Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausgabe #21 Juni-Juli 2021
Die Wölfe sind zurück!
DARKFALL - MORTAL STRIKE
NAPLAVA - SILVER LAKE - SATYRICON
HÖRST - MÄDHOUSE - EWÏG FROST
Pumpkins United
© Martin Häusler
Wölfe, Szene, Festln
Stark!er Beginn
Liebe Leser,
vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche zum „20er“, darüber haben wir uns sozusagen „einen Wolf “
gefreut - womit wir bei vorliegendem Heft wären.
Wenngleich das Cover mit POWERWOLF und HELLOWEEN (auch optisch) schön Heavy Metallisch besetzt
ist, regiert im Blattinneren wie immer die rockende Vielfalt, was Namen wie NAPLAVA, SATYRICON
oder SILVER LAKE hübsch untermauern.
HÖRST bringen etwas „Nerd Rock“ ins Mag und vertreten nebst EWÏG FROST oder MÄDHOUSE
die heimische Szene, für deren Zusammenhalt DARKFALL und MORTAL STRIKE ein stark!es
Plädoyer halten: mit gemeinsamer Platte und ebensolchem Interview.
Zahlreiche Reviews und Specials - etwa Manuels ALKBOTTLE-Werkschau,
Prost! - ergänzen die 21 perfekt, dem nicht genug, geht zeitgleich die
vierte Folge unseres „88.6 Stark!Strom Backstage Podcast“ auf
www.radio886.at und allen üblichen Plattformen online. Niki, Claudia
und Mike plaudern wieder über (den Rock-)Gott und die (Metal-)Welt -
und mit Moritz vom VIENNA METAL MEETING.
Dieses soll im Oktober 2022 über die Bühnen gehen. Ob es davor, vielleicht
sogar in diesem Sommer, noch ein Stark!Strom!Fest gibt, erfahrt ihr zeitgerecht
auf unserer Homepage und unseren Social Media-Kanälen, die sowieso
immer einen Besuch wert sind.
Ergänzend zum Magazin, versteht sich, mit dem wir euch jetzt
viel Spaß wünschen!
Andi Appel, Herausgeber
radio886.at
Der brandneue
Rock & Metal-Podcast
Mailorder-Editionen & farbiges Vinyl EXKLUSIV auf
www.NUCLEARBLAST.de | www.FACEBOOK.com/NUCLEARBLASTRECORDS
Strom-Rudel
Der augenzwinkernde Zwilling
Die Saarbrückener Schwermetall-Lykanthropen liefern am 9. Juli mit ,,Call Of The Wild“
(Napalm Rec.) erneut synthlastigen Power Metal mit Hochrisikoohrwurmpotential.
Wir haben Alphatier Matthew Greywolf auf den Reißzahn gefühlt.
Über Dudelsacksounds, Gesellschaftskritik – und den Albumtitel:
© Matteo Fabbiani
Den habe ich schon länger im Kopf, da er für mich
schon immer eine Art Motto war, für Heavy Metal,
für POWERWOLF. Der Titel lässt sich ja in verschiedene
Richtungen deuten, als ,,Ruf der Wildnis“
oder auch als ,,Ruf der Wilden“. Im Konzert, alle
schreien, alle Regeln sind außer Kraft gesetzt, du
lässt einfach mal alles raus. Ich glaube, diesen
Ruf, einfach mal alles abschütteln, brauchen wir
dieser Tage mehr denn je.
Deshalb war das für mich der perfekte
Albumtitel. Weil er sinnbildlich
für die Heavy Metal-Szene, diese
Gemeinschaft, steht. Aber auch ob
der anderen Bedeutung, dem Ruf
der Wildnis. Mehr denn je haben
wir nämlich auf dieser Platte verschiedene
Legenden aufgegriffen, verschiedene
Kreaturen thematisiert.
Sammeln sich diese Songs über die Zeit an - oder
arbeitet ihr aktiv darauf hin?
Nicht aktiv, das funktioniert bei uns nicht. Ein
gutes Beispiel ist ,,Beast of Gévaudan“, diese Story
geistert mir seit fast zehn Jahren im Kopf rum.
Als ich darüber gestolpert bin, dachte ich mir
sofort, das ist perfekt für POWERWOLF. Aber so
ein Song lässt sich natürlich nicht erzwingen.
Ich bin ja beim Songwriting sehr old school, hab
tausend Zettel in meinem Studio rumfliegen mit
Notizen und Gedanken, die meisten davon kann
ich nicht mal mehr nachvollziehen. Aber irgendwann
bin ich dann wieder über diesen Zettel
gestolpert, auf dem „Gévaudan“ draufstand, da
war plötzlich eine Melodie dazu da und dann
nahm das seinen Lauf, das ist einfach passiert.
Bei deinen Studio-Zetteln würde ich gerne nachhaken.
Du bist der Main-Songwriter bei POWERWOLF.
Wie läuft der Prozess tendenziell ab? Eine konkrete
Formel dafür gibt es ja wohl nicht.
(lacht) Ich muss leider bestätigen,
es gibt keine Formel. Bei dem neuen
Album war es aber so, dass ich
oft das Thema oder ein Catch-Verb
im Kopf hatte. Bei ,,Varcolac“ etwa,
da hast du einen Begriff, geiler
Songtitel, das ist catchy, das passt,
dazu gibt es sehr faszinierende
Geschichten. Dann ist es in der Regel so, dass
mir zu diesem Wort eine Stimmung, eine Melodie
oder ein Riff einfällt. Rundherum wird dann der
Song arrangiert. Klappt natürlich nicht immer.
Es gibt genug Einbahnstraßen, bei denen du
irgendwann aufgibst.
„Da kannst du
als Künstler eigentlich
nicht still sein“
„Morgen tut uns
jeder einzelne
Knochen weh, aber das
war es einfach wert“
Dann sprechen wir doch mal über die Songs, bei
denen es - ganz wunderbar - geklappt hat. Etwa
über meinen persönlichen Favoriten, den düsterstampfigen
,,Varcolac“. Den Refrain bekommt man
nicht mehr los.
So soll es sein, haha. Der Song ist, wie erwähnt,
aus dem Wort entstanden. Ich lese viel und stolpere
ständig über Dinge, die ich gerne
in Songform verarbeiten würde.
,,Varcolac“ stand als Begriff schon
länger im Raum, das Wort alleine
klingt ja schon gewaltig. Mir war
klar, das kann kein schneller, kein
leichter Song werden. Das muss sehr
monumental und wuchtig werden.
Ich glaube, wir haben noch nie mit derart tiefgestimmten
Gitarren gearbeitet. Die Gitarren sind
auf G runtergestimmt, das hat man im Power
Metal in der Regel nicht. Das hat für mich den
Charakter von so einem mächtigen Wesen ausgemacht,
dieses stampfende Riff. Der Song hat
für mich einen ausgesprochenen Stand-Alone-
Charakter, ist auch im POWERWOLF-Kontext sehr
hart geworden, gleichzeitig behält er aber noch
immer das Melodische bei und ist, denke ich,
auch sehr catchy geworden. Den werden wir definitiv
live spielen, wann immer das sein wird
(lacht).
Etwas weiter die Tracklist hinunter: „Blood For Blood
(Faoladh)“ mit Dudelsack-Sound. Wie kam es zu diesem
Wagnis?
Ausgangspunkt war unser letztes Album „The
Sacrament Of Sin“, wo wir auch schon unsere
Komfortzone etwas verlassen und hier und da
Neuland betreten haben. Wir merkten, das Album
wurde total geliebt, auf den Konzerten wurden
die neuen Songs gefeiert wie die alten Klassiker,
was uns bestärkte, mit neuen Elementen zu
spielen. Aber es wird immer nach
POWERWOLF klingen, weil wir einfach
eine sehr starke Identität mitbringen.
Attila (Sänger, Anm.) klingt
nunmal wie Attila, das kann er nicht
ändern, das wird immer so sein.
Die Dudelsack-Sounds sind mit einem
Synthesizer eingespielt worden?
In der Tat. Niemand von uns ist in der Lage, einen
Dudelsack zu bedienen. Wir wollten da auch
bewusst jetzt nicht zu sehr in die Originalecke
gehen. Da gibt es so viele Bands, die das unglaublich
toll machen, da wollten wir nicht als
4 5
Strom-Rudel
Bezahlte Anzeige
6
Halbwissende anfangen, mit
diesen Instrumenten zu arbeiten
(lacht). Da sind wir bei
den Synths geblieben, das verstecken
wir auch nicht, warum
auch.
Weiter geht's mit ,,Glaubenskraft''.
Ein deutschsprachiger Track pro
Platte ist ja bei euch schon fast
die Regel.
Vorweg: Eine Regel ist es nicht. Im Gegenteil, ich
habe mich sogar ein bisschen dagegen gewehrt
(lacht), weil ich genau diesen Regelzwang vermeiden
wollte. Trotzdem bin ich über den Begriff
„Glaubenskraft“ gestolpert. Ich denke, niemand
ist umhingekommen, sich in den letzten Jahren
mit dem Umgang der katholischen Kirche mit
dem Missbrauch in den eigenen Reihen zu beschäftigen.
Dabei bin ich tatsächlich über vieles
gestolpert, bei dem ich mir dachte, da kannst du
als Künstler eigentlich nicht still sein.
Wir behandeln religiöse Themen, haben aber
schon immer gesagt, wir treffen keine religiösen
Aussagen, das bleibt auch so. Ich sehe
„Glaubenskraft“ eher als Gesellschaftskritik.
Der Song trifft trotz meines Unmuts gegenüber
dieser Situation keine direkten Aussagen,
das sollten andere tun. Es ist einfach eine sehr
zynische Geschichte geworden. Der Begriff
„Glaubenskraft“, der eigentlich positiv konnotiert
ist, wurde hier umgedreht. Glaubenskraft
kann man auch missbrauchen, Kraft des
Glaubens, sich über tatsächliche Rechte hinwegzusetzen.
Aber auch, wenn der Song für mich
persönlich aufgeladen ist, bleiben wir damit
im Rahmen einer Geschichte. Ich mache keine
politischen oder religiösen Aussagen.
Der letzte Track, den ich noch genauer unter die Lupe
nehmen möchte: „Undress To Confess'“. Auch hier ein
bisschen eine Tradition für euch, eine frivole, augenzwinkernde
Nummer mit auf dem Album zu haben?
Genau. Das Augenzwinkern gehört einfach zu
POWERWOLF. Wo wir gerade von „Glaubenskraft“
gesprochen haben: Du hast gemerkt, der Song
ist sehr aufgeladen, sehr finster, da er einige
Dinge mit scharfem Zynismus anspricht. Im
selben Moment ist es mir wichtig, auch den
augenzwinkernden Zwilling
auf dem Album zu haben.
Zu verdeutlichen, dass wir
sehr wohl ernste Themen ansprechen,
wenn uns das ein
Bedürfnis ist. Andererseits bleiben
wir immer die Entertainer,
die wir sind. Da gehört einfach
ein „Undress To Confess“ her,
das musikalisch wie textlich
mit viel Augenzwinkern und
Leichtigkeit rüberkommt: Wir sind Unterhalter,
und nicht mehr, Punkt.
Womit wir bei euren Live-Shows wären. POWERWOLF
hat live einfach einen extremen Mitmachfaktor,
reißt unglaublich mit. Meinst du, für die ,,volle''
POWERWOLF-Erfahrung ist es notwendig, euch auf
der Bühne zu sehen?
Ich glaube schon. Natürlich kann man auch
einfach mit dem Album Spaß haben. Aber wenn
man die Möglichkeit hat, sollte man uns auch
mal live sehen. Ich erlebe POWERWOLF immer
dann am intensivsten bei den Konzerten, wenn
du merkst, das Publikum und die Band wachsen
zusammen, jeder hat eine gute Zeit, man lässt
einfach mal alles hinter sich. Oft gehst du von
der Bühne und denkst dir, heute waren die Fans
so gut, haben uns so angetrieben, dass wir selbst
völlig über uns rausgewachsen sind.
Das sind die besten Momente. Wenn du das mit
Leidenschaft betreibst, machst du keine halben
Dinger auf der Bühne. Im Gegenteil, oft gehen
wir so über uns raus, dass wir hinterher merken:
Morgen tut uns jeder einzelne Knochen weh,
aber das war es dann einfach wert (lacht).
Letzte Frage: Was würdest du tun, wenn du tatsächlich
mal einem Werwolf begegnen würdest?
Ich würde ihn wahrscheinlich fragen, ob er mit
auf Tour kommt, mit auf die Bühne (lacht).
Und dort sehen wir uns hoffentlich bald alle wieder.
Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview!
www.powerwolf.net
www.facebook.com/powerwolfmetal
Gabriel
Kinder- und Jugendhilfe
01 4000 8011 (Mo – Fr, 8 – 18 Uhr)
Kinder- und Jugendanwaltschaft
01 70 77 000 (Mo, Mi, Do, Fr: 9 – 16 Uhr, Di: 13 – 16 Uhr)
Corona-Sorgenhotline Wien
01 4000 53000 (tgl. 8 – 20 Uhr)
Du fühlst dich zerknittert?
Die Corona-Pandemie hinterlässt bei allen ihre Spuren – von Niedergeschlagenheit
bis zu ernsthaften Depressionen. Aber du bist nicht allein: Die Stadt Wien ist mit
ihren Service-Angeboten für dich da. Ruf uns an, wenn du Hilfe brauchst!
wienkuemmerts.wien.gv.at
Strom-schlag
© Privat
When The Shit
Hits The Fan
Diesmal ein wenig was zum Nachdenken. Während
bei uns die B- und D-Promis öffentlich über ein
tödliches Virus lästern, sämtliche Pflegekräfte
damit vor den Kopf stoßen, und faktenbasierte
Gespräche selbst mit Menschen, die man eigentlich
immer für halbwegs intelligent gehalten hat,
nicht mehr möglich sind, schalten wir mal kurz
nach Indien. Ich habe meine Freunde in Bangalore
gefragt, wie es ihnen gerade so ergeht. Hier ihre
Antworten.
Pritham: The situation is worse than horrible and
the local media doesn’t highlight all this, but then
again u have social media, which further distorts
a lot of fact, too.
Sandesh: Hey buddy, can’t talk much. Mums in the
ICU, I’m in quarantine, my sister’s recovering. So, I’ll
have to skip the Skype till stuff is back to normal.
Sorry about that. I’m getting a lot of messages, so I
won’t be answering to people much as it raises my
anxiety levels.
Vikram: Shit has hit the fan here Mike! Everything
is spiralling out of control. I in fact just recovered
from a Covid infection myself.
Also, bevor wir uns wieder aufregen, dass wir in
Geschäften Masken tragen müssen, Abstand halten
sollten oder einfach nur auf Hygiene schauen,
mal zurücklehnen, in sich gehen, schweigen, und
vielleicht draufkommen, dass bei uns nicht alles
so furchtbar ist, wie uns manche Realitätsverzerrer
gerne glauben machen wollen.
Freuen wir uns über die kleinen Dinge, die in
nächster Zeit wieder „normal“ für uns werden. Da
müssen wir alle durch, ob in Indien, Österreich oder
sonst wo. Oder, um es mit Trent Reznor zu sagen:
We’re in this together!
Passt auf euch auf.
Und auf die anderen auch!
Euer Mike, Stark!Strom Chefredakteur
WWW.MUSICTICKET.AT • WWW.OETICKET.COM • WWW.WIEN-TICKET.AT - TEL: 01 58885
KASSEN DER STADTHALLE - WWW.STADTHALLE.COM - TEL: 01 79 999 79
PLUS
ERNEUT VERSCHOBEN - TICKETS BLEIBEN GÜLTIG!
19. JUNI 2022 ERNST-HAPPEL-STADION WIEN
TICKETS: WWW.MUSICTICKET.AT WWW.OETICKET.COM
IN ALLEN RAIFFEISENBANKEN ÖSTERREICHWEIT MIT OETICKET-SERVICE SOWIE UNTER SHOP.RAIFFEISENBANK.AT (ERMÄSSIGUNG FÜR RAIFFEISEN KONTOINHABER)
STAY SAFE, KEEP ROCKIN‘!
WE WILL BE BACK!
www.viper-room.at
ACHTUNG, NEUER TERMIN! - TICKETS BLEIBEN GÜLTIG!
STADION OPEN AIR | WIENER NEUSTADT
SONNTAG, 10. JULI 2022
WWW.MUSICTICKET.AT · WWW.OETICKET.COM
IN ALLEN RAIFFEISENBANKEN ÖSTERREICHWEIT MIT OETICKET-SERVICE SOWIE
UNTER SHOP.RAIFFEISENBANK.AT (ERMÄSSIGUNG FÜR RAIFFEISEN KONTOINHABER)
13. JULI 2022 - ERNST HAPPEL STADION WIEN
WWW.IRONMAIDEN.COM
Strom-Kürbis
10
HELLOWEEN & HAMMERFALL
LIVE 22.04.2022 - Wien,
Planet.tt im Gasometer
Workshop gut,
alles gut
Versuche, einst wunderbar funktionierende Bands nach langer Pause
wieder an den Start zu bringen, gibt es bekanntlich immer wieder. Oftmals
sind diese aber nur von kurzer Dauer und ebenso häufig kommt es vor,
dass lediglich ein einziges Original-Bandmitglied bestrebt ist, die Sache
wieder ins Laufen zu bringen. Nachvollziehbar, dass die Fans längst über
ein gewisses Sättigungsgefühl in Bezug auf derlei „Reunions“ klagen.
Bei der deutschen Metal-Institution HELLOWEEN indes lief es von Beginn
anders. Zum einen, weil die Formation nie aufgelöst war, und zum anderen,
weil die bloße Ankündigung dessen, was sich im Lager der „Kürbisköpfe“
abspielen würde, das Strom-Herz sofort in Wallung zu versetzen vermochte.
Tatsächlich bestätigten sich die Gerüchte und die Band ging als Septett
- also zusammen mit den ehemaligen Mitgliedern Michael Kiske (v) und
Kai Hansen (git) – auf Tour. Ein Triumphzug, wie das Zeitdokument
„United Alive 2019“ eindrucksvoll belegt: HELLOWEEN sind zurück!
Fans, Kritiker und nicht zuletzt die Musiker selbst zeigten sich schwer
begeistert, weshalb die „Pumpkins United“-Tournee fortgesetzt werden
sollte. Aber dann, eh schon wissen. Immerhin nutzte man die Live-Pause
äußerst sinnvoll, indem man ein bis vor Kurzem noch komplett undenkbares
neues Studioalbum einspielte. Dieses erscheint am 18. Juni bei Nuclear
Blast und trägt den schlichten Titel „Helloween“.
Warum, wieso und überhaupt erklärt uns der gutgelaunte „verlorene
Sohn“, Kai Hansen:
© Martin Häusler
Zugegeben, man war zunächst ein bisschen vorsichtig.
Schließlich stand zwar die Idee im Raum, mich
und Michael wieder in die Band zu integrieren, doch
wie die Geschichte funktionieren würde, konnte niemand
vorhersagen. Und natürlich nimmt ein solches
Vorhaben eine gehörige Vorlaufzeit in Anspruch, weshalb
wir eigentlich schon seit 2015 in der aktuellen
Besetzung gemeinsame Sache machen. Die ersten
Gespräche diesbezüglich dürften wir sogar schon
gegen 2012/2013 geführt haben.
Wie ging es dann weiter?
Zunächst haben wir uns einmal getroffen,
um etwaige noch im Raum stehende
Themen aus der Vergangenheit aus
der Welt zu bekommen. Damit war die
Basis für weitere Kooperationen gelegt.
Danach ging es zusammen in diverse
Proberäume und Studios. Da stand
allerdings noch nicht das Einstudieren der Songs
für die Tournee auf dem Programm, sondern eher
eine Art Bestandsaufnahme. Ich würde sagen, wir
haben uns zu einem internen „Band-Workshop“ getroffen,
um auszuloten, was geht und was möglich
sein könnte.
Der „Workshop“ dürfte erfolgreich verlaufen sein, denn
gegen Ende 2017 ging es auf „Pumpkins United“-Tour.
Absolut! Wir wussten genau, worauf wir achten mussten.
Je näher die Tournee rückte, umso sicherer waren
wir, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Die Reaktionen waren dennoch überwältigend. Uns
war zwar bewusst, welches Standing HELLOWEEN
etwa in Südamerika innehaben und gingen mit
entsprechenden Erwartung auf die Reise. Was dann
aber wirklich abging, konnten wir erst danach so
richtig fassen, und eigentlich erst nach dem Ende
auch wirklich genießen. Und da war dann auch klar,
dass es weitergehen soll.
Ohne diese Tour würden wir zwei also jetzt auch nicht
über das Album sprechen.
Genau. Wir waren uns darüber im Klaren, dass die
Band im schlimmsten aller Fälle nach eventuellen
Problemen auf dieser Tour wieder
Geschichte sein könnte. Aber auch, dass
ein neuer Karriereabschnitt möglich
wäre.
Und es wurde zweiteres. Darf man den
Albumtitel dann auch als entsprechendes
Statement interpretieren?
Meinetwegen, haha. Wir suchten eigentlich
einen anderen Titel, fanden aber
keinen passenden. Von den Songtiteln her hatten wir
zunächst „Skyfall“ im Sinn, auch „Out For The Glory“
stand kurz im Raum. Irgendwann kam dann Sascha
mit dem für alle anderen zunächst noch eher wenig
originellen Vorschlag angetanzt, den Dreher doch
schlicht und ergreifend „Helloween“ zu betiteln. Die
Euphorie hielt sich in Grenzen.
Doch je länger wir darüber nachdachten, umso mehr
kristallisierte sich der eigentliche Sinn der Sache heraus.
Mittlerweile sind wir allesamt begeistert davon,
„Was wirklich abging,
konnten wir erst danach
so richtig fassen“
Südamerika…
„Die Euphorie
hielt sich in Grenzen“
Aber dann…
weil es in der Tat den optimalen Hinweis liefert, dass
für HELLOWEEN etwas Neues auf dem Programm
steht. Ebenso geil ist aber auch das Artwork geworden,
das jede Menge Hinweise auf unsere bisherige
Geschichte liefert.
Da bin ich ganz bei dir. Für mich ist es sogar denkbar, dass
die Band größer wird als je zuvor. Die Voraussetzungen
dürften gerade generell perfekt sein, zudem sind euch
ausnahmslos Songs gelungen, mit denen ihr sämtliche
Fan-Wünsche erfüllen könnt.
Danke für das Lob, so was hört man
immer gerne. Auch das Komponieren
der Songs war ein Lernprozess, der im
Prinzip mit dem „Workshop“ begonnen
hat. Schließlich waren unsere Egos seinerzeit
einer der Gründe für diverse
Unstimmigkeiten. Die galt es nun also
im Vorfeld entsprechend im Zaum zu
halten, bevor es an das gemeinsame Erarbeiten der
Songs ging. Dann stand den Aufnahmen nichts mehr
im Wege.
Und die waren im Vergleich zu früher sehr einfach.
Mit den heutigen Technologien ist es ja längst kein
Problem mehr, dass sieben Musiker an unterschiedlichsten
Plätzen zeitgleich an Material arbeiten. Auch
ohne die Beschränkungen, die uns momentan das
Leben schwer machen, hätte das vor einigen Jahren
so nicht funktioniert. Michael sitzt in Hamburg im
Studio, Andi in seinem Home-Studio in Teneriffa und
ich hier in der Slowakei und wir arbeiten zusammen
an einem Song! Jeder hielt im Vorfeld seine Ideen fest
und beteiligte sich dann an den Songs der anderen.
Das hat wunderbar funktioniert. Einen alleinigen
Songwriter gab es bei HELLOWEEN schließlich nie,
und daran wird sich auch nichts ändern!
Was auch erklärt, warum das neue Album derart facettenreich
ausfällt.
Richtig. Auf Grund der unterschiedlichen persönlichen
Herangehensweisen und Stärken ist das auch
irgendwie logisch, nimm allein den Unterschied zwischen
Andi und Michael. Der eine arbeitet aus dem
Bauch heraus an Songs, die durchwegs im klassischen
Hard Rock zu verorten sind, für den anderen
gibt es weder vom technischen
Aspekt her noch sonst irgendein Limit.
Im Endeffekt hat das Arrangieren der
Gesangspassagen zwar fast gleich viel
Zeit in Anspruch genommen wie das
Erarbeiten der Grundstrukturen der
Tracks, und das nicht, weil ich auch
noch mitmischen durfte, haha. Aber im
Ernst, meine Kollegen haben wahrlich
blendende Arbeit geleistet. Ich denke, wir können
sehr stolz auf die Scheibe sein.
Definitiv! Und auch wenn wir (gottseidank) noch nicht
mal „Halbzeit“ haben: Die „Album des Jahres“-Listen
dieser Welt werden voll mit „Helloween“ sein.
www.helloween.org
www.facebook.com/helloweenofficial
Walter
11
Uh!-Strom
© Band
dass ich auf dem Flughafen in London mal Tom Gabriel persönlich
getroffen habe und mit ihm ins Gespräch kam. Er war durchaus
angetan, von einem Fan erkannt zu werden und es schien ihn auch
tatsächlich zu interessieren, dass ich in einem Gitarrenshop in Zürich
arbeite. Ich habe ihm dann einfach eine Visitenkarte in die Hand
gedrückt… und weißt du, was? Einige Zeit später stand er tatsächlich
bei uns im Laden! Ich kann also von mir behaupten, einen meiner
„Die gesamte frühe Thrash-Bewegung hat es mir schwer angetan“
musikalischen Helden beraten zu haben. Der gute Mann ist auch
de facto nicht so unnahbar, wie er vor allem früher in manchen
Interviews beschrieben wurde. Im Gegenteil!
(Mit) Exodus in die Schweiz
Mit ihrer nur schwer einem Genre zuzuordnenden Mixtur aus Doom, Sludge, Grunge und Stoner Rock konnte sich
die seit etwas mehr als einer Dekade ursprünglich von Wien aus agierende Formation bereits ein respektables
Gefolge erspielen. Nachvollziehbar, zumal die Burschen nicht nur bei ihren eigenen Songs keinerlei Limitierungen
und Berührungsängste zeigten, sondern auch punkto Konzertangebote, bei denen man auf den ersten Blick nicht
zwingend unmittelbar dieselbe Zielgruppe ansprechen konnte wie der Haupt-Act.
In den letzten Jahren blieb es fast schon verdächtig still um NAPLAVA, nun aber setzt „Sunless“
(Blind Rope Rec./monkey) dort an, wo die Band mit „Opposites“ vor mehr als fünf Jahren (dazwischen gab es
lediglich eine Split-Mini mit den Kollegen von MANIC YOUTH) aufgehört hat. Dennoch ist vieles anders geworden,
wie uns Bandleader, Sänger und Gitarrist Dragan Maric in der Stark!Strom-Leitung mitteilte:
Geile Geschichte. Einen anderen deiner Gitarrenhelden meine ich auf dem
neuen Dreher aber sehr wohl erkennen zu können, denn „Kirk“ handelt
eher nicht vom Enterprise-Captain, oder?
Haha, nein, definitiv nicht. Kirk Hammett ist und bleibt einer meiner
absoluten Lieblingsmusiker. Wie ich METALLICA generell zu meinen
All-Time-Faves zähle. Die gesamte frühe Thrash-Bewegung, in die ich
mehr oder weniger hineingewachsen bin, hat es mir schwer angetan.
Das mag man „Sunless“ ebenso wenig direkt anhören wie unseren
früheren Scheiben, ich bin aber, vor allem was die Spieltechnik betrifft,
sehr vom Thrash der Frühzeit beeinflusst.
Dann habe ich mich bei „Exodus“ wohl auch nicht verhört....
Nein, überhaupt nicht! Als Jugendliche haben meine Kumpels und
ich „Bonded By Blood“ rauf und runter gehört, und ich hab' versucht,
die Gitarrenläufe von Gary Holt halbwegs unfallfrei hinzubekommen.
Dabei war es weniger das Tempo selbst, das mich an den Rand
der Verzweiflung brachte, sondern der zugleich ständige Wechsel
des Rhythmus.
12
Gefühlt ist das noch gar nicht so lange her. Wahrscheinlich
empfinde ich es auch keineswegs als „zu
lange“, weil in den letzten Jahren einfach so viel passiert
ist. Den Hauptgrund stellt sicher mein Umzug
in die Schweiz dar. Seit einiger Zeit lebe ich in Zürich
und kann behaupten, die richtige Entscheidung getroffen
zu haben. Sowohl persönlich als auch vom
musikalischen Aspekt her fühle ich mich hier bestens
aufgehoben. Ich arbeite in einem
Gitarrenladen und kann mich
wahrlich nicht darüber beschweren,
dass es mir an irgendetwas mangeln
würde.
Was hat dich denn dazu animiert, deine
Zelte in der Eidgenossenschaft aufzuschlagen?
Ich muss zugeben, dass ich in Wien
nicht mehr so wirklich glücklich
war. Auf der einen Seite wollte ich
zwar „nur“ den Alltagstrott verändern,
allerdings habe ich mir gedacht,
wenn schon Veränderung,
dann ordentlich. Außerdem hat mich die Schweiz
schon als Jugendlicher in meiner musikalischen
Sozialisierungsphase schwer beeindruckt. Die Bands
waren irgendwie anders, irgendwie eigenständiger.
Nicht zuletzt deshalb zähle ich CELTIC FROST immer
noch zu meinen persönlichen Favoriten.
Das ist interessant, denn als musikalischen Einfluss
hätte ich Tom Gabriel & Co. auf „Sunless“ nicht herausgehört.
Wobei es mir generell nicht ganz einfach fällt,
eine unmittelbare Referenzband zu nennen.
Ha! Das ist gut so! Dann haben wir es nämlich offenbar
erneut geschafft, eine eigene Linie beizubehalten.
Das war zwar jetzt nicht zwingend der Plan,
aber scheint in der Natur der Sache
zu liegen, wenn wir zusammen
Songs schreiben. Dein Feedback
stimmt mich vom künstlerischen
Anspruch her aber jetzt schon sehr
zuversichtlich. Wobei ich mal eine
Gegenfrage stellen muss: Ist es so,
dass du gar nichts konkret heraushören
kannst, oder woran liegt es?
Nein, gar nicht! Es sind bloß dermaßen
viele Bands, die mir im Verlauf
der Spielzeit in den Sinn kamen, dass
ich eine nähere Zuordnung nicht auf
die Reihe bekomme. Was aber nicht
weiter tragisch ist. Außerdem bin ich
nie so der CELTIC FROST-Fan gewesen. Ich war eher der
CORONER-Anhänger.
Auch eine geile Band, keine Frage. Und auch eine,
die sehr eigenständig unterwegs gewesen ist. Mein
bisher wohl intensivstes „Swiss Metal“-Erlebnis war,
In den Sinn gekommen sind mir zudem diverse Seattle- bzw. New Orleans-
Exemplare, aber auch einige Acts, die uns die Navajo-Wüste musikalisch
schmackhaft machen haben können. Dies jedoch wie gesagt keineswegs
speziell bei einer bestimmten Nummer, sondern plötzlich und zum Teil
auch eher als in sich stimmiger Kontrast innerhalb eines Songs, der zuvor
in eine völlig andere Richtung ging (wie deine Satzbauten, ächz, Andi).
In Konsens gebracht habt ihr alles durch die Tatsache, auf Klischees zu
verzichten und auch keine plakativen Songtitel zu erfinden, sondern
bei „Ein-Wort-Titeln“ zu bleiben, die in erster Linie Aufschluss über die
Atmosphäre geben. Wie etwa bei „Alaska“, das den wohl „kältesten“ der
neun Tracks darstellt.
Vielen Dank. Es freut mich wirklich, so etwa zu hören. Denn selbst,
wenn ich persönlich momentan ein wenig Abstand brauche, um die
eben erst fertiggestellten Songs zu reflektieren, tut es gut, zumindest
ähnliche Meinungen zu unserer Intention zu hören.
Gern geschehen, danke für das nette Interview und alles Gute mit „Sunless“,
das ich an dieser Stelle unseren Lesern nochmal an Ohr und Herz legen
möchte.
www.facebook.com/naplava.official
www.naplava.bandcamp.com
Walter
„Einige Zeit später stand er tatsächlich bei uns im Laden“
Wechsel-Strom
„Thrashing Death Squad“ also. Wann und wie ist die Idee
zu dieser Split-CD entstanden?
Spiwi (S): Die ersten Gespräche darüber, irgendwas gemeinsam
zu machen, fanden bereits 2017 am „Alpine
Steel“-Festival in Innsbruck statt, bei dem beide Bands
spielten und wir eine ziemlich geniale Aftershow-
Party hatten. Aktuell wurde es wieder, als wir „25 Jahre
DARKFALL“ und „15 Jahre Kaltenbach Open Air“ für 2020
planten, was dann leider wegen Corona ins Wasser fiel…
Etzi (E)…und das wäre sich auch fast mit unserem
10-jährigen Jubiläum ausgegangen!
Auf der Platte habt ihr jeweils vier Tracks drauf, wobei
beide Acts sowohl eine Coverversion einer Lieblingsband
als auch von der jeweils anderen Combo einspielten. Bei
MORTAL STRIKE fiel die Wahl auf TANKARD, die Nummer
„Freibeir“ bietet sich ja an.
Dänen lügen nicht
Ein Niederösterreicher, ein Däne und ein Steirer kommen in eine Bar.
Was wie ein billiger Joke beginnt, haben wir tatsächlich als Interview inszeniert:
Im leeren Ambiente des „Battle Axe“ trafen wir Thomas „Spiwi“ Spiwak von DARKFALL,
Christian „Chrir“ Nielsen und Christoph „Etzi“ Etzmannsdorfer von MORTAL STRIKE,
um ein wenig über ihre Split-Platte „Thrashing Death Squad“ und die heimische Szene zu plaudern.
Chrir (C): Das ist übrigens kein Schreibfehler! Und
es ist kein Geheimnis, dass wir TANKARD seit jeher
lieben. Wir haben öfters mit ihnen gespielt und
auch privat Kontakt. „Zombie Attack“ hatten wir ja
schon auf unserem ersten Album drauf. Wir haben
den Gerre (TANKARD-Sänger, Anm.) damals persönlich
gefragt und er meinte „Klar, macht nur!“. Und
„Freibeir“ haben wir schon länger im Live-Repertoire,
das können wir also schon.
Jetzt habt ihr den Song aber textlich „ein-ge-österreichischt“.
In Anbetracht eures französischen Sängers
frage ich: Wer hat das eingesungen?
C: Martins Wienerisch ist in der Tat noch ein wenig
rostig, aber er gibt sich viel Mühe. Tatsächlich
eingesungen hat das der Rainer von ENCLAVE, deren
Drummer Panzer auch einen Gastauftritt hat:
Mal sehen, ob ihr ihn im Video findet…
© Band
© Markus Wetzlmayr
Beim Spiwi weiß man, dass er ein riesiger MANOWAR-
Fan ist, was das Medley aus „Warriors Of The World“ und
„Hail And Kill“ erklärt.
S: Da bin ich nicht der Einzige in der Band! Aber
von MANOWAR gibt’s natürlich schon extrem viele
Coverversionen. Einen Song eins zu eins nachzuspielen,
braucht da keine Sau mehr. Deswegen die Idee,
zwei Songs zu fusionieren, deshalb nennen wir es
auch ein „Tribute“. Und egal, ob man
MANOWAR mag oder nicht, die beiden
Nummern kennt wahrscheinlich
jeder Metal-Fan. Mit den Death-Metal-
Vibes haben wir dann versucht, etwas
Eigenes in den Track einzubringen.
Ich bin halt kein Eric Adams, sonst
würde ich nicht bei DARKFALL singen,
haha!
Und gegenseitig habt ihr euch auch noch gecovert. Ging
das wegen Corona nicht, eine Nummer gemeinsam einzuspielen?
Oder war das sowieso nie Thema?
C: Die Idee, sich gegenseitig zu covern, ist einfach
cool. Mal eine andere Interpretation des eigenen
Songs hören! Wie würden „die“ das
spielen? DARKFALL haben unseren
Song ja komplett verunstaltet, haha!
Wir im Gegenzug leider nicht ganz so
heftig, hätten wir vielleicht machen
sollen… Gemeinsam spielen wir das
dann, wenn wir wieder live auftreten
können.
S: Ich sag mal, Kaltenbach 2022 wäre
realistisch. So gut wir uns auch kennen,
die Bands sind sehr verschieden
vom Stil her. Darum war’s bemerkenswert,
dass die jeweils andere Gruppe auch ihren eigenen
Style in diese Coverversionen einbringen konnte.
Eine geile Erfahrung!
Ist Vinyl geplant?
S: Momentan bleiben wir bei CD und
Download, aber wenn es wieder Gigs
gibt, werden wir vielleicht eine Vinyl-
Version auflegen. Die Leute haben immer
gerne was „zum Angreifen“, grad
bei den Live-Shows.
Solche waren rund um die CD-Veröffentlichung
im Mai auch geplant,
wurden aber verschoben, aktuelle
Termine wären 05.11. Szene Wien und 12.11. Explosiv
Graz.
E: Wir machen das fix, sobald es wieder „normal“
geht. Auf Sitz-Konzerte oder sowas haben wir ehrlich
gesagt keinen Bock.
„Man steht rum,
sauft sich an
und hat Spaß“
„Es gibt hier oft diese
Mentalität, dass man
gegeneinander spielt
und nicht miteinander“
S: Stimmt, mit den Restriktionen macht das keinen
Spaß. Ich kann auch mit diesen Online-Shows und
Streaming-Konzerten nichts anfangen. Ich möchte
es so haben, wie es früher war: Man steht rum, sauft
sich an und hat Spaß.
Man merkt bei euch natürlich die gegenseitige
Wertschätzung. Wenn ihr grundehrlich seid: Was haltet
ihr wirklich von den jeweils anderen, musikalisch?
S: Mach mal das Mikro kurz aus, haha!
Nein, die Wertschätzung ist natürlich
der Grund, dass wir die CD überhaupt
machten. Und dass wir uns alle auch
auf privater Ebene gut verstehen, ist
ja kein Geheimnis. MORTAL STRIKE ist
ein Name in der heimischen Szene und
für mich eine der besten Thrash-Bands
aus Österreich. Wenn nicht die beste!
Und was halten die Dänen von „denen“?
C: DARKFALL gibt es ja schon länger, als ich in
Österreich bin. Ich kannte die Band lange, bevor ich
Spiwi und „die anderen“ getroffen hatte. Sie sind eine
mächtige Live-Band, es macht Spaß, sie
auf der Bühne zu erleben. Und es ist
natürlich geil, wenn man sich auch
abseits davon versteht.
E: Wir unterstützen uns auch immer
gegenseitig, klar. Und neben der professionellen
Ebene ist uns immer auch
die persönliche wichtig gewesen.
Ok, genug der Rosen gestreut. Als Covermotiv
habt ihr ganz schlicht ein Wappen
gewählt.
S: Ja, und natürlich wird’s das dann auch als Merchmotiv
zu kaufen geben. Neben den beiden Bandlogos enthält
das Design auch das Steirische und das Wiener
Wappen, den Panther und den Adler, weil wir ja aus der
Steiermark sind und MORTAL STRIKE aus Wien (wenn
man’s pauschal sieht, ja; Anm.).
Da sieht man, denke ich, auch sehr gut
die „Einigkeit“ der beiden Combos. Es
gibt ja in Österreich schon oft sowas
wie „Band-Neid“. Aber man muss sich
nicht immer gegenseitig hassen, man
sollte mehr zusammenhalten. Wir haben
alle Spaß an der Sache und haben
eine geile Scheibe zusammen gemacht
- so sollte man das sehen, und nicht immer nur „Oh
mein Gott, jetzt spielt der wieder mit denen oder jenen
(Dänen, Anm. Andi)“.
C: Das stimmt leider, es gibt hier oft diese Mentalität,
dass man gegeneinander spielt und nicht miteinander.
14 15
Wechsel-Strom
Strom? Hamma!
Das kann ich nicht ausstehen. Dieses „Wenn DIE es
schaffen, dann ist kein Platz mehr für UNS!“. Das ist
grauenvoll und absolut kontraproduktiv.
S: Und je mehr Bands international Erfolg haben,
desto besser ist es auch für die heimische Szene insgesamt.
Und auch Split-Alben machen deswegen Sinn.
Wir haben ein paar Fans und MORTAL STRIKE auch
einige, und die können dann alle mal eine andere
Band auschecken.
© Privat
Hör mal, wer da…
Übrigens, Chrir, ich habe bemerkt - wenn man das Wiener
Wappen um 90 Grad dreht, ergibt es die Dänische Flagge.
Zufall?
C: Hahaha, ich weiß nicht. Als ich das erste Mal nach
Wien kam, dachte ich auch: „Warum haben die da
unsere Fahne hängen?“
Werten wir es mal als gutes Omen! Danke fürs Interview,
und unseren Lesern wünsche ich noch viel Spaß mit der
„Thrashing Death Squad“-Split, die ihr euch am besten bei
einem kühlen (Frei-)Beir reinzieht, Prost!
www.darkfall.at
www.facebook.com/MortalStrikeOfficial
Mike
DARKFALL & MORTAL STRIKE LIVE
05.11. Szene Wien
12.11. Explosiv Graz
Wieviel „Hammer“ und wieviel „King“ kann man innerhalb eines
Albums unterbringen? HAMMER KING spielen das königliche
Ratespiel schon seit vier Alben und lassen sich auch auf ihrem
neuen, selbstbetitelten Album (Napalm Rec.) nicht davon abbringen,
trver als Trve Metal-Enthusiasten zu sein. Galoppierende Riffs,
mächtige Drums und schmissige Refrains vom ehemaligen ROSS
THE BOSS-Sänger Titan Fox tun ihr Übriges dazu, dass man die sich
zu jeder Zeit 100% und vollkommen ernst nehmenden Deutschen
hingebungsvoll abfeiern kann. Wenn Songs wie das teutonisch
tönende „Baptized By The Hammer“ oder das schwedisch schmetternde „Hammerschlag“
aus den Boxen donnern, dann landen HAMMER KING eine Heavy Metal-Punktlandung.
All in the name of the Hammer!
Fazit: Großer Hammer, dicke Eier - ein königliches Hörvergnügen!
Anthalerero
www.hammer-king.com
© Thommy S. Mardo
© Nintendo 2021
Deine Clique.
Deine Regeln. Dein Abenteuer.
Mit wem ziehst du ins Abenteuer? Diese Frage können alle Spielerinnen
und Spieler von Miitopia ganz individuell beantworten: Sie entscheiden,
wer in dieser Geschichte die Hauptrollen spielt. Dafür erstellen sie
Mii-Charaktere, etwa von ihren Freundinnen und Freunden.
Gemeinsam brechen sie in ein einzigartiges Abenteuer auf: Denn der
dunkle Fürst hat die Gesichter der Einwohnerinnen des friedlichen
Fantasy-Reichs Miitopia gestohlen - und es liegt an ihnen, seine Pläne
zu durchkreuzen.
Spieler und Spielerinnen besetzen alle Rollen selbst. Sie können mit
ihren besten Freunden in den Kampf ziehen, ihrer Großmutter eine
Krone aufsetzen oder Papa zum bösen Oberschurken machen!
Jedes Mii ist dank schicker Perücken, bunter Frisuren, abwechslungsreichem
Make-up und vielen weiteren Möglichkeiten einzigartig!
Gute Freunde und Freundinnen helfen sich gegenseitig im Kampf.
Knirscht es hingegen in der Beziehung, ist sich jeder selbst der Nächste.
Erstellte Mii können mit anderen Spielerinnen und Spielern geteilt werden
- und dadurch auch in anderen Miitopia-Welten auf Reisen gehen!
www.nintendo.at
Ale-Strom
Strom-Wellen
© BTS
Trocken auf Hoher See
Angus Ramdamyoung
© Robert Zembrzycki
© Tim Tronckoe
Ein Riff im Sturm
„Silent Sea" ist eine weitere gelungene Produktion
aus dem Hause Mars Music und BLACK TAPE SUICIDE
aus Wien ist es mehr als zu vergönnen, dass sie endlich
unter professionelle Fittiche gekommen sind.
Mitbegründer, Gitarrist und Songschreiber Bernhard
Weber bewies immer wieder seine Nehmerqualitäten
und durchwanderte mit stoischer Geduld das eine
oder andere Tal der Tränen, denn das Schicksal dieser
Band stand mehr als nur einmal an der Kippe.
Aber das gehört der Vergangenheit an, genauso wie
eine Riege von Vokalisten, die sich bei BTS die Klinke in
die Hand gaben. Aktuell hat Neuzugang Cathy hinter
dem Mikro Platz genommen und scheint sich dort
ausgesprochen wohl zu fühlen.
Das Album selbst beginnt mit einem schreck lichen
Unwetter, panisch kreischenden Möwen und
massiven Blitzeinschlägen - gar so heftig geht es
dann doch nicht weiter, braucht es auch nicht, denn
„The Storm“ wartet bereits mit einem knochentrockenen
Riffthema auf, zu dem Cathys glockenhelle
Stimme in wunderbarem Kontrast steht. Das ist einer
der Spannungsmomente, die „Silent Sea“ ausmachen.
Weiters legen BTS großen Wert auf einen
catchy Chorus, ausgereifte Kompositionen und
ausreichenden Leidensdruck in den Lyrics, um als
authentische Rockband durchzugehen. Oder als
„Alternative Metal-Band“, so die Eigendefinition.
Eine Übersetzung des Albumtitels ins Wienerische
wäre wohl „Nur kane Wön“ (Wellen) - das darf es aber
keinesfalls sein, BTS ist mit „Silent Sea“ ein ordentlicher
Wellengang nur zu wünschen.
www.facebook.com/Black.Tape.Suicide
Claudia
Ach, damals, als wir noch (live) auf Raubzug
gehen konnten. Ich erinnere mich, auf meine
alten Piratentage werde ich noch ganz nostalgisch.
Lasst mich ein ordentliches Seemannsgarn
knüpfen.
Ist das jetzt eine E-Gitarre oder sind das einfach nur
die verzerrten Acapella-Vocals? Die Frage drängt sich
beim Durchhören der mittlerweile achten Platte
der deutschen Rakkatakka-Rocker VAN CANTO unweigerlich
auf.
LIVE IM
Da stach man doch glatt - ich lüge nicht! - auf
trocknem Land (nämlich vor einer Bühne in
Tilburg) in Hohe See. Captain Bowes schwang das
Keytar-Steuerrad nach rechts und links, dass die
Gischt aufspritzte und es eine wahre Freude war.
Die Sieben Weltmeere, vom magnetischen
Norden bis nach Mexico - selbstverständlich mit
Zwischenstopp beim „Versunkenen Norweger“
- haben wir bereist. Aye, wer nicht mitgesoffen
hat, der wurde glatt kielgeholt! Die Crew der
ALESTORM spielte noch weiter, da waren wir
schon längst auf Grund gelaufen. Hat natürlich
keiner mitbekommen, so verkatert, wie wir alle
waren.
Noch zehre ich von diesen nun fernen Erin nerungen,
die’s jetzt auf dem absolut hervorragenden
„Live In Tilburg“ (Napalm Rec.) nachzuhören
gibt - wer weiß, vielleicht ist es bald wieder Zeit,
Augenklappe und Holzbein anzulegen.
„To The Power Of Eight“ (Napalm Rec.) bietet, auf
zwölf Tracks verteilt, mal mehr, mal weniger offensichtliche
E-Instrument-Imitationen, unterstützt
von Percussions und mittlerweile ganzen
drei Hauptvokalist*innen. Im einen oder anderen
Moment ist man eventuell versucht, über die teils
(zumindest auf den ersten Hördurchgang) unweigerlich
komischen Ramdamdam und Rakkatakka-
Impressionen zu schmunzeln - merkt dann aber
schnell, was für eine wahnsinnige Stimmgewalt
und Qualität das Septett hier durch die Boxen feuert.
Die Eigenkompositionen haben mal epischen
Symphonic-Sound, mal angenehm folkige Klänge,
die diversen Cover (besondere Empfehlung:
„Thunderstruck“. Wahnsinn, wie nah man klanglich
an Angus Youngs Gitarre dran sein kann,
ohne selbst ein Musikinstrument zu sein) sind
passend gewählt und spielen den stimmlichen
Facetten der Acapella-Metaller hervorragend in
die Hände.
26.09.2021
+
SALZBURG
Arrr!
www.alestorm.net
Rakkatakka all night long!
www.vancanto.de
+
Gabriel
Gabriel
18
Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at
Stark!Frost
Niitro, du bist auf den Bandfotos immer alleine zu sehen.
Hat das einen Grund? Bist DU quasi die ganze Band?
Das kann man so sagen, ja, ich bin die Band. Das neue
Album habe ich im Alleingang geschrieben und mit
Session-Musikern aufgenommen. Gleichzeitig hat
sich ein neues Live-Line-Up entwickelt, mit dem ich
hoffentlich auch das nächste Album aufnehmen
kann.
Zusätzlich hast du eine ganze Latte an Gastmusikern für
die Scheibe antanzen lassen. Für dich ist
dieses Networking immer immens wichtig
gewesen, oder?
Klar, man pusht sich ja gegenseitig.
Musik ist was Schönes und da schaut
man natürlich, dass man viel Musik
mit netten Leuten machen kann.
Gerade in Ostösterreich sind wir im klassischen
Heavy Metal momentan recht gut aufgestellt.
Ich finde überhaupt, dass es momentan viele gute
Bands gibt. Auch ältere, die plötzlich wieder spielen.
Die Szene ist groß und man hat dadurch viel mehr
Möglichkeiten, kann viel mehr machen.
Du machst ja auch viel, schreibst das Material, produzierst
alles, lädst dir Gäste ein.
Sozialkritik zum Headbangen
Niitro ist der Prototyp des Metal-Musikers: Der bescheidene Wiener strotzt
nur so vor Kreativität, ist ein Networker vor dem Herrn und haut mit seiner
Combo EWïG FROST Qualitätsware am laufenden Meter raus. Anlässlich der
Veröffentlichung von „Aïn't No Saïnt“ trafen wir ihn zum entspannten Gespräch
über Platten, Freunde und Sightseeing.
„Female Backing Vocals
kann ich schlecht
selber faken“
Ich habe halt manchmal Ideen, die ich gerne umsetzen
möchte, wie etwa „Female Backing Vocals“, die
kann ich schlecht selber faken. Deswegen hat mir da
bei einem Track die Denise von DUSK ausgeholfen.
Bläser kann ich auch nicht einspielen, darum habe
ich mir den Trompeter einer Ska-Band ausgeliehen
und der Bassist von THROES hat mir die Posaune
eingespielt.
Bei deinen Platten hast du immer recht einheitliches
Design, das Logo ist ein bisschen MOTÖRHEAD, dann gibt’s
ein Motiv mit Totenkopf und drunter den
Titel, alles mehr oder weniger schwarzweiß.
Ist das eine Art Konzept?
Nun, das ist das, was mir am besten
gefällt. Vor Jahren haben wir mal eine
Split-LP mit IRON FIST rausgebracht,
da war das Cover schon sehr bunt, was
auch cool ist, vor allem wenn es richtig
schön old school ist. Jetzt haben
wir diese Trilogie mit den drei Schädeln vom Doktor
Knoche. Es gibt ja auch immer eine kleine, limitierte
Vinyl-Version, diesmal sogar in transparentem
Splatter-Vinyl!
Wie schaut’s bei dir selber aus? Bist du Vinyl-Sammler?
Also, ich habe Kassetten, CDs und Platten. Ich finde es
cool, wenn man beim Vinyl das große Artwork in der
© Ines Altschach
Hand hat, das macht die Musik irgendwie anfassbar,
haptisch. Ich habe mit 16 Jahren mit EWïG FROST
begonnen und damals nicht so weit gedacht, dass
man Musik wieder auf Vinyl rausbringen könnte.
Es war aber trotzdem immer etwas, das ich machen
wollte. Als 2007 unser Debüt „Blue
Septime Winters“ rauskam, gab es diesen
Vinyl-Trend noch nicht, da war die
Herstellung noch relativ teuer.
Und ihr noch eine reine Black Metal-Band.
Ja, und da waren wir noch zu zweit, ich
habe auch noch den Bass eingespielt…
Eure stilistische Breite wuchs seitdem stetig
an, Punk ist genauso drin wie Black
Metal oder Rock’n’Roll und Blues.
Das ging alles fließend. Ich habe mich
auch immer gefragt, welche Einflüsse
meine Lieblingsbands hatten. Bluesige
Sachen haben mir sowieso schon immer
gefallen, und Rock’n’Roll ist die
Grundessenz der Rockmusik, einfach
eine schnellere Variante des Blues. Bei
MOTÖRHEAD, aber auch bei uns, hört
man das raus, denke ich. Alles, was mir
selber gefällt, sauge ich auf und mach´
mir so meine eigene kleine Welt draus. Ich könnte
auch nie genau auf ein Genre abzielen, nur weil es
sich so vielleicht besser verkaufen lässt.
Das hört man auch deinem neuen Baby an, „Aïn’t No
Saïnt“. Der Mensch ist also kein Heiliger, klar. Bist du
gläubig?
Also, nicht so im christlichen Sinne. Wir sind alle keine
Heiligen. Ich kenne viele leiwande Leute, ich kenne
viele Arschlöcher, aber einen Heiligen kenn ich nicht.
Um heilig zu werden, muss man ja erst mal sterben.
Lemmy wäre zum Beispiel ein guter Kandidat.
Das würde ich bejahen, haha!
Wie erwähnt, hast du für die Platte eine Menge heimischer
Rock-Prominenz aufmarschieren lassen. ROADWOLF,
FRANZ FUEXE, BOOGIE HAMMER, REVEREND BACKFLASH,
VIBRATÖR und viele möhr, ähm, mehr! Darüber hinaus
konntest du aber auch Varnik von den Amis MIDNIGHT
für einen Song begeistern.
Ja, ich kenne ihn seit einigen Jahren, damals hat er
mich angeschrieben, wollte Platten tauschen, oder so.
Daraus entwickelte sich eine Freundschaft und wenn
er in der Nähe spielt, besuche ich ihn immer bei den
Shows, ein supercooler Typ.
Stichwort Konzerte. Du bist extrem kreativ, auch in der
Krise. Aber auftreten möchten natürlich alle wieder schön
langsam…
Ich trau´ mich da gar nichts mehr prognostizieren. Ich
bekomm die Krise ja gleich doppelt ab, weil ich auch
als Tontechniker arbeite. Ich hoffe auf den Sommer.
Dass wenigstens ein, zwei kleine Open Air Shows irgendwie
funktionieren.
„Es ist eine kurze
musikalische Geschichte
einer Wasserleiche“
Zumindest hat „Aïn’t No Saïnt” ein gewisses Live-Feeling,
weil Spaß und augenzwinkernde Haudrauf-Attitüde im
Vordergrund stehen. Ein Song, nämlich „1918“, klingt
ein wenig ernster. Da geht es, denke ich, um den Ersten
Weltkrieg, oder?
Nein, es geht nicht um den Krieg. Es ist
eine kurze musikalische Geschichte
einer Wasserleiche.
Ok. Aber knapp dran.
Höhö, fast! „1918“ beschreibt den
Stromkilometer der Donau, wo es
im Bereich des Alberner Hafens vor
der Donauregulierung immer die
Wasserleichen angespült hat. Dort ist
auch der Friedhof der Namenlosen.
Oh! Unnützes Wienwissen, quasi. Oder
besser: nützliches!
In unserem Booklet ist auch ein kleiner
Hinweis dazu versteckt. Da kann
man EWïG FROST hören und gleich
zum Sightseeing hinfahren.
Das klingt nach einem Plan! Ein weiterer
Song heißt „Die Gier Is A Luada“ und
wurde wieder mal im Dialekt eingesungen. Ist dir das
wichtig, immer auch Songs in deiner Muttersprache
draufzupacken?
Ja! Weil ich finde, dass es einen ganz eigenen Touch
hat, wenn man einen Metal-Song hört und die Lyrics
sind quasi so, wie einem „die Pappn gwachsen is“.
Man kann mit unserem Dialekt viel machen, es klingt
rotzig und punkig. Wir haben in Wien ja eine lange
Musikgeschichte mit Dialekttexten, DRAHDIWABERL,
FALCO, DIE BÖSLINGE! Das hat alles einen recht morbiden
Charme.
Mir fällt dann auch immer der Helmut Qualtinger ein. Die
Gier ist aber wirklich ein Luder, oder? Die wird uns noch
alle zugrunde richten.
Die Gier vor allem im Alltag. Wir thematisieren das
aber mit einem Augenzwinkern.
Sozialkritik zum Headbangen quasi.
So in etwa! Haha. Das ist schön, das gefällt mir.
www.ewigfrost.com
www.facebook.com/ewigfrost
20 21
© Mike Seidinger
Mike
Wir verlosen ein Album
(CD) und ein signiertes
Poster, einfach Mail mit
Betreff „No Saïnt“ an
strom@starkstrom.live,
viel Glück!
Nerd-Strom
22
Das ist einfach gesagt eine Verbindung der Nerdkultur
und allen möglichen Genres der Rockmusik. Dabei
sind gerade bei der Musik für uns keine Grenzen
gesetzt, was uns auch im Songwriting freier macht.
Aber auch die andere Seite ist sehr vielfältig: Filme,
Serien, Videospiele oder Elemente aus der Comicwelt.
Also allgemein viel aus der Popkultur.
In welchen Fandoms fühlst du dich persönlich besonders
wohl?
Harry Potter und Star Wars, das
sind meine zwei liebsten. Bei den
Ghostbusters finden wir als Band den
gemeinsamen Nenner, auch wenn es
aktuell inhaltlich nicht so viel hergibt.
In welches Haus würde dich der sprechende
Hut stecken? Ich bin nämlich
Ravenclaw.
Jon Bon Zelda
Ich bin da sehr klischeehaft und bin in Gryffindor,
auch wenn z.B. Hufflepuff so einige coole Seiten hätte,
aber ja, ich bleib in dem Haus.
Der Fandom-Fundus auf „8-BIT“ ist sehr vielfältig und
das macht euch ja auch aus. Gibt es aber auch Bereiche,
die ihr eher nicht oder vielleicht sogar gar nicht „besingen“
wollt?
Wir sind wirklich sehr offen in dieser Richtung, aber
bei Star Trek bin ich ein bisschen vorsichtig. Da kenne
ich mich im Vergleich zu wenig aus. Außerdem ist
„Nerd Rock“. Dieser Begriff wird von der niederösterreichischen Band HÖRST mehr
als nur gelebt. Wir baten Sänger Andi zum ebenso entspannten wie interessanten
Talk über das neue Album „8-BIT“ (Stamping Ground/Preiser Rec.), Harry Potter
und Livestreams. Doch zuerst mal, Andi, was genau ist „Nerd-Rock“ eigentlich?
„Ich habe auch
Gabalier- und Trump-Zitate
eingebaut“
Finde die Fehler!
die Community eine sehr heikle, da müsste man
besonders sensibel an die Songs rangehen. Generell
singe ich einfach gern über Themen, bei denen ich
mich auch gut genug auskenne.
Wie lief bei HÖRST eigentlich der ganze Album-
Entstehungsprozess in Pandemiezeiten?
Normalerweise treffen wir alle zusammen und jeder
bringt seine Ideen ein, daraus bilden wir dann die
fertigen Songs. Wir haben bereits im Jänner 2020
mit der Albumproduktion begonnen,
hatten also schon vor dem ersten
Lockdown zumindest musikalisch alles
fertig. Dann aber haben wir lange
mal wirklich nichts getan. Kurz gesagt
hat uns die Lockdown-Situation bei der
Produktion weniger aufgehalten, aber
dann doch eher bei der Logistik.
Jetzt finde ich die Songs allesamt sehr gelungen,
hat einer einen besonderen Stellenwert für dich?
Ja, der Titel „Zelda“ hat einen speziellen Platz bei mir
inne. Ich wollte schon immer eine Rockballade à la
BON JOVI schreiben. Mit diesem Track habe ich das
endlich verwirklicht… vor allem mich auch getraut,
sowas durchzuziehen.
Womit wir bei eurem musikalischen Background wären…
Wir haben eher den punkigen und metallischen
Hintergrund. Aber, das ist ja das Schöne bei uns, wir
© Daniel Schalhas
wollen uns nicht über ein einziges Genre definieren.
Wir sind da viel mehr. Das war auch ein Grund, warum
wir den Begriff „Nerd Rock“ geschaffen haben, da
können wir selbst entscheiden, was dazugehört und
was nicht. Das gibt uns einen Spielraum, so können
wir das Publikum überraschen.
Stürzen wir uns auf eure Texte: Ich behaupte mal, da geht
es nicht nur komplett um Science-Fiction-
Welten oder Fantasy-Epen…
Richtig, da ist einiges an Sozialkritik
verwoben, die man beim genauen
Zuhören sehr wohl mitbekommt. Das
hast du gut erkannt. Mit dem „Nerd“-
Deckmantel kann ich Sachen, die ich
erlebt habe, die ich verarbeiten möchte,
subtil in Lieder packen. Ich wollte
diese Dinge einbauen, aber nicht so plakativ gestalten.
Das Coole: Die einen werden den Sinn raushören
und es checken, für die anderen bleibt es ein cooler
Song. Ich habe auch Gabalier- und Trump-Zitate in
Songs eingebaut, ohne direkt darauf hinzuweisen,
dass die von denen kommen. Ein anderes schönes
Beispiel bietet der Titel „Hogwarts Express“. Für den
einen „nur“ ein lustiger Text, der andere bemerkt
die Rassismus-Kritik. Ich mag solche Spielereien.
Wie ist das eigentlich mit Lizenzen bei euren Songs,
Aufmachungen usw?
Da müssen wir aufpassen. Aktuell ist alles relativ
ungefährlich, aber wenn wir mal wachsen,
müssen wir gut achtgeben. Bei den Texten sind
wir noch relativ auf der sicheren Seite. Wenn
wir aber visuell etwas zeigen wollen oder uns
in Artworks an Dinge anlehnen, kann da echt
schnell in Sachen Urheberrecht was passieren.
Das alles soll aber nichts daran ändern, dass
bei unseren Konzerten, so sie hoffentlich bald
wieder stattfinden können, ordentlich die Post
abgeht und wir auf verschiedenen Wegen eine
ordentliche Show bieten möchten.
Wir freuen uns drauf. Die Welt der Rockmusik und
die der Nerds: Du bist ein Kenner beider Seiten. Wo
siehst du Parallelen, wo Unterschiede?
In Punkto Leidenschaft sind sich beide Lager
sehr ähnlich. Wie viel Geld die Leute für ihre
Hobbies ausgeben - das sie im Normalfall nicht
wiederkriegen. Beide können aber auch voneinander
lernen. Während der Nerd meist von zu
Hause aus mit seinen Leuten auf Discord und
Co. Spiele zockt, geht der Musiker viel eher raus
und ist tendenziell mehr der extrovertiertere,
Stichwort Sex, Drugs and Rock’n’Roll.
Der Nerd ist abgesehen von diversen Cons
mehr am Bildschirm unterwegs, dafür ist er
in Interaktion mit viel mehr Medien. Wo sich
der eine also vielleicht zu sehr „in den eigenen
Wänden“ versteckt, kann der andere sich auch
eines ruhigeren Lebens bedienen. Das soll aber
auf keinen Fall als negative Wertung gegenüber
einem der beiden Lager gemeint sein, sondern
wirklich wertfrei.
„Beide Seiten
können voneinander
lernen“
Rocking Nerds!
Verbinden wir abschließend nicht ganz unaktuell die
Bildschirm- und die Konzert-Welt: Wie stehst du zu
Livestreams?
Auch wenn es im vergangenen Jahr notgedrungen
zu einem enormen Zuwachs kam, ist die
jetzige Musiklandschaft meiner Meinung nach
noch nicht bereit dafür. Es wurde zwar zum Teil
von den Leuten angenommen, aber
bei Weitem nicht so, wie es etwa bei
Livestreams im Gaming passiert.
Ich habe mir da auch von einigen
Künstlern mehr erwartet, da ist noch
viel Luft nach oben. Und ich hätte
speziell für HÖRST eine Idee, die man
umsetzen könnte.
Und zwar?
Wir wollen die Fans vielleicht mal an unseren
Proben teilhaben lassen. So sehen sie, wie unser
Proberaum aussieht, wie wir gemeinsam abhängen
und üben. Da darf es auch scheiße klingen. Aber
das Publikum bekommt so einen ganz besonderen,
persönlichen Einblick. Sieht uns so, wie wir „in echt
„sind. Ich weiß nicht, ob und wie sehr die Leute das
mögen, aber es wäre einmal interessant.
www.hoerst.at
www.facebook.com/Hoerstnerdrock
Patrick
empfiehlt:
empfiehlt:
© Peter Zoglauer
© Robert Harson
cil city
SUPPORT THE UNDERGROUND!
Strom-Netzwerk
„Support The Underground!“ ist mehr als nur ein ehrenwerter
Aufruf, dahinter steckt ab sofort auch ein so betiteltes Netzwerk
für Bands, Labels, Veranstalter, DJs und generell Musikbegeisterte.
Es unterstützt die heimische, aber auch internationale Szene - etwa
in Form eines Samplers, dessen erste Ausgabe am 2. Juli auf allen
bekannten Streaming- und Download Kanälen, aber auch als limitierte
Audio-CD erscheint. Für gute Laune auf hohem Niveau sorgen
14 Bands zwischen Punk, Rock und Metal, namentlich CIL CITY,
THE LIQUID STONES, ECLIPTICA, THE RUMPERTS, CHAOS INSIDE,
S.I.G., SO MUCH MORE, REBELL BAGATELL, FINGERLYXX, I´M A SLOTH,
BLACK TAPE SUICIDE, 90, IRON SNAG JOE und THE NEPOMUKS.
© Veranstalter
© Century Media
ARCH ENEMY + BEHEMOTH + CARCASS
20.10.2021 – Wien, Gasometer www.planet.tt
WOLVES IN THE THRONE ROOM
+ BLOOD INCATATION + STYGIAN BOUGH
23.10.2021 – Wien, Szene www.facebook.com/szenewien
MESHUGGAH + ZEAL&ARDOR
19.11.2021 – Wien, Arena www.arena.wien
© Veranstalter
© Lukas Meixner
24
chaos inside
rebell bagatell
Mehr Infos unter www.marsmusic.at
Präsentiert wird „Support The Underground Vol.1“ beim großen
MUSICJUNKY BOOKINGS 3 rd ANNIVERSARY
01.-03.07.2021 – Wien, Café Carina
Der mega-umtriebige „Music Junky“ Mike feiert den dritten Geburtstag
seiner Booking-Agentur mit einem hochkarätigen Live-Line-up:
CHRIS MAGERL AND THE BURNING FLAGS, DISTONACIJA, DYNAMO
MÜHLSCHÜTTEL, FLEKS, I'M A SLOTH, IRON SNAG JOE, MIGHTY
MAGGOTS, REBELL BAGATELL und SALAMI RECORDER freuen sich
auch auf euer Kommen: Support The Underground!
www.instagram.com/musicjunkybookings_records
BEARTOOTH
Unter der Haut
04.02.2022 – Wien, Planet.tt im Gasometer
Mit vollem Karacho brettern BEARTOOTH auf ihrem vierten
Studioalbum „Below“ (VÖ: 25.06., Red Bull Rec.) über uns herein.
Post-Hardcore, Stoner- und auch Punkrock auf einer geiler Scheibe
verewigt. Man nehme nur den letzten Vorab-Boten, „The Hell Of
It“, den Sänger Caleb Shomo nicht nur als einen seiner persönlichen
Faves bezeichnete, sondern mit dem er die Wichtigkeit des
Gitarrensounds auf der gesamten Platte unterstreichen wollte.
„The Past Is Dead“ wiederum, eine andere Vorauskoppelung, soll
von der Band in mehrfachen Varinten recorded worden sein, auf
der Suche nach dem perfekten Sound, und diese Tüftelei hat sich
ohne Zweifel gelohnt.
Neben der musikalischen Qualität überzeugt auch die lyrische.
Sie offenbart die dunkelsten Seiten des vergangenen Jahres, mit
denen sich Shomo konfrontiert sah. Stichwort mentale (Über-)
Belastung. Da wird auch bewusst nichts beschönigt oder harmonisiert,
und das geht definitiv unter die Haut, diese Finsternis steht
über dem gesamten Album. Doch sie funktioniert ausgesprochen gut.
Knallharte Ehrlichkeit, die wehtut, aber berührt und hängenbleibt.
www.beartoothband.com
Patrick
© Band
© monsterpics © Natàlia Magda
© Emilie Gracin
© Tina Korhonen
© Olle Carlsson
NIGHTWISH + AMORPHIS
19.12.2021 – Wien, Stadthalle www.stadthalle.com
VISIONS OF ATLANTIS
+ YE BANISHED PRIVATEERS + AD INFINITUM
09.09.2021 – Graz, Orpheum
12.09.2021 – München (D), Backstage
30.09.2021 – Prag (CZ), Nová Chmelnice
01.10.2021 – Wien, Szene (+DRAGONY)
02.10.2021 – Zlin (CZ ), Masters Of Rock Café
03.10.2021 – Zvolen (SK), ZSR www.visionsofatlantis.at
EKTOMORF
13.10.2021 – München (D), Backstage
17.10.2021 – Salzburg, Rockhouse Bar
20.10.2021 – Ostrava (CZ), Barrák Music Club
www.facebook.com/EKTOMORF.official
KALTENBACH OPEN AIR
18.-20.08.2022 – Spital am Semmering
SODOM, PRIMORDIAL, SEPTIC FLESH, DECAPITATED, DESASTER u.v.a.
www.kaltenbach-openair.at
VIENNA METAL MEETING
07.+08.10.2022 – Wien, Arena
ASPHYX, NECROPHOPIC, DARVAZA, FUOCO FATUO,
PARENTAL ADVISORY u.v.a. www.viennametalmeeting.com
25
Strombuds-Mann
l
l
l
l
l
l
l
l
l
l
l
l
26
Ein neues Leben
Von feuchten Tröpfchen und gebrochenen Herzen
Eines vorab: Ich möchte mich für die zahlreichen Einsendungen zu meiner kleinen Kolumne hier bedanken!
Ich habe eure Geschichten und Meinungen zum Thema gelesen und möchte in dieser Ausgabe mal etwas weniger
(pseudo?)-wissenschaftlich zur Sache gehen, sondern euch frei von der Leber meine persönliche Meinung,
meine Eindrücke und meine Erfahrungen näherbringen. So wie ihr eben in euren Einsendungen, 'ne?
Es gibt da nämlich einen kleinen
gemeinsamen Nenner, der
mir bei euren Texten auffiel:
„Natürlich war früher alles besser,
da war man nämlich jung!“.
Wer den ersten Artikel meiner
Serie noch in Erinnerung (oder
die Ausgabe im Nachtkastl
liegen) hat, der wird feststellen,
dass ich diesen Punkt da
auch schon ansprach. Die vielen
ersten Male, die man als
Jugendlicher hatte, die lassen
sich einfach nicht reproduzieren.
Der Soundtrack zu besagten
Momenten wird nicht mehr
neu geschrieben werden. Das
Gefühl, dass einem die ganze
Welt offensteht. Die Vorfreude
auf die Dinge, die man sich ausmalt,
die man ja mal erleben
könnte. Das feuchte Tröpfchen
in der Hose, wenn man das erste
Mal bei seiner Lieblingsband
vor der Bühne steht. Das gebrochene
Herz, wenn sich diese
Hat dreckige Windeln gegen ein
„Leben als Rockstar“ getauscht:
Der Autor
zum ersten Mal auflöst. Die Jahre vergehen, man
wird älter und irgendwann stellen sich Alltagstrott,
Job und Familie ein. Aber macht das den Rock’n’Roll
der Jugend automatisch besser?
Als ich harte Musik für mich entdeckte, war ich etwa
14 Jahre alt. Wir schrieben das Jahr 2001. Ein Freund
schenkte mir eine selbstgebrannte CD - das erste
Album von Slipknot. Ich hatte sowas zuvor noch
nicht gehört. Düster, hart. Auf MTV und Viva - ja, da
gab's noch Musik im Fernsehen! - liefen bereits diverse
Nu Metal-Bands à la Limp Bizkit, Papa Roach oder
Korn. Aber die Selftitled von Slipknot war definitiv
etwas anderes. Es liefen nur ein paar Töne und ich
hatte bereits das Gefühl, dass ich da jetzt zu etwas
Großem dazugehöre, das sich von der Gesellschaft
abhebt. Es war ein Gefühl der Verbindung mit
Gleichgesinnten, aber auch der Trennung vom
„Mainstream“. Mit 14 hast du halt auch nur bedingt
Lust, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Da geht es um Rebellion, darum, anders zu sein…,
© Privat
Früher
war alles
Besser
Teil 5
aber dennoch eine emotionale
Heimat zu finden.
Mit der Zeit kommen die großen
Momente. Die ersten Konzerte,
das Festival, die erste Freundin.
Man kauft sich ein Instrument
(in meinem Fall: eine Gitarre),
trifft sich mit ein paar Kumpels
in einem Stunden-Proberaum
und schrammelt über Monate
hinweg die gleichen drei Riffs
Woche für Woche rauf und runter.
Gleichzeitig träumt man davon,
dass man es so weit bringen
möchte wie die Vorbilder. Auf
Festivals spielen, von der Musik
leben zu können, Rockstar werden
eben. Diese Zeit wird für
mich unmöglich zu reproduzieren
sein.
Was folgt: Dass man schlichtweg
älter wird. Manch einer
wird „erwachsen“, packt die
Metallica-Shirts nur noch alle
paar Jahre aus, wenn Ö3 mal wieder ein Konzert
veranstaltet und beschwert sich dann darüber,
dass ihm jemand nach dem Besorgen einer Runde
Bier für die Kumpels seinen Stehplatz geklaut hat.
Andere spielen Berufsjugendliche und versuchen,
sich ihren junggebliebenen Opportunismus so lange
und so ausgeprägt wie möglich zu erhalten. Die
langen Haare weichen nur, wenn es der Haarwuchs
nicht mehr anders zulässt, im Büro trägt man die
Bandshirts von damals und im Optimalfall konnte
man eine berufliche Karriere einschlagen, die so
richtig Heavy Metal ist. Gitarrenverkäufer in der
Klangfarbe, Stagehand am Nova Rock. Ganz wenige
schaffen´s vielleicht sogar, dass sie von ihrer Band
leben bzw. eine Musikerkarriere einschlagen können
und der feuchte Traum des jungen Bubis mit
Slipknot-Poster an der Wand in Erfüllung geht!
Ich persönlich würde mich wohl über den Großteil
der vergangenen 20 Jahre zu Kategorie zwei zählen.
Mit jedem Bandprojekt habe ich mir eingeredet, dass
jetzt der große Wurf gelingen wird. Ich habe ein Musikstudium begonnen,
in einer Metal-Bar gearbeitet und nie aufgehört, nach außen
zeigen zu wollen, welcher Subkultur ich angehöre. Über Jahre hinweg
bin ich nur arbeiten gegangen, weil ich Geld für Studioproduktionen,
neue Instrumente, Equipment oder dergleichen gebraucht habe.
Mit meiner Truppe habe ich bis jetzt Shows in Österreich, aber auch
im Ausland gespielt. Wir waren auf dem Nova Rock, was einem
Ritterschlag für mich gleichkam. Ich weiß nicht, ob wir das jemals
übertrumpfen werden. Und dennoch muss ich sagen, dass früher
nicht alles besser war.
Im Jänner 2020 ist nämlich etwas passiert, das diesen Rock’n’Roll-
Spirit mit anecken, unangepasst sein und nur für die Musik leben
in den Schatten gestellt hat. Da wurde nämlich mein kleiner Sohn
geboren. Das Leben ist für mich seither ein komplett anderes und
ungleich schöneres, verglichen mit allem, was ich bislang erleben
durfte. Wenn ich jetzt arbeiten gehe, dann ist es nicht mehr für den
Heavy Metal, sondern für den Nachwuchs. Und seit der kleine Racker
mein Leben auf den Kopf stellt, habe ich mir nicht eine Sekunde
gedacht, dass für mich persönlich jemals etwas besser war. Sogar
die Treffen mit den Jungs sind auf gewisse Weise jetzt noch toller
geworden, weil man sie durch die geringere Frequenz - nicht nur
Corona-bedingt - etwas mehr zu schätzen weiß. Ich habe angefangen,
das Leben mit mehr Maß und Ziel zu genießen.
Was ich damit sagen möchte, ist Folgendes: Wenn ihr der Meinung
seid, dass in eurer Jugend alles besser war, dann kann ich das zwar
absolut nachvollziehen. Es heißt jedoch nicht, dass dies für den Rest
eures Lebens so sein muss. Ich will euch jetzt nicht erklären, dass ihr
euch für euer absolutes Lebensglück fortpflanzen müsst. Es gibt viele
Dinge, die euch das Gefühl der ersten Male zurückbringen können.
Ein neuer Job, ein neuer Wohnort, eine Reise, die euch auf spirituelle
Weise die Augen öffnet. Ihr müsst da nicht einmal krampfhaft danach
suchen. Aber wenn ihr die Augen offen habt, dann könnt ihr vielleicht
Dinge entdecken, die euch den Spirit eurer Jugend, vielleicht etwas
abgewandelt, auf gewisse Weise zurückbringen und eventuell sogar
übertrumpfen können.
Das 97. Metallica-Konzert wird halt nicht mehr so toll wie das erste.
Aber vielleicht wird ja das erste Holi-Festival in Indien besser als
das 97. Metallica-Konzert. Haltet Ausschau. Bis zum nächsten Mal!
Stefan
„Mit 14 hast du auch nur bedingt Lust,
von der Gesellschaft akzeptiert zu werden“
„Das 97. Metallica-Konzert wird halt
nicht mehr so toll wie das erste“
FRÜHER WAR ALLES BESSER?
Wir freuen uns immer wieder über eure Meinung zum Thema,
einfach Mail an strom@starkstrom.live, danke!
www.vinyl-music.shop
l
l
l
VINYL&MUSIC
l
+MARKETPLACE+
l
l
ESTABLISHED 2020
feel the
rhythm
shop the
beat!
l
l
l
l
www.vinyl-music.shop
Glam-Strom
© Band
Glam Rock
Die geilste Mucke der Welt! Die Musik meiner
Kindheit, auch von meinen Bandkollegen. Bands
wie Skid Row, Mötley Crüe, Poison, das war halt genau
unseres. Mein erstes Konzert war Europe 1988
in der Wiener Stadthalle, seitdem bin ich infiziert.
Political Correctness
Halte ich ehrlich gesagt nicht viel davon, weil
es einfach die Sprache limitiert. Mittlerweile
fühlt sich einfach jeder beleidigt, wegen allem.
Irgendwann wird das lächerlich. Natürlich darf
ich Leute nicht bösartig beleidigen oder diskriminieren,
aber sich wegen jedem Schas angegriffen
zu fühlen, ist auch keine Lösung, ich kann mit
dem ständigen "Mimimi" nichts anfangen.
Steel Panther
Das ist natürlich eine lustige Truppe, sind auch super
Musiker, das Album „Balls Out“ gefällt mir ganz gut.
Im Endeffekt ist es aber auch eine Kasperltruppe, die
meinen es nicht allzu ernst, so kommt es mir halt
vor. Ich war mal auf einem Konzert im Gasometer,
und wenn dann mehr geredet wird als gespielt, bin
ich da nicht der größte Freund davon. Das dürfen
nur die Suicidal Tendencies!
Mit schlechten Manieren zum Erfolg
2017 spielten MÄDHOUSE eine legendäre Show ohne viele Hintergedanken,
einfach Party pur, Coverversionen, schrille Verkleidungen. Damit wurde
anscheinend ein Nerv getroffen, denn nun halten wir bereits Album Nummer
zwo in Händen. Unser Mike hat den Release von „Bad Habits“ (ROAR) zum Anlass
genommen, um Gitarrist und Mastermind Mikky Stixx mit mehr oder weniger
relevanten Begriffen zu bombardieren.
Eine (Party-)Nacht verbringen
würde ich am liebsten mit…
(Zu seiner Freundin: Olivia! Raus! Haha!) Also ich
hätte gerne mal eine Nacht mit Lemmy verbracht,
aber das geht ja leider nicht mehr. Oder mit dem
Ozzy, das würde noch gehen.
Humor
Ist auf jeden Fall wichtig. Ich denke auch, meine
Band und ich haben einen, und das kann man
auch in den Texten ein wenig nachvollziehen.
Humor ist Ansichtssache. Schlimm ist es, wenn
sich die Leute zu ernst nehmen. Dann wird’s immer
recht peinlich und… un-humorig.
Def Leppard
Mich hat’s immer fasziniert, wie man mit nur
einem Arm Schlagzeug spielen kann! Großartige
Partie! Letztes Jahr hätte ja diese Tour mit Mötley
Crüe und Poison stattfinden sollen, ich hoffe, sie
holen das irgendwann nach und kommen damit
nach Europa. Ich kann mich noch erinnern, als
die „Hysteria“ rauskam, die hat einfach einen
Mörder-Sound! Schon ein gewisses Vorbild, die
Band, ja.
„Bad Habits“ - Welche habt ihr denn so?
Haha, da gibt’s sehr viele und jeder, der das Leben
genießt, hat irgendwie welche. Bier, Rauchen,
alles Mögliche. Das Album selbst handelt gar
nicht durchgehend davon, es ist jetzt kein
Konzeptalbum, wo das Thema von hinten und
vorne beleuchtet wird. Aber „Bad Habits“ sind
natürlich irgendwo die Würze des Lebens.
Live-Shows
Sind das Um und Auf und jedem geht’s natürlich
momentan am Sack, dass das nicht passieren
kann. Wir als MÄDHOUSE haben jetzt gar noch
nicht so oft live gespielt, weil es uns effektiv erst
seit zwei Jahren gibt. Aber die paar Shows, die
wir hatten - etwa am Nova Rock, auf der „Wiener
Wiesn“ oder in der Szene Wien - waren einfach
geil. Wir haben alle schon lange Zähne und wollen
einfach nur noch auf die Bühne.
Vinyl
Ist eine feine Sache, wenn man einen Plattenspieler
hat. Ich hab momentan nicht mal mehr einen
CD-Player. Natürlich hat Vinyl einen supergeilen
Sound. Wir sind am Überlegen, unser neues Album
vielleicht auf Vinyl rauszubringen, weil viele Leute
jetzt wieder drauf stehen. Als Jugendlicher hatte
ich nur Platten und Kassetten, und das zuhauf.
Das waren ein paar tausend. Und ich Trottel hab
die alle verkauft und könnte mir heute noch in den
Allerwertesten treten dafür!
Erfolg
Ja, hätt’ ich gern! Haha! Haben wir ja auch teilweise.
Erfolg ist immer auch Definitionssache. Ist man
erfolgreich, wenn man vor 80.000 Leuten spielt, oder
ist man schon erfolgreich, wenn irgendjemandem,
außer dir selbst, ein Song deiner Band gefällt? Ich
freu mich auch, wenn jemand kommt und sagt
„Des, wos ihr mocht´s, is leiwaund!“. Das ist für mich
dann schon ein kleiner Erfolg. Ich hätte aber auch
nichts dagegen, vor 80.000 Leuten zu spielen.
„Hard’n’Heavy Tribute Show“ 2017
Das war eigentlich der Anfang von MÄDHOUSE. Ein
Gig, den wir im September 2017 in der Szene Wien
veranstaltet haben. Wir haben zwanzig Musiker
aus der Metal-Szene zusammengetrommelt und
einen dreistündigen Cover-Set abgeliefert mit allen
Rock-Hits aus den Achtzigern, das war natürlich
ein mörderischer Spaß, der bei den Leuten super
ankam. Da hat man dann gemerkt, es gibt noch sehr
viele Menschen, denen diese Musik gefällt, die das
früher selber gehört haben. Ein ziemlich lässiger
Abend, eigentlich schon fast legendär!
Metal Forge Studio
Tja, mein Studio, wo ich produziere, aufnehme,
wo wir Songs schreiben, klein aber fein. Es ist natürlich
kein Millionen-Dollar-Hollywood-Studio.
Ich bin da jeden Tag im Einsatz, hab’ hier die
beiden MÄDHOUSE-Alben produziert, auch einige
andere Sachen wie etwa MASTIC SCUM. Die Leute
kommen gerne zu mir, um ihr Zeug zu machen,
ich hab mir kürzlich auch eine Gesangskabine
selber gebastelt.
Mötley Crüe
Die haben natürlich auch einen großen Einfluss
auf uns und unsere Songs, weil sie eine der ersten
Bands waren, die ich damals so „mitbekommen“
habe. „Dr. Feelgood“ ist noch immer eines meiner
Lieblingsalben. Ob diese Reunion jetzt so
sinnvoll war, wenn man das Singen verlernt hat,
bezweifle ich zwar, hat aber trotzdem irgendwo
ihre Berechtigung. Das Witzige ist, ich habe
Mötley Crüe noch nie live gesehen. Das muss ich
unbedingt nachholen, bis dahin dürfen sie eh
nicht aufhören!
Sex, Drugs & Rock’n’Roll
Ist nicht nur ein Klischee, das ist so, wie wir leben,
auch wenn wir nicht mehr die Jüngsten
sind. Wenn man mit uns mal einen Abend unterwegs
ist, dann weiß man schon…tja… Bescheid!
Hahaha!
„Sick Of It All“
Ist die erste Single vom neuen Album, gibt’s auch
auf YouTube als Video.
Verkleidungen
Das haben wir zu Beginn recht gerne gemacht,
weil’s einfach witzig ist, mit den Perücken herumzuhüpfen
und so. Mittlerweile machen wir
das nicht mehr, denn es hat natürlich immer
auch so ein „Faschings-Feeling“. Bei der Tribute-
Show war das alles lustig und leiwand, als eigenständige
Band sollte
das Ganze aber authentischer
rüberkommen,
darum treten wir jetzt
lieber „normal“ auf.
Liebe
Ist was Schönes, wenn
man sie findet. Ich
habe das Glück, sie gefunden
zu haben. Man
kann es sich oft nicht
aussuchen, ob „es“
passiert, oder nicht.
Man kann natürlich
auch Liebe für nichtmenschliche
Dinge
entwickeln, ich liebe
etwa die Musik genauso und könnte ohne sie
auch nicht leben. Wichtig ist, dass man die Liebe
findet und auch zulässt.
www.madhouse-official.com
Mike
© Mike Seidinger
28 29
Schatten-Strom
Lachen verboten?
Norwegen, Anfang der Neunzigerjahre.
Alles klar. Auch die blutjungen
SATYRICON tragen ihr Schäuferl zum
Black Metal-Kult bei. 1993 erscheint
das Debütalbum „Dark Medieval
Times“, ´94 folgt „The Shadowthrone“.
Knapp drei Dekaden später veröffentlicht
Napalm Records umfangreiche
Neuauflagen der beiden Werke, über
die wir uns mit niemand Geringerem
als Drummer Frost, einem DER Musiker
der norwegischen Black Metal-Szene,
angeregt unterhielten.
Hi Frost! Danke für deine Zeit, wie geht es dir soweit?
Den Umständen entsprechend ganz gut, danke! Kein
Musiker mag die aktuelle Situation, aber man versucht,
sich anzupassen. Ich komme gerade von der
Probe mit SATYRICON, auch wenn wir aktuell keine
Chance haben, auf Tour zu gehen. Aber wir wollen
die Band nach wie vor am Laufen halten!
Das ist gut zu hören. Ich möchte heute mit dir natür lich
über die Re-Releases von „The Shadowthrone“
und „Dark Medieval Times“
sprechen, aber auch ein wenig über die
Geschichte der Band und der Szene. Du
bist seit 28 Jahren professioneller Musiker
und hast neben SATYRICON noch mit sieben
weiteren Acts aus dem Genre Alben
veröffentlicht, dein Drumming findet
man auf mehr als 20 Veröffentlichungen
aus dieser Zeit. Wenn du dich in dein
20-jähriges Ich zurückversetzt, hättest du dir je erwartet,
dass dein musikalischer „Impact“ so hohe Wellen
schlagen würde?
Zuerst einmal die kurze und ehrliche Antwort: nein
(lacht). Aber um es genauer auf den Punkt zu bringen:
Die Zahlen, mit denen du mich hier konfrontierst,
bedeuten mir persönlich eher weniger. Was
mich mehr interessiert, ist, was meine Bands in dieser
Zeit als Kollektive erreichen konnten. Man kann
„Darüber könnte ich
ein Buch schreiben“
Na dann…
das meiner Meinung nach nicht quantifizieren,
es sollte immer mehr um Qualität gehen. Um die
„Legacy“. Der interessantere Punkt für mich ist, dass
es eine Gruppe wie SATYRICON geschafft hat, nach
dieser langen Zeit noch aktiv und ausgesprochen
lebendig zu sein. Vielleicht sind wir sogar wichtiger
denn je.
Darauf kann man auf jeden Fall sehr stolz sein. Wenn
wir uns den beiden Re-Releases zuwenden, fällt auf, dass
ihr nicht nur am Ton geschraubt, sondern
den Alben auch neue Cover verpasst habt.
Kannst du mir mehr über den oder die
Künstler und den Anspruch an die visuelle
Neugestaltung verraten?
Nun, bevor wir damals „Dark Medieval
Times“ veröffentlichten, brachte Satyr
(Band-Gründer/Mastermind, Anm.)
dieses Gemälde eines norwegischen
Malers namens Kittelsen. Es findet sich auch im
Booklet wieder, nicht aber am Front-Cover. Es wurde
vom düsteren Mittelalter in Norwegen inspiriert
und Satyr fand, dass es die Spiritualität und die
Atmosphäre perfekt spiegelt.
Aber selbst damals, mit gerade mal 17 Jahren,
wollte er bereits ein Artwork haben, das zu 100%
SATYRICON und sonst nirgends zu finden ist. Also
fragte er eine befreundete Künstlerin aus Bergen,
© Band
© Anne C. Swallow
die zwar keine perfekte Malerin war, aber einen
coolen Stil hatte und gut verstand, worum es in
unserer Musik geht. Ihre Zeichnung kam dann aufs
Cover, obwohl sie doch sehr an einen Cartoon erinnert.
Im Nachhinein betrachtet wäre dieses Bild
von Kittelsen passender gewesen, aber wenn du als
Teenager eine Zeichnung nur für dich bekommst,
dann nimmst du die. Jetzt sind wir aber im Jahr 2021
und geben dem Album das Cover, das es von Anfang
an haben sollte.
Mit „The Shadowthrone“ verhält es sich ein wenig
anders. Satyr nahm ein Bild, das eine
gewisse Verbundenheit zur Erde und
eine Verbindung zur „versteckten Welt“
darstellen sollte. Es passte auch zu unserer
„Do It Yourself“-Attitüde, auch
wenn wir nie wirklich glücklich mit
dem Cover wurden. Vor einiger Zeit entdeckte
er dann dieses Bild von Harald
Sohlberg, einem norwegischen Maler,
bei dem er sofort fühlte, dass es die
Musik perfekt widerspiegelt. Ein würdiges Artwork
für die Neuauflage.
Du bist damals ja von EMPEROR-Schlagzeuger Bard
„Faust“ Eithun zu SATYRICON gebracht worden, wobei
er dein damaliges Können in einem späteren Interview
als ausgesprochen limitiert bezeichnete. Heute zählst
du zu DEN Top-Black-Metal-Drummern. Erinnerst du
dich an die Studiosituation damals, hattest du spezielle
Rituale zur Vorbereitung und wie hat sich das über die
Jahre geändert?
Haha, das ist ein großes Thema für mich, darüber
könnte ich ein Buch schreiben. Aber ich versuche,
mich knapp zu halten. Klar war ich zu Beginn von
SATYRICON technisch wirklich schlecht. Ich hatte
nur den puren Willen, das zu tun, was ich heute mache.
Rituale gab´s keine. Ich habe lediglich versucht,
mich in die Stimmung zu versetzen, die unserer
Musik innewohnt und versucht, meine Energie aus
spiritueller Dunkelheit zu gewinnen. Über die Jahre
habe ich jedoch gelernt, mich körperlich und geistig
auf das Studio, aber auch auf Konzerte vorzubereiten.
Man muss zu 100% fokussiert sein. Ich muss
mich in mein Künstler-Ich versetzen.
Du hast den spirituellen und atmosphärischen Anspruch
im Black Metal angesprochen. Ich hatte auch stets das
Gefühl, dass der Black Metal sehr darum bemüht ist, als
„ernste“ Kunst verstanden zu werden. Und dass der Spaß
„Ich möchte noch
viele neue Dinge lernen“
Frost in Bewegung
eher zu kurz kommt. Darum meine Frage: War bzw. ist im
Black Metal Platz für Selbstironie und Humor?
Also, wenn man sich im Jahr 2021 befindet und die
von uns hernimmt, die seit Anfang an dabei sind,
muss man schon sagen, dass beides möglich ist. Es
sollte auch Leuten aus unserer Szene erlaubt sein,
Humor zu haben. Aber genauso sollte man auch
heutzutage noch eine gewisse Ernsthaftigkeit zelebrieren
können. Black Metal vermittelt nun mal
düstere, erschreckende Themen, die man auch ernsthaft
transportieren sollte, ohne dabei lächerlich
rüberzukommen. Klar, es ist niemandem
verboten, zu lachen. Aber wir als
SATYRICON wollen das Düstere, die
Gefahr drin haben.
Stichwort Gefahr, der norwegische Black
Metal verdankt seinen Ruf ja auch teilweise
den Verbrechen, die einige der
Mitglieder der Szene verübten. Denkst du,
dass die Black Metal-Szene in Norwegen
im Allgemeinen oder SATYRICON im Speziellen heute
woanders wären, wenn diese Verbrechen nicht passiert
wären und die mediale Aufmerksamkeit zur damaligen
Zeit gefehlt hätte?
Nein, das denke ich eigentlich nicht. Du kannst diese
düsteren Themen auch sehr glaubhaft transportieren,
ohne dich an Dingen wie Verbrechen zu beteiligen.
Wir haben uns da immer herausgehalten. Wir haben
auch ohne dem hervorragende Musiker und talentierte
Künstler, die es verstehen, diese Stimmungen
musikalisch einzufangen. Das ist mehr wert, und
dann wirst du von Menschen dafür respektiert.
Großer Respekt auch an dieser Stelle und danke für deine
interessanten Antworten. Wir haben jetzt sehr viel über
deinen Werdegang in den vergangenen 28 Jahren gesprochen,
daher hätte mich zum Abschluss noch interessiert,
wo du dich selbst in 28 Jahren siehst…
(lacht) Das ist unmöglich zu beantworten. Aber ich
versuche, in Bewegung zu bleiben. Das ist, was ich
seit jeher mache. Ich übe, ich versuche, besser zu
werden. Vielleicht passieren mir dadurch noch
großartigere Dinge, als ich es mir vorstellen kann.
Ich möchte noch viele neue Dinge lernen und noch
viele Dinge erleben!
www.satyricon.no
www.facebook.com/SatyriconOfficial
30 31
Stefan
Strom-kreis
AKIAVEL - Vae Victis (Eigenprod.)
Todes-Kuschelrock à la ARCH ENEMY oder HOLY MOSES?
Mitnichten. Die Franzosen AKIAVEL meinen es (tod-)ernst,
und während sie ihren Zorn in die Welt hinausplärren,
wird man in einen tiefen, schwarzen Abgrund gesogen.
Die Sound-Wall ist progressiv tapeziert, man gibt sich
zwar des Öfteren mit 08/15-Riffing und genregängigen
Song-Schemata zufrieden, aber alles wird ins Exzessive
ausgewalzt und intelligent ausgeschmückt. Wer auf kopflastigen Death Metal steht,
der gerne mal die eine oder andere Grenze in Richtung Grindcore oder sogar Black
Metal überschreitet, sollte hier ein (blutendes) Ohr riskieren. Und spätestens,
wenn Sangesgrazie Aurélie bei „The Lady Of Death“ im Duett mit sich selbst keift
und singt, dann weiß man: Nihilismus, Tod und Zerstörung können ja so schön
sein! Zumindest musikalisch.
www.facebook.com/Akiavel
Mike
ALITOR - II (Ragnarok Rec.)
Wenn man so alt ist wie ich (ich kannte James Hetfield
noch mit Pickeln und ohne Säufernase (bei ihm oder bei
dir? Andi)), hat man ab und zu so Phasen, in denen man
nur auf dem Nostalgie-Trip ist und Alben von früher in
Dauerrotation laufen lässt - früher, wo alles noch „schöner
und besser“ war (sh dazu auch meinen Beitrag im letzten
Heft). Man hört sich durch die Klassiker und denkt traurig
„wie gerne würde ich eine Band wie z.B. METALLICA nochmal zu der Zeit erleben,
wo sie noch so richtig hungrig waren. Wo man in jeder Sekunde spürte: „Die
wollen´s wissen!“.
Und ab und zu kommt da ein Album daher, welches das Rad sicher nicht neu
erfindet, aber dieses gewisse ETWAS hat. Dieses gewisse ETWAS, wo man weiß: Gebt
dieser Band noch mehr Zeit im Studio, ein fähiges Management, einen grandiosen
Produzenten und ein, zwei brauchbare Touren - und sie werden die Welt im Sturm
(oder auch bei schönem Wetter) erobern.
ALITOR aus Serbien sind so ein Fall. „Alitor II“ ist kein klassischer Klassiker (?),
aber ein kleines Monster, das bei jedem Mal hören wächst und wächst und sich
zu einem Riesen entwickelt. Jedes Mal, wenn man meint „Ja, nett, aber nichts
Besonderes“, kommt da ein Riff daher, wo man denkt „Oida, bist du deppat -
DAS fährt ordentlich!“.
Ein Dreh, ein Break, eine Idee, die die Songs zu etwas verändern, die sie aus der
Masse an Veröffentlichungen herausragen lassen. Erschienen im November 2020,
wäre uns dieses kleine Wunderwerk fast durch die Lappen gegangen und es wäre
ewig schade, würde die Stark!Strom-Leserschaft nichts von Songs wie „The Tempest
Within“, „Homo Ignoramus“ oder dem wirklich genialen Instrumental „Euphoria“
erfahren. Leiht der Band also einfach mal auf Youtube, Spotify oder wo auch immer
ein oder zwei Ohren und ihr werdet meine Begeisterung verstehen!
www.alitor.net
Richard Metfan
AT THE GATES - The Nightmare Of Being
(Century Media)
Beweisen muss die Truppe längst schon niemandem
mehr etwas, ihr Frühwerk hat schließlich den Death Metal
nachhaltig geprägt. In der letzten Dekade zelebrierten die
Schweden ihr sehnsüchtig erwartetes Comeback und konnten
sowohl mit „At War With Reality“ als auch mit „To Drink
From The Night Itself“ die Erwartungen erfüllen.
Nun wagte sich die Band zum ersten Mal an ein Konzeptalbum heran und liefert
damit zugleich auch ihr bislang finsterstes Album. Die überaus pessimistische
und mitunter fast schon deprimierende Atmosphäre ist aber weniger der aktuellen
Weltlage geschuldet, sondern der Tatsache, dass Frontmann Tomas Lindberg seine
Vorliebe für entsprechende Literatur entdeckt und ihn diese gehörig inspiriert hat.
Passend dazu hat sich die Combo mehr denn je ihre künstlerische Freiheit genommen
und offeriert vereinzelt sogar progressiv-jazzige Passagen, z.B. im abgefahrenen
„Garden Of Cyrus“ oder dem etwas schrägen „Cosmic Pessimism“. Doch keine
Bange, Banger, auch wer die klassischere, melodische Gangart bevorzugt, kommt
auf seine Kosten. Die erste Single „Spectre Of Extinction“ etwa entpuppt sich auf
Anhieb als Ohrwurm der Extraklasse!
www.atthegates.se
Walter
ATREYU - Baptize (Spinefarm)
Wow! Energiegeladen und rasend nach MEHR mit hoffnungsvollem
Unterton kommen ATREYU zurück. Auf dem
von John Feldmann (BLINK 182, THE USED) in Kalifornien
mitproduzierten „Baptize“ sind ganze 15 Songs - wie produktiv,
wie oldschool - zu hören und jeder einzelne profitiert
vom außergewöhnlichen Stimmtalent des Brandon
Saller. Der Gesang ist einmalig gut und die Screams sind on
point - wie gewaltvolle Hurrikans.
Eine interessante Mischung haben die Jungs hier zusammengebraut. Beats, die zum
Tanzen bewegen, harte Riffs und melodische Gitarrensolis. Jeder Breakdown lädt
in den nächsten Moshpit ein. Die Texte bewegen sich zwischen Leben, Sehnsucht,
Willenskraft und zügelloser Stärke. Selbstbewusst und lebendig!
Wer jetzt noch immer nicht interessiert ist, darf auf Gaststars wie Jacoby Shaddix
von PAPA ROACH oder TRIVIUMs Matt Heafy hingewiesen werden. Die kreative
Zusammenarbeit dieser Künstler erweist sich definitiv als Highlight dieses Albums,
und wen hören wir da an dessen Ende, beim finalen „Warrior“? Der Vorhang schließt
sich und Travis Barker groovt wie ein Soldat an den Drums zu Lyrics wie „What
Doesn't Kill Me Makes Me Stronger“.
Ein würdiger Schlusspunkt eines rundum überzeugenden Albums. Furchtlos,
weil hungrig. ATREYU.
www.atreyuofficial.com
Denise
BEN WOOD INFERNO - Unreal
(EP, Juliefunny & Sumo Rex)
Das Comic-Cover lässt eine gewisse Nähe zu Formation wie
THE CRAMPS und nicht zuletzt deshalb saftig bratenden
Rock mit reichlich Garagen-Flair erwarten. Bingo! Sobald
man sich dem musikalischen Treiben von BEN WOOD
hingibt, wird zudem klar, dass die Gitarren gehörig geraucht
haben, als der gute Mann mit seinen Kollegen vor zwei
Jahren das letzte Langeisen „The Real Thing“ aufnahm. Mit „Unreal“ kredenzt er
nun die zweite Single daraus, die zusammen mit einer etwas schrägen Version des
alten Soul-Klassikers „Slippin' Around“ den Studio-Teil vorliegender EP darstellt.
Komplettiert wird diese von vier in Tokyo aufgezeichneten Tracks, die unter Beweis
stellen, dass räudig intonierter Rock´n´Roll live einfach unschlagbar bleibt. Ebenso,
wie in „Fire Of Love“ nachzuhören ist, dass sich Musiker sehr wohl in ekstatisch
ausufernde Psychedelic Rock-Jams hineinsteigern können, ohne den Faden zu
verlieren. Aber auch, dass britischer Humor offenbar ein wenig braucht, um vom
japanischen Publikum erfasst werden zu können.
www.benwoodinferno.com
Walter
BLACKBRIAR - The Cause Of Shipwreck
(Blackbriar Music)
Die schwarze Dornenhecke aus den Niederlanden treibt
in diesem Fall dramatische, musikalische Blüten, die
sich im Nachtschatten von Gothic und Alternative erst so
richtig entfalten können. Nachzuhören auf BLACKBRIARs
Debüt „The Cause Of Shipwreck“, da ist das Unglück also
schon geschehen und jetzt gilt es, die Gründe dafür zu
hinterfragen. Zora und ihre Mannen tun das in beeindruckender Manier, wobei
besonders hervorzuheben ist, mit welch intrinsischer Sirenenartigkeit Zoras Stimme
geschmeidig über die verstreuten Wrackteile gleitet, die diese, unsere, Existenz
manchmal so mit sich bringt (sehr schön, aber in Zukunft schreiben wir unsere
Reviews wieder nüchtern, Andi (Waswillsudamitandeuten?!)).
Durchwegs düster gestaltet sich da folgerichtig das Soundgewand, ewiggültige
Downstroke-Achteln auf der Sechssaitigen finden sich da ebenso ein wie elegische
Soli und orchestrale Einschübe. Anspieltipps wie „Weakness And Lust“ oder „Walking
Over My Grave“ sind eine ganz persönliche Auswahl, richtig Flaute gibt es auf dem
Album nicht und so nimmt man das im Promo-Text in Aussicht gestellte Angebot,
„sich in ein tödliches Paradies“ locken zu lassen, gerne an.
Schiffbruch zu erleiden bleibt bei BLACKBRIAR auf den Albumtitel beschränkt.
www.blackbriarmusic.com
Claudia
CALIBAN - Zeitgeister (Century Media)
Die deutschen Metalcore-Urgesteine legen mit „Zeitgeister“
ein unglaublich spannendes und experimentierfreudiges
Werk vor. Der Fünfer hat sich auf diesem Werk dazu entschlossen,
sieben Klassiker aus dem eigenen Repertoire
nicht nur musikalisch komplett neu zu inszenieren,
sondern die Texte auch auf Deutsch neu zu arrangieren.
Was sehr schnell ausgesprochen gekünstelt wirken könnte,
ist CALIBAN auf ganzer Linie gelungen. Doch auch musikalisch wissen die
Neuauflagen zu überzeugen. Neben der Tatsache, dass man so brachial zu Werke geht
wie seit „Vent“ nicht mehr, wurde zum einen sehr viel mit elektronischen Samples
experimentiert („Herz“), und zum anderen auch nicht davor zurückgeschreckt, mit
Rap-Anleihen zu kokettieren („Trauma“). Die Neueinspielungen wirken so nicht wie
lauwarme Re-Recordings, sondern wie neue, eigenständige Songs.
Empfehlenswert!
www.calibanmetal.com
Stefan
CHASER - Dreamers
(Thousand Island Rec./Sbäm)
Seit 2020 beglücken uns diese Kalifornier mit Skate Punk
de luxe. Die vier Freunde verbinden schnellen Melodic Punk
mit guten Texten, „Dreamers“ bringt nun 13 Songs für die
nächste Half Pipe-Party.
„Fight Of Our Lives“ macht als schneller 1½-Minuten-
Opener schon mal Lust auf mehr, „2020“ wird uns als
guter Song über das verrückte und mühsame Jahr noch lange in Erinnerung
bleiben, „Good Times“ überzeugt mit BLINK 182-Anleihen. Mein persönlicher
Fave „Sign Of Life“ hätte Radiohit-Potenzial, auch „Echos“ oder der Titeltrack
gehen gut ins Ohr - und nimma raus. „See You At The Show“ bildet dann den
perfekten Abschluss und spricht dabei auch einige Szenegrößen direkt an (“Where
do we go when Bad Religion calls it a day?“… „Then two years after that when
NOFX will do the same?”) und zollen dem unvergesslichen Tony Sly von NO USE
FOR A NAME Tribut: “I remember it like yesterday, the news of Tony Sly. For me,
that was without a doubt the day the music died”. Ein wirklich großartiges Album:
Make Skate Punk Great Again!
www.chaserpunkrock.com
Mike Ramone
CRYPTA - Echoes Of The Soul
(Napalm Rec.)
Nach ihrem Ausstieg bei NERVOSA haben Fernanda Lira
(B, V) und Luana Dametto (D) nicht lange gebraucht,
um eine schlagkräftige, neue Truppe zu formieren. Mit
der kurzzeitigen BURNING WITCHES-Gitarristin Sonia
Anubis und deren Kollegin Tainá Bergamaschi scheint
man zwei begnadete Saitenflitzerinnen gefunden zu
haben, denn im direkten Vergleich zu ihrer früheren Band wirkt das Material
nun technisch anspruchsvoller. Aber auch abwechslungsreicher, wie diverse
Einleitungen, atmosphärische, mitunter in schwärzeste Abgründe führende
Zwischenspiele und nicht zuletzt feine Gitarrenharmonien und Soli, die
durchaus auch von Könnern wie Michael Amott oder Jeff Loomis stammen
könnten, unter Beweis stellen. Für geteilte Meinungen dürfte wohl der
Gesang von Fernanda sorgen. Die junge Dame macht zwar mehrfach klar,
dass sie sowohl gutturale Death Growls als auch wüstes Thrash-Shouting
beherrscht, an ihren wutschnaubenden, hasserfüllten Vortrag, der vom
stimmlichen Aspekt her am ehesten mit Sabina Classen zu früheren HOLY
MOSES-Tagen zu vergleichen ist, muss man sich aber erst einmal gewöööhhnnnnääähhhääännn.....
www.cryptaofficial.com
Walter
DYING EDEN - Perish To Exist
(Eigenprod.)
Die Zillertaler Death Metaller haben nach „Omen“
(2017) einen noch böseren Zwilling erschaffen. Wobei
die erwähnte Genre-Einordnung nicht zwingend und
mehr dem Wortklang geschuldet ist.
Ursprünglich nur als Studioprojekt geplant, haben sich
Markus Wechselberger (Drums), Markus Oberwalder
(Gitarre) und Marcus Erler (Gitarre) doch zur Bandgründung entschlossen
und mit Vokalmatador Lord Alfred Wilhelm Fankhauser und Florian Steiner
am Bass war das Quintett komplett und gehört seitdem zum Härtesten, was
das heimatliche Tal zu bieten hat, aber auch darüber hinaus, ja sogar den
internationalen Vergleich brauchen die Jungs nicht zu scheuen.
Hier ist ein rundum kompromisslos brachiales Werk entstanden und die ansehnliche
Anzahl von dreizehn Songs hat durchaus ihre Berechtigung. Das Riffing
ist abwechslungsreich und voller überraschender Wendungen, die allein schon
dafür sorgen, dass das Aufmerksamkeitslevel hoch bleibt. Die Rhythmussektion
legt ordentlich Dampf darunter, sodass der Lord sich gesanglich zu verausgaben
geradezu gezwungen wird. Es ist aber mehr als augenscheinlich, dass er das
genauso haben möchte. Gut so.
www.dyingeden.com
Claudia
ELECTRIC BOYS - Ups!de Down
(Mighty Music)
An sich kommen die ELECTRIC BOYS ja aus Schweden,
sehen aber aus, als wären sie direkt am Sunset Strip aus
dem Ei geschlüpft und haben sich demnach mit Haut
und (Fell-)Haaren ihrer Interpretation des Glam Metal
verschrieben, wobei hier auch Funk oder Hard Rock eine
Rolle spielen. Bereits ein Jahr nach der Bandgründung
durch Sänger und Gitarristen Conny Bloom (eig.: Blomquist) und Bassisten
Andy Christell gab es 1989 das Debüt „Funk-O-Metal Carpet Ride“, das einigen
Staub aufzuwirbeln vermochte, allerdings legte sich dieser wieder und dann war
da auch noch Grunge und machte der Combo das Leben schwer.
2005 entschied man sich, erst einmal das Handtuch zu werfen, Bloom und
Christell „emigrierten“ zu HANOI ROCKS. Glücklicherweise haben sich die
BOYS wieder zusammengerauft, denn sonst gäbe es „Ups!de Down“ gar nicht,
was echt schade wäre. Die Vorabsingle „It´s Not The End“ gibt schon mal einen
guten Vorgeschmack. Trotz überraschend g´standener Rocksongs wie „Tumblin´
Dominoes“ ist „Ups!de Down“ ein durch und durch unangestrengtes Album
geworden, etwas balladesk, etwas bluesig, aber immer mit dem Anspruch,
hoffnungsvollen Frohsinn zu verbreiten - kann man in diesen mittelschweren
Zeiten durchaus gebrauchen!
www.electricboys.com
Claudia
EWÏG FROST - Aïn’t No Saïnt (Eigenprod.)
Niitro hat’s wieder getan. Der unermüdliche Networker
und Workaholic (Interview in diesem Heft) fährt uns
mit der fünften EWÏG FROST-Platte wieder mal voll
ins Gesicht. Und ins Genick. Neben galoppierenden
Black’n’Roll-Abfahrten wie „In da Not“, „New Cold War“
oder „Back On Wheels“ überrascht die um die FRANZ
FUEXE-Rhythmussektion verstärkte Combo diesmal mit
dem dunkelbunten Wasserleichen-Blues „1918“, man wandelt mit „Die Gier“ auf
den Spuren der BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE und für „Mary
Jane“ hat sich Niitro den ebenso verrückten Varnik von den Ami-Rotzschleudern
MIDNIGHT gekrallt. Obwohl mit 28 Minuten viel zu kurz, überzeugt „Aïn’t No
Saïnt“ (Vinyl via Discos Macarra) trotzdem auf ganzer Linie und ohne Ausfall.
Top-Empfehlung!
www.ewigfrost.com
Mike
HARROWIST - Karakorum (Eigenprod.)
Seit Anfang 2019 stellt die Grazer Hardcore Punk-Truppe
ihr Können live unter Beweis, am 23.04. - ein gutes Veröffentlichungsdatum
(Geburtstag meiner Tochter, haha) -
diesen Jahres erschien vorliegendes Debüt. Und das zielt
gleichmal mit „Schlachthauszukunft“ voll in die Magen(!)
grube, „Fresst nur, Fresst nur die Scheisse!“ ist eine klare
Aussage! „(I am the) Harrowist - Tree of Life“ beginnt
danach langsam und steigert sich zur Band-Hymne. Abwechslung bleibt Trumpf,
bei „From Campamento Aucanquilcha To Mponeng“ lässt Max Cavalera grüßen,
„Siachengletscher - Tal der Wildrosen“ beeindruckt wieder mit starkem deutschen
Text: „Erfrieren, Verbluten, Einfrieren und Vergessen“. „The Puppeteers“ beendet
ein stark!es Album einer jungen steirischen Band, die etwas zu sagen hat und nicht
nur über das Leben am Ponyhof singt…
www. harrowist.bandcamp.com
Mike Ramone
HIRAES - Solitary (Napalm Rec.)
Fehlende Erfahrung ist ein Punkt, den man HIRAES
nicht vorwerfen kann. Die Instrumentalfraktion von
DAWN OF DISEASE gepaart mit der sympathischen Britta
Görtz (CRITICAL MESS). Geboten wird Melodic Death
Metal der epischen Sparte ohne clean choruses. Brittas
Stimme ergänzt das abwechslungsreiche Instrumental-
Songwriting optimal, sowohl straightes Growling als auch
Flüsterpassagen fügen sich in ein harmonisches Klangbild.
Wer mit DAWN OF DISEASE vertraut ist, wird hier Trademarks wiedererkennen,
jedoch ohne dass die neue Band wie ein Plagiat dieser klingt. Vom Blastbeat-Gewitter,
abwechslungsreichen Soli bis zu epischen WOLFHEARTesken Parts wird alles
geboten. Dies sorgt bei (Melodic) Death Metal-Fans für höher schlagende Herzen.
Alles in allem ein gelungenes Debütalbum des Quintetts, das über fünfundvierzig
Minuten Laufzeit zu überzeugen weiß.
www.hiraes.com
Mansn
KAYOMI - same (Kerberos Rec.)
Elektronische Sounds wabern um Alexander Kurolls zerbrechliche
Stimme, bis die Gitarren klirrend kalt einen
heftigen Ruck beim Zuhörer hinterlassen. „Kayomi“ heißt
das am 18.06. erscheinende Debütalbum der gleichnamigen
Wiener Rockformation - und so, wie sich die Musik am
Anfang beschreiben lässt, so scheint auch die Philosophie
dahinter. Depressionen, Angstzustände und die passenden
Coping-Strategien in Form einer musikalischen Aufarbeitung, die dennoch nicht
wie der Erguss einer Selbsthilfegruppe klingt, sondern mit hoher Qualität und
eingängigen Songstrukturen einen eigenen Stil schafft. Man kommt auch ohne in
Indie-Kreisen leider immer noch oft rauf- und runterkopierter Pseudoromantik
aus, sondern bringt gekonnt die Wucht einer kalten Realität auf den Punkt. Das
hier ist erfrischend anders, hochenergetisch und verdient es, gehört zu werden.
Man darf sich sicher sein, dass KAYOMI mit diesem Debüt noch von sich reden
machen werden.
www.kayomimusic.com
Charles
LIQUID STEEL - Mountains Of Madness
(Metalizer Rec.)
Tirol war schon immer ein guter Boden für hochklassigen
Metal. LIQUID STEEL machen da keine Ausnahme
und gehen mit ihrem neuem Album gleich in die Truemetallischen
Vollen, mit lyrischen Einflüssen von H.P.
Lovecraft und H.G. Wells. Epische Titel wie der Ohrwurm
„Traveller In Time“ (wer ist BLIND HEEP? Andi) oder das
ausladende „Alpine Warrior“ (Lokalkolorit lässt grüßen!) treffen auf bedrohliche
Atmosphäre im Titeltrack und auf leichtfüßige Rocksongs à la „City Lights“. Die
Range des Fünfers fächert sich zwischen geradlinigem, arschtretendem Metal
32
33
Strom-kreis
bis hin zu verspielten NWOBHM-Anleihen auf und besticht sowohl durch starke
Gitarrenlinien als auch durch ausdrucksstarke Vocals, wirkt dabei aber nie altbacken.
Die Burschen haben's drauf und mit „Mountains Of Madness“ ein paar
richtige Live-Granaten am Start!
www.liquidsteel.at
Anthalerero
MÄDHOUSE - Bad Habits
(ROAR! Rock Of Angels Rec.)
2017 eher durch Zufall als Spaß-Combo gegründet, sind
MÄDHOUSE mittlerweile um einige Tonnen Kunsthaar
und Kajal leichter und um zwei bemerkenswerte Alben
schwerer. Nach „Money Talks, Bullshit Walks“ (2019)
animieren uns Mikky Stixx (Interview in diesem Heft)
und seine immer noch bunte Truppe mit „Bad Habits“,
uns mal wieder in die alte, gestreifte Spandex-Hose zu wutzeln, das mittlerweile
bauchfreie POISON-Shirt über die Bierwampe zu ziehen und endlich wieder nach
Herzenslust zur Luftgitarre den Head zu bangen. Textlich sind die Songs teils
echte No-Brainer („Tourette Brunette“, „I Walk The Ponygirl“…) vor dem Herrn,
was aber in Anbetracht des Spaßfaktors auch völlig wurscht ist. Und musikalisch
trifft hier großes Können auf gewollt augenzwinkernde Achtziger-Party-Sause.
Crank your speakers up to eleven - so muss Rock’n’Roll!
www.madhouse-official.com
Mike
MONSTER MAGNET - A Better Dystopia
(Napalm Rec.)
Dave Wyndorf darf getrost als Quentin Tarantino der
Rockmusik bezeichnet werden, und „A Better Dystopia“
als „Grindhouse“ oder „Jackie Brown“, mit dem für den
Beginn der Siebziger typischen Sound eines Milieus aus
Space Rock, Acid Rock, Freakbeat und Heavy Prog.
Mit diesem, ihrem ersten reinen Coveralbum, das wie aus
einem Guss und im für die Gruppe typischen Style daherkommt, widmen sich
MONSTER MAGNET der Traditionspflege und entstauben teils obskure (CAVEMEN,
POOBAH, MORGEN), teils semibekannte Kultgruppen (THE PRETTY THINGS (das
„semibekannt“ werden dir wohl ein paar Leser - nennen wir sie mal Günter H. -
übel nehmen, Anm. Andi), JERUSALEM, DUST, SCIENTISTS, FUZZTONES) und
legen das kreative Potential jener Zeit offen, in der der relative gesellschaftliche
Freiheitsgewinn so groß war wie wahrscheinlich nie zuvor.
Anspieltipps: „Solid Gold Hell“, „Be Forewarned“, „Mr. Destroyer“, „Learning To Die“.
Für Nostalgiker und MONSTER MAGNET-Fans ein Pflichtkauf!
www.zodiaclung.com
Gino
MORTAL STRIKE & DARKFALL -
Thrashing Death Squad (Black Sunset/MDD)
Bereits länger wurde gemunkelt, jetzt ist sie endlich da:
Die gemeinsame Scheibe zweier ziemlich bemerkenswerter
Austro-Combos. Die Steirer DARKFALL sind seit 25 Jahren
aktiv und ein Household Name im Business, und die international
aufgestellten Wiener Thrasher MORTAL STRIKE
konnten in zehn Jahren reichlich Live-Lorbeeren sammeln.
Auf „Thrashing Death Squad“ ist der Name dann Programm, neben jeweils zwei
neuen Tracks covern sich die beiden Bands noch gegenseitig, bevor sich DARKFALL
in einem MANOWAR-Tribute ergehen und MORTAL STRIKE logischerweise „Freibeir!“
(nein, kein Schreibfehler) von TANKARD ins Österreichische übersetzen. Eine
kurzweilige Angelegenheit, die Spaß macht und einen Grundgedanken des Metal unterstreicht:
Miteinander geht’s immer leichter und mehr Gaude ist es obendrein. Das
Interview zur Scheibe findet ihr in der aktuellen Ausgabe eures Lieblingsmagazins
(wow, Spiwi in der „Frau mit Herz“, Andi).
www.darkfall.at
Mike
MYLES KENNEDY - The Ides Of March
(Napalm Rec.)
Der März zog ins Land und ein umtriebiger Musiker namens
MYLES KENNEDY beglückte die Hörerschaft mit neuer Musik.
Es ist wirklich unglaublich, mit wie vielen unterschiedlichen
Projekten dieser Musiker seiner Kreativität freien
Lauf lässt. Mit Gitarren-Gott SLASH, mit seiner Hauptband
ALTER BRIDGE - und jetzt wieder solo.
Nach einer eher ruhigeren ersten Solo-Scheibe („Year Of The Tiger“) besinnt sich
Mr. Kennedy wieder seines eigentlichen Metiers und rockt und rollt. Ob diese Ideen
des März (ja, der kam flach) begeistern? Nun, es kann durchaus gefallen, spielt
die bekanntesten Skills bestens aus, Myles fühlt sich darin sichtlich wohl. Doch
irgendwie ist der Mut zu neuen Ufern, den das Debüt ausstrahlte, etwas verloren
gegangen. Was nicht die Qualität dieser neuen Scheibe per se herabwürdigen
soll. Vor allem punkto Gitarren, gelungener Harmonien und ebensolcher Soli.
Nachzuhören etwa im Titelsong, der mit sieben Minuten feinstem Arrangement
ein perfektes Summary des Albums bietet.
www.myleskennedy.com
Patrick
NANOWAR OF STEEL - Italian Folk Metal
(Napalm Rec.)
Parodiebands spalten die Gemüter. Und die italienischen
Blödler von NANOWAR OF STEEL ganz besonders, sorgten
sie doch schon für so manche Fremdschämattacke.
Dass die Truppe bei allen Peinlichkeiten aber musikalisch
gehörig etwas auf dem Kasten hat, vergisst man
gerne. Und genau das wollen die Italiener mit „Italian
Folk Metal“ wieder in Erinnerung rufen, indem sie alle möglichen italienischen
Traditionals durch den hartmetallischen Fleischwolf drehen und mit ihrem
unverwechselbaren Humor versehen. Würde man nicht wissen, dass es sich
um eine Spaßtruppe handelt und ist man des Italienischen nicht mächtig, so
hat man mit dem vorliegenden Album ein extrem starkes Folk/Power-Metal-
Scheibchen mit südlichem Flair vorliegen. Und selbst wenn man über die
Eskapaden von N.O.S. Bescheid weiß, muss man zugeben, dass es verdammt
stark ist. Die nächste Party kann kommen!
www.nanowar.it
Anthalerero
NEMOREUS - Arnea (Eigenprod.)
Drei Jahre nach dem Sieg des österr. Wacken Metal Battle
und der „Silent Watcher“-EP bringen NEMOREUS nun
ein Album raus, das sich nicht nur für Folk Metal-Fans
so richtig lohnt!
Die Wiener bieten nicht nur eine Mischung aus klaren
Vocals, Growls und auf „The Watcher's Gift“ sogar
Kehlkopf gesang(!), sondern legen in den unterschiedlichen
Songs auch Fokus auf die verschiedenen Instrumente, immer wieder sind
Irish Folk-Einflüsse zu hören. Eine Mischung aus deutschen und englischen
Texten innerhalb eines Songs ist zwar häufig Geschmackssache, aber auf diesem
Album in mehreren Fällen sehr gekonnt durchgeführt! Und egal, ob deutsch wie
auf „Des Berges Spitze“ oder englisch wie bei „Bring The Demons To The Hall“,
die Songs machen Bock aufs Tanzen und die Refrains laden zum Mitsingen ein.
Zusätzlich erzählt das Sextett mit jedem Track eine andere Geschichte. „Eluna“
etwa handelt von einer Frau, die Männer um sich kämpfen lässt, das erwähnte
„Des Berges Spitze“ beschreibt das grässliche Gefühl nach einer Schlacht, wenn
man die Toten zu Gesicht bekommt. Die „Mondmaid“ indes führt Männer in
den Wald - und somit in den Tod. Jede dieser „Kurzgeschichten“ ist bewegend
und man will immer mehr hören. Und das können wir hoffentlich auch auf
noch vielen NEMOREUS-Alben!
www.nemoreus.com
Anna
PLAGUEPREACHER - Terracide (EP, Grazil Rec.)
Kollege Wiederwald von Stormbringer meint,
PLAGUEPREACHER wurden 2018 „als ein Ausdruck
des Unwohlseins im Beisein anderer Menschen“ gegründet.
Damit hat er nicht nur recht, er umschreibt
auch gekonnt das Label „Misanthropic Black Metal“ der
Salzburger Sunnyboys. Und ihre EP trifft sowohl musikalisch
als auch von der Stimmung her den Nerv der Zeit:
Intelligenter (Post-)Black Metal, garniert mit beschwingten Mitschunkel-Parts,
überthront vom Rotz und Blut keifenden Organ von Pandemaniac (…und der
hieß schon vor Covid so!). Meterdicke Gitarrenwände erschlagen dich, fahren
dir direkt ins Gebein und jede Snare Drum-Salve ist wie eine Watsche mit Fuß.
So soll das klingen - und auch wenn das Genre langsam dicht besetzt und
ausgereizt ist, gibt’s immer wieder herausragende Platten, die auch hängen
bleiben. „Terracide“ ist eine davon.
www.facebook.com/plaguepreacher
Mike
POWERWOLF - Call Of The Wild
(Napalm Rec.)
Wer diese deutschen Heavy Metal-Partytiere kennt, weiß
schon genau, was es mit “Call Of The Wild“ auf die
Ohren gibt. Mehr Wolf, mehr Witz, mehr Wuchtigkeit,
mehr vom (zugegebenermaßen hervorragend) durchgetakteten
POWERWOLF-Konzept. Allzuweit lehnen sich
die Saarländer nicht aus dem Fenster, was Neuerungen
oder gar Experimente betrifft. Klar, da wäre die überraschend grazile und sehr
gelungene Powerballade ,,Alive Or Undead‘‘, die aber gemeinsam mit dem für die
Wölfe untypischen Dudelsacksound auf „Blood For Blood“ bereits das Höchste
der Gefühle bietet, was Inventionen betrifft. Ansonsten geben sich die üblichen
Verdächtigen die Klinke in die Pfote: Unglaublich eingängige Synthieorgel-
Melodien, halsbrecherisch schnelle Riffs (fast) ohne Verschnaufpause, der
obligatorische deutsche Titel (,,Glaubenskraft‘‘, gut, kommt allerdings nicht
ganz an die selbst gelegte Messlatte ,,Kreuzfeuer‘‘ heran), lateinische Mantras,
passend dazu ein bisschen Blasphemie und Häresie hier und da, und natürlich
eine riesige Portion textlicher Werwolf-Pathos. Bei so konstant solidem Material
wagt man gerne erneut den Tanz mit den Wölfen!
www.powerwolf.net
Gabriel
PRIVATE SUCKER - Dazzled Zombieland
(EP, PSpunkrock)
Die 2015 gegründete Regensburger Band legt eine sechs Songs
stark!e EP vor, deren Artwork wieder mal von Stefan „Mr.
Sbäm“ Beham spitzenmäßig umgesetzt wurde. Musikalisch
geht's mit „Peanutbutterbaby“ los, gleich mal ein cooler
Streetpunk-Rock-Ohrwurm, der raue Gesang von Tom Kessler
gefällt auf Anhieb. Mit dem folgenden Titeltrack geht's inhaltlich
weiter nach Disneyland, „Wake Up Boys“ nimmt gegen Rassismus Stellung. Beendet
wird die EP mit einem wunderbaren „Fuck You!“ und wir freuen uns jetzt schon auf
die Fortsetzung im Longplayer- Format!
www.privatesucker.bandcamp.com
Mike Ramone
PROUDHON - The Damaged Bodies (Eigenprod.)
Schwenket die blutig rote Faaahaaaneee! Diese EP ist durchaus
als einzigartig zu betrachten. Auf den ersten Blick könnte
man die Band aufgrund ihrer textlichen Auseinandersetzung
mit Arbeiterthemen wie Ausbeutung etc. als Underground-
Punk-Formation betrachten. Doch die Franzosen gehen einen
musikalischen Schritt weiter: Grind, Death, ein wenig Black
Metal dazu und schon wird aus der Aufbruchstimmung der
Pariser Kommunen ein unheilvolles Werk voller Brutalität. Allein den Track „Die Rote
Fahne“ kann man auch als Reminiszenz blutiger Studentenrevolten betrachten. Und
das funktioniert: Rasendes Drumming, Hyperspeed-Riffing und dazu das schleppende
Growling machen das Album zu etwas, was mehr ist als der 08/15-Grind der beginnenden
2000er Jahre. Die haben was zu sagen. Bei dem Soundgewitter hört man zu. Top!
www.facebook.com/ProudhonDeathGrind
Charles
RISE AGAINST - Nowhere Generation
(Loma Vista Recordings)
Mit „Nowhere Generation“ veröffentlichen RISE AGAINST am
4. Juli ihr mittlerweile neuntes Studioalbum, „The Ghost Note
Symphonies, Vol. 1“ nicht mitgerechnet. Aus musikalischer
Sicht bewegen sich die elf Songs erneut zwischen Hardcore und
Punk Rock. Hin und wieder streifen sie zudem Pop (Titelsong,
„Forfeit“) - im Positiven versteht sich. Bei „The Numbers“
wird´s dann härter. Textlich nimmt sich Sänger und Gitarrist Tim McIlrath wieder
einmal aktueller sozialer und politischer Missstände an. Kurzum bleibt die Band
auch auf diesem Album sich selbst und ihrer Erfolgsformel treu, die Zielgruppe kann
bedenkenlos zugreifen.
www.riseagainst.com
Flo
SCAR OF THE SUN - Inertia (Napalm Rec.)
Nach zwei in der Heimat durchaus populären Alben sowie
Support-Gigs für ROTTING CHRIST oder DARK TRANQUILLITY
legen die Griechen ihr bislang intensivstes Werk vor. Dieses
wirkt auf den ersten Höreindruck hin zwar wie der erwartbare
Nachfolger zum 2016er Dreher „In Flood“, entpuppt sich bei
genauerer Betrachtung jedoch als weit mehr. Das Modern
Metal-Gebräu mit mehrfach aufflackernden Reminiszenzen
an Formationen wie SCAR SYMMETRY oder MERCENARY wurde dafür nur geringfügig
verändert und ist nach wie vor nur schwer in ein „Schublädchen“ zu zwängen.
Die Intention der Jungs war offenbar ohnehin eine andere, nämlich mit dieser Scheibe etwas
mitzuteilen. So lässt der Fünfer etwa im dreiteiligen „Quantum Leap“ die Geschehnisse in
der Heimat während der Krise 2015 auf ergreifende Weise Revue passieren. Kein Wunder,
dass sich Sänger Terry Nikas nach all dem Erlebten dabei so richtig die Seele aus dem
Leib kotzt. Dass er aber sehr wohl auch anders kann, stellt er mit hingebungsvollen
Klargesangspassagen wie etwa in „Singularity Collapse“ unter Beweis. Respekt!
www.scarofthesun.com
Walter
SOZIALES HETZWERK - Provokateur (Eigenprod.)
Jim Schatzmann, die heimische Ein-Mann-Punk-Dampfwalze,
hat wieder zugeschlagen und präsentiert nur ein Jahr nach dem
selbstbetitelten Debüt ein neues Werk namens „Provokateur“.
Obwohl alleine für Musik, Text und Produktion verantwortlich,
ist Jim keineswegs einsam, und gut vernetzt im besten Sinn
ist er auch. Die Drums hat ihm diesmal wieder Jake Naugle
aus den USA eingespielt, Rainer Jadischke aus der Republik
Südafrika steuert bei „Ein Liebeslied“ den Pianopart bei, hier ist auch der ebenfalls aus
den USA stammende Kevon Scott mit einem Saxofon-Solo zu hören und schlussendlich
soliert auch der chilenische Gitarrist Lukky Sparxx auf „Die Besten vom Westen".
So international diese illustre Gästeliste auch sein mag, so spannend die Musik zu
hören ist, genauso allgemeingültig sind die Aussagen, die Jim in seinen Texten tätigt.
Gesellschaftskritik trifft auf beißenden Spott auf jene, die ihre Nasen unverhältnismäßig
hoch tragen, der Untergang unserer „schönen, neuen Welt“ beschlossene Sache, aber
- mit dem erwähnten „Liebeslied“, einem versöhnlichen Moment auf „Provokateur“,
zeigt der Punker Schatzmann, dass er auch ganz schön viel Herz hat.
www.soziales-hetzwerk.at
Claudia
TYGERS OF PAN TANG - Majors & Minors
(Mighty Music)
Die Raubkatzen aus dem Vereinigten Königreich, die ihren
Namen aus Michael Moorcocks Roman „Stormbringer“
(hallo Mike!) entlehnt haben, gehören mit zur Speerspitze
der glorreichen NWOBHM, so wie bekannterweise Bands wie
DIAMOND HEAD, SAXON und IRON MAIDEN.
1978 gegründet, fanden sich die TYGERS gefangen in einem
nie enden wollenden Besetzungskarussell, dem unter anderen auch John Sykes von
1980 bis 1982 angehörte. Dieses kam erst Anfang der 2000er-Jahre dann doch zur
Ruhe und man fand mit Sänger Jacopo Meille, Robb Weir und Francesco Marras an den
Gitarren und schließlich Bassist Gav Gray und Craig Ellis am Schlagzeug ein stabiles
Line Up. Mit „Majors & Minors“ haben sich die rundum erneuerten TOPT nun die
Rosinen aus den Alben der letzten 13 Jahre herausgepickt, das soll jetzt keine Best-Of-
Compilation sein, sondern eine besondere Scheibe in der Bandgeschichte für Fans und
Sammler, aber auch für jene, die mit der Truppe nicht so vertraut sind. Nicht nur 13
Jahre, es sind auch 13 Songs geworden und jeder davon ist ein veritabler Kopfnicker.
Mit viel Leidenschaft vorgetragen von Jacopo Meilles ewig junger Stimme legt man
großen Wert auf eingängige Refrains, aber bei aller wohltönender Melodiösität wird
hier eines ausgiebig demonstriert: die Macht des Riffs. Möge diese Macht immer
mit ihnen sein!
www.tygersofpantang.com
Claudia
VEXED - Culling Culture (Napalm Rec.)
VEXED aus Hartfordshire melden sich auf ihrem Debüt mit
einer aggressiv pöbelnden Hasstirade zu Wort. Das Ziel der britischen
Modern Metal-Truppe ist, mit den elf wuchtigen Tracks
Verstörung zu erzeugen, ist das Grundthema von „Culling
Culture“ doch das Anprangern einer Unsitte, die in unserer
Zeit um sich greift und sich grob mit „medialem Abschlachten“
umreißen lässt, also dem öffentlichkeitswirksamen Keulen
(„Culling“) von allem, was dieser oder jener Gruppierung nicht in den Kram passt.
Mit schlagkräftiger Leidenschaft agiert hierbei Fronterin Megan Targett, leichfüßig
changierend zwischen wütenden Growl und Cleangesang, unbeirrbar begleitet von
Willem Mason-Geraghty (Schlagzeug), Jay Bacon (Gitarre) und Al Harper (Bass).
Gemeinsam schaffen sie eine dichte Atmosphäre aus zündender Vollbedienung und
genretypischen Versatzstücken, die handwerklich und kompositorisch mehr als nur
aufhorchen lassen.
Die Botschaft, die all dem zugrunde liegt, ist, den Selbsthass, den Ignoranten aller
Couleur in einem auszulösen imstande sind, nachhaltig niederzuringen. „Culling
Culture“ ist definitiv ein überzeugender Soundtrack für alle Bemühungen in diese
Richtung.
www.vexedvexedvexed.com
Claudia
WIZARDTHRONE - Hypercube Necrodimensions
(Napalm Rec.)
Was kommt raus, wenn man Mitglieder von ALESTORM,
GLORYHAMMER, AETHER REALM mit Instrumenten in einen
dunklen Keller sperrt (hoffentlich gar keiner mehr, harhar,
Andi) und sie zuvor mehrere Stunden mit John Carpenters
„Dark Star“ beschallt, die Untertitel aber aus Werken von H.P.
Lovecraft stammen? Richtig. Genau das. Ein musikalisch versierter
Trip in den Weltraum, der stellenweise dennoch nach bekannten Erdengrößen
wie älteren DIMMU BORGIR und ein wenig wie CHILDREN OF BODOM (Gott hab sie
selig) klingt. Jede Menge Bombast, Keyboardteppiche und wunderbar getriggerte
Doublebassattacken machen das Album zu einer runden Sache.
www.wizardthrone.com
Charles
ZASCHA - Bad Hangover (AM Rec.)
In einen musikalischen Haushalt hineingeboren, reifte in dem
in Russland aufgewachsenen Singer/Songwriter ZASCHA bald
das Bedürfnis, selbst Musik zu machen. Dabei versuchte er
sich anfangs noch im Hip Hop, daher wahrscheinlich auch
das genreeigene „Z“, wechselte dann aber zum Rock, in dem
er ein für sich adäquates Ausdrucksmittel fand. Trotz seiner
jungen Jahre zählt ZASCHA zum Beispiel NIRVANA oder Hair
Metal-Bands aus den 80ern zu seinen Inspirationsquellen, versucht aber, trotz der
großen Vorbilder seinen eigenen musikalischen Weg einzuschlagen.
„Bad Hangover“ ist allerdings einen Zacken härter als die eben Genannten ausgefallen,
in Songs wie „Drunk Scars“ geht's schon mal ordentlich zur Sache, „Surrender“ wandelt
gar auf LINKIN PARK-Pfaden und selbst das bewältigt der sympathische Blondschopf
scheinbar mühelos. Von Produzenten und mittlerweile Mentor Andrey Melnikov
gefördert, hat sich die laut eigenen Angaben ausgiebige Phase des Zusammenraufens
für ZASCHA bezahlt gemacht, menschlich wie künstlerisch hat sich dieses Duo als
durchaus dynamisch erwiesen.
Ein beachtenswertes Debüt, das einiges an Hoffnung für die Zukunft erlaubt.
Samarin schon mal bereitstellen!
www.soundcloud.com/zascha
Claudia
34
35
:
Schwarz!Strom
36
BEWITCHER -
Cursed Be Thy Kingdom (Century Media)
Die Retro-Kreuzung erweist sich als diffiziler
Punkt. Eine Abzweigung führt ins Ödland aufgesetzter
Brauchtumspflege samt monetären
Hintergedanken. Die Alternative bildet konstruktive
Denkmalerhaltung mittels Eigenständigkeits-
Politur. Auf dieser Spur bewegen sich BEWITCHER
mit 80er-Speed Metal, angereichert durch Black
Metal-Rohstoff der alten Schule und straighten
Rock-Riffs. Gute Scheibe, farbige LPs mit Poster,
der Curse stimmt.
FROST -
Day And Age (InsideOut Music)
Progressive Plagiate sind in der aktuellen
Rockszene omnipräsent. Viele Bands verirren
sich in pastellfarbener Gleichklang-Langeweile, wo
Abschreiben vermeintlicher Erfolgsrezepte trotzdem
ins Leere geht. FROST agieren weit abseits
schaler virtuoser Hüllen und forcieren individuelle
Formgebung, geprägt durch flockige Ohrwurm-
Melodien, transparente Arrangements und gehörigen
Drive. Jene Doppel-Vinyl-Frostzellenkur
forciert kreatives Anti-Aging.
GURU GURU -
Essen 1970 (Mondo Svart/The Orchard)
Kein UFO landet im Wohnzimmer, der
Partner will sich nicht als ferne Galaxie
verkleiden und du bist auf Suche nach
kosmischer Ekstase? Hier ist deine
Pille. Jenes Album zeigt GURU
GURU, Pioniere des spacigen
Krautrock, in Hochform. Die stilvoll gefertigte
Konzertkonserve besitzt einen erstaunlich brauchbaren
Sound und reflektiert das damalige Flair progressiver
Bewusstseinserweiterung mit Intensitäts-
Garantie. Essen 1970, ein wahres Festmahl.
KANSAS -
Point Of Know Return Live & Beyond
(InsideOut Music)
Manche Acts verfügen über Konservierungsmittel
für historische Haltbarkeit. KANSAS haben ihren
Status als Experten der stadiontauglichen Rock-
Gigantomanie in den 70er-Jahren gefestigt und
sind im Blickfeld geblieben. Jetzt meldet der
Rückschauradar ein linientreues Live-Opus.
Das Staubtuch kann in der Lade bleiben, die
Performance tönt sehr vital. Offeriert wird zudem
ein limitiertes Set mit drei LPs in türkiser Farbe
und der Point macht uns happy.
CHARLES LLOYD & THE MARVELS -
Tone Poem (Blue Note/Universal)
Lichtgestalten des Musikgeschäfts sind mit dem
Gepäck-Syndrom konfrontiert. Sie tragen schwer
an der Haltung einer Community, die nur noch
Höchstleistungen erwartet. Saxofon-Legende Charles
Lloyd kontert elegant mit dieser betörenden Scheibe,
die Jazz, Folk, Rock und Country zu einer sensitiv
groovenden Hymnen-Plattform vereint. Für
Eingeweihte ist jene hochwertige
audiophile Pressung zusätzlich
zur formidablen
Tonrezeptur auch
ein Gedicht.
Klangkultur für Hörer.
Vinyl only
by Christian Prenger
SILVER LAKE BY ESA HOLOPAINEN -
same (Nuclear Blast)
Pragmatische Erwartungen kann jeder Interessent
gleich im hintersten Mentalwinkel deponieren.
AMORPHIS-Gitarrist Esa Holopainen errichtet
sein ganz eigenes Ökosystem mit Überraschungs-
Vegetation. Jenes Soundbiotop beinhaltet eingängige
Rocksongs, jede Menge Emotionalität und eine
elegisch-introspektive Atmosphäre. Die silberne
Vinyl-Auflage des vielschichtigen Albums ist via
Band-Webshop erhältlich. Solche Wasserqualität
kann sich hören lassen.
SONS OF KEMET -
Black To The Future (Impulse!/Universal)
Der Swing-Tank von SONS OF KEMET liefert
Botenstoffe zur neuerlichen Disruption
eingerosteter Jazz-Interpretationen. Im
Gestaltungskosmos jener Formation sind
sinnentleerte Grenzziehungen überholt, ein
auf allen Seiten offener Mix aus hypnotischen
Grooves, funkigen Beats und spacigen Tunes erzeugt
kollektive Improvisations-Dynamik. Edles
Design, hochwertiges Vinyl und moderner statt
modischer Sound: Ein Qualitäts-Doppel-Album
mit Zukunftsfitness.
Special:
Erneuerungselixier
Es war stets mehr als ein „Impulse!“. Seit 60 Jahren liefert jenes US-Jazz-Label
Elixiere der Erneuerung, sorgt für Kultalben und ist selbst Kult. Speziell Releases
aus den Sixties und Seventies dokumentieren auch die Topqualität in Sachen Fertigung.
Das Jubiläum wird begangen mit „Impulse Records: Music, Message And The Moment“.
Die exquisite 4-LP-Box enthält Innovationen vieler Legenden wie
John Coltrane, Max Roach, Albert Ayler oder Charles Mingus.
Öffnet diese Türe, dahinter warten eure Impulse.
lava-strom
Z a h , h e a v y , e r h a b e n :
Doom &
Artverwandtes
by Willi Winter
THRONEHAMMER -
Incantation Rites (Usurper Rec.)
Sagt man gemeinhin, dass die dritte Platte einer Band das „Make
it or break it“-Album ist, kürzt das deutsch-britische Gespann das
Ganze ab und haut mit seinem Zweitwerk - da leg ich mich fest -
einen künftigen Klassiker raus und übertrifft dabei auch sämtliche
Erwartungen, die man nach dem bärenstarken „Usurper Of The
Oaken Throne“- Debüt hegen durfte.
Die Schwere und Dramatik von CANDLEMASS trifft auf das Epos
und die Durchschlagskraft von BATHORY. Zwei Dinge sind es, die
man hier besonders hervorheben muss: Erstens der Ideenreichtum
des Songwritings. Hier passiert immer was, selbst nach dem x-ten
Hördurchgang wird man aufs Neue überrascht. Und zweitens:
Frontfrau Kat! Es ist nicht von dieser Welt, mit welcher Leidenschaft
und Hingabe sie ihre facettenreiche Stimme einsetzt. Sie singt nicht
nur, nein, sie zelebriert und sorgt für eine 75-minütige Gänsehaut.
Für dieses Album wurden Superlative erfunden!
www.facebok.com/Thronehammer
THE WATCHER -
Your Turn To Die -EP (World In Prison Rec.)
Habt ihr euch schon mal gefragt, wie es wohl klingen mag, wenn,
sagen wir mal, eine Band wie DEMON Songs von PENTAGRAM
spielen würde? Ja? Nun, die Antwort darauf geben die in Boston
beheimateten THE WATCHER auf ihrer Debüt-EP.
Eher im Uptempo gehaltener, mit dem Geist der NWOBHM beseelter
„Proto Doom“, der sofort für gute Laune sorgt und das Tanzbein
von alleine schwingen lässt. Die streng limitierte Vinyl- Single ist
bereits ausverkauft, aber auf Bandcamp kann man sich für ganz
wenig Geld eine digitale Kopie ziehen (und da gibt's sogar ein
Lied mehr dafür).
Hört mal rein!
www.thewatcherheavymetal.bandcamp.com
BLACK REVELATION -
Demon (Eigenprod.)
Obwohl schon Ende des Vorjahres veröffentlicht, möchte ich das
Debütalbum der - vermutlich - Schwaben zur Sprache bringen,
denn die Platte ist einfach zu gut geworden, um sie unerwähnt
zu lassen! Während die Musiker selbst Pseudonyme wie A, J oder
M verwenden (gähn, A), weiß man zumindest, dass die Drums
von Mathias Straub (NAEVUS) und Jochen Müller (MOUNTAIN
THRONE) eingespielt wurden.
Musikalisch wird hier purer True Doom im Stil von CIRITH UNGOL,
REVEREND BIZZARRE oder WITCHFINDER GENERAL kredenzt und
der Sound knarzt herrlich roh aus den Boxen. Sänger M ist jetzt
nicht der technisch Versierteste, bringt aber genug Leidenschaft
mit, um authentisch zu wirken, und einen gewissen Kauz-Faktor
kann man ihm nicht absprechen.
Oiso, gemma: Support The Underground!
Diese Band hat es sich verdient.
www.facebook.com/BlackRevelationBand
13.10.
GUTALAX
SPASM
GUINEAPIG
29.10.
SLAUGHTER MESSIAH
30.10.
BENIGHTED
27.11.
NACHTMAHR
MASSENHYSTERIE
21.01.
PESTILENCE
MISANTHROPIA
PARENTAL ADVISORY
29.01.
UNDERTOW
GRAND MASSIVE
CHAOS INSIDE
10.02.
BUCOVINA
INFINITAS
ALPHAYN
11.02.
INHUMATE
TEETHGRINDER
DISTASTE
25.03.
EVIL INVADERS
18.04.
PANZERFAUST
VELNIAS
www.escape-metalcorner.at
Düster-Strom
© Alexander Schlesier
Zurück in den Park
Live-Mitschnitte sind immer so eine Sache. Kann
ein Frontalcrash mit Ansage werden oder durch
die Decke gehen. SUBWAY TO SALLY wissen aber
ohne Zweifel, wie das geht. Doch davor: Zurück
zum Start. Eisheilige Nacht. Für Unwissende
(gibt’s die noch?) eine kleine Geschichte: Den
Ursprung nahm alles im Potsdamer Lindenpark,
in kleiner, aber feiner Atmosphäre. Doch dieses
Event wuchs und wuchs, da brauchte es größere
Locations für diese Gig-Madness. Und so ward
eine legendäre Tradition geboren, ein Fixpunkt
im Jahreszyklus.
Doch dann kam Covid… Die Eisheilige Nacht 2020
konnte nicht „normal“ stattfinden. S.T.S. machte
aus dieser Not eine Tugend. Mit Gästen wie
SALTATIO MORTIS, FEUERSCHWANZ, LORD OF THE
LOST-Sänger Chris Harms und einigen mehr zogen
sie ein Livestream-Event der Extraklasse auf: „Back
to the roots“, zurück in den Lindenpark. Die Setlist
glänzt mit Tracks des aktuellen Studioalbums
„Hey!“, Klassikern und ganz besonderen Extras. Vor
allem sticht die Live-Collab mit den SCHANDMAUL-
Ladies Birgit Muggenthaler-Schmack und Saskia
Maria Forkert hervor, wenn sie gemeinsam „Dein
Anblick“ performen und „Kleid aus Rosen“ ganz
neu interpretieren.
„Eisheilige Nacht: Back to Lindenpark“ (Napalm
Rec.) ist ein echtes Masterpiece in Sachen Live-
Mitschnitt und erscheint als Blu-Ray, DVD und CD.
Und hoffentlich bald wieder „in echt“!
www.subwaytosally.com
Patrick
© Band
Sünder
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen genau, was
sie tun! Nämlich (mal wieder) ein verdammt
gutes und facettenreiches Album veröffentlichen.
Über die Genregrenzen hinaus sprechen LOTL
auf „Judas“ (VÖ: 2. Juli, Napalm Rec.) über Gut und
Böse und die verschwimmenden Grenzen, 24
Songs unterteilt in „Damnation“ und „Salvation“.
Es ist eine wilde Reise, auf die uns die Hamburger
mitnehmen, eine Reise durch die vielschichtige
Geschichte Judas´ und deren Interpretationsmöglichkeiten,
weit über den Originaltext der Bibel
hinaus. Dabei bekommt man so ziemlich alles ge-
38
boten, was das (schwarze) Herz begehrt. Ob Streicher
und Konzertflügel wie auf „Work Of Salvation“,
chorale Gesänge auf „For They Know Not What They
Do“ oder die harten Gitarrenriffs von „Born With
A Broken Heart“. Egal, wie sehr sich die einzelnen
Songs unterscheiden, man bekommt auf jedem
einzelnen die Essenz von LORD OF THE LOST.
Also, versündigt's euch und hört´s das Album!
www.lordofthelost.de
Anna
Addicted to Rock,
die Radiorockshow
Jeden Freitag ab 19 Uhr
auf radio 88.6
radio886.at
Silber-Strom
Reif für die Inseln
Ein Mann, ein Traum. Und dessen Verwirklichung. Esa Holopainen, seines Zeichens Gitarrist von AMORPHIS,
realisierte sein erstes Solo-Album „Silver Lake“ (Nuclear Blast) mithilfe toller Instrumentalisten und
einer Vielzahl echter Vokal-Größen wie Jonas Renkse (KATATONIA), Björn Strid (SOILWORK), Einar Solberg
(LEPROUS) oder seinem Bandkumpel Tomi Joutsen. Heraus kam eine sehr stark!e, abwechslungsreiche
Scheibe, zu der wir dem sympathischen Finnen am Telefon herzlich gratulierten.
Vielen Dank! Es ist ein unglaubliches Gefühl. Bald
kommt ja auch ein AMORPHIS-Live-Album raus, auch
darauf freue ich mich sehr. Aber „Silver Lake“ ist eine
sehr persönliche Sache, etwas ganz Besonderes für
mich.
Du hattest diesen Traum ja schon länger. Wann war der
Moment, wo du sagen konntest, jetzt gehe
ich es an?
Es war vor über einem Jahr, als
Tourneen, Shows und alles abgesagt
wurden. Da war auf einmal nichts
mehr zu tun. Da habe ich angefangen,
an eigenen Songs zu schreiben.
Dann kam der Anruf von Nino
Laurenne (finnischer Produzent u.a.
für AMORPHIS, THE RASMUS, LORDI,
Anm.), mit dem ich schon vorher mal
über das Projekt sprach. Er fragte, ob
ich nicht jetzt Interesse hätte, das
Projekt durchzuziehen, wir könnten auch sein Studio
für die Aufnahmen nutzen. Das hat für mich dann
alles perfekt zusammengepasst.
Insofern war die Pandemie zumindest hier nicht nur
von Nachteil.
Ja, ich hatte einfach mal die nötige Zeit und konnte
mich viel besser auf die Aufnahmen konzentrieren,
mich fokussieren.
Wo liegen denn die Hauptunterschiede zwischen dem
SILVER LAKE-Recording und einem mit AMORPHIS?
Bei AMORPHIS ist alles in einem sehr
eingespielten Rahmen, wir kennen einander
und haben einen Produzenten,
der weiß, wie die Band klingen soll.
Dort kann ich mich auch ausschließlich
auf mein Gitarrenspiel konzentrieren.
Jetzt war es meine Aufgabe,
gemeinsam mit dem Producer alles zu
bearbeiten, zu korrigieren. Ein großer
Aufwand, der sich aber lohnte.
So konnte ich Dinge ausprobieren, die
zu AMORPHIS überhaupt nicht passen
und von den Burschen vermutlich
auch abgelehnt werden würden (lacht). Aber darum
habe ich dieses Projekt ja auch gestartet, ich kann
frei entscheiden und experimentieren. Und es wäre
wohl nicht sehr spannend, wenn ich mit großem
Aufwand ein Solo-Album mache, das genauso wie
AMORPHIS klingt, oder?
© Juso Soinio
Vielmehr tönt das Teil extrem abwechslungsreich und
dennoch stimmig, wie schaffst du eigentlich diesen
Spagat zwischen proggy Tracks auf der einen und sehr
catchy Ohrwürmen auf der anderen Seite?
Oh, da habe ich nicht unbedingt ein Rezept. Ich stelle
mir das im Vorhinein genau vor, was ich wann und
wo einsetze. Ich möchte immer einen Sinn in den
Songs haben, vor allem auch beim Gesang. Manchmal
habe ich einfach Ideen, und die muss ich dann auch
ausprobieren. Und erst, wenn sie ausprobiert sind,
kann ich sagen, was ich
damit weitermachen
möchte. Auf diese Weise
„Bei diesem Album
sind einige großartige
Dinge passiert“
habe ich auch Parts mit
Synthesizer eingebaut,
die bei AMORPHIS nie
funktionieren würden.
Nun sind die Songs
natürlich alle sehr persönlich,
haben dennoch einzelne eine ganz besondere
Bedeutung für dich?
Das ist jetzt natürlich eine langweilige Antwort, aber
ich mag alle Songs (echt? Andi). Erwähnen kann man
vielleicht „Sentiment“. Der Song war der erste mit
fertigen Vocals und hat mir damit sozusagen die
Augen geöffnet, er hat das ganze Projekt auf ein neues
Level gehoben.
Interessant ist natürlich auch „Alkusointu“ durch
das Feature des finnischen Schauspielers Vesa-
Matti Loiri. Den mögen außerhalb von Finnland
nicht viele kennen, aber bei uns ist er eine echte
Berühmtheit, vor allem war er ein Kindheitsheld
von mir. Als er zu uns ins Studio kam, hatte das
was Magisches für mich.
Sehr schön. Über diese Collabs mit diversen Gästen
gibt es ja sicher einige Anekdoten für die Stark!Strom-
Gemeinde…
Die meisten Vocals wurden aus der Ferne aufgenommen
und uns dann geschickt, da gibt´s nicht
so viel zu erzählen. Eine tolle Geschichte ist aber
die von Hakan Hemlin, von der schwedischen
Band NORDMAN. Er sang den Track „Storm“ ein,
zu dem ein Videoclip auf den Kanarischen Inseln
gedreht wurde. Hakan und das Videoteam flogen
hin und dann hat er sich so in diese Inseln
verliebt, dass er dorthin ausgewandert ist. Er ist
tatsächlich nie wieder nach Schweden zurückgekehrt.
Bei diesem Album sind einige großartige
Dinge passiert und wenn im Zuge dessen sogar
Menschen einen neuen Lebensweg einschlagen,
auf dem sie happy werden, erfüllt das natürlich
auch mich mit Dankbarkeit und Glück.
Von einem idealistischen Standpunkt aus, könntest
du dir vorstellen, SILVER LAKE als Tournee aufzuziehen?
Idealistisch gesehen wäre das echt toll, logistisch
aber eher chaotisch, fast unmöglich. Vielleicht
wäre es denkbar, mal bei einem Festival einen
Auszug zu spielen, wenn möglichst viele der
Mitwirkenden ohnehin an einem Ort sind. Doch
jetzt werden wohl mal alle Musiker mit ihren
Hauptbands zum Touren anfangen und sich auf
diese Sachen vorbereiten, was ich auch gut verstehen
kann.
Siehst du dennoch eine Chance für eine SILVER LAKE-
Fortsetzung?
Ursprünglich habe ich gedacht, dass ich dieses Album
mache und das wäre es dann. Doch jetzt sehe ich, was
da entstanden ist, was
sich da entwickelt hat.
Ja, da wäre schon Lust
da. Die Frage ist aber
vor allem die der Realisierbarkeit.
Es stellt sich
die Frage, wann ich selbst
genug Zeit für das Songwriting
finde, wenn wie
gesagt alles langsam
mit Tourneen und dergleichen wieder anläuft.
Können sich dann noch so viele tolle Musiker so viel
Zeit für so ein Projekt nehmen? Fragen über Fragen.
Trotzdem würde ich gerne irgendwann ein weiteres
SILVER LAKE-Album rausbringen.
Bis dahin erfreuen wir uns am wunderbaren Erstling.
Lieber Esa, vielen Dank fürs Interview und alles Gute!
www.facebook.com/SilverLakeEH
Patrick
„Ich möchte immer
einen Sinn in den
Songs haben“
40
Land am
Strome – Special
30 Joa In Ö
„Pfiat eich, es Trottl! Mir woan de Bottle….“
Nein, ganz so bunt hat es Bandleader Roman Gregory in seinem emotionalen Abschiedsstatement nicht formuliert, aber doch:
Nach 30 Jahren is' des Gsangl oiso aus. Mit ALKBOTTLE verabschiedet sich nicht irgendeine Band von den heimischen Bühnen,
sondern vielmehr ein Paradebeispiel für Ehrgeiz, Leidenschaft und Zielstrebigkeit, garniert mit einem ordentlichen Schmäh.
Die Bottlebuam erspielten sich ohne Hilfe der Medienlandschaft eine eingeschworene Anhängerschaft in einer Zeit, als Promotion
noch Handarbeit und Engagement fernab von Social Media bedeutete und man auch nicht darauf angewiesen war, Parteien,
Glaubensbewegungen oder Ähnliches gründen zu müssen. Zum Abschied wollen wir hier noch mal einen kurzen und bewusst
lückenhaften Abriss der wichtigsten Scheiben der Alkorock-Erfinder wagen.
©Band
Der Abschied:
The Last Of
(1999)
Den Schmäh mit der Auflösung
hatte man kurz vor
der Jahrtausendwende schon
einmal probiert. Nach dem
zwischenzeitlichen Ende der
Band (wahlweise aufgrund
von Ermüdungserscheinungen
oder Ausnüchterung) wurde
in Form dieses Doppelalbums
die stimmigste Best-of-Zusammenstellung
der Band veröffentlicht.
Neben allen bekannten
Hits gibt’s als Schmankerln
noch die Studioversion von
„Fanta Light“ und vier Livetracks
vom (hihi) letzten Konzert.
Die Wiederauferstehung:
Hier regiert der Rock n Roll
(2008)
Keine Bandauflösung ohne
Reunion. Nachdem die Truppe
erst nur wieder live spielen
wollte, erhörte sie schlussendlich
die Rufe der Bottleheads
und präsentierte sich hungrig
wie eh und je. Herrlich
persifliert man den eigenen
Untergrundstatus in „Rockstar
in Austria“, schmachtet für „Die
Tochter vom Wirtn“ und hält in
„S’Ollagresste“ jedem selbstverliebtem
Oaschloch den Spiegel
vor. Gelungen.
Der Rückblick:
20 Joa in Ö / Fett wia
Christkindl (2010)
Neben dem traditionellen
Weihnachtskonzert von 2009
auf zwei CDs und DVD ist das
Herzstück dieses Pakets die
kurzweilige Dokumentation
zum 20-jährigen Bandjubiläum.
Alle aktuellen und ehemaligen
Bandmitglieder, Wegbegleiter
und Mitstreiter kommen zu Wort
und zeichnen den Erfolgsweg
der Bottlebuam nach. Die zahlreich
eingestreuten Homevideo-
Sequenzen geben Einblick in die
ersten besoffenen Gehversuche,
die größten Bandmomente sowie
in unverzeihbare modische
Entgleisungen der 90er-Jahre.
Pflichtprogramm für alle Fans
und jene, die es bis jetzt noch
nicht sind.
Bleibt zum Schluss nur mehr, euch, liabe Bottlebuam, Danke zu
sagen. Danke für den Ehrgeiz, Danke für die Leidenschaft, Danke
für die Zielstrebigkeit, Danke für den Schmäh. Ohne euch wäre
vielen in der Jugend um einiges fader gewesen. Und ganz ehrlich:
So a richtige Scheißnummer habt’s ihr eigentlich nie g‘schrieben.
So, und jetzt reicht’s. I muass scho de längste Zeit schiffn.
www.alkbottle.at
Manuel
Der Einstand:
No Sleep Till Meidling
(1993)
Der Klassiker:
Blader, fetter, lauter &
a bissl mehr (1994)
Der dritte Haxn:
Wir san auf kana Kinderjausn
(1995)
Der Höhepunkt:
Trivialkbottle
(1997)
Soundgarden
Summer 21
42
Nachdem die Erstauflage im
Eigenvertrieb in Rekordzeit
vergriffen war, wurde das Tonträgerdebüt
alsbald von einem
Label lizensiert. Textlich und
musikalisch bekommt man hier
schon alles, was ALKBOTTLE
ausmacht. Allem voran einen
herrlichen Batzen an sympathischer
Selbstironie und
eine unerwartete stilistische
Bandbreite. „Motorradlfohrn“
ist zudem ein Paradebeispiel
für ein als Song umgesetztes
Lebensgefühl.
Der Zweitling ist ein einziger
Anspieltipp und hielt sich damals
verdient mehrere Wochen
in den Albumcharts. Die
Mundpropaganda, basierend
auf legendären Liveshows und
einer gesunden „Scheiß da nix“-
Haltung, hatte voll zugeschlagen.
Folgerichtig schwamm die
Band auf einer Erfolgswelle und
durfte eine Goldene Schallplatte
in Empfang nehmen. Hat jeder,
kennt jeder, mag jeder.
Das Gerücht, dass die Scheibe
damals um 120-Schilling-
Stempelmarken erwerbbar war,
kann an dieser Stelle allerdings
nicht bestätigt werden.
Album Nummer drei beschert
uns das hässlichste Cover der
Bandgeschichte und steht ein
wenig im Schatten des großen
Vorgängers. ALKBOTTLE gehen
hier aber ihren Weg unbeirrbar
weiter, behaupten ihren erspielten
Status und präsentieren
mit „Die Doppler Affäre“ den
einzig legitimen „Tagwache“-
Nachfolger. So ganz nebenbei
ist hier mit „Geh scheissn“
der wohl größte Bandklassiker
vertreten.
Das musikalisch ausgereifteste
Werk von ALKBOTTLE. Die
gewonnene Routine im Studio
und auf der Bühne schlägt sich
hörbar in den Liedern nieder.
Jeder Song ein Treffer. Textlich
wie eh und je ohne Genierer
(„Miss Plastik“) und zudem
überraschend visionär. Wer hätte
damals wirklich gedacht, dass
man im Jahr 2021 andauernd
„Blunzenfett im Internet“ sein
muss, weil kein Wirt ausschenken
darf?
Live-Konzerte unter freiem Himmel
AB 25. JUNI - WATCH OUT!
Programm: www.planet.tt
Strom-Schmiede
44
Nicht von den finnischen Prog-Rockern
WHEEL ist hier die Rede, sondern von
den Dortmunder Epic Doom-Spezialisten.
Die kredenzen mit „Preserved In Time“
(Cruz Del Sur Music) ihr drittes Studioalbum
und lassen darauf einmal mehr
erkennen, dass sie bekannteren Genre-
Truppen in nichts nachstehen. Neben
den ergreifenden Riff-Monolithen von Benjamin Homberger, der
sein Arbeitsgerät mehrfach in vertrauter Manier tiefschürfender
SOLITUDE AETURNUS-Elegien zum Wimmern bringt, glänzt auch
Frontmann Arkadius Kurek mit einer hingebungsvollen Vorstellung.
Da er in den Höhenlagen ab und an DAWN OF WINTER-Vorstand
Gerrit Mutz in Erinnerung ruft und die Schwaben auch von der
Atmosphäre her eine passende Referenz darstellen, hätte ich eine
Idee für ein fantastisches Tour-Package....
www.facebook.com/Wheeldoom
Metal aus dem Libanon mag zwar als „exotisch“
angesehen werden, die Jungs von
TURBULENCE stehen da aber sicherlich
drüber, schließlich brauchen sie spieltechnisch
keinerlei Vergleiche zu scheuen.
Im Gegenteil, ihr zweites Album „Frontal“
(Frontiers Music) wirkt bis in kleinste Detail
durchdacht und kommt gleichermaßen
perfekt strukturiert wie komplex aus den
Boxen. Kein Wunder, begann das Quintett einst doch als DREAM
THEATER- Coverband(! Andi). Ihr Konzeptwerk weiß aber dennoch
mit einem hohen Maß an Eingängigkeit zu gefallen, zudem
beeindruckt Saitenflitzer Alain Ibrahim immer wieder mit seiner
Fingerfertigkeit zwischen John Petrucci und David Gilmour. Schade
ist bloß, dass nur vereinzelt Elemente der heimatlichen Folklore
in das Klangbild eingebaut wurden.
www.facebook.com/turbulenceofficial
Das Cover macht einen beklemmenden
Eindruck, die musikalische Darbietung
der Griechen ILLUSORY ist von
Hoffnungslosigkeit aber weit entfernt.
Wie auch, agiert doch ein Teil der Gruppe
auch in einer SAVATAGE Tribute-Band
(!! Andi). Das macht sich vor allem in
den Arrangements von „Crimson Wreath“
(Rockshots Rec.) bemerkbar. Die sind nämlich
keineswegs überfrachtet oder gar kitschig ausgefallen, sondern
ausgeklügelt und stringent. Der kraftvoll-progressive, durchwegs
melodisch ausgeführte Metal der Hellenen profitiert immens davon
und kommt trotz einiger Frickel-Orgien fokussiert und schlüssig
TRÜFFELSCHWEINCHEN of
by Walter
Jolene im Theater der Träume
Da es auch in den letzten Wochen und Monaten wieder eine ganze Menge an feinen „Trüffelchen“ zu erschnuppern
und einzusammeln gab, wird es langsam Zeit, den Lagerplatz zu erweitern. Ein Ende der momentanen
Veröffentlichungsflut ist nämlich nicht in Sicht. Einen Teil meiner neuesten Fundstücke
darf ich euch an dieser Stelle präsentieren:
aus den Boxen. Nachzuhören unter anderem im abschließenden
10-Minüter „Fortress Of Sadness“, der mit dezenten folkloristischen
Einsprengseln aufgelockert wurde.
www.illusoryband.com
Die 1986 aufgelegte EP „The Sybling“
zählt zu den gesuchtesten Stücken im
Underground und wird zu horrenden
Summen gehandelt. Ob das der Grund für
die Herren war, MILITIA 2008 wieder
an den Start zu bringen? Keine Ahnung,
die Motivation ist jedenfalls bis heute ungebrochen.
Anders wäre „And The Gods
Made War“ (Skol Rec.) wohl nie entstanden.
Freuen wir uns einfach, dass der ursprünglich 2012 in Eigenregie
aufgenommene Dreher der Texaner jetzt endlich auch bei uns
verfügbar ist. Und bevor es tatsächlich wieder frischen(!) Stoff der
Power/Speed/Thrasher gibt, kredenzt das vom polnischen Szene-
Guru Bart Gabriel geführte Spezialitäten-Label mit „The Second
Coming“ sogar noch eine anbetungswürdige Compilation. Auf der
sind neben diversen Demo-Tracks aus den 80ern nämlich auch die
drei Songs der super-raren EP verewigt. Es dankt der Kontostand.
www.facebook.com/militiatexas
Die US-Amerikaner VEKTOR galten bis
vor wenigen Jahren als eine der heißesten
Aktien, wenn von technischem Prog Thrash
die Rede war. Nach dem umjubelten 2016er
Langeisen „Terminal Redux“ sind sich die
Kollegen aber gehörig in die Haare geraten
und die Band wurde kurzfristig aufgelöst.
Mastermind David DiSanto hat sich jedoch
nicht von seiner Intention abbringen lassen
und schließlich auch seinen alten Kumpel Erik Nelson zum
Weitermachen animieren können. Mit einer neuen Rhythmus-Fraktion
wurde die EP „Activate“ (District 19) eingefrickelt. Das Ergebnis lässt
weitere Großtaten erwarten, denn sowohl der eher Thrash-lastige
Titeltrack als auch das komplex-verspielte „Dead By Dawn“ setzen
den einst erfolgreichen Weg konsequent fort. Welcome back!
www.facebook.com/VektorOfficial
© Privat
Die Dänen EVIL gingen nahezu gleichzeitig
mit MERCYFUL FATE an den Start
und waren in ihrer Heimat damals auch
eine respektable Größe. Außerhalb der
Landesgrenzen blieb der Erfolg jedoch
überschaubar. Ihre 84er Debüt-EP „Evil’s
Message“ (Mighty Music) genießt aber
zumindest in Kennerkreisen einen guten
Ruf, wobei der Original-Dreher mittlerweile
nur noch ganz schwer zu finden ist. Eine
Neuauflage war also notwendig, weshalb
der leicht düstere Heavy Metal ab sofort
in verschiedenfarbigen Vinyl-Editionen
sowie zum ersten Mal überhaupt auf CD
in die Regale kommt. Zeitgleich kredenzt
man uns mit „Ride To Hell“ eine weitere
Demo-Compilation, auf der die allerersten
Aufnahmen der zum mittlerweile dritten Mal wiedervereinten
Band sowie die Nummern des einst in Eigenregie veröffentlichten
VHS-Tapes „Live On Stage“ enthalten sind. Jäger- und Sammler-
Pflichtprogramm!
www.facebook.com/evilmetaldk
Hervorgegangen aus den Heavy Rockern
TYTON war dieses L.A.-Quintett in den
frühen 90er Jahren bereit, die Musikwelt
zu erobern. Mit einem Deal ausgestattet,
standen MESHEEN Gewehr bei Fuß,
um ihr Debütalbum „A Matter Of Time"
(Sonic Age Rec./Cult Metal Classics) unters
bangende Volk zu streuen. Doch wie so
oft ging kurz davor das Label pleite - und
die Band löste sich auf. Die Aufnahmen wurden offenbar gut
konserviert, denn erst knapp 20 Jahre später konnten meine griechischen
„Artgenossen“ von Sonic Age Records die Fährte wieder
aufnehmen. Wunderbar, denn so bekommen wir das gute Stück
nun doch noch zu hören! Klangtechnisch ebenso runderneuert
wie optisch, gibt es darauf zehn wohlklingende Edel-Perlen zu
hören, von der MR. BIG-lastigen Ballade bis hin zum melodischen
Heavy-Kracher à la SKID ROW. Yezzz!
www.mesheen.rocks
Fast 20 Jahre lagen LEFT HAND
SOLUTION auf Eis, untätig waren sie
aber keineswegs. Wie schon auf dem vor
zwei Jahren veröffentlichten Comeback
„Through The Mourning“ sind nämlich auch
auf „Dead Of Winter“ (Massproduktion/
Playground Music) Musik und Texte verewigt,
die bereits zwei Dekaden auf dem
Buckel haben. Noch viel älter ist das von
der Truppe sensationell umgesetzte „Jolene“ von Dolly Parton, in
dem die generell exzellent vortragende Frontlady Mariana Frykma
brilliert. Da weder das Original noch eine der zig Coverversionen
für vergleichbare Emotionen sorgen, haben die Schweden auch
mit dieser „verdoomten“, zum Sterben schönen Interpretation
alles richtig gemacht. Thumbs up!
www.facebook.com/lefthandsolutiontheband
Nur zwei Wochen nach der Vinyl-Neuauflage
des Originals erscheint mit „Night
Of The Blade ... The Night Before“ (High
Roller Rec.) eine weitere Version der zweiten
Scheibe der Briten. Eine, die vor allem
die Herzen all jener höher schlagen lassen
wird, die das Debüt als bestes aller
TOKYO BLADE-Alben betrachten.
Auch dieser Dreher wurde nämlich ursprünglich
von Alan Marsh eingesungen, nach seinem kurzfristigen
Ausstieg jedoch mit Vic James Wright noch einmal aufgenommen.
In welchem Archiv auch immer die Ur-Version dieses edlen Teils
ausgekundschaftet werden konnte, ist irrelevant. Wichtig ist nur,
dass wir ab sofort auch die ursprüngliche Version dieser Granate
hören dürfen!
www.tokyoblade.com
MUSIKATLAS
Österreichischer
2020
VERANSTALTER – FACHHANDEL – VERMIETUNG – PLATTENFIRMEN – VIDEO
KÜNSTLER – MEDIEN – AGENTUREN – VERLAGE – TONSTUDIOS – AUSBILDUNG
Österr. Post AG MZ 02Z030856M Retouren an: 2292 Engelhartstetten, Bachgasse 27/1
MUSIKATLAS 2020
weiterhin gültig!
Corona-bedingt muss die Produktion unseres
Nachschlagewerks für ein Jahr ausfallen!
www.musikatlas.at
A-1190 Wien | Nedergasse 23/4 | Tel. +43 (0)699 - 17 05 41 70 | office@musikatlas.at
Rest-Exemplare der Ausgabe 2020 ab sofort
zum Sonderpreis von 10.-!
Jetzt bestellen: office@musikatlas.at
001_U1_Titel_MA2020.indd 1 19.12.19 14:34
© Gabriel Niederberger
das letzte
zucken
stark! und gratis:
Unser Mag liegt in vielen Clubs und Stores gratis auf
(eine Liste findet ihr unter www.starkstrom.live),
wird euch aber auch gerne ins Haus geschickt
(+ Versandspesen), bei Interesse einfach Mail an
strom@starkstrom.live
© Tom Zonyga
© Gabriel Niederberger
© Gabriel Niederberger
Ein Sommer wie damals
Bei aller Bescheidenheit:
Unsere Sause im und vorm
wunderbaren „The Nice Guys“ zu
St. Marx… die hat schon was.
Lauer Sommerabend, heißer
Grill und coole Drinks
(umgekehrt wär´s blöd),
super Publikum,
tolle Atmosphäre, stimmig.
Geile Live Bands
und am Schirm ums Eck bei der
Fußball-EM mitfiebern.
Hach.
Ob und wie das heuer möglich
sein wird, war bei Redaktionsschluss
noch nicht ganz klar.
Wir werden abwarten, spontan
entscheiden und euch dann,
etwa über unsere Online-Kanäle,
zeitgerecht informieren…
So Let There Be Strom!
© Gabriel Niederberger
Laut und finster: stark!strom auf insta!
Instagram/starkstrom_magazin
Stark!strom auch im sozialen netz
Facebook/StarkStromMag
© Tom Zonyga
dancer in the dark © Studio Xenia Hausner, Foto: Stefan Liewehr
bundesmuseencard.at
Bundesmuseen-Card Aktion 2021
love
is in the
air
Aktion gültig bis
31. August 2021
Jetzt 19 Euro
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
IMPRESSUM / Offenlegung gem. Gesetz:
Stark!Strom – das neue österreichische Rock & Metal Magazin
Medieninhaber: Stark!Strom, Andreas Appel, Oberzellergasse 1/17/12, 1030 Wien, office@starkstrom.live, +43 664 43 46 55, ATU 55494405 • Herausgeber: Andreas Appel
Chefredaktion: Mike Seidinger & Andreas Appel • Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits, Christine Cizek, Walter Scheurer, Willi Winter, Christian Prenger, Manfred „wahnfred“ Wadsack,
Christian König, Matej Lastro, Manuel Dauböck, Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast, Patrick Meerwald, Anna Otto, Gabriel Niederberger, Charles Steiner, Thomas Hutterer, Stefan Mair
Lektorat: Claudia Jusits • FOTOS: Falls nicht anders angegeben, handelt es sich um uns zur Verfügung gestelltes Promotionmaterial der Künstler und Firmen.
Art-Direction, Layouts & Designs: Stephan „Jeff“ Ohorn • Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau, Druckhausstraße 1, www.printalliance.at
Erscheinungsweise: zweimonatlich • Homepage: www.starkstrom.live • Facebook/StarkStromMag • Instagram/starkstrom_magazin
Eine Initiative des
Teilnehmende Museen
46
S t a r k ! S t r o m # 2 2 e r s c h e i n t a m 3 0 . 0 7 . 2 0 2 1 !
BD/DVD/CD MEDIABOOK | 2-LP GATEFOLD VINYL | DIGITAL
OUT 28.05. LTD. MEDIABOOK EDITION EXKLUSIV ERHÄLTLICH VIA WWW.NAPALMRECORDS.COM
SUBWAY TO SALLY’s Eisheilige Nacht erstmals als virtuelles
Konzerterlebnis samt hochkarätiger Gäste!
EISHEILIGE NACHT: BACK TO LINDENPARK
OUT 18.06.
BLU-RAY/DVD/2-CD MEDIABOOK | 3-LP GATEFOLD VINYL | DIGITAL
DIE EINZIGE A-CAPPELLA-METAL BAND DER WELT IST WIEDER DA!
T O T H E P O W E R O F E I G H T
OUT 04.06.
DIGIPAK | 1-LP GATEFOLD VINYL | DIGITAL
/NAPALMRECORDS
/NAPALMRECORDS
/NAPALMRECORDSOFFICIAL
/NAPALMRECORDS
besuche unseren online store mit musik & merch
WWW.NAPALMRECORDS.COM