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16 Zum Schluss<br />
6. November 20<strong>21</strong><br />
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Das Einpassen des über 100 Jahre alten Prahms auf den Hänger ist Millimeterarbeit<br />
Fotos: jt<br />
Drei Mann mit vereinten Kräften am Werk<br />
Prahmfähre Gräpel wurde jetzt zur Winterpause an Land gehievt<br />
Auf dem Delft 2-10, 27472 Cuxhaven<br />
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GRÄPEL jt ∙ Puhh - das war<br />
mal wieder ein richtiges<br />
Meisterstück! Aron fuhr den<br />
Trecker und gab die Anweisungen,<br />
Miles korrigierte<br />
die Position der 14 Tonnen<br />
schweren Fähre mit der Führungskette<br />
von Land aus,<br />
Hans brachte die 13,60 Meter<br />
Fähre auf Position. „Wir drei<br />
sind seit Jahren ein eingespieltes<br />
Team“, sagt Aron.<br />
Mit vereinten Kräften, drei<br />
Mann hoch, Aron, Miles und<br />
Hans, wurde Ende Oktober<br />
die historische Prahmfähre<br />
in Gräpel an Land gezogen.<br />
„Wegen Wartungs- und Pflegearbeiten“,<br />
sagt Aron (<strong>21</strong>),<br />
der schon vom vierten Lebensjahr<br />
an dabei ist. „Wenn<br />
man hier aufwächst, hat man<br />
keine andere Wahl“, wirft sein<br />
bester Kumpel Miles (22) mit<br />
einem Augenzwinkern ein,<br />
der ebenfalls von klein auf<br />
mit anpackt. Die beiden Jungs<br />
sind in Gräpel geboren und<br />
aufgewachsen. Aron arbeitet<br />
als Anlagenmechaniker, Miles<br />
als Industriemechaniker.<br />
Ihr handwerkliches Können<br />
zahlt sich aus. Die Deichsel<br />
haben sie für die Aktion extra<br />
auf sieben Meter verlängert.<br />
Sie kommt heute zum ersten<br />
Mal zum Einsatz. Die Oste ist<br />
an dieser Stelle drei bis vier<br />
Meter tief und die Strömung<br />
ist nicht zu unterschätzen.<br />
Beim Reinsetzen und beim<br />
Rausholen ist der richtige<br />
Wasserstand entscheidend.<br />
Normalerweise ziehen wir<br />
die Fähre bei Wasserstillstand<br />
raus. Heute ist die Strömung<br />
so gering, dass es auch außerhalb<br />
der Nipptide geht.<br />
„Da geht es um jeden Millimeter“,<br />
sagt Aron, der auch<br />
als Fährmann im Einsatz ist.<br />
Wir navigieren den Anhänger<br />
mit unserem Hoftrecker<br />
rückwärts ins Wasser rein, bis<br />
man ihn fast nicht mehr sieht.<br />
Dann wird die Fähre so positioniert,<br />
dass sie gerade auf<br />
dem Hänger liegt. Vorsichtig<br />
wird sie die Slipanlage hochgefahren.<br />
Überwintern tut sie<br />
auf dem Fährplatz. Mit Holzbalken<br />
wird sie abgestützt,<br />
damit die Reifen nicht so belastet<br />
werden. „Mit einer wasserabweisenden<br />
Teerfarbe<br />
wird die gesamte Fähre eingestrichen.<br />
Man hat das Gefühl,<br />
dass die Fähre dadurch über<br />
die Jahre immer schwerer<br />
geworden ist. Defekte Teile<br />
werden erneuert und ausgetauscht<br />
oder geschweißt. Der<br />
TÜV kommt regelmäßig, um<br />
die Fähre zu überprüfen.“<br />
Die Prahmfähre Gräpel verbindet<br />
Gräpel und Ostendorf<br />
– mit reiner Handarbeit.<br />
„Fährmann, hol över!“ heißt<br />
es dann. „Hier treffen drei<br />
Landkreise aufeinander:<br />
Rotenburg, Stade und Cuxhaven“,<br />
sagt Hans Genrich, der<br />
als Hauptfährmann fungiert.<br />
Wir sind genau mittig im Elbe-Weser-Dreieck.<br />
Es führen<br />
viele Wege hierher, aber nur<br />
einer rüber. Der um 1918 erbaute<br />
Prahm der Fähre in<br />
Gräpel wird mithilfe einer im<br />
Fluss verankerten Kette per<br />
Hand und eigener Muskelkraft<br />
durch den Fluss gezogen.<br />
Fast 14 Tonnen müssen<br />
vom Ufer wegbewegt werden;<br />
zuladen kann ich noch 6 Tonnen“,<br />
sagt Fährmann Hans<br />
Genrich. „Da habe ich 20 Tonnen,<br />
die ich vom Ufer wegziehen<br />
muss.<br />
Zwei, drei Minuten braucht<br />
man dafür. Zwei Autos oder<br />
zwei kleine Trecker passen<br />
auf die schwimmende Plattform.<br />
Aber hauptsächlich<br />
kommen die Leute mit dem<br />
Fahrrad. Früher war die Fähre<br />
nur für die Landwirtschaft<br />
gedacht, da viele Landwirte<br />
aus Gräpel auf der gegenüberliegenden<br />
Seite Ländereien<br />
hatten, berichtet er. Der Name<br />
„Prahmfähre“ kommt übrigens<br />
aus dem Tschechischen<br />
und bedeutet frei übersetzt so<br />
viel wie „Lastenkahn“. Es ist<br />
eine der letzten drei Grundkettenfähren<br />
in Deutschland.<br />
Seit es die Fähre gibt, wurde<br />
die Fähre immer von der<br />
Gaststätte „Osteblick“ aus betrieben<br />
und gehört seither zur<br />
Tradition des Hauses.<br />
„Fünfeinhalb Monate war sie<br />
im Dienst. Am 1. Mai haben<br />
wir sie reingepütschert“, erzählt<br />
Miles. Ein Hingucker<br />
Hans Genrich, Miles Dahling und Aron Plate, der Sohn von „Osteblick“-Wirtin Karin Plate, sind<br />
ein eingespieltes Team (v.l.)<br />
für die Touristen, die so etwas<br />
noch nie gesehen haben. Spektakulär<br />
ist es, wenn das Wasser<br />
auf die Fähre rauf läuft.<br />
Es sei aber noch nie passiert,<br />
dass die Fähre untergegangen<br />
ist. Durch ein Luftkissen im<br />
Rumpf ist sie unsinkbar.<br />
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