52. Ausgabe
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DER BÄNNJERRÜCKBOTE – Ausgabe 52 – Juni 2021 19
Ein riesengroßes Wasserrad und umherliegende
schwere Mühlsteine mögen dem Besucher imponieren.
In früheren Zeiten nutzten die Menschen
die Wasserkraft, um das Korn zu Mehl zu mahlen
oder aus Baumstämmen Bretter zu sägen. Im
Moosalbtal und Aschbachtal trifft man auf eine Alte
Schmelz. Hier wurde früher mittels Holzkohle
Eisenerz verhüttet.
Des Weiteren lassen sich im Wald auch Spuren
aus der Römerzeit (Großer Berg/Einsiedlerhof,
Heidenfelsen/Kindsbach, Römerwege) entdecken
und auch aus der Keltenzeit (Keltengrab/Rodenbach,
Hünengräber).
Die ältesten historischen Spuren im Wald und
wahre Raritäten sind die Relikte aus der VorGeschichte.
Hier stehen sie noch und meist sogar
noch am ursprünglichen Standort, diese geheimnisumwitterten,
uralten Steinsetzungen aus der
Jungsteinzeit, die sogenannten Menhire.
In und um Kaiserslautern stehen sie in beachtlicher
Anzahl (Bännjerrück, Breitenau, Bann, Mittelbrunn,
Martinshöhe, Otterberg, Mehlingen und
gleich drei oberhalb des Eselsbaches.
Ein Blick auf die Landkarte verrät, dass sich diese
Menhire überwiegend auf den Höhen in westöstlicher
bzw. ab Kaiserslautern nordöstlicher Richtung
befinden. Es ist anzunehmen, dass sie
durch einen Höhenweg miteinander verbunden
Menhir auf dem Bännjerrück
waren, vermutlich einem uralten Salzweg, über
den in früherer Zeit das begehrte Gut aus dem
Lothringischen bis an den Rhein transportiert
wurde. Teil dieses Höhenwegs war auch der
Bännjer Pfad, der, von Bann kommend, über den
Bännjerrück am Menhir vorbei in die Stadt führte.
All diese Steinsetzungen bezeugen, dass auch in
unserer Gegend bereits vor 5000 Jahren Menschen
gelebt und sich über einen längeren Zeitraum
aufgehalten haben. Hausbau, Ackerbau,
Viehzucht, Handwerk, Erfindungen aller Art und
kultisches Brauchtum nahmen in jener Zeit ihren
Anfang. Letzterem dürften die Menhire zugeordnet
werden, denn sie waren für den unmittelbaren
Lebenserhalt nicht zweckdienlich. Gesiedelt haben
die Menschen damals gern am Wasser. Vor
30 Jahren hat man Spuren von typisch jungsteinzeitlichen
Siedlungshäusern am Rittersberg gefunden.
Denkbar, dass sich diese Menschen auf
der Bännjerrückhöhe zum Feiern getroffen haben.
Der Fußweg dürfte knapp eine Stunde betragen
haben und ist auch heute noch nachvollziehbar.
Belohnt wurden sie von einer schönen Aussicht,
die bis nach Eulenbis reicht.
Im Mittelalter haben Jakobspilger auf ihrem Weg
nach Santiago de Compostela in Spanien eher
die Handelsstraße in der Niederung gewählt, die
heutige Kaiserstraße. Einkehren konnten sie in
einer Einsiedelei (Einsiedlerhof).
Wer sich mehr für zeitgenössische Bildhauerkunst
interessiert, dem seien die jüngst entstandenen
Skulpturenwege empfohlen (Rodenbach, SchweinstalStelzenbergOberhammerJohanniskreuz).
Keineswegs aber sollten wir es versäumen, auch
der „Weltachs“ (Richtung Waldleiningen) einen
kurzen Besuch abzustatten. Laut Empfehlung des
bekannten Heimatdichters Paul Münch muss sie
ständig geölt werden.
Diese ausgewählten Wanderziele erheben nicht
den Anspruch auf Vollständigkeit. Wandern kann
man zweifellos auch ohne ein festes Ziel. Wenn
wir uns für einige Stunden im Wald aufhalten,
werden wir spüren, dass der Wald atmet – und
wir mit ihm.
Wenn wir ihn wieder verlassen, werden wir uns
anders fühlen, erholt an Leib und Seele. In Erinnerung
bleiben uns sicherlich auch die schönen
Erlebnisse und die guten Gespräche, die wir unterwegs
miteinander geführt haben.
Text & Fotos: I. Kompa