WOMAN-INTHECITY Magazin Mai/Juni 2021
Lokales Frauenmagazin Kieler Förde
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PFLEGEFAMILIEN ÜBERNEHMEN EINE<br />
WICHTIGE GESELLSCHAFTLICHE AUFGABE –<br />
UND WERDEN IMMER DRINGEND GESUCHT!<br />
DIE CHEMIE MUSS STIMMEN<br />
Woman in the city sprach mit Edda<br />
Lilienfein vom Pflegekinderdienst in<br />
Kiel über Pflegefamilien & die<br />
besonderen Herausforderungen.<br />
<strong>WOMAN</strong> IN THE CITY: WIE GROSS IST DER BEDARF AN<br />
PFLEGEFAMILIEN?<br />
Edda Lilienfein: Der Bedarf ist unverändert hoch. Kinder<br />
brauchen einen stabilen familiären Rahmen, damit<br />
sie sich gut entwickeln und zu tragenden Mitgliedern<br />
unserer Gesellschaft werden können. Für Kinder, die<br />
aus unterschiedlichen Gründen nicht bei den leiblichen<br />
Eltern aufwachsen können, übernehmen Pflegefamilien<br />
diese Aufgabe.<br />
Das ist eine ganz besondere und wichtige gesellschaftliche<br />
Aufgabe. Deshalb benötigen wir regelmäßig<br />
neue Pflegeeltern, insbesondere für Kinder mit einem<br />
erhöhten Betreuungs- und Förderbedarf sowie für Geschwisterkinder.<br />
WITC: WIEVIELE PFLEGEFAMILIEN GIBT ES IN KIEL<br />
UND WAS IST DIE MOTIVATION FÜR VIELE?<br />
Wir betreuen 110 Pflegefamilien mit einem oder mehreren<br />
Kindern in Kiel und noch einmal so viele Pflegefamilien<br />
in ganz Schleswig-Holstein. Die Motive, ein<br />
Pflegekind aufzunehmen, sind unterschiedlich: Kinderlose<br />
Paar erfüllen so ihren Wunsch nach Familienleben.<br />
Bestehende Familien verwirklichen mit der Aufnahme<br />
von Pflegekindern ihren Wunsch nach einer größeren<br />
Familie. Manche Pflegeeltern möchten durch ihr Engagement<br />
einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag<br />
leisten.<br />
WITC: WIE QUALIFIZIEREN SICH FAMILIEN ALS PFLE-<br />
GEFAMILIE?<br />
Pflegeeltern müssen Freude am Zusammenleben mit<br />
Kindern und Jugendlichen mitbringen, sie benötigen<br />
Geduld, Einfühlungsvermögen und Belastbarkeit. Ihre<br />
wirtschaftlichen Verhältnisse müssen gesichert sein,<br />
und sie benötigen ausreichenden Wohnraum, müssen<br />
gesund sein und dürfen keine einschlägigen Vorstrafen<br />
aufweisen. Pflegeeltern müssen der Lebenswelt<br />
des Kindes gegenüber aufgeschlossen und bereit sein,<br />
mit dem Pflegekinderdienst und den leiblichen Eltern<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Wir lernen potenzielle Pflegeeltern in mehreren Gesprächen<br />
und in ihrem Zuhause kennen und filtern mit<br />
ihnen gemeinsam heraus, welches Kinderprofil zu ihnen<br />
passt. Nach der Vermittlung eines Kindes sind wir<br />
mit den Pflegeeltern im regelmäßigen vertrauensvollen<br />
Austausch, besuchen sie zu Hause, sprechen mit<br />
den Kindern, beraten und unterstützen bei Problemen,<br />
sodass wir Belastungen beziehungsweise Überforderungen<br />
mitbekommen.<br />
WITC: WIE PERSÖNLICH SIND SIE IN DIE VERMITT-<br />
LUNG INVOLVIERT?<br />
Jede neue Vermittlung wird im Team und mit mir als<br />
Sachbereichsleiterin besprochen und abgewogen.<br />
Mir ist es ein großes Anliegen, dass Pflegekinder und<br />
Pflegeeltern glücklich miteinander werden, wofür wir<br />
eine gute Passung zwischen Pflegeeltern und Kindern<br />
finden müssen, bei der auch „die Chemie“ stimmen<br />
muss. Und dann freue ich mich immer ganz besonders,<br />
wenn die Kinder nach einer gewissen Zeit in der Pflegefamilie<br />
aufblühen und sich stabilisieren. Das ist toll!<br />
STECKBRIEF:<br />
Name: Edda Lilienfein<br />
Beruf: Sachbereichsleiterin des<br />
Pflegekinderdienstes und der<br />
Adoptionsvermittlung beim<br />
Jugendamt der Landeshauptstadt Kiel.<br />
Lebensmotto: Ein respektvolles und<br />
wohlwollendes Miteinander.<br />
Familie: Mein Mann und ich haben als Patchworkfamilie<br />
zusammen fünf tolle erwachsene Kinder und<br />
vier wunderbare Enkelkinder.<br />
Mein größter Wunsch: Immer eine ausreichende<br />
Auswahl an Pflegeeltern zu haben, damit wir die Kinder<br />
in ein liebevolles Zuhause vermitteln können.<br />
20<br />
WITC: IN ZEITEN DER PANDEMIE – VOR WELCHEN HE-<br />
RAUSFORDERUNGEN STEHEN PFLEGEFAMILIEN?<br />
Prinzipiell stehen Pflegeeltern vor den gleichen Herausforderungen<br />
wie alle Eltern. Bei Pflegekindern<br />
mit Entwicklungsverzögerungen oder erhöhten pädagogischen<br />
Bedarfen sind die besonders relevanten<br />
Unterstützungsleistungen und Förderprogramme leider<br />
nicht durchgehend gewährleistet. Darüber hinaus<br />
können Angebote zum Austausch der Pflegefamilien<br />
untereinander sowie unsere regelmäßigen Fortbildungsangebote<br />
für Pflegefamilien auch leider nur eingeschränkt<br />
stattfinden.<br />
b<br />
// Sie interessieren sich für eine Pflegelternschaft?<br />
Jugendamt/ Pflegekinderdienst / Ansprechpartnerin:<br />
Edda Lilienfein / Tel. 0431-901-3640<br />
E-<strong>Mai</strong>l:pflegekinderdienst@kiel.de<br />
www.kiel.de/pflegekinderdienst