PROVIEH Magazin 02/2021
respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang Aus dem Inhalt: – „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber – Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung – Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen – Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden
respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang
Aus dem Inhalt:
– „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber
– Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung
– Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen
– Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden
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von zwei bis fünf Wochen über<br />
Viehhändler und Kälbermärkte<br />
über weite Strecken bis in ferne<br />
Länder transportiert werden und<br />
mit Billigpreisen die regionalen<br />
Wertschöpfungsketten verlassen,<br />
sind die sogenannten „überschüssigen“<br />
Kälber.<br />
Wertschöpfung durch<br />
Wertschätzung der Kälber<br />
aus ökologischer<br />
Milchproduktion<br />
Die Milch- und Rindfleischproduktion<br />
sind zwei Betriebszweige, die<br />
heute zucht- und haltungsbedingt<br />
voneinander entkoppelt sind und<br />
nur noch selten zusammen auf<br />
einem Betrieb stattfinden. Diese<br />
Spezialisierung ist im Rahmen der<br />
einseitigen Milchproduktion verbunden<br />
mit der Erzeugung „überzähliger“<br />
Kälber. Um Milch geben<br />
zu können, muss die Kuh regelmäßig<br />
ein Kalb gebären. Sowohl die<br />
männlichen Kälber als auch die<br />
überschüssigen weiblichen Kälber<br />
„WertKalb“<br />
von spezialisierten Milchrassen<br />
eignen sich nicht zur Mast. Diese<br />
Kälber haben daher weder einen<br />
betriebswirtschaftlichen Nutzen<br />
noch erfahren sie eine angemessene<br />
ethische Wertschätzung und<br />
sind aus Tierschutzsicht besonders<br />
kritischen Aspekten ausgesetzt:<br />
Beispielsweise die unmittelbare<br />
Trennung von Kuh und Kalb nach<br />
der Geburt, sodann die zunächst<br />
isolierte und häufig defizitäre Aufzucht<br />
der Kälber verbunden mit einer<br />
rationierten, nicht artgemäßen<br />
Eimertränke und der unsägliche<br />
Transport jener Kälber, die nicht<br />
zur Nachzucht der eigenen Milchviehherde<br />
benötigt werden. Vor<br />
allem diese überwiegend männlichen<br />
Kälber, die im Säuglingsalter<br />
Dieses System betrifft die konventionelle<br />
und ökologische Milchproduktion<br />
und wird zunehmend von<br />
Tierschützern, Wissenschaftlern,<br />
Verbrauchern und Landwirten kritisiert.<br />
Durch die hohe und weiterhin<br />
steigende Nachfrage und Erzeugung<br />
von Bio-Milch(-produkten) bei<br />
vergleichsweise geringer Nachfrage<br />
nach Bio-Kalbs- und Bio-Rindfleisch<br />
verschärft sich das Problem<br />
der überzähligen, wertarmen „Problemkälber”.<br />
Denn mehr Bio-Milch<br />
bedeutet, dass mehr Kälber geboren<br />
werden, für die es derzeit keinen<br />
Markt gibt. Die große Mehrheit<br />
der Bio-Milch-Kälber muss vor<br />
diesem Hintergrund derzeit in den<br />
konventionellen Sektor verkauft<br />
werden. Dies ist nicht im Sinne der<br />
ethischen Prinzipien und Werte des<br />
ökologischen Landbaus. Aufgrund<br />
der unter ökologischen Bedingungen<br />
höheren Aufzuchtkosten durch<br />
die vorgeschriebene Fütterung<br />
von kostbarer Bio-Milch, sind die<br />
meisten Bio-Betriebe bestrebt, die<br />
überzähligen Kälber so früh als<br />
möglich zu verkaufen. Auch Bio-<br />
Landwirte selbst sehen dies und<br />
die langen Transportstrecken bis<br />
ins Ausland als großes Problem,<br />
können aber aufgrund der Marktsituation,<br />
des ökonomischen Drucks<br />
und der schlichtweg fehlenden regionalen<br />
Abnehmer kaum alleine<br />
etwas daran ändern. Um an diesen<br />
gewachsenen Strukturen etwas<br />
zu ändern, bedarf es Aufklärung,<br />
vor allem aber Handeln auf allen<br />
Ebenen und von allen Akteuren in<br />
der Wertschöpfungskette, von den<br />
Landwirten über die Märkte bis hin<br />
zum Verbraucher.<br />
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