Das ist Ballett! 50 Fragen - 50 Antworten
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WIE KANN TANZ<br />
AUFGEZEICHNET<br />
WERDEN?<br />
Tanz <strong>ist</strong> eine flüchtige Kunst. <strong>Das</strong> gilt für<br />
die Musik gleichermaßen. Dennoch <strong>ist</strong> ihr<br />
etwas gelungen, was der Tanz nie zustande<br />
gebracht hat: eine verbindliche Notation,<br />
die über die Jahrhunderte hinweg eine Choreografie<br />
bewahren und weitergeben könnte.<br />
Viele Choreografien sind daher verloren gegangen,<br />
einige wurden mithilfe des Körpergedächtnisses<br />
der Tänzer an die nachfolgende<br />
Generation weitergegeben. Kate Castle<br />
schreibt, ›› Tanzschrift <strong>ist</strong> nicht weniger als<br />
der Tanz selbst immer dem geschichtlichen<br />
Wandel unterworfen gewesen.‹‹ Es könne<br />
keine über die Jahrhunderte verbindliche<br />
Tanzschrift geben, denn mit einer solchen<br />
könne man nicht den verän derten künstlerischen<br />
Ausdruck abbilden. So bleibe sie<br />
›› immer zeitbedingte Erscheinung‹‹. 15<br />
Doch seit dem Spätmittelalter gibt es<br />
immer wieder Versuche, eine Tanzschrift<br />
zu entwickeln. Um 1470 erscheint das sogenannte<br />
Tanzbüchlein der Margarete von<br />
Österreich in Flandern. Es soll eine Gedächtnisstütze<br />
für die Tänzer bei der Ausführung<br />
der Basses Danses, der Bodentänze, sein.<br />
Doch erst der französische Pries ter Thoinot<br />
Arbeau, der 1589 das Buch Orchésographie<br />
über die Tanzkunst verfasst, gilt als Begründer<br />
der Bewegungsnotierung.<br />
Heute sind vor allem die Laban-Notation<br />
von 1926 und die Benesh-Notation von 1956<br />
feste Begriffe. Die Benesh Movement Notation,<br />
entwickelt vom Ehepaar Joan und<br />
Rudolf Benesh Ende der 1940er Jahre, versteht<br />
sich als ein auf alle Tanz- und Bewegungsarten<br />
übertragbares System, obwohl<br />
sie sich vor allem am klassischen Tanz orientiert.<br />
Sie wird noch heute gelehrt. Benesh<br />
überträgt das 5-Notenlinien-System der<br />
Musik auf die Darstellung des Körpers: Die<br />
oberste Linie entspricht dem Kopf (Scheitel),<br />
die zweite Linie bezeichnet die Schulterlinie,<br />
die dritte die Taille, die vierte die<br />
Knielinie und die fünfte die Bodenlinie, auf<br />
der die Füße platziert werden. Um nun einen<br />
Bewegungsablauf darzustellen, wird Körperstellung<br />
an Körperstellung gereiht und