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33-2021 Aktuell Obwalden

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Das Kurhaus Friedenfels mit riesigem Garten.<br />

als «grobfahrlässige Methode» bezeichnen<br />

müsse. Zudem habe Rammelmeyer seinem<br />

Patienten die Nützlichkeit einer Diätkur «mit<br />

Wort und Schrift dermassen einsuggeriert»,<br />

dass Broger stetsHoffnungschöpfte.<br />

Rammelmeyer hielt entgegen, dass sich<br />

Albert Brogers Gesundheitszustand während<br />

des Kuraufenthalts in Wilen massiv gebessert<br />

habe. Erst danach habe Broger sich<br />

durch eine unvernünftige Lebensweise wieder<br />

selbstins Elend geritten.Zudem, so Rammelmeyer,<br />

sei es unpassend, dass man Ärzte<br />

der Schulmedizin als Experten hinzuziehe,<br />

um den Fall einzuschätzen. Solche Ärzte<br />

stünden der Naturheilkunde feindlich gegenüber<br />

undwürden nicht objektiv urteilen.<br />

Doch sowohl das Obwaldner Kantonsgericht<br />

wie später auch das Obergericht<br />

liessen Rammelmeyers Argumente nicht<br />

gelten und hiessen Brogers Klage gut. Allerdings<br />

seien die geforderten 30 000 Franken<br />

des Guten zu viel. 5000 Franken als Schadensersatz<br />

für Broger müssen reichen, urteilte<br />

das Obergericht. Interessantes Detail:<br />

Brogers Anwalt war kein Geringerer als der<br />

spätereRegierungsrat und Ständerat Walter<br />

Amstalden. Dieser hatte 1908, kurz nach<br />

seinem Studium, als 25-Jähriger eine Anwaltskanzlei<br />

in Sarnen eröffnet.<br />

Otto Rammelmeyer hatte einen Anwalt<br />

aus Luzern engagiert. Und dieser konnte<br />

sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen.<br />

Sein Klient hatte nämlich noch weitere Gerichtsverfahren<br />

am Hals. Neben dem bereits<br />

erwähnten verstorbenen Studenten –erlitt<br />

vermutlich an Tuberkulose, bevor ihm die<br />

Rohkost den Rest gab –musste Rammelmeyer<br />

auch wegen einer Frau namens Anna<br />

Marossy vor Gericht. Diese hatte sich, im<br />

fünften Monat schwanger, zueiner Kur im<br />

«Friedenfels» angemeldet. Auch sie musste<br />

hungern. Als sie hohes Fieber bekam, rief<br />

Rammelmeyer nicht etwa einen Arzt, sondern<br />

beruhigtedie arme Frau mit seiner eigenen<br />

Theorie: Das hohe Fieber sei ein gutes<br />

Zeichen dafür,dass sich der Körper entgifte.<br />

Totgeburt, Spital, Gerichtsfall<br />

Noch während ihres Aufenthalts im «Friedenfels»<br />

brachte Anna Marossy ihr Kind tot<br />

zur Welt und musste danach ins Spital in<br />

Sarnen gebracht werden. Auch sie zog mit<br />

Anwalt Walter Amstalden vorGericht gegen<br />

Rammelmeyerund erhielt Recht. 7000 Franken<br />

musste Rammelmeyer zahlen. Erneut<br />

hatte er sich über ärztliche Anordnungen<br />

hinweggesetzt. Offenbar wäre es ihm zu<br />

diesem Zeitpunkt bereits gerichtlich untersagt<br />

gewesen, weiterhin als «Mediziner»<br />

Ausden Gerichtsakten im Staatsarchiv: Rammelmeyers seltsame «Gastheorie» rund um Rohkost.

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