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Aktuell Obwalden | KW50 | 16. Dezember 2021

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KlareAnsage an den Lehrling BrunoEnz: Ausschnitt aus dem Brief vom21. März 1972.<br />

bands für diese Rennen in Osteuropa. (Der<br />

Skiverband stand damals übrigens unter<br />

der Regie des späteren Bundesrats Adolf<br />

Ogi). «Mir fehlten allerdings drei Ferientage,<br />

um an der Tournee teilzunehmen», erinnert<br />

sich Bruno Enz. Als gewissenhafter Lehrling<br />

fragte er deshalb seinen Chef, den damaligen<br />

Kantonsingenieur, umErlaubnis, an die<br />

Rennen gehen zu können. «Er sagte mir, er<br />

könne das nicht entscheiden. Ichmüsseden<br />

Baudirektor fragen.» Bruno Enz tat, wie ihm<br />

geheissen. Doch auch der damalige Landammann<br />

und Baudirektor sah sich offenbar<br />

ausserstande, dem jungen Skitalent eine Absenz<br />

zu erlauben. Zuständig dafür, sowurde<br />

der19-jährige LehrlingBrunoEnz belehrt, sei<br />

der Finanzdirektor,der auch als Personalchef<br />

des Kantons amtete.<br />

Niemand da, der Erlaubnis gebenkann?<br />

Während die Stunde der Abreise immer<br />

näher rückte, war der Finanzdirektor allerdings<br />

an einer Sitzung in Zürich. Er sei<br />

erst gegen 21 Uhr wieder daheim, wurde<br />

Bruno Enz telefonisch ausgerichtet. «Also<br />

fuhr mich mein Vater am Abend zum Haus<br />

des Finanzdirektors, damit ich mit ihm<br />

sprechen konnte.» Dieser war aber noch<br />

nicht daheim. Dafür öffnete seine Schwiegertochter<br />

die Tür. «Ich schilderte ihr mein<br />

Problem», erzählt Bruno Enz. «Sie meinte,<br />

meine Teilnahme an der Tournee werde<br />

wohl kein Problem sein. Sie werde esihrem<br />

Schwiegervater ausrichten.» Tags darauf<br />

reiste Bruno Enz guten Mutes mit dem<br />

Schweizer Ski-Kader ins Ausland.<br />

Nach der Rückkehr in die Schweiz warteteim<br />

Hause Enz aber dicke Post auf Sohn Bruno.<br />

Der Baudirektor höchstpersönlich las dem<br />

Lehrling die Leviten. «Eigenmächtig hast du<br />

dir nun den Urlaub genommen», herrschte<br />

der Magistrat das junge Skitalent aus Giswil<br />

an. Dabei habe er ihm doch gesagt, er müsse<br />

den Personalchef um Erlaubnis bitten. Dies<br />

habe er nicht getan. Und: «Der Personalchef<br />

wäre nicht einverstanden gewesen», liess der<br />

Baudirektor den Lehrling wissen. Komme so<br />

etwas noch einmal vor, werde der Lehrvertrag<br />

aufgelöst (siehe Bildoben).<br />

«Ich vermute,dass der Personalchef seine<br />

Schwiegertochter abends gar nicht mehr sah<br />

und darum am andern Tagglaubte, ich hätte<br />

mich einfachaus dem Staub gemacht, ohne<br />

ihn zu kontaktieren», sagt Bruno Enz. Doch<br />

auch ungeachtet dessen hätten seine Vorgesetzten<br />

oft wenig Verständnis gezeigt für<br />

die Bedürfnisse eines Skitalents. So wurde<br />

ihm einmal gesagt, es könne doch nicht jeder<br />

wegen einem «Hobby» Spezialwünsche<br />

anbringen –der eine gehe gerne fischen,<br />

der andere fahre halt Ski. Bruno Enz erinnert<br />

sich: «Ganz allgemein hinkte die Schweiz in<br />

Sachen Sportförderung etwas hinterher.»<br />

Nachdem Bruno Enz die Lehre beim Kanton<br />

erfolgreich abgeschlossen hatte, fuhr er<br />

noch zwei JahreimEuropacup Ski. SeinZiel,<br />

ins B-Kader aufgenommen zu werden, hat er<br />

unter anderem wegen einer Knieverletzung<br />

nicht erreicht, und so hängte er seine Karriere<br />

im Spitzensport anden Nagel. «Der Kanton<br />

ist also nicht schulddaran, dass aus mir kein<br />

Skistar wurde», fügt er schmunzelnd an. (ve)

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