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PROVIEH Magazin 02/2021

respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang Aus dem Inhalt: – „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber – Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung – Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen – Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden

respektiere leben. 1/2022 – Das Magazin für „Nutz“tierschutz · 52. Jahrgang

Aus dem Inhalt:
– „Aktion Bruderkalb“ – neue Wege für eine Wertschätzung aller Kälber
– Kampagne „Kein Ei mit der 2“: Eine runde Sache – Das Bio-Ei aus der Mobilstallhaltung
– Brustbeinbrüche – das unsichtbare Leiden der Legehennen
– Von freien Rindern und Ohrmarken auf dem Dachboden

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im Ruhen vollbrachte Wiederkäuen<br />

auf der Weide in artgemäßer<br />

Stellung statt, die Futteraufnahme<br />

unterliegt anders als am Futtertisch<br />

keinem Konkurrenzdruck und<br />

verläuft daher stressfrei. Rinder<br />

vollziehen das für ihre Verdauung<br />

und ihren Stoffwechsel ungemein<br />

wichtige Wiederkäuen ruhender<br />

Weise – dafür liegen sie jeden Tag<br />

bis zu zwölf Stunden. Erst bei ausreichend<br />

weicher, großzügiger Liegefläche<br />

kommen sie diesem Wiederkäuen<br />

uneingeschränkt nach.<br />

Kurzum: Der Platz, der weiche<br />

Boden als Liege- und Lauffläche<br />

und das frische, unvergorene Gras<br />

direkt vom Halm tun dem Rind einfach<br />

gut!<br />

Die ökologischen Vorteile<br />

von Weidehaltung<br />

Hinzu kommt, dass die Beweidung<br />

von Dauergrünland ökologisch<br />

sehr wertvoll ist, indem Grünland<br />

Lebensraum für viele unterschiedlichen<br />

Pflanzen, Insekten und Vögel<br />

bietet, große Massen an CO 2<br />

bindet und anders als Ackerland<br />

nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion<br />

steht. Als indirekte<br />

Nahrungsmittelquelle werden<br />

diese ökologisch und klimatechnisch<br />

wertvollen Flächen jedoch<br />

erst durch Wiederkäuer wie Rinder,<br />

Ziegen und Schafe erschließbar.<br />

Und der Clou: Jeder einzelne<br />

Kuhfladen ist auf der Weide ein<br />

Biotop für Insekten und so ein gedeckter<br />

Tisch für Vögel. Heute bekommen<br />

Rinder neben dem ökologisch<br />

minderwertigen gemähten,<br />

vergorenen Gras zusätzlich noch<br />

große Teile an Futtermais, Getreide,<br />

Raps- und Sojaschrot, deren<br />

Anbauflächen auch zur Nahrungsmittelproduktion<br />

nutzbar wären.<br />

Zusammenfassend ist die Weidehaltung<br />

somit für das Tier, für die<br />

Umwelt und das Klima ein großer<br />

Gewinn. Und vielen Menschen gefällt<br />

die Landschaft mit viel Grünland<br />

und weidenden Tieren besser<br />

als ohne, sodass auch der Mensch<br />

durch die Weide als Kulturgut profitiert.<br />

Die Weidehaltung geht<br />

zurück<br />

Trotz dieser vielfältigen Vorteile<br />

geht die Weidehaltung stetig zurück.<br />

Heute darf noch etwa jedes<br />

dritte Rind saisonal auf die Weide.<br />

Der Anteil der Weidehaltung<br />

nimmt jedoch zeitgleich mit dem<br />

Strukturwandel der Landwirtschaft<br />

ab: Je größer die Betriebe, desto<br />

geringer der Weideanteil. Und<br />

weil die Betriebsgrößen derzeit<br />

rasant zunehmen, ist davon auszugehen,<br />

dass auch die Weidehaltung<br />

in den nächsten Jahren stark<br />

zurückgehen wird. Bedeutsame<br />

Gründe für den Rückgang sind<br />

außerdem fehlende politische und<br />

vermarktungstechnische Anreize<br />

und höhere Kosten für die Weidehaltung<br />

vor dem Hintergrund niedriger<br />

Milch- und Fleischpreise, die<br />

Hochleistungszucht von Milch- und<br />

Fleischrindern sowie steigende Bestandsgrößen.<br />

So hat sich die Milch- als auch<br />

TITELTHEMA<br />

Fleischproduktion von Rindern in<br />

den vergangenen Jahren stark verändert.<br />

Beide Nutzungsrichtungen<br />

wurden zunächst auf maximale<br />

Leistungen gezüchtet. Gaben<br />

Milchkühe 1970 durchschnittlich<br />

noch 3.600 Liter im Jahr, sind es<br />

heute im Durchschnitt 8.000 Liter,<br />

mit angestrebten Spitzenleistungen<br />

von weit über 12.000 Litern<br />

im Jahr. Simultan dazu wurden<br />

die Fleischrinder auf sehr hohe<br />

Tageszunahmen gezüchtet, sodass<br />

Mastrinder wie auch Milchkühe<br />

einen sehr hohen und anspruchsvollen<br />

Futter- und Nährstoffbedarf<br />

haben. Das natürliche Grünfutter<br />

auf der Weide kommt bei derart<br />

hohen Leistungen nicht mehr hinterher<br />

und das Zufüttern von energieintensiven<br />

Kraftfutterkomponenten<br />

wird bei den Hochleistungsrindern<br />

zur Notwendigkeit. Hinzu kommt,<br />

dass die Tierbestände immer größer<br />

werden und eine Weidehaltung<br />

von sehr großen Herden auf<br />

der einen Seite sehr große hofnahe<br />

Flächen erfordert und auf der<br />

anderen Seite eine sehr große Herausforderung<br />

ist.<br />

Dem „Strukturwandel“ folgend,<br />

sind heute schon gängige Milch-<br />

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