Pirouette No. 03/2021 März (gratis)
Challenge Cup in der "Bubble" In den Niederlanden hat man ein detailliertes Anti-Corona-Konzept mit „Blase“ entwickelt, damit der Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden konnte, was sehr anerkennenswert weil aufwändig ist. Während vielerorts Wettbewerbe ausfallen, hat der russische Verband kurzerhand einen neuen ins Leben gerufen: Den Teampokal. Damit schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie motivierten die Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb zu erleben, wie er ähnlich bei den Olympischen Spielen existiert. Die TV-Einschaltquoten waren rekordverdächtig. Beim russischen Pokalfinale ging es in diesem Jahr um begehrte WM-Startplätze. Als Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck außer Konkurrenz teilnehmen. … Topthemen: · Challenge Cup · Neuer russischer Teampokal · Pokalfinale Russland Weiteres aus dem Inhalt: · Corona: Die WM 2021 in der „Blase“ - Eine Vorschau · Trainer-Portrait: Viola Striegler · Interview: Katharina Müller und Tim Dieck · Interview mit dem französischen Choreografen Benoît Richaud · Interview: Alexandra Stepanova und Ivan Bukin · Teampokal Russland: Phänomenale Kamila Valieva, Kondratiuk beeindruckt wieder · Gran Premio Finale: Rizzo vor Grassl · Pokalfinale Russland: Tuktamysheva, Semenenko, Mishina/Galliamov ergattern WM-Tickets. Sinitsina/Katsalapov melden sich zurück. · Challenge Cup: Silber für Hocke/Kunkel in den Haag, Kolyada überlegen trotz Axel-Problemen, Tarasova/Morozov dominierten trotz Fehler · Vorschläge für Regeländerungen zum ISU-Kongress 2022: Grundsätzliches, Wettbewerbe und Elemente, Änderungen für die Jury · Hippolyt Cup 2021 in St. Pölten: Überraschend knapper Sieg für Leitgeb, WM-Probelauf für Mikutina und Zandron · Weitere Wettbewerbe: Tallink Hotels Cup, Celje Open, LuMi Eistanz Trophy, Sofia Trophy, Südkoreanische Meisterschaft · Neues Schweizer Nachwuchskonzept: Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy soll Konzept umgesetzten · Eislaufgeschichte: Margarete Klebe und Paul Metzner, Eiskunstlaufen in den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs · Leserbrief: Anmerkungen zum Februar-Interview mit Trainerin Nicole Brünner · Neues aus aller Welt Titelbild: Mikhail Kolyada beim Finale in Moskau, Foto: Olga Timochova Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-3-maerz-2021.html (Erscheinungstermin 12.3.2021)
Challenge Cup in der "Bubble"
In den Niederlanden hat man ein detailliertes Anti-Corona-Konzept mit „Blase“ entwickelt, damit der Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden konnte, was sehr anerkennenswert weil aufwändig ist. Während vielerorts Wettbewerbe ausfallen, hat der russische Verband kurzerhand einen neuen ins Leben gerufen: Den Teampokal. Damit schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie motivierten die Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb zu erleben, wie er ähnlich bei den Olympischen Spielen existiert. Die TV-Einschaltquoten waren rekordverdächtig. Beim russischen Pokalfinale ging es in diesem Jahr um begehrte WM-Startplätze. Als Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck außer Konkurrenz teilnehmen. …
Topthemen:
· Challenge Cup
· Neuer russischer Teampokal
· Pokalfinale Russland
Weiteres aus dem Inhalt:
· Corona: Die WM 2021 in der „Blase“ - Eine Vorschau
· Trainer-Portrait: Viola Striegler
· Interview: Katharina Müller und Tim Dieck
· Interview mit dem französischen Choreografen Benoît Richaud
· Interview: Alexandra Stepanova und Ivan Bukin
· Teampokal Russland: Phänomenale Kamila Valieva, Kondratiuk beeindruckt wieder
· Gran Premio Finale: Rizzo vor Grassl
· Pokalfinale Russland: Tuktamysheva, Semenenko, Mishina/Galliamov ergattern WM-Tickets. Sinitsina/Katsalapov melden sich zurück.
· Challenge Cup: Silber für Hocke/Kunkel in den Haag, Kolyada überlegen trotz Axel-Problemen, Tarasova/Morozov dominierten trotz Fehler
· Vorschläge für Regeländerungen zum ISU-Kongress 2022: Grundsätzliches, Wettbewerbe und Elemente, Änderungen für die Jury
· Hippolyt Cup 2021 in St. Pölten: Überraschend knapper Sieg für Leitgeb, WM-Probelauf für Mikutina und Zandron
· Weitere Wettbewerbe: Tallink Hotels Cup, Celje Open, LuMi Eistanz Trophy, Sofia Trophy, Südkoreanische Meisterschaft
· Neues Schweizer Nachwuchskonzept: Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy soll Konzept umgesetzten
· Eislaufgeschichte: Margarete Klebe und Paul Metzner, Eiskunstlaufen in den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs
· Leserbrief: Anmerkungen zum Februar-Interview mit Trainerin Nicole Brünner
· Neues aus aller Welt
Titelbild: Mikhail Kolyada beim Finale in Moskau, Foto: Olga Timochova
Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-3-maerz-2021.html (Erscheinungstermin 12.3.2021)
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<strong>Pirouette</strong><br />
Nr. 3 | <strong>März</strong> <strong>2021</strong><br />
Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />
Mikhail Kolyada<br />
Challenge Cup<br />
Neuer russischer<br />
Teampokal<br />
Pokalfinale Russland<br />
<strong>Pirouette</strong>-Facebook<br />
<strong>Pirouette</strong>-Online
2<br />
Weltmeisterschaften in der „Blase“<br />
Corona<br />
ISU-Vorstandsbeschlüsse<br />
Die ISU bestätigte auf ihrer Online-Vorstandssitzung am 2. <strong>März</strong>, dass die WM vom<br />
22. bis 28. <strong>März</strong> in Stockholm stattfinden soll. Allerdings wurde am 6. <strong>März</strong> bekannt,<br />
dass Stockholm zumindest für Deutschland zum Hochrisikogebiet erklärt wurde Man<br />
wird sehen, ob die WM mit der vorgesehenen „Blase“ stattfinden kann.<br />
Fast alle Länder mit Läufern, die sich für die<br />
WM qualifiziert haben, bestätigten der ISU ihre<br />
Meldungen. Daher bleibt es bei dem schon früher<br />
beschlossenen Qualifikationssystem für die<br />
Startplätze bei den Olympischen Spielen. Etwa<br />
drei Viertel der Länder-Plätze sollen demnach<br />
bei der WM in Stockholm vergeben werden, das<br />
letzte Viertel bei der Nebelhorn Trophy vom 22.<br />
bis 25. September. Die World Team Trophy vom<br />
15. – 18. April soll im japanischen Osaka stattfinden,<br />
wenn die japanischen Behörden bis dahin<br />
den <strong>No</strong>tstand aufgehoben und bestätigt haben,<br />
dass die Teilnehmer nach der Einreise nicht<br />
in Quarantäne müssen.<br />
Die Junioren-WM <strong>2021</strong>, die im chinesischen<br />
Harbin geplant war, ist ausgefallen. Daher bilden<br />
die Ergebnisse der Junioren-WM 2020 in Tallinn<br />
die Grundlage für die Teilnehmerzahl der Juniorenserie<br />
<strong>2021</strong>, die wieder von August bis Oktober<br />
geplant ist. Die Austragungsorte und Termine<br />
der Junioren Grand Prix hatte die <strong>Pirouette</strong><br />
bereits im <strong>No</strong>vemberheft 2020 auf Seite 7 veröffentlicht.<br />
Unter ihnen ist Linz vom 6. bis 9.<br />
Oktober. Die drei ISU-Mitteilungen 2236, 2238<br />
und 2322 für das Synchronlaufen (u.a. Elemente<br />
für ausgewogene Programme in der Saison<br />
2019/20) bleiben auch in der kommenden Saison<br />
<strong>2021</strong>/2022 unverändert, weil die meisten<br />
Synchronteams in dieser Saison gar nicht oder<br />
nur sporadisch trainieren konnten. Die oberen<br />
Altersgrenzen für Nachwuchs- und Juniorenläufer(innen)<br />
im Synchronlaufen waren für diese<br />
Saison ausnahmsweise um ein Jahr erhöht worden.<br />
Dies gilt erneut ausnahmsweise auch für<br />
die Saison <strong>2021</strong>/22. Die Altersgrenze steigt damit<br />
aber nicht um zwei Jahre, denn wer schon<br />
in dieser Saison von der Erhöhung profitiert hat,<br />
kann dies nicht noch ein zweites Mal tun. Für<br />
neue Läufer in den Teams gelten in der kommenden<br />
Saison die normalen Altersgrenzen.<br />
Die um ein Jahr erhöhten gelten nur für<br />
Läufer(innen), die schon im Vorjahr im selben<br />
Team mitliefen. Die nächste Online-Vorstandssitzung<br />
der ISU ist für den 8. April geplant.<br />
Entscheidungen der Online-Jury<br />
Läufern, die in dieser Saison kaum oder keine<br />
Möglichkeiten hatten, die Mindestpunktzahlen<br />
für die WM bei internationalen Wettbewerben<br />
zu erreichen, wurde von der ISU ausnahmsweise<br />
angeboten, Videos von ihrem KP bzw.<br />
Rhythmustanz oder/und der Kür einzuschicken.<br />
Diese wurden dann von einer internationalen<br />
Online-Jury so bewertet, als ob sie einen normalen<br />
Wettbewerb bestritten hätten. Etwa 20<br />
Läufer bzw. Paare machten von dieser Möglichkeit<br />
tatsächlich Gebrauch. Einige erreichten<br />
die <strong>No</strong>rm, andere nicht. Einige schickten Programme,<br />
starteten aber noch Ende Februar bei<br />
einem Wettbewerb, in diesem Fall zählte dann<br />
die höhere Punktzahl. Bei den Damen war die<br />
für Taiwan startende Emmy Ma erfolgreich,<br />
aber sie übertraf beide <strong>No</strong>rmen auch beim<br />
Challenge Cup (siehe Seite 20), auch Nelli Joffe<br />
aus Israel und Dasa Grm aus Slowenien (der<br />
die Kürnorm schon voriges Jahr fehlte) qualifizierten<br />
sich für die WM. Laura Karhunen aus<br />
Finnland, Aldis Bergsdottir aus Island, Tara<br />
Prasad aus Indien und Andrea Cantu aus<br />
Mexiko verfehlten mindestens eine <strong>No</strong>rm. Bei<br />
den Herren schaffte der ex-Oberstdorfer Finne<br />
Valtter Virtanen die noch fehlende Punkte in<br />
der Kür, ebenso Mikhail Shaidorov aus Kasachstan.<br />
Jauhenii Pusanau aus Belarus, Kornel<br />
Witkowski aus Polen und Pablo Garcia aus<br />
Spanien waren dagegen nicht erfolgreich.<br />
Im Paarlaufen übertrafen die für Österreich<br />
startenden Chloe Choinard und Livio Mayr beide<br />
<strong>No</strong>rmen nicht, denn ansonsten hätte das<br />
Land dank des zehnten Platzes von Ziegler/Kiefer<br />
bei der WM 2019 zwei Paare nach Stockholm<br />
schicken dürfen. Ebenfalls vergeblich war<br />
der Versuch der Briten Anastasia Vaipan-Law<br />
und Luke Digby und der schwedischen Geschwister<br />
Greta und John Crafoord, die beim<br />
Online-Wettbewerb und auch in Den Haag im<br />
KP scheiterten. Kein Problem mit den <strong>No</strong>rmen<br />
hatten die Skate America-Sieger Alexa Knierim<br />
und Brandon Frazier. Online erfolgreich waren<br />
auch die amerikanischen Ersatzläufer Emily<br />
Chan/Spencer Akira Howe und die Ukrainer<br />
Sofiia Holichenko/Artem Darenskyi. Im Eistanzen<br />
können sich Ekaterina Kuznetsova und Oleksandr<br />
Kolosovskji aus Aserbaidschan auf die WM freuen.<br />
Charlotte Lafond und Richard Kang aus Neuseeland<br />
hatten dagegen in beiden Programmen<br />
einige Zehntel zu wenige Punkte. krk<br />
TV-Sendezeiten der WM<br />
Auch in diesem Jahr übertragen ONE und<br />
ARD wieder sehr vieles von der WM. Hier die<br />
voraussichtlichen Sendezeiten:<br />
Mittwoch 24.<strong>03</strong>.<br />
KP Damen 12:00 Uhr – 16:00 Uhr live auf<br />
ONE und Sportschau.de<br />
KP Paare 18.30 Uhr – 22:50 Uhr live auf<br />
Sportschau.de (ab 20 Uhr mit Kommentar)<br />
Donnerstag 25.<strong>03</strong>.<br />
KP Herren 13:00 Uhr – 17:00 Uhr live auf<br />
ONE und Sportschau.de<br />
Kür Paare 18:10 Uhr – 22:00 Uhr live auf<br />
Sportschau.de (ab 19.30 Uhr mit Kommentar)<br />
22:15 Uhr – 00:15 Zusammenfassung (ONE)<br />
Freitag 26.<strong>03</strong>.<br />
Rhythmustanz 13:00 Uhr – 16:00 Uhr live<br />
auf ONE und Sportschau.de<br />
Kür Damen 18:00 Uhr – 22:00 Uhr live auf<br />
Sportschau.de (ab 19:30 Uhr mit Kommentar)<br />
22:30 Uhr – 00:30 Uhr Zusammenfassung<br />
auf ONE<br />
Samstag 27.<strong>03</strong>.<br />
Kür Herren 11:00 Uhr – 15:00 Uhr live auf<br />
ONE und Sportschau.de<br />
Kür Eistanzen 17:00 Uhr – 20:15 Uhr live auf<br />
ONE und Sportschau.de<br />
Sonntag 28.<strong>03</strong>.<br />
Schaulaufen 14:00 – 17:00 Uhr live auf ONE<br />
Auch Eurosport kündigte an, sehr vieles von<br />
der WM zu übertragen, teilweise auf Eurosport<br />
1, teilweise auf Eurosport 2 bzw. dem<br />
Eurosport Player (kostenpflichtig). Die genauen<br />
Sendezeiten standen bei Redaktionsschluss<br />
jedoch noch nicht fest.<br />
Hase/Seegert verletzt<br />
Die Berliner EM-Fünften Minerva Hase<br />
und <strong>No</strong>lan Seegert können nicht zur WM<br />
nach Stockholm, obwohl Deutschland dort<br />
zwei Startplätze hat. Denn bei einer unglücklichen<br />
Landung eines dreifachen Twists<br />
im Training riss das Syndesmoseband im<br />
unteren Bein, was eine Operation mit<br />
mehrmonatiger Heilungsphase erforderlich<br />
macht. Einziges deutsches Kunstlaufpaar in<br />
Stockholm sind daher Annika Hocke und<br />
Robert Kunkel.<br />
Kurzmeldungen<br />
Die Schweizer Einzelläuferin Tanja Odermatt (24),<br />
die im Jahr 2016 Schweizer Meisterin war und<br />
2014 und 2016 an Europameisterschaften teilnahm<br />
(Plätze 26 und 28) ist vom Wettkampfsport<br />
zurückgetreten, nachdem feststand, dass es dieses<br />
Jahr keine Schweizer Meisterschaften gibt.<br />
Das georgische Tanzpaar Maria Kazakova und<br />
Georgy Reviya, das im vergangenen Jahr Zweite<br />
der Junioren-WM und 14. der EM geworden<br />
war, kann wegen einer wiederkehrenden Knie-<br />
Verletzung von ihm nicht an der WM in Stockholm<br />
teilnehmen.<br />
Der Schweizer ehemalige Paarläufer Tim Leemann,<br />
der heute hauptberuflich in der Hotellerie<br />
tätig ist. wurde am 24. Februar Vater einer<br />
Tochter Aurora Marie.<br />
krk<br />
Stretch-Stoffe<br />
Lycra<br />
12.-<br />
Samt<br />
14.-<br />
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Netz<br />
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Am Stutz 14<br />
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3<br />
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Eigentlich hätten Katharina Müller und Tim Dieck Bronze gewonnen, doch sie liefen außer Konkurrenz beim russischen<br />
Pokalfinale (siehe Interview auf Seite 5). Foto: Flade<br />
Eiskunstlauf-Termine<br />
von Mitte <strong>März</strong> bis Ende April<br />
(mit großem Vorbehalt)<br />
18.<strong>03</strong>. – 21.<strong>03</strong>. Skate Celje (Slowenien),<br />
abgesagt<br />
22.<strong>03</strong>. – 28.<strong>03</strong>. Weltmeisterschaften in<br />
Stockholm (Schweden)<br />
25.<strong>03</strong>. – 28.<strong>03</strong>. Deutsche<br />
Nachwuchsmeister schaften<br />
in Dortmund (geplant)<br />
26.<strong>03</strong>. – 27.<strong>03</strong>. Abu Dhabi Classic Trophy<br />
(Vereinigte Emirate),<br />
verschoben<br />
26.<strong>03</strong>. – 28.<strong>03</strong>. Egna Spring Trophy (Italien)<br />
01.04. – <strong>03</strong>.04. Spring Talents Cup in<br />
Brovary (Ukraine)<br />
07.04. – 11.04. Black Sea Ice Cup in<br />
Kranevo (Bulgarien)<br />
07.11. – 11.04. Triglav Trophy mit Narcisa<br />
Cup in Jesenice (Slowenien)<br />
09.04. – 11.04. Ice Cup in Minsk (Belarus)<br />
14.04. – 18.04. Europa Cup Skate Helena<br />
in Belgrad (Serbien)<br />
15.04. – 18.04. World Team Trophy in Osaka<br />
(Japan, sehr unsicher)<br />
17.04. – 18.04. Kurbada Cup in Riga<br />
(Lettland)<br />
Alle Synchronwettbewerbe werden abgesagt,<br />
auch die Synchron-WM.<br />
Erscheinungstermin<br />
der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />
16. April <strong>2021</strong><br />
Inhalt<br />
Corona: Die WM in der „Blase“ 2<br />
Trainer-Portrait: Viola Striegler 4<br />
Interview: Müller & Dieck 5<br />
Interview: Benoît Richaud 6<br />
Interview: Stepanova & Bukin 8<br />
Neues aus aller Welt 9<br />
Teampokal Russland 11<br />
Gran Premio Finale 14<br />
Weitere Wettbewerbe 15<br />
Pokalfinale Russland 17<br />
Challenge Cup 20<br />
Vorschläge für ISU-Regeländerungen 24<br />
Österreich: Hippolyt Cup <strong>2021</strong> 26<br />
Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />
www.pirouette-online.de/info/<br />
allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />
Die <strong>Pirouette</strong> auf<br />
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Titelbild: Mikhail Kolyada<br />
Russisches Roulette der Herren beim Finale<br />
in Moskau: Keiner ist wirklich konstant,<br />
nur Kolyada war in dieser Saison viel<br />
stabiler als früher.<br />
Foto: Olga Timochova<br />
Schweizer Nachwuchskonzept 27<br />
Eislaufgeschichte: Klebe und Metzner 28<br />
Leserbrief31<br />
Neues aus aller Welt 31
4<br />
Viola Striegler<br />
Trainer-Portrait<br />
Mehr als 60 Jahre auf dem Eis<br />
Viola Striegler<br />
Zum Jahresende 2020 ist die Berlinerin<br />
Viola Striegler mit 68 Jahren offiziell als<br />
Bundestrainerin für den deutschen Einzellauf<br />
in den Ruhestand getreten. Damit<br />
ist sie eine von mehreren Trainerinnen einer<br />
ganzen Generation, die zurzeit nach<br />
und nach ihre offizielle Tätigkeit beenden.<br />
Eigentlich wollte sie schon ein Jahr<br />
früher in den Ruhestand gehen. Aber sie<br />
sagte jetzt: „Ich wollte ungern aufhören,<br />
bevor ein Nachfolger gefunden ist. Das<br />
hat ja jetzt geklappt.“ Auch ihre Aufgabe<br />
als Stützpunktleiterin kann sie nun beenden,<br />
nachdem Jens Ter Laak die Stelle<br />
übernommen hat. „Das ist ein Vollzeitjob<br />
und sollte ein jüngerer Mensch tun, der<br />
aber trotzdem schon viel Erfahrung hat.“<br />
Striegler ist 1953 unter dem Namen Viola Pohl<br />
geboren und in der DDR aufgewachsen. Ihr erster<br />
größerer Erfolg im Sport war ein Sieg im<br />
Paarlaufen bei der ersten Kinder- und Jugend-<br />
Spartakiade Ende der 1960er Jahre mit Partner<br />
Wolfgang Kosgalwies. Schlagen konnte das Duo<br />
dabei unter anderem den heutigen Berliner Trainerkollegen<br />
Knut Schubert mit seiner Schwester<br />
Katja. Weil es im Sommer kein Eis gab, sind die<br />
beiden in dieser Jahreszeit auch Rollschuh gelaufen,<br />
aber nicht so wettkampfmäßig wie<br />
manche Läufer im Westen. Mit 16 Jahren war<br />
sie Berliner Meisterin und hörte wegen ihrer<br />
Größe mit dem Paarlaufen auf. Sie machte Abitur<br />
und arbeitete gleichzeitig schon als Übungsleiterin<br />
beim TSC Berlin, weil das ein gutes<br />
Praktikum für ihren späteren Berufswunsch<br />
Trainerin und vom Staat auch so akzeptiert war.<br />
Nach dem Abitur studierte sie Sportwissenschaften<br />
mit dem Ziel Diplomsportlehrerin. Um<br />
das zu ermöglichen, brauchte sie einen Verein,<br />
der sich für sie einsetzte, und einen einflussreichen<br />
Fürsprecher. Dieser Mentor war der Ehepartner<br />
der Berliner Trainerin Inge Wischnewski<br />
(Christine Erraths langjährige Trainerin), der Dozent<br />
in der Trainerausbildung war.<br />
Den Abschluss als Diplomsportlehrerin machte<br />
Striegler dann bei der DHfK (Deutsche Hochschule<br />
für Körperkultur) in Leipzig, Außenstelle<br />
Berlin. Thema ihrer Diplomarbeit waren die Entwicklungsstufen<br />
auf dem Eis von den ersten<br />
Schritten bis zu den einfachen Sprüngen. Während<br />
dieser Zeit arbeitete sie ab der Pädagogischen<br />
Prüfung im Jahr 1973 bereits hauptberuflich<br />
auf dem Eis. Wichtigste Aufgabe waren damals<br />
die Kaderüberprüfungen und Vorbereitungen<br />
von vielen Berliner Eisläufern auf nationale<br />
und internationale Wettkämpfe, unter anderem<br />
auf die „Jugendwettkämpfe der Freundschaft“<br />
innerhalb der Staaten des damaligen Ostblocks.<br />
Ihre beste Schülerin zu dieser Zeit war die heutige<br />
Berliner Trainerin Karin Hendschke, die im<br />
Foto: Flade<br />
Jahr 1983 Silber und 1984 Gold bei den ISU Junioren-Weltmeisterschaften<br />
gewann.<br />
Nach der politischen Wende ging es gleich 1990<br />
weiter für sie, denn der damalige DEU-Präsident<br />
Dr. Wolf-Dieter Montag und Sportdirektor Peter<br />
Krick boten ihr einen Vertrag als DEU-Honorartrainerin<br />
für Berliner Einzelläufer an, den sie<br />
gerne annahm. Ihr bester Läufer in den 1990er<br />
Jahren war Sven Meyer, der an sechs Deutschen<br />
Meisterschaften in der Meisterklasse teilnahm.<br />
Sein Karrierehöhepunkt war 1997/98, als er<br />
Deutscher Meister wurde, den favorisierten Andrejs<br />
Vlascenko schlug und zur EM und WM<br />
durfte. Aber im Mai 1999 beging der Sportpolizist<br />
wohl aus privaten Gründen mit seiner<br />
Dienstwaffe Selbstmord, was Striegler sehr mitnahm:<br />
„Ich war völlig schockiert, weil es vorher<br />
keinerlei Anzeichen für so etwas gab und ich<br />
auch keinerlei Probleme mit ihm hatte. Ich habe<br />
länger überlegt, ob ich meine Tätigkeit als Trainerin<br />
aufgeben sollte. Neben der Präsidentin<br />
Frau Siedenberg und dem Sportdirektor Herr<br />
Dönsdorf war Herr Ketterer damals eine große<br />
Stütze für mich, denn er gab mir Zeit, das zu<br />
verdauen, redete öfter und länger mit mir und<br />
überzeugte mich weiterzumachen.“<br />
Ab etwa 2004 hatte sie eine ganze Reihe von<br />
guten Läufern, vor allem Herren und wurde<br />
„Disziplintrainerin Herren“. Sie bedauert, dass<br />
die meisten irgendwann „weggebrochen“ sind.<br />
Trotz mehrerer schwerer Verletzungen durchgehalten<br />
hat nur Peter Liebers, den sie 16 Jahre<br />
lang betreute. „Die beiden Olympischen Zyklen<br />
von 2006 bis 2014 waren meine interessantesten<br />
Jahre als Trainerin, weil ich mit Peter, und<br />
Martin Liebers, Clemens Brummer und Stefan<br />
Lindemann eine Gruppe hatte, die alle ehrgeizig<br />
waren. Ich musste sie so führen, dass sie trotz<br />
der Rivalität Freunde blieben und sich gegenseitig<br />
anstachelten, denn wie das bei jungen Männern<br />
so ist, sie wollen immer gewinnen.“ Höhepunkte<br />
dieser Zeit waren die knappen Entscheidungen,<br />
wer zu den Olympischen Spielen darf,<br />
2010 war das Stefan Lindemann (Rang 22) und<br />
Benoît Richaud (links)mit Daniel Grassl und<br />
Trainer Lorenzo Magri bei der JWM 2020<br />
Trainerin Viola Striegler und Thomas Stoll bei den Junioren-WM 2017<br />
2014 Peter Liebers. Sein achter Platz in Sotschi<br />
mit der besten Leistung seiner gesamten Karriere<br />
war natürlich ein Highlight auch für die Trainerin,<br />
so wie auch der 6.Platz der EM und die<br />
Goldmedaille bei der Universiade 2015.<br />
Im selben Jahr wurde Striegler Bundestrainerin<br />
für alle Einzelläufer der Meisterklasse. „Das war<br />
nicht so einfach, weil ich den erfahrenen Trainern<br />
nicht reinreden wollte, aber trotzdem Ansprechpartner<br />
für sie und den Athleten bei der<br />
DEU sein sollte. Dies war mehr eine beratende<br />
Tätigkeit, insbesondere im respektvollen Umgang<br />
mit den AthletInnen. Außerdem habe ich<br />
natürlich Lehrgänge abgehalten, auch mit deutschen<br />
Trainerkollegen/innen. Des Weiteren habe<br />
ich mit den Kadersportlern Lehrgänge in der<br />
Schweiz bei Stéphane Lambiel und Robert Dierking<br />
abgehalten.“ Als Reinhard Ketterer als<br />
Stützpunktleiter in Berlin in den Ruhestand gehen<br />
musste (mit der Altersgrenze war der Berliner<br />
Senat gnadenlos), übernahm Striegler auch<br />
zunächst amtierend die Funktion als Stützpunktleiterin.<br />
Die Verhandlungen mit dem Senat<br />
und die Koordination der vielen Trainerkollegen<br />
waren ungewohnt und eine enorme Mehrbelastung<br />
für sie, weil sie lieber am Eis arbeitete.<br />
Robert Dierking, ihren Nachfolger als Bundestrainer,<br />
kennt sie schon von mehreren Lehrgängen<br />
in der Schweiz und befürwortete seine Anstellung.<br />
Er und seine Ehefrau wären nach<br />
Strieglers Meinung gerade mit Blick auf den fälligen<br />
Generationswechsel eine gute Unterstützung<br />
für Berlin, aber die Entscheidung fiel für<br />
Oberstdorf als Amtssitz.. Striegler: „Mal sehen,<br />
wie das läuft, man soll niemals nie sagen.“ Wirklich<br />
in den Ruhestand geht sie noch nicht, denn<br />
sie unterrichtet weiterhin in Berlin und gibt in<br />
den Vereinen an den Stützpunkten Hohenschönhausen,<br />
Paul-Heyse-Straße und im Wedding ihre<br />
Erfahrungen an Landes- und auch Bundeskaderläufer<br />
und Trainer weiter. Striegler: „Für die<br />
Zukunft, besonders Olympia 2022 wünsche ich<br />
allen Athleten mit ihren Trainern und dem DEU-<br />
Team viel Erfolg.“ Klaus-Reinhold Kany
Katharina Müller & Tim Dieck<br />
»Anjelika Krylova hat das Gespür dafür,<br />
wie man mit uns umgehen muss«<br />
Nach fast einem Jahr sind<br />
Katharina Müller und Tim<br />
Dieck zu ihrer Haupttrainerin<br />
Anjelika Krylova nach Moskau<br />
zurückgekehrt und bereiten sich<br />
mit ihr auf die WM vor.<br />
Katharina Müller und Tim Dieck<br />
mit den Trainern Anjelika Krylova und<br />
Maxim Staviski (links), Foto: Flade<br />
5<br />
Katharina Müller & Tim Dieck<br />
Interview<br />
<strong>Pirouette</strong>: Wie haben Sie es geschafft, nach<br />
Russland zurückzukommen?<br />
Katharina: Wir haben es die ganze Saison über<br />
versucht. Als es jetzt vor der WM tendenziell<br />
dahinging, dass wir uns vorbereiten müssen,<br />
sagten wir uns, wir müssen spätestens im Februar<br />
nach Russland. Wir brauchten eine andere<br />
Variante, weil Herr Skotnicky nicht mehr Bundestrainer<br />
ist und auch nicht die ganze Verantwortung<br />
übernehmen wollte. Er hat einen Brief<br />
an Herrn Gorshkov (russischer Verbandspräsident)<br />
geschrieben und wir haben es endlich geschafft,<br />
unsere Dokumente wurden fertig gestellt.<br />
Wir konnten im Konsulat gar nicht glauben,<br />
dass es so einfach und so schnell ging. Wir<br />
haben es ein Jahr lang versucht und jetzt ging<br />
es auf einmal. Als wir das Resultat vom Corona-<br />
Test hatten, haben wir direkt den nächsten Flieger<br />
nach Moskau genommen.<br />
Tim: Nach 318 Tagen haben wir es geschafft.<br />
Sie konnten nicht bei Anjelika trainieren,<br />
aber Sie waren ständig in Kontakt.<br />
Tim: Ja, und Anjelika hat viele Entscheidungen<br />
getroffen, was Änderungen angeht und dass wir<br />
mit speziellen Trainern arbeiten sollen, wann<br />
wir nach Oberstdorf fahren und wann wir in<br />
Dortmund bei Vitali (Schulz) trainieren sollen.<br />
Das hat soweit gut geklappt und wir sind unendlich<br />
dankbar dafür, dass Vitali Schulz und<br />
Herr Skotnicky uns so gut betreut haben über<br />
diese zehn Monate hinweg. Dennoch sind wir<br />
umso glücklicher, dass wir jetzt zurück sind.<br />
Katharina: Hier merke ich doch wieder, sie haben<br />
andere Schwerpunkte, die wir ein bisschen vernachlässigt<br />
haben. Es ist jetzt Anjelikas Aufgabe,<br />
noch mehr Power und Lebendigkeit reinzugeben.<br />
gen ist es umso besser, dass wir nun für die<br />
WM-Vorbereitung hier sind.<br />
Was ist der Hauptgrund, dass Sie wieder bei<br />
Anjelika in Russland trainieren wollen?<br />
Tim: Für mich persönlich spielt unterbewusst<br />
mit, dass unsere Saison bei Anjelika unsere bisher<br />
erfolgreichste war. Wir haben für uns gemerkt,<br />
dass wir uns in der Saison bei Anjelika<br />
am meisten verbessert haben und dementsprechend<br />
war es für uns keine Frage, dass sie diejenige<br />
ist, die uns auf den Weg, auf das Ziel<br />
Olympia vorbereitet.<br />
Katharina: Anjelika hat das Gespür dafür, wie<br />
man mit uns umgehen muss. Sie sagt immer das<br />
Richtige in dem Moment und gibt das richtige<br />
Gefühl im Wettkampf. Bei ihr entwickle ich den<br />
Spaß daran zu laufen, mich zu präsentieren. Wir<br />
wissen, wer von uns steht, sei es Anjelika, Maxim<br />
Staviski, Oleg Ovsiannikov. Du strengst dich automatisch<br />
mehr an, weil die gucken. Es sind zwar<br />
keine Seniorenpaare hier, was uns ein bisschen<br />
fehlt, aber trotzdem spürt man diese Energie<br />
Tim: Maxim Staviski war früher mein absolutes<br />
Vorbild. Ich weiß noch, als ich das erste Mal<br />
hierhin gekommen bin, war ich total nervös, da<br />
wollte ich unbedingt das Beste für die Trainer<br />
zeigen und dieses Gefühl ist bis heute noch da.<br />
Dann noch zu wissen, dass sie hinter dir stehen,<br />
ist ein tolles Gefühl.<br />
Wie war es beim Pokalfinale zu laufen?<br />
Tim: Ich habe zu Katharina am Anfang gesagt,<br />
ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben<br />
wie ein Immigrant. Es ist schon was anderes.<br />
Katharina: Ich bin ein bisschen mit dem russischen<br />
Eiskunstlauf aufgewachsen. Als feststand,<br />
dass wir hier laufen, dachte ich, jetzt bin ich<br />
nervöser als zur WM, weil hier alle meine russischen<br />
Idole sitzen, die ich früher im Fernsehen<br />
gesehen und angehimmelt habe, und mir zugucken<br />
werden. Mir war klar, dass wir das als Probe<br />
sehen, aber wir wollten doch dem russischen<br />
Standard entsprechen, weil die Läufer alle sehr<br />
Tim: Lebendigkeit ist ein gutes Stichwort. In<br />
Deutschland haben wir sehr viel an unserer<br />
Technik gefeilt und haben uns technisch sehr<br />
gut weiterentwickelt. Aber dieses Leben reinbringen,<br />
das Tänzerische, das ist genau Anjelikas<br />
Ding und das ganze Team arbeitet hier genau<br />
aufeinander zu, das merken wir direkt. Deswegut<br />
sind. Es war total schön, endlich mal diese<br />
Arena zu spüren, Menschen zu spüren und nicht<br />
in der leeren Halle zu laufen. Es ist sogar besser<br />
hier als bei der WM, weil hier Zuschauer sind.<br />
Wir sind sehr dankbar.<br />
Tim: Die Frauen waren vor uns dran und mit uns<br />
in der Aufwärmhalle und dort war Herr Professor<br />
Mishin. Für mich war es ein Highlight zu sehen,<br />
wie er mit Elizaveta Tuktamysheva umgeht. Es ist<br />
eine Ehre, dass wir unter den ganzen tollen russischen<br />
Sportlern mitlaufen durften. Wir können<br />
auch Vitali schnell anrufen, aber zusammen mit<br />
Anjelika funktioniert es einfach so gut. Ich kann<br />
gar nicht in Worte fassen, was für eine Trainerin<br />
sie ist. Sie ist die Trainerin, die wir immer gesucht<br />
und vor einem Jahr gefunden haben.<br />
Katharina: Max Staviski liebe ich auch. Er bringt<br />
so viel Humor rein. Wenn wir mal genervt sind<br />
veräppelt er uns und dann ist die Stimmung<br />
wieder total locker. Sie ergänzen sich gut.<br />
Was ist Ihr Ziel für die WM?<br />
Tim: Natürlich wollen wir den Olympiastartplatz<br />
für Deutschland erlaufen. Aber das generelle<br />
Ziel ist, dass wir einfach unsere bestmögliche<br />
Leistung zeigen, zeigen, dass wir zwei gute Programme<br />
haben und dass wir zu dieser WM gehören,<br />
dass wir Deutschlands Nummer eins zum<br />
jetzigen Zeitpunkt sind und natürlich bleiben<br />
wollen. Ich denke für den größten Teil der<br />
Sportler ist es eine Erleichterung, dass die WM<br />
geplant ist. Irgendwo muss es weitergehen. Natürlich<br />
gibt es auch andere Sachen als unseren<br />
Sport oder Sport allgemein, das verstehen wir.<br />
Ich habe mich sehr gefreut darüber, dass die<br />
WM stattfinden soll, aber es war für mich nicht<br />
sehr verwunderlich, weil es aus meiner Sicht<br />
keinen Grund gab zu sagen, das geht auf keinen<br />
Fall. Wenn man will, dann gibt es einen Weg,<br />
auch einen sehr, sehr sicheren.<br />
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg<br />
in Stockholm!<br />
Mit Katharina Müller und Tim Dieck sprach<br />
Tatjana Flade.<br />
•••
6<br />
Benoît Richaud<br />
Benoît Richaud »Ich möchte<br />
jede Choreographie einzigartig machen«<br />
Interview<br />
Der Franzose Benoît Richaud (33) hat<br />
sich in den vergangenen Jahren einen<br />
Namen als Choreograph gemacht und<br />
mit bekannten Läufern wie Daisuke<br />
Takahashi, Bradie Tennell, Daniel Grassl<br />
und Kaori Sakamoto gearbeitet. In<br />
diesem Interview spricht er über seine<br />
eigene Karriere, wie er Choreograph<br />
wurde und über seine Vision.<br />
<strong>Pirouette</strong>: Wie kamen Sie zum Eiskunstlauf?<br />
Benoît: Ich komme aus dem Süden Frankreichs<br />
und Sie müssen wissen, dass Eiskunstlauf dort<br />
überhaupt nicht populär ist. Ich hatte Glück, in<br />
Avignon gab es eine kleine Eishalle. Ich war als<br />
Kind sehr aktiv und habe viele verschiedene<br />
Sportarten ausprobiert. Ich sah meine Cousine<br />
beim Eislaufen und wollte es gleich ausprobieren.<br />
Von sechs bis neun habe ich Einzellauf gemacht,<br />
dann fing ich mit Rugby an und hörte<br />
mit dem Eislaufen auf. Mit elf ging ich wieder<br />
zurück zum Eiskunstlauf. Dann kamen die Olympischen<br />
Spiele 2002 und sie waren eine Entdeckung<br />
für mich. Ich sah Marina Anissina und<br />
Gwendal Peizerat gewinnen und sagte meiner<br />
Mutter ‚das will ich machen‘. Ich sagte, ich will<br />
bei denselben Trainern trainieren wie Marina<br />
und Gwendal und meine Trainer sagten ‚du bist<br />
verrückt‘. Aber meine Mutter rief Muriel Zazoui<br />
an und im Mai 2002 fuhren wir nach Lyon. Muriel<br />
und Romain Haguenauer sagten am Ende<br />
des Probetrainings, dass sie eigentlich keine Kinder<br />
nehmen, aber sie machen eine Ausnahme für<br />
mich. Ich war 13 Jahre alt und ich machte Solo-<br />
Eistanz, bis sie eine Partnerin für mich fanden.<br />
Ich zog alleine nach Lyon und wohnte bei einer<br />
Gastfamilie. Es lief gut im Eistanz. Ich wurde<br />
Französischer Juniorenmeister (mit Elodie Brouiller),<br />
wir waren im Juniorenfinale und Siebte bei<br />
der Junioren-WM in Oberstdorf 2007. Aber es<br />
war schwierig, mit mir zu laufen. Mir fehlte der<br />
Teamgeist, deswegen hörte meine erste Partnerin<br />
auf. Danach lief ich mit Terra (Findley), aber kurz<br />
nach dem Aufstieg in die Meisterklasse hörte ich<br />
auf. Ich fing an, in einer Bar zu kellnern. Mir<br />
fehlte die Reife und das Verständnis. Inzwischen<br />
habe ich mich bei meinen früheren Partnerinnen<br />
entschuldigt und sie reden mit mir.<br />
Haben Sie es jemals bereut, dass Sie Ihre<br />
Karriere so früh beendet haben?<br />
Nein, denn wenn ich zurückschaue ist mir klar,<br />
dass ich nicht gern Wettkämpfe lief. Ich habe<br />
gern trainiert, neue Programme mit den Trainern<br />
aufgebaut, alles das, aber ich mochte keine<br />
Wettbewerbe. Dafür war ich nicht gemacht.<br />
Ich habe vier Jahre lang keine Schlittschuhe<br />
angezogen.<br />
Wie kamen Sie zum Eiskunstlauf zurück?<br />
Ich arbeitete in der Bar und ich habe Musik gemacht<br />
und zwei Alben veröffentlicht. Ich habe<br />
per Fernstudium am Cours Florent studiert, der<br />
besten Schauspielschule in Frankreich. Plötzlich<br />
bekam ich eine E-Mail von Art on Ice, die ich<br />
eigentlich nicht öffnen wollte, denn ich hasste<br />
Holiday on Ice. Aber ich habe sie geöffnet und<br />
sie luden mich zu einer TV Show, „Dancing on<br />
Ice“, in die Niederlande ein. Ich dachte, eine TV-<br />
Erfahrung könnte interessant sein. Es gefiel mir<br />
nicht, aber ich fand das Konzept einer TV-Show<br />
sehr interessant. Das Wichtigste jedoch war,<br />
dass ich merkte, dass ich das Eislaufen vermisste.<br />
Danach wurde ich Eistanztrainer in Basel. Ich<br />
trainierte Hobbyläufer und die nationalen Meister<br />
und Zweiten der Meisterschaft. Mit ihnen<br />
fuhr ich zur EM 2015. Ich unterrichtete Eislauffertigkeiten,<br />
Choreographie und fing an, mit<br />
jungen Schweizer Läufern zu arbeiten. Ich kam<br />
in Kontakt mit Ingrida (Snieskiene), der früheren<br />
Trainerin von Deniss Vasiljevs und sagte, ich<br />
möchte gern Choreographie für Deniss machen<br />
Benoît Richaud (links)mit Daniel Grassl und<br />
Trainer Lorenzo Magri bei der JWM 2020<br />
und sie sagte ja. “Adagio for Tron” für Deniss<br />
2014 war meine erste Erfahrung mit einem Einzelläufer.<br />
Aber in der Schweiz gefiel es mir nicht<br />
mehr. Und weil ich sah, dass den Leuten meine<br />
Choreographie gefiel, sagte ich mir, dass ich<br />
Choreograph werden will. Ich arbeitete mit Läufern<br />
aus dem französischen Nationalteam und<br />
so kam es Schritt für Schritt. Nach der WM<br />
2015 war ich in Champéry und dort sah mich<br />
Alexei Mishin und sagte, ich solle Choreographie<br />
für Lisa Tuktamysheva machen. Er lud mich<br />
ein, den ganzen Sommer mit seinem Team zu<br />
arbeiten. 2016 sprach mich der japanische Verband<br />
bei der Junioren-WM an. Ich denke, die<br />
Leute hatten das Gefühl, dass Deniss‘ Choreographie<br />
wirklich anders war.<br />
Was inspiriert Sie?<br />
Ich komme nicht aus einer Künstlerfamilie, aber<br />
mein Vater war DJ und meine Mutter tanzte<br />
gerne. Ich denke, dass hatte einen Einfluss auf<br />
mich, als ich klein war, denn im Haus war immer<br />
Musik und meine Mutter tanzte. Seit ich<br />
sehr jung war, mochte ich das Andere und mein<br />
Auge wird von Details angezogen. Ich denke,<br />
das spiegelt sich in meiner Choreographie wider.<br />
Ich möchte jede Choreographie einzigartig machen.<br />
Für mich ist es sehr wichtig, die Persönlichkeit<br />
des Läufers zu finden. Ich glaube, dass<br />
jeder Eisläufer etwas Besonderes hat und das<br />
will ich herausbringen. Um auf die Frage zurückzukommen,<br />
ich denke, es hat sehr viel mit<br />
meiner persönlichen Lebenserfahrung zu tun. Je<br />
älter ich werde, desto mehr realisiere ich, dass<br />
wir in Frankreich in einem Land leben, das<br />
Kunst kultiviert. Ich habe alle aktuellen Ballett-<br />
Aufführungen in Europa gesehen, die mir gefallen.<br />
Ich habe die klassischen Komponisten studiert,<br />
mit Rachmaninov habe ich angefangen. Er<br />
und der estnische Komponist Arvo Pärt sind<br />
meine Favoriten. Ich habe den Eindruck, dass<br />
Gott zu mir spricht, wenn ich ihre Musik höre.
7<br />
Eva-Lotta Kiibus beim Cup of Russia 2020<br />
Medaille für Bradie Tennell bei den Vier-Kontinente-<br />
Meisterschaften 2020, Fotos: Flade<br />
Sie arbeiten inzwischen mit vielen Läufern.<br />
Wie stellen Sie sicher, dass die Choreographie<br />
nicht zur Fließbandarbeit wird?<br />
Sie werden immer meinen Stil erkennen. Ich<br />
bin froh, dass die Leute realisieren, dass selbst<br />
wenn ich sechs Mädchen in den top zwölf<br />
habe, keine der anderen gleicht. Ich will nicht,<br />
dass die Läuferinnen ähnlich sind, aber daran<br />
denke ich nicht, wenn ich die Programme gestalte.<br />
Das Ziel ist es, sie in den Vordergrund zu<br />
stellen und auf ein höheres Niveau zu bringen.<br />
Ich sehe ihr Potenzial und will, dass sie besser<br />
werden. Egal, ob ich mit einem Mädchen arbeite,<br />
das unter den besten fünf ist oder 20. bei<br />
der WM – es passiert etwas Interessanteres als<br />
in den Jahren davor. Das jüngste Beispiel ist<br />
Eva-Lotta Kiibus, sie hat einen riesigen künstlerischen<br />
Fortschritt gemacht. Ja, ein paar Sachen<br />
sind vielleicht manchmal ein bisschen<br />
ähnlich, das ist klar. Aber meine Programme<br />
basieren so sehr auf der Persönlichkeit der Läuferinnen,<br />
dass ich keine Sorge habe, dass die<br />
Leute sagen‚ ,das ist derselbe Musikstil, dasselbe<br />
Kostüm, dieselbe Choreographie‘.<br />
Sie haben mit ganz unterschiedlichen Läufern<br />
gearbeitet. Was ist Ihre Herangehensweise?<br />
Mit Daisuke (Takahashi) habe ich viel diskutiert<br />
und wir hatten ‚erwachsene‘ Momente, würde<br />
ich sagen – essen gehen, ein Glas Wein trinken.<br />
Aber für mich ist es essenziell, auch zu den jüngeren<br />
Läufern eine Beziehung aufzubauen. Alle<br />
meine Läufer reden viel mit mir, senden mir<br />
Nachrichten. Du kannst nicht der Choreograph<br />
sein und dich nicht für die Persönlichkeit und<br />
das Leben deiner Läufer interessieren. Die<br />
Menschen ziehen gern Vergleiche, aber das<br />
Wichtige ist, die Persönlichkeit des Läufers zu<br />
finden. Ich habe mit Künstlern wie Denis Ten,<br />
Jeremy Abbott, Daisuke Takahashi gearbeitet,<br />
aber es ist auch sehr interessant, mit jemanden<br />
etwas zu machen, der nicht wirklich tanzen<br />
kann und ihn fantastisch und magisch auf dem<br />
Eis wirken zu lassen. Am Anfang habe ich gehört,<br />
‚was willst du mit Bradie Tennell tun‘? Als<br />
ich mit ihr angefangen habe, was sie so Achte<br />
der US-Meisterschaft und das nächste Jahr<br />
war sie US-Meisterin. Ich erinnere mich, dass<br />
die Leute gesagt haben, Bradie kann nur springen<br />
und nicht Eis laufen. Nun bekommt sie<br />
jede Saison bessere Komponenten.<br />
Wie schwer ist es, kreative Programme zu<br />
schaffen, wenn die Elemente immer schwieriger<br />
werden?<br />
Ja, Daniel Grassl hat viele Vierfache im Programm.<br />
Aber ich denke nicht, dass das<br />
schwierig zu verbinden ist, du musst es nur<br />
akzeptieren. Eiskunstlauf ist ein Sport und die<br />
Leute engagieren einen Choreographen, um<br />
eine Lösung für ein Programm mit technischen<br />
Elementen zu finden. Ich kenne die Regeln<br />
sehr gut und denke nicht, dass das ein Widerspruch<br />
ist. Die Choreographie muss funktionieren<br />
und du musst die richtigen Zutaten finden,<br />
damit es am Ende funktioniert. Der Trainer<br />
entscheidet über die technischen Elemente.<br />
Ich würde nie Daniel sagen, dass er einen<br />
Vierfachen am Ende machen soll. Ich muss<br />
wissen, wo ich die Elemente platziere, damit<br />
es für den Läufer komfortabel ist. Der Schwierigkeitsgrad<br />
kann die Kreativität beeinflussen,<br />
aber das stört mich nicht, sondern macht mich<br />
noch kreativer.<br />
Worin sehen Sie den Unterschied zwischen<br />
Choreographie für Frauen und für Männer?<br />
Gute Frage. Ich arbeite viel mehr mit Mädchen<br />
als mit den Männern. Ich kann sagen, dass die<br />
Mädchen viel starker als die Männer sind und<br />
die Arbeit, die Korrekturen viel leichter akzeptieren.<br />
Ich habe realisiert, dass die Männer<br />
seltsamerweise emotionaler sind. Ich glaube<br />
ernsthaft, dass Frauen viel stärker als Männer<br />
sind. Die Jungs haben immer ein Problem ‚mir<br />
tut es da und da weh‘, ‚ich kann nicht mehr<br />
als ein, zwei Stunden auf dem Eis sein‘ … Das<br />
passiert nie mit Mädchen! Sie beschweren sich<br />
nie. Mit den Jungs ist es etwas komplizierter,<br />
aber nicht mit allen. Ich habe nur sehr wenige<br />
Choreographien gemacht, in denen ich die<br />
Frau als fragil darstelle. Mir gefällt es, dass<br />
Frauen stark und mächtig sind, sogar in der<br />
Musikwahl. In der Choreographie sehe ich keinen<br />
großen Unterschied zwischen Frauen und<br />
Männern. Wir leben im Jahr <strong>2021</strong> und ich<br />
sehe alle einfach als Menschen.<br />
Wie war es für Sie, online Choreographien<br />
zu erstellen?<br />
Es war sehr interessant. Zuerst einmal mag ich<br />
es, wenn etwas schwierig ist und man mir sagt<br />
‚das geht nicht‘. Dann will ich es umso mehr. Als<br />
das Coronavirus kam, habe ich sehr schnell verstanden,<br />
dass ich online arbeiten muss, und<br />
habe das akzeptiert. Am Anfang war es sehr<br />
schwer, muss ich sagen. Für mich geht es sehr<br />
viel um die Beziehung zu den Läufern, mit ihnen<br />
auf dem Eis zu sein. Ich habe gelernt, meine<br />
Choreographie mehr mit Worten herüberzubringen,<br />
indem ich viel mehr erkläre. Mein Wohnzimmer<br />
wurde meine Eishalle und ich kann sagen,<br />
es hat sehr gut funktioniert. Es hat länger<br />
gedauert, aber andererseits sagen wir – ist das<br />
Glas halb voll oder halb leer? Jetzt arbeite ich<br />
mit meinen Läufern wöchentlich, vorher vier<br />
Wochen im Jahr. Es gibt auch positive Seiten<br />
dieser Erfahrung und ich denke, daraus wird<br />
sich etwas für die Zukunft weiterentwickeln.<br />
Das hat bereits begonnen. Sicher werde ich<br />
wieder reisen und Choreographie wird wieder<br />
real gemacht werden, aber wir können in der<br />
Saison online arbeiten.<br />
Was können Sie uns über Ihre Projekte Peak<br />
Ice Camp und Carte Blanche Show sagen?<br />
Peak Ice sind Trainingslager. Ich kann Eislauffertigkeiten<br />
in Europa, Japan oder den USA unterrichten.<br />
Egal, ob du Olympiasieger bist oder nie<br />
zur WM oder den Olympischen Spielen kommen<br />
wirst, ich werde dich auf die gleiche Weise die<br />
gleichen Dinge lehren. Es ist dasselbe, ob ich<br />
Choreographie für Topläufer oder Läufer auf<br />
niedrigem Niveau mache. Ich lade hochqualifizierte<br />
Trainer zu meinen Camps ein – wir werden<br />
Sergei Rozanov, Lorenzo Magri haben und wir<br />
hatten Alexander Abt, Sergei Voronov. Ich mag<br />
die Russen, denn sie sind technisch die besten.<br />
Das Ziel ist es, eine professionelle Umgebung für<br />
Läufer auf allen Niveaus anzubieten. Es geht um<br />
die Entwicklung und wir arbeiten an allen Bestandteilen<br />
des Eiskunstlaufs plus Tanz, Ausdruck,<br />
Kreativität, Interpretation. In den Camps<br />
mit Techniktrainern bieten wir läuferische Fähigkeiten,<br />
Technik und Training außerhalb vom Eis<br />
an. Diese Camps mache ich in Frankreich und<br />
das Ziel ist es, sie international anzubieten.<br />
Carte Blanche ist eine Idee, die Barriere zwischen<br />
dem Eislauf als Sport und der Kunst zu durchbrechen.<br />
Ich möchte die Kunst, alles das, was mich<br />
seit meiner Kindheit inspiriert hat wie Ballett,<br />
Modern Dance, Neoklassik, wieder mit dem Eiskunstlauf<br />
verbinden. Carte Blanche wird keiner<br />
anderen Show ähneln. Der Eindruck soll so sein,<br />
als ob du in die Oper gehst oder eine Modern<br />
Dance Aufführung siehst. Die Choreographie<br />
steht im Vordergrund. Das heißt, die Läufer werden<br />
nicht präsentiert, selbst wenn sie Olympiasieger<br />
sind. Das ist nicht das Ziel, sondern die<br />
Kunst auf das Eis zu bringen. Die ersten Shows<br />
sollen Ende <strong>2021</strong> stattfinden und ab 2022 werden<br />
wir Shows in Japan haben und expandieren.<br />
Mit Benoît Richaud sprach Tatjana Flade.<br />
Besuchen Sie die<br />
<strong>Pirouette</strong> auf Facebook<br />
•••<br />
Benoît Richaud<br />
Interview
8<br />
Alexandra Stepanova & Ivan Bukin<br />
Interview<br />
Alexandra Stepanova (25) und Ivan<br />
Bukin (27) gewannen ihren ersten nationalen<br />
Meistertitel nach fast einem Jahr<br />
Wettkampfpause. Zunächst litt Stepanova<br />
unter Rückenproblemen, dann erkrankten<br />
beide nacheinander an Corona.<br />
<strong>Pirouette</strong>: Bei der Russischen Meisterschaft<br />
konnten Sie erstmals in dieser Saison starten.<br />
Wie haben Sie diese schwierige Zeit mit Verletzung<br />
und Krankheit erlebt?<br />
Alexandra: Wir haben die Wettkämpfe in der Tat<br />
sehr vermisst. Diese schwierige Periode haben wir<br />
dank unserer Trainer und Familien überstanden.<br />
Als wir anfingen, Programmteile durchzulaufen,<br />
waren wir sehr erschöpft und machten uns Sorgen,<br />
dass uns nichts gelingt. Doch unsere Trainer<br />
haben uns sehr unterstützt und uns beruhigt.<br />
Ivan: Es war sehr wichtig, dass sie uns nicht gedrängt<br />
haben. Wir haben uns in Ruhe vorbereitet.<br />
Wir wussten, dass wir sehr lange nicht zusammen<br />
gelaufen sind und dass wir vor der<br />
Meisterschaft nicht viel Zeit hatten, aber wir<br />
durften uns am Anfang nicht überanstrengen.<br />
Wie haben Sie sich von Corona erholt?<br />
Alexandra: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht,<br />
wie lange das gedauert hat. Die ersten zwei<br />
Wochen nach der Krankheit bin ich eine Aufwärmrunde<br />
auf dem Eis gelaufen und war schon<br />
müde. Das hat mir Angst gemacht und ich habe<br />
mich gefragt, wie es weitergehen soll. Aber<br />
dann ging es ganz langsam aufwärts. Als Vania<br />
aufs Eis kam, wurde es leichter. Mir wurde klar,<br />
jetzt fangen wir wieder an und alles wird gut.<br />
Ivan: Die Krankheit verlief unterschiedlich bei<br />
uns. Ich brauchte zwei, drei Wochen guter Arbeit<br />
um mich wieder gesund zu fühlen, nachdem ich<br />
zweieinhalb Wochen krank war. Es war schwer.<br />
Dein Körper macht einfach nicht mit. Aber Besonderheiten<br />
nach dieser Krankheit merke ich<br />
nicht, nur dass sie sehr lange andauert.<br />
Was bedeutet Ihnen Ihr erster nationaler<br />
Titel vor diesem Hintergrund?<br />
Alexandra: Für uns war es schon ein Sieg, dass<br />
wir angetreten und gut gelaufen sind, und das<br />
bei unserem ersten Wettbewerb. Besonders in<br />
Alexandra Stepanova<br />
& Ivan Bukin<br />
»In der Stille zu laufen, wird sich<br />
vielleicht anfühlen wie ein Training«<br />
der Kür, da fühlten wir uns schon sicherer. Vor<br />
dem Rhythmustanz war ich nicht nur aufgeregt,<br />
sondern ich hatte regelrecht Angst. Wir waren<br />
fast ein Jahr lang nirgendwo aufgetreten und<br />
ich dachte, lieber Gott, am liebsten würde ich<br />
weglaufen. Aber in der Kür war ich ruhig.<br />
Ivan: Das ist ein sehr wichtiger Titel, aber als<br />
wir uns vorbereitet haben, haben wir nicht daran<br />
gedacht, wie wir uns fühlen werden, wenn<br />
wir gewinnen. Wichtiger war es zu spüren, dass<br />
wir wieder da sind. Du vergisst wirklich, was ein<br />
Wettbewerb ist. Da ist diese Wettkampf-Magie<br />
und die haben wir sehr vermisst.<br />
Sie haben Ihre Programme aus dem Vorjahr<br />
behalten, aber Sie hatten noch vor der später<br />
abgesagten WM den zweiten Teil Ihres<br />
Rhythmustanzes zu „The Show Must Go On“<br />
geändert. Warum?<br />
Alexandra: Alexander Vasilievitch (Svinin, Trainer)<br />
hat diese Musik vorgeschlagen. Sie erschien<br />
uns so viel mächtiger, stärker, dass wir entschieden<br />
haben, sie zu nehmen.<br />
Ivan: Wir sind ihn aber noch nicht so gut gelaufen<br />
wie im Training, weshalb wir jetzt besonders<br />
an diesem zweiten Teil arbeiten werden, um<br />
noch Tempo und Emotionen hinzuzufügen.<br />
Eigentlich hatten Sie eine neue Kür<br />
einstudiert.<br />
Alexandra: Ja, wir sind sogar nach Vanias Krankheit<br />
ziemlich große Teile durchgelaufen. Doch<br />
zwei Wochen vor der Russischen Meisterschaft<br />
sagten unsere Trainer, ‚was haltet ihr davon,<br />
wenn wir die alte Kür behalten‘. Wir waren dafür.<br />
Ivan: Wir lieben diese Kür so sehr, dass wir Gänsehaut<br />
bekamen, als wir die Musik einschalteten.<br />
Dieses Programm gefällt wahrscheinlich<br />
nicht nur uns, sondern auch den Zuschauern<br />
und Preisrichtern und alle sagen, sie passt zu<br />
uns. Es war sehr wichtig, sich an diese Emotionen<br />
zu erinnern, sie haben uns motiviert und<br />
angespornt. Die neue Kür haben wir zwar vorbereitet,<br />
aber sie war trotzdem noch unfertig<br />
und so ein Material wollten wir nicht zeigen.<br />
Man hätte was Interessantes daraus machen<br />
können, aber wir hatten nicht genug Zeit. Wir<br />
werden dieses Programm ausarbeiten und wahrscheinlich<br />
für die nächste Saison vorbereiten.<br />
Aber das kann sich noch ändern.<br />
Alexandra: Wir wollen jetzt noch nichts über<br />
die Musik sagen, denn vielleicht behalten wir<br />
sie doch nicht. In der aktuellen Situation weiß<br />
niemand, wie es weitergeht.<br />
Wie hat Ihnen der Teampokal gefallen?<br />
Alexandra: Wir haben noch nie an so einem<br />
Teamwettbewerb teilgenommen, deswegen war<br />
das für uns natürlich etwas Neues. Es war toll<br />
und es hat uns sehr gefallen. Danke an unseren<br />
Verband, der diese Veranstaltung organisiert<br />
hat, bei der wir alle laufen durften und mit Zuschauern<br />
sein durften. Das ist eine sehr gute Erfahrung,<br />
sogar für die Olympischen Spiele. Als<br />
wir nach dem Kurztanz unser Team angefeuert<br />
haben, haben wir alles gegeben, haben geschrien,<br />
waren für sie nervös. Und am nächsten<br />
Tag merkten wir, wir hatten nicht genug Kraft<br />
für die Kür. Jetzt wissen wir, das kann passieren<br />
und es ist gut, dass wir das gemerkt haben.<br />
Wie gehen Sie die WM an?<br />
Ivan: Wir versuchen uns auf jeden Wettbewerb in<br />
gleicher Art und Weise vorzubereiten. Wir geben<br />
alles und versuchen zu verbessern. Diese Meisterschaft<br />
ist keine Ausnahme, auch wenn wir unter<br />
interessanten Bedingungen laufen werden.<br />
Alexandra: Wir haben keine Angst. Wir denken,<br />
es sind so viele Vorsichtsmaßnahmen ergriffen<br />
worden, wir werden alle in <strong>No</strong>vogorsk im Trainingslager<br />
sein, machen dort einen Test am Anfang<br />
und am Ende, fliegen nach Schweden, dort<br />
machen wir wieder einen Test und sitzen einen<br />
Tag in Quarantäne, gehen nur zum Training und<br />
in die Halle. So wie ich es verstehe, wird dort<br />
kein einziger Mensch sein, der nicht getestet ist,<br />
und niemand verlässt die Zone Hotel-Halle.<br />
Bei der WM wird es keine Zuschauer geben.<br />
Alexandra: Ja, das wird sehr interessant, denn<br />
unser Verband hat immer das Beste gegeben<br />
und alles getan, was möglich ist, damit Zuschauer<br />
bei unseren Wettbewerben waren, aber<br />
die WM wird ohne Zuschauer sein. In der Stille<br />
zu laufen, wird sich vielleicht wie ein Training<br />
anfühlen, vielleicht sind wir da ruhiger oder<br />
aber umgekehrt nervöser als sonst.<br />
Ivan: Wir sind schon sehr lange nicht mehr<br />
ohne Zuschauer gelaufen, das letzte Mal war<br />
wohl irgendwann bei den Junioren, als nicht<br />
viele Leute da waren, aber dass gar keiner da<br />
ist... mal sehen, wie das wird.<br />
Mit Alexandra Stepanova und Ivan Bukin sprach<br />
Tatjana Flade.<br />
•••
Ulf Bökeler, Foto: privat<br />
Was macht eigentlich…<br />
Ulf Bökeler?<br />
Der ehemalige Stuttgarter Einzelläufer Dr. Ulf<br />
Bökeler (43), der vor knapp 20 Jahren sogar ab<br />
und zu einen dreifachen Axel zeigen konnte,<br />
ist heute Leitender Oberarzt für den „Schwerpunkt<br />
Schulter- und Ellenbogenchirurgie“ des<br />
Marienhospitals Stuttgart. Er ist wie so viele<br />
andere ein ehemaliger Eiskunstläufer in seinem<br />
Hauptberuf sehr erfolgreich, weil er schon als<br />
Kind und Jugendlicher beim Eislaufen gelernt<br />
hat, etwas zu leisten, durchzuhalten und diszipliniert<br />
zu arbeiten. In seiner Altersklasse ist er<br />
auch noch ein sehr guter Tennisspieler.<br />
übernimmt das neu renovierte Büro von Ketterer<br />
und will ansonsten von seinem weiter bestehenden<br />
Hauptwohnsitz in <strong>No</strong>rdrhein-Westfalen<br />
aus arbeiten. Die dadurch freigewordene<br />
Stelle des Ausbildungskoordinators hat die DEU<br />
neu ausgeschrieben.<br />
Eishalle in Sterzing<br />
eingestürzt<br />
Die Halle des Südtiroler Ortes Sterzing, dem<br />
ersten Ort südlich des Brenners, ist am 10. Februar<br />
morgens gegen 7 Uhr unter der Last von<br />
Schneemassen und darauffolgendem Regen<br />
eingestürzt. Zum Glück befand sich niemand in<br />
der Halle, denn wegen der Corona-Einschränkungen<br />
war kein Training erlaubt und auch die<br />
Putzfrau war noch nicht im Haus. Der gesamte<br />
ältere Teil der Halle wurde komplett zerstört. In<br />
der 1983 gebauten Halle mit dem Namen Weihenstephan<br />
Arena fanden die Heimspiele des<br />
lokalen Eishockeyteams, der Broncos statt, zuletzt<br />
noch am Abend vor dem Einsturz. Dort<br />
trainierten auch Breitensportler im Eiskunstlaufen,<br />
außerdem fand regelmäßig Publikumslauf<br />
statt. Die Halle war erst 2019 saniert worden.<br />
Auch in Oberstdorf waren die Schneemassen<br />
Anfang Februar ein Problem. Aber die Lokalpresse<br />
schrieb, dass Sportamtschef Hans-Peter<br />
Jokschat rechtzeitig eine Fachfirma bestellte,<br />
die zusammen mit Mitarbeitern des Sportamtes<br />
und einigen Sportlern mehrere hundert<br />
Tonnen Schnee mit Schneehexen, einer<br />
Schneefräse und anderen Geräten vom etwa<br />
5.000 Quadratmeter großen Dach des Eisstadions<br />
herunterschaufelten.<br />
11-Jährige fordert<br />
Biellmann heraus<br />
Am 20. <strong>März</strong> gibt es in der ARD-Show „Klein<br />
gegen groß“ ab 20:15 Uhr ein <strong>Pirouette</strong>n-Duell.<br />
Die 11-jährige Schweizerin Sophie-Joline von<br />
Felten aus Luzern fordert Denise Biellmann heraus,<br />
die Weltmeisterin von 1981. Schiedsrichterin<br />
ist die Dortmunder Trainerin Marina Kielmann.<br />
Schon vor Jahren gab es einmal ein ähnliches<br />
Duell mit einer oberbayerischen Läuferin.<br />
Péchalat wieder Mutter<br />
Die französische Verbandspräsidentin Nathalie<br />
Péchalat und ihr Ehepartner, der in Frankreich<br />
sehr bekannte Schauspieler Jean Dujardin,<br />
wurden am 18. Februar Eltern ihrer zweiten<br />
Tochter namens Alice (die erste ist fünf Jahre<br />
alt und heißt Jeanne). Wenige Wochen zuvor<br />
war sie auf dem Titel einer französischen Elternzeitschrift<br />
für Schwangerschaftskleidung,<br />
die ein neuer Sponsor des Verbandes geworden<br />
ist. Und sie war mit Ehepartner auf dem<br />
Titel der Klatschzeitschrift Closer, die etwa der<br />
Bunten in Deutschland entspricht.<br />
9<br />
News<br />
9<br />
Foto: privat<br />
Jens Ter Laak neuer<br />
Berliner Stützpunktleiter<br />
Der Krefelder Jens Ter Laak, der von 1994 bis<br />
1998 jeweils unter den sechs besten deutschen<br />
Einzelläufern war und auch einige Grand Prix<br />
bestritten hat, ist neuer hauptberuflicher Stützpunktleiter<br />
in Berlin mit seinen mehreren Eishallen.<br />
In den letzten 14 Jahren war er Koordinator<br />
der Aus- und Weiterbildung der etwa<br />
1.000 haupt- und nebenberuflich tätigen Eislauftrainer<br />
in Deutschland. Er tritt damit die direkte<br />
Nachfolge von Viola Striegler an, die außerdem<br />
auch Bundestrainerin war, Läufer verantwortlich<br />
betreute und daher weniger Zeit<br />
für die Stützpunktleitung hatte. Eigentlich ist<br />
Ter Laak eher Nachfolger des langjährigen<br />
Stützpunktleiters Reinhard Ketterer, der dieses<br />
Amt bis 2014 innehatte. Ter Laak will an drei<br />
bis vier Tagen pro Woche in Berlin präsent sein,<br />
Foto: privat<br />
Anissina wieder verheiratet<br />
Die französisch-russische Eistanz-Olympiasiegerin<br />
Marina Anissina hat im Februar denselben<br />
Schauspieler Nikita Dzhigurda wieder geheiratet,<br />
von dem sie sich vor ein paar Jahren<br />
hatte scheiden lassen.<br />
Ob sie weiterhin mit<br />
ihren zwei Kindern<br />
bei Bordeaux wohnen<br />
bleibt und dort als<br />
Trainerin arbeitet<br />
oder zurück nach<br />
Russland geht, war<br />
nicht zu erfahren.<br />
Brendan Kerry verletzt<br />
Der Australier Brendan Kerry, der im vergangenen<br />
Sommer Australien verlassen hatte und<br />
zum Training von Land zu Land reisen musste,<br />
weil er lange nicht nach Russland einreisen<br />
durfte, kann wegen einer Fußverletzung nicht<br />
an der WM teilnehmen. Niemand sonst in seinem<br />
Land hat die WM-<strong>No</strong>rm. Daher muss er<br />
nun zur Nachqualifikation zur Nebelhorn Trophy.<br />
Inzwischen ist Kerry in Moskau und trainiert<br />
wieder bei Elena Buianova.<br />
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10<br />
News<br />
Calalang/Johnson kommen nicht zur WM<br />
Der US-Verband gab bekannt, dass neben den<br />
neuen kalifornischen Paarlaufmeistern Alexa<br />
Knierim und Brandon Frazier nicht die Trainingskameraden<br />
und Vizemeister Jessica Calalang<br />
und Brian Johnson bei der WM in Stockholm<br />
starten werden. Stattdessen wurden das<br />
erste Ersatzpaar Ashley Cain-Gribble und Timo-<br />
Aber schließlich hatte ein nicht vom Verband<br />
abhängiger Betreuer den Mut, den Mund aufzumachen:<br />
David Wilson, freiberuflicher Hauptthy<br />
LeDuc nominiert, das diesmal Platz drei<br />
belegt hatte, bei der WM 2019 Neunte geworden<br />
war und den USA damit für <strong>2021</strong><br />
zwei Startplätze gesichert hatte (2020 war<br />
die WM ausgefallen). Die Begründung des<br />
Verbandes klang ziemlich seltsam und so, als<br />
ob etwas zu verbergen wäre. Denn man<br />
schrieb, sie würden ihre Teilnahme an der WM<br />
„aus persönlichen Gründen absagen, die<br />
nichts mit dem Coronavirus zu tun hätten“.<br />
Damit wollte der Verband zum einen sagen,<br />
dass sie sich nicht mit dem Virus angesteckt<br />
hätten. Aber warum sagen sie eine WM, den<br />
wichtigsten Wettbewerb der Saison, einen<br />
Monat vorher aus persönlichen Gründen ab?<br />
Hatten sie Krach, haben sie sich getrennt, haben<br />
sie etwas Verbotenes getan oder hat Calalang<br />
weiterhin größere Probleme mit den<br />
Sprüngen? Privat waren sie nicht liiert, so<br />
dass solche Probleme wohl ausscheiden. Bis<br />
zum Redaktionsschluss wollte niemand einen<br />
Grund nennen. So weit ist es mit der politischen<br />
Korrektheit gekommen.<br />
Kritik am kanadischen Verband<br />
In der Öffentlichkeit wagte kein kanadischer<br />
Läufer und Trainer, seinen Verband dafür zu kritisieren,<br />
dass sämtliche Events im Lande einschließlich<br />
des Grand Prix und der Nationalen<br />
Meisterschaften in dieser Saison abgesagt wurden.<br />
Die benachbarten USA hatten dagegen<br />
Skate America und die Nationalen Meisterschaften<br />
trotz der Pandemie mit Erfolg abgehalten.<br />
Es hieß, Kanada habe keine mit den USA<br />
vergleichbaren finanziellen Möglichkeiten, denn<br />
das strenge „Schutzkonzept in einer Blase (Bubble)“<br />
koste sehr viel Geld, das der kanadische<br />
Verband nicht habe. Aber intern waren mit Sicherheit<br />
manche Läufer ungehalten, insbesondere<br />
diejenigen, die ihre Chance schwinden sahen,<br />
bei den Olympischen Spielen zu starten.<br />
Denn es stand zur Debatte, dass sie nicht einmal<br />
bei der WM laufen durften, wie es Hochleistungssportdirektor<br />
Michael Slipchuk im Dezember<br />
angedeutet hatte.<br />
Alexa Knierim und Brandon Frazier<br />
choreograf der Läufer der Schule von Brian Orser,<br />
gab dem in Japan lebenden Journalisten<br />
Jack Gallagher für dessen Online-Zeitung ICE<br />
TIME ein Interview. In diesem kritisierte er die<br />
Verbandspräsidentin Leanna Caron und die Geschäftsstelle<br />
und sagte, der Verband brauche<br />
eine neue Führung, weil die bestehende versagt<br />
und von der WM 2020 bis heute alles abgesagt<br />
habe. Zusammenfassend sagte er: „Die anderen<br />
großen Eislaufnationen wie Russland, die USA<br />
und Japan haben ihre Meisterschaften auch abgehalten.<br />
Zwischen Weihnachten und Neujahr<br />
sah man staunend zu, dass in Edmonton eine<br />
zehntägige Junioren-WM im Eishockey mit<br />
Spielern aus zehn Ländern stattfand, obwohl<br />
doch eigentlich in der Provinz Alberta (in der<br />
Edmonton liegt) alle Eishallen geschlossen gewesen<br />
sein sollen. Es ist eine Schande, dass der<br />
Verband nicht dieselben Privilegien erreichen<br />
konnte wie Hockey, obwohl das ein Mannschaftssport<br />
ist, in dem man sich viel leichter<br />
anstecken kann. Das Argument, Läufer in der<br />
Provinz Alberta hätten nicht trainieren können,<br />
ist Unsinn, denn Eisläufer sind erfinderisch und<br />
Jessica Calalang und Brian Johnson, Fotos: Ritoss<br />
wären eben in eine andere Provinz zum Training<br />
gereist, die offen war. Unsere Präsidentin lebt in<br />
Europa, nicht einmal bei uns im Lande, und<br />
zeigt keinerlei Führungsstärke. Wir brauchen<br />
eine neue Führung.“<br />
Der Verband reagierte zuerst mit einem Glückwunsch<br />
an alle Läufer, die beim dem Online-<br />
Pseudo-Wettbewerb Skate Canada Challenge<br />
teilgenommen haben. Als nächstes veröffentlichte<br />
er eine Stellungnahme zu diesem Artikel<br />
und zu Tweets in ähnlichem Sinn, die der US-<br />
Journalist Phil Hersh verschickt hatte. Zur besonders<br />
kritisierten Absage der Nationalen<br />
Meisterschaften in Vancouver in der Provinz<br />
British Columbia sagte man, alles sei einvernehmlich<br />
und mit den lokalen Behörden abgesprochen<br />
worden. Die Sicherheit der Läufer<br />
habe an erster Stelle gestanden. Punkt Nummer<br />
drei zur Beruhigung war dann die <strong>No</strong>minierung<br />
des erwarteten Teams für die WM. Punkt vier<br />
war, dass man bekanntgab, dass die nächsten<br />
kanadischen Meisterschaften vom 6. bis 13. Januar<br />
2022 in Ottawa stattfinden sollen. krk
11<br />
Neuer russischer Teampokal<br />
Während vielerorts Wettbewerbe<br />
ausfallen, hat der russische<br />
Verband kurzerhand einen neuen ins Leben<br />
gerufen: Als die EM abgesagt wurde,<br />
stampfte er in Zusammenarbeit mit dem<br />
staatlichen TV Sender „Erster Kanal“ einen<br />
Teamwettkampf aus dem Boden. Damit<br />
schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen<br />
mit einer Klappe: Sie motivierten die<br />
Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die<br />
Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb<br />
zu erleben, wie er ähnlich bei den<br />
Olympischen Spielen existiert. Das Turnier<br />
war mit insgesamt 10 Millionen Rubel (ca.<br />
111.000 Euro) dotiert. Das Fernsehen hatte<br />
etwas zu senden, die Fans wurden bei<br />
Laune gehalten. Die Einschaltquoten waren<br />
rekordverdächtig – allein in Russland<br />
schauten mehr als 30 Millionen Menschen<br />
zu. Japan kaufte die Senderechte, Ted Barton<br />
kommentierte einen internationalen<br />
Livestream. Einerseits war der Wettbewerb<br />
eine große Show, andererseits aber nahmen<br />
die Läufer ihn durchaus ernst und es<br />
gab viele herausragende Leistungen zu sehen.<br />
Es war fast Nebensache, dass das<br />
Team unter Kapitänin Alina Zagitova die<br />
Auswahl von Evgenia Medvedeva mit<br />
2634,95 zu 2606,21 Punkten schlug. Gewonnen<br />
hatten eigentlich alle – die Teilnehmer,<br />
der Sport, die Zuschauer. Manche<br />
aggressive Zagitova-Fans verwechselten<br />
die Show mit den Olympischen Spielen<br />
und empörten sich darüber, dass der Sieg<br />
„ihres“ Teams angeblich nicht genug gewürdigt<br />
werde. Der Publikumspreis ging<br />
an Medvedevas Mannschaft.<br />
löst Begeisterung aus<br />
Beim Sprungwettbewerb schlagen die Damen die Herren<br />
Aus Moskau berichtet Tatjana Flade<br />
Los ging es mit einem Sprungwettbewerb, bei<br />
dem sich Anna Shcherbakova, Alexandra Trusova,<br />
Kamila Valieva und Elizaveta Tuktamysheva<br />
mit Dmitri Aliev, Mikhail Kolyada, Andrei<br />
Mozalev und Makar Ignatov maßen. In drei<br />
Runden sollten die Teilnehmer eine dreifachdreifach<br />
Kombination, den dreifachen Axel,<br />
Vierfache und eine Kombination aus bis zu<br />
fünf Sprüngen zeigen. Eine Prominenten-Jury<br />
mit Tatiana Tarasova, Elena Tchaikovskaia, Tamara<br />
Moskvina, Adelina Sotnikova und Maxim<br />
Trankov bewertete die Ausführung. Die<br />
Herren wollten sich nicht blamieren und<br />
standen unter großem Druck, was dazu führte,<br />
dass sie alle irgendetwas verpatzten und<br />
die Damen triumphierten. Womit eigentlich<br />
insgeheim schon jeder gerechnet hatte. „Für<br />
die Jungs war das eine Menge Stress“, sagte<br />
Medvedeva fast mitleidig. „Gegen so tolle<br />
Mädchen hatten sie es echt schwer“, stimmte<br />
Tuktamysheva zu.<br />
Phänomenale Kamila Valieva<br />
Im eigentlichen Teamwettbewerb, für den<br />
einfach alle Punkte zusammengezählt wurden,<br />
starteten pro Mannschaft drei Damen<br />
und Herren, zwei Paarlauf- und drei Tanzpaare.<br />
Zunächst sollte die Zusammensetzung<br />
ausgelost werden, kurzfristig aber mussten<br />
die Kapitäninnen Zagitova und Medvedeva<br />
ihre Läufer abwechselnd selbst berufen. Da<br />
Aliona Kostornaia nicht antrat – sie soll nach<br />
einer Corona-Erkrankung noch nicht in Form<br />
gekommen sein und studierte außerdem eine<br />
neue Kür ein – und durch die Juniorin Maia<br />
Khromykh ersetzt wurde, waren die Damen<br />
nicht ganz gleichwertig verteilt, wovon Zagitova<br />
profitierte. Als Motto wählte die Olympiasiegerin<br />
„Die rote Maschine“, eine Referenz an das<br />
russische Eishockey. „Ich mag Eishockey und es<br />
spielt eine große Rolle in meinem Leben“, erklärte<br />
die Tochter eines Eishockeytrainers. Medvedeva<br />
suchte sich mit der Raumfahrt ein anderes,<br />
sehr populäres russisches Thema aus. Sowohl<br />
russische Astronauten als auch berühmte<br />
Eishockeyspieler sendeten Video-Grußbotschaften<br />
für „ihr“ Team.<br />
Für „Die rote Maschine“ starteten Shcherbakova,<br />
Valieva, Daria Usacheva, Aliev, Ignatov, Mozalev,<br />
Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov, Daria<br />
Pavliuchenko/Denis Khodykin, Tiffani Zagorski/<br />
Jonathan Guerreiro, Annabelle Morozov/Andrei<br />
Bagin und Elizaveta Khudaiberdieva/Egor Bazin.<br />
An Bord von Medvedevas Raumschiff gingen<br />
Trusova, Tuktamysheva, Khromykh, Kolyada,<br />
Mark Kondratiuk, Alexander Samarin, Alexandra<br />
Boikova/Dmitrii Kozlovskii, Anastasia Mishina/<br />
Alexander Galliamov, Alexandra Stepanova/Ivan<br />
Bukin, Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin und<br />
Sofia Shevchenko/Igor Eremenko.<br />
Valieva war noch phänomenaler als bei der Russischen<br />
Meisterschaft und erzielte sowohl im KP<br />
als auch in der Kür die jeweils höchste Punktzahl<br />
bei den Damen – 90,25 bzw. 179,19. Sie<br />
zeigte einen 3A in beiden Programmen und<br />
zwei 4T in der Kür. Nationale Punkte sind immer<br />
etwas überhöht, aber auch international hätte<br />
die 14-Jährige nicht viel weniger bekommen.<br />
„Ich war sehr nervös, denn ich bin nicht nur für<br />
mich, sondern für mein Team gelaufen“, kom-<br />
Teampokal Russland<br />
Die beiden Teams, Foto: Flade
12<br />
Teampokal Russland<br />
mentierte die Juniorenweltmeisterin. Shcherbakova<br />
lieferte ein fehlerfreies KP (82,89) ab und<br />
stand einen 4L in der Kür, bei 4F aber fasste sie<br />
mit der Hand nach (169,06). Trusova stürzte<br />
beim ersten 4L und beim zweiten Versuch war<br />
die Hand auf dem Eis. Der 4T in der zweiten<br />
Kürhälfte war einwandfrei (77,86/163,33). Tuktamysheva<br />
hatte eine Überraschung vorbereitet<br />
und kam mit einem neuen KP zu „Lovely“ von<br />
Billie Eilish und Khaled nach Moskau. Sie riss im<br />
KP den Axel auf, aber in der Kür konnte sie zwei<br />
3A stehen, der erste war allerdings umgestiegen<br />
(70,38/150,41). Usacheva glänzte mit zwei sauberen<br />
Programmen ohne 3A oder Vierfache,<br />
während Khromykh in der Kür am 4T scheiterte.<br />
Die übrigen Herren hatten einen deutlichen Abstand<br />
zu den beiden Besten. Makar Ignatov überzeugte<br />
im KP mit 4R und 4T-3T (99,81), aber in<br />
der Kür ging ihm wie immer die Puste aus, was<br />
zu kleineren Wacklern und schwächeren Komponenten<br />
führte, obwohl er wieder einen guten 4R<br />
zeigte (176,43). Europameister Dmitri Aliev wirkte<br />
noch nicht ganz fit nach seiner Corona-Erkrankung<br />
im Dezember. Im KP stürzte er in der<br />
Schrittfolge, in der Kür beim 4L-Versuch und ein<br />
paar andere Sprünge waren knapp (173,56). Andrei<br />
Mozalev patze beim 4F im KP und auch beim<br />
4T in der Kür. Alexander Samarin war nicht in<br />
Form und meldete sich kurz darauf vom Pokalfinale<br />
ab, wohl in der Einsicht, dass er keine Chance<br />
auf den zweiten WM-Startplatz hat.<br />
Starke Paare<br />
Mark Kondratiuk, Foto: Flade<br />
Kondratiuk beeindruckt wieder<br />
Als Kolyada im Sprungwettbewerb keinen 4T<br />
stehen konnte, schrieben die ersten Kommentatoren,<br />
dass man ihn auf keinen Fall in einem<br />
Teamwettbewerb einsetzen könne und erinnerten<br />
an seine Pleite im KP beim Olympischen<br />
Teamwettbewerb 2018. Sie übersahen geflissentlich,<br />
dass er damals in der Kür viel besser<br />
gelaufen war. In Moskau strafte der 25-Jährige<br />
die Kritiker Lügen und zeigte in den Programmen<br />
fast alles, was er kann. Das flotte KP war mit 4T-<br />
3T, 3A und 3L technisch und stilistisch Weltklasse<br />
und wurde mit 105,42 Zählern belohnt. In der<br />
Nurejev-Kür riskierte der Russische Meister erstmals<br />
in dieser Saison den 4S und stieg um. Die<br />
zwei 4T waren exzellent, ebenso wie 3A-2T, aber<br />
bei den letzten zwei Sprüngen in der Kür stolperte<br />
er, weil ihn wohl die Kräfte verließen<br />
(195,02). „Ich habe wie immer versucht, mein<br />
Bestes zu geben. Es gibt Höhen und Tiefen und<br />
wenn etwas daneben geht, muss man den Rückschlag<br />
mit Würde nehmen“, sagte Kolyada.<br />
Etwas mehr als einen Monat nach seiner sensationellen<br />
Bronzemedaille bei der Russischen<br />
Meisterschaft bewies Mark Kondratiuk, dass<br />
dieser Erfolg keine Eintagsfliege war. Im KP gelangen<br />
ihm 4T und 4S-2T (96,83). In der fehlerfreien<br />
Kür stand der 17-Jährige drei Vierfache<br />
und sechs gute Dreifache, so dass er sogar<br />
knapp einen Punkt mehr als Kolyada erhielt<br />
(196,23). „Das war die bisher beste Kür meiner<br />
Karriere,“ kommentierte der Moskauer, der sich<br />
außerhalb vom Eis für Graffiti-Kunst interessiert,<br />
selbst malt und sogar schon an Ausstellungen<br />
teilgenommen hat.<br />
Die vier Paare bewiesen einmal mehr, dass sie<br />
alle Weltklasseformat haben. Der Kampf um den<br />
dritten Startplatz für die WM blieb spannend.<br />
Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov gewannen<br />
das KP mit einer exzellenten Darbietung (83,61).<br />
In die Kür schlichen sich allerdings ein paar Unsicherheiten<br />
bei den Solosprüngen und beim<br />
Wurfsalchow ein, der Twist und Wurfrittberger<br />
sowie die übrigen Paar-Elemente waren jedoch<br />
sehr gut. Der erste Platz in der Kür war dennoch<br />
ein wenig dem „Meisterbonus“ zu verdanken<br />
(158,45). Anastasia Mishina/Alexander Galliamov<br />
waren technisch das beste Paar und sich<br />
haben sich unter der Anleitung von Tamara<br />
Moskvina auch künstlerisch sehr gut entwickelt.<br />
Im KP glänzten sie mit exakten Elementen<br />
(80,24) und auch die Kür war absolut fehlerfrei<br />
und hatte den höchsten Schwierigkeitsgrad<br />
(156,30), so dass sie eigentlich die beste Wertung<br />
verdient gehabt hätten. Gut eine Woche<br />
nach dem Wettbewerb starb Choreograph Alexander<br />
Stepin, der viel mit ihnen und mit anderen<br />
Paaren der Moskvina-Schule gearbeitet hatte,<br />
im Alter von 68 Jahren. Obwohl er schon<br />
länger krank war, war er noch aktiv und reiste<br />
bis Ende vergangenen Jahres zu Wettbewerben.<br />
Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii waren<br />
Dritte in KP und Kür, nachdem im KP der Wurfflip<br />
verstolpert war und sie in der Kür den zweiten<br />
Sprung in der erstmals in dieser Saison riskierten<br />
Folge aus zwei 3S doppelt sprang (77,80<br />
bzw. 151,10). Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin<br />
verloren etwas an Boden im Vergleich zu<br />
den anderen. Im KP touchierte sie mit der Hand<br />
beim Wurfrittberger (75,73) und in der Kür ging<br />
der Wurfflip daneben. Dafür aber standen sie<br />
einen 3F, den nur ganz wenige Paare in der<br />
Welt im Repertoire haben (143,58).<br />
Keine Überraschung im Eistanz<br />
Im Eistanz durften sechs statt der ursprünglich<br />
vier eingeladenen Duos an den Start gehen. Victoria<br />
Sinitsina/Nikita Katsalapov konnten nicht<br />
teilnehmen, weil sie nach ihrer Corona-Erkrankung<br />
mit Langzeitfolgen zu kämpfen hatte. Alexandra<br />
Stepanova/Ivan Bukin waren daher unangefochten<br />
die Nummer eins und brillierten in<br />
beiden Programmen. Im Rhythmustanz kamen sie<br />
auf 90,75 Punkte und liefen sicherer als bei der<br />
Russischen Meisterschaft. Die Kür zu „Cry Me a<br />
Kamila Valieva<br />
Fotos: Olga Timochova
River“ von Justin Timberlake war mitreißend und<br />
klar die beste des Abends (134,20). Tiffani Zagorski/Jonathan<br />
Guerreiro tanzten solide aber<br />
nicht ganz so feurig wie bei der Russischen<br />
Meisterschaft (85,76/ 128,05). Anastasia Skoptcova/Kirill<br />
Aleshin (81,42/123,34) behaupteten<br />
sich knapp als Nummer drei (bzw. vier wenn man<br />
Sinitsina/ Katsalapov mitrechnet), aber die Abstände<br />
zu Morozov/Bagin (80,54/123,27) und Elizaveta<br />
Khudaiberdieva/Egor Bazin (79,13/123,09)<br />
waren gering. Auch Sofia Shevchenko/Igor Eremenko<br />
haben den Anschluss nicht verloren und<br />
präsentierten sich gut (79,04/120,57). Keines der<br />
Paare machte einen größeren Fehler. Khudaiberdieva,<br />
die ohnehin Rückenprobleme hatte, war im<br />
Einlaufen zum RT mit Kirill Aleshin zusammengestoßen,<br />
trat aber an. In den Pressekonferenzen<br />
nahmen die Kapitäninnen Stellung.<br />
Anastasia Skoptcova<br />
und Kirill Aleshin<br />
13<br />
Teampokal Russland<br />
»„Kapitänin zu sein war für mich schwerer, als<br />
«<br />
Alina Zagitova:<br />
selbst zu laufen. Ich war so nervös, dass ich<br />
sogar eine Allergie bekommen habe. Aktuell<br />
haben wir eine schwierige Situation in der<br />
Welt und es gibt wenige Wettbewerbe. Dieses<br />
Turnier ist eine gute Praxis für die Sportler vor<br />
der Olympiasaison und vor der WM. So einen<br />
Wettbewerb gibt es nirgendwo in der Welt. Sicher<br />
kann man noch was verbessern, aber ich<br />
hoffe, dass es den Pokal jedes Jahr geben wird.<br />
Mir hat es super gefallen. Alle nehmen den<br />
Wettbewerb sehr ernst und sind nervös. Ich<br />
habe alle gefragt, wie wir sie anfeuern sollen.<br />
Denis Khodykin hat zum Beispiel gesagt, dass<br />
wir bei ihnen nicht so laut sein sollen.“<br />
»<br />
Evgenia Medvedeva:<br />
„Der Teampokal war ein guter Ersatz für die<br />
abgesagte EM, denn sonst hätten die Sportler<br />
eine zu lange Pause vor der WM gehabt.<br />
Ich habe mir das Kosmos-Thema komplett<br />
selbst ausgedacht, aber für die Choreographie<br />
unserer Gruppennummer habe ich Ari<br />
Zakarian um Hilfe gebeten, weil ich damit<br />
keine Erfahrung hatte. Ich war so emotional<br />
und habe sogar zweimal geweint. Das letzte<br />
Mal, dass ich in der Öffentlichkeit geweint<br />
hatte, war bei den Olympischen Spielen<br />
(2018). Dieser Wettbewerb fand zum ersten<br />
Mal statt und beim nächsten Mal kann man<br />
sicher einige Korrekturen vornehmen. Die<br />
Auslosung kann verbessert werden. Ich<br />
hätte gern vorher gewusst, dass wir nicht<br />
losen, wie es zuerst hieß, sondern dass<br />
wir unsere Teams wählen sollen und<br />
darauf war ich nicht vorbereitet. Wir<br />
hatten drei Top-Mädchen,<br />
«<br />
wenn<br />
Aliona (Kostornaia) dabei gewesen<br />
wäre, wäre es ausgeglichener<br />
gewesen. Für die Zukunft<br />
fände ich es schöner, wenn<br />
wir als russisches Team<br />
gegen eine internationale<br />
Auswahl antreten<br />
würden.“<br />
Mikhail Kolyada<br />
Anastasia Mishina und Alexander Galliamov
14<br />
Gran Premio Finale<br />
Gran Premio<br />
Finale der italienischen Serie<br />
Starts bei internationalen Wettbewerben<br />
waren in dieser Saison auch<br />
für die italienischen Läufer kaum möglich.<br />
Daher hatte der Verband eine innerita<br />
lienische Serie mit dem Namen „Gran<br />
Premio“ auf die Beine gestellt, deren Finale<br />
fast ohne Zuschauer am 13. und 14.<br />
Februar in der Icelab-Halle in Bergamo<br />
stattfand, mit Siegerehrungen auf dem<br />
Eis und der Nationalhymne. In den vergangenen<br />
Jahren wurde hier stets die<br />
Lombardia Trophy abgehalten. Für die<br />
WM-Teilnehmer war dieses Event eine<br />
willkommene Gelegenheit, zuvor noch<br />
einmal einen Wettbewerb zu laufen.<br />
Im Eistanzen gewannen Charlène Guignard und<br />
Marco Fabbri mit 218 Punkten. Im Rhythmustanz<br />
zu „Grease“ dominierten Bewertungen von +4 für<br />
die Elemente, die Komponenten lagen bei etwa<br />
9,4. In der Kür zu drei Stücken von Dario Marianelli<br />
waren die Level wegen zwei kleiner Wackler<br />
nicht optimal, aber insgesamt blieb der Eindruck<br />
sehr positiv. Platz zwei ging mit 165 Zählern an<br />
Carolina Moscheni und Francesco Fioretti, die<br />
erst seit dieser Saison zusammenlaufen, in der<br />
Kür eine Violinen-Version von David Garrett des<br />
2. Klavierkonzerts von Rachmaninov interpretierten<br />
und mit zur WM kommen. Die Mindestpunktzahlen<br />
in beiden Programmen hatten sie<br />
bei der Egna Dance Trophy Ende Januar <strong>2021</strong> geschafft.<br />
Nur im Eistanzen gab es auch ein Juniorenfinale.<br />
Hier hatten Carolina Portesi Peroni und<br />
Charlène Guignard<br />
und Marco Fabbri<br />
Michael Chrastecky, 17. der Junioren-WM vor einem<br />
Jahr, mit 152 Zählern die Nase vorne.<br />
Paarlaufsieger mit 188 Punkten wurden Nicole<br />
Della Monica und Matteo Guarise. Im KP zu Bearbeitungen<br />
von „Let It Be“ von den Beatles<br />
ging Della Monica beim Wurfrittberger zu Boden,<br />
die anderen Elemente gelangen, auch der<br />
3S. In der Kür zu „Pilgrims On a Long Journey“<br />
der kanadischen Sängerin Coeur de Pirate und<br />
zu „Saturn“ aus dem Musikprojekt „Sleeping At<br />
Last“ von Ryan O‘Neal stürzte sie bei beiden<br />
weggeworfenen Würfen erneut, außerdem war<br />
Della Monicas Toeloop in der Sprungkombination<br />
nur doppelt. Die drei Hebungen wurde dagegen<br />
überwiegend mit +3 und +4 bewertet. Silber<br />
mit 172 Zählern ging an die Nebelhorn-Sieger<br />
Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini, die<br />
ebenfalls für die WM nominiert sind, nachdem<br />
Della Monica/Guarise bei der WM 2019 auf<br />
Rang neun gelandet waren. Im KP zu „Bring Me<br />
to Life“ von der US-Rockband Evanescence<br />
wirkte der Twist unsauber, der Einzelsprung war<br />
nur ein etwas knapper 2A und ihr bestes Element<br />
die Schrittfolge. In der ebenfalls sturzfreien<br />
Kür zu „Grande Amore“ von dem italienischen<br />
Gesangstrio Il Volo gelangen vier Elemente<br />
nicht ganz einwandfrei, während die drei Hebungen<br />
mit +2 und +3 belohnt wurden. Auf<br />
Platz drei landeten Sara Conti und Niccolo Macii<br />
mit 154 Punkten.<br />
Rizzo vor Grassl<br />
Herrensieger wurde Matteo Rizzo mit 260 Punkten<br />
aufgrund eines sehr guten KP zur Musik „A<br />
Chi Mi Dice“ der britischen Boygroup Blue und<br />
94 Punkten. Sehr sauber glückten 4T, 3A, 3L-3T,<br />
drei Level 4-<strong>Pirouette</strong>n und eine anspruchsvolle<br />
Schrittfolge, alle sieben Elemente wurden überwiegend<br />
mit +3 für die Ausführung belohnt, und<br />
stilistisch läuft er mit mehr Power als früher. In<br />
der zweitbesten Kür zur Filmmusik „The Greatest<br />
Showman“ war sein erster 4T sauber, der zweite<br />
4T zu nahe an der Bande und umgestiegen und<br />
der erstmals versuchte 4R auf zwei Füßen gelandet.<br />
Vier Dreifache und alles andere gelangen<br />
gut. Daniel Grassl war nach seiner Corona-Erkrankung<br />
vom Dezember noch nicht wieder hundertprozentig<br />
fit und erzielte insgesamt 252<br />
Punkte. Er patzte beim 4L im KP, auch die 3L-3T-<br />
Matteo Rizzo<br />
Fotos: Höppner<br />
Kombination war nicht ideal, so dass er neun<br />
Punkte weniger als Rizzo holte. In der Kür mit<br />
Kostümwechsel bekam Grassl einen Punkt mehr<br />
als Rizzo, weil der 4L zufriedenstellend und der<br />
4F knapp gelangen, allerdings ging hier der<br />
zweite 3A daneben. Beide können zur WM kommen,<br />
denn Rizzo war 2019 in Saitama Siebter<br />
geworden. Auf Rang drei kam Gabriele Frangipani<br />
mit 220 Punkten. Im KP riss er den Toeloop<br />
auf, während er in der Kür (mit knappem 4T)<br />
keine gravierenden Fehler machte. Alle drei trainieren<br />
bei Lorenzo Magri in Egna. Auf Platz vier<br />
landete Mattia Dalla Torre mit 159 Punkten.<br />
Als Siegerin des Finales konnte sich etwas unerwartet<br />
Ginevra Negrello aus Varese mit 186<br />
Punkten feiern lassen. Das KP zu einem Song<br />
aus dem „Game Of Thrones“ glückte mit 3T-3T<br />
und 3R (jeweils etwas unsauber) ohne großen<br />
Fehler, hier punktete sie vor allem bei den<br />
<strong>Pirouette</strong>n. In der Kür zu Savchenko/Massots<br />
legendärer Olympia-Kürmusik „La terre vue du<br />
ciel“, choreografiert von Benoit Richaud, gelangen<br />
vier der sechs versuchten Dreifachen. Sie<br />
hat die Mindestpunktzahl für die WM vor einem<br />
Jahr im Juniorenbereich geschafft, was gemäß<br />
Ausnahmeregel diesmal zulässig ist. Auf Rang<br />
zwei mit 182 Zählern kam Lara Naki Gutmann<br />
aus Trient, die im Dezember Meisterin geworden<br />
war und das WM-Minimum vor einem Jahr (bei<br />
den <strong>No</strong>rdischen Meisterschaften) in beiden Programmen<br />
übertroffen hatte. Der Verband nominierte<br />
die Meisterin Gutmann für die WM in<br />
Stockholm. Im KP zu einem Klavierstück von<br />
Ryuichi Sakamoto wurde ihr Lutz nur doppelt,<br />
aber ihre Kürbilanz zeigte drei gute, allerdings<br />
auch zwei unsaubere Dreifache zur Musik aus<br />
Rimsky-Korsakovs Scheherezade. Lucrezia<br />
Beccari landete auf dem dritten Rang mit 171<br />
Punkten vor Alessia Tornaghi (169), der vor Jahren<br />
mal starken Roberta Rodeghiero (129) und<br />
Francesca Poletti (123).<br />
Nach dem Wettbewerb fand eine große Schaulauf-Gala<br />
mit sehr aufwendiger Lichtinstallation<br />
statt. Dafür ist die Halle mit nur 250 Zuschauerplätzen<br />
gut geeignet, wenn kaum Zuschauer<br />
kommen dürfen. Hierzu wurden einige Stargäste<br />
wie die Olympiasieger Aljona Savchenko und<br />
Bruno Massot eingeladen, die zuvor in Oberstdorf<br />
wieder kurz trainiert hatten. Die immer<br />
noch leichtfüßige Savchenko und der sichtbar<br />
schwerer gewordene Massot liefen ohne Sprünge,<br />
aber mit dreifachen Würfen zu „Young and<br />
Beautiful“ von Lana del Rey und „You are Beautiful“<br />
von James Blunt. Weitere Gäste waren Javier<br />
Fernandez (unter anderem mit<br />
der uralten Aerobic-Nummer),<br />
die Schweizerinnen Alexia Paganini<br />
und Kimmy Repond sowie der<br />
österreichische Showläufer Zabato<br />
Bebe. Als Co-Kommentatorin für das italienische<br />
Fernsehen bei der Gala dabei war Carolina<br />
Kostner, die der Hauptkommentator allerdings<br />
etwas wenig zu Wort kommen ließ. Der<br />
<strong>Pirouette</strong> hatte Kostner kürzlich gesagt, nach<br />
ihrer Hüftoperation stehe sie noch immer nicht<br />
wieder auf dem Eis,<br />
sondern lasse alles in<br />
Ruhe ausheilen. <br />
Klaus-Reinhold Kany
Tallink<br />
Hotels Cup<br />
Der diesjährige Tallink Hotels Cup, ein Einzellaufwettbewerb<br />
aller Altersklassen, fand nicht in der ziemlich<br />
neuen Tondiraba-Vierfach-Eishalle im Osten von Estlands<br />
Hauptstadt Tallinn statt, in der zuletzt vor einem Jahr die<br />
Junioren-WM abgehalten worden war. Stattdessen ging<br />
man – vermutlich aus Kostengründen – in die alte<br />
Shkoda-Eishalle im Westen der Stadt, die 2010 als<br />
Trainingshalle für die EM gedient hatte.<br />
15<br />
Weitere Wettbewerbe<br />
Klar die Beste unter 17 Meisterklasse Damen<br />
war Lokalmatadorin und Nebelhorn-Siegerin<br />
Eva-Lotta Kiibus mit 190 Punkten. Das KP<br />
glückte mit 3T-3T und 3L ohne Fehler, in der<br />
Kür gelangen sechs Dreifache mit Pluspunkten,<br />
nur beim 3F musste sie zu Boden. Auf den zweiten<br />
Platz kam die ebenfalls für die WM nominierte<br />
Österreicherin Olga Mikutina mit 180<br />
Punkten. Erfolgreich waren im KP 3F-3T und 3L,<br />
aber beim 2A musste sie umsteigen. Bei fünf<br />
Dreifachen in der Kür konnte sie kräftig punkten,<br />
nur der 3R war misslungen. Dritte wurde<br />
Josefin Taljegard aus Schweden mit 168 Zählern<br />
vor Alexandra Feigin aus Bulgarien mit 162. Im<br />
Duell der beiden Französinnen hatte Maia Mazzara<br />
als Sechste mit 144 Zählern die Nase deutlich<br />
vorne gegenüber Léa Serna, die auf Rang<br />
12 mit 131 Punkten landete. Gar nicht überzeugen<br />
konnten die beiden früheren EM-Teilnehmerinnen<br />
Matilda Algotsson (Schweden) mit<br />
126 und Angelina Kuchvalska (Lettland) mit 121<br />
Punkten. In der Konkurrenz der 15 Juniorinnen<br />
war niemand erstklassig, hier gewann Jogaile<br />
Celje Open<br />
Celje ist mit 38.000 Einwohnern nach Ljubljana<br />
und Maribor die drittgrößte Stadt des kleinen<br />
EU-Staates Slowenien. Trotz Corona fand in diesem<br />
Jahr Mitte Februar im „Drsalisce mestni<br />
park“ der Wettbewerb Celje Open (nur Einzellauf<br />
Meisterklasse) statt. Die Niederländerin Lindsay<br />
van Zundert gewann mit 164 Punkten nach der<br />
NRW Autumn Trophy im <strong>No</strong>vember auch dieses<br />
Event. Nach dem KP lag sie trotz sechs gelungener<br />
Elemente nur auf Rang fünf, weil sie beim<br />
unterdrehten 3L gestürzt war. Aber mit fünf erfolgreichen<br />
Dreifachen konnte sie trotz Sturz<br />
beim zweiten 3L ihre Konkurrentinnen überholen.<br />
Im KP fehlte ihr das WM-Minimum, so dass<br />
der Verband im Februar der ISU ein Video schicken<br />
musste. Lokalmatadorin Dasa Grm kam<br />
nach gewonnenem fehlerfreiem KP (mit 3F und<br />
3T-2T) mit 163 Zählern auf Platz Zwei, nachdem<br />
in der Kür nur drei Dreifache sauber waren und<br />
sie zwei weitere Sprünge aufriss. Auf Platz drei<br />
landete mit 12 Hundertstelpunkten weniger die<br />
Ungarin Regina Schermann vor ihrer Landsfrau<br />
Julia Lang (159), der Tschechin Eliska Brezinova<br />
(149) und der Österreicherin Sophia Schaller<br />
(144). Nur zwei Herren waren am Start: Hier<br />
gewann der Ungar Andras Csernoch mit 187<br />
Punkten ohne 3A- oder Vierfachversuche vor<br />
Landsmann Mate Borocz (146). <br />
krk<br />
Aglinskyte aus Lettland mit 146 Punkten vor der<br />
Französin Lorine Schild (144).<br />
Herrensieger in der Meisterklasse wurde Lokalmatador<br />
Aleksandr Selevko mit 224 Zählern. Im<br />
KP versuchte er einen 4L, aber der Sprung war<br />
leicht unterdreht (q) und gestürzt. Der 3A gelang,<br />
aber in der 3F-3T-Kombination unterdrehte<br />
er auch den 3T. In der Kür erhielt der 4L keine<br />
Minuspunkte, aber beim 4T stürzte er und beim<br />
3A beinahe. Vier weitere Dreifache waren solide.<br />
Dahinter platzierte sich Romain Ponsart aus<br />
Frankreich mit 217 Punkten und zwei Fehlern im<br />
KP. In der Kür war der 4T knapp und vier Dreifache<br />
solide, darunter zwei 3A, aber gegen Ende<br />
fehlte es bei doppelt ausgeführten Sprüngen an<br />
LuMi Eistanz Trophy<br />
In Erinnerung an die Anfang 2019 verstorbene<br />
langjährige ukrainische Verbandspräsidentin,<br />
Schieds- und Preisrichterin Liudmilla Mikhailovskaya<br />
fand vom 10. bis 13. Februar in Odessa<br />
der neue Eistanzwettbewerb LuMi Trophy statt.<br />
Insgesamt 28 Paare nahmen in den fünf Kategorien<br />
vom Nachwuchs (Basic <strong>No</strong>vice bis Advanced<br />
<strong>No</strong>vice) bis zur Meisterklasse teil. Internationale<br />
Starter waren bei den Junioren und in<br />
der Meisterklasse dabei. Einen klaren Sieg holten<br />
sich die Einheimischen Alexandra Nazarova/<br />
Maxim Nikitin mit 191,95 Punkten und 31<br />
Punkten Vorsprung vor den Weißrussen Viktoria<br />
Semenjuk/Ilia Yukhimuk (160,25). Nazarova/Nikitin<br />
erlaubten sich keinen Fehler und erhielten<br />
Karel Fajfr freigesprochen<br />
Eva-Lotta Kiibus<br />
Foto: Olga Timochova<br />
Kondition. Auf Rang drei liegt der Bulgare Larry<br />
Loupolover (189). Der österreichische Meister<br />
Maurizio Zandron kam auf Platz vier mit 181<br />
Punkten. Im KP begnügte er sich mit einem 2A,<br />
einer etwas unsauberen 3L-3T-Kombination und<br />
einem guten 3R, aber bei der Schrittfolge stürzte<br />
er. In der Kür gelangen fünf Dreifache, aber den<br />
ersten 3A riss er auf und beim zweiten ging er<br />
zu Boden. Auf dem fünften Rang platzierte sich<br />
der Finne und frühere Oberstdorfer Dr. Valtter<br />
Virtanen mit 172 Zählern. Im KP landete er den<br />
3A vorwärts und stürzte beim 3L, die Kombination<br />
3T-3T glückte dagegen solide. Die Kür enthielt<br />
drei größere Fehler. Überlegener Juniorensieger<br />
wurde Trainersohn Arlet Levandi mit 179<br />
Punkten, praktisch fehlerlosem KP, aber durchwachsener<br />
Kür. Klaus-Reinhold Kany<br />
ausschließlich Pluspunkte für ihre Elemente,<br />
aber bei den Levels ist noch Luft nach oben.<br />
Bronze ging an die Ex-Ukrainerin Yulia Zhata<br />
und ihren türkischen Partner Berk Akalin<br />
(151,96). Die ihnen zum Teil noch fehlenden<br />
WM-Mindestpunktzahlen sicherten sich Nazarova/<br />
Nikitin (Kür), Zhata/Berk (Kür), die viertplatzierten<br />
Aserbaidschaner Ekaterina Kuznetsova/Alexander<br />
Kolosovski (RD, Kür) sowie die<br />
Niederländer Chelsea Verhaegh/Sherim van Geffen<br />
(Kür) auf Rang fünf. Damit wird das erste<br />
Mal seit 1984 ein niederländisches Tanzpaar bei<br />
der WM starten. Den mit fünf Duos besetzten<br />
Juniorenwettbewerb entschieden die aus Russland<br />
kommenden und für Zypern startenden<br />
Angelina Kudriavtseva/Ilia Karankevich mit<br />
161,58 Zählern deutlich für sich. tat<br />
In einem Artikel Mitte Februar schrieben<br />
zwei Allgäuer Medien, dass das Amtsgericht<br />
Sonthofen den Oberstdorfer Trainer Karel<br />
Fajfr (77) rechtskräftig von dem Vorwurf freigesprochen<br />
habe, seinen ehemaligen Schüler<br />
Isaak Droysen geohrfeigt und misshandelt zu<br />
haben. Der Gerichtssprecher sagte, der Vorwurf<br />
der Körperverletzung konnte nicht bewiesen<br />
werden, obwohl acht Zeugen vernommen<br />
wurden. Fajfr ließ erklären, er habe Droysen<br />
niemals geohrfeigt oder misshandelt. Seine<br />
Anwälte erklärten, die falschen Beschuldigungen<br />
würden für Droysen und seine Zeugen<br />
zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben,<br />
zum Beispiel die Zahlung einer hohe Entschädigung<br />
für Fajfrs Verdienstausfall. Ein weiteres<br />
Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft schon<br />
vor Monaten eingestellt. <br />
krk
16<br />
Weitere Wettbewerbe<br />
Mikutina gewinnt<br />
Sofia Trophy<br />
Die Österreichische Meisterin Olga Mikutina (17)<br />
aus Feldkirch gewann am letzten Februarwochenende<br />
die Sofia Trophy mit 187 Punkten. Das<br />
Event fand in der alten Wintersporthalle statt,<br />
die schon für mehrere Europa- und Juniorenweltmeisterschaften<br />
genutzt worden ist. Im KP<br />
gelangen beim Test für die WM die 3F-3T-Kombination<br />
gut, der 2A knapp und der 3L leicht unterdreht<br />
(q). <strong>Pirouette</strong>n und Schrittfolge (alles<br />
Level 4) erhielten meist +2 und +3. Die Kür war<br />
eine der besten ihrer bisherigen Laufbahn, denn<br />
sechs Dreifache erhielten Pluspunkte, nur ein 2S<br />
gegen Ende war etwas verkorkst. Auf Platz zwei<br />
kam die Bulgarin Alexandra Feigin mit 181 Zählern,<br />
die das Event ebenfalls als Generalprobe für<br />
die WM ansah. Sechs Elemente im KP waren<br />
gut, darunter der 3R, der zweite 3T der Kombination<br />
jedoch unterdreht. Fünf Dreifache in der<br />
Kür erhielten Pluspunkte, der zweite Lutz war<br />
unsauber und beim 3F musste sie zu Boden. Anita<br />
Östlund aus Göteborg, als Ersatz für Josefin<br />
Taljegard bei der WM gemeldet, gewann Bronze<br />
mit 157 Punkten vor der Serbin Antonina Dubinina<br />
mit 144 Punkten.<br />
Herrensieger wurde der schon vorher für<br />
die WM qualifizierte Lokalmatador Larry<br />
Loupolover<br />
mit 222<br />
Zählern,<br />
einem guten 4L im<br />
KP und sechs Dreifachen,<br />
aber ohne erneuten 4L-Versuch in der Kür.<br />
Davide Lewton Brain aus Monaco kam mit<br />
193 Punkten auf den zweiten Platz. Das<br />
KP war fehlerfrei mit 2A, aber in der<br />
Kür reichte es ohne 3A und nach<br />
zwei doppelten statt dreifachen<br />
Sprüngen nicht für das WM-<br />
Minimum. Auch das schon zwei<br />
Wochen vorher eingeschickte<br />
Kürvideo konnte die Online-<br />
Jury der ISU nicht über-<br />
zeugen.<br />
Dritter mit 191 Zäh-<br />
lern wurde<br />
der erst 16 Jahre<br />
alte kasachische<br />
Urmanov-<br />
Schüler Mikhail<br />
Shaidorov,<br />
der trotz Patzer<br />
beim 3A im<br />
KP und drei Stürzen in<br />
der Kür (zweimal beim 4T und erneut beim 3A)<br />
das WM-Minimum schaffte. Schon zuvor hatte<br />
ihm die Online-Jury der ISU bei seinen eingeschickten<br />
Videos noch deutlich mehr Punkte als<br />
in Sofia gegeben. Seit dem Platz 22 bei der Junioren-WM<br />
vor einem Jahr hat der in Almaty geborene<br />
Läufer einen Leistungssprung gemacht<br />
Olga Mikutina, Foto: Tonegutti<br />
und Kasachstan hat nach dem 2018 ermordeten<br />
Denis Ten nun wieder<br />
einen sehr guten Läufer.<br />
Die Konkurrenz der Juniorinnen<br />
gewann die belgische<br />
Juniorenmeisterin Nina Pinzarrone,<br />
Schülerin von Ans<br />
Bockland und Benoit Richaud, mit<br />
sehr beachtlichen 186 Punkten. Das<br />
KP war mit 3F-3T, 3L und erstklassigen<br />
<strong>Pirouette</strong>n (die Himmelspirouette<br />
erhielt sogar eine<br />
+5) fehlerlos. In der Kür präsentierte<br />
sie sechs gute Dreifache<br />
und einen leicht unterdrehten<br />
3F. Highlights waren erneut ihre<br />
<strong>Pirouette</strong>n; diesmal belohnte man<br />
die Himmelspirouette mit zweimal<br />
+5. Zweite wurde die Baslerin<br />
Kimmy Repond mit 183 Zählern.<br />
Ihr KP blieb mit denselben Elementen<br />
wie Pinzarrone ohne Makel und<br />
in der Kür glückten sechs Dreifache,<br />
während der zweite 3F unsauber war.<br />
Dora Hus aus Mannheim kam auf<br />
Platz 10 mit 120 Punkten nach<br />
fünf Fehlern in der Kür. Juniorensieger<br />
wurde der Türke Alp Eren Ozkan mit 178<br />
Punkten.<br />
Klaus-Reinhold Kany<br />
Kostornaia will zu Tutberidze zurück<br />
Alena Kostornaia will nach der verpassten WM-Qualifikation<br />
ins Team von Eteri Tutberidze zurückkehren und hat Evgeni<br />
Plushenkos Schule verlassen. „In der anderen Schule (bei Plushenko)<br />
konnte ich mich nicht zu irgendetwas zwingen. Ich<br />
habe verstanden, wenn Eteri Georgievna (Tutberidze) neben<br />
mir wäre, würde ich alles tun, was möglich ist und noch<br />
mehr“, sagte Kostornaia dem russischen TV Sender Erster Kanal.<br />
„Mir scheint, dass Gott uns befohlen hat, ihr eine Chance<br />
zu geben. Ich möchte nicht den Gedanken im Kopf haben,<br />
dass ich eine Möglichkeit hätte geben können, wenn ein<br />
Mensch seine Hoffnungen nicht realisiert hat“, kommentierte<br />
Tutberidze. „Alena muss sich komplett in unseren Trainingsprozess<br />
integrieren, ohne irgendwelche Bedingungen,“ fügte<br />
die Trainerin hinzu. Die Läuferin werde zunächst auf Probe<br />
wieder aufgenommen. Plushenko sagte russischen Medien,<br />
man habe sich im Guten getrennt.<br />
Alena Kostornaia beim Training, Foto: Flade<br />
Südkoreanische<br />
Meisterschaft<br />
Yelim Kim hat überraschend die südkoreanische<br />
Meisterschaft vor der unbekannten Ah-Sun Yun<br />
und JGP-Finalistin Haein Lee gewonnen. Kim<br />
war Dritte nach dem KP, lief die zweitbeste Kür<br />
und holte 199,31 Punkte. Yun kam mit der besten<br />
Kür von Rang fünf nach vorne (197,99) und<br />
Lee rutschte von Platz zwei auf den Bronzerang<br />
(195, 40). Die favorisierte Young You führte<br />
nach dem KP, fiel aber nach zwei Stürzen auf<br />
den vierten Rang zurück und wurde nicht für<br />
die WM nominiert. Diese Tickets gingen an Kim<br />
und Lee. Den Herren-Wettbewerb entschied Orser-Schüler<br />
Jun-Hwan Cha mit 30 Punkten Vorsprung<br />
für sich. Er stand einen 4S, machte aber<br />
auch Fehler (267,12). Silber ging an Si-Hyeong<br />
Lee (227,63) vor Young-Hyun Cha (193,44). Das<br />
einzige Eistanzpaar Yura Min/Daniel Eaton verzichtete<br />
auf die Reise nach Korea, wurden aber<br />
mit Kim, Lee und Cha für die WM nominiert. Die<br />
Meisterschaft war von Januar auf Ende Februar<br />
verschoben worden.<br />
Sotskova zehn Jahre gesperrt<br />
Der russische Eislauf-Verband hat Ex-Läuferin<br />
Maria Sotskova auf Antrag der russischen<br />
Anti-Doping-Agentur Rusada für zehn Jahre<br />
gesperrt. Sotskova, die ihre Karriere de facto<br />
nach dem Grand Prix 2019 in Grenoble beendet,<br />
dies aber ihrem Verband nicht mitgeteilt<br />
hatte und deswegen noch Anti-Doping-Kontrollen<br />
unterworfen war, hatte einige Tests<br />
verpasst. Als Doping-Kontrolleure sie schließlich<br />
antrafen, wurde sie positiv auf das verbotene<br />
Entwässerungsmittel Furosemid getestet und<br />
soll versucht haben, sich im Nachhinein ein Attest<br />
zu besorgen. Alles das zusammen führte zu<br />
der langen Sperre, die aber letztendlich kaum<br />
Konsequenzen für die 20-Jährige haben wird, da<br />
sie nicht mehr bei Wettbewerben starten will,<br />
sondern Choreographie am angesehenen Moskauer<br />
Theaterinstitut GITIS studiert. tat
Spannende WM-Ausscheidung beim<br />
Pokalfinale in<br />
Russland<br />
Tuktamysheva,<br />
Semenenko,<br />
Mishina/Galliamov<br />
ergattern Tickets<br />
nach Stockholm<br />
Aus Moskau<br />
berichtet<br />
Tatjana Flade<br />
Beim russischen Pokalfinale ging es in<br />
diesem Jahr um einige WM-Startplätze.<br />
Die begehrten Tickets sicherten sich Elizaveta<br />
Tuktamysheva, Anastasia Mishina/<br />
Alexander Galliamov sowie Evgeni Semenenko.<br />
Die Meister und andere Topläufer<br />
waren bereits qualifiziert. Die <strong>No</strong>minierung<br />
der Eistänzer Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov<br />
stand nicht in Frage, aber für sie<br />
war der Wettbewerb ein wichtiger Formtest<br />
vor der WM. Das Pokalfinale ist vor allem<br />
für die Läufer wichtig, die bei der Russischen<br />
Meisterschaft nicht starten oder<br />
dort kein gutes Ergebnis erzielen konnten,<br />
um in den Kader zu kommen. Angesichts<br />
des großen Interesses und wegen der besseren<br />
Bedingungen verlegte der Verband<br />
das Finale von <strong>No</strong>vgorod nach Moskau. Als<br />
Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck<br />
außer Konkurrenz teilnehmen.<br />
Tuktamysheva setzt sich durch<br />
17<br />
Pokalfinale Russland<br />
Elizaveta Tuktamysheva hat es geschafft: Sechs<br />
Jahre, nachdem sie ihren größten Titel in Shanghai<br />
gewonnen hatte, ist sie wieder bei einer WM<br />
dabei. 2019 war sie in bei der WM-Ausscheidung<br />
knapp und umstritten Evgenia Medvedeva unterlegen,<br />
diesmal aber schlug sie Alena Kostornaia<br />
klar und verdient. Dazu verhalfen ihr zwei Programme<br />
ohne groben Patzer und insgesamt drei<br />
3A. Der zweite 3A in der Kür war nicht einwandfrei<br />
und die Kombi 3L-3T im KP leicht unterdreht<br />
(q) und außerdem verpatzte sie die letzte <strong>Pirouette</strong>,<br />
für die sie keine Punkte bekam. Aber das alles<br />
war für die 24-Jährige angesichts der Qualifikation<br />
nebensächlich. Trainer Alexei Mishin war stolz:<br />
„Lisa ist eine Freiheitsstatue für alle Eiskunstläuferinnen,<br />
die älter als 20 Jahre sind,“ sagte er.<br />
Elizaveta Tuktamysheva,<br />
Foto: Olga Timochova<br />
»<br />
„Ich hoffte auf die WM und habe<br />
«<br />
in dieser<br />
Saison darauf gesetzt. Ich war schon so lange<br />
nicht mehr bei der WM, dass ich es einfach<br />
genießen will. Ich möchte mir keine<br />
Ziele hinsichtlich der Platzierung setzen,<br />
sondern die Chance nutzen, meine Programme<br />
nicht nur in Russland, sondern in<br />
der Welt zu zeigen. Bei der <strong>Pirouette</strong> haben<br />
mich die Emotionen überwältigt. Ich wollte<br />
den Fußwechsel mit besonders viel Power<br />
machen und es kam wie immer, wenn du<br />
was besser machen willst.“<br />
Lisa Tuktamysheva
18<br />
Pokalfinale Russland<br />
Tuktamysheva belegte bei dem Wettbewerb mit<br />
226,01 Punkten den vierten Platz, aber die Siegerin<br />
Kamila Valieva (238,00) sowie Maia Khromykh<br />
(2./235,96) und Daria Usacheva (3./229,71)<br />
sind zu jung für die internationale Meisterklasse.<br />
Valieva war im KP souverän mit einem exzellenten<br />
3A, aber in der Kür stürzte sie beim erstmals<br />
riskierten 4S und dem zweiten 4T, stieg beim<br />
ersten 4T um. Der 3A war aber wieder erstklassig.<br />
„Ich war nervös, weil ich das erste Mal mit<br />
diesen Elementen gelaufen bin“, kommentierte<br />
die Juniorenweltmeisterin. Aber das Pokalfinale,<br />
bei dem es für sie um nichts ging, war eine gute<br />
Gelegenheit, das schwierigere Programm auszuprobieren.<br />
Khromykh stand erstmals den 4T und<br />
gleich dazu den 4S in der absolut fehlerfreien<br />
Kür zur „Agony Suite“ – von Agonie konnte keine<br />
Rede sein, sondern die Läuferin strahlte über<br />
das ganze Gesicht. Usacheva punktete mit Stil<br />
und sauberen Dreifachsprüngen.<br />
Kostornaia war nach ihrer Corona-Erkrankung<br />
nicht in Topform. Der 3A war nach wie vor nicht<br />
wettkampfreif und im KP war der 3F verwackelt,<br />
so dass sie mit Mühe einen 2T dranhängen<br />
konnte. In der Kür waren ein Flip (q) und ein Lutz<br />
unterdreht sowie ein Salchow doppelt – das<br />
reichte nur für Rang sechs. Die Europameisterin<br />
hatte zwei neue Programme, denen es noch an<br />
Schliff fehlte. Im KP lief sie zu „Winter“ aus den<br />
„Vier Jahreszeiten“ – das Programm war weniger<br />
originell als das davor zu Musik von Billie Eilish.<br />
Die Kür dagegen zu den neoklassischen Stücken<br />
„My Way“ und „Yellow Moon“ von Luca d’Alberto<br />
ist vielversprechend. Nach dem KP war die Europameisterin<br />
in Tränen aufgelöst, aber nach der<br />
Kür war sie gefasst. „So geht es eben im Sport.<br />
Mal verlierst du, mal gewinnst du. Das ist nicht<br />
das Ende der Welt“, meinte sie. Am Tag nach<br />
dem Finale wurde bekannt dass sie wieder zu<br />
Eteri Tutberidze zurückgeht (siehe Seite 16).<br />
Überraschung durch Semenenko<br />
Evgeni Semenenko hat in dieser Saison stabile<br />
Leistungen gezeigt, nur bei der Russischen<br />
Meisterschaft wollte er zu viel und verpatzte<br />
beide Programme. Der Russische Juniorenmeister<br />
stand im KP erstmals zwei Vierfache (4T-3T<br />
und 4S). In der Kür zu „<strong>No</strong>tre Dame de Paris“<br />
gelangen diese zwei Sprünge wieder, aber den<br />
zweiten Toeloop riss der 17-Jährige auf und bei<br />
einem 3S ging er zu Boden. Dennoch siegte er<br />
mit 265,13 Punkten mit Vorsprung vor Petr Gumennik<br />
(256,06) und Europameister Dmitri Aliev<br />
(254,79). Dass der international wenig erfahrene<br />
Semenenko am Ende für die WM nominiert<br />
wurde, war überraschend. Der Verband traut<br />
wohl Aliev nicht zu, für die WM in Form zu<br />
kommen. Der große Gewinner beim Pokalfinale<br />
war also Altmeister Mishin, der mit Tuktamysheva,<br />
Mikhail Kolyada und Semenenko drei<br />
Schüler bei der WM hat – die ihm damit ein<br />
schönes Geschenk zu seinem 80. Geburtstag gemacht<br />
haben. „Ich war so nervös wie immer,<br />
aber an den WM-Startplatz habe ich nicht gedacht.<br />
Jetzt werde ich noch härter trainieren“,<br />
sagte Semenenko.<br />
Gumennik stürzte im KP beim 4S und in der Kür<br />
bei einem 3A und erlaubte sich ein paar kleinere<br />
Unsauberkeiten. Mit Platz drei war er zufrieden,<br />
mit seiner Leistung nicht. „Mir war klar, dass ich<br />
nur mit sehr viel Glück zur WM gekommen<br />
wäre, aber das macht nichts, denn bei dieser<br />
WM ist für mich nichts zu holen. Meine WM<br />
kommt erst noch“, sagte er. Aliev wirkte nach<br />
wie vor matt, machte zu viele Fehler bei den<br />
Sprüngen und verschenkte Punkte bei den <strong>Pirouette</strong>n.<br />
Der 4T gelang einmal in KP und Kür,<br />
ein 4L knapp (q). Der Europameister war sehr<br />
enttäuscht, dass er nicht für Stockholm aufgestellt<br />
wurde. Hätte man ihn nehmen sollen? Bei<br />
den Herren ist es russisches Roulette – keiner<br />
ist wirklich konstant, nur Kolyada war in dieser<br />
Saison viel stabiler als früher. Juniorenweltmeister<br />
Andrei Mozalev vergab seine WM-Chance<br />
mit drei Stürzen in der Kür (4.) und Mark Kondratiuk<br />
konnte den Druck ebenso nicht verdrängen<br />
und stolperte durch KP und Kür (5.).<br />
Mishina/Galliamov überlegen<br />
Im Paarlauf duellierten sich Anastasia Mishina/<br />
Alexander Galliamov und Daria Pavliuchenko/<br />
Denis Khodykin um den WM-Startplatz. Mishina/Galliamov<br />
brillierten wie schon beim Teampokal<br />
und ließen keinen Zweifel daran, dass<br />
Platz vier bei der Russischen Meisterschaft ein<br />
Ausrutscher war. Bis auf einen umgestiegenen<br />
3T von ihr machten sie keinen Fehler und sowohl<br />
die Elemente als auch die Präsentation<br />
waren von exzellenter Qualität. Das junge Paar<br />
hat bei Tamara Moskvina erheblich dazugewonnen<br />
(234,48). Pavliuchenko/Khodykin gerieten<br />
im KP ins Hintertreffen, als sie beim Wurfrittberger<br />
hinfiel. Die EM-Dritten glänzten in der<br />
Kür und standen den 3F, aber sie bekamen weniger<br />
Pluspunkte für die Elemente und niedrigere<br />
Komponenten, weil bei ihnen alles nicht so<br />
souverän aussah wie bei den Konkurrenten<br />
(216,93). Jasmina Kadyrova/Ivan Balchenko aus<br />
Perm hatten ein paar Probleme bei den Würfen<br />
in der Kür. Auch sie haben den 3F im Repertoire<br />
Evgeni Semenenko<br />
Maia Khromykh<br />
Fotos: Olga Timochova<br />
Daria Pavliuchenko<br />
und Denis Khodykin
19<br />
(3./206,96). Alexandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii<br />
gingen nicht an den Start, weil er eine Erkältung<br />
auskurierte und sie an ihrer Kür arbeiteten.<br />
Sinitsina/Katsalapov melden<br />
sich zurück<br />
Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov hatten seit<br />
dem Grand Prix im <strong>No</strong>vember keinen Wettbewerb<br />
bestritten, weil sie beide an Corona erkrankten<br />
und vor allem Sinitsina lange mit den<br />
Folgen zu kämpfen hatte. Das Duo präsentierte<br />
sich in ordentlicher Form und war zur Vorjahreskür<br />
zu „Lieder, die mich meine Mutter lehrte“<br />
von Antonin Dvorak zurückgekehrt. Die Level<br />
waren bis auf einen Level 2 für die <strong>Pirouette</strong> in<br />
der Kür sehr gut (223,12). (s. Kasten rechts)<br />
Silber ging an Annabelle Morozov/Andrei Bagin,<br />
die zwei solide Programme zeigten und sich als<br />
Paar weiterentwickelt haben (202,29). Mit Abstand<br />
Dritte wurden die Petersburger Ekaterina<br />
Mironova/ Evgeni Ustenko (163,81). Eigentlich<br />
hätten Katharina Müller/Tim Dieck Bronze gewonnen,<br />
doch die deutschen Gäste liefen außer<br />
Konkurrenz mit und ihre 176,75 Zähler flossen<br />
nicht in die offizielle Wertung ein. Die Dortmunder<br />
lieferten einen spritzigen RD ab und kamen<br />
ohne großen Fehler durch die Kür. (s. Kasten)<br />
Nicht dabei waren Alexandra Stepanova/Ivan<br />
Bukin, die wohl die direkte Konfrontation mit<br />
Sinitsina/ Katsalapov vor der WM vermeiden<br />
wollten. Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro und<br />
Victoria Sinitsina und<br />
Nikita Katsalapov<br />
Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin heilten kleinere<br />
Verletzungen aus. Elizaveta Khudaiberdieva/Egor<br />
Bazin fehlten wegen Khudaiberdievas<br />
Rückenproblemen und Sofia Shevchenko/Igor<br />
Eremenko wegen einer Erkältung von ihr (nicht<br />
wegen Corona, wie einige Medien fälschlicherweise<br />
meldeten).<br />
Herausragende Juniorinnen<br />
Das unglaublich hohe Niveau in Russland war<br />
auch bei den Junioren-Wettbewerben zu sehen.<br />
Den Vogel schossen Sofia Akatieva und Sofia<br />
Samodelkina ab. Akatieva brillierte im KP mit<br />
3A-3T und in der Kür mit 3A und zwei 4T<br />
(1./241,04). Samodelkina wackelte beim 3A im<br />
KP und hängte „nur“ einen 2T an, stand aber in<br />
der Kür zwei 4S - den 3A ließ sie hier weg<br />
(2./233,67). Adelia Petrosian ist ein weiteres<br />
großes Talent und landete ohne Vierfache oder<br />
3A auf Rang drei (204,22). Alle drei hoffen sehr<br />
darauf, dass sie in der neuen Saison international<br />
im Junioren Grand Prix starten können. Aber<br />
auch bei den Herren kommt etwas nach. Vladislav<br />
Dikidzhi aus St. Petersburg, ein Schüler von<br />
Oleg Tataurov, sicherte sich Gold mit fehlerfreien<br />
Programmen inklusive zweier 4S in der Kür<br />
(244,97). Der ausdrucksstarke Andrei Kutovoi<br />
stürzte beim 3A im KP, aber in seiner neuen Kür<br />
zu „Ave Maria“ in einer mitreißenden Interpretation<br />
von Thomas Spencer-Wortley war nur ein<br />
3A unterdreht (231,74). Nikolai Ugozhaev, auch<br />
er ein begabter Läufer aus St. Petersburg, der<br />
mit Kutovoi und Gumennik bei Veronika Daineko<br />
trainiert, führte nach dem KP, aber wegen Rückenschmerzen<br />
wirkte er verhalten in der Kür<br />
und unterdrehte seine 3A (3./222,18).<br />
Unter den zwölf Paarlaufduos gibt es vielversprechenden<br />
Nachwuchs, die dreifache Elemente<br />
beherrschen. Ekaterina Petushkova/Evgeni<br />
Malikov aus der Moskvina-Schule in St. Petersburg<br />
revanchierten sich für ihre Pleite bei der<br />
Juniorenmeisterschaft und sicherten sich den<br />
Sieg mit zwei guten Programmen, nur beim<br />
Wurfsalchow in der Kür stürzte sie (185,86).<br />
Anastasia Mukhortova/ Dmitri Evgeniev<br />
(2./184,14) und Polina Kostiukovich mit ihrem<br />
neuen Partner Alexei Briukhanov (3./182,86)<br />
haben ebenfalls Potenzial. Die JWM-Dritten<br />
und aktuellen Juniorenmeister Julia Artemeva/<br />
Mikhail Nazarychev aus Perm dagegen landeten<br />
nach mehreren Stürzen auf Rang fünf (178,39).<br />
»<br />
Nikita Katsalapov<br />
«<br />
»<br />
„Wir haben unsere Probleme zu 80 bis 90<br />
Prozent überwunden und haben die vergangenen<br />
drei Wochen voll trainiert. Hier waren<br />
wir noch nicht bei 100 Prozent, aber wir sind<br />
sehr zufrieden, wie wir uns gepusht haben.<br />
Wir fühlen uns großartig und freuen uns auf<br />
Schweden. Es war die richtige Entscheidung,<br />
zur alten Kür zurückzukehren. Dieses Programm<br />
ist mehr aus einem Guss und es fällt<br />
uns leichter, es zu laufen. Jetzt wollen wir<br />
noch neue Emotionen hinzufügen.“<br />
Katharina Müller und Tim Dieck<br />
Katharina: „Es gab schon ein paar Fehlerchen<br />
in der Kür und wir waren die letzte Minute<br />
ziemlich erschöpft. Wir mussten uns ziemlich<br />
pushen. Zum Glück ist unsere Choreo da, wo<br />
die Trainer standen, die haben dann auch<br />
nochmal Feuer gegeben. Wir wollten es noch<br />
mal so richtig schön machen wie im RD,<br />
denn da war es ziemlich gut. Aber im Endeffekt<br />
sind wir relativ zufrieden, dass man gesehen<br />
hat, wo die Schwachstellen sind, wenn<br />
wir erschöpft sind.“<br />
Tim: „Im Grunde haben wir alles gemacht, es<br />
war eine gute Generalprobe vor der WM,<br />
aber es war auf jeden Fall nicht das, was wir<br />
können. Die letzten drei Wochen vor der WM<br />
wird nochmal alles gegeben. Ich denke, wir<br />
sind in guten Händen, so dass wir zuversichtlich<br />
für die WM sind. Wir laufen erst<br />
zwei, drei Wochen wieder durch, der letzte<br />
Wettkampf war die Deutsche Meisterschaft<br />
«<br />
Mitte Dezember. Wir möchten uns noch einmal<br />
ausdrücklich dafür bedanken, dass der<br />
russische Verband es uns ermöglicht hat, hier<br />
teilzunehmen. Vor allem war es endlich der<br />
erste Wettkampf, bei dem so richtig das<br />
Wettkampf-Feeling rüberkommt, mit Zuschauern.<br />
Wir wurden hier super aufgenommen.<br />
Das ist nicht selbstverständlich.“<br />
Pokalfinale Russland<br />
Im Eistanz fehlten mehrere der Top-Junioren wegen<br />
Krankheit oder Verletzung. Dafür gingen die<br />
Junioren-WM-Teilnehmer Diana Davis/Gleb<br />
Smolkin, die in den USA bei Igor Shpilband trainieren,<br />
erstmals an den Start und gewannen klar<br />
mit 186,38 Punkten. Sie debütierten ihre neue<br />
Kür zu „Moulin Rouge“. Im Sommer hatte die<br />
Tochter von Eteri Tutberidze sich den Fuß gebrochen<br />
und war sieben Wochen in Gips, später erkrankten<br />
beide an Corona, so dass sie weder bei<br />
der Pokalserie noch bei der Juniorenmeisterschaft<br />
liefen. Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol,<br />
die wie Müller/Dieck von Anjelika Krylova<br />
betreut werden, waren deutlich verbessert im<br />
Vergleich zur Juniorenmeisterschaft (2./171,38).<br />
Bronze ging an Angelina Lazareva/Maxim Prokofiev<br />
aus Togliatti bei Samara (162,13). •••<br />
Sofia Akatieva, Foto: Flade
20<br />
Challenge Cup<br />
Silber für<br />
Hocke/Kunkel<br />
in Den Haag<br />
Ein Bericht von<br />
Klaus-Reinhold Kany<br />
Der niederländische Verband hatte ein<br />
detailliertes Anti-Corona-Konzept mit<br />
„Blase“ (bubble) entwickelt, damit der<br />
Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden<br />
konnte, was sehr anerkennenswert<br />
weil aufwändig ist. Niemand durfte sich<br />
anderswo als im Hotel, im Bus oder in der<br />
Eishalle aufhalten. In den großen Bussen zur<br />
Eishalle durften nur elf Personen sitzen, damit<br />
der Abstand von 1,5 Metern garantiert war.<br />
Nach jedem Läufer wurde sogar die Tränenecke<br />
desinfiziert. In der Ausschreibung stand, dass<br />
die Läufer (auch mit Maske) nicht jubeln<br />
durften, denn das hätte Viren herumschleudern<br />
können. Entsprechend trist war die Atmosphäre<br />
ohne Zuschauer in der ohnehin<br />
etwas düsteren Halle, auch wenn<br />
vereinzelt eine Person klatschte.<br />
Der Livestream kostete 15 Euro<br />
für die gesamte Veranstaltung,<br />
was bei einem solchen Wettbewerb<br />
nicht mehr zeitgemäß ist und von findigen<br />
Hackern in aller Welt umgangen werden konnte.<br />
Aber man habe brutto 3.000 Euro eingenommen,<br />
sagte ein Offizieller.<br />
Im Damenwettbewerb gab es zwei gravierende technische<br />
Pannen. Im KP merkte die Jury bald nach dem Beginn,<br />
dass die Wertungen eines Preisrichters nicht in das System<br />
eingegeben wurden – es soll an einem Kabelbruch<br />
gelegen haben. Daher wurden die Punkte nicht durchgesagt<br />
und auch die Läuferinnen erfuhren erst eine Stunde<br />
nach dem Ende des KP ihre Punkte und Platzierungen. In<br />
der Kür gab es nach der dritten Läuferin eine Stunde Pause,<br />
weil wohl nach einem Fehler beim kurz zuvor erhaltenen<br />
Update erneut nicht korrekt gerechnet wurde.<br />
Schiedsrichterin Ingrid-Charlotte Wolter rief den drei weiteren<br />
Läuferinnen der Gruppe zu, dass sie sich wieder umziehen<br />
und später noch einmal warmlaufen konnten. Sie<br />
brach den Wettbewerb vorläufig ab, weil man nicht später<br />
sämtliche Wertungen per Hand eingeben konnte. Gut,<br />
dass der Fehler nicht erst bei der WM entdeckt wurde.<br />
Loena Hendrickx überlegen<br />
Nach mehreren langen Verletzungspausen ging die inzwischen<br />
21 Jahre alte Belgierin Loena Hendrickx nach der<br />
gewonnenen Budapest Trophy im Herbst 2020 zum zweiten<br />
Mal in dieser Saison an den Start und siegte ganz<br />
überlegen in Den Haag. 2018 war sie schon einmal Fünfte<br />
der EM und Neunte der WM. Ihre Sprünge bis einschließ-<br />
Annika Hocke und Robert Kunkel<br />
Foto: Höppner
21<br />
lich der 3L-3T-Kombination sind absolut erstklassig,<br />
insbesondere weil sie – auch in Den<br />
Haag – häufig beide Hände über den Kopf hält,<br />
was mehr Pluspunkte bringt. Stilistisch gibt es<br />
noch Raum für einen eleganteren Laufstil, aber<br />
insgesamt ist sie eine der zwei oder drei besten<br />
nicht-russischen Läuferinnen in Europa. Im KP<br />
zum schon 2018/19 gewählten „It’s All Coming<br />
Back to Me <strong>No</strong>w“ von Céline Dion brillierte sie<br />
mit obiger Kombination, 3F, 2A, drei Level 4-<strong>Pirouette</strong>n<br />
und einer temperamentvollen Schrittfolge.<br />
Die Kür zu den zwei Songs „Fever“ und<br />
„Naughty Girl“ von Béyoncé war mit sechs Dreifachen<br />
so gut wie fehlerlos, nur einen 3R vermisste<br />
man. Der sieben Jahre ältere Bruder Jorik,<br />
der früher selbst ein erstklassiger Läufer war,<br />
zum Beispiel 4. der EM 2017, trainiert sie jetzt.<br />
Emmy Ma<br />
Foto: Bouma<br />
Die Silbermedaille ging an die 20 Jahre alte<br />
Emmy Ma aus Boston, die bis 2018 für die USA<br />
gestartet war, dort auch geboren ist und 2017<br />
Dritte und Fünfte bei ihren beiden Junioren<br />
Grand Prix geworden war. Ihr Trainer Peter Johansson<br />
sagte der <strong>Pirouette</strong>, dann habe sie für<br />
Taiwan starten wollen, das Heimatland ihres<br />
Vaters. Aber es habe zwei Jahre gedauert, bis<br />
der taiwanesische Verband die Papiere fertig<br />
hatte. Bei ihrem Comeback in Den Haag konnte<br />
sie trotz Fehlern auf Anhieb die Mindestpunktzahl<br />
für die WM locker übertreffen und will<br />
nun bei der WM einen Olympiastartplatz für<br />
sich erkämpfen. Das KP blieb mit 3L-2T, 3F und<br />
ausgezeichneten <strong>Pirouette</strong>n fehlerlos, in der<br />
Kür verpatzte sie nach sehr gutem Anfang die<br />
beiden letzten Sprünge.<br />
Die Amerikanerin Emilea Zingas (18) aus Michigan,<br />
die neuerdings für Zypern startet, gewann<br />
Bronze und meisterte ebenfalls das WM-Minimum<br />
von 30 Technischen Punkten im KP und<br />
51 Punkten in der Kür. Im fehlerfreien KP<br />
schaffte sie es ganz knapp, weil sie „nur“ 3L-2T<br />
zeigte, für eine <strong>Pirouette</strong> Level 2 und insgesamt<br />
für die <strong>Pirouette</strong>n nicht allzu viele Pluspunkte<br />
erhielt. Aber in der zweitbesten Kür des Tages<br />
zu drei Liedern von Billie Eilish holte sie nach<br />
fünf gelungenen Dreifachen sogar 61 technische<br />
Punkte. Die viertplatzierte Maé-Bérénice<br />
Méité war zu ihrem ersten Wettbewerb seit einem<br />
Jahr eigens aus Florida gekommen, obwohl<br />
der Verband ihren Flug schon storniert hatte.<br />
Denn in Paris dachte man, sie schaffe es nicht,<br />
den obligatorischen Corona-Test zuvor noch zu<br />
machen. Aber sie fand doch eine Möglichkeit<br />
und musste anschließend einen viel teureren<br />
Flug neu buchen, der es ihrem Trainer John<br />
Zimmerman unmöglich machte, sie zu begleiten.<br />
Nach weiteren Flugproblemen kam sie<br />
nicht einmal so rechtzeitig in Den Haag an,<br />
dass sie noch das Morgentraining vor dem KP<br />
absolvieren konnte. Im KP zu „If I Ain’t Got<br />
You“ von Alicia Keys gelang eine 3T-3T-Kombination,<br />
aber der 3R war überdreht. Die Kür zum<br />
„Earth Song“ von Michael Jackson war ziemlich<br />
durchwachsen, denn die Kombination 2A-3T<br />
und ein 3T waren die beiden einzigen wirklich<br />
sauberen Dreifachen.<br />
Die Ex-Mannheimerin Kristina Isaev ging nach<br />
einigen Monaten Training bei Michael Huth<br />
erstmals wieder an den Start und zeigte mit<br />
Platz fünf und 161 Punkten die bisher beste<br />
Leistung ihrer Karriere. Das KP mit etwas magerer<br />
3T-2T-Kombination und beinahe gestürztem<br />
3L lief nicht optimal. Aber in der Kür zu „Una<br />
<strong>No</strong>che Mas“ von Yasmin Levy präsentierte sie<br />
fünf saubere Dreifache, nur der 3R fehlt in ihrem<br />
Repertoire. Außerdem lief sie extrovertierter<br />
als früher, auch wenn hier noch Reserven<br />
liegen. Die Mindestpunktzahl hatte sie bereits<br />
vorher erreicht und übertraf sie diesmal in der<br />
Kür um vier Punkte, so dass die DEU sie guten<br />
Gewissens als Ersatz für die WM melden konnte.<br />
Die Niederländerin Lindsay van Zundert, bei<br />
der NRW Trophy 2020 siegreich, lief ein fehlerfreies<br />
KP mit 3R-2T, 3L und erstklassigen <strong>Pirouette</strong>n<br />
zu „Alegria“ aus dem Cirque du Soleil. In<br />
Challenge Cup<br />
Loena Hendrickx<br />
Foto: Bouma<br />
Damen | Challenge Cup<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Loena Hendrickx – Belgien 1 1 204.68<br />
2 Emmy Ma – Taiwan 2 3 177.29<br />
3 Emilea Zingas – Zypern 5 2 171.30<br />
4 Maé-Bérénice Meité – Frankreich 3 5 166.01<br />
5 Kristina Isaev – Deutschland 8 4 161.99<br />
6 Lindsay Van Zundert – Niederlande 4 6 161.00<br />
7 Nelli Ioffe – Israel 6 8 153.28<br />
8 Yasmine Kimiko Yamada – Schweiz 9 9 151.36<br />
9 Julia Lang – Ungarn 14 7 149.77<br />
10 Maia Sørensen – Dänemark 7 11 145.52<br />
11 Regina Schermann – Ungarn 12 10 143.90<br />
12 Jenni Saarinen – Finnland 11 13 141.16<br />
13 Bernadett Szigeti – Ungarn 15 12 134.85<br />
14 Anete Lace – Lettland 10 15 134.00<br />
15 Taylor Morris – Israel 17 14 128.60<br />
16 Viktotiia Iushchenkova – Israel 16 16 120.85<br />
17 Andrea Montesinos Cantu – Mexiko 13 17 120.70<br />
18 Victoria Velarde – Peru 18 18 89.86<br />
der Kür zu Tango-Variationen und „Come What<br />
May“ aus Moulin Rouge gingen beide 3L daneben,<br />
vier weitere Dreifache und alles andere<br />
klappte gut. Sie ist schon vier Jahre Stipendiatin<br />
der Joan Haanappel-Stiftung, trainiert bei<br />
Carine Herrygers und Jorik Hendrickx und wurde<br />
für die WM nominiert. Die Schweizerin Yasmine<br />
Kimiko Yamada begann das KP mit einer<br />
guten 3T-3T-Kombination, aber der 3L war<br />
vorwärts gelandet und gestürzt. In der Kür<br />
glückten drei Dreifache, drei weitere misslangen<br />
mehr oder weniger. Von ursprünglich<br />
30 gemeldeten Läuferinnen<br />
blieben 12 zu Hause, darunter auch<br />
Nicole Schot, die keine Ansteckung<br />
riskieren wollte, und Aya Hatakawa.
22<br />
Challenge Cup<br />
Romain Ponsart, Foto: Bouma<br />
Kolyada überlegen<br />
trotz Axel-Problemen<br />
Als Landesmeister war Mikhail Kolyada<br />
bereits für die WM qualifiziert,<br />
brauchte daher nicht beim russischen<br />
Pokal-Finale (siehe Seite 17) zu starten,<br />
sondern wollte lieber einen internationalen<br />
Wettbewerb bestreiten.<br />
Wegen eines zusätzlichen Corona-<br />
Schnelltestes am Moskauer Flughafen<br />
verpasste er das erste geplante<br />
Flugzeug nach Westeuropa und flog<br />
daher erst später mit Tarasova/Morozov.<br />
Beim nächsten obligatorischen<br />
Schnelltest im Den Haager Hotel vor dem<br />
ersten Training stand er aber bereit. Im KP zur<br />
Musik „Let’s Get Loud“ der Berliner Gruppe<br />
Baseballs glückte eine souveräne 4T-3T-Kombination<br />
und fünf andere mit +3 oder +4 bewertete<br />
Elemente, nur den Axel riss er auf. In der<br />
Kür läuft er in dieser Saison eleganter als bisher<br />
zur Musik eines Films über den legendären russischen<br />
Balletttänzer Rudolf Nurejev. Zu Beginn<br />
glänzte Kolyada mit zwei erstklassigen 4T, den<br />
ersten davon mit 3T. Später folgten fünf weitere<br />
sehr gute Dreifache, auch die <strong>Pirouette</strong>n und<br />
Schrittfolgen glückten ausgezeichnet. Insgesamt<br />
sieben Elemente erhielten mindestens einmal<br />
+5. Einziger Minuspunkt war ein Sturz beim<br />
zweiten 3A, aber dennoch gewann er überlegen<br />
»(siehe Titelfoto).<br />
Mikhail Kolyada<br />
„Dieser Wettbewerb war ein interessanter<br />
Test. Erstens weil er nicht in Russland<br />
«<br />
war,<br />
zweitens gab es einige Schwierigkeiten bei<br />
der Anreise und drittens, nach einem Tag<br />
„Urlaub“ im Hotelzimmer zu laufen. Es war<br />
sicher notwendig, das vor der WM durchzugehen,<br />
denn dort wird die Situation ähnlich<br />
sein und jetzt habe ich diese Bedingungen<br />
erlebt und mir wird es wahrscheinlich leichter<br />
fallen, mit allen Schwierigkeiten in<br />
Schweden zurechtzukommen.“<br />
Silber mit 244 Zählern ging an den Franzosen<br />
Romain Ponsart trotz Sturz beim 4T im KP. Aber<br />
die Kür zu einem Elvis Presley-Medley blieb mit<br />
einem 4T, zwei 3A, fünf weiteren Dreifachen<br />
und guter Ausstrahlung fehlerfrei. Drei Punkte<br />
weniger holte sein Landsmann Adam Siao Him<br />
Fa. Der Schüler von Laurent Dépouilly (früher<br />
Brian Joubert) begann das KP zum Krieg der<br />
Sterne mit 4T-2T, aber beim 2T touchierte er das<br />
Eis mit beiden Händen, was als Sturz gewertet<br />
wird. Der 4S glückte gut, aber beim 3A ging er<br />
wirklich zu Boden. Dasselbe passierte ihm beim<br />
ersten 4T zu Beginn der Kür. Der zweite 4T mit<br />
2T gelang und der 4S war umgestiegen. Später<br />
sammelte er noch viele Punkte und wurde<br />
wegen der besseren Leistungen im Laufe<br />
der Saison vom Verband als Ersatz für<br />
Kevin Aymoz bei der WM nominiert.<br />
Herren | Challenge Cup<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Mikhall Kolyada – Russland 1 1 270.17<br />
2 Romain Ponsart – Frankreich 3 2 244.75<br />
3 Adam Siao Him Fa – Frankreich 4 3 241.11<br />
4 Gabriele Frangipani – Italien 2 4 229.11<br />
5 Basar Oktar – Türkei 8 5 217.05<br />
6 Burak Demirboga – Türkei 5 6 216.62<br />
7 Morisi Kvitelashvili – Georgien 6 7 205.12<br />
8 Tomas Llorenc Guarino – Spanien 7 10 192.70<br />
9 Donovan Carrillo Suazo – Mexiko 11 8 190.60<br />
10 András Csernoch – Ungarn 13 9 184.43<br />
11 Luc Maierhofer – Österreich 10 12 182.10<br />
12 Jari Kessler – Kroatien 12 13 179.07<br />
13 Kornel Witkowski – Polen 15 11 175.18<br />
14 Georgii Reshtenko – Tschechien 9 15 174.35<br />
15 Arnau Joly – Spanien 17 14 167.70<br />
16 Aleix Gabara – Spanien 16 16 160.60<br />
17 Mate Borocz – Ungarn 14 17 153.99<br />
Gabriele Frangipani, einer von vier Läufern aus<br />
Egna, die mit Co-Trainerin Eva Martinek gekommen<br />
waren, landete lediglich auf dem vierten<br />
Rang. Während das KP einigermaßen lief, musste<br />
er in der Kür beim 4T und beim zweiten 3A<br />
zu Boden. Ganz knapp endete das Duell der beiden<br />
guten Türken Basar Oktar und Burak Demirboga<br />
zugunsten des Ersteren mit 217 Punkten.<br />
Die Mindestpunktzahlen übertrafen beide überlegen,<br />
weil sie insgesamt je drei 3A in guter<br />
Qualität zeigten und auch sonst in der Kür keinen<br />
einzigen Fehler machten. Der EM-Dritte<br />
Morisi Kvitelashvili wurde von Beiden geschlagen<br />
und kam nach mehreren Patzern in beiden<br />
Programmen nur auf Platz sieben mit 205<br />
Punkten. Bester der drei Spanier wurde Tomas<br />
Llorenc Guarino aus Egna auf Platz 8, aber er<br />
schaffte ohne 3A ebenso wenig das WM-Minimum<br />
wie seine Landsleute.<br />
Grund zur Freude (Jubel war ja nicht erlaubt)<br />
hatte in der Tränenecke dagegen der Mexikaner<br />
Donovan Carillo auf Rang 9 mit 190 Punkten,<br />
denn er schaffte dank zweier 3A das in der Kür<br />
noch fehlende WM-Minimum. Der Österreicher<br />
Luc Maierhofer kam auf Platz 11 mit 182 Punkten,<br />
einem fehlerfreien KP zu „Dance Monkey“,<br />
aber einer Kür mit drei Unsauberkeiten – und<br />
noch immer ohne 3A- oder Vierfachversuch. Der<br />
jetzt für Kroatien laufende Südtiroler Jari Kessler<br />
verpasste das WM-Minimum. Paul Fentz war<br />
ursprünglich nominiert, blieb aber wegen Nachwirkungen<br />
von Schleimbeutelentzündung und<br />
Nackenblockade doch zu Hause.<br />
Tarasova/Morozov<br />
dominierten trotz Fehler<br />
Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov, Vierte<br />
bei Olympia 2018 und in den letzten Monaten<br />
in Russland bei Maxim Trankov und Sergei Voronov<br />
und nicht mehr bei Marina Zueva in Florida,<br />
waren wie Kolyada schon für Stockholm<br />
qualifiziert. Im KP zu Maurice Ravels Bolero in<br />
einer Einspielung von André Rieu waren die<br />
sieben Elemente so erstklassig wie fast immer,<br />
daher erhielten sie immerhin 79 Punkte. In der<br />
Kür zu einer Bearbeitung von Albinonis Adagio<br />
brillierten sie jedoch nur bei neun von elf Elementen,<br />
denn beim Toeloop fiel er und beim<br />
Wurfsalchow wäre sie beinahe gestürzt. Dennoch<br />
war der Sieg mit 217 Punkten hochverdient,<br />
denn alles andere wurde zu Recht sehr<br />
»<br />
gut bewertet.<br />
Evgenia Tarasova<br />
„Insgesamt sind wir zufrieden. Das<br />
«<br />
KP sind<br />
wir gut gelaufen. In der Kür hatten wir zwei<br />
Fehler, aber wir waren nicht zu 100% in<br />
Form, weil es schwierig wäre, bis zur WM<br />
die Topform zu halten. Der Start war wichtig,<br />
weil wir uns jetzt vorstellen können, wie<br />
die WM ablaufen wird. Es wird keine Überraschung<br />
sein, dass du einen ganzen Tag im<br />
Zimmer sitzt und auf das Testergebnis warten<br />
musst. Und dass du vor leeren Rängen<br />
läufst. So eine Erfahrung hatten wir noch<br />
nicht. Das ist sehr ungewöhnlich und es<br />
fehlt diese Energie.“<br />
Burak Demirboga<br />
Foto: Höppner
23<br />
Annika Hocke & Robert Kunkel gewannen eine<br />
verdiente Silbermedaille mit 177 Zählern. Im KP<br />
zu „Shout“ von Zayde Wolf stieg Hocke beim 3S<br />
um und auch Kunkel landete nicht ganz sauber,<br />
alles andere gelang überzeugend. Die Kür zu<br />
„The Other Side“ von Ruelle war annähernd fehlerfrei<br />
mit Wurfflip (beidfüßig) und Wurfrittberger,<br />
auch 3S und 2A-2T stellten kein Problem<br />
»<br />
dar. Die Levels sind allerdings noch ausbaufähig.<br />
Annika Hocke<br />
„Wir haben uns wahnsinnig gefreut,<br />
«<br />
wieder<br />
einen Wettkampf laufen zu können. Er war<br />
eine gute Übung für die Weltmeisterschaften,<br />
da der Ablauf dort ähnlich sein wird mit Test,<br />
Anreise, Quarantäne und so weiter. Wir freuen<br />
uns, dass wir unsere gute Trainingsleistung<br />
auch im Wettkampf zeigen konnten.<br />
Bis zur WM werden wir nun noch an den liegengelassenen<br />
Levels arbeiten, um dort noch<br />
ein Stückchen besser sein zu können. Mit<br />
dem guten Gefühl von diesem Wettkampf<br />
starten wir nun die WM-Vorbereitungen und<br />
können es kaum abwarten, dort zu laufen.“<br />
erhielt ein Pflaster am blutenden Knie und sie<br />
liefen das KP ohne Fehler und mit 3T und dreifachem<br />
Wurfsalchow noch gut zu Ende, erhielten<br />
aber gemäß Reglement fünf Punkte Abzug<br />
wegen der Unterbrechung. Aber offensichtlich<br />
hatte sie sich doch verletzt, denn zur Kür traten<br />
sie nicht mehr an. Die Österreicher Miriam Ziegler<br />
und Severin Kiefer blieben zu Hause, weil<br />
Kiefer Leistenprobleme hatte.<br />
Von acht auf nur noch drei Duos schrumpfte das<br />
Feld der Tanzpaare. Verdiente Sieger wurden die<br />
für die WM nominierten Evgenia Lopareva &<br />
Geoffrey Brissaud aus der Lyoner Schule von Petetin<br />
und Bourzat, die zeitweise auch bei Rubleva/Shefer<br />
in Moskau trainieren. Im Rhythmustanz<br />
zu „Too Darn Hot“ aus dem Musical Kiss Me<br />
Kate gefielen sie ebenso wie in der Kür zum<br />
„Adagio for Tron“. Auf dem zweiten Endrang<br />
landeten die Ungarn Anna Yanovskaya & Adam<br />
Lukacs, die in Moskau von Svetlana Alexeeva<br />
und Tochter Elena Kustarova betreut werden. Sie<br />
testeten vor der WM noch einmal „Grease“ im<br />
Rhythmustanz und die Hymne an die Liebe von<br />
Patricia Kaas in der Kür. Dritte wurde das neue<br />
Eistanz | Challenge Cup<br />
RT Kür Pkt<br />
1 Evgenia Lopareva / Geoffrey Brissaud<br />
Frankreich 1 1 165.51<br />
2 Anna Yanovskaya / Adam Lukacs<br />
Ungarn 2 2 151.33<br />
3 Chelsea Verhaegh / Sherim Van Geffen<br />
Niederlande 3 3 128.3<br />
niederländische Tanzpaar Chelsea Verhaegh &<br />
Sherim van Geffen. Verhaegh war mittelmäßige<br />
Einzelläuferin und van Geffen vor kurzem noch<br />
Hobbyläufer, aber sie hatten sich bei Maurizio<br />
Margaglio in Finnland rapide verbessert und<br />
schon zuvor sogar das WM-Minimum geschafft.<br />
Nach dem Wettbewerb flogen sie gleich wieder<br />
nach Finnland zurück, um sich auf die WM<br />
vorzubereiten. <br />
•••<br />
Evgenia Lopareva und Geoffrey Brissaud<br />
Foto: Höppner<br />
Challenge Cup<br />
Die für Ungarn laufenden Ioulia Chtchetinina &<br />
Mark Magyar gewannen eine Bronzemedaille<br />
und übertrafen wie die Deutschen die Mindestpunktzahlen<br />
problemlos. Das KP glückte so gut<br />
wie fehlerfrei, in der Kür war ein missglückter<br />
2T nach dem 3T von ihr der einzige Makel.<br />
Auch die Tschechen Elizaveta Zhuk & Martin<br />
Bidar qualifizierten sich als Vierte mit 163<br />
Punkten für die WM, obwohl Zhuk im KP beim<br />
3T und dem Wurfflip zu Boden ging. Aber im<br />
Paarlaufen sind die Punkte am leichtesten zu<br />
erreichen. Coline Kerivan & <strong>No</strong>el Antoine Pierre<br />
aus Paris kamen auf Platz 5 mit 155 Zählern<br />
nach Sturz von Kerivan beim 3T und drei Fehlern<br />
in der Kür. Das Duell der beiden niederländischen<br />
Paare entschieden Nika Osipova &<br />
Dmitry Epstein, die in den Niederlanden bei<br />
Dmitri Kaploun trainieren, mit 140 Punkten und<br />
Rang sechs für sich. Denn sie erlaubten sich im<br />
KP keinen größeren Fehler und landeten auch<br />
3T und Wurfflip. Osipova kommt aus der Moskvina-Schule.<br />
In der Kür gingen dagegen drei<br />
Elemente daneben. Die „Berliner Niederländer“<br />
Daria Danilova & Michel Tsiba (137 Punkte)<br />
patzten zweimal im KP, aber in der Kür war ein<br />
Sturz von Danilova beim 3S einziger großer<br />
Fehler, so dass sie das in der Kür noch fehlende<br />
WM-Minimum schafften.<br />
Weit weg von den Mindestpunktzahlen mit mageren<br />
113 Gesamtpunkten waren die Schweizer<br />
Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet, die bei<br />
fast jedem Element Minuspunkte erhielten.<br />
Auch die Schweden Greta & John Crafoord, die<br />
in den USA trainieren, und die Spanier Dorota<br />
Broda & Pedro Betegon, die in Bergamo leben,<br />
qualifizierten sich nicht für die WM. Die Italiener<br />
Sara Conti & Niccolo Macii leisteten sich im<br />
KP einen seltenen Fehler: Macii stürzte nach<br />
dem Hochwerfen seiner Partnerin beim doppelten<br />
Twist (ihrem ersten Element) vorneüber und<br />
konnte sie nicht auffangen, so dass sie hart fiel.<br />
Nach einigen Sekunden standen sie wieder auf<br />
und berieten sich kurz mit dem Trainer. Conti<br />
Iouila Chtchetinina<br />
und Márk Magyar<br />
Foto: Höppner<br />
Paare | Challenge Cup<br />
KP Kür Pkt<br />
1 Evgenya Tarasova / Vladimir Morozov<br />
Russland 1 1 217.85<br />
2 Annika Hocke / Robert Kunkel<br />
Deutschland 2 2 177.23<br />
3 Iouila Chtchetinina / Márk Magyar<br />
Ungarn 3 3 169.21<br />
4 Elizavets Zhuk / Martin Bidar<br />
Tschechien 5 4 163.11<br />
5 Coline Keriven / <strong>No</strong>el Antoine Pierre<br />
Frankreich 4 5 155.45<br />
6 Nika Osipova / Dmitry Epstein<br />
Niederlande 6 7 140.02<br />
7 Daria Danilova / Michel Tsiba<br />
Niederlande 8 6 137.10<br />
8 Greta Crafoord / John Crafoord<br />
Schweden 10 8 127.69<br />
9 Dorota Broda / Pedro Betegon<br />
Spanien 9 10 125.78<br />
10 Alexandra Herbriková / Nicolas Roulet<br />
Schweiz 11 9 113.34<br />
Ausgeschieden:<br />
- Sara Conti / Niccolo Macii<br />
Italien - - -
24<br />
Vorschläge für Regeländerungen<br />
Regeländerungs-Vorschläge<br />
für ISU-Kongress im Jahr 2022<br />
Der für Juni 2020 im thailändischen<br />
Badeort Phuket vorgesehene ISU-<br />
Kongress musste verschoben werden,<br />
zunächst um ein Jahr auf Anfang Juni<br />
<strong>2021</strong>. Aber da die Pandemie mit Reiseund<br />
Kontaktbeschränkungen sowie<br />
Quarantänen länger dauert als 2020<br />
vermutet, ist auch dieses Datum illusorisch.<br />
In den Spätsommer verschieben<br />
macht wenig Sinn, und noch später sind<br />
viele Delegierte schon wieder bei Wettbewerben<br />
beschäftigt. Die ISU hat noch<br />
einmal die Verbände gefragt, ob sie in<br />
diesem Sommer eine Online-Konferenz<br />
veranstalten soll, was keinen großen<br />
Anklang fand. Daraufhin beschloss der<br />
Vorstand, den nächsten Kongress planmäßig<br />
erst vom 6. bis 10. Juni 2022 abzuhalten,<br />
wegen der schon geleisteten<br />
Anzahlungen an das Hotel in Phuket<br />
und nicht in Las Vegas, wo der übernächste<br />
Kongress für 2022 geplant war.<br />
Wichtige Vorschläge für eilige Regeländerungen<br />
können jetzt nicht beschlossen<br />
werden. Oder man ermächtigt den<br />
Vorstand, Regeländerungen ausnahmeweise<br />
ohne Zustimmung der Mitglieder<br />
zu beschließen.<br />
Auf jeden Fall hat die ISU die provisorischen<br />
Vorschläge für Regeländerungen<br />
(144 Seiten) online veröffentlicht. Jeder<br />
Verband, die ISU-Komitees und der Vorstand<br />
können noch Änderungen und Ergänzungen<br />
anbringen. Die endgültige<br />
Tagesordnung hat noch ein Jahr Zeit,<br />
denn bis dahin kommen sicherlich neue<br />
Anträge hinzu und andere werden zurückgezogen.<br />
ISU-Generaldirektor Fredi<br />
Schmid wies daraufhin, dass für jede<br />
Regeländerung, die Geld kostet, ein geschätztes<br />
Budget beigefügt werden<br />
muss. Wer zum Beispiel zehn zusätzliche<br />
Läufer bei der WM zulassen will,<br />
muss auflisten, wie viel diese Läufer<br />
den Ausrichter kosten (Hotel, Mahlzeiten,<br />
Bustransporte, Sitzplätze in der<br />
Halle usw.).<br />
Hier die wichtigsten Vorschläge für Regeländerungen.<br />
Falls kein Land aufgeführt<br />
wird, sind es Vorschläge der ISU:<br />
Grundsätzliches<br />
Beschlossen werden soll, ob ein Kongress generell<br />
verschoben oder online mit E-Mail-Stimmabgabe<br />
abgehalten werden soll. Der ISU-Vorstand<br />
soll schon vier Jahre im Voraus provisorisch<br />
entscheiden, wo eine ISU-Meisterschaft<br />
stattfinden soll. Ungarn will Junioren-Europameisterschaften<br />
und Junioren-Vier-Kontinente-<br />
Meisterschaften einführen. Die „Event-Koordinatoren“<br />
der ISU sollen in Zukunft zeitgemäßer<br />
Event Manager genannt werden.<br />
Kanada will, dass wichtige Regeländerungen nur<br />
in den ersten beiden Jahren nach Olympischen<br />
Spielen in Kraft treten können, damit sich Läufer<br />
optimal auf die Spiele vorbereiten können und<br />
sich nicht damit beschäftigen müssen, neue Regeln<br />
zu lernen. Weibliche Sportler sollen nicht<br />
mehr Ladies, sondern Women genannt werden,<br />
also Frauen statt Damen. Damen sollen in Zukunft<br />
auch im Eistanzen generell Hosen tragen<br />
dürfen (bisher nur im Kunstlaufen). Russland<br />
will, dass Sportler sechs statt bisher vier Werbeträger<br />
auf ihrer Kleidung tragen dürfen.<br />
Musik-CDs sollen nicht mehr verwendet werden<br />
dürfen, weil sie veraltet und störanfällig sind,<br />
sondern nur noch moderne Formate. Läufer<br />
müssen Musik in einer in der Ausschreibung erwähnten<br />
Form einschicken. Nach dem Wettbewerb<br />
muss die Musik aus Datenschutzgründen<br />
gelöscht werden. Wenn es (wie bei manchen<br />
kleineren Wettbewerben) zuvor kein offizielles<br />
Training gibt, muss dem Läufer oder Trainer die<br />
Möglichkeit gegeben werden, tatsächlich einmal<br />
die eigene Musik zu hören und zu bestätigen,<br />
dass es seine Musik ist. Die Türkei schlägt vor,<br />
dass sämtliche Läufer der Welt, die an größeren<br />
internationalen Wettbewerben teilnehmen, ihre<br />
Musikstücke in eine ISU Cloud hochladen, in der<br />
sie gespeichert und für jeden Wettbewerb verwendet<br />
werden. Das erspart den Organisatoren<br />
von Wettbewerben viel Zeit für die erneute Registrierung.<br />
Bei Musik- oder anderen Problemen<br />
während der Programme (zum Beispiel auf das<br />
Eis geworfenen Gegenständen), für die der Läufer<br />
nicht verantwortlich ist, soll es keine Punktabzüge<br />
mehr geben, wenn der Läufer sein Programm<br />
unterbricht. Denn zuletzt hatte kaum<br />
noch ein Schiedsrichter oder Läufer eine Unterbrechung<br />
gewagt, aus Sorge, der Läufer erhält<br />
fünf Punkte Abzug.<br />
<strong>No</strong>rwegen will das Mindestalter ab der nacholympischen<br />
Saison 2022/23 für Meisterklasse-<br />
Wettbewerbe von 15 Jahren (am 1. Juli, wenn<br />
die Saison beginnt) auf 17 Jahre erhöhen. Wer<br />
schon 2022 bei EM, WM, 4C oder den Olympischen<br />
Spielen gelaufen ist, darf weiterhin in der<br />
Meisterklasse starten, auch wenn er oder sie<br />
das neue Mindestalter noch nicht erreicht hat.<br />
Kanada will das Höchstalter für Junioren im<br />
Paarlauf und Eistanzen auch für Frauen auf 21<br />
Jahre erhöhen. Ungarn schlägt neue Bezeichnungen<br />
für die Altersklassen zwischen sieben<br />
und 15 Jahren vor. Russland will, dass jeder, der<br />
bei nationalen Meisterschaften gelaufen ist,<br />
eine Freigabe seines Verbandes braucht, wenn<br />
er für ein anderes Land starten will.<br />
Läufer, die sich nicht für das KP (wenn die Qualifikation<br />
wieder eingeführt werden sollte) oder<br />
die Kür qualifizieren, werden nur bis einschließlich<br />
zum Frühstück des Tages nach dem Ausscheiden<br />
finanziert. Dieses Thema wurde schon<br />
vor Jahren diskutiert. Probleme können für ärmere<br />
Verbände entstehen, wenn Umbuchungen<br />
auf frühere Rückflüge teuer sind und der weitere<br />
Hotelaufenthalt ebenfalls. Läufer, die ihre<br />
Teilnahme an ISU-Meisterschaften kurzfristig<br />
absagen, sollen kein detailliertes Attest über die<br />
Art der Erkrankung oder Verletzung mehr an die<br />
ISU schicken müssen, weil dies der neuen<br />
Schweizer Datenschutzrichtlinie widerspricht.<br />
Läufer sollen beim Training aus Sicherheitsgründen<br />
keine Kopf hörer, elektronische Ohrstecker<br />
oder andere körpernahen technischen Geräte<br />
benutzen dürfen.<br />
Wettbewerbe und Elemente<br />
ISU-Meisterschaften sollen schon in der kommenden<br />
Saison <strong>2021</strong>/22 einschließlich Trainingstagen<br />
nicht länger als sieben Tage dauern<br />
(das ist jetzt schon so). Ab 2022/23 sind maximal<br />
acht Tage zulässig, falls eine Qualifikation<br />
wieder eingeführt wird. Die vor Jahren abgeschafften<br />
und 2018 versehentlich wieder eingeführten<br />
Zwischenauslosungen im Grand Prix<br />
sollen abgeschafft werden. Island schlägt vor,<br />
dass die Mindestpunktzahlen bis 1. Juli veröffentlicht<br />
werden müssen, damit die Läufer und<br />
Trainer wissen, woran sie sind. Nicht mehr die<br />
Rede ist vom Abschaffen des KP und Ersatz<br />
durch eine künstlerische Kür mit limitierter Zahl<br />
von Sprüngen neben der weiterhin existierenden<br />
traditionellen Kür. Dies schien vor einem Jahr<br />
ein Hauptthema zu werden.<br />
Ab der Saison 2022/23 soll es bei der WM wieder<br />
eine Qualifikationsrunde geben, so wie<br />
schon früher mehr als einmal für ein paar Jahre,<br />
weil die Läuferzahlen in den KP in den vergangenen<br />
Jahren zu groß geworden ist. In diesen<br />
Runden wird nur eine Kür gelaufen. Maximal<br />
können je 54 Läufer im Einzellaufen, 40 im Eistanzen<br />
und 32 im Paarlaufen für eine WM nominiert<br />
werden. Je 24 Einzelläufer, 20 Tanzpaare<br />
und 16 Kunstlaufpaare erhalten gemäß der<br />
Platzierung der Läufer ihres Verbandes bei der<br />
vorangegangenen WM einen „Direct Entry“, sie<br />
dürfen direkt im KP bzw. Rhythmustanz starten,<br />
auch Länder mit zwei oder drei Startern. Läufer
25<br />
der anderen Länder müssen die Qualifikationsrunde<br />
laufen, je Land und Disziplin stets nur ein<br />
Teilnehmer, der die drei statt bisher zwei verschiedenen<br />
Mindestpunktzahlen erreicht haben<br />
muss. Denn neben den bisherigen Technischen<br />
Mindestpunktzahlen für KP und Kür soll eine<br />
Technische Mindestpunktzahl für einen gesamten<br />
Wettbewerb eingeführt werden. Die besten<br />
12 Damen und Herren sowie die besten zehn<br />
Tanzpaare und acht Kunstlaufpaare der Qualifikationsrunde<br />
kommen weiter. Falls die Zahl der<br />
direkt nominierten Läufer bzw. Paare höher ist<br />
als die oben genannten 24, 20 bzw. 16, reduziert<br />
sich die Zahl der Läufer, die nach der Qualifikation<br />
weiterkommen entsprechend. Falls die<br />
Zahl der direkt nominierten Läufer niedriger als<br />
24, 20 bzw. 16 ist, kommen entsprechend mehr<br />
weiter. Die Punkte aus der Qualifikation zählen<br />
nicht zum späteren Gesamtergebnis, sondern jeder<br />
fängt mit dem KP bzw. Rhythmustanz wieder<br />
bei null an. Das war bei den früheren Qualifikationen<br />
um die Jahrtausendwende herum<br />
zeitweise genauso, aber dann einige Jahre lang<br />
anders, als alle Läufer eine Qualifikation laufen<br />
mussten. Falls nur ein oder zwei Läufer mehr<br />
starten wollen als die 36, 30 bzw. 24, die das KP<br />
bzw. den RT erreichen, kann beschlossen werden,<br />
die Qualifikationsrunde zu streichen.<br />
Anders als seit 2018 gültig, sollen nun doch<br />
wieder nur 16 statt 20 Kunstlaufpaare die Kür<br />
erreichen und der damals erfolgreiche Kampf<br />
der Paarlauffreunde (wie John Coughlin) war<br />
vergeblich. Denn bei der WM 2019 gingen nur<br />
19 Paare an den Start (es waren schon mal 27)<br />
und die WM 2020, bei der es mehr gegeben<br />
hätte, ist ausgefallen. Falls bei der WM <strong>2021</strong><br />
wieder viele leistungsstarke Paare starten, könnte<br />
dieser Vorschlag vielleicht geändert werden,<br />
wenn sich Paarlauflobbyisten dafür einsetzen.<br />
Sprungfolgen sollen nicht mehr mit nur 80 Prozent<br />
der Summe der Sprünge bewertet werden,<br />
sondern mit 100 Prozent. Kanada will, dass bei<br />
den Damenküren die Programmkomponenten<br />
mit 2,0 wie bei den Herren multipliziert werden<br />
statt nur mit 1,6 wie bisher. Denn weil die Damen<br />
inzwischen mehr Punkte für schwierigere<br />
Elemente erhalten, müsse es auch mehr Punkte<br />
für die Komponenten geben, damit das Verhältnis<br />
von 50 : 50 Prozent wieder annähernd erreicht<br />
wird. Die Technischen Komitees der ISU<br />
schlagen stattdessen vor, den Multiplikationsfaktor<br />
für die Komponenten jährlich neu festzulegen<br />
und in den aktuellen Mitteilungen (Communications)<br />
bekanntzugeben. Werden diese<br />
jährlich geändert, machen natürlich Vergleiche<br />
der Punktzahlen mit früheren Saisons und der<br />
Begriff Weltrekord gar keinen Sinn mehr.<br />
Österreich will (wie schon 2018) zwei getrennte<br />
Weltranglisten für Junioren und Meisterklasse,<br />
denn Juniorenläufer ab 15 Jahren können auch<br />
Weltranglistenpunkte in Meisterklassenwettbewerben<br />
holen. Juniorenläufer zwischen 13 und<br />
15 Jahren können jedoch nur bei den Junioren<br />
Grand Prix Weltranglistenpunkte sammeln, was<br />
ungerecht sei.<br />
In Juniorenküren der Einzelläufer/innen soll die<br />
übliche Schrittfolge durch eine Choreo-Schrittfolge<br />
ersetzt werden, um auch in diesem Alter<br />
schon die Kreativität zu fördern. Eine Eistanzchoreografie<br />
darf jetzt auch einen Sprung von<br />
höchstens eineinhalb Umdrehungen enthalten.<br />
Neu definiert wurden die Elemente beim Synchronlaufen.<br />
Bei Synchronwettbewerben soll der<br />
Veranstalter in Zukunft jedem Team der Meisterklasse<br />
mindestens 10 Minuten kostenlose<br />
Trainingszeit vor dem KP und 12 Minuten vor<br />
der Kür geben, bei den Junioren 10 und 11 und<br />
beim Nachwuchs 10 Minuten vor der Kür.<br />
Änderungen für die Jury<br />
Kanada, Italien und die Niederlande schlagen<br />
vor, dass bei den (Junioren und Meisterklasse)<br />
Grand Prix, ISU-Meisterschaften und Olympischen<br />
Spielen und Jugendspielen und Synchronwettbewerben<br />
die Hälfte der Preisrichter nur die<br />
Punkte für die Elemente und die Komponente<br />
Eislauffähigkeiten vergeben und die andere<br />
Hälfte die Punkte für die übrigen Komponenten.<br />
Wer was wertet, soll erst direkt vor dem Wettbewerb<br />
ausgelost werden. So könnten alle<br />
Preisrichter in beiden Wettbewerbsteilen zum<br />
Einsatz kommen, was im Augenblick häufig<br />
nicht der Fall ist. Controller und Technische<br />
Spezialisten sollen beim Eistanzen und Synchronlaufen<br />
nicht bei demselben Wettbewerb in<br />
einer anderen Disziplin als Schieds- oder Preisrichter<br />
wirken dürfen, also zum Beispiel nicht<br />
bei den Damen als Controller und bei den Herren<br />
als Schieds- oder Preisrichter. Diese Idee<br />
würde bei kleineren Wettbewerben die Kosten<br />
erhöhen, weil man dann den einen oder anderen<br />
zusätzlichen Offiziellen benötigt. Kanada, China<br />
und Italien wollen, dass die detaillierten Einzelbewertungen<br />
des KP oder Rhythmustanzes bei<br />
den Meisterschaften erst nach dem Ende der<br />
Küren veröffentlicht werden, um die Anonymität<br />
der Preisrichter bis dahin zu gewährleisten.<br />
Argentinien schlägt vor, das Mindestalter für internationale<br />
Preisrichter auf 24 Jahre festzulegen.<br />
Belgien beantragt, das Mindestalter für<br />
Preisrichter bei Nachwuchswettbewerben auf 21<br />
Jahre zu senken und das Höchstalter für alle auf<br />
75 Jahre zu erhöhen. Die Niederlande möchten<br />
die Zugangsvoraussetzungen für Technische<br />
Controller erleichtern, weil es beim Eistanzen,<br />
Paarlaufen und Synchronlaufen zu wenige gebe.<br />
Technische Spezialisten sollen leichter als bisher<br />
nach einigen Jahren Erfahrung auch Controller<br />
werden können.<br />
Den Begriff des „Assistenten des Technischen<br />
Spezialisten“ soll es nicht mehr geben, sondern<br />
beide Technischen Spezialisten sollen gleichberechtigt<br />
werden. Nach dem einen oder anderen<br />
negativen Vorfall werden neue Regeln vorgeschlagen,<br />
wenn Mitglieder der Jury eine offensichtlich<br />
falsche Entscheidung treffen, zum Beispiel<br />
wenn die Spezialisten einen Vierfachsprung<br />
als dreifach registrieren oder wenn der Data<br />
Operator auf den falschen Knopf gedrückt hat.<br />
Für alle Offiziellen soll die Kosten von Mahlzeiten<br />
und Übernachtungen ab dem Abend-Dinner<br />
(bisher dem Mittagslunch) vor dem ersten Training<br />
bis zum Morgen nach Ende ihres Wettbewerbs<br />
und der Diskussion nach dem Wettbewerb<br />
übernommen werden. Klaus-Reinhold Kany<br />
Verbandspräsidentin<br />
von Österreich<br />
Christiane Mörth<br />
Quelle: Skate Austria<br />
Österreichs Vizepräsidentin<br />
Evelyn Rousoukhi<br />
Quelle: Facebook<br />
Kanadas<br />
Verbandspräsidentin<br />
Leanna Caron<br />
Quelle: Facebook<br />
Verbands präsident<br />
von Russlands<br />
Alexander Gorshkov<br />
Foto: privat<br />
Der verstorbenen<br />
US-Paarläufer<br />
John Coughlin<br />
Foto: Kany<br />
Vorschläge für Regeländerungen
26<br />
Hippolyt Cup <strong>2021</strong><br />
Österreich<br />
Hippolyt Cup <strong>2021</strong><br />
mit Mehrfachfunktion<br />
Ende Jänner (Januar) wurde in St. Pölten der traditionelle Hippolyt<br />
Cup ausgetragen. <strong>No</strong>vum war, dass im Rahmen dieses Wettbewerbs<br />
oder Bewerbs, wie man in Österreich sagt, auch die Wiener Meisterschaften<br />
abgehalten wurden. Die Zahl der teilnehmenden Wiener Läufer<br />
war vergleichsweise überschaubar. Sehr erfreulich war, dass auch ein<br />
Special Olympics Bewerb Teil der Veranstaltung war, so dass auch Sportler<br />
mit Behinderung Gelegenheit hatten, ihr Können zu zeigen. Lediglich<br />
die geplanten Adult-Bewerbe mussten aufgrund des verlängerten<br />
Lockdowns abgesagt werden. Die gesamte Veranstaltung unterlag<br />
einem strengen COVID-Konzept: Eintritt in die Halle nur für<br />
Läufer, Trainer und Funktionäre mit negativem Test, Zuschauer<br />
waren nicht zugelassen, dafür gab es einen Livestream.<br />
Ein sehr großes Teilnehmerfeld gab es mit 19<br />
Starterinnen bei den Intermediate <strong>No</strong>vice Mädchen<br />
(Neulingen). Es setzte sich die Wienerin<br />
Marharyta Chachyk (37,89 Punkte) mit flotter<br />
Kür zu La Strada mit guten Komponenten und<br />
schönen <strong>Pirouette</strong>n knapp vor Sascha Sophie<br />
Erhardt (37,15 Punkte) durch. Dritte wurde Sophie<br />
Schwartz (35,61 Punkte). Bei den Knaben<br />
gewann Michail Savenkov (46 Punkte) vor Leon<br />
Salzer (34,73 Punkte).<br />
In der Kategorie Advanced <strong>No</strong>vice (Fortgeschrittener<br />
Nachwuchs) lieferten sich Sara<br />
Höfer (85,82 Punkte) und Flora Marie Schaller<br />
(83,30 Punkte) ein spannendes Duell, das<br />
Höfer am Ende des Tages zwar mit technisch<br />
einfacheren, dafür aber saubereren Programmen<br />
für sich entschied. Dritte wurde Farah Hofer<br />
(72,22 Punkte). Bei den Knaben gewann Tobias<br />
Oellerer (86,50 Punkte) dank höherer Komponenten<br />
hauchdünn vor Daniel Ruis (86,07). Dritter<br />
wurde Nikolaj Gromov (63,21 Punkte). Es<br />
waren nur drei (Wiener) Läufer am Start. Beim<br />
Eistanzen waren Elisabeth Havers / Leo Havers<br />
(79,65) die einzigen Starter und Titelgewinner<br />
in dieser Altersklasse<br />
Junioren: überraschend knapper Sieg<br />
für Leitgeb<br />
Bei den Juniorinnen sah es nach dem Kurzprogramm<br />
der Damen kurz nach einer Überraschung<br />
aus, denn nach einer aufgerissenen<br />
Kombi (nur 2S-2T) lag die Favoritin Dorotea<br />
Leitgeb nur auf Rang zwei hinter Jasmin Elsebaie.<br />
In der Kür zog Leitgeb (125,13 Punkte) ihr<br />
Programm jedoch eisern durch, auch wenn ein<br />
paar Sprünge etwas wackelig waren. Sie gewann<br />
insgesamt knapp, aber verdient und wurde<br />
auch Wiener Meisterin. Elsebaie (123,33<br />
Punkte) war die Nervosität anzumerken, mit guter<br />
Kür eine Chance auf den Sieg zu haben.<br />
Aber sie kämpfte tapfer und lieferte mit drei<br />
Dreifachsprüngen und zwei 2A ein spannendes<br />
Duell um den Sieg. Auf Rang drei landete Paola<br />
Jurisic (105,56 Zähler).<br />
Alexander Charnagalov (123,58 Punkte) patzte<br />
bei den Herren im Kurzprogramm bei seinen<br />
Sprüngen, in der Kür konnte er sich aber fast<br />
vollständig rehabilitieren: 3T-2T, 3S-2T, 2A und<br />
3S gelangen superschön, nur beim zweiten Axel<br />
stürzte er. Der Sieg und Wiener Meistertitel war<br />
ihm sicher, denn der einzige weitere Teilnehmer,<br />
Nuwan David Rondon (79,29 Punkte), lief insbesondere<br />
technisch deutlich schwächer. Beim<br />
Eistanzen gewannen Corinna Huber / Patrick<br />
Huber (92,67 Punkte) im Alleingang.<br />
WM-Probelauf für Mikutina<br />
und Zandron<br />
In der Meisterklasse wurden nur Einzelbewerbe<br />
ausgetragen und hier hatten die WM-Starter<br />
Olga Mikutina und Maurizio Zandron Gelegenheit,<br />
die Form noch einmal zu testen. Mikutina<br />
(191,30 Punkte) meisterte das bravourös. Sie<br />
stand sowohl in KP als auch der Kür ihre 3-3<br />
Olga Mikutina<br />
Foto: Höppner<br />
Kombi, in der Kür gelangen fünf Dreifache,<br />
aber der geplante 3S nach einem<br />
2A ging nur doppelt. Vor allem in der Kür<br />
zur Musik von Ludovico Einaudi sieht man<br />
sehr schön, dass sie im Laufen reifer geworden<br />
ist - eine gelungene Generalprobe.<br />
Die Zweitplatzierte Sophia Schaller<br />
(143,19) ist eine sehr musikalische Läuferin.<br />
Im KP passte jede Finger- und Fußspitze<br />
zur Musik und sie konnte artistisch gut mit<br />
Mikutina mithalten. Die Kür begann sie mit<br />
gelungener 2A-Euler-3S-Sprungfolge, doch<br />
von da an lief einiges schief: bei einigen Dreifachen<br />
stürzte sie, andere riss sie auf. Dritte<br />
und letzte wurde Emilie Grosch (95,14 Punkte).<br />
Es war keine Wiener Läuferin am Start.<br />
Bei den Herren absolvierte Zandron (216,63<br />
Punkte) das KP ganz gut, obwohl er bei der<br />
Kombi an den 3L nur einen 2T anschloss. In der<br />
Kür klappte dann allerdings einiges nicht wie<br />
geplant. Der erste Axel war fast gestürzt, der<br />
zweite doppelt und auch hier war bei einer<br />
Kombi ein Toeloop doppelt und er wirkte auch<br />
etwas weniger spritzig als bei den österreichischen<br />
Meisterschaften. An den Fehlern muss er<br />
bis zur WM noch arbeiten, der Sieg in St. Pölten<br />
war aber keine Minute gefährdet, da der zweite<br />
Starter, Valentin Eisenbauer (123,22 Punkte),<br />
technisch und auch in den Komponenten nicht<br />
mithalten kann. In der Kür stürzte er dazu dreimal.<br />
Er konnte aber dennoch zufrieden sein,<br />
denn er gewann zum ersten Mal den Wiener<br />
Meistertitel.<br />
Eislaufen neuer Modesport in Wien<br />
Nach mehrmonatigem mehr oder weniger strengem<br />
Lockdown entpuppt sich Eislaufen in Wien<br />
als neuer Trendsport. Während Indoor-Sportarten<br />
verboten sind und aufgrund der Kontaktbeschränkungen<br />
auch Mannschaftssportarten wie<br />
Fußball unzulässig waren, durften die Freilufteisbahnen<br />
offenhalten. Dementsprechend groß<br />
war der Andrang und es kam bei WEV, Wiener<br />
Eistraum & Co. immer wieder auch zu Warteschlangen,<br />
denn die Besucherzahlen waren und<br />
sind COVID-bedingt streng limitiert. Die Lust auf<br />
Eis ist mangels Alternativen sowie sicherlich<br />
auch, weil gerade Eislaufen eine gute Möglichkeit<br />
bietet, die gegenwärtigen Limitierungen des<br />
täglichen Lebens kurz zu vergessen, ungebrochen.<br />
Und im Idealfall wird so vielleicht auch bei<br />
ein paar jungen Talenten Interesse am Eiskunstlaufsport<br />
geweckt. <br />
Katrin Flaschka
Schweizer Nachwuchs meldet sich<br />
Vor zwei Jahren wurde im Schweizer<br />
Eiskunstlauf ein neues Nachwuchs-<br />
Konzept entwickelt. Mit Richard Leroy als<br />
neuem Nachwuchs-Nationaltrainer soll<br />
dies umgesetzt werden.<br />
Es ist ein wenig bezeichnend für diese Tage –<br />
das Romantik-Hotel Sonne in Küsnacht am Zürichsee<br />
präsentiert sich heuer zum <strong>März</strong>anfang<br />
anders als in den letzten Jahren: Denn wenn die<br />
Covid-19-Pandemie nicht wäre, würde zwischen<br />
dem Seeufer und dem Hotelgebäude eine kleine<br />
Eisfläche zum Eislaufen einladen. Und die Sunny<br />
Ice Angels mit mehreren ehemaligen Schweizer<br />
Spitzenläuferinnen böten wöchentlich im Rahmen<br />
einer abendlichen Eislauf-Show ihr Können<br />
zum Besten. Vor zwei Jahren erfolgte am selben<br />
Ort der Auftakt („Kick-off“) für das neugeschaffene<br />
Swiss Ice Skating Team <strong>No</strong>vice. Diana Barbacci<br />
Lévy (Präsidentin Swiss Ice Skating) begrüßte<br />
damals Aktive, Eltern und Offizielle und<br />
eröffnete das geplante Projekt eines Swiss Ice<br />
Skating Teams <strong>No</strong>vice.<br />
Impulse des Nachwuchs-<br />
Nationaltrainers<br />
Verantwortlich für dieses <strong>No</strong>vice Nationalteam<br />
zeichnet Nachwuchs-Nationaltrainer Richard<br />
Leroy. Hierfür arbeitete der vorher 15 Jahren<br />
lang beim Eislauf-Club Küsnacht als Trainer tätige<br />
Franzose und Schweizer ein Nachwuchskonzept<br />
aus. Leroy stand über Jahre vor allem<br />
im Ruf, seine Schützlinge äußerst attraktive<br />
Programme laufen zu lassen, echte „Hingucker“-<br />
Präsentationen. Bezüglich der Schweizer Nachwuchsförderung<br />
war Leroy klar: „Wir mussten in<br />
dieser Sache etwas machen.“ Alles begann mit<br />
der Schaffung der neuen 100%-Stelle eines<br />
Nachwuchs-Nationaltrainers. „Zu Beginn meiner<br />
Tätigkeit als Nachwuchs-Nationaltrainer hatte<br />
ich zwar etwas Angst, von meinen früheren<br />
Trainerkollegen in dieser neuen Aufgabe allenfalls<br />
nicht akzeptiert zu werden“, gibt Leroy zu<br />
bedenken, um gleich Entwarnung zu geben:<br />
„Aber es stellte sich heraus, dass ich von allen<br />
gut aufgenommen worden bin.“ Der neue Nachwuchs-Nationaltrainer<br />
versteht denn seine Rolle<br />
auch als Helfer, Problemlöser und Ansprechpartner.<br />
„Ich habe in den vergangenen zwei Jahren<br />
viele Gespräche mit Coaches, Läuferinnen und<br />
Läufern und deren Eltern geführt. Es ging auch<br />
darum, eine einheitliche Denkweise zu finden<br />
und Pflichtenhefte zu erstellen.“ Überhaupt ist<br />
Gespräche führen eine der wichtigen Aufgaben<br />
eines Nationaltrainers, etwa mit den Leitungsgremien<br />
von Sportschulen. Der neue Posten wird<br />
von Swiss Olympic finanziert und ist ein Beitrag<br />
für professionelle Strukturen in der Nachwuchsausbildung<br />
von Swiss Ice Skating. „Ich verdiene<br />
zwar weniger als in meinem vorherigen Beruf<br />
als Eislauftrainer, aber für mich ist dies ein neuer<br />
Lebensabschnitt. Meine Aufgabe besteht nun<br />
unter anderem darin, die Läuferinnen und Läufer<br />
und ihre zuständigen Coaches zu unterstützen,<br />
allfällige Lösungen in vielerlei Hinsicht zu<br />
finden. Damit sind nicht nur die absolut Besten<br />
eingeschlossen, sondern diese Möglichkeit sollte<br />
allen Nachwuchsleuten zukommen.“ Als<br />
Nachwuchs gelten alle Läuferinnen und Läufer<br />
mit 15 Jahren und jünger.<br />
Ausgeklügeltes System<br />
Mittlerweile ist eine ganze Reihe von Richtlinien<br />
und Reglementen geschaffen worden, sei<br />
es für Kaderselektionen, die Vergabe von Swiss<br />
Olympic Talent Cards (es gibt deren 38) oder<br />
etwa Selektionskriterien verschiedener internationaler<br />
Wettkämpfe. Selektionen erfolgen auf<br />
der Grundlage der Kaderstruktur FTEM, einem<br />
pyramidenartig gestalteten Rahmenkonzept zur<br />
Sport- und Athletenentwicklung. FTEM bedeutet<br />
– Foundation F1 F2 F3, Talent T1 T2 T3 T4,<br />
Elite E1 E2 und Mastery M. Informationswege<br />
werden geschaffen, so auch mit einem Newsletter.<br />
Und was nicht zu unterschätzen ist, dies<br />
alles erfolgt in der Schweiz immer in drei Sprachen.<br />
„2020 wurden die Piste Test Skates geschaffen.<br />
Das sind Übungen, die speziell für Eislaufende<br />
gestaltet worden sind. Bis heute haben<br />
206 Teilnehmende diese Piste Test Skates<br />
absolviert“, erklärt Leroy. Die Piste Test Skates<br />
(genauer: Prognostische Integrative Systematische<br />
Trainer-Einschätzung) sind wie folgt zusammengesetzt:<br />
Athletenbiografie (15%),<br />
Sportliches Leistungsniveau (50%), Physische<br />
Leistungsfähigkeit (25%) und Psyche (10%).<br />
In den Nationalkadern sind 95 Aktive aufgeführt,<br />
ergänzt mit 152 Aktiven verschiedener<br />
Regionalkader. Die nächste Kaderzusammensetzung<br />
erfolgt im April. Es sind Trägerschaften<br />
gebildet worden. Vier von ihnen siedeln sich in<br />
der Region Zürich an mit Dübendorf, Örlikon,<br />
Küsnacht und Winterthur, zwei in der Romandie<br />
mit Genf und Yverdon. Weitere sind vorgesehen.<br />
„Das Ganze gilt nicht für immer. Es kann Anpassungen<br />
geben“, erklärt Leroy hierzu. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Regionen werde ausgebaut.<br />
„Und wir dürfen die Prävention nicht vergessen“,<br />
erinnert er. Der 48-Jährige will den<br />
Nachwuchsleuten bezüglich der Gesundheit<br />
medizinische Untersuchungen ermöglichen, den<br />
Zugang zur Sportmedizin erleichtern und sie im<br />
Umgang mit den sozialen Medien schulen. Leroy<br />
nimmt sich vor, eine Fülle von Ideen umzusetzen.<br />
„Ich bin der Meinung, die besten Trainerinnen<br />
und Trainer sollten auch bei den Jüngsten<br />
am Anfang der Karriere zum Einsatz kommen.“<br />
Leroy stellt sich auch vor, frühere Eislaufgrößen<br />
wie Welt- und Europameisterin Denise<br />
Biellmann, Europameisterin Sarah van Berkel<br />
(geborene Meier) oder ehemalige langjährige<br />
Läuferinnen und Läufer wieder mehr in die Abläufe<br />
einzubeziehen. Und mit Genugtuung stellt<br />
Leroy fest: „Frankreich interessiert sich für unser<br />
Nachwuchs-System. Sie machen jetzt das<br />
Gleiche.“ Auf die Frage, ob er zuversichtlich bezüglich<br />
der erhofften Ergebnisse dieser Nachwuchsförderung<br />
sei, antwortet der Eiskunstlauffachmann:<br />
„Ich bin mehr als zuversichtlich.<br />
Ich bin ganz sicher, dass es gut kommt.“<br />
Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy<br />
Ergebnisse dürften folgen<br />
Viele Augen sind etwa auf Basels Kimmy Vivienne<br />
Repond gerichtet – die Junioren-Schweizermeisterin<br />
2020 sorgt schon seit einiger Zeit<br />
für Aufsehen. Etwa kürzlich an der Sofia Trophy<br />
mit einer persönlichen Bestleistung von 183,69<br />
Punkten und einem zweiten Rang bei den Juniorinnen.<br />
Im Protokoll der 14-Jährigen sind über<br />
beide Tage gesehen zehn Dreifachsprünge der<br />
Palette von L, F, R, S und T mit Sprungkombinationen<br />
aufgeführt. „Wir haben junge Läuferinnen<br />
in der Schweiz, die in der Lage sind, in Programmen<br />
mehrere Dreifachsprünge zu zeigen.<br />
Ihre Entwicklung braucht noch etwas Zeit“, bestätigt<br />
Leroy.<br />
Albert-René Kolb<br />
Kimmy Vivienne Repond<br />
Fotos: Kolb<br />
27<br />
Schweizer Nachwuchskonzept
28<br />
Margarete Klebe und Paul Metzner<br />
Eislaufgeschichte:<br />
Margarete Klebe und Paul Metzner<br />
Eiskunstlaufen<br />
in den Jahren des<br />
Ersten Weltkriegs<br />
Eislaufgeschichte<br />
Zu den heute nahezu unbekannten<br />
Deutschen Meister/innen gehören<br />
die Berliner Margarete Klebe und Paul<br />
Metzner. Ihre Lebensgeschichte spiegelt<br />
den Über lebenskampf der Sportart<br />
Eiskunstlaufen in der wirtschaftlich<br />
Alle Fotos: Sportmuseum Leipzig<br />
schwierigen und scheinbar sportfreien<br />
Zeit des Ersten Weltkriegs<br />
wider. Sie offenbart eine kaum<br />
aufgearbeitete Periode<br />
deutscher Sportgeschichte.<br />
Margarete Klebe und Paul Metzner<br />
aus Arthur Vieregg, „Der Eisläufer“,<br />
Verlag Quelle & Meyer, Leipzig<br />
Paul Metzner -<br />
Deutscher Meister 1914<br />
Paul Heinrich Robert Metzner gehörte zu den<br />
größten deutschen Eiskunstlauf-Talenten in den<br />
1910er Jahren und galt als potentieller Nachfolger<br />
von Werner Rittberger. Er wurde am<br />
1.11.1894 als Sohn des Restaurateurs Heinrich<br />
Rudolf Oskar Metzner und Gertrud Wilhelmine<br />
Wichmann in Berlin geboren. Die Familie lebte<br />
in der Holzmarktstraße 72. Paul Metzner trainierte<br />
im Berliner Schlittschuhclub (BSchC). Die<br />
Fachpresse erwähnte ihn erstmals mit seinem<br />
Sieg beim Internationalen Junioren-Kunstlaufen<br />
am 22.01.1912 in Budapest. Trotz Abiturvorbereitungen<br />
nahm er in der Saison 1912/13 an<br />
zahlreichen Wettbewerben teil. Im Alleingang<br />
siegte er beim Internationalen Senioren-Kunstlaufen<br />
am 26.01.1913 in Budapest. Beim Internationalen<br />
Herren-Kunstlaufen um den „Wanderpreis<br />
des Arbeitsministeriums“ am 02.02.1913<br />
in Troppau (Opava) errang er als bestplatzierter<br />
Deutscher hinter den Österreichern Ernst Oppacher,<br />
Ludwig Wrede und Erwin Schwarzböck den<br />
vierten Platz. Hinter seinem Vereinskameraden<br />
Werner Rittberger erlief Paul Metzner beim „Hugo-Ehrentraut-Memorial“<br />
am 15.02.1913 in<br />
Berlin den 2. Platz. Sein Einstieg bei Weltmeisterschaften<br />
erfolgte am 23.02.1913 in Wien. Er<br />
Paul Metzner<br />
Quelle: Arthur Vieregg,<br />
„Der Eisläufer“<br />
belegte zwar den achten und damit letzten<br />
Platz, sorgte aber angesichts seines damals für<br />
einen WM-Teilnehmer ungewöhnlich jungen Alters<br />
von 18 Jahren für Aufsehen. Die „Allgemeine<br />
Sportzeitung“ kommentierte über seine Kür,<br />
dass „zahlreiche Tanzschritte, die Sitzpirouette<br />
vor- und rückwärts, Standpirouetten, Zirkelkombinationen<br />
und Mondfiguren“ kennzeichnend<br />
waren. Nach dem 3. Rang bei den Deutschen<br />
Meisterschaften am 19.<strong>03</strong>.1913 in Berlin wurde<br />
Paul Metzner ein Jahr später am 01.02.1914 in<br />
Troppau Deutscher Meister. Bei den Berliner<br />
Meisterschaften am 02.<strong>03</strong>.1914 erreichte er<br />
trotz höherer Punktzahl durch Platzzifferentscheid<br />
überraschend nur den 2. Platz hinter<br />
Willy Kaldenbach vom Berliner Eislauf-Verein<br />
1886 (BEV). Der Erste Weltkrieg sorgte mit Einberufungen<br />
in den Wehrdienst für eine Unterbrechung<br />
ihrer erfolgversprechenden Karriere.<br />
Eiskunstlaufen im Admiralspalast<br />
Der Erste Weltkrieg hatte immense Auswirkungen<br />
auf den internationalen Sportbetrieb. Von<br />
1915 bis 1921 fanden keine EM und WM statt.<br />
Die Olympischen Spiele 1916 in Berlin mit geplanten<br />
Eiskunstlaufkonkurrenzen wurden abgesagt.<br />
Erst 1920 bei den Olympischen Spielen in<br />
Antwerpen gab es wieder Eiskunstlaufwettbewerbe,<br />
Sportler aus Deutschland und Österreich<br />
blieben aber ausgeschlossen. Es gab einen Beschluss<br />
des Deutschen Eislauf-Verbandes, aus<br />
Gründen des Patriotismus und der Solidarität<br />
kein Training und keine Wettbewerbe durchzuführen.<br />
Im Ergebnis wurden landesweit keine<br />
Eisbahnen hergerichtet. Der Berliner Eispalast in<br />
der Lutherstraße wurde in eine Lagerhalle umgewandelt<br />
und die Kältetechnik des Hohenzollern-Sport-Palasts<br />
in der Potsdamer Straße aus
29<br />
Eislaufgeschichte<br />
Margarete Klebe und Paul Metzner<br />
Der Admiralspalast auf einer Postkarte<br />
Kostengründen verkauft. 1918 wurde das<br />
Gebäude zwangsversteigert.<br />
Einzig die Kunsteisbahn im Admiralspalast in<br />
der Friedrichstraße bestand fort. In dem Unterhaltungsetablissement<br />
mit Eisbahn, Schwimmbad<br />
und Casino fanden an den Abenden regelmäßig<br />
Eisballett-Aufführungen statt. Zahlreiche<br />
Eiskunstläufer/innen wechselten in das boomende<br />
Profigeschäft. Der Eispalast verfügte<br />
über drei mit Tischen ausgestattete Galerien.<br />
Die Eisbahn maß 50 × 23 Meter. Entgegen der<br />
Anordnung des Deutschen Eislauf-Verbandes<br />
nahmen der BSchC und der BEV im Winter<br />
1915/16 den offiziellen Trainingsbetrieb wieder<br />
auf. Sie begründeten ihr Vorgehen mit dem Erhalt<br />
der internationalen Konkurrenzfähigkeit<br />
und beriefen sich auf die sportlichen Aktivitäten<br />
von Vereinen in Österreich. Das hieß im damals<br />
herrschenden Kriegsjargon, über sportliche Erfolge<br />
nationale Gesinnung zu demonstrieren. Es<br />
ist erstaunlich, wie viele Wettbewerbe in der eigentlich<br />
Wettkampfsport-freien und entbehrungsreichen<br />
Zeit des Krieges stattfanden. Es<br />
zeigt zudem, über wieviel Macht die Vereine gegenüber<br />
dem Verband einst verfügten. Im Admiralspalast<br />
gab es von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr<br />
täglich „Sportlaufen“. Zusätzlich wurde samstags<br />
von 16:00 bis 19:00 Uhr „Musiklaufen“<br />
veranstaltet. Im Winter richtete man zusätzlich<br />
die Westeisbahn an der Leibnizstraße her. Am<br />
05.<strong>03</strong>.1916 wurde mit der „BSC-Damenmeisterschaft“<br />
im Admiralspalast der erste Eiskunstlaufwettbewerb<br />
nach Kriegsbeginn in Deutschland<br />
ausgetragen, den die spätere Bundestrainerin<br />
Thea Frenssen vor Gertrud Müller und<br />
Ellen Rehra (spätere Brockhöft) gewann. Am<br />
15.12.1916 führte der BSchC auch das traditionelle<br />
Weihnachtsschaulaufen wieder auf.<br />
Margarete Klebe –<br />
dreifache Medaillengewinnerin<br />
bei Deutschen Meisterschaften<br />
Am 19.12.1916 fand ein „Damen-Laufen“ des<br />
BSchC im Admiralspalast statt, das Thea Frenssen<br />
vor der Newcomerin Margarete Klebe und<br />
Gertrud Müller gewann. Margarete Klebe wurde<br />
am 09.05. 1899 als Tochter von Prof. Oberlehrer<br />
Friedrich Wilhelm Klebe und Elisabeth<br />
Emma Lea Bönisch in Berlin geboren und trainierte<br />
im BSchC. Die Familie lebte in der Elsässerstraße<br />
22. Ihr Verein setzte auch die Austragung<br />
von Deutschen Meisterschaften durch, die<br />
am 21.01.1917 auf der Westeisbahn stattfanden.<br />
Sie umfassten neben dem „Damenlaufen“<br />
auch „Juniorenlaufen“ und „Damen-Paarlauf“.<br />
Das „Paarlaufen von Dame und Herr“ fand außer<br />
Konkurrenz statt. Hier siegten Thea Frenssen/Helmut<br />
von Petersdorff. Dies stellt die einzige<br />
Meisterschaftsteilnahme des später international<br />
erfolgreichen Showläufers dar. Im<br />
„Damenlaufen“ der DM 1917 wurde Margarete<br />
Klebe im Feld von sechs Läuferinnen hinter<br />
Thea Frenssen Vizemeisterin. Beim „Damenlaufen“<br />
des „Bezirk-Kunstlaufens“ am 28.01.1917<br />
erreichte sie hinter Gertrud Müller den 2. Platz<br />
vor Margarete Reh (BEV).<br />
Neben Thea Frenssen wurde Margarete Klebe<br />
für das „Internationale Damen-Kunstlaufen des<br />
Wiener Eislauf-Vereins“ nominiert, das am<br />
18.02.1917 stattfand und einem Städtewettkampf<br />
von Wien und Berlin entsprach. Ziel war,<br />
die sportliche Isolierung in Vereinswettbewerben<br />
zu durchbrechen. In diesem Wettbewerb<br />
wurde der Einfluss des Berliner Eisballetts auf<br />
das Amateurkunstlaufen mit zahlreichen Standpositionen<br />
auf den Kufenspitzen, Händen über<br />
Kopfhöhe und ausgedrehtem Spielfuß deutlich<br />
sichtbar. Die österreichischen Medien kritisierten,<br />
dass die Berliner Läuferinnen das Hauptgewicht<br />
zu stark auf eine schöne Haltung legten,<br />
die vielfach zur angelernten, eingedrillten Pose<br />
erstarrt erschiene. Obwohl Margarete Klebe als<br />
Viertplatzierte einen Salchow zeigte, was im<br />
damaligen Damenkunstlaufen noch Seltenheitswert<br />
hatte, monierte die Sportpresse, dass es zu<br />
wenige technische Schwierigkeiten und Abwechslung<br />
in ihrem Programm gegeben hätte.<br />
Die Berliner Läuferinnen waren Vorbotinnen einer<br />
neuen ballettartigen Laufweise. Während<br />
sie für ihre Innovationen noch abgestraft wurden,<br />
sollte Sonja Henie damit 1928 für eine Revolution<br />
im Eiskunstlaufen sorgen.<br />
Bei den Klubmeisterschaften des BSchC am<br />
18./19.<strong>03</strong>.1917 führte Margarete Klebe nach<br />
der Pflicht, wurde aber in der Kür von den<br />
Schwestern Elly und Margarete Winter noch<br />
auf den 3. Platz verdrängt. Zur Saisoneröffnung<br />
nahm sie am <strong>03</strong>.10.1917 an einem Schaulaufen<br />
im Admiralspalast teil. Stargast war der spätere<br />
dreifache Olympiasieger Gillis Grafström. Nach<br />
ihrem unglücklichen 2. Platz beim „Vereinslaufen“<br />
des BSchC (28.11. und 02.12.1917), bei<br />
dem sie trotz höchster Punktzahl aufgrund der<br />
Platzziffer gegen Elly Winter verlor, konnte sie<br />
beim verspätet durchgeführten „Weihnachtskunstlaufen“<br />
am 06.01.1918 ihren ersten Sieg<br />
ihrer Laufbahn erringen. Beim Wohltätigkeitsfest<br />
des BSchC am 16.12.1917 fungierte Margarete<br />
Klebe als Solistin im von 24 Damen aufgeführten<br />
Reigen „Deutsche Tänze von Schubert“.<br />
Mit einem 3. Platz im „Damenlaufen“
30<br />
Margarete Klebe und Paul Metzner<br />
Eislaufgeschichte<br />
hinter Thea Frenssen und Elly Winter<br />
verliefen die Deutschen Meisterschaften<br />
am 10.02.1918 in Oppeln<br />
(Opole) enttäuschend.<br />
Erstmals ging sie im weiterhin inoffiziell<br />
ausgetragenen Paarlaufwettbewerb<br />
mit dem erfahrenen Bruno<br />
Grauel an den Start. Bei dieser Premiere<br />
erreichten sie den 3. Platz.<br />
Grauel lief vor dem Ersten Weltkrieg<br />
mit Alice Rolle. Rolle/Grauel belegten<br />
bei der Eiswalzer-Konkurrenz im Rahmen<br />
der WM 1910 in Berlin den 3.<br />
Platz und waren 1911 Deutsche Paarlaufmeister.<br />
Grauel ist eine Ausnahmeerscheinung<br />
im Eissport, denn er<br />
war ein erfolgreicher Eishockeyspieler.<br />
Er nahm an drei Eishockey-EM<br />
teil und war mit dem BSchC viermal<br />
Deutscher Meister. Ob Margarete<br />
Klebe am 02.<strong>03</strong>.1918 ausgetragenen<br />
„Deutsch-Österreichischen Sportfest“<br />
im Admiralspalast teilnahm, ist unbekannt.<br />
Der Start in die Saison<br />
1918/19 verlief mit einem erneuten<br />
Sieg im „Weihnachtskunstlaufen“ des<br />
BSchC am 27.12.1918 vor Elly Winter<br />
und Elisabeth Böckel vielversprechend.<br />
Hier gab der aus dem Kriegsdienst<br />
zurückgekehrte Paul Metzner<br />
mit einer Schaulaufdarbietung sein<br />
Comeback auf dem Eis. Bei den Deutschen<br />
Meisterschaften am<br />
14.02.1919 in Berlin zeigte Margarete<br />
Klebe die beste Leistung ihrer Karriere<br />
als Einzelläuferin. Nach der<br />
Pflicht lag sie bereits mit acht Punkten<br />
in Führung. In der Kür wurde sie<br />
aber erneut von Elly Winter mit nur<br />
vier Zehntel Punkten und nur einer<br />
Platzziffer äußerst knapp überholt. Im noch immer<br />
inoffiziellen Paarlaufen trat sie mit ihrem<br />
neuen Partner Paul Metzner an. Hinter Margarete<br />
Winter/Julius Vogel (BSchC) und Marie<br />
Schwendbauer/Georg Velisch vom Münchener<br />
EV (MEV) kam das neu zusammengestellte Paar<br />
auf den 3. Platz. In der Eiswalzer-Konkurrenz<br />
erliefen Klebe/Metzner hinter Elly Winter/Werner<br />
Rittberger (BSchC) den 2. Platz. Ab diesem<br />
Zeitpunkt starteten Margarete Klebe und Paul<br />
Metzner nicht mehr im Einzellaufen und traten<br />
nur noch als Paar an. Metzner begann ein Studium<br />
der Zahnmedizin.<br />
Klebe/Metzner – erste deutsche<br />
WM-Medaillengewinner nach dem<br />
Ersten Weltkrieg<br />
Bei den Deutschen Meisterschaften am<br />
07.02.1920 in Berlin wurde das Paarlaufen wieder<br />
als offizielle Meisterschaftsdisziplin ausgetragen.<br />
Nachdem die mitfavorisierten Grete<br />
Weise/Georg Velisch (MEV) aufgaben, konnten<br />
sich Klebe/Metzner gegen die Altmeister Hedwig<br />
und Hugo Winzer aus Dresden überlegen<br />
durchsetzen und erstmals den Deutschen Meistertitel<br />
erringen.<br />
Turbulent verlief die nachfolgende Saison. Beim<br />
„Internationalen Paarlaufen“ am 23.01.1921 im<br />
Margarete Klebe und Paul Metzner, Deutsche Paarlaufmeister 1920<br />
im Admiralspalast Berlin, Quelle: Sport im Bild 1920<br />
Admiralspalast erreichten Klebe/Metzner den 2.<br />
Platz hinter den späteren Doppelweltmeistern<br />
Helene Engelmann / Alfred Berger (Wien). In<br />
der Eiswalzer-Konkurrenz gewannen Klebe/<br />
Metzner den 1. Platz. Für Aufsehen sorgte das<br />
Berliner Paar mit seinem Sieg vor Hansi Eistert/<br />
Georg Pamperl (Wien) beim „Internationalen<br />
Junior-Paarlaufen“ des Wiener Eislauf-Vereins<br />
am 09.02.1921.<br />
Großen Sportsgeist bewiesen Margarete Klebe<br />
und Paul Metzner bei den Deutschen Meisterschaften<br />
am 06.<strong>03</strong>.1921 in Berlin. Der BSchC<br />
legte Protest gegen den Start ihrer Konkurrenten<br />
Weise/Velisch ein, weil Velisch als gebürtiger<br />
Ungar über keine deutsche Staatsbürgerschaft<br />
verfügte. Als der Deutsche Eislauf-Verband dem<br />
Protest stattgab, verzichteten Klebe/Metzner auf<br />
ihre Teilnahme und den zweiten Meistertitel, so<br />
dass es in diesem Jahr keine deutschen Paarlaufmeister<br />
gab. Beide Paare zeigten ihre Programme<br />
ohne Wertung als Schaulaufen. Am 12.05.1921<br />
heiraten Margarete Klebe und Paul Metzner. Das<br />
Ehepaar lebte bis Ende der 1920er Jahre in der<br />
Gartenstraße 1 in Berlin-Mitte.<br />
Bei den Deutschen Meisterschaften am 21. und<br />
22.01.1922 in Garmisch-Partenkirchen wurden<br />
sie hinter Weise/Velisch vor Hoffmann/Grauel<br />
Deutsche Vizemeister. Das Ehepaar Metzner<br />
musste sich bei den am 24. und<br />
25.01.1922 am gleichen Ort stattfindenden<br />
„Deutschen Winter-Kampfspielen“<br />
hinter den Siegern Engelmann/Berger<br />
als Drittplatzierte Weise/<br />
Velisch erneut geschlagen geben. Eine<br />
Revanche glückte ausgerechnet bei<br />
dem wichtigsten Wettbewerb ihrer<br />
Karriere - den ersten Nachkriegs-<br />
Paarlaufweltmeisterschaften am<br />
29.01.1922 in Davos. Hinter Engelmann/Berger<br />
und Eilers/Jakobsson erliefen<br />
sie in einer „hauchdünnen“ Entscheidung<br />
den 3. Platz vor den deutschen<br />
Meistern, was gleichzeitig den<br />
ersten WM-Medaillengewinn des<br />
Deutschen Eislauf-Verbandes nach<br />
dem Ersten Weltkrieg darstellte.<br />
Beim „Internationalen Paarlaufen“ am<br />
12.02.1922 in Breslau konnten Weise/<br />
Velisch das Ehepaar Metzner wieder<br />
hinter sich lassen. Margarete und Paul<br />
Metzner schlossen ihre Laufbahn bei<br />
den „Kunstlaufmeisterschaften“ des<br />
BSchC am 12.<strong>03</strong>.1922 ab. Im Paarlaufen<br />
siegten sie im Alleingang. Bei ihrer<br />
letzten Meisterschaftsteilnahme traten<br />
sie noch einmal im Einzellaufen an.<br />
Beide belegten hinter den aufstrebenden<br />
Ellen Brockhöft bzw. Paul Franke<br />
jeweils den 2. Platz. Ihr Rücktritt ist<br />
mit der Schließung der Kunsteisbahn<br />
im Admiralspalast am 23. April 1922<br />
in Verbindung zu bringen. Im <strong>No</strong>vember<br />
1922 meldeten die Zeitungen ihren<br />
Wechsel zu den Berufseisläufern.<br />
Sie erhielten eine saisonale Anstellung<br />
als Eislauflehrer in Arosa (Schweiz).<br />
Vorreiter des Deutschen Eistanzens<br />
Paul Metzner promovierte und arbeitete als<br />
Zahnarzt in Berlin. Die Zahnarztpraxis Dr. Metzner<br />
befand sich zu Beginn der 1930er Jahre im<br />
Südwestkorso 60A, ab 1937 in der Wiesbadener<br />
Straße 15 in Berlin-Friedenau. Überraschend<br />
tauchten ihre Namen 1936 bei einem Eistanz-<br />
Lehrgang wieder auf. Obwohl der 12. ISU-Kongress<br />
1929 das Eistanzen als neue Disziplin in<br />
das Regelwerk auf- und 1931 eine erste Definition<br />
vornahm, war das Eistanzen in Deutschland<br />
unterentwickelt. Es wurden keine Meisterschaften<br />
ausgeschrieben. Weil die Integration in das<br />
Programm von EM und WM nur noch eine Frage<br />
der Zeit schien, führte die „Reichsakademie für<br />
Leibesübungen“ 1936 einen Lehrgang im Berliner<br />
Sportpalast durch, bei dem die Pflichttänze<br />
durch das Ehepaar Metzner vermittelt wurden.<br />
Somit leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur<br />
Einführung des Eistanzens in Deutschland. An<br />
der Premiere von Deutschen Eistanz-Meisterschaften<br />
1937 in Hamburg nahmen fünf Paare<br />
teil. Während Dr. Paul Metzner den Zweiten<br />
Weltkrieg vermutlich nicht überlebte, gehörte<br />
Margarete Metzner zu den ehemaligen Mitgliedern,<br />
die nach der zwangsweisen Auflösung des<br />
BSchC durch den Alliierten Kontrollrat den Verein<br />
im Juli 1948 wieder gründeten. Sie war als<br />
freiberufliche Sportlehrerin registriert und arbeitete<br />
als Trainerin. Dr. Matthias Hampe
31<br />
»Viele Trainer sind<br />
nicht gut genug<br />
ausgebildet und<br />
der Erwerb des<br />
Lebens unterhalts<br />
steht bei ihnen<br />
ausschließlich an<br />
erster Stelle.<br />
Aber sie müssen<br />
für den Eislauf<br />
brennen…«<br />
Anmerkungen zum Interview mit der<br />
Nachwuchsbundestrainer-Assistentin<br />
Nicole Brünner in der Februar-<strong>Pirouette</strong>:<br />
Zu obiger Aussage möchte ich als langjährige<br />
Trainerin einige Anmerkungen machen.<br />
Sicherlich ist es unbestritten, dass sich ein Trainer<br />
immer fortbilden sollte, um die Athleten<br />
bestmöglich fördern zu können. Dazu bedarf es<br />
keiner Diskussion. Trotz allem stellt sich mir die<br />
Frage, was einen wirklich guten Trainer ausmacht?<br />
Ist das jemand, der höchste fachliche<br />
Kompetenz besitzt, gleichzeitig aber bei den<br />
ihm anvertrauten Kindern ernsthaft von „Material“<br />
spricht, der den sehr jungen Sportler dabei<br />
in seiner persönlichen Entwicklung oft übersieht,<br />
um möglichst schnell Erfolge herbeizuführen,<br />
um sich selber als Trainer zu profilieren?<br />
Oder ist es jemand, der die Persönlichkeit des<br />
Kindes respektiert, das Kind fördert, ohne es zu<br />
überfordern, der natürlich auch Leistung verlangt,<br />
aber eben auch schon frühzeitig erkennt,<br />
wenn die Perspektiven begrenzt sind?<br />
Das Vorhaben von Frau Brünner, der schlecht<br />
ausgebildeten neuen Trainergeneration (wer ist<br />
dafür verantwortlich?) die erfolgreichen Trainer<br />
früherer Jahre zur Seite zu stellen, halte ich für<br />
eine gute Idee. Trotzdem sollte dabei ebenfalls<br />
hinterfragt werden, warum es auch diesen ehemals<br />
erfolgreichen und immer noch aktiven und<br />
engagierten Trainern seit Jahren nicht (mehr)<br />
gelingt, deutsche LäuferInnen in die internationale<br />
Spitzenklasse zu führen. Liegt es also doch<br />
nicht immer nur an den Trainern, wenn Erfolge<br />
ausbleiben? Wir leben nicht in Russland oder<br />
China, wir sind in Deutschland. Wir müssen um<br />
jedes Kind dankbar sein, das den Weg in die Eishalle<br />
findet, um eine breite Basis für den deutschen<br />
Eislauf zu schaffen.<br />
Als Trainerin möchte ich kurz die Lage schildern,<br />
mit der ich täglich konfrontiert werde:<br />
Die Arena Nürnberger Versicherung ist eine<br />
Mehrzweckhalle, die von einem privaten Investor<br />
betrieben wird. Wir haben von September<br />
bis <strong>März</strong> ca. 30 - 40 Veranstaltungen und alle<br />
Heimspiele zweier Bundesligisten in der Halle.<br />
Wenn eine Eventagentur neben der Haupthalle<br />
auch die zweite und die dritte Eisfläche als Lager<br />
anmietet, dann findet dort kein Sport mehr<br />
statt, egal ob Sportler zu einer Meisterschaft<br />
gemeldet sind. Das Training fällt manchmal tagelang<br />
aus, der Eiskunstlauf rangiert an allerletzter<br />
Stelle.<br />
Für das Training kauft die Stadt Nürnberg Stunden<br />
beim Investor an. Je mehr Mitglieder ein<br />
Verein hat, umso mehr Stunden (max. ca. 20<br />
Stunden pro Woche für vier Sparten) bekommt<br />
er. Man ist also auf viele Mitglieder aller Altersgruppen<br />
angewiesen und kann es sich als Verein<br />
nicht leisten, nur mit „talentierten“ Kindern zu<br />
arbeiten. Um den Leistungssportlern des Vereins<br />
einigermaßen gute Bedingungen bieten zu können,<br />
braucht man die breite Masse. Sie sichert<br />
die Trainingsstunden, deren Vergabe durch die<br />
städtische Politik bestimmt wird.<br />
Trainern zu unterstellen, sie würden nicht genug<br />
für den Eissport „brennen“, halte ich für wenig<br />
konstruktiv und zielführend in der Diskussion<br />
um die Entwicklung besserer SportlerInnen.<br />
Ausnahmen gibt es immer, aber gerade Trainer<br />
auch außerhalb der großen Zentren setzen sich<br />
rund um die Uhr für den Eissport ein und führen<br />
durch ihre Arbeit den Stützpunkten immer wieder<br />
Athleten zu. LäuferInnen trotz widriger Trainingsbedingungen<br />
mit einem Bruchteil an Stunden,<br />
wie sie in den Stützpunkten zur Verfügung<br />
stehen, zu Meisterschaften und Klassenlaufen<br />
zu bringen, ist auch eine Leistung, der man mit<br />
Respekt begegnen sollte, vor allem, wenn man<br />
die Trainingsbedingungen vor Ort nicht kennt.<br />
Allein die Absicht, nach einem Jahr Corona in<br />
der nächsten Saison neue Klassenlaufprüfungen<br />
mit einem wesentlich schwierigerem Anforderungsprofil<br />
einzuführen, obwohl zum Beispiel in<br />
Bayern 90 Prozent der Sportler seit 1. <strong>No</strong>vember<br />
2020 bis heute kein einziges Training mehr hatten,<br />
zeigt, dass man sich mit den Gegebenheiten<br />
an der Basis zu wenig auseinandersetzt. Anstatt<br />
froh zu sein, dass nach einer ausgefallenen Saison<br />
die Kinder dem Eissport nicht den Rücken<br />
kehren, bekommen sie als „Belohnung“ zum Re-<br />
Start schwierigeren Bedingungen vorgesetzt. Das<br />
ist eine großartige Motivation in dieser schwierigen<br />
Zeit! Ich sehe das nicht als einen behutsamen<br />
Umgang mit den „zarten Pflänzchen“ an.<br />
Einen großen Dank möchte ich an dieser Stelle<br />
an Frau Luft und Herrn Bayer richten, die bei<br />
Problemen immer ansprechbar und sehr hilfsbereit<br />
sind. Unterstützung ist das, was Trainer<br />
brauchen, aber ganz gewiss nicht die Unterstellung<br />
fehlenden Engagements.<br />
Den Hinweis, EiskunstlauftrainerInnen würden<br />
ihren Beruf nur noch ausüben, um Geld zu verdienen,<br />
empfinde ich als unqualifiziert. Er wirft<br />
die Frage auf, ob TrainerInnen am Eis in der Vergangenheit<br />
schon jemals ehrenamtlich und nur<br />
aus Leidenschaft für den Sport gearbeitet haben?<br />
Arbeitet nicht jeder Mensch, um seinen Lebensunterhalt<br />
zu verdienen? Verena Diebold<br />
Trainer Oppegard<br />
unter Beschuss<br />
Die amerikanische Journalistin Christine Brennan<br />
hat in der Tageszeitung USA Today eine<br />
neue Skandalgeschichte aus dem amerikanischen<br />
Eiskunstlauf ans Licht gebracht. Diese<br />
hat sie wohl von der Organisation SafeSport<br />
erfahren, die den Fall seit Juli 2020 und generell<br />
Misshandlungen von Sportler(inne)n aller<br />
Sportarten untersucht. Der US-Trainer und frühere<br />
Paarläufer Peter Oppegard (61) soll im<br />
Jahr 2013 seine damals 15 Jahre alte Schülerin<br />
Jessica Pfund in den Oberarm gebissen haben,<br />
während er sie festhielt und ihr und ihrem Eislaufpartner<br />
(Brennan schreibt Joshua Santillan,<br />
2013 war es aber AJ Reiss) den korrekten Abgang<br />
bei einem Element erklärte. Pfund bestätigte<br />
der Zeitung USA Today jetzt diesen Vorfall<br />
und sagte, ihre Mutter habe zu Hause bestätigte,<br />
dass sie noch eine Woche lang Bissspuren<br />
erkennen konnte. Die Mutter war zum<br />
Zeitpunkt des Vorfalls nicht in der Eishalle.<br />
Eine andere Person in der Eishalle East-West<br />
Palace in Artesia nahe Los Angeles habe dies<br />
aber gesehen und bezeugt. Pfund soll Safesport<br />
gesagt haben, sie habe keine Klage gegen<br />
Oppegard erhoben.<br />
Diese Halle, die die <strong>Pirouette</strong> noch im Sommer<br />
2019 besucht hatte, gehört der Familie Kwan.<br />
Schon lange gab es Gerüchte, dass Oppegard<br />
manchmal sehr laut und unbeherrscht gewesen<br />
sei. Manche behaupteten, er habe ein Alkoholproblem<br />
gehabt. Brennan schrieb, Safesport<br />
habe die Gerüchte bestätigt gefunden,<br />
dass er heißes Wasser oder seinen Kaffeebecher<br />
auf seine Läufer geworfen habe, wenn sie<br />
immer wieder dieselben Fehler machten. Oppegard<br />
und seine damalige Ehepartnerin Karen<br />
Kwan, die Schwester von Michelle Kwan, waren<br />
von 2005 bis 2018 Cheftrainer in dieser<br />
Halle. Vor einigen Jahren trennte sich Karen<br />
Kwan von Oppegard (sie sollen inzwischen geschieden<br />
sein) und er musste die Halle verlassen.<br />
Dies hatte Danny Kwan, der Hallenmanager<br />
und Vater von Karen und Michelle, 2019<br />
der <strong>Pirouette</strong> erzählt. Neue Cheftrainer wurde<br />
das jungverheiratete Ehepaar Caroline Zhang<br />
und Grant Hochstein, das übrigens im Februar<br />
im Facebook postete, dass sie in wenigen Wochen<br />
ein Mädchen als Nachwuchs erwarten.<br />
Oppegard hatte bei der WM 1987 mit Jill Watson<br />
eine WM-Bronzemedaille und 1988 eine<br />
Olympische Bronzemedaille im Paarlaufen gewonnen.<br />
Nach dem Rauswurf aus der Kwan-<br />
Halle war er zunächst zu Hause und fand dann<br />
eine untergeordnete Anstellung in der Eishalle<br />
im nahen Anaheim (siehe September-<strong>Pirouette</strong><br />
2019). Pfund trennt sich 2014 von AJ Reiss,<br />
zog von Kalifornien nach Ellenton in Florida<br />
und begann eine zweite Paarlaufkarriere mit<br />
Joshua Santillan.<br />
krk<br />
Besuchen Sie<br />
die <strong>Pirouette</strong><br />
auf Facebook<br />
News
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