Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, Christian Tetzlaff, Violine
Konzert des Kulturrings Heilbronn am Donnerstag, dem 2. Mai 2024, um 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie.
Konzert des Kulturrings Heilbronn am Donnerstag, dem 2. Mai 2024, um 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie.
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KULTURRING<br />
HEILBRONN E.V.<br />
www.kulturring-heilbronn.de<br />
ORCHESTERKONZERT II<br />
RUNDFUNK-SINFONIE-<br />
ORCHESTER BERLIN<br />
DONNERSTAG, 2. MAI 2024<br />
19.30 UHR
<strong>Orchester</strong>konzert II<br />
RUNDFUNK-SINFONIE-<br />
ORCHESTER BERLIN<br />
Dirigent: VLADIMIR JUROWSKI<br />
Solist: CHRISTIAN TETZLAFF, <strong>Violine</strong><br />
7. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2023/2024<br />
Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr<br />
BOHUSLAV MARTINŮ 1890–1959<br />
»Památník Lidicím« (Mahnmal für Lidice)<br />
H 296 (1943) für <strong>Orchester</strong><br />
- Adagio<br />
JOSEF SUK 1874 –1935<br />
Meditation über den altböhmischen Choral<br />
»Svatý Václave« für Streichorchester op. 35a<br />
- Adagio, ma con moto<br />
JOSEF SUK<br />
Fantasie op. 24 g-Moll<br />
für <strong>Violine</strong> und <strong>Orchester</strong><br />
- Allegro impetuoso<br />
- Andante energico<br />
- Tempo I<br />
- Adagio ma non troppo<br />
- Allegro giocoso<br />
- Molto tranquillo<br />
- Allegro spirito<br />
- Meno mosso<br />
- Allegro vivace<br />
12 Min.<br />
7 Min.<br />
22 Min.<br />
Pause<br />
DMITRI SCHOSTAKOWITSCH 1906–1975<br />
Symphonie Nr. 8 c-Moll op. 65<br />
- Adagio – Allegro non troppo<br />
- Allegretto<br />
- Allegro non troppo - attaca<br />
- Largo - attaca<br />
- Allegretto<br />
62 Min.
Guten Abend,<br />
das <strong>Rundfunk</strong>-<strong>Sinfonie</strong>orchester ist mit Konzertübertragungen<br />
im Deutschlandfunk, mit Studioaufnahmen<br />
und Live-Aufnahmen national und international präsent.<br />
Sein Dirigent, Vladimir Jurowski, ist seit 2017<br />
bei diesem <strong>Orchester</strong>, hat aber auch schon andere berühmte<br />
<strong>Orchester</strong> dirigiert.<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> ist einer der gefragtesten Geiger und<br />
spannendsten Musiker der Klassikwelt. Konzerte mit<br />
ihm werden oft zu einer existenziellen Erfahrung für<br />
Interpret und Publikum gleichermaßen, altvertraute<br />
Stücke erscheinen plötzlich in völlig neuem Licht. Mit<br />
Hingabe pflegt er ein ungewöhnlich breites Repertoire<br />
und gibt rund 100 Konzerte pro Jahr.<br />
Unter diesen Voraussetzungen kann das Konzert<br />
mit Werken von Bohuslav Martinů, Josef Suk, dem<br />
Schwiegersohn Dvořáks, und Dmitri Schostakowitsch<br />
ein großes Kulturring-Erlebnis werden.<br />
Freuen Sie sich darauf!<br />
Das Konzert des <strong>Rundfunk</strong>-<strong>Sinfonie</strong>orchesters <strong>Berlin</strong> ist<br />
Teil einer Tournee der Konzertdirektion Schmid.<br />
Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.<br />
Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm<br />
Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40-0<br />
Texte: Ulrich Heffter
RUNDFUNK-SINFONIE-<br />
ORCHESTER BERLIN<br />
Das <strong>Rundfunk</strong>-<strong>Sinfonie</strong>orchester <strong>Berlin</strong> führt seine Existenz<br />
auf die erste »Funk-Stunde <strong>Berlin</strong>«, auf die Geburtsstunde<br />
des öffentlichen <strong>Rundfunk</strong>s in Deutschland<br />
überhaupt, am 29. Oktober 1923 zurück. Seit diesem<br />
Tag haben Musiker:innen und Dirigent:innen wie Otto<br />
Urack, Bruno Seidler-Winkler, Eugen Jochum, Sergiu<br />
Celibidache, Hermann Abendroth, Rolf Kleinert, Heinz<br />
Rögner und Rafael Frühbeck de Burgos einen Klangkörper<br />
geformt, der in besonderer Weise die Wechselfälle<br />
der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert durchlebt<br />
hat. Im 21. Jahrhundert folgte auf Marek Janowski<br />
(2001 bis 2016) im Jahre 2017 Vladimir Jurowski, der als<br />
Chefdirigent und Künstlerischer Leiter die bald 100-jährige<br />
Tradition des <strong>Orchester</strong>s in die Zukunft führt, nicht<br />
zuletzt, indem er seinen Vertrag bis 2027 verlängert hat.<br />
An seiner Seite ist Karina Canellakis seit 2019 Erste<br />
Gastdirigentin des RSB.<br />
Junge Dirigent:innen der internationalen Spitzenklasse<br />
absolvierten ihr jeweiliges <strong>Berlin</strong>-Debüt mit dem RSB:<br />
Andris Nelsons, Yannick Nézet-Séguin, Vasily Petrenko,<br />
Jakub Hrůša, Alain Altinoglu, Omer Meir Wellber, Michael<br />
Francis, Lahav Shani, Karina Canellakis, Thomas<br />
Søndergård, Antonello Manacorda, Edward Gardner,<br />
Nicholas Carter.
Namhafte Komponist:innen des 20. und 21. Jahrhunderts<br />
traten ans Pult des <strong>Orchester</strong>s oder führten als<br />
Solist:innen eigene Werke auf: Paul Hindemith, Arthur<br />
Honegger, Darius Milhaud, Sergei Prokofjew, Richard<br />
Strauss, Arnold Schönberg, Igor Strawinsky, Wladimir<br />
Vogel, Kurt Weill und Alexander Zemlinsky sowie in jüngerer<br />
Zeit Krzysztof Penderecki, Berthold Goldschmidt,<br />
Peter Maxwell Davies, Friedrich Goldmann, Peter Ruzicka,<br />
Jörg Widmann, Daniel Schnyder, Matthias Pintscher,<br />
Siegfried Matthus, Heinz Holliger, Thomas Adès,<br />
Brett Dean und Marko Nikodijević. 2021/22 war Jelena<br />
Firssowa »Composer-in-Residence« des <strong>Orchester</strong>s.<br />
Das RSB engagiert sich für die Heranwachsenden, unter<br />
anderem beim Patenorchester Deutsche Streicherphilharmonie,<br />
beim Nachwuchs in den eigenen Reihen<br />
(<strong>Orchester</strong>akademie) sowie bei den Familien-, Schulund<br />
Kinderkonzerten.<br />
Das Deutschlandradio mit seinen Sendern Deutschlandfunk<br />
und Deutschlandfunk Kultur ist der größte Gesellschafter<br />
der 1994 gegründeten <strong>Rundfunk</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
und -Chöre gGmbH <strong>Berlin</strong> (ROC), welche das <strong>Rundfunk</strong>-<strong>Sinfonie</strong>orchester<br />
<strong>Berlin</strong> (RSB) und drei weitere<br />
Klangkörper institutionell trägt. Außerdem stützt sich<br />
die ROC auf die Bundesrepublik Deutschland, das Land<br />
<strong>Berlin</strong> und den <strong>Rundfunk</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburg. Deutschlandfunk<br />
Kultur in <strong>Berlin</strong>, Deutschlandfunk in Köln und<br />
<strong>Rundfunk</strong> <strong>Berlin</strong>-Brandenburg übertragen alle <strong>Sinfonie</strong>konzerte<br />
und weitere Konzerte des RSB im <strong>Rundfunk</strong>.<br />
Viele sind über Broadcasting Union (Euroradio) weltweit<br />
zu empfangen. Das RSB realisiert darüber hinaus<br />
Studioaufnahmen, oft mit vergessenen Repertoire-Raritäten.<br />
Live ist das RSB national und international präsent.<br />
Seit mehr als 50 Jahren gastiert es regelmäßig bei<br />
deutschen und europäischen Festivals, in Fernost und<br />
in Musikzentren weltweit.<br />
VLADIMIR JUROWSKI<br />
Vladimir Jurowski ist seit 2017 Chefdirigent und Künstlerischer<br />
Leiter des <strong>Rundfunk</strong> <strong>Sinfonie</strong>orchesters <strong>Berlin</strong>.<br />
Seinen Vertrag hat er mittlerweile bis 2027 verlängert.
Parallel dazu ist er seit 2021 Generalmusikdirektor der<br />
Bayerischen Staatsoper in München.<br />
Der Dirigent, Pianist<br />
und Musikwissenschaftler<br />
Vladimir<br />
Jurowski wurde zunächst<br />
an der Musikhochschule<br />
des<br />
Konservatoriums in<br />
Moskau ausgebildet.<br />
1990 kam er nach Deutschland, wo er sein Studium an<br />
den Musikhochschulen in Dresden und <strong>Berlin</strong> fortsetzte.<br />
1995 debütierte er beim britischen Wexford Festival<br />
mit Rimski-Korsakows »Mainacht« und im selben Jahr<br />
am Royal Opera House Covent Garden mit »Nabucco«.<br />
Anschließend war er u. a. Erster Kapellmeister der Komischen<br />
Oper <strong>Berlin</strong> (1997-2001) und Musikdirektor der<br />
Glyndebourne Festival Opera (2001-2013). 2003 wurde<br />
Vladimir Jurowski zum Ersten Gastdirigenten des London<br />
Philharmonie Orchestra ernannt und war von 2007<br />
bis 2021 dessen Principal Conductor. Ebenfalls bis<br />
2021 war er Künstlerischer Leiter des Staatlichen Akademischen<br />
<strong>Sinfonie</strong>orchesters »Jewgeni Swetlanow«<br />
der Russischen Föderation und Principal Artist des Orchestra<br />
of the Age of Enlightenment in Großbritannien,<br />
außerdem Künstlerischer Leiter des Internationalen<br />
George-Enescu-Festivals in Bukarest. Er arbeitet regelmäßig<br />
mit dem Chamber Orchestra of Europe und dem<br />
ensemble unitedberlin.<br />
Vladimir Jurowski hat Konzerte der bedeutendsten <strong>Orchester</strong><br />
Europas und Nordamerikas geleitet, darunter<br />
die <strong>Berlin</strong>er, Wiener und New Yorker Philharmoniker,<br />
das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam,<br />
das Cleveland und das Philadelphia Orchestra, die<br />
<strong>Sinfonie</strong>orchester von Boston und Chicago, das Tonhalle-<strong>Orchester</strong><br />
Zürich, die Sächsische Staatskapelle<br />
Dresden und das Gewandhausorchester Leipzig. Er<br />
gastiert regelmäßig bei den Musikfestivals in London,<br />
<strong>Berlin</strong>, Dresden, Luzern, Schleswig-Holstein und Grafenegg<br />
sowie beim Rostropowitsch-Festival. Obwohl Vladimir<br />
Jurowski von Spitzenorchestern aus der ganzen<br />
Welt als Gastdirigent eingeladen wird, möchte er seine
Aktivitäten zukünftig auf jenen geographischen Raum<br />
konzentrieren, der unter ökologischem Aspekt für ihn<br />
vertretbar ist.<br />
Mit dem <strong>Rundfunk</strong>-<strong>Sinfonie</strong>orchester <strong>Berlin</strong> ist er<br />
2022/2023 bei Konzerten in verschiedenen Städten<br />
Deutschlands, Italiens und in Antwerpen in den Niederlanden<br />
zu erleben. Die gemeinsamen CD Aufnahmen<br />
von Vladimir Jurowski und dem RSB begannen 2015<br />
mit Alfred Schnittkes <strong>Sinfonie</strong> Nr. 3. Es folgten Werke<br />
von Britten, Hindemith, Strauss, Mahler und demnächst<br />
erneut Schnittke. Vladimir Jurowski wurde vielfach für<br />
seine Leistungen ausgezeichnet, darunter mit zahlreichen<br />
internationalen Schallplattenpreisen. 2016 erhielt<br />
er aus den Händen von Prince Charles die Ehrendoktorwürde<br />
des Royal College of Music in London. 2018<br />
kürte ihn die Jury der Royal Philharmonie Society Music<br />
Awards zum Dirigenten des Jahres. 2020 wurde Vladimir<br />
Jurowskis Tätigkeit als Künstlerischer Leiter des<br />
George-Enescu-Festivals vom Rumänischen Präsidenten<br />
mit dem Kulturverdienstorden gewürdigt.<br />
CHRISTIAN TETZLAFF<br />
In der Saison 2023/24 ist <strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> weltweit bei<br />
Spitzenorchestern zu Gast. In Europa spielt er unter<br />
anderem mit dem Norwegian Radio Orchestra, dem<br />
Symphonieorchester des Bayerischen <strong>Rundfunk</strong>s, dem<br />
Orchestre de chambre de Paris oder dem Orchestre National<br />
de France. Auch mit den renommiertesten englischen<br />
Ensembles steht er auf der Bühne: Mit dem Philharmonia<br />
Orchestra gastiert <strong>Tetzlaff</strong> in Grafenegg und<br />
in der Elbphilharmonie, mit dem BBC Symphony Orchestra<br />
ist er bei den Proms zu Gast; er arbeitet erneut<br />
mit dem Chamber Orchestra of Europe, unternimmt mit<br />
dem London Philharmonic Orchestra zwei Tourneen<br />
nach Korea und Europa und nimmt mit dem BBC Philharmonic<br />
das Violinkonzert von Thomas Adès auf. In<br />
den USA kehrt er zum Cincinnati Symphony Orchestra<br />
und dem Los Angeles Chamber Orchestra zurück.<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> wird regelmäßig gebeten als Residenzkünstler<br />
bei <strong>Orchester</strong>n und Veranstaltern über einen län-
geren Zeitraum seine musikalischen Sichtweisen zu präsentieren,<br />
so u. a. bei den <strong>Berlin</strong>er Philharmonikern, dem<br />
Seoul Philharmonic Orchestra und den Dresdner Philharmonikern.<br />
In der Saison 2021/22 wurde ihm diese Ehre<br />
bei der Londoner Wigmore Hall zuteil und 2022/23 war er<br />
»Portrait Artist« beim London Symphony Orchestra.<br />
Im Verlauf seiner Karriere gastierte <strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> mit<br />
allen großen <strong>Orchester</strong>n, darunter den Wiener Philharmoniker<br />
und New Yorker Philharmonic, dem Concertgebouworkest<br />
in Amsterdam und allen Londoner <strong>Orchester</strong>n.<br />
Er arbeitete mit legendären Maestri wie Sergiu Celibidache,<br />
Bernard Haitink, Lorin Maazel, Kurt Masur und<br />
Christoph von Dohnányi. Zudem entstanden enge künstlerische<br />
Verbindungen mit Karina Canellakis, Daniel Harding,<br />
Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Andris Nelsons, Sir<br />
Simon Rattle, François-Xavier Roth, Robin Ticciati, Barbara<br />
Hannigan, Esa-Pekka Salonen, Ed Gardner, Michael<br />
Tilson Thomas, Ingo Metzmacher und Kent Nagano.<br />
Bereits 1994 gründete<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> mit<br />
seiner Schwester, der<br />
Cellistin Tanja <strong>Tetzlaff</strong>,<br />
sein eigenes Streichquartett<br />
und bis heute<br />
liegt ihm die Kammermusik<br />
ebenso am<br />
Herzen wie seine Arbeit als Solist mit und ohne <strong>Orchester</strong>.<br />
Mit Kirill Gerstein gastiert er in dieser Spielzeit in den<br />
USA, unter anderem in der New Yorker Carnegie Hall, in<br />
Washington und Boston. Jedes Jahr unternimmt er mit<br />
dem <strong>Tetzlaff</strong> Quartett mindestens eine Tournee, so auch<br />
in dieser Saison mit Konzerten im <strong>Berlin</strong>er Boulez-Saal,<br />
dem Muziekgebouw Amsterdam, im Wiener Musikverein<br />
und dem BOZAR Brüssel. 2015 wurde das Quartett<br />
mit dem Diapason d’or ausgezeichnet; das Trio mit<br />
seiner Schwester Tanja <strong>Tetzlaff</strong> und dem Pianisten Lars<br />
Vogt im darauffolgenden Jahr für den GRAMMY nominiert.<br />
Die letzte Veröffentlichung des Trios mit Werken<br />
von Schubert wurde erst nach Lars Vogts viel zu frühem<br />
Tod veröffentlicht und 2023 mit dem OPUS Klassik als<br />
beste Kammermusikeinspielung ausgezeichnet.
Für seine CD-Aufnahmen hat <strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> zahlreiche<br />
Preise erhalten, darunter 2018 den Jahrespreis der<br />
Deutschen Schallplattenkritik und den Diapason d’or<br />
sowie 2017 den Midem Classical Award. Ein besonderes<br />
Anliegen sind ihm seit jeher die Solo-Sonaten und<br />
Partiten von Bach, deren Aufnahmen er 2017 zum dritten<br />
Mal veröffentlichte. The Strad Magazin lobte diese<br />
Aufnahme als »aufmerksame und lebendige Antwort auf<br />
die Schönheiten der Bachschen Solowerke«. Im Herbst<br />
2019 erschien die Einspielung der Violinkonzerte von<br />
Beethoven und Sibelius, im August 2022 folgen Brahms<br />
und Berg – beides mit dem Deutschen Symphonie-<strong>Orchester</strong><br />
<strong>Berlin</strong> unter der Leitung von Robin Ticciati.<br />
Bezeichnenderweise hat <strong>Tetzlaff</strong> viele Jahre in Jugendorchestern<br />
gespielt, in Uwe-Martin Haiberg an der Musikhochschule<br />
Lübeck hatte er einen Lehrer, für den die<br />
musikalische Interpretation der Schlüssel zur Geigentechnik<br />
war – nicht umgekehrt.<br />
<strong>Christian</strong> <strong>Tetzlaff</strong> spielt eine Geige des deutschen Geigenbauers<br />
Peter Greiner und unterrichtet regelmäßig an<br />
der Kronberg Academy.<br />
Er lebt mit seiner Frau, der Fotografin Giorgia Bertazzi,<br />
und drei Kindern in <strong>Berlin</strong>.<br />
MARTINŮ PAMÁTNÍK LIDICÍM<br />
Bohuslav Martinů (1890-1959) war ein tschechoslowakischer<br />
Geiger und Komponist. Inspiriert von traditionellen<br />
böhmischen und mährischen Volksmelodien<br />
sowie zeitgenössischer Musik, schrieb Martinů sechs<br />
<strong>Sinfonie</strong>n, Opern, Ballette, <strong>Orchester</strong>- und Vokalwerke.<br />
Nachdem er in den 1920er Jahren nach Paris gezogen<br />
war, musste Martinů 1940 fliehen, weil er von den Nazis<br />
auf die schwarze Liste gesetzt worden war.<br />
Als Reaktion auf den Einmarsch der Nazis in die Tschechoslowakei<br />
1939 schrieb er die Feldmesse und nach<br />
der Zerstörung des tschechischen Dorfes Lidice durch<br />
die Nazis im Jahr 1942 die 8-minütige sinfonische<br />
Dichtung »Denkmal für Lidice«. Im Jahr 1943 wurde
»Memorial to Lidice« (Památník Lidicím) vom New<br />
York Philharmonic Orchestra am 28. Oktober, dem<br />
Jahrestag der Gründung der Tschechischen Republik<br />
im Jahr 1918, uraufgeführt. Das Stück erinnert an die<br />
340 Tschechen, die im Juni 1942 von den Nazis in dem<br />
Dorf Lidice ermordet wurden. Hitler hatte als Reaktion<br />
auf die Ermordung des Reichsprotektors Reinhard<br />
Heydrich durch den tschechischen Widerstand im Juni<br />
1942 angeordnet, das Dorf zu zerstören und dem Erdboden<br />
gleichzumachen.<br />
Memorial to Lidice ist eine Instrumentalkomposition mit<br />
Zitaten aus einem Choral des zwölften Jahrhunderts<br />
und aus Beethovens fünfter Symphonie.<br />
Martinů hatte geplant, nach dem Zweiten Weltkrieg in<br />
die Tschechoslowakei zurückzukehren, konnte dies<br />
aber nicht verwirklichen.<br />
SUK MEDITATION<br />
Das Böhmische Streichquartett, mit seinem Zweiten<br />
Geiger Josef Suk (1874-1935), war seit 1914 verpflichtet,<br />
seine Konzerte mit der österreichischen Kaiserhymne<br />
zu beginnen. Der Komponist entschloss sich jedoch,<br />
diese Verpflichtung durch ein Werk, das vom St. Wenzels-Choral,<br />
einem altböhmischen geistlichen Lied, inspiriert<br />
war, zu ergänzen. Die Botschaft des Liedes, das<br />
sich mit der Bitte um das Wohl des tschechischen Volkes<br />
an den Nationalheiligen richtet, war dem Publikum<br />
sofort verständlich.<br />
Josef Suk war Dvořáks Kompositionsschüler und<br />
Schwiegersohn und in seiner Rolle als zweiter Geiger<br />
im Böhmischen Quartett einer der Hauptvertreter von<br />
Dvořáks Kammermusik. Das Böhmische Streichquartett<br />
führte die einsätzige »Meditation« (1914) über den altböhmischen<br />
Choral »Svatý Václave« am 27. September<br />
1914, dem Vorabend des Wenzelsfestes, nur zwei<br />
Tage nach seiner Fertiggstellung erstmals auf – Suk<br />
war offenbar bestrebt, sein neues Stück so schnell wie<br />
möglich aufführen zu lassen, und schrieb die Stimmen<br />
selbst aus. Die Fassung für Streichorchester spielte die
Tschechische Philharmonie zum ersten Mal am 22. November<br />
1914.<br />
SUK FANTASIE<br />
Josef Suks Fantasie für <strong>Violine</strong> und <strong>Orchester</strong> op. 24<br />
stammt aus seiner fruchtbringendsten Reifezeit – komponiert<br />
zwischen Mai und dem 12. August 1902, revidiert<br />
1903 und uraufgeführt in Prag am 9. Januar 1904.<br />
Schon 1905 wurde sie von Simrock (<strong>Berlin</strong>) in einer Bearbeitung<br />
mit Klavierbegleitung von Jiři Jiránek veröffentlicht.<br />
Während seiner Ehe mit Dvořáks Tochter Otylka (1898–<br />
1905) und in den fünf Jahren nach ihrem frühen Tod<br />
fanden seine tiefen Gefühle in zahlreichen Werken Ausdruck;<br />
dazu zählt auch die Fantasie op. 24. Sein Schaffen<br />
umfasst Werke etlicher Gattungen, von Klavier-Miniaturen<br />
und Liedern über Bühenmusiken bis hin zu<br />
umfangreichen <strong>Orchester</strong>werken.<br />
Obwohl er selbst Geiger war, schrieb Suk nur sehr wenig<br />
für sein ureigenes Instrument oder gar für Streichquartett.<br />
Da Suk kein eigenständiges Violinkonzert komponierte,<br />
wurde diese Fantasie, das umfangreichste seiner<br />
Werke für Geige und <strong>Orchester</strong>, allerdings mitunter als<br />
ein solches bezeichnet.<br />
Suks Stil ist originell und persönlich, wenn auch nicht<br />
experimentell im Sinne seiner Pariser oder Wiener Zeitgenossen.<br />
Es griffe zu kurz, diesen Stil als Fortsetzung<br />
der Tonsprache seines Lehrers Dvořák zu charakterisieren<br />
oder andererseits als Wegbereiter seines eigenen<br />
Schülers Martinů. Auch die einsätzige Fantasie op. 24<br />
entzieht sich in vieler Hinsicht näherer Bestimmung.<br />
Wie der Titel nahelegt, ist sie frei strukturiert, geformt<br />
durch die beständige Wiederkehr des Anfangsthemas.<br />
Typisch für Suk ist auch die Art ihrer Erfindung, die Ökonomie<br />
der thematischen Arbeit wie auch die gelegentlich<br />
harmonisch kühne Tonsprache.<br />
Grob gefasst, gibt es vier Gruppen dramatisch kontrastierender<br />
Themenbereiche: 1. Ein agressives, kräftiges
Motiv, im ersten Takt zu hören. Es erscheint in verschiedener<br />
Gestalt immer wieder.<br />
2. Eine dramatische Figur aus einem Oktavsprung, einer<br />
chromatisch absteigendenen Skala, Triolen und Synkopen<br />
(T. 26–34)<br />
3. Eine lyrische Andante-Melodie in Moll (T. 73–82), aus<br />
der sich ein volksliedartiges Thema mit zwei komplementären<br />
Sechstaktern in G-Dur entwickelt (T. 93–104).<br />
4. Ein zweites lyrisches Thema mit Hemiolen und langen<br />
Phrasen tritt nur einmal in der Fantasie auf (T. 339–90).<br />
Dieser letzte Einfall belegt nach näherer Analyse, dass<br />
alle Themen mehr oder weniger eng miteinander verwandt<br />
sind.<br />
Suks harmonische Sprache geht bis an die Grenzen der<br />
Tonalität, auch wenn das Stück den tonalen Zentren um<br />
g-Moll und G-Dur verpflichtet bleibt. Die destabilisierende<br />
Kraft des Tritonus ist zwar nicht so präsent wie in<br />
anderen Werken, doch ist dieses Intervall stets gegenwärtig<br />
auch in der Fantasie. Daneben gibt es Ausflüge in<br />
entferntere Tonarten, so zum Beispiel in die erniedrigte<br />
Tonika Ges-Dur.<br />
Man sollte Suks Fantasie weder als sein Violinkonzert,<br />
noch als Bekräftigung seiner nationalen Identität, sondern<br />
am besten in der Tradition der Konzert-Fantasie<br />
seit Beethoven betrachten. Eher ein Phänomen des<br />
19. Jahrhunderts kommt sie zur Zeit von Suks Fantasie<br />
allmählich aus der Mode, bleibt aber in Europa durchaus<br />
noch präsent, solange die Virtuosen-Tradition des<br />
19. Jahrhunderts noch fortlebt. Der kraftvolle, improvisiert<br />
wirkende, chromatische Charakter der späten<br />
Werke Liszts etwa, wurde noch bewundert und ist bei<br />
Suk deutlich hörbar. Allerdings ist eine fantasia-artige<br />
Konzeption, ein eher loser thematischer Faden musikalischer<br />
Ideen und deren beständige Durchführung nun<br />
wieder die Essenz von Suks Stil überhaupt. Das zeigen<br />
seine sinfonischen Dichtungen, die derlei Techniken oft<br />
verwenden. Viele seiner Werke haben suggestive Titel<br />
und laden den Hörer zu Fantasiereisen ebenso ein wie<br />
das Opus 24.
SCHOSTAKOWITSCH SINFONIE NR. 8<br />
Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) komponierte seine<br />
achte <strong>Sinfonie</strong> innerhalb von 40 Tagen. Eine Legende<br />
rankt sich um diese 1943 uraufgeführte <strong>Sinfonie</strong> – die<br />
nämlich, sie spiegle das Grauen des Krieges. Möglich,<br />
dass der Komponist selbst einer solchen Deutung Vorschub<br />
leistete, um Stalin und die staatlichen Behörden<br />
auf eine falsche Fährte zu lenken. Doch lange ließen sie<br />
sich nicht täuschen. Schon drei Jahre nach Kriegsende<br />
warf man Schostakowitsch eine »ultraindividualistische<br />
Weltsicht« vor. Die Achte <strong>Sinfonie</strong> wurde mit Zensur belegt,<br />
die meisten <strong>Rundfunk</strong>mitschnitte des Werks gelöscht.<br />
Auch die politisch Mächtigen hatten erkannt,<br />
dass Schostakowitschs Musik von individuellem Leid<br />
kündet, dass sie Freiheit einklagt und all jene betrauert,<br />
die Opfer jedweder Gewalt geworden sind.<br />
Schostakowitsch hat seine Achte dem Dirigenten Jewgenij<br />
Mrawinskij gewidmet, der als einer ihrer bedeutendsten<br />
Interpreten gilt.<br />
Der erste Satz (Adagio) ist der längste mit beinahe<br />
30 Minuten. Der Satz beginnt mit einem dramatisch gespielten<br />
Motiv im fortissimo. Dies ist ein Unisono mit<br />
den tiefen Streichern, jedoch setzen Bratsche und zweite<br />
<strong>Violine</strong> Ende des zweiten Taktes ebenfalls als Unisono<br />
ein. Der anfängliche musikalische Gedanke zeichnet<br />
sich durch eine auffällige Rhythmisierung mit ständig<br />
einschlagenden Sechzehntelnoten aus, wobei die beiden<br />
Stimmen komplementär arbeiten. Dadurch entsteht<br />
ein aggressiver Marscheindruck, der sich jedoch von<br />
Takt 6 bis 10 mit sinkender Dynamik von ff nach pp in<br />
ein Gefühl von Schmerz, Leid und Verzweiflung wandelt.<br />
Dies sind die beiden Themen des in der Sonatenform<br />
konzipierten Satzes. Beide zeigen einen eher lyrischen<br />
Charakter. Überleitend erklingt ein ausgedehntes rezitativisches<br />
Solo des Englischhorns, dann schließen die<br />
Themen in umgekehrter Reihenfolge den Satz.<br />
Der zweite Satz (Allegretto) bildet einen deutlich hörbaren<br />
Kontrast zum tragisch-lyrischen ersten Satz. Im<br />
zweiten Satz benutzt Schostakowitsch eigene Tonarten,<br />
die dem Dur-Moll-System nicht entsprechen. Der Kom-
ponist beschreibt den kurzen zweiten Satz als »einen<br />
Marsch mit Elementen eines Scherzos«. Das Hauptthema<br />
entstammt dem Anfangsmotiv des ersten Satzes.<br />
Vor allem der dritte Satz – ebenfalls ein Scherzo (Allegro<br />
non troppo) – ist von durchgehender maschinenhafter<br />
Motorik und in seiner brutalen Monotonie ein Abbild<br />
des Krieges und dessen Unmenschlichkeit. Schostakowitsch<br />
verwendet hier die barocke Form einer Toccata.<br />
Der Satz beginnt mit einer massiven Reihung von Viertelnoten,<br />
beginnend in E-Moll, später jedoch auch teilweise<br />
chromatisch. Die rhythmische Einfachheit bleibt<br />
für den ganzen Satz erhalten und dient als Basis für<br />
Montageelemente, die über der Reihe gespielt werden.<br />
Kurt Sanderling, der diese <strong>Sinfonie</strong> als Darstellung von<br />
Leid bei Schostakowitsch sieht, deutet den dritten Satz<br />
als »Niedergetrampeltwerden des Individuums«. Diese<br />
Toccata ist ein Beispiel dafür, wie mit einfachsten Mitteln<br />
eine enorme Wirkung erzielt werden kann.<br />
Der vierte Satz (Largo) schließt attacca an den dritten<br />
an. Er ist der Form nach eine Passacaglia, dessen elfmal<br />
erscheinendes Bassthema wiederum aus dem Anfangsmotiv<br />
abgeleitet ist. Darüber setzt Schostakowitsch<br />
immer neue Ideen. Das Passacaglia-Thema taucht hier<br />
in einer Ernsthaftigkeit auf, die in den anderen Sätzen<br />
nicht zu finden sind.<br />
Der vierte Satz leitet wiederum direkt in den fünften Satz<br />
(Allegretto) über, der mit einem lyrischen Fagottsolo auf<br />
einem Harmoniesockel beginnt. Das Finale in C-Dur entwickelt<br />
sich zunächst nahezu kammermusikalisch, steigert<br />
sich dann langsam und wiederholt den »Aufschrei«<br />
des ersten Satzes. Danach kehrt der Satz jedoch zu seinem<br />
ruhigen Anfang zurück und endet in einem C-Dur-<br />
Dreiklang, der den Hintergrund für das nun zum letzten<br />
Mal erscheinende Anfangsmotiv bildet. Auffallend ist in<br />
dieser Symphonie, dass sie pianissimo endet.