29.09.2021 Aufrufe

forward – WU Alumni Magazin 2/2021

Die Ausgabe 2/2022 beschäftigt sich mit Steuern und Gerechtigkeit und damit verbundenen Themen wie dem Gender Pay Gap oder einer fairen Verteilung der Steuerlast. Außerdem gehen Expert/inn/en der Frage nach, was Pandemien kosten und wer die Coronarechnung Österreichs bezahlt. Die WU Wien sucht die Antworten auf die großen Fragen der Zeit und präsentiert die neu ins Leben gerufene WU Foundation zur Exzellenzsteigerung der Lehre und Forschung. Das WU Alumni Magazin forward erscheint zwei Mal pro Jahr. Mehr Infos unter www.wu-alumni.at

Die Ausgabe 2/2022 beschäftigt sich mit Steuern und Gerechtigkeit und damit verbundenen Themen wie dem Gender Pay Gap oder einer fairen Verteilung der Steuerlast.

Außerdem gehen Expert/inn/en der Frage nach, was Pandemien kosten und wer die Coronarechnung Österreichs bezahlt.

Die WU Wien sucht die Antworten auf die großen Fragen der Zeit und präsentiert die neu ins Leben gerufene WU Foundation zur Exzellenzsteigerung der Lehre und Forschung.

Das WU Alumni Magazin forward erscheint zwei Mal pro Jahr. Mehr Infos unter www.wu-alumni.at

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STEUERPOLITIK | TAX POLICY<br />

Verluste der Vorjahre kompensiert und deswegen weniger<br />

Steuern zahlt. Auch Holdinggesellschaften zahlen in der<br />

Regel wenig Steuern, weil ihr Einkommen Dividendenausschüttungen<br />

ihrer Tochtergesellschaften sind <strong>–</strong> und diese<br />

wurden bereits mit der Körperschaftssteuer (KöSt) besteuert.<br />

Auch ist die Bedeutung der KöSt für den Staatshaushalt<br />

gering im Vergleich zur Besteuerung von Arbeit und Umsatz.<br />

Ich glaube, dass Schwarzarbeit und Umsatzsteuer-Karusselle<br />

ein größeres Problem für die Gesellschaft sind.<br />

Wie lässt es sich dennoch künftig verhindern, dass multinationale<br />

Unternehmen und Digitalkonzerne in vielen Ländern<br />

keine Steuern auf ihre Gewinne zahlen?<br />

Kofler: Man braucht hier idealerweise einen internationalen<br />

Konsens. Im Rahmen des BEPS-Projekts (Base Erosion and<br />

Profit Shifting) hat die OECD vor einigen Jahren 15 Aktionspunkte<br />

definiert, um eine aggressive Steuerplanung und<br />

Gewinnverschiebungen zu verhindern. Diese Diskussion hat<br />

sich nun in 2 Richtungen weiterentwickelt: einerseits, ob<br />

Länder einen Gewinnanteil bekommen sollten, die den multinationalen<br />

Konzernen den Konsumenten- oder Nutzermarkt<br />

Welche Auswirkungen wird die von der EU beschlossene länderbezogene<br />

Offenlegungspflicht der Steuern in der Bilanz,<br />

das Country-by-Country-Reporting, haben?<br />

Eberhartinger: Gefordert wird, dass die Konzerne in ihren<br />

Konzernabschlüssen offenlegen, in welchen Ländern sie wie<br />

viel Gewinn und Umsatz machen und wie viel Steuern zahlen.<br />

Es ist noch unklar, wie sich so eine Offenlegung auswirken<br />

wird. Der beabsichtigte Effekt ist, dass die Unternehmen<br />

durch die Transparenz unter Rechtfertigungsdruck kommen.<br />

Und tatsächlich haben Unternehmen oft Sorge wegen eines<br />

Reputationsverlusts. Allerdings ist unklar, ob die Offenlegungspflicht<br />

die Kaufentscheidungen<br />

der Konsumentinnen und<br />

Eine<br />

Mindestbesteuerung<br />

hat durchaus<br />

Vorteile, weil<br />

man damit<br />

Steueroasen<br />

das Wasser<br />

abgräbt.<br />

Konsumenten beeinflussen wird.<br />

An Beispielen wie Starbucks oder<br />

Amazon ist ja zu beobachten,<br />

dass die mediale Diskussion über<br />

die Steuerplanung der Unternehmen,<br />

bis hin zu Boykottaufrufen,<br />

nicht zu einer Umsatzreduktion<br />

geführt hat. Auch die Steuerforschung<br />

hat noch keinen eindeutigen<br />

Reputationsschaden feststellen<br />

können. Auf der anderen Seite<br />

stehen Investoren, die es möglicherweise<br />

befürworten, wenn das<br />

Unternehmen Steuern spart, weil<br />

ihnen dann eine höhere Dividende<br />

bleibt. Ich habe zusammen mit Kolleginnen und Kollegen<br />

eine Studie über Banken gemacht, die schon seit 2013 Country-by-Country-Reporting<br />

veröffentlichen müssen (siehe<br />

„Real Effects of Public Country-by-Country Reporting and<br />

the Firm Structure of European Banks“, in: <strong>WU</strong> International<br />

Taxation Research Paper Series No. 2020-01). Dort zeigen<br />

wir, dass die Banken sich tatsächlich aus Steueroasen<br />

zurückgezogen haben.<br />

Würde auch eine weltweite Mindestbesteuerung, wie von der<br />

OECD und nun auch von US-Präsident Joe Biden vorgeschlagen,<br />

zu einer faireren Besteuerung von Konzernen beitragen?<br />

bereitstellen, und wenn ja, einen wie großen; andererseits,<br />

ob es ein globales Mindeststeuerniveau geben soll. Derzeit<br />

arbeiten fast 140 Staaten im Rahmen des Inclusive Framework<br />

der OECD an diesen Fragen. Interessant ist, dass man den<br />

ursprünglichen Fokus auf digitale Unternehmen weitgehend<br />

aufgegeben hat, weil auch die traditionelle Wirtschaft zunehmend<br />

digitalisiert wird und eine Unterscheidung nicht nur<br />

schwierig, sondern auch verzerrend wäre.<br />

Eberhartinger: Eine Mindestbesteuerung hat durchaus Vorteile,<br />

weil man damit Steueroasen das Wasser abgräbt, aber<br />

auch Nachteile, weil manche Länder, zum Beispiel in Zentralund<br />

Osteuropa, den Steuerwettbewerb nutzen, um Unternehmen<br />

anzuziehen und die Wirtschaft im eigenen Land<br />

zu unterstützen. Auch pönalisiert eine Mindestbesteuerung<br />

einen schlanken Staat. Wieso soll ein Staat gezwungen werden,<br />

mehr Steuer einzuheben, als er braucht? Die USA haben<br />

das Thema durchaus aus protektionistischem Eigeninteresse<br />

aufgegriffen: Biden will den KöSt-Tarif in den USA auf<br />

28 Prozent heben, was hoch und im internationalen Steuerwettbewerb<br />

für US-Unternehmen schädlich ist. Also schlägt<br />

er vor, die anderen Staaten sollen ihre Tarife auch erhöhen.<br />

Und letztlich war der Mindeststeuertarif von 21 Prozent, den<br />

er vorgeschlagen hat, zu hoch; man wird sehen, ob sich die<br />

nun vorgeschlagenen 15 Prozent durchsetzen werden. Manche<br />

Länder, zum Beispiel Indien, haben schon gesagt, sie werden<br />

nicht mitmachen.<br />

25<br />

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