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Arbeitsheft IK Training China 2014 Graz final-2

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Die Rolle von Vertrauen in sozialen Beziehungen

Wie gewinne ich das Vertrauen meines Gesprächspartners,

wie gestalte ich den Prozess des Vertrauensaufbaus?

Wie schnell kann ich Vertrauen aufbauen,

von welchen Rahmenfaktoren hängt dies ab?

Fragen, die zum Alltag des Umgangs mit Anderen gehören und sehr häufig nicht

einfach zu beantworten sind. Das trifft ganz besonders auf Kulturräume in Ostasien

(China, Japan, Korea) zu. Aber einige grundlegende Überlegungen, die sich aus der

Anwendung des „asiatischen Dreiecks“ ergeben, führen zu ersten Handlungsoptionen,

die den Vertrauensaufbau unterstützen und sichern können.

Kulturräume, in denen eine sehr deutliche Trennung von Innen/Außen vorliegt,

gleichzeitig ein ausgeprägtes Face-Konzept Anwendung findet und beide Perspektiven

stark von Hierarchien „durchtränkt“ sind, benötigen zeitintensive Rituale zum Aufbau

von Vertrauen. Rituale sind hierbei Handlungen, die über eine gewisse Zeit wiederholt

werden und ganz allmählich eine Plattform für Vertrauen bilden. Solche Rituale sind in

China vor allem mit Geselligkeit bei Essen und Trinken verbunden: Man verbringt

gemeinsam Zeit in angenehmer Atmosphäre, tauscht sich aus und lässt „zwischen

sich“ ein Gefühl von Nähe und gegenseitigem Verstehen entstehen. Hieraus können

sich Vertrauen und Beziehungen entwickeln, die im wechselseitigen Verhältnis

zueinander stehen.

Formen der Vertrauensbildung können auch anders gestaltet sein: wenn Sie keine Zeit

haben, erst durch langwierige Geselligkeitsproduktion Vertrauen aufbauen zu können,

sind Sie auf die Hilfe einer dritten Person angewiesen, die der Person vertraut ist, und

mit der Sie selbst erst noch Vertrauen aufbauen wollen. Sie übernehmen gleichsam

dieses Vertrauen der dritten Person als eigenen Vorschuss, bevor Sie selbst mit der für

Sie wichtigen Person Bekanntschaft machen.

Welche der beiden Optionen Sie auch praktizieren, in jedem Fall gilt:

Vertrauen entsteht nicht über Nacht,

ist außerordentlich stark geprägt durch Emotion,

die sich im Handeln zeigt (Tischsitten, „Prost“-Routinen) und

verlangt viel Pflege.

Pflege, die gelegentlich das uns geläufige Maß an Aufwand deutlich übersteigt und für

viele nur schwer zu akzeptieren ist. Es ist ein zeitintensiver Prozess, der bei Auslandsaufenthalten

dem Zeitbudget für Familie entzogen wird. Das ist für viele Expat-Familien

nicht unproblematisch.

Inwieweit Aufbau und Pflege von Vertrauen auch vom erfolgreichen Handeln in

Beziehungsnetzen abhängt, soll im nachstehenden Teil verdeutlicht werden.

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