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© Anthalelero
Ausgabe #29 Okt.-Nov. 2022
Das war der
SOMMER!
Viele, viele Live-Berichte im Heft!
Skunk Anansie Queensryche Kaltenbach Broilers Vienna City Sound
Geneigte Leserschaft!
LIVE IM
Das war ein Sommer!
Geniale Konzerte, wohin das Auge blickte.
Wir haben versucht, so viele wie möglich davon
„einzufangen“, was dazu geführt hat, dass diese
Stark!Strom-Ausgabe recht bildlastig geworden ist.
Andererseits sind es derart großartige Momentaufnahmen
von Live-Erlebnissen der Extraklasse
- und das wollten wir euch auf keinen Fall vorenthalten.
Da finden sich Größen wie SKUNK ANANSIE
oder MACHINE HEAD, aber auch schwer undergroundiges,
wie Froas Fest.
DI 18.10.
SALZBURG
BIRTH, SCHOOL, WORK, DEATH
Überhaupt nimmt der Underground diesmal einen
breiten Raum ein, was sich aber zufällig ergeben
hat. Wie auch immer: Gut so, denn genau dort spielt
die Musik oft am intensivsten, dort findet sich das
Salz in der Suppe dieser Szene.
Apropos Szene, nämlich Szene Wien, da findet
am 25.11. unser Stark!Strom-Fest mit ATLANTEAN
KODEX, RAVENOUS u.a. statt. Ich kann‘s schon kaum
mehr erwarten und hoffe, es geht euch ebenso!
Bis dahin viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe
wünscht euch
MO 07.11.
Claudia Jusits (Herausgeberin)
Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at
Stark!er Abend, die erste
Alle Fotos © Stefan Mair
Symphonic
Metal Night
Episch, virtuos und voller Power!
So war die Symphonic Metal Night am 23.9. mit
VISIONS OF ATLANTIS, XANDRIA, YE BANISHED PRIVATEERS
in der Szene Wien.
Stark!e Nacht, die zweite
Symphonic Metal eilt ein gewisser Ruf voraus. Da geht
es opulent zur Sache, mächtige Arrangements, Sounds
verschiedenster orchestraler Instrumente in einer
Beziehung mit röhrenden Gitarren, Bass und einem
donnernden Schlagzeug. Oder kurz gesagt, einfach
episch. Diesem Ruf wurde die Symphonic Metal Night
in der Szene Wien mehr als gerecht.
Den Anfang des Abends machten YE BANISHED
PRIVATEERS. Eine Truppe, die insgesamt rund 25
Mitglieder zählt, die mal mehr mal weniger auf
Touren dabei sind. Beim Auftritt in der Szene stand
zwar nicht die gesamte Piraten-Crew auf der Bühne,
doch die, die da waren, sorgten für einen echten
Einstand nach Maß. Coole Piraten-Outfits, diverse
kleine lustige Einlagen beim Performen und Texte
über das Leben als Freibeuter verlegten die Szene
Wien auf die hohe See. Bestätigten (ja, die sind bestätigt)
Gerüchten zu Folge soll diese Band auch in
dieser Montur Flugzeuge besteigen und durch die
Weltmeere, äh, Weltgeschichte reisen.
machine head
Wenn drei eine Reise tun…
Nuclear Blast brachte diesen Herbst ein ganz besonderes Tour-Package nach Europa:
Die Neo-Thrash/Groove-Veteranen MACHINE HEAD machten sich mit ihren Label-Kollegen AMON AMARTH und
THE HALO EFFECT auf eine Konzertreise, die ihresgleichen sucht – die Vikings And Lionhearts-Tour 2022!
Den Abend am 17.9. in der Wiener Stadthalle eröffnen
die Melodic Death- „Newcomer“ THE HALO EFFECT.
„Newcomer“, weil es sich bei dieser Truppe um eine
Horde Göteborger Urgesteine handelt, die einen
gemeinsamen Nenner haben: Sie alle waren oder
sind bei IN FLAMES. Ein gut gelaunter Mikael Stanne
scherzt auf der Bühne, als er einen Song mit „Here is a
song from our first album… Well, we actually just have
one!“ ankündigt. Die Songauswahl vom Debutalbum
„Days Of The Lost“ kann absolut überzeugen und
macht Bock auf mehr! Einziger Wermutstropfen:
Gitarrist Jesper Strömblad setzt offenbar gerade aus
und wird live substituiert.
Auf die Vikings folgen die Lionhearts: Es war nicht
klar, ob MACHINE HEAD das hohe Niveau von AMON
AMARTH halten und sich somit den Headliner-Posten
an diesem Abend verdienen können. Der Oakland-
Vierer präsentiert sich weitaus puristischer. Keine
große Bühnenshow, kein Intro. Robb und seine
Mannschaft kommen auf die Bühne und eröffnen mit
„Become The Firestorm“ ohne Kompromisse ein Set, das
bis auf besagte Nummer leider komplett auf Songs vom
grandiosen neuen Album „Of Kingdom And Crown“
verzichtet. Stattdessen setzt man auf einen Mix aus
Klassikern, der jedoch relativ wenige Überraschungen
bietet, dafür aber mit Überlänge-Songs der Marke „I
Am Hell“, „Aesthetics Of Hate“ und „Halo“ bestückt ist.
Richtige MACHINE HEAD-Fans (wozu sich der Autor
zählt) freuen sich bereits wieder auf ein Solo-Konzert,
bei dem dann hoffentlich mehr Nummern (vor allem
vom neuen Album) ausgepackt werden und sich die
Spielzeit bitte wieder fast verdreifacht.
Nach einer kurzen Umbaupause wird es dann so
richtig heiß: AMON AMARTH eröffnen ihr Set mit
„Guardians Of Asgard“ und untermalen die Nummer
mit etwa 10-15 Meter hohen Flammensäulen. Das
Bühnenbild wechselt während der Show mehrfach,
Sänger Johann Hegg heizt die Meute zusätzlich an. Die
Was den Abend generell besonders werden ließ, waren
Schweden bangen sich durch ein Set, das sich auf die Die angesprochenen Kritikpunkte sind jedoch ein
alle Bands letztlich selbst. Wie sie sich in die Menge
neueren Werke konzentriert - das bisher bei anderen Sudern auf hohem Niveau, da das Set gewohnt solide
war und ganz besonders Neuzugang Vogg an der
oder am Merchstand mit Gästen plauderten und
schmissen, um die anderen Bands live abzufeiern,
Shows gespielte „Death In Fire“ bleibt somit heute
leider im Schrank. Unabhängig von der Songauswahl Gitarre eine unglaublich gute Figur gemacht und
den Kontakt mit diesen suchten, war einfach sympathisch.
Diese Facetten sorgten für ein unvergessli-
liefern die Nordmänner eine tighte und unterhaltsame
Show ab, die so leicht nicht zu toppen sein wird. tröstet hat.
ches Wir-Gefühl zwischen Crowd und Artists. Episch,
etwas über den Weggang von Phil Demmel hinweg-
Als das Set mit „Twilight Of The Thunder God“ beendet
virtuos und voller Power – das war die Symphonic
wird und Hegg einen überdimensionalen Mjölnir Alles in allem ein sehr gelungener Konzertabend!
Metal Night definitiv!
auspackt, sorgt das unweigerlich wieder für einen
Gänsehaut-Moment.
Stefan
ye banished privateers
Patrick
4
5
Alle Fotos © Rahel Gölzner/Krawall und Stille
visions of atlantis
xandria
Im Anschluss traten mit DRAGONY die Special Guests
für diesen Abend auf. Sigi Samer und Co. nahmen
die ohnehin schon energiegeladene Stimmung und
setzten noch einen drauf. Zu hören gab es zum einen
Klassiker und großartige Nummern aus dem
aktuellen Album „Viribus Unitis“. Gerade beim titelgebenden
Song, wie auch A.E.I.O.U., zog die Band alle
Register. Vor allem Sigi selbst konnte bei dieser Show
seine großartigen Vocal-Skills beweisen, wie auch
seine großartige Bühnenpräsenz völlig auskosten.
Bei den danach aufspielenden XANDRIA ging
das Erlebnis Symphonic Metal so richtig los.
Supermächtige Arrangements und einer starken
Voice von Sängerin. Umso beeindruckender, die Show,
wenn man sich bewusst macht, dass nach längerer
Bandpause bis auf Mitgründer Marco Heubaum eine
völlig neue Formation auf der Bühne spielte. Das war
äußerst souverän gemacht. Das Publikum kam aus
dem Jubeln und Mitfeiern fast nicht mehr heraus.
Mit Spannung erwarteten wir VISIONS OF ATLANTIS,
die schon im Juli am Masters of Rock in Tschechien (damals
mit Live-Orchester) zeigten, wie top sie in Form
sind und wie gut ihnen das neue Piraten-Sujet zum
neuesten Album steht. Sängerin Clementine Delauney
war vollstens in ihrem Element. Die Band fegte förmlich
über die Bühne. Der Spaß, die Freude entluden
sich in einem echten Power-Feuerwerk. Da saß nahezu
alles. Wie die Band interagierte, das Publikum noch
mehr anheizte und einfach ablieferte - allergrößtes
Kino. Die Zugabe „Legion Of The Seas“ krönte die wirklich
außergewöhnlich starke Show der Band.
Stark!e Diva
skunk anansie
Dienstag, 12. Juli, Skunk Anansie spielen das letzte Konzert ihrer Europatournee in der Metastadt in Wien.
Da erreicht den Stark!Strom-Redakteur ein Anruf. Skin (Vocals, Anm.) sei erkrankt, die Wiener Ärzte hätten
ihr Bestes gegeben - nur jetzt sei eben auch Ruhe angebracht, um die Stimme für den Abend zu schonen.
Das Interview mit ihr kann daher nicht stattfinden - aber Schlagzeuger Mark Richardson würde sich
stattdessen gerne zur Verfügung stellen.
© India Fleming
Gesagt getan, und so sitze ich alsbald Mark gegenüber.
Der erzählt, dass Skin ihre Bronchitis wohl von ihm bekommen
habe. Das Leiden eines Tourtrosses also. Ist
einer erkrankt, macht die Erkrankung auf Grund der
Nähe, die man bei einer Tournee zueinander hat, bald
die Runde. Nur dass ein Schlagzeuger eine Bronchitis
auf der Bühne besser kaschieren kann als eine Sängerin.
Ein Sprung nach vorne zum Abend. Nachdem die beiden
Bands „Demian“ aus Österreich (wer sie nicht kennt,
unbedingt reinhören in ihre Musik und vor allem live
auschecken) und „Blackout Problems“ aus Deutschland
das Publikum in Stimmung gebracht haben, starten
Skunk Anansie ihr fulminantes Set. Und feuern ein
Hitfeuerwerk sondergleichen ab. Skin begibt sich schon
zu Beginn direkt ins Publikum und fragt frech, ob wir
Fans denn in der Pandemie das Moshen verlernt hätten.
Schlagzeuger Mark und Bassist Cass legen währenddessen
ein tightes Rhythmusfundament auf den Teppich,
während Gitarrist Ace mit seinem variablen Spiel und
seinen vielen Sounds, die er mit einer Vielzahl an Amps,
unterschiedlichen Gitarrenboxen und Effektpedalen
erzielt, den Songs Härte gibt oder nimmt, je nachdem,
was der Song gerade braucht. Und Skin? Die Band wird
mittlerweile sowieso live durch Erika Footman unterstützt,
die auch bei den Vocals als Backgroundsängerin
immer wieder in Erscheinung tritt und Skin sicherlich an
diesem Abend eine große Stütze ist. Hätte ich es nicht vorab
gewusst, wäre Skin nicht durchgehend mit warmen
Getränken versorgt worden und hätte sie die Erkrankung
zu Beginn des Gigs nicht selbst erwähnt, mir wäre es
nicht aufgefallen. Denn die Spielfreude ist umwerfend
und es gibt meiner Meinung nach nur wenige Bands,
die live so viel Energie auf und vor der Bühne erzeugen
können wie eben Skunk Anansie. Einzig später beim
Merchstand war Skin dann nicht mehr dabei, da hat sie
es dann doch vorgezogen, zurück ins Bett zu kriechen,
dafür aber die anderen. Denn tatsächlich sind Skunk
einer der wenigen Bands, die vieles, wenn nicht sogar
alles selbst machen. Und da gehört eben auch dazu, dass
man das Merch selbst verkauft und natürlich für kurze
Smalltalks, Selfies und Autogramme zur Verfügung steht.
Zurück zum Nachmittag und zu Mark. „The show must
go on“, meint Mark, weil eigentlich nicht nur Skin sich
nicht gut fühlt. „Die Fans sehen eben nicht die restlichen
22,5 Stunden des Tages. Wobei Wien heute perfekt ist: Tolle
Location, viel Platz im Backstagebereich, das Essen ist
toll. Das sei aber nicht immer so. Sogar um ausreichend
große Handtücher musste er sich mal kümmern. Das
mag jetzt lächerlich klingen, wobei jeder sollte sich nach
einem Konzert duschen können und da gehören eben
auch Handtücher dazu, aber das sei dann zumeist nur
ein Problem von vielen. Diese Tage sind ermüdend und
wenn es zu viele dieser Tage gibt, wirkt sich das auf die
ganze Mannschaft aus, die übrigens die beste der Welt ist
und da fühlt man natürlich auch als Band mit ihnen mit.
Jedenfalls war diese Tour ein Rollercoaster der Gefühle.“
Trotzdem haben Skunk Anansie es nach 100 Tagen bis
zum letzten Tag geschafft. Denn anstatt die Probleme
einen Keil in das Team treiben zu lassen, seien sie einfach
gelöst worden.
Hat die Pandemie das Leben von Bands geändert? „Auf
jeden Fall“, meint Mark. „Einerseits sind die Gagen der
Band gleichgeblieben. Aber die Produktionskosten, Licht,
Catering, Transport, all das hat sich verdoppelt. Es ist da-
www.skunkanansie.com
Bernhard
6 7
her sehr schwer, einen Gewinn zu erzielen - so du nicht zu
den ganz großen Bands gehörst. Und Skunk zum Beispiel
tourt alle zwei Jahre, und sie müssen ja selbst von etwas
leben, aber auch Geld sparen für die Produktion eines
nächsten Albums.“ Und trotzdem schafft es die Band, eine
ungeheure Show auf der Bühne zu erzeugen. „Sie selber
haben eben nicht den Luxus, sich große Produktionen
leisten zu können“, so Mark. „Aber die Band hat Skin. Und
sie hat diese Fähigkeit, sich mit den Fans zu verbinden.
Und so schaffen wir es, auch mit ‚wenig’ viel Freude beim
Publikum zu erzeugen.“
Eine Frage, die angesichts der Bandgeschichte auf der
Hand liegt: Wie hat die Band es geschafft, mit - beziehungsweise
trotz - zwischenzeitlicher Auflösung 27 Jahre
ohne Line-up-Wechsel zu überleben? Marks Antwort:
„It is very simple. Es ist einfach nicht Skunk Anansie
ohne uns vier. Die Chemie dieser Band ist sehr wichtig.
Es wäre nicht mehr dieselbe Band. Nimm einen raus,
und es ändert sich alles. Die Energie wäre anders. Die
Philosophie ebenfalls. Es hätte vielleicht geklappt - oder
auch nicht. Vertraglich mussten wir jedenfalls noch ein
Greatest Hits-Album abliefern („Smashes and Thrashes“,
Anm.). Und wir hatten damit so viel Spass, dass wir bei
einem Meeting beschlossen haben, wieder ein paar
Shows zu machen. And here we are. Wir sind eine Band,
und jetzt viel länger zusammen als beim ersten Mal.
Wir verstehen uns, natürlich stimmen wir nicht immer
überein, wir sind eben eine Familie. Aber wir lieben
uns, haben diesen gegenseitigen Respekt zueinander.
Meinungsverschiedenheiten dauern bei uns nicht lange
an. Und sehr selten überwerfen wir uns.“ Es hat eben sein
müssen, dass sich diese vier 1994 gefunden haben und
freuen wir uns, dass es Skunk Anansie weiterhin gibt.
Skunk Anansie waren immer, und sind es noch, eine
politische Band. Einen Tag vor dem Konzert in Wien
veröffentlichte die Band ein starkes Statement, auf die
Abtreibungsgesetze in den USA hinweisend, dass das
nicht nur ein Kampf der Frauen ist. Mark darauf angesprochen,
was in der Welt abgeht: „Wir hassen es. Wenn
man eine extrem religiöse Fraktion nimmt, die alles
tut, um eine dominante Kraft zu werden. Die Regeln
erlässt, die unfair sind. Die dir Freiheiten nimmt, dich
entmenschlicht. Es passiert halt in Amerika und ist daher
anders verpackt. Doch tatsächlich ist da kein Unterschied
zu den Taliban. Und natürlich wollen wir die Leute unterhalten,
aber wir sind nicht blind, wir laufen nicht
durchs Leben und tun so, als ob alles heile Welt ist. Und
wir fühlen eben, dass wir diese Verpflichtung haben, zu
sagen, wie es ist. Und das Ausbreiten des rechten Lagers
ist beängstigend. Wobei es einfacher wäre, sich in seine
Blase zurückzuziehen. Aber die Realität ist, man muss
diese Leute rauswählen.“
„Skunk Anansie are not gonna change“, sagt Mark am
Schluss (und das finden wir gut).
Am Ende muss noch die Zukunft angesprochen werden.
„5 Songs gebe es ja bereits, und vielleicht kommen ja noch
5 dazu und werden zu einem ganzen Album“, meint Mark.
„Der Proberaum ist jedenfalls bereits gebucht für neue
Musik.“ Ein gutes Ende für ein tolles Gespräch, zu wissen,
dass Skunk Anansie noch lange nicht genug haben und
uns weiterhin etwas zu sagen haben werden.
Strom-schlag
30.10.
SKELETHAL,
OUTRE TOMBE
01.11.
KEEP OF KALESSIN,
DØDHEIMSGARD,
CADAVER
04.11.
VERMOCRACY,
INFEST,
DISMAL LUMENTIS,
SCHÄNDER
11.-12.11.
DOOM OVER VIENNA
SPIRITUS MORTIS,
MAGMA RISE,
MONASTERIUM,
MARCHE FUNÈBRE,
B.S.T., u.v.m.
17.11.
GUTALAX,
SPASM,
GUINEAPIG
23.11.
DEMILICH,
KRYPTS
03.12.
SEAR BLISS,
THORMESIS,
BOÖTES VOID
15.-17.12.
RAPE THE ESCAPE
BEHEADED,
CYTOTOXIN,
ANALEPSY,
SATANS REVENGE
ON MANKIND, u.v.m.
www.escape-metalcorner.at
Änderungen vorbehalten
We are not amused.
Sie war eigentlich immer da. Selbst für unsere Eltern und Großeltern. Sie ziert
Porzellan ebenso wie Geldscheine und Münzen, Poster, Flaggen, Servietten,
Unterhosen und Nasenrammel: die Queen. Sie wirkte einerseits wie ein Relikt
aus längst vergangener Zeit, andererseits wie ein Denkmal der Beständigkeit
in Zeiten, die uns zu entgleiten scheinen. Niemals hat sie öffentlich die Geduld
verloren, immer erfüllte sie ihren Schwur, dem Volk bis zum Tode zu dienen.
Nun kann man natürlich generell den Sinn einer Monarchie heutzutage
infrage stellen, und den vielen Fans des britischen Königshauses stehen auch
eine Menge Kritiker gegenüber, aber darum geht es nicht. Denn die Queen
ist - wenngleich unfreiwillig - auch zu einer Pop-Ikone geworden. Zwischen
Kitsch, Kritik und Krone musste Elizabeth II. auch immer als das „böse“ Gesicht
des Establishments herhalten, dessen Gegenentwurf die moderne Pop- und
Rockkultur erst möglich gemacht hatte - und trotzdem war sie ein Teil davon.
Die SEX PISTOLS und THE SMITHS widmeten ihr jeweils eine Hasstirade, Andy
Warhol überzog sie mit Knallfarben, „Spitting Image“ parodierte sie mittels
Gummipuppe, Annie Leibowitz portraitierte sie recht standesgemäß, „James
Bond“ Daniel Craig machte zusammen mit ihr Werbung für Olympia 2012, die
STONE ROSES, BASEMENT JAXX oder die BEATLES sangen über sie, sie taucht
bei „The Simpsons“ genauso auf wie bei „Peppa Pig“, den „Minions“ oder gar
bei „Austin Powers“ und in der „Nackten Kanone“ - natürlich meist perfekt
vertreten durch eines ihrer nun arbeitslosen Doubles. Und mit ihren (im
Alter immer schriller werdenden) Outfits und Hüten machte sie sich quasi
selbst - bewusst oder nicht - zur Stil-Ikone.
Ob sie nun - hinter den Kulissen - wirklich auch Einfluss auf die Politik hatte,
wie gemunkelt wird, sei mal dahingestellt. Einfluss auf jeden von uns, ob
alt oder jung, hatte sie auf jeden Fall. An ihr kam niemand vorbei, und sei es
nur an den Winke-Konterfeis und Kitsch-Souvenirs eines London-Trips. Auch
wenn sie des Öfteren mal „not amused“ war - hinter der jahrzehntelang gestählten,
stoischen Queen-Miene steckte durchaus eine Frau mit (britischem)
Humor, die auch mal über sich selbst lachen konnte.
Absolutes Highlight: Zum Thronjubiläum bat sie den Paddington Bear zum
Tee und bewies dabei eine Menge Selbstironie
(www.youtube.com/watch?v=7UfiCa244XE).
Ob man Sie nun mochte oder nicht. Sie werden fehlen, Ma‘am.
HRM Mike,
Earl of Wettex and Duke Of Cornspitz
Foto: Brett Sayles/Pexels
Strom-Ryche
QUEENSRYCHE
Wie in alten Tagen
Kein Wunder also, dass Todd auch an der Entstehung
des brandneuen Albums „Digital Noise Alliance“
(Century Media Records) maßgeblich beteiligt war.
Da er mittlerweile auch den größten Teil der Pressetätigkeiten
für die Band übernimmt, war er es auch, der
uns sämtliche Fragen zum jüngsten Output via Zoom
beantwortete:
Auf der anderen Seite war ich mindestens doppelt so
lange zuvor schon eingeschworener Fan der Band, und
konnte die Kollegen davon überzeugen, was man als
solcher von der Band hören möchte. Mein Glück war,
dass „Zeuss“ mich diesbezüglich unterstützte, auch wenn
es zu keinen ausartenden Diskussionen gekommen
ist. Die experimentelle Phase der Band ist schließlich
längst Geschichte.
Die letzten beiden Jahre waren hart. Konzerte und Tourneen
gab es nicht. Habt ihr deshalb intensiver als sonst an den
Songs gearbeitet?
Nein, eigentlich nicht. Wir haben insgesamt knapp drei
Jahre benötigt, um das Album fertigzustellen. Eine solche
Zeitspanne ist für QUEENSRYCHE nicht ungewöhnlich.
Klar war alles irgendwie anders, aber das Songschreiben
an sich oder das Feilen an feinen Sounddetails verliefen
eigentlich wie immer. Daran konnte kein Virus etwas
ändern.
Vielen Bands hat die Pandemie allerdings bei den Aufnahmen
einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie war es bei
euch?
Wir hatten Glück! Als wir uns nämlich für die Aufnahmen
in Miami getroffen hatten, war die prekärste Phase schon
einigermaßen überstanden. Das heißt, wir konnten, wie
in alten Tagen, allesamt zur selben Zeit im Studio sein
und die Scheibe aufnehmen. Auch unser Produzent
„Zeuss“ (Chris Harris, Anm.)war im Prinzip die ganze Zeit
bei uns. Von daher bestand kein Unterschied zu früher.
Keine Widerrede. Wie auch, wo man doch mitunter sogar
diverse Anleihen an Bands heraushören kann, die euch seit
den frühen Tagen inspiriert haben. Neben IRON MAIDEN,
die im Opener ‘In Extremis’ mehr als nur durchschimmern,
dürften auch JUDAS PRIEST ein Scherflein zu diesem Album
beigetragen haben. Korrekt?
Ja! Allerdings nicht unbedingt auf das Schreiben der
Songs, sondern eher auf das Bandgefüge. Als wir die
Herren im vergangenen April auf ihrer Nordamerika-
Tournee begleiten durften, ist uns nämlich nicht nur
als Musiker, sondern auch als Musikliebhaber generell
bewusst geworden, wie sehr uns das alles gefehlt hat.
Noch beeindruckender war aber, dass PRIEST Tag für Tag
mit einer unglaublichen Motivation losgelegt haben.
Man hat sofort gemerkt, dass wir es zwar mit Vollprofis
zu haben, jedoch mit jener Sorte, die diese Art von Musik
aus Hingabe und vollster Überzeugung performt. Nach
diesen fünf Wochen wurde uns wieder einmal klar, warum
wir das alles machen!
Diese Motivation merkt man dem Album in der Tat an! Das
Material knallt nämlich mitunter tatsächlich wie früher.
Seit die lange Jahre zu Recht als „Seattle’s Finest“ bezeichnete Truppe es geschafft
hat, sich wieder vorwiegend um Musik zu kümmern, und nicht in erster Linie
Rechtsanwaltskanzleien zu beschäftigen, um Namensrechte zu erstreiten, ist es
QUEENSRYCHE auch wieder gelungen, ihre Fans zufriedenzustellen. Erheblichen
Anteil daran hatte mit Sicherheit auch Todd La Torre. Der seit mittlerweile gut
zehn Jahren zum Line-up zählende, davor bei CRIMSON GLORY überaus positiv
auffällig gewordene Sänger hat aber nicht nur ein wenig Ruhe und Frieden in
die Band gebracht, sondern vor allem frischen Wind. Das war erstmals auf dem
selbstbetitelten, den Neustart gewissermaßen manifestierenden 2013er-Dreher zu
vernehmen. Aber auch „Condition Hüman“ (2015) und „The Verdict“ (2019) konnte
der aus St. Petersburg, Florida, stammende Frontmann entscheidend mitprägen.
© Silly Robot Studios
Dann müsst ihr ziemlich flott gearbeitet haben, denn
allzu lange gab es die Möglichkeit, wieder zusammen an
Aufnahmen zu arbeiten, in diesen Tagen ja nicht.
Das stimmt. Wir mussten aber nichts überstürzen.
Vielleicht hat jeder von uns im Vorfeld dieses Mal mehr
Zeit in die Songs investiert, das mag schon sein. Es ist
für uns aber wirklich nicht ungewöhnlich gewesen, wir
haben im Prinzip gearbeitet wie immer. Den Anfang
machten unser Drummer Casey Grillo, „Zeuss“ und
ich bei mir in Florida in meinem Home-Studio. Als
dann die Drum-Tracks im Kasten waren, ging es mit
den Bass-Spuren und den Rhythmusgitarren weiter.
Zum Schluss kamen dann wie immer die Soli und
mein Gesang.
An die von dir erwähnten „alten Tage“ fühlt man sich
durch manche Songs auch spontan erinnert. Hattet ihr
das Frühwerk der Band im Fokus, als es mit dem Schreiben
losging?
Nicht wirklich. Wir waren uns lediglich einig, dass
„Digital Noise Alliance“ zu einem Album werden muss,
dem man auf Anhieb anhört, dass es von QUEENSRYCHE
stammt. Vielleicht bin ich diesbezüglich nicht wirklich
der richtige Gesprächspartner, da ich ja erst seit verhältnismäßig
kurzer Zeit zum Line-up gehöre.
Unverändert geblieben ist offenbar auch, die Tracks mit
tiefsinnigen, und zum Nachdenken anregenden Texten zu
veredeln. Hattest du denn im Vorfeld schon etwas vorbereitet
oder gehst du eher spontan zur Sache?
Ideen und Stichworte notierte ich ab und zu, mehr aber
nicht. Ich muss immer erst den fertigen Song hören und
lasse mich dann von der entsprechenden Stimmung
inspirieren. Das fällt mir zum Glück nicht schwer, deshalb
ist das Texten auch kein sonderlich langwieriger
Prozess. Ich bin zwar kein Philosoph und will mit meinen
Texten auch niemandem meine Meinung aufzwingen,
versuche aber, zumindest einigermaßen geerdet zu
bleiben. Das jedoch geht mir gut von der Hand, denn mit
Fantasiegeschichten habe ich es ohnehin nicht so, und
von einem Literaten im eigentlichen Sinne bin ich wohl
ein Stück weit entfernt.
Auf jeden Fall zählst du zu jener Kategorie Künstler, die sich
sehr wohl auch im Alleingang ihrem Publikum präsentieren.
Hast du denn vor, deinem ersten Solo-Album „Rejoice In The
Suffering“ irgendwann einmal ein weiteres folgen zu lassen?
Mit Sicherheit! Ich habe zwar noch keine Ahnung
wann, einige Songs oder zumindest erste Teile davon
habe ich jedoch bereits in der Schublade. Zusammem
mit meinem Kumpel Craig Blackwell treffe ich mich
10 11
Strom-Ryche
Maschinen-Strom
immer wieder mal, um ein wenig zu jammen. Mit
ihm ist ja auch das erste Album entstanden. Er hatte
sämtliche Gitarren und Bass-Parts übernommen,
während ich mich um das Schlagzeug, den Gesang
und einige weitere Gitarren-Passagen gekümmert
habe. Logischerweise hat die Musik so gut wie nichts
mit QUEENSRYCHE zu tun, sondern ist in Summe
gesehen deutlich härter. Einige Presse-Vertreter haben
die Scheibe sogar als Thrash Metal bezeichnet,
was ich aber nicht ganz korrekt finde. Aber egal, im
Moment bin ich damit beschäftigt, einen vernüftigen
Vertriebsdeal für Europa zu organiseren. Ich denke, das
bin ich den Fans schuldig. Die Scheibe war bei euch
ursprünglich ja nur als teurer Import zu haben, da sie
von einem verhältnismäßig kleinen, in den USA ansässigen
Label veröffentlicht wurde. Diese Geschichte
läuft aber dennoch eher so nebenbei, denn zur Zeit
habe ich mit QUEENSRYCHE genug zu tun. Nach der
Album-Promotion geht es zudem endlich auch wieder
auf Tournee, hoffentlich ohne Unterbrechungen oder
gar Absagen.
Bisher habt ihr auf eurer Homepage lediglich Tourdaten
auf dem amerikansichen Kontient veröffentlicht. Wie sieht
es denn mit dem Rest der Welt aus? Speziell hier in Europa
habt ihr doch seit jeher ein gewaltiges Following?
Das stimmt und freut uns natürlich gewaltig. Allerdings
waren QUEENSRYCHE in den USA immer schon eine wesentlich
größere Nummer, als das sonst wo der Fall gewesen
ist. Ich will den Kollegen diesbezüglich zwar keinen
Vorwurf machen, aber zumindest in den Anfangszeiten
hat die Band Europa schon ein wenig vernachlässigt.
Deshalb haben wir bei euch auch niemals in Hallen vergleichbarer
Größe spielen können. Das bedeutet aber logischerweise
nicht, dass wir unsere Fans in Europa nicht zu
schätzen wissen. Selbstverständlich werden wir auch bei
euch zu Gast sein, sobald sich die Chance auf eine Tournee
ergibt. Auch für die nächste Festival-Saison laufen bereits
diverse Verhandlungen. Ihr könnt‘ sicher sein, dass wir im
nächsten Jahr auch bei euch spielen werden!
Wir nehmen dich beim Wort und bedanken uns für das
Gespräch!
http://www.queensrycheofficial.com
Walter
MASCHIN
Ran an die Wäsche!
Den Fünfer aus Wiener Neustadt haben wir in Ausgabe #13 (2020) schon mal vors Mikro gebeten,
inzwischen hat sich – nicht nur wegen Corona - einiges getan bei MASCHIN.
Was genau, das verrieten uns Gitarrist Roli und Basser Izzy.
© Maschin
12
QUEENSRYCHE - Digital Noise Alliance
(Century Media / Sony Music)
„Digital Noise Alliance“ stellt das
mittlerweile vierte Langeisen
der neuen QUEENSRYCHE-
Ära dar. Da bereits die ersten
Scheiben mit Todd La Torre am
Mikro für positive Resonanz
sorgten und von den Fans gut
aufgenommen wurden, dürfte
die Vorfreude darauf gehörig
gewesen sein.
Zu Recht! Denn niemand
wird davon enttäuscht sein!
Im Gegenteil, „Digital Noise
Alliance“ punktet nämlich mit
unerwarteter, fast schon juvenil
wirkender Frische sowie durch zig Anleihen
an das Frühwerk. Zudem lässt sich, wie zuletzt
auf den allerersten Veröffentlichungen der
Formation, erkennen, von wem QUEENSRYCHE
inspiriert wurde. Nachzuhören gleich einmal
im flotten Opener „In Extremis“, der fast schon
zu deutlich an IRON MAIDEN angelehnt ist. Am
Umstand, dass die Scheibe dadurch mit einem
Hammersong startet, ändert das natürlich nichts.
Doch nicht nur damit lässt das Quintett erkennen,
dass es sich im Vorfeld ganz offenkundig an
den Glanztaten der Frühzeit
orientiert hat. Die von „Zeuss“
produzierte Scheibe kommt
auch klangtechnisch entsprechend
aus den Boxen. Das bedeutet,
„Digital Noise Alliance“
kommt zwar ohne technischer
und experimenteller
Klangästhetik daher, klingt
aber dennoch ausgereift,
wenn auch für Verhältnisse
dieser Band regelrecht minimalistisch.
Doch QUEENSRYCHE haben
keineswegs den einfachen
Weg gewählt und sich darauf beschränkt auf
möglichst eingängige Ohrwürmchen zu setzen,
und lediglich solche zu komponieren. Mit dem
Longtrack „Tormentum“ am Ende der Scheibe
stellt die Formation sehr wohl auch ihre ungebrochene
Relevanz in progressiven Gefilden unter
Beweis.
Keine Frage, es hat QUEENSRYCHE gut getan, sich
auf die eigeneVergangenheit zu besinnen!
Walter
Seit unserem letzten Gespräch Anfang 2020 ist viel passiert.
Wie seid ihr persönlich und als Band über die letzten beiden
Jahre gekommen?
Roli: Wir waren sehr viel mit der Suche nach einem neuen
Sänger beschäftigt. Außerdem haben wir viele neue
Songs geschrieben - ein Danke dafür gebührt unsrem
zweiten Gitarristen Chris. Und genau diese Songs haben
wir jetzt mit unserem neuen Sänger Mel ausgearbeitet.
Wie seid ihr auf Mel gestoßen?
Roli: Ich kenne Mel noch von früher. Irgendwann kam
mir die Idee, dass ich ihn einfach frage, ob er Lust hätte
bei uns zu singen. Und siehe da - er hat „ja“ gesagt und
es hat gepasst!
Ganz einfach also. An eurem Stil hat sich aber nicht viel
geändert denke ich - ihr macht immer noch Rockmusik mit
Dialekt-Texten, oder?
Roli: Naja, neuer Sänger - neuer Stil. Der Grundstock
unserer Stilrichtung „Dialekt-Rock“ ist auf jeden Fall
gleich geblieben.
Hochdeutsch geht’s dazwischen auch mal, oder?
Roli: Ja, von dieser Idee hat uns Mel überzeugt. Ich
denke, wir haben eine gesunde Mischung zwischen
Hochdeutsch und Dialekt gefunden.
Eure Single „Will Dir An Die Wäsche [WDADW]“ erscheint
Ende September …
Roli: Ja, darüber freuen wir uns sehr. Das war einiges an
Arbeit im Studio und bei den Dreharbeiten zum Video.
Zusammen haben wir das gut gemeistert - vielen Dank
an dieser Stelle an alle, die bei dem Ding mitgeholfen
haben! Am besten ihr überzeugt euch selbst ab 30.
September auf YouTube, wenn wir das Video raushauen.
Worum geht’s da in dem Video? Wer will da wem an die
Wäsche?
Roli: In erster Linie wollten wir natürlich die Band zeigen,
und wie es bei uns so abgeht. Nicht zu vernachlässigen
ist jedoch die Tatsache, dass unser neuer Sänger
Mel den Mädels an die Wäsche will... Hahaha! Lasst euch
überraschen!
Bevor ihr im Dezember ins Studio geht, um euer (erstes)
Album - das 2023 erscheinen wird - aufzunehmen, werft ihr
noch zwei Singles raus: „Weltenraum“ und „Niemandsland“
(das es schon 2020 gab). Was erwartet den geneigten Hörer
da und worum geht’s?
Izzy: Es sind im Prinzip beides ältere Songs, die im
neuen Kleid sicher einiges an Ruhe, Harmonie und
Headbanging-Potenzial, aber auch Tiefgang, mit sich
bringen.
Wann kann man euch mal live bewundern?
Erich: Geplant haben wir, dass wir im Frühjahr 2023 in
unserer Heimatstadt Wiener Neustadt spielen - sofern
es die allgemeine Lage halt zulässt.
Wollt ihr am Schluss noch was loswerden?
Roli: Schaut einfach mal bei uns auf der Website, auf
Facebook, YouTube oder Instagram vorbei! Und wenn
es euch gefällt, lasst uns einfach ein „Like“ da!
https://de-de.facebook.com/MaschinDieBand/
Mike
13
Stark-Strom
Feat. EWIG FROST, ROADWOLF, VENATOR & INFECTED RATS
3.9.2022
Die Metal-Kreuzfahrten boomen jetzt bereits seit anderthalb Dekaden, und in Ermangelung eines Ozeans und dicker,
fetter Hochseedampfer hilft man sich in Österreich halt mit der guten alten Flussschifffahrt
(wow, drei s und drei f in einem Wort!).
infected rats
venator
Der umtriebige Musiker und Producer Nino „Niitro“
Del Carlo hatte jetzt Gelegenheit, seine eh schon etwas
ältere Idee einer Kreuzfahrt umzusetzen – nämlich
mit der ersten VIENNA FROST CRUISE. Als würdiges
Metal-Schinakl wurde die 1939 gebaute MS Stadt Wien
auserkoren, und die musikalische Untermalung kam
von so diversen Acts wie den Hardcore-Metallern
INFECTED RATS, den Linzer Retro-Stahlwerkern
VENATOR, ROADWOLF – die Wiener Neustädter Metal-
Institution und natürlich von EWIG FROST, Nino’s
eigener Klangschmiede.
Die musikalische Abwechslung setzte sich auch
kulinarisch fort, denn neben der obligatorischen
Rock-Pizza gab es Craft-Beer-Sorten von der Thrasher
Brewery und der Braumanufaktur Schalken zum
Herumzuzeln und zum Kosten, Stonefree Records
boten ihre (Vinyl-)Waren feil und das Kunst-Kollektiv
„The Raw Stuff“ konnte einige seiner Künstler samt
ihren rockigen Werken promoten. Nachdem die
INFECTED RATS und VENATOR Crew und Crowd genügend
in Wallung versetzt hatte, tuckerte die MS Stadt
Wien unter den Brücken Wiens hindurch (da hieß es
Köpfe einziehen, es war nicht mehr viel Luft nach
oben…), hinaus nach Greifenstein und wieder retour.
Während der eigentlichen Fahrt konnten ROADWOLF
mit einem extralangen Set begeistern, bevor uns EWIG
FROST mit ihrem eigenwilligen Death-Rotz-Punk-
Black-Gemisch die finale Kante gaben. Und schon
war man auch wieder an der Anlegestelle neben der
Reichsbrücke.
Als Überraschungsgast zauberte Nino dann noch die
FRANZ FUEXE aus seinem Kapperl, die jedoch nach
zwei Dritteln ihres Sets von der Behörde zum Beenden
desselben aufgefordert wurden. Das tat der Stimmung
aber keinen Abbruch nicht, die meisten ließen sich
im Stand noch bin in den Morgen schaukeln und
genossen den letzten lauen Sommerabend auf den
Terrassen des Schiffs.
Mike Seidinger
Die Linzer Old School Metaller VENATOR konnten
danach sowohl optisch wie auch musikalisch
überzeugen. Ursprünglich 2016 gegründet, dauerte
es bis zur ersten EP „Paradiser“ gute vier Jahre.
Seitdem gibt es allerdings jährlich frisches Material,
zuletzt mit „Echoes From The Gutter“. So manch
ein Cruise-Mitgereister fühlte sich wohl während
der Performance - auch optisch - in die Tage der
NWOBHM zurückkatapultiert, ein wahrlich sensationeller
Auftritt!
Am Hinweg nach Greifenstein beschallten
ROADWOLF die Gemüter an Bord mit einer hungrigen
Portion an Heavy Metal. Die schon seit
Längerem über die Grenzen des Landes bekannte
Band spielte ein extra langes Set, dabei durften
Klassiker wie „Unchain The Wolf“ und „Wheels Of
Fire“ natürlich nicht fehlen. Auch das bandeigene
Maskottchen, der Wolf (wer hätte das gedacht?),
interagierte hervorragend mit dem Publikum und
jagte dem einen oder anderen Passagier sichtlich einen
Schrecken ein. Die immer noch fahrende Cruise
(böse Stimmen behaupten, dass das nicht jeder zu
jedem Zeitpunkt mitbekommen hatte…) kehrte anschließend
zurück ins schöne Vindobona und wurde
dabei von der Band des Initiators Nino Del Carlo,
EWIG FROST, musikalisch begleitet. Kompromisslos,
roh und fetzig beschreibt es wohl am besten, was die
Herren auf der Rückfahrt zu präsentieren hatten.
Die Songs aus älteren Tagen und Tracks der aktuellen
Scheibe „Ain’t No Saint“ ergänzten einander
sehr gut und zeigten die verschiedensten Facetten
der Band auf. Als Überraschungs-Act sorgten dann
noch die Mostviertler Punker FRANZ FUEXE für eine
ausgelassene Stimmung bis zum bitteren (und leider
vorzeitigen) Ende. Abschließend beendete ein
DJ-Set samt Aftershow-Party die Mini-Kreuzfahrt
standesgemäß.
Am Ende des Tages muss man wirklich ein großes
Lob an die gesamte Crew an Bord aussprechen, alle
Dinge liefen absolut reibungslos ab. Sowohl Jung
als auch Alt waren auf der ersten Frost Cruise vertreten,
sodass es sicherlich eine Reihe an interessanten
Gesprächen gab. Nino hat es sowohl dank
der Acts als auch aufgrund einer bemerkenswerten
Organisation geschafft, dass jeder Besucher an Bord
eine geile Zeit hatte. Da lässt sich nur noch eins
sagen: Auf die nächsten 10!
Neben der einzigartigen Atmosphäre und einer Menge
Bier muss man das gesamte Band-Line-up nochmals in
den Himmel loben und gleichzeitig etwas genauer unter
die Lupe nehmen. Die Eröffnungsband INFECTED
RATS aus den Tiefen des Burgenlands sorgte mit ihrer
Show gleich zu Beginn der Cruise für eine ausgelassene
Stimmung. Die 2018 gegründete Truppe, bestehend
aus „Infected Ratneck“ an den Vocals, „Randy
Phil Gaveriaux
Ryot“ am Bass, „Sodomistic Maniac“ an der Gitarre
Unser Chefredakteur Mike
und Drummer „Maniac Mike“, ratterten ihr Set runter,
hat übrigens für Stormbringer
als gäbe es kein Morgen. Mit im Gepäck dabei war die
einen kleinen Filmbeitrag
neueste, eben veröffentlichte EP „Wake Up Break Out“,
der Cruise fabriziert, den ihr euch unter
die übrigens sehr zu empfehlen ist (…vielleicht findet
https://youtu.be/ZgGusPnbnjw
man ja weiter hinten im Heft ein kleines Review?)
reinziehen könnt!
roadwolf
ewig frost / niitro
14 15
Alle Fotos © Ines Altschach
Craft-Strom
16
THE CRAFTMEN´S JOB
„In Linz beginnts“, nun
das war früher, diese
Geschichte beginnt mit
dem bereits 5. Indie
Label Booklet, das zu
Jahresende erscheint
und hat mit Linz gar
nichts zu tun. Vielmehr
damit, dass man, selbstverständlich
auch der
Mann mit dem Hut, nie
auslernt. Ganz im Gegenteil, ich freue
mich immer Neues kennenzulernen. Und
so darf euer Kolumnist heute, hier und
jetzt die erste Vinyl des jungen Wiener
Labels CHANGEOVER vorstellen. Wer jetzt
fragt, was eine Platte bei „THE CRAFTMEN‘S
JOB“ zu suchen hat, dem kann ich nur
sagen, mir ging es genauso, bis ich begann
mich mit dieser Platte und den
Protagonisten zu beschäftigen.
Harald Pomper ist Liedermacher & Kabarettist
in Personalunion. Seine Songs sind
politisch, persönlich, satirisch und immer
„handg‘mocht“. Quasi auf den Spuren
des Evergreens, dieses „alten Hadern“ von
Dion DiMucci, wie der gelernte Schlosser
sagen würde, durchwanderte er anno
2017 Österreich.
„Yeah, I‘m the wanderer, yeah the wanderer,
I roam around around around, let‘s go“
Zum fünfjährigen Jubiläum der „Tour
der Entschleunigung, der entspannten
Nachhaltigkeit und der Reduktion“ erschien
dieses Jahr eine wohl einzigartige
Platte. STRASSENHUND ist die Vertonung
der Minirekorder-Aufnahmen seiner insgesamt
700 km langen Wanderung, die
ihn in Fußgängerzonen, Einkaufszentren,
Waldlichtungen und Holzhütten führte.
Der direkte, ehrliche und handgemachte
Charme sollte beibehalten werden, weshalb
nur sehr behutsam in die Aufnahmen
eingegriffen wurde. Gemischt wurde das
Album analog von niemand Geringerem
als Chris Janka. Janka ist nicht nur ein
Meister des Mischens, sondern ebenfalls
Part III
Parkgitarren, (P)ussys
und 300 StraSSenhunde
© Privat
ein echter Craftsman,
stöbert mit Vorliebe
Vintage-Equipment auf,
restauriert dieses und
sorgt so mit diesen alten
Geräten für ein eigenes
Klangbild. Die Cover
selbst ein weiterer echter
Craftman‘s Job. Es wurden
alte, ungebrauchte
Plattenhüllen wiederverwendet,
indem die Klebestellen gelöst, die
Innenseiten nach außen gedreht und die
Hüllen neu verklebt wurden. Auf diese
nun neuen Außenseiten wurden mittels
Siebdrucktechnik die neuen Cover
gedruckt. So entstanden 300 handmade
Unikate und gleichzeitig das erste Vinyl
von CHANGEOVER. Echt stark, wenn auch
nicht heavy oder gar metal!
Exkurs:
Der Mann mit dem Hut hat noch etwas
gelernt. Er weiß seit Kurzem, dass er ein
Stark!Stromussy, ein Hutussy und ein
Vinyl & Muusicussy ist.
Der Dank für die persönliche und sprachliche
Horizonterweiterung gebührt dem
STANDARD. Bis zur Lektüre des denkwürdigen
Jugendwörterglossars in der sich
farblich – laut eigener Aussage auch inhaltlich
– von allen anderen abhebenden
Tageszeitung, kannte der durchaus weitgereiste
Kolumnist zwar den einschlägigen,
mittlerweile eingedeutschten, dennoch im
Duden nicht zu findenden, Dialektausdruck
(den mit dem P vor dem „ussy“) und seine
Bedeutung. Das phonetisch ähnliche Wort
mit dem T am Anfang, dessen Ende allerdings
ein „i“ ziert, ist ihm ebenfalls nicht
unbekannt. Weitere „-ussys“ allerdings
waren ihm trotz zweier Twen-Töchter und
eines präpubertären Fastteenagers völlig
unbekannt. Und jetzt das: Weder das
Verbringen eines halben Lebens in der
Welt von Werbung, Web und Worten, ja noch
nicht einmal der Sex-Drugs-and-Rock‘n‘Roll-
Lifestyle schützen vor dem „-ussy“ werden.
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Nach diesem kleinen sprachlichen Exkurs stellt
sich die Frage, schon probiert welche „-ussy“ du bist?
Auch laut ausgesprochen oder verschluckt daran?
Nun, dann schwimmst du wohl im selben Wasser
wie Dun Field Three, die ihr neuestes Werk „We Came
From The Ocean Where Everyone Swallows The Words”
betitelt haben. Erste Audio- und Videovorboten der
EP bringen nicht nur Follower und Freunde ins
Schwärmen. Wir dürfen gespannt sein, wohin die
Wellen, die kraftvoll und laut wie Brecher anrock‘n
and roll‘n, „His Royal Fishness“ und Co tragen.
Schwer zu tragen an den derzeit stark steigenden
Energiekosten, Rohmaterialpreisen etc. sowie
Spaßgeldmangel in breiten Bevölkerungskreisen
haben indes Instrumentenbauer und Kunst handwerker.
Geradezu vorausschauend und beispielgebend,
um zumindest dem Rohstoffengpass und
die damit einhergehenden Teuerung in Grenzen
zu halten, sind Adam Wehsely-Swiczinsk, MADA
Guitars. Er folgt seit etlichen Jahren seinem Credo
„Wir verwenden keine Tropenhölzer und bauen
hauptsächlich mit Hölzern aus den Wiener Parks,
Gärten und Wäldern“. „Think global, act local“ ist
kein Widerspruch, wie jeder, der schon einmal eines
seiner Instrumente spielte, bestätigen wird. Ganz
im Gegenteil, Klang und Design einer MADA Gitarre
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VINYL&MUSIC
F E S T I V A L
www.vinyl-music.at
stehen internationalen Spitzeninstrumenten um
nichts nach. Sie haben eine ganz eigene und fast
immer sehr persönliche Geschichte. In hippen
Kreisen des „Story telling“-Zeitalters würde person
jetzt wohl „unique“ und „completely up to date“
sagen.
Für alle, die es lieber gemütlich als „hip“ haben,
erlaube ich mir in eigener Sache auf den 1. Vinyl &
Music X-MAS MARKET am 3. und 4. Dezember in der
Ottakringer Brauerei hinzuweisen. Selbstver ständlich
mit einigen Craftsmen, HiFi (aus Österreich)
und natürlich jeder Menge Tonträger. Ginger Bread
& Jingle Bells gibt‘s auch. Wer sich allerdings „Last
Christmas“ von unserem DJ, Simon, Galea Records,
wünscht, muss wieder gehen.
Zu guter Letzt ein Konzert-Tipp für all jene, die es sehr
laut und sehr hart bevorzugen, die GRAZIL RECORDS
Labelnacht am 11. November im Grazer Explosiv
bietet von Oriental Funeral Doom, Experimental
Hard Rock, Devastating Sludge und Post Black Metal
alles, was Stark!Stromussys Herz begehrt!
www.vinyl-music.at
Till Philippi
3. & 4. Dezember 2022
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Ottakringer Brauerei, ab 11 Uhr – EINTRITT FREI!
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Strom-Gerechtigkeit
grim Justice
Was lange währt…
Seit gut einem Jahrzehnt pflügen Grim Justice unermüdlich durch den heimischen Underground.
Anlässlich des bevorstehenden Releases der nach wie vor schicksalhaften Nummer drei „Justice In The Night“
bat Stark!Strom Sängerin/Gitarristin Michela Vignoli und Gitarristen Thomas Strohmayer vors Mikro,
um über Werdegang, die neue Scheibe, aber auch Geheimes, Kurioses und davon ausgehend persönliche
Vorlieben zu plaudern.
© Verena Ettl-Weber
Wie wurde die Idee geboren, Grim Justice zu gründen?
Michi: Es muss irgendwann gegen Ende 2010 gewesen
sein. Wir hatten gerade eine Albumproduktion mit
der Band Oedenberg hinter uns, bei der Thomas und
ich bereits zusammengearbeitet haben. Ich hatte
damals den Traum, eine eigene Band zu gründen
und die Vision, Musik à la Dio zu machen - oldschool
Heavy Metal mit hartem, melodischem Gesang. Im
Vorgängerprojekt habe ich es bereits zu schätzen
gelernt, mit Thomas zusammenzuarbeiten. Ich bewunderte
seinen Songwritingstil, und als ich alte
Probeaufnahmen von ihm hörte, war mir klar, dass er
mit an Bord kommen musste. Ich erinnere mich noch
genau, als ich ihn in unserem alten Proberaum in den
Stadtbahnbögen in Wien nervös darauf ansprach.
Natürlich war ich dann auch sehr froh, als er meinem
Vorschlag einer Bandneugründung zustimmte.
Was bedeutet es für dich, Michi, eine Metalband, wie es so
schön heißt, „female zu fronten“?
M: Als wir die Band gründeten, waren meine Vorbilder
hauptsächlich männliche Sänger, wie eben Dio, Bruce
Dickinson oder Ian Gillian. Allerdings fand ich, dass
diese Art zu singen sehr wohl zu einer Frauenstimme
passt, und ich wollte mich da einreihen. Auch
wenn es immer wieder Frauen gab und gibt, die im
Heavy-Bereich laut und dirty singen, so wollte ich
ein Gegengewicht schaffen zu den nach meinem
Empfinden überwiegend soulig, poppig und insgesamt
eher „lieblich“ singenden Frauen. Ich denke, das
ist mir - zumindest im Kleinen - gelungen. Wie mir
unlängst eine liebe Freundin sagte: „Eine Stimme wie
eine Atombombe“ - und was gibt es Besseres, als diese
auf einer Bühne zum Besten zu geben?
und somit auch schon fester Bestandteil unseres
charakteristischen Sounds.
Zum anderen war für uns beim jetzigen Album der
Recording Prozess viel routinierter, da wir das bereits
zweimal gemacht und uns die gemeinsamen Bandjahre
musikalisch und freundschaftlich zusammengeschweißt
hatten. Es hat sich aber auch einiges verändert:
So ziemlich bei uns allen kamen individuell persönliche
Umstände oder Situationen auf, die das Musikmachen in
der Band, die seit der Gründung ein reines Hobbyprojekt
ist, zum Teil erschwerten. Irgendwann war klar, dass
wenn wir den hohen Anspruch an unsere Musik und
unsere Gesundheit erhalten möchten, wir einen Gang
runterschalten müssen. Deswegen beschlossen wir, uns
diesmal für die Albumproduktion mehr Zeit zu lassen.
M: Das Album ist für uns in der Tat ein Meilenstein,
da es den Übergang in eine neue musikalische Ära
markiert. Es ist etwas Besonderes, da wir darauf sowohl
Lieder aus unserer Gründungszeit als auch neue,
sehr persönliche Songs verewigt haben. Die Nummer
„When Night Falls“ ist tatsächlich die erste Nummer,
die Thomas und ich gemeinsam geschrieben haben.
Und nachdem sie viele Jahre verstaubte, sind wir nun
sehr froh, dass wir sie wieder aktiviert und für euch
aufzeichnen konnten. Der titelgebende Song hingegen
ist eine brandneue Wahnsinnsnummer aus der
Feder von Thomas. Darin rechnen wir mit all den
ausbeuterischen und toxischen Individuen unserer
Gesellschaft ab, die sich nicht scheuen, über Leichen
zu gehen, um ihrer Gier und Privilegien zu frönen.
Als Vorgeschmack releasen wir - passend zu Halloween -
T: Ja, mehr Zeit trifft es. Wir hatten zudem wegen der einen Track aus dem Album, der auch ein wiederkehrendes
Ihr habt bereits zwei Alben in Eigenregie produziert und
Lockdowns und Verkehrsbeschränkungen nur spärliche
Thema in unserer Musik behandelt: Monster
Thomas: Oldschool Heavy Metal traf genau meinen veröffentlicht, das erste 2015 (Grim Justice), das zweite
Möglichkeiten, zum Homerecording-Studio zu und Dämonen, die durch die Nacht zum Leben erweckt
Nerv, da der Ursprung, Gitarre zu lernen wegen der
2018 (The Return of the Flame). Nun folgt das dritte
kommen. Aber dadurch hatte ich, im Gegensatz zu werden. Die Single „Curse Of The Moon“ und ein dazu
Rockbands der späten 60er und 70er, die ich mit 13, 14 Studioalbum und euer erstes Single Release. Was hat sich
den anderen Alben, keine Musik vor Ort improvisiert.
passender schauriger Videoclip erscheinen demnächst
ständig rauf und runter hörte und dabei Luftgitarre für euch seit der Produktion des ersten Albums verändert?
Es war genug Zeit, jedes Solo, jedes Overdub, jede auf allen gängigen Streaming Plattformen und auf
spielte, entstand. Heep, Queen usw. Und es war an
Harmonie daheim fertig zu komponieren und ich bin unserem YouTube-Kanal. Bleibt gespannt und folgt
der Zeit, weg zu kommen von reinen Coverbands hin M: Zum einen die Bandbesetzung - bei den Aufnahmen
echt zufrieden, was dabei entstanden ist. Im Übrigen uns - wir freuen uns wahnsinnig auf den Release und
zu einer Band mit eigenem Songmaterial, das ich
des ersten Albums war Bassist Gernot noch
ist auch dieses Album in Eigenregie entstanden. euren Support!
ja schon hatte, aber das zu Oedenberg nicht passte. nicht bei uns. Er ist kurz vor Fertigstellung des ersten
Es war also gut, dass Michi mich zuerst bei Oedenberg Albums zu uns gestoßen, deswegen ist er immerhin
Zum neuen Album: Das dritte Studioalbum ist ja ein wichtiger
Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Glück!
ersetzte und wir schließlich schicksalhaft doch wieder
auf dem Albumcover vertreten („A schene Leich“).
Meilenstein. Was bedeutet die Scheibe für euch und
zusammengeführt wurden (lacht)!
Schlagzeuger Ernst war bereits im Jahr 2013 bei uns
was wollt ihr mit „Justice In The Night“ aussagen?
www.grim-justice.at
Claudia
18 19
Stark!er Sound
Alle Fotos © Dirk Noy
Nach etlichen Jobs in unterschiedlichen Branchen war
für Peter „Avo“ Zimmerl wieder die Zeit gekommen, nur
noch Musik zu machen. Hört sich gut an, ist aber in
der Umsetzung eine Herausforderung, insbesondere,
wenn es hoch professionellen Ansprüchen gerecht
werden soll. Nach viele Gedankenspielen, Gesprächen
mit Freunden und Musikern hat sich die Idee, „einen
kreativen Raum für Musik zu schaffen“ am besten angefühlt.
Das Ziel war, einen Platz zu schaffen, der dem
heutigen Musikmachen entspricht und das bedeutet u.a.,
dass Ton und Bild gleichgestellt sind oder mit anderen
Worten, das Studio ist auch gleichzeitig ein Film/Video-
Set, ist ein Raum für Begegnung, Auseinandersetzung,
Ausstellung und Selbstinszenierung (Social Media).
Da fehlt eigentlich nur mehr ein Print Magazin, also
brachte sich Stark!Strom ins Spiel und wollte einfach
ALLES wissen:
Wie macht man so etwas? Wo? Wie plant man so etwas? Wer
kann das? Wie viel kostet das?
Der entscheidende Tipp kam von Christofer Frank, einem
äußerst erfahrenen Sound Engineer in der Walters-
Storyk Design Group (WSDG) , einer mittlerweile weltweit
tätigen Design Company, die ihre Anfänge mit dem legendären
Bau der Electric Ladyland Studios in New York
(Jimi Hendrix lässt grüßen) genommen hat.
Der Platz - nomen est omen - Rockhgasse?
Ich wollte nicht an den Stadtrand und wirklich „Land“, so
sehr ich das schätze, kam nicht in Frage. Eine möglichst
zentrale Lage, gut erreichbar mit Öffis und Auto war
Pflicht. Weiters durften keinerlei Lärmeinschränkungen
bestehen, eine gute Lüftung war ein Muss und leistbar
musste das Objekt auch sein. So wurde es die
Rockhgasse, eine leerstehende, ehemalige Druckerei
mit Lüftungsanlage! In Folge konnte ich Roland Töfferl
(Rolin Media Inhaber) als Partner gewinnen und so war
mit einem Schlag auch die Kompetenz für Film und
Video im Team.
Die Planung und Konzeption von WSDG war hochprofessionell.
Die Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit
mit österreichischen Branchen-Spezialisten (Team-
Löffler, TSAMM, Atelier Tscherne). Ziel der Konzeption
war, ein modulares Studio zu schaffen, mit der
Möglichkeit, Räume nach Bedarf miteinander zu verbinden.
Raumplanung, Acoustic Design und Netzwerk
unterstützte Audio- und Videotechnik wurden in enger
Abstimmung geplant.
Austausch aller Art. Duschmöglichkeiten nach schweißtreibendem
Recording stehen ebenso zur Verfügung
wie Garagenzufahrt und Parkplatz für die Equipment-
Anlieferung.
Klingt schon mal gut - was bringt das für ein Band Recording?
Nimmt man eine Metal-Band mit 2 Gitarren, Bass, Drums
und Vocals - so stehen alle Musiker/Innen in dem großen
Recording Room (STUDIO A) mit Schlagzeug und
ihren AMPs, besser TOPs und akustisch hört man im
Aufnahmeraum nur Schlagzeug. Die Speaker/Cabinets
sind in diversen angeschlossenen Booths aufgebaut,
wo die Signale abgenommen werden. Vocals werden
als Pilot mitgesungen oder Sänger/Sängerin singen im
angeschlossenen Vocal-Booth. Somit hat man in einem
Schritt ein solides Song-Fundament mit Drums, Bass,
Gitarren und Stimmen ohne irgendwelche Übersprecher,
womit kleine Fehler ganz einfach korrigiert werden
können. Danach baut man je nach Bedarf sein Overdub-
Recording auf. Der große Aufnahmeraum bietet Platz für
bis zu 12 Musiker/Innen.
Jedes Recording kann live aufgezeichnet oder übertragen
werden, soll heißen: Der Künstler spielt im großen
Aufnahmeraum mit Band oder solo. Die Aufnahme wird
mit mehreren Kameras im TV-Studio-Setup aufgenommen
und danach geschnitten, gegradet und gemastert
(LIVESESSION) oder sogar als Show von einem Host geführt,
live in der Regie geschnitten und auf verschiedenen
Plattformen gestreamt.
Analog rules also?
Während im Videobereich ohne Digitaltechnik gar
nichts mehr geht, ist man im Audiobereich geteilter
Meinung. Natürlich lässt sich Heavy Metal heute mit
Laptop aufnehmen und produzieren, aber … Aus unserer
Sicht, sozialisiert mit Alben für die Ewigkeit von Black
Sabbath, Led Zeppelin, Metallica bis hin zu Slayer, ist ein
sauberes, druckvolles, analoges Recording die Basis jeder
guten Rockproduktion.
So setzen wir auf eine High End SSL Delta 948 Console und
jede Menge analoges Outboard (Preamps, Compressoren,
EQs). Ein DANTE-Netzwerk, ein IP-Netzwerk, ein SDI-
Netzwerk und analoge Kabelverbindungen sorgen dafür,
dass alle Räume audio- und videotechnisch mehrfach
miteinander verbunden sind.
So far so good so what so why?
20
Ein ebenso wichtiges Planungsziel war es, eine
Atmosphäre im Sinn eines geschützten Raumes zu
schaffen – feels like home! Eine ganze Generation an
MusikerInnen ist mit Homestudios aufgewachsen und
legt Wert auf genau diese vertraute Atmosphäre.
…die man wie am besten herstellt?
Um das Studio zu bauen, mussten mehrere Wände entfernt,
versetzt oder mit Stahlträgern unterstützt werden.
Nach Fertigstellung des Rohbaus wurde eine Raum-in-
Raum- Konstruktion erstellt. Als dritter Schritt erfolgte
der Akustikbau, wodurch die Räume mit einem möglichst
linearen Frequenzgang und kurzen kontrollierten
Nachhallzeiten ausgestattet wurden. Zwischen den drei
Studiobereichen bietet die Küche und ein großzügiger
Aufenthaltsraum genügend Raum für Pausen und
In den letzten 3 Jahren hat sich ein Team herauskristallisiert,
das permanent in den Vienna City Sound Studios
tätig ist. Dazu zählen u.a. neben Roland Töfferl und meiner
Wenigkeit der Mastering-Engineer Alexandr Vatagin
und der Komponist und Musiker Christian Heschl.
Darüber hinaus nutzt eine Vielzahl an Produzenten
und Engineers die Möglichkeiten für Audio- und
Videoproduktionen.
Wir machen das, weil wir einfach gute Musik hören wollen
und freuen uns, wenn wir fähige, hungrige Bands
so gut wie möglich unterstützen können. So come on
in - it feels like home!
Wir danken für das Gespräch!
www.viennacitysound.com
Claudia
www.rolin.at (Roland Töfferl)
21
friedens-Strom
Alle Fotos © Froasl
Untergrund-Strom
Das war
FROAS FRIEDENS FEST
18.6. 2022, am Froasla Hof in Kirchbach
Das gesamte Fest inklusive der aufspielenden Bands wie LUXUSGOLD oder natürlich
FROASLIS GENIALITÄTEN u. a. könnt ihr hier sehen:
https://youtu.be/yOvKqua6Mvw
© Band
Candy Coloured Rain
Unkaputtbar!
Candy Coloured Rain, irgendwann im vorigen Jahrtausend gegründet (vermutlich 1897 - oder so), tourte jahrelang
durch die Kerker und Arenen der europäischen Hauptstädte, bevor es in Altersteilzeiturlaubspause ging.
22
Damit ist‘s schlagartig vorbei: CCR haben ein formidables
Programm zusammengekleistert und jede
Menge verrückter Verkleidungen gestohlen. Musik
und Revue könnte man meinen, wäre da nicht ihr
Hang zum Punk-Rock-Metal-Core. Stellt‘s euch ein
Kaschperltheater vor und ladet‘s euch die Ärzte,
die Hosen, Maiden, Ministry und Drahdiwaberl
ins Laaerbergbad ein, kleidet euch bunt und betrinkt
euch, singt nach drei Stunden intensiven
Rauchgenusses gemeinsam „Griechischer Wein“
vom guten alten Pater Udo. So in etwa darf man
sich das vorstellen.
Dass die Texte von Taschlwatz-Ferdln, leidenden
Katzen, bösen Omas, därrischen Präsidenten und
komischen U-Bahn-Ansagern handeln, ist nicht
ihre Schuld, sondern die ihrer Umwelt. Viel lieber
hätten sie einen Pink-World-Party-Fuzi-Ficki-Song
aufgenommen - MOOOMENT! - das wäre doch eine
Idee für die Zukunft…
In der Gegenwart können Interessierte im Gegenwert
von einem Euro via FB Folgendes erwerben:
3 CDs, 40 Seiten Booklet, Poster, Schuber ...
alles sehr schön anzusehen
Schaffensperiode: 33 Jahre
Dauer: 240min (Musik, Lyrik und mehr)
Spaß: ja
Weisheit: sichi!
Herz: *umarm*
Ästhetik: pur
Von Agnes Nutter wurden CCR jedenfalls wie folgt
angekündigt: „Aus den Ruinen der Unterstadt erhoben
sich die, denen die Großen des Taschlwatz-Imperiums
nicht heilig waren, und überzogen das geschundene
Land mit Gaudium und Narretei. Oh, welch Glanz kehrte
zurück in taube Augen, welches Leuchten erhellt
den Tag der in Großraumbüros zusammengepferchten
Knechte des Alltags.“
Und das alles für einen lumpigen Euro -
worauf wartet ihr, Knechte des Alltags?
https://de-de.facebook.com/candycolouredrain
Jay
23
festival-Strom
Kaltenbach
(Open Air...15 Years Anniversary...)
18. - 20. August 2022, Spital am Semmering, Austria
Primordial
Nordjevel
1914
Benighted
Mortal Strike
Septicflesh
Alle Fotos © LIV Photography and Art
24
Diabolical
Decapitated
Swallow The Sun
Taake
25
Strom-Blast
Nach drei Jahren Pause lud das Euroblast Festival in diesem Jahr endlich wieder für mehrere Tage
in die Kölner Essigfabrik ein – zu experimentellen Klängen und heimatlichem Flair.
Exploring Birdsong
Im Hause Prog
Euroblast
Festival 2022
Panzerballett
Ein bisschen fühlt es sich an, als würde man die Wohnung
eines alten Freundes betreten. Ein Freund, den man zwar
nie so richtig kannte, bei dem man sich aber stets wohl
gefühlt hat. Nun war es lange Zeit nicht möglich gewesen,
ihn zu besuchen, weswegen die ersten Schritte auf
eigentlich bekanntem Boden doch fremd wirken. Die
Pandemie hat ein Loch in so vieles gerissen, manches
sogar dem Erdboden gleich gemacht. Umso größer ist die
Freude nach fast drei Jahren – und einer abgespeckten
Eintagesversion 2021 – wieder ein Euroblast Festival auf
die Beine gestellt zu sehen. In diesem Jahr konnte die
Veranstaltung, die ganz im Zeichen progressiver Klänge
steht, sogar das „Ausverkauft“ vermelden. Trotzdem ist
es bis auf ein paar wenige Momente kaum so brechend
voll, dass man das Gefühl hat, in einer Menschenwelle
zu ertrinken.
Tag 1
Am Freitag geht es los. Auf der großen Bühne der
Kölner Essigfabrik steht bereits die erste Band Time,
The Valuator und gibt einen furiosen Auftakt. Der anschließende
Weg zur Nebenbühne erfolgt langsamen
Schrittes. Noch immer sitzt ein bisschen das Gefühl der
Fremde in der Brust. Einige Stände sind umgezogen,
andere fehlen und neue sind hinzugekommen. Verlass
ist in jedem Fall auf den reich gefüllten Merch-Stand,
an dem man zu jeder Stunde interessierte Besucher
findet. Ein Highlight ist auch in diesem Jahr wieder
der Kuchen. Zugegeben, Kuchen allein ist immer schon
ein Highlight. Beim Euroblast hat sich jedoch eine unheimlich
liebevolle Tradition der Garnitur etabliert:
Hier zieren die süßen Speisen Logos und Schriftzüge
der Bands, die bei dem Festival auch auftreten. Der
Bereich der Gear- und Gitarrenaussteller scheint zudem
etwas gewachsen zu sein. So gibt es noch mehr
zum Bestaunen und Ausprobieren. Im kleinen Gemäuer
angekommen, feiern bereits viele Besucher fiebernd
zu den Klängen der Kölner Band Aeries. Wer kein Fan
von Konzertüberschneidungen ist, wird beim Euroblast
nicht enttäuscht. Wenn man will, kann man sich wirklich
jede Band des Festivals ansehen, ohne etwas zu
verpassen. So kommt es auch nie vor, dass eine Gruppe
vor sehr wenig Publikum auftritt.
An diesem Tag, der sich nun längst der Nacht zuneigt,
stechen Unprocessed durch ihre sehr frickelige
Gitarrenspieltechnik ohne großen Ansatz von
Verzerrung sehr heraus. Während die ukrainische
Gruppe White Ward, für deren Erscheinen extra ein
Brief in deren Heimat geschickt wurde, den Kellerraum
vor der „Nachtruhe“ ein letztes Mal zum Wackeln bringen,
geben Plini dann einen krönenden Abschluss auf
der Hauptbühne. Kopf des Ganzen ist Gitarrist und
Songschreiber Plini Roessler-Holgate, der statt großer
Gesangseinlagen lieber sein Instrument singen
lässt und mit seiner Band die Menge mit proggigen
Instrumentalnummern verzaubert.
Nachdem bei der Festival-Begrüßung zuvor die Sonne
heraufbeschworen wurde, beginnt der folgende Tag
natürlich erst einmal regnerisch. Über die Stadt legt
sich ein ungemütlicher grauer Schleier, der im Verlauf
des Tages jedoch wie versprochen wieder aufreißt. Nach
der Absage von The Sleeper verschieben sich die ersten
Gigs der Nebenbühne um einen Slot nach hinten, sodass
Plini
Vola
Walzwerk zu einer angenehmen Nachmittagszeit auf
der Bühne stehen, von einigen Besuchern aber auch für www.euroblast.net
Celia Woitas
26 27
Alle Fotos © Celia Woitas
Tag 2
Exploring Birdsong gehalten werden. Das englische Trio
übernimmt jedoch erst im Anschluss und wird sogleich
als Neuentdeckung im Kopf abgelegt. Die Schönheit ihres
Bandnamens wird auch musikalisch transportiert. Ein
unheimlich klarer und hörbar geschulter Gesang ist es,
der die sehr atmosphärische Musik, die immer wieder
in eckigen Prog-Rock-Momenten bricht, Hirn und Herz
schmelzen lässt. Um das Gehörte noch lange nachhallen
zu lassen, geht es für das eine oder andere Getränk sowie
Gespräch auf den Innenhof. Längst fühlt es sich wieder
an, als hätte man die letzten drei Jahre nirgendwo anders
verbracht. Vor der Hauptbühne drängeln sich am
Abend dann die Menschen und ein grotesker, brutaler
Sound erklingt aus dem Schlund der Hölle. Humanity’s
Last Breath sind Meister der fiesen Töne und bringen
Fans auch an diesem Abend voll auf ihre Kosten. Dann
folgt ein extremer Stilbruch: Es ist als würde jemand ein
pinkes Farbfass großzügig über die Szenerie vergießen.
Dirty Loops verpassen verschiedenen Pop-Hits ihren
eigenen Jazz-Anstrich durch mindestens fünfmal mehr
Noten und einen enorm slappy gespielten Bass. All das
gemischt mit dem extrem Michael Jackson-ähnlichen
Gesang macht die Show zu einem Funk-Pop-Party-Abriss,
zu dem unzählige Besucher auch absolut begeistert das
Tanzbein schwingen.
Tag 3
Jazz-Fans kommen auch am Sonntag auf ihre Kosten.
Hier geben Panzerballett angenehm frische Klänge
von sich, die durch den Klang des Saxofons dominiert
werden. Zudem sitzt mit Virgil Donati beim heutigen
Auftritt eine echte Schlagzeuglegende an den Drums.
Auch wenn man voller Staunen das Geschehen und die
Spielweise der Musiker mit den Augen verfolgt, so spielt
der Sound hier leider nicht ganz lässt durch fehlende
Klarheit die einzelnen Instrumente sehr miteinander
verschwimmen. Bombastischen Sound gibt es dafür
später von Allt. Hier drängeln sich die Leute, um noch
einen guten Platz mit im besten Fall pfeilerfreier Sicht
auf die Bühne zu erhaschen. Klassische Metalcore-Härte
mit einem leicht experimentalen Touch: Allt darf man
sich für die Zukunft in jedem Fall merken. Bunter wird
es nebenan dann mit Vola. Die Band ist wie eine Tüte
Süßigkeiten, bei der man nie genau weiß, was man hervorzieht,
wenn die Hand einmal in der Tüte verschwindet.
Ein absolut vielseitiges Potpourri an Klängen,
Stilen und damit verbundenen Emotionen lässt die
Gruppe ungefiltert ins Publikum fließen. Während
Azure die fröhlich, verrückten Noten von Vola auf der
Nebenbühne in ihrer Musik verstärkt aufleben lassen,
gibt es gegen Ende eine kleine Überschneidung mit
dem Hauptact Vildjharta. Zu schweren Rhythmen bewegen
sich die Köpfe gen Boden, wie die eines enorm
entschleunigten Wackeldackels.
Drei Tage sind vorbei und nun fühlt sich der Abschied
bereits wieder an, als würde man ein viel zu lang am
Körper gelassenes Pflaster von der Haut ziehen. Neben
der Musik ist das Euroblast vor allem ein Festival, dass
Menschen der Menschen wegen alle Jahre wieder unheimlich
gerne in die Essigfabrik einkehren lässt. Damit
verbunden ist eben auch ein hohes Suchtpotenzial: Wer
einmal dabei war, tut sich schwer noch einmal davon
abzulassen. Auch nach mehreren Tagen drückt das Post-
Festival-Tief noch immer ein bisschen und trotzdem
wünscht man sich, dass diese seltsam vertraute Magie
des Ganzen nie erlischt.
Strom-Broiler
28
Alle Fotos © Ian Sommer
broilers
„Ich würde mir einfach wünschen,
dass es immer weitergeht.“
(Ron Hübner, Broilers)
Zwei Jahre lang mussten die Broilers auf das Konzert in der
Arena in Wien warten. Anfang September war es dann endlich
soweit. In Wien wurde der Abschluss der großen Tour zelebriert.
Stark!Strom nahm das Konzert zum Anlass und bat Broilers-
Gitarristen Ron Hübner zum Interview.
Auf euer Arena-Konzert mussten wir zwei Jahre warten,
zwei Jahre, die die Welt durch Corona, Krieg und
Teuerungswelle verändert haben. Welche Spuren haben
Pandemie, Lockdown und Konzertabsagen bei dir persönlich
und bei euch als Band hinterlassen?
Ich glaube, die Spuren hat jeder durch die Pandemie
zu spüren bekommen. Man ist ein bisschen ruhiger
geworden, man hat es schätzen gelernt, alles ein wenig
langsamer anzugehen. Aber wir sind froh, dass
wir diesen Sommer alles machen konnten, was wir
seit zwei Jahren geplant haben. Und wir sind auch
froh, dass alles gut gelaufen ist.
Ihr blickt auf eine beachtliche Karriere zurück. Die Broilers
gibt es seit mehr als dreißig Jahren, du bist seit zwanzig
Jahren dabei. Gibt es etwas, dass du bereust? Würdest du
an einem Punkt eine andere Entscheidung treffen?
Nein, tatsächlich nicht. Da wir jetzt an diesem Punkt
angelangt sind, haben wir und hab ich wohl alles
richtig gemacht. Für mich passt das, so wie es ist.
Das Hobby zum Beruf machen ist einfach das Beste.
(sic!) hatte mit „Bitteres Manifest“, „Keine Hymnen“ und
„Ihr da oben“ doch sehr pessimistische Songs. „Puro Amor“
dagegen kommt meines Erachtens schon bei den ersten
Titeln mit einer sehr positiven Grundstimmung rüber.
Wurden die Zeiten besser oder habt ihr euch verändert?
(lacht) Ich glaube, die Welt ist nicht wirklich besser
geworden. Sammy schreibt die Lieder, die Texte und
hatte da scheinbar einen guten Lauf, eine gute Zeit.
Klar, das Überthema ist „Puro Amor“, die pure Liebe
und die Liebe gibt es überall und immer. In guten und
in schlechten Zeiten. Es geht auch um Tod und Verlust
und auch da ist die Liebe stark verankert. Wir haben
uns auch nicht verändert, das nächste Album kann
auch wieder komplett düster oder härter werden. Das
kommt immer darauf an, wie es aus Sammys Feder
herausfließt.
Welche Musik hat Dich geprägt?
Ganz klar Punkrock. Über meine Eltern bin ich an
Queen gekommen. Das ist natürlich kein Punkrock,
aber das ist meine Nummer eins Lieblingsband ever.
Die anderen Sachen, die meine Eltern gehört haben,
fand ich dann nicht sooo toll. Da war viel Radiopop dabei.
Und dann mit elf oder zwölf kam dann Punkrock.
Die Toten Hosen natürlich als Düsseldorfer. Dann kam
die Skatepunkwelle. Das war die Musik, die ich laut im
Zimmer rauf und runter gehört habe und die mich
dementsprechend geprägt hat.
Hast Du das Gefühl, dass dir Musik der Broilers euer
Publikum verändert?
Wir haben für viele Situationen passende Songs. Dabei
sind viele Sachen, die Sammy beschäftigen, die er
selber erlebt hat. Wir haben zum Beispiel in 2020 zwei
gute Freunde verloren. Das spiegelt sich auch in den
Texten wider. Und die Leute finden sich ebenso in den
persönlichen Liedern und Texten wieder. Das finde
ich super. Musik soll bewegen, Musik soll Emotionen
hervorholen.
Mit dem Video zu „Ihr da oben“ habt ihr sicher vielen Leuten
geholfen, mit dem Verlust von geliebten Menschen umzugehen.
Ja, aber es ist für uns noch immer schwierig, dieses Lied
zu spielen. Wenn wir das Publikum in den ersten Reihen
ansehen oder bei großen Konzerten, wenn rechts und
links auf den Leinwänden die Fotos von den Leuten
liefen, das ist für uns immer schwierig. Da können wir
nicht ins Publikum schauen. Sonst gehen die Schleusen
auf und man fängt selbst an zu weinen.
Bei welcher Band würdet ihr selber noch gerne als Support
spielen?
Ganz klar Bruce Springsteen. Das geht einmal quer durch
die Band durch.
Sammy sagt in einem Interview, „Schwer verliebter Hooligan“
ist einer der wenigen lustigen Songs auf „Puro Amor“. Wie
wichtig ist Humor in eurer Band?
Humor ist immer wichtig. Wir haben so viele
Insiderwitze, die würde von außen niemand verstehen.
Das gehört irgendwie dazu. Daran erkennt man, ob eine
Freundesgruppe oder eine Band sich versteht. Ob man
auf einer Wellenlänge ist und den gleichen Humor teilt.
Ob man überhaupt Gefühle wie Traurigkeit und Wut teilt.
Das macht eine gute Gruppe aus.
Was bedeutet für Dich Punk?
Das Lebensgefühl. Wir machen tatsächlich noch immer
viel selbst, also gehört DIY sicher dazu. Sicher, ich habe
einen Iro, aber ich mache das nicht am Iro fest, dass
ich ein Punk bin. Das kannst du mit langen Haaren,
das kannst du mit Glatze sein, das ist ganz egal. Das
sind meine Wurzeln, das ist die Musik, die mich geprägt
hat. Das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich würde
niemanden, der von sich sagt, dass er ein Punk ist, das
aberkennen wollen.
Welche Verbindung habt ihr zu Fußball?
Ich habe eine Dauerkarte bei Fortuna Düsseldorf, gehe
gerne auf den Stehplatz. Ines interessiert sich noch ein
wenig für Fußball, der Rest hat damit nicht viel am Hut.
Der Song „Paul der Hooligan“ stammt noch aus einer Zeit,
in der Sammy und Andi auch noch ins Stadion gegangen
sind. Das war aber mehr aus dem Grund, weil die Gruppe,
mit der sie unterwegs waren, auch ins Stadion ging.
Ihr steht seit fast 30 Jahren auf der Bühne, spielt inzwischen
in großen Stadien und Festivals, eure Alben landen an der
Spitze der Charts. Was habt ihr noch für Ziele? Wohin soll die
Reise für dich persönlich noch gehen?
Wir haben früher immer von der imaginären To-do-
Liste gesprochen. Diese unsere Wunschliste haben wir
schon ganz gut abgearbeitet. Ich würde mir einfach wünschen,
dass es immer weitergeht. Dass nicht irgendwann
Schluss ist. Dass ich das, was ich jetzt mache, noch zehn,
fünfzehn, zwanzig Jahre weitermachen kann. Dann bin
ich unendlich glücklich.
www.broilers.de
Christian Orou
29
Richtig, richtig-Schwarz-Strom
Nichts
für Warmduscher:innen
Death Metal-Spezialist Mario „Ragnar“ Glöckl widmet sich einmal mehr seinem Lieblingsthema
und taucht mit Stark!Strom ein in eine Welt, in der der Kommerz nur sehr am Rande zu
Tragen kommt, dafür weit mehr die Begeisterung, die diese finstere Genre-Nische in mehr
oder minder grellen Farben auszuleuchten versucht.
© Band
Monument of Misanthropy
Auch diese Band hat mein dunkles Herz erobert, Georg Wilfinger ist der Sänger dieser
brutalen Technical Death Metal Band, die gerade auf ihrer Serial Roadkill UK 2022“
Tour unterwegs ist.
Auf Facebook ist er auch mit seinem Künstlernamen „George Misanthrope“ zu finden.
Georg schreit nicht nur bei „Monument“, sondern auch noch bei „Disfigured Divinity“
und „Raising the Veil“. Beide Bands spielen Death Metal vom Feinsten.
2021 erschien die zweite CD von „Monument“, die den Namen des wohl bekanntesten
österreichischen Serienmörders trägt: „Unterweger“.
Sehr geiler technischer Death Metal wird hier geboten. Ursprünglich war Romain Goulon
(Necrophagist) am Schlagzeug tätig, das lässt darauf schließen, dass hier durchaus
auch Ehrgeiz im Spiel war.
Auf dem neuen Album sind Sven und Julien (Aborted/Benighted) als Gastsänger vertreten.
„Monument of Misanthropy“ sind eine wirklich exzellente Band aus Österreich, die den
Death Metal hier zu Lande auf ein neues Level steigen lässt. „Exceptionally Sadistic“ ist
hier meine Empfehlung.
30
Dieses Mal sehen wir uns die härtere Schiene genauer an, gemeint ist „Technical/Slam
Death“ und auch „Gore Grind“ Bands werde ich hier genauer unter die Lupe nehmen, da
wären zum Beispiel:
Spire of Lazarus
Eine meiner Lieblingsbands aus Wien, eigentlich reicht es schon, wenn ich einfach nur
schreibe: Diese Band ist perfekt!
Technical Death Metal, wie es sein soll, Julius Kössler ist hier die treibende Kraft. Er
ist nicht nur bei dieser Band, sondern auch noch bei „Irityll“ und „Omni Express“ das
Oberhaupt. Unglaublich starke, technisch ausgereifte Gitarrenriffs, der Gesang von Jon,
der aus den USA stammt, lässt keine Wünsche offen. Inspiriert werden die Musiker von
Computerspielen, unter anderem von „Dark Souls“ und „God of War“.
„Spire of Lazarus“ hatten einen Namenswechsel - ursprünglich fingen sie 2016 unter
dem Namen „Dayum“ an, die Metal-Welt zu erobern. Zwei CDs wurden veröffentlicht,
„Dark Souls“ 2017 und „Ghost of Sparta“ 2019. Hier geht es ordentlich zur Sache, kein
Erbarmen, keine Gnade, Ultrabrutaler Death Metal steht auf der Tagesordnung.
„Ghost of Sparta“ ist hier mein Anspieltipp.
Vaginal Penetration of an Amelus with a Musty Carrot
Besser bekannt unter der Abkürzung VxPxOxAxAxWxAxMxC, diese Band stammt aus Linz
und ist aus der „grausligen“ Welt des Gore Grinds nicht mehr wegzudenken.
Konzerte im Vatikan, Ungarn, Island, Russland, Polen und zahlreichen anderen Ländern
stehen schon fast an der Tagesordnung. Ich selbst durfte vor einigen Jahren die Band
nach Ungarn zu einem Underground-Gore-Grind-Konzert begleiten - mit anschließender
Polizeirazzia, trotzdem war‘s ein wunderschöner, unvergesslicher Abend. Nicht weniger
unvergesslich der Auftritt von Sänger Lukas 2008 bei der Casting Show „Starmania“,
verewigt auf YouTube.
Einige Split- und EPs wurden von der Band bisher veröffentlicht.
„The Daily Shower of a Concentration Camp Prisoner“ ist hier mein Anspieltipp. Hier
kann man nicht ruhig sitzen bleiben, dieser Beat und der abnormale, gottlose Gesang/
Gegrunze laden definitiv zum Tanzen ein.
Der Heilige Vater selbst würde einen Exorzismus bei dieser Band durchführen wollen,
denn es ist die unheiligste Musik, die Österreich je gehört hat. Selbst die Namen der
jeweiligen Bandmitglieder beziehen sich auf Mörder und Serienkiller aus der österreichischen
Kriminalgeschichte.
© Band
Flesh Remains
Hier habe ich einen Leckerbissen für euch.
„Flesh Remains“ aus Niederösterreich, 2019 veröffentlichten sie ihre erste EP „Vitam
Et Mortem“.
Eine junge Band, die sich aber nicht zu verstecken braucht. Tiefe Growls, Blastbeats und
geiler Gitarrensound, alles, was man für richtigen guten Death Metal braucht. Die vier
Jungs wissen, was die Metal-Fans erwarten und genau das liefern sie auch.
Ich kann ruhigen Gewissens die gesamte EP empfehlen - hier ist jeder Song erstklassig.
Vom Anfang bis zum Schluss brachialer Metal - erinnert mich stark an Blood Red Throne.
Ein paar Konzerte haben sie schon hinter sich und ich hoffe, es werden noch mehr
folgen.
Zieht euch diese Band unbedingt rein, hier wird niemand enttäuscht.
Vault
One-Man-Slam-Death aus Wien, so könnte man Vault kurz charakterisieren.
Dieses Projekt existiert erst seit 2021, aber dieser eine Herr namens Louis, der alles in
dieser Band in seiner Hand hat, war dennoch schon sehr fleißig.
Zwei Demosongs, eine Single, eine EP, eine Split-CD und ein Full-Length-Album hat der
22- Jährige schon veröffentlicht. Mein Lieblingslied, das mich gleich fasziniert hat und
das ich sofort in meiner Radiosendung spielen musste: „Mundl“, ein Death Metal-Song,
das extra für Wien geschrieben wurde. „Mei Bier is ned deppat“ - Mundl, ein Wiener
Klassiker mit brutalstem Slam und ein wunderschönes Lied, das beides vereint.
Louis ist auch noch bei den beiden Bands „Teratology“ und „Penectomy“ tätig.
Slam Death ist neben Black Metal mein Lieblingsgenre im Metal Bereich und „Vault“ hat
mich hier gleich überzeugt, wobei doch Zweifel aufkommen, so ein abartiger Gesang
kann einfach nicht menschlich sein!
Das hier ist abgrundtief brutalster, ohrenbetäubender AUSTRIAN DEATH METAL!
Für mehr Austrian Metal besucht meine Instagram Seite „metal_xes“ oder lauscht meiner
Radiosendung bei „laut.fm/4400-ironcity“ jeden Donnerstag/Freitag von 20-21 Uhr.
Meine beiden Sampler Austrian Death/Black Metal, sind bei mir erhältlich.
Meine anderen Berichte über Austrian Black/Death/Female Fronted könnt ihr bei
Soundmagnet.eu in der Rubrik Kolumne durchlesen.
Bis zum nächsten Mal!
Euer Mario „Ragnar“ Glöckl
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Richtig Schwarz-Strom!
© Denise Alexandra Heindl
suizid
Influencer, gö?
Stark!Strom hatte die Ehre,
Niklas, Gründer und Frontmann von Suizid, zu treffen, um
über sein aktuelles Projekt, brennende Kreuze und die
allerletzten Worte zu plaudern. Dabei kam einiges zu Tage
- was genau, könnt ihr hier lesen.
Niklas, wann hast du die Band Suizid
gegründet?
2019 wurden die ersten Grundsteine
gelegt: Es war eigentlich als
Spaßprojekt gedacht. Das heißt,
ich habe es zwar ernst genommen,
aber ich hätte niemals mit Erfolg
gerechnet.
Seit wann ist Musik in deinem Leben
präsent?
Eigentlich eh schon immer, mit vier
Jahren habe ich schon angefangen,
Gitarre zu spielen. Mittlerweile
spiele ich auch Schlagzeug, Bass
und Klavier. In der Jugend begann
ich viel Black Metal zu hören, das
hat mich inspiriert, eigene Lyrics
zu schreiben. Black Metal bot genau
die richtige Atmosphäre, um mich
künstlerisch zu finden und auszudrücken.
Es ist eine Mischung aus
Leidenschaft, Disziplin und Talent.
Wie findet deine Familie die Musik, die
du so machst? Stehen sie mit verkehrten
Kreuzen, die lichterloh brennen in der
ersten Reihe?
Nein, sie hören keinen Black Metal.
Allerdings unterstützen sie mich
einfach bei ALLEM. Es ist nicht so,
dass sie mich verstoßen würden,
selbst wenn ich Schlager Musik produzieren
würde… (lacht, ist sich aber
für eine Sekunde nicht ganz sicher)
Welche Bands haben dich massiv inspiriert?
Es gibt natürlich viele Einflüsse aus
vielen verschieden Genres. Aber in
den düsteren Gefilden möchte ich
definitiv Nocturnal Depression,
Apati und Lifelover erwähnen.
Aekus, Sargeist haben meinen Stil
nachhaltig beeinflusst.
Wo siehst du die größten Herausforderungen
in dem Genre, wenn es ums
Produzieren und Vermarkten geht?
Die größte Herausforderung für
mich war es, aus dieser Dorfband-
Geschichte rauszukommen: Es fängt
natürlich klein an, aber irgendwann
will man ernst genommen werden,
man entwickelt sich weiter und
will neue Höhen erreichen. Für große
Shows gebucht werden. Das ist
nicht so einfach, wenn alle denken
du bist das Klischee einer Dorfband
mit Make-up und Kunstblut.
Aber im Allgemeinen sehe ich
Probleme in diesem Genre, die
ICH persönlich zum Kotzen finde.
Die Leute sind oft viel zu versteift
und denken künstlerisch nicht
„Outside The Box“. Natürlich gehört
zum Black Metal ein gewisser Stil,
logisch. ABER man kann es natürlich
nicht nur auf das reduzieren. Dieses
Streben nach der maximallen Härte
und Düsternis beinhaltet oft eines:
Die Authentizität geht flöten. Alles
schon gehört, alles schon gesehen,
was haben wir gelacht. Dann sollen
sie halt einen Dämon beschwören,
aber der hat dann hoffentlich ein
eigenes Konzept.
Hand aufs Kruzifix, mit wem würdest
du gerne zusammenarbeiten?
Mir fällt sofort Aurora Desease ein,
ich LIEBE die Musik, das wäre eine
echt coole Konstellation. Eine sehr
coole sogar … weißt du, ich habe über
dieses Thema in der Vergangenheit
viel nachgedacht und ich verrate dir
was: Es ist sogar eine gemeinsame
Single mit Aurora Desease geplant!
Versinkst du eigentlich manchmal im
Chaos, weil du ALLES allein machst?
Ja, es ist anstrengend zu schreiben,
zu produzieren, den Social Media
Dreck (er ist offensichtlich ein echter
Influencer) zu machen, aber ich
genieße die Freiheit: Ich habe die
völlige Kontrolle und richte mich
nicht nach Deadlines, sondern nach
Inspiration und der einen oder anderen
Muse.
Was ist die Quintessenz von Suizid, was
hat es mit dem Namen auf sich?
Nun dahinter steht nicht wie vermutet
einfach Selbstmord. Es geht um
diesen giftigen Gefühlscocktail aller
Emotionen, der hinterlassen wird.
Und zwar bei den Hinterbliebenen.
Auch die Überlebenden sterben
in gewisser Weise. Hier geht es um
Trauer, Verantwortung, Schuld,
Menschlichkeit und das Sterben
von Zeit und Mensch. Um eine Art
Ohnmacht, in der man verweilen
muss. Denn jemand anderer
hat eine Entscheidung getroffen,
die ins Ende und darüber hinausführt.
Vielleicht war es auch keine
Entscheidung, sondern eine Flucht.
Es ist eine Art Klang der nachhallt,
auch wenn alles vorbei ist. HIER findet
man Suizid.
Ich dachte nie, dass mein Konzept,
meine Musik erfolgreich werden. Zu
diesem Hintergrund gehört auch,
dass ich unter einer Borderline-
Persönlichkeitsstörung leide und
mit der Musik einen Weg finde,
diese Emotionen zu reflektieren.
Auch kann ich so die Gefühle anderer
reflektieren und auffangen. Ein
schöpferischer Kreislauf.
Wann erscheint euer neues Album?
Es gibt noch kein offizielles Release
Date, dieser wird allerdings von
Black Metal Promotion bekannt gegeben
werden.
Wann kann man euch live bestaunen?
Ab 2023 brennt die Hütte!! Erste
bestätigte Auftritte werden im
Sommer stattfinden.
Wer sind die restlichen Suizid-
Mitglieder?
Also an der Gitarre haben wir
Raphael und Noah. Die beiden habe
ich in Wien kennen gelernt, online.
Ich hatte eine Kampagne gestartet
und Gitarristen gesucht. Wir nahmen
Kontakt auf und so hat sich die
Band geründet. Olli am Bass, Max am
Schlagzeug. Ich arbeite mit Max übrigens
schon seit Jahren zusammen.
Wir sind ein eingespieltes Team.
Ich habe während des Interviews
bemerkt, du bist ein waschechter
Influencer, gö?
Ja und wie. (Niklas Hautfarbe hat
sich irgendwie verändert…). Social
Media nutze ich zwar, um meine
Band zu promoten, aber das Prinzip
dahinter taugt mir nicht, auch wenn
ich es nutzen muss. Aber eigentlich
verabscheue ich diese Art der
Darbietung, unsere Zeit funktioniert
allerdings so. Was mich auch
anpisst.
Mir ist die Echtheit meiner Musik
wichtiger als die Reichweite und der
Erfolg. Meine Lieder müssen nicht
jedem ins Ohr oder woanders hin
kriechen. Ich freue mich, wenn ich
eine Fan Base habe und Menschen
meine Songs hören, aber was ich
produziere, schreibe und ausdrücke
gehört zu hundert Prozent mir
und das lass ich mir von niemand
nehmen. Beugen darf sich ruhig wer
anderer.
Sonst noch letzte Worte, Niklas?
Chaos ist in jeder Lebenslage vorhanden,
ich habe das in meine
Musik absorbiert. Ich binde mich
künstlerisch nicht. Das ist der
Hintergrund und die Zukunft von
Suizid. Keine Grenzen.
www.facebook.com/suizidband
32 33
Denise
Strom-Ikone
mastic scum
Nackenstützkissen nicht vergessen!
Lange mussten sich Fans von Mastic Scum, den heimischen Garanten für brutalen und technischen Death Metal/Grindcore,
gedulden, endlich melden sie sich zurück - Und das mächtiger denn je! Ihr 6. Studioalbum „ICON“ erscheint am 07. Oktober
bei MDD Records und wie nicht anders zu erwarten, wird von der ersten Sekunde an alles mit roher Gewalt zerlegt!
34
Untätig waren die Brüder Harry und Man Gandler
(Gitarre, Drums), Maggo Wenzel (Vocals) und Wolfgang
Rothbauer bzw. seit 2020 Pati Jay (Bass) die letzten
Jahre durchaus nicht, veröffentlichten sie doch 2017
die 7“ Split Vinyl „DEFY“ und 2019 das „TAPE“ (ja, eine
richtige Oldschool Musikkassette!) in limitierter
Auflage.
Am Material für das neue Album wurde stets gearbeitet,
Harry Gandler, Mastermind und Perfektionist bis
in die Spitzen seiner Dreadlocks, vertiefte sich monatelang
in Cubase und Frequenzen, um den perfekten
Gitarren- und Drumsound zu erlangen. Immerhin war
die Prämisse den Vorgänger-Silberling CTRL zu toppen!
Herausgekommen sind 10 Tracks in brachialer
Manier, technisch ausgefeilt und auf höchstem
Niveau, unverkennbare Gitarrenriffs und gnadenloses
Drums-Geknüppel. Maggos markante Growls,
Samples und Industrial-Einflüsse sorgen für den
typischen Mastic Scum-Style inklusive Gänsehaut.
Die Arbeit über die Bundesländergrenzen hinweg
funktionierte problemlos, die „Dschändler Brothers“
Harry und Man in Wien, Maggo und Pati in Tirol.
Man schickte sich regelmäßig Material und Ideen,
telefonierte viel, so oft wie möglich fuhr man nach
Osten bzw. Westen für Fotosessions oder Videodrehs,
Aufnahmen und Bier trinken.
Aufgenommen wurde in Wien in Harrys Homestudio,
Grindlab Studio, Mix und Mastering ging vertrauensvoll
in die Hände von Mike Kronstorfer, Metalforge Studio.
Der Meister seines Fachs - und langjähriger Freund
der Band - verlieh dem Machtwerk den letzten Schliff
und die gehörige Portion „Wow, straight in your face!“.
Das geniale giger-eske Cover-Artwork und die Songtitel
lassen ganz richtig vermuten, was die Tracks vermitteln.
„Slavebreed“, „Digital Dementia“, Create and
Destroy“, „Virtual Irreality“, um nur ein paar zu nennen,
bezeichnen eindeutig düstere Endzeitstimmung,
Dystopie, Mensch gegen Maschine, überrollt vom technischen
Fortschritt, Sklave der Gesellschaft, der ewige
(aussichtslose?) Kampf Gut gegen Böse.
Fans dürfen schon jetzt den dunklen Herbstmonaten
entgegenfiebern, bei den Release-Shows in Innsbruck,
Linz, Wien, Graz und Salzburg Nackenstützkissen für
den nächsten Tag nicht vergessen!
www.masticscum.com
Sabina
© Sabina Lorenzetto
„ICON“ erscheint am 07. 10.
als CD, auf Vinyl, Digital und als
Limited Edition Boxset
(CD im Digipak + Flaschenöffner
+ Aufnäher + Poster + Aufkleber).
Scum ahead!
Album-Release-Shows:
29.10.2022 WIEN - VIPER ROOM (AT)
12.11.2022 GRAZ - EXPLOSIV (AT)
26.11.2022 SALZBURG - ROCKHOUSE (AT)
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Strom-kreis
BLINDGODS
The Light (Self)
Das Grazer Duo BLINDGODS, bestehend
aus Tom an der Gitarre und Gesang und
Manny am Schlagwerk veröffentlicht im
November sein Debut „The Light“. So viel
zu den notwendigen discographischen
Notizen - viel wichtiger ist, dass hier ein außergewöhnliches Werk
am Start ist. Inhaltlich gibt man sich grundsätzlich kritisch und beweist
Haltung im Hinblick auf etliche gesellschaftlichen Missstände.
Musikalisch sind BLINDGODS durchaus den Reihen der „Core-
Knaben“ zuzurechnen, wo das Alleinstellungsmerkmal aufschlägt,
ist die Fähigkeit, dem eine ordentliche Portion Groove sowie das
nötige Fingerspitzengefühl für eine ansprechende Melodieführung
hinzuzufügen.
Und das macht „The Light“ zu einem echt hörenswerten Stück
Schwermetall aus heimischer Schmiede, das beweist schon der bereits
veröffentlichte Vorgeschmack „World´s Anthem“. Ein beachtliches
Debüt und ein vielversprechendes Signal an die Zukunft dieser
Formation. Da könnten BLINDGODS mit dem nötigen Quäntchen
Glück nicht nur die Riege dieser Reviews anführen. Talent jedenfalls
haben sie allemal, jetzt heißt es dranbleiben!
https://www.facebook.com/Blindgods/
Claudia
EWIGKEIT
Out Of The Woods
(EP, Death To Music Productions)
Die allzweimonatliche Dosis James „Mr.
Fog“ Fogarty: Nach seinem Ausstieg bei
IN THE WOODS ... lässt er den ehemaligen
Kollegen nochmal via einer 3-Track-EP
seiner Band EWIGKEIT musikalische Grüße ausrichten. Der brennende
Hirsch am Cover darf als kleiner Seitenhieb auf das letzte
gemeinsame Album „Cease The Day“ (2018) gesehen werden, musikalisch
schippert James in episch-melodischen Gewässern, wie
man es von ihm gewohnt ist, und hat wieder mal alles im Alleingang
zusammengestoppelt. Das eine oder andere Augenzwinkern in
Richtung Norwegen kann sich aber auch der Soundtüftler aus dem
südenglischen Brighton nicht verkneifen – die drei Songs klingen
immer noch eher nach ITW als nach EWIGKEIT. Ein Übergang, ja,
auch irgendwie ein Abgesang.
www.facebook.com/ewigkeitofficial
Mike
ENSANGUIANTE
Eldritch Anatomy
(Emanzipation Productions)
Ich muss zu Beginn dieser Rezension
auf dem Beichtstuhl Platz nehmen: So
machte ich bis dato eher einen Bogen um
den Death Metal – eigentlich ein kleiner
Schandmoment für mich als Anfangdreißiger, der behauptet,
seit Jahren im Metal unterwegs zu sein. Doch waren es für meine
Ohren eine gewisse Monotonie der Songs, die oft zu rauen
Produktionen wie auch Mixe der gehörten Alben, die mich leicht
davon abhielten, tiefer in dieses Genre einzutauchen. Doch mit
dem Debütalbum der vier Slowenen von ENSANGUIANTE – genannt
„Eldritch Anatomie“ und erschienen am 2. September 2022 via
Emanzipation Productions – sollte sich das Blatt wenden.
Die neun Songs stecken voller Energie, brachialem Riffing, das
mich oftmals mit den Augenbrauen zucken ließ, Einfallsreichtum
und in meinen Ohren verständlichem Gegrowle. Auch – Achtung,
erneut subjektive Laienmeinung – die für das Genre etwas weichere
Produktion und der angenehmere Mix hinterließen bei mir den
Drang, endlich weiter und intensiver auf dieses Gebiet vorzustoßen.
https://www.facebook.com/ensanguinate/
Flo
INFECTED RATS
Wake Up Break Out
(eigenständig veröffentlicht)
Die vier Burgenländer „Infected Ratneck“
(Vocals), „Randy Riot“ (Bass), „Sodomistic
Maniac“ (Guitars) und „Maniac Mike“
(Drums) gründeten die Band im Jahr
2018. Musikalisch lassen sich die Herren am besten als einen Mix
aus Hardcore Punk und Thrash Metal beschreiben. Im Jahr 2021
wurde mit „Suicide World“ bereits eine Demo EP veröffentlicht,
Anfang Februar folgte nun das erste offizielle Album „Wake Up
Break Out“. Erst auf der Frost Cruise Anfang September (Bericht
befindet sich im Magazin) konnte die Band die Neuveröffentlichung
erstmalig anspielen und dabei vollends überzeugen.
Auf „Wake Up Break Out“ findet man kompromisslosen und zugleich
stimmungserheiternden klassischen Hardcore, der zum
Eskalieren animiert. Ein weiteres Lob muss man auch an den
Produzenten Nino Del Carlo, Frontmann der Blackened Metal Punk
Truppe EWIG FROST, aussprechen, der hier einen optimalen Mix für
den genre-spezifischen Sound der Band zusammengebracht hat.
Bereits der Opener „Nuclear War“ macht richtig Bock auf mehr,
und nach dem erstmaligen Hören stellt man fest, dass sich der
rote Faden durch das gesamte Album zieht. Chapeau, das nenne
ich mal einen gelungenen Einstand! Die Vorfreude auf mehr steigt!
www.infectedrats.bandcamp.com/
Philipp G.
JOHNNY AND THE ROTTEN
Here Is Johnny II
(StoneFree)
Am 30. September war es endlich so weit:
Da erblickte das jüngste Werk „Here Is
Johnny II“ der drei im besten Sinn des
Wortes weirden Linzer JOHNNY AND THE
ROTTEN das Licht der Welt. Keine Sekunde zu früh, denn die Welt,
die keine Scheibe ist, braucht diese Scheibe dringend. Hannes
»Johnny« Arnezeder (Gesang, Gitarre), Mario Sanchez (Bass) und
Theodor Finster (Schlagzeug) geben während der insgesamt acht
Tracks keinerlei Ruhe und fetzen punkig und rotzig und auch ein
wenig angefressen durch acht Stationen ihres sehr persönlichen
und überaus sympathischen Wahnsinns. Bei alles Punkigkeit
wissen die Herren aber auch, wo bei ihren Instrumenten vorn und
hinten ist - auch musikalisch lässt man hier nichts anbrennen.
Ein abseitiger Humor darf natürlich nicht fehlen - bitte unbedingt
das Video zu „Henry the Opossum“ sichten, so was Lustiges habe
ich schon lange nicht mehr gesehen. Wer da nicht lachen und mit
der Beutelratte Henry mitbangen kann, hat ein dickes Problem.
Holt euch diese heilsame Portion Schrägheit nach Hause und
alles wird gut.
www.johnnyandtherotten.bandcamp.com
Claudia
LEATHERWOLF
Kill The Hunted
(N.I.L.8 Records /
Rock of Angels Records /
Soulfood Music)
Einfach hat es diese US Metal-Institution
ihren Fans in den letzten Jahren wahrlich
nicht gemacht. Schließlich folgte nach nahezu jeder Meldung,
dass sich endlich wieder etwas tun würde, eine Hiobsbotschaft
hinsichtlich abermals nötiger Umbesetzungen. Aktuell zählt zwar
mit Drummer Dean Roberts nur noch ein „Ur-WOLF“ zum Lineup,
zumindest aber hat man mit Rob Math, Luke Man und dem
langjährigen SCHENKER-Musiker Wayne Findlay die berühmte
„Triple-Axe-Attack“ am Start. Bass-Routinier Barry Sparks und der
weitgehend unbekannte Sänger Keith Adamiak komplettieren die
Band auf ihrem fünften Studio-Langeisen und liefern ebenso die
erwartet professionelle Performance.
Zwar hat Keith ein deutlich raueres Organ als Original-Vokalist
Mike Olivieri, ansonsten aber ist durchaus zu erkennen, dass sich
die Truppe an ihren Frühwerken orientiert hat. Die drückenden
Gitarren geben schließlich Songs wie ‚Hit The Dirt‘, dem Titeltrack
oder auch dem Ohrwurm ‚Medusa‘ den entscheiden Punch, und
besorgen zudem die edel ausgeführte Verknüpfung von knackiger
Härte und feinen Melodien. Bleibt bloß noch abzuwarten, ob diese
Besetzung auch tatsächlich eine Zukunft hat, und vor allem wie
die früheren Kollegen darauf reagieren…
www.leatherwolfmetal.com
Walter
ME ON MONDAY
Far From Over
(SuperLifePromo)
Das vorliegende Debüt „Far From Over“
der Leipziger Pop-Punker ME ON MONDAY
kann sich echt hören lassen. Pop Punk ist
da fast schon zu kurz gegriffen, denn die
Jungs zocken schon mal ordentlich mit viel Geschick und Herzblut.
Die erste Singleauskoppelung „Nothing“ (featuring Flash Forward)
gibt schon mal einen guten Einblick auf das, was einen erwartet,
nämlich eine fette Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten, die von
erwähnten Pop Punk bis in den Metalcore hineinreichen, so zum
Beispiel bei „Hope On“, wo auch ANNISOKAYs Herr Schwarzer eine
Gesangseinlage zum Besten gibt. Mit „Under The Sky“ schlagen ME
ON MONDAY hingegen ganz andere, viel sanftere Töne an, steht
ihnen aber auch gut!
Der Titeltrack selbst steht stilistisch stellvertretend für die gesamte
Scheibe und bietet eine überaus gelungene Werkschau darüber, was
die Jungs können. Und das ist jede Menge, ohne Scheu, über den
musikalischen Tellerrand hinauszublicken. Wir freuen uns über
den gelungenen Einstand und wünschen uns sehr bald mehr von
dieser hoch kreativen Truppe!
www.meonmonday.de
Jay
Laut und finster: stark!strom auf insta!
Instagram/starkstrom_magazin
MERIDIAN
The 4th Dimension
(From The Vaults /
Target Music / SPV)
Aus einem vor über 15 Jahren gegründeten
Spaß-Projekt, dessen einzige Intention es
war, Musik zu machen, die dem Sound
der 80er Jahre huldigt, ist längst ein mehr als ernst zu nehmendes
Unternehmen geworden. Das aus dem dänischen Esbjerg
stammende Quintett rund um den auch als Solo-Künstler aktiven
Gitarristen Martin J. Andersen, stellt das mit seinem bereits vierten
Langeisen (die zusammen mit drei EPs eine durchaus imposante
Diskographie ergeben) einmal mehr unter Beweis.
Wie bereits auf den vorherigen Scheiben geht es der Fünfer zwar
auch klangtechnisch entsprechend „old-schoolig“ und in zumeist
„skandinavischer“ Gangart an, lässt sich dabei jedoch stilistisch
nicht limitieren.
So sind auch auf „The 4th Dimension“ sowohl aus der Melodic
/ Hard Rock-Ecke stammende Tracks (‚Follow Your Heart‘,
‚Dreamers‘) zu vernehmen, wie erneut auch deftige Heavy Rock-
Kracher (‚Warning Shots‘, ‚The Road Back To Hell‘) und jede Menge
Material dazwischen. Nicht zuletzt deshalb seien MERIDIAN einmal
mehr einer Zielgruppe empfohlen, die Granden aus jener Epoche
wie etwa PRETTY MAIDS oder TNT ebenso goutiert, wie zeitgenössische
Melodie-Garanten der Kategorie H.E.A.T. oder ECLIPSE und
NORDIC UNION.
www.meridianband.dk/
Walter
METTERNICH
Oidakalyptus Now
(Tempel Records)
Haha, was für ein Titel! So was musst dich
mal trauen. Aber die Herren METTERNICH
sind ja bekannterweise keinerlei Kinder
von Traurigkeit und weit, weit, ganz weit
weg von den Lebensmaximen des Namensgebers. METTERNICH
verbreiten gekonnt Frohsinn, der ihnen scheinbar leicht aus der
Feder fließt, das Handwerkliche wird dabei trotzdem nicht außer
Acht gelassen, die Produktion ist sauber, aber druckvoll – ja, einen
echten Leitner erkennt man sofort.
Arno Koch war mit von der Produzentenpartie und gemastert
hat Mike Wolff – da kann nichts schiefgehen, tut es auch nicht.
So sind die selbsternannten Strizzis bestens gerüstet, falls die
„Oidakalypse“ doch eintritt oder der Komet kommt, wie von
Altmeister Nestroy heraufbeschworen. Von „Kontrolltermin“
über „Amoi bitte leiwand“ bis zu „Nix zum Verliern“ bleibt das
Niveau konstant auf Dauergrinsen – zurzeit nicht nur gegen die
heraufdräuende Herbstmelancholie ein mehr als probates Mittel!
www.metternich.rocks
Claudia
SILVER PHANTOM
Crimson Cabaret
(UPRSING! Records /
Target Music / SPV)
Eine Spieluhr leitet dieses Album dezent
ein, doch sobald der auf schwerem
Stark!strom auch im sozialen netz
70er Heavy Rock basierende Titelsong so
richtig Fahrt aufnimmt, ist klar, dass es
Facebook/StarkStromMag
36 37
Strom-kreis
hier amtlich zur Sache geht. Daran ändert sich im Laufe der
neun Tracks nichts, auch wenn die ganz im Stile typischer 70er-
Klänge angelegten Kompositionen sehr wohl auch Anleihen bei
zeitgemäßen Bands vernehmen lassen.
Es scheint, als ob der dänische Vierer mit seinem Debütalbum
auch genau das im Schilde führt, denn „Crimson Cabaret“ lässt
mehrfach daran denken, wie es wohl klingen würde, wenn ALICE
COOPER und GHOST gemeinsame Sache machen würden. Dazu
scheint das Quartett rund um den als Cover-Zeichner nicht nur
in der Heimat bekannten Martin Helgren ein Faible für das feine
Melodieverständnis von BLUE ÖYSTER CULT zu pflegen, und ebenso
einen Hang zur Theatralik zu besitzen. Auf etwaiges Make-up oder
dergleichen wurde zwar zumindest für die Promo-Bilder verzichtet,
für Publikumschor-Garanten wie ‚Black Lady‘ oder ‚Circle Of The
Serpent‘ würde sich eine entsprechende Live-Umsetzung aber auf
jeden Fall anbieten.
Sollte man im Auge behalten dieses „Phantom“ - im Ohr hat
man das Songmaterial der Band ohnehin schon nach wenigen
Durchläufen. Coole Sache!
www.silverphantom.dk
Walter
SKID ROW
The Gang‘s All Here
(ear-music, edel)
Mit „The Gang‘s All Here“ melden sich
SKID ROW nach 16 Jahren mit ihrem siebenten
Studioalbum und neuem Sänger
(Erik Grönwall, vormals bei H.E.A.T.) eindrucksvoll
zurück. Die bewährte SKID ROW-Formel 40% Metal, 40%
Punk und 20% Zeitgeist kommt auch auf „TGAH“ zum Einsatz, nur
dass hier die Zeitgeister des Sleaze Rock ihre Wiedergeburt lautstark
im Chorus (u.a. „Resurrected“) verkünden. Produktionstechnisch
halten sich SKID ROW an den Sound Anfang der 90er Jahre.
Grönwall operiert im gleichen Schwingungsbereich wie Sebastian
Bach und fügt sich gut in die Chemie der Band ein, die mit Rachel
Bolan, Dave Sabo und Scotti Hill noch drei Originalmitglieder
mitbringt. „TGAH“ könnte man als Missing Link zwischen „Slave
to the Grind“ (1991) und „Subhuman Race“ (1995) bezeichnen
(gedanklich ca. 1992).
Songwriterisch bewegt man sich auf konstant hohem Niveau.
Hymnisch, mit revolutionärem Sendungsbewusstsein und jugendlicher
Spielfreude. Die Ähnlichkeiten zu so mancher Power
Metal-Gruppe, die Andreas Schöwe vom Metal Hammer schon
1991 (sehr zur Verwunderung seiner Kollegen, aber nicht zu
Unrecht) auf „Slave To The Grind“ festgestellt hat, gelten auch
für die Grundierung von „TGAH“. Zu hören auf „Worlds On Fire“.
Mit „TGAH“ knüpfen SKID ROW an ihre glorreichen Tage Anfang
der 90er an und liefern ein erfrischendes Stück Sleaze Rock
(„When The Lights Come On“, „The Gang‘s All Here“) ohne
Durchhänger ab.
www.skidrow.com
Gino
STATEMENT
Dreams From The Darkest Side
(Mighty Music / Target Music / SPV)
Diese Dänen liefern zwar seit über einer
Dekade bereits konstant lässiges Material,
haben sich jedoch im deutschsprachigen
Raum erst nach einer Tournee im
Vorprogramm von DIAMOND HEAD, und ihrem letzten Album
„Force Of Life“ einigermaßen einen Namen machen können.
Mit Dreher Nummer Vier ist die Truppe logischerweise bestrebt
daran anzuknüpfen, was auf jeden Fall auch realistisch erscheint.
Stilistisch ähnlich variabel wie zuletzt, kredenzt die aus erfahrenen
Recken bestehende Formation einen Mix, der für Fans der traditionellen
Metal-Gangart ebenso ansprechend sein sollte wie für
Anhänger eher zeitgemäßer Hard Rock-Klänge. Das „schwarze“
METALLICA-Album hat hinsichtlich des Grooves zwar immer noch
maßgeblichen Einfluss auf STATEMENT, dennoch kann man der
von Søren Andersen druckvoll produzierten Scheibe anhören, dass
diese Jungs in erster Linie bestrebt sind, ihre eigene Duftmarke
zu hinterlassen.
Das klappt auf Grund der den Tracks in allen Härtegraden implizierten
Hooks ebenso wie durch den markanten Gesang des
offenbar bestgehüteten, verborgenen Gesangstalents Dänemarks
namens Jannick Brochdorf. Bravo!
www.statementband.com
Walter
STEEL INFERNO
Evil Reign
(From The Vaults /
Target Music / SPV)
Vor zehn Jahren fanden sich die aus Polen,
Frankreich und Dänemark stammenden
Musiker zusammen, um von Kopenhagen
aus der Welt mit puristisch angelegtem Heavy Metal die Ehre zu
erweisen. Cover und Titel ihres dritten Albums machen einmal
mehr klar, was bei dieser Band Sache ist. Ebenso aber auch, dass
sich die Herren einen feuchten Kehricht darum kümmern, wieviel
Klischee erlaubt ist.
„Evil Reign“ fügt sich aber nicht nur diesbezüglich in die bisherige
Diskographie ein, der Fünfer agiert erneut ähnlich „international“,
wie es das Line-up selbst ist. So lässt man neben Einflüssen
britischer Speed Metal-Pioniere wie JAGUAR oder RAVEN abermals
auch jede Menge US-typischer Power/Speed-Fragmente (von
OMEN über HELSTAR bis AGENT STEEL) vernehmen. Das klingt
zwar definitiv nicht innovativ, die Mixtur kommt jedoch bei aller
Spielgeschwindigkeit keineswegs hektisch oder gar chaotisch aus
den Boxen, und wurde durch diverse Breaks und Wendungen zu
einem abwechslungsreichen, vor allem aber jederzeit mitreißenden
Spektakel. Yeah!
www.steelinferno.dk
Walter
Kaltenbach
Momente
Kaltenbach ist eine Institution, und was für eine!
Also ist es an der Zeit, die schönsten und auch kuriosesten
Kaltenbach-Momente zu sammeln und euch
zukommen lassen.
Diesmal hat unser Leser Stefan ein Bild geschickt, das
tatsächlich mehr sagt, als viele Worte und zwar, wie
lustig Kaltenbach sein kann!
Strom-Berg
Falls ihr uns an euren besonderen Kaltenbach-Erlebnissen
teilhaben lassen wollt, zögert nicht, uns zu
schreiben und/oder eure Fotos zu schicken:
claudia@starkstrom.live
Betreff: „Kaltenbach-Momente“
© Privat
38
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Unser Mag liegt in vielen Clubs und Stores gratis auf (eine Liste findet ihr unter www.starkstrom.live),
wird euch aber auch gerne ins Haus geschickt (+ Versandspesen), bei Interesse einfach Mail an
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Strom-Schmiede
40
TRÜFFELSCHWEINCHEN of
In den letzten Monaten durfte endlich die heißersehnte „Rückkehr“ von Musik auf die Konzert- und
Festivalbühnen zelebriert werden. Das Thema des Zurückkommens ist aber auch abseits davon ein großes,
selbst in den Untiefen des Undergrounds. Schließlich gibt es momentan so einige Veröffentlichungen zu
beklatschen, mit denen wohl selbst die größten Optimisten nicht mehr gerechnet hätten:
Ein Album von DAMN THE MACHINE
etwa durfte man definitiv nicht mehr erwarten.
Die zu Beginn der 90er vom ehemaligen
MEGADETH-Gitarristen Chris Poland und seinem
Bruder Mark gegründete Truppe brachte
es zwar auf ein umjubeltes, selbstbetiteltes
Erstlingswerk, doch schon bald danach war die
Formation wieder Geschichte. Die Songs für
das bis dato unveröffentlichte zweite Album
„The Last Man“ (Eigenproduktion) haben
zwar mittlerweile nahezu drei Dekaden auf
dem Buckel, der Prog Metal der Band klingt
aber ob des immer wieder ins Jazzige sowie
in die Nähe von PINK FLOYD tendierenden
Gitarrensounds absolut zeitlos und immer
noch faszinierend. Must-have!
https://www.damnthemachine.com/
Auch auf ein drittes Album der kanadischen
Kraftlackeln SWORD dürften wohl nicht
mehr allzu viele gewettet haben. Doch die
seit 2011 wieder aktive Band liefert mit „III“
(Massacre Records / Soulfood) dieser Tage
tatsächlich einen Nachfolger zum 88er-
Dreher „Sweet Dreams“. Der Großteil der
Tracks stammt zwar noch aus jener Zeit, der
von den beiden Hughes-Brüder Rick (V) und
Dan (D) angeführte Vierer hat diese aber neu
aufgenommen, und steht nun damit quasi
‚In Command‘, um dieses ‚Dirty Pig‘ auf uns
loszulassen. Danke, Jungs!
https://www.swordmetalized.com/
Die veröffentlichungstechnische Rückkehr
in die Szene der britischen Thrasher
XENTRIX erfolgte zwar bereits 2019.
Dass sie jedoch mit „Seven Words“ (Listenable
Records) innerhalb so kurzer Zeit auch qualitativ
an ihr unerwartet starkes Comeback „Bury
The Pain“ anschließen können würden, war
nicht zu erwarten. Doch der Vierer aus Preston
hat erneut ausnahmslos kraftstrotzende und
eingängige Brecher im Talon und zudem mit
dem früheren FOURWAYKILL-Gitarristen Jay
Walsh einen Sänger und Frontmann von Klasse
in den Reihen. Sonderapplaus gibt es für das
‚Billion Dollar Babies‘-Cover, das zwar nicht
ganz, aber zumindest annähernd an die Klasse
von ‚Ghost Busters‘ herankommt.
https://www.xentrix.co.uk/
In der Versenkung verschwunden war einige
Zeit auch THAEN RASMUSSEN,
der sich als Gitarrist von VICIOUS RUMORS,
HEATHEN und ANVIL CHORUS einen Namen
machen konnte. Jetzt kredenzt der Haudegen
mit dem nach ihm benannten PROJECT
endlich wieder frischen Stoff. Der mag im
Vergleich zu den erwähnten Referenzen zwar
deutlich sanftmütiger und melodiöser ausgefallen
sein, an Klasse mangelt es den Tracks
des selbstbetitelten TRP-Erstlingswerkes
(No Dust Records) aber keineswegs. Nicht
zuletzt, weil die Gitarre des namensgebenden
Bay Area-Veteranen und die Stimme von Torre
Carstensen (MY VICTIM, WARNING SF) eine
wunderbar harmonische Einheit ergeben.
https://www.facebook.com/TRPTheBand/
Bleiben wir in der Bay: Da es nach dem Tod
von Sänger Donny Hillier vor zwei Jahren lange
Zeit danach aussah, als ob seine Kollegen
die Zeit ihrer Existenz wahrlich nicht unbedingt
vom Glück gesegnete San Francisco-
Legende TRAUMA auflösen würden,
kommt auch deren neuer Dreher „Awakening“
(Massacre Records / Soulfood) einer unerwarteten
Rückkehr gleich. Das gilt ebenso für den
neuen Frontmann der Truppe, Brian Allen. Der
frühere VICIOUS RUMORS- und aktuelle DARK
ARENA-Shouter passt mit seinem immer noch
giftigen, aggressiven Stil verdammt gut zu der
unkaputtbaren Power/Thrash-Melange dieser
Formation. Und jetzt auf nach Europa, meine
Herren, wir warten!
https://www.traumametal.com/
Unweit von Frisco, konkret in San Jose, sind
KILL RITUAL beheimatet. Dass deren
Sound reichlich Bay-Thrash intus hat, ist bekannt.
Nicht jedoch, dass die Truppe rund
um IMAGIKA-Gitarristen Steven D. Rice auf
ihrem neuen Album „Kill Star Black Mark
Dead Hand Pierced Heart“ (Massacre Records
/ Soulfood) den doch ziemlich umständlichen
Titel mit teils fast schon simpler und
unglaublich effizienter und zudem trotz komplexer
Arrangements permanent eingängiger
Kost konterkarieren. Eine Rückkehr zu alten
Tugenden, wenn man so will, denn zwingender
klang dieser Fünfer seit dem schwerst
unterbewerteten 2014er-Edelrundling „The
Eyes Of Medusa“ nicht.
https://killritualmetal.wixsite.com/epkr
Nicht aus der Bay, sondern aus Brügge, stammen
AFTER ALL. Man sagt den Belgiern
jedoch seit jeher eine stilistische Nähe zu diversesten
Metal-Helden aus Kalifornien nach.
Das hat sich auch durch „Eos“ (Metalville)
nicht geändert, sehr wohl aber seit dem letzten
Langeisen „Waves Of Annihilation“ wieder einmal
der Sänger. IRON MASK-Frontmann Mike
Slembrouck feierte auf der 2017er-EP „Restore
To Sanity“ einen gelungenen Einstand und
sorgt nun erstmals auch über Albumdistanz
für einen erheblich Mehranteil von Melodik,
wodurch man der Truppe attestieren kann, ein
Stück weit zum Sound ihrer frühen 00er-Alben
zurückgekehrt zu sein. Yezz!
http://afterallmetal.com/
Nie wirklich weg, aber leider trotzdem nahezu
unter sämtlichen Szene-Radargeräten,
waren bislang die Colorado Prog/Power
Metaller LEVIATHAN. Die seit über 30
Jahren von Multi-Tasker John Ludow angeführte
Truppe hatte seit dem letzten Dreher
überraschenderweise keinen Line-up-Wechsel
zu vermelden und setzt nicht nur deshalb auf
„Mischief Of Malcontent“ (Eigenproduktion)
auf zuletzt Bewährtes. Gut so, auch wenn das
Bandlogo längst erneuert hätte werden müssen.
Der fein ziselierte Prog Metal mit hohem
Anteil an Emotionalität dagegen kommt wie
schon auf den letzten Alben erneut sehr anmutig
aus den Boxen. Als edel ist auch die
Gesangsperformance von Rafael Gazal zu bezeichnen,
der vor allem im SAVATAGE-lastigen
„Rohrschach Test“ brilliert.
https://www.facebook.com/inkpenexor
Die im Vorjahr aufgelegte Demo-Compilation
„The Dark Demo Years“ nicht miteingerechnet,
darf man auch bei den Griechen
DARK NIGHTMARE von einer
Rückkehr sprechen. Schließlich sind seit
dem letzten Studiodreher stolze sechs Jahre
vergangen. Die Wartezeit hat sich für die
Fans der Hellenen jedoch gelohnt, denn
„Beyond The Realms Of Sorrow“ (Steel
Gallery Records) zeigt die aus der Region
Westmakedonien stammende Formation in
Topform. Der durchwegs kraftvoll intonierte,
zugleich ungemein emotionale Epic/Power
Metal mit gelegentlichen Doom- und Prog-
Einsprengseln lässt nicht nur Referenzen
wie DOOMSWORD, MANILLA ROAD oder
WARLORD im Kopfkino aufgeigen, sondern
gar Xena und Hercules vereint in eine
Schlacht ziehen!
https://www.facebook.com/people/
Dark-Nightmare/100063785047056/
Zum Abschluss sei noch ein Blick auf zwei
Formation geworfen, die es bevorzugen, sich
in ihrer Muttersprache zu artikulieren, anstatt
ihre Tracks in englischer Sprache vorzutragen.
Bei den Slowenen VIGILANCE kann
dabei wohl sogar von einer Rückbesinnung
gesprochen werden, denn auf Anglizismen
wird nunmehr vollends verzichtet. Auf ihrer
aktuellen EP „Vigilance“ (Dying Victims
Productions) deutet aber nicht nur der fehlende
Albumtitel auf einen generellen Neustart
der zum Duo geschrumpften Formation hin.
Der gleichermaßen vom traditionellen 70er-
Hard Rock, der NWOBHM sowie von den
Urvätern des Black Metal genährte Sound der
Truppe kommt nunmehr nämlich nicht nur
böswilliger denn je, aber auch unverkennbar
und zudem einigermaßen exotisch aus den
Boxen. Sollte man gehört haben!
https://www.facebook.com/
VigilanceAdelsberg
Auch die aus der schwedischen Provinz
Värmland stammenden WITCH BLADE
setzen auf ihre Muttersprache. Das bereits seit
Demotagen, weshalb die Jungs mit den niedlichen
Namen „Witchlover“, „Witchhunter“ und
„Witchdoctor“ mit ihrem zweiten Longplayer
„Mansken“ (Dying Victims Productions) diesbezüglich
nicht unbedingt überraschen. Sehr
wohl aber mit ihrer ausgefeilten wie ausgewogenen
Melange, der man als Einflussquellen
vorwiegend THIN LIZZY, WISHBONE ASH
und BLUE ÖYSTER CULT anhört, aber auch
frühe NWOBHM-Vertreter sowie die leider
zuletzt eher ins Hintertreffen geratenen
Landsmänner von VOJD.
https://www.facebook.com/witchbladeband
by Walter
© Privat
41
Schwarz!Strom
Ash Ra Tempel
„ Join Inn“ (MG Art/Indigo)
Blassgesichtige Trittbrettfahrer, die mit greller
Genre-Kosmetik tiefe Falten des Authentizitätsdefizits
kaschieren wollen, sollen weiter hohle
Soundhüllen fabrizieren. Eine Antithese in Sachen
stilistischer Pionierarbeit sind Orginale wie Ash Ra
Tempel. „Join Inn“ von 1973 ist eine definitive
Referenz dieser kosmisch-avantgardistisch-erfinderischen
Krautrocklegende, jetzt als erstklassiger
Re-Release auf 180 Gramm-Vinyl erhältlich.
Mindtrips im Prog-Universum.
im Rückschauformat. „Nothing“ von 2002 und
„Koloss“ 10 Jahre später sind Highligts des disruptiven
Tech-Metal, anlässlich ihrer Jubiläen in
zwei Farben erhältlich, jeweils limitiert auf nur 500
Stück weltweit. Kolossale Klangkost.
Queensryche
„Digital Noise Alliance“
(Century Media/Sony)
Ihren Ruf als Leuchtturm in Sachen Metal mit
denkerischer Komponente haben Queensryche
redlich erworben. Die Qualitätsformel wurde konserviert,
jene Band steht immer noch für solide
Fertigung mit Raffinessefaktor. Auch dieses Werk
transportiert hochaufgelöste Tunes, detailkreative
Arrangements und progressive Eleganz. Vinyl
wartet in diversen Farben, eine limitierte Gatefold
Glow In The Dark-Auflage wird Sammler betören.
Ein leuchtendes Zeichen.
Klangkultur für Hörer.
Vinyl only
by Christian Prenger
Soen
„Atlantis“
(Silver Lining/Warner)
Soen beweisen ihre Fertigkeiten als symphonische
Verwandlungskünstler. Für den Konzertfilm
„Atlantis“ veredelt die schwedische Prog-Band 13
ihrer populärsten Tracks mit einem Orchester, das
Resultat bildet jener hochemotionale Soundtrack,
erhältlich auf einer limitierten, geschmackvoll
designten Doppel-LP. Der Inhalt offeriert elegische,
sensitive Breitwand-Epen mit betörender melodischer
Vitalität. Stoppschilder für die ruhelose Welt.
Live on stage
THE HU
09.11.2022 – Wien, Gasometer
STARK!STROM-FEST
25.11.2022 - Szene Wien
ATLANTEAN KODEX & RAVENOUS & CHAOS INSIDE u. a.
HALESTORM &
ALTER BRIDGE & MAMMOTH
28.11.2022 – Wien, Stadthalle
POWERWOLF &
DRAGONFORCE & WARKINGS
17.11.2022 – Wien, Gasometer
Stark!Strom empfiehlt:
www.planet.tt
https://szene.wien
www.stadthalle.com
www.planet.tt
42
Ronnie Foster
„Reboot“ (Blue Note/Universal)
Hier ist die Bedienungsanleitung zur Errichtung
eines schillernden Klanggartens vor deiner
Wohlfühlhaustüre. Gepflanzt werden vitalisierende
Funk-Stauden, swingende Hammond-Groove-
Hecken, smoother Efeu und jazzige Blumenbeete
mit farbiger Pracht. Orgel-Legende Ronnie Forster
feiert ein Comeback mit diesem erdigen Anheizer
und diese exzellent gefertigten LP ist gleichfalls
auf rotem Vinyl erwerbbar. Zieht diese Reboots
an und geht hinaus.
Meshuggah
„Koloss“ (Atomic Fire/Warner)
Retrospektive ist die bessere Perspektive,
wenn als Alternative in den Sichtfenstern
der Mittelmäßigkeit das nächste gehypte
musikalische Leermoment aufpoppt.
Zwei Perlen von Meshuggah belegen
den Sinn gewisser Alben
Ozzy Osbourne
„Patient Number 9“ (Sony)
Sie sind rasch ausgeschwärmt, alle Maschinisten
der Wirklichkeits-Schwärzung und Botschafter von
garstigen Gerüchten. Doch der Prince of Darkness
lässt sie nur in den Spiegel ihrer Jämmerlichkeit
blicken. Dieses Album klingt top, Ozzy singt
großartig und das zuständige Team liefert exquisites
Songwriting. Weitere Bonuspunkte
verschafft neben einer Rot/Schwarz-
Marbled-Version die Auflage
mit Comicbuch. Lasst uns
hier Patienten sein.
The Comet Is Coming
„Hyper-Dimensional Expansion Beam“
(Impulse/Universal)
Alle Insassen kleiner bewusstseinseinengender
Schachteln, die mit erweiterungsabsorbierenden
Schichten ausgelegt sind, könnten nun
ihre Wahrnehmung modifizieren. Dieser Comet
kommt nicht für Pragmatiker und selbstgefällige
Hüter der reine Leere, sondern belebt
mit einer groovigen, psychedelisch verspielten
Sinnesinszenierung die Jazz-Welt. Eine limitierte
transparente Pressung sowie das sphärische Cover
passen zum Credo. Expansiv intensiv.
Special:
Karrierekürbiskollektion
Biologische Bildung in Sachen metallischer Geschichte hat gelehrt,
dass jene Spezies offenbar karrierefördernd wirkt. In den Eighties konnte
diese kürbisdominierte deutsche Band mit einprägsamen Power-Hymnen ihre
eigene charismatische Kategorie erschaffen. Dort pflanzen Helloween seither
global zugkräftige Alben. Interesse wecken dürften deshalb ebenso neu
aufgelegte kolorierte Editionen aus dem Backkatalog wie etwa
„Rabbits Don‘t Come Easy“ oder „The Dark Ride“. Reichhaltige Ernte.
DIE SZENE LEBT
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46
Ja, da habe ich auf dem Cover der letzten Ausgabe
noch Scherze gemacht à la „Mit dem Sensenmann
auf Servus“ und wie schnell das ernst wird, wurde
mir bewusst, als ich erfuhr, dass eine sehr
liebe Freundin am 4. September nach, wie es so
schrecklich heißt, kurzer, schwerer Krankheit
verstorben ist.
Da sie begeisterte Stark!Strom-Leserin der ersten
Stunde war und sich über jedes neue Heft
unglaublich freute, fand ich es richtig, ihr hier
ein letztes Lebewohl zu sagen.
Lizzy Winkler wurde nur 50 Jahre alt, das ist entsetzlich
jung und schwer zu ertragen. Sie war
ein riesiger Maiden-Fan, Ozzy, Priest, aber vor
allem Rage Against The Machine, ihnen galt (fast)
ihr ganzes musikalisches Herz, daher auch die
Überschrift.
Was Lizzy ausmachte, war ihr unerschütterlicher
Gerechtigkeitssinn und die Fähigkeit, in der
jeweiligen Situation immer das Richtige zu sagen,
auf eine unbestechliche Weise goschert zu
sein. Diese Stimme mag verstummt sein, findet
jedoch ihren Nachhall in den Erinnerungen der
Freunde und besonders ihres Lebensgefährten
Wolfi Sched, und in ihrem Sohn David, der mit seinen
10 Jahren schon recht eifrig Schlagzeug spielt,
lebt sie ohnehin weiter.
Als leidenschaftlicher „Ancient Aliens“-Fan,
der sie war, verabschiede ich mich mit:
Gute Reise zu den Sternen, liebe Lizzy!
IMPRESSUM /
Offenlegung gem. Gesetz:
Stark!Strom – das neue
österreichische Rock & Metal Magazin
Medieninhaber:
Stark!Strom, Claudia Jusits,
Baumgasse 50/1/14, 1030 Wien,
claudia@starkstrom.live,
+43 664 510 94 18, ATU 77669346
Herausgeberin: Claudia Jusits
Chefredaktion:
Mike Seidinger & Claudia Jusits
Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits,
Christine Cizek, Walter Scheurer,
Willi Winter, Christian Prenger,
Manfred „wahnfred“ Wadsack, Christian
König, Matej Lastro, Manuel Dauböck,
Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast,
Patrick Meerwald, Anna Otto,
Julian Dürnberger, Sabina Lorenzetto
Gabriel Niederberger, Charles Steiner,
Thomas Hutterer, Stefan Mair, Christian
Orou, Bernhard Weber, Celia Woitas,
Kinga Wölger, Andi Appel
Lektorat: Claudia Jusits
FOTOS: Falls nicht anders angegeben,
handelt es sich um uns zur Verfügung
gestelltes Promotionmaterial der Künstler
und Firmen.
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