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PROVIEH Magazin 02/2021

respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang Aus dem Inhalt: – „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber – Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung – Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen – Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden

respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang

Aus dem Inhalt:
– „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber
– Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung
– Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen
– Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden

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E A T A B L E S –<br />

Wesen in Federn und Fell<br />

Frau Brühl, Ihr Kunstprojekt<br />

„E A T A B L E S – Wesen in<br />

Federn und Fell“ zeigt Portraits<br />

von Schweinen, Rindern,<br />

Hühnern und anderen<br />

landwirtschaftlich genutzten<br />

Tieren. Was hat Sie dazu bewogen,<br />

„Nutz“tiere als Motive<br />

auszusuchen?<br />

Mit meiner Kunst möchte ich positive<br />

Impulse geben, indem ich Nähe<br />

zu etwas möglich mache und dadurch<br />

eine andere Perspektive<br />

anrege. Ich möchte, dass wir alle<br />

Tiere voller Mitgefühl behandeln<br />

und andere Entscheidungen bei<br />

der Auswahl unserer Lebensmittel<br />

treffen.<br />

Um etwas zu benutzen, kategorisieren<br />

wir es, ordnen es ein und<br />

unter. So ermächtigen wir uns. Mit<br />

dem Begriff „Nutz“tier machen wir<br />

diese faszinierenden Lebewesen<br />

zu Objekten. Wir verdinglichen<br />

sie, nehmen ihnen Lebendigkeit,<br />

die Fähigkeit zu fühlen, Schmerzen<br />

und Freude zu empfinden. Wir<br />

verlieren die Beziehung zu einer<br />

Schöpfung und den Glauben daran,<br />

dass alles miteinander verbunden<br />

ist, sich aufeinander bezieht<br />

und wir auch nur ein kleiner Teil<br />

dessen sind. Das wusste schon<br />

Giordano Bruno, ein angesehener<br />

Gelehrter und Zeitgenosse Galileo<br />

Galileis, der 1.600 als Ketzer<br />

auf Weisung der Kirche verbrannt<br />

wurde, weil er sagte, dass auch<br />

unsere Welt Teil eines riesigen<br />

Universums ist. Der monotheistisch<br />

geprägte Mensch begreift sich als<br />

„Krone der Schöpfung“, von einem<br />

Gott geschaffen, dem wir angeblich<br />

ähnlich sein sollen. Wir vermenschlichen<br />

das Göttliche und<br />

verdinglichen das Lebendige, um<br />

uns zu Herrscher:innen über diesen<br />

Planeten zu machen.<br />

Und dann fragmentieren wir das<br />

Verdinglichte, so dass man dessen<br />

Herkunft nicht mehr erkennt.<br />

Fleisch assoziieren wir nicht mehr<br />

mit Kühen, sondern mit „Steak“.<br />

Man nennt es Rindfleisch und nicht<br />

Kuhfleisch. Eine Kuh ist weiblich,<br />

hat einen Euter, gibt Milch, weil<br />

sie ein Kalb geboren hat. Das radieren<br />

wir einfach aus.<br />

Lebendige „Nutz“tiere haben wir<br />

aus unserem Stadtbild entfernt. Sie<br />

leben im Abseits und kaum noch<br />

ein Städter hat einen Bezug zu ihnen.<br />

Wir kaufen ein Stück Fleisch<br />

aus einem Kühlregal in weißen<br />

Plastikschalen. Wir nennen es Filet,<br />

das klingt kosmetisch-distanziert<br />

und vornehm. Das hat nichts mit<br />

Töten und Schlachten zu tun.<br />

Wie sind Sie auf den Namen<br />

„E A T A B L E S“ gekommen?<br />

Was wollen Siedamit ausdrücken?<br />

Im ersten Moment klingt „E A T A B<br />

L E S“ nett und harmlos, ja niedlich.<br />

Eine anglisierte Mehrzahl. Anglismen<br />

haben die Lässigkeit der Popkultur.<br />

(Nicht zu verwechseln mit<br />

„Edibles“ – Haschgebäck)<br />

Und dann kommt „Wesen in Federn<br />

und Fell“. Langsam dechiffriert<br />

sich da was. In Zusammenhang<br />

mit den großen Zeichnungen<br />

und dem direkten Blick dieser<br />

Gans „Sia“ – verkörpert Verstand, Einsicht<br />

und Weisheit, deren Sitz sich nach<br />

altägyptischer Vorstellung im Herzen<br />

befindet<br />

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