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sporting RADius Sommer 2021

sporting hamburg Sonderheft

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Nachwuchs auf Rädern<br />

© Foto: Leo Diekmann<br />

© Foto: Selma Lantzsch<br />

© Foto: Mario Vonhof<br />

Marla sieht man eher selten stehend und ohne Fahrradhelm - für Euch ausnahmsweise einmal (rechts).<br />

© Foto: Marcus Kaben<br />

„Komplett<br />

leerfahren.“<br />

© Foto: Fabienne Jährig<br />

© Foto: Wolfgang Stärke<br />

Wer im Radsport mitreden will, und es gibt ja von<br />

Sattelhöhen über Socken bis Trainingsstrecken<br />

ex trem viel zu besprechen, wird dann in den nächsten<br />

Jahren Marla kennenlernen.<br />

Marla Sigmund ist der Lichtblick des Hamburger Radsport-Verbands,<br />

so in Sachen Leistungssport. Derweil Leon Rohde Tokio rocken<br />

will, rockt Marla denn vielleicht Paris, denn sie ist gerade erst<br />

18 geworden. Wir sprechen mit ihr zwei Tage später als geplant,<br />

sie war im Trainingslager in Nieder-Österreich gestürzt, fast Gehirnerschütterung,<br />

Marla grinst die irgendwie weg: „Geht schon<br />

wieder.“ Marla ist tough, heißt das. Sie ist im U19-Kader Bahn UND<br />

Straße des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), noch nicht mal<br />

TEAM HAMBURG-Mitglied, obwohl sie wohl könnte. Alex Harms,<br />

aufgepasst, Marla kommt :-).<br />

Marla ist die Tochter von Kathi Sigmund, und die ist Vizepräsidentin<br />

im Verband und Trainerin beim FC St. Pauli. Und wer jetzt denkt,<br />

Marla ist auf dem Rad zur Welt gekommen, ein vergleichbares<br />

Schicksal erleiden ja z. B.<br />

viele Segler*innen, der<br />

fährt auf dem Holzweg,<br />

denn Familie Sigmund<br />

ist gemeinsam beim Radsport<br />

gelandet. „Ich habe<br />

erst mit 14 angefangen“,<br />

sagt sie, „fahre erst seit<br />

vier Jahren.“ Ihre größten<br />

Erfolge in ihren jungen<br />

Radler-Jahren sind aber beachtlich:<br />

EM-Dritte U19 im<br />

Bahnrad-Vierer, Deutsche<br />

Meisterin U17 und 7. Platz<br />

bei einer sehr angesagten<br />

niederländischen Radrundfahrt,<br />

der Watersly<br />

Ladies Challenge, als<br />

Nesthaken sozusagen. Wer<br />

also in Mathe nicht immer<br />

krank war, stellt fest, dass sie nach<br />

nicht mal zwei Jahren Radsport Deutsche<br />

Meisterin wurde. Talent geht/<br />

fährt so. Sie ist zurückhaltend und<br />

relativiert im wahrsten Wortsinne:<br />

„Ich war relativ schnell relativ gut“,<br />

meint sie ernst. „Meine Lehrer*innen<br />

und Schulkamerad*innen haben das,<br />

was ich mache, lange gar nicht als Sport verstanden“, erzählt sie,<br />

„aber ich habe mein Ding durchgezogen.“ „Harte Arbeit“, sagt sie<br />

selbst. Beeindruckend. Dennoch sieht sie entspannt aus. Verbissen<br />

geht anders. „Ich mache keine halben Sachen“, ihr Kiez, ihre Party<br />

am Wochenende: auf dem Rad, ihre Freundinnen und Freunde sind<br />

ihre Trainingsparter*innen. Auf die Schule nimmt sie Rücksicht, die<br />

Schule offensichtlich auch auf sie: „Mein Abi war trotzdem ganz gut,<br />

obwohl ich selten da war.“ Gruß an das Helene-Lange-Gymnasium,<br />

well done. 1,7 der Notendurchschnitt, ein beeindrucktes well done<br />

auch für Marla. Sie startet für die Radsport-Gemeinschaft Hamburg<br />

(RG-Hamburg), ihr Trainer in Hamburg ist Leo Diekmann. „Mich reizt<br />

die Geschwindigkeit“, sagt sie, von Beginn an, was im Grunde ja<br />

die Fähigkeit, sich quälen zu können, impliziert. „Ich kann mich<br />

komplett leerfahren“, sagt sie dann auch. Mit 18.<br />

Was ihr mehr liegt, wollen wir wissen, Straße oder Bahn, denn<br />

man könnte ja denken das schließt sich aus. Tut es aber nicht.<br />

„Beides“, sagt Marla natürlich, weil so unterschiedlich: „Die kurzen<br />

Strecken auf der Bahn tun von Anfang an weh“, sagt sie, „da musst<br />

Du durchballern.“ Sie weiter: „Auf der Straße ist vielmehr Taktik im<br />

Spiel: Windschatten, Sprintstrecken, flach, bergauf, wo überhol ich,<br />

wo nehme ich raus, da wird immer wieder neu gedacht.“ Das ist<br />

alles ihrs, man spürt es mit jeder ihrer Schilderungen. Die Frage<br />

nach Vision erübrigt sich fast, denn sie fährt ja beides, auf der<br />

Bahn könnte es mal olympisch werden, auf der Straße entwickelt<br />

sich sogar gerade eine World Tour für Frauen, „denn die sind im<br />

Radsport im Kommen.“ Da will sie mit einem/ihrem Team dann in<br />

die Weltspitze. Selbstverständlich. In diesem Jahr hat sie in jeder<br />

Disziplin noch Deutsche Meisterschaften vor der Nase (Zeitfahren,<br />

Straße, Bahn, also drei), je nach Abschneiden dann Europameisterschaften<br />

(macht sechs) und ggf. Weltmeisterschaften (wären dann<br />

neun). Schluck. Musst Du „durchballern“, Marla.<br />

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