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ZEIT Reiseträume

Reiseträume Stand Mai 2023

Reiseträume Stand Mai 2023

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<strong>ZEIT</strong><br />

WEGE ZUM WEIN<br />

Im Trentino wachsen<br />

Europas am höchsten<br />

gelegene Weinreben<br />

SO NAH BEI ZEUS<br />

Begegnungen und<br />

Genussmomente<br />

im kulturell reichen<br />

Zentralmakedonien<br />

OASE AM MEER<br />

El Gouna ist ein junges<br />

Ferienparadies, das für<br />

Ägypten in vieler Hinsicht<br />

Vorbildcharakter hat<br />

<strong>Reiseträume</strong><br />

1/2023<br />

Eine Sonderveröffentlichung des <strong>ZEIT</strong> Verlages


EDITORIAL & INHALT<br />

Kölns LebensArt<br />

Herzliche Grüße aus …<br />

Die Kölner Kunstszene befindet sich in einem spannungsgeladenen Wechselspiel<br />

aus Vergangenheit und Zukunft. Von tausendjährigen Kulturen bis<br />

zur größten Pop Art-Sammlung außerhalb der USA; von begrü nten<br />

Museumsdächern bis zur Diskussion gesellschaftlicher Themen wie<br />

Diversität und demografischen Entwicklungen. Eine weite Museumsund<br />

Designlandschaft, die zu einem anspruchsvollen Grenzgang<br />

zwischen verschiedensten Genres einlädt.<br />

Reisen beginnen zu Hause im Kopf. Man sieht ein<br />

Bild, wird neugierig, informiert sich, fängt an zu<br />

träumen. Auch diesmal sind wir wieder an verschiedene<br />

Orte ausgeschwärmt, um Sie zu inspirieren.<br />

Wir nehmen Sie mit in die Weinberge des<br />

Trentino, die höchstgelegenen Europas, wo man<br />

bei einem ehemaligen Fahrradchampion inmitten<br />

von Rebstöcken übernachten kann. Wir fliegen<br />

nach Ägypten ans Rote Meer, um eine auf Strand<br />

gebaute, künstliche Stadt zu besichtigen, die es an<br />

Lebensstil mit den eleganten Mittelmeerorten<br />

aufnehmen kann. Wir verbringen ein langes Wochenende<br />

im Allgäu und besuchen dort Märchenschlösser<br />

und schwelgerische Rokokokirchen.<br />

Am Ufer des Wolfgangsees erleben wir ein romantisches<br />

Dinner im Weissen Rössl, wo schon Peter<br />

Alexander im gleichnamigen Film als Oberkellner<br />

Leopold sein Herz verlor. Wir geben Tipps für einen<br />

aktiven Sommer in Tirol - vom Golfen und<br />

Genusswandern bis zum Chillen im Chalet. Aber<br />

auch große Städte können in der warmen Jahreszeit<br />

ihre Reize haben, meistens sind sie dann angenehm<br />

leer. So entwickeln etwa an den lauschigen<br />

Sommerabenden die Apfelweinlokale im<br />

Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen eine ganz<br />

eigene Stimmung unter Lampions und Lichterketten.<br />

Wo auch immer es Sie hinzieht, wir wünschen<br />

Ihnen viel Vergnügen beim Nachreisen!<br />

MPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Zeitverlag Gerd<br />

Bucerius GmbH &<br />

Co. KG, Helmut-<br />

Schmidt-Haus,<br />

Speersort 1,<br />

20095 Hamburg<br />

Projektleitung<br />

Christopher<br />

Alexander<br />

Editor<br />

Matthias Ehlert<br />

Director Sales<br />

Travel<br />

Nathalie Senden<br />

Schweden<br />

per Schiff<br />

23<br />

Sommervielfalt<br />

in Tirol<br />

20<br />

16<br />

10<br />

Fernweh<br />

Ägypten<br />

Königsschätze<br />

in Griechenland<br />

Head of Sales<br />

Travel & Tourism<br />

Sandra Lindemeier<br />

27<br />

KOLUMBA Kunstmuseum des Erzbistums Köln | Grabungshalle<br />

Artdirector<br />

Céline Odermatt<br />

Redaktion<br />

Michael Angele<br />

Ralph Gerstenberg<br />

Bildredaktion<br />

Iris Ströbel<br />

Autoren dieser<br />

Ausgabe<br />

Nadine Claudius<br />

Matthias Eckoldt<br />

Jeannette Richter<br />

Olaf Schlippe<br />

Herstellung<br />

Jan Menssen<br />

4 Europas schönster Weingarten<br />

7 Ich packe meinen Koffer<br />

8 Hoteltipp: Im Weissen Rössl<br />

15 Die besten Sommerfestivals<br />

Mit ClubMed<br />

nach Mauritius<br />

26 Sonniges Kärnten<br />

28 Kultur in Rheinland-Pfalz<br />

29 Frankfurt neu entdecken<br />

30 Reisetipps<br />

Von Schokolade über moderne<br />

Kunst bis Stadtgeschichte.<br />

Faszination für Kunst- und<br />

Kulturinteressierte gibt es hier:<br />

#visitkoeln<br />

Lithografie<br />

twentyfour Seven<br />

Creative<br />

Druck<br />

appl druck,<br />

Wemding<br />

24 Zu Luther mit dem Rad<br />

25 Sachsen draußen erleben<br />

31 Ein Wochenende im Allgäu<br />

35 Lagerfeuer<br />

3


TRENTINO<br />

DER schönste<br />

WEINGARTEN<br />

EUROPAS<br />

Val di Cembra<br />

Die malerische Landschaft des Trentino beherbergt<br />

Europas höchstgelegene Weinberge. Sie lassen sich am<br />

besten per Fuß oder Rad erkunden und offerieren<br />

dem Besucher ein unvergessliches Fest für alle Sinne.<br />

Bilder: Trentino Marketing s.r.l./Adam Barker; rechts: Cantina A. Martinelli/ M. Gartner<br />

DER GARTEN EDEN in Form eines Weinglases? Das könnte nur<br />

die Landschaft des Trentino sein, mit ihren hohen aufstrebenden<br />

Felswänden und den fantastischen Reblagen in den Tälern.<br />

Schon Johann Wolfgang von Goethe war bei seiner Italienischen<br />

Reise im 18. Jahrhundert ganz hingerissen und lobte in<br />

seinen Notizen die Piana Rotaliana nahe Trento überschwänglich<br />

als den „wahrhaft schönsten Weingarten Europas“. Doch<br />

nicht nur das Auge wird hier verzaubert, sondern auch der<br />

Gaumen – beim Verkosten der charaktervollen, überwiegend<br />

reinsortigen Weine der Region.<br />

Wer diesen exzellenten Genuss vor Ort erleben möchte,<br />

kann das auf ausgedehnten Wander- und Radexkursionen tun.<br />

Sie schließen neben der malerischen Piana Rotaliana auch weitere<br />

Anbaugebiete nördlich von Trento ein.<br />

Eine besonders beliebte Tour ist der „Giro del Vino 50“, ein<br />

Rundweg, der die wunderschöne Landschaft des Etschtals<br />

durchquert und dabei alle sechs Dörfer des Gebietes ansteuert.<br />

Der Weg ist leicht mit dem Zug zu erreichen, da der Bahnhof<br />

Trento nur wenige Kilometer entfernt ist. Die Route selbst<br />

lässt sich am besten zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, sie<br />

führt über wenig befahrene Nebenstraßen und Radwege, aber<br />

auch über lange Feldwege durch die Natur und Wälder. Man<br />

kann sie in zwei Schleifen absolvieren: die nördliche ist völlig<br />

flach, die südliche weist einige Anstiege und einen markanten<br />

Höhenunterschied aus, der immer wieder herrliche Aussichten<br />

bietet. Auf ihren Verschnaufpausen können die Ausflügler in<br />

mehr als 50 Weinkellern einkehren, die Führungen und Degustationen<br />

anbieten, wie etwa die Cantina Martinelli in Mezzocorona<br />

(Abb. rechts).<br />

Verkosten lässt sich hier zum Beispiel der wunderbare Teroldego<br />

Rotaliano D.O.C. - ein Rotwein mit starker Persönlichkeit<br />

und unverwechselbarem Charakter. Der vollmundige<br />

Tropfen mit einer eleganten Note wurde schon am Habsburger<br />

Hof gern getrunken. Eine Legende erzählt, dass er seine rubinrote<br />

Farbe dem Blut eines Drachens verdankt. Dieser habe die<br />

Bevölkerung lange drangsaliert, bevor er vom Grafen Firmian<br />

mit einer List getötet wurde. Aus den Tropfen seines Blutes, die<br />

sich auf dem Boden verteilten, erwuchsen die Teroldego-Reben.<br />

Sie teilen sich das Terroir mit Nosiola, Müller-Thurgau<br />

und Trentodoc, weiteren typischen Rebsorten aus dieser Gegend.<br />

Das Vallagarina ist das größte Weinbaugebiet im Trentino.<br />

Abwechslungsreiche Spaziergänge zwischen barocken Dörfern,<br />

Maisfeldern, Hügeln und Terrassen begeistern hier die<br />

TRENTINO<br />

Wälder und Seen, Dörfer<br />

und Burgen: Zwischen den<br />

Dolomiten und dem<br />

Gardasee kommen Naturund<br />

Sportliebhaber, aber<br />

auch kulturell Interessierte<br />

voll auf ihre Kosten.<br />

Der Giro del Vino 50<br />

ist eine bei Bikern<br />

beliebte Tour. Sie führt<br />

unterwegs an mehr<br />

als 50 Weinkellern<br />

vorbei.<br />

Besucher, bevor sie sich eine kleine Verschnaupause bei einem<br />

Gläschen Marzemino, Enantio oder Foja Tonda gönnen. Eine<br />

besonders reizvolle Tour ist die Wanderung in Borgo dei Posseri<br />

in der Gemeinde Ala auf einer Höhe von 625 Metern. Der<br />

Ausflug beginnt im Weinkeller, wo man mit einer Karte und einem<br />

Korb mit lokalen Produkten ausgestattet wird. Unterwegs<br />

warten Panoramapunkte, historische Bauwerke und natürlich<br />

Weinverkostungen.<br />

Nordöstlich von Trento verläuft das idyllische Val di Cembra,<br />

das als Heimat des Müller-Thurgau bekannt ist. Diese Rebsorte<br />

eignet sich hervorragend als Aperitiv oder Begleiter<br />

leichter Sommerküche. Beim Wandern durch das Tal mit den<br />

höchstgelegenen Weinbergen Europas erleben die Besucher<br />

die spezielle Architektur, mit der die Weinbauern unter alpinen<br />

Bedingungen ihre Weingärten terrassierten. Ein guter Start für<br />

4<br />

5


TRENTINO<br />

Picknick<br />

UNTERWEGS<br />

Ich packe meinen<br />

Koffer ...<br />

DRESSED EN PLEIN AIR<br />

Zylindrischer, mit Stoff<br />

ausgekleideter Picknick-Korb<br />

aus geflochtenen Weidenruten.<br />

Das Inventar:<br />

Teller, Besteck und Gläser<br />

für vier Personen.<br />

alessi.com<br />

Auf wenig befahrenen Straßen und ausgebauten Fahrradwegen macht das Radfahren im Trentino<br />

besonders viel Spaß. Und jeder erklommene Höhenkilometer wird mit Panoramablicken belohnt.<br />

Entdeckungstouren ist das kleine Dorf Verla di Giovo, wo seit<br />

65 Jahren immer Ende September ein Traubenfest mit einem<br />

kostümierten Umzug gefeiert wird. Ganz in der Nähe, in Palú<br />

di Giovo, ist der Radchampion Francesco Moser zuhause. Im<br />

Trentino nennt ihn jeder liebevoll Checco, gern erinnert man<br />

sich an seine großen internationalen Erfolge in den 1970er und<br />

1980er Jahren. Inzwischen hat sich Francesco Moser gemeinsam<br />

mit seinem Bruder Diego dem Weinanbau verschrieben.<br />

Mosers Weingut, die Maso Villa Warth, liegt nur wenige Minuten<br />

von Trento entfernt, in einem wunderschönen Vorort, der<br />

einst als Bischofssitz diente, und bietet seinen Gästen auch<br />

Übernachtungsmöglichkeiten. Wer hingegen eine überwiegend<br />

von Frauen geführten Winzerdynastie kennenlernen<br />

möchte, der macht unterwegs Halt in der Villa Corniole, wo die<br />

Familie Pellegrini ihre weltweit gefragten Weine produziert.<br />

In Cembra, dem Herzen des Tals, ist die Cembra Cantina di<br />

Montagna ansässig. 1952 von örtlichen Winzern gegründet, ist<br />

es das höchstgelegene Weingut des Trentino mit Lagen auf<br />

über 900 Metern. Cembra liegt im europäischen Porphyr-Becken,<br />

dessen vulkanisches Gestein den Weinen einen einzigartigen<br />

Charakter verleiht. Gerade die Reben auf den extremen<br />

Höhen bestechen durch ihre Dichte und Eleganz. Wer das<br />

Trentino in seiner unverfälschten Wirklichkeit schmecken<br />

möchte, ist hier goldrichtig.<br />

HOTELTIPPS<br />

Der Trentino ist bekannt für seine familiären<br />

Bed&Breakfast-Unterkünfte, die mit ihrem ganz<br />

speziellen Charme diese Landschaft sehr gut<br />

erschließen. Das Relais Mozart in Rovereto<br />

bietet drei geräumige Suiten, ideal geeignet für<br />

gemeinsam reisende Familien oder Freunde. Im<br />

Maso Grener in Lavis übernachtet man mitten<br />

im Weinberg, der Hof ist ein perfekter Ausgangspunkt<br />

für Touren durch das Valle di<br />

Cembra. Dort verwöhnt das La Pao mit tollen<br />

Terrassenblicken und mehr.<br />

→ relaismozart.it<br />

→ masogrener.it<br />

→ lapao.it<br />

Mehr Infos unter → visittrentino.info<br />

Bilder: A. Bernasconi<br />

Bilder: © Alessi, © Wineandbarrels, © Tolly McRae, © Café du cycliste, © Newton-Rider<br />

FOX MEETS FISCHGRÄT<br />

Orangefarbene Picknick -<br />

decke aus reiner Schurwolle<br />

mit kastanienbraunen<br />

Leder trageriemen. Cosy –<br />

Drinnen wie Draussen!<br />

tollymcrae.co.uk<br />

COOLER FALTER<br />

ZICKZACK<br />

Classique: Der in den<br />

1920er Jahren<br />

in Frankreich patentierte<br />

Scherenkorkenzieher<br />

punktet auch heute noch<br />

als Blickfang.<br />

wineandbarrels.com<br />

Dieser Helm passt sich<br />

bei nur 16mm Dicke und einem<br />

Gewicht von 450 Gramm<br />

nahezu jeder Kopfform an.<br />

Weiterer Clou: Gefaltet ist er<br />

gerade mal 75 mm hoch!<br />

newton-rider.com/de<br />

MARITIM<br />

Gestreiftes Radsport-Trikot<br />

aus recyceltem Material.<br />

Trägt den schönen Namen<br />

„Claudette“.<br />

cafeducycliste.com/de<br />

Radtour<br />

6<br />

7<br />

VON Nadine Claudius


Seeromantik<br />

IM WEISSEN RÖSSL denken wir natürlich sofort<br />

an Peter Alexander, den schwer in seine Chefin<br />

verliebten Oberkellner Leopold aus dem gleichnamigen<br />

Film von 1960. Selbst wenn man dem Genre<br />

des Heimatfilms mit ironischer Distanz gegenübersteht,<br />

kann man sich dem Charme dieser<br />

leichtfüßigen Komödie nur schwer entziehen. Vor<br />

allem nicht am Originalschauplatz, dem Hotel in<br />

herrlicher Lage direkt am Wolfgangsee. Wer einmal<br />

von hier auf den glitzernden, von den Bergen<br />

des Salzkammerguts gerahmten See geschaut<br />

hat, der kommt unweigerlich ins Schwärmen und<br />

Schwelgen. Und so ist es kein leeres Versprechen,<br />

dass sich das Haus als Romantik-Hotel definiert,<br />

welches gezielt Paare anspricht. Im Weissen Rössl<br />

regieren die Gefühle.<br />

Das ehrwürdige Hotel gibt es noch immer,<br />

aber es hat sich im Lauf der Jahre beständig weiterentwickelt.<br />

Es ist größer geworden, nutzt nun<br />

auch anliegende Gebäude. Es hat sich ein Spa im<br />

See gegönnt, ein beheiztes Seebad, in dem man<br />

sich auch in der kühlen Jahreszeit vergnügen<br />

HOTELS ZUM VERLIEBEN<br />

kann. In erstaunlicher Breite präsentiert sich die<br />

Auswahl der über 90 Zimmer, von der luxuriösen<br />

Suite mit Badewannen-Blick auf den See bis zum<br />

gemütlichen Doppelzimmer. Kommt man nicht<br />

als Paar, sondern gleich mit der Großfamilie, bietet<br />

das Rössl auch geräumige Ferienwohnungen<br />

an. Tagsüber lädt die Idylle um Sankt Wolfgang<br />

zum Wandern ein oder man nutzt den<br />

See für entspannende und sportliche Aktivitäten.<br />

Abends kann man wählen zwischen<br />

einem Romantik-Dinner in Poll´s Kaiserterrasse,<br />

dem zum Hotel gehörenden Haubenrestaurant,<br />

oder hervorragender regionaler<br />

Küche im Seerestaurant. Dazu gibt es exquisite<br />

Tropfen aus dem Felsenkeller. Und<br />

wenn man Glück hat (so wie<br />

wir), trifft man dort auf den<br />

Altwirt Helmut Peter, der<br />

wirklich alles weiß. Über<br />

Peter Alexander, den Film,<br />

die Operette und noch viel<br />

mehr. → weissesroessl.at<br />

Tradition<br />

Seit 1912 gehört das Hotel der<br />

Familie Peter. Gudrun Peter, die<br />

das Haus seit 2018 führt, ist<br />

bereits die fünfte Rösslwirtin.<br />

Mitbringsel<br />

Hausgemachte Produkte des<br />

Patisserie-Chefs kann man in<br />

der Rösslerei bei einer Tasse<br />

Kaffee testen und erwerben.<br />

Aber auch online bestellen.<br />

Bilder: Romantik Hotel Im Weissen Rössl<br />

S P IE L E DIE<br />

MUSIK AB<br />

8 Swing und Houston Hip Hop und allem dazwischen. Plane noch heute Deine 9 Tour.<br />

W E L T T O U R N E E N • F E S T I V A L S • L E G E N D Ä R E O R T E<br />

Jede Reise nach Texas hat ihren eigenen speziellen Soundtrack. Das liegt daran,<br />

dass "Texas Music" keine einzelne Musikrichtung ist, sondern ein Mix aus Western<br />

MACHE DEINE EIGENE<br />

REISE NACH TEXAS


EL COUNA<br />

DIE OASE<br />

ROTEN<br />

MEER<br />

Der Ferienort El Gouna<br />

ist eine Fata Morgana,<br />

die Wirklichkeit wurde.<br />

An Ägyptens<br />

Küste zum Roten<br />

Meer entstand<br />

ein elegantes<br />

Städtchen, das sich mit<br />

den Jetset-Schauplätzen<br />

am Mittelmeer problemlos<br />

messen kann. Es<br />

gilt als der sicherste Ort<br />

des Landes und ist ein<br />

perfekt ausgetüfteltes<br />

Urlaubsparadies.<br />

VON Matthias Ehlert<br />

Als sanfte Lagunenlandschaft mit<br />

windgeschützten Buchten und<br />

üppigem Grün wurde El Gouna ab<br />

Ende der 1980er Jahre angelegt<br />

DER ERSTE EINDRUCK, es lässt sich nicht anders sagen, ist<br />

überwältigend. Aber auch ein wenig unwirklich. An einer<br />

schmalen Hütte zwischen Palmen passieren wir einen freundlich<br />

winkenden Kontrollposten und befinden uns – wie durch<br />

ein Zauberschnipsen – plötzlich in einer komplett anderen Welt.<br />

Eben noch gab es links und rechts der breiten Teerstraße nur<br />

Geröll und Wüste und einen endlos blauen Himmel. Jetzt empfängt<br />

uns üppiges Grün zwischen farbenfrohen Sandsteinvillen.<br />

Wie der blitzblanke, wohlhabende Vorort einer westlichen<br />

Stadt wirkt dieses El Gouna, nur eine halbe Autostunde vom<br />

Flughafen Hurghada entfernt. Eine moderne Oase am Roten<br />

Meer, durch die sich – um die Illusion perfekt zu machen – kleine<br />

Kanäle schlängeln, die zusammen eine lebendige Lagunenlandschaft<br />

bilden.<br />

El Gouna ist eine künstliche Stadt, die vor 35 Jahren auf<br />

dem Reißbrett geplant wurde. Erdacht und verwirklicht hat sie<br />

der ägyptische Unternehmer und Ingenieur Samih Sawiris mit<br />

seiner Firma Orascom. Das muss nichts Verwerfliches sein,<br />

auch bei uns sind Städte um Industrien herum entstanden. Hier<br />

ist die Industrie eben der Tourismus, genauer gesagt: der sehr<br />

10 11


EL COUNA<br />

EL COUNA<br />

gehobene Tourismus. Alles ist auf die Bedürfnisse der Gäste<br />

ausgerichtet, von denen manche Wochen und Monate hier in<br />

ihren Ferienvillen verbringen. Es gibt 18 Hotels und Resorts,<br />

unzählige Restaurants, Cafés und kleine Boutiquen, drei Marinas,<br />

ein Weingut und eines der besten Krankenhäuser Ägyptens.<br />

Golf- und Polo-Turniere werden ausgerichtet, Wakeboarder<br />

finden beste Bedingungen vor, seit 2012 gibt es sogar ein<br />

eigenes Filmfestival. Dennoch wirkt El Gouna nicht übertouristisch,<br />

weil es einem nichts vorgaukelt, sondern ganz in seiner<br />

ursprünglichen Bestimmung aufgeht. Es ist ein kosmopolitisches<br />

Freizeitparadies mitten in Ägypten und hat, was Themen<br />

wie Nachhaltigkeit oder persönliche Freiheit betrifft, auch eine<br />

Art Modellcharakter für das Land.<br />

Wir, meine beiden Kinder und ich, sind in der Vorsaison<br />

hier, wenn der Ort noch angenehm ruhig ist, sich verschlafen<br />

die Augen reibt, bevor in der Hochsaison Trubel und Party-<br />

Stimmung Einzug halten. Verzichten muss man trotzdem auf<br />

keine Annehmlichkeit. Alles ist geöffnet, auch die vielen Freizeitaktivitäten,<br />

für die El Gouna berühmt ist, sind problemlos<br />

möglich. Nur das Meer ist - ohne Neopren-Anzug - noch etwas<br />

zu kühl.<br />

Quartier bezogen haben wir im brandneuen The Chedi El<br />

Gouna, das über einen Logenplatz am Meer verfügt. Wie alle<br />

Hotels des Ortes ist es – im Unterschied zu den Anlagen im<br />

benachbarten Hurghada - kein überdimensionierter Kasten,<br />

sondern eine lockere Ansammlung von Villen und niedrigen<br />

Gebäuden im nubischen Stil, eingebettet in eine weitläufige<br />

Gartenanlage, die zum Strand hinunterführt. Das Zimmer ist<br />

HOTELTIPP<br />

The Chedi El Gouna<br />

Die jüngste Hotel-Perle El Gounas wurde Ende 2022 eröffnet<br />

und liegt an einem der schönsten Strandabschnitte des<br />

Ortes. Das Hotel verfügt über 82 Zimmer (ab 200 Euro pro<br />

Nacht) und Suiten mit Garten- oder Meeresblick. Gegenüber<br />

vom Pool liegt das asiatisch geprägte Spa, das vielfältige<br />

Behandlungen bietet. Seinen Appetit tagsüber stillt man im<br />

legeren Beach-Club, abends stehen zwei Restaurants zur<br />

Auswahl, darunter das japanische Nihon, auf dessen Dach -<br />

terasse man Sushi unterm Sternenhimmel genießt. Der<br />

Concierge ist bei der Organisation aller Aktivitäten behilflich<br />

und bucht auch Tische in Lokalitäten außerhalb wie dem<br />

überaus empfehlenswerten indischen Tandoor Restaurant<br />

oder dem Captain's Steakhouse an der Marina.<br />

→ chedielgouna.com<br />

geschmackssicher und dezent eingerichtet. Klare Formen, edle<br />

Materialien, beruhigende Farben schaffen eine unaufdringliche<br />

Wohlfühlatmosphäre, durch die Fenster schimmert das<br />

Meer herein. Jeden Morgen, wenn wir vom Frühstück zurückkommen,<br />

freut sich meine 10jährige Tochter über das neue<br />

Tier, das unser Housekeeper aus den weißen Handtüchern geformt<br />

hat. Mal ist es ein über dem Bügel hängender Affe, mal<br />

ein auf dem Bett wartender Mini-Elefant. Beim Frühstück<br />

selbst wird man vom ersten Tag an herzlich mit Namen begrüßt<br />

, schnell prägen sich die hilfsbereiten Kellner ein, was für<br />

einen Kaffee oder Omelett man bevorzugt.<br />

DEN GANZEN TAG könnte man ohne Mühe im Resort verbringen.<br />

Wir spielen Volleyball am Strand, mein Sohn stemmt<br />

Gewichte im Fitnessraum und belohnt sich anschließend mit<br />

einem Burger im Beach Club, meine Tochter stellt Tauchrekorde<br />

im badewannenwarmen Pool auf, ich gönne mir eine Jetlag-<br />

Massage im Spa. Am liebsten aber liegen wir mit unseren Büchern<br />

und Smartphones auf den breiten Himmelbetten am Pool<br />

und genießen die frische Brise und den meditativen Ausblick.<br />

Aber auch draußen warten kleine Abenteuer, etwa ein<br />

Bootsausflug zu einem der Riffe am Toten Meer, die für ihre<br />

farbenfrohe Unterwasserwelt und ihren Fischreichtum bekannt<br />

sind. Die Riffe sind hier nicht so belastet wie in Hurghada,<br />

auch als wenig erfahrener Schnorchler kann man sich zwischen<br />

den Fischzügen umtun und hat vielleicht sogar das Glück<br />

einem der majestätisch schwebenden Mantas oder Schwertfische<br />

zu begegnen.<br />

Noch beeindruckender fanden wir drei unseren<br />

Ausflug in die Arabische Wüste, an deren<br />

Rand El Gouna liegt. Mit einer kleinen Gruppe,<br />

angeführt von einem holländischen Tourguide,<br />

holpern wir mit unseren Jeeps durch eines der<br />

natürlichen Einfallstore, die sich zwischen den<br />

schroffen Anhöhen regelmäßig öffnen. Es ist<br />

eine Gebirgswüste, geformt durch Millionen<br />

Jahre von Meereswind auf einem Boden, den<br />

einst Wasser bedeckte. In einem der Wadis, der<br />

Trockentäler, machen wir Halt und beginnen unseren<br />

Spaziergang. Unser Guide erklärt uns die<br />

robuste, überraschend vielfältige Flora und Fauna,<br />

zeigt uns Fossilien von Muscheln und anderen<br />

früheren Meeresbewohnern und lockt sogar<br />

einmal mit einem Stock eine Schlange unter einem<br />

Busch hervor. Zwischendurch gibt es immer<br />

wieder kleine Kletterpartien oder sanfte<br />

Dünenabhänge, die man herrlich herunterrennen<br />

kann. Pünktlich zum Sonnenuntergang lagern<br />

wir auf mitgebrachten Beduinenteppichen<br />

um eine Feuerstelle, auf der das Teewasser köchelt.<br />

„Papa, das ist so schön“, haucht mir meine<br />

Tochter ins Ohr, während die Sonne blutrot hinter<br />

der grenzenlose Weite verschwindet.<br />

Bilder: Vorige Doppelseite und rechts: Orascom Hotels Management/Christos Drazos; mauritius images/Bastiaan wesseling/Alamy Stock Photos<br />

Ganz oben das Empfangsgebäude des neuen<br />

Hotels The Chedi El Gouna. Der Golfplatz des<br />

El Gouna Golf Club ist ein 18-Loch Championship<br />

Course. Rechts: Strandidylle am Toten Meer<br />

El Gouna gaukelt<br />

einem nichts<br />

vor, es geht ganz<br />

in seiner<br />

Bestimmung auf.<br />

Es will seinen<br />

Gästen die<br />

Freizeit in jeder<br />

Hinsicht versüßen<br />

und hat<br />

darüber hinaus, was Themen<br />

wie Nachhaltigkeit und<br />

Liberalität anbetrifft, einen<br />

Vorbildcharakter für<br />

ganz Ägypten.<br />

12 13


BLICK IN DIE WELT<br />

Trave<br />

m•nder<br />

Woche<br />

travemuender-woche.com<br />

Welt ahoi!<br />

21–30<br />

JuLi<br />

2023<br />

#134<br />

Bilder: Corinna Weih; Summer Jamboree Senigallia;Ticino Turismo/Loreta Daulte<br />

2 Musik<br />

Für Angela Merkel<br />

ist Bayreuth noch immer<br />

ein Pflichttermin. Wenn<br />

die Wagner-Freunde aus<br />

aller Welt im Festspielhaus<br />

auf dem Grünen<br />

Hügel zusammenströmen,<br />

scheint<br />

die Zeit kurz stillzustehen.<br />

Eröffnet<br />

wird in diesem Jahr<br />

mit Parsifal.<br />

(24.7. - 28.8.)<br />

Top 3<br />

Festivals<br />

im Sommer<br />

1 Tanz<br />

Schon länger ein Geheimtipp<br />

ist das<br />

Summer Jamboree im<br />

italienischen Seebad<br />

Senigallia. Das Musikfestival<br />

steht ganz im<br />

Zeichen der Kultur der<br />

1940er und 1950er.<br />

Die Gäste reisen stilecht<br />

im Oldtimer und mit Petticoat<br />

an. Getanzt wird auf<br />

den Straßen an der Adria<br />

bis tief in die Nacht.<br />

(30.7. - 7.8.)<br />

3 Kino<br />

Jedes Jahr im August<br />

wird das schweizerische<br />

Locarno zur Welthauptstadt<br />

des Autorenkinos.<br />

Hunderte von Filmen<br />

werden in diversen<br />

Reihen gezeigt,<br />

viele davon unter<br />

freiem Himmel auf<br />

der Piazza Grande<br />

in der Altstadt. Der<br />

beste Film erhält<br />

den Goldenen Leoparden.<br />

(2. - 12.8.)<br />

15


<strong>ZEIT</strong> REISEN<br />

DEM OLYMP<br />

ganz nah<br />

Bilder: links: getty images/Stavros Toumanidis/500px; rechts: mauritius images/AlexelA/Alamy Stock Photos<br />

Zu Besuch bei Freunden:<br />

So fühlen sich die<br />

Begegnungen, Ausflüge<br />

und Genussmomente<br />

in Zentralmakedonien an,<br />

wo Zeus und Alexander<br />

der Große zuhause sind.<br />

VON Bettina von Bülow<br />

Azaleensträucher glitzern dunkelgrün, der Wind streicht durch<br />

Pappeln und lässt Granatäpfel an den Ästen schaukeln. In den<br />

Hügeln, die zum Meer hin abfallen, wachsen weiß und prall die<br />

Büschel der Baumwolle. Olivenbäume stehen in kleinen Versammlungen<br />

herum, teilen sich die Sonnenstrahlen mit Weinreben,<br />

Tabakblättern und Kiwisträuchern. Und über dieser arkadischen<br />

Landschaft zeichnet dunkelblau und dunstig der<br />

Olymp seine Zackenlinien in den Himmel.<br />

Im Liegestuhl auf der Dachterrasse des Hotels faulenzend,<br />

nur noch Minuten von einem Sundowner entfernt, empfinde<br />

ich an diesem letzten Abend der Reise<br />

eine tiefe Verbundenheit mit Zeus. Als<br />

Götterchefin hätte ich auch dort oben<br />

meinen Sitz genommen, wäre mit meinem<br />

Zepter in der Hand hinausgetreten,<br />

um Orchideen, pfirsichblättrige<br />

Glockenblumen und Enzian zu betrachten,<br />

mit meiner Musenfreundin<br />

Kalliope über Verse zu sinnieren und<br />

einen wohlwollenden Blick auf das<br />

ägäische Meer zu werfen.<br />

Um es gleich vorauszuschicken:<br />

Für Menschen, die Instagram-Highlights<br />

brauchen, mag Pieria nicht das<br />

richtige Ziel sein. Reisende aber, die<br />

sich einlassen wollen auf eine eher zurückhaltende<br />

Kulturregion, die Freude<br />

haben an gutem Essen, die neugierig<br />

den Spuren geschichtlicher<br />

Ereignisse folgen und vor allem eine<br />

Kultur herzlicher Gastfreundschaft<br />

kennenlernen wollen, werden in diesem<br />

fruchtbaren Land zwischen Bergen<br />

und Meer ihr Herz verlieren.<br />

Wir bewegen uns in einem geografisch<br />

kleinen Gebiet: Es ist nicht weit<br />

bis zur nordmazedonischen Grenze,<br />

Einträchtig wehen hier die<br />

griechische und makedonische<br />

Flagge; links der Olymp<br />

im Osten verläuft die Küste von Thessaloniki in einer langen<br />

Linie und im Westen und Süden erheben sich die Bergmassive<br />

der Ori Pierias. Von den Stränden nimmt das Land nach wenigen<br />

Kilometer Anlauf und schwingt sich von der Ebene zu waldigen<br />

Bergen und Felsgipfeln hinauf. Vier Flüsse münden aus<br />

den Hochebenen des Hinterlandes in den Thermaischen Golf<br />

und es regnet auf dieser Seite des Gebirges häufiger als im Binnenland.<br />

Kein Wunder also, dass die Region Pieria so fruchtbar<br />

und grün ist.<br />

Allein die Fülle der Früchte und Pflanzen macht einen norddeutschen<br />

Menschen glücklich: In den Gärten gedeihen Artischocken,<br />

Bohnen, Paprika und himmlische Tomaten, Granatäpfel,<br />

Trauben, Pfirsiche, Nüsse und Kiwi werden angebaut,<br />

von den Hängen und Feldern kommen Wein, Oliven, Reis und<br />

Weizen, Fisch und Muscheln aus der Ägäis und Wildschwein<br />

kommt aus den olympischen Wäldern. Wir schwelgen in diesem<br />

Garten Eden jeden Tag in bester Gemüseküche, genießen<br />

zart gegrillten Fisch mit Kräutern und ein Baba Ganoush, das<br />

es mit seinen Brüdern in den armenischen Küchen Beiruts aufnehmen<br />

kann.<br />

Der Flug geht von Deutschland in die Hafenstadt Thessaloniki.<br />

Wir werden abgeholt und fahren in einer guten Stunde in<br />

das Dörfchen Sevasti. Von dort geht es noch ein Stückchen weiter,<br />

am orthodoxen Friedhof vorbei, dann ist die Villa Sevasti<br />

erreicht, unser Zuhause für die nächsten zehn Tage. Bonbonrosa<br />

und mit weißen Schnörkelgeländern sitzt das Haus wie ein<br />

Fundstück aus Venice Beach auf einer Hügelkuppe und schaut<br />

über die Ebene hinaus aufs Meer und das Olymp-Gebirge. In<br />

die Gilde der Boutique-Hotels wird<br />

die Villa mit ihrem eklektizistischen<br />

Stilmix bestimmt nicht aufgenommen.<br />

Was für ein Glück, denn dort gehört<br />

es auch nicht hin. In diesem Hotel gelingt<br />

nämlich etwas ganz anderes:<br />

Stuhl und Teppich mögen zusammengewürfelt<br />

sein – sie spielen aber in der<br />

einladenden Atmosphäre keine Rolle.<br />

Die luftigen Räume sind groß, gehen<br />

auf Terrassen hinaus und ich hatte<br />

schon beinahe vergessen, wie zugewandt<br />

Menschen miteinander umgehen<br />

können. Gastfreundschaft und<br />

Begegnung auf Augenhöhe, das ist<br />

das Leitmotiv von Fotis Chaldiki, dem<br />

Hotelier. Er hat das Haus barrierefrei<br />

gebaut, so sind Gäste mit körperlichen<br />

oder geistigen Einschränkungen<br />

willkommen und finden beste Voraussetzungen<br />

vor.<br />

Fotis Chaldiki ist es auch, der uns<br />

auf dieser Reise seine Heimat zeigt<br />

und die Spuren und kulturellen Überlagerungen,<br />

die die Vergangenheit<br />

mit der Gegenwart verbinden, für uns<br />

sichtbar macht – immer mit leichter<br />

16 17


<strong>ZEIT</strong> REISEN<br />

Hand, mit kleinen Geschichten und einem großen Lachen.<br />

An Eroberung und Zerstörung hat es in dieser Gegend<br />

nicht gemangelt in den letzten paar tausend Jahren. Aber ebenso<br />

wenig an Kirchenkunst, Kunsthandwerk und Handel. Großreiche<br />

wie die der Makedonier, Römer oder Osmanen, die bis<br />

ins 19. Jahrhundert herrschten, haben in der Anlage von Straßen,<br />

in der Schichtung der Hafenmauern und in den Grundrissen<br />

von Kirchen ihre Spuren hinterlassen. Selbst das kleinste<br />

Kirchlein über einem Flusstal in den Bergen schultert in seinen<br />

Mauern das ganze Gewicht der Zeit: Staunend sehe ich die zerstörte<br />

Freskenmalerei in einer idyllischen Waldkapelle. Mit wütender<br />

Genauigkeit hat hier jemand mit einem Pickel das Bildnis<br />

gelöchert und später hat ein anderer die Löcher mit der<br />

gleichen Sorgfalt wieder bemalt.<br />

Auch die jüngere Zeitgeschichte ging an Pieria nicht spurlos<br />

vorbei. Unser Gastgeber öffnet uns über seine eigene Biografie<br />

einen persönlichen Zugang: Aus einer Familie von Pontos-Griechen<br />

stammend, gehört Migrationserfahrung im Kern<br />

zu seiner Identität. 1923 wurde die christliche griechische Bevölkerung<br />

von der türkischen Küste des Schwarzen Meers, wo<br />

sie seit Jahrtausenden ansässig war, zwangsdeportiert und in<br />

Zentralmakedonien angesiedelt. Ihre eigene Kultur und das<br />

pontische Griechisch sind mit ihnen gekommen. Der Wein- und<br />

Tabakanbau ist von dort eingewandert und an verwitterten<br />

Häusern sieht man heute noch Bauformen der türkischen<br />

Schwarzmeerküste – wir sehen sie aber nur, weil Fotis Chaldiki<br />

den Fahrer an einer Ecke schnell um Halt bittet, hinausspringt<br />

und die Fassade erklärt.<br />

Auf dem Teller sind die Einflüsse der türkischen Küche, die<br />

die Pontos-Griechen mitbrachten, deutlich herauszuschmecken.<br />

Natürlich finden sich auch Einflüsse des griechischen,<br />

römischen, osmanischen und vor allem des sephardisch-jüdischen<br />

Lebens. Sie alle stehen heute mit am Herd, wenn Fisch<br />

gefüllt, Gemüse gedämpft und Joghurtsaucen gerührt werden.<br />

Zu der Massenumsiedlung der Pontos-Griechen kommen<br />

europäische Migrationserfahrungen der Gegenwart. In der Finanzkrise<br />

gingen viele junge Griechen nach England oder<br />

Deutschland. Nun kehren sie in ihre Heimat zurück, entwickeln<br />

in der ländlichen Region neue Geschäftsideen und vermarkten<br />

selbstbewusst ihre Produkte. Das<br />

erfahren und erleben wir in kleinen Läden,<br />

wo wir Geschichten hören, die über Gegenrationen<br />

reichen. Wir treffen Olivenbauern,<br />

die uns einen Blick auf ihr Handwerk gewähren,<br />

und dürfen Winzern durch die<br />

Weinberge folgen. In einem Sprinter machen<br />

wir jeden Tag Ausflüge: zu Bauern und<br />

stillen orthodoxen Bergklöstern, besuchen<br />

Läden, Museen und Dorfkirchen, verkosten<br />

Weine und Wildschweinwurst unter alten<br />

Kastanien, genießen Fischplatten und kandidierte<br />

Früchte. Wir halten in byzantinischen<br />

Kirchen Ausschau nach steinernen<br />

Zeichen anderer Zeiten, bewundern in Museen<br />

das Gold der Makedonier und hören in<br />

kleinen, abseits gelegenen Ausgrabungsstätten auf die Geschichten,<br />

die die Steine zu erzählen haben. Wir unterhalten<br />

uns mit Mönchen über die Rolle der orthodoxen Kirche und die<br />

Wanderung des Heiligen Apostel Paulus genau hier, an diesem<br />

Fluss entlang. Wir folgen Trüffelsuchern durch den Steineichenwald,<br />

kommen mit Archäologen über Ausstellungskonzepte<br />

ins Gespräch und lachen nach einem ausgiebigen Essen zusammen<br />

mit den Küchenchefs. Wir erleben ganz viel – nur<br />

besichtigen tun wir nicht. Wir sind zu Gast und treffen Menschen,<br />

die man allein nie gefunden hätte.<br />

Eine echte Sehenswürdigkeit, Unesco-Weltkulturerbe, gibt<br />

es in Pieria sehr wohl: Als der griechische Archäologe Manolis<br />

Andronikos 1977 in dem Dorf Vergine einen großen Erdhügel<br />

entdeckte und begann, das Innere freizulegen, zeichnete sich<br />

bald ab, dass die Archäologen auf eine Sensation gestoßen waren.<br />

Unter dem 12 Meter hohen und über hundert Meter langen<br />

Hügel lagen – unberührt von Grabräubern, durch die Jahrtausende<br />

vor der Verwitterung geschützt und überreich mit<br />

Gold, Silber- und Bronzearbeiten und Elfenbein ausgestattet –<br />

zwei völlig unversehrte Königsgräber der antiken makedonischen<br />

Hauptstadt Aigai. Heute sind die Königsgräber die wich-<br />

Reiches Kulturerbe: Links Exponate des<br />

Archäologischen Museums von Dion,<br />

darüber eine Philipp II. von Makedonien<br />

zugeschriebene Krone und christliche<br />

Fresken. Rechts: der Grabhügel in<br />

Vergina, wo man 1977 vier Grabkammern<br />

mit prächtigen Beigaben fand<br />

Bilder: mauritius images/Robert Harding; mauritius images/Ian Dagnall/Alamy Stock Photos; mauritius images/Anton Ivanov/Alamy Stock Photos<br />

tigste archäologische Stätte in Nordgriechenland und in ihrer<br />

Bedeutung Troja oder Delphi ebenbürtig. Ob es tatsächlich<br />

der Leichnam von Phillip II. ist, dem Vater von Alexander des<br />

Großen, der hier beigesetzt wurde, ist in der Forschung umstritten.<br />

Für das Erlebnis dieses magischen Ortes macht die<br />

Debatte keinen Unterschied.<br />

Über einen langen Gang, der in die Tiefe des rekonstruierten<br />

Grabhügels führt, betritt man eine Unterwelt, in der die<br />

Strahlen des Sonnensterns, Emblem des makedonischen Königreiches,<br />

in vielen Vitrinen aufleuchten. Durch dämmrige<br />

Säle und antike Mauerreste, vorbei an Vitrinen mit flirrenden,<br />

goldenen Eichenkränzen, die zu den schönsten Stücken der antiken<br />

Goldschmiedekunst zählen, fein ziselierten Silberarbeiten,<br />

monumentalen Freskenmalereien und goldenen Sarkophagen,<br />

wird man hindurchgeleitet bis zu den beiden riesigen<br />

Tonnengewölbegräbern, deren eine Fassade wie ein dorischer<br />

Tempel gestaltet ist – so vollkommen, dass es sich anfühlt, als<br />

fielen Jahrtausende in diesem Augenblick zusammen.<br />

Über der Veranda der Bar, wo wir später einen Kaffee nehmen,<br />

flattert die Fahne Makedoniens: der Argeaden-Stern, der<br />

goldene Stern von Vergina auf blauem Grund. Sie flattert auch<br />

vor dem kleinen archäologischen Museum von Dion, das Heiligtümer,<br />

Statuen und Bauwerke aus den dortigen Ausgrabungsstätten<br />

zeigt. Ich spaziere durch den Park, wo Statuen ins<br />

Gespräch vertieft im Kreis unter Bäumen stehen. Hier läuft<br />

man sich nicht müde, hier ist Raum und Zeit für die Anschauung<br />

der Kunst und die Gegenwart der Vergangenheit.<br />

Entspannt gondeln wir durch die sanfte Landschaft, oft sind<br />

wir die einzigen Touristen. Die Strandorte, in denen wir einen<br />

Kaffee nehmen und die Promenade entlang spazieren, wären<br />

perfekte Drehorte für Siebzigerjahre-Filme. Die schmalen Hotels<br />

strahlen einen nachlässigen Charme aus und erinnern<br />

mich an längst vergangene Sommer. Da standen die Stühle mit<br />

den bunten Plastikschnüren auch auf den Trottoirs.<br />

Wir genießen am späten Nachmittag den Privatstrand der<br />

Villa Sevasti, wo Liegen im schattigen Zwielicht stehen und Gebäck<br />

und Obst auf uns warten. Eine Flamingo-Familie übt mit<br />

den Jungen das Landen auf dem Wasser. Ein Graureiher steht<br />

Wache, während ich schwimmen gehe. Mein Götterkontrollblick<br />

erspäht rein gar nichts, was mich erzürnen könnte. Als die<br />

Schiffe Alexanders von Pydna aus in Richtung Persien ausliefen,<br />

haben die Soldaten vielleicht ihre Olivenkerne ein letztes<br />

Mal auf den Boden gespuckt. In die Äste der Olivenbäume habe<br />

ich mein Handtuch gehängt<br />

Die Redakteurin Bettina von Bülow verantwortet die<br />

Texte von <strong>ZEIT</strong> REISEN. Nächste Reisetermine in die Villa<br />

Sevasti sind der 1.-10.9. und 13.-22.10.2023. Infos unter<br />

zeitreisen.zeit.de oder 040 3280455 (Mo–Fr 9–18 Uhr)<br />

18 19


REISEEMPFEHLUNG<br />

REISEEMPFEHLUNG<br />

Tirols Vielfalt<br />

Der Sommer in Tirol ist überraschend facettenreich.<br />

Ob Golfen, Genusswandern oder Entspannen<br />

im Chalet, hier kann einfach jeder glücklich werden<br />

GOLF<br />

Über 20 Golfclubs begeistern mit gepflegten Fairways<br />

in den abwechslungsreichen alpinen Landschaften<br />

Tirols. Zwischen Arlberg und den Kitzbüheler Alpen,<br />

vom Zillertal bis zur Zugspitze finden sich kräfteschonende<br />

Anlagen im Talboden genauso wie konditionell<br />

anspruchsvolle Alpinplätze. Noch besser und einfacher<br />

wird das Spielerlebnis mit der Golf Tirol Card. Sie<br />

ist die Eintrittskarte für 19 hochwertige Golfanlagen<br />

in Tirol. Wochentags spontan auf den kompakten<br />

9-Loch-Platz im Tal, am Wochenende auf den anspruchsvollen<br />

Kurs an der Bergflanke – mit der Golf<br />

Tirol Card geht beides, einfach und zügig. Die Inhaber<br />

der Karte profitieren von der Vielfalt und Güte<br />

der Golf Clubs sowie von der Erfahrung der kooperierenden<br />

Hotels, die die Golf Tirol Card ausstellen.<br />

Golfhotels wie der Golf- und Landclub Rasmushof am<br />

Fuße des Hahnenkamms oder der Golf- und Land club<br />

Achensee mit seinem landschaftlich außerordentlich<br />

schönen 18-Loch Golfplatz garantieren kurze Wege<br />

zum Golfen (der nächste Club ist höchstens 25 km<br />

entfernt) und einen umfassenden Service. Bequem<br />

lassen sich hier Startzeiten reservieren und die<br />

Ausrüstung verstauen, manche Golf-Hotels bieten<br />

sogar einen Shuttle-Service zum Platz an.<br />

Mehr Infos → tirol.at/golfen<br />

Bilder: Tirol Werbung/Heinzlmeier Bert (links); Tirol Werbung/Haindl Ramon (rechts)<br />

Bilder: XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />

GENUSSWANDERN<br />

Jeder, der schon mal in den Bergen unterwegs war,<br />

kennt die appetitanregende Wirkung schöner<br />

Ausblicke, frischer Luft und körperlicher Betätigung.<br />

Ohne Einkehr ist jede Wanderung nur das halbe<br />

Vergnügen. Die Tiroler Alpen bieten dafür eine große<br />

Auswahl: Ob Hütte, Almwirtschaft oder Gasthof,<br />

hier kommt jeder auf seinen Geschmack. Genusswanderungen<br />

führen zu Almen mit eigener Produktion,<br />

wie der Außermelang-Alm oder Burgeralm, die ihre<br />

Käse- und Milchprodukte direkt vor Ort herstellen<br />

und Gästen als Jause oder zum Kauf anbieten. Aber<br />

auch kulinarische Höhenflüge sind hier möglich,<br />

etwa bei der Wanderung zur Wedelhütte im Zillertal.<br />

Sie ist Tirols einzige Hütte mit 5-Sterne-Standard.<br />

21


REISEEMPFEHLUNG<br />

REISEEMPFEHLUNG<br />

REISEEMPFEHLUNG<br />

In den Tiroler Alpen<br />

geht es nicht nur rustikal<br />

zu: Haubenköche<br />

verwöhnen kulinarisch,<br />

gemütliche Chalets<br />

entpuppen sich<br />

als Wellness-Oasen.<br />

→ tirol.at/geniesser<br />

Abends kreiert hier der Küchenchef raffinierte 4-Gänge-Menüs<br />

zu deren Begleitung es hervorragen -de<br />

Weine aus einem der höchstgelegenen Weingewölbe<br />

der Alpen gibt. Erstklassige Haubenküche serviert<br />

auch das ice Q auf 3048 Meter Höhe. Mit seiner fu tu -<br />

ristischen Glasarchitektur verblüfft es die Wanderer,<br />

die sich ihren Appetit auf dem steilen Bergpfad<br />

hinunter zum Gaislacher See redlich erarbeitet haben.<br />

Mehr Infos → tirol.at/kulinarische-wanderungen<br />

CHALETS<br />

Auch in ihren Unterkünften atmen die Gäste die gute<br />

Luft Tirols. Berghütten und Chalets verströmen den<br />

Duft von Holz und vermitteln alpenländisches Lebensgefühl,<br />

ohne auf Annehmlichkeiten verzichten zu<br />

müssen. Manchmal sehen sie - wie die Chalets Bergwiesenglück<br />

in See im Paznauntal - aus wie einfache<br />

Holzstadl, bevor sie im Innern ihre hohe Wertigkeit<br />

offenbaren: stilvolles Mobiliar, luxuriöse Bäder, private<br />

Spabereiche. Eine wahre Wellnessoase mit Sauna,<br />

Outdoor-Whirlpool und Regendusche sind die Maierl<br />

Chalets in Kirchberg. Auf einer Bergkuppe stehend<br />

garantieren sie einen unverbauten Panora mablick über<br />

die Kitzbüheler Alpen. Drei gemütlich eingerichtete<br />

Hütten bilden die alpegg Chalets in Waidring. Bei der<br />

Gestaltung haben die Gastgeber an alles gedacht, was<br />

Urlauber glücklich macht. Zum Beispiel eine Sonnenterrasse<br />

aus duftendem Thermokiefernholz, auf der<br />

eine Hängematte baumelt. Selbstverständlich gebaut<br />

aus den natürlichen Rohstoffen der Region.<br />

Mehr Infos → tirol.at/chalets-almhuettendoerfer<br />

Bilder: : Tirol Werbung/Jens Schwarz; Tirol Werbung/Björn Knechtel<br />

Bilder: © Aida<br />

Stockholm:<br />

Schmeckt<br />

nach Zimt,<br />

duftet nach<br />

Kaffee<br />

ALTER SCHWEDE!<br />

Wie schön kann ein Land eigentlich<br />

sein? Wälder und Seen, feinsan -<br />

di ge Strände und bizarre Klippen,<br />

charmante Städte voller Geschichte,<br />

Legen den und spannender Kultur:<br />

An der Schönheit Südschwedens kann<br />

man sich einfach nicht sattsehen.<br />

All das vereint Göteborg. Das<br />

Leben pulsiert in Boutiquen und Cafés,<br />

während vor der Stadt am Kattegat<br />

Astrid Lindgrens ländliche Idylle und die<br />

Göteborger Schärenwelt verzaubern.<br />

An der Ostküste, im sanften<br />

Blau der Ostsee, liegt Stockholm<br />

auf 14 kleinen Inseln. Die Hauptstadt<br />

verbindet eine jahrhundertealte<br />

Ein Kussmund<br />

für Südschweden<br />

Trotz der schier endlosen Weite des Landes liegen Kulturgenuss und<br />

Naturerlebnis in Schweden nah beieinander. Um in die faszinierende Vielfalt<br />

des Landes einzutauchen, ist der Seeweg eine spannende Option.<br />

Geschichte mit moderner urbaner<br />

Kul tur und spektakulärer Natur.<br />

Szeneviertel wie das trendige Södermalm<br />

hier, historische Bauwerke<br />

und schmale Gässchen dort und vor<br />

der Küste abermals verträumte<br />

Schärenlandschaften – ein Anblick,<br />

fast wie im Märchen. Wie gut, dass<br />

AIDAmar auf der Route „Skandinavische<br />

Städ te mit Stockholm“ zwei<br />

Tage in der Hauptstadt festmacht,<br />

ehe Visby im Naturparadies Gotland<br />

auf dem Plan steht. Eine große Por -<br />

tion Ent deckerglück und der berühmten<br />

skan dinavischen Gastlichkeit gibt es<br />

auch in Oslo, Århus und Kopen hagen –<br />

den wei teren Zielen der Reise.<br />

DIE GANZ GROSSE<br />

ERLEBNISVIELFALT<br />

Von Mai bis September 2023 können<br />

Sie Südschweden bequem auf ei ner<br />

Kreuzfahrt ab / bis Warnemünde<br />

kennenlernen. Unser Tipp für alle, die<br />

intensive Naturerlebnisse lieben,<br />

Land und Leute entdecken wollen und<br />

einzigartige Erfahrungen suchen.<br />

Alle Informationen zu den AIDAselection<br />

Entdeckerreisen gibt es auf<br />

→ aida.de/selection<br />

NORWEGEN<br />

◎ Oslo<br />

Stockholm ◎<br />

ANREISE PER ZUG<br />

SCHWEDEN<br />

Schnell und entspannt geht es mit<br />

der Bahn nach Tirol, z.B. siebenmal<br />

täglich ab München mit dem Eurocity<br />

nach Innsbruck. Auch Köln, Zürich und<br />

Wien haben gute Verbindungen.<br />

Mehr Infos: → tirol.at/anreise<br />

22<br />

Bequem und<br />

entspannt<br />

per Schiff reisen<br />

ZUM REIN-<br />

SCHNUPPERN:<br />

Jetzt scannen<br />

und inspirieren<br />

lassen<br />

NORDSEE<br />

DÄNE-<br />

MARK<br />

Århus ◎<br />

Gotland ◎<br />

◎ Göteborg<br />

◎ Kopenhagen<br />

◎ Warnemünde<br />

DEUTSCHLAND<br />

OSTSEE


THÜRINGER STÄDTEKETTE<br />

Den Radfernweg (er)fahren<br />

Gestartet wird in Eisenach, der Geburtsstadt Bachs<br />

und weltbekannt durch die Wartburg. In der ehemaligen<br />

Residenzstadt Gotha beeindrucken die barocke<br />

Schlossanlage Friedenstein und das original erhaltene<br />

Ekhof-Theater. Vorbei am Burgenensemble Drei Gleichen<br />

geht es weiter nach Erfurt, wo Sehenswürdigkeiten<br />

wie die Krämerbrücke und der Dom St. Marien warten.<br />

Nächster Stop ist die Klassikerstadt Weimar, dort<br />

können Goethes Wohn- und Gartenhaus oder das Bauhausmuseum<br />

besichtigt werden. Mit Jena verbinden<br />

sich die Namen von Goethe, Schiller und Zeiss. Durch<br />

die idyllischen Mühlentäler des Saalelandes gelangen<br />

Sie nach Gera, der Geburtsstadt des Malers Otto<br />

Dix. Die „Städtekette“ endet in Altenburg, wo 1820 das<br />

Skatspiel erfunden wurde. Alle Städte des Radfernweges<br />

sind an das Streckennetz der DB angeschlossen,<br />

so dass auch Teilabschnitte absolviert werden können.<br />

Bilder: Eric Gross<br />

ERLEBNIS UND GENUSS IN SACHSEN<br />

Draußen ist mehr drin<br />

Sachsen aktiv mit allen Sinnen erleben: Entlang des<br />

Elberadweges zwischen Sächsischer Schweiz und<br />

Dresden radelt ihr an imposanten Schlössern und<br />

Gärten wie dem Barockgarten Großsedlitz und<br />

Schloss Pillnitz vorbei. Weiter in Richtung Meißen<br />

gönnt ihr euch auf dem Sächsischen Weinwanderweg<br />

eine Einkehr in eine idyllische Besenwirtschaft oder<br />

besucht das Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth.<br />

Erfrischende Momente im Sommer in und um Leipzig?<br />

Gondelt auf einem Kanu durch die Kanäle und ge -<br />

nießt die quirlige Stadt vom Wasser aus. Ihr seid mit<br />

dem Rad unterwegs? Ideal, um auf der Neuseenland<br />

Rad route das Wasserparadies vor den Toren Leipzigs<br />

zu erkunden. Highlights unterwegs sind ein Ausflug<br />

zur VENETA auf dem Störmthaler See oder Rafting im<br />

Kanupark Markkleeberg. Sachsen wartet auf euch!<br />

Radfernweg Thüringer Städtekette<br />

c/o Erfurt Tourismus und Marketing GmbH<br />

Benediktsplatz 1, 99084 Erfurt<br />

staedtekette@erfurt-tourismus.de<br />

→ thueringer-staedtekette.de<br />

ERFURT<br />

TMGS Tourismus Marketing Gesellschaft<br />

Sachsen mbH, Bautzner Straße 45-47,<br />

01099 Dresden, Tel.: +49 (0) 351 4917-00,<br />

info@sachsen-tour.de → sachsen-tourismus.de<br />

WITTENBERG<br />

RADWEGE ZU LUTHER<br />

Auf Luthers Spuren im<br />

Herzen Deutschlands<br />

Auf etwa 1000 km Strecke führen die „Radwege zu<br />

Luther“ zu den bedeutendsten Lutherstädten in<br />

Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. An ori gi na -<br />

len Schauplätzen in Altenburg, Eisenach, Erfurt,<br />

Mansfeld, Schmalkalden, Weimar, Eisleben, Torgau<br />

und Wittenberg wird das geistige Erbe des Urhe -<br />

bers der Reformation auf aktive Weise erlebbar.<br />

Zu entdecken sind mittelalterliche Stadtkerne und<br />

eine herausragende Kulturlandschaft. Auf der<br />

Website www.Radwege-zu-Luther.de sind alle Orte<br />

samt Sehenswürdigkeiten sowie die als Rundtour<br />

angelegte Route versammelt. Jede Etappe der Route<br />

kann flexibel befahren und mit Tagestouren in den<br />

Lutherorten kombiniert werden. Mehr Auskünfte<br />

hierzu geben die örtlichen Tourist-Informationen.<br />

Wege zu Luther e. V.,<br />

c/o Erfurt Tourismus und Marketing GmbH,<br />

staedtekette@erfurt-tourismus.de,<br />

→ radwege-zu-luther.de<br />

Bilder: Thüringer Tourismus GmbH, A. Weise; Wittenberg Kultur e.V.<br />

Exklusive <strong>ZEIT</strong> Reise zur<br />

Ruhrtriennale 2023<br />

International, vielfältig und<br />

dennoch in der Region verwurzelt:<br />

Das ist die Ruhrtriennale,<br />

das Festival der Künste in der<br />

»Metropole Ruhr«. Jeden Spätsommer<br />

zeigt die Schau aktuelle<br />

Entwicklungen der internationalen<br />

Kunst- und Kulturszene. Sie lädt<br />

zeitgenössische Künstlerinnen<br />

und Künstler ein, die monumentale<br />

Industriearchitektur des<br />

Ruhrgebiets zu bespielen.<br />

2023 erleben Sie im Rahmen<br />

dieser exklusiven Reise u. a. die<br />

Eröffnungsproduktion »Ein Sommernachtstraum«<br />

in der Regie<br />

von Ruhrtriennale-Intendantin<br />

Barbara Frey – eine Co-Produktion<br />

mit dem Burgtheater Wien.<br />

Mit Sergej Rachmaninows »Das<br />

große Abend- und Morgenlob«<br />

präsentiert das Chorwerk<br />

Ruhr in der einzigartigen<br />

Jugenstil-Zeche Zollern<br />

eines der großen Werke der<br />

Chorliteratur.<br />

Höhepunkte:<br />

· Premiumtickets für alle<br />

Vorstellungen<br />

· <strong>ZEIT</strong>-Gespräch mit der<br />

Intendantin<br />

· Sonderführung Museum<br />

Folkwang<br />

Preis: ab 1.360 €<br />

Beratung und Buchung unter<br />

040 – 32 80 455<br />

Mehr Details unter<br />

www.zeitreisen.zeit.de/<br />

musik-ruhrtriennale<br />

Jetzt<br />

buchen!<br />

24<br />

© Martin Holtappels | Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg


Endlich ins Freie: Aktivurlaub<br />

in Kärnten startet am besten<br />

mit sanften Wandertouren wie<br />

hier am Knappensee<br />

REISEEMPFEHLUNG<br />

Ruhe und Entspannung, aber auch<br />

jede Menge Annehmlichkeiten<br />

und Aktivitäten bieten die Resorts der<br />

Exlusive Collection von Club Med<br />

auf Sizilien und Mauritius<br />

Auszeit<br />

zu Zweit<br />

Sonniger Frühling<br />

in Kärnten<br />

Willkommen im Kärntner Frühling mit seinen tausend<br />

Möglichkeiten! Die sonnige Südseite der Alpen birgt<br />

viele entdeckenswerte Facetten. Wundervolle Panoramen<br />

warten entlang der „Slow Trails“. Das sind landschaftlich<br />

reizvolle und sehr entspannte Wanderrouten<br />

entlang von Kärntner Seen, die maximal zehn Kilometer<br />

lang sind und nie über mehr als 300 Höhenmeter<br />

führen. Ein sanfter, aber lohnender Start in die Wandersaison!<br />

Oder man wählt das Rad und genießt bei milder<br />

Frühlingssonne die herrlichen Aussichten auf Seen und<br />

Flüsse, die sich entlang der „Kärntner Seen-Schleife“<br />

wie Perlen an einer Kette reihen. Wenn Kärnten dann<br />

spätestens im Mai auf Betriebstemperatur ist, kommen<br />

auch die warmen Badeseen wieder ins Spiel. Und das<br />

nicht nur zum Schwimmen und Planschen. Wer einmal<br />

bei einer Sonnenuntergangs-SUP-Tour am Wörthersee<br />

oder einer Ruderboot-Buchtenwanderung am Millstätter<br />

See mit von der Partie war, weiß um die vielen<br />

Erlebnis-Dimensionen der Seen im sonnigen Süden.<br />

REISEEMPFEHLUNG<br />

Herrliche Aussichten für<br />

Radler am Millstätter See.<br />

Alle weiteren Infos unter<br />

→ kaernten.at<br />

Bilder: Franz Gerdl, Gert Perauer für Kärnten Werbung<br />

Bilder: Club Med<br />

Freiheit, Staunen, Loslassen. Ein Panoramablick<br />

auf die Silhouette von Cefalu und<br />

dann weiter von der Brandung bis zum<br />

Horizont. Olivenhaine, Pinien, Orangenduft.<br />

Sizilianisches Lebensgefühl, verbunden<br />

mit einem minimalistisch-eleganten Design,<br />

das aber auch Authentizität vermittelt.<br />

Live-Konzerte im Palazzo, italienische<br />

Garten-Partys, kulturelle Highlights. All<br />

das macht den ➊ Club Med Cefalu zu<br />

einem Ort, wo Sie dem Alltag entfliehen<br />

können. Verwöhnt von der Gourmetküche,<br />

animiert von den hochklassigen Sportund<br />

Entertainmentangeboten.<br />

Sie mögen es exotischer? In einer entlegenen<br />

Bucht auf Mauritius erwartet Sie<br />

der ➋ Club Med La Plantation d'Albion.<br />

Das Türkisblau des Indischen Ozeans,<br />

die weißen Sandstrände und die üppigen<br />

Gärten machen dieses Resort zum magischen<br />

Ort. Jüngst erhielt es ein neues<br />

Design, der über dem Meer thronende<br />

Zen-Pool und die Bar tragen nun die<br />

Farben der Insel. Gäste schwärmen vom<br />

Cinque Mondes Spa und den Kreatio -<br />

nen der einheimischen Küche. Der lässige<br />

Luxus der Tropen lässt hier die Zeit wahrhaft<br />

stillstehen.<br />

Mehr Infos unter → clubmed.de<br />

➊<br />

SIZILIEN<br />

➋<br />

MAURITIUS<br />

26 27


REISEEMPFEHLUNG<br />

Kultur & Kulinarik in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

REISEEMPFEHLUNG<br />

Ein Glas Weinschorle, unterhalb des<br />

Mainzer Doms, verschafft sommerliche<br />

Erfrischung in der belebten<br />

Kulisse der Mainzer Innenstadt<br />

Kultur ist ein ständiger Begleiter in Rheinland-Pfalz –<br />

vielerorts hat die bewegte Geschichte des Landes<br />

historische Stätten entstehen lassen. Seien es die<br />

Dome & Kirchen in den Städten oder die fürstlichen<br />

Burgen & Festungen hoch über den Flüssen. Eines haben<br />

sie alle gemeinsam: in ihrem historischen Ambiente<br />

findet sich oft ein ganz besonderer Platz für Kulturveranstaltungen<br />

und für die regionalen Köstlichkeiten.<br />

So genießt man nach dem Besuch des Hambacher<br />

Schlosses auf der Terrasse grandiose Gerichte der<br />

Pfälzer Küche, kann auf der Festung Ehrenbreitstein<br />

in der WeinReich-Vinothek die besten Tropfen mit tollem<br />

Ausblick verkosten oder sich an exklusiver Gastronomie<br />

und Kunst im Arp Museum Bahnhof Rolandseck<br />

erfreuen. Kulturelle Orte, gefüllt mit kulinarischen<br />

Hochgenüssen – das ist Rheinland-Pfalz!<br />

Weitere unvergessliche Kulturmomente gibt<br />

es unter → rlp-tourismus.de/kulturmomente<br />

KULTURTIPPS<br />

7.7.2023 – 23.7.2023<br />

NIBELUNGEN-FESTSPIELE WORMS<br />

Mit Genusserlebnissen im Heylshofpark<br />

→ nibelungenfestspiele.de<br />

16.07. - 3.10.2023<br />

MOSEL MUSIKFESTIVAL<br />

In Weingütern und an anderen schönen<br />

Orten → moselmusikfestival.de<br />

23.08. – 10.09.2023<br />

FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS<br />

Auf der Parkinsel Ludwigshafen<br />

→ festival-des-deutschen-films.de<br />

Bild: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH<br />

Bild oben: © #visitrheinmain, David Vasicek; Bild links: © #visitfrankfurt, Holger Ullmann<br />

Frankfurt neu entdecken<br />

Wer Frankfurt im Sommer mal von einer neuen Seite<br />

kennenlernen möchte, der lässt die großen Sehenswürdigkeiten<br />

links liegen und erkundet stattdessen<br />

Stadtviertel wie Sachsenhausen oder das Nordend.<br />

Aus 43 solcher Orte setzt sich die Stadt zusammen,<br />

in diesen nachbarschaftlichen Biotopen ist ihr Lebensgefühl<br />

besonders authentisch zu spüren.<br />

Los geht die Tour in der beliebten Kleinmarkthalle<br />

oder im Traditionsgeschäft der Kaffee-Manufaktur<br />

Wacker's, einem Frankfurter Familienbetrieb. Der Trubel<br />

um einen herum, die Vielfalt an Snacks und der<br />

herrlich duftende Kaffee sind die perfekte Einstimmung<br />

für ausgedehntes Bummeln und Schlendern.<br />

In Sachsenhausen locken das Mainufer und die Museen,<br />

wunderschöne Villen und hohe Platanen, kleine<br />

Läden und Handwerksbetriebe. Besonders im angesagten<br />

Brücken viertel ist eine lebendige Mischung entstanden<br />

aus Mode- und Design-, Secondhand- und<br />

Plattenläden. Echt Frankfurterisch legt man eine Pause<br />

am Wasserhäuschen ein, wie dem „Gudes“ oder „Fein“<br />

HIGHLIGHT IM SOMMER<br />

„The Art of Banksy - Without Limits“.<br />

Die Ausstellung rund um das Werk des<br />

mysteriösen Graffiti-Künstlers feiert<br />

im Sommer in Frankfurt ihre Deutschlandpremiere.<br />

→ artofbanksy.com<br />

im Nordend, das sich in den letzten Jahren vom Büdchen<br />

zum beliebten Café gewandelt hat. Oder man<br />

gönnt sich Entspannung im Grünen, etwa im Bethmannpark<br />

mit seinem Chinesischen Garten. Das Beste<br />

ist, man läuft einfach drauf los, lässt sich treiben und<br />

gerät vielleicht sogar in eines der Theater-, Kino- oder<br />

Musikfestivals wie der „Sommerwerft“, die in den<br />

Sommermonaten hier stattfinden.<br />

Abends ist dann Ebbelwei-Zeit. Auf langen Holzbänken<br />

sitzt man draußen in einem der typischen<br />

Apfelweinlokale, genießt die gesellige Atmosphäre<br />

und die regionale Küche unter Lampions und Lichterketten.<br />

Gut klingt der laue Sommerabend auch am<br />

Main ufer oder auf einer Dachterrasse aus, mit einem<br />

spekta kulären Blick auf die funkelnde Skyline.<br />

Viel Überraschendes und Neues gibt es in dieser<br />

charmanten, kleinen Großstadt zu entdecken.<br />

Mehr Infos unter unter → www.visitfrankfurt.travel<br />

#visitfrankfurt<br />

28 29


WOCHENENDE IM ALLGÄU<br />

SÜDTIROL<br />

Wo Schönheit<br />

spürbar wird<br />

Schon beim Betreten der<br />

Lobby entspannt man sich:<br />

Im Schgaguler Hotel ist alles<br />

schön, schlicht und unaufgeregt<br />

– die klaren Linien,<br />

das Weglassen von Schnickschnack<br />

und die hellen<br />

Farben lösen eine Art Visual<br />

Detox aus. Das Haus am Fuß der Seiser Alm ist<br />

ein Design-Hotel im besten Sinne. Möbelklassiker<br />

erfreuen das Auge genauso wie eine Decke aus<br />

feiner Merinowolle. Bodentiefe Fenster geben den<br />

Blick auf den mächtigen Schlern frei. Ein beson -<br />

de res Hotel schafft auch besondere Erlebnisse.<br />

Zum Beispiel eine Wanderung in den Dolomiten mit<br />

dem Künstler Martin Schgaguler zu den Motiven<br />

seiner Fotos, die in Lounge und Restaurant hängen.<br />

Weitere Auskünfte und Buchungen<br />

unter → schgaguler.com<br />

KULTURA 2023<br />

Klangfarben vielfalt im<br />

Kufsteinerland<br />

Der Kultursommer 2023 zeigt einmal mehr, warum<br />

sich das Kufsteinerland nicht vor den großen Reiseund<br />

Kulturdestinationen dieser Welt verstecken<br />

muss: Werke wie Richard Wagners „Siegfried“ und<br />

„Götterdämmerung“ oder Engelbert Hum perndincks<br />

„Königskinder“ er tö nen bei den Tiroler<br />

Festspielen in Erl. Auf der Festung Kufstein, bittet<br />

das Musical<br />

„Jesus Christ Superstar“<br />

von Andrew Lloyd Webber<br />

vor die historisch be eindruckende<br />

Kulisse am<br />

Festungsberg.<br />

Alle Infos zu den Terminen<br />

und Tickets finden Sie hier!<br />

→ kultur-tirol.at<br />

Tourismusverband Kufsteinerland<br />

Unterer Stadtplatz 11, A – 6330 Kufstein<br />

+43 5372 62207, info@kufstein.com<br />

Willkommen<br />

im Tal der<br />

echten Vielfalt.<br />

Das Echte erleben im Herzen<br />

der Kitzbüheler Alpen.<br />

brixental.tirol<br />

Bilder: © hotel schgaguler; Tourismusverband Kufsteiner Land<br />

Bild: Maria Scherf, Andrea Gruber, München/Bayerische Schlösserverwaltung, www.schlosslinderhof.de<br />

Wochenende<br />

imAllgäu<br />

Die Kulturregion am<br />

Fuße der Alpen ist<br />

für die Ludwig-Schlösser<br />

berühmt, doch auch<br />

viel Rokoko und Kunst<br />

von heute sind zu<br />

finden – um geben von<br />

zauberhafter Natur<br />

VON Alexander Hosch<br />

Schwelgerische Rokokokirchen und märchenhafte Königsschlösser<br />

– geht es um Kunsterleben im Ostallgäu, dann lässt<br />

sich auf Superlative kaum verzichten. Man könnte auch sagen,<br />

ein paar Stunden dort fühlen sich an wie das Konzept für einen<br />

US-Blockbusterfilm: Das Drehbuch beginnt mit Höhepunkten.<br />

Und dann steigert es sich langsam.<br />

Freitag<br />

LANDSBERG, die Stadt der Herzöge und<br />

Fürsten, ist der heitere Auftakt. Zwischen<br />

bizarren Türmen, Barockkirchen und Bürgerhäusern steht<br />

der schönste Profanbau: ein Rathaus mit Prachtfassade von Dominikus<br />

Zimmermann, der hier von 1749 bis 1754 auch Bürgermeister<br />

war. Der Adrenalintornado packt Besucher zum ersten<br />

Mal, wenn sie auf die zwischen 1745 und 1754 nahe Steingaden<br />

einsam auf eine Bauernwiese gesetzte Pilgerkirche treffen.<br />

Mehr Rokoko, als die WIESKIRCHE im Innern bietet, geht<br />

nicht. Die Brüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann<br />

– Maler und Stuckateure aus der Wessobrunner Schule – vollbrachten<br />

hier das Kunststück, aus Form und Licht in einem<br />

sich dramatisch weitenden Oval ein Meer aus Köpfen, goldenen<br />

und weißen Kartuschen und Rocailles anzurichten. Die<br />

ganze Kirche erscheint als Wimmelbild. Man ist wie weggeblasen:<br />

Erst durch den Effekt der stillen Landschaft draußen.<br />

30<br />

Inserat_BRIX_<strong>ZEIT</strong>_RT_V1.indd 1 08.05.23 17:22<br />

31


WOCHENENDE IM ALLGÄU<br />

Dann vom Überschwang und der Fülle der Motive des Innenraums.<br />

Die Unesco kürte die Struktur aus goldenen Stuckgirlanden<br />

und kunstvollem Trompe-l’Œil schon vor 40 Jahren zum<br />

Welterbe. Das Kuppelfresko mit dem auf dem Regenbogen sitzenden<br />

Jesus und die Raumschale auf elliptischer Grund fläche<br />

und acht Doppelpfeilern sind vielleicht die größten Einzelleistungen.<br />

Ab Steingaden krönen im Süden Zugspitze und Co. das Panorama.<br />

Bald schon wird linker Hand das bekannteste deutsche<br />

Schloss sichtbar sein. Ludwig II. hat es ab 1869 im Stil einer<br />

mittelalterlichen Ritterburg vom Bühnenmaler Christian<br />

Jank bauen lassen. Rund 1,4 Millionen Menschen besuchen<br />

NEUSCHWANSTEIN jedes Jahr. Bis Sommer 2023 müssen sie<br />

sich mit den Prunkräumen begnügen, denn die Wohnräume<br />

des Königs und die Grotte werden restauriert. Ob vier Wittelsbacher<br />

Schlösser bald auch Weltkulturerbe sind, entscheidet<br />

die Unesco 2025. Die Neuheit im benachbarten zweiten Märchenschloss<br />

HOHENSCHWANGAU ist eine Themenführung<br />

zu über 90 Wandgemälden mit mittelalterlichen Sagen und Legenden,<br />

die Ludwigs Kindheit prägten. Sein Vater Maximilian<br />

II. kaufte 1832 Reste einer Burg und ließ seinen Architekturund<br />

Theatermaler Domenico Quaglio darüber in neugotischem<br />

Stil das heutige Hohenschwangau errichten. Die bayerische<br />

Königsfamilie nutzte es als Sommerschloss und für Ritterspiele.<br />

Weltberühmtes Motiv: Der Blick auf Neuschwanstein<br />

und die Alpen. Rechts: Franz Hitzlers farbstarke<br />

Gemälde sind derzeit im Kloster Irsee ausgestellt.<br />

Darunter der Innenraum der Kirche St. Ulrich in Seeg,<br />

eine der vielen Rokokokirchen des Allgäus, entworfen<br />

von Johann Jakob Herkomer. S. 31: Das Lila Kabinett im<br />

Schloss Linderhof, das Ludwig II. in Ettal errichtete<br />

Im Schlossladen gibt es neben Andenken auch Kinderbücher.<br />

Das HOHE SCHLOSS über der Altstadt von Füssen ist weniger<br />

bekannt. Hinter den um 1500 aufgebrachten Illusionsmalereien<br />

des Hofs stecken heute die Städtische Galerie und eine Filiale<br />

der BAYERISCHEN STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN. Sie<br />

bringt spätgotische Tafeln und Skulpturen von Allgäuer und<br />

bayerisch-schwäbischen Meistern zu Gesicht. Sehr einprägsam<br />

ist ein Augsburger Christus als Salvator Mundi auf Goldgrund<br />

von 1494.<br />

Zum Abschluss des Kunst tages fahren wir in die alpine<br />

Höhe von PFRONTEN zu einer überraschenden Scheinkuppel.<br />

Der fürstbischöfliche Hofmaler Joseph Keller hat sie bis 1788<br />

als Deckenfresko über das flache Langhaus der Nikolauskirche<br />

gezaubert. Dieses Trompe-l’Œil beeindruckt tief – eine Entdeckung,<br />

auf die sich im BRAUGASTHOF FALKENSTEIN mit einem<br />

Dunkelbier anstoßen lässt.<br />

Bild links: Peter Samer/Fotostudio Samer/Bayerische Schlösserverwaltung,<br />

www.neuschwanstein.de; Bilder rechts: Martin Zurek/Schwäbisches Bildungszentrum<br />

Irsee/VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Sandra Thiel/Tourist-Information Seeg<br />

Königsschlösser wie<br />

im Märchen<br />

und schwelgerische<br />

Rokokokirchen – geht<br />

es um das Kunsterleben<br />

im Ostallgäu, dann<br />

sind Superlative schnell<br />

bei der Hand.<br />

Samstag<br />

Gestärkt von Laugenkringel und<br />

Brioche am Frühstücksbüfett des<br />

Hotels Schlossanger Alp steigen wir am nächsten Morgen zur<br />

höchsten Ruine Deutschlands auf den FALKENSTEINGIPFEL auf<br />

1277 Metern. Das ganzjährig offene Burgmuseum ist klein.<br />

Aber es sticht mit seinem Modell von Ludwigs letzter Ritterburg<br />

viele bekanntere Touristenziele, auch wegen des<br />

360-Grad-Panoramas. Ludwig II. hat die Burgruine 1883 gekauft<br />

– und dafür in seinen letzten Lebensjahren von Christian<br />

Jank eine utopisch-fantastische »Raubritterburg« planen lassen.<br />

Das – nie gebaute – Traummodell und die Aussicht bis<br />

nach Neuschwanstein sind inspirierend.<br />

Aus Pfrontener Höhe geht es wieder ins Voralpenland. Die<br />

überbordende PFARRKIRCHE ST. ULRICH in Seeg, oft »Kleine<br />

Wies« genannt, erinnert daran, dass der Rokokoüberschwang<br />

in Bayern ein grandioses Zeitphänomen war und selbst Dorfkirchen<br />

in Ornamentorgien verwandelte. Das Hauptfresko von<br />

Johann Baptist Enderle aus Donauwörth interpretiert die Seeschlacht<br />

von Lepanto, in der das Christentum verteidigt wurde,<br />

ein kleiner Engel schleudert Blitze auf türkische Schiffe, Papst<br />

und Kaiser schauen zu, Maria, Christus, Gott und die Taube<br />

auch. Zwei kleine Städte stehen nun für die Gegenwartskunst.<br />

Der Weg zwischen saftigen Wiesen und kleinen Heuschuppen<br />

führt erst nach MARKTOBERDORF. Hier wartet das attraktivste<br />

Allgäuer Kunstgebäude des 21. Jahrhunderts: das Künstlerhaus.<br />

Die Schweizer Meisterarchitekten Bearth & Deplazes<br />

entwarfen 2001 einen strengen rotbraunen Klinkerkubus mit<br />

rostroten Cortenstahl-Toren. Die Natur übernimmt durch an<br />

der Fassade hochrankende Pflanzen den Part des Verzierens.<br />

Oft sind hier Werke von zeitgenössischen Allgäuern rund um<br />

die eigene Sammlung zu Gast. In der<br />

früheren freien Reichsstadt KAUF-<br />

BEUREN liegt das postmoderne<br />

KUNSTHAUS in der malerischen Altstadt.<br />

Auf drei Leveln mit Sichtbetonwänden<br />

hat hier diesen Sommer der<br />

Allgäuer Naturmaler Rudi Tröger<br />

eine Bühne. In der KAFFEEBAR<br />

KIRSCHKERN serviert man Suppen<br />

oder Kuchen aus regionalen Gemüsen<br />

und Früchten. Anschließend<br />

geht es über eine Waldsenke hoch<br />

zum BAROCKKLOSTER IRSEE. Hier<br />

gibt es neben der schönen eine<br />

furchtbare Geschichte. Irsee wurde<br />

von den Nazis für ihre Euthanasieverbrechen<br />

missbraucht. Heute finden<br />

hier Erinnerungsorte Platz sowie Bildungsstätten<br />

wie die Schwabenakademie.<br />

Der größte Hingucker in der<br />

ehemaligen Stiftskirche ist die<br />

Schiffskanzel, geschaffen 1724/25<br />

vom Bildhauer Ignaz Hillenbrand:<br />

32 33


WOCHENENDE IM ALLGÄU<br />

AM LAGERFEUER<br />

Engel hissen die Segel. In den benachbarten Bauten sind oft<br />

regionale Künstlerinnen und Künstler zu sehen, aktuell der<br />

bunte Wilde Franz Hitzler. Im Zentrum von KEMPTEN, der<br />

heimlichen Hauptstadt des Allgäus, entstand ab 1651 die erste<br />

monumentale deutsche Barockanlage nach dem Dreißigjährigen<br />

Krieg – Kirche und Schloss. Wer Zeit hat, bucht die Führung<br />

in die Prunkräume der Residenz von Fürstabt Anselm<br />

Reichlin von Meldegg, zwischen 1732 und 1745 in der kräftigen<br />

Farbigkeit des frühen Rokoko ausgeführt.<br />

Bei einer Allgäureise sollte die Künstlerin Natur nicht fehlen.<br />

Unsere Fahrt führt nun ein Stück Deutsche Alpenstraße<br />

entlang über den Großen Alpsee mit seinen Kite-Surfern. In<br />

Oberstaufen liegt das Nachtquartier BERGKRISTALL wie eine<br />

Aussichtsterrasse gegenüber dem Hochgrat und anderen Allgäuer<br />

Alpengipfeln. Abends kommen Hirsche bis an den Zaun<br />

und die Panoramafenster.<br />

Sonntag Das Resort Bergkristall wählten wir<br />

auch, weil wir von hier aus zu Fuß ein<br />

paar Kapellen mit spitzen Helmdächern erreichen können. Sie<br />

sehen unscheinbar aus, aber drinnen hat vor allem die gotische<br />

KAPELLE ST. BARTHOLOMÄUS drei gewaltige mittelalterliche<br />

Altäre zu bieten. Sie bestehen aus je drei Flügeln mit Halbrelieffiguren<br />

vor Goldgrund und Predella. Die Dargestellten wurden<br />

zwischen 1430 und 1500 von Mitgliedern der Künstlerfamilie<br />

Strigel aus der Memminger Schule geschaffen. Auch die<br />

Kapelle von Genhofen hat drei kapitale Altäre. Zurück in tieferen<br />

Gefilden stoßen wir im fast tausendjährigen ISNY auf eine<br />

Stadt, die den Mut hatte, früh den Grafik designer OTL AICHER<br />

mit ihrer Corporate Identity zu beauftragen. Der aus der Nähe<br />

stammende wegweisende Gestalter wäre letztes Jahr 100 Jahre<br />

alt geworden. Aus diesem Anlass widmete ihm Isny einen offenen<br />

schwarzen Pavillon, der jetzt im Kurpark steht und an die<br />

weißen und schwarzen Piktogramme Aichers erinnert. In<br />

LEUTKIRCH, das man über eine kurvenreiche Fahrt erreicht,<br />

steht das MUSEUM IM BOCK. Sein Café ist ein schöner Rastplatz.<br />

Im ersten Stock gibt es auch einen Otl-Aicher-Raum: Möbelentwürfe,<br />

Fotografien aus seinem Leben und Texttafeln ehren<br />

den Designer, der lange im Leutkircher Vorort Rotis gelebt<br />

hat. Dort entwarf er seine Gebäude im Stil des Vorbilds Le Corbusier<br />

selbst.<br />

In OTTOBEUREN gibt es in der stattlichen Bendiktinerabtei<br />

neben erstklassigen Rokokoarbeiten Schöpfungen aus der<br />

Barockzeit wie den Kaisersaal mit 16 Monumentalstatuen von<br />

Joseph Anton Sturm (wird derzeit renoviert) zu entdecken.<br />

Oder die gerade wiedereröffnete Filiale der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.<br />

Hier ergänzen 37 vor allem mittelalterliche<br />

Arbeiten Allgäuer und schwäbischer Meister rund um das<br />

Glanzwerk OTTOBEURER MARIENTAFEL von 1450 den neu konzipierten<br />

Rundgang des Klostermuseums. Weiß gehöhte Eichendielen<br />

und intarsierte Türen betonen das lichte Ambiente<br />

und die Barockmotive in den Deckenzwickeln. Unser dritter<br />

Tag endet im Zentrum von MEMMINGEN, wo uns das Rathaus<br />

mit der kolossalen Renaissancefassade, die aber 1764/65 geschwungene<br />

neue Giebel und Stuckdekor im Rokokokstil bekam,<br />

und das ehemalige Kreuzherrenkloster anziehen. In seinen<br />

gewölbten Parterreräumen bietet das Kreuzherrn-Cafe<br />

zum Ausklang Kässpätzle oder Apfelstrudel und Chai Latte.<br />

Schönes Ausflugsziel: die Wieskirche in Steingaden (u.).<br />

Links: In der Abtei Ottobeuren hängt die Allegorie auf<br />

den Lohn der Tugend und die Strafe des Lasters, um<br />

1560-70, darunter Rudi Trögers Blumen, 1964, zu sehen<br />

vom 5. Juli bis 19. November im Kunsthaus Kaufbeuren<br />

Bilder: Sibylle Forster/Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Staatsgalerie in der Benediktinerabtei Ottobeuren;<br />

Mario Drechsler/Courtesy Galerie Jahn und Jahn, München; Eurasia Press/Photononstop/mauritius images<br />

Mahler-Fieber<br />

Begeisterung teilen gehört definitiv<br />

zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.<br />

Umso mehr wenn ich Werke vorstellen<br />

darf, die live eine absolut unwiderstehliche<br />

Wirkung erzielen können – erst<br />

recht, wenn man sie zum ersten Mal<br />

hört, vielleicht sogar an einem besonderen Ort. Unvergessen für<br />

mich persönlich bleibt mein Initial-Erlebnis in Sachen Gustav Mahler:<br />

die grandiose 2. Sinfonie ("Auferstehung") im Hamburger Michel,<br />

jener Kirche, in der der Komponist einst die Eingebung für den<br />

berühmten Schlusschor erhalten hatte. Ich war damals zutiefst bewegt<br />

und entwickelte im Anschluß ein regelrechtes Mahler-(Reise-)<br />

Fieber, das bis heute anhält.<br />

Ralf Tiedemann ist Musikwissenschaftler,<br />

Klang-Coach, Stimmen-Kenner und<br />

Weltreisender in Sachen Oper und klassische<br />

Musik. Seit 2022 begleitet er exklusiv<br />

ausgewählte <strong>ZEIT</strong> Musikreisen.<br />

Als ich Jahre später meine erste Kulturreise<br />

als Musik-Experte begleiten durfte,<br />

stand ein nicht minder spektaku -<br />

lä res Mahler-Werk auf dem Programm:<br />

die 3. Sinfonie, nun in der Elbphilharmonie.<br />

Was war das für ein irres Gefühl,<br />

unsere Gäste beim gemeinsamen Konzertbesuch ähnlich überwältigt<br />

zu sehen! Die Stimmung danach: unvergesslich. Und so wird es<br />

vermutlich wieder sein, wenn ich mit meiner <strong>ZEIT</strong> Reisen-Gruppe<br />

im Juni in Hamburg erneut die Dritte von Mahler erleben darf und<br />

dann im August seine Auferstehungssinfonie beim 67. Gstaad<br />

Menuhin-Festival in der malerischen Kulisse der Schweizer Berge.<br />

Wie gesagt: Lieblingsbeschäftigung...<br />

TEXT Ralf Tiedemann ILLUSTRATION Cora Meyer<br />

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