Lesenzwert_Ausgabe_2
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Eine prägende Person in Schönenberg<br />
Waldenserführer und Pfarrer Henri Arnaud hat in Ötisheim und der Region viele Spuren hinterlassen<br />
„Lux lucet in tenebris“ - der<br />
Leitspruch der Waldenser kann<br />
während der nach wie vor unsicheren<br />
pandemischen Lage sicher<br />
auch ein Wegweiser für<br />
Menschen sein, die weniger<br />
gläubig sind. Denn übersetzt<br />
bedeuten die Worte aus dem<br />
Johannesevangelium so viel wie<br />
„Das Licht leuchtet in der Finsternis“.<br />
Im September jährt sich<br />
der Todestag von Waldenserführer<br />
Henri Arnaud zum 300.<br />
Mal. Wie dieser Tag begangen<br />
wird, hängt stark davon ab, wie<br />
sich die Corona-Pandemie bis<br />
dahin entwickelt. „An unseren<br />
Veranstaltungen im September<br />
halten wir im Moment noch<br />
fest“, heißt es auf Nachfrage<br />
seitens der Waldenservereinigung,<br />
die ihren Sitz im Ötisheimer<br />
Ortsteil Schönenberg<br />
hat.<br />
Geboren wurde Henri Arnaud<br />
am 15. Juli 1643 in Embrun<br />
(Frankreich). Er starb am 8.<br />
September 1721 in Schönenberg,<br />
wo er auch bestattet wurde.<br />
Sein Grab ist in der nach<br />
ihm benannten Kirche in Schönenberg.<br />
Das Interessante daran:<br />
Die Kirche wurde erst im<br />
späten 19. Jahrhundert gebaut.<br />
Arnaud konnte lebend also nie<br />
einen Fuß in sie setzen. Auch<br />
die Ötisheimer Schule trägt seinen<br />
Namen. Im Wohnhaus des<br />
Waldenserführers in Schönenberg<br />
sind heute das Museum<br />
und die Bibliothek der Deutschen<br />
Waldenservereinigung untergebracht.<br />
Dabei war Schönenberg gar<br />
nicht seine erste Anlaufstelle in<br />
der Region. Henri Arnaud war<br />
zunächst in Dürrmenz, „dem<br />
Hauptplatz zwischen den anderen<br />
Gemeinden“, wie es in einem<br />
Buch von Theo Kiefner heißt.<br />
Dort waren im Mai 1699 etwa<br />
1800 Waldenser untergebracht –<br />
zunächst regelrecht zusammengepfercht,<br />
aber die Platzverhältnisse<br />
wurden zeitnah besser,<br />
schreibt Karl Knöller in seinem<br />
Henri Arnaud hat in der Region viele Spuren hinterlassen.<br />
Foto: Carolin Becker<br />
Buch „Unser Dürrmenz-Mühlacker“.<br />
Die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge<br />
in der Region<br />
wurde möglich, weil, nur zwei<br />
Generationen nach den Schrecken<br />
des 30-jährigen Krieges,<br />
französische Streitmächte immer<br />
wieder in der Region wüteten<br />
und erneut zahllose Todesopfer<br />
forderten. Ganze Landstriche<br />
verödeten. In Ötisheim selbst<br />
sollen beispielsweise nur neun<br />
Bürger überlebt haben. Daher<br />
ermöglichte Herzog Eberhard<br />
Ludwig von Württemberg den<br />
Waldensern, sich in der Region<br />
anzusiedeln.<br />
Die anderen Waldensergemeinden<br />
zu dieser Zeit waren Knittlingen<br />
(Klein- und Großvillars), Perouse<br />
sowie Pinache mit Serres.<br />
Eigentlich wollte Henri Arnaud<br />
wohl im Jahr 1700 in Dürrmenz<br />
bauen und hatte sich auch für<br />
seine Kinder einen weiteren Bauplatz<br />
gesichtert. Den Rohbau<br />
seines Hauses veräußerte er allerdings<br />
wieder, um sich 1702<br />
wenige Kilometer weiter in Schönenberg<br />
niederzulassen. „Um<br />
1710 hatte er in Schönenberg<br />
ein Haus mit einer Scheuer, zwei<br />
Pferden und drei Kühen“, so<br />
Buchautor Theo Kiefner – das<br />
heutige Waldensermuseum. Übrigens<br />
wird nicht nur in Schönenberg<br />
an ihn erinnert, sondern<br />
mit einer Stele und dem Waldenserbrunnen<br />
auch in Dürrmenz.<br />
Dass er weit gereist ist, lässt<br />
sich beispielsweise daran ablesen,<br />
dass in Torre Pellice ebenfalls<br />
ein Denkmal steht. Dort war<br />
er zur Schule gegangen, ehe Arnaud<br />
an den Universitäten Basel,<br />
Genf und Leiden Theologie<br />
studiert hatte.<br />
| 07<br />
Veranstaltungen zum<br />
300. Todestag von<br />
Henri Arnaud<br />
Die Deutsche Waldenservereinigung<br />
hat rund um den 300.<br />
Todestag von Henri Arnaud eigentlich<br />
ein Veranstaltungsjahr<br />
geplant. Aufgrund der Corona-Pandemie<br />
müssen die Verantwortlichen<br />
unter umständen<br />
kurzfristig agieren. Aktuell ist<br />
unter anderem ein Gedenkgottesdienst<br />
geplant. Dieser soll<br />
am Mittwoch 8. September, um<br />
18 Uhr in der Henri-Arnaud-Kirche<br />
in Ötisheim-Schönenberg<br />
stattfinden. Laut Webseite sei<br />
es auch möglich, dass der Gottesdienst<br />
eventuell über das Internet<br />
gestreamt wird. Anschließend<br />
ist ein Empfang mit<br />
Vertretern des öffentlichen Lebens<br />
im Henri-Arnaud-Haus inklusive<br />
der Premiere eines neuen<br />
Waldenserfilms und der Eröffnung<br />
der Sonderausstellung<br />
„Henri-Arnaud“ im Museum<br />
geplant.<br />
Weitere Informationen – auch<br />
zu weiteren Veranstaltungen –<br />
gibt es im Internet unter www.<br />
waldenser.de und www.oetisheim-evangelisch.de<br />
(pm/ram)<br />
Die Wurzeln der Waldenser reichen<br />
übrigens bis ins Mittelalter.<br />
Die Glaubensgemeinschaft zählt<br />
sich zu den Protestanten und<br />
gehört heute zu den calvinistisch-reformierten<br />
Kirchen Europas.<br />
Das Waldensertum war von<br />
Anfang an eine religiöse Bewegung,<br />
der das Evangelium wichtig<br />
war. „Gottes Liebe zu den<br />
Menschen wollten sie mit Wort<br />
und Tat bezeugen“, heißt es auf<br />
der Webseite der Deutschen<br />
Waldenservereinigung. Und weiter:<br />
„Bis heute sind für alle Waldenser<br />
zwei Dinge von höchster<br />
Bedeutung: die persönliche Verantwortung<br />
für die Gemeinschaft<br />
– und Religionsfreiheit.“<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
gibt es zum Beispiel auf der<br />
Internetseite der Deutschen Waldenservereinigung<br />
www.waldenser.org.<br />
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