clair-obscur
Kulturringkonzert mit dem Saxophonquartett clair-obscur am Freitag, den 18. Februar 2022 um 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie
Kulturringkonzert mit dem Saxophonquartett clair-obscur am Freitag, den 18. Februar 2022 um 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie
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KULTURRING<br />
HEILBRONN E.V.<br />
www.kulturring-heilbronn.de<br />
SAXOPHONQUARTETT<br />
CLAIR-OBSCUR<br />
FREITAG, 18. FEBRUAR 2022<br />
19.30 UHR
Guten Abend,<br />
Kathi Wagner, Christoph Enzel, Maike Krullmann und<br />
Jan Schulte-Bunert sind das außerordentliche Saxophonquartett<br />
<strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong>; gleichzeitig sind sie die<br />
Saxophon-Stimmen der Berliner Philharmoniker. Freuen<br />
Sie sich auf die Musiker und einen besonderen<br />
Abend mit betörenden Instrumentalklängen!<br />
»Memorias« ist die ungewöhnliche Programmfolge,<br />
die das Quartett heute spielen wird in Erinnerung an<br />
Astor Piazzolla, der 2021 100 Jahre alt geworden<br />
wäre. »A manera de memorias« heißt ein vom argentinischen<br />
Autor Natalio Gorin zusammengestellter Band<br />
von Interviews mit Astor Piazzolla aus den Neunzigerjahren.<br />
Die Idee zum heutigen Konzertprogramm<br />
beruht auf diesem Buch, das umfassende Einblicke in<br />
die musikalische Welt Piazzollas erlaubt. Clair-<strong>obscur</strong><br />
hat Werke von Piazzollas sechs wichtigsten musikalischen<br />
Vorbildern ausgewählt, um sie seinem Schaffen<br />
gegenüberzustellen.<br />
Gefördert:
DAS QUARTETT<br />
Goethe mag nicht explizit an das Saxophonquartett<br />
gedacht haben, als er das Wort vom Quartettspiel<br />
als der »Unterhaltung vierer vernünftiger Menschen«<br />
prägte. Der tschechische Schriftsteller Josef<br />
kvorecký liefert den Beweis: »Weil es sprechen kann.<br />
Beinahe wie ein Mensch, und eigentlich besser. Es<br />
kommt auf den Punkt. Von allen Instrumenten ist das<br />
Saxophon dasjenige, das am wahrhaftigsten spricht«.<br />
Das Saxophonquartett <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong> gehört seit vielen<br />
Jahren zu den renommiertesten Quartetten seiner Art;<br />
Auftritte in der Carnegie Hall, der Philharmonie Berlin,<br />
beim Luzern Festival und Schleswig-Holstein-Musikfestival<br />
sprechen eine deutliche Sprache. Die individuelle<br />
Qualität seiner Mitglieder, die regelmäßig die Saxophongruppe<br />
der Berliner Philharmoniker bilden und als<br />
Dozenten an diversen Musikhochschulen unterrichten,<br />
wird im Zusammenspiel noch gesteigert.<br />
Clair-<strong>obscur</strong> wurde als erstes Saxophonquartett zum<br />
Kammermusik-Examen an der Hochschule für Musik<br />
»Hanns Eisler« zugelassen, wo es von Prof. Friedemann<br />
Weigle (Artemis Quartett) unterrichtet wurde.<br />
Weigle gab den vier Musikern Mut zur Eigenständigkeit<br />
und die »Fähigkeit zum Rock’n’Roll« (womit er<br />
nicht die Gattung, sondern eine vitale, zupackende<br />
Spielweise meinte) mit auf den Weg und formte die<br />
vier gänzlich unterschiedlichen Charaktere zu einer
Einheit. Das Quartett gewann nationale und internationale<br />
Wettbewerbe.<br />
Die enorme Qualität, Flexibilität und Stilsicherheit ermöglicht<br />
es <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong>, ohne Scheuklappen jede Art von<br />
Musik zu spielen – und das auf höchstem Niveau. Clair<strong>obscur</strong><br />
kennt keine Tabus, spielt, was ihm gefällt, und<br />
beweist immer wieder auf’s Neue, dass jede Art von<br />
Musik das Publikum erreicht, wenn sie gut gespielt und<br />
präsentiert wird. Und gut klingen: die idealen Arrangements,<br />
die sich <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong> auf den Leib schreibt,<br />
lassen mitunter vergessen, dass »nur« ein Quartett<br />
auf der Bühne sitzt. Der ganz eigene Sound, das<br />
traumwandlerische Zusammenspiel nach bald 20 Jahren<br />
ununterbrochener Ensemblearbeit und seine von<br />
Spielfreude, Lockerheit und Humor geprägten Auftritte<br />
machen jedes Konzert von <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong> zu einem<br />
Erlebnis.<br />
Seit der Renaissance bezeichnet der Begriff <strong>clair</strong><strong>obscur</strong><br />
(franz., ital. chiaroscuro) in der Bildenden Kunst<br />
den Einsatz extremer Hell-Dunkel-Kontraste. Ziel dieser<br />
Technik ist die dramatische Steigerung des Ausdrucks.<br />
KATHI WAGNER · BARITONSAXOPHON<br />
Kathi ist bei <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong> fürs Fundament zuständig.<br />
Das kann wuchtig, sanft, groovig oder getragen sein,<br />
mit ihrem wandelbaren und dennoch unverwechselbaren<br />
Baritonklang trägt sie das Quartett.<br />
Bei ihr war es eine lange Suche nach dem Richtigen:<br />
Es heißt Selmer Baritonsaxophon Super Action 80<br />
Serie II.<br />
CHRISTOPH ENZEL · TENORSAXOPHON<br />
Wenn es Christoph nicht gäbe, wäre das Quartett<br />
nicht nur um den herausragenden Tenorspieler (1,96m)<br />
ärmer, dessen Schwan von Saint-Saëns das Publikum<br />
zu Tränen rührt, sondern ebenso das Repertoire der<br />
Saxophonquartettwelt um einiges reduziert.<br />
Bei unseren langen Zugfahrten sieht man Christoph<br />
vor allem am Computer sitzen und neue Arrangements<br />
für <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong> erstellen. Er ist der kreative Kopf<br />
des Quartetts und bringt Werke und Programme ins<br />
Ensemble.
Er spielt ein Selmer Tenorsaxophon Serie III matt<br />
lackiert und gebürstet – sehr hübsch!<br />
MAIKE KRULLMANN - ALTSAXOPHON<br />
Ihre Fähigkeit, den Überblick zu behalten, in allen Richtungen<br />
zuzuhören und darauf zu reagieren, macht Maike<br />
zu einer perfekten Kammermusikerin.<br />
Hinzu kommen ihr unvergleichlich schöner, warmer Ton<br />
auf dem Altsaxophon und technische Souveränität.<br />
Es ist ihr erstes, einziges und immer geliebtes Selmer<br />
Altsaxophon Super Action 80 Serie II.<br />
JAN SCHULTE-BUNERT - SOPRANSAXOPHON<br />
Jan ist zum ersten Geiger geboren – und vor allem<br />
zum Sopransaxophonisten von <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong>. Keiner<br />
beherrscht alle Register dieses kapriziösen Instruments<br />
so wie er.<br />
Die menschliche Stimme ist das große Vorbild seines<br />
Sopranklanges, gepaart mit Virtuosität. So bringt er ins<br />
Quartett eine Lebendigkeit und Dynamik, die ihresgleichen<br />
sucht.<br />
Sein Selmer Serie III Sopransaxophon ist übrigens<br />
wirklich keine Klarinette.<br />
ASTOR PIAZZOLLA<br />
Die Musik Bachs hatte er als Kind schon kennengelernt,<br />
als er mit seinen Eltern nach New York gezogen<br />
war und im Hinterhof regelmäßig einen Pianisten die<br />
barocken Werke üben hörte. »Mit dem Kopf war ich auf<br />
den Straßen New Yorks, aber die Musik, die ich anbetete,<br />
war Bach!«, so einst Piazzolla.<br />
Eine weitere wichtige Station war für Piazzolla Paris.<br />
Die Musik der Stadt, zum Beispiel die von Ravel, zog<br />
durch die Straßen. Piazzolla hatte hier die Lehrerin<br />
Nadia Boulanger aufgesucht, die ihn auf seinen Weg<br />
brachte: Sie war es, die ihn ermutigte, die Liebe zum<br />
Tango in seinen Werken nicht zu verleugnen. Piazzolla<br />
hatte seiner Lehrerin in den ersten Stunden verschwiegen,<br />
dass er zu Hause durch Tango sein Geld verdient<br />
hatte. So hatten ihn zum Beispiel die Lieder des Tanguero<br />
Carlos Gardel stark beeindruckt. Den Sänger<br />
führte er sogar persönlich durch New York.
Auch Werke seines ersten Lehrers Alberto Ginastera<br />
erklingen heute Abend in Kombination mit Piazzollas<br />
Musik. Und auch die von George Gershwin, die nicht<br />
aus Piazzollas Inspirationspool wegzudenken sind.<br />
Piazzolla bewunderte, wie Gershwin ganz natürlich den<br />
Jazz in den klassischen Musikbetrieb einzugliedern<br />
wusste – für ihn wurde das zum Vorbild, zumal Piazzolla<br />
es vermochte, Jazzbestandteile in den Tango zu<br />
integrieren – vor ihm galt das als absolutes No-go.<br />
BACH CONTRAPUNCTUS I<br />
Was Bach in seinen letzten Lebensmonaten zum Druck<br />
vorbereitete, war die Überarbeitung eines praktischen<br />
Lehrwerks. Es sollte alle Möglichkeiten der Fugenkomposition<br />
ausschöpfen, wie es die Goldbergvariationen,<br />
das Musikalische Opfer und die Kanonischen Veränderungen<br />
mit dem Kanon taten.<br />
Bachs kontrapunktisches Spätwerk mit dem posthumen<br />
Titel »Kunst der Fuge« knüpft an die polyphone Kunst<br />
des 16. und 17. Jahrhunderts an. Bereits der einleitende<br />
Contrapunctus I offenbart im ruhigen Fluss der vier<br />
Stimmen und der durchweg gesanglichen Anlage jeder<br />
einzelnen von ihnen den Rückbezug zu den Motetten<br />
der Renaissance, an einen polyphonen Satz von absoluter<br />
Ausgeglichenheit der Stimmen, wie er etwa von<br />
Isaac benutzt wurde. Zu Bachs Zeit war diese Art der<br />
Polyphonie altmodisch, aber nicht aus der Mode.<br />
PIAZZOLLA »LA MUERTE DEL ÁNGEL«<br />
(»DER TOD DES ENGELS«)<br />
Astor Piazzolla (1921-1992) erzählt, wie der Tango entstand<br />
und sich bis heute entwickelte: »Der Tango wird<br />
im Jahre 1882 in Buenos Aires geboren, … es ist eine<br />
anmutige, lebhafte Musik; sie spiegelt die gute Laune<br />
und die Beredtheit der Französinnen, Italienerinnen<br />
und Spanierinnen wider, die in den Bordellen von Buenos<br />
Aires leben und Polizisten, Matrosen und Gauner<br />
in ihre Fänge locken. Um 1930 ist der Tango die Musik<br />
der Cafés. Er wird musikalischer, ja auch romantischer<br />
und verändert sich auf radikale Weise: die Bewegungen<br />
werden langsamer, neue Harmonien kommen<br />
hinzu, und das Ganze bekommt einen stark melancholischen<br />
Zug. Um 1960 ist der Tango die Musik der
Nightclubs. Brasilianer und Argentinier treffen sich in<br />
Buenos Aires; Bossa Nova und neuer Tango sind Teil<br />
eines gemeinsamen Kampfes. Jeden Abend füllen sich<br />
die Nightclubs mit Menschen, die den neuen Tango mit<br />
Ernst und Überzeugung anhören. Heute trifft sich der<br />
Tango in vielen Punkten mit der Neuen Musik. Auf der<br />
Basis des alten Tangos finden wir Reminiszenzen an<br />
Bartók, Stravinsky u. a. Dies ist der Tango von heute,<br />
der Tango von morgen.«<br />
Sein Stück »La Muerte del Ángel« (»Der Tod des<br />
Engels«) gehört zu einer 1962 komponierten Schauspielmusik<br />
(das dritte Stück der »Suite des Engels«)<br />
und damit in die Anfänge seines Schaffens.<br />
Es ist ein charakteristisches Stück des piazzolleischen<br />
Stils, bei dem die Merkmale des traditionellen Tangos<br />
gebrochen werden. Es ist eine dreistimmige Fuge mit<br />
Basslinie. Rhythmus und Tempo des Stückes werden<br />
beschleunigt. Das Stück ist narrativ und innerhalb der<br />
Serie zeigt es den Engel, der angegriffen und im Messerkampf<br />
getötet wird. In La Muerte del Ángel erforscht<br />
Piazzolla Elemente des Jazz.<br />
BACH CONTRAPUNCTUS IX<br />
Bei Contrapunctus IX handelt es sich um eine Doppelfuge<br />
in der Dezim, d. h. das Grundthema und<br />
sein Gegenthema sind sowohl im Oktavabstand als<br />
auch umgekehrt im Dezimenabstand kombinierbar.<br />
Zunächst wird das Gegenthema – ein Laufthema von<br />
barocker Motorik – vorgestellt, dann erst erscheint<br />
das Grundthema als zweites Thema und stellt mit seinen<br />
langen Notenwerten einen starken Gegensatz zum<br />
ersten Thema dar. Bei alldem bleibt der Satz stets pure<br />
Musik von ansteckender Vitalität und typisch bachischer<br />
Ausdruckskraft.
Saxophonquartett<br />
CLAIR-OBSCUR<br />
KATHI WAGNER, Baritonsaxophon<br />
CHRISTOPH ENZEL, Tenorsaxophon<br />
MAIKE KRULLMANN, Altsaxophon<br />
JAN SCHULTE-BUNERT, Sopransaxophon<br />
4. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2021/2022<br />
Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr<br />
ASTOR PIAZZOLLA<br />
»A manera de memorias« Erinnerungen in sechs Bildern<br />
1. BILD: JOHANN SEBASTIAN BACH<br />
»Mit dem Kopf war ich auf den Straßen New Yorks, aber<br />
die Musik, die ich anbetete, war Bach.«<br />
- J. S. Bach 1685-1750:<br />
Kunst der Fuge Contrapunctus I<br />
3 Min.<br />
- Astor Piazzolla 1921-1992: La muerte del Ángel 4 Min.<br />
- J. S. Bach: Kunst der Fuge Contrapunctus IX 3 Min.<br />
2. BILD: NADIA OF PARIS<br />
Als ich sie traf, zeigte ich ihr meine Kisten voller Sinfonien<br />
und Sonaten. Sie schaute sie durch und fällte dann ein<br />
erschütterndes Urteil: »Sehr gut geschrieben!«, sprach<br />
sie, unterbrach mit einem Punkt so groß wie ein Fußball<br />
und fuhr nach einer langen Pause fort: »Hier klingt es wie<br />
Stravinsky, dort wie Hindemith, da wie Ravel. Nur Piazzolla<br />
kann ich nirgendwo finden.«<br />
- Maurice Ravel 1885-1937:<br />
Pavane pour une Infante défunte<br />
5 Min.<br />
- Astor Piazzolla: Milonga del Ángel 5 Min.<br />
3. BILD: STRAVINSKY<br />
»Stravinsky war mein Lehrer, ohne dass ich ihn jemals<br />
traf. Stravinskys »Sacre du Printemps« lag in meiner<br />
Jugend immer auf meinem Nachttisch. In vielen meiner<br />
Stücke hört man seinen Einfluss«:<br />
- Igor Stravinsky (1882-1971): Zirkuspolka 4 Min.<br />
- Astor Piazzolla: Four For Tango 5 Min.<br />
PAUSE
4. BILD: CARLOS GARDEL – DAS IDOL<br />
»Wenn ich heute noch einmal mit Carlos Gardel spielen<br />
könnte: Ich bin mir sicher, meine Hände würden zittern.<br />
Er war der beste Tanguero den es jemals gab.«<br />
- Astor Piazzolla: Milonga Picaresque 2 Min.<br />
- Carlos Gardel (1890-1935): Por una Cabeza 3 Min.<br />
5.BILD: ALBERTO OF BARRACAS<br />
»Alberto Ginastera war mein erster Lehrer. Von ihm habe<br />
ich alles Grundlegende gelernt. Er war der wichtigste<br />
argentinische Komponist, den es je gab.«<br />
- Alberto Ginastera (1916-1983): Danzas Argentinas, op. 2<br />
I. Danza del viejo Boyero 2 Min.<br />
II. Danza de la moza donosa<br />
4 Min.<br />
III. Danza del gaucho matrero<br />
4 Min.<br />
IV. Milonga<br />
4 Min.<br />
6. BILD: JAZZ<br />
»Als Jugendlicher in New York liebte ich Jazz. George<br />
Gershwin, Duke Ellington, Cab Calloway. Viele Tangueros<br />
lehnten Jazz ab. Ich fand immer, dass das ein Fehler<br />
ist... Ich hatte immer das Gefühl, das Gershwins Musik<br />
der meinen verwandt ist.«<br />
- George Gershwin: Walkin‘ the Dog 3 Min.<br />
- Astor Piazzolla: Resurrección del Ángel 5 Min.<br />
- George Gershwin (1898-1937): I got Rhythm –<br />
Somebody Loves Me – Oh Lady be good ca. 5 Min.<br />
RAVEL PAVANE<br />
»Pavane pour une infante défunte« (»Pavane für eine<br />
verstorbene Prinzessin«) ist ein impressionistisches<br />
Klavierstück des französischen Komponisten Maurice<br />
Ravel. Die Komposition entstand 1899 während seines<br />
Studiums unter Gabriel Fauré am Conservatoire de<br />
Paris und ist damit eines seiner Frühwerke. 1910, über<br />
ein Jahrzehnt später, veröffentlichte Ravel eine weitere<br />
Fassung des Stückes für Orchester.<br />
Ravel selbst beschrieb das Stück als »eine Erinnerung<br />
an eine Pavane, die eine kleine Prinzessin in alter Zeit<br />
am spanischen Hof getanzt haben könnte.«<br />
Erstmals öffentlich aufgeführt wurde das Stück am 5.<br />
April 1902 von Ravels engem Freund Ricardo Viñes.
Das bis dahin recht unbeachtete Stück wurde von der<br />
zeitgenössischen Kritik sehr positiv aufgenommen und<br />
dadurch ausgesprochen populär.<br />
Das Stück beginnt in G-Dur und folgt dem Rondo-Schema<br />
A (Takte 1–12), B (Takte 13–27), A (Takte 28–39), C<br />
(Takte 40–59), A (Takte 60–72). Das Anfangsthema lautet:<br />
Der Komponist intendierte eine ausgesprochen langsame<br />
Umsetzung des Stücks, die die Würde und<br />
Bedächtigkeit der Komposition unterstreichen sollte.<br />
Die vordergründig eingängige Melodie des Werkes<br />
steht im Kontrast zu der neuartigen und handwerklich<br />
vollendeten Harmonik, deren Akkordpalette vom Dreibis<br />
zum Siebenklang reicht.<br />
Ravel selbst nahm das Stück auf einer Klavierrolle im<br />
Jahre 1922 auf. Die Aufnahme dauert 5 Minuten 40<br />
Sekunden.<br />
PIAZZOLLA MILONGA DEL ÁNGEL<br />
Die »Milonga del Ángel« ist das sentimentale Stück der<br />
»Suite des Engels« (auch bekannt als »Engelsreihe«<br />
oder »Engelskonzert«). Es beginnt mit gebrochenen<br />
Akkorden auf dem Bass, gefolgt von einer Melodielinie<br />
auf der Violine. Dann setzt das Klavier ein, und fast<br />
unbeabsichtigt scheint das Bandoneon die Hauptrolle<br />
zu übernehmen, was den nostalgischen Charakter des<br />
Stücks betont. Die Melodie wird komplexer und emotionaler,<br />
bis ein Nebenteil erscheint, der dem Drama<br />
einen Bruch gibt, dieser hat ein sinnliches Violinsolo.<br />
Wieder gewinnt das Bandoneon an Bedeutung und<br />
führt eine Variation des Geigenthemas auf. Das Thema<br />
intensiviert sich bis zur Coda und reduziert sich in einer<br />
Reihe von Akkorden, genau wie das Stück begann.<br />
STRAVINSKY ZIRKUSPOLKA<br />
Die »Zirkuspolka« (»Circus Polka: For a Young Elephant«)<br />
ist ein Instrumentalstück von Igor Stravinsky,<br />
das ursprünglich 1942 für eine Ballettproduktion<br />
des Choreografen George Balanchine für den Ringling<br />
Bros. and Barnum & Bailey Circus komponiert wurde.
Aufgeführt wurde die Zirkuspolka von einem aus je 50<br />
Elefanten und Ballerinen bestehenden Ballett. 1944<br />
veröffentlichte Strawinsky eine Orchesterfassung der<br />
Zirkuspolka, die seitdem zum Standardprogramm vieler<br />
Orchester zählt.<br />
Auch wenn das Musikstück dem Namen nach eine Polka<br />
ist, enthält es verschiedene Rhythmenwechsel. Nur<br />
am Ende der Komposition klingt eine Polka an, die sich<br />
allerdings als ein musikalisches Zitat von Schuberts<br />
Militärmarsch herausstellt.<br />
Die Elefanten (auch die Bullen) wurden in rosa Tutus<br />
gezwängt. Zeitgenössische Berichterstatter zeigten sich<br />
anfangs besorgt darüber, dass Stravinskys Musik eine<br />
Panik unter den Tieren auslösen könnte. Die als »choreografische<br />
Tour de Force« beworbene Inszenierung wurde<br />
am 9. April 1942 im New Yorker Madison Square Garden<br />
uraufgeführt. Die Zirkusvorstellung wurde ein großer<br />
Erfolg, und das Publikum zeigte sich besonders von der<br />
ungewöhnlichen Ballettvorführung begeistert. Nach der<br />
Premiere wurde die Zirkuspolka vom Ringling Brothers &<br />
Barnum & Bailey Circus weitere 424-mal aufgeführt.<br />
PIAZZOLLA FOUR FOR TANGO<br />
»Four for Tango« ist Piazzolas einziges Streichquartett.<br />
Er bringt die Instrumente an ihre Grenzen, indem<br />
er neue Techniken, Klänge und sogar Teile der Instrumente<br />
einsetzt, die noch nie jemand zuvor benutzt hat.<br />
Klassisch? Avantgarde? Tango? Nuevo-Tango?<br />
PIAZZOLLA MILONGA PICARESQUE<br />
Milonga ist eine Vorgängerin des Tango Argentino. Im<br />
Allgemeinen hat die Milonga einen durchgehenden<br />
festen Grundrhythmus. Sie wird auch als die fröhlichere<br />
Schwester des Tangos beschrieben.<br />
GARDEL POR UNA CABEZA<br />
»Por una Cabeza« (»um den Kopf eines Pferdes«) ist<br />
ein populärer Tango von Carlos Gardel (Musik) und<br />
Alfredo Le Pera (Text) aus dem Jahr 1935. Das Lied<br />
stammt aus dem Musical-Film »Tango Bar« von John<br />
Reinhardt und handelt von einem notorischen Spieler,<br />
der seine Spielsucht in Verbindung mit Pferderennen<br />
mit der Anziehungskraft einer Frau vergleicht.
GINASTERA DANZAS ARGENTINAS<br />
»Argentinische Tänze« op. 2, ist eine Folge von Tänzen<br />
für Soloklavier, die 1937 von Alberto Ginastera, einem<br />
der führenden lateinamerikanischen Komponisten des<br />
20. Jahrhunderts, geschrieben wurde.<br />
Danza del viejo boyero, Op. 2 Nr. 1<br />
Das erste Stück, »Tanz des alten Hirten«, sticht sofort<br />
als seltsam ins Ohr. Der Grund ist einfach: Die linke<br />
Hand spielt nur schwarze Tasten, während die rechte<br />
nur weiße Tasten spielt. Das Stück endet mit einem<br />
Akkord (E - A - d - g - h), den Tönen einer Gitarre beim<br />
Stimmen.<br />
Danza de la moza donosa, Op. 2 Nr. 2<br />
»Tanz des Donosa-Mädchens« ist ein sanfter Tanz im<br />
6/8-Takt. Eine pikante Melodie schlängelt sich durch<br />
den ersten Abschnitt und erzeugt und löst durch den<br />
Einsatz von chromatischen Wendungen ständig Spannungen.<br />
Der zweite Teil führt eine neue Melodie ein,<br />
die selbstsicherer ist als die erste. Der letzte Abschnitt<br />
kehrt zur Eröffnungsmelodie zurück, jedoch mit einer<br />
reichhaltigeren Harmonisierung auf der Grundlage von<br />
Terzen. Unerwarteterweise endet das Stück mit einem<br />
atonalen Akkord.<br />
Danza del gaucho matrero, Op. 2 Nr. 3<br />
Mit Bezeichnungen wie furiosamente (»wütend«), gewalttätig,<br />
mordento (»beißend«) und salvaggio (»wild«) ließ<br />
Ginastera keinen Zweifel daran, wie der dritte Tanz, »Danza<br />
del gaucho matrero« (»Tanz des gesetzlosen Cowboys«),<br />
aufgeführt werden soll. Ginastera verwendet in<br />
diesem Stück willkürliche Dissonanzen, eröffnet es<br />
mit einem 12-Ton-Ostinato und verwendet häufig<br />
kleine Sekunden, um ansonsten einfache Melodien<br />
zu harmonisieren. Wie die Wildheit des restlichen<br />
Stücks erwarten lässt, ist die Coda alles andere als<br />
subtil: ffff -Dynamik und ein gewaltiges Glissando<br />
beschließen den Tanz.<br />
Milonga<br />
Es handelt sich bei »Milonga« um ein von Ginastera<br />
selbst eingerichtetes Klavierarrangement des Liedes<br />
»Cancion del Arbol del Olvido« aus dem Jahr 1938.<br />
Dieses wiederum gilt als eines der populärsten frühen<br />
Stücke des Komponisten. Es erzählt von einem Mann,<br />
der sich von den Gedanken an eine geliebte Person
efreien will, indem er sich unter den Baum des Vergessens<br />
zum Schlafen legt.<br />
GERSHWIN WALKING THE DOG<br />
»Walking the Dog« ist eine von vielen Musiknummern,<br />
die George Gershwin 1937 für die Filmmusik<br />
von Fred Astaire – Ginger Rogers »Shall We Dance«<br />
geschrieben hat. In dem Film begleitet die Musik eine<br />
Sequenz, in der ein Hund an Bord eines Luxusliners<br />
spazieren geht. 1960 wurde die Sequenz als »Promenade«<br />
veröffentlicht.<br />
PIAZZOLLA RESURRECCIÓN DEL ÁNGEL<br />
Die »Auferstehung des Engels« war das letzte Stück,<br />
das der „Suite des Engels“ 1965 hinzugefügt wurde.<br />
Die Suite endet mit einem Happy End, wobei dieses<br />
Stück mehr Verzierungen und ein fröhliches<br />
Thema aufweist, das sich mit der Behandlung des<br />
ursprünglichen Milonga-Themas (das den Engel darstellt)<br />
abwechselt und auch auffälligere chromatische<br />
Akkorde verwendet.<br />
GERSHWIN I GOT RHYTHM, SOMEBODY<br />
LOVES ME, OH LADY BE GOOD<br />
»I Got Rhythm« ist der Titel des bekanntesten Librettos<br />
aus dem von George Gershwin (Musik) und Bruder<br />
Ira Gershwin (Text) verfassten Musical »Girl Crazy«, das<br />
im Jahr 1930 Premiere hatte. Durch viele erfolgreiche<br />
Coverversionen entwickelte sich der Titel zum Jazzstandard.<br />
»Somebody Loves Me« (»Jemand liebt mich«) ist ein<br />
beliebtes Lied mit Musik von George Gershwin und<br />
Texten von Ballard MacDonald und Buddy DeSylva.<br />
Das Lied wurde 1924 veröffentlicht und in George<br />
Whites »Scandals« (Broadway-Revuen) von 1924 vorgestellt.<br />
»Oh Lady Be Good« (»Lady, sei brav!«) ist ein Lied<br />
von George und Ira Gershwin aus dem Jahr 1924. Es<br />
wurde für das Broadway-Musical »Lady Be Good!«<br />
geschrieben. Fred und Adele Astaire spielten in dem<br />
Musical die Hauptrollen.
Konzerte der Abonnementreihe 2021 / 2022<br />
im Theodor-Heuss-Saal der Harmonie, 19.30 Uhr<br />
5. Veranstaltung<br />
Freitag,<br />
25. März 2022<br />
6. Veranstaltung<br />
Dienstag,<br />
26. April 2022<br />
7. Veranstaltung<br />
Dienstag,<br />
10. Mai 2022<br />
verschobene<br />
2. Veranstaltung<br />
Montag,<br />
27. Juni 2022<br />
Liederabend<br />
DANIEL BEHLE, Tenor<br />
TAKEO SATO, Gitarre<br />
Streichquintett<br />
BARTHOLDY QUINTETT<br />
Orchesterkonzert II<br />
ACADEMY OF ST MARTIN<br />
IN THE FIELDS<br />
Dirigentin und Solistin:<br />
JULIA FISCHER<br />
Klavierduo<br />
ANDREAS GRAU &<br />
GÖTZ SCHUMACHER<br />
Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn«<br />
2021 / 2022, Städtische Museen Heilbronn<br />
im Deutschhof, 19.30 Uhr<br />
Dienstag,<br />
15. März 2022<br />
Montag,<br />
16. Mai 2022<br />
BENEDIKT BÜSCHER<br />
(Stuttgart), Kontrabass<br />
MARKO KASSL<br />
(Düsseldorf), Akkordeon<br />
RAINER BÜRCK<br />
(Bad Urach), Elektronik<br />
Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.<br />
Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm<br />
Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40 17<br />
Texte: <strong>clair</strong>-<strong>obscur</strong> und Ulrich Heffter<br />
Gestaltung: www.wsk-werbung.de