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Neumann

Kulturring-Klavierabend am 24. Oktober 2023 im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie

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KULTURRING<br />

HEILBRONN E.V.<br />

www.kulturring-heilbronn.de<br />

KLAVIERABEND<br />

ROBERT NEUMANN<br />

DIENSTAG, 24. OKTOBER 2023<br />

19.30 UHR


Guten Abend,<br />

herzlich willkommen zum ersten Konzert der Kulturring-Konzertreihe<br />

2023 / 2024. Er ist ja nicht zum ersten<br />

Mal beim Kulturring: der Pianist Robert <strong>Neumann</strong>,<br />

aber wie er in der Konzertwelt inzwischen gesehen<br />

wird, zeigen 3 Zeilen von Zeitungen und Zeitschriften:<br />

»Ihm gehört die Zukunft... Ein neuer Klavier-Weltstar?«<br />

TZ München<br />

»kongeniales Musizieren bester Faktur«<br />

Pizzicato Luxemburg<br />

»verkörpert das Ideal des musikalischen Genies«<br />

Liechtensteiner Volksblatt<br />

Im heutigen Konzert mit Robert <strong>Neumann</strong> steht die<br />

Tonart fis-Moll als verbindendes Element: Der Bogen<br />

spannt sich von der Loslösung von der Sonatenform<br />

Beethovens in Schumanns Sonate über die Chopinsche<br />

Romantik in seiner Polonaise bis zu Skrjabins<br />

spätromantischer Sonate und zu den Anfängen der<br />

noch mit fis-Moll beschreibbaren Moderne bei Ravels<br />

Sonatine.<br />

Freuen Sie sich auf diesen besonderen Auftakt der Saison<br />

23/24 mit dem jungen Robert <strong>Neumann</strong>!<br />

Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.<br />

Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm<br />

Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40-0<br />

Texte: Ulrich Heffter<br />

Gestaltung: www.wsk-werbung.de


Klavierabend<br />

ROBERT NEUMANN<br />

1. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2023 / 2024<br />

Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr<br />

MAURICE RAVEL 1875 –1937<br />

Sonatine fis-Moll<br />

- Modéré<br />

- Mouvement de Menuet<br />

- Animé<br />

FRÉDÉRIC CHOPIN 1810 –1849<br />

Polonaise fis-Moll op. 44<br />

ALEXANDER SKRJABIN 1872 –1915<br />

Sonate Nr. 3 fis-Moll op. 23<br />

- Dramatico<br />

- Allegretto<br />

- Andante<br />

- Presto con fuoco<br />

10 Min.<br />

11 Min.<br />

20 Min.<br />

Pause<br />

ROBERT SCHUMANN 1810 –1856<br />

Sonate fis-Moll op. 11<br />

31 Min.<br />

- Introduzione. Un poco Adagio - Allegro vivace<br />

- Aria<br />

- Scherzo e Intermezzo<br />

- Finale. Allegro un poco maestoso


Robert <strong>Neumann</strong><br />

Als Gewinner und Preisträger zahlreicher nationaler<br />

und internationaler Jugendwettbewerbe wurde Robert<br />

<strong>Neumann</strong> (2001*), »ein Ausnahmetalent« und »eine der<br />

vielversprechendsten pianistischen Begabungen«, mit<br />

dem International Classical Music Discovery Award<br />

2017 ausgezeichnet.<br />

Weitere Auszeichnungen ließen nicht auf sich warten.<br />

2018 wählte die Jury des Südwestrundfunks den Pianisten<br />

zum »SWR2 New Talent« aus. Über mehrere Jahre<br />

wird er vom Radiosender durch Konzertauftritte und<br />

-mitschnitte, Studioproduktionen und Festivals gefördert<br />

sowie mit breiter medialer Präsenz begleitet.<br />

Außerdem erhielt er im selben Jahr den Swiss Charity<br />

Award und wurde in das Förderprogramm der Mozart<br />

Gesellschaft Dortmund aufgenommen. Zudem wurde<br />

Robert <strong>Neumann</strong> 2019 zum Preisträger des Konzerthauses<br />

Freiburg und Zelt-Musik-Festivals ernannt.<br />

Ferner, mit Residenz im Nikolaisaal Potsdam, präsentierte<br />

er sich in der neuen Debütreihe für junge Künstler<br />

aus Rezital, Kammermusik, Orchesterkonzert und<br />

Musikvermittlung-Workshops.<br />

Für sein Debüt-Album beim SWRmusic wurde Robert<br />

<strong>Neumann</strong> zum OPUS KLASSIK-Nachwuchskünstler des<br />

Jahres 2021 gekürt.


Sein Orchesterdebüt mit dem Radiosinfonieorchester<br />

Stuttgart gab der junge Pianist im Alter von acht<br />

Jahren. Später gastierte er u. a. beim Moscow Symphony<br />

Orchestra, der Deutschen Staatsphilharmonie<br />

Rheinland-Pfalz, den Stuttgarter Philharmonikern,<br />

der National Philharmonie Moldau, dem Sinfonieorchester<br />

Liechtenstein, SWR-Symphonieorchester,<br />

Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt, Praga<br />

Philharmonic Camerata und Gewandhausorchester<br />

Leipzig. Robert <strong>Neumann</strong> war Gast beim »Moscow<br />

Meets Friends«-Festival, »Kissinger Sommer«, bei den<br />

Schwetzinger Festspielen, Gstaad Menuhin Festival,<br />

den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, Mosel,<br />

Schleswig-Holstein-Festival, Interlaken Classics Bern<br />

und Krzyzowa-Music.<br />

Unterdessen trat er in der Stuttgarter Liederhalle, Tonhalle<br />

Zürich, Herkulessaal München, Festspielhaus<br />

Bregenz, Konzerthaus Dortmund, Salle Cortot Paris,<br />

Gewandhaus Leipzig, Victoria Concert Hall Singapur<br />

und Moscow International Performing Arts Center<br />

auf. Mit Daniel Müller-Schott, Julia Fischer, Sebastian<br />

Manz, Olli Mustonen, Quartetto di Cremona und vielen<br />

anderen teilt Robert die Begeisterung, Faszination und<br />

Freude am gemeinsamen Musizieren.<br />

Regelmäßig initiiert und gestaltet Robert <strong>Neumann</strong><br />

Sonderprojekte mit. 17-jährig war er Artist in Residence<br />

beim Festival Next Generation in Bad Ragaz/Schweiz.<br />

2020 hat er gemeinsam mit Tanja Tetzlaff, Dominik<br />

Wollenweber, Sebastian Manz, Guilhaume Santana<br />

und Stefan Dohr ein Beethoven-Programm konzipiert<br />

und quer durch Deutschland aufgeführt.<br />

Am 09.05.22 zum Europatag haben alle ARD-Sender<br />

ein Europakonzert gesendet, welches Robert <strong>Neumann</strong><br />

als Ideengeber zusammen mit dem ukrainischen<br />

Geiger Alexey Semenenko und dem russischen Cellisten<br />

Alexey Stadler im SWR-Studio live gespielt hat.<br />

2023 wird ein Folgekonzert stattfinden.


2023 wird Robert <strong>Neumann</strong>s zweite CD mit Werken von<br />

Robert Schumann und Modest Mussorgsky produziert<br />

und bei SWRmusic erscheinen. Bei der Deutschen<br />

Grammophon wird im selben Jahr in der Serie »Rising<br />

Stars« auf Stage+ ein Porträt und Studiokonzert als<br />

Video sowie eine weitere Aufnahme als Digital-only<br />

erscheinen. Außerdem gründet er ein Klavierfestival,<br />

welches 2024 erstmals stattfinden und überwiegend<br />

internationale Pianisten der Neuen Generation präsentieren<br />

wird.<br />

In einer Musiker-Familie dreisprachig aufgewachsen,<br />

wurde Robert <strong>Neumann</strong> seit seinem vierten Lebensjahr<br />

von Monika Giurgiuman unterrichtet. Mit elf Jahren<br />

kam er als Jungstudent und mit fünfzehn bereits regulär<br />

in die Klasse von Elza Kolodin an der Musikhochschule<br />

Freiburg. Für das Master-Studium wechselte er<br />

2021 zu Eldar Nebolsin an der Hanns Eisler-Hochschule<br />

für Musik Berlin.<br />

RAVEL SONATINE<br />

Im Klavierwerk Maurice Ravels (1875-1937) herrscht<br />

kein Mangel an großen, brillanten Stücken, weshalb die<br />

kleine Sonatine von 1902/03 oft vernachlässigt wird.<br />

Es handelt sich bei der Sonatine um eine bewusste<br />

Stilisierung Ravels, um eine »kleine Sonate« im Geist<br />

des 18. Jahrhunderts. Was Klavierschüler bis heute<br />

als Mozarts »Wiener Sonatinen« spielen, aber auch die<br />

großen Klaviersonaten von Mozart und Haydn mögen<br />

als Vorlage gedient haben: kompakte, dreisätzige Gebilde<br />

mit einem lichten, schönen Klaviersatz.<br />

Die drei Sätze der Sonatine (Moderato, Menuet und<br />

Finale) sind durch einen gemeinsamen Initialimpuls<br />

verknüpft: Der Quartsprung fis-cis wird im ersten Satz<br />

sanft abwärts, im 3. markant aufwärts geführt, das Anfangsintervall<br />

des Menuetts (die aufsteigende Quint<br />

des-as) erweist sich als Umkehrung der ersten Quartanordnung.


Darüber hinaus bewirkt das Gleichmaß einer durchlaufenden<br />

Bewegung eine enge Beziehung der Sätze<br />

zueinander:<br />

Im Moderato ist es das Zweiunddreißigstel-Band,<br />

das Ähnlichkeit mit Bachs Präludien hat, sodann die<br />

ostinate Dreiklangsrückung in Achteln. Die Durchführung<br />

bringt eine weitere Variante des Achtelrhythmus;<br />

die spanisches Kolorit beschwörenden<br />

Bassschläge geben im Übrigen die Töne der 6 leeren<br />

Gitarrensaiten wieder.<br />

Die mechanisch-motorische Ebene schlägt sich im<br />

Menuet stilisiert nieder. Ravel erreicht hier eine raffinierte<br />

Verbindung aus Schlichtheit und Delikatesse.<br />

Die bewusst einfache Melodie wird von der Begleitung<br />

abwechslungsreich kontrastiert durch Artikulation, Ornamentik,<br />

einem Variationsabschnitt (dem Trio) und<br />

Kontrapunktik.<br />

Zur Motorik des ersten und zur tänzerischen Grazie<br />

des zweiten Satzes fügt das Finale ungestümen Jubel.<br />

Fanfarenartig klingt jetzt die nackte Initialquarte, bald<br />

frenetisch zur Oktave emporschnellend. In die rondoartige<br />

Struktur werden Teile retardierenden Charakters<br />

(Triolen statt Sechzehntel) oder Reminiszenzen an die<br />

stille Empfindungswelt der vorausgegangenen Sätze<br />

eingepasst.<br />

Die Sonatine erwies sich als Glücksfall für Ravel. Sie<br />

wurde eines seiner populärsten Klavierwerke und<br />

brachte ihn mit dem renommierten Verlagshaus Durand<br />

in Kontakt, das ihm kurz nach der Veröffentlichung der<br />

Komposition (November 1905) einen Vertrag mit exklusivem<br />

Verlagsrecht gegen ein fixes Jahresgehalt von<br />

12.000 Francs (heute ca. 42.000 €) anbot. Einmal mehr<br />

hatte sich für Ravel das Komponieren auf Bestellung<br />

gelohnt.


CHOPIN POLONAISE<br />

Die Polonaise fis-Moll op. 44 von Frédéric Chopin<br />

(1810-1849) entstand im Jahr 1841. Der polnische<br />

Komponist widmete das Werk einer Schwester der mit<br />

ihm befreundeten Sängerin Delfina Potocka. Das Werk<br />

entstand in der mittleren Schaffensperiode des Komponisten<br />

und ist die zwölfte seiner 17 Polonaisen.<br />

Die Polonaise fis-Moll ist ein großes, vierteiliges<br />

Klanggemälde. Die heroische Einleitung steigert<br />

sich vom verhaltenen piano zu doppelgriffigen Oktaven<br />

im fortissimo. Unmittelbar angeschlossen folgt<br />

das Hauptthema (A-Thema), dessen Verlauf bis in<br />

die viergestrichene Oktave reicht. Die donnernden<br />

Oktaven in forte sind hier kein schmückendes Beiwerk,<br />

sondern bedeutendes Mittel der klanglichen<br />

Demonstration. Ein nachfolgendes b-Moll Thema (B-<br />

Thema) übernimmt den aufschwingenden Charakter<br />

des A-Themas. Beide Themen werden intensiviert<br />

wiederholt und erhalten durch eine resolute doppelte<br />

Punktierung einen nahezu aggressiven Charakter.<br />

Während der Wiederholung werden die Themen durch<br />

virtuoses Skalenwerk verziert.<br />

Der zweite Teil der Polonaise beruht auf einem Unisono-Zweitaktmotiv.<br />

Unterbrochen wird die Szenerie nur<br />

durch einen kurzen Anklang des B-Themas.<br />

Im dritten Großteil der Polonaise baut Chopin ein Trio<br />

di Mazurka ein. Das liedhafte A-Dur-Thema bestimmt<br />

diesen Teil, der in sich wiederholt wird. Terzen und<br />

Sexten skizzieren das bildhafte, typisch romantische<br />

Thema. Dieses wird von einem weiten Bassfundament<br />

getragen.<br />

Der vierte Teil des Werkes stellt eine verkürzte Wiederholung<br />

des ersten Teiles dar. Zum Abschluss folgt<br />

imposanten Oktavpassagen ein schlichtes ruhiges<br />

Thema, dem das A-Thema in der linken Hand im Bass<br />

verklingend gegenübergestellt ist.


SKRJABIN SONATE<br />

Die 3. Klaviersonate fis-Moll op. 23 des russischen<br />

Komponisten und Pianisten Alexander Skrjabin (1872–<br />

1915) entstand 1897/98 und ist mit einem psychologisierenden<br />

Programm versehen. Merkmale sind insbesondere<br />

die starke thematische Verklammerung der<br />

vier Sätze sowie die reiche Kontrapunktik.<br />

Die Entstehung der 3. Klaviersonate Alexander Skrjabins<br />

in den Jahren 1897/98 fiel in eine positive Lebensphase<br />

des Komponisten: Im Dezember 1897 erhielt<br />

er den (seit 1884 jährlich durch Vermittlung Wladimir<br />

Stassows vergebenen) Glinka-Preis für seine Klavierkompositionen<br />

op. 3, 4, 6, 7 und 9, nachdem er bereits<br />

zuvor als Pianist erfolgreiche Europatourneen bestritten<br />

hatte. In der 1897 geschlossenen Ehe mit der Pianistin<br />

Wera Iwanowna Issakowitsch wurde im Sommer<br />

1898 eine Tochter geboren, und im Herbst 1898 erhielt<br />

Skrjabin den Ruf auf eine Klavierprofessur an das Moskauer<br />

Konservatorium.<br />

Die Sonate wurde später mit einem psychologisierenden<br />

Programm versehen, das wahrscheinlich 1905<br />

von Skrjabins zweiter Ehefrau Tatjana de Schloezer<br />

verfasst wurde, aber vom Komponisten autorisiert ist.<br />

In der Übersetzung aus dem Französischen heißt es<br />

darin:<br />

a) Die freie, ungezähmte Seele stürzt sich mit Leidenschaft<br />

in Schmerz und Kampf<br />

b) Die Seele hat eine Art von momentaner, trügerischer<br />

Ruhe gefunden […]. Aber der leichte Rhythmus, die<br />

duftenden Harmonien, sind nur ein Schleier, durch welchen<br />

die unruhige, wunde Seele hindurchscheint<br />

c) Die Seele treibt auf einem Meer von sanften Gefühlen<br />

und von Melancholie […]<br />

d) Im Aufruhr der entfesselten Elemente kämpft die<br />

Seele, wie trunken. Aus den Tiefen des Seins erhebt<br />

sich die ungeheure Stimme des Gott-Menschen, dessen<br />

Siegesgesang triumphierend widerhallt! […]


Während der erste Satz in seinem heroisch-auftrumpfenden<br />

Gestus an Franz Liszt erinnert, erfüllt der zweite<br />

Satz mit unruhigen durchgehenden Spielfiguren in<br />

der linken Hand die Rolle eines Scherzos. Das lyrische<br />

Andante wird von einem kantablen Anfangsthema geprägt.<br />

Das Finale illustriert gemäß dem obengenannten<br />

Programm Kampf und Sieg der »Seele«.<br />

Die Sätze sind in hohem Maße thematisch verklammert.<br />

So erscheint der Quartsprung des Hauptthemas<br />

im ersten Satz auch im ersten Thema des Finales. Der<br />

rhythmische Puls dieses Themas taucht ebenso im<br />

thematischen Material des zweiten, dritten und vierten<br />

Satzes wieder auf. Vor der Überleitung des dritten Satzes<br />

zum attacca folgenden vierten Satz wird das erste<br />

Thema des Kopfsatzes wieder aufgenommen. In der<br />

Coda des Finalsatzes erklingt im Maestoso wiederum<br />

das Thema des vorangehenden Andante.<br />

Weiteres Merkmal der Sonate ist ihre reiche kontrapunktische<br />

Arbeit. Bereits zu Beginn der Durchführung<br />

des ersten Satzes erklingen erstes Thema und<br />

Seitenthema synchron über einer Begleitung. In der<br />

Durchführung des Finales erscheint das Hauptthema<br />

des Satzes zunächst in der Umkehrung und wird dann<br />

in zunehmender Engführung mit sich selbst kontrapunktiert.<br />

Die Uraufführung der Sonate spielte Wsewolod Iwanowitsch<br />

Bujukli am 23. November 1900 mit großem<br />

Erfolg in Moskau. Auch Skrjabin selbst spielte sie wiederholt<br />

bis zu seinen letzten Konzerten.


SCHUMANN SONATE<br />

Die Klaviersonate Nr. 1 fis-Moll op. 11 von Robert<br />

Schumann (1810-1856) wurde 1835 fertiggestellt und<br />

im Juni 1836 veröffentlicht.<br />

Bereits um 1810, als Ludwig van Beethoven noch seine<br />

großen Klaviersonaten schrieb, kann man ein nachlassendes<br />

Interesse an der Gattung Sonate feststellen.<br />

Das hinderte Schumann nicht daran, sich über zwanzig<br />

Jahre später, zwischen 1833 und 1839, mit ebendieser<br />

Kompositionsform zu beschäftigen, die ihm allerdings<br />

selbst problematisch und überholt erschien.<br />

Schumann kombinierte unterschiedliche Stilelemente<br />

in einem Werk, indem er die klassische Sonate mit<br />

Grundideen aus der Vorstellungswelt der Tanzmusik<br />

verband und bereits im ersten Satz einen Fandango-<br />

Gedanken verarbeitete.<br />

Die Widmung an Clara Wieck mit den Worten »Clara<br />

zugeeignet von Florestan und Eusebius« deutet auf<br />

einen biographischen Hintergrund. Die Widmung zeigt<br />

das kompositorisch fruchtbare Schwanken zwischen<br />

dem ungestüm-leidenschaftlichen Florestan und dem<br />

bedächtig-lyrisch gestimmten Eusebius. Die Figuren<br />

selbst sind zwei literarischen Charakteren nachempfunden,<br />

den Brüdern aus Jean Pauls Flegeljahren, ein<br />

Werk, das Schumann sehr beeindruckte. Schumann<br />

stand gerade in dieser Zeit unter hoher seelischer Belastung.<br />

Kurz zuvor noch mit Ernestine von Fricken<br />

verlobt, musste er bald erkennen, dass die Gefühle<br />

für die begabte Tochter seines Klavierlehrers Friedrich<br />

Wieck stärker waren. Wieck aber lehnte die Beziehung<br />

ab und ging so weit, Clara einen Brief zu diktieren, mit<br />

dem sie die ihr gewidmete Sonate an Schumann zurückschickte.<br />

Schumann leitet das Werk mit einer ausgedehnten Introduzione<br />

von 52 Takten ein. Diese ist dreiteilig. Im<br />

aufgewühlten Anfangs- und Schlussteil kann man den<br />

Charakter von Florestan erahnen, im Mittelteil den lyrisch-verträumten<br />

Eusebius. Das punktierte auf- und<br />

absteigende Motiv ist zweiteilig und wird von einer


gleichmäßigen Triolenfigur zunächst der linken, dann<br />

der rechten Hand begleitet. Der erste Teil bewegt sich<br />

in fis-Moll und erreicht bereits im Takt 13 einen spannungsvollen<br />

Höhepunkt. Im zweiten Teil übernimmt die<br />

rechte Hand die Begleitungsfigur und das in Bass-Oktaven<br />

gesetzte Thema erklingt nun in der Paralleltonart<br />

A-Dur. Das zweite Thema der Einleitung ist eine<br />

mit Takt 22 beginnende Kantilene, die thematisch auf<br />

den zweiten Satz hinweist. Das folgende Allegro vivace<br />

steht im 2/4-Takt und wird durch ein rhythmisch<br />

markantes, den ganzen Satz prägendes, vorwärtstreibendes<br />

Thema beherrscht, das Schumann (in seinem<br />

Tagebuch) als »Fandangogedanken« bezeichnete und<br />

das dem Satz das Gepräge des mit dem Bolero verwandten<br />

spanischen Tanzes gibt, wenn er bei Schumann<br />

auch ins Fiebrig-Nervöse bis Ekstatische gesteigert<br />

wird.<br />

Gegenüber den komplexen und ausladenden Rahmensätzen<br />

sind die Binnensätze einfach gebaut. Die<br />

Melodie des zweiten Satzes in A-Dur wiederholt das<br />

zweite, lyrische (Eusebius-) Thema der Introduktion,<br />

das sich über einer gleichmäßig akkordischen Begleitfigur<br />

erhebt. Die eindringliche Aria erinnert zudem an<br />

Schumanns frühe Lieder »An Anna« nach Gedichten<br />

von Justinus Kerner, die postum veröffentlicht wurden.<br />

Vor allem das vierte (»Lange harrt‘ ich, aber endlich<br />

breiten / Auseinander sich des Fensters Flügel«), aber<br />

auch das dritte Lied sind wiederzuerkennen. Der kurze<br />

Satz mit seiner schlichten, dreiteiligen Liedform umfasst<br />

lediglich 45 Takte und wird mehrfach von einem<br />

düsteren, an die Einleitung erinnernden Quintfall-Motiv<br />

durchzogen. Im F-Dur-Mittelteil ab Takt 16 erklingt eine<br />

innige Melodie im Bass, die von Sechzehntelfiguren<br />

der rechten Hand begleitet wird.<br />

Im bewegten dritten Satz in fis-Moll nähert sich Schumann<br />

der Tanzsphäre, wie sie in den Papillons und<br />

dem Carnaval gegenwärtig ist, am deutlichsten. Die<br />

Tanz-Stimmung wird bereits mit dem Seitensatz (Più<br />

Allegro) ab Takt 51 ausgelassener und erfährt durch<br />

einen polonaisenartigen Mittelsatz (Intermezzo) in D-<br />

Dur ab Takt 147 eine weitere Steigerung.


Das äußerst lange Finale ist ein Sonatenrondo, das<br />

mit seinen stürmischen Einleitungsakkorden, den vertrackten<br />

Rhythmen und Verästelungen an eine Improvisation<br />

erinnert und daneben Episoden lyrischer<br />

Liedmelodik aufweist. Schumann verzichtet auf eine<br />

Durchführung und variiert die Exposition, der eine virtuose<br />

Coda folgt, die das Stück in Fis-Dur ausklingen<br />

lässt.


Konzerte der Abonnementreihe im Theodor-Heuss-<br />

Saal der Festhalle Harmonie, Beginn 19.30 Uhr<br />

Donnerstag,<br />

23. November 2023<br />

Dienstag,<br />

23. Januar 2024<br />

Dienstag,<br />

06. Februar 2024<br />

Donnerstag,<br />

21. März 2024<br />

Dienstag,<br />

16. April 2024<br />

Donnerstag,<br />

02. Mai 2024<br />

Streichquartett I<br />

LEONKORO QUARTETT<br />

Die klassische Band<br />

SPARK<br />

Orchesterkonzert I<br />

FREIBURGER BAROCK-<br />

ORCHESTER<br />

Leitung: Gottfried von der Goltz<br />

Klavierduo<br />

HANS-PETER & VOLKER<br />

STENZL<br />

Streichquartett II<br />

LOTUS QUARTETT<br />

Orchesterkonzert II<br />

RUNDFUNK-SINFONIE-<br />

ORCHESTER BERLIN<br />

Dirigent: Vladimir Jurowski<br />

Solist: Christian Tetzlaff, Violine<br />

Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn« in den<br />

Städtischen Museen im Deutschhof, Beginn 19.30 Uhr<br />

Montag,<br />

27. November 2023<br />

Montag,<br />

04. März 2024<br />

Mittwoch,<br />

15. Mai 2024<br />

JAN PAS,<br />

Violoncello<br />

ANDREA NAGY,<br />

Bassklarinette<br />

NATASHA LÓPEZ<br />

Sopran

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