Spectrum_02_2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MAGAZINE DES ÉTUDIANT·E·S
DE L'UNIVERSITÉ DE FRIBOURG
STUDIERENDENMAGAZIN
DER UNIVERSITÄT FREIBURG
MARS · MÄRZ 2021
FONDÉ PAR L'AGEF
Le Grand méchant monde, page 12
L’investigation, ou pourquoi le journalisme est essentiel
à la société, page 16-17
Medienrecht und Medienethik: Eine Kontroverse Seite 13
Gewalt liegt im Auge der Betrachtenden Seite 18-19
03.21
spectrum
1
SPECTRUM RECRUTE
DAS Magazin am Brennpunkt des Freiburger Uni-Alltags sucht Verstärkung!
Tu es intéressé·e, curieux-se et créatif·ve ? Alors c'est exactement toi que l'on cherche !
Autorinnen und Autoren
die Hefte mitgestalten und gerne Artikel schreiben.
qui contribuent au magazine et aiment écrire des articles.
Fotografinnen und Fotografen
Mit einem guten Riecher für tolle Fotos.
qui prennent des photos pour des articles et documentent des évènements.
Illustratorinnen und Illustratoren
die passende und pointierte Illustrationen zu den Artikeln anfertigen.
qui réalisent des illustrations en accord avec les articles.
ALLE
die Erfahrungen im Journalismus sammeln wollen.
qui aimeraient faire leurs premiers pas dans le journalisme.
Participez aux séances rédactions le 29.03 ou le 12.04 à 19.00
Si vous êtes intéressé·es, veuillez nous contacter à l’adresse suivante : spectrum@unifr.ch.
Wir freuen uns auf euch!
WILLKOMMEN BEI SPECTRUM!
2 spectrum 03.21
ÉDITO
SOMMAIRE - INHALT
Leonardo Mariaca
Rédacteur en chef
Katharina Schatton
Chefredakteurin
IM GESPRÄCH Gemietete
Freundschaft?
4-5
Rédaction
francophone
Deutschsprachige
Redaktion
CULTURE · KULTUR
Etudiant·e entrepreneur·e : entre
succès et désillusion
Was nicht aufs Bild passt
Informez-moi
Du syndrome du Grand méchant monde à la censure
en passant par les fake news, le monde du
journalisme est un monde complexe et bien souvent
dangereux. Journalisme d’opinion, journalisme
objectif, impartial, neutre, journalisme d’investigation
ou encore presse people, on l’affuble de
moultes noms, et avec chacun d’entre eux vient
une interprétation différente de ce que doit être
la circulation et l’interprétation de l’information. La
presse est puissante, parfois vecteur de justice
sociale comme dans l’affaire « Panamas Papers »,
parfois destructrice comme dans le roman L'Honneur
perdu de Katharina Blum.
Afin d’introduire en douceur dossier dédié au
journalisme, Luca Poli et Ella Lory nous partageront
leurs pensées avec humour (p. 10). Michèle
Dussax nous parlera ensuite du syndrome du
Grand méchant monde, alors que Thibault Moullet
s’attaquera à l’épineux sujet des Fake News
(p. 12). Puis ce sera au tour de Lara Diserens et de
Maxime Corpataux de nous parler d’investigation
en compagnie de rien de moins que Jean-Philippe
Ceppi (p. 14-15).
De son côté, Meredith Stella nous fera faire un
tour dans notre ville en nous parlant des Apéros
Sexo qui se tiennent régulièrement à la Coutellerie
(p. 20). Iris Vuichard et Lara Diserens nous
présenteront par la suite le quotidien de deux
jeunes cousins entrepreneurs (p. 06) alors que
Velia Ferracini nous proposera quelques conseils
pour réussir vos futurs entretiens d’embauche (p.
28). Pour finir, Meredith Stella et Michèle Dussex
vous présenteront leurs opinions respectives sur
les quotas (p. 24-25).
Le journalisme s’invente, se questionne, se critique,
le journalisme, c’est le partage d’informations,
d’opinions et d’enquêtes. Le journalisme se
veut ancré dans le présent, et c’est en étudiant
ce dernier qu’il entrouvre une porte pour que sa
lectrice et son lecteur soient les plus à même
d’envisager le futur. C’est un outil dont il faut se
servir pour façonner le monde de demain. Débattons,
argumentons, analysons, informons-nous.
Informez-moi.
Zu neuen Horizonten
Neugierde und Wissensdrang prägen im
besten Fall nicht nur unser aller Studierendenleben,
sondern auch den Alltag innerhalb der
Spectrum-Redaktion. Im kleinen aber feinen
Rahmen einer Studierendenzeitschrift leben
sich unsere Mitglieder kreativ aus, sprechen mit
Expert*innen, gehen Themen auf den Grund.
Die neue Ausgabe beschäftigt sich deshalb
im Dossier mit verschiedenen Aspekten des
Journalismus.
Auf Seite 10 teilen Ella Lory und Luca Poli als
Einleitung dazu ihre Gedanken, was dieser Beruf
für Aufgaben und Herausforderungen mit sich
bringt. Weiter geht es mit einem Artikel zu den
Einschränkungen im Journalismus durch Recht
und Ethik von Chantal Mathys. Alyna Reading
widmet sich in ihrem Text dem schwierigen
Thema von Gewaltfotografien in der Presse
(S. 18-19) und in der Mitte des Magazins findet
ihr ein zweisprachiges Interview der beiden Chefredakteure
von La Liberté und den Freiburger
Nachrichten (S. 16-17).
Die journalistische Neugierde hört selbstverständlich
hier nicht auf: In ihrem zweiten Text
schreibt Alyna Reading über das ghanaischschweizerische
Modelabel Friskyness (S. 21).
Und Matthias Venetz hat sich für seinen Artikel
mit einem syrischen Aktivisten aus dem autonom
verwalteten Gebiet Rojava ausgetauscht (S.22-
23).
Zum Schluss noch Werbung in eigener Sache:
Über den QR-Code unten auf dieser Seite gelangt
ihr auf die Webeite von COMER, dem Kollektiv für
Studierendenmedien in der Romandie, von dem
auch Spectrum Teil ist. Dort erwarten euch Artikel
weiterer motivierter Redaktionen.
UNIPOLITIQUE · UNIPOLITIK
Un nouvel air pour nos engagements
Studium nach der Flucht
LES PENSÉES DE...
DOSSIER Journalisme, parlemoi
de toi · Aus der Welt aufs
Papier
FRIBOURG · FREIBURG
Les Apéros Sexo pour vous servir
Von Freiburg nach Ghana
GESELLSCHAFT Rojava:
Bedrohung als Dauerzustand
COUP DE GUEULE
Les quotas, what else ?
Des femmes, des ruptures et des
quotas
CRITIQUES · KRITIKEN
SOCIÉTÉ Cette angoisse du
futur : les entretiens d’embauche
SEXUALITÄT Ein fragiler
Triumph
COMITÉ · KOMITEE
6
7
8
9
10
11-19
20
21
22-23
24
25
26-27
28
29
31
03.21
spectrum
3
IM GESPRÄCH
Text Florence Valenne, Alexandra Andrist
Fotos ZVG, Pixabay
Gemietete Freundschaft?
Können wir für eine Freundschaft bezahlen, die real ist
oder sich zumindest real anfühlt? Oder ist das nur ein
kommerzieller Trick, der uns emotional und finanziell
leerer zurücklässt als zuvor?
RentAfriend: Wir glauben schlicht und einfach,
dass Freundschaft der gegenseitige
Respekt zwischen zwei Individuen ist, die
platonisch miteinander in Kontakt treten
wollen.
Kann man für Freundschaften bezahlen?
RentAfriend: Die Menschen müssen wissen,
dass Freundschaft nicht gekauft werden
kann, platonische Kameradschaft jedoch
schon. Viele Mitglieder, die Freund*innen
einstellen, merken, dass sie zwar nicht die
nächste grosse Freundschaft getroffen haben.
Sie treffen jedoch möglicherweise passende
Kameradschaften für eine bestimmte
Veranstaltung oder Aktivität.
Laut Joachim Negel lassen sich Freundschaften in verschiedene Kategorien einteilen.
pectrum hat darüber zum einen mit
S RentAfriend gesprochen, einer der ersten
Organisationen, die das Konzept der
bezahlten Freundschaft nach Nordamerika
und Europa gebracht haben. Und zum anderen
mit Joachim Negel (J.N.), Professor für
Theologie an der Universität Freiburg, der
in seinem Buch «Freundschaft, von der Vielfalt
und Tiefe einer Lebensform» die Bedeutung
von Freundschaft durch die Jahrhunderte
in der Literatur aufzeigt.
Was verstehen Sie unter Freundschaft?
J.N.: Das Thema Freundschaft ist ein wahrhaftiges
Urphänomen. Es gibt dabei verschiedene
Arten. Die amicitia utilis ist die
nützliche Freundschaft, z.B. zu Geschäftsfreund*innen
oder Kolleg*innen, deren
Präsenz man sich nicht aussucht. Dann
gibt es die amicitia delectabilis, die erfreuliche
Freundschaft zu Menschen, die man
sich aussucht. Die dritte Freundschaft ist
die amicitia honesti, die ehrwürdige Freundschaft,
die es nur sehr selten gibt. Man
könnte sie auch als die Seelenfreundschaft
bezeichnen. Das sind die grossen, kostbaren
Freundschaften, von denen man meistens
nicht mehr als eine Handvoll hat. Ein*e
Seelenfreund*in ist eine Person, die man in
sein Herz schauen lässt, mit der man die intimsten
Sachen teilt und der man sich vollkommen
anvertraut.
J. N.: Im Sinne einer Seelenfreundschaft ist
das nicht möglich, vielleicht aber im Sinne
einer erfreulichen Freundschaft, einer amicitia
delectabilis. Hier möchte ich aus dem
Buch «Der kleiner Prinz» zitieren, wo der
Fuchs zum Prinzen sagt: «Die Leute haben
keine Zeit mehr irgendetwas kennenzulernen.
Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.
Aber da es keine Kaufläden für
Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde
mehr.» Deswegen funktioniert das Mieten
von Freundschaften, das auf Geschäftsbasis
beruht, nur bedingt.
Was könnte eine Kritik am Konzept von
RentAfriend sein?
RentAfriend: Die meisten unserer Bedenken
drehen sich darum, was passiert, wenn Mitglieder
das Gefühl haben, nicht den oder die
richtige*n Freund*in für sich ausgewählt zu
haben. Daher können die Mitglieder unserer
Organisation mehrere Freund*innen einstellen,
bis sie die Person gefunden haben, die zu
ihnen passt. In den meisten Fällen ist das jemand
mit gleichen Interessen oder Hobbys.
J.N.: Mich stört bei dieser Freundschafsmieterei,
dass der Begriff Freundschaft da reinkommt.
Ich würde das einen Begleitservice
4 spectrum 03.21
nennen. Und das halte ich für völlig legitim.
Ausserdem würde ich diese Freundschaften
eher als Bekanntschaften betiteln.
Glauben Sie, dass Freundschaft intim
sein muss, um ehrlich zu sein? Und kann
man in einer gemieteten Freundschaft
überhaupt eine emotionale und intime
Verbindung aufbauen?
J. N.: Eine Freundschaft muss nicht intim
sein, um ehrlich zu sein. Ich kann z.B. mit
Arbeitskolleg*innen intime und intensive
Gespräche führen. Intime Gespräche kann
man mit Freund*innen aus den unterschiedlichsten
Freundschaftsebenen führen. Alle
Ebenen sind gleichbedeutend. Gute Geschäftsfreundschaften
können wunderbar
sein. Allerdings gibt es Dinge, die ich nicht
mit meinen Geschäftsfreund*innen besprechen
würde. Beim Mieten einer Freundschaft
sieht das anders aus: Eine tiefe
Sympathie, die kann ich nicht einfach so bestellen.
Aus einer gemieteten Freundschaft
kann sich dennoch eine wirkliche Freundschaft
entwickeln, das kann man nicht ausschliessen.
Aber das hat man nicht selber in
der Hand, das geschieht einfach.
RentAfriend: Je mehr Zeit man mit jemandem
verbringt, desto eher kann es zu einer
Bindung kommen. Wir haben viele Mitglieder
und Freund*innen, die eine echte
Freundschaft entwickeln und nicht mehr
bezahlen oder kein Geld mehr verlangen.
Das finden wir grossartig!
Hat die Pandemie Ihre Idee von Freundschaft
verändert?
J.N.: Natürlich zeigen diese schwierigen
Zeiten, was wirkliche Freundschaften sind.
Ich habe zum Beispiel einen kleinen Club
gegründet, wir sind zu fünft. Jeden Sonntagnachmittag
treffen wir uns über Zoom.
Wir trinken zusammen Kaffee, plaudern
und beten auch ein bisschen miteinander.
Das Merkwürdige ist, dass wir das tatsächlich
seit drei Monaten, Sonntag für Sonntag
machen und ich mich wirklich darauf freue.
Jedes Mal muss auch jemand einen Kuchen
backen und ihn den anderen zuschicken.
Das sind kleine Rituale, die etwas Verbindliches
haben und die einen spüren lassen,
wie sehr man einander braucht.
Ist mit der Pandemie die Nachfrage an
gemieteten Freundschaften gestiegen?
RentAfriend: Zuerst haben wir einen Rückgang
in der Nachfrage bemerkt, als Quarantänen
verhängt und die meisten Orte
geschlossen wurden. Aber dann haben wir
festgestellt, dass viele unserer Mitglieder
virtuelle Freundschaften geschlossen haben,
z.B. durch den Austausch via Zoom oder
Face time. Diese virtuellen Gespräche waren
eine der wenigen Möglichkeiten, miteinander
in Kontakt zu treten. Weil viele Menschen
gelangweilt zu Hause sassen, haben
sie beschlossen, RentAFriend zu nutzen, um
ihr Sozialleben wieder in Gang zu bringen. P
Joachim Negel ist Professor für
römisch-katholische Fundamentaltheologie
und Religionsphilosophie
an der Universität Freiburg
und Direktor des Instituts für Ökumenische
Studien (ISO). Er hat in
Würzburg Philosophie und Theologie
studiert und war lange Dekan
des Theologischen Studienjahres
in Jerusalem an der Abtei Dormitio
B.M.V.
RentAFriend ist eine 2009 in New
Jersey gegründete virtuelle Plattform,
die Freundschaftstreffen gegen
Bezahlung anbietet. Ihr Gründer
ist Scott Rosenbaum.
03.21
spectrum
5
CULTURE
Texte Iris Vuichard, Lara Diserens
Photo EXM Clothing
Étudiant·e entrepreneur·e : entre
succès et désillusion
Lancer son business et faire des études, c’est le combo à
la page. Opportunités et sacrifices sont de la partie.
Deux cousins, une idée, un projet
’entreprenariat n’a pas d’âge ni de formation.
L’idée séduit de plus en plus de jeu-
L
nes étudiant·e·s désireux·euse·s de donner
naissance à leurs projets. Audace, volonté
et créativité sont de rigueur pour débuter.
Résilience, patience et travail, nécessaires
pour continuer. L’aventure est d’autant plus
exigeante lorsqu’elle se vit en parallèle d’une
formation. Deux étudiants de la région nous
racontent leur expérience de jeunes entrepreneurs
(t’as la réf ?).
Le phénomène start-up
Qui n’a jamais rêvé d’être son·sa propre
patron·nne ? La liberté et le défi caractéristiques
d’une start-up motivent particulièrement
les milléniaux·ales à se jeter à l’eau.
Mais selon PME Magazine, 60% des startups
échouent après cinq ans en Europe. La
cessation d’activité s’explique majoritairement
par une sous-évaluation du financement.
Mais les jeunes ont la dalle. Malgré
les pourcentages manifestes, 300 nouvelles
start-ups sont fondées chaque année en
Suisse. On a peu à perdre à 20 ans…si ce n’est
une partie de sa jeunesse et un parcours académique
accompli. Prendre des libertés avec
la sécurité semble prometteur, mais à quel
prix ?
Un chemin long, mais pas impossible
À la suite d’un concours sponsorisé par Innosuisse,
Alexis Balimann et trois collègues
étudiants à la HEG de Fribourg concrétisent
leur projet. Basée sur un business modèle responsable,
Bouteka incite à consommer de
manière plus responsable en proposant des
produits locaux à prix abordables. Pour Alexis,
donner un sens à son projet était essentiel
: « Au-delà de faire quelque chose qui te
plaît, il faut que l’action délivrée par le projet
ait un impact». Mais une signification à elle
seule ne suffit pas à maintenir un business.
« En tant qu’étudiant entrepreneur, une des
grandes difficultés réside dans l’absence
d’expérience sur le terrain. Bien s’entourer
est important : on a souvent la fougue et la
motivation, mais pas forcément le recul nécessaire»,
explique Alexis.
« Ton projet ne ressemblera
jamais à ce que tu
avais imaginé au départ,
mais ce n’est pas pour
autant qu’il faut arrêter
d’avoir des idées folles. »
Alexis Balimann, fondateur de Bouteka.
« Il faut perpétuellement améliorer le projet
et innover, toujours être organisé dans
le temps et les actions, sans jamais stopper
la partie créative. Ne pas sous-estimer le
temps et certaines charges, et bien analyser
le domaine dans lequel on veut se lancer. »
Quand on le questionne sur sa légitimité
face aux prestataires, Alexis est partagé : «La
manière dont on est perçu par les partenaires
est un aspect positif comme négatif. On
nous prend un peu moins au sérieux en tant
qu’étudiant, car on a un point de vue moins
pragmatique. Mais c’est aussi une force :
les partenaires voient la collaboration de
manière plus décontracté, décalée, et le partenariat
est plus vertueux. » La clé du succès
selon lui ? Travail, passion, organisation…et
un peu de chance.
Le profil étudiant·e, atout de l’entreprenariat
Si le manque d’expérience est une difficulté
majeure pour les jeunes qui se lancent dans
l’entreprenariat, les compétences que les
étudiant·e·s développent aux cours de leur
formation peuvent aussi être un réel atout.
Maxime et Victor, fondateurs de la marque
de vêtements EXM clothing, ont su mettre
à profit leur profil. En discutant avec eux, ce
qui ressort avec le plus d’évidence est leur
volonté d’apprendre. « Les difficultés, on les
attend. C’est quelque chose qui nous enthousiasme
et nous motive à aller au-delà,
à nous dépasser. » Ils sont les concepteurs
de l’idée générale de la marque mais, loin de
l’utopie de tout faire eux-mêmes, ils ont su
tisser tout un réseau autour de leur projet.
Cette idée de communauté est d’ailleurs à la
base de leur marque. En effet, celle-ci a avant
tout été conçue pour regrouper des gens
autour d’évènements, de fêtes, de rencontres.
Finalement, EXM Clothing est aussi un
moyen pour les deux cousins de mettre en
pratique les connaissances qu’ils acquièrent
durant leurs études. Leurs vies d’étudiants
et d’entrepreneurs se confondent presque:
«Dans la vie de tous les jours, on a toujours
cette petite arrière-pensée "ah comment on
pourrait faire ça ?"». P
Infos supplémentaires
Bouteka : EXM clothing :
6 spectrum 03.21
KULTUR
Text Céline Meisel
Foto Thomas Kern
Was nicht aufs Bild passt
Thomas Kern kreiert mit seinen Bildern ein Gefühl von
Nähe in Zeiten von Social Distancing. Der Künstler schafft
mit seinen Bildern Intimität mit Fremden, ein heute selten
gewordenes Gefühl.
eorgette Perrin Hänggli sieht fragend
G in die Kamera – die Augen fordernd,
so könnte man meinen. Vielleicht aber auch
nachdenklich. Oder besorgt – eine Beschreibung
zum Porträt gibt es keine. Wie Georgette
Perrin Hänggli in die Kamera sieht,
bleibt den Betrachtenden überlassen. Ein
klassisches «Fotogesicht» findet man aber
auf keinem Bild der ursprünglich
für Februar geplanten Ausstellung
von Thomas Kern. «Für
mich war es eine Bedingung,
dass die Fotografierten genau
das nicht haben.» Die Menschen,
die abgelichtet wurden, sehen in
die Ferne, sie sind den Betrachtenden
abgewendet oder sie blicken
durch sie hindurch.
Nähe durch Ferne
Das kreiert Intimität. Beim
Ansehen der Bilder fühlt man
sich ein bisschen so, als dürfe
man diese Menschen gar nicht
so sehen – in ihrem persönlichen
Umfeld, so nah. Irgendwie
erinnern die Personen
auf den Bildern auch an den
eigenen Alltag: an Familie und
Freunde, Menschen aus dem
Zug oder an der Uni. Durch die
Pandemie ist man sich gewohnt,
die Menschen, die nicht zum
engsten Kreis gehören, auf Distanz
zu halten – ein anderer
Grund, warum die Nähe in den
Bildern so auffällt. «Ein strenges Auswahlverfahren
für die Fotografierten gab es
nicht», sagt Kern. Die Ausstellung ist im
Rahmen der «Enquête photographique fribourgeoise»
entstanden. Die Teilnehmenden
mussten also innerhalb der Kantonsgrenze
gefunden werden. Insgesamt
fotografierte Kern mehr als sechzig Personen.
Jung, alt, mit und ohne Falten im Gesicht.
Im Zentrum seines Interesses stand
Georgette Perrin Hänggli.
dabei immer der Moment der Begegnung.
Aber noch viel wichtiger als die praktischen
und physischen Einschränkungen durch
COVID-19 erscheine ihm, dass die Bilder im
Kontext der Pandemie anders gelesen werden.
«Denn die Nähe, die sie thematisieren,
ist in gewisser Weise zum Verbot erklärt
worden.»
Die Begegnung im Fokus
Oft hofft man beim Porträtieren auf den
Moment, in dem die Menschen die Präsenz
der Kamera vergessen, um so zu einem
authentischen Moment zu kommen. «Ich
suchte das Gegenteil, die Konzentration.
Ich wollte auch nicht, dass die Menschen
in die Kamera lächeln. Das Lachen ist eine
starke Geste, die sowohl mich als auch die
Betrachtenden von der Person, die wir vor
uns haben, trennt» so Kern. Alle Aufnahmen
sind schwarz-weiss, weil dies ein weiteres
Abstraktionsniveau schaffe. So solle
der Blick ins Innere der Menschen gelenkt
werden.
Von Brugg nach Haiti
Nach der Kantonsschule absolvierte Kern
eine Fotografielehre. 1987
schloss er die Fotoklasse an der
Kunstgewerbeschule Zürich ab
– seither ist er Kameraassistent
und Fotojournalist in Haiti, den
USA und der Schweiz. Seine
ersten Aufnahmen zeigten Pausenhöfe
und den Himmel, seine
Jetzigen Kriege, vergessene
Orte und Gesichter, die stumm
Geschichten erzählen. «Ich versuche
eine Situation zu schaffen,
in der das Machen des Bildes
zum Austausch wird, in der
der Unterschied zwischen mir
und der fotografierten Person
für einen Moment vergessen
geht, in der wir koexistieren.»
Ein Bild ist für ihn dann gelungen,
wenn man mehr sieht, als
tatsächlich dargestellt wird.
«Manche Gefühle und Emotionen
können aber auch ein fach
nicht eingefangen werden». P
Thomas Kern ist ein renommierter
Schweizer Fotograph aus Brugg
(AG). Sein letztes Projekt mit dem
Namen «Je te regarde et tu dis»
wurde in der Kunsthalle
FRI-ART ausgestellt.
Dazu hat er
Menschen aus dem
Kanton Freiburg fotografiert.
03.21
spectrum
7
UNIPOLITIQUE
Texte Meredith Stella
Illustration Marlèn Raoul
Un nouvel air pour nos
engagements ?
L’Université de Fribourg propose d’innombrables
associations à ses étudiant·e·s.
es associations universitaires ont toutes
dû faire preuve d’imagination pour
L
continuer leurs activités. La transformation
digitale des associations paraît alors comme
l’unique moyen de survie.
Se réinventer
En temps de Covid, Equopp (Equality Opportunities)
a su s’adapter et propose chaque
mois les Feminist Meet-up (FM) suivies
des Bookclub sur Zoom à 19 heure. Le prochain
FM aura lieu le 31 mars et le thème
sera sur les violences médicales. De plus,
leur exposition d’art sur l’intersectionnalité
aura lieu sous forme virtuelle sur Instagram
[voir encadré].
Se renouveler non seulement sur la manière
de faire des événements, mais aussi dans
leur promotion : Claire Cottier, membre
d’Equopp et co-responsable de HERights,
nous explique : « Une de nos difficultés, c’est
qu’on n'a plus nos posters dans les bâtiments
universitaires, donc tout se passe sur les réseaux
sociaux. » Ce n’est pas toujours facile
d’atteindre un nouveau public. Désormais, la
communication via le numérique est incontournable.
La co-responsable de HERights
raconte fièrement : « Pour notre webinaire
sur l’introduction au langage féministe, nous
avons misé sur la communication. L’objec-
tif était d’atteindre une audience large, pas
seulement des étudiant·e·s, mais des personnes
de tout horizon. » Une cinquantaine de
personnes étaient présentes pour la partie
francophone de cet événement, un joli succès
pour Equopp. Cette expérience positive
montre que, malgré tout ce que l’on peut lire
ou entendre, les gens sont intéressés par le
féminisme et motivés à apprendre !
L’engagement 2.0
À présent, les réseaux sociaux sont un impératif
pour les associations. Que ce soit pour
faire passer leur message, ou rendre accessible
des événements. Cet espace peut s’avérer
être un allié de poids pour l’engagement
politique et c’est ce dont nous avons discuté
avec Claire Cottier.
Comment utilisez-vous à Equopp les
outils 2.0 ?
« Nous utilisons les réseaux sociaux comme
support pour relayer l’information. Que ce
soit en lien avec l’actualité pour donner des
références et se renseigner, ou promouvoir
nos événements. C’est aussi un peu le seul
biais par lequel on peut nous suivre, étant
donné que l’uni est fermé. »
En 2021, les réseaux sociaux sont-ils
devenus essentiels à l’engagement politique
ou resteront-ils un pis-aller de la
période covid ?
« Actuellement, beaucoup de réflexions d’activistes
se diffusent depuis les réseaux sociaux.
Un média comme Instagram rend les
débats accessibles à tou·te·s. Pour l’activisme
2.0, les réseaux sociaux ont cet avantage que
l’on n’avait pas avant. Toutefois, les changements
se font par nos actes dans “la vraie
vie“ et pas seulement par des posts sur Insta.
Oui les réseaux sociaux sont essentiels, car
c’est le moyen le plus rapide d’atteindre les
gens et de mettre en avant des projets et des
idées. Mais, on a aussi, selon moi, tendance
à se perdre dans cet activisme 2.0 constant
et parfois violent, qui peut rapidement devenir
anxiogène. Je dirais qu’il faut consommer
avec modération tout ce flux d’informations
pour éviter d’être submergé·e. »
Selon vous, pensez-vous que l’engagement
ne peut se faire que par le numérique
?
« À titre personnel je ne pense pas que cela
suffise. Pour moi, ce qui m’apporte le plus
dans mon activisme c’est le partage militant,
la rencontre des autres. C’est par cette
rencontre qu’on développe des nouvelles
idées. Pour moi, c’est un point essentiel
qu’il ne faut pas négliger. Ce qui malheureusement
ne peut pas être remplacé par le
numérique, car ce n’est pas vraiment naturel
de se parler (autant ) à travers un écran.
En tout cas, ça ne l’était pas il y a un an. » P
Equopp, c’est quoi ?
Equopp est une commission de
l’AGEF pour l’équité et la justice sociale
au sein de l’Université. C’est
vers elle que vous pouvez vous
tourner si vous voulez vous engager
pour la justice sociale ou si vous subissez
des discriminations au sein
de l’Université. En plus de cela, elle
organise aussi des événements sur
diverses thématiques telle que le
féminisme ou les discriminations
sociales.
Pour suivre toute l’activité
d’Equopp suivez-les sur Instagram :
@equopp.unifr ou Facebook :
@equoppunifr Et pour les contacter :
equopp@unifr.ch
8 spectrum 03.21
UNIPOLITIK
Text Florence Valenne
Studium nach der Flucht
Der Studierendenverband OBI (Orientiertung, Bildung,
Integration) setzt sich für die Integration von Geflüchteten
an Freiburger Hochschulen ein. Spectrum hat ihn
zum Gespräch getroffen.
er mit einem ausländischen Schulabschluss
in der Schweiz studieren
W
möchte, benötigt als Zulassungsticket eine
ausreichende Hochschulzugangsberechtigung.
Ausländische Diplome sollten deshalb
äquivalent zur schweizerischen Matura sein.
Doch gilt diese Bedingung auch für geflüchtete
Menschen, denen nichts lieber wäre als
Normalität und Kontinuität, auch auf ihrem
Bildungsweg?
Bildung soll einer der wichtigsten Schlüssel
für eine erfolgreiche Integration sein.
Zudem ist in der schweizerischen Verfassung
ein Grundrecht auf Bildung für alle,
unabhängig von ihrem sozialen Status,
festgeschrieben. Denkt man jedoch an
den Beitrag von Bildung für die Integration
von Geflüchteten, so liegt der Fokus
meistens auf frühkindlicher, schulischer und
beruflicher Bildung und weniger auf der
Hochschulbildung. Eine Hochschulbildung
gilt als Türöffner für die Aufnahme in eine
hochqualifizierte, berufliche Tätigkeit und
für bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Noch studieren sehr wenige Geflüchtete an
Freiburger Hochschulen. Der Grund: die zu
strengen Zulassungsbedingungen. Wie gut
sind die Hochschulen für die Integration
von Geflüchteten organisiert? Kann Integration
ohne Bildung funktionieren? Und ist
man automatisch in der Lage zu studieren,
wenn man eine Hochschulberechtigung hat
und die Sprache beherrscht? Claire Lacour,
Präsidentin des Verbandes OFI-OBI, Elena
Motta, Kommunikationsverantwortliche
und Martha Marveggio, Kassiererin, teilen
ihre Sichtweise mit uns.
Ein flexibleres und zugänglicheres
System
Der im Jahr 2018 gegründete Verband orientiert,
bildet und informiert studieninteressierte
Geflüchtete und Asylbewerber*innen,
die ihr Studium beginnen oder weiterführen
möchten. Daher auch der Name des
Verbandes als Akronym von «Orientierung,
Bildung und Information». Sein Ziel ist
es, Geflüchteten den Zugang zum hiesigen
Bildungssystem zu erleichtern. Die
wenigsten verfügen über Kenntnisse zum
schweizerischen Hochschulsystem. Ein Informationsmangel,
den die Organisation
beheben möchte. «OBI ist ein lokales Projekt,
das ursprünglich von der Organisation
Perspektiven-Studium abgeleitet und vom
Verband der Schweizer Studierendenschaften
(VSS) mandatiert wurde», erklärt Claire.
Die Anzahl der studierenden Geflüchteten
könnte viel grösser sein, wenn fehlende
Sprachkenntnisse, finanzielle Hürden und
Zulassungsbeschränken beseitigt würden.
«Wir brauchen ein flexibleres System, das
mehr Quereinstiegsmöglichkeiten in das
Wunschstudium gewährleistet», fügt Claire
hinzu. Das elitäre Hochschulsystem solle
sich reformieren. «Es kann nicht sein, dass
so viele diplomierte und talentierte Geflüchtete
von den Hochschulen abgelehnt
werden», betont Elena. Darüber hinaus
bieten die Hochschulen auch keine studienübergreifenden
Vorbereitungskurse
wie Sprachkurse. Denn, selbst wenn Geflüchtete
zum Studium an einer Freiburger
Hochschule zugelassen werden, hat die
Bildungsbiografie Vieler durch die teils monate-
oder jahrelange Flucht gravierende
Einschnitte erfahren. «Wir wünschen uns
mehr Gasthörer*innen-Kurse und Schnupperstudiengänge,
damit sich die Geflüchteten
zielgerichtet auf das Studium vorbereiten
können», sagt Martha.
Brücken bauen
Die OBI hat viele eigene Unterstützungsmassnahmen,
wie das Mentoring, das es
den Geflüchteten ermöglicht, mit Kommiliton*innen
in Kontakt zu treten und somit
die soziale Integration zu fördern. Oder
Hilfestellung beim Erstellen administrativer
Dossiers für die Einschreibung an einer
Hochschule. Es besteht jedoch Bedarf an
vernetzter Beratung: Die OBI habe festgestellt,
dass die zuständigen Behörden und
Bildungseinrichtungen diese Kategorie von
(potenziell) Studierenden vernachlässigt.
Das Einbinden geflüchteter Studierender
in die Freiburger Hochschulen und in das
Freiburger Studierendenleben benötige
ebenfalls dringend professionelle Hilfe.
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen
den verschiedensten Institutionen, den Sozialarbeiter*innen
und den ehrenamtlichen
Verbänden sei elementar. Weil die Integration
studieninteressierter Geflüchteter
als ein gesamtgesellschaftliches Problem
gesehen werden sollte, könne es auch nur
gemeinschaftlich gelöst werden. «Es wäre
toll, wenn wir in Zukunft diese Zusammenarbeit
stärken könnten und unser Studierendenverband
ausschliesslich ein Verband
sein wird, in dem Studierende anderen Studierenden
helfen», schliesst Claire ab. P
Hier findest du
Informationen zum
Projekt Perspektiven-Studium.
03.21
spectrum
9
LES PENSÉES DE...
Illustrations Zarina Fäh
Journalisme,
parle-moi de toi
Texte Luca Poli
Salut, comment vas-tu ? Je me présente, je suis le « Journalisme ». Tu sais, ce
truc qui t’accompagne un peu tout le temps sans que tu ne t’en rendes vraiment
compte. Ça ne te dit pas grand-chose ? Attends de voir.
Je suis à la fois le dernier mème sur Instagram qui te fait rire parce qu’il dépeint
une vision très cynique de la plus récente réunion du Conseil Fédéral ; je suis
la vidéo bouleversante du dernier événement marquant que tu partages sur
Facebook ou WhatsApp parce qu’elle t’a fait rire ou pleurer. De temps en temps,
c’est sous la forme d’un texte de 3 ou 4 lignes que j’apparais et si ce que je raconte
semble sensationnel ou scandaleux pour la plupart d’entre vous, je deviens alors
viral. Je prends aussi parfois la forme d’une fake news et si tu ne fais pas attention,
tu risques toi aussi de tomber dans le piège que je te tends.
Mais je ne suis pas que ça, ne t’en fais pas. J’aime aussi être présent dans ton
écran de télévision à midi ou le soir, lorsque les titres de la journée sont présentés.
Et puis, j’ai une belle voix aussi. À peu près à chaque heure, tu peux m’écouter
à la radio lorsque tu travailles ou que tu vas faire tes courses. Enfin, je suis encore le journal papier sur lequel tu t’informes d’un contenu
local ou international, de la dernière rencontre de ton équipe de cœur, du dernier procès d’un politicien qui te semblait clean jusque-là ou
dont tu n’avais encore peut-être jamais entendu parler. Je suis aussi le témoignage poignant d’une femme victime de harcèlement à son lieu
de travail ou encore l’enquête spéciale au sein de la police de ton canton…
Tu l’auras compris, je suis celui qui te tient à jour des dernières rumeurs et des derniers faits. Si ma forme n’est pas définie, mon but quant à
lui est de te proposer un contenu qui peut influencer ta façon de penser. Je tente de rester le plus objectif possible mais parfois, je manque
de déontologie dans ma démarche. D’une certaine manière, c’est aussi parce que je fais bien mon travail.
Über den
Journalismus
Text Ella Lory
Der Schweizer Publizist und Politologe Gerhard Kocher sagte einst: «Pressefreiheit
nützt nur, wenn es unbequeme Journalisten gibt.» Das Zitat spricht
zentrale Punkte an, die erklären, was sich hinter dem Journalismus verbirgt.
Oberflächlich gesehen, scheint es nämlich oft, als würden Journalist*innen lediglich
das Geschehen um sich herum aufschreiben mit dem Versuch, die Informationen
möglichst unterhaltsam zu gestalten. Die Relevanz des Journalismus
wird von uns, dem Publikum, häufig unterschätzt. Dabei ist die Bildung der
eigenen Meinung essenziell für das Fortbestehen einer Gesellschaft. Mit der
Verbreitung von Informationen erfüllen die Journalist*innen nicht nur eine Kritik-
und Kontrollfunktion gegenüber dem Staat, sondern stellen damit ebenfalls
eine Öffentlichkeit her, die grundlegend für die Meinungsbildung der Menschen
ist. Die im Zitat genannte Pressefreiheit garantiert dem Pressewesen die Beschaffung
und Verbreitung von Informationen und die freie Meinungsäusserung. Diese sollten Journalist*innen unbedingt dazu nutzen, nicht
nur die schönen Dinge anzusprechen, sondern auch die schmutzigen. Ohne die im Zitat erwähnten «unbequemen Journalisten» fällt die
Kritik- und Kontrollfunktion des Journalismus nämlich weg und die Pressefreiheit wird, überspitzt gesagt, irrelevant. So wird klar, dass im
Journalismus die Auswirkungen davon, nichts zu sagen, meist tragischer sind, als wenn zu viel berichtet wird. Um nochmals die Wichtigkeit
von aufrichtigem Journalismus hervorzuheben, folgt abschliessend ein Zitat des verstorbenen deutschen Journalisten und Schriftstellers
Kurt Tucholsky, welches die zuvor erwähnte Problematik ironisch auffasst: «Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen –
und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.»
10 spectrum 03.21
JOURNALISME,
PARLE-MOI DE TOI
-
AUS DER WELT
AUFS PAPIER
Idée originale Lara Diserens et Leonardo Mariaca
12 Le Grand méchant monde
13 Medienrecht und Medienethik: Eine
Kontroverse
14-15 L’investigation, ou pourquoi le journalisme
est essentiel à la société
16-17 Im Kopf zweier Rédacteurs en
Chefs
18-19 Gewalt liegt im Auge der
Betrachtenden
03.21
spectrum
11
DOSSIER
Texte Michèle Dussex
Illustration Pixabay.com
Le Grand méchant monde
Le Petit Chaperon rouge n’a pas réussi à traverser une
forêt sans être rattrapé par un loup. Que faire alors dans
un monde hostile?
es parents qui grognent contre la violence
des dessins animés d’aujourd’hui,
D
arguant avec force qu’eux, à l’époque, regardaient
David le Gnome et que c’était mieux
avant. Le seul problème avec ce raisonnement
réside dans l’alternative proposée :
« Et si tu regardais plutôt le téléjournal avec
nous avant d’aller te mettre au lit ? ». C’est
vrai qu’il y a des arguments pour, comme
un horaire parfait pour que les loupiots
dorment au plus tard à 20h30 ou une valeur
informative. Oui mais. Parce qu’il se trouve
qu’il y a un mais, et de taille qui plus est. Car
si les images proposées par un dessin animé
peuvent se révéler relativement violentes ou
terrifiantes, cela reste de la fiction et l’enfant
le sait. Au contraire, ce que propose le téléjournal
est présenté comme réel. Il s’agit du
«vrai» monde dans lequel l’on vit. Les moyens
de relativiser sont donc bien moindres
que dans le cas d’une fiction, augmentant
par là l’impact d’une scène aperçue.
Du favoritisme rédactionnel
Cependant, certain·e·s pourraient rétorquer
qu’il faut préparer les enfants à la dureté du
monde, qu’il ne faut pas les élever dans l’inconscience
du danger. Cela semble une position
parfaitement défendable, à l’exception
d’un unique point. Elle repose sur le postulat
que le téléjournal présente effectivement
la réalité, c’est-à-dire que les événements
soient mis en valeur en proportion exacte
de leur importance, sans qu’un sujet ne se
retrouve jamais surreprésenté. Or, de nombreuses
recherches ont démontré que cer-
tains sujets sont largement surreprésentés.
Braquages, agressions, viols, … l’accent mis
sur tous ces faits divers apparaît bien plus
fort qu’il ne le devrait, avec pour résultat
un sentiment d’insécurité. Ce phénomène
a été mis en évidence pour la première fois
en 1976 par le sociologue Georges Gebner
qui avait mis en place une expérience très
simple. Il a demandé aux différent·e·s participant·e·s,
réparti·e·s entre consommateur·rice·s
régulier·ère·s et occasionnel·le·s
d’audiovisuel, d’estimer leurs chances de se
faire agresser sur une période d’une semaine.
Tou·te·s les participant·e·s ont surestimé
ce risque, ce qui démontre seulement une
tendance générale à la méfiance envers le
monde extérieur, mais, surtout, le groupe
des régulier·ère·s a obtenu une moyenne
largement plus élevée que celui des occasionnel·le·s,
montrant par-là que la télévision
fait bien office de miroir déformant pouvant
provoquer une vision distordue du monde.
Et c’est cette distorsion, telle que véhiculée
par les médias, qui a été nommée « syndrome
du Grand méchant monde ».
Un cercle vicieux
Mais comment en arrive-t-on à cette situation
? Tout part d’un choix rédactionnel, celui
du catastrophisme. Dans les faits, il s’agit
simplement d’amplifier les sujets mineurs inquiétants,
comme les faits divers, et de traiter
les sujets neutres selon un angle anxiogène,
soit en titrant « Un marché bondé » plutôt
que « Un franc succès pour le marché ».
Ainsi, on parvient à retenir l’attention, puis-
que nous sommes codé·e·s pour survivre et
donc naturellement attentif·ve·s à tout ce qui
peut s’avérer une menace. Or, une fois développé
le sentiment d’insécurité, la sensibilité
à l’imaginaire de l’Homme naturellement
méchant augmente. S’en suit une volonté de
sécurité, quitte à sacrifier quelques libertés
individuelles. La personne victime du syndrome
du Grand méchant monde s’insère de
cette manière dans un cercle vicieux, avec
pour résultat une image de plus en plus distordue
de la réalité qui lui fait perdre confiance
en l’environnement qui l’entoure et
en les valeurs positives. En quelque sorte,
le monde hostile est créé par les personnes
qui croient en son existence et cessent alors
de reproduire des comportements positifs
pour une vie en société.
Le rôle de la peur
Cependant, si cela est le terme du processus,
quel est l’intérêt à stimuler la peur ? Principalement
pour des motifs de publicité. Alors
certes, plus d’audimat signifie plus de personnes
qui visionneront la publicité, mais ce
n’est que la partie émergée de l’iceberg. La
peur est particulièrement utile pour les publicitaires
du fait de la force de ce sentiment
et des réactions qu’il provoque. En effet,
en tant que réaction à une menace, la peur
commence par anesthésier notre esprit critique
via la production de cortisol, puis elle
stimule notre esprit d’écureuil, nous poussant
à faire des réserves, tout en nous invitant
manger gras ou sucré. En résumé, elle
fait de nous de parfait·e·s petit·e·s consommateur·rice·s,
et ce, d’autant plus qu’en tant
que sentiment puissant, la peur nous rend
spécialement réceptif·ve·s à la suggestion et
amorce un lien émotionnel avec le produit. P
Marre de lire
Spectrum ? Amélie
Gyger vous propose
un tour d'horizon des
autres médias universitaires.
12 spectrum 03.21
DOSSIER
Text Chantal Mathys
Illustration Emanuel Hänsenberger
Medienrecht und Medienethik:
Eine Kontroverse
Medienrecht und -ethik setzen Medienschaffenden nicht
nur Grenzen, sondern schützen auch ihre Unabhängigkeit.
Eine Auslotung dieses Spannungsverhältnisses mit
Rechtsanwalt Dr. Oliver Sidler.
ie Rolle der Medien in der Gesellschaft
D wird mittels rechtlicher Bestimmungen
geregelt. Diese Vorschriften betreffen verschiedene
Rechtsbereiche der Schweiz, beispielsweise
den Persönlichkeitsschutz oder
das Datenschutzrecht. Nebst diesen vom
Staat erlassenen Vorschriften hat die Medienbranche
aber auch selbst medienethische
Regeln aufgestellt, die Prinzipien der Fairness,
Transparenz und Unabhängigkeit beinhalten.
Diese Bestimmungen schaffen ein
schwieriges Spannungsfeld, weiss Dr. Oliver
Sidler, Rechtsanwalt und Lehrbeauftragter
für Medien- und Telekommunikationsrecht
an der Universität Freiburg. Einerseits würden
sie die Autonomie der Medien sichern,
andererseits setzen sie ihnen gewisse Grenzen,
um Grundrechte zu schützen.
Keine Absolutheit: Der Medienfreiheit werden
Grenzen gesetzt, um andere Grundrechte zu
schützen.
Ethik als Schranke?
Dieser Balanceakt wird vor allem auf Social
Media deutlich: «Fake News» bedrohen
zunehmend die freie Meinungsäusserung
– ein fundamentales Grundrecht in demokratischen
Staaten. Tech-Giganten wie
Facebook, Twitter und Co. regulieren bisher
selbst, was sie löschen und wen sie von ihren
Plattformen verbannen. Berüchtigtes Beispiel
dürfte die Sperrung des Twitter-Accounts
des ehemaligen US-Präsidenten
Donald Trump im Januar dieses Jahres sein,
nachdem er seine Anhänger*innen dazu angestiftet
haben soll, das Kapitol zu stürmen.
«Diese aufgestellten unternehmerischen
Standards sind nicht zwingend übereinstimmend
mit dem geltenden Medienrecht. Im
Gegenteil, sie sind meist sogar enger gefasst
und Posts werden umgehend gelöscht», so
Rechtsanwalt Sidler.
Wie wird gelöscht?
Mit dieser Frage setzt sich aktuell die EU
auseinander und klopft beim Silicon Valley
an. Die Konzerne sollen transparenter werden
und ihre Algorithmen offenlegen. Dadurch
könnte entschieden werden, ob und
welcher Massnahmen es zur Bekämpfung
von Falschinformationen und Hate-Speech
auf rechtlicher Ebene weiter bedarf. Im
Gegensatz zur Schweiz geht Deutschland
mit dem «Netzwerkdurchsetzungsgesetz»
bereits einen Schritt weiter. Dieses Gesetz
verpflichtet Betreibende von Webseiten,
rechtswidrige Kommentare innert 24 Stunden
zu löschen. Problem: Aus Angst vor
Bussen könnten die sozialen Netzwerke zu
viele Kommentare zu schnell löschen. Darunter
würden auch rechtmässige Inhalte
fallen. Ein Beispiel ohne entsprechendes
Schweizer Gesetz ist das Kampagnenvideo
zur Begrenzungsinitiative der SVP. Das
Video erntete heftige Kritik. Unter anderem
wird der SVP Rassismus und Hetzerei
vorgeworfen. Schliesslich löschte Instagram
den Clip vom offiziellen Kanal der SVP.
Zurecht oder ein Schnellschuss in den Ofen?
«Freie Meinungsäusserung
ist elementar für
eine Demokratie.»
Regulierung Ja, Einfalt Nein
«Verletzende Inhalte müssen reguliert werden.
Freie Meinungsäusserung darf aber
im Kern nicht beeinträchtigt werden. Sie
ist elementar für eine Demokratie und die
Vielfalt an Meinungen», meint Sidler. Letztere
setzen Schweizer Informationsmedien
übrigens während der Corona-Pandemie
tendenziell gut um: Die Vielfalt an Themen
sowie Expert*innen aus verschiedenen
Gesellschaftsbereichen ist vergleichsweise
gross. Dies zeigen Ergebnisse einer
zwischen Januar und Juni 2020 von der
Universität Zürich durchgeführten Studie.
Bei einer weiteren Befragung hat sich ausserdem
herausgestellt, dass das Vertrauen
in qualitätsorientierte Medienangebote intakt
ist. An diesem Punkt setzt die Weiterentwicklung
des Medienrechts an. Nebst
der Regulierung von Online-Plattformen
stehen Vorschläge im Raum, ob der Service
Public weiter gefördert werden soll. «Mit
diesen Massnahmen könnte die Glaubwürdigkeit
und Einordnung von Informationen
gestärkt werden», so Sidler. «Fake News»
hätten dadurch ein schwereres Spiel. Eine
Herausforderung bleibt: Der technologische
Fortschritt ist dem Recht immer einen
Schritt voraus. P
03.21
spectrum
13
DOSSIER
Texte Maxime Corpataux, Lara Diserens
Photos Jean-Philippe Ceppi, lecourrier.ch
L’investigation, ou pourquoi le
journalisme est essentiel à la
société
Le journalisme d’enquête prend tout son sens à l’ère d’une
époque ébranlée marquée par le scandale. Notre expert
Jean-Philippe Ceppi rappelle la contribution de ce genre
au débat démocratique.
a précision, le détail et le travail de
L fond le définissent. Souvent considéré
comme le journalisme de référence, le journalisme
d’investigation se caractérise par un
travail d’enquête basé sur des documents
particuliers et des éléments précis. Ce genre
critique a pour ambition la recherche de
faits cachés et de la vérité. Il vise à révéler
des informations méconnues ou cachées
au grand public, d’où son impact particulier
qui est susceptible de provoquer le scandale.
Plus qu’un genre journalistique, l’investiga-
tion est véritablement garante de la
liberté de la presse et de la démocratie
au sein de la société. Figure emblématique
de la Radio Télévision Suisse
(RTS) et spécialiste du journalisme
d’investigation, Jean-Philippe Ceppi
nous parle de son domaine de prédilection
et du rôle de cette pratique fascinante
dans le paysage médiatique.
Quand la société civile s’empare
d’un sujet de débat
L’émergence du journalisme d’investigation
est un vaste sujet historique.
L’affaire Watergate, publiée par le
Washington Post en 1972, marque
cependant un tournant dans l’histoire
du journalisme d’investigation.
L’idée d’un journalisme engagé et
factuel s’affirme. Le pouvoir des journalistes
d’impacter l’État et l’opinion
publique en dénonçant les dysfonctionnements
de la société est désormais
reconnu. Plus encore, ils ont le
pouvoir d’y mettre fin en dévoilant la
vérité des faits.
Pour Jean-Philippe Ceppi, tout journaliste
devrait être un journaliste d’investigation.
Au-delà du détail et de l’impact, M. Ceppi
est attaché à l’idée de narration : «Une
enquête d’investigation doit être agréable
à lire, regarder, ou écouter. Trop souvent,
les journalistes d’investigation ont été une
petite clique qui parlait à une petite clique,
notamment en finance ou en économie. Un
bon journalisme d’investigation, je crois,
doit être ludique et populaire. Les documentaires
Netflix sont un bon exemple de
documentaires s’attaquant à des sujets complexes,
mais rendus comestibles ».
Pour le producteur responsable de Temps
Présent, un journalisme populaire implique
une grande audience, et donc un plus grand
impact. «L’impact peut être d’ordre affectif,
en touchant les gens par le biais de l’exposition
de certaines injustices. Mais personnellement,
je trouve que la satisfaction et
le sens du travail d’investigation résident
dans la capacité à mettre le doigt sur des
dysfonctionnements et d’y mettre fin, ou du
moins d’en faire un objet de débat», explique
M. Ceppi, qui est par ailleurs doctorant
à l’UNIL. Quant au scandale, il n’est pas forcément
au rendez-vous comme on pourrait
le croire.
« La question que pose
l’Affaire Rochebin nous
renvoie la question à
nous journalistes de ce
qu’est une personnalité
publique et dans quelle
mesure son droit à l’intimité
est limité. »
Jean-Philippe Ceppi.
«Le scandale, c’est plutôt l’effet de l’impact.
Ce n’est pas le journaliste qui fait scandale,
mais l’effet des informations qu’il révèle». De
la mobilisation sur les réseaux sociaux, à la
14 spectrum 03.21
polémique internationale jusqu’au silence
parfois, les conséquences de la publication
ou de la diffusion restent variables et imprévisibles.
Investiguer : mode d’emploi
En tant qu’enseignant à l’Université de Neuchâtel
(AJM), Jean-Philippe Ceppi forme
des étudiant·e·s au journalisme d’investigation
et s’inspire des méthodes états-uniennes.
«On est proche d’une rédaction d’étudiant·e
capable de produire du contenu professionnel.
Je distribue plusieurs idées qui résultent
en travail d'enquête en groupe. J’intègre
dans la conduite de leur enquête un peu de
théorie sur la recherche des sources, la loi
sur la transparence, le fact checking, etc.
C’est comme ça à mon avis, que le journalisme
s’enseigne le mieux : intégrer de la pratique
dans la théorie », explique M. Ceppi.
Apprendre à prendre des risques est une
autre histoire : les journalistes en devenir
se laissent parfois trop facilement intimider
et décourager, presque trop respectueux de
la parole officielle selon l’intervenant. «La
confrontation vient avec l’expérience, mais
elle est nécessaire. Le journalisme d’investigation,
c’est aussi faire sauter des barrières».
Le métier reste
difficile, et la crainte
du découragement
présente, mais pas
assez pour dissuader
les étudiant·e·s.
«Beaucoup de jeunes
se rendent compte
que le journalisme
d’investigation est
un outil de transformation
de la société
au même titre qu’un
engagement politique
et intelligent»,
souligne M. Ceppi.
« Au-delà du discours
défaitiste sur le journalisme,
il y a un intérêt
pour le métier qui est
fort, qui va peut-être
avec l’engagement de
la génération dans des
causes environnementales
ou féministes.»
Jean-Philippe Ceppi.
Après une solide
formation, des bases
essentielles restent à prendre en compte
avant de vouloir lancer un nouveau média
d’investigation. La protection juridique, notamment,
est une charge qui doit être incluse
dans le business model. L’expert explique:
«La première sécurité, c’est la solidité des
enquêtes. Il ne faut pas se lancer de manière
totalement naïve. Car même une enquête
qui est faite professionnellement et qui est
solide peut toujours faire l’objet de poursuites
en justice». Un bon réseau professionnel
et un travail de qualité sont sans aucun doute
de rigueur.
Gagner la confiance du public...ou la
perdre?
L’enjeu est juridique, mais aussi sociétal.
Faire de l’investigation implique une lourde
responsabilité vis-à-vis du public. « On doit
se dire que le public me
fait confiance et que je
dois lui être redevable de
cette confiance. Avoir de
l’impact est une profession
qui porte autant de
responsabilité que celle
d’un juge d’instruction.»
Pour contribuer au débat
politique, M. Ceppi
recommande d’éviter la
chasse aux sorcières et
de choisir des sujets d’intérêt
public.
Il rappelle par cette occasion
la contribution des
journalistes au débat démocratique
ainsi que leur
pouvoir d’influer sur les décisions. «C’est devenu
très à la mode de tirer sur le messager :
toutes les mauvaises nouvelles apportées
sont de la faute des journalistes. Mais imaginons
une situation dans laquelle l’État et les
médecins ne seraient que les seules sources
d’informations du public en temps de CO-
VID-19, par exemple. De manière générale,
les erreurs de gestion, les polémiques à l’interne
des organes de décision ou les questions
financières ont besoin d’un regard critique,
acéré, indépendant, informé, parce qu’il
y a souvent un pouvoir ou contre-pouvoir
qui a intérêt à les cacher».
La discussion devient plus délicate à propos
de l’affaire Darius Rochebin. En tant
qu’employé au sein de la RTS, M. Ceppi est
astreint à un devoir de réserve. S'il salue le
travail de ses confrères du Temps, la situation
n’en demeure pas moins douloureuse.
«Je trouve très sain que le fonctionnement
des médias soit un thème d’enquête. Nous
sommes une industrie qui n’échappe pas
au regard critique. Il n’y aurait rien de pire
qu’une conspiration du silence des journalistes
entre eux», confie-t-il. Lui-même porteur
d’image, il souligne le caractère délicat des
investigations visant des personnalités publiques.
La question reste en suspens. «Dans
quelle mesure ai-je aussi droit à mes erreurs
et à mon intimité qui n’est pas du ressort du
public ? C’est peut-être le point limite pour
les journalistes d’enquêter sur l’entreprise
qui les emploie». P
Fake News et Intox,
Thibault Moullet
nous parle du fléau
de l'information et
des astuces pour le
contourner
Retrouvez l'interview
complète de
Jean-Philippe Ceppi
sur notre site web
03.21
spectrum
15
DOSSIER
Texte Leonardo Mariaca, Katharina Schatton
Photos Serge Gumy, Charles Ellena / FN
Im Kopf zweier Rédacteurs en
Chefs
Spectrum s’est intéressé au travail et à la vision du
journalisme de deux rédacteurs en chef. Interview de
Serge Gumy du quotidien La Liberté und mit Christoph
Nussbaumer der Freiburger Nachrichten.
Wie würden Sie die wichtigsten Elemente
der Rolle der Chefredaktion zusammenfassen?
Der Chefredakteur trägt die publizistische Verantwortung
für die ihm anvertrauten Printzeitung(en)
und Digitalkanäle. Er wirkt bei Planungsprozessen
mit und übernimmt im Rahmen der
Ressourcenzuteilung für das zentrale Newsdesk
auch die Rolle als Tagesleiters. Bei wichtigen aktuellen
Ereignissen meldet sich der Chefredakteur
mit Kommentaren und Analysen zu Wort. Bei den
Freiburger Nachrichten ist der Chefredakteur auch
zuständig für die Leserbrief-Rubrik und überhaupt
ist er bei Bedarf Anlaufstelle für alle Anliegen von
Leser*innen. Schliesslich trägt der Chefredakteur
die Budget- und Personalverantwortung für die
Redaktion und vertritt in der Geschäftsleitung den
publizistischen Bereich des Unternehmens.
Qu’est-ce qui vous plaît le plus dans votre
travail ? Et le moins ?
Mesurer sur nos plateformes numériques ou dans
nos pages qu’une impulsion que j’ai donnée a produit
un bon papier. Le contact avec les lecteurs. Et sentir
la fierté des journalistes à travailler pour La Liberté.
Ce qui me plaît le moins, c’est d’essuyer des critiques
pas constructives, vénéneuses, visant l’homme.
Christoph Nussbaumer, Chefredakteur der Freiburger Nachrichten.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer
Arbeit? Was nicht?
Faszinierend ist die grosse Vielfalt an verschiedenen
Aufgaben und Tätigkeiten, der Gestaltungsfreiraum,
die Diversität der publizistischen Kanäle und
die Arbeit mit einem interdisziplinären Team an der
Schnitt stelle zwischen Redaktion und Produktion.
Kein Tag ist wie der andere. Auch nach fünfzehn Jahren
bin ich begeistert von meinem Job. Anstrengend
hingegen sind die langen Arbeitstage. Arbeitsbeginn
ist bei mir ca. 8.30 Uhr und abends bin ich selten
vor 20.00 Uhr zu Hause. Das wird aber wettgemacht
durch die oben beschriebene Fülle an faszinierenden
Aufgaben.
16 spectrum 03.21
Envisagez-vous d’utiliser l’écriture inclusive
dans votre journal ? Et pourquoi ?
Non, ce n’est pas prévu. Nous restons fidèles
aux usages du plus grand nombre. L’écriture
inclusive, de mon point de vue, alourdit par
ailleurs la lecture. En revanche, La Liberté se
doit de faire une plus large place aux femmes
dans ses articles et sur sa Une. Nous y travaillons
quotidiennement.
Was halten Sie von gendergerechter
Sprache in der Berichterstattung?
Wichtiges Thema. Sprache ist erwiesenermassen
ein bewegliches Vehikel. Doch ist es
tatsächlich möglich, die ganze Wirklichkeit
darin abzubilden? Im Moment sind der Duden
und das Tamedia-Kompendium unsere
Richtschnur. Beim Thema gendergerechte
Sprache steht uns Zeitungsmacher*innen
der Denk- und Entscheidungsprozess erst
noch bevor.
Une critique souvent faite aux médias
est de ne mettre en avant que des
informations dites "négatives" ou
"catastrophistes". Que répondez-vous
à cela ?
La critique est en partie justifiée : les trains
qui partent à l’heure ne nous intéressent
pas. Le journal étant une palette, nous devons
donc veiller à y mettre des couleurs
vives au travers de portraits, de reportages
sur des initiatives constructives. La “Plage
de vie”, au bas de notre Une, et la Der, la dernière
page dévolue à des chroniques, visent
à mettre un peu d’humour et de douceur au
milieu d’une actualité parfois dure.
Ist eine Zeitung im Stande dazu,
objektiv zu berichten?
Eine Tagezeitung soll sachlich, fair und neutral
berichten. Sachlich und fair berichten
heisst nichts anderes, als in einer Thematik
alle wichtigen Stimmen und Meinungen
zu Wort kommen zu lassen. Wenn wir das
tun, dann sind wir neutral und fördern eine
gewisse Objektivität. Das tun wir auch, indem
wir sachliche Berichterstattung von
Meinungselementen trennen. Die Lesenden
können sich so selber eine Meinung bilden.
Nun monieren Kritiker*innen, dass Journalist*innen
mit ihrem Background, ihren
politischen Überzeugungen und so weiter
gar nicht objektiv sein können. Das mag
sein. Wenn aber bei der Arbeit von Journalist*innen
der Anspruch im Vordergrund
steht, sachlich und neutral zu informieren,
dann ist auch die Objektivität gegeben.
Denn dann stehen die Journalist*innen als
Beobachter*innen im Hintergrund und werden
so ihrer Rolle gerecht.
Serge Gumy, rédacteur en chef de La Liberté.
Quel processus suivez-vous quant aux
choix des informations qui vont être
publiées dans le journal La Liberté
et y a-t-il des sujets que vous évitez
d’aborder dans votre journal ?
Notre menu est un mélange d’initiatives
de nos journalistes, de passages obligés de
l’actualité et d’impulsions de ma part. Il est
dressé lors de notre briefing quotidien du
matin mais passible de changements tout
au long de la journée en fonction d’informations
nouvelles. Nous n’avons aucun tabou.
Un traitement professionnel permet à mon
avis de parler de tout.
Quelles responsabilités viennent avec
la parole publique? Un journal peut-il
être objectif?
Vous voulez dire, quand j’écris un édito ?
Avant d’exprimer un quelconque avis ou
d’animer un débat, il faut travailler son sujet
à fond. Et respecter ceux qui ne pensent
pas comme eux.Un journal doit tendre vers
l’objectivité, de toutes ses forces. Il peut bien
sûr exprimer des points de vue, mais en respectant
une délimitation stricte entre faits
et commentaires.
Sehen Sie in Ihrer öffentlichen Stimme
auch eine Verantwortung? Was für
eine?
Nebst der Ausübung des Informationsauftrages
an sich gehört es wohl mit zu den
edelsten Aufgaben einer Zeitung, einen Beitrag
leisten zu können für die Meinungsbildung
im demokratischen Prozess. Wir sind
uns dieser Verantwortung bewusst und
setzen deshalb so dezidiert auf eine ausgewogene,
sachliche und faire Berichterstattung.
Als führendes deutschsprachiges
Medium in einem mehrheitlich französischsprachigen
Kanton kommt uns zudem
auch die Verantwortung zu, Sprachrohr zu
sein für die sprachliche Minderheit. Auch
diesem Anspruch wollen wir mit unserer
Arbeit gerecht werden.
Quelles sont les difficultés que vous
rencontrez avec la pandémie ?
Ramener les lecteurs et lectrices aux faits
en dépassant les a priori idéologiques, très
forts sur le masque, le vaccin, les restrictions
sanitaires. Accepter d’en apprendre tous les
jours sur un virus encore mal connu. Parler
d’une pandémie qui nous affecte tous dans
notre vie quotidienne sans pour autant ne
parler que de ça.
Haben Sie Ratschläge für angehende
Journalist*innen?
Interessieren Sie sich für das Kleine ebenso
wie für das Grosse auf dieser Welt. Konsumieren
Sie News aller Sparten, damit Sie
stets auf dem Laufenden sind. Seien Sie
zudem neugierig und offen. Journalismus
ist vorab eine Haltung. Daneben aber auch
Training. Deshalb rate ich allen angehenden
Journalist*innen: Schreiben Sie für die Vereinszeitschrift
oder für die Lokalzeitung
Berichte, führen Sie Interviews so oft sie
können. Es wird Ihnen den Einstieg in unseren
wunderbaren Beruf erleichtern. P
03.21
spectrum
17
DOSSIER
Text und Illustration Alyna Reading
Photo Pixabay
Gewalt liegt im Auge der
Betrachtenden
Fotografien von Gewalt begegnen uns in vielen Medien.
Aber was machen sie mit uns? Oder vielmehr: Was machen
wir mit ihnen?
Fotografie im Journalismus
Ob in der gedruckten Zeitung oder online
– die Fotografie gehört zum Journalismus.
Dort nimmt sie allerdings eine zweitrangige
Position ein. Sie soll keine neuen Informationen
vermitteln, sondern illustrieren, was
im Text beschrieben wird. Wir schätzen
Worte für ihren rationalen Inhalt und Bilder
für die Gefühle, die sie hervorrufen. Obwohl
Fotografien inszeniert und manipuliert
werden können, wirken sie naturgetreu. Sie
werden zu Zeugen: Ja, ein*e Journalist*in
war da und hat das alles gesehen.
Die Fotografie des im Staub zusammengesunkenen
Mädchens sorgte weltweit für
Empörung. Doch ihre Geschichte haben
wir nie erfahren. Wir wissen nicht, ob sie
es zur Lebensmittelstation geschafft hat.
Ob sie überlebt hat. Die Artikel, neben denen
das Bild erschien, berichteten von der
Hungernot im Allgemeinen. In Verbindung
mit unzähligen Artikeln zur Hungersnot im
Sudan verwandelte sich der abgemagerte
Kinderkörper in ein Symbol.
he vulture and the little girl» ist die
T Fotografie eines sudanesischen Kleinkindes,
das auf dem Weg zu einer Lebensmittelstation
zusammengebrochen ist. Im
Hintergrund sitzt ein Geier, scheinbar auf
den Tod des Mädchens lauernd. Der abgemagerte
Körper und die zusammengesunkene
Haltung lassen darauf schliessen, dass
der Vogel nicht mehr lange warten muss.
Die Fotografie wurde 1993 während der
Hungersnot im Sudan vom südafrikanischen
Fotografen Kevin Carter aufgenommen.
Zwanzig Minuten verbrachte er damit,
das Mädchen und den Vogel zu fotografieren
und hoffte dabei, dass der Geier seine
Flügel spreizen würde, um ein noch beeindruckenderes
Foto schiessen zu können.
Er wartete vergeblich, doch die Fotografie
verwandelte sich trotzdem über Nacht in
ein weltberühmtes Symbol für die Not im
Sudan. Gleichzeitig warf sie eine grosse
Kontroverse zur Rolle der Gewaltfotografie
auf: Wieso hatte Carter das sterbende Kind
fotografiert, statt es zu retten? 1994 gewann
Carter für die eindrückliche Fotografie den
Pulitzer-Preis. Zwei Monate später nimmt
er sich das Leben.
Atrocity Photography
Carter schrieb in seinem Abschiedsbrief,
dass ihn die Bilder des Leids und der
Gewalt, denen er bei seiner Arbeit begegnet
war, verfolgten. In der Medienforschung
nennen sich solche Fotografien grosser
Gewaltsamkeit oder Leidens «Atrocity
Photography» oder auch Gewaltfotografie.
Auch die Fotografie aus dem Sudan gehört
in diese Kategorie, da die Hungersnot als
direkte Folge des Bürgerkriegs eine Form
der Gewalt war, die den Menschen im Sudan
angetan wurde.
Abbildungen von Menschen in Not sind
nicht neu. Bereits antike Kunstwerke
beschäftigen sich mit dieser Thematik.
Dabei kann man das geübte Auge und das
Geschick der Kunstschaffenden bewundern.
18 spectrum 03.21
Trigger-Warnung: Suizid, Gewalt an Kindern
Fotografierte Gewalt verhält sich jedoch
anders als gemalte. Sie zeigt die tatsächlich
erlebte Qual eines echten Menschen.
Das ist es auch, was die «Atrocity Photography»
so umstritten macht. Wie im Falle des
sudanesischen Kindes kann sie eine symbolische
Rolle übernehmen. Das ändert aber
nichts an der Tatsache, dass es sich immer
auch um konkretes Leid handelt. Das kann
Mitleid, Verantwortungsgefühl und Empörung
hervorrufen. Doch genauso wahrscheinlich
ist es, dass es Schaulust in uns
weckt.
Räume der Gewalt
Eine Fotografie kann so schrecklich sein,
dass man kaum wegschauen kann. Man
kann nicht glauben, was man sieht. Solche
Gewaltsamkeit gibt es in unserer Erfahrungswelt
nicht. Der deutsche Gewaltforscher
Jörg Baberowski schreibt dazu in
seinem Buch Räume der Gewalt: «Denn der
Glaube, dass Gewalt unter allen Umständen
abweichendes Verhalten ist, hilft ihnen
[Menschen, die in Frieden leben], sich ihre
Wirklichkeit als einen Raum vorzustellen,
in dem das Argument über die Faust triumphiert.»
Gewalt ist eine reale Option menschlichen
Zusammenlebens und ist es schon immer
gewesen. In westlichen Demokratien
wurde die Gewalt soweit domestiziert,
dass wir ihr im öffentlichen Raum selten
begegnen. Stattdessen findet sie in Gefängnissen,
Kriegen und fernen Ländern statt.
Sie stösst Menschen zu, die sich durch ihre
Ethnie, politische Einstellung oder Religion
von uns unterscheiden. Die Fotografie eines
hungernden Mädchens, das nackt im Staub
liegt, mag schockieren. Doch gleichzeitig
bleibt es für uns unvorstellbar, dass uns
oder Menschen, die uns nahestehen, ein
ähnliches Schicksal ereilen könnte. Das
Mädchen befindet sich in einem Raum, der
nicht nur geografisch, sondern auch emotional
weit weg liegt: in einem Raum der
Gewalt.
Pornographie des Leidens
Die Distanz zwischen dem Raum der Betrachter*in
und des abgebildeten Subjekts
scheint unüberbrückbar. Gelebtes Leid ist
nie vergleichbar mit fotografiertem Leid.
Die Medienwissenschaftlerin Dr. Sharon
Sliwinski schreibt über die Shoa-Fotografien,
die nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht
wurden: «The public bore witness
in 1945, but they did not know what they
had seen.» Keine Fotografie der Welt erlaubt
es Betrachtenden, das Leid wirklich zu
verstehen und zu tatsächlichen Zeug*innen
zu werden.
Für viele, die sich mit «Atrocity Photography»
auseinandergesetzt haben, stellt sich
die Frage, wie sinnvoll es ist, solche Fotografien
zu zeigen. Sie decken intimstes Leid auf
und machen es öffentlich. Der neugierige
Blick der Betrachtenden setzt die Gewalt
fort, die das Opfer ohnehin schon erfahren
musste. Der blosse Akt des Schauens
wird zur Gewalt, weil die abgebildete Person
ihrer Individualität und Privatsphäre
beraubt wird. Sie erfährt eine Verdinglichung.
Statt Zeug*innen werden wir zu
Voyeur*innen, die das Leid wie Pornographie
konsumieren.
Politische Veränderung
Susie Linfield verteidigt in ihrem Buch The
Cruel Radiance: Photography and Political Violence
die Rolle der Gewaltfotografie. Sie hält
solche Fotografien für essenziell, um politische
Veränderungen herbeizuführen. Ein
Menschenrecht kann man nicht fotografieren.
Wie auch? Was aber fotografiert werden
kann, ist das Fehlen eines Menschenrechts.
Das sei ein erster Schritt auf dem
Weg zu politischem Wandel. Carters Fotografie
generierte öffentliche Aufmerksamkeit
für die Lage im Sudan, nachdem
diese lange weitgehend unbeachtet geblieben
war.
Wenn sie gezielt eingesetzt wird, kann
die «Atrocity Photography» als journalistisches
Werkzeug dienen, um Unrecht anzuprangern.
Von einem solchen gezielten
Einsatz sind wir in den Mainstream-Medien
noch weit entfernt. Gewaltfotografien
tauchen auch da auf, wo sie weder nützlich
noch angebracht sind. Immer wieder aufs
Neue fordern sie uns heraus, entweder
als Feiglinge den Blick zu senken oder als
Voyeur*innen ihrer Faszination zu verfallen.
Die Gewaltfotografie wühlt uns auf, weil sie
an der Würde des fotografierten Menschen
rührt. Die Herausforderung ist, dieser Würde
mit Respekt zu begegnen. P
Buchempfehlungen zu
«Atrocity Photography»
Susi Linfield, The Cruel Radiance:
Photography and Political Violence,
2010.
Barbie Zelizer, About to Die: How
News Images Move the Public, 2010.
Susan Sontag, Regarding the Pain of
Others, 2003.
03.21
spectrum
19
FRIBOURG
Texte Meredith Stella
Photo Rebecca Bühler
Les Apéros Sexo pour vous
servir !
On est tou·te·s animé·e·s par l’envie de raconter nos émois
ou nos méandres de l’amour à nos potes. Et si on le faisait
à plus grande échelle ?
e but : parler de sexe ! Dans un environnement
safe, sans tabou et sur des théma-
L
tiques de qualité en appui avec des personnes
spécialisées. C’est ce que nous propose
Rebecca Bühler, étudiante à la Haute école
de travail social. Poussée par la volonté de
libérer la parole autour de la sexualité, elle
organise des soirées qui allient boire des
verres et discuter sur un thème en lien avec
la sexualité. Ces derniers varient beaucoup :
par exemple, il y a eu une soirée sur « les
relations non conventionnelles » où des
personnes concernées sont venues témoigner
de leurs relations personnelles. Il y a
eu aussi une collaboration avec Empreinte,
un centre d’information et de dépistage VIH
et IST rattaché à la Fondation Tremplin. À
cette soirée, Empreinte proposait des dépistages
à tarif réduit ainsi que des jeux et
conseils à travers lesquels des informations
sur les différentes IST ont été transmises.
Et les prochains sont en route ! Mais dû à la
covid-19 les apéros sont repoussés. Pas de
panique toutefois, en suivant l’actualité de la
Coutellerie, la date vous sera donnée.
Du positif et de l’engouement
Ces Apéros Sexo se déroulent à la Coutellerie
et sont (étaient) régulés une fois par
mois. L’intention des apéros c’est de promouvoir
le « sexe-positif » ! « Après tout,
l’importance c’est qu’iels aient pris du plaisir
au partage et qu’à la sortie des apéros iels
aient envie de découvrir de nouvelles choses
et, pourquoi pas d’aller faire du sexe ! », explique
Rebecca. Il est important de préciser
qu’avant tout Apéro Sexo, un cadre est posé
qui insiste sur le respect, la bienveillance et
la tolérance. L’envie c’est que tout le monde
se sente bien et à l’aise de partager ce dont
iel veut. Les apéros sont ouverts à tou·te·s :
ils invitent à la diversité de par les âges, les
orientations, les genres, etc. C’est grâce à
ces échanges qu’on nourrit nos envies et
nos fantasmes les plus fous. Alors à la réou-
verture, rejoignez les Apéros Sexo dont les
prochaines thématiques seront sur la grossophobie
et un autre sur la drague.
Petit entretien sexo avec Rebecca
Bühler
Qu’est-ce qui t’as motivé à créer les
Apéros Sexo ?
« En 2015, j’ai obtenu mon diplôme de conceptrice
en multimédia à l’eikon. Et en sortant,
l’idée de créer une plateforme web de
pornographie a germé dans nos têtes avec
une amie pour, disons-le, se faire des thunes.
Après six mois de recherche sur le sujet,
mon intérêt pour la sexualité a émergé, ainsi
que ses problématiques sociales malheureusement.
C’est en questionnant mes proches,
et par leur réaction face à cette thématique,
que je me suis rendu compte du manque
d’éducation et de sensibilisation sur la sexualité.
Le projet du site web porno a été mis
de côté. Je me suis dit qu’il fallait trouver un
moyen pour amener la conversation dans un
cadre où on peut inclure tout le monde. J’ai
entendu parler des cafés sexo, c’est alors que
l’idée des Apéros sexo est née. »
Qu’est-ce que la sexualité représente
pour toi ?
« Plaisir, fun, exploration, partage, échange,
amour de soi et amour de l’autre. C’est une
expérience positive avec soi-même qu’on
peut partager avec d’autre dont le but est
de se faire du bien. »
Est-ce que tu te sens à l’aise dans ta
sexualité ?
« Je pense que personne n’est 100% à l’aise
dans sa sexualité. Il y a toujours quelque
chose à améliorer. Après, on est “à l’aise“
dans sa sexualité du moment qu’on apprend
à s’aimer, ainsi que son corps. Ça peut aussi
dépendre de son partenaire sexuel. Ce qui
m’intrigue c’est le fait qu’on ne parle pas de
sexualité. Quand j’étais ado je ressentais le
besoin d’édulcorer sur mes relations, puis en
grandissant je me suis rendu compte que ce
n’était pas nécessaire et que ça ne servait à
rien. Une prise de conscience que si tout le
monde parlait plus librement de sa sexualité,
ses émotions ou ses sentiments, on pourrait
alors toutes et tous s’aimer un peu plus. On
a besoin de faire l’amour comme de manger,
de boire, de dormir, … On nous le rabâche
d’ailleurs sans arrêt que ce soit dans la publicité,
les films ou autre, le sexe est partout !
Je suis persuadée que c’est par la libération
de la parole qu’on se sentira mieux et qu’on
forniquera mieux. » P
Sous les conseils de Rebecca Bühler nous
vous invitons à découvrir le podcast « Les
couilles sur la table », ainsi que le porno étique
de Erika Lust : X Confession.
Facebook: @lacoutelleriefribourg
Podacst : Les relations
non convetionnelles
(1/2) – Apéro Sexo
20 spectrum 03.21
FREIBURG
Text Alyna Reading
Foto Mapqb
Von Freiburg nach Ghana
Joyce Dworak ist dreiundzwanzig Jahre alt und hat mit
Friskyness ein eigenes Modeunternehmen gegründet.
Ihre Slow-Fashion strotzt vor Kreativität, Authentizität
und «Good Vibes».
ls ich Joyce anrufe, sitzt sie gerade im
A Zug nach Zürich. Sie hat ihre Familie
in Deutschland besucht, bevor sie nächste
Woche für das Zusammenstellen der Sommerkollektion
nach Ghana fliegt. «Ich steh
wie unter Strom», sagt sie und zieht die
Maske herunter, um mir zuzulächeln. Mit
Friskyness und der Anti-Rassismus-Kampagne,
bei der sie arbeitet, hat sie alle Hände
voll zu tun.
Deutschland, Schweiz, Ghana – sie ist in allen
drei Ländern zu Hause. Das Gymnasium
hat sie in Freiburg besucht, wo sie zuerst bei
einer Tante wohnte, dann aber in eine WG
umzog. Ihre Mitbewohnerin ermutigte sie,
afrikanisches Tuch zu tragen und sich mit
afrikanischer Geschichte zu beschäftigen.
Nach dem Gymnasium gewann Joyce einen
Preis, der es ihr erlaubte, eine Reise nach
Ghana zu finanzieren. Dort besuchte sie
eine Kindheitsfreundin, die die Ausbildung
zur Schneiderin gemacht hatte: Rita Osei.
African Wax Print
Nach dem Tod ihrer Mutter befand sich
Rita in finanziellen Schwierigkeiten. Joyce
entschied sich, einen Teil ihres Preisgelds
zu nutzen, um für Rita Stoff zu kaufen. Die
beiden besuchten den Markt und verloren
sich in der Betrachtung der bunten Stoffe.
«Immer wieder sagte ich: Stell dir eine
solche Hose mit diesem Stoff vor!», erzählt
Joyce lachend.
Die bunten Stoffe, die Joyce noch immer so
begeistern, nennt man «African Wax Prints»
und sie sind in Westafrika sehr beliebt. Diese
Stoffe mögen uns heute typisch afrikanisch
vorkommen, ursprünglich hatten sie aber
europäische Kaufleute eingeführt. Um Kosten
zu senken, begannen europäische Textilunternehmen,
die traditionellen Batiktücher
Indonesiens industriell zu produzieren.
Verkaufen konnten sie sie dort aber nicht,
denn die industrielle Ware unterschied sich
stark von der traditionellen, handgefertigten.
Also erschlossen die Unternehmer*innen
einen neuen Absatzmarkt: Westafrika.
Kulturelle Aneignung
Seither sind die Stoffe nicht aus der Region
wegzudenken. Viele Leute sind sich der
kolonialen Vorgeschichte jedoch nicht bewusst:
«Ich finde es immer ironisch, wenn
wir den kolonialen Kontext anschauen, dass
diese Tücher von Weissen für Schwarze geschaffen
wurden, dass Weisse sagen: Ich
finde es schön, könnte das aber nie tragen.»
Ihre Meinung in der Debatte, ob es nun kulturelle
Aneignung sei, wenn weisse Personen
afrikanische Stoffe tragen, schwankt.
Wichtiger, als was Menschen tragen, sei ihr,
wie sie es tragen und ob sie sich bewusst damit
auseinandergesetzt haben.
Auf dem Markt mit ihrer Freundin Rita
kaufte Joyce damals viel zu viel Stoff ein. Sie
begannen, Kleider für Joyces Freund*innen
in der Schweiz zu nähen. Auf der Strasse
sprachen Passant*innen die Freundinnen
auf ihre Kleider an und wollten wissen, woher
sie sie hatten. Zu dem Zeitpunkt hatte
Joyce ihr Studium der Sozialwissenschaften
in Bern begonnen, plante aber bereits ihre
Rückkehr nach Ghana, um Friskyness auszubauen.
In der Vorlesung sass sie in der
hintersten Reihe und liess sich von Rita per
Video-Call Stoffe auf dem Markt zeigen.
Brücken schlagen
Was als die Idee zweier Freundinnen begonnen
hatte, wuchs rasch. Kaum zwei Jahre
später arbeiten Joyce und Rita mit verschiedenen
Schneidereien zusammen, in denen
die Kleider nicht nur genäht, sondern auch
eigene Stoffe von Hand bedruckt werden.
Damit wollen sie den Kleidern eine eigene
Note verleihen. Freund*innen beteiligen
sich als Modelle und Fotograf*innen für
Friskyness’ Online-Präsenz auf Instagram
und der eigenen Webseite. Der Kontakt zur
Kundschaft ist sehr persönlich und zu einigen
unterhält Joyce sogar Freundschaften:
«Sie kaufen Einzelstücke, die für sie angefertigt
werden und wir schreiben hin und her.»
Joyce hat viel vor mit Friskyness. Sie arbeitet
jetzt an einer Partnerschaft mit der Non-
Profit-Organisation Sexuelle Gesundheit
Schweiz und auch sonst sieht Joyce in Friskyness
ein Instrument, um sich für Feminismus
und Anti-Rassismus einzusetzen. «Kleider
können eine Brücke sein», sagt sie. Wenn
jemand diese Prints sieht, könne man nachfragen,
woher sie kommen, wofür sie stehen.
Die Kleider schlagen Brücken zwischen Kulturen
und einzelnen Menschen von Freiburg
bis nach Ghana. P
Die Website von
Friskyness findest
du hier:
03.21
spectrum
21
GESELLSCHAFT
Text Matthias Venetz
Fotos ZVG
Rojava: Bedrohung als Dauerzustand
Kein Kalifat, kein Staat, kein Patriarchat. In Rojava
scheint die Utopie real. Die autonome Selbstverwaltung
in Nordsyrien macht Hoffnung. Doch das Projekt ist bedroht.
Stützpunkte der syrischen Armee und
Volks verteidigungskräfte der YPG die
wichtigen Verkehrsverbindungen der Stadt.
Später mussten sie die autonome Selbstverwaltung
gegen die Islamist*innen des
Kalifats verteidigen.
Bilder gefallener YPG und YPJ Kämpfer*innen werden durch die Strassen getragen.
ie Rojava-Revolution gehört allen Menschen.
Nicht nur den Kurd*innen», sagt
D
Azad Dêrikî*. Er ist Aktivist und politischer
Flüchtling. In Syrien sass er deswegen mehrfach
im Gefängnis. Dêrikî glaubt weiterhin
an die Revolution und engagiert sich auch
im Exil. «Ich hoffe, dass die Rojava-Revolution
ein Vorbild für die Geschwisterlichkeit
der Völker wird», sagt Dêrikî. «Die Welt ist
gross genug, wir können alle darin leben.»
Die autonome Selbstverwaltung in Nordsyrien
ist kein Staat. Nachbarschaften organisieren
sich in kleinen Kommunen, wählen
Vertreter*innen in übergeordnete Räte,
gründen Genossenschaften und regeln so
das öffentliche Leben. Jeder Posten wird
von einer Frau und einem Mann besetzt. Jedes
Gremium berücksichtigt die Interessen
der verschiedenen Volksgruppen. Armenier*innen,
Assyrer*innen, Araber*innen
und Kurd*innen. Sie koexistieren friedlich.
Mitten im Brennpunkt der Weltpolitik.
Gegen das Kalifat
Als vor über zehn Jahren der Arabische
Frühling Schlagzeilen machte, war die
Hoffnung auf einen baldigen Demokratisierungsschub
im Maghreb und im Mittleren
Osten greifbar. «Die Menschen gingen
auch in Syrien gegen das Regime auf die
Strasse», sagt Dêrikî. «Sie hatten aber keinen
Plan für das Danach. Die Kurd*innen hatten
eine Vision.»
Die Vision nennt sich Demokratischer
Konförderalismus und wird in Rojava realisiert.
Ihren Anfang nahm die Revolution
in Kobanî. In der Nacht vom 18. auf den 19.
Juli 2012 blockierten Demonstrant*innen
Der YPG und den Frauenverteidigungseinheiten,
der YPJ, gelangen in den folgenden
Jahren bemerkenswerte Siege gegen
den sogenannten «Islamischen Staat». In
der YPG und der YPJ kämpfen nicht nur
Kurd*innen, wie Dêrikî sagt. «Internationalist*innen
aus aller Welt schlossen sich
dem Kampf an.» Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten
wurden in ihrem
Kampf gegen den «IS» zunächst auch von
den USA unterstützt. Stadt um Stadt wurde
vom «Kalifat» zurückerobert. Besonders
verfolgte Volksgruppen, wie beispielsweise
Armenier*innen und Assyrer*innen, aber
auch Araber*innen fanden in Rojava Zuflucht.
Der Westen feierte die kurdischen
Kämpfer*innen als Bollwerk gegen die
Grausamkeit des islamistischen Terrors.
Jetzt kämpfen sie an neuen Fronten.
Türkische Angriffe
Das Gebiet der autonomen Selbstverwaltung
wuchs und erstreckte sich schliesslich
über weite Teile Nordsyriens. Und obwohl
es sich nicht um ein kurdisches Gemeinwesen
handelt, geriet Rojava ins Visier
von Präsident Erdogan. Unter dem Namen
«Operation Olivenzweig» begann im Januar
2018 die türkische Offensive im Kanton
Afrin. Die Türkei marschierte damit zum
zweiten Mal ohne UNO-Mandat in Syrien
ein. Ziel des Angriffs war es laut dem türkischen
Präsidenten die «südliche Grenze
vom Terror zu säubern.»
«Olivenzweig» blieb nicht der letzte Angriff
auf Rojava. Unter dem Namen «Operation
*Name von der Redaktion geändert.
22 spectrum 03.21
Demonstrant*innen schwenken in Rojava Fahnen mit dem Konterfei von Abdullah Öcalan.
Friedensquelle» versucht die türkische Armee
seit Oktober 2019 einen «Sicherheitskorridor»
auf syrischem Staatsgebiet zu
errichten. «Erdogan nutzt eine Vernichtungsrhetorik
gegen die Kurd*innen. Er
will sie aus den besetzten Gebieten vertreiben.»
Laut dem UNO-Hochkommissariat
für Flüchtlinge sind die Menschen bereits
in den ersten Tagen des Angriffs zu Zehntausenden
geflohen. «Sie leben in Flüchtlingslagern
unter sehr schweren Bedingungen»,
sagt Dêrikî.
«Wir wollen keinen Krieg», sagt er. Doch
kämpfen müssen die Kurd*innen trotzdem.
«Meine Freunde in Syrien werden weiterhin
Widerstand leisten, auch wenn Opfer
gebracht werden müssen.» Unterstützung
erhalten die Kämpfer*innen der YPG und
der YPJ auch von Teilen der arabischen
Bevölkerung, wie Dêrikî sagt. Ihnen gegenüber
steht nicht nur die türkische Armee,
sondern auch islamistische Milizen.
Die türkische Aggression hat inzwischen
an Schwung verloren. Vermutlich auch
aufgrund des internationalen Drucks. Die
Situation bleibt jedoch angespannt. «Meine
Freunde rechnen immer damit, dass Erdogan
wieder angreift», sagt Dêrikî.
Machtblöcke treffen aufeinander
Das ursprüngliche Bestreben, entlang der
gesamten syrisch-türkischen Grenze einen
vierzig kilometerlangen «Korridor» zu erobern,
konnte die türkische Armee bisher
nicht erreichen. Doch wichtige Teile der
autonomen Selbstverwaltung sind besetzt.
In den entsprechenden Gebieten sollen
Geflüchtete des syrischen Bürgerkrieges
angesiedelt werden, welche in der Türkei
Asyl erhielten. Die Wochenzeitung Die
Zeit warn te in diesem Zusammenhang vor
Vertreibung und «ethnischer Flurbereinigung»,
wie zuvor bei den Angriffen auf
Afrin.
Die Türkei hat Fakten geschaffen. Möglich
wurde das auch durch Donald Trump. «Er
hat Erdogan grünes Licht für den Angriff
gegeben», sagt Dêrikî. Dafür wurde er
sowohl von der Demokratischen, als auch
der Republikanischen Partei kritisiert. Die
USA waren im Kampf gegen den «IS» mit
der YPG verbündet, zogen ihre Soldaten
jedoch auf Befehl von Präsident Trump aus
Syrien ab. Damit machte er den Weg frei für
den Angriff des NATO-Partners.
Die EU-Aussenminister*innen verurteilten
die Invasion und riefen die Mitgliedsstaaten
dazu auf, Waffenexporte an die Türkei zu
unterbinden. Tiefgreifende Sanktionen
blieben aus. Der EU dürfte klargewesen
sein, dass Erdogan mit Millionen geflüchteter
Syrer*innen in seinem Land ein gewichtiges
Faustpfand in den Händen hielt. Auf
Wunsch der EU schloss die Türkei ihre
Grenzen nach Europa für Geflüchtete
aus Syrien. Die Migrationspolitik der EU
möchte, dass das so bleibt. Erdogan nutzte
dieses «Druckmittel» nicht zum ersten Mal.
Dêrikî hofft, dass sich die Situation unter
Präsident Joe Biden minimal verbessert.
«Aber uns ist natürlich klar, dass die USA
ihren NATO-Partner nicht fallen lassen
werden.» Bei der Verteidigung der syrischen
Staatsgrenzen ist die autonome
Selbstverwaltung letztlich auch auf Hilfe
von unliebsamer Seite angewiesen. Das
Assad-Regime macht Rojava offiziell keine
Zugeständnisse. «Assad möchte den Status
quo von vor 2011 wiederherstellen», sagt
Dêrikî. Trotzdem musste die Selbstverwaltung
auf die Präsenz der syrischen Armee
zurückgreifen. Und das, nachdem sie Rojava
zu Beginn der Revolution verlassen
hatte. «Die Kurd*innen wollten, dass das
Regime zum Schutz der syrischen Staatsgrenzen
beiträgt», sagt Dêrikî. «Aber man
darf nicht vergessen: In erster Linie waren
es die Volks verteidigungskräfte der YPG
und YPJ, welche Syrien vor der türkischen
Invasion schützt.»
Die Zukunft Rojavas bleibt ungewiss und
hängt auch vom grösseren Mächtegeflecht
der USA, Russlands, der Türkei und der EU
ab. Der Wille der Menschen in Rojava aber
sei ungebrochen, sagt Dêrikî. «Sie werden
Widerstand leisten!» P
03.21
spectrum
23
COUP DE GUEULE
Texte Meredith Stella
Illustration Philippe Haeni
Les quotas, what else ?
Un risque ou une nécessité ? Ce qui est sûr, c’est qu’il est
temps d’agir et d’avoir des actions contre les inégalités
sociales.
n 2003, le Parlement norvégien signe
E une première mondiale. Il est le premier
à imposer un système de quota de femmes
dans les conseils d’administration. Cette
injonction vise précisément les entreprises
norvégiennes cotées en bourse, puisque ce
sont elles qui font la force économique du
pays : moyen efficace qui permet d’intégrer
les femmes dans un système démocratique
poussé jusqu’au bout. Dans le cas où ces
entreprises ne respectent pas ces quotas,
des sanctions ont
été mises en place,
notamment la dissolution
de l’entreprise
concernée. Définitivement
avant-gardiste,
la Norvège donne
l’impulsion. Elle emporte
dans son sillage
plusieurs pays notamment
l’Allemagne qui
a adopté le 6 janvier
2021 une loi introduisant
un quota de
femmes dans les conseils
d’administration
des grandes entreprises.
Preuve que la
question des quotas
est un point central
du débat politique
actuel. Mais, à quoi
servent-ils ?
Premièrement, il
s’agit de rétablir une
égalité sociale. En effet,
les femmes restent
largement minoritaires dans de nombreux
domaines, et ce, sans raison valable. Preuves
à l’appui, seulement 36.6% de femmes constituent
les directions (statistique effectuée
par l’OFS en 2019). Dans le contexte politique,
les femmes n’occupent que 26% des
sièges au Conseil d’État et uniquement 40%
au Conseil national. Plus désastreux encore,
leur représentation au niveau cantonal, qui
ne s’élève pas à plus de 30%. La justification
de ces chiffres peut s’expliquer lors du dépôt
des listes des candidat·e·s. Les hommes sont
plus enclins à se présenter en politique. Ils
finissent par y être deux fois plus présent
que les femmes. Dans une interview donner
à swissinfo.ch, Martine Docourt, membre du
PS (Parti Socialiste) Neuchâtelois, constate :
« [En avançant dans la vie politique, avoir
senti] un plafond de verre, comme dans le
milieu professionnel ».
Une finalité
Deuxièmement, il s’agit de concrétiser les
solutions dont nous disposons pour atteindre
le but premier : l’égalité sociale. En Autriche,
Dr. Heike Mensi-Klarbach, assistante
professeure à l’Université de Vienne (WU),
a réalisé une étude qui montre que la volonté
que le taux de présence des femmes se
règle tout seul ne fonctionne pas*. Au contraire,
d’après les résultats de son étude elle
indique : « qu’une augmentation du nombre
de femmes pourrait être obtenue grâce à des
objectifs de chiffres concrets et à un contrôle
transparent de la réalisation des objectifs,
mais aussi grâce à la menace crédible d’un
quota légale. »*
Certes, les mentalités sont à changer. C’est
inéluctable, si nous voulons arriver à une société
paritaire ! Or, il
ne faut pas s’arrêter à
ceci et ainsi prendre
des actions concrètes.
Cheffe du groupe
de recherche sur
l’économie du genre
à DIW Berlin Dr.
Katharina Wrohlich
s’est exprimée à ce
sujet: « Tout quota
de genre, peu importe
sa conception, est
préférable à l’absence
d’un quota de genre,
car ce n’est que si
de graves sanctions
gouvernementales
s’appliquent, qu’il y
aura une évolution
dans la composition
du personnel. »
Enfin, à ceux et celles
qui craignent que
les quotas mènent à
une moindre qualité,
j’ai envie de citer
Françoise Giroud, journaliste, écrivaine et
politicienne française d’origine suisse qui
déclara en 1983, il y a donc presque 40 ans : «
La femme serait vraiment l'égale de l'homme
le jour où, à un poste important, on désignerait
une femme incompétente. » P
* https://www.m-q.ch/studie-zu-gesetzlichen-frauenquoten-in-fuehrungspositionen/ : consulté le 21 janvier 2021
24 spectrum 03.21
COUP DE GUEULE
Texte Michèle Dussex
Illustration Archibald Gibut
Des femmes, des ruptures et des
quotas
Faut-il faire comme si les mentalités peuvent changer en
un tournemain ?
Il est une chose que je peine à comprendre.
Le besoin de marquer la rupture. Lorsqu’un
système ne fonctionne pas ou est porteur
d’injustices, il est nécessaire d’en changer,
certes. Cependant, faut-il pour autant se
précipiter, s’empresser d’en modifier toutes
les apparences.
La révolution ou le paraître
L’on sait pourtant que c’est fondamentalement
faux. Les mentalités évoluent lentement,
et ce n’est qu’utopie de prétendre le
contraire. Or, vouloir marquer la rupture
n’offre que deux alternatives : d’un côté celle
d’une révolution, solution trop rapide pour
être accompagnée d’une modification de
fond des mentalités, et de l’autre, la parade,
la façade pour les caméras, sans réel
changement en coulisses. Un second piège
fort pernicieux en cela qu’il crée seulement
l’illusion d’un meilleur système,
l’ancien restant en place dans les faits, au
seul prix d’une légère mue d’ordre purement
cosmétique.
Ainsi, lorsque l’on cherche à faire avancer
la cause des femmes, et de manière
générale, celle de toutes les personnes
victimes d’inégalités, je trouve nécessaire
d’abandonner l’idée de rupture. Le
but ne réside pas dans la possibilité d’une
délimitation claire, d’un avant-après, mais
dans l’établissement d’un traitement égalitaire
solide. Une égalité de surface, d’autant
plus accordée de mauvaise grâce, ne pourra
jamais déboucher sur une véritable fin des
inégalités.
Et les quotas tombent pour moi dans cette
catégorie des mesures de façade, destinés
uniquement à tromper les apparences, à
montrer un changement rapide, sans laisser
mûrir les consciences. Et ce, quel que soit le
type de quota, qu’il soit imposé légalement
ou simplement socialement, donc sans fondation
juridique mais avec le risque bien réel
de voir son organisation pointée du doigt si,
par exemple, aucune femme ne siège à son
conseil d’administration.
Des murs de quotas
De plus, dans ce cas, les quotas sont hautement
contre-productifs, car, en plus de
nourrir une illusion de changement sans que
les mentalités n’aient en réalité bougé d’un
iota, ils entretiennent la dichotomie qu’ils
sont censés atténuer. C’est-à-dire qu’en
stipulant, officieusement ou officiellement,
qu’il faut au minimum tel pourcentage de
femmes, l’on crée un sous-groupe, différencié
du reste et censé porter ses propres intérêts.
Car c’est là la véritable intention des
quotas que de surreprésenter une partie de
la population qui, clairement minoritaire, ne
pourrait jamais faire entendre sa voix propre
sans cela. Il va sans dire que pour une
véritable minorité, linguistique ou autre, la
surreprésentation apparaît ainsi non seulement
utile mais aussi nécessaire, afin d’éviter
de voir ses intérêts systématiquement mis
à l’écart. Néanmoins, ce cas ne correspond
absolument pas à celui des femmes. Car, en
2019, il y avait, selon l’OFS, 4 337 170 femmes
qui résidaient de manière permanente en
Suisse pour quelques 4 268 863 hommes,
ce qui passe pour une proportion plutôt
équilibrée. Il n’existe donc aucun besoin de
surreprésenter les femmes, seulement celui
de mettre fin à leur sous-représentation. Vu
sous cet angle, l’établissement d’un quota
devient porteur d’un message très négatif,
celui de l’octroi d’un droit par le groupe dominant
à un groupe plus faible, vu comme
incapable de défendre ses propres droits par
lui-même.
Ainsi les quotas, en plus de renforcer le clivage
homme/femme tout en simulant une
meilleure harmonie, participent à établir,
voire renforcer, un sentiment de dépendance
de la femme vis-à-vis de son homologue
masculin.
Arrêtons !
Arrêtons donc d’essayer de forcer les choses
! Le problème de représentativité que
connaissent les femmes n’est qu’un symptôme
parmi d’autres d’un système de
pensée gangrené. Chercher à le traiter
sans remonter à sa source ne vaut guère
mieux qu’une campagne de greenwashing.
Alors oui certes, le bilan tiré reste
meilleur que si rien n’était fait, mais cela
n’en empêche pas moins de trouver de
vraies solutions, en masquant les impacts
visibles d’un mode de pensée intangible
et en permettant à chacun de se gargariser
des efforts consentis.
Alors arrêtons d’exiger que, là maintenant
tout de suite, la proportion de femmes
dans la politique, les postes à responsabilités,
les médias, etc. doive être modifiée. Cela
n’est pas représentatif de la vraie évolution
des consciences ! Je ne dis pas qu’il ne faut
pas faire d’efforts pour modifier notre mode
de pensée, seulement qu’il faut agir au bon
niveau et laisser le temps au temps. Que les
injustices se maintiennent en bout de chaîne
ne comporte rien de surprenant, il s’agit
seulement d’un rappel que le travail sur les
consciences n’est pas encore terminé, rappel
qu’il convient de ne pas étouffer. Car une injustice
visible, connue, sur laquelle on peut
agir, est de loin préférable à une inégalité
déguisée, inconnue. P
03.21
spectrum
25
CRITIQUES
Libère-toi de ton conditionnement
rès certainement vous est-il déjà arrivé d’imaginer
ce à quoi pourrait ressembler l’avenir de
T
l’humanité. Je le vois parfois comme un monde incertain,
sombre voire cruel, la faute probablement
aux nombreuses œuvres lues ou visionnées… Dans
l’œuvre présentée ici, les dernières ressources utiles
à la survie de l’espèce sont depuis longtemps
épuisées, la terre a été dévastée par bon nombre de
dérèglements, qu’ils soient climatiques, sociétaux
ou politiques, et les êtres humains ne sont plus que
l’ombre d’eux-mêmes…
Eliott Rey, jeune auteur et étudiant de 24 ans de
l’Université de Fribourg, nous plonge dans un
monde postapocalyptique où les derniers êtres humains
tentent de survivre par tous les moyens nécessaires,
même s’il faut pour cela perdre à jamais
ce qui faisait d’eux… des humains. En effet, dans un
environnement hostile où rien ne subsiste et où la
survie est devenue la principale raison d’être, la seule
règle qui compte est de tuer pour ne pas se faire tuer.
Heureusement il existe une échappatoire à cet enfer
: des centres proposent aux quelques dizaines de
milliers de survivant∙e∙s de passer des tests d’aptitude
afin de savoir s’ils seront utiles aux différentes
sociétés humaines nouvellement constituées sur les
autres planètes et lunes de notre système solaire.
Mais que sont ces tests ? Sont-ils authentiques ou ne
s’agit-il que d’une illusion ? Qui sont ces examinateurs
? Comment être sûr que tout ceci et bel et bien
réel ? Pourquoi personne d’autre que le protagoniste
principal du récit ne semble voir que quelque chose
cloche ? Les questions se bousculent à la fois dans la
tête de ce dernier, mais également dans la mienne.
Le récit prend alors une nouvelle forme dystopique
nous rappelant l’allégorie de la caverne de Platon
puisque vient s’installer une ambiance matrixienne
où plus rien ne semble faire partie de la réalité.
Luca Poli
Dégénérescence programmatique
Eliott Rey, 2021, 306 p.
Amazon Fulfillment
Poland Sp. z o.o., Wroclaw
L’envol du Papillon
es objets ont une histoire. Rien ne sert de le nier.
L En cherchant à s’en débarrasser, loin d’effacer
les souvenirs s’y rattachant, l’on ne fait que de les
convoquer. Et c’est précisément ce qui arrive à Nina
Revskaïa, autrefois ballerine de renom, maintenant
rattrapée par l’âge et des années de surmenage. Personnage
pour le moins acariâtre et renfermé que
cette Nina âgée, qui n’en détone que plus avec la
jeune Nina découverte au travers des souvenirs qui
remontent peu à peu. Une Nina pas encore atteinte
par les désillusions de la vie, qui ne connaît encore
rien des trahisons et n’a pas encore oublié comment
on accorde sa confiance. Car c’est seulement au fil
des souvenirs que la jeune danseuse du corps de
ballet devient l’étoile du Bolchoï, le Papillon, que la
jeune amoureuse devient la femme bien établie du
reconnu poète Viktor Elsin, que l’enfant découvre
l’arrière de la scène et se réfugie dans la danse.
Le régime stalinien et ses purges antisémites pèsent
sur Nina, même si la prise de conscience se fait par
touches. Jeune, elle pouvait se consacrer entièrement
au ballet. Mais en grandissant elle se retrouve
confrontée à un monde de méfiance et de peur, où
personne n’est à l’abri, où tout peut basculer du jour
au lendemain, où les gens ne sont pas ce qu’ils prétendent.
D’abord effarée, elle se laisse peu à peu gagner
par cette méfiance, jusqu’à sa fuite. Une fuite
courageuse certes, le Papillon refusant toujours
de regarder derrière lui, de rétablir la vérité, préférant
vivre avec sa culpabilité et se réfugier dans son
unique échappatoire : la danse.
Mais l’âge finit par la rattraper, l’empêchant de danser,
la clouant dans un fauteuil. Désœuvrée, elle
ne peut plus se protéger de ses souvenirs, surtout
depuis cette lettre. Une lettre accompagnée d’une
photographie, de la part d’un homme cherchant ses
origines. Refusant de regarder ce passé en face, Nina
Revskaïa décide de vendre ses bijoux. Sans se douter
que cela va raviver ces mêmes souvenirs qu’elle
cherche à oublier.
Culpabilité et mémoire, amitiés forgées et brisées,
tours du sort, valeur inestimable du témoignage, ce
roman livre une vision captivante de l’histoire dans
l’Histoire et ne se laisse pas entacher par la noirceur
du contexte, maintenant toujours une petite lueur
au sein de ces destins tragiques.
Michèle Dussex
Un papillon sous la neige
Daphne Kalotay
Presses de la Cité
2011
513 p.
26 spectrum 03.21
KRITIKEN
Resignation oder Hoffnung?
ünf Jahreszeiten ist der zweite Roman der
F Schweizer Autorin Meral Kureyshi. Bildhaft und
poetisch beschreibt sie eine Episode im Leben der
namenlosen Protagonistin. Obwohl die Erzählung
einen roten Faden hat, folgt die Geschichte keinem
klaren Plot und Vergangenheit und Gegenwart sind
manchmal schwer auseinanderzuhalten. Das wiederum
passt gut zur Grundstimmung des Buches und
zur Unentschlossenheit der Protagonistin.
Meral Kureyshi erzählt die Geschichte einer jungen
Frau, die nicht weiss, was sie vom Leben will. Die
Protagonistin arbeitet im Kunstmuseum Bern als
Aufseherin, hat ihren Master in Filmwissenschaften
abgebrochen und wohnt mit ihrem Freund
Manuel zusammen. Das Geld ist immer knapp,
weil sie zusätzlich zu ihren Lebenskosten noch
für die Schulden des Vaters aufkommen muss, der
vor kurzer Zeit an einem Herzinfarkt gestorben
ist. Schnell wird ausserdem klar, dass sie über den
Tod des Vaters noch nicht hinweg ist. Eines Nachts
lernt sie im Ausgang Adam kennen und verliebt sich
in ihn. Das Verhältnis der beiden ist leidenschaftlich
und abenteuerlich. Ihre Beziehung zu Manuel
hingegen ruhig und beständig. Zwischen den beiden
kommt es mehrmals zum Streit wegen Adam und
die Protagonistin entscheidet sich jedes Mal für Manuel.
Trotzdem sind ihre innere Zerrissenheit und
die Sehnsucht nach Adam deutlich spürbar. Einzig
mit Nikola, ihrem Kollegen aus dem Museum, kann
sie über beide Männer sprechen.
Die Protagonistin ist oft mit ihren Gedanken allein,
beobachtet jedoch die Welt um sich herum ganz genau.
Gleichzeitig hat man beim Lesen das Gefühl,
dass sie wie ein Blatt im Wind ziellos hin und her
gewirbelt wird, ohne je festen Boden zu berühren.
Sie scheint sich nie zu einer fundamentalen
Entscheidung durchringen zu können, als warte sie
darauf, dass ihr diese von jemand anderem abgenommen
wird.
Der Schreibstil von Meral Kureyshi ist, wie zu Beginn
bereits erwähnt, sehr detailgetreu, ohne dabei
überladen zu wirken. Sie zeichnet klare Bilder und
man kann sich die Umgebung, in der sich die Protagonistin
befindet, stets sehr gut vorstellen. Trotzdem
erfordert die Geschichte einiges an Aufmerksamkeit,
gerade auch, weil die Erinnerungen der
jungen Frau fliessend in die Rahmenhandlung
übergehen. Mir hat das Buch gut gefallen, auch
wenn ich Schwierigkeiten hatte, mich mit der Antriebslosigkeit
der Protagonistin zu identifizieren.
Natalie Meleri
Fünf Jahreszeiten
Meral Kureyshi
Limmat Verlag
2020
200 Seiten
Gestrüpp, Lotto und Parkplätze
us der Zuckerfabrik ist bereits das dritte Werk
A der Schweizer Autorin Dorothee Elmiger und
war sowohl auf der Shortlist des deutschen wie
auch des schweizerischen Buchpreises. Es ist ein
ungewöhnliches Buch. Es bleibt unkommentiert,
ob es sich dabei um einen Roman, ein Essay oder
sonstige Textgattung handelt. Vielmehr ist es ein
Zusammentragen unterschiedlicher Informationen.
Die Abschnitte reichen von einzelnen Zeilen bis hin
zu mehreren Seiten, wobei Elmiger sowohl fiktive
Elemente wie auch reale Geschichten, beispielsweise
jene des Schweizer Lottogewinners Werner
Bruni, einbindet.
Anstelle eines roten Fadens findet man gleich
mehrere, teilweise verschwinden sie, tauchen wieder
auf, oder bleiben verschollen. Die Autorin
nimmt ihre Lesenden mit auf eine Reise durch die
Zeit und über verschiedene Kontinente. Der Zucker
ist dabei nur eines von vielen Themen. Es geht um
Kolonialismus, Kapitalismus, aber auch um Sehnsucht,
Hunger und sexuelles Begehren. Klare Protagonist*innen
oder einen Spannungsbogen gibt
es nicht. Immer mal wieder kommt Elmiger neben
Werner Bruni auf einen Geliebten C., einen Psychiatriefall
zur Mitte des 20. Jahrhunderts oder auf einen
Parkplatz irgendwo in Amerika zu sprechen. Auch
ein Gestrüpp taucht immer wieder auf.
Eben dieses Gestrüpp ist für mich einer der zentralen
Anknüpfungspunkte im Buch. Es ist Gegenstand
sowohl des ersten Abschnittes wie auch des letzten
und beschreibt darüber hinaus das Leseerlebnis
sehr treffend. Dieses aussergewöhnliche Buch zu
lesen, Abschnitt für Abschnitt, fühlt sich oft an, als
würde man durch ein Gestrüpp gehen. Mal bleibt
man wieder hängen oder hat den Eindruck, falsch
abgebogen zu sein, muss zurückblättern oder einen
Namen nachschlagen. Elmiger hat mit diesem Buch
keine Bettlektüre verfasst. Wer grosse Geschichten
und interessante Handlungsverläufe sucht, ist mit
Aus der Zuckerfabrik schlecht bedient. Dafür bietet
es ganz andere Qualitäten. Das Lesen selbst ist ein
individuelles Erlebnis. Persönliches Vorwissen oder
Interessen haben Einfluss darauf, welche Informationen
die Lesenden herausfiltern. So konzentrieren
sich die einen Lesenden auf diese Zusammenhänge,
die anderen auf jene. Eine zweite Lektüre könnte
folglich ebenso interessant sein wie die erste.
Aus der Zuckerfabrik fordert einen eigenen Beitrag
der Lesenden. Wer diesen Aufwand nicht scheut,
kann sich aber auf ein aussergewöhnliches Leseerlebnis
freuen. Welchen roten Faden findest du?
Sina Gloor
Aus der Zuckerfabrik
Dorothee Elmiger
Carl Hanser Verlag
2020
272 Seiten
03.21
spectrum
27
SOCIÉTÉ
Texte Velia Ferracini
Illustration Philippe Haeni
Cette angoisse du futur : les
entretiens d'embauche
« Sur quoi mes études vont-elles déboucher ? », réponse
à la crainte des entretiens d'embauche.
uels sont vos trois défauts et vos trois
Q qualités ? Ça y est, la question est posée.
Sueur froide. Poussée d'urticaire. On respire.
Que faut-il répondre ? Y ayant longtemps
réfléchi, il est en effet délicat d'aborder cette
question qui peut d'ailleurs prendre d'autres
formes comme « donner vos points forts et
vos points à améliorer », formulation moins
réductrice (l'embuscade restant toutefois la
même !). Les qualités passent encore, bien
qu'il faille tout de même éviter les réponses
trop formelles. En revanche, les
défauts corsent la tâche : évoquer
son côté bordélique ou sa tendance
à être en retard ne semble pas idéal
pour obtenir le job de tes rêves.
Afin de démêler pour vous cette
situation ambiguë, Spectrum a interrogé
différents recruteurs.
Tout d'abord, Eric Davoine, professeur
de la chaire de Ressources
humaines de l'Université de
Fribourg, insiste sur l'importance
de l'anticipation. Car ne pas avoir
de réponse à cette question est le
signe d'un manque de préparation
et donc de professionnalisme. Il
s'agit donc de réfléchir à l'avance à
la réponse que vous allez donner. Il
conseille également de développer
votre réponse en l'illustrant par des
exemples personnels, vous permettant ainsi
de parler de votre expérience.
Simon*, travaillant dans le domaine des ressources
humaines, invite les candidat·e·s à
sélectionner les qualités qu'iels mettront en
avant en fonction du profil recherché par les
recruteur·euse·s. En effet, il sera plus pertinent
d'insister sur des qualités nécessaires
à la réalisation des tâches du travail auquel
vous postuler que de souligner votre talent
de joueur de flûte traversière. Bien qu'être
créatif·ve puisse vous permettre de vous
démarquer des autres, privilégier tout de
même des qualités qui démontrent votre
connaissance de l'entreprise. Cependant, il
* Prénom d'emprunt
vaut mieux ne pas trop embellir une réalité
en vous inventant des skills magiques que
vous ne possédez pas car cela risque d'être
visible dans votre futur professionnel, et
vous aurez l'air malin à avoir prétendu parler
mandarin lorsqu'il s'agira de mettre en
pratique cette qualité forgée de toute pièce.
Il est donc primordial d'être honnête.
L'honnêteté, recommande Simon*, est d'ailleurs
le maître mot pour la partie des défauts.
Il explique en effet qu'un·e candidat·e ayant
menti sur un défaut bloquant ne sera pas à
l'aise s'iel est engagé·e et qu'il est donc préférable
de le mentionner durant l'entretien.
Toutefois, il précise qu'il vaut mieux ne pas
mettre en avant de défauts trop importants
pour le profil recherché. Il conseille également
d'éviter les défauts trop bateau, dont
le fameux « je suis trop perfectionniste »
qui, en plus de n'être pas crédible, souligne
votre manque d'honnêteté et d'originalité.
En tant que recruteur, il explique aussi qu'il
est primordial pour lui d'avoir connaissance
des faiblesses d'un·e candidat·e pour être
capable d'organiser le travail de la façon
la plus efficace possible. Cela ne veut pas
nécessairement dire que mentionner vos
défauts vous empêchera d'obtenir le poste,
mais qu'ils aideront à orienter votre recruteur·euse.
Une autre question piège ?
Simon conseille également de se préparer
à une question qui est très proche de
celle dont il vient d'être question et qui
revient fréquemment : « pourquoi devrait-on
retenir votre candidature en trois
mots ? ». Il explique alors que de
nombreux·euses candidat·e·s ont
tendance à s'étaler sur ce type de
questions alors même que le·la recruteur·euse
attend réellement une
réponse en trois mots. Il est donc
essentiel de préparer également
ce type de questions pour lequel
il est nécessaire de respecter les
critères de l'interrogation. Durant
les entretiens, vos connaissances
de l'entreprise vous seront aussi
fréquemment demandées et il est
donc essentiel de s'informer.
Finalement, il semble que les experts
interrogés aient souligné
deux points : l'importance de la
préparation et de l'honnêteté. En
espérant que ces deux notions
pourront vous aider à briller professionnellement
parlant, et à profiter de
votre parcours universitaire sans vous inquiéter
trop pour votre avenir (tout va bien
se passer, on vous promet !). P
Eleonora Boobìa
nous présente la
Maison Matrice et
ses projets d'aide
aux artistes
28 spectrum 03.21
SEXUALITÄT
Text Sina Hasler
Illustration Alyna Reading
Ein fragiler Triumph
Eine Frau verkündet öffentlich, dass sie transgender ist.
Sie sagt: «Ich bin glücklich.» Leider hört die Geschichte
an diesem Punkt nicht auf.
or kurzer Zeit veröffentlichte die Video-Essayistin
Abigail Thorn auf You-
V
Tube ihre Coming-Out-Story. In typischer
Manier ihres Kanals Philosophy Tube wollte
sie ihren Abonnent*innen unter Beizug philosophischer
Überlegungen von René Descartes
und Maya Angelou näherbringen, wie
es sich anfühlt, die eigene Identität so schonungslos
zu konfrontieren. Abschliessend
sagt sie: «Being trans is a gift, even if other
people make it hard.» Einen ähnlichen Ton
schlug ein paar Wochen zuvor der Schauspieler
Elliot Page an, als er sich als transgender
outete. «My joy is real, but it is also
fragile», schrieb er in seinem Statement.
Die Marginalisierung von Transmenschen
Beide nutzten die Reichweite ihres Coming-
Outs, um darauf aufmerksam zu machen,
welch prekären Lebensrealitäten Transmenschen
nach wie vor und in den letzten Jahren
wieder zunehmend ausgesetzt sind. Für
den Fall Grossbritanniens spricht Thorn
von einer stark überdurchschnittlichen Betroffenheit
von Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit
sowie häuslicher, sexueller und
polizeilicher Gewalt. Am härtesten trifft
es dabei schwarze Transmenschen. Zudem
erlege das rechtliche und gesundheitliche
Schubladensystem Transmenschen zahlreiche
diskriminierende Hürden auf, die ihr alltägliches
Leben unnötig gefährlich machen.
Situation in der Schweiz
Jenna Kraus vom Transgender Network Switzerland
(TGNS) bezeugt, dass obschon
Transmenschen in der Schweiz oft mit ähnlichen
Problemen zu kämpfen haben, die
Lage in der Schweiz nicht dieselbe sei. So
sei beispielsweise die Arbeitslosigkeit für
Transmenschen in der Schweiz ein grosses
Thema. Bei der Transition am Arbeitsplatz
entstehen oft Mobbingstrukturen und der
Transperson wird schlussendlich unter
einem Vorwand gekündigt. Oder aber es
scheitert schon beim Bewerbungsprozess,
weil es einen ganzen Rattenschwanz an Do-
kumenten wie Diplomen und Arbeitszeugnissen
gibt, deren Namen nicht miteinander
übereinstimmen. Was in der Schweiz
mittlerweile jedoch einfacher geworden
ist, sind Namensänderungen. Auch medizinische
und psychotherapeutische Hürdenläufe
wurden nach einem langen Kampf
abgebaut. «Trotzdem ist es in der Praxis
oft noch schwierig. Die neuen Regelungen
werden nicht gut ans Gesundheitswesen,
die Krankenkassen und die Therapeut*innen
kommuniziert. So kommt es zum Beispiel
vor, dass Transfrauen der Besuch bei
der Frauenärztin verweigert wird.» Kraus
erklärt, dass solche Probleme oft darin wurzeln,
dass Transthemen nicht im Lehrplan
von Menschen im Gesundheitswesen vorkommen.
Die Dichte an medizinischer und
psychiatrischer Versorgung in der Schweiz
ist im internationalen Vergleich jedoch ein
Vorteil.
Was in der Schweiz nach wie vor fehle, sei
der rechtliche Schutz von Transmenschen
gegen Hassreden. Sie wurden aus der Definition
des neuen Antidiskriminierungsgesetz
ausgenommen.
Zweigleisige öffentliche Debatte
In Grossbritannien und auch in den USA
lässt sich in der Debatte um Transthemen
ein Backlash verzeichnen. Weisse Cis-Frauen
mit vielen Ressourcen dominieren den
Diskurs und verbreiten das Bild der bedrohlichen
Transfrau. In der Schweiz beobachtet
das TGNS zwei unterschiedliche Tendenzen:
Zum einen wechseln sich gewisse
Leitmedien mit der Publikation transfeindlicher
Artikel ab. Erst kürzlich wurde gegen
die NZZ wegen ihres Plädoyers für die
transfeindliche Bewegung in Grossbritannien
beim Presserat eine Beschwerde und
bei den deutschen Behörden eine Anzeige
wegen Volksverhetzung eingereicht. Auf
der anderen Seite sei in den letzten Jahren
der Anteil an informativer und sachlicher
Berichterstattung im Allgemeinen gestiegen.
«Es wird deutlich, dass sich Fronten
formieren. Die beiden entgegengesetzten
Tendenzen befeuern sich wahrscheinlich
gegenseitig. In der Schweiz ist die Stimmung
bei weitem nicht so aufgeheizt wie
beispielsweise in Grossbritannien. Gewisse
Tendenzen in der öffentlichen Debatte
beunruhigen uns jedoch stark.» Diese Beunruhigung
rührt insbesondere daher, dass
Grossbritannien und die USA in öffentlichen
Diskursen Vorreiterfunktionen einnehmen.
Oft erreichen diese Debatten die
Schweiz erst mit einer Verzögerung. Gerade
vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage,
ob das aktuell noch konstruktive Klima
um Transgenderthemen in der Schweiz tatsächlich
von Dauer sein wird. Oder ob die
Übernahme englischer transphober Parolen
durch manche Leitmedien ein Indikator ist
für eine bevorstehende Wende im öffentlichen
Diskurs. P
Die Fortsetzung des
Artikels und weitere
Informationsquellen
findest du hier:
03.21
spectrum
29
FONDERIE FRIBOURG
Apartis, the place to live !
www.apartis.swiss
A louer
de suite / à convenir
Zu vermieten
ab sofort / nach Vereinbarung
petites colocations · kleine Wohngemeinschaften
372 chambres · Zimmer : CHF 454 - CHF 509
Rue de l’Hôpital 4 | 1700 Fribourg | T +41 26 300 73 13 | apartis@unifr.ch
5 8 2 7
1 3 8 2 9
9 7 1 4
7 1 2
3 1 4 6
2 6 7 1 8
7 5
1 5 8 2 9 6
7 8
#3218
30 spectrum 03.21
1 3 2 6 5
!
COMITÉ · KOMITEE
Photos Indra Crittin
Comité
De gauche à droite : Lisa Schneider, Velia Ferracini, Lara Diserens, Leonardo Mariaca, Meredith Stella, Loïs Pythoud.
Komitee
Von links nach rechts: Florence Valenne, Estelle Zahner, Alyna Reading, Céline Meisel, Katharina Schatton.
IMPRESSUM · MARS · MÄRZ 2021
Rédaction-en-chef·fe · Chefredaktion
Unipolitique · Unipolitik
Culture · Kultur
Online
Couverture · Titelbild
Layout
Correction · Korrektur
Info · Abonnement
Site web · Website
Administration
Marketing
Prochaine parution · Nächste Ausgabe
Leonardo G. Mariaca, Katharina Schatton
Meredith Stella, Florence Valenne
Velia Ferracini, Alyna Reading
Lara Diserens, Estelle Zahner
Noëmi Amrein
Lisa Schneider
Mériem Ottet, Dana Kissling
redaction@spectrum-unifr.ch
abo@spectrum-unifr.ch
student.unifr.ch/spectrum/
Loïs Pythoud
Céline Meisel
03.05.2021
Photographes · Fotograf·innen
Illustrations · Illustrationen
Contributions · Mitautor·innen
Indra Crittin, Thomas Kern
Phillipe Haenni, Emanuel Hänsenberger, Zarina
Fäh, Marlèn Raoul, Archibald Gibut , Alyna Reading
Maxime Corpataux, Thibault Moullet, Velia Ferracini,
Luca Poli, Lara Diserens, Iris Vuichard, Céline
Meisel, Meredith Stella, Florence Valenne, Katharina
Schatton, Leonardo G. Mariaca, Loïs Pythoud,
Alyna Reading, Eleonora Bobbià, Matthias Venetz,
Michèle Dussex, Chantal Mathys, Margaux Collaud,
Natalie Meleri, Sina Gloor, Alexandra Andrist, Ella
Lory, Sina Hasler
Depuis 1958, Spectrum est le journal des étudiant·e·s de l’Université
de Fribourg. Entièrement créé par elleux, le magazine
est également bilingue. Chaque étudiant·e peut participer à sa
conception et ainsi faire ses premiers pas dans le journalisme.
Spectrum paraît six fois par an et est gratuitement à la disposition
de la communauté estudiantine dans les locaux de
l’Université, ainsi que sur Internet.
Tirage : 1.500.
Das Studierendenmagazin Spectrum gibt es seit 1958. Es wird
von Studierenden der Universität gestaltet und ist zweisprachig.
Alle Studierenden können mitmachen und dabei Erfahrungen
im Journalismus sammeln. Spectrum erscheint sechsmal
im Jahr und liegt kostenlos an der Uni und auf dem Internet auf.
Auflage: 1'500.
03.21
spectrum
31
32 spectrum 03.21