Wir haben viel erlebt!« - Senioren-Wohnstift St. Elisabeth
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»<br />
T I T E L T H E M A<br />
Eine Schulklasse<br />
mit 79 Kindern<br />
Meist unterrichtete sie 3. und<br />
4. Jahrgänge. Die Klassen<br />
waren damals sehr groß.<br />
Viele Lehrer waren im Krieg<br />
gefallen oder in Kriegsgefangenschaft.<br />
Außerdem<br />
gab es ein Berufsverbot für<br />
alle Lehrkräfte, die Mitglied<br />
der NSDAP gewesen waren.<br />
Der Frauenanteil unter den<br />
Lehrern war im Gegensatz zu<br />
heute sehr gering. Von 1937<br />
an durften verheiratete Lehrerinnen<br />
den Beruf nicht<br />
ausüben.<br />
So sah sich Dorothea<br />
Schramm nach dem Krieg<br />
einer Klasse von 79 Kindern<br />
gegenüber. Darunter waren<br />
Kinder, die in Frankfurt den<br />
Bombenangriffen entkommen<br />
waren und Flüchtlingskinder.<br />
Das war nicht einfach.<br />
Aber die junge Lehrerin ließ<br />
Ein Lehrer sollte auch<br />
einiges an Wissen <strong>haben</strong>.<br />
Dorothea Schramm<br />
1 2<br />
<strong>«</strong><br />
sich etwas einfallen: »Wenn<br />
es zu unruhig wurde, sang ich<br />
mit den Kindern. Ich begleitete<br />
sie auf der Geige oder<br />
der Ziehharmonika. Ich<br />
erzählte Geschichten, dann<br />
waren sie mucksmäuschenstill<br />
oder ich ging mit ihnen<br />
auf den Schulhof.<strong>«</strong> An<br />
Kreativität fehlte es ihr nie.<br />
Bis vor einigen Jahren zeichnete<br />
sie sehr gerne und erfreute<br />
Freunde und Familie<br />
mit selbst gemalten Geschenken.<br />
Frühere Kollegin im<br />
<strong>Wohnstift</strong> wiedergetroffen<br />
Im <strong>Senioren</strong>-<strong>Wohnstift</strong> <strong>St</strong>.<br />
<strong>Elisabeth</strong> traf Dorothea<br />
Schramm auch eine frühere<br />
Kollegin wieder: Annemarie<br />
Hauptmann, 96 Jahre alt. Sie<br />
arbeitete zwar nur wenige<br />
Jahre im Lehrerberuf, doch<br />
war sie Lehrerin mit Leib und<br />
Seele.<br />
Die gebürtige Schweinfurterin<br />
sollte nach Wunsch ihrer<br />
<strong>St</strong>iefmutter Schneiderin werden.<br />
Nachdenklich sagt Frau<br />
Hauptmann: »Der Mensch<br />
lernt alles, wenn er will, sagte<br />
meine <strong>St</strong>iefmutter. - Aber<br />
wenn er nicht will?<strong>«</strong><br />
Doch ihre Lehrerin erkannte<br />
die Begabung der Schülerin<br />
und unterstützte sie. So<br />
verfolgte sie zielstrebig ihren<br />
großen Wunsch und beendete<br />
1937 ihre Ausbildung an<br />
der Lehrerinnenbildungsanstalt<br />
in Aschaffenburg, die<br />
sich in der Grünewaldstraße<br />
befand.<br />
»Man musste einen Weg<br />
suchen in dieser schwierigen<br />
Zeit. Aber ich habe <strong>viel</strong><br />
gelernt.<strong>«</strong> Mit ihrem zukünfti-<br />
»<br />
Eltern hatten in der Schule<br />
gar nichts zu suchen.<br />
Annemarie Hauptmann<br />
<strong>«</strong><br />
gen Mann Fritz las sie in<br />
Geschichtsbüchern der Vergangenheit<br />
und der NSDAP-<br />
Zeit, die der geltenden politischen<br />
Meinung angepasst<br />
worden waren. Auch im<br />
Unterricht musste man aus<br />
den gegebenen Umständen<br />
das Beste machen.<br />
»Die Kinder wollten ja lernen.<br />
Man musste nur den richtigen<br />
Zugang finden, auch für die,<br />
die sich schwer taten. Der<br />
Rohrstock hing bei mir im<br />
Schrank, weil er da sein<br />
musste, aber benutzt habe<br />
ich ihn nicht.<strong>«</strong> Auch Annemarie<br />
Hauptmann unterrichtete<br />
mehrere Jahrgänge in<br />
einem Klassenzimmer. Da<br />
war der <strong>St</strong>off der Großen für<br />
die jüngeren Schüler oft <strong>viel</strong><br />
interessanter als die eigenen<br />
Aufgaben.<br />
Lebenslanges Lernen<br />
ist wichtig<br />
Was Hänschen nicht lernt,<br />
lernt Hans nimmermehr,<br />
besagt das alte Sprichwort.