Das ist Ballett! 50 Fragen - 50 Antworten

WARUM DIESES
WEISSE TUTU?
Eigentlich beruht das weiße Tutu auf einem
Irrtum von Kostümmeistern.
Bis Mitte des 17. Jahrhunderts spielen
ausschließlich Männer Theater und tanzen
Ballett. Ausgehend von einem typischen
klassizistisch-römischen Heroenkostüm,
das einen separaten Schoßteil hat, nehmen
damalige Kostümmeister fälschlicherweise
an, dass der Schoß der oberschenkellangen
Soldatentunika, der unter dem Brustpanzer
hervorschaut, ebenfalls ein separater Rock
sei. Aus dieser Fehlinterpretation entwickelt
sich schließlich das erste Ballettröckchen,
tonnelet (Fässchen) genannt. Das
tonnelet ist ein steifer Tanzrock, der waagerecht
von der Taille absteht und auf diese
Weise Sprünge und Akrobatik ermöglicht.
Auf diese Weise entsteht die bis heute
charakteristische Form.
Das Tutu einer Balletttänzerin aus einem
steifen, gaze-artigen Stoff geht also auf
das höfische Ballettkostüm zurück. Doch
Frauenbeine sind im 17. Jahrhundert erst
einmal tabu, ein tonnelet wird ausschließlich
bei Männern toleriert. Nur im Rahmen
des sogenannten Nymphentanzes dürfen
Frauen in antikisierender Kleidung bei einer
Aufführung am Hof tanzen, sonst haben
sie dort nichts zu suchen. Der von ihnen ge ­
tragene Reifrock (pannier), der den Körper
wie eine Kuppel umspannt, lässt nicht
ein mal die Beinbewegungen erahnen.
1730 tritt jedoch die Tänzerin Marie Camar
go in einem nur bis zum Knöchel reichenden
Rock auf und zeigt ihre Füße: eine
Sensation! Was im Leben noch völlig undenkbar
ist, wird auf der Bühne möglich. Gegen
Ende des 18. Jahrhunderts erlaubt
die mode à la grècque auch endlich leichtere
Ballettkostüme, und man liebt es, nun
Geister und Feen auf dem Theater zu zeigen.
So entsteht die ›› Figur der imma teriell-