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Aktuell Obwalden | KW01 | 6. Januar 2022

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AKTUELL<br />

IM ARCHIV<br />

Das traurige Schicksal vonLouise<br />

Die25-jährigeLouiseZ.ausSarnenkriegteimFrühjahr1936dieHärteder<br />

Obwaldner Justiz zu spürenund landete im Gefängnis. Die Geschichte<br />

einer jungenFrau, die dafür büsste,dass Männer ihr Vergnügen hatten.<br />

Ist das eine Puppe? Diese Frage stellten<br />

sich zwei Schulbuben aneinem regnerischen<br />

Novembernachmittag im Jahr<br />

1935, als sie bei der Bitzighofer-Brücke<br />

einen kleinen Körper im Gestrüpp des Sarneraa-Ufers<br />

entdeckten. Mit einer Holzlatte<br />

versuchten sie, den Fund aus dem Wasser<br />

zuheben. Schnell aber packte sie das<br />

Grauen: Das war keine Puppe, sondern ein<br />

lebloser Säugling. Sofort meldeten sie ihren<br />

Fund der Polizei. Diese holte die Kindsleiche<br />

samt Nabelschnur aus der Sarneraa<br />

und liess sie medizinisch untersuchen. Der<br />

Arzt Julian Stockmann stellte bei der Obduktion<br />

fest: Das Kind kam ungefähr in der<br />

32. Schwangerschaftswoche tot zur Welt.<br />

Dass es eine Totgeburt war, erkannte der<br />

Arzt anhand der Lunge –das Kind habe<br />

niemals einen Atemzug getan.<br />

Die Schuldige war rasch gefunden<br />

Doch wer hat das Kind zurWelt gebracht und<br />

kurz darauf in der Sarneraa «entsorgt»? Der<br />

Verdacht fiel rasch auf die 25-jährige Louise<br />

Z., die in der Nähe des Rathauses direkt an<br />

der Sarneraa mit ihrem Vater und ihren teils<br />

minderjährigen Schwestern wohnte. Die ledige<br />

Louise war wiederholt in Verruf geraten,<br />

weil siemit verschiedenenMännern verkehrte<br />

und ungewollt schwanger wurde. Bereits<br />

im Alter von 18Jahren hatte sie sich erstmals<br />

wegen Unzucht vor der Justiz verantworten<br />

müssen. 1935 hatte sie bereits zwei<br />

uneheliche Kinder. Am29. November 1935,<br />

einen Tag nach dem Fund der Kindsleiche,<br />

wurde Louise festgenommen und erstmals<br />

verhört. Anfänglich bestritt sie vehement, etwas<br />

damit zu tun zu haben. Doch die Polizei<br />

glaubte ihr nicht. Kein Wunder: Ein ärztlicher<br />

Untersuch von Louise hatte gleichentags ergeben,<br />

dass sie «innertden letzten 2-3 Tagen<br />

geboren hat» (siehe Aktenauszug aus dem<br />

Staatsarchiv).<br />

Unter dem Druck der Beweislast gab Louise<br />

die Tat schliesslich zu: Am Morgen des<br />

25. Novembers habe sie Bauchschmerzen<br />

verspürt. «Ich hustetestark», gab sie laut Verhörakten<br />

zu Protokoll. Auf dem Nachtstuhl<br />

sei das Kind zur Welt gekommen. «Das Kind<br />

hat nicht gelebt. Ich leerte die Frucht samt<br />

Nachgeburt ineinen Kessel und warf alles<br />

zusammen vomKüchenfenster in die Aa.»<br />

Bereits im Frühling 1934hatte Louiseeine<br />

Fehlgeburt erlitten. Damals schwanger geworden<br />

war sie gemäss eigenen Aussagen<br />

von einem unbekannten Nidwaldner, der sie<br />

von Luzern nach Sarnen gefahren hatte. In<br />

Stansstad habe der Nidwaldner ihr gesagt,<br />

er fahre sie nur bis nach Sarnen, wenn sie<br />

Sex mit ihm habe. «Der hätte mich doch am<br />

Acheregg hocken lassen, wenn ich nicht mit<br />

ihmverkehrthätte», sagte Louise im Verhör.<br />

Diesmal sei vermutlich Fritz T. der Vater.<br />

Fritz arbeitete als Küchenbursche im Bahnhofbuffet<br />

Luzern. Wie die Polizei herausfand,<br />

hatte Louise «auch noch zu anderen

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