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Claudio Micheli:
«Gut überlegen, wohin man geht»
Claudio Micheli ist
eines der grossen
Talente, welche in den
Achtziger-Jahren den
Aufstieg aus dem Engadin
in die Nationalliga
A, zum Meister-Captain
(ZSC Lions) und sogar
in die Nationalmannschaft
schafften.
Heute arbeitet der
51-Jährige in der Nachwuchsorganisation
der ZSC/GCK Lions als
Stufenleiter und Coach von Teams, wie jenem
der U-13 Elite. Er hat damit vertieften Einblick
in die grösste Nachwuchsorganisation des
Landes und weiss, worauf es ankommt. Und er
ist einer von den ehemaligen St.Moritzern, die
heute in grossen Klubs im Nachwuchs- oder
Aktivspielerbereich als Trainer tätig sind.
Immer grösserer Aufwand
Motiviert ist Claudio Micheli trotz vorhandener
Corona-Einschränkungen weiterhin sehr.
Er stellt fest, dass sich der Aufwand stetig
vergrössert, für Trainer, Eltern und die jungen
Spieler. Schule und Sport in Einklang zu bringen,
das fordert. Umsomehr die Trainingsorte
im Grossraum Zürich nicht immer gleich sind.
Mal finden Trainings und Spiele im Heuried, in
Oerlikon, in Küsnacht, oder noch anderen Orten
statt. Dazu kommen die Auswärtspartien.
Er selbst wohnt mit der Familie in Uster. Seine
beiden Söhne spielen auch Eishockey.
Claudio Micheli ist aufgefallen, dass vielen
talentierten Jungen zunehmend «etwas die
Freude fehlt». Der tägliche Druck sei immer
grösser. Und auch die Eltern haben zunehmend
Stress, vor allem mit der Fahrerei zu
Trainings und Spielen.
Aufs freie Eis gehen
Weniger wäre manchmal mehr, hält Claudio
Micheli fest und will dem Verdruss-Trend
entgegenwirken. «Wir müssen wieder Freude
reinbringen». Er ist daher auch ein Verfechter
der Theorie, dass man von seinem kleineren
Ausbildungsklub nicht zu schnell zum
Grossklub wechseln sollte. «Oft gerät man
dann zwischen Stuhl und Bank», zitiert er eine
alte Weisheit. Im Grossklub sei man einer von
vielen Talenten, es sei hart und brauche sehr
viel Willen um sich durchzusetzen. «Und man
muss sich gut überlegen, wohin man geht»,
sagt er noch. Er rät daher jungen talentierten
Spielern, «lieber noch ein Jahr länger im Engadin»
zu bleiben. «Man kann auch zu Hause
mehr machen. Vor allem aufs freie Eis gehen».
Er meint damit, dass man wie viele in früheren
Jahren ohne Teamtraining aufs Eis geht,
schlittschuhläuft und die Freude am Spiel behält.
Etwas, dass man in Grossklubs oft nicht
mehr kann, weil alles durchorganisiert ist.
Stephan Kiener
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