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PROVIEH Magazin 02/2021

respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang Aus dem Inhalt: – „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber – Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung – Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen – Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden

respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang

Aus dem Inhalt:
– „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber
– Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung
– Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen
– Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden

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Geschwistern eine gute Zeit in<br />

den großen Ställen und auf den<br />

Hofkoppeln der Höfe gehabt, mit<br />

denen wir unsere Aktion gestartet<br />

haben. Sie wiegen in dem Alter<br />

bereits deutlich über 200 Kilogramm<br />

und hatten zeitlebens die<br />

gleichen guten Bedingungen, die<br />

die Demeterhöfe für ihre weibliche<br />

Nachzucht schaffen, mit denen sie<br />

viele Jahre als Milchkuh arbeiten<br />

möchten: weit entfernt also von der<br />

industriellen Kälbermast mit Spaltenböden<br />

und Milchaustauscher.<br />

Noch ist Jungrindfleisch den wenigsten<br />

Menschen ein Begriff. Wir<br />

steigen mit unseren lange gereiften<br />

und weiter veredelten Fleisch-Paketen<br />

aber gleich im Gourmetbereich<br />

ein. Halbe Sachen wollen wir bei<br />

dem Thema nicht machen, weil die<br />

Landwirt:innen im ersten Jahr der<br />

Aufzucht den größten Teil der Aufzuchtkosten<br />

haben. Uns war es ein<br />

großes Anliegen, die Pakete, die<br />

Besserfleisch anbietet, möglichst<br />

durchdacht und ausgereift anzubieten,<br />

um einen Mittelweg zwischen<br />

der langfristig anvisierten<br />

Aufzucht über zwei bis drei Jahre<br />

und dem Verkauf im Alter von zwei<br />

Wochen zu etablieren.<br />

Aktion Bruderkalb: Top<br />

oder Flop?<br />

Als es Anfang Juni daran ging,<br />

einen Newsletter an unseren<br />

Mailverteiler zu schreiben, spürte<br />

ich einen riesigen Druck. Die Leser:innen<br />

sind mit der Geschwisterkalbthematik<br />

vertraut, weil wir<br />

ja schon länger Fleischpakete<br />

von Geschwisterochsen anbieten.<br />

Die „Aktion Bruderkalb“ war aber<br />

für alle etwas Neues. Gleichzeitig<br />

hatte ich im Hinterkopf immer<br />

wieder die Sorge, dass wir für<br />

die Vermarktung der Jungrinder<br />

angegriffen würden, oder – noch<br />

schlimmer – sich niemand für das<br />

Thema interessiert. Das Fleisch der<br />

Jungrinder liegt geschmacklich<br />

zwischen Rindfleisch von ausgewachsenen<br />

Tieren und Rosé-Kalbfleisch.<br />

Es ist also sehr viel zarter<br />

als klassisches Rindfleisch, etwas<br />

magerer und auch etwas dezenter<br />

im Geschmack. Wie würde das<br />

angenommen werden?<br />

Innerhalb weniger Tage war alles<br />

ausverkauft. Über unsere Social-Media-Kanäle<br />

gab es super<br />

Rückmeldungen und der Demeter-<br />

Verband und auch <strong>PROVIEH</strong> und<br />

Weidefunk unterstützen unsere Aktion<br />

mit ihrer Reichweite. Sieben<br />

Geschwisterkälber konnten so auf<br />

den Höfen verbleiben, auf denen<br />

sie geboren wurden und bis zuletzt<br />

die Annehmlichkeiten der Demeter-<br />

Landwirtschaft mit Weide, Hörnern,<br />

artgemäßem Futter und Haltung im<br />

Stall, auskosten. Jedes Tier, dem<br />

wir so die industrielle Kälbermast<br />

ersparen können, ist ein Gewinn.<br />

Mindestens genauso wichtig sind<br />

aber auch die gesammelten Erfahrungen<br />

und die entwickelten Produkte,<br />

die in den nächsten Monaten<br />

unter dem Schlagwort „Hofrind“<br />

aufgearbeitet und anschließend<br />

weitergegeben werden können, so<br />

dass nicht mehr jeder Betrieb, der<br />

etwas anders machen möchte, bei<br />

Null anfangen muss. Die Hoffnung<br />

ist, so eine Entscheidungsgrundlage<br />

zu schaffen und mehr Höfe an<br />

das Thema heranzuführen.<br />

Durch das Vertrauen der Landwirt:innen,<br />

und die Zusammenarbeit<br />

mit einem Koch, einem<br />

Fleischer und nicht zuletzt uns und<br />

den Demeter-Beraterinnen als koordinierende<br />

Elemente konnten wir<br />

ein Projekt auf den Weg bringen,<br />

das hoffentlich dazu führt, mehr<br />

Kälbern den Verbleib auf Biohöfen<br />

zu ermöglichen.<br />

Ingmar Jaschok<br />

TITELTHEMA<br />

INFOBOX<br />

Ingmar Jaschok ist Mitarbeiter<br />

bei „besserfleisch“. Er ist<br />

ein visionärer Landwirt und<br />

schreckt nicht vor Herausforderungen<br />

zurück. Bereits mit<br />

dem „Hofhuhn-Projekt” (PRO-<br />

VIEH-<strong>Magazin</strong> 3/2019) und<br />

jetzt mit der „Aktion Bruderkalb”<br />

schafft er echte Lösungen<br />

für große Probleme in der<br />

Landwirtschaft – mit Erfolg!<br />

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