Ausgabe Nr. 3 / 2003 - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
Ausgabe Nr. 3 / 2003 - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
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Ruanda-Kenner Pfarrer Norbert Lixenfeld, ehemals Verwaltungsratsvorsitzender<br />
des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> und heute <strong>Krankenhaus</strong>seelsorger in Dernbach,<br />
begleitete das medizinische Team aus <strong>Limburg</strong> als Kontaktperson<br />
und Dolmetscher.<br />
Nach wie vor sind es vor allem<br />
die Kinder, die unter den unsäglichen<br />
medizinischen Bedingungen<br />
leiden müssen: Wenn ein einjähriges<br />
Kind in seinem Bettchen<br />
vor sich hinstirbt, weil es an den<br />
Grundlagen für die einfachsten<br />
diagnostischen Untersuchungen<br />
fehlt, stellt man hierzulande so<br />
manches Anspruchsdenken in<br />
Frage...<br />
16<br />
D<br />
ie Verbindung von <strong>Limburg</strong><br />
nach Ruanda kam<br />
nicht von ungefähr. Schließlich<br />
ist Klaus Lanio Gründer und<br />
Vorsitzender des Ruanda-Vereins<br />
<strong>Limburg</strong> e.V., Pfarrer Norbert<br />
Lixenfeld, Ruanda-Kenner<br />
und ehemaliger Verwaltungsratsvorsitzender<br />
des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>,<br />
begleitete die Gruppe als<br />
Kontaktperson und Dometscher.<br />
Der seit 1998 agierende<br />
Ruanda-Verein arbeitet zudem<br />
mit der AG Länderpartnerschaft<br />
des Innenministeriums<br />
Rheinland-Pfalz zusammen<br />
(Ruanda ist Partnerland des<br />
Bundeslandes). So ging es neben<br />
der tätigen Hilfe vor Ort<br />
auch darum, die gravierendsten<br />
Notwendigkeiten zu registrieren:<br />
Es soll sicher gewährleistet<br />
sein, daß die Gelder des<br />
Ruanda-Vereins auch sinnvoll<br />
eingesetzt werden.<br />
Neben solcher Bestandsaufnahme<br />
war der Besuch für Ärzte<br />
wie Krankenschwestern vor allem<br />
ganz persönlich ein einschneidendes,<br />
prägendes Erlebnis<br />
und stellte manch Selbstverständliches<br />
in Frage. Dr.<br />
Brigitte Boss: „Ich habe ein<br />
ganz anderes Verhältnis zu<br />
meiner Arbeit entwickelt und<br />
hinterfrage heute mehr denn je<br />
unser Anspruchsdenken im Gesundheitswesen,<br />
unsere perfekt<br />
entwickelte Vollkasko-Mentalität.“<br />
Kein Wunder, wenn man erlebt,<br />
daß eine junge Frau nicht<br />
operiert werden kann, weil sie<br />
sich das hierzu nötige Osteosynthese-Material<br />
nicht leisten<br />
kann. Daß Operationen erst<br />
viel zu spät durchgeführt wer-<br />
Kochen im Krankenzimmer (rechts im Bild der Herd) - hierzulande eine<br />
nicht vorstellbare Groteske, Realität in Ruanda: Die Patienten, respektive<br />
ihre Angehörigen, müssen sich selbst versorgen...<br />
Vorkasse stat<br />
Ärzte und Krankenschwestern des <strong>St</strong>. Vinc<br />
Der Patient muß seine Bettwäsche mitbringen,<br />
für Unterkunft und Essen müssen er, respektive<br />
seine Angehörigen, selbst sorgen. Lediglich das<br />
Bett wird vom <strong>Krankenhaus</strong> gestellt, Behandlung<br />
gibt es nur gegen Vorkasse. Ein Ausblick ins<br />
<strong>Krankenhaus</strong>wesen 2100? Ein nicht ganz ernstgemeintes<br />
Phantasie-Produkt der Sparkommissare<br />
im Gesundheitswesen? Weit gefehlt: dies ist<br />
tatsächlich Realität im Jahre <strong>2003</strong>: Ruanda ist<br />
der Schauplatz solcher Genesungs-Bedingungen<br />
- ein Szenario, angesichts dessen einem die im<br />
Maßstab der Industrieländer berechtigte Kritik<br />
an den sich düster abzeichnenden Entwicklun-<br />
den können, weil die Patienten<br />
sich die Kosten hierzu jahrelang<br />
vom Munde absparen<br />
mußten. Oder wenn man damit<br />
konfrontiert wird, daß ein einjähriges<br />
Kind in seinem Bettchen<br />
ganz langsam vor sich<br />
hinstirbt, weil es an den<br />
Grundlagen für die einfachsten<br />
diagnostischen Untersuchungen<br />
fehlt...<br />
Ganz zu schweigen von den<br />
ganz alltäglichen Arbeitsbedingungen:<br />
Ein einziger Chirurg<br />
ist am <strong>Krankenhaus</strong> Kabgayi<br />
von der Geburtshilfe bis zur<br />
Amputation für alles zuständig.<br />
Und das bei einem riesigen<br />
Einzugsgebiet: Für die acht<br />
Millionen Ruander sind im<br />
ganzen Land insgesamt vier<br />
große Krankenhäuser zuständig,<br />
das Haus in Kabgayi mit<br />
seinen rund 400 Betten hat<br />
nach Schätzung von Dr. Mar-<br />
kus Holzmann einen Einzugsbereich<br />
von mindestens drei<br />
Millionen Menschen. Diese<br />
sind zudem aufgrund der dortigen<br />
Verkehrsbedingungen oft<br />
tagelang unterwegs, bis sie den<br />
Ort möglicher medizinischer