die kaufmännische schule die kaufmännische schule - vLw Stiftung ...
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Berichte<br />
Das Schulprogramm des Erich-Gutenberg-Berufskollegs<br />
Bünde weist in den<br />
Leitgedanken zur Schulentwicklung das<br />
selbstgesteuerte Lernen im Rahmen von<br />
Lehren und Lernen aus. Durch <strong>die</strong> bildungsgangbezogenenQualitätsprogramme<br />
ist es fest verankert in allen Bildungsgängen.<br />
Dabei ist der Tatsache<br />
Rechnung zu tragen, dass sowohl <strong>die</strong><br />
Lernenden als auch <strong>die</strong> Lehrenden sich in<br />
einem Entwicklungsprozess befinden,<br />
der durch regelmäßige Fortbildungen für<br />
<strong>die</strong> Lehrenden unterstützt wird, um sie in<br />
<strong>die</strong> Lage zu versetzen, den neuen Anforderungen<br />
schülergerecht zu entsprechen.<br />
Ein Element zur Qualitätsentwicklung<br />
und -sicherung ist dabei am Erich-Gutenberg-Berufskolleg<br />
das kollegiale Hospitationskonzept.<br />
3 Kollegiales Hospitationskonzept<br />
Die im Schulprogramm verankerte Zielsetzung,<br />
dass im Rahmen des selbstgesteuerten<br />
Lernens Schülerinnen und<br />
Schüler […] schrittweise in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />
werden, sich selbstständig Lernziele<br />
zu setzen, Inhalt und Zielen angemessene<br />
Techniken und Strategien zu<br />
wählen und sie umzusetzen, ist Ausgangspunkt<br />
für das kollegiale Hospitationskonzept<br />
des Erich-Gutenberg-<br />
Berufskollegs. 3 Nach einer Erprobungsphase<br />
im Schuljahr 2004/2005 hat <strong>die</strong><br />
Schule für das aktuelle Schuljahr ein<br />
Konzept entwickelt, bei dem es primär<br />
um <strong>die</strong> gemeinsame Konzeption von<br />
Unterrichtseinheiten geht, <strong>die</strong> selbstgesteuertes<br />
Lernen ermöglichen.<br />
Für das Hospitationskonzept schließen<br />
sich mindestens zwei oder mehrere Kolleginnen<br />
und Kollegen zu einem Unterrichtsentwicklungsteam<br />
zusammen.<br />
Gemeinsam wird eine Unterrichtseinheit,<br />
eine Unterrichtsreihe oder Lernsituation<br />
geplant, deren Fokus auf der Förderung<br />
selbstgesteuerten Lernens bei den Schülerinnen<br />
und Schülern liegt.<br />
Die Unterrichtseinheit wird z. B. in Parallelklassen<br />
durchgeführt, <strong>die</strong> Kollegen<br />
hospitieren während des Unterrichts<br />
wechselseitig und geben sich anschließend<br />
ein kollegiales Feedback zum<br />
Unterrichtsverlauf bzw. gehen in <strong>die</strong><br />
gemeinsame Reflexion der geplanten<br />
Unterrichtseinheit. Hierbei werden <strong>die</strong><br />
gewünschte Kompetenzförderung der<br />
Schülerinnen und Schüler auf Basis der<br />
gemeinsam geplanten Zielsetzung analysiert,<br />
Verbesserungsmöglichkeiten ge-<br />
plant oder Unterrichtserfolge festgestellt.<br />
Die Unterrichtsentwicklungsteams dokumentieren<br />
<strong>die</strong> gegenseitigen Reflexionsbesuche<br />
mit einem kurzen Bericht über<br />
<strong>die</strong> Inhalte, <strong>die</strong> zeitliche Einbettung in <strong>die</strong><br />
didaktisch-methodische Jahresplanung,<br />
<strong>die</strong> gegenseitigen Besuchstermine, <strong>die</strong><br />
Teilnehmer und <strong>die</strong> Evaluationsergebnisse.<br />
4<br />
Die Referendarinnen und Referendare<br />
des Stu<strong>die</strong>nseminars schließen sich<br />
bestehenden Unterrichtsentwicklungsteams<br />
des EGB an, planen gemeinsam<br />
Unterrichtsreihen, hospitieren im Unterricht<br />
und reflektieren gemeinsam mit den<br />
Kolleginnen und Kollegen. Der Grad der<br />
Einbindung ist dabei abhängig von der<br />
zeitlichen Planung der durchzuführenden<br />
selbstgesteuerten Unterrichtsvorhaben<br />
und umfasst z. B. <strong>die</strong> Entwicklung von<br />
Reflexionsbögen, den Austausch von<br />
Unterrichtsmaterial oder <strong>die</strong> gemeinsame<br />
bzw. abwechselnde Unterrichtsdurchführung.<br />
Anfängliche Vorbehalte der Kolleginnen<br />
und Kollegen bezüglich des „Gebens und<br />
Nehmens“ konnten in der praktischen<br />
Arbeit reduziert bzw. ausgeräumt werden.<br />
Geht es bei den Erfahrungen der<br />
Referendarinnen und Referendare vornehmlich<br />
um das Mitplanen, Mitgestalten<br />
und Miterleben von komplexen selbstgesteuerten<br />
Unterrichtsvorhaben, profitieren<br />
<strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen von der<br />
Vorstellung der didaktisch-methodischen<br />
Ansätze des Modellversuchs segel-bs,<br />
der Lernplattform Moodle und dem wissenschaftlichen<br />
Input der Universität<br />
Paderborn, der durch das Stu<strong>die</strong>nseminar<br />
vermittelt wurde. Schwierigkeiten in<br />
der Kooperation haben sich bezüglich<br />
der räumlichen Entfernung der unterschiedlichen<br />
Ausbildungs<strong>schule</strong>n zum<br />
Erich-Gutenberg-Berufskolleg ergeben,<br />
sodass eine kontinuierliche Teilnahme an<br />
den Unterrichtsvorhaben nicht für alle<br />
Referendarinnen und Referendare möglich<br />
war.<br />
Die Verlegung des Hauptseminars an den<br />
Schulort Bünde bedeutete für <strong>die</strong> Referendarinnen<br />
und Referendare zusätzliche<br />
Termine zum angestammten Seminartag<br />
und hinsichtlich der jetzt im zweiten<br />
Halbjahr der Referendarsausbildung<br />
übernommenen bedarfsdeckenden<br />
Unterrichtsstunden in Einzelfällen einen<br />
erhöhten Organisationsaufwand.<br />
Trotz <strong>die</strong>ser räumlichen und organisatorischen<br />
Hindernisse ist den Ausbildungspartnern<br />
Stu<strong>die</strong>nseminar Bielefeld und<br />
Erich-Gutenberg-Berufskolleg Bünde mit<br />
<strong>die</strong>sem Projekt eine Ausbildungspartnerschaft<br />
gelungen, <strong>die</strong> sich nicht nur auf <strong>die</strong><br />
Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten;<br />
an Kleinigkeiten zeigt sich <strong>die</strong> Natur des Menschen.<br />
Jean-Jacques Rousseau<br />
„Haus-Referendarinnen und -Referendare“<br />
bezieht. Das Berufskolleg wird als<br />
praktischer Ausbildungsort für eine größere<br />
Anzahl an Referendarinnen und<br />
Referendaren erlebt und hier gemachte<br />
Erfahrungen werden im Unterricht bzw. in<br />
<strong>die</strong> Arbeit der Entwicklungsteams in den<br />
eigenen Ausbildungs<strong>schule</strong>n integriert.<br />
Die Begleitung durch <strong>die</strong> Universität<br />
Paderborn soll weiterhin fester Bestandteil<br />
sein, sodass Ausbildung der Referendarinnen<br />
und Referendare in der Bildungsregion<br />
OWL in einer „Dreier“-<br />
Beziehung zwischen Berufskolleg,<br />
Seminar und Universität stattfindet und<br />
damit <strong>die</strong> Rahmenvorgabe zur Lehrerausbildung<br />
deutlich stützt.<br />
4 Weiterer Projektverlauf<br />
im Schuljahr 2005/2006<br />
• März – Nutzung der Lernplattform<br />
MOODLE, Trainingskurse für <strong>die</strong><br />
beteiligten Referendarinnen und Referendare<br />
bzw. <strong>die</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />
des EGB<br />
• Vortrag zum Thema SEGEL durch<br />
Prof. Peter F. Sloane und Frau Bernadette<br />
Dilger, Universität Paderborn,<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik:<br />
Selbstreguliertes Lernen an Berufskollegs<br />
• April – Input des Seminars: Umsetzungsbeispiele<br />
für selbstreguliertes<br />
Lernen<br />
• Juni – Reflexion, Evaluation, Dokumentation<br />
der Ergebnisse, Erfahrungsbericht<br />
der Ausbildungspartnerschaft<br />
Gegen Ende des Schuljahres 2005/2006<br />
soll ein erstes Zwischenfazit gezogen<br />
werden, <strong>die</strong> dort erhobenen Erfahrungen<br />
werden an geeigneter Stelle veröffentlicht.<br />
Anmerkungen<br />
1 Vgl. Rahmenvorgabe für den Vorbereitungs<strong>die</strong>nst<br />
in Stu<strong>die</strong>nseminar und Schule NRW, Ministerium<br />
für Jugend und Kinder des Landes NRW 2004.<br />
2 Vgl. Lehren und Lernen für <strong>die</strong> Zukunft, Guter<br />
Unterricht und seine Entwicklung im Projekt<br />
„Selbstständige Schule“, März 2004.<br />
3 Vgl. Schulprogramm des Erich-Gutenberg-<br />
Berufskollegs, Bünde 2005, S. 3.<br />
4 Dubs, R: Qualitätsmanagement in Schule, Soest<br />
2004, S. 160.<br />
Jochen Bödeker, Afra Gongoll,<br />
Dietmar Hampel, Matthias Keiser ❍<br />
38 DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 5/2006