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NACHGEFRAGT<br />

Ost und West –<br />

nun auch im Tarif vereint<br />

In Deutschland pendeln hunderttausende Menschen zur Arbeit. Die Statistik der<br />

Bundesagentur für Arbeit zeigt: Dort wo am wenigsten verdient wird, ist der Drang<br />

zum Pendeln am größten – im Osten. In der Zeitarbeitsbranche fällt dieser Grund ab<br />

April weg. Mit der letzten Angleichungsstufe im Tarifvertrag ist sichergestellt: Wer<br />

als Zeitarbeitnehmer in einem ostdeutschen Bundesland arbeitet, bekommt das<br />

gleiche Gehalt wie für die vergleichbare Tätigkeit in einem westlichen Bundesland.<br />

Mehr als dreißig Jahre sind seit dem Fall der Mauer<br />

vergangen, Ost und West sind wieder vereint, aber<br />

längst nicht gleichgestellt – zumindest mit Blick auf den<br />

Verdienst. In der Zeitarbeit gilt ab dem 1. April: durchschnittlich<br />

7,1 Prozent mehr Lohn – und damit das gleiche<br />

Lohnniveau wie im Westen. „Endlich, das wurde<br />

auch mehr als Zeit“, kommentiert Florian Meyer, „auch<br />

wenn es uns durchaus – finanziell gesehen – auch weh<br />

tut.“ Meyer – Vorstandsmitglied von iGZ-Mitgliedsunternehmen<br />

GeAT AG – ist ein Kind aus beiden Welten:<br />

im Osten geboren, im Westen aufgewachsen und im<br />

Osten die berufliche und familiäre Heimat gefunden.<br />

Von 15 Standorten in Thüringen aus überlässt GeAT<br />

Florian Meyer | GeAT AG<br />

rund 1.000 Mitarbeiter in die unterschiedlichsten Branchen,<br />

von der Logistik über die Automobilzulieferung<br />

und Optik bis hin in den gewerblich-technischen und<br />

Handwerksbereich. „Die Zeitarbeitsbranche nimmt eine<br />

Vorreiterrolle ein – nicht nur in Sachen Mindestlohn“,<br />

unterstreicht Meyer, „sondern auch bei der Ost-West-<br />

Angleichung – und das ist wichtig.“<br />

FREUD UND LEID ZUGLEICH<br />

Voll hinter der Tarifangleichung steht auch Jan Lehmkuhl:<br />

„Kaum eine andere Branche hat eine derartige<br />

Entwicklung genommen und es gibt noch nicht viele<br />

Branchen, die eine Ost-West-Lohnangleichung vollzogen<br />

haben.“ Für seine Mitarbeiter sei die Angleichung<br />

der Löhne gut, berichtet der Geschäftsführer der PUR<br />

Montage-Dienstleistungs-GmbH aus Dresden. Aber<br />

Tariflohnerhöhungen bedeuteten im Endeffekt auch<br />

höhere Kosten. „Die Freud der Mitarbeiter ist das Leid<br />

der Zeitarbeits- und Kundenunternehmen. Im vergangenen<br />

Jahr konnten viele Zeitarbeitsunternehmen hier<br />

im Osten die Lohnerhöhungen nicht an ihre Kunden<br />

weitergeben – wir auch nicht. Unsere Preise sind stabil<br />

geblieben, wir haben auf eine Preiserhöhung verzichtet,<br />

um Aufträge und Mitarbeiter zu behalten.“ In<br />

der Coronakrise hätten viele Zeitarbeitsunternehmen<br />

einfach nur noch versucht, am Markt zu bleiben und<br />

hätten zum Teil eingebüßt, um nur mit einem blauen<br />

Auge davonzukommen, berichtet Lehmkuhl von seinen<br />

Erfahrungen. Das iGZ-Mitgliedsunternehmen PUR<br />

überlässt in der gesamten Republik Schweißer. Die Coronapandemie<br />

mit den Nachfrage-Rückgängen in der<br />

Zeitarbeitsbranche und dazu im Metall- und Elektro-<br />

Handwerk hat Lehmkuhl in seinen Auftragsbüchern<br />

doppelt gemerkt. „Aber wir haben das Jahr trotz allem<br />

gut gemeistert“, sagt der gebürtige Westfale.

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