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Arbeitsheft IK Training China 2014 Graz final-2

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chinesische Zeichen „mianzi“ eigentlich für die Physiognomie des „Gesichtes“. In

Realität ist der Begriff mit psychologischen und soziologischen Ladungen versehen, die

dafür sorgen, dass „mianzi“ für die Reputation einer Person steht, die diese im Leben

in einem gesellschaftlichen Umfeld erworben hat.

Wir sprechen vom „face“ einer Person und meinen damit seine Wahrnehmung

durch andere, deshalb ist „face“ immer auch eine Aussage über Beziehungen

zu anderen und schließt stets auch moralische Aspekte von Verhalten mit ein.

„Face“ ist demnach auch verknüpft mit „guanxi“ (ein chinesischer Ausdruck für

„Beziehungen“), somit durchaus ein aktives Konstrukt.

Hinter diesen sprachlichen Variationen steht die Überlegung, dass Wahrung, Erwerb

und Verlust von „Gesicht“ in Asien – eben wesentlich stärker als in anderen kulturellen

Räumen – für MICH immer auch Folgen für ANDERE hat. Im Klartext: Mein „Gesicht“

wird wesentlich durch meine Kommunikation (Handlungen) mit ANDEREN beeinflusst,

weil ich mit/in meiner Kommunikation immer auch andere betreffe. Im asiatischen

Raum stellen diese „ANDEREN“ eine hoch komplexe Gemeinschaft, die in dieser Form

in anderen Kulturräumen so nicht für mich als Einzelperson bestimmend sind.

Um diese Situation zu verdeutlichen, wollen wir kurz auf die Grundannahmen bei Ting-

Toomey zurück kommen:

1. Das Konzept von „face“ (Gesicht) gilt in kommunikativen Situationen in allen

Kulturräumen.

2. „Face“ ist besonders problematisch in Situationen, in denen es um die

Bewältigung von Unsicherheit geht.

3. Konflikte, verstanden als eine Sonderform von Unsicherheit, verlangen ein

aktives facework management . Dies setzt die Bewusstheit (mindfulness)

um folgende Varianten von „face“ voraus: „self-face concern“, „other-face

concern“ und „mutual face concern“, „negative-face maintenance“ und

„positive-face maintenance“. Summarisch lassen sich das „independent self“

und „interdependend self“ (etwa: das individuelle Selbst und das Selbst

mit/im Anderen) als Kategorien der groben Unterscheidung treffen.

4. Das Konzept von „face“ wird mit der Verwendung von kulturellen

Dimensionen (Hofstede) in Beziehung gesetzt, wobei gilt, dass „facework“ in

starkem Maße von der Individualitäts- oder Gruppenbezogenheit der

Akteure abhängt. Als Funktion dieser Relationierung lassen sich z.B.

unterschiedliche Konflikt-Bewältigungsstile erwarten. Alle Formen der

Äußerung von Kritik, Lob, Annahme oder Zurückweisung von Bewertungen

und Handlungen sind in das Geflecht vom „face“ eingebettet, ein bewusster

Umgang mit dem Konzept erleichtert Ihnen das Leben nicht nur in „face“

bewussten Kulturräumen, Sie werden auch in Ihrem eigenen die

Veränderung Ihrer Wahrnehmung beobachten und langfristig davon

profitieren.

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