Gebirgsfreund_0218_WEB
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Umwelt & Naturschutz Editorial | <strong>Gebirgsfreund</strong><br />
| Liebe Wanderinnen und Wanderer,<br />
am letzten Augustwochenende feiert<br />
der Gebirgsverein das 90 jährige<br />
Bestehen der Südwiener Hütte auf der<br />
Oberen Pleißlingalpe in den Radstädter<br />
Tauern. Eingebettet zwischen wunderschönen<br />
Almen und einem herrlichen,<br />
sowohl im Sommer als auch im Winter<br />
zugänglichen Wander- bzw. Schitourengebiet.<br />
Eingebettet aber auch zwischen drei<br />
fast bis auf den letzten Meter ausgebauten<br />
Tourismusdestinationen – Obertauern auf<br />
der östlichen Seite – das Skigebiet Flachau<br />
bzw. Flachauwinkel auf der westlichen<br />
Seite und das Schigebiet Zauchensee auf<br />
der nördlichen Seite.<br />
Als unsere Vorfahren von der Gruppe<br />
Südwien zu Beginn des vorigen Jahrhunderts<br />
aufgebrochen sind, um mit der<br />
Eisenbahn kommend in einer Tagesfahrt<br />
diese wunderschöne alpine Landschaft<br />
mit einer Hütte und zahlreichen Wegen<br />
zu erschließen, haben sie wahrscheinlich<br />
nicht im Traum daran gedacht, dass es 90<br />
Jahre später von Wien über die Autobahn<br />
kommend in rund 4 Stunden möglich ist,<br />
den Ausgangspunkt der Südwiener-Hütte<br />
locker zu erreichen. Also eigentlich sehr<br />
einfach, die Hütte für den Gebirgsverein<br />
zu erhalten und die Wege dorthin zu<br />
pflegen. Zu Beginn der 80er Jahre war das<br />
mit der Schaffung eines Freiwilligen-Bautrupps<br />
rund um den langjährigen Hüttenwart<br />
Kurt Schmoltner auch noch möglich.<br />
Doch jetzt im Jahr 2018?<br />
Der Gebirgsverein hat zwar immer noch<br />
genug freiwillige Helfer, die unsere Wege<br />
in den Radstädter Tauern pflegen und<br />
markieren, mit der Familie Zeilinger<br />
äußerst engagierte Hüttenwarte und ein<br />
mindestens ebenso engagiertes und beliebtes<br />
Pächterpaar. Auf der anderen Seite<br />
hat es der Gebirgsverein aber auch mit<br />
einer Agrargenossenschaft als Grundeigentümer<br />
zu tun, die hin und hergerissen<br />
ist zwischen Erhaltung der ursprünglichen<br />
Naturlandschaft und Ausbauwahn<br />
(Berghotel ?) und einem Bürgermeister,<br />
dem die eigene Kohle manchmal näher<br />
steht als die Erhaltung eben dieser Naturlandschaft.<br />
Dazu kommt noch, dass sich<br />
die Ansprüche der Hüttengäste in den<br />
letzten 90 Jahren doch deutlich geändert<br />
haben. Das sprudelnde Quellwasser aus<br />
dem Brunnen vor der Hütte ist ja wirklich<br />
romantisch, aber eine warme Dusche nach<br />
mehrstündiger Wanderung wäre auch<br />
nicht schlecht. Und ein paar Schnarcher<br />
im Massenlager unterm Dach waren vor<br />
90 Jahren nicht wirklich ein Problem.<br />
Doch jetzt wollen die Gäste Zwei- und<br />
Vierbettzimmer mit kuscheliger<br />
Steppdecke.<br />
In diesem Spannungsfeld zwischen<br />
Anspruch und Wirklichkeit, zwischen der<br />
Leistung und dem Erbe unserer Vorfahren<br />
und den neuen Anforderungen steht nun<br />
der Verein, wenn es um die Zukunft der<br />
Südwienerhütte geht. Wir haben beschlossen,<br />
dass wir die Südwiener Hütte für unsere<br />
Mitglieder und Gäste erhalten wollen.<br />
Wie hoch der Preis dafür ist, wissen wir<br />
noch nicht. Am letzten August-Wochenende<br />
darf jedenfalls einmal gefeiert und<br />
an die vielen freiwilligen und engagierten<br />
Vereinsmitglieder erinnert und ihnen<br />
gedankt werden. In diesem Sinne wünsche<br />
ich Ihnen einen schönen und erholsamen<br />
Bergsommer und vielleicht ein Wiedersehen<br />
auf der Südwiener Hütte in den<br />
Radstädter Tauern.<br />
Dieter Holzweber<br />
1. Vorsitzender<br />
Nr. 2 / 2018 | <strong>Gebirgsfreund</strong> | 3