Geschäftsbericht 2020
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Im Gespräch mit Martin Banaszak, Finanzdirektor<br />
21<br />
«Wir müssen die Zukunft<br />
des Spitals sichern»<br />
Hunderte ausgefallene Operationen, über eine<br />
Million zusätzliche Kosten durch die Corona-<br />
Massnahmen, fehlende Kompensationszahlungen<br />
und ein geplanter Ersatzneubau: Für Finanzdirektor<br />
Martin Banaszak brachte das<br />
Corona-Jahr eine finanzielle Herausforderung<br />
nach der anderen.<br />
Wenn Martin Banaszak das Jahr <strong>2020</strong> Revue passieren<br />
lässt, treten ihm immer noch die Sorgenfalten auf<br />
die Stirn. Während die Ärztinnen, Ärzte und Pflegenden<br />
tatkräftig gegen Covid-19 kämpften, musste er die<br />
finanziellen Auswirkungen der Pandemie managen. Er<br />
war aber auch persönlich auf der Intensivpflegestation,<br />
um sich vor Ort ein Bild der Situation zu machen, und<br />
sagt: «Ich bin beeindruckt von den Leistungen der<br />
Mitarbeitenden, die teils unter persönlichem Ansteckungsrisiko<br />
hochinfektiöse Patientinnen und Patienten<br />
rund um die Uhr pflegen.» Auch die Bereitschaft der<br />
Mitarbeitenden, auf anderen Stationen auszuhelfen,<br />
sieht er als gutes Zeichen für das Miteinander im Spital.<br />
Ertragsausfälle in Millionenhöhe<br />
Die finanziellen Auswirkungen waren schon kurz nach<br />
Beginn der ersten Welle spürbar. Durch das Operationsverbot<br />
konnten Hunderte von nicht dringlichen<br />
Eingriffen nicht durchgeführt werden. Dadurch entstanden<br />
Ertragsausfälle in Millionenhöhe. Das anschliessende<br />
Gerangel zwischen Bund, Kantonen und<br />
Krankenkassen bezüglich der Frage, wer für die<br />
Verluste aufkommt, erschwerte die Situation noch.<br />
«Als einzelnes Spital sind wir ausgeliefert. Politisches<br />
Gehör verschaffen können sich nur die kantonalen<br />
oder schweizweiten Verbände», sagt Banaszak. Es ist<br />
wichtig, dass das Spital analysiert, ob es sich um<br />
einmalige Aufwendungen aufgrund der Pandemie<br />
handelt oder ob diese strukturell bedingt sind. Einmalige<br />
Kosten, beispielsweise für teure Masken oder die<br />
Testinfrastruktur, lassen sich nicht vermeiden.<br />
Ersatzneubau nötig<br />
Mehr Sorgen als die Ertragsausfälle bereiten dem<br />
Finanzdirektor die strukturellen Probleme. Wenn die<br />
Kosten langfristig mehr steigen als die Erträge, gerät<br />
das Spital in finanzielle Schieflage. Banaszak vergleicht<br />
die aktuelle Lage mit einem Schwimmer, der sich durch<br />
die Strömung vom sicheren Ufer entfernt. Er hat noch<br />
Boden unter den Füssen, muss sich aber mehr anstrengen,<br />
um wieder in sichere Gewässer zu kommen.<br />
Jetzt sei es wichtig, dass alle Mitarbeitenden die<br />
finanziell angespannte Situation verständen und bereit<br />
seien, auch unbequeme Massnahmen zu akzeptieren.<br />
Es müssten spürbare Massnahmen eingeleitet und<br />
konsequent umgesetzt werden, um das Ergebnis<br />
nachhaltig zu verbessern. Ziel ist es, die Zukunft des<br />
Spitals und damit die langfristige Gesundheitsversorgung<br />
des Zürcher Unterlandes zu sichern. Ein wichtiger<br />
Baustein dafür ist der geplante Ersatzneubau – ein<br />
Generationenprojekt für 30 Jahre. Um alle erforderlichen<br />
Bewilligungen für den Weiterbetrieb zu erhalten<br />
und die Patientinnen und Patienten in einer modernen<br />
Infrastruktur mit schlanken Prozessen behandeln zu<br />
können, sei der Ersatzneubau zwingend nötig.<br />
Effiziente Leistungen<br />
Auf den Spagat zwischen einer bestmöglichen Versorgung<br />
und einem wirtschaftlichen Betrieb angesprochen,<br />
fällt Banaszaks Antwort klar aus: «Das Spital<br />
Bülach hat den Auftrag, die gesundheitliche Grundversorgung<br />
der Bevölkerung im Zürcher Unterland<br />
sicherzustellen. Die Behandlungen, die das Spital<br />
durchführt, müssen für die Patientinnen und Patienten<br />
wirksam und zweckmässig sein. Gleichzeitig müssen<br />
sie wirtschaftlich erbracht werden, weil das Spital sich<br />
aus eigener Kraft finanzieren muss».<br />
Wie wichtig die Wirtschaftlichkeit ist, geht aus den<br />
neuen Anforderungen der Gesundheitsdirektion für die<br />
Leistungsvergabe 2023 hervor. Neben bereits bestehenden<br />
Kriterien werden die Anforderungen an die<br />
Spitäler deutlich verschäft, insbesondere was die<br />
Wirtschaftlichkeit betrifft.