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sporting RADius Sommer 2021

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Gravelbike<br />

© Foto: Nadine Pohl<br />

Anders<br />

Radfahren<br />

Mal eben von Hamburg nach Berlin und zurück. Unten: Nächtliche Runde um den Bodensee, pünktlich zum Frühstuck zurück.<br />

© Fotos: privat<br />

schneller.“ Denn: „Eine Fahrradgeometrie schreit nach Modifizierungen“,<br />

sagt er, und wir wundern uns. Gebraucht macht sie<br />

günstig, „kein Rad kostet mehr als 1.000 Euro“ sagt er, aber da<br />

steckt auch eine andere Haltung dahinter: „Für mich muss nichts<br />

neu produziert werden“, und er sieht nicht aus wie ein Asket.<br />

Corona hat ihn aber sehr kreativ gemacht, er baut sich im Kopf<br />

seine eigenen Challenges, die entwickeln sich ´ne Zeitlang, und<br />

dann brettert er los.<br />

und Verpflegungsstationen alle 5 km. „Ich habe alle Verschleißteile<br />

dabei, Pausen – am besten nicht.“ Als nächstes will er durch<br />

Deutschland radeln, von Norden nach Süden, 1.000 km. In diversen<br />

Städten, auch ein paar von denen, in denen er schon gelebt hat,<br />

stoppen, wenn´s geht überflüssig – für die Tour nach Berlin und<br />

zurück hat er sich auch nur 4 Min. Schlaf gegönnt, das muss reichen.<br />

Ob jemand ein Freak ist, liegt ja immer im Auge des Betrachters.<br />

Aber was Thorsten Graf so auf seinem Fahrrad<br />

zu Wege/Straße bringt, ist schon sehr speziell.<br />

Er ist Arbeitspädagoge, hat eine tolle<br />

Tochter und eine tolle Frau, mit wahrscheinlich<br />

dickem Fell, die sich entspannt,<br />

weil sie ihn machen lässt, noch mal<br />

umdreht, wenn er um 1 Uhr nachts aufsteht,<br />

um mit dem Rad nach Berlin oder<br />

so zu fahren. Wie fast jede*r fährt er<br />

schon immer Rad, aber vor 10 Jahren<br />

hat er festgestellt, dass er zu viel sitzt.<br />

Er entschied, sich dann nunmehr nur<br />

noch mit dem Fahrrad fortzubewegen,<br />

in Hamburg, denn er ist an diversen<br />

Standorten in unserer schönen Stadt im<br />

Einsatz. Und er liebt es sowieso, in Großstädten<br />

Rad zu fahren. „Auch Hamburg ist eine tolle Fahrradstadt“,<br />

sagt er, und Anjes Tjarks wird es freuen.<br />

Dabei meint Thorsten gar nicht so sehr das wachsende<br />

Radwegenetz, sondern die Urbanität, das<br />

Fließen des Verkehrs, die Gerüche, die Atmo, und<br />

er mittendrin. „Und man ist genauso schnell wie<br />

mit dem Auto.“ Dabei fotografiert er auch noch<br />

– sehr gern und sogar gut, vom Rad aus, auch in<br />

Wien, Barcelona, und das so klasse, dass er Wettbewerbe<br />

gewinnt. Zur Preisverleihung nach Bremen<br />

fährt er mit dem Rad, ist klar. Die Strecke ist er jetzt mit dem<br />

Gravelbike gefahren, für ihn „ein Rennrad mit breiteren Reifen,<br />

ideal bei buckeligen Pisten in hohem Tempo. Ich entscheide,<br />

welches Rad ich nehme, immer entsprechend des Untergrunds“,<br />

erklärt er. Längere Touren fährt er aber mit dem Rennrad, und<br />

länger meint länger. In Summe hat er 8 Räder zuhause: 2 Falträder,<br />

„ich liebe Falträder, die sind nicht zu verachten, sehr praktisch,“<br />

natürlich, 1 Rennrad, 4 Gravelbikes und 1 Tandem. Die Räder haben<br />

einiges gemein. Zum einen sind alle Teile hierfür gebraucht, eBay<br />

lässt grüßen, wirklich alle. Und er baut sie selbstverständlich alle<br />

selbst zusammen. „So kenne ich jedes Detail und weiß, woran es<br />

liegen kann“, wenn´s klappert, sagen wir jetzt mal banal. „In der<br />

Regel modifiziere ich bei meinen Rädern den Antrieb, mache sie<br />

Grenzerfahrungen macht Thorsten öfter. Zum Beispiel: Als Ministerpräsident<br />

Günther die Einreise nach Schleswig-Holstein verboten<br />

hatte, hat Thorsten genau an der Landesgrenze, Innenkante<br />

natürlich korrekterweise, die Stadt umrundet (278,62 km). Oder<br />

er legt sich ein Rechteck auf die Karte von SH und fährt (als man<br />

wieder durfte) innerhalb von 24 Stunden 500 km. Hamburg,<br />

Ostsee, Nordsee, und zurück nach HH. Oder der Super Berlin<br />

Express, in die Hauptstadt und zurück, Nebenstrecken, 747 km<br />

in 33 Stunden. Über die zweieinhalb Stunden Pausen ärgert er<br />

sich fast. Da macht er dann Power Naps, für ein paar Sekunden<br />

(echt), an Haltestellen. Randbemerkung: Nach 350 km ist der<br />

Schaltzug gerissen, 400 km ist er also ohne Gangschaltung gefahren.<br />

„Manchmal kann ich über mich selber lachen“, sagt er<br />

zum Glück. „Ich will wohl testen, wozu ich imstande bin“, erklärt<br />

er, „will mich dabei aber auch um alles selber kümmern.“ Er braucht<br />

keine High-Fly-Events mit Schlafstatt für viel Euro, Finisher-Shirt<br />

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32<br />

Unterwegs an der Ostseeküste.

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