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annalive - St. Anna-Hilfe gGmbH

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17 PRaXIS<br />

Einmal im Monat treffen sich türkische und deutsche Frauen zur Wohlfühlinsel<br />

in den lebensräumen in Bad Wurzach. Fast immer mit dabei ist<br />

Susanne Baur, die Gemeinwesenarbeiterin der Wohnanlage (2.v.l.).<br />

Integrationsprojekt in den Lebensräumen „Am Schloss“ Bad Wurzach<br />

Wohlfühlinsel verbindet Menschen<br />

BAD WURZACH – Die Gemeinwesenarbeit der „Le-<br />

bensräume für Jung und Alt“ soll über die Aktivitäten<br />

zwischen den Bewohnern der Wohnanlage<br />

hinaus auch in die jeweilige Gemeinde oder den<br />

<strong>St</strong>adtteil ausstrahlen. In Bad Wurzach, wo der Anteil<br />

von türkischstämmigen Mitbürgern bei rund<br />

20 Prozent liegt, ist ein wichtiges Angebot das<br />

Integrationsprojekt „Wohlfühlinsel für pflegende<br />

Angehörige“. Seit etwa zwei Jahren trifft sich<br />

hier eine Gruppe von Frauen mit türkischem und<br />

deutschem Hintergrund: nicht nur zum Austausch,<br />

sondern auch um zusammen Zeit zu verbringen,<br />

die von viel Heiterkeit und Humor geprägt ist.<br />

text/Foto: anne Oschwald<br />

Einmal im Monat empfängt eine Tafel die Besucher<br />

der Lebensräume in Bad Wurzach mit „Herzlich<br />

willkommen bei der Wohlfühlinsel“. Drinnen wird<br />

schon lebhaft diskutiert, und ein reger Austausch<br />

findet statt: in einem Sprachgemisch aus türkisch<br />

und deutsch. Die Gruppe von meist rund<br />

zehn Frauen beratschlagt etwa, ob und wann ein<br />

Besuch in der Blindenschule in Baindt stattfinden<br />

könnte. Außerdem soll eine Referentin zum<br />

Thema „Demenz“ zum nächsten Termin eingeladen<br />

werden. Weitere Programmpunkte für die nächsten<br />

Treffen stehen außerdem noch auf dem Plan.<br />

Organisatorische Aufgaben werden verteilt.<br />

Zum Hintergrund des Angebotes: In Bad Wurzach<br />

leben rund 20 Prozent Mitbürger türkischer<br />

Abstammung. Durch die Ansiedlung der Glasfabrik<br />

kamen vor vierzig Jahren die ersten türkischen<br />

Gastarbeiter in die oberschwäbische <strong>St</strong>adt. Die<br />

Frauen, die bei der Wohlfühlinsel mit von der<br />

Partie sind, kamen später, oft als zehn- oder<br />

zwölfjährige Mädchen, aus der Türkei. Für sie, wie<br />

für die Mitbürger der ersten Generation, ist die<br />

fehlende Sprache häufig ein Hemmnis sich in der<br />

Gemeinde integrieren zu können. „Sprache ist der<br />

zentrale Ansatzpunkt“, erklärt auch Susanne Baur,<br />

die Gemeinwesenarbeiterin in den Lebensräumen<br />

Bad Wurzach.<br />

Austausch von Informationen<br />

Ein Anliegen der Wohlfühlinsel ist es daher, dass<br />

die Frauen sich austauschen und dass sie für die<br />

Bewältigung ihres jeweils ganz speziell geprägten<br />

Alltags nötige Informationen erhalten. Zwei<br />

Frauen etwa haben Söhne mit Behinderung. Für<br />

sie sind Themen wie Pflege, Kostenübernahme<br />

für ambulante Angebote oder auch Möglichkeiten<br />

der Kurzzeitunterbringung interessant. Eine junge<br />

türkische Frau mit starkem Rheumatismus ist<br />

zum ersten Mal bei der Gruppe und erhofft sich<br />

Informationen über Therapeuten oder Ärzte, die<br />

ihr helfen könnten, ihre starken Schmerzen besser<br />

bewältigen zu können. Andere haben Eltern oder<br />

Verwandte im Seniorenalter und interessieren<br />

sich für Informationen, falls eine Pflegesituation<br />

eintreten sollte. „Türken sehen Krankheit oft als<br />

Schicksal. Deutsche sind diesbezüglich offener“,<br />

wird ein Vergleich in der Gruppe zwischen den<br />

Kulturen gezogen. Dies ist auch ein Grund, warum<br />

mögliche <strong>Hilfe</strong>n und Unterstützungen von Türkischstämmigen<br />

oft nicht genutzt werden.<br />

Dennoch stoßen Themen mit Alltagsbezug auf<br />

großes Interesse. Zu einem Vortrag zur Demenz<br />

kamen rund 30 Besucher aus der Gemeinde, viele<br />

von ihnen waren türkischstämmige Mitbürgerinnen.<br />

Der deutschsprachige Vortrag wurde für<br />

sie simultan von einer <strong>St</strong>udentin übersetzt.<br />

Doch die Runde bei der Wohlfühlinsel ist alles andere<br />

als ernsthaft ausschließlich auf Fach- und<br />

Pflegethemen bezogen. Die Heiterkeit und die<br />

Scherze zeigen, dass auch das Beisammensein<br />

wichtig ist und wohltuend wirkt. Und so einen<br />

Beitrag zur Integration leisten kann. ❑<br />

Informationen:<br />

Die Wohlfühlinsel entstand aus dem Angebot<br />

zum Projekt „Pflegebegleiter“ Bad Wurzach,<br />

das initiiert wurde von Susanne Burger. Sie ist<br />

ebenso wie die Gemeinwesenarbeiterin Susanne<br />

Baur und die Integrationsbeauftragte der<br />

<strong>St</strong>adt, Gabriele Bloching, bei den Treffen dabei.<br />

Die Wohlfühlinsel ist ein offenes Angebot. Wer<br />

Interesse hat, ist eingeladen. Nähere Infos bei<br />

Susanne Baur, Lebensräume für Jung und Alt,<br />

Telefon: 07564 3179.

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