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STARK!STROM 21/2021

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Ausgabe #21 Juni-Juli 2021

Die Wölfe sind zurück!

DARKFALL - MORTAL STRIKE

NAPLAVA - SILVER LAKE - SATYRICON

HÖRST - MÄDHOUSE - EWÏG FROST

Pumpkins United

© Martin Häusler


Wölfe, Szene, Festln

Stark!er Beginn

Liebe Leser,

vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche zum „20er“, darüber haben wir uns sozusagen „einen Wolf “

gefreut - womit wir bei vorliegendem Heft wären.

Wenngleich das Cover mit POWERWOLF und HELLOWEEN (auch optisch) schön Heavy Metallisch besetzt

ist, regiert im Blattinneren wie immer die rockende Vielfalt, was Namen wie NAPLAVA, SATYRICON

oder SILVER LAKE hübsch untermauern.

HÖRST bringen etwas „Nerd Rock“ ins Mag und vertreten nebst EWÏG FROST oder MÄDHOUSE

die heimische Szene, für deren Zusammenhalt DARKFALL und MORTAL STRIKE ein stark!es

Plädoyer halten: mit gemeinsamer Platte und ebensolchem Interview.

Zahlreiche Reviews und Specials - etwa Manuels ALKBOTTLE-Werkschau,

Prost! - ergänzen die 21 perfekt, dem nicht genug, geht zeitgleich die

vierte Folge unseres „88.6 Stark!Strom Backstage Podcast“ auf

www.radio886.at und allen üblichen Plattformen online. Niki, Claudia

und Mike plaudern wieder über (den Rock-)Gott und die (Metal-)Welt -

und mit Moritz vom VIENNA METAL MEETING.

Dieses soll im Oktober 2022 über die Bühnen gehen. Ob es davor, vielleicht

sogar in diesem Sommer, noch ein Stark!Strom!Fest gibt, erfahrt ihr zeitgerecht

auf unserer Homepage und unseren Social Media-Kanälen, die sowieso

immer einen Besuch wert sind.

Ergänzend zum Magazin, versteht sich, mit dem wir euch jetzt

viel Spaß wünschen!

Andi Appel, Herausgeber

radio886.at

Der brandneue

Rock & Metal-Podcast

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Strom-Rudel

Der augenzwinkernde Zwilling

Die Saarbrückener Schwermetall-Lykanthropen liefern am 9. Juli mit ,,Call Of The Wild“

(Napalm Rec.) erneut synthlastigen Power Metal mit Hochrisikoohrwurmpotential.

Wir haben Alphatier Matthew Greywolf auf den Reißzahn gefühlt.

Über Dudelsacksounds, Gesellschaftskritik – und den Albumtitel:

© Matteo Fabbiani

Den habe ich schon länger im Kopf, da er für mich

schon immer eine Art Motto war, für Heavy Metal,

für POWERWOLF. Der Titel lässt sich ja in verschiedene

Richtungen deuten, als ,,Ruf der Wildnis“

oder auch als ,,Ruf der Wilden“. Im Konzert, alle

schreien, alle Regeln sind außer Kraft gesetzt, du

lässt einfach mal alles raus. Ich glaube, diesen

Ruf, einfach mal alles abschütteln, brauchen wir

dieser Tage mehr denn je.

Deshalb war das für mich der perfekte

Albumtitel. Weil er sinnbildlich

für die Heavy Metal-Szene, diese

Gemeinschaft, steht. Aber auch ob

der anderen Bedeutung, dem Ruf

der Wildnis. Mehr denn je haben

wir nämlich auf dieser Platte verschiedene

Legenden aufgegriffen, verschiedene

Kreaturen thematisiert.

Sammeln sich diese Songs über die Zeit an - oder

arbeitet ihr aktiv darauf hin?

Nicht aktiv, das funktioniert bei uns nicht. Ein

gutes Beispiel ist ,,Beast of Gévaudan“, diese Story

geistert mir seit fast zehn Jahren im Kopf rum.

Als ich darüber gestolpert bin, dachte ich mir

sofort, das ist perfekt für POWERWOLF. Aber so

ein Song lässt sich natürlich nicht erzwingen.

Ich bin ja beim Songwriting sehr old school, hab

tausend Zettel in meinem Studio rumfliegen mit

Notizen und Gedanken, die meisten davon kann

ich nicht mal mehr nachvollziehen. Aber irgendwann

bin ich dann wieder über diesen Zettel

gestolpert, auf dem „Gévaudan“ draufstand, da

war plötzlich eine Melodie dazu da und dann

nahm das seinen Lauf, das ist einfach passiert.

Bei deinen Studio-Zetteln würde ich gerne nachhaken.

Du bist der Main-Songwriter bei POWERWOLF.

Wie läuft der Prozess tendenziell ab? Eine konkrete

Formel dafür gibt es ja wohl nicht.

(lacht) Ich muss leider bestätigen,

es gibt keine Formel. Bei dem neuen

Album war es aber so, dass ich

oft das Thema oder ein Catch-Verb

im Kopf hatte. Bei ,,Varcolac“ etwa,

da hast du einen Begriff, geiler

Songtitel, das ist catchy, das passt,

dazu gibt es sehr faszinierende

Geschichten. Dann ist es in der Regel so, dass

mir zu diesem Wort eine Stimmung, eine Melodie

oder ein Riff einfällt. Rundherum wird dann der

Song arrangiert. Klappt natürlich nicht immer.

Es gibt genug Einbahnstraßen, bei denen du

irgendwann aufgibst.

„Da kannst du

als Künstler eigentlich

nicht still sein“

„Morgen tut uns

jeder einzelne

Knochen weh, aber das

war es einfach wert“

Dann sprechen wir doch mal über die Songs, bei

denen es - ganz wunderbar - geklappt hat. Etwa

über meinen persönlichen Favoriten, den düsterstampfigen

,,Varcolac“. Den Refrain bekommt man

nicht mehr los.

So soll es sein, haha. Der Song ist, wie erwähnt,

aus dem Wort entstanden. Ich lese viel und stolpere

ständig über Dinge, die ich gerne

in Songform verarbeiten würde.

,,Varcolac“ stand als Begriff schon

länger im Raum, das Wort alleine

klingt ja schon gewaltig. Mir war

klar, das kann kein schneller, kein

leichter Song werden. Das muss sehr

monumental und wuchtig werden.

Ich glaube, wir haben noch nie mit derart tiefgestimmten

Gitarren gearbeitet. Die Gitarren sind

auf G runtergestimmt, das hat man im Power

Metal in der Regel nicht. Das hat für mich den

Charakter von so einem mächtigen Wesen ausgemacht,

dieses stampfende Riff. Der Song hat

für mich einen ausgesprochenen Stand-Alone-

Charakter, ist auch im POWERWOLF-Kontext sehr

hart geworden, gleichzeitig behält er aber noch

immer das Melodische bei und ist, denke ich,

auch sehr catchy geworden. Den werden wir definitiv

live spielen, wann immer das sein wird

(lacht).

Etwas weiter die Tracklist hinunter: „Blood For Blood

(Faoladh)“ mit Dudelsack-Sound. Wie kam es zu diesem

Wagnis?

Ausgangspunkt war unser letztes Album „The

Sacrament Of Sin“, wo wir auch schon unsere

Komfortzone etwas verlassen und hier und da

Neuland betreten haben. Wir merkten, das Album

wurde total geliebt, auf den Konzerten wurden

die neuen Songs gefeiert wie die alten Klassiker,

was uns bestärkte, mit neuen Elementen zu

spielen. Aber es wird immer nach

POWERWOLF klingen, weil wir einfach

eine sehr starke Identität mitbringen.

Attila (Sänger, Anm.) klingt

nunmal wie Attila, das kann er nicht

ändern, das wird immer so sein.

Die Dudelsack-Sounds sind mit einem

Synthesizer eingespielt worden?

In der Tat. Niemand von uns ist in der Lage, einen

Dudelsack zu bedienen. Wir wollten da auch

bewusst jetzt nicht zu sehr in die Originalecke

gehen. Da gibt es so viele Bands, die das unglaublich

toll machen, da wollten wir nicht als

4 5



Strom-Rudel

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6

Halbwissende anfangen, mit

diesen Instrumenten zu arbeiten

(lacht). Da sind wir bei

den Synths geblieben, das verstecken

wir auch nicht, warum

auch.

Weiter geht's mit ,,Glaubenskraft''.

Ein deutschsprachiger Track pro

Platte ist ja bei euch schon fast

die Regel.

Vorweg: Eine Regel ist es nicht. Im Gegenteil, ich

habe mich sogar ein bisschen dagegen gewehrt

(lacht), weil ich genau diesen Regelzwang vermeiden

wollte. Trotzdem bin ich über den Begriff

„Glaubenskraft“ gestolpert. Ich denke, niemand

ist umhingekommen, sich in den letzten Jahren

mit dem Umgang der katholischen Kirche mit

dem Missbrauch in den eigenen Reihen zu beschäftigen.

Dabei bin ich tatsächlich über vieles

gestolpert, bei dem ich mir dachte, da kannst du

als Künstler eigentlich nicht still sein.

Wir behandeln religiöse Themen, haben aber

schon immer gesagt, wir treffen keine religiösen

Aussagen, das bleibt auch so. Ich sehe

„Glaubenskraft“ eher als Gesellschaftskritik.

Der Song trifft trotz meines Unmuts gegenüber

dieser Situation keine direkten Aussagen,

das sollten andere tun. Es ist einfach eine sehr

zynische Geschichte geworden. Der Begriff

„Glaubenskraft“, der eigentlich positiv konnotiert

ist, wurde hier umgedreht. Glaubenskraft

kann man auch missbrauchen, Kraft des

Glaubens, sich über tatsächliche Rechte hinwegzusetzen.

Aber auch, wenn der Song für mich

persönlich aufgeladen ist, bleiben wir damit

im Rahmen einer Geschichte. Ich mache keine

politischen oder religiösen Aussagen.

Der letzte Track, den ich noch genauer unter die Lupe

nehmen möchte: „Undress To Confess'“. Auch hier ein

bisschen eine Tradition für euch, eine frivole, augenzwinkernde

Nummer mit auf dem Album zu haben?

Genau. Das Augenzwinkern gehört einfach zu

POWERWOLF. Wo wir gerade von „Glaubenskraft“

gesprochen haben: Du hast gemerkt, der Song

ist sehr aufgeladen, sehr finster, da er einige

Dinge mit scharfem Zynismus anspricht. Im

selben Moment ist es mir wichtig, auch den

augenzwinkernden Zwilling

auf dem Album zu haben.

Zu verdeutlichen, dass wir

sehr wohl ernste Themen ansprechen,

wenn uns das ein

Bedürfnis ist. Andererseits bleiben

wir immer die Entertainer,

die wir sind. Da gehört einfach

ein „Undress To Confess“ her,

das musikalisch wie textlich

mit viel Augenzwinkern und

Leichtigkeit rüberkommt: Wir sind Unterhalter,

und nicht mehr, Punkt.

Womit wir bei euren Live-Shows wären. POWERWOLF

hat live einfach einen extremen Mitmachfaktor,

reißt unglaublich mit. Meinst du, für die ,,volle''

POWERWOLF-Erfahrung ist es notwendig, euch auf

der Bühne zu sehen?

Ich glaube schon. Natürlich kann man auch

einfach mit dem Album Spaß haben. Aber wenn

man die Möglichkeit hat, sollte man uns auch

mal live sehen. Ich erlebe POWERWOLF immer

dann am intensivsten bei den Konzerten, wenn

du merkst, das Publikum und die Band wachsen

zusammen, jeder hat eine gute Zeit, man lässt

einfach mal alles hinter sich. Oft gehst du von

der Bühne und denkst dir, heute waren die Fans

so gut, haben uns so angetrieben, dass wir selbst

völlig über uns rausgewachsen sind.

Das sind die besten Momente. Wenn du das mit

Leidenschaft betreibst, machst du keine halben

Dinger auf der Bühne. Im Gegenteil, oft gehen

wir so über uns raus, dass wir hinterher merken:

Morgen tut uns jeder einzelne Knochen weh,

aber das war es dann einfach wert (lacht).

Letzte Frage: Was würdest du tun, wenn du tatsächlich

mal einem Werwolf begegnen würdest?

Ich würde ihn wahrscheinlich fragen, ob er mit

auf Tour kommt, mit auf die Bühne (lacht).

Und dort sehen wir uns hoffentlich bald alle wieder.

Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview!

www.powerwolf.net

www.facebook.com/powerwolfmetal

Gabriel

Kinder- und Jugendhilfe

01 4000 8011 (Mo – Fr, 8 – 18 Uhr)

Kinder- und Jugendanwaltschaft

01 70 77 000 (Mo, Mi, Do, Fr: 9 – 16 Uhr, Di: 13 – 16 Uhr)

Corona-Sorgenhotline Wien

01 4000 53000 (tgl. 8 – 20 Uhr)

Du fühlst dich zerknittert?

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ihren Service-Angeboten für dich da. Ruf uns an, wenn du Hilfe brauchst!

wienkuemmerts.wien.gv.at



Strom-schlag

© Privat

When The Shit

Hits The Fan

Diesmal ein wenig was zum Nachdenken. Während

bei uns die B- und D-Promis öffentlich über ein

tödliches Virus lästern, sämtliche Pflegekräfte

damit vor den Kopf stoßen, und faktenbasierte

Gespräche selbst mit Menschen, die man eigentlich

immer für halbwegs intelligent gehalten hat,

nicht mehr möglich sind, schalten wir mal kurz

nach Indien. Ich habe meine Freunde in Bangalore

gefragt, wie es ihnen gerade so ergeht. Hier ihre

Antworten.

Pritham: The situation is worse than horrible and

the local media doesn’t highlight all this, but then

again u have social media, which further distorts

a lot of fact, too.

Sandesh: Hey buddy, can’t talk much. Mums in the

ICU, I’m in quarantine, my sister’s recovering. So, I’ll

have to skip the Skype till stuff is back to normal.

Sorry about that. I’m getting a lot of messages, so I

won’t be answering to people much as it raises my

anxiety levels.

Vikram: Shit has hit the fan here Mike! Everything

is spiralling out of control. I in fact just recovered

from a Covid infection myself.

Also, bevor wir uns wieder aufregen, dass wir in

Geschäften Masken tragen müssen, Abstand halten

sollten oder einfach nur auf Hygiene schauen,

mal zurücklehnen, in sich gehen, schweigen, und

vielleicht draufkommen, dass bei uns nicht alles

so furchtbar ist, wie uns manche Realitätsverzerrer

gerne glauben machen wollen.

Freuen wir uns über die kleinen Dinge, die in

nächster Zeit wieder „normal“ für uns werden. Da

müssen wir alle durch, ob in Indien, Österreich oder

sonst wo. Oder, um es mit Trent Reznor zu sagen:

We’re in this together!

Passt auf euch auf.

Und auf die anderen auch!

Euer Mike, Stark!Strom Chefredakteur

WWW.MUSICTICKET.AT • WWW.OETICKET.COM • WWW.WIEN-TICKET.AT - TEL: 01 58885

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ERNEUT VERSCHOBEN - TICKETS BLEIBEN GÜLTIG!

19. JUNI 2022 ERNST-HAPPEL-STADION WIEN

TICKETS: WWW.MUSICTICKET.AT WWW.OETICKET.COM

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STAY SAFE, KEEP ROCKIN‘!

WE WILL BE BACK!

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ACHTUNG, NEUER TERMIN! - TICKETS BLEIBEN GÜLTIG!

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SONNTAG, 10. JULI 2022

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13. JULI 2022 - ERNST HAPPEL STADION WIEN

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Strom-Kürbis

10

HELLOWEEN & HAMMERFALL

LIVE 22.04.2022 - Wien,

Planet.tt im Gasometer

Workshop gut,

alles gut

Versuche, einst wunderbar funktionierende Bands nach langer Pause

wieder an den Start zu bringen, gibt es bekanntlich immer wieder. Oftmals

sind diese aber nur von kurzer Dauer und ebenso häufig kommt es vor,

dass lediglich ein einziges Original-Bandmitglied bestrebt ist, die Sache

wieder ins Laufen zu bringen. Nachvollziehbar, dass die Fans längst über

ein gewisses Sättigungsgefühl in Bezug auf derlei „Reunions“ klagen.

Bei der deutschen Metal-Institution HELLOWEEN indes lief es von Beginn

anders. Zum einen, weil die Formation nie aufgelöst war, und zum anderen,

weil die bloße Ankündigung dessen, was sich im Lager der „Kürbisköpfe“

abspielen würde, das Strom-Herz sofort in Wallung zu versetzen vermochte.

Tatsächlich bestätigten sich die Gerüchte und die Band ging als Septett

- also zusammen mit den ehemaligen Mitgliedern Michael Kiske (v) und

Kai Hansen (git) – auf Tour. Ein Triumphzug, wie das Zeitdokument

„United Alive 2019“ eindrucksvoll belegt: HELLOWEEN sind zurück!

Fans, Kritiker und nicht zuletzt die Musiker selbst zeigten sich schwer

begeistert, weshalb die „Pumpkins United“-Tournee fortgesetzt werden

sollte. Aber dann, eh schon wissen. Immerhin nutzte man die Live-Pause

äußerst sinnvoll, indem man ein bis vor Kurzem noch komplett undenkbares

neues Studioalbum einspielte. Dieses erscheint am 18. Juni bei Nuclear

Blast und trägt den schlichten Titel „Helloween“.

Warum, wieso und überhaupt erklärt uns der gutgelaunte „verlorene

Sohn“, Kai Hansen:

© Martin Häusler

Zugegeben, man war zunächst ein bisschen vorsichtig.

Schließlich stand zwar die Idee im Raum, mich

und Michael wieder in die Band zu integrieren, doch

wie die Geschichte funktionieren würde, konnte niemand

vorhersagen. Und natürlich nimmt ein solches

Vorhaben eine gehörige Vorlaufzeit in Anspruch, weshalb

wir eigentlich schon seit 2015 in der aktuellen

Besetzung gemeinsame Sache machen. Die ersten

Gespräche diesbezüglich dürften wir sogar schon

gegen 2012/2013 geführt haben.

Wie ging es dann weiter?

Zunächst haben wir uns einmal getroffen,

um etwaige noch im Raum stehende

Themen aus der Vergangenheit aus

der Welt zu bekommen. Damit war die

Basis für weitere Kooperationen gelegt.

Danach ging es zusammen in diverse

Proberäume und Studios. Da stand

allerdings noch nicht das Einstudieren der Songs

für die Tournee auf dem Programm, sondern eher

eine Art Bestandsaufnahme. Ich würde sagen, wir

haben uns zu einem internen „Band-Workshop“ getroffen,

um auszuloten, was geht und was möglich

sein könnte.

Der „Workshop“ dürfte erfolgreich verlaufen sein, denn

gegen Ende 2017 ging es auf „Pumpkins United“-Tour.

Absolut! Wir wussten genau, worauf wir achten mussten.

Je näher die Tournee rückte, umso sicherer waren

wir, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Die Reaktionen waren dennoch überwältigend. Uns

war zwar bewusst, welches Standing HELLOWEEN

etwa in Südamerika innehaben und gingen mit

entsprechenden Erwartung auf die Reise. Was dann

aber wirklich abging, konnten wir erst danach so

richtig fassen, und eigentlich erst nach dem Ende

auch wirklich genießen. Und da war dann auch klar,

dass es weitergehen soll.

Ohne diese Tour würden wir zwei also jetzt auch nicht

über das Album sprechen.

Genau. Wir waren uns darüber im Klaren, dass die

Band im schlimmsten aller Fälle nach eventuellen

Problemen auf dieser Tour wieder

Geschichte sein könnte. Aber auch, dass

ein neuer Karriereabschnitt möglich

wäre.

Und es wurde zweiteres. Darf man den

Albumtitel dann auch als entsprechendes

Statement interpretieren?

Meinetwegen, haha. Wir suchten eigentlich

einen anderen Titel, fanden aber

keinen passenden. Von den Songtiteln her hatten wir

zunächst „Skyfall“ im Sinn, auch „Out For The Glory“

stand kurz im Raum. Irgendwann kam dann Sascha

mit dem für alle anderen zunächst noch eher wenig

originellen Vorschlag angetanzt, den Dreher doch

schlicht und ergreifend „Helloween“ zu betiteln. Die

Euphorie hielt sich in Grenzen.

Doch je länger wir darüber nachdachten, umso mehr

kristallisierte sich der eigentliche Sinn der Sache heraus.

Mittlerweile sind wir allesamt begeistert davon,

„Was wirklich abging,

konnten wir erst danach

so richtig fassen“

Südamerika…

„Die Euphorie

hielt sich in Grenzen“

Aber dann…

weil es in der Tat den optimalen Hinweis liefert, dass

für HELLOWEEN etwas Neues auf dem Programm

steht. Ebenso geil ist aber auch das Artwork geworden,

das jede Menge Hinweise auf unsere bisherige

Geschichte liefert.

Da bin ich ganz bei dir. Für mich ist es sogar denkbar, dass

die Band größer wird als je zuvor. Die Voraussetzungen

dürften gerade generell perfekt sein, zudem sind euch

ausnahmslos Songs gelungen, mit denen ihr sämtliche

Fan-Wünsche erfüllen könnt.

Danke für das Lob, so was hört man

immer gerne. Auch das Komponieren

der Songs war ein Lernprozess, der im

Prinzip mit dem „Workshop“ begonnen

hat. Schließlich waren unsere Egos seinerzeit

einer der Gründe für diverse

Unstimmigkeiten. Die galt es nun also

im Vorfeld entsprechend im Zaum zu

halten, bevor es an das gemeinsame Erarbeiten der

Songs ging. Dann stand den Aufnahmen nichts mehr

im Wege.

Und die waren im Vergleich zu früher sehr einfach.

Mit den heutigen Technologien ist es ja längst kein

Problem mehr, dass sieben Musiker an unterschiedlichsten

Plätzen zeitgleich an Material arbeiten. Auch

ohne die Beschränkungen, die uns momentan das

Leben schwer machen, hätte das vor einigen Jahren

so nicht funktioniert. Michael sitzt in Hamburg im

Studio, Andi in seinem Home-Studio in Teneriffa und

ich hier in der Slowakei und wir arbeiten zusammen

an einem Song! Jeder hielt im Vorfeld seine Ideen fest

und beteiligte sich dann an den Songs der anderen.

Das hat wunderbar funktioniert. Einen alleinigen

Songwriter gab es bei HELLOWEEN schließlich nie,

und daran wird sich auch nichts ändern!

Was auch erklärt, warum das neue Album derart facettenreich

ausfällt.

Richtig. Auf Grund der unterschiedlichen persönlichen

Herangehensweisen und Stärken ist das auch

irgendwie logisch, nimm allein den Unterschied zwischen

Andi und Michael. Der eine arbeitet aus dem

Bauch heraus an Songs, die durchwegs im klassischen

Hard Rock zu verorten sind, für den anderen

gibt es weder vom technischen

Aspekt her noch sonst irgendein Limit.

Im Endeffekt hat das Arrangieren der

Gesangspassagen zwar fast gleich viel

Zeit in Anspruch genommen wie das

Erarbeiten der Grundstrukturen der

Tracks, und das nicht, weil ich auch

noch mitmischen durfte, haha. Aber im

Ernst, meine Kollegen haben wahrlich

blendende Arbeit geleistet. Ich denke, wir können

sehr stolz auf die Scheibe sein.

Definitiv! Und auch wenn wir (gottseidank) noch nicht

mal „Halbzeit“ haben: Die „Album des Jahres“-Listen

dieser Welt werden voll mit „Helloween“ sein.

www.helloween.org

www.facebook.com/helloweenofficial

Walter

11



Uh!-Strom

© Band

dass ich auf dem Flughafen in London mal Tom Gabriel persönlich

getroffen habe und mit ihm ins Gespräch kam. Er war durchaus

angetan, von einem Fan erkannt zu werden und es schien ihn auch

tatsächlich zu interessieren, dass ich in einem Gitarrenshop in Zürich

arbeite. Ich habe ihm dann einfach eine Visitenkarte in die Hand

gedrückt… und weißt du, was? Einige Zeit später stand er tatsächlich

bei uns im Laden! Ich kann also von mir behaupten, einen meiner

„Die gesamte frühe Thrash-Bewegung hat es mir schwer angetan“

musikalischen Helden beraten zu haben. Der gute Mann ist auch

de facto nicht so unnahbar, wie er vor allem früher in manchen

Interviews beschrieben wurde. Im Gegenteil!

(Mit) Exodus in die Schweiz

Mit ihrer nur schwer einem Genre zuzuordnenden Mixtur aus Doom, Sludge, Grunge und Stoner Rock konnte sich

die seit etwas mehr als einer Dekade ursprünglich von Wien aus agierende Formation bereits ein respektables

Gefolge erspielen. Nachvollziehbar, zumal die Burschen nicht nur bei ihren eigenen Songs keinerlei Limitierungen

und Berührungsängste zeigten, sondern auch punkto Konzertangebote, bei denen man auf den ersten Blick nicht

zwingend unmittelbar dieselbe Zielgruppe ansprechen konnte wie der Haupt-Act.

In den letzten Jahren blieb es fast schon verdächtig still um NAPLAVA, nun aber setzt „Sunless“

(Blind Rope Rec./monkey) dort an, wo die Band mit „Opposites“ vor mehr als fünf Jahren (dazwischen gab es

lediglich eine Split-Mini mit den Kollegen von MANIC YOUTH) aufgehört hat. Dennoch ist vieles anders geworden,

wie uns Bandleader, Sänger und Gitarrist Dragan Maric in der Stark!Strom-Leitung mitteilte:

Geile Geschichte. Einen anderen deiner Gitarrenhelden meine ich auf dem

neuen Dreher aber sehr wohl erkennen zu können, denn „Kirk“ handelt

eher nicht vom Enterprise-Captain, oder?

Haha, nein, definitiv nicht. Kirk Hammett ist und bleibt einer meiner

absoluten Lieblingsmusiker. Wie ich METALLICA generell zu meinen

All-Time-Faves zähle. Die gesamte frühe Thrash-Bewegung, in die ich

mehr oder weniger hineingewachsen bin, hat es mir schwer angetan.

Das mag man „Sunless“ ebenso wenig direkt anhören wie unseren

früheren Scheiben, ich bin aber, vor allem was die Spieltechnik betrifft,

sehr vom Thrash der Frühzeit beeinflusst.

Dann habe ich mich bei „Exodus“ wohl auch nicht verhört....

Nein, überhaupt nicht! Als Jugendliche haben meine Kumpels und

ich „Bonded By Blood“ rauf und runter gehört, und ich hab' versucht,

die Gitarrenläufe von Gary Holt halbwegs unfallfrei hinzubekommen.

Dabei war es weniger das Tempo selbst, das mich an den Rand

der Verzweiflung brachte, sondern der zugleich ständige Wechsel

des Rhythmus.

12

Gefühlt ist das noch gar nicht so lange her. Wahrscheinlich

empfinde ich es auch keineswegs als „zu

lange“, weil in den letzten Jahren einfach so viel passiert

ist. Den Hauptgrund stellt sicher mein Umzug

in die Schweiz dar. Seit einiger Zeit lebe ich in Zürich

und kann behaupten, die richtige Entscheidung getroffen

zu haben. Sowohl persönlich als auch vom

musikalischen Aspekt her fühle ich mich hier bestens

aufgehoben. Ich arbeite in einem

Gitarrenladen und kann mich

wahrlich nicht darüber beschweren,

dass es mir an irgendetwas mangeln

würde.

Was hat dich denn dazu animiert, deine

Zelte in der Eidgenossenschaft aufzuschlagen?

Ich muss zugeben, dass ich in Wien

nicht mehr so wirklich glücklich

war. Auf der einen Seite wollte ich

zwar „nur“ den Alltagstrott verändern,

allerdings habe ich mir gedacht,

wenn schon Veränderung,

dann ordentlich. Außerdem hat mich die Schweiz

schon als Jugendlicher in meiner musikalischen

Sozialisierungsphase schwer beeindruckt. Die Bands

waren irgendwie anders, irgendwie eigenständiger.

Nicht zuletzt deshalb zähle ich CELTIC FROST immer

noch zu meinen persönlichen Favoriten.

Das ist interessant, denn als musikalischen Einfluss

hätte ich Tom Gabriel & Co. auf „Sunless“ nicht herausgehört.

Wobei es mir generell nicht ganz einfach fällt,

eine unmittelbare Referenzband zu nennen.

Ha! Das ist gut so! Dann haben wir es nämlich offenbar

erneut geschafft, eine eigene Linie beizubehalten.

Das war zwar jetzt nicht zwingend der Plan,

aber scheint in der Natur der Sache

zu liegen, wenn wir zusammen

Songs schreiben. Dein Feedback

stimmt mich vom künstlerischen

Anspruch her aber jetzt schon sehr

zuversichtlich. Wobei ich mal eine

Gegenfrage stellen muss: Ist es so,

dass du gar nichts konkret heraushören

kannst, oder woran liegt es?

Nein, gar nicht! Es sind bloß dermaßen

viele Bands, die mir im Verlauf

der Spielzeit in den Sinn kamen, dass

ich eine nähere Zuordnung nicht auf

die Reihe bekomme. Was aber nicht

weiter tragisch ist. Außerdem bin ich

nie so der CELTIC FROST-Fan gewesen. Ich war eher der

CORONER-Anhänger.

Auch eine geile Band, keine Frage. Und auch eine,

die sehr eigenständig unterwegs gewesen ist. Mein

bisher wohl intensivstes „Swiss Metal“-Erlebnis war,

In den Sinn gekommen sind mir zudem diverse Seattle- bzw. New Orleans-

Exemplare, aber auch einige Acts, die uns die Navajo-Wüste musikalisch

schmackhaft machen haben können. Dies jedoch wie gesagt keineswegs

speziell bei einer bestimmten Nummer, sondern plötzlich und zum Teil

auch eher als in sich stimmiger Kontrast innerhalb eines Songs, der zuvor

in eine völlig andere Richtung ging (wie deine Satzbauten, ächz, Andi).

In Konsens gebracht habt ihr alles durch die Tatsache, auf Klischees zu

verzichten und auch keine plakativen Songtitel zu erfinden, sondern

bei „Ein-Wort-Titeln“ zu bleiben, die in erster Linie Aufschluss über die

Atmosphäre geben. Wie etwa bei „Alaska“, das den wohl „kältesten“ der

neun Tracks darstellt.

Vielen Dank. Es freut mich wirklich, so etwa zu hören. Denn selbst,

wenn ich persönlich momentan ein wenig Abstand brauche, um die

eben erst fertiggestellten Songs zu reflektieren, tut es gut, zumindest

ähnliche Meinungen zu unserer Intention zu hören.

Gern geschehen, danke für das nette Interview und alles Gute mit „Sunless“,

das ich an dieser Stelle unseren Lesern nochmal an Ohr und Herz legen

möchte.

www.facebook.com/naplava.official

www.naplava.bandcamp.com

Walter

„Einige Zeit später stand er tatsächlich bei uns im Laden“



Wechsel-Strom

„Thrashing Death Squad“ also. Wann und wie ist die Idee

zu dieser Split-CD entstanden?

Spiwi (S): Die ersten Gespräche darüber, irgendwas gemeinsam

zu machen, fanden bereits 2017 am „Alpine

Steel“-Festival in Innsbruck statt, bei dem beide Bands

spielten und wir eine ziemlich geniale Aftershow-

Party hatten. Aktuell wurde es wieder, als wir „25 Jahre

DARKFALL“ und „15 Jahre Kaltenbach Open Air“ für 2020

planten, was dann leider wegen Corona ins Wasser fiel…

Etzi (E)…und das wäre sich auch fast mit unserem

10-jährigen Jubiläum ausgegangen!

Auf der Platte habt ihr jeweils vier Tracks drauf, wobei

beide Acts sowohl eine Coverversion einer Lieblingsband

als auch von der jeweils anderen Combo einspielten. Bei

MORTAL STRIKE fiel die Wahl auf TANKARD, die Nummer

„Freibeir“ bietet sich ja an.

Dänen lügen nicht

Ein Niederösterreicher, ein Däne und ein Steirer kommen in eine Bar.

Was wie ein billiger Joke beginnt, haben wir tatsächlich als Interview inszeniert:

Im leeren Ambiente des „Battle Axe“ trafen wir Thomas „Spiwi“ Spiwak von DARKFALL,

Christian „Chrir“ Nielsen und Christoph „Etzi“ Etzmannsdorfer von MORTAL STRIKE,

um ein wenig über ihre Split-Platte „Thrashing Death Squad“ und die heimische Szene zu plaudern.

Chrir (C): Das ist übrigens kein Schreibfehler! Und

es ist kein Geheimnis, dass wir TANKARD seit jeher

lieben. Wir haben öfters mit ihnen gespielt und

auch privat Kontakt. „Zombie Attack“ hatten wir ja

schon auf unserem ersten Album drauf. Wir haben

den Gerre (TANKARD-Sänger, Anm.) damals persönlich

gefragt und er meinte „Klar, macht nur!“. Und

„Freibeir“ haben wir schon länger im Live-Repertoire,

das können wir also schon.

Jetzt habt ihr den Song aber textlich „ein-ge-österreichischt“.

In Anbetracht eures französischen Sängers

frage ich: Wer hat das eingesungen?

C: Martins Wienerisch ist in der Tat noch ein wenig

rostig, aber er gibt sich viel Mühe. Tatsächlich

eingesungen hat das der Rainer von ENCLAVE, deren

Drummer Panzer auch einen Gastauftritt hat:

Mal sehen, ob ihr ihn im Video findet…

© Band

© Markus Wetzlmayr

Beim Spiwi weiß man, dass er ein riesiger MANOWAR-

Fan ist, was das Medley aus „Warriors Of The World“ und

„Hail And Kill“ erklärt.

S: Da bin ich nicht der Einzige in der Band! Aber

von MANOWAR gibt’s natürlich schon extrem viele

Coverversionen. Einen Song eins zu eins nachzuspielen,

braucht da keine Sau mehr. Deswegen die Idee,

zwei Songs zu fusionieren, deshalb nennen wir es

auch ein „Tribute“. Und egal, ob man

MANOWAR mag oder nicht, die beiden

Nummern kennt wahrscheinlich

jeder Metal-Fan. Mit den Death-Metal-

Vibes haben wir dann versucht, etwas

Eigenes in den Track einzubringen.

Ich bin halt kein Eric Adams, sonst

würde ich nicht bei DARKFALL singen,

haha!

Und gegenseitig habt ihr euch auch noch gecovert. Ging

das wegen Corona nicht, eine Nummer gemeinsam einzuspielen?

Oder war das sowieso nie Thema?

C: Die Idee, sich gegenseitig zu covern, ist einfach

cool. Mal eine andere Interpretation des eigenen

Songs hören! Wie würden „die“ das

spielen? DARKFALL haben unseren

Song ja komplett verunstaltet, haha!

Wir im Gegenzug leider nicht ganz so

heftig, hätten wir vielleicht machen

sollen… Gemeinsam spielen wir das

dann, wenn wir wieder live auftreten

können.

S: Ich sag mal, Kaltenbach 2022 wäre

realistisch. So gut wir uns auch kennen,

die Bands sind sehr verschieden

vom Stil her. Darum war’s bemerkenswert,

dass die jeweils andere Gruppe auch ihren eigenen

Style in diese Coverversionen einbringen konnte.

Eine geile Erfahrung!

Ist Vinyl geplant?

S: Momentan bleiben wir bei CD und

Download, aber wenn es wieder Gigs

gibt, werden wir vielleicht eine Vinyl-

Version auflegen. Die Leute haben immer

gerne was „zum Angreifen“, grad

bei den Live-Shows.

Solche waren rund um die CD-Veröffentlichung

im Mai auch geplant,

wurden aber verschoben, aktuelle

Termine wären 05.11. Szene Wien und 12.11. Explosiv

Graz.

E: Wir machen das fix, sobald es wieder „normal“

geht. Auf Sitz-Konzerte oder sowas haben wir ehrlich

gesagt keinen Bock.

„Man steht rum,

sauft sich an

und hat Spaß“

„Es gibt hier oft diese

Mentalität, dass man

gegeneinander spielt

und nicht miteinander“

S: Stimmt, mit den Restriktionen macht das keinen

Spaß. Ich kann auch mit diesen Online-Shows und

Streaming-Konzerten nichts anfangen. Ich möchte

es so haben, wie es früher war: Man steht rum, sauft

sich an und hat Spaß.

Man merkt bei euch natürlich die gegenseitige

Wertschätzung. Wenn ihr grundehrlich seid: Was haltet

ihr wirklich von den jeweils anderen, musikalisch?

S: Mach mal das Mikro kurz aus, haha!

Nein, die Wertschätzung ist natürlich

der Grund, dass wir die CD überhaupt

machten. Und dass wir uns alle auch

auf privater Ebene gut verstehen, ist

ja kein Geheimnis. MORTAL STRIKE ist

ein Name in der heimischen Szene und

für mich eine der besten Thrash-Bands

aus Österreich. Wenn nicht die beste!

Und was halten die Dänen von „denen“?

C: DARKFALL gibt es ja schon länger, als ich in

Österreich bin. Ich kannte die Band lange, bevor ich

Spiwi und „die anderen“ getroffen hatte. Sie sind eine

mächtige Live-Band, es macht Spaß, sie

auf der Bühne zu erleben. Und es ist

natürlich geil, wenn man sich auch

abseits davon versteht.

E: Wir unterstützen uns auch immer

gegenseitig, klar. Und neben der professionellen

Ebene ist uns immer auch

die persönliche wichtig gewesen.

Ok, genug der Rosen gestreut. Als Covermotiv

habt ihr ganz schlicht ein Wappen

gewählt.

S: Ja, und natürlich wird’s das dann auch als Merchmotiv

zu kaufen geben. Neben den beiden Bandlogos enthält

das Design auch das Steirische und das Wiener

Wappen, den Panther und den Adler, weil wir ja aus der

Steiermark sind und MORTAL STRIKE aus Wien (wenn

man’s pauschal sieht, ja; Anm.).

Da sieht man, denke ich, auch sehr gut

die „Einigkeit“ der beiden Combos. Es

gibt ja in Österreich schon oft sowas

wie „Band-Neid“. Aber man muss sich

nicht immer gegenseitig hassen, man

sollte mehr zusammenhalten. Wir haben

alle Spaß an der Sache und haben

eine geile Scheibe zusammen gemacht

- so sollte man das sehen, und nicht immer nur „Oh

mein Gott, jetzt spielt der wieder mit denen oder jenen

(Dänen, Anm. Andi)“.

C: Das stimmt leider, es gibt hier oft diese Mentalität,

dass man gegeneinander spielt und nicht miteinander.

14 15



Wechsel-Strom

Strom? Hamma!

Das kann ich nicht ausstehen. Dieses „Wenn DIE es

schaffen, dann ist kein Platz mehr für UNS!“. Das ist

grauenvoll und absolut kontraproduktiv.

S: Und je mehr Bands international Erfolg haben,

desto besser ist es auch für die heimische Szene insgesamt.

Und auch Split-Alben machen deswegen Sinn.

Wir haben ein paar Fans und MORTAL STRIKE auch

einige, und die können dann alle mal eine andere

Band auschecken.

© Privat

Hör mal, wer da…

Übrigens, Chrir, ich habe bemerkt - wenn man das Wiener

Wappen um 90 Grad dreht, ergibt es die Dänische Flagge.

Zufall?

C: Hahaha, ich weiß nicht. Als ich das erste Mal nach

Wien kam, dachte ich auch: „Warum haben die da

unsere Fahne hängen?“

Werten wir es mal als gutes Omen! Danke fürs Interview,

und unseren Lesern wünsche ich noch viel Spaß mit der

„Thrashing Death Squad“-Split, die ihr euch am besten bei

einem kühlen (Frei-)Beir reinzieht, Prost!

www.darkfall.at

www.facebook.com/MortalStrikeOfficial

Mike

DARKFALL & MORTAL STRIKE LIVE

05.11. Szene Wien

12.11. Explosiv Graz

Wieviel „Hammer“ und wieviel „King“ kann man innerhalb eines

Albums unterbringen? HAMMER KING spielen das königliche

Ratespiel schon seit vier Alben und lassen sich auch auf ihrem

neuen, selbstbetitelten Album (Napalm Rec.) nicht davon abbringen,

trver als Trve Metal-Enthusiasten zu sein. Galoppierende Riffs,

mächtige Drums und schmissige Refrains vom ehemaligen ROSS

THE BOSS-Sänger Titan Fox tun ihr Übriges dazu, dass man die sich

zu jeder Zeit 100% und vollkommen ernst nehmenden Deutschen

hingebungsvoll abfeiern kann. Wenn Songs wie das teutonisch

tönende „Baptized By The Hammer“ oder das schwedisch schmetternde „Hammerschlag“

aus den Boxen donnern, dann landen HAMMER KING eine Heavy Metal-Punktlandung.

All in the name of the Hammer!

Fazit: Großer Hammer, dicke Eier - ein königliches Hörvergnügen!

Anthalerero

www.hammer-king.com

© Thommy S. Mardo

© Nintendo 2021

Deine Clique.

Deine Regeln. Dein Abenteuer.

Mit wem ziehst du ins Abenteuer? Diese Frage können alle Spielerinnen

und Spieler von Miitopia ganz individuell beantworten: Sie entscheiden,

wer in dieser Geschichte die Hauptrollen spielt. Dafür erstellen sie

Mii-Charaktere, etwa von ihren Freundinnen und Freunden.

Gemeinsam brechen sie in ein einzigartiges Abenteuer auf: Denn der

dunkle Fürst hat die Gesichter der Einwohnerinnen des friedlichen

Fantasy-Reichs Miitopia gestohlen - und es liegt an ihnen, seine Pläne

zu durchkreuzen.

Spieler und Spielerinnen besetzen alle Rollen selbst. Sie können mit

ihren besten Freunden in den Kampf ziehen, ihrer Großmutter eine

Krone aufsetzen oder Papa zum bösen Oberschurken machen!

Jedes Mii ist dank schicker Perücken, bunter Frisuren, abwechslungsreichem

Make-up und vielen weiteren Möglichkeiten einzigartig!

Gute Freunde und Freundinnen helfen sich gegenseitig im Kampf.

Knirscht es hingegen in der Beziehung, ist sich jeder selbst der Nächste.

Erstellte Mii können mit anderen Spielerinnen und Spielern geteilt werden

- und dadurch auch in anderen Miitopia-Welten auf Reisen gehen!

www.nintendo.at



Ale-Strom

Strom-Wellen

© BTS

Trocken auf Hoher See

Angus Ramdamyoung

© Robert Zembrzycki

© Tim Tronckoe

Ein Riff im Sturm

„Silent Sea" ist eine weitere gelungene Produktion

aus dem Hause Mars Music und BLACK TAPE SUICIDE

aus Wien ist es mehr als zu vergönnen, dass sie endlich

unter professionelle Fittiche gekommen sind.

Mitbegründer, Gitarrist und Songschreiber Bernhard

Weber bewies immer wieder seine Nehmerqualitäten

und durchwanderte mit stoischer Geduld das eine

oder andere Tal der Tränen, denn das Schicksal dieser

Band stand mehr als nur einmal an der Kippe.

Aber das gehört der Vergangenheit an, genauso wie

eine Riege von Vokalisten, die sich bei BTS die Klinke in

die Hand gaben. Aktuell hat Neuzugang Cathy hinter

dem Mikro Platz genommen und scheint sich dort

ausgesprochen wohl zu fühlen.

Das Album selbst beginnt mit einem schreck lichen

Unwetter, panisch kreischenden Möwen und

massiven Blitzeinschlägen - gar so heftig geht es

dann doch nicht weiter, braucht es auch nicht, denn

„The Storm“ wartet bereits mit einem knochentrockenen

Riffthema auf, zu dem Cathys glockenhelle

Stimme in wunderbarem Kontrast steht. Das ist einer

der Spannungsmomente, die „Silent Sea“ ausmachen.

Weiters legen BTS großen Wert auf einen

catchy Chorus, ausgereifte Kompositionen und

ausreichenden Leidensdruck in den Lyrics, um als

authentische Rockband durchzugehen. Oder als

„Alternative Metal-Band“, so die Eigendefinition.

Eine Übersetzung des Albumtitels ins Wienerische

wäre wohl „Nur kane Wön“ (Wellen) - das darf es aber

keinesfalls sein, BTS ist mit „Silent Sea“ ein ordentlicher

Wellengang nur zu wünschen.

www.facebook.com/Black.Tape.Suicide

Claudia

Ach, damals, als wir noch (live) auf Raubzug

gehen konnten. Ich erinnere mich, auf meine

alten Piratentage werde ich noch ganz nostalgisch.

Lasst mich ein ordentliches Seemannsgarn

knüpfen.

Ist das jetzt eine E-Gitarre oder sind das einfach nur

die verzerrten Acapella-Vocals? Die Frage drängt sich

beim Durchhören der mittlerweile achten Platte

der deutschen Rakkatakka-Rocker VAN CANTO unweigerlich

auf.

LIVE IM

Da stach man doch glatt - ich lüge nicht! - auf

trocknem Land (nämlich vor einer Bühne in

Tilburg) in Hohe See. Captain Bowes schwang das

Keytar-Steuerrad nach rechts und links, dass die

Gischt aufspritzte und es eine wahre Freude war.

Die Sieben Weltmeere, vom magnetischen

Norden bis nach Mexico - selbstverständlich mit

Zwischenstopp beim „Versunkenen Norweger“

- haben wir bereist. Aye, wer nicht mitgesoffen

hat, der wurde glatt kielgeholt! Die Crew der

ALESTORM spielte noch weiter, da waren wir

schon längst auf Grund gelaufen. Hat natürlich

keiner mitbekommen, so verkatert, wie wir alle

waren.

Noch zehre ich von diesen nun fernen Erin nerungen,

die’s jetzt auf dem absolut hervorragenden

„Live In Tilburg“ (Napalm Rec.) nachzuhören

gibt - wer weiß, vielleicht ist es bald wieder Zeit,

Augenklappe und Holzbein anzulegen.

„To The Power Of Eight“ (Napalm Rec.) bietet, auf

zwölf Tracks verteilt, mal mehr, mal weniger offensichtliche

E-Instrument-Imitationen, unterstützt

von Percussions und mittlerweile ganzen

drei Hauptvokalist*innen. Im einen oder anderen

Moment ist man eventuell versucht, über die teils

(zumindest auf den ersten Hördurchgang) unweigerlich

komischen Ramdamdam und Rakkatakka-

Impressionen zu schmunzeln - merkt dann aber

schnell, was für eine wahnsinnige Stimmgewalt

und Qualität das Septett hier durch die Boxen feuert.

Die Eigenkompositionen haben mal epischen

Symphonic-Sound, mal angenehm folkige Klänge,

die diversen Cover (besondere Empfehlung:

„Thunderstruck“. Wahnsinn, wie nah man klanglich

an Angus Youngs Gitarre dran sein kann,

ohne selbst ein Musikinstrument zu sein) sind

passend gewählt und spielen den stimmlichen

Facetten der Acapella-Metaller hervorragend in

die Hände.

26.09.2021

+

SALZBURG

Arrr!

www.alestorm.net

Rakkatakka all night long!

www.vancanto.de

+

Gabriel

Gabriel

18

Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at



Stark!Frost

Niitro, du bist auf den Bandfotos immer alleine zu sehen.

Hat das einen Grund? Bist DU quasi die ganze Band?

Das kann man so sagen, ja, ich bin die Band. Das neue

Album habe ich im Alleingang geschrieben und mit

Session-Musikern aufgenommen. Gleichzeitig hat

sich ein neues Live-Line-Up entwickelt, mit dem ich

hoffentlich auch das nächste Album aufnehmen

kann.

Zusätzlich hast du eine ganze Latte an Gastmusikern für

die Scheibe antanzen lassen. Für dich ist

dieses Networking immer immens wichtig

gewesen, oder?

Klar, man pusht sich ja gegenseitig.

Musik ist was Schönes und da schaut

man natürlich, dass man viel Musik

mit netten Leuten machen kann.

Gerade in Ostösterreich sind wir im klassischen

Heavy Metal momentan recht gut aufgestellt.

Ich finde überhaupt, dass es momentan viele gute

Bands gibt. Auch ältere, die plötzlich wieder spielen.

Die Szene ist groß und man hat dadurch viel mehr

Möglichkeiten, kann viel mehr machen.

Du machst ja auch viel, schreibst das Material, produzierst

alles, lädst dir Gäste ein.

Sozialkritik zum Headbangen

Niitro ist der Prototyp des Metal-Musikers: Der bescheidene Wiener strotzt

nur so vor Kreativität, ist ein Networker vor dem Herrn und haut mit seiner

Combo EWïG FROST Qualitätsware am laufenden Meter raus. Anlässlich der

Veröffentlichung von „Aïn't No Saïnt“ trafen wir ihn zum entspannten Gespräch

über Platten, Freunde und Sightseeing.

„Female Backing Vocals

kann ich schlecht

selber faken“

Ich habe halt manchmal Ideen, die ich gerne umsetzen

möchte, wie etwa „Female Backing Vocals“, die

kann ich schlecht selber faken. Deswegen hat mir da

bei einem Track die Denise von DUSK ausgeholfen.

Bläser kann ich auch nicht einspielen, darum habe

ich mir den Trompeter einer Ska-Band ausgeliehen

und der Bassist von THROES hat mir die Posaune

eingespielt.

Bei deinen Platten hast du immer recht einheitliches

Design, das Logo ist ein bisschen MOTÖRHEAD, dann gibt’s

ein Motiv mit Totenkopf und drunter den

Titel, alles mehr oder weniger schwarzweiß.

Ist das eine Art Konzept?

Nun, das ist das, was mir am besten

gefällt. Vor Jahren haben wir mal eine

Split-LP mit IRON FIST rausgebracht,

da war das Cover schon sehr bunt, was

auch cool ist, vor allem wenn es richtig

schön old school ist. Jetzt haben

wir diese Trilogie mit den drei Schädeln vom Doktor

Knoche. Es gibt ja auch immer eine kleine, limitierte

Vinyl-Version, diesmal sogar in transparentem

Splatter-Vinyl!

Wie schaut’s bei dir selber aus? Bist du Vinyl-Sammler?

Also, ich habe Kassetten, CDs und Platten. Ich finde es

cool, wenn man beim Vinyl das große Artwork in der

© Ines Altschach

Hand hat, das macht die Musik irgendwie anfassbar,

haptisch. Ich habe mit 16 Jahren mit EWïG FROST

begonnen und damals nicht so weit gedacht, dass

man Musik wieder auf Vinyl rausbringen könnte.

Es war aber trotzdem immer etwas, das ich machen

wollte. Als 2007 unser Debüt „Blue

Septime Winters“ rauskam, gab es diesen

Vinyl-Trend noch nicht, da war die

Herstellung noch relativ teuer.

Und ihr noch eine reine Black Metal-Band.

Ja, und da waren wir noch zu zweit, ich

habe auch noch den Bass eingespielt…

Eure stilistische Breite wuchs seitdem stetig

an, Punk ist genauso drin wie Black

Metal oder Rock’n’Roll und Blues.

Das ging alles fließend. Ich habe mich

auch immer gefragt, welche Einflüsse

meine Lieblingsbands hatten. Bluesige

Sachen haben mir sowieso schon immer

gefallen, und Rock’n’Roll ist die

Grundessenz der Rockmusik, einfach

eine schnellere Variante des Blues. Bei

MOTÖRHEAD, aber auch bei uns, hört

man das raus, denke ich. Alles, was mir

selber gefällt, sauge ich auf und mach´

mir so meine eigene kleine Welt draus. Ich könnte

auch nie genau auf ein Genre abzielen, nur weil es

sich so vielleicht besser verkaufen lässt.

Das hört man auch deinem neuen Baby an, „Aïn’t No

Saïnt“. Der Mensch ist also kein Heiliger, klar. Bist du

gläubig?

Also, nicht so im christlichen Sinne. Wir sind alle keine

Heiligen. Ich kenne viele leiwande Leute, ich kenne

viele Arschlöcher, aber einen Heiligen kenn ich nicht.

Um heilig zu werden, muss man ja erst mal sterben.

Lemmy wäre zum Beispiel ein guter Kandidat.

Das würde ich bejahen, haha!

Wie erwähnt, hast du für die Platte eine Menge heimischer

Rock-Prominenz aufmarschieren lassen. ROADWOLF,

FRANZ FUEXE, BOOGIE HAMMER, REVEREND BACKFLASH,

VIBRATÖR und viele möhr, ähm, mehr! Darüber hinaus

konntest du aber auch Varnik von den Amis MIDNIGHT

für einen Song begeistern.

Ja, ich kenne ihn seit einigen Jahren, damals hat er

mich angeschrieben, wollte Platten tauschen, oder so.

Daraus entwickelte sich eine Freundschaft und wenn

er in der Nähe spielt, besuche ich ihn immer bei den

Shows, ein supercooler Typ.

Stichwort Konzerte. Du bist extrem kreativ, auch in der

Krise. Aber auftreten möchten natürlich alle wieder schön

langsam…

Ich trau´ mich da gar nichts mehr prognostizieren. Ich

bekomm die Krise ja gleich doppelt ab, weil ich auch

als Tontechniker arbeite. Ich hoffe auf den Sommer.

Dass wenigstens ein, zwei kleine Open Air Shows irgendwie

funktionieren.

„Es ist eine kurze

musikalische Geschichte

einer Wasserleiche“

Zumindest hat „Aïn’t No Saïnt” ein gewisses Live-Feeling,

weil Spaß und augenzwinkernde Haudrauf-Attitüde im

Vordergrund stehen. Ein Song, nämlich „1918“, klingt

ein wenig ernster. Da geht es, denke ich, um den Ersten

Weltkrieg, oder?

Nein, es geht nicht um den Krieg. Es ist

eine kurze musikalische Geschichte

einer Wasserleiche.

Ok. Aber knapp dran.

Höhö, fast! „1918“ beschreibt den

Stromkilometer der Donau, wo es

im Bereich des Alberner Hafens vor

der Donauregulierung immer die

Wasserleichen angespült hat. Dort ist

auch der Friedhof der Namenlosen.

Oh! Unnützes Wienwissen, quasi. Oder

besser: nützliches!

In unserem Booklet ist auch ein kleiner

Hinweis dazu versteckt. Da kann

man EWïG FROST hören und gleich

zum Sightseeing hinfahren.

Das klingt nach einem Plan! Ein weiterer

Song heißt „Die Gier Is A Luada“ und

wurde wieder mal im Dialekt eingesungen. Ist dir das

wichtig, immer auch Songs in deiner Muttersprache

draufzupacken?

Ja! Weil ich finde, dass es einen ganz eigenen Touch

hat, wenn man einen Metal-Song hört und die Lyrics

sind quasi so, wie einem „die Pappn gwachsen is“.

Man kann mit unserem Dialekt viel machen, es klingt

rotzig und punkig. Wir haben in Wien ja eine lange

Musikgeschichte mit Dialekttexten, DRAHDIWABERL,

FALCO, DIE BÖSLINGE! Das hat alles einen recht morbiden

Charme.

Mir fällt dann auch immer der Helmut Qualtinger ein. Die

Gier ist aber wirklich ein Luder, oder? Die wird uns noch

alle zugrunde richten.

Die Gier vor allem im Alltag. Wir thematisieren das

aber mit einem Augenzwinkern.

Sozialkritik zum Headbangen quasi.

So in etwa! Haha. Das ist schön, das gefällt mir.

www.ewigfrost.com

www.facebook.com/ewigfrost

20 21

© Mike Seidinger

Mike

Wir verlosen ein Album

(CD) und ein signiertes

Poster, einfach Mail mit

Betreff „No Saïnt“ an

strom@starkstrom.live,

viel Glück!



Nerd-Strom

22

Das ist einfach gesagt eine Verbindung der Nerdkultur

und allen möglichen Genres der Rockmusik. Dabei

sind gerade bei der Musik für uns keine Grenzen

gesetzt, was uns auch im Songwriting freier macht.

Aber auch die andere Seite ist sehr vielfältig: Filme,

Serien, Videospiele oder Elemente aus der Comicwelt.

Also allgemein viel aus der Popkultur.

In welchen Fandoms fühlst du dich persönlich besonders

wohl?

Harry Potter und Star Wars, das

sind meine zwei liebsten. Bei den

Ghostbusters finden wir als Band den

gemeinsamen Nenner, auch wenn es

aktuell inhaltlich nicht so viel hergibt.

In welches Haus würde dich der sprechende

Hut stecken? Ich bin nämlich

Ravenclaw.

Jon Bon Zelda

Ich bin da sehr klischeehaft und bin in Gryffindor,

auch wenn z.B. Hufflepuff so einige coole Seiten hätte,

aber ja, ich bleib in dem Haus.

Der Fandom-Fundus auf „8-BIT“ ist sehr vielfältig und

das macht euch ja auch aus. Gibt es aber auch Bereiche,

die ihr eher nicht oder vielleicht sogar gar nicht „besingen“

wollt?

Wir sind wirklich sehr offen in dieser Richtung, aber

bei Star Trek bin ich ein bisschen vorsichtig. Da kenne

ich mich im Vergleich zu wenig aus. Außerdem ist

„Nerd Rock“. Dieser Begriff wird von der niederösterreichischen Band HÖRST mehr

als nur gelebt. Wir baten Sänger Andi zum ebenso entspannten wie interessanten

Talk über das neue Album „8-BIT“ (Stamping Ground/Preiser Rec.), Harry Potter

und Livestreams. Doch zuerst mal, Andi, was genau ist „Nerd-Rock“ eigentlich?

„Ich habe auch

Gabalier- und Trump-Zitate

eingebaut“

Finde die Fehler!

die Community eine sehr heikle, da müsste man

besonders sensibel an die Songs rangehen. Generell

singe ich einfach gern über Themen, bei denen ich

mich auch gut genug auskenne.

Wie lief bei HÖRST eigentlich der ganze Album-

Entstehungsprozess in Pandemiezeiten?

Normalerweise treffen wir alle zusammen und jeder

bringt seine Ideen ein, daraus bilden wir dann die

fertigen Songs. Wir haben bereits im Jänner 2020

mit der Albumproduktion begonnen,

hatten also schon vor dem ersten

Lockdown zumindest musikalisch alles

fertig. Dann aber haben wir lange

mal wirklich nichts getan. Kurz gesagt

hat uns die Lockdown-Situation bei der

Produktion weniger aufgehalten, aber

dann doch eher bei der Logistik.

Jetzt finde ich die Songs allesamt sehr gelungen,

hat einer einen besonderen Stellenwert für dich?

Ja, der Titel „Zelda“ hat einen speziellen Platz bei mir

inne. Ich wollte schon immer eine Rockballade à la

BON JOVI schreiben. Mit diesem Track habe ich das

endlich verwirklicht… vor allem mich auch getraut,

sowas durchzuziehen.

Womit wir bei eurem musikalischen Background wären…

Wir haben eher den punkigen und metallischen

Hintergrund. Aber, das ist ja das Schöne bei uns, wir

© Daniel Schalhas

wollen uns nicht über ein einziges Genre definieren.

Wir sind da viel mehr. Das war auch ein Grund, warum

wir den Begriff „Nerd Rock“ geschaffen haben, da

können wir selbst entscheiden, was dazugehört und

was nicht. Das gibt uns einen Spielraum, so können

wir das Publikum überraschen.

Stürzen wir uns auf eure Texte: Ich behaupte mal, da geht

es nicht nur komplett um Science-Fiction-

Welten oder Fantasy-Epen…

Richtig, da ist einiges an Sozialkritik

verwoben, die man beim genauen

Zuhören sehr wohl mitbekommt. Das

hast du gut erkannt. Mit dem „Nerd“-

Deckmantel kann ich Sachen, die ich

erlebt habe, die ich verarbeiten möchte,

subtil in Lieder packen. Ich wollte

diese Dinge einbauen, aber nicht so plakativ gestalten.

Das Coole: Die einen werden den Sinn raushören

und es checken, für die anderen bleibt es ein cooler

Song. Ich habe auch Gabalier- und Trump-Zitate in

Songs eingebaut, ohne direkt darauf hinzuweisen,

dass die von denen kommen. Ein anderes schönes

Beispiel bietet der Titel „Hogwarts Express“. Für den

einen „nur“ ein lustiger Text, der andere bemerkt

die Rassismus-Kritik. Ich mag solche Spielereien.

Wie ist das eigentlich mit Lizenzen bei euren Songs,

Aufmachungen usw?

Da müssen wir aufpassen. Aktuell ist alles relativ

ungefährlich, aber wenn wir mal wachsen,

müssen wir gut achtgeben. Bei den Texten sind

wir noch relativ auf der sicheren Seite. Wenn

wir aber visuell etwas zeigen wollen oder uns

in Artworks an Dinge anlehnen, kann da echt

schnell in Sachen Urheberrecht was passieren.

Das alles soll aber nichts daran ändern, dass

bei unseren Konzerten, so sie hoffentlich bald

wieder stattfinden können, ordentlich die Post

abgeht und wir auf verschiedenen Wegen eine

ordentliche Show bieten möchten.

Wir freuen uns drauf. Die Welt der Rockmusik und

die der Nerds: Du bist ein Kenner beider Seiten. Wo

siehst du Parallelen, wo Unterschiede?

In Punkto Leidenschaft sind sich beide Lager

sehr ähnlich. Wie viel Geld die Leute für ihre

Hobbies ausgeben - das sie im Normalfall nicht

wiederkriegen. Beide können aber auch voneinander

lernen. Während der Nerd meist von zu

Hause aus mit seinen Leuten auf Discord und

Co. Spiele zockt, geht der Musiker viel eher raus

und ist tendenziell mehr der extrovertiertere,

Stichwort Sex, Drugs and Rock’n’Roll.

Der Nerd ist abgesehen von diversen Cons

mehr am Bildschirm unterwegs, dafür ist er

in Interaktion mit viel mehr Medien. Wo sich

der eine also vielleicht zu sehr „in den eigenen

Wänden“ versteckt, kann der andere sich auch

eines ruhigeren Lebens bedienen. Das soll aber

auf keinen Fall als negative Wertung gegenüber

einem der beiden Lager gemeint sein, sondern

wirklich wertfrei.

„Beide Seiten

können voneinander

lernen“

Rocking Nerds!

Verbinden wir abschließend nicht ganz unaktuell die

Bildschirm- und die Konzert-Welt: Wie stehst du zu

Livestreams?

Auch wenn es im vergangenen Jahr notgedrungen

zu einem enormen Zuwachs kam, ist die

jetzige Musiklandschaft meiner Meinung nach

noch nicht bereit dafür. Es wurde zwar zum Teil

von den Leuten angenommen, aber

bei Weitem nicht so, wie es etwa bei

Livestreams im Gaming passiert.

Ich habe mir da auch von einigen

Künstlern mehr erwartet, da ist noch

viel Luft nach oben. Und ich hätte

speziell für HÖRST eine Idee, die man

umsetzen könnte.

Und zwar?

Wir wollen die Fans vielleicht mal an unseren

Proben teilhaben lassen. So sehen sie, wie unser

Proberaum aussieht, wie wir gemeinsam abhängen

und üben. Da darf es auch scheiße klingen. Aber

das Publikum bekommt so einen ganz besonderen,

persönlichen Einblick. Sieht uns so, wie wir „in echt

„sind. Ich weiß nicht, ob und wie sehr die Leute das

mögen, aber es wäre einmal interessant.

www.hoerst.at

www.facebook.com/Hoerstnerdrock

Patrick



empfiehlt:

empfiehlt:

© Peter Zoglauer

© Robert Harson

cil city

SUPPORT THE UNDERGROUND!

Strom-Netzwerk

„Support The Underground!“ ist mehr als nur ein ehrenwerter

Aufruf, dahinter steckt ab sofort auch ein so betiteltes Netzwerk

für Bands, Labels, Veranstalter, DJs und generell Musikbegeisterte.

Es unterstützt die heimische, aber auch internationale Szene - etwa

in Form eines Samplers, dessen erste Ausgabe am 2. Juli auf allen

bekannten Streaming- und Download Kanälen, aber auch als limitierte

Audio-CD erscheint. Für gute Laune auf hohem Niveau sorgen

14 Bands zwischen Punk, Rock und Metal, namentlich CIL CITY,

THE LIQUID STONES, ECLIPTICA, THE RUMPERTS, CHAOS INSIDE,

S.I.G., SO MUCH MORE, REBELL BAGATELL, FINGERLYXX, I´M A SLOTH,

BLACK TAPE SUICIDE, 90, IRON SNAG JOE und THE NEPOMUKS.

© Veranstalter

© Century Media

ARCH ENEMY + BEHEMOTH + CARCASS

20.10.2021 – Wien, Gasometer www.planet.tt

WOLVES IN THE THRONE ROOM

+ BLOOD INCATATION + STYGIAN BOUGH

23.10.2021 – Wien, Szene www.facebook.com/szenewien

MESHUGGAH + ZEAL&ARDOR

19.11.2021 – Wien, Arena www.arena.wien

© Veranstalter

© Lukas Meixner

24

chaos inside

rebell bagatell

Mehr Infos unter www.marsmusic.at

Präsentiert wird „Support The Underground Vol.1“ beim großen

MUSICJUNKY BOOKINGS 3 rd ANNIVERSARY

01.-03.07.2021 – Wien, Café Carina

Der mega-umtriebige „Music Junky“ Mike feiert den dritten Geburtstag

seiner Booking-Agentur mit einem hochkarätigen Live-Line-up:

CHRIS MAGERL AND THE BURNING FLAGS, DISTONACIJA, DYNAMO

MÜHLSCHÜTTEL, FLEKS, I'M A SLOTH, IRON SNAG JOE, MIGHTY

MAGGOTS, REBELL BAGATELL und SALAMI RECORDER freuen sich

auch auf euer Kommen: Support The Underground!

www.instagram.com/musicjunkybookings_records

BEARTOOTH

Unter der Haut

04.02.2022 – Wien, Planet.tt im Gasometer

Mit vollem Karacho brettern BEARTOOTH auf ihrem vierten

Studioalbum „Below“ (VÖ: 25.06., Red Bull Rec.) über uns herein.

Post-Hardcore, Stoner- und auch Punkrock auf einer geiler Scheibe

verewigt. Man nehme nur den letzten Vorab-Boten, „The Hell Of

It“, den Sänger Caleb Shomo nicht nur als einen seiner persönlichen

Faves bezeichnete, sondern mit dem er die Wichtigkeit des

Gitarrensounds auf der gesamten Platte unterstreichen wollte.

„The Past Is Dead“ wiederum, eine andere Vorauskoppelung, soll

von der Band in mehrfachen Varinten recorded worden sein, auf

der Suche nach dem perfekten Sound, und diese Tüftelei hat sich

ohne Zweifel gelohnt.

Neben der musikalischen Qualität überzeugt auch die lyrische.

Sie offenbart die dunkelsten Seiten des vergangenen Jahres, mit

denen sich Shomo konfrontiert sah. Stichwort mentale (Über-)

Belastung. Da wird auch bewusst nichts beschönigt oder harmonisiert,

und das geht definitiv unter die Haut, diese Finsternis steht

über dem gesamten Album. Doch sie funktioniert ausgesprochen gut.

Knallharte Ehrlichkeit, die wehtut, aber berührt und hängenbleibt.

www.beartoothband.com

Patrick

© Band

© monsterpics © Natàlia Magda

© Emilie Gracin

© Tina Korhonen

© Olle Carlsson

NIGHTWISH + AMORPHIS

19.12.2021 – Wien, Stadthalle www.stadthalle.com

VISIONS OF ATLANTIS

+ YE BANISHED PRIVATEERS + AD INFINITUM

09.09.2021 – Graz, Orpheum

12.09.2021 – München (D), Backstage

30.09.2021 – Prag (CZ), Nová Chmelnice

01.10.2021 – Wien, Szene (+DRAGONY)

02.10.2021 – Zlin (CZ ), Masters Of Rock Café

03.10.2021 – Zvolen (SK), ZSR www.visionsofatlantis.at

EKTOMORF

13.10.2021 – München (D), Backstage

17.10.2021 – Salzburg, Rockhouse Bar

20.10.2021 – Ostrava (CZ), Barrák Music Club

www.facebook.com/EKTOMORF.official

KALTENBACH OPEN AIR

18.-20.08.2022 – Spital am Semmering

SODOM, PRIMORDIAL, SEPTIC FLESH, DECAPITATED, DESASTER u.v.a.

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VIENNA METAL MEETING

07.+08.10.2022 – Wien, Arena

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Strombuds-Mann

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Ein neues Leben

Von feuchten Tröpfchen und gebrochenen Herzen

Eines vorab: Ich möchte mich für die zahlreichen Einsendungen zu meiner kleinen Kolumne hier bedanken!

Ich habe eure Geschichten und Meinungen zum Thema gelesen und möchte in dieser Ausgabe mal etwas weniger

(pseudo?)-wissenschaftlich zur Sache gehen, sondern euch frei von der Leber meine persönliche Meinung,

meine Eindrücke und meine Erfahrungen näherbringen. So wie ihr eben in euren Einsendungen, 'ne?

Es gibt da nämlich einen kleinen

gemeinsamen Nenner, der

mir bei euren Texten auffiel:

„Natürlich war früher alles besser,

da war man nämlich jung!“.

Wer den ersten Artikel meiner

Serie noch in Erinnerung (oder

die Ausgabe im Nachtkastl

liegen) hat, der wird feststellen,

dass ich diesen Punkt da

auch schon ansprach. Die vielen

ersten Male, die man als

Jugendlicher hatte, die lassen

sich einfach nicht reproduzieren.

Der Soundtrack zu besagten

Momenten wird nicht mehr

neu geschrieben werden. Das

Gefühl, dass einem die ganze

Welt offensteht. Die Vorfreude

auf die Dinge, die man sich ausmalt,

die man ja mal erleben

könnte. Das feuchte Tröpfchen

in der Hose, wenn man das erste

Mal bei seiner Lieblingsband

vor der Bühne steht. Das gebrochene

Herz, wenn sich diese

Hat dreckige Windeln gegen ein

„Leben als Rockstar“ getauscht:

Der Autor

zum ersten Mal auflöst. Die Jahre vergehen, man

wird älter und irgendwann stellen sich Alltagstrott,

Job und Familie ein. Aber macht das den Rock’n’Roll

der Jugend automatisch besser?

Als ich harte Musik für mich entdeckte, war ich etwa

14 Jahre alt. Wir schrieben das Jahr 2001. Ein Freund

schenkte mir eine selbstgebrannte CD - das erste

Album von Slipknot. Ich hatte sowas zuvor noch

nicht gehört. Düster, hart. Auf MTV und Viva - ja, da

gab's noch Musik im Fernsehen! - liefen bereits diverse

Nu Metal-Bands à la Limp Bizkit, Papa Roach oder

Korn. Aber die Selftitled von Slipknot war definitiv

etwas anderes. Es liefen nur ein paar Töne und ich

hatte bereits das Gefühl, dass ich da jetzt zu etwas

Großem dazugehöre, das sich von der Gesellschaft

abhebt. Es war ein Gefühl der Verbindung mit

Gleichgesinnten, aber auch der Trennung vom

„Mainstream“. Mit 14 hast du halt auch nur bedingt

Lust, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden.

Da geht es um Rebellion, darum, anders zu sein…,

© Privat

Früher

war alles

Besser

Teil 5

aber dennoch eine emotionale

Heimat zu finden.

Mit der Zeit kommen die großen

Momente. Die ersten Konzerte,

das Festival, die erste Freundin.

Man kauft sich ein Instrument

(in meinem Fall: eine Gitarre),

trifft sich mit ein paar Kumpels

in einem Stunden-Proberaum

und schrammelt über Monate

hinweg die gleichen drei Riffs

Woche für Woche rauf und runter.

Gleichzeitig träumt man davon,

dass man es so weit bringen

möchte wie die Vorbilder. Auf

Festivals spielen, von der Musik

leben zu können, Rockstar werden

eben. Diese Zeit wird für

mich unmöglich zu reproduzieren

sein.

Was folgt: Dass man schlichtweg

älter wird. Manch einer

wird „erwachsen“, packt die

Metallica-Shirts nur noch alle

paar Jahre aus, wenn Ö3 mal wieder ein Konzert

veranstaltet und beschwert sich dann darüber,

dass ihm jemand nach dem Besorgen einer Runde

Bier für die Kumpels seinen Stehplatz geklaut hat.

Andere spielen Berufsjugendliche und versuchen,

sich ihren junggebliebenen Opportunismus so lange

und so ausgeprägt wie möglich zu erhalten. Die

langen Haare weichen nur, wenn es der Haarwuchs

nicht mehr anders zulässt, im Büro trägt man die

Bandshirts von damals und im Optimalfall konnte

man eine berufliche Karriere einschlagen, die so

richtig Heavy Metal ist. Gitarrenverkäufer in der

Klangfarbe, Stagehand am Nova Rock. Ganz wenige

schaffen´s vielleicht sogar, dass sie von ihrer Band

leben bzw. eine Musikerkarriere einschlagen können

und der feuchte Traum des jungen Bubis mit

Slipknot-Poster an der Wand in Erfüllung geht!

Ich persönlich würde mich wohl über den Großteil

der vergangenen 20 Jahre zu Kategorie zwei zählen.

Mit jedem Bandprojekt habe ich mir eingeredet, dass

jetzt der große Wurf gelingen wird. Ich habe ein Musikstudium begonnen,

in einer Metal-Bar gearbeitet und nie aufgehört, nach außen

zeigen zu wollen, welcher Subkultur ich angehöre. Über Jahre hinweg

bin ich nur arbeiten gegangen, weil ich Geld für Studioproduktionen,

neue Instrumente, Equipment oder dergleichen gebraucht habe.

Mit meiner Truppe habe ich bis jetzt Shows in Österreich, aber auch

im Ausland gespielt. Wir waren auf dem Nova Rock, was einem

Ritterschlag für mich gleichkam. Ich weiß nicht, ob wir das jemals

übertrumpfen werden. Und dennoch muss ich sagen, dass früher

nicht alles besser war.

Im Jänner 2020 ist nämlich etwas passiert, das diesen Rock’n’Roll-

Spirit mit anecken, unangepasst sein und nur für die Musik leben

in den Schatten gestellt hat. Da wurde nämlich mein kleiner Sohn

geboren. Das Leben ist für mich seither ein komplett anderes und

ungleich schöneres, verglichen mit allem, was ich bislang erleben

durfte. Wenn ich jetzt arbeiten gehe, dann ist es nicht mehr für den

Heavy Metal, sondern für den Nachwuchs. Und seit der kleine Racker

mein Leben auf den Kopf stellt, habe ich mir nicht eine Sekunde

gedacht, dass für mich persönlich jemals etwas besser war. Sogar

die Treffen mit den Jungs sind auf gewisse Weise jetzt noch toller

geworden, weil man sie durch die geringere Frequenz - nicht nur

Corona-bedingt - etwas mehr zu schätzen weiß. Ich habe angefangen,

das Leben mit mehr Maß und Ziel zu genießen.

Was ich damit sagen möchte, ist Folgendes: Wenn ihr der Meinung

seid, dass in eurer Jugend alles besser war, dann kann ich das zwar

absolut nachvollziehen. Es heißt jedoch nicht, dass dies für den Rest

eures Lebens so sein muss. Ich will euch jetzt nicht erklären, dass ihr

euch für euer absolutes Lebensglück fortpflanzen müsst. Es gibt viele

Dinge, die euch das Gefühl der ersten Male zurückbringen können.

Ein neuer Job, ein neuer Wohnort, eine Reise, die euch auf spirituelle

Weise die Augen öffnet. Ihr müsst da nicht einmal krampfhaft danach

suchen. Aber wenn ihr die Augen offen habt, dann könnt ihr vielleicht

Dinge entdecken, die euch den Spirit eurer Jugend, vielleicht etwas

abgewandelt, auf gewisse Weise zurückbringen und eventuell sogar

übertrumpfen können.

Das 97. Metallica-Konzert wird halt nicht mehr so toll wie das erste.

Aber vielleicht wird ja das erste Holi-Festival in Indien besser als

das 97. Metallica-Konzert. Haltet Ausschau. Bis zum nächsten Mal!

Stefan

„Mit 14 hast du auch nur bedingt Lust,

von der Gesellschaft akzeptiert zu werden“

„Das 97. Metallica-Konzert wird halt

nicht mehr so toll wie das erste“

FRÜHER WAR ALLES BESSER?

Wir freuen uns immer wieder über eure Meinung zum Thema,

einfach Mail an strom@starkstrom.live, danke!

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Glam-Strom

© Band

Glam Rock

Die geilste Mucke der Welt! Die Musik meiner

Kindheit, auch von meinen Bandkollegen. Bands

wie Skid Row, Mötley Crüe, Poison, das war halt genau

unseres. Mein erstes Konzert war Europe 1988

in der Wiener Stadthalle, seitdem bin ich infiziert.

Political Correctness

Halte ich ehrlich gesagt nicht viel davon, weil

es einfach die Sprache limitiert. Mittlerweile

fühlt sich einfach jeder beleidigt, wegen allem.

Irgendwann wird das lächerlich. Natürlich darf

ich Leute nicht bösartig beleidigen oder diskriminieren,

aber sich wegen jedem Schas angegriffen

zu fühlen, ist auch keine Lösung, ich kann mit

dem ständigen "Mimimi" nichts anfangen.

Steel Panther

Das ist natürlich eine lustige Truppe, sind auch super

Musiker, das Album „Balls Out“ gefällt mir ganz gut.

Im Endeffekt ist es aber auch eine Kasperltruppe, die

meinen es nicht allzu ernst, so kommt es mir halt

vor. Ich war mal auf einem Konzert im Gasometer,

und wenn dann mehr geredet wird als gespielt, bin

ich da nicht der größte Freund davon. Das dürfen

nur die Suicidal Tendencies!

Mit schlechten Manieren zum Erfolg

2017 spielten MÄDHOUSE eine legendäre Show ohne viele Hintergedanken,

einfach Party pur, Coverversionen, schrille Verkleidungen. Damit wurde

anscheinend ein Nerv getroffen, denn nun halten wir bereits Album Nummer

zwo in Händen. Unser Mike hat den Release von „Bad Habits“ (ROAR) zum Anlass

genommen, um Gitarrist und Mastermind Mikky Stixx mit mehr oder weniger

relevanten Begriffen zu bombardieren.

Eine (Party-)Nacht verbringen

würde ich am liebsten mit…

(Zu seiner Freundin: Olivia! Raus! Haha!) Also ich

hätte gerne mal eine Nacht mit Lemmy verbracht,

aber das geht ja leider nicht mehr. Oder mit dem

Ozzy, das würde noch gehen.

Humor

Ist auf jeden Fall wichtig. Ich denke auch, meine

Band und ich haben einen, und das kann man

auch in den Texten ein wenig nachvollziehen.

Humor ist Ansichtssache. Schlimm ist es, wenn

sich die Leute zu ernst nehmen. Dann wird’s immer

recht peinlich und… un-humorig.

Def Leppard

Mich hat’s immer fasziniert, wie man mit nur

einem Arm Schlagzeug spielen kann! Großartige

Partie! Letztes Jahr hätte ja diese Tour mit Mötley

Crüe und Poison stattfinden sollen, ich hoffe, sie

holen das irgendwann nach und kommen damit

nach Europa. Ich kann mich noch erinnern, als

die „Hysteria“ rauskam, die hat einfach einen

Mörder-Sound! Schon ein gewisses Vorbild, die

Band, ja.

„Bad Habits“ - Welche habt ihr denn so?

Haha, da gibt’s sehr viele und jeder, der das Leben

genießt, hat irgendwie welche. Bier, Rauchen,

alles Mögliche. Das Album selbst handelt gar

nicht durchgehend davon, es ist jetzt kein

Konzeptalbum, wo das Thema von hinten und

vorne beleuchtet wird. Aber „Bad Habits“ sind

natürlich irgendwo die Würze des Lebens.

Live-Shows

Sind das Um und Auf und jedem geht’s natürlich

momentan am Sack, dass das nicht passieren

kann. Wir als MÄDHOUSE haben jetzt gar noch

nicht so oft live gespielt, weil es uns effektiv erst

seit zwei Jahren gibt. Aber die paar Shows, die

wir hatten - etwa am Nova Rock, auf der „Wiener

Wiesn“ oder in der Szene Wien - waren einfach

geil. Wir haben alle schon lange Zähne und wollen

einfach nur noch auf die Bühne.

Vinyl

Ist eine feine Sache, wenn man einen Plattenspieler

hat. Ich hab momentan nicht mal mehr einen

CD-Player. Natürlich hat Vinyl einen supergeilen

Sound. Wir sind am Überlegen, unser neues Album

vielleicht auf Vinyl rauszubringen, weil viele Leute

jetzt wieder drauf stehen. Als Jugendlicher hatte

ich nur Platten und Kassetten, und das zuhauf.

Das waren ein paar tausend. Und ich Trottel hab

die alle verkauft und könnte mir heute noch in den

Allerwertesten treten dafür!

Erfolg

Ja, hätt’ ich gern! Haha! Haben wir ja auch teilweise.

Erfolg ist immer auch Definitionssache. Ist man

erfolgreich, wenn man vor 80.000 Leuten spielt, oder

ist man schon erfolgreich, wenn irgendjemandem,

außer dir selbst, ein Song deiner Band gefällt? Ich

freu mich auch, wenn jemand kommt und sagt

„Des, wos ihr mocht´s, is leiwaund!“. Das ist für mich

dann schon ein kleiner Erfolg. Ich hätte aber auch

nichts dagegen, vor 80.000 Leuten zu spielen.

„Hard’n’Heavy Tribute Show“ 2017

Das war eigentlich der Anfang von MÄDHOUSE. Ein

Gig, den wir im September 2017 in der Szene Wien

veranstaltet haben. Wir haben zwanzig Musiker

aus der Metal-Szene zusammengetrommelt und

einen dreistündigen Cover-Set abgeliefert mit allen

Rock-Hits aus den Achtzigern, das war natürlich

ein mörderischer Spaß, der bei den Leuten super

ankam. Da hat man dann gemerkt, es gibt noch sehr

viele Menschen, denen diese Musik gefällt, die das

früher selber gehört haben. Ein ziemlich lässiger

Abend, eigentlich schon fast legendär!

Metal Forge Studio

Tja, mein Studio, wo ich produziere, aufnehme,

wo wir Songs schreiben, klein aber fein. Es ist natürlich

kein Millionen-Dollar-Hollywood-Studio.

Ich bin da jeden Tag im Einsatz, hab’ hier die

beiden MÄDHOUSE-Alben produziert, auch einige

andere Sachen wie etwa MASTIC SCUM. Die Leute

kommen gerne zu mir, um ihr Zeug zu machen,

ich hab mir kürzlich auch eine Gesangskabine

selber gebastelt.

Mötley Crüe

Die haben natürlich auch einen großen Einfluss

auf uns und unsere Songs, weil sie eine der ersten

Bands waren, die ich damals so „mitbekommen“

habe. „Dr. Feelgood“ ist noch immer eines meiner

Lieblingsalben. Ob diese Reunion jetzt so

sinnvoll war, wenn man das Singen verlernt hat,

bezweifle ich zwar, hat aber trotzdem irgendwo

ihre Berechtigung. Das Witzige ist, ich habe

Mötley Crüe noch nie live gesehen. Das muss ich

unbedingt nachholen, bis dahin dürfen sie eh

nicht aufhören!

Sex, Drugs & Rock’n’Roll

Ist nicht nur ein Klischee, das ist so, wie wir leben,

auch wenn wir nicht mehr die Jüngsten

sind. Wenn man mit uns mal einen Abend unterwegs

ist, dann weiß man schon…tja… Bescheid!

Hahaha!

„Sick Of It All“

Ist die erste Single vom neuen Album, gibt’s auch

auf YouTube als Video.

Verkleidungen

Das haben wir zu Beginn recht gerne gemacht,

weil’s einfach witzig ist, mit den Perücken herumzuhüpfen

und so. Mittlerweile machen wir

das nicht mehr, denn es hat natürlich immer

auch so ein „Faschings-Feeling“. Bei der Tribute-

Show war das alles lustig und leiwand, als eigenständige

Band sollte

das Ganze aber authentischer

rüberkommen,

darum treten wir jetzt

lieber „normal“ auf.

Liebe

Ist was Schönes, wenn

man sie findet. Ich

habe das Glück, sie gefunden

zu haben. Man

kann es sich oft nicht

aussuchen, ob „es“

passiert, oder nicht.

Man kann natürlich

auch Liebe für nichtmenschliche

Dinge

entwickeln, ich liebe

etwa die Musik genauso und könnte ohne sie

auch nicht leben. Wichtig ist, dass man die Liebe

findet und auch zulässt.

www.madhouse-official.com

Mike

© Mike Seidinger

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Schatten-Strom

Lachen verboten?

Norwegen, Anfang der Neunzigerjahre.

Alles klar. Auch die blutjungen

SATYRICON tragen ihr Schäuferl zum

Black Metal-Kult bei. 1993 erscheint

das Debütalbum „Dark Medieval

Times“, ´94 folgt „The Shadowthrone“.

Knapp drei Dekaden später veröffentlicht

Napalm Records umfangreiche

Neuauflagen der beiden Werke, über

die wir uns mit niemand Geringerem

als Drummer Frost, einem DER Musiker

der norwegischen Black Metal-Szene,

angeregt unterhielten.

Hi Frost! Danke für deine Zeit, wie geht es dir soweit?

Den Umständen entsprechend ganz gut, danke! Kein

Musiker mag die aktuelle Situation, aber man versucht,

sich anzupassen. Ich komme gerade von der

Probe mit SATYRICON, auch wenn wir aktuell keine

Chance haben, auf Tour zu gehen. Aber wir wollen

die Band nach wie vor am Laufen halten!

Das ist gut zu hören. Ich möchte heute mit dir natür lich

über die Re-Releases von „The Shadowthrone“

und „Dark Medieval Times“

sprechen, aber auch ein wenig über die

Geschichte der Band und der Szene. Du

bist seit 28 Jahren professioneller Musiker

und hast neben SATYRICON noch mit sieben

weiteren Acts aus dem Genre Alben

veröffentlicht, dein Drumming findet

man auf mehr als 20 Veröffentlichungen

aus dieser Zeit. Wenn du dich in dein

20-jähriges Ich zurückversetzt, hättest du dir je erwartet,

dass dein musikalischer „Impact“ so hohe Wellen

schlagen würde?

Zuerst einmal die kurze und ehrliche Antwort: nein

(lacht). Aber um es genauer auf den Punkt zu bringen:

Die Zahlen, mit denen du mich hier konfrontierst,

bedeuten mir persönlich eher weniger. Was

mich mehr interessiert, ist, was meine Bands in dieser

Zeit als Kollektive erreichen konnten. Man kann

„Darüber könnte ich

ein Buch schreiben“

Na dann…

das meiner Meinung nach nicht quantifizieren,

es sollte immer mehr um Qualität gehen. Um die

„Legacy“. Der interessantere Punkt für mich ist, dass

es eine Gruppe wie SATYRICON geschafft hat, nach

dieser langen Zeit noch aktiv und ausgesprochen

lebendig zu sein. Vielleicht sind wir sogar wichtiger

denn je.

Darauf kann man auf jeden Fall sehr stolz sein. Wenn

wir uns den beiden Re-Releases zuwenden, fällt auf, dass

ihr nicht nur am Ton geschraubt, sondern

den Alben auch neue Cover verpasst habt.

Kannst du mir mehr über den oder die

Künstler und den Anspruch an die visuelle

Neugestaltung verraten?

Nun, bevor wir damals „Dark Medieval

Times“ veröffentlichten, brachte Satyr

(Band-Gründer/Mastermind, Anm.)

dieses Gemälde eines norwegischen

Malers namens Kittelsen. Es findet sich auch im

Booklet wieder, nicht aber am Front-Cover. Es wurde

vom düsteren Mittelalter in Norwegen inspiriert

und Satyr fand, dass es die Spiritualität und die

Atmosphäre perfekt spiegelt.

Aber selbst damals, mit gerade mal 17 Jahren,

wollte er bereits ein Artwork haben, das zu 100%

SATYRICON und sonst nirgends zu finden ist. Also

fragte er eine befreundete Künstlerin aus Bergen,

© Band

© Anne C. Swallow

die zwar keine perfekte Malerin war, aber einen

coolen Stil hatte und gut verstand, worum es in

unserer Musik geht. Ihre Zeichnung kam dann aufs

Cover, obwohl sie doch sehr an einen Cartoon erinnert.

Im Nachhinein betrachtet wäre dieses Bild

von Kittelsen passender gewesen, aber wenn du als

Teenager eine Zeichnung nur für dich bekommst,

dann nimmst du die. Jetzt sind wir aber im Jahr 2021

und geben dem Album das Cover, das es von Anfang

an haben sollte.

Mit „The Shadowthrone“ verhält es sich ein wenig

anders. Satyr nahm ein Bild, das eine

gewisse Verbundenheit zur Erde und

eine Verbindung zur „versteckten Welt“

darstellen sollte. Es passte auch zu unserer

„Do It Yourself“-Attitüde, auch

wenn wir nie wirklich glücklich mit

dem Cover wurden. Vor einiger Zeit entdeckte

er dann dieses Bild von Harald

Sohlberg, einem norwegischen Maler,

bei dem er sofort fühlte, dass es die

Musik perfekt widerspiegelt. Ein würdiges Artwork

für die Neuauflage.

Du bist damals ja von EMPEROR-Schlagzeuger Bard

„Faust“ Eithun zu SATYRICON gebracht worden, wobei

er dein damaliges Können in einem späteren Interview

als ausgesprochen limitiert bezeichnete. Heute zählst

du zu DEN Top-Black-Metal-Drummern. Erinnerst du

dich an die Studiosituation damals, hattest du spezielle

Rituale zur Vorbereitung und wie hat sich das über die

Jahre geändert?

Haha, das ist ein großes Thema für mich, darüber

könnte ich ein Buch schreiben. Aber ich versuche,

mich knapp zu halten. Klar war ich zu Beginn von

SATYRICON technisch wirklich schlecht. Ich hatte

nur den puren Willen, das zu tun, was ich heute mache.

Rituale gab´s keine. Ich habe lediglich versucht,

mich in die Stimmung zu versetzen, die unserer

Musik innewohnt und versucht, meine Energie aus

spiritueller Dunkelheit zu gewinnen. Über die Jahre

habe ich jedoch gelernt, mich körperlich und geistig

auf das Studio, aber auch auf Konzerte vorzubereiten.

Man muss zu 100% fokussiert sein. Ich muss

mich in mein Künstler-Ich versetzen.

Du hast den spirituellen und atmosphärischen Anspruch

im Black Metal angesprochen. Ich hatte auch stets das

Gefühl, dass der Black Metal sehr darum bemüht ist, als

„ernste“ Kunst verstanden zu werden. Und dass der Spaß

„Ich möchte noch

viele neue Dinge lernen“

Frost in Bewegung

eher zu kurz kommt. Darum meine Frage: War bzw. ist im

Black Metal Platz für Selbstironie und Humor?

Also, wenn man sich im Jahr 2021 befindet und die

von uns hernimmt, die seit Anfang an dabei sind,

muss man schon sagen, dass beides möglich ist. Es

sollte auch Leuten aus unserer Szene erlaubt sein,

Humor zu haben. Aber genauso sollte man auch

heutzutage noch eine gewisse Ernsthaftigkeit zelebrieren

können. Black Metal vermittelt nun mal

düstere, erschreckende Themen, die man auch ernsthaft

transportieren sollte, ohne dabei lächerlich

rüberzukommen. Klar, es ist niemandem

verboten, zu lachen. Aber wir als

SATYRICON wollen das Düstere, die

Gefahr drin haben.

Stichwort Gefahr, der norwegische Black

Metal verdankt seinen Ruf ja auch teilweise

den Verbrechen, die einige der

Mitglieder der Szene verübten. Denkst du,

dass die Black Metal-Szene in Norwegen

im Allgemeinen oder SATYRICON im Speziellen heute

woanders wären, wenn diese Verbrechen nicht passiert

wären und die mediale Aufmerksamkeit zur damaligen

Zeit gefehlt hätte?

Nein, das denke ich eigentlich nicht. Du kannst diese

düsteren Themen auch sehr glaubhaft transportieren,

ohne dich an Dingen wie Verbrechen zu beteiligen.

Wir haben uns da immer herausgehalten. Wir haben

auch ohne dem hervorragende Musiker und talentierte

Künstler, die es verstehen, diese Stimmungen

musikalisch einzufangen. Das ist mehr wert, und

dann wirst du von Menschen dafür respektiert.

Großer Respekt auch an dieser Stelle und danke für deine

interessanten Antworten. Wir haben jetzt sehr viel über

deinen Werdegang in den vergangenen 28 Jahren gesprochen,

daher hätte mich zum Abschluss noch interessiert,

wo du dich selbst in 28 Jahren siehst…

(lacht) Das ist unmöglich zu beantworten. Aber ich

versuche, in Bewegung zu bleiben. Das ist, was ich

seit jeher mache. Ich übe, ich versuche, besser zu

werden. Vielleicht passieren mir dadurch noch

großartigere Dinge, als ich es mir vorstellen kann.

Ich möchte noch viele neue Dinge lernen und noch

viele Dinge erleben!

www.satyricon.no

www.facebook.com/SatyriconOfficial

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Stefan



Strom-kreis

AKIAVEL - Vae Victis (Eigenprod.)

Todes-Kuschelrock à la ARCH ENEMY oder HOLY MOSES?

Mitnichten. Die Franzosen AKIAVEL meinen es (tod-)ernst,

und während sie ihren Zorn in die Welt hinausplärren,

wird man in einen tiefen, schwarzen Abgrund gesogen.

Die Sound-Wall ist progressiv tapeziert, man gibt sich

zwar des Öfteren mit 08/15-Riffing und genregängigen

Song-Schemata zufrieden, aber alles wird ins Exzessive

ausgewalzt und intelligent ausgeschmückt. Wer auf kopflastigen Death Metal steht,

der gerne mal die eine oder andere Grenze in Richtung Grindcore oder sogar Black

Metal überschreitet, sollte hier ein (blutendes) Ohr riskieren. Und spätestens,

wenn Sangesgrazie Aurélie bei „The Lady Of Death“ im Duett mit sich selbst keift

und singt, dann weiß man: Nihilismus, Tod und Zerstörung können ja so schön

sein! Zumindest musikalisch.

www.facebook.com/Akiavel

Mike

ALITOR - II (Ragnarok Rec.)

Wenn man so alt ist wie ich (ich kannte James Hetfield

noch mit Pickeln und ohne Säufernase (bei ihm oder bei

dir? Andi)), hat man ab und zu so Phasen, in denen man

nur auf dem Nostalgie-Trip ist und Alben von früher in

Dauerrotation laufen lässt - früher, wo alles noch „schöner

und besser“ war (sh dazu auch meinen Beitrag im letzten

Heft). Man hört sich durch die Klassiker und denkt traurig

„wie gerne würde ich eine Band wie z.B. METALLICA nochmal zu der Zeit erleben,

wo sie noch so richtig hungrig waren. Wo man in jeder Sekunde spürte: „Die

wollen´s wissen!“.

Und ab und zu kommt da ein Album daher, welches das Rad sicher nicht neu

erfindet, aber dieses gewisse ETWAS hat. Dieses gewisse ETWAS, wo man weiß: Gebt

dieser Band noch mehr Zeit im Studio, ein fähiges Management, einen grandiosen

Produzenten und ein, zwei brauchbare Touren - und sie werden die Welt im Sturm

(oder auch bei schönem Wetter) erobern.

ALITOR aus Serbien sind so ein Fall. „Alitor II“ ist kein klassischer Klassiker (?),

aber ein kleines Monster, das bei jedem Mal hören wächst und wächst und sich

zu einem Riesen entwickelt. Jedes Mal, wenn man meint „Ja, nett, aber nichts

Besonderes“, kommt da ein Riff daher, wo man denkt „Oida, bist du deppat -

DAS fährt ordentlich!“.

Ein Dreh, ein Break, eine Idee, die die Songs zu etwas verändern, die sie aus der

Masse an Veröffentlichungen herausragen lassen. Erschienen im November 2020,

wäre uns dieses kleine Wunderwerk fast durch die Lappen gegangen und es wäre

ewig schade, würde die Stark!Strom-Leserschaft nichts von Songs wie „The Tempest

Within“, „Homo Ignoramus“ oder dem wirklich genialen Instrumental „Euphoria“

erfahren. Leiht der Band also einfach mal auf Youtube, Spotify oder wo auch immer

ein oder zwei Ohren und ihr werdet meine Begeisterung verstehen!

www.alitor.net

Richard Metfan

AT THE GATES - The Nightmare Of Being

(Century Media)

Beweisen muss die Truppe längst schon niemandem

mehr etwas, ihr Frühwerk hat schließlich den Death Metal

nachhaltig geprägt. In der letzten Dekade zelebrierten die

Schweden ihr sehnsüchtig erwartetes Comeback und konnten

sowohl mit „At War With Reality“ als auch mit „To Drink

From The Night Itself“ die Erwartungen erfüllen.

Nun wagte sich die Band zum ersten Mal an ein Konzeptalbum heran und liefert

damit zugleich auch ihr bislang finsterstes Album. Die überaus pessimistische

und mitunter fast schon deprimierende Atmosphäre ist aber weniger der aktuellen

Weltlage geschuldet, sondern der Tatsache, dass Frontmann Tomas Lindberg seine

Vorliebe für entsprechende Literatur entdeckt und ihn diese gehörig inspiriert hat.

Passend dazu hat sich die Combo mehr denn je ihre künstlerische Freiheit genommen

und offeriert vereinzelt sogar progressiv-jazzige Passagen, z.B. im abgefahrenen

„Garden Of Cyrus“ oder dem etwas schrägen „Cosmic Pessimism“. Doch keine

Bange, Banger, auch wer die klassischere, melodische Gangart bevorzugt, kommt

auf seine Kosten. Die erste Single „Spectre Of Extinction“ etwa entpuppt sich auf

Anhieb als Ohrwurm der Extraklasse!

www.atthegates.se

Walter

ATREYU - Baptize (Spinefarm)

Wow! Energiegeladen und rasend nach MEHR mit hoffnungsvollem

Unterton kommen ATREYU zurück. Auf dem

von John Feldmann (BLINK 182, THE USED) in Kalifornien

mitproduzierten „Baptize“ sind ganze 15 Songs - wie produktiv,

wie oldschool - zu hören und jeder einzelne profitiert

vom außergewöhnlichen Stimmtalent des Brandon

Saller. Der Gesang ist einmalig gut und die Screams sind on

point - wie gewaltvolle Hurrikans.

Eine interessante Mischung haben die Jungs hier zusammengebraut. Beats, die zum

Tanzen bewegen, harte Riffs und melodische Gitarrensolis. Jeder Breakdown lädt

in den nächsten Moshpit ein. Die Texte bewegen sich zwischen Leben, Sehnsucht,

Willenskraft und zügelloser Stärke. Selbstbewusst und lebendig!

Wer jetzt noch immer nicht interessiert ist, darf auf Gaststars wie Jacoby Shaddix

von PAPA ROACH oder TRIVIUMs Matt Heafy hingewiesen werden. Die kreative

Zusammenarbeit dieser Künstler erweist sich definitiv als Highlight dieses Albums,

und wen hören wir da an dessen Ende, beim finalen „Warrior“? Der Vorhang schließt

sich und Travis Barker groovt wie ein Soldat an den Drums zu Lyrics wie „What

Doesn't Kill Me Makes Me Stronger“.

Ein würdiger Schlusspunkt eines rundum überzeugenden Albums. Furchtlos,

weil hungrig. ATREYU.

www.atreyuofficial.com

Denise

BEN WOOD INFERNO - Unreal

(EP, Juliefunny & Sumo Rex)

Das Comic-Cover lässt eine gewisse Nähe zu Formation wie

THE CRAMPS und nicht zuletzt deshalb saftig bratenden

Rock mit reichlich Garagen-Flair erwarten. Bingo! Sobald

man sich dem musikalischen Treiben von BEN WOOD

hingibt, wird zudem klar, dass die Gitarren gehörig geraucht

haben, als der gute Mann mit seinen Kollegen vor zwei

Jahren das letzte Langeisen „The Real Thing“ aufnahm. Mit „Unreal“ kredenzt er

nun die zweite Single daraus, die zusammen mit einer etwas schrägen Version des

alten Soul-Klassikers „Slippin' Around“ den Studio-Teil vorliegender EP darstellt.

Komplettiert wird diese von vier in Tokyo aufgezeichneten Tracks, die unter Beweis

stellen, dass räudig intonierter Rock´n´Roll live einfach unschlagbar bleibt. Ebenso,

wie in „Fire Of Love“ nachzuhören ist, dass sich Musiker sehr wohl in ekstatisch

ausufernde Psychedelic Rock-Jams hineinsteigern können, ohne den Faden zu

verlieren. Aber auch, dass britischer Humor offenbar ein wenig braucht, um vom

japanischen Publikum erfasst werden zu können.

www.benwoodinferno.com

Walter

BLACKBRIAR - The Cause Of Shipwreck

(Blackbriar Music)

Die schwarze Dornenhecke aus den Niederlanden treibt

in diesem Fall dramatische, musikalische Blüten, die

sich im Nachtschatten von Gothic und Alternative erst so

richtig entfalten können. Nachzuhören auf BLACKBRIARs

Debüt „The Cause Of Shipwreck“, da ist das Unglück also

schon geschehen und jetzt gilt es, die Gründe dafür zu

hinterfragen. Zora und ihre Mannen tun das in beeindruckender Manier, wobei

besonders hervorzuheben ist, mit welch intrinsischer Sirenenartigkeit Zoras Stimme

geschmeidig über die verstreuten Wrackteile gleitet, die diese, unsere, Existenz

manchmal so mit sich bringt (sehr schön, aber in Zukunft schreiben wir unsere

Reviews wieder nüchtern, Andi (Waswillsudamitandeuten?!)).

Durchwegs düster gestaltet sich da folgerichtig das Soundgewand, ewiggültige

Downstroke-Achteln auf der Sechssaitigen finden sich da ebenso ein wie elegische

Soli und orchestrale Einschübe. Anspieltipps wie „Weakness And Lust“ oder „Walking

Over My Grave“ sind eine ganz persönliche Auswahl, richtig Flaute gibt es auf dem

Album nicht und so nimmt man das im Promo-Text in Aussicht gestellte Angebot,

„sich in ein tödliches Paradies“ locken zu lassen, gerne an.

Schiffbruch zu erleiden bleibt bei BLACKBRIAR auf den Albumtitel beschränkt.

www.blackbriarmusic.com

Claudia

CALIBAN - Zeitgeister (Century Media)

Die deutschen Metalcore-Urgesteine legen mit „Zeitgeister“

ein unglaublich spannendes und experimentierfreudiges

Werk vor. Der Fünfer hat sich auf diesem Werk dazu entschlossen,

sieben Klassiker aus dem eigenen Repertoire

nicht nur musikalisch komplett neu zu inszenieren,

sondern die Texte auch auf Deutsch neu zu arrangieren.

Was sehr schnell ausgesprochen gekünstelt wirken könnte,

ist CALIBAN auf ganzer Linie gelungen. Doch auch musikalisch wissen die

Neuauflagen zu überzeugen. Neben der Tatsache, dass man so brachial zu Werke geht

wie seit „Vent“ nicht mehr, wurde zum einen sehr viel mit elektronischen Samples

experimentiert („Herz“), und zum anderen auch nicht davor zurückgeschreckt, mit

Rap-Anleihen zu kokettieren („Trauma“). Die Neueinspielungen wirken so nicht wie

lauwarme Re-Recordings, sondern wie neue, eigenständige Songs.

Empfehlenswert!

www.calibanmetal.com

Stefan

CHASER - Dreamers

(Thousand Island Rec./Sbäm)

Seit 2020 beglücken uns diese Kalifornier mit Skate Punk

de luxe. Die vier Freunde verbinden schnellen Melodic Punk

mit guten Texten, „Dreamers“ bringt nun 13 Songs für die

nächste Half Pipe-Party.

„Fight Of Our Lives“ macht als schneller 1½-Minuten-

Opener schon mal Lust auf mehr, „2020“ wird uns als

guter Song über das verrückte und mühsame Jahr noch lange in Erinnerung

bleiben, „Good Times“ überzeugt mit BLINK 182-Anleihen. Mein persönlicher

Fave „Sign Of Life“ hätte Radiohit-Potenzial, auch „Echos“ oder der Titeltrack

gehen gut ins Ohr - und nimma raus. „See You At The Show“ bildet dann den

perfekten Abschluss und spricht dabei auch einige Szenegrößen direkt an (“Where

do we go when Bad Religion calls it a day?“… „Then two years after that when

NOFX will do the same?”) und zollen dem unvergesslichen Tony Sly von NO USE

FOR A NAME Tribut: “I remember it like yesterday, the news of Tony Sly. For me,

that was without a doubt the day the music died”. Ein wirklich großartiges Album:

Make Skate Punk Great Again!

www.chaserpunkrock.com

Mike Ramone

CRYPTA - Echoes Of The Soul

(Napalm Rec.)

Nach ihrem Ausstieg bei NERVOSA haben Fernanda Lira

(B, V) und Luana Dametto (D) nicht lange gebraucht,

um eine schlagkräftige, neue Truppe zu formieren. Mit

der kurzzeitigen BURNING WITCHES-Gitarristin Sonia

Anubis und deren Kollegin Tainá Bergamaschi scheint

man zwei begnadete Saitenflitzerinnen gefunden zu

haben, denn im direkten Vergleich zu ihrer früheren Band wirkt das Material

nun technisch anspruchsvoller. Aber auch abwechslungsreicher, wie diverse

Einleitungen, atmosphärische, mitunter in schwärzeste Abgründe führende

Zwischenspiele und nicht zuletzt feine Gitarrenharmonien und Soli, die

durchaus auch von Könnern wie Michael Amott oder Jeff Loomis stammen

könnten, unter Beweis stellen. Für geteilte Meinungen dürfte wohl der

Gesang von Fernanda sorgen. Die junge Dame macht zwar mehrfach klar,

dass sie sowohl gutturale Death Growls als auch wüstes Thrash-Shouting

beherrscht, an ihren wutschnaubenden, hasserfüllten Vortrag, der vom

stimmlichen Aspekt her am ehesten mit Sabina Classen zu früheren HOLY

MOSES-Tagen zu vergleichen ist, muss man sich aber erst einmal gewöööhhnnnnääähhhääännn.....

www.cryptaofficial.com

Walter

DYING EDEN - Perish To Exist

(Eigenprod.)

Die Zillertaler Death Metaller haben nach „Omen“

(2017) einen noch böseren Zwilling erschaffen. Wobei

die erwähnte Genre-Einordnung nicht zwingend und

mehr dem Wortklang geschuldet ist.

Ursprünglich nur als Studioprojekt geplant, haben sich

Markus Wechselberger (Drums), Markus Oberwalder

(Gitarre) und Marcus Erler (Gitarre) doch zur Bandgründung entschlossen

und mit Vokalmatador Lord Alfred Wilhelm Fankhauser und Florian Steiner

am Bass war das Quintett komplett und gehört seitdem zum Härtesten, was

das heimatliche Tal zu bieten hat, aber auch darüber hinaus, ja sogar den

internationalen Vergleich brauchen die Jungs nicht zu scheuen.

Hier ist ein rundum kompromisslos brachiales Werk entstanden und die ansehnliche

Anzahl von dreizehn Songs hat durchaus ihre Berechtigung. Das Riffing

ist abwechslungsreich und voller überraschender Wendungen, die allein schon

dafür sorgen, dass das Aufmerksamkeitslevel hoch bleibt. Die Rhythmussektion

legt ordentlich Dampf darunter, sodass der Lord sich gesanglich zu verausgaben

geradezu gezwungen wird. Es ist aber mehr als augenscheinlich, dass er das

genauso haben möchte. Gut so.

www.dyingeden.com

Claudia

ELECTRIC BOYS - Ups!de Down

(Mighty Music)

An sich kommen die ELECTRIC BOYS ja aus Schweden,

sehen aber aus, als wären sie direkt am Sunset Strip aus

dem Ei geschlüpft und haben sich demnach mit Haut

und (Fell-)Haaren ihrer Interpretation des Glam Metal

verschrieben, wobei hier auch Funk oder Hard Rock eine

Rolle spielen. Bereits ein Jahr nach der Bandgründung

durch Sänger und Gitarristen Conny Bloom (eig.: Blomquist) und Bassisten

Andy Christell gab es 1989 das Debüt „Funk-O-Metal Carpet Ride“, das einigen

Staub aufzuwirbeln vermochte, allerdings legte sich dieser wieder und dann war

da auch noch Grunge und machte der Combo das Leben schwer.

2005 entschied man sich, erst einmal das Handtuch zu werfen, Bloom und

Christell „emigrierten“ zu HANOI ROCKS. Glücklicherweise haben sich die

BOYS wieder zusammengerauft, denn sonst gäbe es „Ups!de Down“ gar nicht,

was echt schade wäre. Die Vorabsingle „It´s Not The End“ gibt schon mal einen

guten Vorgeschmack. Trotz überraschend g´standener Rocksongs wie „Tumblin´

Dominoes“ ist „Ups!de Down“ ein durch und durch unangestrengtes Album

geworden, etwas balladesk, etwas bluesig, aber immer mit dem Anspruch,

hoffnungsvollen Frohsinn zu verbreiten - kann man in diesen mittelschweren

Zeiten durchaus gebrauchen!

www.electricboys.com

Claudia

EWÏG FROST - Aïn’t No Saïnt (Eigenprod.)

Niitro hat’s wieder getan. Der unermüdliche Networker

und Workaholic (Interview in diesem Heft) fährt uns

mit der fünften EWÏG FROST-Platte wieder mal voll

ins Gesicht. Und ins Genick. Neben galoppierenden

Black’n’Roll-Abfahrten wie „In da Not“, „New Cold War“

oder „Back On Wheels“ überrascht die um die FRANZ

FUEXE-Rhythmussektion verstärkte Combo diesmal mit

dem dunkelbunten Wasserleichen-Blues „1918“, man wandelt mit „Die Gier“ auf

den Spuren der BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE und für „Mary

Jane“ hat sich Niitro den ebenso verrückten Varnik von den Ami-Rotzschleudern

MIDNIGHT gekrallt. Obwohl mit 28 Minuten viel zu kurz, überzeugt „Aïn’t No

Saïnt“ (Vinyl via Discos Macarra) trotzdem auf ganzer Linie und ohne Ausfall.

Top-Empfehlung!

www.ewigfrost.com

Mike

HARROWIST - Karakorum (Eigenprod.)

Seit Anfang 2019 stellt die Grazer Hardcore Punk-Truppe

ihr Können live unter Beweis, am 23.04. - ein gutes Veröffentlichungsdatum

(Geburtstag meiner Tochter, haha) -

diesen Jahres erschien vorliegendes Debüt. Und das zielt

gleichmal mit „Schlachthauszukunft“ voll in die Magen(!)

grube, „Fresst nur, Fresst nur die Scheisse!“ ist eine klare

Aussage! „(I am the) Harrowist - Tree of Life“ beginnt

danach langsam und steigert sich zur Band-Hymne. Abwechslung bleibt Trumpf,

bei „From Campamento Aucanquilcha To Mponeng“ lässt Max Cavalera grüßen,

„Siachengletscher - Tal der Wildrosen“ beeindruckt wieder mit starkem deutschen

Text: „Erfrieren, Verbluten, Einfrieren und Vergessen“. „The Puppeteers“ beendet

ein stark!es Album einer jungen steirischen Band, die etwas zu sagen hat und nicht

nur über das Leben am Ponyhof singt…

www. harrowist.bandcamp.com

Mike Ramone

HIRAES - Solitary (Napalm Rec.)

Fehlende Erfahrung ist ein Punkt, den man HIRAES

nicht vorwerfen kann. Die Instrumentalfraktion von

DAWN OF DISEASE gepaart mit der sympathischen Britta

Görtz (CRITICAL MESS). Geboten wird Melodic Death

Metal der epischen Sparte ohne clean choruses. Brittas

Stimme ergänzt das abwechslungsreiche Instrumental-

Songwriting optimal, sowohl straightes Growling als auch

Flüsterpassagen fügen sich in ein harmonisches Klangbild.

Wer mit DAWN OF DISEASE vertraut ist, wird hier Trademarks wiedererkennen,

jedoch ohne dass die neue Band wie ein Plagiat dieser klingt. Vom Blastbeat-Gewitter,

abwechslungsreichen Soli bis zu epischen WOLFHEARTesken Parts wird alles

geboten. Dies sorgt bei (Melodic) Death Metal-Fans für höher schlagende Herzen.

Alles in allem ein gelungenes Debütalbum des Quintetts, das über fünfundvierzig

Minuten Laufzeit zu überzeugen weiß.

www.hiraes.com

Mansn

KAYOMI - same (Kerberos Rec.)

Elektronische Sounds wabern um Alexander Kurolls zerbrechliche

Stimme, bis die Gitarren klirrend kalt einen

heftigen Ruck beim Zuhörer hinterlassen. „Kayomi“ heißt

das am 18.06. erscheinende Debütalbum der gleichnamigen

Wiener Rockformation - und so, wie sich die Musik am

Anfang beschreiben lässt, so scheint auch die Philosophie

dahinter. Depressionen, Angstzustände und die passenden

Coping-Strategien in Form einer musikalischen Aufarbeitung, die dennoch nicht

wie der Erguss einer Selbsthilfegruppe klingt, sondern mit hoher Qualität und

eingängigen Songstrukturen einen eigenen Stil schafft. Man kommt auch ohne in

Indie-Kreisen leider immer noch oft rauf- und runterkopierter Pseudoromantik

aus, sondern bringt gekonnt die Wucht einer kalten Realität auf den Punkt. Das

hier ist erfrischend anders, hochenergetisch und verdient es, gehört zu werden.

Man darf sich sicher sein, dass KAYOMI mit diesem Debüt noch von sich reden

machen werden.

www.kayomimusic.com

Charles

LIQUID STEEL - Mountains Of Madness

(Metalizer Rec.)

Tirol war schon immer ein guter Boden für hochklassigen

Metal. LIQUID STEEL machen da keine Ausnahme

und gehen mit ihrem neuem Album gleich in die Truemetallischen

Vollen, mit lyrischen Einflüssen von H.P.

Lovecraft und H.G. Wells. Epische Titel wie der Ohrwurm

„Traveller In Time“ (wer ist BLIND HEEP? Andi) oder das

ausladende „Alpine Warrior“ (Lokalkolorit lässt grüßen!) treffen auf bedrohliche

Atmosphäre im Titeltrack und auf leichtfüßige Rocksongs à la „City Lights“. Die

Range des Fünfers fächert sich zwischen geradlinigem, arschtretendem Metal

32

33



Strom-kreis

bis hin zu verspielten NWOBHM-Anleihen auf und besticht sowohl durch starke

Gitarrenlinien als auch durch ausdrucksstarke Vocals, wirkt dabei aber nie altbacken.

Die Burschen haben's drauf und mit „Mountains Of Madness“ ein paar

richtige Live-Granaten am Start!

www.liquidsteel.at

Anthalerero

MÄDHOUSE - Bad Habits

(ROAR! Rock Of Angels Rec.)

2017 eher durch Zufall als Spaß-Combo gegründet, sind

MÄDHOUSE mittlerweile um einige Tonnen Kunsthaar

und Kajal leichter und um zwei bemerkenswerte Alben

schwerer. Nach „Money Talks, Bullshit Walks“ (2019)

animieren uns Mikky Stixx (Interview in diesem Heft)

und seine immer noch bunte Truppe mit „Bad Habits“,

uns mal wieder in die alte, gestreifte Spandex-Hose zu wutzeln, das mittlerweile

bauchfreie POISON-Shirt über die Bierwampe zu ziehen und endlich wieder nach

Herzenslust zur Luftgitarre den Head zu bangen. Textlich sind die Songs teils

echte No-Brainer („Tourette Brunette“, „I Walk The Ponygirl“…) vor dem Herrn,

was aber in Anbetracht des Spaßfaktors auch völlig wurscht ist. Und musikalisch

trifft hier großes Können auf gewollt augenzwinkernde Achtziger-Party-Sause.

Crank your speakers up to eleven - so muss Rock’n’Roll!

www.madhouse-official.com

Mike

MONSTER MAGNET - A Better Dystopia

(Napalm Rec.)

Dave Wyndorf darf getrost als Quentin Tarantino der

Rockmusik bezeichnet werden, und „A Better Dystopia“

als „Grindhouse“ oder „Jackie Brown“, mit dem für den

Beginn der Siebziger typischen Sound eines Milieus aus

Space Rock, Acid Rock, Freakbeat und Heavy Prog.

Mit diesem, ihrem ersten reinen Coveralbum, das wie aus

einem Guss und im für die Gruppe typischen Style daherkommt, widmen sich

MONSTER MAGNET der Traditionspflege und entstauben teils obskure (CAVEMEN,

POOBAH, MORGEN), teils semibekannte Kultgruppen (THE PRETTY THINGS (das

„semibekannt“ werden dir wohl ein paar Leser - nennen wir sie mal Günter H. -

übel nehmen, Anm. Andi), JERUSALEM, DUST, SCIENTISTS, FUZZTONES) und

legen das kreative Potential jener Zeit offen, in der der relative gesellschaftliche

Freiheitsgewinn so groß war wie wahrscheinlich nie zuvor.

Anspieltipps: „Solid Gold Hell“, „Be Forewarned“, „Mr. Destroyer“, „Learning To Die“.

Für Nostalgiker und MONSTER MAGNET-Fans ein Pflichtkauf!

www.zodiaclung.com

Gino

MORTAL STRIKE & DARKFALL -

Thrashing Death Squad (Black Sunset/MDD)

Bereits länger wurde gemunkelt, jetzt ist sie endlich da:

Die gemeinsame Scheibe zweier ziemlich bemerkenswerter

Austro-Combos. Die Steirer DARKFALL sind seit 25 Jahren

aktiv und ein Household Name im Business, und die international

aufgestellten Wiener Thrasher MORTAL STRIKE

konnten in zehn Jahren reichlich Live-Lorbeeren sammeln.

Auf „Thrashing Death Squad“ ist der Name dann Programm, neben jeweils zwei

neuen Tracks covern sich die beiden Bands noch gegenseitig, bevor sich DARKFALL

in einem MANOWAR-Tribute ergehen und MORTAL STRIKE logischerweise „Freibeir!“

(nein, kein Schreibfehler) von TANKARD ins Österreichische übersetzen. Eine

kurzweilige Angelegenheit, die Spaß macht und einen Grundgedanken des Metal unterstreicht:

Miteinander geht’s immer leichter und mehr Gaude ist es obendrein. Das

Interview zur Scheibe findet ihr in der aktuellen Ausgabe eures Lieblingsmagazins

(wow, Spiwi in der „Frau mit Herz“, Andi).

www.darkfall.at

Mike

MYLES KENNEDY - The Ides Of March

(Napalm Rec.)

Der März zog ins Land und ein umtriebiger Musiker namens

MYLES KENNEDY beglückte die Hörerschaft mit neuer Musik.

Es ist wirklich unglaublich, mit wie vielen unterschiedlichen

Projekten dieser Musiker seiner Kreativität freien

Lauf lässt. Mit Gitarren-Gott SLASH, mit seiner Hauptband

ALTER BRIDGE - und jetzt wieder solo.

Nach einer eher ruhigeren ersten Solo-Scheibe („Year Of The Tiger“) besinnt sich

Mr. Kennedy wieder seines eigentlichen Metiers und rockt und rollt. Ob diese Ideen

des März (ja, der kam flach) begeistern? Nun, es kann durchaus gefallen, spielt

die bekanntesten Skills bestens aus, Myles fühlt sich darin sichtlich wohl. Doch

irgendwie ist der Mut zu neuen Ufern, den das Debüt ausstrahlte, etwas verloren

gegangen. Was nicht die Qualität dieser neuen Scheibe per se herabwürdigen

soll. Vor allem punkto Gitarren, gelungener Harmonien und ebensolcher Soli.

Nachzuhören etwa im Titelsong, der mit sieben Minuten feinstem Arrangement

ein perfektes Summary des Albums bietet.

www.myleskennedy.com

Patrick

NANOWAR OF STEEL - Italian Folk Metal

(Napalm Rec.)

Parodiebands spalten die Gemüter. Und die italienischen

Blödler von NANOWAR OF STEEL ganz besonders, sorgten

sie doch schon für so manche Fremdschämattacke.

Dass die Truppe bei allen Peinlichkeiten aber musikalisch

gehörig etwas auf dem Kasten hat, vergisst man

gerne. Und genau das wollen die Italiener mit „Italian

Folk Metal“ wieder in Erinnerung rufen, indem sie alle möglichen italienischen

Traditionals durch den hartmetallischen Fleischwolf drehen und mit ihrem

unverwechselbaren Humor versehen. Würde man nicht wissen, dass es sich

um eine Spaßtruppe handelt und ist man des Italienischen nicht mächtig, so

hat man mit dem vorliegenden Album ein extrem starkes Folk/Power-Metal-

Scheibchen mit südlichem Flair vorliegen. Und selbst wenn man über die

Eskapaden von N.O.S. Bescheid weiß, muss man zugeben, dass es verdammt

stark ist. Die nächste Party kann kommen!

www.nanowar.it

Anthalerero

NEMOREUS - Arnea (Eigenprod.)

Drei Jahre nach dem Sieg des österr. Wacken Metal Battle

und der „Silent Watcher“-EP bringen NEMOREUS nun

ein Album raus, das sich nicht nur für Folk Metal-Fans

so richtig lohnt!

Die Wiener bieten nicht nur eine Mischung aus klaren

Vocals, Growls und auf „The Watcher's Gift“ sogar

Kehlkopf gesang(!), sondern legen in den unterschiedlichen

Songs auch Fokus auf die verschiedenen Instrumente, immer wieder sind

Irish Folk-Einflüsse zu hören. Eine Mischung aus deutschen und englischen

Texten innerhalb eines Songs ist zwar häufig Geschmackssache, aber auf diesem

Album in mehreren Fällen sehr gekonnt durchgeführt! Und egal, ob deutsch wie

auf „Des Berges Spitze“ oder englisch wie bei „Bring The Demons To The Hall“,

die Songs machen Bock aufs Tanzen und die Refrains laden zum Mitsingen ein.

Zusätzlich erzählt das Sextett mit jedem Track eine andere Geschichte. „Eluna“

etwa handelt von einer Frau, die Männer um sich kämpfen lässt, das erwähnte

„Des Berges Spitze“ beschreibt das grässliche Gefühl nach einer Schlacht, wenn

man die Toten zu Gesicht bekommt. Die „Mondmaid“ indes führt Männer in

den Wald - und somit in den Tod. Jede dieser „Kurzgeschichten“ ist bewegend

und man will immer mehr hören. Und das können wir hoffentlich auch auf

noch vielen NEMOREUS-Alben!

www.nemoreus.com

Anna

PLAGUEPREACHER - Terracide (EP, Grazil Rec.)

Kollege Wiederwald von Stormbringer meint,

PLAGUEPREACHER wurden 2018 „als ein Ausdruck

des Unwohlseins im Beisein anderer Menschen“ gegründet.

Damit hat er nicht nur recht, er umschreibt

auch gekonnt das Label „Misanthropic Black Metal“ der

Salzburger Sunnyboys. Und ihre EP trifft sowohl musikalisch

als auch von der Stimmung her den Nerv der Zeit:

Intelligenter (Post-)Black Metal, garniert mit beschwingten Mitschunkel-Parts,

überthront vom Rotz und Blut keifenden Organ von Pandemaniac (…und der

hieß schon vor Covid so!). Meterdicke Gitarrenwände erschlagen dich, fahren

dir direkt ins Gebein und jede Snare Drum-Salve ist wie eine Watsche mit Fuß.

So soll das klingen - und auch wenn das Genre langsam dicht besetzt und

ausgereizt ist, gibt’s immer wieder herausragende Platten, die auch hängen

bleiben. „Terracide“ ist eine davon.

www.facebook.com/plaguepreacher

Mike

POWERWOLF - Call Of The Wild

(Napalm Rec.)

Wer diese deutschen Heavy Metal-Partytiere kennt, weiß

schon genau, was es mit “Call Of The Wild“ auf die

Ohren gibt. Mehr Wolf, mehr Witz, mehr Wuchtigkeit,

mehr vom (zugegebenermaßen hervorragend) durchgetakteten

POWERWOLF-Konzept. Allzuweit lehnen sich

die Saarländer nicht aus dem Fenster, was Neuerungen

oder gar Experimente betrifft. Klar, da wäre die überraschend grazile und sehr

gelungene Powerballade ,,Alive Or Undead‘‘, die aber gemeinsam mit dem für die

Wölfe untypischen Dudelsacksound auf „Blood For Blood“ bereits das Höchste

der Gefühle bietet, was Inventionen betrifft. Ansonsten geben sich die üblichen

Verdächtigen die Klinke in die Pfote: Unglaublich eingängige Synthieorgel-

Melodien, halsbrecherisch schnelle Riffs (fast) ohne Verschnaufpause, der

obligatorische deutsche Titel (,,Glaubenskraft‘‘, gut, kommt allerdings nicht

ganz an die selbst gelegte Messlatte ,,Kreuzfeuer‘‘ heran), lateinische Mantras,

passend dazu ein bisschen Blasphemie und Häresie hier und da, und natürlich

eine riesige Portion textlicher Werwolf-Pathos. Bei so konstant solidem Material

wagt man gerne erneut den Tanz mit den Wölfen!

www.powerwolf.net

Gabriel

PRIVATE SUCKER - Dazzled Zombieland

(EP, PSpunkrock)

Die 2015 gegründete Regensburger Band legt eine sechs Songs

stark!e EP vor, deren Artwork wieder mal von Stefan „Mr.

Sbäm“ Beham spitzenmäßig umgesetzt wurde. Musikalisch

geht's mit „Peanutbutterbaby“ los, gleich mal ein cooler

Streetpunk-Rock-Ohrwurm, der raue Gesang von Tom Kessler

gefällt auf Anhieb. Mit dem folgenden Titeltrack geht's inhaltlich

weiter nach Disneyland, „Wake Up Boys“ nimmt gegen Rassismus Stellung. Beendet

wird die EP mit einem wunderbaren „Fuck You!“ und wir freuen uns jetzt schon auf

die Fortsetzung im Longplayer- Format!

www.privatesucker.bandcamp.com

Mike Ramone

PROUDHON - The Damaged Bodies (Eigenprod.)

Schwenket die blutig rote Faaahaaaneee! Diese EP ist durchaus

als einzigartig zu betrachten. Auf den ersten Blick könnte

man die Band aufgrund ihrer textlichen Auseinandersetzung

mit Arbeiterthemen wie Ausbeutung etc. als Underground-

Punk-Formation betrachten. Doch die Franzosen gehen einen

musikalischen Schritt weiter: Grind, Death, ein wenig Black

Metal dazu und schon wird aus der Aufbruchstimmung der

Pariser Kommunen ein unheilvolles Werk voller Brutalität. Allein den Track „Die Rote

Fahne“ kann man auch als Reminiszenz blutiger Studentenrevolten betrachten. Und

das funktioniert: Rasendes Drumming, Hyperspeed-Riffing und dazu das schleppende

Growling machen das Album zu etwas, was mehr ist als der 08/15-Grind der beginnenden

2000er Jahre. Die haben was zu sagen. Bei dem Soundgewitter hört man zu. Top!

www.facebook.com/ProudhonDeathGrind

Charles

RISE AGAINST - Nowhere Generation

(Loma Vista Recordings)

Mit „Nowhere Generation“ veröffentlichen RISE AGAINST am

4. Juli ihr mittlerweile neuntes Studioalbum, „The Ghost Note

Symphonies, Vol. 1“ nicht mitgerechnet. Aus musikalischer

Sicht bewegen sich die elf Songs erneut zwischen Hardcore und

Punk Rock. Hin und wieder streifen sie zudem Pop (Titelsong,

„Forfeit“) - im Positiven versteht sich. Bei „The Numbers“

wird´s dann härter. Textlich nimmt sich Sänger und Gitarrist Tim McIlrath wieder

einmal aktueller sozialer und politischer Missstände an. Kurzum bleibt die Band

auch auf diesem Album sich selbst und ihrer Erfolgsformel treu, die Zielgruppe kann

bedenkenlos zugreifen.

www.riseagainst.com

Flo

SCAR OF THE SUN - Inertia (Napalm Rec.)

Nach zwei in der Heimat durchaus populären Alben sowie

Support-Gigs für ROTTING CHRIST oder DARK TRANQUILLITY

legen die Griechen ihr bislang intensivstes Werk vor. Dieses

wirkt auf den ersten Höreindruck hin zwar wie der erwartbare

Nachfolger zum 2016er Dreher „In Flood“, entpuppt sich bei

genauerer Betrachtung jedoch als weit mehr. Das Modern

Metal-Gebräu mit mehrfach aufflackernden Reminiszenzen

an Formationen wie SCAR SYMMETRY oder MERCENARY wurde dafür nur geringfügig

verändert und ist nach wie vor nur schwer in ein „Schublädchen“ zu zwängen.

Die Intention der Jungs war offenbar ohnehin eine andere, nämlich mit dieser Scheibe etwas

mitzuteilen. So lässt der Fünfer etwa im dreiteiligen „Quantum Leap“ die Geschehnisse in

der Heimat während der Krise 2015 auf ergreifende Weise Revue passieren. Kein Wunder,

dass sich Sänger Terry Nikas nach all dem Erlebten dabei so richtig die Seele aus dem

Leib kotzt. Dass er aber sehr wohl auch anders kann, stellt er mit hingebungsvollen

Klargesangspassagen wie etwa in „Singularity Collapse“ unter Beweis. Respekt!

www.scarofthesun.com

Walter

SOZIALES HETZWERK - Provokateur (Eigenprod.)

Jim Schatzmann, die heimische Ein-Mann-Punk-Dampfwalze,

hat wieder zugeschlagen und präsentiert nur ein Jahr nach dem

selbstbetitelten Debüt ein neues Werk namens „Provokateur“.

Obwohl alleine für Musik, Text und Produktion verantwortlich,

ist Jim keineswegs einsam, und gut vernetzt im besten Sinn

ist er auch. Die Drums hat ihm diesmal wieder Jake Naugle

aus den USA eingespielt, Rainer Jadischke aus der Republik

Südafrika steuert bei „Ein Liebeslied“ den Pianopart bei, hier ist auch der ebenfalls aus

den USA stammende Kevon Scott mit einem Saxofon-Solo zu hören und schlussendlich

soliert auch der chilenische Gitarrist Lukky Sparxx auf „Die Besten vom Westen".

So international diese illustre Gästeliste auch sein mag, so spannend die Musik zu

hören ist, genauso allgemeingültig sind die Aussagen, die Jim in seinen Texten tätigt.

Gesellschaftskritik trifft auf beißenden Spott auf jene, die ihre Nasen unverhältnismäßig

hoch tragen, der Untergang unserer „schönen, neuen Welt“ beschlossene Sache, aber

- mit dem erwähnten „Liebeslied“, einem versöhnlichen Moment auf „Provokateur“,

zeigt der Punker Schatzmann, dass er auch ganz schön viel Herz hat.

www.soziales-hetzwerk.at

Claudia

TYGERS OF PAN TANG - Majors & Minors

(Mighty Music)

Die Raubkatzen aus dem Vereinigten Königreich, die ihren

Namen aus Michael Moorcocks Roman „Stormbringer“

(hallo Mike!) entlehnt haben, gehören mit zur Speerspitze

der glorreichen NWOBHM, so wie bekannterweise Bands wie

DIAMOND HEAD, SAXON und IRON MAIDEN.

1978 gegründet, fanden sich die TYGERS gefangen in einem

nie enden wollenden Besetzungskarussell, dem unter anderen auch John Sykes von

1980 bis 1982 angehörte. Dieses kam erst Anfang der 2000er-Jahre dann doch zur

Ruhe und man fand mit Sänger Jacopo Meille, Robb Weir und Francesco Marras an den

Gitarren und schließlich Bassist Gav Gray und Craig Ellis am Schlagzeug ein stabiles

Line Up. Mit „Majors & Minors“ haben sich die rundum erneuerten TOPT nun die

Rosinen aus den Alben der letzten 13 Jahre herausgepickt, das soll jetzt keine Best-Of-

Compilation sein, sondern eine besondere Scheibe in der Bandgeschichte für Fans und

Sammler, aber auch für jene, die mit der Truppe nicht so vertraut sind. Nicht nur 13

Jahre, es sind auch 13 Songs geworden und jeder davon ist ein veritabler Kopfnicker.

Mit viel Leidenschaft vorgetragen von Jacopo Meilles ewig junger Stimme legt man

großen Wert auf eingängige Refrains, aber bei aller wohltönender Melodiösität wird

hier eines ausgiebig demonstriert: die Macht des Riffs. Möge diese Macht immer

mit ihnen sein!

www.tygersofpantang.com

Claudia

VEXED - Culling Culture (Napalm Rec.)

VEXED aus Hartfordshire melden sich auf ihrem Debüt mit

einer aggressiv pöbelnden Hasstirade zu Wort. Das Ziel der britischen

Modern Metal-Truppe ist, mit den elf wuchtigen Tracks

Verstörung zu erzeugen, ist das Grundthema von „Culling

Culture“ doch das Anprangern einer Unsitte, die in unserer

Zeit um sich greift und sich grob mit „medialem Abschlachten“

umreißen lässt, also dem öffentlichkeitswirksamen Keulen

(„Culling“) von allem, was dieser oder jener Gruppierung nicht in den Kram passt.

Mit schlagkräftiger Leidenschaft agiert hierbei Fronterin Megan Targett, leichfüßig

changierend zwischen wütenden Growl und Cleangesang, unbeirrbar begleitet von

Willem Mason-Geraghty (Schlagzeug), Jay Bacon (Gitarre) und Al Harper (Bass).

Gemeinsam schaffen sie eine dichte Atmosphäre aus zündender Vollbedienung und

genretypischen Versatzstücken, die handwerklich und kompositorisch mehr als nur

aufhorchen lassen.

Die Botschaft, die all dem zugrunde liegt, ist, den Selbsthass, den Ignoranten aller

Couleur in einem auszulösen imstande sind, nachhaltig niederzuringen. „Culling

Culture“ ist definitiv ein überzeugender Soundtrack für alle Bemühungen in diese

Richtung.

www.vexedvexedvexed.com

Claudia

WIZARDTHRONE - Hypercube Necrodimensions

(Napalm Rec.)

Was kommt raus, wenn man Mitglieder von ALESTORM,

GLORYHAMMER, AETHER REALM mit Instrumenten in einen

dunklen Keller sperrt (hoffentlich gar keiner mehr, harhar,

Andi) und sie zuvor mehrere Stunden mit John Carpenters

„Dark Star“ beschallt, die Untertitel aber aus Werken von H.P.

Lovecraft stammen? Richtig. Genau das. Ein musikalisch versierter

Trip in den Weltraum, der stellenweise dennoch nach bekannten Erdengrößen

wie älteren DIMMU BORGIR und ein wenig wie CHILDREN OF BODOM (Gott hab sie

selig) klingt. Jede Menge Bombast, Keyboardteppiche und wunderbar getriggerte

Doublebassattacken machen das Album zu einer runden Sache.

www.wizardthrone.com

Charles

ZASCHA - Bad Hangover (AM Rec.)

In einen musikalischen Haushalt hineingeboren, reifte in dem

in Russland aufgewachsenen Singer/Songwriter ZASCHA bald

das Bedürfnis, selbst Musik zu machen. Dabei versuchte er

sich anfangs noch im Hip Hop, daher wahrscheinlich auch

das genreeigene „Z“, wechselte dann aber zum Rock, in dem

er ein für sich adäquates Ausdrucksmittel fand. Trotz seiner

jungen Jahre zählt ZASCHA zum Beispiel NIRVANA oder Hair

Metal-Bands aus den 80ern zu seinen Inspirationsquellen, versucht aber, trotz der

großen Vorbilder seinen eigenen musikalischen Weg einzuschlagen.

„Bad Hangover“ ist allerdings einen Zacken härter als die eben Genannten ausgefallen,

in Songs wie „Drunk Scars“ geht's schon mal ordentlich zur Sache, „Surrender“ wandelt

gar auf LINKIN PARK-Pfaden und selbst das bewältigt der sympathische Blondschopf

scheinbar mühelos. Von Produzenten und mittlerweile Mentor Andrey Melnikov

gefördert, hat sich die laut eigenen Angaben ausgiebige Phase des Zusammenraufens

für ZASCHA bezahlt gemacht, menschlich wie künstlerisch hat sich dieses Duo als

durchaus dynamisch erwiesen.

Ein beachtenswertes Debüt, das einiges an Hoffnung für die Zukunft erlaubt.

Samarin schon mal bereitstellen!

www.soundcloud.com/zascha

Claudia

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:

Schwarz!Strom

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BEWITCHER -

Cursed Be Thy Kingdom (Century Media)

Die Retro-Kreuzung erweist sich als diffiziler

Punkt. Eine Abzweigung führt ins Ödland aufgesetzter

Brauchtumspflege samt monetären

Hintergedanken. Die Alternative bildet konstruktive

Denkmalerhaltung mittels Eigenständigkeits-

Politur. Auf dieser Spur bewegen sich BEWITCHER

mit 80er-Speed Metal, angereichert durch Black

Metal-Rohstoff der alten Schule und straighten

Rock-Riffs. Gute Scheibe, farbige LPs mit Poster,

der Curse stimmt.

FROST -

Day And Age (InsideOut Music)

Progressive Plagiate sind in der aktuellen

Rockszene omnipräsent. Viele Bands verirren

sich in pastellfarbener Gleichklang-Langeweile, wo

Abschreiben vermeintlicher Erfolgsrezepte trotzdem

ins Leere geht. FROST agieren weit abseits

schaler virtuoser Hüllen und forcieren individuelle

Formgebung, geprägt durch flockige Ohrwurm-

Melodien, transparente Arrangements und gehörigen

Drive. Jene Doppel-Vinyl-Frostzellenkur

forciert kreatives Anti-Aging.

GURU GURU -

Essen 1970 (Mondo Svart/The Orchard)

Kein UFO landet im Wohnzimmer, der

Partner will sich nicht als ferne Galaxie

verkleiden und du bist auf Suche nach

kosmischer Ekstase? Hier ist deine

Pille. Jenes Album zeigt GURU

GURU, Pioniere des spacigen

Krautrock, in Hochform. Die stilvoll gefertigte

Konzertkonserve besitzt einen erstaunlich brauchbaren

Sound und reflektiert das damalige Flair progressiver

Bewusstseinserweiterung mit Intensitäts-

Garantie. Essen 1970, ein wahres Festmahl.

KANSAS -

Point Of Know Return Live & Beyond

(InsideOut Music)

Manche Acts verfügen über Konservierungsmittel

für historische Haltbarkeit. KANSAS haben ihren

Status als Experten der stadiontauglichen Rock-

Gigantomanie in den 70er-Jahren gefestigt und

sind im Blickfeld geblieben. Jetzt meldet der

Rückschauradar ein linientreues Live-Opus.

Das Staubtuch kann in der Lade bleiben, die

Performance tönt sehr vital. Offeriert wird zudem

ein limitiertes Set mit drei LPs in türkiser Farbe

und der Point macht uns happy.

CHARLES LLOYD & THE MARVELS -

Tone Poem (Blue Note/Universal)

Lichtgestalten des Musikgeschäfts sind mit dem

Gepäck-Syndrom konfrontiert. Sie tragen schwer

an der Haltung einer Community, die nur noch

Höchstleistungen erwartet. Saxofon-Legende Charles

Lloyd kontert elegant mit dieser betörenden Scheibe,

die Jazz, Folk, Rock und Country zu einer sensitiv

groovenden Hymnen-Plattform vereint. Für

Eingeweihte ist jene hochwertige

audiophile Pressung zusätzlich

zur formidablen

Tonrezeptur auch

ein Gedicht.

Klangkultur für Hörer.

Vinyl only

by Christian Prenger

SILVER LAKE BY ESA HOLOPAINEN -

same (Nuclear Blast)

Pragmatische Erwartungen kann jeder Interessent

gleich im hintersten Mentalwinkel deponieren.

AMORPHIS-Gitarrist Esa Holopainen errichtet

sein ganz eigenes Ökosystem mit Überraschungs-

Vegetation. Jenes Soundbiotop beinhaltet eingängige

Rocksongs, jede Menge Emotionalität und eine

elegisch-introspektive Atmosphäre. Die silberne

Vinyl-Auflage des vielschichtigen Albums ist via

Band-Webshop erhältlich. Solche Wasserqualität

kann sich hören lassen.

SONS OF KEMET -

Black To The Future (Impulse!/Universal)

Der Swing-Tank von SONS OF KEMET liefert

Botenstoffe zur neuerlichen Disruption

eingerosteter Jazz-Interpretationen. Im

Gestaltungskosmos jener Formation sind

sinnentleerte Grenzziehungen überholt, ein

auf allen Seiten offener Mix aus hypnotischen

Grooves, funkigen Beats und spacigen Tunes erzeugt

kollektive Improvisations-Dynamik. Edles

Design, hochwertiges Vinyl und moderner statt

modischer Sound: Ein Qualitäts-Doppel-Album

mit Zukunftsfitness.

Special:

Erneuerungselixier

Es war stets mehr als ein „Impulse!“. Seit 60 Jahren liefert jenes US-Jazz-Label

Elixiere der Erneuerung, sorgt für Kultalben und ist selbst Kult. Speziell Releases

aus den Sixties und Seventies dokumentieren auch die Topqualität in Sachen Fertigung.

Das Jubiläum wird begangen mit „Impulse Records: Music, Message And The Moment“.

Die exquisite 4-LP-Box enthält Innovationen vieler Legenden wie

John Coltrane, Max Roach, Albert Ayler oder Charles Mingus.

Öffnet diese Türe, dahinter warten eure Impulse.

lava-strom

Z a h , h e a v y , e r h a b e n :

Doom &

Artverwandtes

by Willi Winter

THRONEHAMMER -

Incantation Rites (Usurper Rec.)

Sagt man gemeinhin, dass die dritte Platte einer Band das „Make

it or break it“-Album ist, kürzt das deutsch-britische Gespann das

Ganze ab und haut mit seinem Zweitwerk - da leg ich mich fest -

einen künftigen Klassiker raus und übertrifft dabei auch sämtliche

Erwartungen, die man nach dem bärenstarken „Usurper Of The

Oaken Throne“- Debüt hegen durfte.

Die Schwere und Dramatik von CANDLEMASS trifft auf das Epos

und die Durchschlagskraft von BATHORY. Zwei Dinge sind es, die

man hier besonders hervorheben muss: Erstens der Ideenreichtum

des Songwritings. Hier passiert immer was, selbst nach dem x-ten

Hördurchgang wird man aufs Neue überrascht. Und zweitens:

Frontfrau Kat! Es ist nicht von dieser Welt, mit welcher Leidenschaft

und Hingabe sie ihre facettenreiche Stimme einsetzt. Sie singt nicht

nur, nein, sie zelebriert und sorgt für eine 75-minütige Gänsehaut.

Für dieses Album wurden Superlative erfunden!

www.facebok.com/Thronehammer

THE WATCHER -

Your Turn To Die -EP (World In Prison Rec.)

Habt ihr euch schon mal gefragt, wie es wohl klingen mag, wenn,

sagen wir mal, eine Band wie DEMON Songs von PENTAGRAM

spielen würde? Ja? Nun, die Antwort darauf geben die in Boston

beheimateten THE WATCHER auf ihrer Debüt-EP.

Eher im Uptempo gehaltener, mit dem Geist der NWOBHM beseelter

„Proto Doom“, der sofort für gute Laune sorgt und das Tanzbein

von alleine schwingen lässt. Die streng limitierte Vinyl- Single ist

bereits ausverkauft, aber auf Bandcamp kann man sich für ganz

wenig Geld eine digitale Kopie ziehen (und da gibt's sogar ein

Lied mehr dafür).

Hört mal rein!

www.thewatcherheavymetal.bandcamp.com

BLACK REVELATION -

Demon (Eigenprod.)

Obwohl schon Ende des Vorjahres veröffentlicht, möchte ich das

Debütalbum der - vermutlich - Schwaben zur Sprache bringen,

denn die Platte ist einfach zu gut geworden, um sie unerwähnt

zu lassen! Während die Musiker selbst Pseudonyme wie A, J oder

M verwenden (gähn, A), weiß man zumindest, dass die Drums

von Mathias Straub (NAEVUS) und Jochen Müller (MOUNTAIN

THRONE) eingespielt wurden.

Musikalisch wird hier purer True Doom im Stil von CIRITH UNGOL,

REVEREND BIZZARRE oder WITCHFINDER GENERAL kredenzt und

der Sound knarzt herrlich roh aus den Boxen. Sänger M ist jetzt

nicht der technisch Versierteste, bringt aber genug Leidenschaft

mit, um authentisch zu wirken, und einen gewissen Kauz-Faktor

kann man ihm nicht absprechen.

Oiso, gemma: Support The Underground!

Diese Band hat es sich verdient.

www.facebook.com/BlackRevelationBand

13.10.

GUTALAX

SPASM

GUINEAPIG

29.10.

SLAUGHTER MESSIAH

30.10.

BENIGHTED

27.11.

NACHTMAHR

MASSENHYSTERIE

21.01.

PESTILENCE

MISANTHROPIA

PARENTAL ADVISORY

29.01.

UNDERTOW

GRAND MASSIVE

CHAOS INSIDE

10.02.

BUCOVINA

INFINITAS

ALPHAYN

11.02.

INHUMATE

TEETHGRINDER

DISTASTE

25.03.

EVIL INVADERS

18.04.

PANZERFAUST

VELNIAS

www.escape-metalcorner.at



Düster-Strom

© Alexander Schlesier

Zurück in den Park

Live-Mitschnitte sind immer so eine Sache. Kann

ein Frontalcrash mit Ansage werden oder durch

die Decke gehen. SUBWAY TO SALLY wissen aber

ohne Zweifel, wie das geht. Doch davor: Zurück

zum Start. Eisheilige Nacht. Für Unwissende

(gibt’s die noch?) eine kleine Geschichte: Den

Ursprung nahm alles im Potsdamer Lindenpark,

in kleiner, aber feiner Atmosphäre. Doch dieses

Event wuchs und wuchs, da brauchte es größere

Locations für diese Gig-Madness. Und so ward

eine legendäre Tradition geboren, ein Fixpunkt

im Jahreszyklus.

Doch dann kam Covid… Die Eisheilige Nacht 2020

konnte nicht „normal“ stattfinden. S.T.S. machte

aus dieser Not eine Tugend. Mit Gästen wie

SALTATIO MORTIS, FEUERSCHWANZ, LORD OF THE

LOST-Sänger Chris Harms und einigen mehr zogen

sie ein Livestream-Event der Extraklasse auf: „Back

to the roots“, zurück in den Lindenpark. Die Setlist

glänzt mit Tracks des aktuellen Studioalbums

„Hey!“, Klassikern und ganz besonderen Extras. Vor

allem sticht die Live-Collab mit den SCHANDMAUL-

Ladies Birgit Muggenthaler-Schmack und Saskia

Maria Forkert hervor, wenn sie gemeinsam „Dein

Anblick“ performen und „Kleid aus Rosen“ ganz

neu interpretieren.

„Eisheilige Nacht: Back to Lindenpark“ (Napalm

Rec.) ist ein echtes Masterpiece in Sachen Live-

Mitschnitt und erscheint als Blu-Ray, DVD und CD.

Und hoffentlich bald wieder „in echt“!

www.subwaytosally.com

Patrick

© Band

Sünder

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen genau, was

sie tun! Nämlich (mal wieder) ein verdammt

gutes und facettenreiches Album veröffentlichen.

Über die Genregrenzen hinaus sprechen LOTL

auf „Judas“ (VÖ: 2. Juli, Napalm Rec.) über Gut und

Böse und die verschwimmenden Grenzen, 24

Songs unterteilt in „Damnation“ und „Salvation“.

Es ist eine wilde Reise, auf die uns die Hamburger

mitnehmen, eine Reise durch die vielschichtige

Geschichte Judas´ und deren Interpretationsmöglichkeiten,

weit über den Originaltext der Bibel

hinaus. Dabei bekommt man so ziemlich alles ge-

38

boten, was das (schwarze) Herz begehrt. Ob Streicher

und Konzertflügel wie auf „Work Of Salvation“,

chorale Gesänge auf „For They Know Not What They

Do“ oder die harten Gitarrenriffs von „Born With

A Broken Heart“. Egal, wie sehr sich die einzelnen

Songs unterscheiden, man bekommt auf jedem

einzelnen die Essenz von LORD OF THE LOST.

Also, versündigt's euch und hört´s das Album!

www.lordofthelost.de

Anna

Addicted to Rock,

die Radiorockshow

Jeden Freitag ab 19 Uhr

auf radio 88.6

radio886.at



Silber-Strom

Reif für die Inseln

Ein Mann, ein Traum. Und dessen Verwirklichung. Esa Holopainen, seines Zeichens Gitarrist von AMORPHIS,

realisierte sein erstes Solo-Album „Silver Lake“ (Nuclear Blast) mithilfe toller Instrumentalisten und

einer Vielzahl echter Vokal-Größen wie Jonas Renkse (KATATONIA), Björn Strid (SOILWORK), Einar Solberg

(LEPROUS) oder seinem Bandkumpel Tomi Joutsen. Heraus kam eine sehr stark!e, abwechslungsreiche

Scheibe, zu der wir dem sympathischen Finnen am Telefon herzlich gratulierten.

Vielen Dank! Es ist ein unglaubliches Gefühl. Bald

kommt ja auch ein AMORPHIS-Live-Album raus, auch

darauf freue ich mich sehr. Aber „Silver Lake“ ist eine

sehr persönliche Sache, etwas ganz Besonderes für

mich.

Du hattest diesen Traum ja schon länger. Wann war der

Moment, wo du sagen konntest, jetzt gehe

ich es an?

Es war vor über einem Jahr, als

Tourneen, Shows und alles abgesagt

wurden. Da war auf einmal nichts

mehr zu tun. Da habe ich angefangen,

an eigenen Songs zu schreiben.

Dann kam der Anruf von Nino

Laurenne (finnischer Produzent u.a.

für AMORPHIS, THE RASMUS, LORDI,

Anm.), mit dem ich schon vorher mal

über das Projekt sprach. Er fragte, ob

ich nicht jetzt Interesse hätte, das

Projekt durchzuziehen, wir könnten auch sein Studio

für die Aufnahmen nutzen. Das hat für mich dann

alles perfekt zusammengepasst.

Insofern war die Pandemie zumindest hier nicht nur

von Nachteil.

Ja, ich hatte einfach mal die nötige Zeit und konnte

mich viel besser auf die Aufnahmen konzentrieren,

mich fokussieren.

Wo liegen denn die Hauptunterschiede zwischen dem

SILVER LAKE-Recording und einem mit AMORPHIS?

Bei AMORPHIS ist alles in einem sehr

eingespielten Rahmen, wir kennen einander

und haben einen Produzenten,

der weiß, wie die Band klingen soll.

Dort kann ich mich auch ausschließlich

auf mein Gitarrenspiel konzentrieren.

Jetzt war es meine Aufgabe,

gemeinsam mit dem Producer alles zu

bearbeiten, zu korrigieren. Ein großer

Aufwand, der sich aber lohnte.

So konnte ich Dinge ausprobieren, die

zu AMORPHIS überhaupt nicht passen

und von den Burschen vermutlich

auch abgelehnt werden würden (lacht). Aber darum

habe ich dieses Projekt ja auch gestartet, ich kann

frei entscheiden und experimentieren. Und es wäre

wohl nicht sehr spannend, wenn ich mit großem

Aufwand ein Solo-Album mache, das genauso wie

AMORPHIS klingt, oder?

© Juso Soinio

Vielmehr tönt das Teil extrem abwechslungsreich und

dennoch stimmig, wie schaffst du eigentlich diesen

Spagat zwischen proggy Tracks auf der einen und sehr

catchy Ohrwürmen auf der anderen Seite?

Oh, da habe ich nicht unbedingt ein Rezept. Ich stelle

mir das im Vorhinein genau vor, was ich wann und

wo einsetze. Ich möchte immer einen Sinn in den

Songs haben, vor allem auch beim Gesang. Manchmal

habe ich einfach Ideen, und die muss ich dann auch

ausprobieren. Und erst, wenn sie ausprobiert sind,

kann ich sagen, was ich

damit weitermachen

möchte. Auf diese Weise

„Bei diesem Album

sind einige großartige

Dinge passiert“

habe ich auch Parts mit

Synthesizer eingebaut,

die bei AMORPHIS nie

funktionieren würden.

Nun sind die Songs

natürlich alle sehr persönlich,

haben dennoch einzelne eine ganz besondere

Bedeutung für dich?

Das ist jetzt natürlich eine langweilige Antwort, aber

ich mag alle Songs (echt? Andi). Erwähnen kann man

vielleicht „Sentiment“. Der Song war der erste mit

fertigen Vocals und hat mir damit sozusagen die

Augen geöffnet, er hat das ganze Projekt auf ein neues

Level gehoben.

Interessant ist natürlich auch „Alkusointu“ durch

das Feature des finnischen Schauspielers Vesa-

Matti Loiri. Den mögen außerhalb von Finnland

nicht viele kennen, aber bei uns ist er eine echte

Berühmtheit, vor allem war er ein Kindheitsheld

von mir. Als er zu uns ins Studio kam, hatte das

was Magisches für mich.

Sehr schön. Über diese Collabs mit diversen Gästen

gibt es ja sicher einige Anekdoten für die Stark!Strom-

Gemeinde…

Die meisten Vocals wurden aus der Ferne aufgenommen

und uns dann geschickt, da gibt´s nicht

so viel zu erzählen. Eine tolle Geschichte ist aber

die von Hakan Hemlin, von der schwedischen

Band NORDMAN. Er sang den Track „Storm“ ein,

zu dem ein Videoclip auf den Kanarischen Inseln

gedreht wurde. Hakan und das Videoteam flogen

hin und dann hat er sich so in diese Inseln

verliebt, dass er dorthin ausgewandert ist. Er ist

tatsächlich nie wieder nach Schweden zurückgekehrt.

Bei diesem Album sind einige großartige

Dinge passiert und wenn im Zuge dessen sogar

Menschen einen neuen Lebensweg einschlagen,

auf dem sie happy werden, erfüllt das natürlich

auch mich mit Dankbarkeit und Glück.

Von einem idealistischen Standpunkt aus, könntest

du dir vorstellen, SILVER LAKE als Tournee aufzuziehen?

Idealistisch gesehen wäre das echt toll, logistisch

aber eher chaotisch, fast unmöglich. Vielleicht

wäre es denkbar, mal bei einem Festival einen

Auszug zu spielen, wenn möglichst viele der

Mitwirkenden ohnehin an einem Ort sind. Doch

jetzt werden wohl mal alle Musiker mit ihren

Hauptbands zum Touren anfangen und sich auf

diese Sachen vorbereiten, was ich auch gut verstehen

kann.

Siehst du dennoch eine Chance für eine SILVER LAKE-

Fortsetzung?

Ursprünglich habe ich gedacht, dass ich dieses Album

mache und das wäre es dann. Doch jetzt sehe ich, was

da entstanden ist, was

sich da entwickelt hat.

Ja, da wäre schon Lust

da. Die Frage ist aber

vor allem die der Realisierbarkeit.

Es stellt sich

die Frage, wann ich selbst

genug Zeit für das Songwriting

finde, wenn wie

gesagt alles langsam

mit Tourneen und dergleichen wieder anläuft.

Können sich dann noch so viele tolle Musiker so viel

Zeit für so ein Projekt nehmen? Fragen über Fragen.

Trotzdem würde ich gerne irgendwann ein weiteres

SILVER LAKE-Album rausbringen.

Bis dahin erfreuen wir uns am wunderbaren Erstling.

Lieber Esa, vielen Dank fürs Interview und alles Gute!

www.facebook.com/SilverLakeEH

Patrick

„Ich möchte immer

einen Sinn in den

Songs haben“

40



Land am

Strome – Special

30 Joa In Ö

„Pfiat eich, es Trottl! Mir woan de Bottle….“

Nein, ganz so bunt hat es Bandleader Roman Gregory in seinem emotionalen Abschiedsstatement nicht formuliert, aber doch:

Nach 30 Jahren is' des Gsangl oiso aus. Mit ALKBOTTLE verabschiedet sich nicht irgendeine Band von den heimischen Bühnen,

sondern vielmehr ein Paradebeispiel für Ehrgeiz, Leidenschaft und Zielstrebigkeit, garniert mit einem ordentlichen Schmäh.

Die Bottlebuam erspielten sich ohne Hilfe der Medienlandschaft eine eingeschworene Anhängerschaft in einer Zeit, als Promotion

noch Handarbeit und Engagement fernab von Social Media bedeutete und man auch nicht darauf angewiesen war, Parteien,

Glaubensbewegungen oder Ähnliches gründen zu müssen. Zum Abschied wollen wir hier noch mal einen kurzen und bewusst

lückenhaften Abriss der wichtigsten Scheiben der Alkorock-Erfinder wagen.

©Band

Der Abschied:

The Last Of

(1999)

Den Schmäh mit der Auflösung

hatte man kurz vor

der Jahrtausendwende schon

einmal probiert. Nach dem

zwischenzeitlichen Ende der

Band (wahlweise aufgrund

von Ermüdungserscheinungen

oder Ausnüchterung) wurde

in Form dieses Doppelalbums

die stimmigste Best-of-Zusammenstellung

der Band veröffentlicht.

Neben allen bekannten

Hits gibt’s als Schmankerln

noch die Studioversion von

„Fanta Light“ und vier Livetracks

vom (hihi) letzten Konzert.

Die Wiederauferstehung:

Hier regiert der Rock n Roll

(2008)

Keine Bandauflösung ohne

Reunion. Nachdem die Truppe

erst nur wieder live spielen

wollte, erhörte sie schlussendlich

die Rufe der Bottleheads

und präsentierte sich hungrig

wie eh und je. Herrlich

persifliert man den eigenen

Untergrundstatus in „Rockstar

in Austria“, schmachtet für „Die

Tochter vom Wirtn“ und hält in

„S’Ollagresste“ jedem selbstverliebtem

Oaschloch den Spiegel

vor. Gelungen.

Der Rückblick:

20 Joa in Ö / Fett wia

Christkindl (2010)

Neben dem traditionellen

Weihnachtskonzert von 2009

auf zwei CDs und DVD ist das

Herzstück dieses Pakets die

kurzweilige Dokumentation

zum 20-jährigen Bandjubiläum.

Alle aktuellen und ehemaligen

Bandmitglieder, Wegbegleiter

und Mitstreiter kommen zu Wort

und zeichnen den Erfolgsweg

der Bottlebuam nach. Die zahlreich

eingestreuten Homevideo-

Sequenzen geben Einblick in die

ersten besoffenen Gehversuche,

die größten Bandmomente sowie

in unverzeihbare modische

Entgleisungen der 90er-Jahre.

Pflichtprogramm für alle Fans

und jene, die es bis jetzt noch

nicht sind.

Bleibt zum Schluss nur mehr, euch, liabe Bottlebuam, Danke zu

sagen. Danke für den Ehrgeiz, Danke für die Leidenschaft, Danke

für die Zielstrebigkeit, Danke für den Schmäh. Ohne euch wäre

vielen in der Jugend um einiges fader gewesen. Und ganz ehrlich:

So a richtige Scheißnummer habt’s ihr eigentlich nie g‘schrieben.

So, und jetzt reicht’s. I muass scho de längste Zeit schiffn.

www.alkbottle.at

Manuel

Der Einstand:

No Sleep Till Meidling

(1993)

Der Klassiker:

Blader, fetter, lauter &

a bissl mehr (1994)

Der dritte Haxn:

Wir san auf kana Kinderjausn

(1995)

Der Höhepunkt:

Trivialkbottle

(1997)

Soundgarden

Summer 21

42

Nachdem die Erstauflage im

Eigenvertrieb in Rekordzeit

vergriffen war, wurde das Tonträgerdebüt

alsbald von einem

Label lizensiert. Textlich und

musikalisch bekommt man hier

schon alles, was ALKBOTTLE

ausmacht. Allem voran einen

herrlichen Batzen an sympathischer

Selbstironie und

eine unerwartete stilistische

Bandbreite. „Motorradlfohrn“

ist zudem ein Paradebeispiel

für ein als Song umgesetztes

Lebensgefühl.

Der Zweitling ist ein einziger

Anspieltipp und hielt sich damals

verdient mehrere Wochen

in den Albumcharts. Die

Mundpropaganda, basierend

auf legendären Liveshows und

einer gesunden „Scheiß da nix“-

Haltung, hatte voll zugeschlagen.

Folgerichtig schwamm die

Band auf einer Erfolgswelle und

durfte eine Goldene Schallplatte

in Empfang nehmen. Hat jeder,

kennt jeder, mag jeder.

Das Gerücht, dass die Scheibe

damals um 120-Schilling-

Stempelmarken erwerbbar war,

kann an dieser Stelle allerdings

nicht bestätigt werden.

Album Nummer drei beschert

uns das hässlichste Cover der

Bandgeschichte und steht ein

wenig im Schatten des großen

Vorgängers. ALKBOTTLE gehen

hier aber ihren Weg unbeirrbar

weiter, behaupten ihren erspielten

Status und präsentieren

mit „Die Doppler Affäre“ den

einzig legitimen „Tagwache“-

Nachfolger. So ganz nebenbei

ist hier mit „Geh scheissn“

der wohl größte Bandklassiker

vertreten.

Das musikalisch ausgereifteste

Werk von ALKBOTTLE. Die

gewonnene Routine im Studio

und auf der Bühne schlägt sich

hörbar in den Liedern nieder.

Jeder Song ein Treffer. Textlich

wie eh und je ohne Genierer

(„Miss Plastik“) und zudem

überraschend visionär. Wer hätte

damals wirklich gedacht, dass

man im Jahr 2021 andauernd

„Blunzenfett im Internet“ sein

muss, weil kein Wirt ausschenken

darf?

Live-Konzerte unter freiem Himmel

AB 25. JUNI - WATCH OUT!

Programm: www.planet.tt



Strom-Schmiede

44

Nicht von den finnischen Prog-Rockern

WHEEL ist hier die Rede, sondern von

den Dortmunder Epic Doom-Spezialisten.

Die kredenzen mit „Preserved In Time“

(Cruz Del Sur Music) ihr drittes Studioalbum

und lassen darauf einmal mehr

erkennen, dass sie bekannteren Genre-

Truppen in nichts nachstehen. Neben

den ergreifenden Riff-Monolithen von Benjamin Homberger, der

sein Arbeitsgerät mehrfach in vertrauter Manier tiefschürfender

SOLITUDE AETURNUS-Elegien zum Wimmern bringt, glänzt auch

Frontmann Arkadius Kurek mit einer hingebungsvollen Vorstellung.

Da er in den Höhenlagen ab und an DAWN OF WINTER-Vorstand

Gerrit Mutz in Erinnerung ruft und die Schwaben auch von der

Atmosphäre her eine passende Referenz darstellen, hätte ich eine

Idee für ein fantastisches Tour-Package....

www.facebook.com/Wheeldoom

Metal aus dem Libanon mag zwar als „exotisch“

angesehen werden, die Jungs von

TURBULENCE stehen da aber sicherlich

drüber, schließlich brauchen sie spieltechnisch

keinerlei Vergleiche zu scheuen.

Im Gegenteil, ihr zweites Album „Frontal“

(Frontiers Music) wirkt bis in kleinste Detail

durchdacht und kommt gleichermaßen

perfekt strukturiert wie komplex aus den

Boxen. Kein Wunder, begann das Quintett einst doch als DREAM

THEATER- Coverband(! Andi). Ihr Konzeptwerk weiß aber dennoch

mit einem hohen Maß an Eingängigkeit zu gefallen, zudem

beeindruckt Saitenflitzer Alain Ibrahim immer wieder mit seiner

Fingerfertigkeit zwischen John Petrucci und David Gilmour. Schade

ist bloß, dass nur vereinzelt Elemente der heimatlichen Folklore

in das Klangbild eingebaut wurden.

www.facebook.com/turbulenceofficial

Das Cover macht einen beklemmenden

Eindruck, die musikalische Darbietung

der Griechen ILLUSORY ist von

Hoffnungslosigkeit aber weit entfernt.

Wie auch, agiert doch ein Teil der Gruppe

auch in einer SAVATAGE Tribute-Band

(!! Andi). Das macht sich vor allem in

den Arrangements von „Crimson Wreath“

(Rockshots Rec.) bemerkbar. Die sind nämlich

keineswegs überfrachtet oder gar kitschig ausgefallen, sondern

ausgeklügelt und stringent. Der kraftvoll-progressive, durchwegs

melodisch ausgeführte Metal der Hellenen profitiert immens davon

und kommt trotz einiger Frickel-Orgien fokussiert und schlüssig

TRÜFFELSCHWEINCHEN of

by Walter

Jolene im Theater der Träume

Da es auch in den letzten Wochen und Monaten wieder eine ganze Menge an feinen „Trüffelchen“ zu erschnuppern

und einzusammeln gab, wird es langsam Zeit, den Lagerplatz zu erweitern. Ein Ende der momentanen

Veröffentlichungsflut ist nämlich nicht in Sicht. Einen Teil meiner neuesten Fundstücke

darf ich euch an dieser Stelle präsentieren:

aus den Boxen. Nachzuhören unter anderem im abschließenden

10-Minüter „Fortress Of Sadness“, der mit dezenten folkloristischen

Einsprengseln aufgelockert wurde.

www.illusoryband.com

Die 1986 aufgelegte EP „The Sybling“

zählt zu den gesuchtesten Stücken im

Underground und wird zu horrenden

Summen gehandelt. Ob das der Grund für

die Herren war, MILITIA 2008 wieder

an den Start zu bringen? Keine Ahnung,

die Motivation ist jedenfalls bis heute ungebrochen.

Anders wäre „And The Gods

Made War“ (Skol Rec.) wohl nie entstanden.

Freuen wir uns einfach, dass der ursprünglich 2012 in Eigenregie

aufgenommene Dreher der Texaner jetzt endlich auch bei uns

verfügbar ist. Und bevor es tatsächlich wieder frischen(!) Stoff der

Power/Speed/Thrasher gibt, kredenzt das vom polnischen Szene-

Guru Bart Gabriel geführte Spezialitäten-Label mit „The Second

Coming“ sogar noch eine anbetungswürdige Compilation. Auf der

sind neben diversen Demo-Tracks aus den 80ern nämlich auch die

drei Songs der super-raren EP verewigt. Es dankt der Kontostand.

www.facebook.com/militiatexas

Die US-Amerikaner VEKTOR galten bis

vor wenigen Jahren als eine der heißesten

Aktien, wenn von technischem Prog Thrash

die Rede war. Nach dem umjubelten 2016er

Langeisen „Terminal Redux“ sind sich die

Kollegen aber gehörig in die Haare geraten

und die Band wurde kurzfristig aufgelöst.

Mastermind David DiSanto hat sich jedoch

nicht von seiner Intention abbringen lassen

und schließlich auch seinen alten Kumpel Erik Nelson zum

Weitermachen animieren können. Mit einer neuen Rhythmus-Fraktion

wurde die EP „Activate“ (District 19) eingefrickelt. Das Ergebnis lässt

weitere Großtaten erwarten, denn sowohl der eher Thrash-lastige

Titeltrack als auch das komplex-verspielte „Dead By Dawn“ setzen

den einst erfolgreichen Weg konsequent fort. Welcome back!

www.facebook.com/VektorOfficial

© Privat

Die Dänen EVIL gingen nahezu gleichzeitig

mit MERCYFUL FATE an den Start

und waren in ihrer Heimat damals auch

eine respektable Größe. Außerhalb der

Landesgrenzen blieb der Erfolg jedoch

überschaubar. Ihre 84er Debüt-EP „Evil’s

Message“ (Mighty Music) genießt aber

zumindest in Kennerkreisen einen guten

Ruf, wobei der Original-Dreher mittlerweile

nur noch ganz schwer zu finden ist. Eine

Neuauflage war also notwendig, weshalb

der leicht düstere Heavy Metal ab sofort

in verschiedenfarbigen Vinyl-Editionen

sowie zum ersten Mal überhaupt auf CD

in die Regale kommt. Zeitgleich kredenzt

man uns mit „Ride To Hell“ eine weitere

Demo-Compilation, auf der die allerersten

Aufnahmen der zum mittlerweile dritten Mal wiedervereinten

Band sowie die Nummern des einst in Eigenregie veröffentlichten

VHS-Tapes „Live On Stage“ enthalten sind. Jäger- und Sammler-

Pflichtprogramm!

www.facebook.com/evilmetaldk

Hervorgegangen aus den Heavy Rockern

TYTON war dieses L.A.-Quintett in den

frühen 90er Jahren bereit, die Musikwelt

zu erobern. Mit einem Deal ausgestattet,

standen MESHEEN Gewehr bei Fuß,

um ihr Debütalbum „A Matter Of Time"

(Sonic Age Rec./Cult Metal Classics) unters

bangende Volk zu streuen. Doch wie so

oft ging kurz davor das Label pleite - und

die Band löste sich auf. Die Aufnahmen wurden offenbar gut

konserviert, denn erst knapp 20 Jahre später konnten meine griechischen

„Artgenossen“ von Sonic Age Records die Fährte wieder

aufnehmen. Wunderbar, denn so bekommen wir das gute Stück

nun doch noch zu hören! Klangtechnisch ebenso runderneuert

wie optisch, gibt es darauf zehn wohlklingende Edel-Perlen zu

hören, von der MR. BIG-lastigen Ballade bis hin zum melodischen

Heavy-Kracher à la SKID ROW. Yezzz!

www.mesheen.rocks

Fast 20 Jahre lagen LEFT HAND

SOLUTION auf Eis, untätig waren sie

aber keineswegs. Wie schon auf dem vor

zwei Jahren veröffentlichten Comeback

„Through The Mourning“ sind nämlich auch

auf „Dead Of Winter“ (Massproduktion/

Playground Music) Musik und Texte verewigt,

die bereits zwei Dekaden auf dem

Buckel haben. Noch viel älter ist das von

der Truppe sensationell umgesetzte „Jolene“ von Dolly Parton, in

dem die generell exzellent vortragende Frontlady Mariana Frykma

brilliert. Da weder das Original noch eine der zig Coverversionen

für vergleichbare Emotionen sorgen, haben die Schweden auch

mit dieser „verdoomten“, zum Sterben schönen Interpretation

alles richtig gemacht. Thumbs up!

www.facebook.com/lefthandsolutiontheband

Nur zwei Wochen nach der Vinyl-Neuauflage

des Originals erscheint mit „Night

Of The Blade ... The Night Before“ (High

Roller Rec.) eine weitere Version der zweiten

Scheibe der Briten. Eine, die vor allem

die Herzen all jener höher schlagen lassen

wird, die das Debüt als bestes aller

TOKYO BLADE-Alben betrachten.

Auch dieser Dreher wurde nämlich ursprünglich

von Alan Marsh eingesungen, nach seinem kurzfristigen

Ausstieg jedoch mit Vic James Wright noch einmal aufgenommen.

In welchem Archiv auch immer die Ur-Version dieses edlen Teils

ausgekundschaftet werden konnte, ist irrelevant. Wichtig ist nur,

dass wir ab sofort auch die ursprüngliche Version dieser Granate

hören dürfen!

www.tokyoblade.com

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© Tom Zonyga

© Gabriel Niederberger

© Gabriel Niederberger

Ein Sommer wie damals

Bei aller Bescheidenheit:

Unsere Sause im und vorm

wunderbaren „The Nice Guys“ zu

St. Marx… die hat schon was.

Lauer Sommerabend, heißer

Grill und coole Drinks

(umgekehrt wär´s blöd),

super Publikum,

tolle Atmosphäre, stimmig.

Geile Live Bands

und am Schirm ums Eck bei der

Fußball-EM mitfiebern.

Hach.

Ob und wie das heuer möglich

sein wird, war bei Redaktionsschluss

noch nicht ganz klar.

Wir werden abwarten, spontan

entscheiden und euch dann,

etwa über unsere Online-Kanäle,

zeitgerecht informieren…

So Let There Be Strom!

© Gabriel Niederberger

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© Tom Zonyga

dancer in the dark © Studio Xenia Hausner, Foto: Stefan Liewehr

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IMPRESSUM / Offenlegung gem. Gesetz:

Stark!Strom – das neue österreichische Rock & Metal Magazin

Medieninhaber: Stark!Strom, Andreas Appel, Oberzellergasse 1/17/12, 1030 Wien, office@starkstrom.live, +43 664 43 46 55, ATU 55494405 • Herausgeber: Andreas Appel

Chefredaktion: Mike Seidinger & Andreas Appel • Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits, Christine Cizek, Walter Scheurer, Willi Winter, Christian Prenger, Manfred „wahnfred“ Wadsack,

Christian König, Matej Lastro, Manuel Dauböck, Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast, Patrick Meerwald, Anna Otto, Gabriel Niederberger, Charles Steiner, Thomas Hutterer, Stefan Mair

Lektorat: Claudia Jusits • FOTOS: Falls nicht anders angegeben, handelt es sich um uns zur Verfügung gestelltes Promotionmaterial der Künstler und Firmen.

Art-Direction, Layouts & Designs: Stephan „Jeff“ Ohorn • Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau, Druckhausstraße 1, www.printalliance.at

Erscheinungsweise: zweimonatlich • Homepage: www.starkstrom.live • Facebook/StarkStromMag • Instagram/starkstrom_magazin

Eine Initiative des

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