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Anmeldung von Pflegekräften - Gemeinde St. Stefan im Gailtal

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seite 10 geschichte und Kultur<br />

Als Französisch in <strong>St</strong>. <strong>St</strong>efan<br />

Geschäftssprache war<br />

Rückblick auf die Ereignisse vor 200 Jahren<br />

Die Jahre, in denen Napoleon die Geschichte<br />

Europas prägte, brachten auch<br />

für das <strong>Gailtal</strong> tiefgreifende Umwälzungen<br />

mit sich. Zu dieser Zeit zogen wiederholt<br />

Truppen durch das Gebiet, zu<br />

deren Versorgung und Unterbringung<br />

die Bevölkerung beitragen musste.<br />

Auch wurden die Bauern in diesem Zusammenhang<br />

zu zahlreichen Vorspannleistungen<br />

(= Transporte) verpflichtet,<br />

was alsbald für Verst<strong>im</strong>mung bei ihnen<br />

sorgte. 1799 fürchtete der Aichelburger<br />

Landrichter Franz Meickl schließlich<br />

sogar, dass sich die „schwierigen Bauern“<br />

seines Bezirkes ob der sich ergebenden<br />

Belastungen gegen die Obrigkeit<br />

erheben könnten.<br />

schon 1797 wurde das untere gailtal für<br />

zwei Monate <strong>von</strong> den Franzosen besetzt,<br />

1805 folgte ein weiteres französisches intermezzo.<br />

Weit nachhaltiger sollte für unser<br />

gebiet der Vorstoß der Franzosen <strong>im</strong><br />

Jahr 1809 sein. Oberkärnten, und damit<br />

auch das gailtal, wurden für mehrere Jahre<br />

den <strong>von</strong> napoleon neu geschaffenen<br />

„Illyrischen Provinzen“, die direkt Frankreich<br />

unterstellt waren, zugeordnet. Was<br />

folgte war die völlige neugestaltung der<br />

Verwaltungs- und rechtsstrukturen nach<br />

französischem Vorbild.<br />

Die Provinzen wurden in Kantone und Mairien<br />

(= gemeinden) untergliedert. Die Mairien<br />

aichelburg, Hermagor, Kühnburg, rattendorf<br />

und Wasserleonburg waren <strong>im</strong><br />

Kanton Hermagor zusammengefasst. so<br />

wie heute wurde auch schon damals in<br />

Der Förderungspreis für Geistes- und<br />

Sozialwissenschaften ging 2008 an die<br />

<strong>St</strong>. <strong>St</strong>efanerin Mag. Dr. Heidi Rogy.<br />

den jeweiligen Mairien ein gemeinderat,<br />

bestehend aus dem Maire (= bürgermeister),<br />

adjunkten und Munizipalräten, gebildet.<br />

Zu den aufgaben des Maire gehörten<br />

die Verwaltung des Kommunalvermögens,<br />

die Ortspolizei, die Führung des Matrikel-<br />

und standesamtswesens, der erhalt <strong>von</strong><br />

schulen, öffentlichen gebäuden und Verkehrseinrichtungen,<br />

die armenfürsorge<br />

und teilweise auch das richteramt. bislang<br />

waren die Pfarrer mit der Führung der Matrikel<br />

(geburts- und sterberegister) betraut<br />

gewesen. neu eingeführt wurden auch Zivilehe<br />

und das notariatswesen. Kirchliche<br />

trauungen galten fortan rechtlich nicht<br />

mehr als verbindlich. urkunden, dazu zählten<br />

Pachtkontrakte, Heirats- und Kaufverträge,<br />

Vollmachten, schuldbriefe, schenkungen<br />

usw. waren nur mehr gültig, wenn<br />

sie <strong>von</strong> einem autorisierten notar verfasst<br />

worden waren. Die geschäftssprache war<br />

französisch, doch da es vielfach an den<br />

entsprechenden Kenntnissen mangelte,<br />

wurden regierungsverordnungen auch in<br />

deutscher sprache veröffentlicht und budgetentwürfe<br />

und der begleitende schriftverkehr<br />

nicht selten erst bei der intendanz<br />

in Villach übersetzt.<br />

Zünfte, innungen und gewerbeberechtigungen<br />

wurden aufgehoben. Die grundbücher<br />

waren nun nicht mehr <strong>von</strong> den<br />

grundherren zu führen. Diese aufgabe<br />

übernahm das Hypothekenamt in Villach.<br />

Das untertanenverhältnis war durch die<br />

aufhebung der Patr<strong>im</strong>onalgerichtsbarkeit<br />

bedeutend gelockert worden. Die lehens-<br />

sie bekam diesen Preis für ihre gesamten<br />

wissenschaftlichen arbeiten. Mag.<br />

Dr. Heidi rogy hat in salzburg ge-<br />

rechtlichen Verpflichtungen der untertanen<br />

gegenüber ihren grundherren blieben zwar<br />

weiterhin bestehen, doch wurden mit Dekret<br />

vom 10. Juli 1810 alle naturalabgaben<br />

und roboten in geldleistungen umgewandelt<br />

und die urbarialabgaben um ein Fünftel<br />

verringert. Diese Maßnahmen waren<br />

eine wesentliche erleichterung für die bevölkerung.<br />

Der staat verstand es aber<br />

auch, sich neue einnahmequellen zu erschließen,<br />

indem er etwa das Monopol für<br />

den Handel mit salz, tabak, salpeter und<br />

Pulver für sich beanspruchte und eine Fenster-<br />

und türsteuer einführte. auf wenig<br />

gegenliebe bei der bevölkerung stieß<br />

auch die installierung des französischen<br />

Kalenders, der die Zahl der Feiertage auf<br />

vier reduzierte. Vielfach wurde an den abgeschafften<br />

Feiertagen die arbeit trotzdem<br />

ruhen gelassen und der gottesdienst besucht.<br />

eine weitere äußerst unbeliebte<br />

Maßnahme waren die Konskriptionen (=<br />

aushebung <strong>von</strong> rekruten). entzog sich<br />

einer der bei einem auswahlverfahren ermittelten<br />

Konskribenten dem Zugriff des<br />

Militärs, so wurde er zu einer hohen geldstrafe<br />

verurteilt, für deren bezahlung auch<br />

dessen eltern hafteten, was den sozialen<br />

Druck auf diese erhöhte. 1812 wurde georg<br />

schumy aus st. Paul <strong>von</strong> einem tribunal<br />

in Villach als flüchtiger Konskribent<br />

verurteilt.<br />

1813 gelang es den Österreichern die<br />

Franzosen wieder aus Oberkärnten zu<br />

vertreiben. nach der staatlichen rückgliederung<br />

wurde so manche neuerung, die<br />

zur Zeit der illyrischen Provinzen eingeführt<br />

worden war, wieder aufgehoben. Dies<br />

wurde nicht allgemein als glücksfall empfunden,<br />

zu schwer wogen die erfahrenen<br />

Freiheiten und erleichterungen.<br />

Mag. Dr. Heidi Rogy<br />

Kulturpreis des Landes Kärnten 2008<br />

Bgm. Hans Ferlitsch und Landesrätin Nicole Cernic (re.) gratulierten Dr. Rogy recht herzlich, am<br />

Foto weiters ihre Mutter Hermine<br />

schichte sowie Publizistik und Kommunikationswissenschaft<br />

studiert.<br />

seit 1999 ist sie be<strong>im</strong> geschichtsverein<br />

für Kärnten angestellt. Für ihre Dissertation<br />

mit dem Thema „Tourismus in Kärnten.<br />

Vom ausgehenden 18. Jahrhundert<br />

bis zum ersten Weltkrieg“ wurde sie<br />

1999 mit dem Preis des geschichtsvereines<br />

für Kärnten und des landeshauptmannes<br />

<strong>von</strong> Kärnten ausgezeichnet. sie<br />

hat außerdem zahlreiche Veröffentlichungen<br />

und wissenschaftliche arbeiten<br />

verfasst. auch hat sie an unserem buch<br />

„<strong>St</strong>. <strong>St</strong>efan <strong>im</strong> <strong>Gailtal</strong>, Natur – Kultur –<br />

geschichte einer landgemeinde“ maßgeblich<br />

mitgearbeitet.<br />

Wir gratulieren Frau Mag. Dr. Heidi<br />

Rogy recht herzlich zu dieser Auszeichnung.

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