die Sicherheit der Läufer<br />

habe an erster Stelle gestanden. Punkt Nummer<br />

drei zur Beruhigung war dann die <strong>No</strong>minierung<br />

des erwarteten Teams für die WM. Punkt vier<br />

war, dass man bekanntgab, dass die nächsten<br />

kanadischen Meisterschaften vom 6. bis 13. Januar<br />

2022 in Ottawa stattfinden sollen. krk


11<br />

Neuer russischer Teampokal<br />

Während vielerorts Wettbewerbe<br />

ausfallen, hat der russische<br />

Verband kurzerhand einen neuen ins Leben<br />

gerufen: Als die EM abgesagt wurde,<br />

stampfte er in Zusammenarbeit mit dem<br />

staatlichen TV Sender „Erster Kanal“ einen<br />

Teamwettkampf aus dem Boden. Damit<br />

schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen<br />

mit einer Klappe: Sie motivierten die<br />

Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die<br />

Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb<br />

zu erleben, wie er ähnlich bei den<br />

Olympischen Spielen existiert. Das Turnier<br />

war mit insgesamt 10 Millionen Rubel (ca.<br />

111.000 Euro) dotiert. Das Fernsehen hatte<br />

etwas zu senden, die Fans wurden bei<br />

Laune gehalten. Die Einschaltquoten waren<br />

rekordverdächtig – allein in Russland<br />

schauten mehr als 30 Millionen Menschen<br />

zu. Japan kaufte die Senderechte, Ted Barton<br />

kommentierte einen internationalen<br />

Livestream. Einerseits war der Wettbewerb<br />

eine große Show, andererseits aber nahmen<br />

die Läufer ihn durchaus ernst und es<br />

gab viele herausragende Leistungen zu sehen.<br />

Es war fast Nebensache, dass das<br />

Team unter Kapitänin Alina Zagitova die<br />

Auswahl von Evgenia Medvedeva mit<br />

2634,95 zu 2606,21 Punkten schlug. Gewonnen<br />

hatten eigentlich alle – die Teilnehmer,<br />

der Sport, die Zuschauer. Manche<br />

aggressive Zagitova-Fans verwechselten<br />

die Show mit den Olympischen Spielen<br />

und empörten sich darüber, dass der Sieg<br />

„ihres“ Teams angeblich nicht genug gewürdigt<br />

werde. Der Publikumspreis ging<br />

an Medvedevas Mannschaft.<br />

löst Begeisterung aus<br />

Beim Sprungwettbewerb schlagen die Damen die Herren<br />

Aus Moskau berichtet Tatjana Flade<br />

Los ging es mit einem Sprungwettbewerb, bei<br />

dem sich Anna Shcherbakova, Alexandra Trusova,<br />

Kamila Valieva und Elizaveta Tuktamysheva<br />

mit Dmitri Aliev, Mikhail Kolyada, Andrei<br />

Mozalev und Makar Ignatov maßen. In drei<br />

Runden sollten die Teilnehmer eine dreifachdreifach<br />

Kombination, den dreifachen Axel,<br />

Vierfache und eine Kombination aus bis zu<br />

fünf Sprüngen zeigen. Eine Prominenten-Jury<br />

mit Tatiana Tarasova, Elena Tchaikovskaia, Tamara<br />

Moskvina, Adelina Sotnikova und Maxim<br />

Trankov bewertete die Ausführung. Die<br />

Herren wollten sich nicht blamieren und<br />

standen unter großem Druck, was dazu führte,<br />

dass sie alle irgendetwas verpatzten und<br />

die Damen triumphierten. Womit eigentlich<br />

insgeheim schon jeder gerechnet hatte. „Für<br />

die Jungs war das eine Menge Stress“, sagte<br />

Medvedeva fast mitleidig. „Gegen so tolle<br />

Mädchen hatten sie es echt schwer“, stimmte<br />

Tuktamysheva zu.<br />

Phänomenale Kamila Valieva<br />

Im eigentlichen Teamwettbewerb, für den<br />

einfach alle Punkte zusammengezählt wurden,<br />

starteten pro Mannschaft drei Damen<br />

und Herren, zwei Paarlauf- und drei Tanzpaare.<br />

Zunächst sollte die Zusammensetzung<br />

ausgelost werden, kurzfristig aber mussten<br />

die Kapitäninnen Zagitova und Medvedeva<br />

ihre Läufer abwechselnd selbst berufen. Da<br />

Aliona Kostornaia nicht antrat – sie soll nach<br />

einer Corona-Erkrankung noch nicht in Form<br />

gekommen sein und studierte außerdem eine<br />

neue Kür ein – und durch die Juniorin Maia<br />

Khromykh ersetzt wurde, waren die Damen<br />

nicht ganz gleichwertig verteilt, wovon Zagitova<br />

profitierte. Als Motto wählte die Olympiasiegerin<br />

„Die rote Maschine“, eine Referenz an das<br />

russische Eishockey. „Ich mag Eishockey und es<br />

spielt eine große Rolle in meinem Leben“, erklärte<br />

die Tochter eines Eishockeytrainers. Medvedeva<br />

suchte sich mit der Raumfahrt ein anderes,<br />

sehr populäres russisches Thema aus. Sowohl<br />

russische Astronauten als auch berühmte<br />

Eishockeyspieler sendeten Video-Grußbotschaften<br />

für „ihr“ Team.<br />

Für „Die rote Maschine“ starteten Shcherbakova,<br />

Valieva, Daria Usacheva, Aliev, Ignatov, Mozalev,<br />

Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov, Daria<br />

Pavliuchenko/Denis Khodykin, Tiffani Zagorski/<br />

Jonathan Guerreiro, Annabelle Morozov/Andrei<br />

Bagin und Elizaveta Khudaiberdieva/Egor Bazin.<br />

An Bord von Medvedevas Raumschiff gingen<br />

Trusova, Tuktamysheva, Khromykh, Kolyada,<br />

Mark Kondratiuk, Alexander Samarin, Alexandra<br />

Boikova/Dmitrii Kozlovskii, Anastasia Mishina/<br />

Alexander Galliamov, Alexandra Stepanova/Ivan<br />

Bukin, Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin und<br />

Sofia Shevchenko/Igor Eremenko.<br />

Valieva war noch phänomenaler als bei der Russischen<br />

Meisterschaft und erzielte sowohl im KP<br />

als auch in der Kür die jeweils höchste Punktzahl<br />

bei den Damen – 90,25 bzw. 179,19. Sie<br />

zeigte einen 3A in beiden Programmen und<br />

zwei 4T in der Kür. Nationale Punkte sind immer<br />

etwas überhöht, aber auch international hätte<br />

die 14-Jährige nicht viel weniger bekommen.<br />

„Ich war sehr nervös, denn ich bin nicht nur für<br />

mich, sondern für mein Team gelaufen“, kom-<br />

Teampokal Russland<br />

Die beiden Teams, Foto: Flade


12<br />

Teampokal Russland<br />

mentierte die Juniorenweltmeisterin. Shcherbakova<br />

lieferte ein fehlerfreies KP (82,89) ab und<br />

stand einen 4L in der Kür, bei 4F aber fasste sie<br />

mit der Hand nach (169,06). Trusova stürzte<br />

beim ersten 4L und beim zweiten Versuch war<br />

die Hand auf dem Eis. Der 4T in der zweiten<br />

Kürhälfte war einwandfrei (77,86/163,33). Tuktamysheva<br />

hatte eine Überraschung vorbereitet<br />

und kam mit einem neuen KP zu „Lovely“ von<br />

Billie Eilish und Khaled nach Moskau. Sie riss im<br />

KP den Axel auf, aber in der Kür konnte sie zwei<br />

3A stehen, der erste war allerdings umgestiegen<br />

(70,38/150,41). Usacheva glänzte mit zwei sauberen<br />

Programmen ohne 3A oder Vierfache,<br />

während Khromykh in der Kür am 4T scheiterte.<br />

Die übrigen Herren hatten einen deutlichen Abstand<br />

zu den beiden Besten. Makar Ignatov überzeugte<br />

im KP mit 4R und 4T-3T (99,81), aber in<br />

der Kür ging ihm wie immer die Puste aus, was<br />

zu kleineren Wacklern und schwächeren Komponenten<br />

führte, obwohl er wieder einen guten 4R<br />

zeigte (176,43). Europameister Dmitri Aliev wirkte<br />

noch nicht ganz fit nach seiner Corona-Erkrankung<br />

im Dezember. Im KP stürzte er in der<br />

Schrittfolge, in der Kür beim 4L-Versuch und ein<br />

paar andere Sprünge waren knapp (173,56). Andrei<br />

Mozalev patze beim 4F im KP und auch beim<br />

4T in der Kür. Alexander Samarin war nicht in<br />

Form und meldete sich kurz darauf vom Pokalfinale<br />

ab, wohl in der Einsicht, dass er keine Chance<br />

auf den zweiten WM-Startplatz hat.<br />

Starke Paare<br />

Mark Kondratiuk, Foto: Flade<br />

Kondratiuk beeindruckt wieder<br />

Als Kolyada im Sprungwettbewerb keinen 4T<br />

stehen konnte, schrieben die ersten Kommentatoren,<br />

dass man ihn auf keinen Fall in einem<br />

Teamwettbewerb einsetzen könne und erinnerten<br />

an seine Pleite im KP beim Olympischen<br />

Teamwettbewerb 2018. Sie übersahen geflissentlich,<br />

dass er damals in der Kür viel besser<br />

gelaufen war. In Moskau strafte der 25-Jährige<br />

die Kritiker Lügen und zeigte in den Programmen<br />

fast alles, was er kann. Das flotte KP war mit 4T-<br />

3T, 3A und 3L technisch und stilistisch Weltklasse<br />

und wurde mit 105,42 Zählern belohnt. In der<br />

Nurejev-Kür riskierte der Russische Meister erstmals<br />

in dieser Saison den 4S und stieg um. Die<br />

zwei 4T waren exzellent, ebenso wie 3A-2T, aber<br />

bei den letzten zwei Sprüngen in der Kür stolperte<br />

er, weil ihn wohl die Kräfte verließen<br />

(195,02). „Ich habe wie immer versucht, mein<br />

Bestes zu geben. Es gibt Höhen und Tiefen und<br />

wenn etwas daneben geht, muss man den Rückschlag<br />

mit Würde nehmen“, sagte Kolyada.<br />

Etwas mehr als einen Monat nach seiner sensationellen<br />

Bronzemedaille bei der Russischen<br />

Meisterschaft bewies Mark Kondratiuk, dass<br />

dieser Erfolg keine Eintagsfliege war. Im KP gelangen<br />

ihm 4T und 4S-2T (96,83). In der fehlerfreien<br />

Kür stand der 17-Jährige drei Vierfache<br />

und sechs gute Dreifache, so dass er sogar<br />

knapp einen Punkt mehr als Kolyada erhielt<br />

(196,23). „Das war die bisher beste Kür meiner<br />

Karriere,“ kommentierte der Moskauer, der sich<br />

außerhalb vom Eis für Graffiti-Kunst interessiert,<br />

selbst malt und sogar schon an Ausstellungen<br />

teilgenommen hat.<br />

Die vier Paare bewiesen einmal mehr, dass sie<br />

alle Weltklasseformat haben. Der Kampf um den<br />

dritten Startplatz für die WM blieb spannend.<br />

Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov gewannen<br />

das KP mit einer exzellenten Darbietung (83,61).<br />

In die Kür schlichen sich allerdings ein paar Unsicherheiten<br />

bei den Solosprüngen und beim<br />

Wurfsalchow ein, der Twist und Wurfrittberger<br />

sowie die übrigen Paar-Elemente waren jedoch<br />

sehr gut. Der erste Platz in der Kür war dennoch<br />

ein wenig dem „Meisterbonus“ zu verdanken<br />

(158,45). Anastasia Mishina/Alexander Galliamov<br />

waren technisch das beste Paar und sich<br />

haben sich unter der Anleitung von Tamara<br />

Moskvina auch künstlerisch sehr gut entwickelt.<br />

Im KP glänzten sie mit exakten Elementen<br />

(80,24) und auch die Kür war absolut fehlerfrei<br />

und hatte den höchsten Schwierigkeitsgrad<br />

(156,30), so dass sie eigentlich die beste Wertung<br />

verdient gehabt hätten. Gut eine Woche<br />

nach dem Wettbewerb starb Choreograph Alexander<br />

Stepin, der viel mit ihnen und mit anderen<br />

Paaren der Moskvina-Schule gearbeitet hatte,<br />

im Alter von 68 Jahren. Obwohl er schon<br />

länger krank war, war er noch aktiv und reiste<br />

bis Ende vergangenen Jahres zu Wettbewerben.<br />

Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii waren<br />

Dritte in KP und Kür, nachdem im KP der Wurfflip<br />

verstolpert war und sie in der Kür den zweiten<br />

Sprung in der erstmals in dieser Saison riskierten<br />

Folge aus zwei 3S doppelt sprang (77,80<br />

bzw. 151,10). Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin<br />

verloren etwas an Boden im Vergleich zu<br />

den anderen. Im KP touchierte sie mit der Hand<br />

beim Wurfrittberger (75,73) und in der Kür ging<br />

der Wurfflip daneben. Dafür aber standen sie<br />

einen 3F, den nur ganz wenige Paare in der<br />

Welt im Repertoire haben (143,58).<br />

Keine Überraschung im Eistanz<br />

Im Eistanz durften sechs statt der ursprünglich<br />

vier eingeladenen Duos an den Start gehen. Victoria<br />

Sinitsina/Nikita Katsalapov konnten nicht<br />

teilnehmen, weil sie nach ihrer Corona-Erkrankung<br />

mit Langzeitfolgen zu kämpfen hatte. Alexandra<br />

Stepanova/Ivan Bukin waren daher unangefochten<br />

die Nummer eins und brillierten in<br />

beiden Programmen. Im Rhythmustanz kamen sie<br />

auf 90,75 Punkte und liefen sicherer als bei der<br />

Russischen Meisterschaft. Die Kür zu „Cry Me a<br />

Kamila Valieva<br />

Fotos: Olga Timochova


River“ von Justin Timberlake war mitreißend und<br />

klar die beste des Abends (134,20). Tiffani Zagorski/Jonathan<br />

Guerreiro tanzten solide aber<br />

nicht ganz so feurig wie bei der Russischen<br />

Meisterschaft (85,76/ 128,05). Anastasia Skoptcova/Kirill<br />

Aleshin (81,42/123,34) behaupteten<br />

sich knapp als Nummer drei (bzw. vier wenn man<br />

Sinitsina/ Katsalapov mitrechnet), aber die Abstände<br />

zu Morozov/Bagin (80,54/123,27) und Elizaveta<br />

Khudaiberdieva/Egor Bazin (79,13/123,09)<br />

waren gering. Auch Sofia Shevchenko/Igor Eremenko<br />

haben den Anschluss nicht verloren und<br />

präsentierten sich gut (79,04/120,57). Keines der<br />

Paare machte einen größeren Fehler. Khudaiberdieva,<br />

die ohnehin Rückenprobleme hatte, war im<br />

Einlaufen zum RT mit Kirill Aleshin zusammengestoßen,<br />

trat aber an. In den Pressekonferenzen<br />

nahmen die Kapitäninnen Stellung.<br />

Anastasia Skoptcova<br />

und Kirill Aleshin<br />

13<br />

Teampokal Russland<br />

»„Kapitänin zu sein war für mich schwerer, als<br />

«<br />

Alina Zagitova:<br />

selbst zu laufen. Ich war so nervös, dass ich<br />

sogar eine Allergie bekommen habe. Aktuell<br />

haben wir eine schwierige Situation in der<br />

Welt und es gibt wenige Wettbewerbe. Dieses<br />

Turnier ist eine gute Praxis für die Sportler vor<br />

der Olympiasaison und vor der WM. So einen<br />

Wettbewerb gibt es nirgendwo in der Welt. Sicher<br />

kann man noch was verbessern, aber ich<br />

hoffe, dass es den Pokal jedes Jahr geben wird.<br />

Mir hat es super gefallen. Alle nehmen den<br />

Wettbewerb sehr ernst und sind nervös. Ich<br />

habe alle gefragt, wie wir sie anfeuern sollen.<br />

Denis Khodykin hat zum Beispiel gesagt, dass<br />

wir bei ihnen nicht so laut sein sollen.“<br />

»<br />

Evgenia Medvedeva:<br />

„Der Teampokal war ein guter Ersatz für die<br />

abgesagte EM, denn sonst hätten die Sportler<br />

eine zu lange Pause vor der WM gehabt.<br />

Ich habe mir das Kosmos-Thema komplett<br />

selbst ausgedacht, aber für die Choreographie<br />

unserer Gruppennummer habe ich Ari<br />

Zakarian um Hilfe gebeten, weil ich damit<br />

keine Erfahrung hatte. Ich war so emotional<br />

und habe sogar zweimal geweint. Das letzte<br />

Mal, dass ich in der Öffentlichkeit geweint<br />

hatte, war bei den Olympischen Spielen<br />

(2018). Dieser Wettbewerb fand zum ersten<br />

Mal statt und beim nächsten Mal kann man<br />

sicher einige Korrekturen vornehmen. Die<br />

Auslosung kann verbessert werden. Ich<br />

hätte gern vorher gewusst, dass wir nicht<br />

losen, wie es zuerst hieß, sondern dass<br />

wir unsere Teams wählen sollen und<br />

darauf war ich nicht vorbereitet. Wir<br />

hatten drei Top-Mädchen,<br />

«<br />

wenn<br />

Aliona (Kostornaia) dabei gewesen<br />

wäre, wäre es ausgeglichener<br />

gewesen. Für die Zukunft<br />

fände ich es schöner, wenn<br />

wir als russisches Team<br />

gegen eine internationale<br />

Auswahl antreten<br />

würden.“<br />

Mikhail Kolyada<br />

Anastasia Mishina und Alexander Galliamov


14<br />

Gran Premio Finale<br />

Gran Premio<br />

Finale der italienischen Serie<br />

Starts bei internationalen Wettbewerben<br />

waren in dieser Saison auch<br />

für die italienischen Läufer kaum möglich.<br />

Daher hatte der Verband eine innerita<br />

lienische Serie mit dem Namen „Gran<br />

Premio“ auf die Beine gestellt, deren Finale<br />

fast ohne Zuschauer am 13. und 14.<br />

Februar in der Icelab-Halle in Bergamo<br />

stattfand, mit Siegerehrungen auf dem<br />

Eis und der Nationalhymne. In den vergangenen<br />

Jahren wurde hier stets die<br />

Lombardia Trophy abgehalten. Für die<br />

WM-Teilnehmer war dieses Event eine<br />

willkommene Gelegenheit, zuvor noch<br />

einmal einen Wettbewerb zu laufen.<br />

Im Eistanzen gewannen Charlène Guignard und<br />

Marco Fabbri mit 218 Punkten. Im Rhythmustanz<br />

zu „Grease“ dominierten Bewertungen von +4 für<br />

die Elemente, die Komponenten lagen bei etwa<br />

9,4. In der Kür zu drei Stücken von Dario Marianelli<br />

waren die Level wegen zwei kleiner Wackler<br />

nicht optimal, aber insgesamt blieb der Eindruck<br />

sehr positiv. Platz zwei ging mit 165 Zählern an<br />

Carolina Moscheni und Francesco Fioretti, die<br />

erst seit dieser Saison zusammenlaufen, in der<br />

Kür eine Violinen-Version von David Garrett des<br />

2. Klavierkonzerts von Rachmaninov interpretierten<br />

und mit zur WM kommen. Die Mindestpunktzahlen<br />

in beiden Programmen hatten sie<br />

bei der Egna Dance Trophy Ende Januar <strong>2021</strong> geschafft.<br />

Nur im Eistanzen gab es auch ein Juniorenfinale.<br />

Hier hatten Carolina Portesi Peroni und<br />

Charlène Guignard<br />

und Marco Fabbri<br />

Michael Chrastecky, 17. der Junioren-WM vor einem<br />

Jahr, mit 152 Zählern die Nase vorne.<br />

Paarlaufsieger mit 188 Punkten wurden Nicole<br />

Della Monica und Matteo Guarise. Im KP zu Bearbeitungen<br />

von „Let It Be“ von den Beatles<br />

ging Della Monica beim Wurfrittberger zu Boden,<br />

die anderen Elemente gelangen, auch der<br />

3S. In der Kür zu „Pilgrims On a Long Journey“<br />

der kanadischen Sängerin Coeur de Pirate und<br />

zu „Saturn“ aus dem Musikprojekt „Sleeping At<br />

Last“ von Ryan O‘Neal stürzte sie bei beiden<br />

weggeworfenen Würfen erneut, außerdem war<br />

Della Monicas Toeloop in der Sprungkombination<br />

nur doppelt. Die drei Hebungen wurde dagegen<br />

überwiegend mit +3 und +4 bewertet. Silber<br />

mit 172 Zählern ging an die Nebelhorn-Sieger<br />

Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini, die<br />

ebenfalls für die WM nominiert sind, nachdem<br />

Della Monica/Guarise bei der WM 2019 auf<br />

Rang neun gelandet waren. Im KP zu „Bring Me<br />

to Life“ von der US-Rockband Evanescence<br />

wirkte der Twist unsauber, der Einzelsprung war<br />

nur ein etwas knapper 2A und ihr bestes Element<br />

die Schrittfolge. In der ebenfalls sturzfreien<br />

Kür zu „Grande Amore“ von dem italienischen<br />

Gesangstrio Il Volo gelangen vier Elemente<br />

nicht ganz einwandfrei, während die drei Hebungen<br />

mit +2 und +3 belohnt wurden. Auf<br />

Platz drei landeten Sara Conti und Niccolo Macii<br />

mit 154 Punkten.<br />

Rizzo vor Grassl<br />

Herrensieger wurde Matteo Rizzo mit 260 Punkten<br />

aufgrund eines sehr guten KP zur Musik „A<br />

Chi Mi Dice“ der britischen Boygroup Blue und<br />

94 Punkten. Sehr sauber glückten 4T, 3A, 3L-3T,<br />

drei Level 4-<strong>Pirouette</strong>n und eine anspruchsvolle<br />

Schrittfolge, alle sieben Elemente wurden überwiegend<br />

mit +3 für die Ausführung belohnt, und<br />

stilistisch läuft er mit mehr Power als früher. In<br />

der zweitbesten Kür zur Filmmusik „The Greatest<br />

Showman“ war sein erster 4T sauber, der zweite<br />

4T zu nahe an der Bande und umgestiegen und<br />

der erstmals versuchte 4R auf zwei Füßen gelandet.<br />

Vier Dreifache und alles andere gelangen<br />

gut. Daniel Grassl war nach seiner Corona-Erkrankung<br />

vom Dezember noch nicht wieder hundertprozentig<br />

fit und erzielte insgesamt 252<br />

Punkte. Er patzte beim 4L im KP, auch die 3L-3T-<br />

Matteo Rizzo<br />

Fotos: Höppner<br />

Kombination war nicht ideal, so dass er neun<br />

Punkte weniger als Rizzo holte. In der Kür mit<br />

Kostümwechsel bekam Grassl einen Punkt mehr<br />

als Rizzo, weil der 4L zufriedenstellend und der<br />

4F knapp gelangen, allerdings ging hier der<br />

zweite 3A daneben. Beide können zur WM kommen,<br />

denn Rizzo war 2019 in Saitama Siebter<br />

geworden. Auf Rang drei kam Gabriele Frangipani<br />

mit 220 Punkten. Im KP riss er den Toeloop<br />

auf, während er in der Kür (mit knappem 4T)<br />

keine gravierenden Fehler machte. Alle drei trainieren<br />

bei Lorenzo Magri in Egna. Auf Platz vier<br />

landete Mattia Dalla Torre mit 159 Punkten.<br />

Als Siegerin des Finales konnte sich etwas unerwartet<br />

Ginevra Negrello aus Varese mit 186<br />

Punkten feiern lassen. Das KP zu einem Song<br />

aus dem „Game Of Thrones“ glückte mit 3T-3T<br />

und 3R (jeweils etwas unsauber) ohne großen<br />

Fehler, hier punktete sie vor allem bei den<br />

<strong>Pirouette</strong>n. In der Kür zu Savchenko/Massots<br />

legendärer Olympia-Kürmusik „La terre vue du<br />

ciel“, choreografiert von Benoit Richaud, gelangen<br />

vier der sechs versuchten Dreifachen. Sie<br />

hat die Mindestpunktzahl für die WM vor einem<br />

Jahr im Juniorenbereich geschafft, was gemäß<br />

Ausnahmeregel diesmal zulässig ist. Auf Rang<br />

zwei mit 182 Zählern kam Lara Naki Gutmann<br />

aus Trient, die im Dezember Meisterin geworden<br />

war und das WM-Minimum vor einem Jahr (bei<br />

den <strong>No</strong>rdischen Meisterschaften) in beiden Programmen<br />

übertroffen hatte. Der Verband nominierte<br />

die Meisterin Gutmann für die WM in<br />

Stockholm. Im KP zu einem Klavierstück von<br />

Ryuichi Sakamoto wurde ihr Lutz nur doppelt,<br />

aber ihre Kürbilanz zeigte drei gute, allerdings<br />

auch zwei unsaubere Dreifache zur Musik aus<br />

Rimsky-Korsakovs Scheherezade. Lucrezia<br />

Beccari landete auf dem dritten Rang mit 171<br />

Punkten vor Alessia Tornaghi (169), der vor Jahren<br />

mal starken Roberta Rodeghiero (129) und<br />

Francesca Poletti (123).<br />

Nach dem Wettbewerb fand eine große Schaulauf-Gala<br />

mit sehr aufwendiger Lichtinstallation<br />

statt. Dafür ist die Halle mit nur 250 Zuschauerplätzen<br />

gut geeignet, wenn kaum Zuschauer<br />

kommen dürfen. Hierzu wurden einige Stargäste<br />

wie die Olympiasieger Aljona Savchenko und<br />

Bruno Massot eingeladen, die zuvor in Oberstdorf<br />

wieder kurz trainiert hatten. Die immer<br />

noch leichtfüßige Savchenko und der sichtbar<br />

schwerer gewordene Massot liefen ohne Sprünge,<br />

aber mit dreifachen Würfen zu „Young and<br />

Beautiful“ von Lana del Rey und „You are Beautiful“<br />

von James Blunt. Weitere Gäste waren Javier<br />

Fernandez (unter anderem mit<br />

der uralten Aerobic-Nummer),<br />

die Schweizerinnen Alexia Paganini<br />

und Kimmy Repond sowie der<br />

österreichische Showläufer Zabato<br />

Bebe. Als Co-Kommentatorin für das italienische<br />

Fernsehen bei der Gala dabei war Carolina<br />

Kostner, die der Hauptkommentator allerdings<br />

etwas wenig zu Wort kommen ließ. Der<br />

<strong>Pirouette</strong> hatte Kostner kürzlich gesagt, nach<br />

ihrer Hüftoperation stehe sie noch immer nicht<br />

wieder auf dem Eis,<br />

sondern lasse alles in<br />

Ruhe ausheilen. <br />

Klaus-Reinhold Kany


Tallink<br />

Hotels Cup<br />

Der diesjährige Tallink Hotels Cup, ein Einzellaufwettbewerb<br />

aller Altersklassen, fand nicht in der ziemlich<br />

neuen Tondiraba-Vierfach-Eishalle im Osten von Estlands<br />

Hauptstadt Tallinn statt, in der zuletzt vor einem Jahr die<br />

Junioren-WM abgehalten worden war. Stattdessen ging<br />

man – vermutlich aus Kostengründen – in die alte<br />

Shkoda-Eishalle im Westen der Stadt, die 2010 als<br />

Trainingshalle für die EM gedient hatte.<br />

15<br />

Weitere Wettbewerbe<br />

Klar die Beste unter 17 Meisterklasse Damen<br />

war Lokalmatadorin und Nebelhorn-Siegerin<br />

Eva-Lotta Kiibus mit 190 Punkten. Das KP<br />

glückte mit 3T-3T und 3L ohne Fehler, in der<br />

Kür gelangen sechs Dreifache mit Pluspunkten,<br />

nur beim 3F musste sie zu Boden. Auf den zweiten<br />

Platz kam die ebenfalls für die WM nominierte<br />

Österreicherin Olga Mikutina mit 180<br />

Punkten. Erfolgreich waren im KP 3F-3T und 3L,<br />

aber beim 2A musste sie umsteigen. Bei fünf<br />

Dreifachen in der Kür konnte sie kräftig punkten,<br />

nur der 3R war misslungen. Dritte wurde<br />

Josefin Taljegard aus Schweden mit 168 Zählern<br />

vor Alexandra Feigin aus Bulgarien mit 162. Im<br />

Duell der beiden Französinnen hatte Maia Mazzara<br />

als Sechste mit 144 Zählern die Nase deutlich<br />

vorne gegenüber Léa Serna, die auf Rang<br />

12 mit 131 Punkten landete. Gar nicht überzeugen<br />

konnten die beiden früheren EM-Teilnehmerinnen<br />

Matilda Algotsson (Schweden) mit<br />

126 und Angelina Kuchvalska (Lettland) mit 121<br />

Punkten. In der Konkurrenz der 15 Juniorinnen<br />

war niemand erstklassig, hier gewann Jogaile<br />

Celje Open<br />

Celje ist mit 38.000 Einwohnern nach Ljubljana<br />

und Maribor die drittgrößte Stadt des kleinen<br />

EU-Staates Slowenien. Trotz Corona fand in diesem<br />

Jahr Mitte Februar im „Drsalisce mestni<br />

park“ der Wettbewerb Celje Open (nur Einzellauf<br />

Meisterklasse) statt. Die Niederländerin Lindsay<br />

van Zundert gewann mit 164 Punkten nach der<br />

NRW Autumn Trophy im <strong>No</strong>vember auch dieses<br />

Event. Nach dem KP lag sie trotz sechs gelungener<br />

Elemente nur auf Rang fünf, weil sie beim<br />

unterdrehten 3L gestürzt war. Aber mit fünf erfolgreichen<br />

Dreifachen konnte sie trotz Sturz<br />

beim zweiten 3L ihre Konkurrentinnen überholen.<br />

Im KP fehlte ihr das WM-Minimum, so dass<br />

der Verband im Februar der ISU ein Video schicken<br />

musste. Lokalmatadorin Dasa Grm kam<br />

nach gewonnenem fehlerfreiem KP (mit 3F und<br />

3T-2T) mit 163 Zählern auf Platz Zwei, nachdem<br />

in der Kür nur drei Dreifache sauber waren und<br />

sie zwei weitere Sprünge aufriss. Auf Platz drei<br />

landete mit 12 Hundertstelpunkten weniger die<br />

Ungarin Regina Schermann vor ihrer Landsfrau<br />

Julia Lang (159), der Tschechin Eliska Brezinova<br />

(149) und der Österreicherin Sophia Schaller<br />

(144). Nur zwei Herren waren am Start: Hier<br />

gewann der Ungar Andras Csernoch mit 187<br />

Punkten ohne 3A- oder Vierfachversuche vor<br />

Landsmann Mate Borocz (146). <br />

krk<br />

Aglinskyte aus Lettland mit 146 Punkten vor der<br />

Französin Lorine Schild (144).<br />

Herrensieger in der Meisterklasse wurde Lokalmatador<br />

Aleksandr Selevko mit 224 Zählern. Im<br />

KP versuchte er einen 4L, aber der Sprung war<br />

leicht unterdreht (q) und gestürzt. Der 3A gelang,<br />

aber in der 3F-3T-Kombination unterdrehte<br />

er auch den 3T. In der Kür erhielt der 4L keine<br />

Minuspunkte, aber beim 4T stürzte er und beim<br />

3A beinahe. Vier weitere Dreifache waren solide.<br />

Dahinter platzierte sich Romain Ponsart aus<br />

Frankreich mit 217 Punkten und zwei Fehlern im<br />

KP. In der Kür war der 4T knapp und vier Dreifache<br />

solide, darunter zwei 3A, aber gegen Ende<br />

fehlte es bei doppelt ausgeführten Sprüngen an<br />

LuMi Eistanz Trophy<br />

In Erinnerung an die Anfang 2019 verstorbene<br />

langjährige ukrainische Verbandspräsidentin,<br />

Schieds- und Preisrichterin Liudmilla Mikhailovskaya<br />

fand vom 10. bis 13. Februar in Odessa<br />

der neue Eistanzwettbewerb LuMi Trophy statt.<br />

Insgesamt 28 Paare nahmen in den fünf Kategorien<br />

vom Nachwuchs (Basic <strong>No</strong>vice bis Advanced<br />

<strong>No</strong>vice) bis zur Meisterklasse teil. Internationale<br />

Starter waren bei den Junioren und in<br />

der Meisterklasse dabei. Einen klaren Sieg holten<br />

sich die Einheimischen Alexandra Nazarova/<br />

Maxim Nikitin mit 191,95 Punkten und 31<br />

Punkten Vorsprung vor den Weißrussen Viktoria<br />

Semenjuk/Ilia Yukhimuk (160,25). Nazarova/Nikitin<br />

erlaubten sich keinen Fehler und erhielten<br />

Karel Fajfr freigesprochen<br />

Eva-Lotta Kiibus<br />

Foto: Olga Timochova<br />

Kondition. Auf Rang drei liegt der Bulgare Larry<br />

Loupolover (189). Der österreichische Meister<br />

Maurizio Zandron kam auf Platz vier mit 181<br />

Punkten. Im KP begnügte er sich mit einem 2A,<br />

einer etwas unsauberen 3L-3T-Kombination und<br />

einem guten 3R, aber bei der Schrittfolge stürzte<br />

er. In der Kür gelangen fünf Dreifache, aber den<br />

ersten 3A riss er auf und beim zweiten ging er<br />

zu Boden. Auf dem fünften Rang platzierte sich<br />

der Finne und frühere Oberstdorfer Dr. Valtter<br />

Virtanen mit 172 Zählern. Im KP landete er den<br />

3A vorwärts und stürzte beim 3L, die Kombination<br />

3T-3T glückte dagegen solide. Die Kür enthielt<br />

drei größere Fehler. Überlegener Juniorensieger<br />

wurde Trainersohn Arlet Levandi mit 179<br />

Punkten, praktisch fehlerlosem KP, aber durchwachsener<br />

Kür. Klaus-Reinhold Kany<br />

ausschließlich Pluspunkte für ihre Elemente,<br />

aber bei den Levels ist noch Luft nach oben.<br />

Bronze ging an die Ex-Ukrainerin Yulia Zhata<br />

und ihren türkischen Partner Berk Akalin<br />

(151,96). Die ihnen zum Teil noch fehlenden<br />

WM-Mindestpunktzahlen sicherten sich Nazarova/<br />

Nikitin (Kür), Zhata/Berk (Kür), die viertplatzierten<br />

Aserbaidschaner Ekaterina Kuznetsova/Alexander<br />

Kolosovski (RD, Kür) sowie die<br />

Niederländer Chelsea Verhaegh/Sherim van Geffen<br />

(Kür) auf Rang fünf. Damit wird das erste<br />

Mal seit 1984 ein niederländisches Tanzpaar bei<br />

der WM starten. Den mit fünf Duos besetzten<br />

Juniorenwettbewerb entschieden die aus Russland<br />

kommenden und für Zypern startenden<br />

Angelina Kudriavtseva/Ilia Karankevich mit<br />

161,58 Zählern deutlich für sich. tat<br />

In einem Artikel Mitte Februar schrieben<br />

zwei Allgäuer Medien, dass das Amtsgericht<br />

Sonthofen den Oberstdorfer Trainer Karel<br />

Fajfr (77) rechtskräftig von dem Vorwurf freigesprochen<br />

habe, seinen ehemaligen Schüler<br />

Isaak Droysen geohrfeigt und misshandelt zu<br />

haben. Der Gerichtssprecher sagte, der Vorwurf<br />

der Körperverletzung konnte nicht bewiesen<br />

werden, obwohl acht Zeugen vernommen<br />

wurden. Fajfr ließ erklären, er habe Droysen<br />

niemals geohrfeigt oder misshandelt. Seine<br />

Anwälte erklärten, die falschen Beschuldigungen<br />

würden für Droysen und seine Zeugen<br />

zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben,<br />

zum Beispiel die Zahlung einer hohe Entschädigung<br />

für Fajfrs Verdienstausfall. Ein weiteres<br />

Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft schon<br />

vor Monaten eingestellt. <br />

krk


16<br />

Weitere Wettbewerbe<br />

Mikutina gewinnt<br />

Sofia Trophy<br />

Die Österreichische Meisterin Olga Mikutina (17)<br />

aus Feldkirch gewann am letzten Februarwochenende<br />

die Sofia Trophy mit 187 Punkten. Das<br />

Event fand in der alten Wintersporthalle statt,<br />

die schon für mehrere Europa- und Juniorenweltmeisterschaften<br />

genutzt worden ist. Im KP<br />

gelangen beim Test für die WM die 3F-3T-Kombination<br />

gut, der 2A knapp und der 3L leicht unterdreht<br />

(q). <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolge (alles<br />

Level 4) erhielten meist +2 und +3. Die Kür war<br />

eine der besten ihrer bisherigen Laufbahn, denn<br />

sechs Dreifache erhielten Pluspunkte, nur ein 2S<br />

gegen Ende war etwas verkorkst. Auf Platz zwei<br />

kam die Bulgarin Alexandra Feigin mit 181 Zählern,<br />

die das Event ebenfalls als Generalprobe für<br />

die WM ansah. Sechs Elemente im KP waren<br />

gut, darunter der 3R, der zweite 3T der Kombination<br />

jedoch unterdreht. Fünf Dreifache in der<br />

Kür erhielten Pluspunkte, der zweite Lutz war<br />

unsauber und beim 3F musste sie zu Boden. Anita<br />

Östlund aus Göteborg, als Ersatz für Josefin<br />

Taljegard bei der WM gemeldet, gewann Bronze<br />

mit 157 Punkten vor der Serbin Antonina Dubinina<br />

mit 144 Punkten.<br />

Herrensieger wurde der schon vorher für<br />

die WM qualifizierte Lokalmatador Larry<br />

Loupolover<br />

mit 222<br />

Zählern,<br />

einem guten 4L im<br />

KP und sechs Dreifachen,<br />

aber ohne erneuten 4L-Versuch in der Kür.<br />

Davide Lewton Brain aus Monaco kam mit<br />

193 Punkten auf den zweiten Platz. Das<br />

KP war fehlerfrei mit 2A, aber in der<br />

Kür reichte es ohne 3A und nach<br />

zwei doppelten statt dreifachen<br />

Sprüngen nicht für das WM-<br />

Minimum. Auch das schon zwei<br />

Wochen vorher eingeschickte<br />

Kürvideo konnte die Online-<br />

Jury der ISU nicht über-<br />

zeugen.<br />

Dritter mit 191 Zäh-<br />

lern wurde<br />

der erst 16 Jahre<br />

alte kasachische<br />

Urmanov-<br />

Schüler Mikhail<br />

Shaidorov,<br />

der trotz Patzer<br />

beim 3A im<br />

KP und drei Stürzen in<br />

der Kür (zweimal beim 4T und erneut beim 3A)<br />

das WM-Minimum schaffte. Schon zuvor hatte<br />

ihm die Online-Jury der ISU bei seinen eingeschickten<br />

Videos noch deutlich mehr Punkte als<br />

in Sofia gegeben. Seit dem Platz 22 bei der Junioren-WM<br />

vor einem Jahr hat der in Almaty geborene<br />

Läufer einen Leistungssprung gemacht<br />

Olga Mikutina, Foto: Tonegutti<br />

und Kasachstan hat nach dem 2018 ermordeten<br />

Denis Ten nun wieder<br />

einen sehr guten Läufer.<br />

Die Konkurrenz der Juniorinnen<br />

gewann die belgische<br />

Juniorenmeisterin Nina Pinzarrone,<br />

Schülerin von Ans<br />

Bockland und Benoit Richaud, mit<br />

sehr beachtlichen 186 Punkten. Das<br />

KP war mit 3F-3T, 3L und erstklassigen<br />

<strong>Pirouette</strong>n (die Himmelspirouette<br />

erhielt sogar eine<br />

+5) fehlerlos. In der Kür präsentierte<br />

sie sechs gute Dreifache<br />

und einen leicht unterdrehten<br />

3F. Highlights waren erneut ihre<br />

<strong>Pirouette</strong>n; diesmal belohnte man<br />

die Himmelspirouette mit zweimal<br />

+5. Zweite wurde die Baslerin<br />

Kimmy Repond mit 183 Zählern.<br />

Ihr KP blieb mit denselben Elementen<br />

wie Pinzarrone ohne Makel und<br />

in der Kür glückten sechs Dreifache,<br />

während der zweite 3F unsauber war.<br />

Dora Hus aus Mannheim kam auf<br />

Platz 10 mit 120 Punkten nach<br />

fünf Fehlern in der Kür. Juniorensieger<br />

wurde der Türke Alp Eren Ozkan mit 178<br />

Punkten.<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Kostornaia will zu Tutberidze zurück<br />

Alena Kostornaia will nach der verpassten WM-Qualifikation<br />

ins Team von Eteri Tutberidze zurückkehren und hat Evgeni<br />

Plushenkos Schule verlassen. „In der anderen Schule (bei Plushenko)<br />

konnte ich mich nicht zu irgendetwas zwingen. Ich<br />

habe verstanden, wenn Eteri Georgievna (Tutberidze) neben<br />

mir wäre, würde ich alles tun, was möglich ist und noch<br />

mehr“, sagte Kostornaia dem russischen TV Sender Erster Kanal.<br />

„Mir scheint, dass Gott uns befohlen hat, ihr eine Chance<br />

zu geben. Ich möchte nicht den Gedanken im Kopf haben,<br />

dass ich eine Möglichkeit hätte geben können, wenn ein<br />

Mensch seine Hoffnungen nicht realisiert hat“, kommentierte<br />

Tutberidze. „Alena muss sich komplett in unseren Trainingsprozess<br />

integrieren, ohne irgendwelche Bedingungen,“ fügte<br />

die Trainerin hinzu. Die Läuferin werde zunächst auf Probe<br />

wieder aufgenommen. Plushenko sagte russischen Medien,<br />

man habe sich im Guten getrennt.<br />

Alena Kostornaia beim Training, Foto: Flade<br />

Südkoreanische<br />

Meisterschaft<br />

Yelim Kim hat überraschend die südkoreanische<br />

Meisterschaft vor der unbekannten Ah-Sun Yun<br />

und JGP-Finalistin Haein Lee gewonnen. Kim<br />

war Dritte nach dem KP, lief die zweitbeste Kür<br />

und holte 199,31 Punkte. Yun kam mit der besten<br />

Kür von Rang fünf nach vorne (197,99) und<br />

Lee rutschte von Platz zwei auf den Bronzerang<br />

(195, 40). Die favorisierte Young You führte<br />

nach dem KP, fiel aber nach zwei Stürzen auf<br />

den vierten Rang zurück und wurde nicht für<br />

die WM nominiert. Diese Tickets gingen an Kim<br />

und Lee. Den Herren-Wettbewerb entschied Orser-Schüler<br />

Jun-Hwan Cha mit 30 Punkten Vorsprung<br />

für sich. Er stand einen 4S, machte aber<br />

auch Fehler (267,12). Silber ging an Si-Hyeong<br />

Lee (227,63) vor Young-Hyun Cha (193,44). Das<br />

einzige Eistanzpaar Yura Min/Daniel Eaton verzichtete<br />

auf die Reise nach Korea, wurden aber<br />

mit Kim, Lee und Cha für die WM nominiert. Die<br />

Meisterschaft war von Januar auf Ende Februar<br />

verschoben worden.<br />

Sotskova zehn Jahre gesperrt<br />

Der russische Eislauf-Verband hat Ex-Läuferin<br />

Maria Sotskova auf Antrag der russischen<br />

Anti-Doping-Agentur Rusada für zehn Jahre<br />

gesperrt. Sotskova, die ihre Karriere de facto<br />

nach dem Grand Prix 2019 in Grenoble beendet,<br />

dies aber ihrem Verband nicht mitgeteilt<br />

hatte und deswegen noch Anti-Doping-Kontrollen<br />

unterworfen war, hatte einige Tests<br />

verpasst. Als Doping-Kontrolleure sie schließlich<br />

antrafen, wurde sie positiv auf das verbotene<br />

Entwässerungsmittel Furosemid getestet und<br />

soll versucht haben, sich im Nachhinein ein Attest<br />

zu besorgen. Alles das zusammen führte zu<br />

der langen Sperre, die aber letztendlich kaum<br />

Konsequenzen für die 20-Jährige haben wird, da<br />

sie nicht mehr bei Wettbewerben starten will,<br />

sondern Choreographie am angesehenen Moskauer<br />

Theaterinstitut GITIS studiert. tat


Spannende WM-Ausscheidung beim<br />

Pokalfinale in<br />

Russland<br />

Tuktamysheva,<br />

Semenenko,<br />

Mishina/Galliamov<br />

ergattern Tickets<br />

nach Stockholm<br />

Aus Moskau<br />

berichtet<br />

Tatjana Flade<br />

Beim russischen Pokalfinale ging es in<br />

diesem Jahr um einige WM-Startplätze.<br />

Die begehrten Tickets sicherten sich Elizaveta<br />

Tuktamysheva, Anastasia Mishina/<br />

Alexander Galliamov sowie Evgeni Semenenko.<br />

Die Meister und andere Topläufer<br />

waren bereits qualifiziert. Die <strong>No</strong>minierung<br />

der Eistänzer Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov<br />

stand nicht in Frage, aber für sie<br />

war der Wettbewerb ein wichtiger Formtest<br />

vor der WM. Das Pokalfinale ist vor allem<br />

für die Läufer wichtig, die bei der Russischen<br />

Meisterschaft nicht starten oder<br />

dort kein gutes Ergebnis erzielen konnten,<br />

um in den Kader zu kommen. Angesichts<br />

des großen Interesses und wegen der besseren<br />

Bedingungen verlegte der Verband<br />

das Finale von <strong>No</strong>vgorod nach Moskau. Als<br />

Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck<br />

außer Konkurrenz teilnehmen.<br />

Tuktamysheva setzt sich durch<br />

17<br />

Pokalfinale Russland<br />

Elizaveta Tuktamysheva hat es geschafft: Sechs<br />

Jahre, nachdem sie ihren größten Titel in Shanghai<br />

gewonnen hatte, ist sie wieder bei einer WM<br />

dabei. 2019 war sie in bei der WM-Ausscheidung<br />

knapp und umstritten Evgenia Medvedeva unterlegen,<br />

diesmal aber schlug sie Alena Kostornaia<br />

klar und verdient. Dazu verhalfen ihr zwei Programme<br />

ohne groben Patzer und insgesamt drei<br />

3A. Der zweite 3A in der Kür war nicht einwandfrei<br />

und die Kombi 3L-3T im KP leicht unterdreht<br />

(q) und außerdem verpatzte sie die letzte <strong>Pirouette</strong>,<br />

für die sie keine Punkte bekam. Aber das alles<br />

war für die 24-Jährige angesichts der Qualifikation<br />

nebensächlich. Trainer Alexei Mishin war stolz:<br />

„Lisa ist eine Freiheitsstatue für alle Eiskunstläuferinnen,<br />

die älter als 20 Jahre sind,“ sagte er.<br />

Elizaveta Tuktamysheva,<br />

Foto: Olga Timochova<br />

»<br />

„Ich hoffte auf die WM und habe<br />

«<br />

in dieser<br />

Saison darauf gesetzt. Ich war schon so lange<br />

nicht mehr bei der WM, dass ich es einfach<br />

genießen will. Ich möchte mir keine<br />

Ziele hinsichtlich der Platzierung setzen,<br />

sondern die Chance nutzen, meine Programme<br />

nicht nur in Russland, sondern in<br />

der Welt zu zeigen. Bei der <strong>Pirouette</strong> haben<br />

mich die Emotionen überwältigt. Ich wollte<br />

den Fußwechsel mit besonders viel Power<br />

machen und es kam wie immer, wenn du<br />

was besser machen willst.“<br />

Lisa Tuktamysheva


18<br />

Pokalfinale Russland<br />

Tuktamysheva belegte bei dem Wettbewerb mit<br />

226,01 Punkten den vierten Platz, aber die Siegerin<br />

Kamila Valieva (238,00) sowie Maia Khromykh<br />

(2./235,96) und Daria Usacheva (3./229,71)<br />

sind zu jung für die internationale Meisterklasse.<br />

Valieva war im KP souverän mit einem exzellenten<br />

3A, aber in der Kür stürzte sie beim erstmals<br />

riskierten 4S und dem zweiten 4T, stieg beim<br />

ersten 4T um. Der 3A war aber wieder erstklassig.<br />

„Ich war nervös, weil ich das erste Mal mit<br />

diesen Elementen gelaufen bin“, kommentierte<br />

die Juniorenweltmeisterin. Aber das Pokalfinale,<br />

bei dem es für sie um nichts ging, war eine gute<br />

Gelegenheit, das schwierigere Programm auszuprobieren.<br />

Khromykh stand erstmals den 4T und<br />

gleich dazu den 4S in der absolut fehlerfreien<br />

Kür zur „Agony Suite“ – von Agonie konnte keine<br />

Rede sein, sondern die Läuferin strahlte über<br />

das ganze Gesicht. Usacheva punktete mit Stil<br />

und sauberen Dreifachsprüngen.<br />

Kostornaia war nach ihrer Corona-Erkrankung<br />

nicht in Topform. Der 3A war nach wie vor nicht<br />

wettkampfreif und im KP war der 3F verwackelt,<br />

so dass sie mit Mühe einen 2T dranhängen<br />

konnte. In der Kür waren ein Flip (q) und ein Lutz<br />

unterdreht sowie ein Salchow doppelt – das<br />

reichte nur für Rang sechs. Die Europameisterin<br />

hatte zwei neue Programme, denen es noch an<br />

Schliff fehlte. Im KP lief sie zu „Winter“ aus den<br />

„Vier Jahreszeiten“ – das Programm war weniger<br />

originell als das davor zu Musik von Billie Eilish.<br />

Die Kür dagegen zu den neoklassischen Stücken<br />

„My Way“ und „Yellow Moon“ von Luca d’Alberto<br />

ist vielversprechend. Nach dem KP war die Europameisterin<br />

in Tränen aufgelöst, aber nach der<br />

Kür war sie gefasst. „So geht es eben im Sport.<br />

Mal verlierst du, mal gewinnst du. Das ist nicht<br />

das Ende der Welt“, meinte sie. Am Tag nach<br />

dem Finale wurde bekannt dass sie wieder zu<br />

Eteri Tutberidze zurückgeht (siehe Seite 16).<br />

Überraschung durch Semenenko<br />

Evgeni Semenenko hat in dieser Saison stabile<br />

Leistungen gezeigt, nur bei der Russischen<br />

Meisterschaft wollte er zu viel und verpatzte<br />

beide Programme. Der Russische Juniorenmeister<br />

stand im KP erstmals zwei Vierfache (4T-3T<br />

und 4S). In der Kür zu „<strong>No</strong>tre Dame de Paris“<br />

gelangen diese zwei Sprünge wieder, aber den<br />

zweiten Toeloop riss der 17-Jährige auf und bei<br />

einem 3S ging er zu Boden. Dennoch siegte er<br />

mit 265,13 Punkten mit Vorsprung vor Petr Gumennik<br />

(256,06) und Europameister Dmitri Aliev<br />

(254,79). Dass der international wenig erfahrene<br />

Semenenko am Ende für die WM nominiert<br />

wurde, war überraschend. Der Verband traut<br />

wohl Aliev nicht zu, für die WM in Form zu<br />

kommen. Der große Gewinner beim Pokalfinale<br />

war also Altmeister Mishin, der mit Tuktamysheva,<br />

Mikhail Kolyada und Semenenko drei<br />

Schüler bei der WM hat – die ihm damit ein<br />

schönes Geschenk zu seinem 80. Geburtstag gemacht<br />

haben. „Ich war so nervös wie immer,<br />

aber an den WM-Startplatz habe ich nicht gedacht.<br />

Jetzt werde ich noch härter trainieren“,<br />

sagte Semenenko.<br />

Gumennik stürzte im KP beim 4S und in der Kür<br />

bei einem 3A und erlaubte sich ein paar kleinere<br />

Unsauberkeiten. Mit Platz drei war er zufrieden,<br />

mit seiner Leistung nicht. „Mir war klar, dass ich<br />

nur mit sehr viel Glück zur WM gekommen<br />

wäre, aber das macht nichts, denn bei dieser<br />

WM ist für mich nichts zu holen. Meine WM<br />

kommt erst noch“, sagte er. Aliev wirkte nach<br />

wie vor matt, machte zu viele Fehler bei den<br />

Sprüngen und verschenkte Punkte bei den <strong>Pirouette</strong>n.<br />

Der 4T gelang einmal in KP und Kür,<br />

ein 4L knapp (q). Der Europameister war sehr<br />

enttäuscht, dass er nicht für Stockholm aufgestellt<br />

wurde. Hätte man ihn nehmen sollen? Bei<br />

den Herren ist es russisches Roulette – keiner<br />

ist wirklich konstant, nur Kolyada war in dieser<br />

Saison viel stabiler als früher. Juniorenweltmeister<br />

Andrei Mozalev vergab seine WM-Chance<br />

mit drei Stürzen in der Kür (4.) und Mark Kondratiuk<br />

konnte den Druck ebenso nicht verdrängen<br />

und stolperte durch KP und Kür (5.).<br />

Mishina/Galliamov überlegen<br />

Im Paarlauf duellierten sich Anastasia Mishina/<br />

Alexander Galliamov und Daria Pavliuchenko/<br />

Denis Khodykin um den WM-Startplatz. Mishina/Galliamov<br />

brillierten wie schon beim Teampokal<br />

und ließen keinen Zweifel daran, dass<br />

Platz vier bei der Russischen Meisterschaft ein<br />

Ausrutscher war. Bis auf einen umgestiegenen<br />

3T von ihr machten sie keinen Fehler und sowohl<br />

die Elemente als auch die Präsentation<br />

waren von exzellenter Qualität. Das junge Paar<br />

hat bei Tamara Moskvina erheblich dazugewonnen<br />

(234,48). Pavliuchenko/Khodykin gerieten<br />

im KP ins Hintertreffen, als sie beim Wurfrittberger<br />

hinfiel. Die EM-Dritten glänzten in der<br />

Kür und standen den 3F, aber sie bekamen weniger<br />

Pluspunkte für die Elemente und niedrigere<br />

Komponenten, weil bei ihnen alles nicht so<br />

souverän aussah wie bei den Konkurrenten<br />

(216,93). Jasmina Kadyrova/Ivan Balchenko aus<br />

Perm hatten ein paar Probleme bei den Würfen<br />

in der Kür. Auch sie haben den 3F im Repertoire<br />

Evgeni Semenenko<br />

Maia Khromykh<br />

Fotos: Olga Timochova<br />

Daria Pavliuchenko<br />

und Denis Khodykin


19<br />

(3./206,96). Alexandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii<br />

gingen nicht an den Start, weil er eine Erkältung<br />

auskurierte und sie an ihrer Kür arbeiteten.<br />

Sinitsina/Katsalapov melden<br />

sich zurück<br />

Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov hatten seit<br />

dem Grand Prix im <strong>No</strong>vember keinen Wettbewerb<br />

bestritten, weil sie beide an Corona erkrankten<br />

und vor allem Sinitsina lange mit den<br />

Folgen zu kämpfen hatte. Das Duo präsentierte<br />

sich in ordentlicher Form und war zur Vorjahreskür<br />

zu „Lieder, die mich meine Mutter lehrte“<br />

von Antonin Dvorak zurückgekehrt. Die Level<br />

waren bis auf einen Level 2 für die <strong>Pirouette</strong> in<br />

der Kür sehr gut (223,12). (s. Kasten rechts)<br />

Silber ging an Annabelle Morozov/Andrei Bagin,<br />

die zwei solide Programme zeigten und sich als<br />

Paar weiterentwickelt haben (202,29). Mit Abstand<br />

Dritte wurden die Petersburger Ekaterina<br />

Mironova/ Evgeni Ustenko (163,81). Eigentlich<br />

hätten Katharina Müller/Tim Dieck Bronze gewonnen,<br />

doch die deutschen Gäste liefen außer<br />

Konkurrenz mit und ihre 176,75 Zähler flossen<br />

nicht in die offizielle Wertung ein. Die Dortmunder<br />

lieferten einen spritzigen RD ab und kamen<br />

ohne großen Fehler durch die Kür. (s. Kasten)<br />

Nicht dabei waren Alexandra Stepanova/Ivan<br />

Bukin, die wohl die direkte Konfrontation mit<br />

Sinitsina/ Katsalapov vor der WM vermeiden<br />

wollten. Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro und<br />

Victoria Sinitsina und<br />

Nikita Katsalapov<br />

Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin heilten kleinere<br />

Verletzungen aus. Elizaveta Khudaiberdieva/Egor<br />

Bazin fehlten wegen Khudaiberdievas<br />

Rückenproblemen und Sofia Shevchenko/Igor<br />

Eremenko wegen einer Erkältung von ihr (nicht<br />

wegen Corona, wie einige Medien fälschlicherweise<br />

meldeten).<br />

Herausragende Juniorinnen<br />

Das unglaublich hohe Niveau in Russland war<br />

auch bei den Junioren-Wettbewerben zu sehen.<br />

Den Vogel schossen Sofia Akatieva und Sofia<br />

Samodelkina ab. Akatieva brillierte im KP mit<br />

3A-3T und in der Kür mit 3A und zwei 4T<br />

(1./241,04). Samodelkina wackelte beim 3A im<br />

KP und hängte „nur“ einen 2T an, stand aber in<br />

der Kür zwei 4S - den 3A ließ sie hier weg<br />

(2./233,67). Adelia Petrosian ist ein weiteres<br />

großes Talent und landete ohne Vierfache oder<br />

3A auf Rang drei (204,22). Alle drei hoffen sehr<br />

darauf, dass sie in der neuen Saison international<br />

im Junioren Grand Prix starten können. Aber<br />

auch bei den Herren kommt etwas nach. Vladislav<br />

Dikidzhi aus St. Petersburg, ein Schüler von<br />

Oleg Tataurov, sicherte sich Gold mit fehlerfreien<br />

Programmen inklusive zweier 4S in der Kür<br />

(244,97). Der ausdrucksstarke Andrei Kutovoi<br />

stürzte beim 3A im KP, aber in seiner neuen Kür<br />

zu „Ave Maria“ in einer mitreißenden Interpretation<br />

von Thomas Spencer-Wortley war nur ein<br />

3A unterdreht (231,74). Nikolai Ugozhaev, auch<br />

er ein begabter Läufer aus St. Petersburg, der<br />

mit Kutovoi und Gumennik bei Veronika Daineko<br />

trainiert, führte nach dem KP, aber wegen Rückenschmerzen<br />

wirkte er verhalten in der Kür<br />

und unterdrehte seine 3A (3./222,18).<br />

Unter den zwölf Paarlaufduos gibt es vielversprechenden<br />

Nachwuchs, die dreifache Elemente<br />

beherrschen. Ekaterina Petushkova/Evgeni<br />

Malikov aus der Moskvina-Schule in St. Petersburg<br />

revanchierten sich für ihre Pleite bei der<br />

Juniorenmeisterschaft und sicherten sich den<br />

Sieg mit zwei guten Programmen, nur beim<br />

Wurfsalchow in der Kür stürzte sie (185,86).<br />

Anastasia Mukhortova/ Dmitri Evgeniev<br />

(2./184,14) und Polina Kostiukovich mit ihrem<br />

neuen Partner Alexei Briukhanov (3./182,86)<br />

haben ebenfalls Potenzial. Die JWM-Dritten<br />

und aktuellen Juniorenmeister Julia Artemeva/<br />

Mikhail Nazarychev aus Perm dagegen landeten<br />

nach mehreren Stürzen auf Rang fünf (178,39).<br />

»<br />

Nikita Katsalapov<br />

«<br />

»<br />

„Wir haben unsere Probleme zu 80 bis 90<br />

Prozent überwunden und haben die vergangenen<br />

drei Wochen voll trainiert. Hier waren<br />

wir noch nicht bei 100 Prozent, aber wir sind<br />

sehr zufrieden, wie wir uns gepusht haben.<br />

Wir fühlen uns großartig und freuen uns auf<br />

Schweden. Es war die richtige Entscheidung,<br />

zur alten Kür zurückzukehren. Dieses Programm<br />

ist mehr aus einem Guss und es fällt<br />

uns leichter, es zu laufen. Jetzt wollen wir<br />

noch neue Emotionen hinzufügen.“<br />

Katharina Müller und Tim Dieck<br />

Katharina: „Es gab schon ein paar Fehlerchen<br />

in der Kür und wir waren die letzte Minute<br />

ziemlich erschöpft. Wir mussten uns ziemlich<br />

pushen. Zum Glück ist unsere Choreo da, wo<br />

die Trainer standen, die haben dann auch<br />

nochmal Feuer gegeben. Wir wollten es noch<br />

mal so richtig schön machen wie im RD,<br />

denn da war es ziemlich gut. Aber im Endeffekt<br />

sind wir relativ zufrieden, dass man gesehen<br />

hat, wo die Schwachstellen sind, wenn<br />

wir erschöpft sind.“<br />

Tim: „Im Grunde haben wir alles gemacht, es<br />

war eine gute Generalprobe vor der WM,<br />

aber es war auf jeden Fall nicht das, was wir<br />

können. Die letzten drei Wochen vor der WM<br />

wird nochmal alles gegeben. Ich denke, wir<br />

sind in guten Händen, so dass wir zuversichtlich<br />

für die WM sind. Wir laufen erst<br />

zwei, drei Wochen wieder durch, der letzte<br />

Wettkampf war die Deutsche Meisterschaft<br />

«<br />

Mitte Dezember. Wir möchten uns noch einmal<br />

ausdrücklich dafür bedanken, dass der<br />

russische Verband es uns ermöglicht hat, hier<br />

teilzunehmen. Vor allem war es endlich der<br />

erste Wettkampf, bei dem so richtig das<br />

Wettkampf-Feeling rüberkommt, mit Zuschauern.<br />

Wir wurden hier super aufgenommen.<br />

Das ist nicht selbstverständlich.“<br />

Pokalfinale Russland<br />

Im Eistanz fehlten mehrere der Top-Junioren wegen<br />

Krankheit oder Verletzung. Dafür gingen die<br />

Junioren-WM-Teilnehmer Diana Davis/Gleb<br />

Smolkin, die in den USA bei Igor Shpilband trainieren,<br />

erstmals an den Start und gewannen klar<br />

mit 186,38 Punkten. Sie debütierten ihre neue<br />

Kür zu „Moulin Rouge“. Im Sommer hatte die<br />

Tochter von Eteri Tutberidze sich den Fuß gebrochen<br />

und war sieben Wochen in Gips, später erkrankten<br />

beide an Corona, so dass sie weder bei<br />

der Pokalserie noch bei der Juniorenmeisterschaft<br />

liefen. Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol,<br />

die wie Müller/Dieck von Anjelika Krylova<br />

betreut werden, waren deutlich verbessert im<br />

Vergleich zur Juniorenmeisterschaft (2./171,38).<br />

Bronze ging an Angelina Lazareva/Maxim Prokofiev<br />

aus Togliatti bei Samara (162,13). •••<br />

Sofia Akatieva, Foto: Flade


20<br />

Challenge Cup<br />

Silber für<br />

Hocke/Kunkel<br />

in Den Haag<br />

Ein Bericht von<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Der niederländische Verband hatte ein<br />

detailliertes Anti-Corona-Konzept mit<br />

„Blase“ (bubble) entwickelt, damit der<br />

Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden<br />

konnte, was sehr anerkennenswert<br />

weil aufwändig ist. Niemand durfte sich<br />

anderswo als im Hotel, im Bus oder in der<br />

Eishalle aufhalten. In den großen Bussen zur<br />

Eishalle durften nur elf Personen sitzen, damit<br />

der Abstand von 1,5 Metern garantiert war.<br />

Nach jedem Läufer wurde sogar die Tränenecke<br />

desinfiziert. In der Ausschreibung stand, dass<br />

die Läufer (auch mit Maske) nicht jubeln<br />

durften, denn das hätte Viren herumschleudern<br />

können. Entsprechend trist war die Atmosphäre<br />

ohne Zuschauer in der ohnehin<br />

etwas düsteren Halle, auch wenn<br />

vereinzelt eine Person klatschte.<br />

Der Livestream kostete 15 Euro<br />

für die gesamte Veranstaltung,<br />

was bei einem solchen Wettbewerb<br />

nicht mehr zeitgemäß ist und von findigen<br />

Hackern in aller Welt umgangen werden konnte.<br />

Aber man habe brutto 3.000 Euro eingenommen,<br />

sagte ein Offizieller.<br />

Im Damenwettbewerb gab es zwei gravierende technische<br />

Pannen. Im KP merkte die Jury bald nach dem Beginn,<br />

dass die Wertungen eines Preisrichters nicht in das System<br />

eingegeben wurden – es soll an einem Kabelbruch<br />

gelegen haben. Daher wurden die Punkte nicht durchgesagt<br />

und auch die Läuferinnen erfuhren erst eine Stunde<br />

nach dem Ende des KP ihre Punkte und Platzierungen. In<br />

der Kür gab es nach der dritten Läuferin eine Stunde Pause,<br />

weil wohl nach einem Fehler beim kurz zuvor erhaltenen<br />

Update erneut nicht korrekt gerechnet wurde.<br />

Schiedsrichterin Ingrid-Charlotte Wolter rief den drei weiteren<br />

Läuferinnen der Gruppe zu, dass sie sich wieder umziehen<br />

und später noch einmal warmlaufen konnten. Sie<br />

brach den Wettbewerb vorläufig ab, weil man nicht später<br />

sämtliche Wertungen per Hand eingeben konnte. Gut,<br />

dass der Fehler nicht erst bei der WM entdeckt wurde.<br />

Loena Hendrickx überlegen<br />

Nach mehreren langen Verletzungspausen ging die inzwischen<br />

21 Jahre alte Belgierin Loena Hendrickx nach der<br />

gewonnenen Budapest Trophy im Herbst 2020 zum zweiten<br />

Mal in dieser Saison an den Start und siegte ganz<br />

überlegen in Den Haag. 2018 war sie schon einmal Fünfte<br />

der EM und Neunte der WM. Ihre Sprünge bis einschließ-<br />

Annika Hocke und Robert Kunkel<br />

Foto: Höppner


21<br />

lich der 3L-3T-Kombination sind absolut erstklassig,<br />

insbesondere weil sie – auch in Den<br />

Haag – häufig beide Hände über den Kopf hält,<br />

was mehr Pluspunkte bringt. Stilistisch gibt es<br />

noch Raum für einen eleganteren Laufstil, aber<br />

insgesamt ist sie eine der zwei oder drei besten<br />

nicht-russischen Läuferinnen in Europa. Im KP<br />

zum schon 2018/19 gewählten „It’s All Coming<br />

Back to Me <strong>No</strong>w“ von Céline Dion brillierte sie<br />

mit obiger Kombination, 3F, 2A, drei Level 4-<strong>Pirouette</strong>n<br />

und einer temperamentvollen Schrittfolge.<br />

Die Kür zu den zwei Songs „Fever“ und<br />

„Naughty Girl“ von Béyoncé war mit sechs Dreifachen<br />

so gut wie fehlerlos, nur einen 3R vermisste<br />

man. Der sieben Jahre ältere Bruder Jorik,<br />

der früher selbst ein erstklassiger Läufer war,<br />

zum Beispiel 4. der EM 2017, trainiert sie jetzt.<br />

Emmy Ma<br />

Foto: Bouma<br />

Die Silbermedaille ging an die 20 Jahre alte<br />

Emmy Ma aus Boston, die bis 2018 für die USA<br />

gestartet war, dort auch geboren ist und 2017<br />

Dritte und Fünfte bei ihren beiden Junioren<br />

Grand Prix geworden war. Ihr Trainer Peter Johansson<br />

sagte der <strong>Pirouette</strong>, dann habe sie für<br />

Taiwan starten wollen, das Heimatland ihres<br />

Vaters. Aber es habe zwei Jahre gedauert, bis<br />

der taiwanesische Verband die Papiere fertig<br />

hatte. Bei ihrem Comeback in Den Haag konnte<br />

sie trotz Fehlern auf Anhieb die Mindestpunktzahl<br />

für die WM locker übertreffen und will<br />

nun bei der WM einen Olympiastartplatz für<br />

sich erkämpfen. Das KP blieb mit 3L-2T, 3F und<br />

ausgezeichneten <strong>Pirouette</strong>n fehlerlos, in der<br />

Kür verpatzte sie nach sehr gutem Anfang die<br />

beiden letzten Sprünge.<br />

Die Amerikanerin Emilea Zingas (18) aus Michigan,<br />

die neuerdings für Zypern startet, gewann<br />

Bronze und meisterte ebenfalls das WM-Minimum<br />

von 30 Technischen Punkten im KP und<br />

51 Punkten in der Kür. Im fehlerfreien KP<br />

schaffte sie es ganz knapp, weil sie „nur“ 3L-2T<br />

zeigte, für eine <strong>Pirouette</strong> Level 2 und insgesamt<br />

für die <strong>Pirouette</strong>n nicht allzu viele Pluspunkte<br />

erhielt. Aber in der zweitbesten Kür des Tages<br />

zu drei Liedern von Billie Eilish holte sie nach<br />

fünf gelungenen Dreifachen sogar 61 technische<br />

Punkte. Die viertplatzierte Maé-Bérénice<br />

Méité war zu ihrem ersten Wettbewerb seit einem<br />

Jahr eigens aus Florida gekommen, obwohl<br />

der Verband ihren Flug schon storniert hatte.<br />

Denn in Paris dachte man, sie schaffe es nicht,<br />

den obligatorischen Corona-Test zuvor noch zu<br />

machen. Aber sie fand doch eine Möglichkeit<br />

und musste anschließend einen viel teureren<br />

Flug neu buchen, der es ihrem Trainer John<br />

Zimmerman unmöglich machte, sie zu begleiten.<br />

Nach weiteren Flugproblemen kam sie<br />

nicht einmal so rechtzeitig in Den Haag an,<br />

dass sie noch das Morgentraining vor dem KP<br />

absolvieren konnte. Im KP zu „If I Ain’t Got<br />

You“ von Alicia Keys gelang eine 3T-3T-Kombination,<br />

aber der 3R war überdreht. Die Kür zum<br />

„Earth Song“ von Michael Jackson war ziemlich<br />

durchwachsen, denn die Kombination 2A-3T<br />

und ein 3T waren die beiden einzigen wirklich<br />

sauberen Dreifachen.<br />

Die Ex-Mannheimerin Kristina Isaev ging nach<br />

einigen Monaten Training bei Michael Huth<br />

erstmals wieder an den Start und zeigte mit<br />

Platz fünf und 161 Punkten die bisher beste<br />

Leistung ihrer Karriere. Das KP mit etwas magerer<br />

3T-2T-Kombination und beinahe gestürztem<br />

3L lief nicht optimal. Aber in der Kür zu „Una<br />

<strong>No</strong>che Mas“ von Yasmin Levy präsentierte sie<br />

fünf saubere Dreifache, nur der 3R fehlt in ihrem<br />

Repertoire. Außerdem lief sie extrovertierter<br />

als früher, auch wenn hier noch Reserven<br />

liegen. Die Mindestpunktzahl hatte sie bereits<br />

vorher erreicht und übertraf sie diesmal in der<br />

Kür um vier Punkte, so dass die DEU sie guten<br />

Gewissens als Ersatz für die WM melden konnte.<br />

Die Niederländerin Lindsay van Zundert, bei<br />

der NRW Trophy 2020 siegreich, lief ein fehlerfreies<br />

KP mit 3R-2T, 3L und erstklassigen <strong>Pirouette</strong>n<br />

zu „Alegria“ aus dem Cirque du Soleil. In<br />

Challenge Cup<br />

Loena Hendrickx<br />

Foto: Bouma<br />

Damen | Challenge Cup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Loena Hendrickx – Belgien 1 1 204.68<br />

2 Emmy Ma – Taiwan 2 3 177.29<br />

3 Emilea Zingas – Zypern 5 2 171.30<br />

4 Maé-Bérénice Meité – Frankreich 3 5 166.01<br />

5 Kristina Isaev – Deutschland 8 4 161.99<br />

6 Lindsay Van Zundert – Niederlande 4 6 161.00<br />

7 Nelli Ioffe – Israel 6 8 153.28<br />

8 Yasmine Kimiko Yamada – Schweiz 9 9 151.36<br />

9 Julia Lang – Ungarn 14 7 149.77<br />

10 Maia Sørensen – Dänemark 7 11 145.52<br />

11 Regina Schermann – Ungarn 12 10 143.90<br />

12 Jenni Saarinen – Finnland 11 13 141.16<br />

13 Bernadett Szigeti – Ungarn 15 12 134.85<br />

14 Anete Lace – Lettland 10 15 134.00<br />

15 Taylor Morris – Israel 17 14 128.60<br />

16 Viktotiia Iushchenkova – Israel 16 16 120.85<br />

17 Andrea Montesinos Cantu – Mexiko 13 17 120.70<br />

18 Victoria Velarde – Peru 18 18 89.86<br />

der Kür zu Tango-Variationen und „Come What<br />

May“ aus Moulin Rouge gingen beide 3L daneben,<br />

vier weitere Dreifache und alles andere<br />

klappte gut. Sie ist schon vier Jahre Stipendiatin<br />

der Joan Haanappel-Stiftung, trainiert bei<br />

Carine Herrygers und Jorik Hendrickx und wurde<br />

für die WM nominiert. Die Schweizerin Yasmine<br />

Kimiko Yamada begann das KP mit einer<br />

guten 3T-3T-Kombination, aber der 3L war<br />

vorwärts gelandet und gestürzt. In der Kür<br />

glückten drei Dreifache, drei weitere misslangen<br />

mehr oder weniger. Von ursprünglich<br />

30 gemeldeten Läuferinnen<br />

blieben 12 zu Hause, darunter auch<br />

Nicole Schot, die keine Ansteckung<br />

riskieren wollte, und Aya Hatakawa.


22<br />

Challenge Cup<br />

Romain Ponsart, Foto: Bouma<br />

Kolyada überlegen<br />

trotz Axel-Problemen<br />

Als Landesmeister war Mikhail Kolyada<br />

bereits für die WM qualifiziert,<br />

brauchte daher nicht beim russischen<br />

Pokal-Finale (siehe Seite 17) zu starten,<br />

sondern wollte lieber einen internationalen<br />

Wettbewerb bestreiten.<br />

Wegen eines zusätzlichen Corona-<br />

Schnelltestes am Moskauer Flughafen<br />

verpasste er das erste geplante<br />

Flugzeug nach Westeuropa und flog<br />

daher erst später mit Tarasova/Morozov.<br />

Beim nächsten obligatorischen<br />

Schnelltest im Den Haager Hotel vor dem<br />

ersten Training stand er aber bereit. Im KP zur<br />

Musik „Let’s Get Loud“ der Berliner Gruppe<br />

Baseballs glückte eine souveräne 4T-3T-Kombination<br />

und fünf andere mit +3 oder +4 bewertete<br />

Elemente, nur den Axel riss er auf. In der<br />

Kür läuft er in dieser Saison eleganter als bisher<br />

zur Musik eines Films über den legendären russischen<br />

Balletttänzer Rudolf Nurejev. Zu Beginn<br />

glänzte Kolyada mit zwei erstklassigen 4T, den<br />

ersten davon mit 3T. Später folgten fünf weitere<br />

sehr gute Dreifache, auch die <strong>Pirouette</strong>n und<br />

Schrittfolgen glückten ausgezeichnet. Insgesamt<br />

sieben Elemente erhielten mindestens einmal<br />

+5. Einziger Minuspunkt war ein Sturz beim<br />

zweiten 3A, aber dennoch gewann er überlegen<br />

»(siehe Titelfoto).<br />

Mikhail Kolyada<br />

„Dieser Wettbewerb war ein interessanter<br />

Test. Erstens weil er nicht in Russland<br />

«<br />

war,<br />

zweitens gab es einige Schwierigkeiten bei<br />

der Anreise und drittens, nach einem Tag<br />

„Urlaub“ im Hotelzimmer zu laufen. Es war<br />

sicher notwendig, das vor der WM durchzugehen,<br />

denn dort wird die Situation ähnlich<br />

sein und jetzt habe ich diese Bedingungen<br />

erlebt und mir wird es wahrscheinlich leichter<br />

fallen, mit allen Schwierigkeiten in<br />

Schweden zurechtzukommen.“<br />

Silber mit 244 Zählern ging an den Franzosen<br />

Romain Ponsart trotz Sturz beim 4T im KP. Aber<br />

die Kür zu einem Elvis Presley-Medley blieb mit<br />

einem 4T, zwei 3A, fünf weiteren Dreifachen<br />

und guter Ausstrahlung fehlerfrei. Drei Punkte<br />

weniger holte sein Landsmann Adam Siao Him<br />

Fa. Der Schüler von Laurent Dépouilly (früher<br />

Brian Joubert) begann das KP zum Krieg der<br />

Sterne mit 4T-2T, aber beim 2T touchierte er das<br />

Eis mit beiden Händen, was als Sturz gewertet<br />

wird. Der 4S glückte gut, aber beim 3A ging er<br />

wirklich zu Boden. Dasselbe passierte ihm beim<br />

ersten 4T zu Beginn der Kür. Der zweite 4T mit<br />

2T gelang und der 4S war umgestiegen. Später<br />

sammelte er noch viele Punkte und wurde<br />

wegen der besseren Leistungen im Laufe<br />

der Saison vom Verband als Ersatz für<br />

Kevin Aymoz bei der WM nominiert.<br />

Herren | Challenge Cup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Mikhall Kolyada – Russland 1 1 270.17<br />

2 Romain Ponsart – Frankreich 3 2 244.75<br />

3 Adam Siao Him Fa – Frankreich 4 3 241.11<br />

4 Gabriele Frangipani – Italien 2 4 229.11<br />

5 Basar Oktar – Türkei 8 5 217.05<br />

6 Burak Demirboga – Türkei 5 6 216.62<br />

7 Morisi Kvitelashvili – Georgien 6 7 205.12<br />

8 Tomas Llorenc Guarino – Spanien 7 10 192.70<br />

9 Donovan Carrillo Suazo – Mexiko 11 8 190.60<br />

10 András Csernoch – Ungarn 13 9 184.43<br />

11 Luc Maierhofer – Österreich 10 12 182.10<br />

12 Jari Kessler – Kroatien 12 13 179.07<br />

13 Kornel Witkowski – Polen 15 11 175.18<br />

14 Georgii Reshtenko – Tschechien 9 15 174.35<br />

15 Arnau Joly – Spanien 17 14 167.70<br />

16 Aleix Gabara – Spanien 16 16 160.60<br />

17 Mate Borocz – Ungarn 14 17 153.99<br />

Gabriele Frangipani, einer von vier Läufern aus<br />

Egna, die mit Co-Trainerin Eva Martinek gekommen<br />

waren, landete lediglich auf dem vierten<br />

Rang. Während das KP einigermaßen lief, musste<br />

er in der Kür beim 4T und beim zweiten 3A<br />

zu Boden. Ganz knapp endete das Duell der beiden<br />

guten Türken Basar Oktar und Burak Demirboga<br />

zugunsten des Ersteren mit 217 Punkten.<br />

Die Mindestpunktzahlen übertrafen beide überlegen,<br />

weil sie insgesamt je drei 3A in guter<br />

Qualität zeigten und auch sonst in der Kür keinen<br />

einzigen Fehler machten. Der EM-Dritte<br />

Morisi Kvitelashvili wurde von Beiden geschlagen<br />

und kam nach mehreren Patzern in beiden<br />

Programmen nur auf Platz sieben mit 205<br />

Punkten. Bester der drei Spanier wurde Tomas<br />

Llorenc Guarino aus Egna auf Platz 8, aber er<br />

schaffte ohne 3A ebenso wenig das WM-Minimum<br />

wie seine Landsleute.<br />

Grund zur Freude (Jubel war ja nicht erlaubt)<br />

hatte in der Tränenecke dagegen der Mexikaner<br />

Donovan Carillo auf Rang 9 mit 190 Punkten,<br />

denn er schaffte dank zweier 3A das in der Kür<br />

noch fehlende WM-Minimum. Der Österreicher<br />

Luc Maierhofer kam auf Platz 11 mit 182 Punkten,<br />

einem fehlerfreien KP zu „Dance Monkey“,<br />

aber einer Kür mit drei Unsauberkeiten – und<br />

noch immer ohne 3A- oder Vierfachversuch. Der<br />

jetzt für Kroatien laufende Südtiroler Jari Kessler<br />

verpasste das WM-Minimum. Paul Fentz war<br />

ursprünglich nominiert, blieb aber wegen Nachwirkungen<br />

von Schleimbeutelentzündung und<br />

Nackenblockade doch zu Hause.<br />

Tarasova/Morozov<br />

dominierten trotz Fehler<br />

Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov, Vierte<br />

bei Olympia 2018 und in den letzten Monaten<br />

in Russland bei Maxim Trankov und Sergei Voronov<br />

und nicht mehr bei Marina Zueva in Florida,<br />

waren wie Kolyada schon für Stockholm<br />

qualifiziert. Im KP zu Maurice Ravels Bolero in<br />

einer Einspielung von André Rieu waren die<br />

sieben Elemente so erstklassig wie fast immer,<br />

daher erhielten sie immerhin 79 Punkte. In der<br />

Kür zu einer Bearbeitung von Albinonis Adagio<br />

brillierten sie jedoch nur bei neun von elf Elementen,<br />

denn beim Toeloop fiel er und beim<br />

Wurfsalchow wäre sie beinahe gestürzt. Dennoch<br />

war der Sieg mit 217 Punkten hochverdient,<br />

denn alles andere wurde zu Recht sehr<br />

»<br />

gut bewertet.<br />

Evgenia Tarasova<br />

„Insgesamt sind wir zufrieden. Das<br />

«<br />

KP sind<br />

wir gut gelaufen. In der Kür hatten wir zwei<br />

Fehler, aber wir waren nicht zu 100% in<br />

Form, weil es schwierig wäre, bis zur WM<br />

die Topform zu halten. Der Start war wichtig,<br />

weil wir uns jetzt vorstellen können, wie<br />

die WM ablaufen wird. Es wird keine Überraschung<br />

sein, dass du einen ganzen Tag im<br />

Zimmer sitzt und auf das Testergebnis warten<br />

musst. Und dass du vor leeren Rängen<br />

läufst. So eine Erfahrung hatten wir noch<br />

nicht. Das ist sehr ungewöhnlich und es<br />

fehlt diese Energie.“<br />

Burak Demirboga<br />

Foto: Höppner


23<br />

Annika Hocke & Robert Kunkel gewannen eine<br />

verdiente Silbermedaille mit 177 Zählern. Im KP<br />

zu „Shout“ von Zayde Wolf stieg Hocke beim 3S<br />

um und auch Kunkel landete nicht ganz sauber,<br />

alles andere gelang überzeugend. Die Kür zu<br />

„The Other Side“ von Ruelle war annähernd fehlerfrei<br />

mit Wurfflip (beidfüßig) und Wurfrittberger,<br />

auch 3S und 2A-2T stellten kein Problem<br />

»<br />

dar. Die Levels sind allerdings noch ausbaufähig.<br />

Annika Hocke<br />

„Wir haben uns wahnsinnig gefreut,<br />

«<br />

wieder<br />

einen Wettkampf laufen zu können. Er war<br />

eine gute Übung für die Weltmeisterschaften,<br />

da der Ablauf dort ähnlich sein wird mit Test,<br />

Anreise, Quarantäne und so weiter. Wir freuen<br />

uns, dass wir unsere gute Trainingsleistung<br />

auch im Wettkampf zeigen konnten.<br />

Bis zur WM werden wir nun noch an den liegengelassenen<br />

Levels arbeiten, um dort noch<br />

ein Stückchen besser sein zu können. Mit<br />

dem guten Gefühl von diesem Wettkampf<br />

starten wir nun die WM-Vorbereitungen und<br />

können es kaum abwarten, dort zu laufen.“<br />

erhielt ein Pflaster am blutenden Knie und sie<br />

liefen das KP ohne Fehler und mit 3T und dreifachem<br />

Wurfsalchow noch gut zu Ende, erhielten<br />

aber gemäß Reglement fünf Punkte Abzug<br />

wegen der Unterbrechung. Aber offensichtlich<br />

hatte sie sich doch verletzt, denn zur Kür traten<br />

sie nicht mehr an. Die Österreicher Miriam Ziegler<br />

und Severin Kiefer blieben zu Hause, weil<br />

Kiefer Leistenprobleme hatte.<br />

Von acht auf nur noch drei Duos schrumpfte das<br />

Feld der Tanzpaare. Verdiente Sieger wurden die<br />

für die WM nominierten Evgenia Lopareva &<br />

Geoffrey Brissaud aus der Lyoner Schule von Petetin<br />

und Bourzat, die zeitweise auch bei Rubleva/Shefer<br />

in Moskau trainieren. Im Rhythmustanz<br />

zu „Too Darn Hot“ aus dem Musical Kiss Me<br />

Kate gefielen sie ebenso wie in der Kür zum<br />

„Adagio for Tron“. Auf dem zweiten Endrang<br />

landeten die Ungarn Anna Yanovskaya & Adam<br />

Lukacs, die in Moskau von Svetlana Alexeeva<br />

und Tochter Elena Kustarova betreut werden. Sie<br />

testeten vor der WM noch einmal „Grease“ im<br />

Rhythmustanz und die Hymne an die Liebe von<br />

Patricia Kaas in der Kür. Dritte wurde das neue<br />

Eistanz | Challenge Cup<br />

RT Kür Pkt<br />

1 Evgenia Lopareva / Geoffrey Brissaud<br />

Frankreich 1 1 165.51<br />

2 Anna Yanovskaya / Adam Lukacs<br />

Ungarn 2 2 151.33<br />

3 Chelsea Verhaegh / Sherim Van Geffen<br />

Niederlande 3 3 128.3<br />

niederländische Tanzpaar Chelsea Verhaegh &<br />

Sherim van Geffen. Verhaegh war mittelmäßige<br />

Einzelläuferin und van Geffen vor kurzem noch<br />

Hobbyläufer, aber sie hatten sich bei Maurizio<br />

Margaglio in Finnland rapide verbessert und<br />

schon zuvor sogar das WM-Minimum geschafft.<br />

Nach dem Wettbewerb flogen sie gleich wieder<br />

nach Finnland zurück, um sich auf die WM<br />

vorzubereiten. <br />

•••<br />

Evgenia Lopareva und Geoffrey Brissaud<br />

Foto: Höppner<br />

Challenge Cup<br />

Die für Ungarn laufenden Ioulia Chtchetinina &<br />

Mark Magyar gewannen eine Bronzemedaille<br />

und übertrafen wie die Deutschen die Mindestpunktzahlen<br />

problemlos. Das KP glückte so gut<br />

wie fehlerfrei, in der Kür war ein missglückter<br />

2T nach dem 3T von ihr der einzige Makel.<br />

Auch die Tschechen Elizaveta Zhuk & Martin<br />

Bidar qualifizierten sich als Vierte mit 163<br />

Punkten für die WM, obwohl Zhuk im KP beim<br />

3T und dem Wurfflip zu Boden ging. Aber im<br />

Paarlaufen sind die Punkte am leichtesten zu<br />

erreichen. Coline Kerivan & <strong>No</strong>el Antoine Pierre<br />

aus Paris kamen auf Platz 5 mit 155 Zählern<br />

nach Sturz von Kerivan beim 3T und drei Fehlern<br />

in der Kür. Das Duell der beiden niederländischen<br />

Paare entschieden Nika Osipova &<br />

Dmitry Epstein, die in den Niederlanden bei<br />

Dmitri Kaploun trainieren, mit 140 Punkten und<br />

Rang sechs für sich. Denn sie erlaubten sich im<br />

KP keinen größeren Fehler und landeten auch<br />

3T und Wurfflip. Osipova kommt aus der Moskvina-Schule.<br />

In der Kür gingen dagegen drei<br />

Elemente daneben. Die „Berliner Niederländer“<br />

Daria Danilova & Michel Tsiba (137 Punkte)<br />

patzten zweimal im KP, aber in der Kür war ein<br />

Sturz von Danilova beim 3S einziger großer<br />

Fehler, so dass sie das in der Kür noch fehlende<br />

WM-Minimum schafften.<br />

Weit weg von den Mindestpunktzahlen mit mageren<br />

113 Gesamtpunkten waren die Schweizer<br />

Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet, die bei<br />

fast jedem Element Minuspunkte erhielten.<br />

Auch die Schweden Greta & John Crafoord, die<br />

in den USA trainieren, und die Spanier Dorota<br />

Broda & Pedro Betegon, die in Bergamo leben,<br />

qualifizierten sich nicht für die WM. Die Italiener<br />

Sara Conti & Niccolo Macii leisteten sich im<br />

KP einen seltenen Fehler: Macii stürzte nach<br />

dem Hochwerfen seiner Partnerin beim doppelten<br />

Twist (ihrem ersten Element) vorneüber und<br />

konnte sie nicht auffangen, so dass sie hart fiel.<br />

Nach einigen Sekunden standen sie wieder auf<br />

und berieten sich kurz mit dem Trainer. Conti<br />

Iouila Chtchetinina<br />

und Márk Magyar<br />

Foto: Höppner<br />

Paare | Challenge Cup<br />

KP Kür Pkt<br />

1 Evgenya Tarasova / Vladimir Morozov<br />

Russland 1 1 217.85<br />

2 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />

Deutschland 2 2 177.23<br />

3 Iouila Chtchetinina / Márk Magyar<br />

Ungarn 3 3 169.21<br />

4 Elizavets Zhuk / Martin Bidar<br />

Tschechien 5 4 163.11<br />

5 Coline Keriven / <strong>No</strong>el Antoine Pierre<br />

Frankreich 4 5 155.45<br />

6 Nika Osipova / Dmitry Epstein<br />

Niederlande 6 7 140.02<br />

7 Daria Danilova / Michel Tsiba<br />

Niederlande 8 6 137.10<br />

8 Greta Crafoord / John Crafoord<br />

Schweden 10 8 127.69<br />

9 Dorota Broda / Pedro Betegon<br />

Spanien 9 10 125.78<br />

10 Alexandra Herbriková / Nicolas Roulet<br />

Schweiz 11 9 113.34<br />

Ausgeschieden:<br />

- Sara Conti / Niccolo Macii<br />

Italien - - -


24<br />

Vorschläge für Regeländerungen<br />

Regeländerungs-Vorschläge<br />

für ISU-Kongress im Jahr 2022<br />

Der für Juni 2020 im thailändischen<br />

Badeort Phuket vorgesehene ISU-<br />

Kongress musste verschoben werden,<br />

zunächst um ein Jahr auf Anfang Juni<br />

<strong>2021</strong>. Aber da die Pandemie mit Reiseund<br />

Kontaktbeschränkungen sowie<br />

Quarantänen länger dauert als 2020<br />

vermutet, ist auch dieses Datum illusorisch.<br />

In den Spätsommer verschieben<br />

macht wenig Sinn, und noch später sind<br />

viele Delegierte schon wieder bei Wettbewerben<br />

beschäftigt. Die ISU hat noch<br />

einmal die Verbände gefragt, ob sie in<br />

diesem Sommer eine Online-Konferenz<br />

veranstalten soll, was keinen großen<br />

Anklang fand. Daraufhin beschloss der<br />

Vorstand, den nächsten Kongress planmäßig<br />

erst vom 6. bis 10. Juni 2022 abzuhalten,<br />

wegen der schon geleisteten<br />

Anzahlungen an das Hotel in Phuket<br />

und nicht in Las Vegas, wo der übernächste<br />

Kongress für 2022 geplant war.<br />

Wichtige Vorschläge für eilige Regeländerungen<br />

können jetzt nicht beschlossen<br />

werden. Oder man ermächtigt den<br />

Vorstand, Regeländerungen ausnahmeweise<br />

ohne Zustimmung der Mitglieder<br />

zu beschließen.<br />

Auf jeden Fall hat die ISU die provisorischen<br />

Vorschläge für Regeländerungen<br />

(144 Seiten) online veröffentlicht. Jeder<br />

Verband, die ISU-Komitees und der Vorstand<br />

können noch Änderungen und Ergänzungen<br />

anbringen. Die endgültige<br />

Tagesordnung hat noch ein Jahr Zeit,<br />

denn bis dahin kommen sicherlich neue<br />

Anträge hinzu und andere werden zurückgezogen.<br />

ISU-Generaldirektor Fredi<br />

Schmid wies daraufhin, dass für jede<br />

Regeländerung, die Geld kostet, ein geschätztes<br />

Budget beigefügt werden<br />

muss. Wer zum Beispiel zehn zusätzliche<br />

Läufer bei der WM zulassen will,<br />

muss auflisten, wie viel diese Läufer<br />

den Ausrichter kosten (Hotel, Mahlzeiten,<br />

Bustransporte, Sitzplätze in der<br />

Halle usw.).<br />

Hier die wichtigsten Vorschläge für Regeländerungen.<br />

Falls kein Land aufgeführt<br />

wird, sind es Vorschläge der ISU:<br />

Grundsätzliches<br />

Beschlossen werden soll, ob ein Kongress generell<br />

verschoben oder online mit E-Mail-Stimmabgabe<br />

abgehalten werden soll. Der ISU-Vorstand<br />

soll schon vier Jahre im Voraus provisorisch<br />

entscheiden, wo eine ISU-Meisterschaft<br />

stattfinden soll. Ungarn will Junioren-Europameisterschaften<br />

und Junioren-Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften einführen. Die „Event-Koordinatoren“<br />

der ISU sollen in Zukunft zeitgemäßer<br />

Event Manager genannt werden.<br />

Kanada will, dass wichtige Regeländerungen nur<br />

in den ersten beiden Jahren nach Olympischen<br />

Spielen in Kraft treten können, damit sich Läufer<br />

optimal auf die Spiele vorbereiten können und<br />

sich nicht damit beschäftigen müssen, neue Regeln<br />

zu lernen. Weibliche Sportler sollen nicht<br />

mehr Ladies, sondern Women genannt werden,<br />

also Frauen statt Damen. Damen sollen in Zukunft<br />

auch im Eistanzen generell Hosen tragen<br />

dürfen (bisher nur im Kunstlaufen). Russland<br />

will, dass Sportler sechs statt bisher vier Werbeträger<br />

auf ihrer Kleidung tragen dürfen.<br />

Musik-CDs sollen nicht mehr verwendet werden<br />

dürfen, weil sie veraltet und störanfällig sind,<br />

sondern nur noch moderne Formate. Läufer<br />

müssen Musik in einer in der Ausschreibung erwähnten<br />

Form einschicken. Nach dem Wettbewerb<br />

muss die Musik aus Datenschutzgründen<br />

gelöscht werden. Wenn es (wie bei manchen<br />

kleineren Wettbewerben) zuvor kein offizielles<br />

Training gibt, muss dem Läufer oder Trainer die<br />

Möglichkeit gegeben werden, tatsächlich einmal<br />

die eigene Musik zu hören und zu bestätigen,<br />

dass es seine Musik ist. Die Türkei schlägt vor,<br />

dass sämtliche Läufer der Welt, die an größeren<br />

internationalen Wettbewerben teilnehmen, ihre<br />

Musikstücke in eine ISU Cloud hochladen, in der<br />

sie gespeichert und für jeden Wettbewerb verwendet<br />

werden. Das erspart den Organisatoren<br />

von Wettbewerben viel Zeit für die erneute Registrierung.<br />

Bei Musik- oder anderen Problemen<br />

während der Programme (zum Beispiel auf das<br />

Eis geworfenen Gegenständen), für die der Läufer<br />

nicht verantwortlich ist, soll es keine Punktabzüge<br />

mehr geben, wenn der Läufer sein Programm<br />

unterbricht. Denn zuletzt hatte kaum<br />

noch ein Schiedsrichter oder Läufer eine Unterbrechung<br />

gewagt, aus Sorge, der Läufer erhält<br />

fünf Punkte Abzug.<br />

<strong>No</strong>rwegen will das Mindestalter ab der nacholympischen<br />

Saison 2022/23 für Meisterklasse-<br />

Wettbewerbe von 15 Jahren (am 1. Juli, wenn<br />

die Saison beginnt) auf 17 Jahre erhöhen. Wer<br />

schon 2022 bei EM, WM, 4C oder den Olympischen<br />

Spielen gelaufen ist, darf weiterhin in der<br />

Meisterklasse starten, auch wenn er oder sie<br />

das neue Mindestalter noch nicht erreicht hat.<br />

Kanada will das Höchstalter für Junioren im<br />

Paarlauf und Eistanzen auch für Frauen auf 21<br />

Jahre erhöhen. Ungarn schlägt neue Bezeichnungen<br />

für die Altersklassen zwischen sieben<br />

und 15 Jahren vor. Russland will, dass jeder, der<br />

bei nationalen Meisterschaften gelaufen ist,<br />

eine Freigabe seines Verbandes braucht, wenn<br />

er für ein anderes Land starten will.<br />

Läufer, die sich nicht für das KP (wenn die Qualifikation<br />

wieder eingeführt werden sollte) oder<br />

die Kür qualifizieren, werden nur bis einschließlich<br />

zum Frühstück des Tages nach dem Ausscheiden<br />

finanziert. Dieses Thema wurde schon<br />

vor Jahren diskutiert. Probleme können für ärmere<br />

Verbände entstehen, wenn Umbuchungen<br />

auf frühere Rückflüge teuer sind und der weitere<br />

Hotelaufenthalt ebenfalls. Läufer, die ihre<br />

Teilnahme an ISU-Meisterschaften kurzfristig<br />

absagen, sollen kein detailliertes Attest über die<br />

Art der Erkrankung oder Verletzung mehr an die<br />

ISU schicken müssen, weil dies der neuen<br />

Schweizer Datenschutzrichtlinie widerspricht.<br />

Läufer sollen beim Training aus Sicherheitsgründen<br />

keine Kopf hörer, elektronische Ohrstecker<br />

oder andere körpernahen technischen Geräte<br />

benutzen dürfen.<br />

Wettbewerbe und Elemente<br />

ISU-Meisterschaften sollen schon in der kommenden<br />

Saison <strong>2021</strong>/22 einschließlich Trainingstagen<br />

nicht länger als sieben Tage dauern<br />

(das ist jetzt schon so). Ab 2022/23 sind maximal<br />

acht Tage zulässig, falls eine Qualifikation<br />

wieder eingeführt wird. Die vor Jahren abgeschafften<br />

und 2018 versehentlich wieder eingeführten<br />

Zwischenauslosungen im Grand Prix<br />

sollen abgeschafft werden. Island schlägt vor,<br />

dass die Mindestpunktzahlen bis 1. Juli veröffentlicht<br />

werden müssen, damit die Läufer und<br />

Trainer wissen, woran sie sind. Nicht mehr die<br />

Rede ist vom Abschaffen des KP und Ersatz<br />

durch eine künstlerische Kür mit limitierter Zahl<br />

von Sprüngen neben der weiterhin existierenden<br />

traditionellen Kür. Dies schien vor einem Jahr<br />

ein Hauptthema zu werden.<br />

Ab der Saison 2022/23 soll es bei der WM wieder<br />

eine Qualifikationsrunde geben, so wie<br />

schon früher mehr als einmal für ein paar Jahre,<br />

weil die Läuferzahlen in den KP in den vergangenen<br />

Jahren zu groß geworden ist. In diesen<br />

Runden wird nur eine Kür gelaufen. Maximal<br />

können je 54 Läufer im Einzellaufen, 40 im Eistanzen<br />

und 32 im Paarlaufen für eine WM nominiert<br />

werden. Je 24 Einzelläufer, 20 Tanzpaare<br />

und 16 Kunstlaufpaare erhalten gemäß der<br />

Platzierung der Läufer ihres Verbandes bei der<br />

vorangegangenen WM einen „Direct Entry“, sie<br />

dürfen direkt im KP bzw. Rhythmustanz starten,<br />

auch Länder mit zwei oder drei Startern. Läufer


25<br />

der anderen Länder müssen die Qualifikationsrunde<br />

laufen, je Land und Disziplin stets nur ein<br />

Teilnehmer, der die drei statt bisher zwei verschiedenen<br />

Mindestpunktzahlen erreicht haben<br />

muss. Denn neben den bisherigen Technischen<br />

Mindestpunktzahlen für KP und Kür soll eine<br />

Technische Mindestpunktzahl für einen gesamten<br />

Wettbewerb eingeführt werden. Die besten<br />

12 Damen und Herren sowie die besten zehn<br />

Tanzpaare und acht Kunstlaufpaare der Qualifikationsrunde<br />

kommen weiter. Falls die Zahl der<br />

direkt nominierten Läufer bzw. Paare höher ist<br />

als die oben genannten 24, 20 bzw. 16, reduziert<br />

sich die Zahl der Läufer, die nach der Qualifikation<br />

weiterkommen entsprechend. Falls die<br />

Zahl der direkt nominierten Läufer niedriger als<br />

24, 20 bzw. 16 ist, kommen entsprechend mehr<br />

weiter. Die Punkte aus der Qualifikation zählen<br />

nicht zum späteren Gesamtergebnis, sondern jeder<br />

fängt mit dem KP bzw. Rhythmustanz wieder<br />

bei null an. Das war bei den früheren Qualifikationen<br />

um die Jahrtausendwende herum<br />

zeitweise genauso, aber dann einige Jahre lang<br />

anders, als alle Läufer eine Qualifikation laufen<br />

mussten. Falls nur ein oder zwei Läufer mehr<br />

starten wollen als die 36, 30 bzw. 24, die das KP<br />

bzw. den RT erreichen, kann beschlossen werden,<br />

die Qualifikationsrunde zu streichen.<br />

Anders als seit 2018 gültig, sollen nun doch<br />

wieder nur 16 statt 20 Kunstlaufpaare die Kür<br />

erreichen und der damals erfolgreiche Kampf<br />

der Paarlauffreunde (wie John Coughlin) war<br />

vergeblich. Denn bei der WM 2019 gingen nur<br />

19 Paare an den Start (es waren schon mal 27)<br />

und die WM 2020, bei der es mehr gegeben<br />

hätte, ist ausgefallen. Falls bei der WM <strong>2021</strong><br />

wieder viele leistungsstarke Paare starten, könnte<br />

dieser Vorschlag vielleicht geändert werden,<br />

wenn sich Paarlauflobbyisten dafür einsetzen.<br />

Sprungfolgen sollen nicht mehr mit nur 80 Prozent<br />

der Summe der Sprünge bewertet werden,<br />

sondern mit 100 Prozent. Kanada will, dass bei<br />

den Damenküren die Programmkomponenten<br />

mit 2,0 wie bei den Herren multipliziert werden<br />

statt nur mit 1,6 wie bisher. Denn weil die Damen<br />

inzwischen mehr Punkte für schwierigere<br />

Elemente erhalten, müsse es auch mehr Punkte<br />

für die Komponenten geben, damit das Verhältnis<br />

von 50 : 50 Prozent wieder annähernd erreicht<br />

wird. Die Technischen Komitees der ISU<br />

schlagen stattdessen vor, den Multiplikationsfaktor<br />

für die Komponenten jährlich neu festzulegen<br />

und in den aktuellen Mitteilungen (Communications)<br />

bekanntzugeben. Werden diese<br />

jährlich geändert, machen natürlich Vergleiche<br />

der Punktzahlen mit früheren Saisons und der<br />

Begriff Weltrekord gar keinen Sinn mehr.<br />

Österreich will (wie schon 2018) zwei getrennte<br />

Weltranglisten für Junioren und Meisterklasse,<br />

denn Juniorenläufer ab 15 Jahren können auch<br />

Weltranglistenpunkte in Meisterklassenwettbewerben<br />

holen. Juniorenläufer zwischen 13 und<br />

15 Jahren können jedoch nur bei den Junioren<br />

Grand Prix Weltranglistenpunkte sammeln, was<br />

ungerecht sei.<br />

In Juniorenküren der Einzelläufer/innen soll die<br />

übliche Schrittfolge durch eine Choreo-Schrittfolge<br />

ersetzt werden, um auch in diesem Alter<br />

schon die Kreativität zu fördern. Eine Eistanzchoreografie<br />

darf jetzt auch einen Sprung von<br />

höchstens eineinhalb Umdrehungen enthalten.<br />

Neu definiert wurden die Elemente beim Synchronlaufen.<br />

Bei Synchronwettbewerben soll der<br />

Veranstalter in Zukunft jedem Team der Meisterklasse<br />

mindestens 10 Minuten kostenlose<br />

Trainingszeit vor dem KP und 12 Minuten vor<br />

der Kür geben, bei den Junioren 10 und 11 und<br />

beim Nachwuchs 10 Minuten vor der Kür.<br />

Änderungen für die Jury<br />

Kanada, Italien und die Niederlande schlagen<br />

vor, dass bei den (Junioren und Meisterklasse)<br />

Grand Prix, ISU-Meisterschaften und Olympischen<br />

Spielen und Jugendspielen und Synchronwettbewerben<br />

die Hälfte der Preisrichter nur die<br />

Punkte für die Elemente und die Komponente<br />

Eislauffähigkeiten vergeben und die andere<br />

Hälfte die Punkte für die übrigen Komponenten.<br />

Wer was wertet, soll erst direkt vor dem Wettbewerb<br />

ausgelost werden. So könnten alle<br />

Preisrichter in beiden Wettbewerbsteilen zum<br />

Einsatz kommen, was im Augenblick häufig<br />

nicht der Fall ist. Controller und Technische<br />

Spezialisten sollen beim Eistanzen und Synchronlaufen<br />

nicht bei demselben Wettbewerb in<br />

einer anderen Disziplin als Schieds- oder Preisrichter<br />

wirken dürfen, also zum Beispiel nicht<br />

bei den Damen als Controller und bei den Herren<br />

als Schieds- oder Preisrichter. Diese Idee<br />

würde bei kleineren Wettbewerben die Kosten<br />

erhöhen, weil man dann den einen oder anderen<br />

zusätzlichen Offiziellen benötigt. Kanada, China<br />

und Italien wollen, dass die detaillierten Einzelbewertungen<br />

des KP oder Rhythmustanzes bei<br />

den Meisterschaften erst nach dem Ende der<br />

Küren veröffentlicht werden, um die Anonymität<br />

der Preisrichter bis dahin zu gewährleisten.<br />

Argentinien schlägt vor, das Mindestalter für internationale<br />

Preisrichter auf 24 Jahre festzulegen.<br />

Belgien beantragt, das Mindestalter für<br />

Preisrichter bei Nachwuchswettbewerben auf 21<br />

Jahre zu senken und das Höchstalter für alle auf<br />

75 Jahre zu erhöhen. Die Niederlande möchten<br />

die Zugangsvoraussetzungen für Technische<br />

Controller erleichtern, weil es beim Eistanzen,<br />

Paarlaufen und Synchronlaufen zu wenige gebe.<br />

Technische Spezialisten sollen leichter als bisher<br />

nach einigen Jahren Erfahrung auch Controller<br />

werden können.<br />

Den Begriff des „Assistenten des Technischen<br />

Spezialisten“ soll es nicht mehr geben, sondern<br />

beide Technischen Spezialisten sollen gleichberechtigt<br />

werden. Nach dem einen oder anderen<br />

negativen Vorfall werden neue Regeln vorgeschlagen,<br />

wenn Mitglieder der Jury eine offensichtlich<br />

falsche Entscheidung treffen, zum Beispiel<br />

wenn die Spezialisten einen Vierfachsprung<br />

als dreifach registrieren oder wenn der Data<br />

Operator auf den falschen Knopf gedrückt hat.<br />

Für alle Offiziellen soll die Kosten von Mahlzeiten<br />

und Übernachtungen ab dem Abend-Dinner<br />

(bisher dem Mittagslunch) vor dem ersten Training<br />

bis zum Morgen nach Ende ihres Wettbewerbs<br />

und der Diskussion nach dem Wettbewerb<br />

übernommen werden. Klaus-Reinhold Kany<br />

Verbandspräsidentin<br />

von Österreich<br />

Christiane Mörth<br />

Quelle: Skate Austria<br />

Österreichs Vizepräsidentin<br />

Evelyn Rousoukhi<br />

Quelle: Facebook<br />

Kanadas<br />

Verbandspräsidentin<br />

Leanna Caron<br />

Quelle: Facebook<br />

Verbands präsident<br />

von Russlands<br />

Alexander Gorshkov<br />

Foto: privat<br />

Der verstorbenen<br />

US-Paarläufer<br />

John Coughlin<br />

Foto: Kany<br />

Vorschläge für Regeländerungen


26<br />

Hippolyt Cup <strong>2021</strong><br />

Österreich<br />

Hippolyt Cup <strong>2021</strong><br />

mit Mehrfachfunktion<br />

Ende Jänner (Januar) wurde in St. Pölten der traditionelle Hippolyt<br />

Cup ausgetragen. <strong>No</strong>vum war, dass im Rahmen dieses Wettbewerbs<br />

oder Bewerbs, wie man in Österreich sagt, auch die Wiener Meisterschaften<br />

abgehalten wurden. Die Zahl der teilnehmenden Wiener Läufer<br />

war vergleichsweise überschaubar. Sehr erfreulich war, dass auch ein<br />

Special Olympics Bewerb Teil der Veranstaltung war, so dass auch Sportler<br />

mit Behinderung Gelegenheit hatten, ihr Können zu zeigen. Lediglich<br />

die geplanten Adult-Bewerbe mussten aufgrund des verlängerten<br />

Lockdowns abgesagt werden. Die gesamte Veranstaltung unterlag<br />

einem strengen COVID-Konzept: Eintritt in die Halle nur für<br />

Läufer, Trainer und Funktionäre mit negativem Test, Zuschauer<br />

waren nicht zugelassen, dafür gab es einen Livestream.<br />

Ein sehr großes Teilnehmerfeld gab es mit 19<br />

Starterinnen bei den Intermediate <strong>No</strong>vice Mädchen<br />

(Neulingen). Es setzte sich die Wienerin<br />

Marharyta Chachyk (37,89 Punkte) mit flotter<br />

Kür zu La Strada mit guten Komponenten und<br />

schönen <strong>Pirouette</strong>n knapp vor Sascha Sophie<br />

Erhardt (37,15 Punkte) durch. Dritte wurde Sophie<br />

Schwartz (35,61 Punkte). Bei den Knaben<br />

gewann Michail Savenkov (46 Punkte) vor Leon<br />

Salzer (34,73 Punkte).<br />

In der Kategorie Advanced <strong>No</strong>vice (Fortgeschrittener<br />

Nachwuchs) lieferten sich Sara<br />

Höfer (85,82 Punkte) und Flora Marie Schaller<br />

(83,30 Punkte) ein spannendes Duell, das<br />

Höfer am Ende des Tages zwar mit technisch<br />

einfacheren, dafür aber saubereren Programmen<br />

für sich entschied. Dritte wurde Farah Hofer<br />

(72,22 Punkte). Bei den Knaben gewann Tobias<br />

Oellerer (86,50 Punkte) dank höherer Komponenten<br />

hauchdünn vor Daniel Ruis (86,07). Dritter<br />

wurde Nikolaj Gromov (63,21 Punkte). Es<br />

waren nur drei (Wiener) Läufer am Start. Beim<br />

Eistanzen waren Elisabeth Havers / Leo Havers<br />

(79,65) die einzigen Starter und Titelgewinner<br />

in dieser Altersklasse<br />

Junioren: überraschend knapper Sieg<br />

für Leitgeb<br />

Bei den Juniorinnen sah es nach dem Kurzprogramm<br />

der Damen kurz nach einer Überraschung<br />

aus, denn nach einer aufgerissenen<br />

Kombi (nur 2S-2T) lag die Favoritin Dorotea<br />

Leitgeb nur auf Rang zwei hinter Jasmin Elsebaie.<br />

In der Kür zog Leitgeb (125,13 Punkte) ihr<br />

Programm jedoch eisern durch, auch wenn ein<br />

paar Sprünge etwas wackelig waren. Sie gewann<br />

insgesamt knapp, aber verdient und wurde<br />

auch Wiener Meisterin. Elsebaie (123,33<br />

Punkte) war die Nervosität anzumerken, mit guter<br />

Kür eine Chance auf den Sieg zu haben.<br />

Aber sie kämpfte tapfer und lieferte mit drei<br />

Dreifachsprüngen und zwei 2A ein spannendes<br />

Duell um den Sieg. Auf Rang drei landete Paola<br />

Jurisic (105,56 Zähler).<br />

Alexander Charnagalov (123,58 Punkte) patzte<br />

bei den Herren im Kurzprogramm bei seinen<br />

Sprüngen, in der Kür konnte er sich aber fast<br />

vollständig rehabilitieren: 3T-2T, 3S-2T, 2A und<br />

3S gelangen superschön, nur beim zweiten Axel<br />

stürzte er. Der Sieg und Wiener Meistertitel war<br />

ihm sicher, denn der einzige weitere Teilnehmer,<br />

Nuwan David Rondon (79,29 Punkte), lief insbesondere<br />

technisch deutlich schwächer. Beim<br />

Eistanzen gewannen Corinna Huber / Patrick<br />

Huber (92,67 Punkte) im Alleingang.<br />

WM-Probelauf für Mikutina<br />

und Zandron<br />

In der Meisterklasse wurden nur Einzelbewerbe<br />

ausgetragen und hier hatten die WM-Starter<br />

Olga Mikutina und Maurizio Zandron Gelegenheit,<br />

die Form noch einmal zu testen. Mikutina<br />

(191,30 Punkte) meisterte das bravourös. Sie<br />

stand sowohl in KP als auch der Kür ihre 3-3<br />

Olga Mikutina<br />

Foto: Höppner<br />

Kombi, in der Kür gelangen fünf Dreifache,<br />

aber der geplante 3S nach einem<br />

2A ging nur doppelt. Vor allem in der Kür<br />

zur Musik von Ludovico Einaudi sieht man<br />

sehr schön, dass sie im Laufen reifer geworden<br />

ist - eine gelungene Generalprobe.<br />

Die Zweitplatzierte Sophia Schaller<br />

(143,19) ist eine sehr musikalische Läuferin.<br />

Im KP passte jede Finger- und Fußspitze<br />

zur Musik und sie konnte artistisch gut mit<br />

Mikutina mithalten. Die Kür begann sie mit<br />

gelungener 2A-Euler-3S-Sprungfolge, doch<br />

von da an lief einiges schief: bei einigen Dreifachen<br />

stürzte sie, andere riss sie auf. Dritte<br />

und letzte wurde Emilie Grosch (95,14 Punkte).<br />

Es war keine Wiener Läuferin am Start.<br />

Bei den Herren absolvierte Zandron (216,63<br />

Punkte) das KP ganz gut, obwohl er bei der<br />

Kombi an den 3L nur einen 2T anschloss. In der<br />

Kür klappte dann allerdings einiges nicht wie<br />

geplant. Der erste Axel war fast gestürzt, der<br />

zweite doppelt und auch hier war bei einer<br />

Kombi ein Toeloop doppelt und er wirkte auch<br />

etwas weniger spritzig als bei den österreichischen<br />

Meisterschaften. An den Fehlern muss er<br />

bis zur WM noch arbeiten, der Sieg in St. Pölten<br />

war aber keine Minute gefährdet, da der zweite<br />

Starter, Valentin Eisenbauer (123,22 Punkte),<br />

technisch und auch in den Komponenten nicht<br />

mithalten kann. In der Kür stürzte er dazu dreimal.<br />

Er konnte aber dennoch zufrieden sein,<br />

denn er gewann zum ersten Mal den Wiener<br />

Meistertitel.<br />

Eislaufen neuer Modesport in Wien<br />

Nach mehrmonatigem mehr oder weniger strengem<br />

Lockdown entpuppt sich Eislaufen in Wien<br />

als neuer Trendsport. Während Indoor-Sportarten<br />

verboten sind und aufgrund der Kontaktbeschränkungen<br />

auch Mannschaftssportarten wie<br />

Fußball unzulässig waren, durften die Freilufteisbahnen<br />

offenhalten. Dementsprechend groß<br />

war der Andrang und es kam bei WEV, Wiener<br />

Eistraum & Co. immer wieder auch zu Warteschlangen,<br />

denn die Besucherzahlen waren und<br />

sind COVID-bedingt streng limitiert. Die Lust auf<br />

Eis ist mangels Alternativen sowie sicherlich<br />

auch, weil gerade Eislaufen eine gute Möglichkeit<br />

bietet, die gegenwärtigen Limitierungen des<br />

täglichen Lebens kurz zu vergessen, ungebrochen.<br />

Und im Idealfall wird so vielleicht auch bei<br />

ein paar jungen Talenten Interesse am Eiskunstlaufsport<br />

geweckt. <br />

Katrin Flaschka


Schweizer Nachwuchs meldet sich<br />

Vor zwei Jahren wurde im Schweizer<br />

Eiskunstlauf ein neues Nachwuchs-<br />

Konzept entwickelt. Mit Richard Leroy als<br />

neuem Nachwuchs-Nationaltrainer soll<br />

dies umgesetzt werden.<br />

Es ist ein wenig bezeichnend für diese Tage –<br />

das Romantik-Hotel Sonne in Küsnacht am Zürichsee<br />

präsentiert sich heuer zum <strong>März</strong>anfang<br />

anders als in den letzten Jahren: Denn wenn die<br />

Covid-19-Pandemie nicht wäre, würde zwischen<br />

dem Seeufer und dem Hotelgebäude eine kleine<br />

Eisfläche zum Eislaufen einladen. Und die Sunny<br />

Ice Angels mit mehreren ehemaligen Schweizer<br />

Spitzenläuferinnen böten wöchentlich im Rahmen<br />

einer abendlichen Eislauf-Show ihr Können<br />

zum Besten. Vor zwei Jahren erfolgte am selben<br />

Ort der Auftakt („Kick-off“) für das neugeschaffene<br />

Swiss Ice Skating Team <strong>No</strong>vice. Diana Barbacci<br />

Lévy (Präsidentin Swiss Ice Skating) begrüßte<br />

damals Aktive, Eltern und Offizielle und<br />

eröffnete das geplante Projekt eines Swiss Ice<br />

Skating Teams <strong>No</strong>vice.<br />

Impulse des Nachwuchs-<br />

Nationaltrainers<br />

Verantwortlich für dieses <strong>No</strong>vice Nationalteam<br />

zeichnet Nachwuchs-Nationaltrainer Richard<br />

Leroy. Hierfür arbeitete der vorher 15 Jahren<br />

lang beim Eislauf-Club Küsnacht als Trainer tätige<br />

Franzose und Schweizer ein Nachwuchskonzept<br />

aus. Leroy stand über Jahre vor allem<br />

im Ruf, seine Schützlinge äußerst attraktive<br />

Programme laufen zu lassen, echte „Hingucker“-<br />

Präsentationen. Bezüglich der Schweizer Nachwuchsförderung<br />

war Leroy klar: „Wir mussten in<br />

dieser Sache etwas machen.“ Alles begann mit<br />

der Schaffung der neuen 100%-Stelle eines<br />

Nachwuchs-Nationaltrainers. „Zu Beginn meiner<br />

Tätigkeit als Nachwuchs-Nationaltrainer hatte<br />

ich zwar etwas Angst, von meinen früheren<br />

Trainerkollegen in dieser neuen Aufgabe allenfalls<br />

nicht akzeptiert zu werden“, gibt Leroy zu<br />

bedenken, um gleich Entwarnung zu geben:<br />

„Aber es stellte sich heraus, dass ich von allen<br />

gut aufgenommen worden bin.“ Der neue Nachwuchs-Nationaltrainer<br />

versteht denn seine Rolle<br />

auch als Helfer, Problemlöser und Ansprechpartner.<br />

„Ich habe in den vergangenen zwei Jahren<br />

viele Gespräche mit Coaches, Läuferinnen und<br />

Läufern und deren Eltern geführt. Es ging auch<br />

darum, eine einheitliche Denkweise zu finden<br />

und Pflichtenhefte zu erstellen.“ Überhaupt ist<br />

Gespräche führen eine der wichtigen Aufgaben<br />

eines Nationaltrainers, etwa mit den Leitungsgremien<br />

von Sportschulen. Der neue Posten wird<br />

von Swiss Olympic finanziert und ist ein Beitrag<br />

für professionelle Strukturen in der Nachwuchsausbildung<br />

von Swiss Ice Skating. „Ich verdiene<br />

zwar weniger als in meinem vorherigen Beruf<br />

als Eislauftrainer, aber für mich ist dies ein neuer<br />

Lebensabschnitt. Meine Aufgabe besteht nun<br />

unter anderem darin, die Läuferinnen und Läufer<br />

und ihre zuständigen Coaches zu unterstützen,<br />

allfällige Lösungen in vielerlei Hinsicht zu<br />

finden. Damit sind nicht nur die absolut Besten<br />

eingeschlossen, sondern diese Möglichkeit sollte<br />

allen Nachwuchsleuten zukommen.“ Als<br />

Nachwuchs gelten alle Läuferinnen und Läufer<br />

mit 15 Jahren und jünger.<br />

Ausgeklügeltes System<br />

Mittlerweile ist eine ganze Reihe von Richtlinien<br />

und Reglementen geschaffen worden, sei<br />

es für Kaderselektionen, die Vergabe von Swiss<br />

Olympic Talent Cards (es gibt deren 38) oder<br />

etwa Selektionskriterien verschiedener internationaler<br />

Wettkämpfe. Selektionen erfolgen auf<br />

der Grundlage der Kaderstruktur FTEM, einem<br />

pyramidenartig gestalteten Rahmenkonzept zur<br />

Sport- und Athletenentwicklung. FTEM bedeutet<br />

– Foundation F1 F2 F3, Talent T1 T2 T3 T4,<br />

Elite E1 E2 und Mastery M. Informationswege<br />

werden geschaffen, so auch mit einem Newsletter.<br />

Und was nicht zu unterschätzen ist, dies<br />

alles erfolgt in der Schweiz immer in drei Sprachen.<br />

„2020 wurden die Piste Test Skates geschaffen.<br />

Das sind Übungen, die speziell für Eislaufende<br />

gestaltet worden sind. Bis heute haben<br />

206 Teilnehmende diese Piste Test Skates<br />

absolviert“, erklärt Leroy. Die Piste Test Skates<br />

(genauer: Prognostische Integrative Systematische<br />

Trainer-Einschätzung) sind wie folgt zusammengesetzt:<br />

Athletenbiografie (15%),<br />

Sportliches Leistungsniveau (50%), Physische<br />

Leistungsfähigkeit (25%) und Psyche (10%).<br />

In den Nationalkadern sind 95 Aktive aufgeführt,<br />

ergänzt mit 152 Aktiven verschiedener<br />

Regionalkader. Die nächste Kaderzusammensetzung<br />

erfolgt im April. Es sind Trägerschaften<br />

gebildet worden. Vier von ihnen siedeln sich in<br />

der Region Zürich an mit Dübendorf, Örlikon,<br />

Küsnacht und Winterthur, zwei in der Romandie<br />

mit Genf und Yverdon. Weitere sind vorgesehen.<br />

„Das Ganze gilt nicht für immer. Es kann Anpassungen<br />

geben“, erklärt Leroy hierzu. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Regionen werde ausgebaut.<br />

„Und wir dürfen die Prävention nicht vergessen“,<br />

erinnert er. Der 48-Jährige will den<br />

Nachwuchsleuten bezüglich der Gesundheit<br />

medizinische Untersuchungen ermöglichen, den<br />

Zugang zur Sportmedizin erleichtern und sie im<br />

Umgang mit den sozialen Medien schulen. Leroy<br />

nimmt sich vor, eine Fülle von Ideen umzusetzen.<br />

„Ich bin der Meinung, die besten Trainerinnen<br />

und Trainer sollten auch bei den Jüngsten<br />

am Anfang der Karriere zum Einsatz kommen.“<br />

Leroy stellt sich auch vor, frühere Eislaufgrößen<br />

wie Welt- und Europameisterin Denise<br />

Biellmann, Europameisterin Sarah van Berkel<br />

(geborene Meier) oder ehemalige langjährige<br />

Läuferinnen und Läufer wieder mehr in die Abläufe<br />

einzubeziehen. Und mit Genugtuung stellt<br />

Leroy fest: „Frankreich interessiert sich für unser<br />

Nachwuchs-System. Sie machen jetzt das<br />

Gleiche.“ Auf die Frage, ob er zuversichtlich bezüglich<br />

der erhofften Ergebnisse dieser Nachwuchsförderung<br />

sei, antwortet der Eiskunstlauffachmann:<br />

„Ich bin mehr als zuversichtlich.<br />

Ich bin ganz sicher, dass es gut kommt.“<br />

Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy<br />

Ergebnisse dürften folgen<br />

Viele Augen sind etwa auf Basels Kimmy Vivienne<br />

Repond gerichtet – die Junioren-Schweizermeisterin<br />

2020 sorgt schon seit einiger Zeit<br />

für Aufsehen. Etwa kürzlich an der Sofia Trophy<br />

mit einer persönlichen Bestleistung von 183,69<br />

Punkten und einem zweiten Rang bei den Juniorinnen.<br />

Im Protokoll der 14-Jährigen sind über<br />

beide Tage gesehen zehn Dreifachsprünge der<br />

Palette von L, F, R, S und T mit Sprungkombinationen<br />

aufgeführt. „Wir haben junge Läuferinnen<br />

in der Schweiz, die in der Lage sind, in Programmen<br />

mehrere Dreifachsprünge zu zeigen.<br />

Ihre Entwicklung braucht noch etwas Zeit“, bestätigt<br />

Leroy.<br />

Albert-René Kolb<br />

Kimmy Vivienne Repond<br />

Fotos: Kolb<br />

27<br />

Schweizer Nachwuchskonzept


28<br />

Margarete Klebe und Paul Metzner<br />

Eislaufgeschichte:<br />

Margarete Klebe und Paul Metzner<br />

Eiskunstlaufen<br />

in den Jahren des<br />

Ersten Weltkriegs<br />

Eislaufgeschichte<br />

Zu den heute nahezu unbekannten<br />

Deutschen Meister/innen gehören<br />

die Berliner Margarete Klebe und Paul<br />

Metzner. Ihre Lebensgeschichte spiegelt<br />

den Über lebenskampf der Sportart<br />

Eiskunstlaufen in der wirtschaftlich<br />

Alle Fotos: Sportmuseum Leipzig<br />

schwierigen und scheinbar sportfreien<br />

Zeit des Ersten Weltkriegs<br />

wider. Sie offenbart eine kaum<br />

aufgearbeitete Periode<br />

deutscher Sportgeschichte.<br />

Margarete Klebe und Paul Metzner<br />

aus Arthur Vieregg, „Der Eisläufer“,<br />

Verlag Quelle & Meyer, Leipzig<br />

Paul Metzner -<br />

Deutscher Meister 1914<br />

Paul Heinrich Robert Metzner gehörte zu den<br />

größten deutschen Eiskunstlauf-Talenten in den<br />

1910er Jahren und galt als potentieller Nachfolger<br />

von Werner Rittberger. Er wurde am<br />

1.11.1894 als Sohn des Restaurateurs Heinrich<br />

Rudolf Oskar Metzner und Gertrud Wilhelmine<br />

Wichmann in Berlin geboren. Die Familie lebte<br />

in der Holzmarktstraße 72. Paul Metzner trainierte<br />

im Berliner Schlittschuhclub (BSchC). Die<br />

Fachpresse erwähnte ihn erstmals mit seinem<br />

Sieg beim Internationalen Junioren-Kunstlaufen<br />

am 22.01.1912 in Budapest. Trotz Abiturvorbereitungen<br />

nahm er in der Saison 1912/13 an<br />

zahlreichen Wettbewerben teil. Im Alleingang<br />

siegte er beim Internationalen Senioren-Kunstlaufen<br />

am 26.01.1913 in Budapest. Beim Internationalen<br />

Herren-Kunstlaufen um den „Wanderpreis<br />

des Arbeitsministeriums“ am 02.02.1913<br />

in Troppau (Opava) errang er als bestplatzierter<br />

Deutscher hinter den Österreichern Ernst Oppacher,<br />

Ludwig Wrede und Erwin Schwarzböck den<br />

vierten Platz. Hinter seinem Vereinskameraden<br />

Werner Rittberger erlief Paul Metzner beim „Hugo-Ehrentraut-Memorial“<br />

am 15.02.1913 in<br />

Berlin den 2. Platz. Sein Einstieg bei Weltmeisterschaften<br />

erfolgte am 23.02.1913 in Wien. Er<br />

Paul Metzner<br />

Quelle: Arthur Vieregg,<br />

„Der Eisläufer“<br />

belegte zwar den achten und damit letzten<br />

Platz, sorgte aber angesichts seines damals für<br />

einen WM-Teilnehmer ungewöhnlich jungen Alters<br />

von 18 Jahren für Aufsehen. Die „Allgemeine<br />

Sportzeitung“ kommentierte über seine Kür,<br />

dass „zahlreiche Tanzschritte, die Sitzpirouette<br />

vor- und rückwärts, Standpirouetten, Zirkelkombinationen<br />

und Mondfiguren“ kennzeichnend<br />

waren. Nach dem 3. Rang bei den Deutschen<br />

Meisterschaften am 19.<strong>03</strong>.1913 in Berlin wurde<br />

Paul Metzner ein Jahr später am 01.02.1914 in<br />

Troppau Deutscher Meister. Bei den Berliner<br />

Meisterschaften am 02.<strong>03</strong>.1914 erreichte er<br />

trotz höherer Punktzahl durch Platzzifferentscheid<br />

überraschend nur den 2. Platz hinter<br />

Willy Kaldenbach vom Berliner Eislauf-Verein<br />

1886 (BEV). Der Erste Weltkrieg sorgte mit Einberufungen<br />

in den Wehrdienst für eine Unterbrechung<br />

ihrer erfolgversprechenden Karriere.<br />

Eiskunstlaufen im Admiralspalast<br />

Der Erste Weltkrieg hatte immense Auswirkungen<br />

auf den internationalen Sportbetrieb. Von<br />

1915 bis 1921 fanden keine EM und WM statt.<br />

Die Olympischen Spiele 1916 in Berlin mit geplanten<br />

Eiskunstlaufkonkurrenzen wurden abgesagt.<br />

Erst 1920 bei den Olympischen Spielen in<br />

Antwerpen gab es wieder Eiskunstlaufwettbewerbe,<br />

Sportler aus Deutschland und Österreich<br />

blieben aber ausgeschlossen. Es gab einen Beschluss<br />

des Deutschen Eislauf-Verbandes, aus<br />

Gründen des Patriotismus und der Solidarität<br />

kein Training und keine Wettbewerbe durchzuführen.<br />

Im Ergebnis wurden landesweit keine<br />

Eisbahnen hergerichtet. Der Berliner Eispalast in<br />

der Lutherstraße wurde in eine Lagerhalle umgewandelt<br />

und die Kältetechnik des Hohenzollern-Sport-Palasts<br />

in der Potsdamer Straße aus


29<br />

Eislaufgeschichte<br />

Margarete Klebe und Paul Metzner<br />

Der Admiralspalast auf einer Postkarte<br />

Kostengründen verkauft. 1918 wurde das<br />

Gebäude zwangsversteigert.<br />

Einzig die Kunsteisbahn im Admiralspalast in<br />

der Friedrichstraße bestand fort. In dem Unterhaltungsetablissement<br />

mit Eisbahn, Schwimmbad<br />

und Casino fanden an den Abenden regelmäßig<br />

Eisballett-Aufführungen statt. Zahlreiche<br />

Eiskunstläufer/innen wechselten in das boomende<br />

Profigeschäft. Der Eispalast verfügte<br />

über drei mit Tischen ausgestattete Galerien.<br />

Die Eisbahn maß 50 × 23 Meter. Entgegen der<br />

Anordnung des Deutschen Eislauf-Verbandes<br />

nahmen der BSchC und der BEV im Winter<br />

1915/16 den offiziellen Trainingsbetrieb wieder<br />

auf. Sie begründeten ihr Vorgehen mit dem Erhalt<br />

der internationalen Konkurrenzfähigkeit<br />

und beriefen sich auf die sportlichen Aktivitäten<br />

von Vereinen in Österreich. Das hieß im damals<br />

herrschenden Kriegsjargon, über sportliche Erfolge<br />

nationale Gesinnung zu demonstrieren. Es<br />

ist erstaunlich, wie viele Wettbewerbe in der eigentlich<br />

Wettkampfsport-freien und entbehrungsreichen<br />

Zeit des Krieges stattfanden. Es<br />

zeigt zudem, über wieviel Macht die Vereine gegenüber<br />

dem Verband einst verfügten. Im Admiralspalast<br />

gab es von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr<br />

täglich „Sportlaufen“. Zusätzlich wurde samstags<br />

von 16:00 bis 19:00 Uhr „Musiklaufen“<br />

veranstaltet. Im Winter richtete man zusätzlich<br />

die Westeisbahn an der Leibnizstraße her. Am<br />

05.<strong>03</strong>.1916 wurde mit der „BSC-Damenmeisterschaft“<br />

im Admiralspalast der erste Eiskunstlaufwettbewerb<br />

nach Kriegsbeginn in Deutschland<br />

ausgetragen, den die spätere Bundestrainerin<br />

Thea Frenssen vor Gertrud Müller und<br />

Ellen Rehra (spätere Brockhöft) gewann. Am<br />

15.12.1916 führte der BSchC auch das traditionelle<br />

Weihnachtsschaulaufen wieder auf.<br />

Margarete Klebe –<br />

dreifache Medaillengewinnerin<br />

bei Deutschen Meisterschaften<br />

Am 19.12.1916 fand ein „Damen-Laufen“ des<br />

BSchC im Admiralspalast statt, das Thea Frenssen<br />

vor der Newcomerin Margarete Klebe und<br />

Gertrud Müller gewann. Margarete Klebe wurde<br />

am 09.05. 1899 als Tochter von Prof. Oberlehrer<br />

Friedrich Wilhelm Klebe und Elisabeth<br />

Emma Lea Bönisch in Berlin geboren und trainierte<br />

im BSchC. Die Familie lebte in der Elsässerstraße<br />

22. Ihr Verein setzte auch die Austragung<br />

von Deutschen Meisterschaften durch, die<br />

am 21.01.1917 auf der Westeisbahn stattfanden.<br />

Sie umfassten neben dem „Damenlaufen“<br />

auch „Juniorenlaufen“ und „Damen-Paarlauf“.<br />

Das „Paarlaufen von Dame und Herr“ fand außer<br />

Konkurrenz statt. Hier siegten Thea Frenssen/Helmut<br />

von Petersdorff. Dies stellt die einzige<br />

Meisterschaftsteilnahme des später international<br />

erfolgreichen Showläufers dar. Im<br />

„Damenlaufen“ der DM 1917 wurde Margarete<br />

Klebe im Feld von sechs Läuferinnen hinter<br />

Thea Frenssen Vizemeisterin. Beim „Damenlaufen“<br />

des „Bezirk-Kunstlaufens“ am 28.01.1917<br />

erreichte sie hinter Gertrud Müller den 2. Platz<br />

vor Margarete Reh (BEV).<br />

Neben Thea Frenssen wurde Margarete Klebe<br />

für das „Internationale Damen-Kunstlaufen des<br />

Wiener Eislauf-Vereins“ nominiert, das am<br />

18.02.1917 stattfand und einem Städtewettkampf<br />

von Wien und Berlin entsprach. Ziel war,<br />

die sportliche Isolierung in Vereinswettbewerben<br />

zu durchbrechen. In diesem Wettbewerb<br />

wurde der Einfluss des Berliner Eisballetts auf<br />

das Amateurkunstlaufen mit zahlreichen Standpositionen<br />

auf den Kufenspitzen, Händen über<br />

Kopfhöhe und ausgedrehtem Spielfuß deutlich<br />

sichtbar. Die österreichischen Medien kritisierten,<br />

dass die Berliner Läuferinnen das Hauptgewicht<br />

zu stark auf eine schöne Haltung legten,<br />

die vielfach zur angelernten, eingedrillten Pose<br />

erstarrt erschiene. Obwohl Margarete Klebe als<br />

Viertplatzierte einen Salchow zeigte, was im<br />

damaligen Damenkunstlaufen noch Seltenheitswert<br />

hatte, monierte die Sportpresse, dass es zu<br />

wenige technische Schwierigkeiten und Abwechslung<br />

in ihrem Programm gegeben hätte.<br />

Die Berliner Läuferinnen waren Vorbotinnen einer<br />

neuen ballettartigen Laufweise. Während<br />

sie für ihre Innovationen noch abgestraft wurden,<br />

sollte Sonja Henie damit 1928 für eine Revolution<br />

im Eiskunstlaufen sorgen.<br />

Bei den Klubmeisterschaften des BSchC am<br />

18./19.<strong>03</strong>.1917 führte Margarete Klebe nach<br />

der Pflicht, wurde aber in der Kür von den<br />

Schwestern Elly und Margarete Winter noch<br />

auf den 3. Platz verdrängt. Zur Saisoneröffnung<br />

nahm sie am <strong>03</strong>.10.1917 an einem Schaulaufen<br />

im Admiralspalast teil. Stargast war der spätere<br />

dreifache Olympiasieger Gillis Grafström. Nach<br />

ihrem unglücklichen 2. Platz beim „Vereinslaufen“<br />

des BSchC (28.11. und 02.12.1917), bei<br />

dem sie trotz höchster Punktzahl aufgrund der<br />

Platzziffer gegen Elly Winter verlor, konnte sie<br />

beim verspätet durchgeführten „Weihnachtskunstlaufen“<br />

am 06.01.1918 ihren ersten Sieg<br />

ihrer Laufbahn erringen. Beim Wohltätigkeitsfest<br />

des BSchC am 16.12.1917 fungierte Margarete<br />

Klebe als Solistin im von 24 Damen aufgeführten<br />

Reigen „Deutsche Tänze von Schubert“.<br />

Mit einem 3. Platz im „Damenlaufen“


30<br />

Margarete Klebe und Paul Metzner<br />

Eislaufgeschichte<br />

hinter Thea Frenssen und Elly Winter<br />

verliefen die Deutschen Meisterschaften<br />

am 10.02.1918 in Oppeln<br />

(Opole) enttäuschend.<br />

Erstmals ging sie im weiterhin inoffiziell<br />

ausgetragenen Paarlaufwettbewerb<br />

mit dem erfahrenen Bruno<br />

Grauel an den Start. Bei dieser Premiere<br />

erreichten sie den 3. Platz.<br />

Grauel lief vor dem Ersten Weltkrieg<br />

mit Alice Rolle. Rolle/Grauel belegten<br />

bei der Eiswalzer-Konkurrenz im Rahmen<br />

der WM 1910 in Berlin den 3.<br />

Platz und waren 1911 Deutsche Paarlaufmeister.<br />

Grauel ist eine Ausnahmeerscheinung<br />

im Eissport, denn er<br />

war ein erfolgreicher Eishockeyspieler.<br />

Er nahm an drei Eishockey-EM<br />

teil und war mit dem BSchC viermal<br />

Deutscher Meister. Ob Margarete<br />

Klebe am 02.<strong>03</strong>.1918 ausgetragenen<br />

„Deutsch-Österreichischen Sportfest“<br />

im Admiralspalast teilnahm, ist unbekannt.<br />

Der Start in die Saison<br />

1918/19 verlief mit einem erneuten<br />

Sieg im „Weihnachtskunstlaufen“ des<br />

BSchC am 27.12.1918 vor Elly Winter<br />

und Elisabeth Böckel vielversprechend.<br />

Hier gab der aus dem Kriegsdienst<br />

zurückgekehrte Paul Metzner<br />

mit einer Schaulaufdarbietung sein<br />

Comeback auf dem Eis. Bei den Deutschen<br />

Meisterschaften am<br />

14.02.1919 in Berlin zeigte Margarete<br />

Klebe die beste Leistung ihrer Karriere<br />

als Einzelläuferin. Nach der<br />

Pflicht lag sie bereits mit acht Punkten<br />

in Führung. In der Kür wurde sie<br />

aber erneut von Elly Winter mit nur<br />

vier Zehntel Punkten und nur einer<br />

Platzziffer äußerst knapp überholt. Im noch immer<br />

inoffiziellen Paarlaufen trat sie mit ihrem<br />

neuen Partner Paul Metzner an. Hinter Margarete<br />

Winter/Julius Vogel (BSchC) und Marie<br />

Schwendbauer/Georg Velisch vom Münchener<br />

EV (MEV) kam das neu zusammengestellte Paar<br />

auf den 3. Platz. In der Eiswalzer-Konkurrenz<br />

erliefen Klebe/Metzner hinter Elly Winter/Werner<br />

Rittberger (BSchC) den 2. Platz. Ab diesem<br />

Zeitpunkt starteten Margarete Klebe und Paul<br />

Metzner nicht mehr im Einzellaufen und traten<br />

nur noch als Paar an. Metzner begann ein Studium<br />

der Zahnmedizin.<br />

Klebe/Metzner – erste deutsche<br />

WM-Medaillengewinner nach dem<br />

Ersten Weltkrieg<br />

Bei den Deutschen Meisterschaften am<br />

07.02.1920 in Berlin wurde das Paarlaufen wieder<br />

als offizielle Meisterschaftsdisziplin ausgetragen.<br />

Nachdem die mitfavorisierten Grete<br />

Weise/Georg Velisch (MEV) aufgaben, konnten<br />

sich Klebe/Metzner gegen die Altmeister Hedwig<br />

und Hugo Winzer aus Dresden überlegen<br />

durchsetzen und erstmals den Deutschen Meistertitel<br />

erringen.<br />

Turbulent verlief die nachfolgende Saison. Beim<br />

„Internationalen Paarlaufen“ am 23.01.1921 im<br />

Margarete Klebe und Paul Metzner, Deutsche Paarlaufmeister 1920<br />

im Admiralspalast Berlin, Quelle: Sport im Bild 1920<br />

Admiralspalast erreichten Klebe/Metzner den 2.<br />

Platz hinter den späteren Doppelweltmeistern<br />

Helene Engelmann / Alfred Berger (Wien). In<br />

der Eiswalzer-Konkurrenz gewannen Klebe/<br />

Metzner den 1. Platz. Für Aufsehen sorgte das<br />

Berliner Paar mit seinem Sieg vor Hansi Eistert/<br />

Georg Pamperl (Wien) beim „Internationalen<br />

Junior-Paarlaufen“ des Wiener Eislauf-Vereins<br />

am 09.02.1921.<br />

Großen Sportsgeist bewiesen Margarete Klebe<br />

und Paul Metzner bei den Deutschen Meisterschaften<br />

am 06.<strong>03</strong>.1921 in Berlin. Der BSchC<br />

legte Protest gegen den Start ihrer Konkurrenten<br />

Weise/Velisch ein, weil Velisch als gebürtiger<br />

Ungar über keine deutsche Staatsbürgerschaft<br />

verfügte. Als der Deutsche Eislauf-Verband dem<br />

Protest stattgab, verzichteten Klebe/Metzner auf<br />

ihre Teilnahme und den zweiten Meistertitel, so<br />

dass es in diesem Jahr keine deutschen Paarlaufmeister<br />

gab. Beide Paare zeigten ihre Programme<br />

ohne Wertung als Schaulaufen. Am 12.05.1921<br />

heiraten Margarete Klebe und Paul Metzner. Das<br />

Ehepaar lebte bis Ende der 1920er Jahre in der<br />

Gartenstraße 1 in Berlin-Mitte.<br />

Bei den Deutschen Meisterschaften am 21. und<br />

22.01.1922 in Garmisch-Partenkirchen wurden<br />

sie hinter Weise/Velisch vor Hoffmann/Grauel<br />

Deutsche Vizemeister. Das Ehepaar Metzner<br />

musste sich bei den am 24. und<br />

25.01.1922 am gleichen Ort stattfindenden<br />

„Deutschen Winter-Kampfspielen“<br />

hinter den Siegern Engelmann/Berger<br />

als Drittplatzierte Weise/<br />

Velisch erneut geschlagen geben. Eine<br />

Revanche glückte ausgerechnet bei<br />

dem wichtigsten Wettbewerb ihrer<br />

Karriere - den ersten Nachkriegs-<br />

Paarlaufweltmeisterschaften am<br />

29.01.1922 in Davos. Hinter Engelmann/Berger<br />

und Eilers/Jakobsson erliefen<br />

sie in einer „hauchdünnen“ Entscheidung<br />

den 3. Platz vor den deutschen<br />

Meistern, was gleichzeitig den<br />

ersten WM-Medaillengewinn des<br />

Deutschen Eislauf-Verbandes nach<br />

dem Ersten Weltkrieg darstellte.<br />

Beim „Internationalen Paarlaufen“ am<br />

12.02.1922 in Breslau konnten Weise/<br />

Velisch das Ehepaar Metzner wieder<br />

hinter sich lassen. Margarete und Paul<br />

Metzner schlossen ihre Laufbahn bei<br />

den „Kunstlaufmeisterschaften“ des<br />

BSchC am 12.<strong>03</strong>.1922 ab. Im Paarlaufen<br />

siegten sie im Alleingang. Bei ihrer<br />

letzten Meisterschaftsteilnahme traten<br />

sie noch einmal im Einzellaufen an.<br />

Beide belegten hinter den aufstrebenden<br />

Ellen Brockhöft bzw. Paul Franke<br />

jeweils den 2. Platz. Ihr Rücktritt ist<br />

mit der Schließung der Kunsteisbahn<br />

im Admiralspalast am 23. April 1922<br />

in Verbindung zu bringen. Im <strong>No</strong>vember<br />

1922 meldeten die Zeitungen ihren<br />

Wechsel zu den Berufseisläufern.<br />

Sie erhielten eine saisonale Anstellung<br />

als Eislauflehrer in Arosa (Schweiz).<br />

Vorreiter des Deutschen Eistanzens<br />

Paul Metzner promovierte und arbeitete als<br />

Zahnarzt in Berlin. Die Zahnarztpraxis Dr. Metzner<br />

befand sich zu Beginn der 1930er Jahre im<br />

Südwestkorso 60A, ab 1937 in der Wiesbadener<br />

Straße 15 in Berlin-Friedenau. Überraschend<br />

tauchten ihre Namen 1936 bei einem Eistanz-<br />

Lehrgang wieder auf. Obwohl der 12. ISU-Kongress<br />

1929 das Eistanzen als neue Disziplin in<br />

das Regelwerk auf- und 1931 eine erste Definition<br />

vornahm, war das Eistanzen in Deutschland<br />

unterentwickelt. Es wurden keine Meisterschaften<br />

ausgeschrieben. Weil die Integration in das<br />

Programm von EM und WM nur noch eine Frage<br />

der Zeit schien, führte die „Reichsakademie für<br />

Leibesübungen“ 1936 einen Lehrgang im Berliner<br />

Sportpalast durch, bei dem die Pflichttänze<br />

durch das Ehepaar Metzner vermittelt wurden.<br />

Somit leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur<br />

Einführung des Eistanzens in Deutschland. An<br />

der Premiere von Deutschen Eistanz-Meisterschaften<br />

1937 in Hamburg nahmen fünf Paare<br />

teil. Während Dr. Paul Metzner den Zweiten<br />

Weltkrieg vermutlich nicht überlebte, gehörte<br />

Margarete Metzner zu den ehemaligen Mitgliedern,<br />

die nach der zwangsweisen Auflösung des<br />

BSchC durch den Alliierten Kontrollrat den Verein<br />

im Juli 1948 wieder gründeten. Sie war als<br />

freiberufliche Sportlehrerin registriert und arbeitete<br />

als Trainerin. Dr. Matthias Hampe


31<br />

»Viele Trainer sind<br />

nicht gut genug<br />

ausgebildet und<br />

der Erwerb des<br />

Lebens unterhalts<br />

steht bei ihnen<br />

ausschließlich an<br />

erster Stelle.<br />

Aber sie müssen<br />

für den Eislauf<br />

brennen…«<br />

Anmerkungen zum Interview mit der<br />

Nachwuchsbundestrainer-Assistentin<br />

Nicole Brünner in der Februar-<strong>Pirouette</strong>:<br />

Zu obiger Aussage möchte ich als langjährige<br />

Trainerin einige Anmerkungen machen.<br />

Sicherlich ist es unbestritten, dass sich ein Trainer<br />

immer fortbilden sollte, um die Athleten<br />

bestmöglich fördern zu können. Dazu bedarf es<br />

keiner Diskussion. Trotz allem stellt sich mir die<br />

Frage, was einen wirklich guten Trainer ausmacht?<br />

Ist das jemand, der höchste fachliche<br />

Kompetenz besitzt, gleichzeitig aber bei den<br />

ihm anvertrauten Kindern ernsthaft von „Material“<br />

spricht, der den sehr jungen Sportler dabei<br />

in seiner persönlichen Entwicklung oft übersieht,<br />

um möglichst schnell Erfolge herbeizuführen,<br />

um sich selber als Trainer zu profilieren?<br />

Oder ist es jemand, der die Persönlichkeit des<br />

Kindes respektiert, das Kind fördert, ohne es zu<br />

überfordern, der natürlich auch Leistung verlangt,<br />

aber eben auch schon frühzeitig erkennt,<br />

wenn die Perspektiven begrenzt sind?<br />

Das Vorhaben von Frau Brünner, der schlecht<br />

ausgebildeten neuen Trainergeneration (wer ist<br />

dafür verantwortlich?) die erfolgreichen Trainer<br />

früherer Jahre zur Seite zu stellen, halte ich für<br />

eine gute Idee. Trotzdem sollte dabei ebenfalls<br />

hinterfragt werden, warum es auch diesen ehemals<br />

erfolgreichen und immer noch aktiven und<br />

engagierten Trainern seit Jahren nicht (mehr)<br />

gelingt, deutsche LäuferInnen in die internationale<br />

Spitzenklasse zu führen. Liegt es also doch<br />

nicht immer nur an den Trainern, wenn Erfolge<br />

ausbleiben? Wir leben nicht in Russland oder<br />

China, wir sind in Deutschland. Wir müssen um<br />

jedes Kind dankbar sein, das den Weg in die Eishalle<br />

findet, um eine breite Basis für den deutschen<br />

Eislauf zu schaffen.<br />

Als Trainerin möchte ich kurz die Lage schildern,<br />

mit der ich täglich konfrontiert werde:<br />

Die Arena Nürnberger Versicherung ist eine<br />

Mehrzweckhalle, die von einem privaten Investor<br />

betrieben wird. Wir haben von September<br />

bis <strong>März</strong> ca. 30 - 40 Veranstaltungen und alle<br />

Heimspiele zweier Bundesligisten in der Halle.<br />

Wenn eine Eventagentur neben der Haupthalle<br />

auch die zweite und die dritte Eisfläche als Lager<br />

anmietet, dann findet dort kein Sport mehr<br />

statt, egal ob Sportler zu einer Meisterschaft<br />

gemeldet sind. Das Training fällt manchmal tagelang<br />

aus, der Eiskunstlauf rangiert an allerletzter<br />

Stelle.<br />

Für das Training kauft die Stadt Nürnberg Stunden<br />

beim Investor an. Je mehr Mitglieder ein<br />

Verein hat, umso mehr Stunden (max. ca. 20<br />

Stunden pro Woche für vier Sparten) bekommt<br />

er. Man ist also auf viele Mitglieder aller Altersgruppen<br />

angewiesen und kann es sich als Verein<br />

nicht leisten, nur mit „talentierten“ Kindern zu<br />

arbeiten. Um den Leistungssportlern des Vereins<br />

einigermaßen gute Bedingungen bieten zu können,<br />

braucht man die breite Masse. Sie sichert<br />

die Trainingsstunden, deren Vergabe durch die<br />

städtische Politik bestimmt wird.<br />

Trainern zu unterstellen, sie würden nicht genug<br />

für den Eissport „brennen“, halte ich für wenig<br />

konstruktiv und zielführend in der Diskussion<br />

um die Entwicklung besserer SportlerInnen.<br />

Ausnahmen gibt es immer, aber gerade Trainer<br />

auch außerhalb der großen Zentren setzen sich<br />

rund um die Uhr für den Eissport ein und führen<br />

durch ihre Arbeit den Stützpunkten immer wieder<br />

Athleten zu. LäuferInnen trotz widriger Trainingsbedingungen<br />

mit einem Bruchteil an Stunden,<br />

wie sie in den Stützpunkten zur Verfügung<br />

stehen, zu Meisterschaften und Klassenlaufen<br />

zu bringen, ist auch eine Leistung, der man mit<br />

Respekt begegnen sollte, vor allem, wenn man<br />

die Trainingsbedingungen vor Ort nicht kennt.<br />

Allein die Absicht, nach einem Jahr Corona in<br />

der nächsten Saison neue Klassenlaufprüfungen<br />

mit einem wesentlich schwierigerem Anforderungsprofil<br />

einzuführen, obwohl zum Beispiel in<br />

Bayern 90 Prozent der Sportler seit 1. <strong>No</strong>vember<br />

2020 bis heute kein einziges Training mehr hatten,<br />

zeigt, dass man sich mit den Gegebenheiten<br />

an der Basis zu wenig auseinandersetzt. Anstatt<br />

froh zu sein, dass nach einer ausgefallenen Saison<br />

die Kinder dem Eissport nicht den Rücken<br />

kehren, bekommen sie als „Belohnung“ zum Re-<br />

Start schwierigeren Bedingungen vorgesetzt. Das<br />

ist eine großartige Motivation in dieser schwierigen<br />

Zeit! Ich sehe das nicht als einen behutsamen<br />

Umgang mit den „zarten Pflänzchen“ an.<br />

Einen großen Dank möchte ich an dieser Stelle<br />

an Frau Luft und Herrn Bayer richten, die bei<br />

Problemen immer ansprechbar und sehr hilfsbereit<br />

sind. Unterstützung ist das, was Trainer<br />

brauchen, aber ganz gewiss nicht die Unterstellung<br />

fehlenden Engagements.<br />

Den Hinweis, EiskunstlauftrainerInnen würden<br />

ihren Beruf nur noch ausüben, um Geld zu verdienen,<br />

empfinde ich als unqualifiziert. Er wirft<br />

die Frage auf, ob TrainerInnen am Eis in der Vergangenheit<br />

schon jemals ehrenamtlich und nur<br />

aus Leidenschaft für den Sport gearbeitet haben?<br />

Arbeitet nicht jeder Mensch, um seinen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen? Verena Diebold<br />

Trainer Oppegard<br />

unter Beschuss<br />

Die amerikanische Journalistin Christine Brennan<br />

hat in der Tageszeitung USA Today eine<br />

neue Skandalgeschichte aus dem amerikanischen<br />

Eiskunstlauf ans Licht gebracht. Diese<br />

hat sie wohl von der Organisation SafeSport<br />

erfahren, die den Fall seit Juli 2020 und generell<br />

Misshandlungen von Sportler(inne)n aller<br />

Sportarten untersucht. Der US-Trainer und frühere<br />

Paarläufer Peter Oppegard (61) soll im<br />

Jahr 2013 seine damals 15 Jahre alte Schülerin<br />

Jessica Pfund in den Oberarm gebissen haben,<br />

während er sie festhielt und ihr und ihrem Eislaufpartner<br />

(Brennan schreibt Joshua Santillan,<br />

2013 war es aber AJ Reiss) den korrekten Abgang<br />

bei einem Element erklärte. Pfund bestätigte<br />

der Zeitung USA Today jetzt diesen Vorfall<br />

und sagte, ihre Mutter habe zu Hause bestätigte,<br />

dass sie noch eine Woche lang Bissspuren<br />

erkennen konnte. Die Mutter war zum<br />

Zeitpunkt des Vorfalls nicht in der Eishalle.<br />

Eine andere Person in der Eishalle East-West<br />

Palace in Artesia nahe Los Angeles habe dies<br />

aber gesehen und bezeugt. Pfund soll Safesport<br />

gesagt haben, sie habe keine Klage gegen<br />

Oppegard erhoben.<br />

Diese Halle, die die <strong>Pirouette</strong> noch im Sommer<br />

2019 besucht hatte, gehört der Familie Kwan.<br />

Schon lange gab es Gerüchte, dass Oppegard<br />

manchmal sehr laut und unbeherrscht gewesen<br />

sei. Manche behaupteten, er habe ein Alkoholproblem<br />

gehabt. Brennan schrieb, Safesport<br />

habe die Gerüchte bestätigt gefunden,<br />

dass er heißes Wasser oder seinen Kaffeebecher<br />

auf seine Läufer geworfen habe, wenn sie<br />

immer wieder dieselben Fehler machten. Oppegard<br />

und seine damalige Ehepartnerin Karen<br />

Kwan, die Schwester von Michelle Kwan, waren<br />

von 2005 bis 2018 Cheftrainer in dieser<br />

Halle. Vor einigen Jahren trennte sich Karen<br />

Kwan von Oppegard (sie sollen inzwischen geschieden<br />

sein) und er musste die Halle verlassen.<br />

Dies hatte Danny Kwan, der Hallenmanager<br />

und Vater von Karen und Michelle, 2019<br />

der <strong>Pirouette</strong> erzählt. Neue Cheftrainer wurde<br />

das jungverheiratete Ehepaar Caroline Zhang<br />

und Grant Hochstein, das übrigens im Februar<br />

im Facebook postete, dass sie in wenigen Wochen<br />

ein Mädchen als Nachwuchs erwarten.<br />

Oppegard hatte bei der WM 1987 mit Jill Watson<br />

eine WM-Bronzemedaille und 1988 eine<br />

Olympische Bronzemedaille im Paarlaufen gewonnen.<br />

Nach dem Rauswurf aus der Kwan-<br />

Halle war er zunächst zu Hause und fand dann<br />

eine untergeordnete Anstellung in der Eishalle<br />

im nahen Anaheim (siehe September-<strong>Pirouette</strong><br />

2019). Pfund trennt sich 2014 von AJ Reiss,<br />

zog von Kalifornien nach Ellenton in Florida<br />

und begann eine zweite Paarlaufkarriere mit<br />

Joshua Santillan.<br />

krk<br />

Besuchen Sie<br />

die <strong>Pirouette</strong><br />

auf Facebook<br />

News


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Selbst in autoritären Ländern, in denen Medien zensiert<br />

werden, ist das Computerspiel Minecraft weiterhin frei<br />

zugänglich. Die Uncensored Library nutzt dieses Schlupfloch,<br />

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