Pirouette No. 03/2021 März (gratis)
Challenge Cup in der "Bubble" In den Niederlanden hat man ein detailliertes Anti-Corona-Konzept mit „Blase“ entwickelt, damit der Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden konnte, was sehr anerkennenswert weil aufwändig ist. Während vielerorts Wettbewerbe ausfallen, hat der russische Verband kurzerhand einen neuen ins Leben gerufen: Den Teampokal. Damit schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie motivierten die Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb zu erleben, wie er ähnlich bei den Olympischen Spielen existiert. Die TV-Einschaltquoten waren rekordverdächtig. Beim russischen Pokalfinale ging es in diesem Jahr um begehrte WM-Startplätze. Als Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck außer Konkurrenz teilnehmen. … Topthemen: · Challenge Cup · Neuer russischer Teampokal · Pokalfinale Russland Weiteres aus dem Inhalt: · Corona: Die WM 2021 in der „Blase“ - Eine Vorschau · Trainer-Portrait: Viola Striegler · Interview: Katharina Müller und Tim Dieck · Interview mit dem französischen Choreografen Benoît Richaud · Interview: Alexandra Stepanova und Ivan Bukin · Teampokal Russland: Phänomenale Kamila Valieva, Kondratiuk beeindruckt wieder · Gran Premio Finale: Rizzo vor Grassl · Pokalfinale Russland: Tuktamysheva, Semenenko, Mishina/Galliamov ergattern WM-Tickets. Sinitsina/Katsalapov melden sich zurück. · Challenge Cup: Silber für Hocke/Kunkel in den Haag, Kolyada überlegen trotz Axel-Problemen, Tarasova/Morozov dominierten trotz Fehler · Vorschläge für Regeländerungen zum ISU-Kongress 2022: Grundsätzliches, Wettbewerbe und Elemente, Änderungen für die Jury · Hippolyt Cup 2021 in St. Pölten: Überraschend knapper Sieg für Leitgeb, WM-Probelauf für Mikutina und Zandron · Weitere Wettbewerbe: Tallink Hotels Cup, Celje Open, LuMi Eistanz Trophy, Sofia Trophy, Südkoreanische Meisterschaft · Neues Schweizer Nachwuchskonzept: Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy soll Konzept umgesetzten · Eislaufgeschichte: Margarete Klebe und Paul Metzner, Eiskunstlaufen in den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs · Leserbrief: Anmerkungen zum Februar-Interview mit Trainerin Nicole Brünner · Neues aus aller Welt Titelbild: Mikhail Kolyada beim Finale in Moskau, Foto: Olga Timochova Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-3-maerz-2021.html (Erscheinungstermin 12.3.2021)
Challenge Cup in der "Bubble"
In den Niederlanden hat man ein detailliertes Anti-Corona-Konzept mit „Blase“ entwickelt, damit der Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden konnte, was sehr anerkennenswert weil aufwändig ist. Während vielerorts Wettbewerbe ausfallen, hat der russische Verband kurzerhand einen neuen ins Leben gerufen: Den Teampokal. Damit schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie motivierten die Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb zu erleben, wie er ähnlich bei den Olympischen Spielen existiert. Die TV-Einschaltquoten waren rekordverdächtig. Beim russischen Pokalfinale ging es in diesem Jahr um begehrte WM-Startplätze. Als Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck außer Konkurrenz teilnehmen. …
Topthemen:
· Challenge Cup
· Neuer russischer Teampokal
· Pokalfinale Russland
Weiteres aus dem Inhalt:
· Corona: Die WM 2021 in der „Blase“ - Eine Vorschau
· Trainer-Portrait: Viola Striegler
· Interview: Katharina Müller und Tim Dieck
· Interview mit dem französischen Choreografen Benoît Richaud
· Interview: Alexandra Stepanova und Ivan Bukin
· Teampokal Russland: Phänomenale Kamila Valieva, Kondratiuk beeindruckt wieder
· Gran Premio Finale: Rizzo vor Grassl
· Pokalfinale Russland: Tuktamysheva, Semenenko, Mishina/Galliamov ergattern WM-Tickets. Sinitsina/Katsalapov melden sich zurück.
· Challenge Cup: Silber für Hocke/Kunkel in den Haag, Kolyada überlegen trotz Axel-Problemen, Tarasova/Morozov dominierten trotz Fehler
· Vorschläge für Regeländerungen zum ISU-Kongress 2022: Grundsätzliches, Wettbewerbe und Elemente, Änderungen für die Jury
· Hippolyt Cup 2021 in St. Pölten: Überraschend knapper Sieg für Leitgeb, WM-Probelauf für Mikutina und Zandron
· Weitere Wettbewerbe: Tallink Hotels Cup, Celje Open, LuMi Eistanz Trophy, Sofia Trophy, Südkoreanische Meisterschaft
· Neues Schweizer Nachwuchskonzept: Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy soll Konzept umgesetzten
· Eislaufgeschichte: Margarete Klebe und Paul Metzner, Eiskunstlaufen in den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs
· Leserbrief: Anmerkungen zum Februar-Interview mit Trainerin Nicole Brünner
· Neues aus aller Welt
Titelbild: Mikhail Kolyada beim Finale in Moskau, Foto: Olga Timochova
Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-3-maerz-2021.html (Erscheinungstermin 12.3.2021)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Pirouette
Nr. 3 | März 2021
Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 54. Jahrgang | www.pirouette-online.de
Mikhail Kolyada
Challenge Cup
Neuer russischer
Teampokal
Pokalfinale Russland
Pirouette-Facebook
Pirouette-Online
2
Weltmeisterschaften in der „Blase“
Corona
ISU-Vorstandsbeschlüsse
Die ISU bestätigte auf ihrer Online-Vorstandssitzung am 2. März, dass die WM vom
22. bis 28. März in Stockholm stattfinden soll. Allerdings wurde am 6. März bekannt,
dass Stockholm zumindest für Deutschland zum Hochrisikogebiet erklärt wurde Man
wird sehen, ob die WM mit der vorgesehenen „Blase“ stattfinden kann.
Fast alle Länder mit Läufern, die sich für die
WM qualifiziert haben, bestätigten der ISU ihre
Meldungen. Daher bleibt es bei dem schon früher
beschlossenen Qualifikationssystem für die
Startplätze bei den Olympischen Spielen. Etwa
drei Viertel der Länder-Plätze sollen demnach
bei der WM in Stockholm vergeben werden, das
letzte Viertel bei der Nebelhorn Trophy vom 22.
bis 25. September. Die World Team Trophy vom
15. – 18. April soll im japanischen Osaka stattfinden,
wenn die japanischen Behörden bis dahin
den Notstand aufgehoben und bestätigt haben,
dass die Teilnehmer nach der Einreise nicht
in Quarantäne müssen.
Die Junioren-WM 2021, die im chinesischen
Harbin geplant war, ist ausgefallen. Daher bilden
die Ergebnisse der Junioren-WM 2020 in Tallinn
die Grundlage für die Teilnehmerzahl der Juniorenserie
2021, die wieder von August bis Oktober
geplant ist. Die Austragungsorte und Termine
der Junioren Grand Prix hatte die Pirouette
bereits im Novemberheft 2020 auf Seite 7 veröffentlicht.
Unter ihnen ist Linz vom 6. bis 9.
Oktober. Die drei ISU-Mitteilungen 2236, 2238
und 2322 für das Synchronlaufen (u.a. Elemente
für ausgewogene Programme in der Saison
2019/20) bleiben auch in der kommenden Saison
2021/2022 unverändert, weil die meisten
Synchronteams in dieser Saison gar nicht oder
nur sporadisch trainieren konnten. Die oberen
Altersgrenzen für Nachwuchs- und Juniorenläufer(innen)
im Synchronlaufen waren für diese
Saison ausnahmsweise um ein Jahr erhöht worden.
Dies gilt erneut ausnahmsweise auch für
die Saison 2021/22. Die Altersgrenze steigt damit
aber nicht um zwei Jahre, denn wer schon
in dieser Saison von der Erhöhung profitiert hat,
kann dies nicht noch ein zweites Mal tun. Für
neue Läufer in den Teams gelten in der kommenden
Saison die normalen Altersgrenzen.
Die um ein Jahr erhöhten gelten nur für
Läufer(innen), die schon im Vorjahr im selben
Team mitliefen. Die nächste Online-Vorstandssitzung
der ISU ist für den 8. April geplant.
Entscheidungen der Online-Jury
Läufern, die in dieser Saison kaum oder keine
Möglichkeiten hatten, die Mindestpunktzahlen
für die WM bei internationalen Wettbewerben
zu erreichen, wurde von der ISU ausnahmsweise
angeboten, Videos von ihrem KP bzw.
Rhythmustanz oder/und der Kür einzuschicken.
Diese wurden dann von einer internationalen
Online-Jury so bewertet, als ob sie einen normalen
Wettbewerb bestritten hätten. Etwa 20
Läufer bzw. Paare machten von dieser Möglichkeit
tatsächlich Gebrauch. Einige erreichten
die Norm, andere nicht. Einige schickten Programme,
starteten aber noch Ende Februar bei
einem Wettbewerb, in diesem Fall zählte dann
die höhere Punktzahl. Bei den Damen war die
für Taiwan startende Emmy Ma erfolgreich,
aber sie übertraf beide Normen auch beim
Challenge Cup (siehe Seite 20), auch Nelli Joffe
aus Israel und Dasa Grm aus Slowenien (der
die Kürnorm schon voriges Jahr fehlte) qualifizierten
sich für die WM. Laura Karhunen aus
Finnland, Aldis Bergsdottir aus Island, Tara
Prasad aus Indien und Andrea Cantu aus
Mexiko verfehlten mindestens eine Norm. Bei
den Herren schaffte der ex-Oberstdorfer Finne
Valtter Virtanen die noch fehlende Punkte in
der Kür, ebenso Mikhail Shaidorov aus Kasachstan.
Jauhenii Pusanau aus Belarus, Kornel
Witkowski aus Polen und Pablo Garcia aus
Spanien waren dagegen nicht erfolgreich.
Im Paarlaufen übertrafen die für Österreich
startenden Chloe Choinard und Livio Mayr beide
Normen nicht, denn ansonsten hätte das
Land dank des zehnten Platzes von Ziegler/Kiefer
bei der WM 2019 zwei Paare nach Stockholm
schicken dürfen. Ebenfalls vergeblich war
der Versuch der Briten Anastasia Vaipan-Law
und Luke Digby und der schwedischen Geschwister
Greta und John Crafoord, die beim
Online-Wettbewerb und auch in Den Haag im
KP scheiterten. Kein Problem mit den Normen
hatten die Skate America-Sieger Alexa Knierim
und Brandon Frazier. Online erfolgreich waren
auch die amerikanischen Ersatzläufer Emily
Chan/Spencer Akira Howe und die Ukrainer
Sofiia Holichenko/Artem Darenskyi. Im Eistanzen
können sich Ekaterina Kuznetsova und Oleksandr
Kolosovskji aus Aserbaidschan auf die WM freuen.
Charlotte Lafond und Richard Kang aus Neuseeland
hatten dagegen in beiden Programmen
einige Zehntel zu wenige Punkte. krk
TV-Sendezeiten der WM
Auch in diesem Jahr übertragen ONE und
ARD wieder sehr vieles von der WM. Hier die
voraussichtlichen Sendezeiten:
Mittwoch 24.03.
KP Damen 12:00 Uhr – 16:00 Uhr live auf
ONE und Sportschau.de
KP Paare 18.30 Uhr – 22:50 Uhr live auf
Sportschau.de (ab 20 Uhr mit Kommentar)
Donnerstag 25.03.
KP Herren 13:00 Uhr – 17:00 Uhr live auf
ONE und Sportschau.de
Kür Paare 18:10 Uhr – 22:00 Uhr live auf
Sportschau.de (ab 19.30 Uhr mit Kommentar)
22:15 Uhr – 00:15 Zusammenfassung (ONE)
Freitag 26.03.
Rhythmustanz 13:00 Uhr – 16:00 Uhr live
auf ONE und Sportschau.de
Kür Damen 18:00 Uhr – 22:00 Uhr live auf
Sportschau.de (ab 19:30 Uhr mit Kommentar)
22:30 Uhr – 00:30 Uhr Zusammenfassung
auf ONE
Samstag 27.03.
Kür Herren 11:00 Uhr – 15:00 Uhr live auf
ONE und Sportschau.de
Kür Eistanzen 17:00 Uhr – 20:15 Uhr live auf
ONE und Sportschau.de
Sonntag 28.03.
Schaulaufen 14:00 – 17:00 Uhr live auf ONE
Auch Eurosport kündigte an, sehr vieles von
der WM zu übertragen, teilweise auf Eurosport
1, teilweise auf Eurosport 2 bzw. dem
Eurosport Player (kostenpflichtig). Die genauen
Sendezeiten standen bei Redaktionsschluss
jedoch noch nicht fest.
Hase/Seegert verletzt
Die Berliner EM-Fünften Minerva Hase
und Nolan Seegert können nicht zur WM
nach Stockholm, obwohl Deutschland dort
zwei Startplätze hat. Denn bei einer unglücklichen
Landung eines dreifachen Twists
im Training riss das Syndesmoseband im
unteren Bein, was eine Operation mit
mehrmonatiger Heilungsphase erforderlich
macht. Einziges deutsches Kunstlaufpaar in
Stockholm sind daher Annika Hocke und
Robert Kunkel.
Kurzmeldungen
Die Schweizer Einzelläuferin Tanja Odermatt (24),
die im Jahr 2016 Schweizer Meisterin war und
2014 und 2016 an Europameisterschaften teilnahm
(Plätze 26 und 28) ist vom Wettkampfsport
zurückgetreten, nachdem feststand, dass es dieses
Jahr keine Schweizer Meisterschaften gibt.
Das georgische Tanzpaar Maria Kazakova und
Georgy Reviya, das im vergangenen Jahr Zweite
der Junioren-WM und 14. der EM geworden
war, kann wegen einer wiederkehrenden Knie-
Verletzung von ihm nicht an der WM in Stockholm
teilnehmen.
Der Schweizer ehemalige Paarläufer Tim Leemann,
der heute hauptberuflich in der Hotellerie
tätig ist. wurde am 24. Februar Vater einer
Tochter Aurora Marie.
krk
Stretch-Stoffe
Lycra
12.-
Samt
14.-
Spitze
12.
Netz
12.-
Anzeige
Preise in Euro incl. MwSt. · Musterversand
bplatzer@gmx.de · 040 / 7357292
Impressum
Verlags- und Redaktionsanschrift:
STS·Verlag+Werbung
Stefan Schulze
Am Stutz 14
97993 Creglingen
Fon 07933-700-191
Fax 07933-700-192
E-Mail: info@pirouette-online.de
Webshop www.pirouette-online.de
Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin
3
Inhalt & Termine
Verlagsleitung: Stefan Schulze
Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany
Stellvertreterin: Tatjana Flade
Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert René Kolb
(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner
Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch
Anzeigen: Stefan Schulze
Kundenbetreuung: Angelika Manicone
Für unverlangt eingesandte Manuskripte
und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.
Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers
gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die
Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen
die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,
falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im
Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.
Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und
Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.
Bestellungen im Webshop: www.pirouette-online.de
Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten
Jahresabonnement:
Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand
Probeabo: 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand
Bankverbindungen:
GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN DE34430609677014380800,
BIC GENODEM1GLS
USt.-ID DE 178391062
Anzeigen: Standard-Formate zum vergünstigten
Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite
105,- EUR. Download unter www.pirouette-online.de/
info/anzeigenpreise
Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.
Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.
Gerichtsstand: Bad Mergentheim
Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des
Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um
ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der
Schriftform.
Eigentlich hätten Katharina Müller und Tim Dieck Bronze gewonnen, doch sie liefen außer Konkurrenz beim russischen
Pokalfinale (siehe Interview auf Seite 5). Foto: Flade
Eiskunstlauf-Termine
von Mitte März bis Ende April
(mit großem Vorbehalt)
18.03. – 21.03. Skate Celje (Slowenien),
abgesagt
22.03. – 28.03. Weltmeisterschaften in
Stockholm (Schweden)
25.03. – 28.03. Deutsche
Nachwuchsmeister schaften
in Dortmund (geplant)
26.03. – 27.03. Abu Dhabi Classic Trophy
(Vereinigte Emirate),
verschoben
26.03. – 28.03. Egna Spring Trophy (Italien)
01.04. – 03.04. Spring Talents Cup in
Brovary (Ukraine)
07.04. – 11.04. Black Sea Ice Cup in
Kranevo (Bulgarien)
07.11. – 11.04. Triglav Trophy mit Narcisa
Cup in Jesenice (Slowenien)
09.04. – 11.04. Ice Cup in Minsk (Belarus)
14.04. – 18.04. Europa Cup Skate Helena
in Belgrad (Serbien)
15.04. – 18.04. World Team Trophy in Osaka
(Japan, sehr unsicher)
17.04. – 18.04. Kurbada Cup in Riga
(Lettland)
Alle Synchronwettbewerbe werden abgesagt,
auch die Synchron-WM.
Erscheinungstermin
der nächsten Pirouette:
16. April 2021
Inhalt
Corona: Die WM in der „Blase“ 2
Trainer-Portrait: Viola Striegler 4
Interview: Müller & Dieck 5
Interview: Benoît Richaud 6
Interview: Stepanova & Bukin 8
Neues aus aller Welt 9
Teampokal Russland 11
Gran Premio Finale 14
Weitere Wettbewerbe 15
Pokalfinale Russland 17
Challenge Cup 20
Vorschläge für ISU-Regeländerungen 24
Österreich: Hippolyt Cup 2021 26
Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:
www.pirouette-online.de/info/
allgemeine-geschaeftsbedingungen
Die Pirouette auf
Instagram
Pirouette-Online
Die Pirouette auf
Facebook
Titelbild: Mikhail Kolyada
Russisches Roulette der Herren beim Finale
in Moskau: Keiner ist wirklich konstant,
nur Kolyada war in dieser Saison viel
stabiler als früher.
Foto: Olga Timochova
Schweizer Nachwuchskonzept 27
Eislaufgeschichte: Klebe und Metzner 28
Leserbrief31
Neues aus aller Welt 31
4
Viola Striegler
Trainer-Portrait
Mehr als 60 Jahre auf dem Eis
Viola Striegler
Zum Jahresende 2020 ist die Berlinerin
Viola Striegler mit 68 Jahren offiziell als
Bundestrainerin für den deutschen Einzellauf
in den Ruhestand getreten. Damit
ist sie eine von mehreren Trainerinnen einer
ganzen Generation, die zurzeit nach
und nach ihre offizielle Tätigkeit beenden.
Eigentlich wollte sie schon ein Jahr
früher in den Ruhestand gehen. Aber sie
sagte jetzt: „Ich wollte ungern aufhören,
bevor ein Nachfolger gefunden ist. Das
hat ja jetzt geklappt.“ Auch ihre Aufgabe
als Stützpunktleiterin kann sie nun beenden,
nachdem Jens Ter Laak die Stelle
übernommen hat. „Das ist ein Vollzeitjob
und sollte ein jüngerer Mensch tun, der
aber trotzdem schon viel Erfahrung hat.“
Striegler ist 1953 unter dem Namen Viola Pohl
geboren und in der DDR aufgewachsen. Ihr erster
größerer Erfolg im Sport war ein Sieg im
Paarlaufen bei der ersten Kinder- und Jugend-
Spartakiade Ende der 1960er Jahre mit Partner
Wolfgang Kosgalwies. Schlagen konnte das Duo
dabei unter anderem den heutigen Berliner Trainerkollegen
Knut Schubert mit seiner Schwester
Katja. Weil es im Sommer kein Eis gab, sind die
beiden in dieser Jahreszeit auch Rollschuh gelaufen,
aber nicht so wettkampfmäßig wie
manche Läufer im Westen. Mit 16 Jahren war
sie Berliner Meisterin und hörte wegen ihrer
Größe mit dem Paarlaufen auf. Sie machte Abitur
und arbeitete gleichzeitig schon als Übungsleiterin
beim TSC Berlin, weil das ein gutes
Praktikum für ihren späteren Berufswunsch
Trainerin und vom Staat auch so akzeptiert war.
Nach dem Abitur studierte sie Sportwissenschaften
mit dem Ziel Diplomsportlehrerin. Um
das zu ermöglichen, brauchte sie einen Verein,
der sich für sie einsetzte, und einen einflussreichen
Fürsprecher. Dieser Mentor war der Ehepartner
der Berliner Trainerin Inge Wischnewski
(Christine Erraths langjährige Trainerin), der Dozent
in der Trainerausbildung war.
Den Abschluss als Diplomsportlehrerin machte
Striegler dann bei der DHfK (Deutsche Hochschule
für Körperkultur) in Leipzig, Außenstelle
Berlin. Thema ihrer Diplomarbeit waren die Entwicklungsstufen
auf dem Eis von den ersten
Schritten bis zu den einfachen Sprüngen. Während
dieser Zeit arbeitete sie ab der Pädagogischen
Prüfung im Jahr 1973 bereits hauptberuflich
auf dem Eis. Wichtigste Aufgabe waren damals
die Kaderüberprüfungen und Vorbereitungen
von vielen Berliner Eisläufern auf nationale
und internationale Wettkämpfe, unter anderem
auf die „Jugendwettkämpfe der Freundschaft“
innerhalb der Staaten des damaligen Ostblocks.
Ihre beste Schülerin zu dieser Zeit war die heutige
Berliner Trainerin Karin Hendschke, die im
Foto: Flade
Jahr 1983 Silber und 1984 Gold bei den ISU Junioren-Weltmeisterschaften
gewann.
Nach der politischen Wende ging es gleich 1990
weiter für sie, denn der damalige DEU-Präsident
Dr. Wolf-Dieter Montag und Sportdirektor Peter
Krick boten ihr einen Vertrag als DEU-Honorartrainerin
für Berliner Einzelläufer an, den sie
gerne annahm. Ihr bester Läufer in den 1990er
Jahren war Sven Meyer, der an sechs Deutschen
Meisterschaften in der Meisterklasse teilnahm.
Sein Karrierehöhepunkt war 1997/98, als er
Deutscher Meister wurde, den favorisierten Andrejs
Vlascenko schlug und zur EM und WM
durfte. Aber im Mai 1999 beging der Sportpolizist
wohl aus privaten Gründen mit seiner
Dienstwaffe Selbstmord, was Striegler sehr mitnahm:
„Ich war völlig schockiert, weil es vorher
keinerlei Anzeichen für so etwas gab und ich
auch keinerlei Probleme mit ihm hatte. Ich habe
länger überlegt, ob ich meine Tätigkeit als Trainerin
aufgeben sollte. Neben der Präsidentin
Frau Siedenberg und dem Sportdirektor Herr
Dönsdorf war Herr Ketterer damals eine große
Stütze für mich, denn er gab mir Zeit, das zu
verdauen, redete öfter und länger mit mir und
überzeugte mich weiterzumachen.“
Ab etwa 2004 hatte sie eine ganze Reihe von
guten Läufern, vor allem Herren und wurde
„Disziplintrainerin Herren“. Sie bedauert, dass
die meisten irgendwann „weggebrochen“ sind.
Trotz mehrerer schwerer Verletzungen durchgehalten
hat nur Peter Liebers, den sie 16 Jahre
lang betreute. „Die beiden Olympischen Zyklen
von 2006 bis 2014 waren meine interessantesten
Jahre als Trainerin, weil ich mit Peter, und
Martin Liebers, Clemens Brummer und Stefan
Lindemann eine Gruppe hatte, die alle ehrgeizig
waren. Ich musste sie so führen, dass sie trotz
der Rivalität Freunde blieben und sich gegenseitig
anstachelten, denn wie das bei jungen Männern
so ist, sie wollen immer gewinnen.“ Höhepunkte
dieser Zeit waren die knappen Entscheidungen,
wer zu den Olympischen Spielen darf,
2010 war das Stefan Lindemann (Rang 22) und
Benoît Richaud (links)mit Daniel Grassl und
Trainer Lorenzo Magri bei der JWM 2020
Trainerin Viola Striegler und Thomas Stoll bei den Junioren-WM 2017
2014 Peter Liebers. Sein achter Platz in Sotschi
mit der besten Leistung seiner gesamten Karriere
war natürlich ein Highlight auch für die Trainerin,
so wie auch der 6.Platz der EM und die
Goldmedaille bei der Universiade 2015.
Im selben Jahr wurde Striegler Bundestrainerin
für alle Einzelläufer der Meisterklasse. „Das war
nicht so einfach, weil ich den erfahrenen Trainern
nicht reinreden wollte, aber trotzdem Ansprechpartner
für sie und den Athleten bei der
DEU sein sollte. Dies war mehr eine beratende
Tätigkeit, insbesondere im respektvollen Umgang
mit den AthletInnen. Außerdem habe ich
natürlich Lehrgänge abgehalten, auch mit deutschen
Trainerkollegen/innen. Des Weiteren habe
ich mit den Kadersportlern Lehrgänge in der
Schweiz bei Stéphane Lambiel und Robert Dierking
abgehalten.“ Als Reinhard Ketterer als
Stützpunktleiter in Berlin in den Ruhestand gehen
musste (mit der Altersgrenze war der Berliner
Senat gnadenlos), übernahm Striegler auch
zunächst amtierend die Funktion als Stützpunktleiterin.
Die Verhandlungen mit dem Senat
und die Koordination der vielen Trainerkollegen
waren ungewohnt und eine enorme Mehrbelastung
für sie, weil sie lieber am Eis arbeitete.
Robert Dierking, ihren Nachfolger als Bundestrainer,
kennt sie schon von mehreren Lehrgängen
in der Schweiz und befürwortete seine Anstellung.
Er und seine Ehefrau wären nach
Strieglers Meinung gerade mit Blick auf den fälligen
Generationswechsel eine gute Unterstützung
für Berlin, aber die Entscheidung fiel für
Oberstdorf als Amtssitz.. Striegler: „Mal sehen,
wie das läuft, man soll niemals nie sagen.“ Wirklich
in den Ruhestand geht sie noch nicht, denn
sie unterrichtet weiterhin in Berlin und gibt in
den Vereinen an den Stützpunkten Hohenschönhausen,
Paul-Heyse-Straße und im Wedding ihre
Erfahrungen an Landes- und auch Bundeskaderläufer
und Trainer weiter. Striegler: „Für die
Zukunft, besonders Olympia 2022 wünsche ich
allen Athleten mit ihren Trainern und dem DEU-
Team viel Erfolg.“ Klaus-Reinhold Kany
Katharina Müller & Tim Dieck
»Anjelika Krylova hat das Gespür dafür,
wie man mit uns umgehen muss«
Nach fast einem Jahr sind
Katharina Müller und Tim
Dieck zu ihrer Haupttrainerin
Anjelika Krylova nach Moskau
zurückgekehrt und bereiten sich
mit ihr auf die WM vor.
Katharina Müller und Tim Dieck
mit den Trainern Anjelika Krylova und
Maxim Staviski (links), Foto: Flade
5
Katharina Müller & Tim Dieck
Interview
Pirouette: Wie haben Sie es geschafft, nach
Russland zurückzukommen?
Katharina: Wir haben es die ganze Saison über
versucht. Als es jetzt vor der WM tendenziell
dahinging, dass wir uns vorbereiten müssen,
sagten wir uns, wir müssen spätestens im Februar
nach Russland. Wir brauchten eine andere
Variante, weil Herr Skotnicky nicht mehr Bundestrainer
ist und auch nicht die ganze Verantwortung
übernehmen wollte. Er hat einen Brief
an Herrn Gorshkov (russischer Verbandspräsident)
geschrieben und wir haben es endlich geschafft,
unsere Dokumente wurden fertig gestellt.
Wir konnten im Konsulat gar nicht glauben,
dass es so einfach und so schnell ging. Wir
haben es ein Jahr lang versucht und jetzt ging
es auf einmal. Als wir das Resultat vom Corona-
Test hatten, haben wir direkt den nächsten Flieger
nach Moskau genommen.
Tim: Nach 318 Tagen haben wir es geschafft.
Sie konnten nicht bei Anjelika trainieren,
aber Sie waren ständig in Kontakt.
Tim: Ja, und Anjelika hat viele Entscheidungen
getroffen, was Änderungen angeht und dass wir
mit speziellen Trainern arbeiten sollen, wann
wir nach Oberstdorf fahren und wann wir in
Dortmund bei Vitali (Schulz) trainieren sollen.
Das hat soweit gut geklappt und wir sind unendlich
dankbar dafür, dass Vitali Schulz und
Herr Skotnicky uns so gut betreut haben über
diese zehn Monate hinweg. Dennoch sind wir
umso glücklicher, dass wir jetzt zurück sind.
Katharina: Hier merke ich doch wieder, sie haben
andere Schwerpunkte, die wir ein bisschen vernachlässigt
haben. Es ist jetzt Anjelikas Aufgabe,
noch mehr Power und Lebendigkeit reinzugeben.
gen ist es umso besser, dass wir nun für die
WM-Vorbereitung hier sind.
Was ist der Hauptgrund, dass Sie wieder bei
Anjelika in Russland trainieren wollen?
Tim: Für mich persönlich spielt unterbewusst
mit, dass unsere Saison bei Anjelika unsere bisher
erfolgreichste war. Wir haben für uns gemerkt,
dass wir uns in der Saison bei Anjelika
am meisten verbessert haben und dementsprechend
war es für uns keine Frage, dass sie diejenige
ist, die uns auf den Weg, auf das Ziel
Olympia vorbereitet.
Katharina: Anjelika hat das Gespür dafür, wie
man mit uns umgehen muss. Sie sagt immer das
Richtige in dem Moment und gibt das richtige
Gefühl im Wettkampf. Bei ihr entwickle ich den
Spaß daran zu laufen, mich zu präsentieren. Wir
wissen, wer von uns steht, sei es Anjelika, Maxim
Staviski, Oleg Ovsiannikov. Du strengst dich automatisch
mehr an, weil die gucken. Es sind zwar
keine Seniorenpaare hier, was uns ein bisschen
fehlt, aber trotzdem spürt man diese Energie
Tim: Maxim Staviski war früher mein absolutes
Vorbild. Ich weiß noch, als ich das erste Mal
hierhin gekommen bin, war ich total nervös, da
wollte ich unbedingt das Beste für die Trainer
zeigen und dieses Gefühl ist bis heute noch da.
Dann noch zu wissen, dass sie hinter dir stehen,
ist ein tolles Gefühl.
Wie war es beim Pokalfinale zu laufen?
Tim: Ich habe zu Katharina am Anfang gesagt,
ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben
wie ein Immigrant. Es ist schon was anderes.
Katharina: Ich bin ein bisschen mit dem russischen
Eiskunstlauf aufgewachsen. Als feststand,
dass wir hier laufen, dachte ich, jetzt bin ich
nervöser als zur WM, weil hier alle meine russischen
Idole sitzen, die ich früher im Fernsehen
gesehen und angehimmelt habe, und mir zugucken
werden. Mir war klar, dass wir das als Probe
sehen, aber wir wollten doch dem russischen
Standard entsprechen, weil die Läufer alle sehr
Tim: Lebendigkeit ist ein gutes Stichwort. In
Deutschland haben wir sehr viel an unserer
Technik gefeilt und haben uns technisch sehr
gut weiterentwickelt. Aber dieses Leben reinbringen,
das Tänzerische, das ist genau Anjelikas
Ding und das ganze Team arbeitet hier genau
aufeinander zu, das merken wir direkt. Deswegut
sind. Es war total schön, endlich mal diese
Arena zu spüren, Menschen zu spüren und nicht
in der leeren Halle zu laufen. Es ist sogar besser
hier als bei der WM, weil hier Zuschauer sind.
Wir sind sehr dankbar.
Tim: Die Frauen waren vor uns dran und mit uns
in der Aufwärmhalle und dort war Herr Professor
Mishin. Für mich war es ein Highlight zu sehen,
wie er mit Elizaveta Tuktamysheva umgeht. Es ist
eine Ehre, dass wir unter den ganzen tollen russischen
Sportlern mitlaufen durften. Wir können
auch Vitali schnell anrufen, aber zusammen mit
Anjelika funktioniert es einfach so gut. Ich kann
gar nicht in Worte fassen, was für eine Trainerin
sie ist. Sie ist die Trainerin, die wir immer gesucht
und vor einem Jahr gefunden haben.
Katharina: Max Staviski liebe ich auch. Er bringt
so viel Humor rein. Wenn wir mal genervt sind
veräppelt er uns und dann ist die Stimmung
wieder total locker. Sie ergänzen sich gut.
Was ist Ihr Ziel für die WM?
Tim: Natürlich wollen wir den Olympiastartplatz
für Deutschland erlaufen. Aber das generelle
Ziel ist, dass wir einfach unsere bestmögliche
Leistung zeigen, zeigen, dass wir zwei gute Programme
haben und dass wir zu dieser WM gehören,
dass wir Deutschlands Nummer eins zum
jetzigen Zeitpunkt sind und natürlich bleiben
wollen. Ich denke für den größten Teil der
Sportler ist es eine Erleichterung, dass die WM
geplant ist. Irgendwo muss es weitergehen. Natürlich
gibt es auch andere Sachen als unseren
Sport oder Sport allgemein, das verstehen wir.
Ich habe mich sehr gefreut darüber, dass die
WM stattfinden soll, aber es war für mich nicht
sehr verwunderlich, weil es aus meiner Sicht
keinen Grund gab zu sagen, das geht auf keinen
Fall. Wenn man will, dann gibt es einen Weg,
auch einen sehr, sehr sicheren.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg
in Stockholm!
Mit Katharina Müller und Tim Dieck sprach
Tatjana Flade.
•••
6
Benoît Richaud
Benoît Richaud »Ich möchte
jede Choreographie einzigartig machen«
Interview
Der Franzose Benoît Richaud (33) hat
sich in den vergangenen Jahren einen
Namen als Choreograph gemacht und
mit bekannten Läufern wie Daisuke
Takahashi, Bradie Tennell, Daniel Grassl
und Kaori Sakamoto gearbeitet. In
diesem Interview spricht er über seine
eigene Karriere, wie er Choreograph
wurde und über seine Vision.
Pirouette: Wie kamen Sie zum Eiskunstlauf?
Benoît: Ich komme aus dem Süden Frankreichs
und Sie müssen wissen, dass Eiskunstlauf dort
überhaupt nicht populär ist. Ich hatte Glück, in
Avignon gab es eine kleine Eishalle. Ich war als
Kind sehr aktiv und habe viele verschiedene
Sportarten ausprobiert. Ich sah meine Cousine
beim Eislaufen und wollte es gleich ausprobieren.
Von sechs bis neun habe ich Einzellauf gemacht,
dann fing ich mit Rugby an und hörte
mit dem Eislaufen auf. Mit elf ging ich wieder
zurück zum Eiskunstlauf. Dann kamen die Olympischen
Spiele 2002 und sie waren eine Entdeckung
für mich. Ich sah Marina Anissina und
Gwendal Peizerat gewinnen und sagte meiner
Mutter ‚das will ich machen‘. Ich sagte, ich will
bei denselben Trainern trainieren wie Marina
und Gwendal und meine Trainer sagten ‚du bist
verrückt‘. Aber meine Mutter rief Muriel Zazoui
an und im Mai 2002 fuhren wir nach Lyon. Muriel
und Romain Haguenauer sagten am Ende
des Probetrainings, dass sie eigentlich keine Kinder
nehmen, aber sie machen eine Ausnahme für
mich. Ich war 13 Jahre alt und ich machte Solo-
Eistanz, bis sie eine Partnerin für mich fanden.
Ich zog alleine nach Lyon und wohnte bei einer
Gastfamilie. Es lief gut im Eistanz. Ich wurde
Französischer Juniorenmeister (mit Elodie Brouiller),
wir waren im Juniorenfinale und Siebte bei
der Junioren-WM in Oberstdorf 2007. Aber es
war schwierig, mit mir zu laufen. Mir fehlte der
Teamgeist, deswegen hörte meine erste Partnerin
auf. Danach lief ich mit Terra (Findley), aber kurz
nach dem Aufstieg in die Meisterklasse hörte ich
auf. Ich fing an, in einer Bar zu kellnern. Mir
fehlte die Reife und das Verständnis. Inzwischen
habe ich mich bei meinen früheren Partnerinnen
entschuldigt und sie reden mit mir.
Haben Sie es jemals bereut, dass Sie Ihre
Karriere so früh beendet haben?
Nein, denn wenn ich zurückschaue ist mir klar,
dass ich nicht gern Wettkämpfe lief. Ich habe
gern trainiert, neue Programme mit den Trainern
aufgebaut, alles das, aber ich mochte keine
Wettbewerbe. Dafür war ich nicht gemacht.
Ich habe vier Jahre lang keine Schlittschuhe
angezogen.
Wie kamen Sie zum Eiskunstlauf zurück?
Ich arbeitete in der Bar und ich habe Musik gemacht
und zwei Alben veröffentlicht. Ich habe
per Fernstudium am Cours Florent studiert, der
besten Schauspielschule in Frankreich. Plötzlich
bekam ich eine E-Mail von Art on Ice, die ich
eigentlich nicht öffnen wollte, denn ich hasste
Holiday on Ice. Aber ich habe sie geöffnet und
sie luden mich zu einer TV Show, „Dancing on
Ice“, in die Niederlande ein. Ich dachte, eine TV-
Erfahrung könnte interessant sein. Es gefiel mir
nicht, aber ich fand das Konzept einer TV-Show
sehr interessant. Das Wichtigste jedoch war,
dass ich merkte, dass ich das Eislaufen vermisste.
Danach wurde ich Eistanztrainer in Basel. Ich
trainierte Hobbyläufer und die nationalen Meister
und Zweiten der Meisterschaft. Mit ihnen
fuhr ich zur EM 2015. Ich unterrichtete Eislauffertigkeiten,
Choreographie und fing an, mit
jungen Schweizer Läufern zu arbeiten. Ich kam
in Kontakt mit Ingrida (Snieskiene), der früheren
Trainerin von Deniss Vasiljevs und sagte, ich
möchte gern Choreographie für Deniss machen
Benoît Richaud (links)mit Daniel Grassl und
Trainer Lorenzo Magri bei der JWM 2020
und sie sagte ja. “Adagio for Tron” für Deniss
2014 war meine erste Erfahrung mit einem Einzelläufer.
Aber in der Schweiz gefiel es mir nicht
mehr. Und weil ich sah, dass den Leuten meine
Choreographie gefiel, sagte ich mir, dass ich
Choreograph werden will. Ich arbeitete mit Läufern
aus dem französischen Nationalteam und
so kam es Schritt für Schritt. Nach der WM
2015 war ich in Champéry und dort sah mich
Alexei Mishin und sagte, ich solle Choreographie
für Lisa Tuktamysheva machen. Er lud mich
ein, den ganzen Sommer mit seinem Team zu
arbeiten. 2016 sprach mich der japanische Verband
bei der Junioren-WM an. Ich denke, die
Leute hatten das Gefühl, dass Deniss‘ Choreographie
wirklich anders war.
Was inspiriert Sie?
Ich komme nicht aus einer Künstlerfamilie, aber
mein Vater war DJ und meine Mutter tanzte
gerne. Ich denke, dass hatte einen Einfluss auf
mich, als ich klein war, denn im Haus war immer
Musik und meine Mutter tanzte. Seit ich
sehr jung war, mochte ich das Andere und mein
Auge wird von Details angezogen. Ich denke,
das spiegelt sich in meiner Choreographie wider.
Ich möchte jede Choreographie einzigartig machen.
Für mich ist es sehr wichtig, die Persönlichkeit
des Läufers zu finden. Ich glaube, dass
jeder Eisläufer etwas Besonderes hat und das
will ich herausbringen. Um auf die Frage zurückzukommen,
ich denke, es hat sehr viel mit
meiner persönlichen Lebenserfahrung zu tun. Je
älter ich werde, desto mehr realisiere ich, dass
wir in Frankreich in einem Land leben, das
Kunst kultiviert. Ich habe alle aktuellen Ballett-
Aufführungen in Europa gesehen, die mir gefallen.
Ich habe die klassischen Komponisten studiert,
mit Rachmaninov habe ich angefangen. Er
und der estnische Komponist Arvo Pärt sind
meine Favoriten. Ich habe den Eindruck, dass
Gott zu mir spricht, wenn ich ihre Musik höre.
7
Eva-Lotta Kiibus beim Cup of Russia 2020
Medaille für Bradie Tennell bei den Vier-Kontinente-
Meisterschaften 2020, Fotos: Flade
Sie arbeiten inzwischen mit vielen Läufern.
Wie stellen Sie sicher, dass die Choreographie
nicht zur Fließbandarbeit wird?
Sie werden immer meinen Stil erkennen. Ich
bin froh, dass die Leute realisieren, dass selbst
wenn ich sechs Mädchen in den top zwölf
habe, keine der anderen gleicht. Ich will nicht,
dass die Läuferinnen ähnlich sind, aber daran
denke ich nicht, wenn ich die Programme gestalte.
Das Ziel ist es, sie in den Vordergrund zu
stellen und auf ein höheres Niveau zu bringen.
Ich sehe ihr Potenzial und will, dass sie besser
werden. Egal, ob ich mit einem Mädchen arbeite,
das unter den besten fünf ist oder 20. bei
der WM – es passiert etwas Interessanteres als
in den Jahren davor. Das jüngste Beispiel ist
Eva-Lotta Kiibus, sie hat einen riesigen künstlerischen
Fortschritt gemacht. Ja, ein paar Sachen
sind vielleicht manchmal ein bisschen
ähnlich, das ist klar. Aber meine Programme
basieren so sehr auf der Persönlichkeit der Läuferinnen,
dass ich keine Sorge habe, dass die
Leute sagen‚ ,das ist derselbe Musikstil, dasselbe
Kostüm, dieselbe Choreographie‘.
Sie haben mit ganz unterschiedlichen Läufern
gearbeitet. Was ist Ihre Herangehensweise?
Mit Daisuke (Takahashi) habe ich viel diskutiert
und wir hatten ‚erwachsene‘ Momente, würde
ich sagen – essen gehen, ein Glas Wein trinken.
Aber für mich ist es essenziell, auch zu den jüngeren
Läufern eine Beziehung aufzubauen. Alle
meine Läufer reden viel mit mir, senden mir
Nachrichten. Du kannst nicht der Choreograph
sein und dich nicht für die Persönlichkeit und
das Leben deiner Läufer interessieren. Die
Menschen ziehen gern Vergleiche, aber das
Wichtige ist, die Persönlichkeit des Läufers zu
finden. Ich habe mit Künstlern wie Denis Ten,
Jeremy Abbott, Daisuke Takahashi gearbeitet,
aber es ist auch sehr interessant, mit jemanden
etwas zu machen, der nicht wirklich tanzen
kann und ihn fantastisch und magisch auf dem
Eis wirken zu lassen. Am Anfang habe ich gehört,
‚was willst du mit Bradie Tennell tun‘? Als
ich mit ihr angefangen habe, was sie so Achte
der US-Meisterschaft und das nächste Jahr
war sie US-Meisterin. Ich erinnere mich, dass
die Leute gesagt haben, Bradie kann nur springen
und nicht Eis laufen. Nun bekommt sie
jede Saison bessere Komponenten.
Wie schwer ist es, kreative Programme zu
schaffen, wenn die Elemente immer schwieriger
werden?
Ja, Daniel Grassl hat viele Vierfache im Programm.
Aber ich denke nicht, dass das
schwierig zu verbinden ist, du musst es nur
akzeptieren. Eiskunstlauf ist ein Sport und die
Leute engagieren einen Choreographen, um
eine Lösung für ein Programm mit technischen
Elementen zu finden. Ich kenne die Regeln
sehr gut und denke nicht, dass das ein Widerspruch
ist. Die Choreographie muss funktionieren
und du musst die richtigen Zutaten finden,
damit es am Ende funktioniert. Der Trainer
entscheidet über die technischen Elemente.
Ich würde nie Daniel sagen, dass er einen
Vierfachen am Ende machen soll. Ich muss
wissen, wo ich die Elemente platziere, damit
es für den Läufer komfortabel ist. Der Schwierigkeitsgrad
kann die Kreativität beeinflussen,
aber das stört mich nicht, sondern macht mich
noch kreativer.
Worin sehen Sie den Unterschied zwischen
Choreographie für Frauen und für Männer?
Gute Frage. Ich arbeite viel mehr mit Mädchen
als mit den Männern. Ich kann sagen, dass die
Mädchen viel starker als die Männer sind und
die Arbeit, die Korrekturen viel leichter akzeptieren.
Ich habe realisiert, dass die Männer
seltsamerweise emotionaler sind. Ich glaube
ernsthaft, dass Frauen viel stärker als Männer
sind. Die Jungs haben immer ein Problem ‚mir
tut es da und da weh‘, ‚ich kann nicht mehr
als ein, zwei Stunden auf dem Eis sein‘ … Das
passiert nie mit Mädchen! Sie beschweren sich
nie. Mit den Jungs ist es etwas komplizierter,
aber nicht mit allen. Ich habe nur sehr wenige
Choreographien gemacht, in denen ich die
Frau als fragil darstelle. Mir gefällt es, dass
Frauen stark und mächtig sind, sogar in der
Musikwahl. In der Choreographie sehe ich keinen
großen Unterschied zwischen Frauen und
Männern. Wir leben im Jahr 2021 und ich
sehe alle einfach als Menschen.
Wie war es für Sie, online Choreographien
zu erstellen?
Es war sehr interessant. Zuerst einmal mag ich
es, wenn etwas schwierig ist und man mir sagt
‚das geht nicht‘. Dann will ich es umso mehr. Als
das Coronavirus kam, habe ich sehr schnell verstanden,
dass ich online arbeiten muss, und
habe das akzeptiert. Am Anfang war es sehr
schwer, muss ich sagen. Für mich geht es sehr
viel um die Beziehung zu den Läufern, mit ihnen
auf dem Eis zu sein. Ich habe gelernt, meine
Choreographie mehr mit Worten herüberzubringen,
indem ich viel mehr erkläre. Mein Wohnzimmer
wurde meine Eishalle und ich kann sagen,
es hat sehr gut funktioniert. Es hat länger
gedauert, aber andererseits sagen wir – ist das
Glas halb voll oder halb leer? Jetzt arbeite ich
mit meinen Läufern wöchentlich, vorher vier
Wochen im Jahr. Es gibt auch positive Seiten
dieser Erfahrung und ich denke, daraus wird
sich etwas für die Zukunft weiterentwickeln.
Das hat bereits begonnen. Sicher werde ich
wieder reisen und Choreographie wird wieder
real gemacht werden, aber wir können in der
Saison online arbeiten.
Was können Sie uns über Ihre Projekte Peak
Ice Camp und Carte Blanche Show sagen?
Peak Ice sind Trainingslager. Ich kann Eislauffertigkeiten
in Europa, Japan oder den USA unterrichten.
Egal, ob du Olympiasieger bist oder nie
zur WM oder den Olympischen Spielen kommen
wirst, ich werde dich auf die gleiche Weise die
gleichen Dinge lehren. Es ist dasselbe, ob ich
Choreographie für Topläufer oder Läufer auf
niedrigem Niveau mache. Ich lade hochqualifizierte
Trainer zu meinen Camps ein – wir werden
Sergei Rozanov, Lorenzo Magri haben und wir
hatten Alexander Abt, Sergei Voronov. Ich mag
die Russen, denn sie sind technisch die besten.
Das Ziel ist es, eine professionelle Umgebung für
Läufer auf allen Niveaus anzubieten. Es geht um
die Entwicklung und wir arbeiten an allen Bestandteilen
des Eiskunstlaufs plus Tanz, Ausdruck,
Kreativität, Interpretation. In den Camps
mit Techniktrainern bieten wir läuferische Fähigkeiten,
Technik und Training außerhalb vom Eis
an. Diese Camps mache ich in Frankreich und
das Ziel ist es, sie international anzubieten.
Carte Blanche ist eine Idee, die Barriere zwischen
dem Eislauf als Sport und der Kunst zu durchbrechen.
Ich möchte die Kunst, alles das, was mich
seit meiner Kindheit inspiriert hat wie Ballett,
Modern Dance, Neoklassik, wieder mit dem Eiskunstlauf
verbinden. Carte Blanche wird keiner
anderen Show ähneln. Der Eindruck soll so sein,
als ob du in die Oper gehst oder eine Modern
Dance Aufführung siehst. Die Choreographie
steht im Vordergrund. Das heißt, die Läufer werden
nicht präsentiert, selbst wenn sie Olympiasieger
sind. Das ist nicht das Ziel, sondern die
Kunst auf das Eis zu bringen. Die ersten Shows
sollen Ende 2021 stattfinden und ab 2022 werden
wir Shows in Japan haben und expandieren.
Mit Benoît Richaud sprach Tatjana Flade.
Besuchen Sie die
Pirouette auf Facebook
•••
Benoît Richaud
Interview
8
Alexandra Stepanova & Ivan Bukin
Interview
Alexandra Stepanova (25) und Ivan
Bukin (27) gewannen ihren ersten nationalen
Meistertitel nach fast einem Jahr
Wettkampfpause. Zunächst litt Stepanova
unter Rückenproblemen, dann erkrankten
beide nacheinander an Corona.
Pirouette: Bei der Russischen Meisterschaft
konnten Sie erstmals in dieser Saison starten.
Wie haben Sie diese schwierige Zeit mit Verletzung
und Krankheit erlebt?
Alexandra: Wir haben die Wettkämpfe in der Tat
sehr vermisst. Diese schwierige Periode haben wir
dank unserer Trainer und Familien überstanden.
Als wir anfingen, Programmteile durchzulaufen,
waren wir sehr erschöpft und machten uns Sorgen,
dass uns nichts gelingt. Doch unsere Trainer
haben uns sehr unterstützt und uns beruhigt.
Ivan: Es war sehr wichtig, dass sie uns nicht gedrängt
haben. Wir haben uns in Ruhe vorbereitet.
Wir wussten, dass wir sehr lange nicht zusammen
gelaufen sind und dass wir vor der
Meisterschaft nicht viel Zeit hatten, aber wir
durften uns am Anfang nicht überanstrengen.
Wie haben Sie sich von Corona erholt?
Alexandra: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht,
wie lange das gedauert hat. Die ersten zwei
Wochen nach der Krankheit bin ich eine Aufwärmrunde
auf dem Eis gelaufen und war schon
müde. Das hat mir Angst gemacht und ich habe
mich gefragt, wie es weitergehen soll. Aber
dann ging es ganz langsam aufwärts. Als Vania
aufs Eis kam, wurde es leichter. Mir wurde klar,
jetzt fangen wir wieder an und alles wird gut.
Ivan: Die Krankheit verlief unterschiedlich bei
uns. Ich brauchte zwei, drei Wochen guter Arbeit
um mich wieder gesund zu fühlen, nachdem ich
zweieinhalb Wochen krank war. Es war schwer.
Dein Körper macht einfach nicht mit. Aber Besonderheiten
nach dieser Krankheit merke ich
nicht, nur dass sie sehr lange andauert.
Was bedeutet Ihnen Ihr erster nationaler
Titel vor diesem Hintergrund?
Alexandra: Für uns war es schon ein Sieg, dass
wir angetreten und gut gelaufen sind, und das
bei unserem ersten Wettbewerb. Besonders in
Alexandra Stepanova
& Ivan Bukin
»In der Stille zu laufen, wird sich
vielleicht anfühlen wie ein Training«
der Kür, da fühlten wir uns schon sicherer. Vor
dem Rhythmustanz war ich nicht nur aufgeregt,
sondern ich hatte regelrecht Angst. Wir waren
fast ein Jahr lang nirgendwo aufgetreten und
ich dachte, lieber Gott, am liebsten würde ich
weglaufen. Aber in der Kür war ich ruhig.
Ivan: Das ist ein sehr wichtiger Titel, aber als
wir uns vorbereitet haben, haben wir nicht daran
gedacht, wie wir uns fühlen werden, wenn
wir gewinnen. Wichtiger war es zu spüren, dass
wir wieder da sind. Du vergisst wirklich, was ein
Wettbewerb ist. Da ist diese Wettkampf-Magie
und die haben wir sehr vermisst.
Sie haben Ihre Programme aus dem Vorjahr
behalten, aber Sie hatten noch vor der später
abgesagten WM den zweiten Teil Ihres
Rhythmustanzes zu „The Show Must Go On“
geändert. Warum?
Alexandra: Alexander Vasilievitch (Svinin, Trainer)
hat diese Musik vorgeschlagen. Sie erschien
uns so viel mächtiger, stärker, dass wir entschieden
haben, sie zu nehmen.
Ivan: Wir sind ihn aber noch nicht so gut gelaufen
wie im Training, weshalb wir jetzt besonders
an diesem zweiten Teil arbeiten werden, um
noch Tempo und Emotionen hinzuzufügen.
Eigentlich hatten Sie eine neue Kür
einstudiert.
Alexandra: Ja, wir sind sogar nach Vanias Krankheit
ziemlich große Teile durchgelaufen. Doch
zwei Wochen vor der Russischen Meisterschaft
sagten unsere Trainer, ‚was haltet ihr davon,
wenn wir die alte Kür behalten‘. Wir waren dafür.
Ivan: Wir lieben diese Kür so sehr, dass wir Gänsehaut
bekamen, als wir die Musik einschalteten.
Dieses Programm gefällt wahrscheinlich
nicht nur uns, sondern auch den Zuschauern
und Preisrichtern und alle sagen, sie passt zu
uns. Es war sehr wichtig, sich an diese Emotionen
zu erinnern, sie haben uns motiviert und
angespornt. Die neue Kür haben wir zwar vorbereitet,
aber sie war trotzdem noch unfertig
und so ein Material wollten wir nicht zeigen.
Man hätte was Interessantes daraus machen
können, aber wir hatten nicht genug Zeit. Wir
werden dieses Programm ausarbeiten und wahrscheinlich
für die nächste Saison vorbereiten.
Aber das kann sich noch ändern.
Alexandra: Wir wollen jetzt noch nichts über
die Musik sagen, denn vielleicht behalten wir
sie doch nicht. In der aktuellen Situation weiß
niemand, wie es weitergeht.
Wie hat Ihnen der Teampokal gefallen?
Alexandra: Wir haben noch nie an so einem
Teamwettbewerb teilgenommen, deswegen war
das für uns natürlich etwas Neues. Es war toll
und es hat uns sehr gefallen. Danke an unseren
Verband, der diese Veranstaltung organisiert
hat, bei der wir alle laufen durften und mit Zuschauern
sein durften. Das ist eine sehr gute Erfahrung,
sogar für die Olympischen Spiele. Als
wir nach dem Kurztanz unser Team angefeuert
haben, haben wir alles gegeben, haben geschrien,
waren für sie nervös. Und am nächsten
Tag merkten wir, wir hatten nicht genug Kraft
für die Kür. Jetzt wissen wir, das kann passieren
und es ist gut, dass wir das gemerkt haben.
Wie gehen Sie die WM an?
Ivan: Wir versuchen uns auf jeden Wettbewerb in
gleicher Art und Weise vorzubereiten. Wir geben
alles und versuchen zu verbessern. Diese Meisterschaft
ist keine Ausnahme, auch wenn wir unter
interessanten Bedingungen laufen werden.
Alexandra: Wir haben keine Angst. Wir denken,
es sind so viele Vorsichtsmaßnahmen ergriffen
worden, wir werden alle in Novogorsk im Trainingslager
sein, machen dort einen Test am Anfang
und am Ende, fliegen nach Schweden, dort
machen wir wieder einen Test und sitzen einen
Tag in Quarantäne, gehen nur zum Training und
in die Halle. So wie ich es verstehe, wird dort
kein einziger Mensch sein, der nicht getestet ist,
und niemand verlässt die Zone Hotel-Halle.
Bei der WM wird es keine Zuschauer geben.
Alexandra: Ja, das wird sehr interessant, denn
unser Verband hat immer das Beste gegeben
und alles getan, was möglich ist, damit Zuschauer
bei unseren Wettbewerben waren, aber
die WM wird ohne Zuschauer sein. In der Stille
zu laufen, wird sich vielleicht wie ein Training
anfühlen, vielleicht sind wir da ruhiger oder
aber umgekehrt nervöser als sonst.
Ivan: Wir sind schon sehr lange nicht mehr
ohne Zuschauer gelaufen, das letzte Mal war
wohl irgendwann bei den Junioren, als nicht
viele Leute da waren, aber dass gar keiner da
ist... mal sehen, wie das wird.
Mit Alexandra Stepanova und Ivan Bukin sprach
Tatjana Flade.
•••
Ulf Bökeler, Foto: privat
Was macht eigentlich…
Ulf Bökeler?
Der ehemalige Stuttgarter Einzelläufer Dr. Ulf
Bökeler (43), der vor knapp 20 Jahren sogar ab
und zu einen dreifachen Axel zeigen konnte,
ist heute Leitender Oberarzt für den „Schwerpunkt
Schulter- und Ellenbogenchirurgie“ des
Marienhospitals Stuttgart. Er ist wie so viele
andere ein ehemaliger Eiskunstläufer in seinem
Hauptberuf sehr erfolgreich, weil er schon als
Kind und Jugendlicher beim Eislaufen gelernt
hat, etwas zu leisten, durchzuhalten und diszipliniert
zu arbeiten. In seiner Altersklasse ist er
auch noch ein sehr guter Tennisspieler.
übernimmt das neu renovierte Büro von Ketterer
und will ansonsten von seinem weiter bestehenden
Hauptwohnsitz in Nordrhein-Westfalen
aus arbeiten. Die dadurch freigewordene
Stelle des Ausbildungskoordinators hat die DEU
neu ausgeschrieben.
Eishalle in Sterzing
eingestürzt
Die Halle des Südtiroler Ortes Sterzing, dem
ersten Ort südlich des Brenners, ist am 10. Februar
morgens gegen 7 Uhr unter der Last von
Schneemassen und darauffolgendem Regen
eingestürzt. Zum Glück befand sich niemand in
der Halle, denn wegen der Corona-Einschränkungen
war kein Training erlaubt und auch die
Putzfrau war noch nicht im Haus. Der gesamte
ältere Teil der Halle wurde komplett zerstört. In
der 1983 gebauten Halle mit dem Namen Weihenstephan
Arena fanden die Heimspiele des
lokalen Eishockeyteams, der Broncos statt, zuletzt
noch am Abend vor dem Einsturz. Dort
trainierten auch Breitensportler im Eiskunstlaufen,
außerdem fand regelmäßig Publikumslauf
statt. Die Halle war erst 2019 saniert worden.
Auch in Oberstdorf waren die Schneemassen
Anfang Februar ein Problem. Aber die Lokalpresse
schrieb, dass Sportamtschef Hans-Peter
Jokschat rechtzeitig eine Fachfirma bestellte,
die zusammen mit Mitarbeitern des Sportamtes
und einigen Sportlern mehrere hundert
Tonnen Schnee mit Schneehexen, einer
Schneefräse und anderen Geräten vom etwa
5.000 Quadratmeter großen Dach des Eisstadions
herunterschaufelten.
11-Jährige fordert
Biellmann heraus
Am 20. März gibt es in der ARD-Show „Klein
gegen groß“ ab 20:15 Uhr ein Pirouetten-Duell.
Die 11-jährige Schweizerin Sophie-Joline von
Felten aus Luzern fordert Denise Biellmann heraus,
die Weltmeisterin von 1981. Schiedsrichterin
ist die Dortmunder Trainerin Marina Kielmann.
Schon vor Jahren gab es einmal ein ähnliches
Duell mit einer oberbayerischen Läuferin.
Péchalat wieder Mutter
Die französische Verbandspräsidentin Nathalie
Péchalat und ihr Ehepartner, der in Frankreich
sehr bekannte Schauspieler Jean Dujardin,
wurden am 18. Februar Eltern ihrer zweiten
Tochter namens Alice (die erste ist fünf Jahre
alt und heißt Jeanne). Wenige Wochen zuvor
war sie auf dem Titel einer französischen Elternzeitschrift
für Schwangerschaftskleidung,
die ein neuer Sponsor des Verbandes geworden
ist. Und sie war mit Ehepartner auf dem
Titel der Klatschzeitschrift Closer, die etwa der
Bunten in Deutschland entspricht.
9
News
9
Foto: privat
Jens Ter Laak neuer
Berliner Stützpunktleiter
Der Krefelder Jens Ter Laak, der von 1994 bis
1998 jeweils unter den sechs besten deutschen
Einzelläufern war und auch einige Grand Prix
bestritten hat, ist neuer hauptberuflicher Stützpunktleiter
in Berlin mit seinen mehreren Eishallen.
In den letzten 14 Jahren war er Koordinator
der Aus- und Weiterbildung der etwa
1.000 haupt- und nebenberuflich tätigen Eislauftrainer
in Deutschland. Er tritt damit die direkte
Nachfolge von Viola Striegler an, die außerdem
auch Bundestrainerin war, Läufer verantwortlich
betreute und daher weniger Zeit
für die Stützpunktleitung hatte. Eigentlich ist
Ter Laak eher Nachfolger des langjährigen
Stützpunktleiters Reinhard Ketterer, der dieses
Amt bis 2014 innehatte. Ter Laak will an drei
bis vier Tagen pro Woche in Berlin präsent sein,
Foto: privat
Anissina wieder verheiratet
Die französisch-russische Eistanz-Olympiasiegerin
Marina Anissina hat im Februar denselben
Schauspieler Nikita Dzhigurda wieder geheiratet,
von dem sie sich vor ein paar Jahren
hatte scheiden lassen.
Ob sie weiterhin mit
ihren zwei Kindern
bei Bordeaux wohnen
bleibt und dort als
Trainerin arbeitet
oder zurück nach
Russland geht, war
nicht zu erfahren.
Brendan Kerry verletzt
Der Australier Brendan Kerry, der im vergangenen
Sommer Australien verlassen hatte und
zum Training von Land zu Land reisen musste,
weil er lange nicht nach Russland einreisen
durfte, kann wegen einer Fußverletzung nicht
an der WM teilnehmen. Niemand sonst in seinem
Land hat die WM-Norm. Daher muss er
nun zur Nachqualifikation zur Nebelhorn Trophy.
Inzwischen ist Kerry in Moskau und trainiert
wieder bei Elena Buianova.
Anzeige
10
News
Calalang/Johnson kommen nicht zur WM
Der US-Verband gab bekannt, dass neben den
neuen kalifornischen Paarlaufmeistern Alexa
Knierim und Brandon Frazier nicht die Trainingskameraden
und Vizemeister Jessica Calalang
und Brian Johnson bei der WM in Stockholm
starten werden. Stattdessen wurden das
erste Ersatzpaar Ashley Cain-Gribble und Timo-
Aber schließlich hatte ein nicht vom Verband
abhängiger Betreuer den Mut, den Mund aufzumachen:
David Wilson, freiberuflicher Hauptthy
LeDuc nominiert, das diesmal Platz drei
belegt hatte, bei der WM 2019 Neunte geworden
war und den USA damit für 2021
zwei Startplätze gesichert hatte (2020 war
die WM ausgefallen). Die Begründung des
Verbandes klang ziemlich seltsam und so, als
ob etwas zu verbergen wäre. Denn man
schrieb, sie würden ihre Teilnahme an der WM
„aus persönlichen Gründen absagen, die
nichts mit dem Coronavirus zu tun hätten“.
Damit wollte der Verband zum einen sagen,
dass sie sich nicht mit dem Virus angesteckt
hätten. Aber warum sagen sie eine WM, den
wichtigsten Wettbewerb der Saison, einen
Monat vorher aus persönlichen Gründen ab?
Hatten sie Krach, haben sie sich getrennt, haben
sie etwas Verbotenes getan oder hat Calalang
weiterhin größere Probleme mit den
Sprüngen? Privat waren sie nicht liiert, so
dass solche Probleme wohl ausscheiden. Bis
zum Redaktionsschluss wollte niemand einen
Grund nennen. So weit ist es mit der politischen
Korrektheit gekommen.
Kritik am kanadischen Verband
In der Öffentlichkeit wagte kein kanadischer
Läufer und Trainer, seinen Verband dafür zu kritisieren,
dass sämtliche Events im Lande einschließlich
des Grand Prix und der Nationalen
Meisterschaften in dieser Saison abgesagt wurden.
Die benachbarten USA hatten dagegen
Skate America und die Nationalen Meisterschaften
trotz der Pandemie mit Erfolg abgehalten.
Es hieß, Kanada habe keine mit den USA
vergleichbaren finanziellen Möglichkeiten, denn
das strenge „Schutzkonzept in einer Blase (Bubble)“
koste sehr viel Geld, das der kanadische
Verband nicht habe. Aber intern waren mit Sicherheit
manche Läufer ungehalten, insbesondere
diejenigen, die ihre Chance schwinden sahen,
bei den Olympischen Spielen zu starten.
Denn es stand zur Debatte, dass sie nicht einmal
bei der WM laufen durften, wie es Hochleistungssportdirektor
Michael Slipchuk im Dezember
angedeutet hatte.
Alexa Knierim und Brandon Frazier
choreograf der Läufer der Schule von Brian Orser,
gab dem in Japan lebenden Journalisten
Jack Gallagher für dessen Online-Zeitung ICE
TIME ein Interview. In diesem kritisierte er die
Verbandspräsidentin Leanna Caron und die Geschäftsstelle
und sagte, der Verband brauche
eine neue Führung, weil die bestehende versagt
und von der WM 2020 bis heute alles abgesagt
habe. Zusammenfassend sagte er: „Die anderen
großen Eislaufnationen wie Russland, die USA
und Japan haben ihre Meisterschaften auch abgehalten.
Zwischen Weihnachten und Neujahr
sah man staunend zu, dass in Edmonton eine
zehntägige Junioren-WM im Eishockey mit
Spielern aus zehn Ländern stattfand, obwohl
doch eigentlich in der Provinz Alberta (in der
Edmonton liegt) alle Eishallen geschlossen gewesen
sein sollen. Es ist eine Schande, dass der
Verband nicht dieselben Privilegien erreichen
konnte wie Hockey, obwohl das ein Mannschaftssport
ist, in dem man sich viel leichter
anstecken kann. Das Argument, Läufer in der
Provinz Alberta hätten nicht trainieren können,
ist Unsinn, denn Eisläufer sind erfinderisch und
Jessica Calalang und Brian Johnson, Fotos: Ritoss
wären eben in eine andere Provinz zum Training
gereist, die offen war. Unsere Präsidentin lebt in
Europa, nicht einmal bei uns im Lande, und
zeigt keinerlei Führungsstärke. Wir brauchen
eine neue Führung.“
Der Verband reagierte zuerst mit einem Glückwunsch
an alle Läufer, die beim dem Online-
Pseudo-Wettbewerb Skate Canada Challenge
teilgenommen haben. Als nächstes veröffentlichte
er eine Stellungnahme zu diesem Artikel
und zu Tweets in ähnlichem Sinn, die der US-
Journalist Phil Hersh verschickt hatte. Zur besonders
kritisierten Absage der Nationalen
Meisterschaften in Vancouver in der Provinz
British Columbia sagte man, alles sei einvernehmlich
und mit den lokalen Behörden abgesprochen
worden. Die Sicherheit der Läufer
habe an erster Stelle gestanden. Punkt Nummer
drei zur Beruhigung war dann die Nominierung
des erwarteten Teams für die WM. Punkt vier
war, dass man bekanntgab, dass die nächsten
kanadischen Meisterschaften vom 6. bis 13. Januar
2022 in Ottawa stattfinden sollen. krk
11
Neuer russischer Teampokal
Während vielerorts Wettbewerbe
ausfallen, hat der russische
Verband kurzerhand einen neuen ins Leben
gerufen: Als die EM abgesagt wurde,
stampfte er in Zusammenarbeit mit dem
staatlichen TV Sender „Erster Kanal“ einen
Teamwettkampf aus dem Boden. Damit
schlugen die Russen gleich mehrere Fliegen
mit einer Klappe: Sie motivierten die
Sportler und gaben ihnen gleichzeitig die
Möglichkeit, einen Mannschaftswettbewerb
zu erleben, wie er ähnlich bei den
Olympischen Spielen existiert. Das Turnier
war mit insgesamt 10 Millionen Rubel (ca.
111.000 Euro) dotiert. Das Fernsehen hatte
etwas zu senden, die Fans wurden bei
Laune gehalten. Die Einschaltquoten waren
rekordverdächtig – allein in Russland
schauten mehr als 30 Millionen Menschen
zu. Japan kaufte die Senderechte, Ted Barton
kommentierte einen internationalen
Livestream. Einerseits war der Wettbewerb
eine große Show, andererseits aber nahmen
die Läufer ihn durchaus ernst und es
gab viele herausragende Leistungen zu sehen.
Es war fast Nebensache, dass das
Team unter Kapitänin Alina Zagitova die
Auswahl von Evgenia Medvedeva mit
2634,95 zu 2606,21 Punkten schlug. Gewonnen
hatten eigentlich alle – die Teilnehmer,
der Sport, die Zuschauer. Manche
aggressive Zagitova-Fans verwechselten
die Show mit den Olympischen Spielen
und empörten sich darüber, dass der Sieg
„ihres“ Teams angeblich nicht genug gewürdigt
werde. Der Publikumspreis ging
an Medvedevas Mannschaft.
löst Begeisterung aus
Beim Sprungwettbewerb schlagen die Damen die Herren
Aus Moskau berichtet Tatjana Flade
Los ging es mit einem Sprungwettbewerb, bei
dem sich Anna Shcherbakova, Alexandra Trusova,
Kamila Valieva und Elizaveta Tuktamysheva
mit Dmitri Aliev, Mikhail Kolyada, Andrei
Mozalev und Makar Ignatov maßen. In drei
Runden sollten die Teilnehmer eine dreifachdreifach
Kombination, den dreifachen Axel,
Vierfache und eine Kombination aus bis zu
fünf Sprüngen zeigen. Eine Prominenten-Jury
mit Tatiana Tarasova, Elena Tchaikovskaia, Tamara
Moskvina, Adelina Sotnikova und Maxim
Trankov bewertete die Ausführung. Die
Herren wollten sich nicht blamieren und
standen unter großem Druck, was dazu führte,
dass sie alle irgendetwas verpatzten und
die Damen triumphierten. Womit eigentlich
insgeheim schon jeder gerechnet hatte. „Für
die Jungs war das eine Menge Stress“, sagte
Medvedeva fast mitleidig. „Gegen so tolle
Mädchen hatten sie es echt schwer“, stimmte
Tuktamysheva zu.
Phänomenale Kamila Valieva
Im eigentlichen Teamwettbewerb, für den
einfach alle Punkte zusammengezählt wurden,
starteten pro Mannschaft drei Damen
und Herren, zwei Paarlauf- und drei Tanzpaare.
Zunächst sollte die Zusammensetzung
ausgelost werden, kurzfristig aber mussten
die Kapitäninnen Zagitova und Medvedeva
ihre Läufer abwechselnd selbst berufen. Da
Aliona Kostornaia nicht antrat – sie soll nach
einer Corona-Erkrankung noch nicht in Form
gekommen sein und studierte außerdem eine
neue Kür ein – und durch die Juniorin Maia
Khromykh ersetzt wurde, waren die Damen
nicht ganz gleichwertig verteilt, wovon Zagitova
profitierte. Als Motto wählte die Olympiasiegerin
„Die rote Maschine“, eine Referenz an das
russische Eishockey. „Ich mag Eishockey und es
spielt eine große Rolle in meinem Leben“, erklärte
die Tochter eines Eishockeytrainers. Medvedeva
suchte sich mit der Raumfahrt ein anderes,
sehr populäres russisches Thema aus. Sowohl
russische Astronauten als auch berühmte
Eishockeyspieler sendeten Video-Grußbotschaften
für „ihr“ Team.
Für „Die rote Maschine“ starteten Shcherbakova,
Valieva, Daria Usacheva, Aliev, Ignatov, Mozalev,
Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov, Daria
Pavliuchenko/Denis Khodykin, Tiffani Zagorski/
Jonathan Guerreiro, Annabelle Morozov/Andrei
Bagin und Elizaveta Khudaiberdieva/Egor Bazin.
An Bord von Medvedevas Raumschiff gingen
Trusova, Tuktamysheva, Khromykh, Kolyada,
Mark Kondratiuk, Alexander Samarin, Alexandra
Boikova/Dmitrii Kozlovskii, Anastasia Mishina/
Alexander Galliamov, Alexandra Stepanova/Ivan
Bukin, Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin und
Sofia Shevchenko/Igor Eremenko.
Valieva war noch phänomenaler als bei der Russischen
Meisterschaft und erzielte sowohl im KP
als auch in der Kür die jeweils höchste Punktzahl
bei den Damen – 90,25 bzw. 179,19. Sie
zeigte einen 3A in beiden Programmen und
zwei 4T in der Kür. Nationale Punkte sind immer
etwas überhöht, aber auch international hätte
die 14-Jährige nicht viel weniger bekommen.
„Ich war sehr nervös, denn ich bin nicht nur für
mich, sondern für mein Team gelaufen“, kom-
Teampokal Russland
Die beiden Teams, Foto: Flade
12
Teampokal Russland
mentierte die Juniorenweltmeisterin. Shcherbakova
lieferte ein fehlerfreies KP (82,89) ab und
stand einen 4L in der Kür, bei 4F aber fasste sie
mit der Hand nach (169,06). Trusova stürzte
beim ersten 4L und beim zweiten Versuch war
die Hand auf dem Eis. Der 4T in der zweiten
Kürhälfte war einwandfrei (77,86/163,33). Tuktamysheva
hatte eine Überraschung vorbereitet
und kam mit einem neuen KP zu „Lovely“ von
Billie Eilish und Khaled nach Moskau. Sie riss im
KP den Axel auf, aber in der Kür konnte sie zwei
3A stehen, der erste war allerdings umgestiegen
(70,38/150,41). Usacheva glänzte mit zwei sauberen
Programmen ohne 3A oder Vierfache,
während Khromykh in der Kür am 4T scheiterte.
Die übrigen Herren hatten einen deutlichen Abstand
zu den beiden Besten. Makar Ignatov überzeugte
im KP mit 4R und 4T-3T (99,81), aber in
der Kür ging ihm wie immer die Puste aus, was
zu kleineren Wacklern und schwächeren Komponenten
führte, obwohl er wieder einen guten 4R
zeigte (176,43). Europameister Dmitri Aliev wirkte
noch nicht ganz fit nach seiner Corona-Erkrankung
im Dezember. Im KP stürzte er in der
Schrittfolge, in der Kür beim 4L-Versuch und ein
paar andere Sprünge waren knapp (173,56). Andrei
Mozalev patze beim 4F im KP und auch beim
4T in der Kür. Alexander Samarin war nicht in
Form und meldete sich kurz darauf vom Pokalfinale
ab, wohl in der Einsicht, dass er keine Chance
auf den zweiten WM-Startplatz hat.
Starke Paare
Mark Kondratiuk, Foto: Flade
Kondratiuk beeindruckt wieder
Als Kolyada im Sprungwettbewerb keinen 4T
stehen konnte, schrieben die ersten Kommentatoren,
dass man ihn auf keinen Fall in einem
Teamwettbewerb einsetzen könne und erinnerten
an seine Pleite im KP beim Olympischen
Teamwettbewerb 2018. Sie übersahen geflissentlich,
dass er damals in der Kür viel besser
gelaufen war. In Moskau strafte der 25-Jährige
die Kritiker Lügen und zeigte in den Programmen
fast alles, was er kann. Das flotte KP war mit 4T-
3T, 3A und 3L technisch und stilistisch Weltklasse
und wurde mit 105,42 Zählern belohnt. In der
Nurejev-Kür riskierte der Russische Meister erstmals
in dieser Saison den 4S und stieg um. Die
zwei 4T waren exzellent, ebenso wie 3A-2T, aber
bei den letzten zwei Sprüngen in der Kür stolperte
er, weil ihn wohl die Kräfte verließen
(195,02). „Ich habe wie immer versucht, mein
Bestes zu geben. Es gibt Höhen und Tiefen und
wenn etwas daneben geht, muss man den Rückschlag
mit Würde nehmen“, sagte Kolyada.
Etwas mehr als einen Monat nach seiner sensationellen
Bronzemedaille bei der Russischen
Meisterschaft bewies Mark Kondratiuk, dass
dieser Erfolg keine Eintagsfliege war. Im KP gelangen
ihm 4T und 4S-2T (96,83). In der fehlerfreien
Kür stand der 17-Jährige drei Vierfache
und sechs gute Dreifache, so dass er sogar
knapp einen Punkt mehr als Kolyada erhielt
(196,23). „Das war die bisher beste Kür meiner
Karriere,“ kommentierte der Moskauer, der sich
außerhalb vom Eis für Graffiti-Kunst interessiert,
selbst malt und sogar schon an Ausstellungen
teilgenommen hat.
Die vier Paare bewiesen einmal mehr, dass sie
alle Weltklasseformat haben. Der Kampf um den
dritten Startplatz für die WM blieb spannend.
Evgenia Tarasova/Vladimir Morozov gewannen
das KP mit einer exzellenten Darbietung (83,61).
In die Kür schlichen sich allerdings ein paar Unsicherheiten
bei den Solosprüngen und beim
Wurfsalchow ein, der Twist und Wurfrittberger
sowie die übrigen Paar-Elemente waren jedoch
sehr gut. Der erste Platz in der Kür war dennoch
ein wenig dem „Meisterbonus“ zu verdanken
(158,45). Anastasia Mishina/Alexander Galliamov
waren technisch das beste Paar und sich
haben sich unter der Anleitung von Tamara
Moskvina auch künstlerisch sehr gut entwickelt.
Im KP glänzten sie mit exakten Elementen
(80,24) und auch die Kür war absolut fehlerfrei
und hatte den höchsten Schwierigkeitsgrad
(156,30), so dass sie eigentlich die beste Wertung
verdient gehabt hätten. Gut eine Woche
nach dem Wettbewerb starb Choreograph Alexander
Stepin, der viel mit ihnen und mit anderen
Paaren der Moskvina-Schule gearbeitet hatte,
im Alter von 68 Jahren. Obwohl er schon
länger krank war, war er noch aktiv und reiste
bis Ende vergangenen Jahres zu Wettbewerben.
Aleksandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii waren
Dritte in KP und Kür, nachdem im KP der Wurfflip
verstolpert war und sie in der Kür den zweiten
Sprung in der erstmals in dieser Saison riskierten
Folge aus zwei 3S doppelt sprang (77,80
bzw. 151,10). Daria Pavliuchenko/Denis Khodykin
verloren etwas an Boden im Vergleich zu
den anderen. Im KP touchierte sie mit der Hand
beim Wurfrittberger (75,73) und in der Kür ging
der Wurfflip daneben. Dafür aber standen sie
einen 3F, den nur ganz wenige Paare in der
Welt im Repertoire haben (143,58).
Keine Überraschung im Eistanz
Im Eistanz durften sechs statt der ursprünglich
vier eingeladenen Duos an den Start gehen. Victoria
Sinitsina/Nikita Katsalapov konnten nicht
teilnehmen, weil sie nach ihrer Corona-Erkrankung
mit Langzeitfolgen zu kämpfen hatte. Alexandra
Stepanova/Ivan Bukin waren daher unangefochten
die Nummer eins und brillierten in
beiden Programmen. Im Rhythmustanz kamen sie
auf 90,75 Punkte und liefen sicherer als bei der
Russischen Meisterschaft. Die Kür zu „Cry Me a
Kamila Valieva
Fotos: Olga Timochova
River“ von Justin Timberlake war mitreißend und
klar die beste des Abends (134,20). Tiffani Zagorski/Jonathan
Guerreiro tanzten solide aber
nicht ganz so feurig wie bei der Russischen
Meisterschaft (85,76/ 128,05). Anastasia Skoptcova/Kirill
Aleshin (81,42/123,34) behaupteten
sich knapp als Nummer drei (bzw. vier wenn man
Sinitsina/ Katsalapov mitrechnet), aber die Abstände
zu Morozov/Bagin (80,54/123,27) und Elizaveta
Khudaiberdieva/Egor Bazin (79,13/123,09)
waren gering. Auch Sofia Shevchenko/Igor Eremenko
haben den Anschluss nicht verloren und
präsentierten sich gut (79,04/120,57). Keines der
Paare machte einen größeren Fehler. Khudaiberdieva,
die ohnehin Rückenprobleme hatte, war im
Einlaufen zum RT mit Kirill Aleshin zusammengestoßen,
trat aber an. In den Pressekonferenzen
nahmen die Kapitäninnen Stellung.
Anastasia Skoptcova
und Kirill Aleshin
13
Teampokal Russland
»„Kapitänin zu sein war für mich schwerer, als
«
Alina Zagitova:
selbst zu laufen. Ich war so nervös, dass ich
sogar eine Allergie bekommen habe. Aktuell
haben wir eine schwierige Situation in der
Welt und es gibt wenige Wettbewerbe. Dieses
Turnier ist eine gute Praxis für die Sportler vor
der Olympiasaison und vor der WM. So einen
Wettbewerb gibt es nirgendwo in der Welt. Sicher
kann man noch was verbessern, aber ich
hoffe, dass es den Pokal jedes Jahr geben wird.
Mir hat es super gefallen. Alle nehmen den
Wettbewerb sehr ernst und sind nervös. Ich
habe alle gefragt, wie wir sie anfeuern sollen.
Denis Khodykin hat zum Beispiel gesagt, dass
wir bei ihnen nicht so laut sein sollen.“
»
Evgenia Medvedeva:
„Der Teampokal war ein guter Ersatz für die
abgesagte EM, denn sonst hätten die Sportler
eine zu lange Pause vor der WM gehabt.
Ich habe mir das Kosmos-Thema komplett
selbst ausgedacht, aber für die Choreographie
unserer Gruppennummer habe ich Ari
Zakarian um Hilfe gebeten, weil ich damit
keine Erfahrung hatte. Ich war so emotional
und habe sogar zweimal geweint. Das letzte
Mal, dass ich in der Öffentlichkeit geweint
hatte, war bei den Olympischen Spielen
(2018). Dieser Wettbewerb fand zum ersten
Mal statt und beim nächsten Mal kann man
sicher einige Korrekturen vornehmen. Die
Auslosung kann verbessert werden. Ich
hätte gern vorher gewusst, dass wir nicht
losen, wie es zuerst hieß, sondern dass
wir unsere Teams wählen sollen und
darauf war ich nicht vorbereitet. Wir
hatten drei Top-Mädchen,
«
wenn
Aliona (Kostornaia) dabei gewesen
wäre, wäre es ausgeglichener
gewesen. Für die Zukunft
fände ich es schöner, wenn
wir als russisches Team
gegen eine internationale
Auswahl antreten
würden.“
Mikhail Kolyada
Anastasia Mishina und Alexander Galliamov
14
Gran Premio Finale
Gran Premio
Finale der italienischen Serie
Starts bei internationalen Wettbewerben
waren in dieser Saison auch
für die italienischen Läufer kaum möglich.
Daher hatte der Verband eine innerita
lienische Serie mit dem Namen „Gran
Premio“ auf die Beine gestellt, deren Finale
fast ohne Zuschauer am 13. und 14.
Februar in der Icelab-Halle in Bergamo
stattfand, mit Siegerehrungen auf dem
Eis und der Nationalhymne. In den vergangenen
Jahren wurde hier stets die
Lombardia Trophy abgehalten. Für die
WM-Teilnehmer war dieses Event eine
willkommene Gelegenheit, zuvor noch
einmal einen Wettbewerb zu laufen.
Im Eistanzen gewannen Charlène Guignard und
Marco Fabbri mit 218 Punkten. Im Rhythmustanz
zu „Grease“ dominierten Bewertungen von +4 für
die Elemente, die Komponenten lagen bei etwa
9,4. In der Kür zu drei Stücken von Dario Marianelli
waren die Level wegen zwei kleiner Wackler
nicht optimal, aber insgesamt blieb der Eindruck
sehr positiv. Platz zwei ging mit 165 Zählern an
Carolina Moscheni und Francesco Fioretti, die
erst seit dieser Saison zusammenlaufen, in der
Kür eine Violinen-Version von David Garrett des
2. Klavierkonzerts von Rachmaninov interpretierten
und mit zur WM kommen. Die Mindestpunktzahlen
in beiden Programmen hatten sie
bei der Egna Dance Trophy Ende Januar 2021 geschafft.
Nur im Eistanzen gab es auch ein Juniorenfinale.
Hier hatten Carolina Portesi Peroni und
Charlène Guignard
und Marco Fabbri
Michael Chrastecky, 17. der Junioren-WM vor einem
Jahr, mit 152 Zählern die Nase vorne.
Paarlaufsieger mit 188 Punkten wurden Nicole
Della Monica und Matteo Guarise. Im KP zu Bearbeitungen
von „Let It Be“ von den Beatles
ging Della Monica beim Wurfrittberger zu Boden,
die anderen Elemente gelangen, auch der
3S. In der Kür zu „Pilgrims On a Long Journey“
der kanadischen Sängerin Coeur de Pirate und
zu „Saturn“ aus dem Musikprojekt „Sleeping At
Last“ von Ryan O‘Neal stürzte sie bei beiden
weggeworfenen Würfen erneut, außerdem war
Della Monicas Toeloop in der Sprungkombination
nur doppelt. Die drei Hebungen wurde dagegen
überwiegend mit +3 und +4 bewertet. Silber
mit 172 Zählern ging an die Nebelhorn-Sieger
Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini, die
ebenfalls für die WM nominiert sind, nachdem
Della Monica/Guarise bei der WM 2019 auf
Rang neun gelandet waren. Im KP zu „Bring Me
to Life“ von der US-Rockband Evanescence
wirkte der Twist unsauber, der Einzelsprung war
nur ein etwas knapper 2A und ihr bestes Element
die Schrittfolge. In der ebenfalls sturzfreien
Kür zu „Grande Amore“ von dem italienischen
Gesangstrio Il Volo gelangen vier Elemente
nicht ganz einwandfrei, während die drei Hebungen
mit +2 und +3 belohnt wurden. Auf
Platz drei landeten Sara Conti und Niccolo Macii
mit 154 Punkten.
Rizzo vor Grassl
Herrensieger wurde Matteo Rizzo mit 260 Punkten
aufgrund eines sehr guten KP zur Musik „A
Chi Mi Dice“ der britischen Boygroup Blue und
94 Punkten. Sehr sauber glückten 4T, 3A, 3L-3T,
drei Level 4-Pirouetten und eine anspruchsvolle
Schrittfolge, alle sieben Elemente wurden überwiegend
mit +3 für die Ausführung belohnt, und
stilistisch läuft er mit mehr Power als früher. In
der zweitbesten Kür zur Filmmusik „The Greatest
Showman“ war sein erster 4T sauber, der zweite
4T zu nahe an der Bande und umgestiegen und
der erstmals versuchte 4R auf zwei Füßen gelandet.
Vier Dreifache und alles andere gelangen
gut. Daniel Grassl war nach seiner Corona-Erkrankung
vom Dezember noch nicht wieder hundertprozentig
fit und erzielte insgesamt 252
Punkte. Er patzte beim 4L im KP, auch die 3L-3T-
Matteo Rizzo
Fotos: Höppner
Kombination war nicht ideal, so dass er neun
Punkte weniger als Rizzo holte. In der Kür mit
Kostümwechsel bekam Grassl einen Punkt mehr
als Rizzo, weil der 4L zufriedenstellend und der
4F knapp gelangen, allerdings ging hier der
zweite 3A daneben. Beide können zur WM kommen,
denn Rizzo war 2019 in Saitama Siebter
geworden. Auf Rang drei kam Gabriele Frangipani
mit 220 Punkten. Im KP riss er den Toeloop
auf, während er in der Kür (mit knappem 4T)
keine gravierenden Fehler machte. Alle drei trainieren
bei Lorenzo Magri in Egna. Auf Platz vier
landete Mattia Dalla Torre mit 159 Punkten.
Als Siegerin des Finales konnte sich etwas unerwartet
Ginevra Negrello aus Varese mit 186
Punkten feiern lassen. Das KP zu einem Song
aus dem „Game Of Thrones“ glückte mit 3T-3T
und 3R (jeweils etwas unsauber) ohne großen
Fehler, hier punktete sie vor allem bei den
Pirouetten. In der Kür zu Savchenko/Massots
legendärer Olympia-Kürmusik „La terre vue du
ciel“, choreografiert von Benoit Richaud, gelangen
vier der sechs versuchten Dreifachen. Sie
hat die Mindestpunktzahl für die WM vor einem
Jahr im Juniorenbereich geschafft, was gemäß
Ausnahmeregel diesmal zulässig ist. Auf Rang
zwei mit 182 Zählern kam Lara Naki Gutmann
aus Trient, die im Dezember Meisterin geworden
war und das WM-Minimum vor einem Jahr (bei
den Nordischen Meisterschaften) in beiden Programmen
übertroffen hatte. Der Verband nominierte
die Meisterin Gutmann für die WM in
Stockholm. Im KP zu einem Klavierstück von
Ryuichi Sakamoto wurde ihr Lutz nur doppelt,
aber ihre Kürbilanz zeigte drei gute, allerdings
auch zwei unsaubere Dreifache zur Musik aus
Rimsky-Korsakovs Scheherezade. Lucrezia
Beccari landete auf dem dritten Rang mit 171
Punkten vor Alessia Tornaghi (169), der vor Jahren
mal starken Roberta Rodeghiero (129) und
Francesca Poletti (123).
Nach dem Wettbewerb fand eine große Schaulauf-Gala
mit sehr aufwendiger Lichtinstallation
statt. Dafür ist die Halle mit nur 250 Zuschauerplätzen
gut geeignet, wenn kaum Zuschauer
kommen dürfen. Hierzu wurden einige Stargäste
wie die Olympiasieger Aljona Savchenko und
Bruno Massot eingeladen, die zuvor in Oberstdorf
wieder kurz trainiert hatten. Die immer
noch leichtfüßige Savchenko und der sichtbar
schwerer gewordene Massot liefen ohne Sprünge,
aber mit dreifachen Würfen zu „Young and
Beautiful“ von Lana del Rey und „You are Beautiful“
von James Blunt. Weitere Gäste waren Javier
Fernandez (unter anderem mit
der uralten Aerobic-Nummer),
die Schweizerinnen Alexia Paganini
und Kimmy Repond sowie der
österreichische Showläufer Zabato
Bebe. Als Co-Kommentatorin für das italienische
Fernsehen bei der Gala dabei war Carolina
Kostner, die der Hauptkommentator allerdings
etwas wenig zu Wort kommen ließ. Der
Pirouette hatte Kostner kürzlich gesagt, nach
ihrer Hüftoperation stehe sie noch immer nicht
wieder auf dem Eis,
sondern lasse alles in
Ruhe ausheilen.
Klaus-Reinhold Kany
Tallink
Hotels Cup
Der diesjährige Tallink Hotels Cup, ein Einzellaufwettbewerb
aller Altersklassen, fand nicht in der ziemlich
neuen Tondiraba-Vierfach-Eishalle im Osten von Estlands
Hauptstadt Tallinn statt, in der zuletzt vor einem Jahr die
Junioren-WM abgehalten worden war. Stattdessen ging
man – vermutlich aus Kostengründen – in die alte
Shkoda-Eishalle im Westen der Stadt, die 2010 als
Trainingshalle für die EM gedient hatte.
15
Weitere Wettbewerbe
Klar die Beste unter 17 Meisterklasse Damen
war Lokalmatadorin und Nebelhorn-Siegerin
Eva-Lotta Kiibus mit 190 Punkten. Das KP
glückte mit 3T-3T und 3L ohne Fehler, in der
Kür gelangen sechs Dreifache mit Pluspunkten,
nur beim 3F musste sie zu Boden. Auf den zweiten
Platz kam die ebenfalls für die WM nominierte
Österreicherin Olga Mikutina mit 180
Punkten. Erfolgreich waren im KP 3F-3T und 3L,
aber beim 2A musste sie umsteigen. Bei fünf
Dreifachen in der Kür konnte sie kräftig punkten,
nur der 3R war misslungen. Dritte wurde
Josefin Taljegard aus Schweden mit 168 Zählern
vor Alexandra Feigin aus Bulgarien mit 162. Im
Duell der beiden Französinnen hatte Maia Mazzara
als Sechste mit 144 Zählern die Nase deutlich
vorne gegenüber Léa Serna, die auf Rang
12 mit 131 Punkten landete. Gar nicht überzeugen
konnten die beiden früheren EM-Teilnehmerinnen
Matilda Algotsson (Schweden) mit
126 und Angelina Kuchvalska (Lettland) mit 121
Punkten. In der Konkurrenz der 15 Juniorinnen
war niemand erstklassig, hier gewann Jogaile
Celje Open
Celje ist mit 38.000 Einwohnern nach Ljubljana
und Maribor die drittgrößte Stadt des kleinen
EU-Staates Slowenien. Trotz Corona fand in diesem
Jahr Mitte Februar im „Drsalisce mestni
park“ der Wettbewerb Celje Open (nur Einzellauf
Meisterklasse) statt. Die Niederländerin Lindsay
van Zundert gewann mit 164 Punkten nach der
NRW Autumn Trophy im November auch dieses
Event. Nach dem KP lag sie trotz sechs gelungener
Elemente nur auf Rang fünf, weil sie beim
unterdrehten 3L gestürzt war. Aber mit fünf erfolgreichen
Dreifachen konnte sie trotz Sturz
beim zweiten 3L ihre Konkurrentinnen überholen.
Im KP fehlte ihr das WM-Minimum, so dass
der Verband im Februar der ISU ein Video schicken
musste. Lokalmatadorin Dasa Grm kam
nach gewonnenem fehlerfreiem KP (mit 3F und
3T-2T) mit 163 Zählern auf Platz Zwei, nachdem
in der Kür nur drei Dreifache sauber waren und
sie zwei weitere Sprünge aufriss. Auf Platz drei
landete mit 12 Hundertstelpunkten weniger die
Ungarin Regina Schermann vor ihrer Landsfrau
Julia Lang (159), der Tschechin Eliska Brezinova
(149) und der Österreicherin Sophia Schaller
(144). Nur zwei Herren waren am Start: Hier
gewann der Ungar Andras Csernoch mit 187
Punkten ohne 3A- oder Vierfachversuche vor
Landsmann Mate Borocz (146).
krk
Aglinskyte aus Lettland mit 146 Punkten vor der
Französin Lorine Schild (144).
Herrensieger in der Meisterklasse wurde Lokalmatador
Aleksandr Selevko mit 224 Zählern. Im
KP versuchte er einen 4L, aber der Sprung war
leicht unterdreht (q) und gestürzt. Der 3A gelang,
aber in der 3F-3T-Kombination unterdrehte
er auch den 3T. In der Kür erhielt der 4L keine
Minuspunkte, aber beim 4T stürzte er und beim
3A beinahe. Vier weitere Dreifache waren solide.
Dahinter platzierte sich Romain Ponsart aus
Frankreich mit 217 Punkten und zwei Fehlern im
KP. In der Kür war der 4T knapp und vier Dreifache
solide, darunter zwei 3A, aber gegen Ende
fehlte es bei doppelt ausgeführten Sprüngen an
LuMi Eistanz Trophy
In Erinnerung an die Anfang 2019 verstorbene
langjährige ukrainische Verbandspräsidentin,
Schieds- und Preisrichterin Liudmilla Mikhailovskaya
fand vom 10. bis 13. Februar in Odessa
der neue Eistanzwettbewerb LuMi Trophy statt.
Insgesamt 28 Paare nahmen in den fünf Kategorien
vom Nachwuchs (Basic Novice bis Advanced
Novice) bis zur Meisterklasse teil. Internationale
Starter waren bei den Junioren und in
der Meisterklasse dabei. Einen klaren Sieg holten
sich die Einheimischen Alexandra Nazarova/
Maxim Nikitin mit 191,95 Punkten und 31
Punkten Vorsprung vor den Weißrussen Viktoria
Semenjuk/Ilia Yukhimuk (160,25). Nazarova/Nikitin
erlaubten sich keinen Fehler und erhielten
Karel Fajfr freigesprochen
Eva-Lotta Kiibus
Foto: Olga Timochova
Kondition. Auf Rang drei liegt der Bulgare Larry
Loupolover (189). Der österreichische Meister
Maurizio Zandron kam auf Platz vier mit 181
Punkten. Im KP begnügte er sich mit einem 2A,
einer etwas unsauberen 3L-3T-Kombination und
einem guten 3R, aber bei der Schrittfolge stürzte
er. In der Kür gelangen fünf Dreifache, aber den
ersten 3A riss er auf und beim zweiten ging er
zu Boden. Auf dem fünften Rang platzierte sich
der Finne und frühere Oberstdorfer Dr. Valtter
Virtanen mit 172 Zählern. Im KP landete er den
3A vorwärts und stürzte beim 3L, die Kombination
3T-3T glückte dagegen solide. Die Kür enthielt
drei größere Fehler. Überlegener Juniorensieger
wurde Trainersohn Arlet Levandi mit 179
Punkten, praktisch fehlerlosem KP, aber durchwachsener
Kür. Klaus-Reinhold Kany
ausschließlich Pluspunkte für ihre Elemente,
aber bei den Levels ist noch Luft nach oben.
Bronze ging an die Ex-Ukrainerin Yulia Zhata
und ihren türkischen Partner Berk Akalin
(151,96). Die ihnen zum Teil noch fehlenden
WM-Mindestpunktzahlen sicherten sich Nazarova/
Nikitin (Kür), Zhata/Berk (Kür), die viertplatzierten
Aserbaidschaner Ekaterina Kuznetsova/Alexander
Kolosovski (RD, Kür) sowie die
Niederländer Chelsea Verhaegh/Sherim van Geffen
(Kür) auf Rang fünf. Damit wird das erste
Mal seit 1984 ein niederländisches Tanzpaar bei
der WM starten. Den mit fünf Duos besetzten
Juniorenwettbewerb entschieden die aus Russland
kommenden und für Zypern startenden
Angelina Kudriavtseva/Ilia Karankevich mit
161,58 Zählern deutlich für sich. tat
In einem Artikel Mitte Februar schrieben
zwei Allgäuer Medien, dass das Amtsgericht
Sonthofen den Oberstdorfer Trainer Karel
Fajfr (77) rechtskräftig von dem Vorwurf freigesprochen
habe, seinen ehemaligen Schüler
Isaak Droysen geohrfeigt und misshandelt zu
haben. Der Gerichtssprecher sagte, der Vorwurf
der Körperverletzung konnte nicht bewiesen
werden, obwohl acht Zeugen vernommen
wurden. Fajfr ließ erklären, er habe Droysen
niemals geohrfeigt oder misshandelt. Seine
Anwälte erklärten, die falschen Beschuldigungen
würden für Droysen und seine Zeugen
zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben,
zum Beispiel die Zahlung einer hohe Entschädigung
für Fajfrs Verdienstausfall. Ein weiteres
Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft schon
vor Monaten eingestellt.
krk
16
Weitere Wettbewerbe
Mikutina gewinnt
Sofia Trophy
Die Österreichische Meisterin Olga Mikutina (17)
aus Feldkirch gewann am letzten Februarwochenende
die Sofia Trophy mit 187 Punkten. Das
Event fand in der alten Wintersporthalle statt,
die schon für mehrere Europa- und Juniorenweltmeisterschaften
genutzt worden ist. Im KP
gelangen beim Test für die WM die 3F-3T-Kombination
gut, der 2A knapp und der 3L leicht unterdreht
(q). Pirouetten und Schrittfolge (alles
Level 4) erhielten meist +2 und +3. Die Kür war
eine der besten ihrer bisherigen Laufbahn, denn
sechs Dreifache erhielten Pluspunkte, nur ein 2S
gegen Ende war etwas verkorkst. Auf Platz zwei
kam die Bulgarin Alexandra Feigin mit 181 Zählern,
die das Event ebenfalls als Generalprobe für
die WM ansah. Sechs Elemente im KP waren
gut, darunter der 3R, der zweite 3T der Kombination
jedoch unterdreht. Fünf Dreifache in der
Kür erhielten Pluspunkte, der zweite Lutz war
unsauber und beim 3F musste sie zu Boden. Anita
Östlund aus Göteborg, als Ersatz für Josefin
Taljegard bei der WM gemeldet, gewann Bronze
mit 157 Punkten vor der Serbin Antonina Dubinina
mit 144 Punkten.
Herrensieger wurde der schon vorher für
die WM qualifizierte Lokalmatador Larry
Loupolover
mit 222
Zählern,
einem guten 4L im
KP und sechs Dreifachen,
aber ohne erneuten 4L-Versuch in der Kür.
Davide Lewton Brain aus Monaco kam mit
193 Punkten auf den zweiten Platz. Das
KP war fehlerfrei mit 2A, aber in der
Kür reichte es ohne 3A und nach
zwei doppelten statt dreifachen
Sprüngen nicht für das WM-
Minimum. Auch das schon zwei
Wochen vorher eingeschickte
Kürvideo konnte die Online-
Jury der ISU nicht über-
zeugen.
Dritter mit 191 Zäh-
lern wurde
der erst 16 Jahre
alte kasachische
Urmanov-
Schüler Mikhail
Shaidorov,
der trotz Patzer
beim 3A im
KP und drei Stürzen in
der Kür (zweimal beim 4T und erneut beim 3A)
das WM-Minimum schaffte. Schon zuvor hatte
ihm die Online-Jury der ISU bei seinen eingeschickten
Videos noch deutlich mehr Punkte als
in Sofia gegeben. Seit dem Platz 22 bei der Junioren-WM
vor einem Jahr hat der in Almaty geborene
Läufer einen Leistungssprung gemacht
Olga Mikutina, Foto: Tonegutti
und Kasachstan hat nach dem 2018 ermordeten
Denis Ten nun wieder
einen sehr guten Läufer.
Die Konkurrenz der Juniorinnen
gewann die belgische
Juniorenmeisterin Nina Pinzarrone,
Schülerin von Ans
Bockland und Benoit Richaud, mit
sehr beachtlichen 186 Punkten. Das
KP war mit 3F-3T, 3L und erstklassigen
Pirouetten (die Himmelspirouette
erhielt sogar eine
+5) fehlerlos. In der Kür präsentierte
sie sechs gute Dreifache
und einen leicht unterdrehten
3F. Highlights waren erneut ihre
Pirouetten; diesmal belohnte man
die Himmelspirouette mit zweimal
+5. Zweite wurde die Baslerin
Kimmy Repond mit 183 Zählern.
Ihr KP blieb mit denselben Elementen
wie Pinzarrone ohne Makel und
in der Kür glückten sechs Dreifache,
während der zweite 3F unsauber war.
Dora Hus aus Mannheim kam auf
Platz 10 mit 120 Punkten nach
fünf Fehlern in der Kür. Juniorensieger
wurde der Türke Alp Eren Ozkan mit 178
Punkten.
Klaus-Reinhold Kany
Kostornaia will zu Tutberidze zurück
Alena Kostornaia will nach der verpassten WM-Qualifikation
ins Team von Eteri Tutberidze zurückkehren und hat Evgeni
Plushenkos Schule verlassen. „In der anderen Schule (bei Plushenko)
konnte ich mich nicht zu irgendetwas zwingen. Ich
habe verstanden, wenn Eteri Georgievna (Tutberidze) neben
mir wäre, würde ich alles tun, was möglich ist und noch
mehr“, sagte Kostornaia dem russischen TV Sender Erster Kanal.
„Mir scheint, dass Gott uns befohlen hat, ihr eine Chance
zu geben. Ich möchte nicht den Gedanken im Kopf haben,
dass ich eine Möglichkeit hätte geben können, wenn ein
Mensch seine Hoffnungen nicht realisiert hat“, kommentierte
Tutberidze. „Alena muss sich komplett in unseren Trainingsprozess
integrieren, ohne irgendwelche Bedingungen,“ fügte
die Trainerin hinzu. Die Läuferin werde zunächst auf Probe
wieder aufgenommen. Plushenko sagte russischen Medien,
man habe sich im Guten getrennt.
Alena Kostornaia beim Training, Foto: Flade
Südkoreanische
Meisterschaft
Yelim Kim hat überraschend die südkoreanische
Meisterschaft vor der unbekannten Ah-Sun Yun
und JGP-Finalistin Haein Lee gewonnen. Kim
war Dritte nach dem KP, lief die zweitbeste Kür
und holte 199,31 Punkte. Yun kam mit der besten
Kür von Rang fünf nach vorne (197,99) und
Lee rutschte von Platz zwei auf den Bronzerang
(195, 40). Die favorisierte Young You führte
nach dem KP, fiel aber nach zwei Stürzen auf
den vierten Rang zurück und wurde nicht für
die WM nominiert. Diese Tickets gingen an Kim
und Lee. Den Herren-Wettbewerb entschied Orser-Schüler
Jun-Hwan Cha mit 30 Punkten Vorsprung
für sich. Er stand einen 4S, machte aber
auch Fehler (267,12). Silber ging an Si-Hyeong
Lee (227,63) vor Young-Hyun Cha (193,44). Das
einzige Eistanzpaar Yura Min/Daniel Eaton verzichtete
auf die Reise nach Korea, wurden aber
mit Kim, Lee und Cha für die WM nominiert. Die
Meisterschaft war von Januar auf Ende Februar
verschoben worden.
Sotskova zehn Jahre gesperrt
Der russische Eislauf-Verband hat Ex-Läuferin
Maria Sotskova auf Antrag der russischen
Anti-Doping-Agentur Rusada für zehn Jahre
gesperrt. Sotskova, die ihre Karriere de facto
nach dem Grand Prix 2019 in Grenoble beendet,
dies aber ihrem Verband nicht mitgeteilt
hatte und deswegen noch Anti-Doping-Kontrollen
unterworfen war, hatte einige Tests
verpasst. Als Doping-Kontrolleure sie schließlich
antrafen, wurde sie positiv auf das verbotene
Entwässerungsmittel Furosemid getestet und
soll versucht haben, sich im Nachhinein ein Attest
zu besorgen. Alles das zusammen führte zu
der langen Sperre, die aber letztendlich kaum
Konsequenzen für die 20-Jährige haben wird, da
sie nicht mehr bei Wettbewerben starten will,
sondern Choreographie am angesehenen Moskauer
Theaterinstitut GITIS studiert. tat
Spannende WM-Ausscheidung beim
Pokalfinale in
Russland
Tuktamysheva,
Semenenko,
Mishina/Galliamov
ergattern Tickets
nach Stockholm
Aus Moskau
berichtet
Tatjana Flade
Beim russischen Pokalfinale ging es in
diesem Jahr um einige WM-Startplätze.
Die begehrten Tickets sicherten sich Elizaveta
Tuktamysheva, Anastasia Mishina/
Alexander Galliamov sowie Evgeni Semenenko.
Die Meister und andere Topläufer
waren bereits qualifiziert. Die Nominierung
der Eistänzer Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov
stand nicht in Frage, aber für sie
war der Wettbewerb ein wichtiger Formtest
vor der WM. Das Pokalfinale ist vor allem
für die Läufer wichtig, die bei der Russischen
Meisterschaft nicht starten oder
dort kein gutes Ergebnis erzielen konnten,
um in den Kader zu kommen. Angesichts
des großen Interesses und wegen der besseren
Bedingungen verlegte der Verband
das Finale von Novgorod nach Moskau. Als
Gäste durften Katharina Müller/Tim Dieck
außer Konkurrenz teilnehmen.
Tuktamysheva setzt sich durch
17
Pokalfinale Russland
Elizaveta Tuktamysheva hat es geschafft: Sechs
Jahre, nachdem sie ihren größten Titel in Shanghai
gewonnen hatte, ist sie wieder bei einer WM
dabei. 2019 war sie in bei der WM-Ausscheidung
knapp und umstritten Evgenia Medvedeva unterlegen,
diesmal aber schlug sie Alena Kostornaia
klar und verdient. Dazu verhalfen ihr zwei Programme
ohne groben Patzer und insgesamt drei
3A. Der zweite 3A in der Kür war nicht einwandfrei
und die Kombi 3L-3T im KP leicht unterdreht
(q) und außerdem verpatzte sie die letzte Pirouette,
für die sie keine Punkte bekam. Aber das alles
war für die 24-Jährige angesichts der Qualifikation
nebensächlich. Trainer Alexei Mishin war stolz:
„Lisa ist eine Freiheitsstatue für alle Eiskunstläuferinnen,
die älter als 20 Jahre sind,“ sagte er.
Elizaveta Tuktamysheva,
Foto: Olga Timochova
»
„Ich hoffte auf die WM und habe
«
in dieser
Saison darauf gesetzt. Ich war schon so lange
nicht mehr bei der WM, dass ich es einfach
genießen will. Ich möchte mir keine
Ziele hinsichtlich der Platzierung setzen,
sondern die Chance nutzen, meine Programme
nicht nur in Russland, sondern in
der Welt zu zeigen. Bei der Pirouette haben
mich die Emotionen überwältigt. Ich wollte
den Fußwechsel mit besonders viel Power
machen und es kam wie immer, wenn du
was besser machen willst.“
Lisa Tuktamysheva
18
Pokalfinale Russland
Tuktamysheva belegte bei dem Wettbewerb mit
226,01 Punkten den vierten Platz, aber die Siegerin
Kamila Valieva (238,00) sowie Maia Khromykh
(2./235,96) und Daria Usacheva (3./229,71)
sind zu jung für die internationale Meisterklasse.
Valieva war im KP souverän mit einem exzellenten
3A, aber in der Kür stürzte sie beim erstmals
riskierten 4S und dem zweiten 4T, stieg beim
ersten 4T um. Der 3A war aber wieder erstklassig.
„Ich war nervös, weil ich das erste Mal mit
diesen Elementen gelaufen bin“, kommentierte
die Juniorenweltmeisterin. Aber das Pokalfinale,
bei dem es für sie um nichts ging, war eine gute
Gelegenheit, das schwierigere Programm auszuprobieren.
Khromykh stand erstmals den 4T und
gleich dazu den 4S in der absolut fehlerfreien
Kür zur „Agony Suite“ – von Agonie konnte keine
Rede sein, sondern die Läuferin strahlte über
das ganze Gesicht. Usacheva punktete mit Stil
und sauberen Dreifachsprüngen.
Kostornaia war nach ihrer Corona-Erkrankung
nicht in Topform. Der 3A war nach wie vor nicht
wettkampfreif und im KP war der 3F verwackelt,
so dass sie mit Mühe einen 2T dranhängen
konnte. In der Kür waren ein Flip (q) und ein Lutz
unterdreht sowie ein Salchow doppelt – das
reichte nur für Rang sechs. Die Europameisterin
hatte zwei neue Programme, denen es noch an
Schliff fehlte. Im KP lief sie zu „Winter“ aus den
„Vier Jahreszeiten“ – das Programm war weniger
originell als das davor zu Musik von Billie Eilish.
Die Kür dagegen zu den neoklassischen Stücken
„My Way“ und „Yellow Moon“ von Luca d’Alberto
ist vielversprechend. Nach dem KP war die Europameisterin
in Tränen aufgelöst, aber nach der
Kür war sie gefasst. „So geht es eben im Sport.
Mal verlierst du, mal gewinnst du. Das ist nicht
das Ende der Welt“, meinte sie. Am Tag nach
dem Finale wurde bekannt dass sie wieder zu
Eteri Tutberidze zurückgeht (siehe Seite 16).
Überraschung durch Semenenko
Evgeni Semenenko hat in dieser Saison stabile
Leistungen gezeigt, nur bei der Russischen
Meisterschaft wollte er zu viel und verpatzte
beide Programme. Der Russische Juniorenmeister
stand im KP erstmals zwei Vierfache (4T-3T
und 4S). In der Kür zu „Notre Dame de Paris“
gelangen diese zwei Sprünge wieder, aber den
zweiten Toeloop riss der 17-Jährige auf und bei
einem 3S ging er zu Boden. Dennoch siegte er
mit 265,13 Punkten mit Vorsprung vor Petr Gumennik
(256,06) und Europameister Dmitri Aliev
(254,79). Dass der international wenig erfahrene
Semenenko am Ende für die WM nominiert
wurde, war überraschend. Der Verband traut
wohl Aliev nicht zu, für die WM in Form zu
kommen. Der große Gewinner beim Pokalfinale
war also Altmeister Mishin, der mit Tuktamysheva,
Mikhail Kolyada und Semenenko drei
Schüler bei der WM hat – die ihm damit ein
schönes Geschenk zu seinem 80. Geburtstag gemacht
haben. „Ich war so nervös wie immer,
aber an den WM-Startplatz habe ich nicht gedacht.
Jetzt werde ich noch härter trainieren“,
sagte Semenenko.
Gumennik stürzte im KP beim 4S und in der Kür
bei einem 3A und erlaubte sich ein paar kleinere
Unsauberkeiten. Mit Platz drei war er zufrieden,
mit seiner Leistung nicht. „Mir war klar, dass ich
nur mit sehr viel Glück zur WM gekommen
wäre, aber das macht nichts, denn bei dieser
WM ist für mich nichts zu holen. Meine WM
kommt erst noch“, sagte er. Aliev wirkte nach
wie vor matt, machte zu viele Fehler bei den
Sprüngen und verschenkte Punkte bei den Pirouetten.
Der 4T gelang einmal in KP und Kür,
ein 4L knapp (q). Der Europameister war sehr
enttäuscht, dass er nicht für Stockholm aufgestellt
wurde. Hätte man ihn nehmen sollen? Bei
den Herren ist es russisches Roulette – keiner
ist wirklich konstant, nur Kolyada war in dieser
Saison viel stabiler als früher. Juniorenweltmeister
Andrei Mozalev vergab seine WM-Chance
mit drei Stürzen in der Kür (4.) und Mark Kondratiuk
konnte den Druck ebenso nicht verdrängen
und stolperte durch KP und Kür (5.).
Mishina/Galliamov überlegen
Im Paarlauf duellierten sich Anastasia Mishina/
Alexander Galliamov und Daria Pavliuchenko/
Denis Khodykin um den WM-Startplatz. Mishina/Galliamov
brillierten wie schon beim Teampokal
und ließen keinen Zweifel daran, dass
Platz vier bei der Russischen Meisterschaft ein
Ausrutscher war. Bis auf einen umgestiegenen
3T von ihr machten sie keinen Fehler und sowohl
die Elemente als auch die Präsentation
waren von exzellenter Qualität. Das junge Paar
hat bei Tamara Moskvina erheblich dazugewonnen
(234,48). Pavliuchenko/Khodykin gerieten
im KP ins Hintertreffen, als sie beim Wurfrittberger
hinfiel. Die EM-Dritten glänzten in der
Kür und standen den 3F, aber sie bekamen weniger
Pluspunkte für die Elemente und niedrigere
Komponenten, weil bei ihnen alles nicht so
souverän aussah wie bei den Konkurrenten
(216,93). Jasmina Kadyrova/Ivan Balchenko aus
Perm hatten ein paar Probleme bei den Würfen
in der Kür. Auch sie haben den 3F im Repertoire
Evgeni Semenenko
Maia Khromykh
Fotos: Olga Timochova
Daria Pavliuchenko
und Denis Khodykin
19
(3./206,96). Alexandra Boikova/Dmitrii Kozlovskii
gingen nicht an den Start, weil er eine Erkältung
auskurierte und sie an ihrer Kür arbeiteten.
Sinitsina/Katsalapov melden
sich zurück
Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov hatten seit
dem Grand Prix im November keinen Wettbewerb
bestritten, weil sie beide an Corona erkrankten
und vor allem Sinitsina lange mit den
Folgen zu kämpfen hatte. Das Duo präsentierte
sich in ordentlicher Form und war zur Vorjahreskür
zu „Lieder, die mich meine Mutter lehrte“
von Antonin Dvorak zurückgekehrt. Die Level
waren bis auf einen Level 2 für die Pirouette in
der Kür sehr gut (223,12). (s. Kasten rechts)
Silber ging an Annabelle Morozov/Andrei Bagin,
die zwei solide Programme zeigten und sich als
Paar weiterentwickelt haben (202,29). Mit Abstand
Dritte wurden die Petersburger Ekaterina
Mironova/ Evgeni Ustenko (163,81). Eigentlich
hätten Katharina Müller/Tim Dieck Bronze gewonnen,
doch die deutschen Gäste liefen außer
Konkurrenz mit und ihre 176,75 Zähler flossen
nicht in die offizielle Wertung ein. Die Dortmunder
lieferten einen spritzigen RD ab und kamen
ohne großen Fehler durch die Kür. (s. Kasten)
Nicht dabei waren Alexandra Stepanova/Ivan
Bukin, die wohl die direkte Konfrontation mit
Sinitsina/ Katsalapov vor der WM vermeiden
wollten. Tiffani Zagorski/Jonathan Guerreiro und
Victoria Sinitsina und
Nikita Katsalapov
Anastasia Skoptcova/Kirill Aleshin heilten kleinere
Verletzungen aus. Elizaveta Khudaiberdieva/Egor
Bazin fehlten wegen Khudaiberdievas
Rückenproblemen und Sofia Shevchenko/Igor
Eremenko wegen einer Erkältung von ihr (nicht
wegen Corona, wie einige Medien fälschlicherweise
meldeten).
Herausragende Juniorinnen
Das unglaublich hohe Niveau in Russland war
auch bei den Junioren-Wettbewerben zu sehen.
Den Vogel schossen Sofia Akatieva und Sofia
Samodelkina ab. Akatieva brillierte im KP mit
3A-3T und in der Kür mit 3A und zwei 4T
(1./241,04). Samodelkina wackelte beim 3A im
KP und hängte „nur“ einen 2T an, stand aber in
der Kür zwei 4S - den 3A ließ sie hier weg
(2./233,67). Adelia Petrosian ist ein weiteres
großes Talent und landete ohne Vierfache oder
3A auf Rang drei (204,22). Alle drei hoffen sehr
darauf, dass sie in der neuen Saison international
im Junioren Grand Prix starten können. Aber
auch bei den Herren kommt etwas nach. Vladislav
Dikidzhi aus St. Petersburg, ein Schüler von
Oleg Tataurov, sicherte sich Gold mit fehlerfreien
Programmen inklusive zweier 4S in der Kür
(244,97). Der ausdrucksstarke Andrei Kutovoi
stürzte beim 3A im KP, aber in seiner neuen Kür
zu „Ave Maria“ in einer mitreißenden Interpretation
von Thomas Spencer-Wortley war nur ein
3A unterdreht (231,74). Nikolai Ugozhaev, auch
er ein begabter Läufer aus St. Petersburg, der
mit Kutovoi und Gumennik bei Veronika Daineko
trainiert, führte nach dem KP, aber wegen Rückenschmerzen
wirkte er verhalten in der Kür
und unterdrehte seine 3A (3./222,18).
Unter den zwölf Paarlaufduos gibt es vielversprechenden
Nachwuchs, die dreifache Elemente
beherrschen. Ekaterina Petushkova/Evgeni
Malikov aus der Moskvina-Schule in St. Petersburg
revanchierten sich für ihre Pleite bei der
Juniorenmeisterschaft und sicherten sich den
Sieg mit zwei guten Programmen, nur beim
Wurfsalchow in der Kür stürzte sie (185,86).
Anastasia Mukhortova/ Dmitri Evgeniev
(2./184,14) und Polina Kostiukovich mit ihrem
neuen Partner Alexei Briukhanov (3./182,86)
haben ebenfalls Potenzial. Die JWM-Dritten
und aktuellen Juniorenmeister Julia Artemeva/
Mikhail Nazarychev aus Perm dagegen landeten
nach mehreren Stürzen auf Rang fünf (178,39).
»
Nikita Katsalapov
«
»
„Wir haben unsere Probleme zu 80 bis 90
Prozent überwunden und haben die vergangenen
drei Wochen voll trainiert. Hier waren
wir noch nicht bei 100 Prozent, aber wir sind
sehr zufrieden, wie wir uns gepusht haben.
Wir fühlen uns großartig und freuen uns auf
Schweden. Es war die richtige Entscheidung,
zur alten Kür zurückzukehren. Dieses Programm
ist mehr aus einem Guss und es fällt
uns leichter, es zu laufen. Jetzt wollen wir
noch neue Emotionen hinzufügen.“
Katharina Müller und Tim Dieck
Katharina: „Es gab schon ein paar Fehlerchen
in der Kür und wir waren die letzte Minute
ziemlich erschöpft. Wir mussten uns ziemlich
pushen. Zum Glück ist unsere Choreo da, wo
die Trainer standen, die haben dann auch
nochmal Feuer gegeben. Wir wollten es noch
mal so richtig schön machen wie im RD,
denn da war es ziemlich gut. Aber im Endeffekt
sind wir relativ zufrieden, dass man gesehen
hat, wo die Schwachstellen sind, wenn
wir erschöpft sind.“
Tim: „Im Grunde haben wir alles gemacht, es
war eine gute Generalprobe vor der WM,
aber es war auf jeden Fall nicht das, was wir
können. Die letzten drei Wochen vor der WM
wird nochmal alles gegeben. Ich denke, wir
sind in guten Händen, so dass wir zuversichtlich
für die WM sind. Wir laufen erst
zwei, drei Wochen wieder durch, der letzte
Wettkampf war die Deutsche Meisterschaft
«
Mitte Dezember. Wir möchten uns noch einmal
ausdrücklich dafür bedanken, dass der
russische Verband es uns ermöglicht hat, hier
teilzunehmen. Vor allem war es endlich der
erste Wettkampf, bei dem so richtig das
Wettkampf-Feeling rüberkommt, mit Zuschauern.
Wir wurden hier super aufgenommen.
Das ist nicht selbstverständlich.“
Pokalfinale Russland
Im Eistanz fehlten mehrere der Top-Junioren wegen
Krankheit oder Verletzung. Dafür gingen die
Junioren-WM-Teilnehmer Diana Davis/Gleb
Smolkin, die in den USA bei Igor Shpilband trainieren,
erstmals an den Start und gewannen klar
mit 186,38 Punkten. Sie debütierten ihre neue
Kür zu „Moulin Rouge“. Im Sommer hatte die
Tochter von Eteri Tutberidze sich den Fuß gebrochen
und war sieben Wochen in Gips, später erkrankten
beide an Corona, so dass sie weder bei
der Pokalserie noch bei der Juniorenmeisterschaft
liefen. Vasilisa Kaganovskaia/Valeri Angelopol,
die wie Müller/Dieck von Anjelika Krylova
betreut werden, waren deutlich verbessert im
Vergleich zur Juniorenmeisterschaft (2./171,38).
Bronze ging an Angelina Lazareva/Maxim Prokofiev
aus Togliatti bei Samara (162,13). •••
Sofia Akatieva, Foto: Flade
20
Challenge Cup
Silber für
Hocke/Kunkel
in Den Haag
Ein Bericht von
Klaus-Reinhold Kany
Der niederländische Verband hatte ein
detailliertes Anti-Corona-Konzept mit
„Blase“ (bubble) entwickelt, damit der
Challenge Cup auch in diesem Jahr stattfinden
konnte, was sehr anerkennenswert
weil aufwändig ist. Niemand durfte sich
anderswo als im Hotel, im Bus oder in der
Eishalle aufhalten. In den großen Bussen zur
Eishalle durften nur elf Personen sitzen, damit
der Abstand von 1,5 Metern garantiert war.
Nach jedem Läufer wurde sogar die Tränenecke
desinfiziert. In der Ausschreibung stand, dass
die Läufer (auch mit Maske) nicht jubeln
durften, denn das hätte Viren herumschleudern
können. Entsprechend trist war die Atmosphäre
ohne Zuschauer in der ohnehin
etwas düsteren Halle, auch wenn
vereinzelt eine Person klatschte.
Der Livestream kostete 15 Euro
für die gesamte Veranstaltung,
was bei einem solchen Wettbewerb
nicht mehr zeitgemäß ist und von findigen
Hackern in aller Welt umgangen werden konnte.
Aber man habe brutto 3.000 Euro eingenommen,
sagte ein Offizieller.
Im Damenwettbewerb gab es zwei gravierende technische
Pannen. Im KP merkte die Jury bald nach dem Beginn,
dass die Wertungen eines Preisrichters nicht in das System
eingegeben wurden – es soll an einem Kabelbruch
gelegen haben. Daher wurden die Punkte nicht durchgesagt
und auch die Läuferinnen erfuhren erst eine Stunde
nach dem Ende des KP ihre Punkte und Platzierungen. In
der Kür gab es nach der dritten Läuferin eine Stunde Pause,
weil wohl nach einem Fehler beim kurz zuvor erhaltenen
Update erneut nicht korrekt gerechnet wurde.
Schiedsrichterin Ingrid-Charlotte Wolter rief den drei weiteren
Läuferinnen der Gruppe zu, dass sie sich wieder umziehen
und später noch einmal warmlaufen konnten. Sie
brach den Wettbewerb vorläufig ab, weil man nicht später
sämtliche Wertungen per Hand eingeben konnte. Gut,
dass der Fehler nicht erst bei der WM entdeckt wurde.
Loena Hendrickx überlegen
Nach mehreren langen Verletzungspausen ging die inzwischen
21 Jahre alte Belgierin Loena Hendrickx nach der
gewonnenen Budapest Trophy im Herbst 2020 zum zweiten
Mal in dieser Saison an den Start und siegte ganz
überlegen in Den Haag. 2018 war sie schon einmal Fünfte
der EM und Neunte der WM. Ihre Sprünge bis einschließ-
Annika Hocke und Robert Kunkel
Foto: Höppner
21
lich der 3L-3T-Kombination sind absolut erstklassig,
insbesondere weil sie – auch in Den
Haag – häufig beide Hände über den Kopf hält,
was mehr Pluspunkte bringt. Stilistisch gibt es
noch Raum für einen eleganteren Laufstil, aber
insgesamt ist sie eine der zwei oder drei besten
nicht-russischen Läuferinnen in Europa. Im KP
zum schon 2018/19 gewählten „It’s All Coming
Back to Me Now“ von Céline Dion brillierte sie
mit obiger Kombination, 3F, 2A, drei Level 4-Pirouetten
und einer temperamentvollen Schrittfolge.
Die Kür zu den zwei Songs „Fever“ und
„Naughty Girl“ von Béyoncé war mit sechs Dreifachen
so gut wie fehlerlos, nur einen 3R vermisste
man. Der sieben Jahre ältere Bruder Jorik,
der früher selbst ein erstklassiger Läufer war,
zum Beispiel 4. der EM 2017, trainiert sie jetzt.
Emmy Ma
Foto: Bouma
Die Silbermedaille ging an die 20 Jahre alte
Emmy Ma aus Boston, die bis 2018 für die USA
gestartet war, dort auch geboren ist und 2017
Dritte und Fünfte bei ihren beiden Junioren
Grand Prix geworden war. Ihr Trainer Peter Johansson
sagte der Pirouette, dann habe sie für
Taiwan starten wollen, das Heimatland ihres
Vaters. Aber es habe zwei Jahre gedauert, bis
der taiwanesische Verband die Papiere fertig
hatte. Bei ihrem Comeback in Den Haag konnte
sie trotz Fehlern auf Anhieb die Mindestpunktzahl
für die WM locker übertreffen und will
nun bei der WM einen Olympiastartplatz für
sich erkämpfen. Das KP blieb mit 3L-2T, 3F und
ausgezeichneten Pirouetten fehlerlos, in der
Kür verpatzte sie nach sehr gutem Anfang die
beiden letzten Sprünge.
Die Amerikanerin Emilea Zingas (18) aus Michigan,
die neuerdings für Zypern startet, gewann
Bronze und meisterte ebenfalls das WM-Minimum
von 30 Technischen Punkten im KP und
51 Punkten in der Kür. Im fehlerfreien KP
schaffte sie es ganz knapp, weil sie „nur“ 3L-2T
zeigte, für eine Pirouette Level 2 und insgesamt
für die Pirouetten nicht allzu viele Pluspunkte
erhielt. Aber in der zweitbesten Kür des Tages
zu drei Liedern von Billie Eilish holte sie nach
fünf gelungenen Dreifachen sogar 61 technische
Punkte. Die viertplatzierte Maé-Bérénice
Méité war zu ihrem ersten Wettbewerb seit einem
Jahr eigens aus Florida gekommen, obwohl
der Verband ihren Flug schon storniert hatte.
Denn in Paris dachte man, sie schaffe es nicht,
den obligatorischen Corona-Test zuvor noch zu
machen. Aber sie fand doch eine Möglichkeit
und musste anschließend einen viel teureren
Flug neu buchen, der es ihrem Trainer John
Zimmerman unmöglich machte, sie zu begleiten.
Nach weiteren Flugproblemen kam sie
nicht einmal so rechtzeitig in Den Haag an,
dass sie noch das Morgentraining vor dem KP
absolvieren konnte. Im KP zu „If I Ain’t Got
You“ von Alicia Keys gelang eine 3T-3T-Kombination,
aber der 3R war überdreht. Die Kür zum
„Earth Song“ von Michael Jackson war ziemlich
durchwachsen, denn die Kombination 2A-3T
und ein 3T waren die beiden einzigen wirklich
sauberen Dreifachen.
Die Ex-Mannheimerin Kristina Isaev ging nach
einigen Monaten Training bei Michael Huth
erstmals wieder an den Start und zeigte mit
Platz fünf und 161 Punkten die bisher beste
Leistung ihrer Karriere. Das KP mit etwas magerer
3T-2T-Kombination und beinahe gestürztem
3L lief nicht optimal. Aber in der Kür zu „Una
Noche Mas“ von Yasmin Levy präsentierte sie
fünf saubere Dreifache, nur der 3R fehlt in ihrem
Repertoire. Außerdem lief sie extrovertierter
als früher, auch wenn hier noch Reserven
liegen. Die Mindestpunktzahl hatte sie bereits
vorher erreicht und übertraf sie diesmal in der
Kür um vier Punkte, so dass die DEU sie guten
Gewissens als Ersatz für die WM melden konnte.
Die Niederländerin Lindsay van Zundert, bei
der NRW Trophy 2020 siegreich, lief ein fehlerfreies
KP mit 3R-2T, 3L und erstklassigen Pirouetten
zu „Alegria“ aus dem Cirque du Soleil. In
Challenge Cup
Loena Hendrickx
Foto: Bouma
Damen | Challenge Cup
KP Kür Pkt
1 Loena Hendrickx – Belgien 1 1 204.68
2 Emmy Ma – Taiwan 2 3 177.29
3 Emilea Zingas – Zypern 5 2 171.30
4 Maé-Bérénice Meité – Frankreich 3 5 166.01
5 Kristina Isaev – Deutschland 8 4 161.99
6 Lindsay Van Zundert – Niederlande 4 6 161.00
7 Nelli Ioffe – Israel 6 8 153.28
8 Yasmine Kimiko Yamada – Schweiz 9 9 151.36
9 Julia Lang – Ungarn 14 7 149.77
10 Maia Sørensen – Dänemark 7 11 145.52
11 Regina Schermann – Ungarn 12 10 143.90
12 Jenni Saarinen – Finnland 11 13 141.16
13 Bernadett Szigeti – Ungarn 15 12 134.85
14 Anete Lace – Lettland 10 15 134.00
15 Taylor Morris – Israel 17 14 128.60
16 Viktotiia Iushchenkova – Israel 16 16 120.85
17 Andrea Montesinos Cantu – Mexiko 13 17 120.70
18 Victoria Velarde – Peru 18 18 89.86
der Kür zu Tango-Variationen und „Come What
May“ aus Moulin Rouge gingen beide 3L daneben,
vier weitere Dreifache und alles andere
klappte gut. Sie ist schon vier Jahre Stipendiatin
der Joan Haanappel-Stiftung, trainiert bei
Carine Herrygers und Jorik Hendrickx und wurde
für die WM nominiert. Die Schweizerin Yasmine
Kimiko Yamada begann das KP mit einer
guten 3T-3T-Kombination, aber der 3L war
vorwärts gelandet und gestürzt. In der Kür
glückten drei Dreifache, drei weitere misslangen
mehr oder weniger. Von ursprünglich
30 gemeldeten Läuferinnen
blieben 12 zu Hause, darunter auch
Nicole Schot, die keine Ansteckung
riskieren wollte, und Aya Hatakawa.
22
Challenge Cup
Romain Ponsart, Foto: Bouma
Kolyada überlegen
trotz Axel-Problemen
Als Landesmeister war Mikhail Kolyada
bereits für die WM qualifiziert,
brauchte daher nicht beim russischen
Pokal-Finale (siehe Seite 17) zu starten,
sondern wollte lieber einen internationalen
Wettbewerb bestreiten.
Wegen eines zusätzlichen Corona-
Schnelltestes am Moskauer Flughafen
verpasste er das erste geplante
Flugzeug nach Westeuropa und flog
daher erst später mit Tarasova/Morozov.
Beim nächsten obligatorischen
Schnelltest im Den Haager Hotel vor dem
ersten Training stand er aber bereit. Im KP zur
Musik „Let’s Get Loud“ der Berliner Gruppe
Baseballs glückte eine souveräne 4T-3T-Kombination
und fünf andere mit +3 oder +4 bewertete
Elemente, nur den Axel riss er auf. In der
Kür läuft er in dieser Saison eleganter als bisher
zur Musik eines Films über den legendären russischen
Balletttänzer Rudolf Nurejev. Zu Beginn
glänzte Kolyada mit zwei erstklassigen 4T, den
ersten davon mit 3T. Später folgten fünf weitere
sehr gute Dreifache, auch die Pirouetten und
Schrittfolgen glückten ausgezeichnet. Insgesamt
sieben Elemente erhielten mindestens einmal
+5. Einziger Minuspunkt war ein Sturz beim
zweiten 3A, aber dennoch gewann er überlegen
»(siehe Titelfoto).
Mikhail Kolyada
„Dieser Wettbewerb war ein interessanter
Test. Erstens weil er nicht in Russland
«
war,
zweitens gab es einige Schwierigkeiten bei
der Anreise und drittens, nach einem Tag
„Urlaub“ im Hotelzimmer zu laufen. Es war
sicher notwendig, das vor der WM durchzugehen,
denn dort wird die Situation ähnlich
sein und jetzt habe ich diese Bedingungen
erlebt und mir wird es wahrscheinlich leichter
fallen, mit allen Schwierigkeiten in
Schweden zurechtzukommen.“
Silber mit 244 Zählern ging an den Franzosen
Romain Ponsart trotz Sturz beim 4T im KP. Aber
die Kür zu einem Elvis Presley-Medley blieb mit
einem 4T, zwei 3A, fünf weiteren Dreifachen
und guter Ausstrahlung fehlerfrei. Drei Punkte
weniger holte sein Landsmann Adam Siao Him
Fa. Der Schüler von Laurent Dépouilly (früher
Brian Joubert) begann das KP zum Krieg der
Sterne mit 4T-2T, aber beim 2T touchierte er das
Eis mit beiden Händen, was als Sturz gewertet
wird. Der 4S glückte gut, aber beim 3A ging er
wirklich zu Boden. Dasselbe passierte ihm beim
ersten 4T zu Beginn der Kür. Der zweite 4T mit
2T gelang und der 4S war umgestiegen. Später
sammelte er noch viele Punkte und wurde
wegen der besseren Leistungen im Laufe
der Saison vom Verband als Ersatz für
Kevin Aymoz bei der WM nominiert.
Herren | Challenge Cup
KP Kür Pkt
1 Mikhall Kolyada – Russland 1 1 270.17
2 Romain Ponsart – Frankreich 3 2 244.75
3 Adam Siao Him Fa – Frankreich 4 3 241.11
4 Gabriele Frangipani – Italien 2 4 229.11
5 Basar Oktar – Türkei 8 5 217.05
6 Burak Demirboga – Türkei 5 6 216.62
7 Morisi Kvitelashvili – Georgien 6 7 205.12
8 Tomas Llorenc Guarino – Spanien 7 10 192.70
9 Donovan Carrillo Suazo – Mexiko 11 8 190.60
10 András Csernoch – Ungarn 13 9 184.43
11 Luc Maierhofer – Österreich 10 12 182.10
12 Jari Kessler – Kroatien 12 13 179.07
13 Kornel Witkowski – Polen 15 11 175.18
14 Georgii Reshtenko – Tschechien 9 15 174.35
15 Arnau Joly – Spanien 17 14 167.70
16 Aleix Gabara – Spanien 16 16 160.60
17 Mate Borocz – Ungarn 14 17 153.99
Gabriele Frangipani, einer von vier Läufern aus
Egna, die mit Co-Trainerin Eva Martinek gekommen
waren, landete lediglich auf dem vierten
Rang. Während das KP einigermaßen lief, musste
er in der Kür beim 4T und beim zweiten 3A
zu Boden. Ganz knapp endete das Duell der beiden
guten Türken Basar Oktar und Burak Demirboga
zugunsten des Ersteren mit 217 Punkten.
Die Mindestpunktzahlen übertrafen beide überlegen,
weil sie insgesamt je drei 3A in guter
Qualität zeigten und auch sonst in der Kür keinen
einzigen Fehler machten. Der EM-Dritte
Morisi Kvitelashvili wurde von Beiden geschlagen
und kam nach mehreren Patzern in beiden
Programmen nur auf Platz sieben mit 205
Punkten. Bester der drei Spanier wurde Tomas
Llorenc Guarino aus Egna auf Platz 8, aber er
schaffte ohne 3A ebenso wenig das WM-Minimum
wie seine Landsleute.
Grund zur Freude (Jubel war ja nicht erlaubt)
hatte in der Tränenecke dagegen der Mexikaner
Donovan Carillo auf Rang 9 mit 190 Punkten,
denn er schaffte dank zweier 3A das in der Kür
noch fehlende WM-Minimum. Der Österreicher
Luc Maierhofer kam auf Platz 11 mit 182 Punkten,
einem fehlerfreien KP zu „Dance Monkey“,
aber einer Kür mit drei Unsauberkeiten – und
noch immer ohne 3A- oder Vierfachversuch. Der
jetzt für Kroatien laufende Südtiroler Jari Kessler
verpasste das WM-Minimum. Paul Fentz war
ursprünglich nominiert, blieb aber wegen Nachwirkungen
von Schleimbeutelentzündung und
Nackenblockade doch zu Hause.
Tarasova/Morozov
dominierten trotz Fehler
Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov, Vierte
bei Olympia 2018 und in den letzten Monaten
in Russland bei Maxim Trankov und Sergei Voronov
und nicht mehr bei Marina Zueva in Florida,
waren wie Kolyada schon für Stockholm
qualifiziert. Im KP zu Maurice Ravels Bolero in
einer Einspielung von André Rieu waren die
sieben Elemente so erstklassig wie fast immer,
daher erhielten sie immerhin 79 Punkte. In der
Kür zu einer Bearbeitung von Albinonis Adagio
brillierten sie jedoch nur bei neun von elf Elementen,
denn beim Toeloop fiel er und beim
Wurfsalchow wäre sie beinahe gestürzt. Dennoch
war der Sieg mit 217 Punkten hochverdient,
denn alles andere wurde zu Recht sehr
»
gut bewertet.
Evgenia Tarasova
„Insgesamt sind wir zufrieden. Das
«
KP sind
wir gut gelaufen. In der Kür hatten wir zwei
Fehler, aber wir waren nicht zu 100% in
Form, weil es schwierig wäre, bis zur WM
die Topform zu halten. Der Start war wichtig,
weil wir uns jetzt vorstellen können, wie
die WM ablaufen wird. Es wird keine Überraschung
sein, dass du einen ganzen Tag im
Zimmer sitzt und auf das Testergebnis warten
musst. Und dass du vor leeren Rängen
läufst. So eine Erfahrung hatten wir noch
nicht. Das ist sehr ungewöhnlich und es
fehlt diese Energie.“
Burak Demirboga
Foto: Höppner
23
Annika Hocke & Robert Kunkel gewannen eine
verdiente Silbermedaille mit 177 Zählern. Im KP
zu „Shout“ von Zayde Wolf stieg Hocke beim 3S
um und auch Kunkel landete nicht ganz sauber,
alles andere gelang überzeugend. Die Kür zu
„The Other Side“ von Ruelle war annähernd fehlerfrei
mit Wurfflip (beidfüßig) und Wurfrittberger,
auch 3S und 2A-2T stellten kein Problem
»
dar. Die Levels sind allerdings noch ausbaufähig.
Annika Hocke
„Wir haben uns wahnsinnig gefreut,
«
wieder
einen Wettkampf laufen zu können. Er war
eine gute Übung für die Weltmeisterschaften,
da der Ablauf dort ähnlich sein wird mit Test,
Anreise, Quarantäne und so weiter. Wir freuen
uns, dass wir unsere gute Trainingsleistung
auch im Wettkampf zeigen konnten.
Bis zur WM werden wir nun noch an den liegengelassenen
Levels arbeiten, um dort noch
ein Stückchen besser sein zu können. Mit
dem guten Gefühl von diesem Wettkampf
starten wir nun die WM-Vorbereitungen und
können es kaum abwarten, dort zu laufen.“
erhielt ein Pflaster am blutenden Knie und sie
liefen das KP ohne Fehler und mit 3T und dreifachem
Wurfsalchow noch gut zu Ende, erhielten
aber gemäß Reglement fünf Punkte Abzug
wegen der Unterbrechung. Aber offensichtlich
hatte sie sich doch verletzt, denn zur Kür traten
sie nicht mehr an. Die Österreicher Miriam Ziegler
und Severin Kiefer blieben zu Hause, weil
Kiefer Leistenprobleme hatte.
Von acht auf nur noch drei Duos schrumpfte das
Feld der Tanzpaare. Verdiente Sieger wurden die
für die WM nominierten Evgenia Lopareva &
Geoffrey Brissaud aus der Lyoner Schule von Petetin
und Bourzat, die zeitweise auch bei Rubleva/Shefer
in Moskau trainieren. Im Rhythmustanz
zu „Too Darn Hot“ aus dem Musical Kiss Me
Kate gefielen sie ebenso wie in der Kür zum
„Adagio for Tron“. Auf dem zweiten Endrang
landeten die Ungarn Anna Yanovskaya & Adam
Lukacs, die in Moskau von Svetlana Alexeeva
und Tochter Elena Kustarova betreut werden. Sie
testeten vor der WM noch einmal „Grease“ im
Rhythmustanz und die Hymne an die Liebe von
Patricia Kaas in der Kür. Dritte wurde das neue
Eistanz | Challenge Cup
RT Kür Pkt
1 Evgenia Lopareva / Geoffrey Brissaud
Frankreich 1 1 165.51
2 Anna Yanovskaya / Adam Lukacs
Ungarn 2 2 151.33
3 Chelsea Verhaegh / Sherim Van Geffen
Niederlande 3 3 128.3
niederländische Tanzpaar Chelsea Verhaegh &
Sherim van Geffen. Verhaegh war mittelmäßige
Einzelläuferin und van Geffen vor kurzem noch
Hobbyläufer, aber sie hatten sich bei Maurizio
Margaglio in Finnland rapide verbessert und
schon zuvor sogar das WM-Minimum geschafft.
Nach dem Wettbewerb flogen sie gleich wieder
nach Finnland zurück, um sich auf die WM
vorzubereiten.
•••
Evgenia Lopareva und Geoffrey Brissaud
Foto: Höppner
Challenge Cup
Die für Ungarn laufenden Ioulia Chtchetinina &
Mark Magyar gewannen eine Bronzemedaille
und übertrafen wie die Deutschen die Mindestpunktzahlen
problemlos. Das KP glückte so gut
wie fehlerfrei, in der Kür war ein missglückter
2T nach dem 3T von ihr der einzige Makel.
Auch die Tschechen Elizaveta Zhuk & Martin
Bidar qualifizierten sich als Vierte mit 163
Punkten für die WM, obwohl Zhuk im KP beim
3T und dem Wurfflip zu Boden ging. Aber im
Paarlaufen sind die Punkte am leichtesten zu
erreichen. Coline Kerivan & Noel Antoine Pierre
aus Paris kamen auf Platz 5 mit 155 Zählern
nach Sturz von Kerivan beim 3T und drei Fehlern
in der Kür. Das Duell der beiden niederländischen
Paare entschieden Nika Osipova &
Dmitry Epstein, die in den Niederlanden bei
Dmitri Kaploun trainieren, mit 140 Punkten und
Rang sechs für sich. Denn sie erlaubten sich im
KP keinen größeren Fehler und landeten auch
3T und Wurfflip. Osipova kommt aus der Moskvina-Schule.
In der Kür gingen dagegen drei
Elemente daneben. Die „Berliner Niederländer“
Daria Danilova & Michel Tsiba (137 Punkte)
patzten zweimal im KP, aber in der Kür war ein
Sturz von Danilova beim 3S einziger großer
Fehler, so dass sie das in der Kür noch fehlende
WM-Minimum schafften.
Weit weg von den Mindestpunktzahlen mit mageren
113 Gesamtpunkten waren die Schweizer
Alexandra Herbrikova & Nicolas Roulet, die bei
fast jedem Element Minuspunkte erhielten.
Auch die Schweden Greta & John Crafoord, die
in den USA trainieren, und die Spanier Dorota
Broda & Pedro Betegon, die in Bergamo leben,
qualifizierten sich nicht für die WM. Die Italiener
Sara Conti & Niccolo Macii leisteten sich im
KP einen seltenen Fehler: Macii stürzte nach
dem Hochwerfen seiner Partnerin beim doppelten
Twist (ihrem ersten Element) vorneüber und
konnte sie nicht auffangen, so dass sie hart fiel.
Nach einigen Sekunden standen sie wieder auf
und berieten sich kurz mit dem Trainer. Conti
Iouila Chtchetinina
und Márk Magyar
Foto: Höppner
Paare | Challenge Cup
KP Kür Pkt
1 Evgenya Tarasova / Vladimir Morozov
Russland 1 1 217.85
2 Annika Hocke / Robert Kunkel
Deutschland 2 2 177.23
3 Iouila Chtchetinina / Márk Magyar
Ungarn 3 3 169.21
4 Elizavets Zhuk / Martin Bidar
Tschechien 5 4 163.11
5 Coline Keriven / Noel Antoine Pierre
Frankreich 4 5 155.45
6 Nika Osipova / Dmitry Epstein
Niederlande 6 7 140.02
7 Daria Danilova / Michel Tsiba
Niederlande 8 6 137.10
8 Greta Crafoord / John Crafoord
Schweden 10 8 127.69
9 Dorota Broda / Pedro Betegon
Spanien 9 10 125.78
10 Alexandra Herbriková / Nicolas Roulet
Schweiz 11 9 113.34
Ausgeschieden:
- Sara Conti / Niccolo Macii
Italien - - -
24
Vorschläge für Regeländerungen
Regeländerungs-Vorschläge
für ISU-Kongress im Jahr 2022
Der für Juni 2020 im thailändischen
Badeort Phuket vorgesehene ISU-
Kongress musste verschoben werden,
zunächst um ein Jahr auf Anfang Juni
2021. Aber da die Pandemie mit Reiseund
Kontaktbeschränkungen sowie
Quarantänen länger dauert als 2020
vermutet, ist auch dieses Datum illusorisch.
In den Spätsommer verschieben
macht wenig Sinn, und noch später sind
viele Delegierte schon wieder bei Wettbewerben
beschäftigt. Die ISU hat noch
einmal die Verbände gefragt, ob sie in
diesem Sommer eine Online-Konferenz
veranstalten soll, was keinen großen
Anklang fand. Daraufhin beschloss der
Vorstand, den nächsten Kongress planmäßig
erst vom 6. bis 10. Juni 2022 abzuhalten,
wegen der schon geleisteten
Anzahlungen an das Hotel in Phuket
und nicht in Las Vegas, wo der übernächste
Kongress für 2022 geplant war.
Wichtige Vorschläge für eilige Regeländerungen
können jetzt nicht beschlossen
werden. Oder man ermächtigt den
Vorstand, Regeländerungen ausnahmeweise
ohne Zustimmung der Mitglieder
zu beschließen.
Auf jeden Fall hat die ISU die provisorischen
Vorschläge für Regeländerungen
(144 Seiten) online veröffentlicht. Jeder
Verband, die ISU-Komitees und der Vorstand
können noch Änderungen und Ergänzungen
anbringen. Die endgültige
Tagesordnung hat noch ein Jahr Zeit,
denn bis dahin kommen sicherlich neue
Anträge hinzu und andere werden zurückgezogen.
ISU-Generaldirektor Fredi
Schmid wies daraufhin, dass für jede
Regeländerung, die Geld kostet, ein geschätztes
Budget beigefügt werden
muss. Wer zum Beispiel zehn zusätzliche
Läufer bei der WM zulassen will,
muss auflisten, wie viel diese Läufer
den Ausrichter kosten (Hotel, Mahlzeiten,
Bustransporte, Sitzplätze in der
Halle usw.).
Hier die wichtigsten Vorschläge für Regeländerungen.
Falls kein Land aufgeführt
wird, sind es Vorschläge der ISU:
Grundsätzliches
Beschlossen werden soll, ob ein Kongress generell
verschoben oder online mit E-Mail-Stimmabgabe
abgehalten werden soll. Der ISU-Vorstand
soll schon vier Jahre im Voraus provisorisch
entscheiden, wo eine ISU-Meisterschaft
stattfinden soll. Ungarn will Junioren-Europameisterschaften
und Junioren-Vier-Kontinente-
Meisterschaften einführen. Die „Event-Koordinatoren“
der ISU sollen in Zukunft zeitgemäßer
Event Manager genannt werden.
Kanada will, dass wichtige Regeländerungen nur
in den ersten beiden Jahren nach Olympischen
Spielen in Kraft treten können, damit sich Läufer
optimal auf die Spiele vorbereiten können und
sich nicht damit beschäftigen müssen, neue Regeln
zu lernen. Weibliche Sportler sollen nicht
mehr Ladies, sondern Women genannt werden,
also Frauen statt Damen. Damen sollen in Zukunft
auch im Eistanzen generell Hosen tragen
dürfen (bisher nur im Kunstlaufen). Russland
will, dass Sportler sechs statt bisher vier Werbeträger
auf ihrer Kleidung tragen dürfen.
Musik-CDs sollen nicht mehr verwendet werden
dürfen, weil sie veraltet und störanfällig sind,
sondern nur noch moderne Formate. Läufer
müssen Musik in einer in der Ausschreibung erwähnten
Form einschicken. Nach dem Wettbewerb
muss die Musik aus Datenschutzgründen
gelöscht werden. Wenn es (wie bei manchen
kleineren Wettbewerben) zuvor kein offizielles
Training gibt, muss dem Läufer oder Trainer die
Möglichkeit gegeben werden, tatsächlich einmal
die eigene Musik zu hören und zu bestätigen,
dass es seine Musik ist. Die Türkei schlägt vor,
dass sämtliche Läufer der Welt, die an größeren
internationalen Wettbewerben teilnehmen, ihre
Musikstücke in eine ISU Cloud hochladen, in der
sie gespeichert und für jeden Wettbewerb verwendet
werden. Das erspart den Organisatoren
von Wettbewerben viel Zeit für die erneute Registrierung.
Bei Musik- oder anderen Problemen
während der Programme (zum Beispiel auf das
Eis geworfenen Gegenständen), für die der Läufer
nicht verantwortlich ist, soll es keine Punktabzüge
mehr geben, wenn der Läufer sein Programm
unterbricht. Denn zuletzt hatte kaum
noch ein Schiedsrichter oder Läufer eine Unterbrechung
gewagt, aus Sorge, der Läufer erhält
fünf Punkte Abzug.
Norwegen will das Mindestalter ab der nacholympischen
Saison 2022/23 für Meisterklasse-
Wettbewerbe von 15 Jahren (am 1. Juli, wenn
die Saison beginnt) auf 17 Jahre erhöhen. Wer
schon 2022 bei EM, WM, 4C oder den Olympischen
Spielen gelaufen ist, darf weiterhin in der
Meisterklasse starten, auch wenn er oder sie
das neue Mindestalter noch nicht erreicht hat.
Kanada will das Höchstalter für Junioren im
Paarlauf und Eistanzen auch für Frauen auf 21
Jahre erhöhen. Ungarn schlägt neue Bezeichnungen
für die Altersklassen zwischen sieben
und 15 Jahren vor. Russland will, dass jeder, der
bei nationalen Meisterschaften gelaufen ist,
eine Freigabe seines Verbandes braucht, wenn
er für ein anderes Land starten will.
Läufer, die sich nicht für das KP (wenn die Qualifikation
wieder eingeführt werden sollte) oder
die Kür qualifizieren, werden nur bis einschließlich
zum Frühstück des Tages nach dem Ausscheiden
finanziert. Dieses Thema wurde schon
vor Jahren diskutiert. Probleme können für ärmere
Verbände entstehen, wenn Umbuchungen
auf frühere Rückflüge teuer sind und der weitere
Hotelaufenthalt ebenfalls. Läufer, die ihre
Teilnahme an ISU-Meisterschaften kurzfristig
absagen, sollen kein detailliertes Attest über die
Art der Erkrankung oder Verletzung mehr an die
ISU schicken müssen, weil dies der neuen
Schweizer Datenschutzrichtlinie widerspricht.
Läufer sollen beim Training aus Sicherheitsgründen
keine Kopf hörer, elektronische Ohrstecker
oder andere körpernahen technischen Geräte
benutzen dürfen.
Wettbewerbe und Elemente
ISU-Meisterschaften sollen schon in der kommenden
Saison 2021/22 einschließlich Trainingstagen
nicht länger als sieben Tage dauern
(das ist jetzt schon so). Ab 2022/23 sind maximal
acht Tage zulässig, falls eine Qualifikation
wieder eingeführt wird. Die vor Jahren abgeschafften
und 2018 versehentlich wieder eingeführten
Zwischenauslosungen im Grand Prix
sollen abgeschafft werden. Island schlägt vor,
dass die Mindestpunktzahlen bis 1. Juli veröffentlicht
werden müssen, damit die Läufer und
Trainer wissen, woran sie sind. Nicht mehr die
Rede ist vom Abschaffen des KP und Ersatz
durch eine künstlerische Kür mit limitierter Zahl
von Sprüngen neben der weiterhin existierenden
traditionellen Kür. Dies schien vor einem Jahr
ein Hauptthema zu werden.
Ab der Saison 2022/23 soll es bei der WM wieder
eine Qualifikationsrunde geben, so wie
schon früher mehr als einmal für ein paar Jahre,
weil die Läuferzahlen in den KP in den vergangenen
Jahren zu groß geworden ist. In diesen
Runden wird nur eine Kür gelaufen. Maximal
können je 54 Läufer im Einzellaufen, 40 im Eistanzen
und 32 im Paarlaufen für eine WM nominiert
werden. Je 24 Einzelläufer, 20 Tanzpaare
und 16 Kunstlaufpaare erhalten gemäß der
Platzierung der Läufer ihres Verbandes bei der
vorangegangenen WM einen „Direct Entry“, sie
dürfen direkt im KP bzw. Rhythmustanz starten,
auch Länder mit zwei oder drei Startern. Läufer
25
der anderen Länder müssen die Qualifikationsrunde
laufen, je Land und Disziplin stets nur ein
Teilnehmer, der die drei statt bisher zwei verschiedenen
Mindestpunktzahlen erreicht haben
muss. Denn neben den bisherigen Technischen
Mindestpunktzahlen für KP und Kür soll eine
Technische Mindestpunktzahl für einen gesamten
Wettbewerb eingeführt werden. Die besten
12 Damen und Herren sowie die besten zehn
Tanzpaare und acht Kunstlaufpaare der Qualifikationsrunde
kommen weiter. Falls die Zahl der
direkt nominierten Läufer bzw. Paare höher ist
als die oben genannten 24, 20 bzw. 16, reduziert
sich die Zahl der Läufer, die nach der Qualifikation
weiterkommen entsprechend. Falls die
Zahl der direkt nominierten Läufer niedriger als
24, 20 bzw. 16 ist, kommen entsprechend mehr
weiter. Die Punkte aus der Qualifikation zählen
nicht zum späteren Gesamtergebnis, sondern jeder
fängt mit dem KP bzw. Rhythmustanz wieder
bei null an. Das war bei den früheren Qualifikationen
um die Jahrtausendwende herum
zeitweise genauso, aber dann einige Jahre lang
anders, als alle Läufer eine Qualifikation laufen
mussten. Falls nur ein oder zwei Läufer mehr
starten wollen als die 36, 30 bzw. 24, die das KP
bzw. den RT erreichen, kann beschlossen werden,
die Qualifikationsrunde zu streichen.
Anders als seit 2018 gültig, sollen nun doch
wieder nur 16 statt 20 Kunstlaufpaare die Kür
erreichen und der damals erfolgreiche Kampf
der Paarlauffreunde (wie John Coughlin) war
vergeblich. Denn bei der WM 2019 gingen nur
19 Paare an den Start (es waren schon mal 27)
und die WM 2020, bei der es mehr gegeben
hätte, ist ausgefallen. Falls bei der WM 2021
wieder viele leistungsstarke Paare starten, könnte
dieser Vorschlag vielleicht geändert werden,
wenn sich Paarlauflobbyisten dafür einsetzen.
Sprungfolgen sollen nicht mehr mit nur 80 Prozent
der Summe der Sprünge bewertet werden,
sondern mit 100 Prozent. Kanada will, dass bei
den Damenküren die Programmkomponenten
mit 2,0 wie bei den Herren multipliziert werden
statt nur mit 1,6 wie bisher. Denn weil die Damen
inzwischen mehr Punkte für schwierigere
Elemente erhalten, müsse es auch mehr Punkte
für die Komponenten geben, damit das Verhältnis
von 50 : 50 Prozent wieder annähernd erreicht
wird. Die Technischen Komitees der ISU
schlagen stattdessen vor, den Multiplikationsfaktor
für die Komponenten jährlich neu festzulegen
und in den aktuellen Mitteilungen (Communications)
bekanntzugeben. Werden diese
jährlich geändert, machen natürlich Vergleiche
der Punktzahlen mit früheren Saisons und der
Begriff Weltrekord gar keinen Sinn mehr.
Österreich will (wie schon 2018) zwei getrennte
Weltranglisten für Junioren und Meisterklasse,
denn Juniorenläufer ab 15 Jahren können auch
Weltranglistenpunkte in Meisterklassenwettbewerben
holen. Juniorenläufer zwischen 13 und
15 Jahren können jedoch nur bei den Junioren
Grand Prix Weltranglistenpunkte sammeln, was
ungerecht sei.
In Juniorenküren der Einzelläufer/innen soll die
übliche Schrittfolge durch eine Choreo-Schrittfolge
ersetzt werden, um auch in diesem Alter
schon die Kreativität zu fördern. Eine Eistanzchoreografie
darf jetzt auch einen Sprung von
höchstens eineinhalb Umdrehungen enthalten.
Neu definiert wurden die Elemente beim Synchronlaufen.
Bei Synchronwettbewerben soll der
Veranstalter in Zukunft jedem Team der Meisterklasse
mindestens 10 Minuten kostenlose
Trainingszeit vor dem KP und 12 Minuten vor
der Kür geben, bei den Junioren 10 und 11 und
beim Nachwuchs 10 Minuten vor der Kür.
Änderungen für die Jury
Kanada, Italien und die Niederlande schlagen
vor, dass bei den (Junioren und Meisterklasse)
Grand Prix, ISU-Meisterschaften und Olympischen
Spielen und Jugendspielen und Synchronwettbewerben
die Hälfte der Preisrichter nur die
Punkte für die Elemente und die Komponente
Eislauffähigkeiten vergeben und die andere
Hälfte die Punkte für die übrigen Komponenten.
Wer was wertet, soll erst direkt vor dem Wettbewerb
ausgelost werden. So könnten alle
Preisrichter in beiden Wettbewerbsteilen zum
Einsatz kommen, was im Augenblick häufig
nicht der Fall ist. Controller und Technische
Spezialisten sollen beim Eistanzen und Synchronlaufen
nicht bei demselben Wettbewerb in
einer anderen Disziplin als Schieds- oder Preisrichter
wirken dürfen, also zum Beispiel nicht
bei den Damen als Controller und bei den Herren
als Schieds- oder Preisrichter. Diese Idee
würde bei kleineren Wettbewerben die Kosten
erhöhen, weil man dann den einen oder anderen
zusätzlichen Offiziellen benötigt. Kanada, China
und Italien wollen, dass die detaillierten Einzelbewertungen
des KP oder Rhythmustanzes bei
den Meisterschaften erst nach dem Ende der
Küren veröffentlicht werden, um die Anonymität
der Preisrichter bis dahin zu gewährleisten.
Argentinien schlägt vor, das Mindestalter für internationale
Preisrichter auf 24 Jahre festzulegen.
Belgien beantragt, das Mindestalter für
Preisrichter bei Nachwuchswettbewerben auf 21
Jahre zu senken und das Höchstalter für alle auf
75 Jahre zu erhöhen. Die Niederlande möchten
die Zugangsvoraussetzungen für Technische
Controller erleichtern, weil es beim Eistanzen,
Paarlaufen und Synchronlaufen zu wenige gebe.
Technische Spezialisten sollen leichter als bisher
nach einigen Jahren Erfahrung auch Controller
werden können.
Den Begriff des „Assistenten des Technischen
Spezialisten“ soll es nicht mehr geben, sondern
beide Technischen Spezialisten sollen gleichberechtigt
werden. Nach dem einen oder anderen
negativen Vorfall werden neue Regeln vorgeschlagen,
wenn Mitglieder der Jury eine offensichtlich
falsche Entscheidung treffen, zum Beispiel
wenn die Spezialisten einen Vierfachsprung
als dreifach registrieren oder wenn der Data
Operator auf den falschen Knopf gedrückt hat.
Für alle Offiziellen soll die Kosten von Mahlzeiten
und Übernachtungen ab dem Abend-Dinner
(bisher dem Mittagslunch) vor dem ersten Training
bis zum Morgen nach Ende ihres Wettbewerbs
und der Diskussion nach dem Wettbewerb
übernommen werden. Klaus-Reinhold Kany
Verbandspräsidentin
von Österreich
Christiane Mörth
Quelle: Skate Austria
Österreichs Vizepräsidentin
Evelyn Rousoukhi
Quelle: Facebook
Kanadas
Verbandspräsidentin
Leanna Caron
Quelle: Facebook
Verbands präsident
von Russlands
Alexander Gorshkov
Foto: privat
Der verstorbenen
US-Paarläufer
John Coughlin
Foto: Kany
Vorschläge für Regeländerungen
26
Hippolyt Cup 2021
Österreich
Hippolyt Cup 2021
mit Mehrfachfunktion
Ende Jänner (Januar) wurde in St. Pölten der traditionelle Hippolyt
Cup ausgetragen. Novum war, dass im Rahmen dieses Wettbewerbs
oder Bewerbs, wie man in Österreich sagt, auch die Wiener Meisterschaften
abgehalten wurden. Die Zahl der teilnehmenden Wiener Läufer
war vergleichsweise überschaubar. Sehr erfreulich war, dass auch ein
Special Olympics Bewerb Teil der Veranstaltung war, so dass auch Sportler
mit Behinderung Gelegenheit hatten, ihr Können zu zeigen. Lediglich
die geplanten Adult-Bewerbe mussten aufgrund des verlängerten
Lockdowns abgesagt werden. Die gesamte Veranstaltung unterlag
einem strengen COVID-Konzept: Eintritt in die Halle nur für
Läufer, Trainer und Funktionäre mit negativem Test, Zuschauer
waren nicht zugelassen, dafür gab es einen Livestream.
Ein sehr großes Teilnehmerfeld gab es mit 19
Starterinnen bei den Intermediate Novice Mädchen
(Neulingen). Es setzte sich die Wienerin
Marharyta Chachyk (37,89 Punkte) mit flotter
Kür zu La Strada mit guten Komponenten und
schönen Pirouetten knapp vor Sascha Sophie
Erhardt (37,15 Punkte) durch. Dritte wurde Sophie
Schwartz (35,61 Punkte). Bei den Knaben
gewann Michail Savenkov (46 Punkte) vor Leon
Salzer (34,73 Punkte).
In der Kategorie Advanced Novice (Fortgeschrittener
Nachwuchs) lieferten sich Sara
Höfer (85,82 Punkte) und Flora Marie Schaller
(83,30 Punkte) ein spannendes Duell, das
Höfer am Ende des Tages zwar mit technisch
einfacheren, dafür aber saubereren Programmen
für sich entschied. Dritte wurde Farah Hofer
(72,22 Punkte). Bei den Knaben gewann Tobias
Oellerer (86,50 Punkte) dank höherer Komponenten
hauchdünn vor Daniel Ruis (86,07). Dritter
wurde Nikolaj Gromov (63,21 Punkte). Es
waren nur drei (Wiener) Läufer am Start. Beim
Eistanzen waren Elisabeth Havers / Leo Havers
(79,65) die einzigen Starter und Titelgewinner
in dieser Altersklasse
Junioren: überraschend knapper Sieg
für Leitgeb
Bei den Juniorinnen sah es nach dem Kurzprogramm
der Damen kurz nach einer Überraschung
aus, denn nach einer aufgerissenen
Kombi (nur 2S-2T) lag die Favoritin Dorotea
Leitgeb nur auf Rang zwei hinter Jasmin Elsebaie.
In der Kür zog Leitgeb (125,13 Punkte) ihr
Programm jedoch eisern durch, auch wenn ein
paar Sprünge etwas wackelig waren. Sie gewann
insgesamt knapp, aber verdient und wurde
auch Wiener Meisterin. Elsebaie (123,33
Punkte) war die Nervosität anzumerken, mit guter
Kür eine Chance auf den Sieg zu haben.
Aber sie kämpfte tapfer und lieferte mit drei
Dreifachsprüngen und zwei 2A ein spannendes
Duell um den Sieg. Auf Rang drei landete Paola
Jurisic (105,56 Zähler).
Alexander Charnagalov (123,58 Punkte) patzte
bei den Herren im Kurzprogramm bei seinen
Sprüngen, in der Kür konnte er sich aber fast
vollständig rehabilitieren: 3T-2T, 3S-2T, 2A und
3S gelangen superschön, nur beim zweiten Axel
stürzte er. Der Sieg und Wiener Meistertitel war
ihm sicher, denn der einzige weitere Teilnehmer,
Nuwan David Rondon (79,29 Punkte), lief insbesondere
technisch deutlich schwächer. Beim
Eistanzen gewannen Corinna Huber / Patrick
Huber (92,67 Punkte) im Alleingang.
WM-Probelauf für Mikutina
und Zandron
In der Meisterklasse wurden nur Einzelbewerbe
ausgetragen und hier hatten die WM-Starter
Olga Mikutina und Maurizio Zandron Gelegenheit,
die Form noch einmal zu testen. Mikutina
(191,30 Punkte) meisterte das bravourös. Sie
stand sowohl in KP als auch der Kür ihre 3-3
Olga Mikutina
Foto: Höppner
Kombi, in der Kür gelangen fünf Dreifache,
aber der geplante 3S nach einem
2A ging nur doppelt. Vor allem in der Kür
zur Musik von Ludovico Einaudi sieht man
sehr schön, dass sie im Laufen reifer geworden
ist - eine gelungene Generalprobe.
Die Zweitplatzierte Sophia Schaller
(143,19) ist eine sehr musikalische Läuferin.
Im KP passte jede Finger- und Fußspitze
zur Musik und sie konnte artistisch gut mit
Mikutina mithalten. Die Kür begann sie mit
gelungener 2A-Euler-3S-Sprungfolge, doch
von da an lief einiges schief: bei einigen Dreifachen
stürzte sie, andere riss sie auf. Dritte
und letzte wurde Emilie Grosch (95,14 Punkte).
Es war keine Wiener Läuferin am Start.
Bei den Herren absolvierte Zandron (216,63
Punkte) das KP ganz gut, obwohl er bei der
Kombi an den 3L nur einen 2T anschloss. In der
Kür klappte dann allerdings einiges nicht wie
geplant. Der erste Axel war fast gestürzt, der
zweite doppelt und auch hier war bei einer
Kombi ein Toeloop doppelt und er wirkte auch
etwas weniger spritzig als bei den österreichischen
Meisterschaften. An den Fehlern muss er
bis zur WM noch arbeiten, der Sieg in St. Pölten
war aber keine Minute gefährdet, da der zweite
Starter, Valentin Eisenbauer (123,22 Punkte),
technisch und auch in den Komponenten nicht
mithalten kann. In der Kür stürzte er dazu dreimal.
Er konnte aber dennoch zufrieden sein,
denn er gewann zum ersten Mal den Wiener
Meistertitel.
Eislaufen neuer Modesport in Wien
Nach mehrmonatigem mehr oder weniger strengem
Lockdown entpuppt sich Eislaufen in Wien
als neuer Trendsport. Während Indoor-Sportarten
verboten sind und aufgrund der Kontaktbeschränkungen
auch Mannschaftssportarten wie
Fußball unzulässig waren, durften die Freilufteisbahnen
offenhalten. Dementsprechend groß
war der Andrang und es kam bei WEV, Wiener
Eistraum & Co. immer wieder auch zu Warteschlangen,
denn die Besucherzahlen waren und
sind COVID-bedingt streng limitiert. Die Lust auf
Eis ist mangels Alternativen sowie sicherlich
auch, weil gerade Eislaufen eine gute Möglichkeit
bietet, die gegenwärtigen Limitierungen des
täglichen Lebens kurz zu vergessen, ungebrochen.
Und im Idealfall wird so vielleicht auch bei
ein paar jungen Talenten Interesse am Eiskunstlaufsport
geweckt.
Katrin Flaschka
Schweizer Nachwuchs meldet sich
Vor zwei Jahren wurde im Schweizer
Eiskunstlauf ein neues Nachwuchs-
Konzept entwickelt. Mit Richard Leroy als
neuem Nachwuchs-Nationaltrainer soll
dies umgesetzt werden.
Es ist ein wenig bezeichnend für diese Tage –
das Romantik-Hotel Sonne in Küsnacht am Zürichsee
präsentiert sich heuer zum Märzanfang
anders als in den letzten Jahren: Denn wenn die
Covid-19-Pandemie nicht wäre, würde zwischen
dem Seeufer und dem Hotelgebäude eine kleine
Eisfläche zum Eislaufen einladen. Und die Sunny
Ice Angels mit mehreren ehemaligen Schweizer
Spitzenläuferinnen böten wöchentlich im Rahmen
einer abendlichen Eislauf-Show ihr Können
zum Besten. Vor zwei Jahren erfolgte am selben
Ort der Auftakt („Kick-off“) für das neugeschaffene
Swiss Ice Skating Team Novice. Diana Barbacci
Lévy (Präsidentin Swiss Ice Skating) begrüßte
damals Aktive, Eltern und Offizielle und
eröffnete das geplante Projekt eines Swiss Ice
Skating Teams Novice.
Impulse des Nachwuchs-
Nationaltrainers
Verantwortlich für dieses Novice Nationalteam
zeichnet Nachwuchs-Nationaltrainer Richard
Leroy. Hierfür arbeitete der vorher 15 Jahren
lang beim Eislauf-Club Küsnacht als Trainer tätige
Franzose und Schweizer ein Nachwuchskonzept
aus. Leroy stand über Jahre vor allem
im Ruf, seine Schützlinge äußerst attraktive
Programme laufen zu lassen, echte „Hingucker“-
Präsentationen. Bezüglich der Schweizer Nachwuchsförderung
war Leroy klar: „Wir mussten in
dieser Sache etwas machen.“ Alles begann mit
der Schaffung der neuen 100%-Stelle eines
Nachwuchs-Nationaltrainers. „Zu Beginn meiner
Tätigkeit als Nachwuchs-Nationaltrainer hatte
ich zwar etwas Angst, von meinen früheren
Trainerkollegen in dieser neuen Aufgabe allenfalls
nicht akzeptiert zu werden“, gibt Leroy zu
bedenken, um gleich Entwarnung zu geben:
„Aber es stellte sich heraus, dass ich von allen
gut aufgenommen worden bin.“ Der neue Nachwuchs-Nationaltrainer
versteht denn seine Rolle
auch als Helfer, Problemlöser und Ansprechpartner.
„Ich habe in den vergangenen zwei Jahren
viele Gespräche mit Coaches, Läuferinnen und
Läufern und deren Eltern geführt. Es ging auch
darum, eine einheitliche Denkweise zu finden
und Pflichtenhefte zu erstellen.“ Überhaupt ist
Gespräche führen eine der wichtigen Aufgaben
eines Nationaltrainers, etwa mit den Leitungsgremien
von Sportschulen. Der neue Posten wird
von Swiss Olympic finanziert und ist ein Beitrag
für professionelle Strukturen in der Nachwuchsausbildung
von Swiss Ice Skating. „Ich verdiene
zwar weniger als in meinem vorherigen Beruf
als Eislauftrainer, aber für mich ist dies ein neuer
Lebensabschnitt. Meine Aufgabe besteht nun
unter anderem darin, die Läuferinnen und Läufer
und ihre zuständigen Coaches zu unterstützen,
allfällige Lösungen in vielerlei Hinsicht zu
finden. Damit sind nicht nur die absolut Besten
eingeschlossen, sondern diese Möglichkeit sollte
allen Nachwuchsleuten zukommen.“ Als
Nachwuchs gelten alle Läuferinnen und Läufer
mit 15 Jahren und jünger.
Ausgeklügeltes System
Mittlerweile ist eine ganze Reihe von Richtlinien
und Reglementen geschaffen worden, sei
es für Kaderselektionen, die Vergabe von Swiss
Olympic Talent Cards (es gibt deren 38) oder
etwa Selektionskriterien verschiedener internationaler
Wettkämpfe. Selektionen erfolgen auf
der Grundlage der Kaderstruktur FTEM, einem
pyramidenartig gestalteten Rahmenkonzept zur
Sport- und Athletenentwicklung. FTEM bedeutet
– Foundation F1 F2 F3, Talent T1 T2 T3 T4,
Elite E1 E2 und Mastery M. Informationswege
werden geschaffen, so auch mit einem Newsletter.
Und was nicht zu unterschätzen ist, dies
alles erfolgt in der Schweiz immer in drei Sprachen.
„2020 wurden die Piste Test Skates geschaffen.
Das sind Übungen, die speziell für Eislaufende
gestaltet worden sind. Bis heute haben
206 Teilnehmende diese Piste Test Skates
absolviert“, erklärt Leroy. Die Piste Test Skates
(genauer: Prognostische Integrative Systematische
Trainer-Einschätzung) sind wie folgt zusammengesetzt:
Athletenbiografie (15%),
Sportliches Leistungsniveau (50%), Physische
Leistungsfähigkeit (25%) und Psyche (10%).
In den Nationalkadern sind 95 Aktive aufgeführt,
ergänzt mit 152 Aktiven verschiedener
Regionalkader. Die nächste Kaderzusammensetzung
erfolgt im April. Es sind Trägerschaften
gebildet worden. Vier von ihnen siedeln sich in
der Region Zürich an mit Dübendorf, Örlikon,
Küsnacht und Winterthur, zwei in der Romandie
mit Genf und Yverdon. Weitere sind vorgesehen.
„Das Ganze gilt nicht für immer. Es kann Anpassungen
geben“, erklärt Leroy hierzu. Die Zusammenarbeit
mit den Regionen werde ausgebaut.
„Und wir dürfen die Prävention nicht vergessen“,
erinnert er. Der 48-Jährige will den
Nachwuchsleuten bezüglich der Gesundheit
medizinische Untersuchungen ermöglichen, den
Zugang zur Sportmedizin erleichtern und sie im
Umgang mit den sozialen Medien schulen. Leroy
nimmt sich vor, eine Fülle von Ideen umzusetzen.
„Ich bin der Meinung, die besten Trainerinnen
und Trainer sollten auch bei den Jüngsten
am Anfang der Karriere zum Einsatz kommen.“
Leroy stellt sich auch vor, frühere Eislaufgrößen
wie Welt- und Europameisterin Denise
Biellmann, Europameisterin Sarah van Berkel
(geborene Meier) oder ehemalige langjährige
Läuferinnen und Läufer wieder mehr in die Abläufe
einzubeziehen. Und mit Genugtuung stellt
Leroy fest: „Frankreich interessiert sich für unser
Nachwuchs-System. Sie machen jetzt das
Gleiche.“ Auf die Frage, ob er zuversichtlich bezüglich
der erhofften Ergebnisse dieser Nachwuchsförderung
sei, antwortet der Eiskunstlauffachmann:
„Ich bin mehr als zuversichtlich.
Ich bin ganz sicher, dass es gut kommt.“
Neuer Nachwuchs-Nationaltrainer Richard Leroy
Ergebnisse dürften folgen
Viele Augen sind etwa auf Basels Kimmy Vivienne
Repond gerichtet – die Junioren-Schweizermeisterin
2020 sorgt schon seit einiger Zeit
für Aufsehen. Etwa kürzlich an der Sofia Trophy
mit einer persönlichen Bestleistung von 183,69
Punkten und einem zweiten Rang bei den Juniorinnen.
Im Protokoll der 14-Jährigen sind über
beide Tage gesehen zehn Dreifachsprünge der
Palette von L, F, R, S und T mit Sprungkombinationen
aufgeführt. „Wir haben junge Läuferinnen
in der Schweiz, die in der Lage sind, in Programmen
mehrere Dreifachsprünge zu zeigen.
Ihre Entwicklung braucht noch etwas Zeit“, bestätigt
Leroy.
Albert-René Kolb
Kimmy Vivienne Repond
Fotos: Kolb
27
Schweizer Nachwuchskonzept
28
Margarete Klebe und Paul Metzner
Eislaufgeschichte:
Margarete Klebe und Paul Metzner
Eiskunstlaufen
in den Jahren des
Ersten Weltkriegs
Eislaufgeschichte
Zu den heute nahezu unbekannten
Deutschen Meister/innen gehören
die Berliner Margarete Klebe und Paul
Metzner. Ihre Lebensgeschichte spiegelt
den Über lebenskampf der Sportart
Eiskunstlaufen in der wirtschaftlich
Alle Fotos: Sportmuseum Leipzig
schwierigen und scheinbar sportfreien
Zeit des Ersten Weltkriegs
wider. Sie offenbart eine kaum
aufgearbeitete Periode
deutscher Sportgeschichte.
Margarete Klebe und Paul Metzner
aus Arthur Vieregg, „Der Eisläufer“,
Verlag Quelle & Meyer, Leipzig
Paul Metzner -
Deutscher Meister 1914
Paul Heinrich Robert Metzner gehörte zu den
größten deutschen Eiskunstlauf-Talenten in den
1910er Jahren und galt als potentieller Nachfolger
von Werner Rittberger. Er wurde am
1.11.1894 als Sohn des Restaurateurs Heinrich
Rudolf Oskar Metzner und Gertrud Wilhelmine
Wichmann in Berlin geboren. Die Familie lebte
in der Holzmarktstraße 72. Paul Metzner trainierte
im Berliner Schlittschuhclub (BSchC). Die
Fachpresse erwähnte ihn erstmals mit seinem
Sieg beim Internationalen Junioren-Kunstlaufen
am 22.01.1912 in Budapest. Trotz Abiturvorbereitungen
nahm er in der Saison 1912/13 an
zahlreichen Wettbewerben teil. Im Alleingang
siegte er beim Internationalen Senioren-Kunstlaufen
am 26.01.1913 in Budapest. Beim Internationalen
Herren-Kunstlaufen um den „Wanderpreis
des Arbeitsministeriums“ am 02.02.1913
in Troppau (Opava) errang er als bestplatzierter
Deutscher hinter den Österreichern Ernst Oppacher,
Ludwig Wrede und Erwin Schwarzböck den
vierten Platz. Hinter seinem Vereinskameraden
Werner Rittberger erlief Paul Metzner beim „Hugo-Ehrentraut-Memorial“
am 15.02.1913 in
Berlin den 2. Platz. Sein Einstieg bei Weltmeisterschaften
erfolgte am 23.02.1913 in Wien. Er
Paul Metzner
Quelle: Arthur Vieregg,
„Der Eisläufer“
belegte zwar den achten und damit letzten
Platz, sorgte aber angesichts seines damals für
einen WM-Teilnehmer ungewöhnlich jungen Alters
von 18 Jahren für Aufsehen. Die „Allgemeine
Sportzeitung“ kommentierte über seine Kür,
dass „zahlreiche Tanzschritte, die Sitzpirouette
vor- und rückwärts, Standpirouetten, Zirkelkombinationen
und Mondfiguren“ kennzeichnend
waren. Nach dem 3. Rang bei den Deutschen
Meisterschaften am 19.03.1913 in Berlin wurde
Paul Metzner ein Jahr später am 01.02.1914 in
Troppau Deutscher Meister. Bei den Berliner
Meisterschaften am 02.03.1914 erreichte er
trotz höherer Punktzahl durch Platzzifferentscheid
überraschend nur den 2. Platz hinter
Willy Kaldenbach vom Berliner Eislauf-Verein
1886 (BEV). Der Erste Weltkrieg sorgte mit Einberufungen
in den Wehrdienst für eine Unterbrechung
ihrer erfolgversprechenden Karriere.
Eiskunstlaufen im Admiralspalast
Der Erste Weltkrieg hatte immense Auswirkungen
auf den internationalen Sportbetrieb. Von
1915 bis 1921 fanden keine EM und WM statt.
Die Olympischen Spiele 1916 in Berlin mit geplanten
Eiskunstlaufkonkurrenzen wurden abgesagt.
Erst 1920 bei den Olympischen Spielen in
Antwerpen gab es wieder Eiskunstlaufwettbewerbe,
Sportler aus Deutschland und Österreich
blieben aber ausgeschlossen. Es gab einen Beschluss
des Deutschen Eislauf-Verbandes, aus
Gründen des Patriotismus und der Solidarität
kein Training und keine Wettbewerbe durchzuführen.
Im Ergebnis wurden landesweit keine
Eisbahnen hergerichtet. Der Berliner Eispalast in
der Lutherstraße wurde in eine Lagerhalle umgewandelt
und die Kältetechnik des Hohenzollern-Sport-Palasts
in der Potsdamer Straße aus
29
Eislaufgeschichte
Margarete Klebe und Paul Metzner
Der Admiralspalast auf einer Postkarte
Kostengründen verkauft. 1918 wurde das
Gebäude zwangsversteigert.
Einzig die Kunsteisbahn im Admiralspalast in
der Friedrichstraße bestand fort. In dem Unterhaltungsetablissement
mit Eisbahn, Schwimmbad
und Casino fanden an den Abenden regelmäßig
Eisballett-Aufführungen statt. Zahlreiche
Eiskunstläufer/innen wechselten in das boomende
Profigeschäft. Der Eispalast verfügte
über drei mit Tischen ausgestattete Galerien.
Die Eisbahn maß 50 × 23 Meter. Entgegen der
Anordnung des Deutschen Eislauf-Verbandes
nahmen der BSchC und der BEV im Winter
1915/16 den offiziellen Trainingsbetrieb wieder
auf. Sie begründeten ihr Vorgehen mit dem Erhalt
der internationalen Konkurrenzfähigkeit
und beriefen sich auf die sportlichen Aktivitäten
von Vereinen in Österreich. Das hieß im damals
herrschenden Kriegsjargon, über sportliche Erfolge
nationale Gesinnung zu demonstrieren. Es
ist erstaunlich, wie viele Wettbewerbe in der eigentlich
Wettkampfsport-freien und entbehrungsreichen
Zeit des Krieges stattfanden. Es
zeigt zudem, über wieviel Macht die Vereine gegenüber
dem Verband einst verfügten. Im Admiralspalast
gab es von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
täglich „Sportlaufen“. Zusätzlich wurde samstags
von 16:00 bis 19:00 Uhr „Musiklaufen“
veranstaltet. Im Winter richtete man zusätzlich
die Westeisbahn an der Leibnizstraße her. Am
05.03.1916 wurde mit der „BSC-Damenmeisterschaft“
im Admiralspalast der erste Eiskunstlaufwettbewerb
nach Kriegsbeginn in Deutschland
ausgetragen, den die spätere Bundestrainerin
Thea Frenssen vor Gertrud Müller und
Ellen Rehra (spätere Brockhöft) gewann. Am
15.12.1916 führte der BSchC auch das traditionelle
Weihnachtsschaulaufen wieder auf.
Margarete Klebe –
dreifache Medaillengewinnerin
bei Deutschen Meisterschaften
Am 19.12.1916 fand ein „Damen-Laufen“ des
BSchC im Admiralspalast statt, das Thea Frenssen
vor der Newcomerin Margarete Klebe und
Gertrud Müller gewann. Margarete Klebe wurde
am 09.05. 1899 als Tochter von Prof. Oberlehrer
Friedrich Wilhelm Klebe und Elisabeth
Emma Lea Bönisch in Berlin geboren und trainierte
im BSchC. Die Familie lebte in der Elsässerstraße
22. Ihr Verein setzte auch die Austragung
von Deutschen Meisterschaften durch, die
am 21.01.1917 auf der Westeisbahn stattfanden.
Sie umfassten neben dem „Damenlaufen“
auch „Juniorenlaufen“ und „Damen-Paarlauf“.
Das „Paarlaufen von Dame und Herr“ fand außer
Konkurrenz statt. Hier siegten Thea Frenssen/Helmut
von Petersdorff. Dies stellt die einzige
Meisterschaftsteilnahme des später international
erfolgreichen Showläufers dar. Im
„Damenlaufen“ der DM 1917 wurde Margarete
Klebe im Feld von sechs Läuferinnen hinter
Thea Frenssen Vizemeisterin. Beim „Damenlaufen“
des „Bezirk-Kunstlaufens“ am 28.01.1917
erreichte sie hinter Gertrud Müller den 2. Platz
vor Margarete Reh (BEV).
Neben Thea Frenssen wurde Margarete Klebe
für das „Internationale Damen-Kunstlaufen des
Wiener Eislauf-Vereins“ nominiert, das am
18.02.1917 stattfand und einem Städtewettkampf
von Wien und Berlin entsprach. Ziel war,
die sportliche Isolierung in Vereinswettbewerben
zu durchbrechen. In diesem Wettbewerb
wurde der Einfluss des Berliner Eisballetts auf
das Amateurkunstlaufen mit zahlreichen Standpositionen
auf den Kufenspitzen, Händen über
Kopfhöhe und ausgedrehtem Spielfuß deutlich
sichtbar. Die österreichischen Medien kritisierten,
dass die Berliner Läuferinnen das Hauptgewicht
zu stark auf eine schöne Haltung legten,
die vielfach zur angelernten, eingedrillten Pose
erstarrt erschiene. Obwohl Margarete Klebe als
Viertplatzierte einen Salchow zeigte, was im
damaligen Damenkunstlaufen noch Seltenheitswert
hatte, monierte die Sportpresse, dass es zu
wenige technische Schwierigkeiten und Abwechslung
in ihrem Programm gegeben hätte.
Die Berliner Läuferinnen waren Vorbotinnen einer
neuen ballettartigen Laufweise. Während
sie für ihre Innovationen noch abgestraft wurden,
sollte Sonja Henie damit 1928 für eine Revolution
im Eiskunstlaufen sorgen.
Bei den Klubmeisterschaften des BSchC am
18./19.03.1917 führte Margarete Klebe nach
der Pflicht, wurde aber in der Kür von den
Schwestern Elly und Margarete Winter noch
auf den 3. Platz verdrängt. Zur Saisoneröffnung
nahm sie am 03.10.1917 an einem Schaulaufen
im Admiralspalast teil. Stargast war der spätere
dreifache Olympiasieger Gillis Grafström. Nach
ihrem unglücklichen 2. Platz beim „Vereinslaufen“
des BSchC (28.11. und 02.12.1917), bei
dem sie trotz höchster Punktzahl aufgrund der
Platzziffer gegen Elly Winter verlor, konnte sie
beim verspätet durchgeführten „Weihnachtskunstlaufen“
am 06.01.1918 ihren ersten Sieg
ihrer Laufbahn erringen. Beim Wohltätigkeitsfest
des BSchC am 16.12.1917 fungierte Margarete
Klebe als Solistin im von 24 Damen aufgeführten
Reigen „Deutsche Tänze von Schubert“.
Mit einem 3. Platz im „Damenlaufen“
30
Margarete Klebe und Paul Metzner
Eislaufgeschichte
hinter Thea Frenssen und Elly Winter
verliefen die Deutschen Meisterschaften
am 10.02.1918 in Oppeln
(Opole) enttäuschend.
Erstmals ging sie im weiterhin inoffiziell
ausgetragenen Paarlaufwettbewerb
mit dem erfahrenen Bruno
Grauel an den Start. Bei dieser Premiere
erreichten sie den 3. Platz.
Grauel lief vor dem Ersten Weltkrieg
mit Alice Rolle. Rolle/Grauel belegten
bei der Eiswalzer-Konkurrenz im Rahmen
der WM 1910 in Berlin den 3.
Platz und waren 1911 Deutsche Paarlaufmeister.
Grauel ist eine Ausnahmeerscheinung
im Eissport, denn er
war ein erfolgreicher Eishockeyspieler.
Er nahm an drei Eishockey-EM
teil und war mit dem BSchC viermal
Deutscher Meister. Ob Margarete
Klebe am 02.03.1918 ausgetragenen
„Deutsch-Österreichischen Sportfest“
im Admiralspalast teilnahm, ist unbekannt.
Der Start in die Saison
1918/19 verlief mit einem erneuten
Sieg im „Weihnachtskunstlaufen“ des
BSchC am 27.12.1918 vor Elly Winter
und Elisabeth Böckel vielversprechend.
Hier gab der aus dem Kriegsdienst
zurückgekehrte Paul Metzner
mit einer Schaulaufdarbietung sein
Comeback auf dem Eis. Bei den Deutschen
Meisterschaften am
14.02.1919 in Berlin zeigte Margarete
Klebe die beste Leistung ihrer Karriere
als Einzelläuferin. Nach der
Pflicht lag sie bereits mit acht Punkten
in Führung. In der Kür wurde sie
aber erneut von Elly Winter mit nur
vier Zehntel Punkten und nur einer
Platzziffer äußerst knapp überholt. Im noch immer
inoffiziellen Paarlaufen trat sie mit ihrem
neuen Partner Paul Metzner an. Hinter Margarete
Winter/Julius Vogel (BSchC) und Marie
Schwendbauer/Georg Velisch vom Münchener
EV (MEV) kam das neu zusammengestellte Paar
auf den 3. Platz. In der Eiswalzer-Konkurrenz
erliefen Klebe/Metzner hinter Elly Winter/Werner
Rittberger (BSchC) den 2. Platz. Ab diesem
Zeitpunkt starteten Margarete Klebe und Paul
Metzner nicht mehr im Einzellaufen und traten
nur noch als Paar an. Metzner begann ein Studium
der Zahnmedizin.
Klebe/Metzner – erste deutsche
WM-Medaillengewinner nach dem
Ersten Weltkrieg
Bei den Deutschen Meisterschaften am
07.02.1920 in Berlin wurde das Paarlaufen wieder
als offizielle Meisterschaftsdisziplin ausgetragen.
Nachdem die mitfavorisierten Grete
Weise/Georg Velisch (MEV) aufgaben, konnten
sich Klebe/Metzner gegen die Altmeister Hedwig
und Hugo Winzer aus Dresden überlegen
durchsetzen und erstmals den Deutschen Meistertitel
erringen.
Turbulent verlief die nachfolgende Saison. Beim
„Internationalen Paarlaufen“ am 23.01.1921 im
Margarete Klebe und Paul Metzner, Deutsche Paarlaufmeister 1920
im Admiralspalast Berlin, Quelle: Sport im Bild 1920
Admiralspalast erreichten Klebe/Metzner den 2.
Platz hinter den späteren Doppelweltmeistern
Helene Engelmann / Alfred Berger (Wien). In
der Eiswalzer-Konkurrenz gewannen Klebe/
Metzner den 1. Platz. Für Aufsehen sorgte das
Berliner Paar mit seinem Sieg vor Hansi Eistert/
Georg Pamperl (Wien) beim „Internationalen
Junior-Paarlaufen“ des Wiener Eislauf-Vereins
am 09.02.1921.
Großen Sportsgeist bewiesen Margarete Klebe
und Paul Metzner bei den Deutschen Meisterschaften
am 06.03.1921 in Berlin. Der BSchC
legte Protest gegen den Start ihrer Konkurrenten
Weise/Velisch ein, weil Velisch als gebürtiger
Ungar über keine deutsche Staatsbürgerschaft
verfügte. Als der Deutsche Eislauf-Verband dem
Protest stattgab, verzichteten Klebe/Metzner auf
ihre Teilnahme und den zweiten Meistertitel, so
dass es in diesem Jahr keine deutschen Paarlaufmeister
gab. Beide Paare zeigten ihre Programme
ohne Wertung als Schaulaufen. Am 12.05.1921
heiraten Margarete Klebe und Paul Metzner. Das
Ehepaar lebte bis Ende der 1920er Jahre in der
Gartenstraße 1 in Berlin-Mitte.
Bei den Deutschen Meisterschaften am 21. und
22.01.1922 in Garmisch-Partenkirchen wurden
sie hinter Weise/Velisch vor Hoffmann/Grauel
Deutsche Vizemeister. Das Ehepaar Metzner
musste sich bei den am 24. und
25.01.1922 am gleichen Ort stattfindenden
„Deutschen Winter-Kampfspielen“
hinter den Siegern Engelmann/Berger
als Drittplatzierte Weise/
Velisch erneut geschlagen geben. Eine
Revanche glückte ausgerechnet bei
dem wichtigsten Wettbewerb ihrer
Karriere - den ersten Nachkriegs-
Paarlaufweltmeisterschaften am
29.01.1922 in Davos. Hinter Engelmann/Berger
und Eilers/Jakobsson erliefen
sie in einer „hauchdünnen“ Entscheidung
den 3. Platz vor den deutschen
Meistern, was gleichzeitig den
ersten WM-Medaillengewinn des
Deutschen Eislauf-Verbandes nach
dem Ersten Weltkrieg darstellte.
Beim „Internationalen Paarlaufen“ am
12.02.1922 in Breslau konnten Weise/
Velisch das Ehepaar Metzner wieder
hinter sich lassen. Margarete und Paul
Metzner schlossen ihre Laufbahn bei
den „Kunstlaufmeisterschaften“ des
BSchC am 12.03.1922 ab. Im Paarlaufen
siegten sie im Alleingang. Bei ihrer
letzten Meisterschaftsteilnahme traten
sie noch einmal im Einzellaufen an.
Beide belegten hinter den aufstrebenden
Ellen Brockhöft bzw. Paul Franke
jeweils den 2. Platz. Ihr Rücktritt ist
mit der Schließung der Kunsteisbahn
im Admiralspalast am 23. April 1922
in Verbindung zu bringen. Im November
1922 meldeten die Zeitungen ihren
Wechsel zu den Berufseisläufern.
Sie erhielten eine saisonale Anstellung
als Eislauflehrer in Arosa (Schweiz).
Vorreiter des Deutschen Eistanzens
Paul Metzner promovierte und arbeitete als
Zahnarzt in Berlin. Die Zahnarztpraxis Dr. Metzner
befand sich zu Beginn der 1930er Jahre im
Südwestkorso 60A, ab 1937 in der Wiesbadener
Straße 15 in Berlin-Friedenau. Überraschend
tauchten ihre Namen 1936 bei einem Eistanz-
Lehrgang wieder auf. Obwohl der 12. ISU-Kongress
1929 das Eistanzen als neue Disziplin in
das Regelwerk auf- und 1931 eine erste Definition
vornahm, war das Eistanzen in Deutschland
unterentwickelt. Es wurden keine Meisterschaften
ausgeschrieben. Weil die Integration in das
Programm von EM und WM nur noch eine Frage
der Zeit schien, führte die „Reichsakademie für
Leibesübungen“ 1936 einen Lehrgang im Berliner
Sportpalast durch, bei dem die Pflichttänze
durch das Ehepaar Metzner vermittelt wurden.
Somit leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur
Einführung des Eistanzens in Deutschland. An
der Premiere von Deutschen Eistanz-Meisterschaften
1937 in Hamburg nahmen fünf Paare
teil. Während Dr. Paul Metzner den Zweiten
Weltkrieg vermutlich nicht überlebte, gehörte
Margarete Metzner zu den ehemaligen Mitgliedern,
die nach der zwangsweisen Auflösung des
BSchC durch den Alliierten Kontrollrat den Verein
im Juli 1948 wieder gründeten. Sie war als
freiberufliche Sportlehrerin registriert und arbeitete
als Trainerin. Dr. Matthias Hampe
31
»Viele Trainer sind
nicht gut genug
ausgebildet und
der Erwerb des
Lebens unterhalts
steht bei ihnen
ausschließlich an
erster Stelle.
Aber sie müssen
für den Eislauf
brennen…«
Anmerkungen zum Interview mit der
Nachwuchsbundestrainer-Assistentin
Nicole Brünner in der Februar-Pirouette:
Zu obiger Aussage möchte ich als langjährige
Trainerin einige Anmerkungen machen.
Sicherlich ist es unbestritten, dass sich ein Trainer
immer fortbilden sollte, um die Athleten
bestmöglich fördern zu können. Dazu bedarf es
keiner Diskussion. Trotz allem stellt sich mir die
Frage, was einen wirklich guten Trainer ausmacht?
Ist das jemand, der höchste fachliche
Kompetenz besitzt, gleichzeitig aber bei den
ihm anvertrauten Kindern ernsthaft von „Material“
spricht, der den sehr jungen Sportler dabei
in seiner persönlichen Entwicklung oft übersieht,
um möglichst schnell Erfolge herbeizuführen,
um sich selber als Trainer zu profilieren?
Oder ist es jemand, der die Persönlichkeit des
Kindes respektiert, das Kind fördert, ohne es zu
überfordern, der natürlich auch Leistung verlangt,
aber eben auch schon frühzeitig erkennt,
wenn die Perspektiven begrenzt sind?
Das Vorhaben von Frau Brünner, der schlecht
ausgebildeten neuen Trainergeneration (wer ist
dafür verantwortlich?) die erfolgreichen Trainer
früherer Jahre zur Seite zu stellen, halte ich für
eine gute Idee. Trotzdem sollte dabei ebenfalls
hinterfragt werden, warum es auch diesen ehemals
erfolgreichen und immer noch aktiven und
engagierten Trainern seit Jahren nicht (mehr)
gelingt, deutsche LäuferInnen in die internationale
Spitzenklasse zu führen. Liegt es also doch
nicht immer nur an den Trainern, wenn Erfolge
ausbleiben? Wir leben nicht in Russland oder
China, wir sind in Deutschland. Wir müssen um
jedes Kind dankbar sein, das den Weg in die Eishalle
findet, um eine breite Basis für den deutschen
Eislauf zu schaffen.
Als Trainerin möchte ich kurz die Lage schildern,
mit der ich täglich konfrontiert werde:
Die Arena Nürnberger Versicherung ist eine
Mehrzweckhalle, die von einem privaten Investor
betrieben wird. Wir haben von September
bis März ca. 30 - 40 Veranstaltungen und alle
Heimspiele zweier Bundesligisten in der Halle.
Wenn eine Eventagentur neben der Haupthalle
auch die zweite und die dritte Eisfläche als Lager
anmietet, dann findet dort kein Sport mehr
statt, egal ob Sportler zu einer Meisterschaft
gemeldet sind. Das Training fällt manchmal tagelang
aus, der Eiskunstlauf rangiert an allerletzter
Stelle.
Für das Training kauft die Stadt Nürnberg Stunden
beim Investor an. Je mehr Mitglieder ein
Verein hat, umso mehr Stunden (max. ca. 20
Stunden pro Woche für vier Sparten) bekommt
er. Man ist also auf viele Mitglieder aller Altersgruppen
angewiesen und kann es sich als Verein
nicht leisten, nur mit „talentierten“ Kindern zu
arbeiten. Um den Leistungssportlern des Vereins
einigermaßen gute Bedingungen bieten zu können,
braucht man die breite Masse. Sie sichert
die Trainingsstunden, deren Vergabe durch die
städtische Politik bestimmt wird.
Trainern zu unterstellen, sie würden nicht genug
für den Eissport „brennen“, halte ich für wenig
konstruktiv und zielführend in der Diskussion
um die Entwicklung besserer SportlerInnen.
Ausnahmen gibt es immer, aber gerade Trainer
auch außerhalb der großen Zentren setzen sich
rund um die Uhr für den Eissport ein und führen
durch ihre Arbeit den Stützpunkten immer wieder
Athleten zu. LäuferInnen trotz widriger Trainingsbedingungen
mit einem Bruchteil an Stunden,
wie sie in den Stützpunkten zur Verfügung
stehen, zu Meisterschaften und Klassenlaufen
zu bringen, ist auch eine Leistung, der man mit
Respekt begegnen sollte, vor allem, wenn man
die Trainingsbedingungen vor Ort nicht kennt.
Allein die Absicht, nach einem Jahr Corona in
der nächsten Saison neue Klassenlaufprüfungen
mit einem wesentlich schwierigerem Anforderungsprofil
einzuführen, obwohl zum Beispiel in
Bayern 90 Prozent der Sportler seit 1. November
2020 bis heute kein einziges Training mehr hatten,
zeigt, dass man sich mit den Gegebenheiten
an der Basis zu wenig auseinandersetzt. Anstatt
froh zu sein, dass nach einer ausgefallenen Saison
die Kinder dem Eissport nicht den Rücken
kehren, bekommen sie als „Belohnung“ zum Re-
Start schwierigeren Bedingungen vorgesetzt. Das
ist eine großartige Motivation in dieser schwierigen
Zeit! Ich sehe das nicht als einen behutsamen
Umgang mit den „zarten Pflänzchen“ an.
Einen großen Dank möchte ich an dieser Stelle
an Frau Luft und Herrn Bayer richten, die bei
Problemen immer ansprechbar und sehr hilfsbereit
sind. Unterstützung ist das, was Trainer
brauchen, aber ganz gewiss nicht die Unterstellung
fehlenden Engagements.
Den Hinweis, EiskunstlauftrainerInnen würden
ihren Beruf nur noch ausüben, um Geld zu verdienen,
empfinde ich als unqualifiziert. Er wirft
die Frage auf, ob TrainerInnen am Eis in der Vergangenheit
schon jemals ehrenamtlich und nur
aus Leidenschaft für den Sport gearbeitet haben?
Arbeitet nicht jeder Mensch, um seinen Lebensunterhalt
zu verdienen? Verena Diebold
Trainer Oppegard
unter Beschuss
Die amerikanische Journalistin Christine Brennan
hat in der Tageszeitung USA Today eine
neue Skandalgeschichte aus dem amerikanischen
Eiskunstlauf ans Licht gebracht. Diese
hat sie wohl von der Organisation SafeSport
erfahren, die den Fall seit Juli 2020 und generell
Misshandlungen von Sportler(inne)n aller
Sportarten untersucht. Der US-Trainer und frühere
Paarläufer Peter Oppegard (61) soll im
Jahr 2013 seine damals 15 Jahre alte Schülerin
Jessica Pfund in den Oberarm gebissen haben,
während er sie festhielt und ihr und ihrem Eislaufpartner
(Brennan schreibt Joshua Santillan,
2013 war es aber AJ Reiss) den korrekten Abgang
bei einem Element erklärte. Pfund bestätigte
der Zeitung USA Today jetzt diesen Vorfall
und sagte, ihre Mutter habe zu Hause bestätigte,
dass sie noch eine Woche lang Bissspuren
erkennen konnte. Die Mutter war zum
Zeitpunkt des Vorfalls nicht in der Eishalle.
Eine andere Person in der Eishalle East-West
Palace in Artesia nahe Los Angeles habe dies
aber gesehen und bezeugt. Pfund soll Safesport
gesagt haben, sie habe keine Klage gegen
Oppegard erhoben.
Diese Halle, die die Pirouette noch im Sommer
2019 besucht hatte, gehört der Familie Kwan.
Schon lange gab es Gerüchte, dass Oppegard
manchmal sehr laut und unbeherrscht gewesen
sei. Manche behaupteten, er habe ein Alkoholproblem
gehabt. Brennan schrieb, Safesport
habe die Gerüchte bestätigt gefunden,
dass er heißes Wasser oder seinen Kaffeebecher
auf seine Läufer geworfen habe, wenn sie
immer wieder dieselben Fehler machten. Oppegard
und seine damalige Ehepartnerin Karen
Kwan, die Schwester von Michelle Kwan, waren
von 2005 bis 2018 Cheftrainer in dieser
Halle. Vor einigen Jahren trennte sich Karen
Kwan von Oppegard (sie sollen inzwischen geschieden
sein) und er musste die Halle verlassen.
Dies hatte Danny Kwan, der Hallenmanager
und Vater von Karen und Michelle, 2019
der Pirouette erzählt. Neue Cheftrainer wurde
das jungverheiratete Ehepaar Caroline Zhang
und Grant Hochstein, das übrigens im Februar
im Facebook postete, dass sie in wenigen Wochen
ein Mädchen als Nachwuchs erwarten.
Oppegard hatte bei der WM 1987 mit Jill Watson
eine WM-Bronzemedaille und 1988 eine
Olympische Bronzemedaille im Paarlaufen gewonnen.
Nach dem Rauswurf aus der Kwan-
Halle war er zunächst zu Hause und fand dann
eine untergeordnete Anstellung in der Eishalle
im nahen Anaheim (siehe September-Pirouette
2019). Pfund trennt sich 2014 von AJ Reiss,
zog von Kalifornien nach Ellenton in Florida
und begann eine zweite Paarlaufkarriere mit
Joshua Santillan.
krk
Besuchen Sie
die Pirouette
auf Facebook
News
Die erste Bibliothek für Pressefreiheit innerhalb
eines Computerspiels.
Selbst in autoritären Ländern, in denen Medien zensiert
werden, ist das Computerspiel Minecraft weiterhin frei
zugänglich. Die Uncensored Library nutzt dieses Schlupfloch,
um die Internetzensur in diesen Ländern zu umgehen
und macht unabhän gigen Journalismus wieder verfügbar.
Mit Ihrer Hilfe finanziert Reporter ohne Grenzen kreative
Projekte wie dieses. Bitte spenden Sie jetzt:
www.reporter-ohne-grenzen.de/spenden