Hans-Peter und Volker Stenzl
Kulturringkonzert mit dem Duo Hans-Peter und Volker Stenzl am Donnerstag, 21. März 2024 um 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie
Kulturringkonzert mit dem Duo Hans-Peter und Volker Stenzl am Donnerstag, 21. März 2024 um 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie
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KULTURRING<br />
HEILBRONN E.V.<br />
www.kulturring-heilbronn.de<br />
KLAVIERDUO<br />
HANS-PETER &<br />
VOLKER STENZL<br />
DONNERSTAG, 21. MÄRZ 2024<br />
19.30 UHR
Klavierduo<br />
HANS-PETER &<br />
VOLKER STENZL<br />
5. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2023/2024<br />
Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr<br />
BENJAMIN BRITTEN 1913–1976<br />
Mazurka Elegiaca (in memoriam I. J. Paderewski) 8 Min.<br />
op. 23, 2 für zwei Klaviere (1941)<br />
LUCIANO BERIO 1925–2003<br />
»Wasserklavier« für zwei Klaviere (1965) 3 Min.<br />
FRANZ SCHUBERT 1797–1828<br />
Fantasie f-Moll D 940<br />
für Klavier zu vier Händen (1828)<br />
- Allegro molto moderato<br />
- Largo<br />
- Scherzo. Allegro vivace –<br />
Finale. Allegro molto moderato<br />
18 Min.<br />
Pause<br />
JOHANNES BRAHMS 1833–1897<br />
Sonate f-Moll op. 34b<br />
für zwei Klaviere (1864)<br />
- Allegro non troppo (f-Moll)<br />
- Andante, un poco Adagio (As-Dur)<br />
- Scherzo. Allegro (c-Moll)<br />
- Finale. Poco sostenuto –<br />
Allegro non troppo (f-Moll)<br />
44 Min.
Guten Abend,<br />
<strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Volker</strong> <strong>Stenzl</strong> haben sich zu einem Inbegriff<br />
für außergewöhnliche musikalische Intelligenz<br />
<strong>und</strong> Klavierduospiel auf höchstem Niveau entwickelt.<br />
Die »Freiheit eines Solisten mit vier Händen« sowie das<br />
nuancenreiche Ausleuchten der komplexen Partituren<br />
bis in die feinsten Verästelungen hinein sind ihre Markenzeichen.<br />
Genießen Sie heute Abend die gemäßigt modernen<br />
Stücke von Benjamin Britten <strong>und</strong> Luciano Berio aus<br />
der Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> die beiden großen<br />
Werke der Romantiker Franz Schubert <strong>und</strong> Johannes<br />
Brahms in den Interpretationen des Klavierduos <strong>Hans</strong>-<br />
<strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Volker</strong> <strong>Stenzl</strong>!<br />
Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.<br />
Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm<br />
Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40-0<br />
Texte: Ulrich Heffter<br />
Gestaltung: www.wsk-werbung.de
HANS-PETER &<br />
VOLKER STENZL<br />
Studiert haben <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Volker</strong> <strong>Stenzl</strong> in Stuttgart,<br />
Frankfurt <strong>und</strong> London (Konzertexamen solo <strong>und</strong><br />
Duo mit Auszeichnung) bei Renate Werner, Herbert<br />
Seidel, Frank Wibaut, Hamish Milne, Stephen Kovacevich<br />
<strong>und</strong> Alfred Brendel. Wichtige künstlerische Impulse<br />
erhielten sie außerdem von Bruno Canino <strong>und</strong><br />
Norbert Brainin.<br />
Ihre internationale Karriere begann mit Preisen bei elf<br />
nationalen <strong>und</strong> internationalen Musikwettbewerben,<br />
u. a. 1986 ARD/München, 1989 Deutscher Musikwettbewerb<br />
<strong>und</strong> Dranoff/Miami. 1991 gaben sie ihr Debüt<br />
bei den Salzburger Festspielen. Seither sind sie zu<br />
Gast gewesen in vielen Ländern Europas, in Afrika,<br />
Nord- <strong>und</strong> Südamerika, Japan, China <strong>und</strong> Hongkong.<br />
Sie sind bei namhaften Musikfestivals aufgetreten <strong>und</strong><br />
in großen Konzertsälen wie Royal Festival Hall London,<br />
Wigmore Hall London, Merkin Concert Hall New York,<br />
Nichols Concert Hall Chicago, Lincoln Theatre Miami,<br />
Suntory Hall Tokyo, Cultural Centre Hong Kong, Philharmonic<br />
Hall Guangzhou, Philharmonie Berlin, Konzerthaus<br />
Berlin, Frauenkirche Dresden, Tonhalle Düsseldorf,<br />
Alte Oper Frankfurt, Laeiszhalle Hamburg,<br />
Philharmonie Köln, Herkulessaal München, Gasteig<br />
München, Liederhalle Stuttgart, Salle Gaveau Paris,
Stefaniensaal Graz, Centro culturale San Michele Rom,<br />
Philharmonie Bratislava, Ateneul Bukarest, Kolarac<br />
Belgrad, Philharmonie Belgrad, Manoel Theatre Malta,<br />
International House of Music Moskau, Philharmonie<br />
St. <strong>Peter</strong>sburg, Philharmonie Nishnij Novgorod, Orgelsaal<br />
Arhangelsk, Philharmonie Ufa, Oper Kairo, Oper<br />
Alexandria, Teatro Teresa Careno Caracas <strong>und</strong> vielen<br />
anderen.<br />
2019 gab das Klavierduo <strong>Stenzl</strong> drei umjubelte Debüt-Rezitals<br />
in China: im Juni beim 3. Internationalen<br />
Klavierfestival in Beijing, im September im Oriental Art<br />
Centre in Shanghai <strong>und</strong> im Dezember in der Lang Lang<br />
Concert Hall in Guangzhou.<br />
Bedeutende Dirigenten haben <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Volker</strong><br />
<strong>Stenzl</strong> als Solisten eingeladen: Helmuth Rilling, Karl<br />
Anton Rickenbacher, Konrad Latte, Gerd Albrecht,<br />
Neal Stulberg, Wojciech Rajski, Max Pommer, Rodolfo<br />
Saglimbeni, Yordan Kamdzhalov, Wolf-Dieter Hauschild,<br />
Christfried Göckeritz, Werner Stiefel, Wolfgang<br />
Schäfer, <strong>Hans</strong> Michael Beuerle, Michael Reif, Hartmut<br />
Haenchen, Daniel Raiskin, Wayne Marshall, Martin<br />
Fischer-Dieskau, Thomas Hengelbrock, Dirk Joeres,<br />
<strong>Hans</strong>-Christoph Rademann, Michel Tabachnik, Gustavo<br />
Dudamel <strong>und</strong> andere.<br />
Vielbeachtete CD-Aufnahmen, R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Fernsehproduktionen<br />
dokumentieren die stilistische Bandbreite<br />
der <strong>Stenzl</strong>s an einem <strong>und</strong> an zwei Klavieren.<br />
Musikalisch-literarische Programme u. a. mit Karl Michael<br />
Vogler, <strong>Hans</strong> Clarin, Loriot, Anne Bennent, Nina<br />
Petri, Gisela Schneeberger, Bernt Hahn, Roger Willemsen,<br />
Ulrich Wildgruber, Stefan Fleming <strong>und</strong> Hanns<br />
Zischler r<strong>und</strong>en das Profil des Duos ab.<br />
Als renommierten Pädagogen ist es <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Volker</strong> <strong>Stenzl</strong> ein besonderes Anliegen, junge Pianisten<br />
<strong>und</strong> Klavierduos zu individuellen, selbständigen Künstlerpersönlichkeiten<br />
zu erziehen. An der hmt (Hochschule<br />
für Musik <strong>und</strong> Theater) Rostock bekleiden sie<br />
die weltweit erste Professur für Klavierduo, außerdem
leiten sie Klavierklassen (solo <strong>und</strong> Duo) an den Musikhochschulen<br />
in Stuttgart (<strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong>) <strong>und</strong> Trossingen<br />
(<strong>Volker</strong>). Sie haben zahlreiche internationale Preisträger<br />
ausgebildet (u. a. ARD-Wettbewerb 2015: 1. Preis,<br />
Publikumspreis <strong>und</strong> Sonderpreis Duo Shalamov, 2.<br />
Preis Duo ShinPark), etliche ihrer ehemaligen Studenten<br />
sind mittlerweile selbst Hochschullehrer.<br />
Meisterkurse <strong>und</strong> Jurytätigkeiten im In- <strong>und</strong> Ausland<br />
ergänzen die Aktivitäten von <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Volker</strong><br />
<strong>Stenzl</strong>, die 1996 zu »Associates of the Royal Academy<br />
of Music London« ernannt wurden. Außerdem sind sie<br />
(seit 1992) Mitglieder im Ehrenkomitee des International<br />
Piano Competition J. S. Bach - Würzburg <strong>und</strong> (seit<br />
1999) Ehrenmitglieder der »International Piano Duo<br />
Association of Japan«.
BRITTEN MAZURKA ELEGIACA<br />
Im Sommer 1941 besuchte Benjamin Britten (1913-<br />
1976) Kalifornien. Seit Mai 1939 lebte er mit seinem<br />
Partner, dem Tenor <strong>Peter</strong> Pears, in den Vereinigten<br />
Staaten, <strong>und</strong> beide Männer nutzten die künstlerischen<br />
<strong>und</strong> persönlichen Möglichkeiten aus, die ihnen das Leben<br />
in Amerika bot. Ihr Aufenthalt war auch eine Flucht<br />
vor dem Krieg, der damals in Europa tobte, was sie<br />
als Kriegsdienstverweigerer ablehnten. Doch der Krieg<br />
machte sich auf andere Weise bemerkbar, wenn auch<br />
nur indirekt. Im Juni 1941 starb Paderewski in New<br />
York. Paderewski galt als einer der größten Klaviervirtuosen<br />
Europas <strong>und</strong> war 1919 zehn Monate lang Premierminister<br />
der neuen unabhängigen Polnischen Republik.<br />
Zwei Jahrzehnte später kehrte er ins öffentliche<br />
Leben zurück, als Polen erneut geteilt wurde, dieses<br />
Mal durch Nazi-Deutschland <strong>und</strong> die Sowjetunion.<br />
Um Paderewskis Andenken zu ehren, plante Brittens<br />
Verleger Ralph Hawkes einen Band mit Soloklavierstücken<br />
führender europäischer Komponisten, darunter<br />
Bartók, Martin <strong>und</strong> Milhaud. Dieses Stück – Brittens<br />
einzige Mazurka – ist so etwas wie ein glücklicher Zufall.<br />
Als Hawkes ihn einlud, anlässlich des Todes des<br />
polnischen Komponisten <strong>und</strong> Pianisten Ignace Paderewski<br />
ein Stück zu schreiben, bat er in einem Telegramm<br />
versehentlich um ein »Stück für zwei Klaviere«<br />
statt dessen, was er eigentlich wollte, nämlich zwei<br />
Stücke für Klavier!<br />
Dieses Versehen führte zu Brittens Mazurka Elegiaca,<br />
die am 9. Dezember 1941 vom Ehepaar Ethel Bartlett<br />
<strong>und</strong> Rae Robertson in New York uraufgeführt wurde.<br />
Eine Rezension am nächsten Tag in der New York<br />
Times lobte das Werk als »eine zärtliche <strong>und</strong> passende<br />
Hommage«, denn es habe Würde <strong>und</strong> einen Hauch von<br />
Noblesse. Der Titel spielt natürlich auf Chopin <strong>und</strong> den<br />
polnischen Volkstanz an. Die Widmung an Paderewski<br />
ehrte ihn nicht nur als Musiker, sondern auch als Symbol<br />
der polnischen Nationalität. John Bridcut bezeichnet<br />
das Stück als »eine Klage über die Situation in Polen:<br />
Seine Zärtlichkeit ist voller Gewalt, <strong>und</strong> in der Mitte
scheint das Stück am seidenen Faden zu hängen«. Es<br />
ist eine große Erleichterung, danach zur Musik des Anfangs<br />
zurückzukehren, aber die Turbulenzen sind nicht<br />
ganz vergessen. Ein seltsam berührendes Stück.<br />
Nicht lange nach der Aufführung der Mazurka Elegiaca<br />
beschlossen Britten <strong>und</strong> Pears, nach England zurückzukehren.<br />
BERIO »WASSERKLAVIER«<br />
Luciano Berios (1925-2003) »Six Encores« (6 Zugaben)<br />
sind relativ kurze Stücke, die über einen Zeitraum von<br />
drei Jahrzehnten komponiert wurden <strong>und</strong> dem Interpreten<br />
ein recht umfangreiches Vokabular bieten. Die<br />
6 Stücke tragen folgende Überschriften: Brin, Leaf<br />
(Blatt), Wasserklavier, Erdenklavier, Luftklavier <strong>und</strong><br />
Feuerklavier. Die ersten beiden Stücke waren die letzten,<br />
die 1990 komponiert wurden, <strong>und</strong> das früheste,<br />
Wasserklavier, wurde 1965 fertiggestellt. Erdenklavier<br />
stammt aus dem Jahr 1969, Luftklavier aus dem Jahr<br />
1985 <strong>und</strong> Feuerklavier im Jahr 1989.<br />
So anspruchsvoll diese Stücke auch für den Interpreten<br />
sein mögen, sie sind ein hervorragendes Beispiel<br />
dafür, wie ernste, komplexe, moderne Musik nicht per<br />
Definition befremdlich <strong>und</strong> unverständlich ist. Berio<br />
schreibt Musik, die man fühlen, über die man nachdenken<br />
<strong>und</strong> die man genießen kann.<br />
Die Hinweise des Komponisten zu Beginn von »Wasserklavier«<br />
zeigen den Charakter des Stückes: Teneramente<br />
e lontano (sanft wie aus der Ferne), sempre<br />
legatissimo (immer sehr legato), ppp sempre e lontano<br />
(immer sehr leise <strong>und</strong> aus der Distanz). Die musikalische<br />
Sprache ist gleichzeitig völlig modern <strong>und</strong><br />
dennoch nostalgisch – sie spiegelt die Intimität von<br />
Brahms letzten Klavierwerken wider.
SCHUBERT FANTASIE F-MOLL<br />
Franz Schubert (1797-1828) hat eines der umfangreichsten<br />
Werke à quatre mains (zu 4 Händen) hinterlassen,<br />
in dem außer dem ersten Genre der Tänze <strong>und</strong><br />
Märsche drei Großwerke vertreten sind: das Grand<br />
Duo D 812, das a-Moll-Allegro D 947, <strong>und</strong> die Fantasie<br />
f-Moll D 940. Alle drei orientieren sich in freier Form an<br />
der Klaviersonate: das Grand Duo als Sinfonie zu vier<br />
Händen, das Allegro als Sonatensatz <strong>und</strong> die Fantasie<br />
als einsätziges Gebilde, das nach dem Vorbild von<br />
Schuberts eigener Wandererfantasie in vier sonatenhafte<br />
Sätze aufgeteilt ist: ein Allegro molto moderato,<br />
ein Largo, ein scherzoartiges Allegro vivace <strong>und</strong> ein<br />
fugiertes Finale.<br />
Im Mai 1828, ein halbes Jahr vor seinem Tod, spielte<br />
Schubert zusammen mit seinem Fre<strong>und</strong> Franz Lachner<br />
zum ersten Mal die f-Moll-Fantasie für Klavier zu vier<br />
Händen. Einziger Zuhörer war damals der gemeinsame<br />
Fre<strong>und</strong> Eduard von Bauernfeld. Zur Veröffentlichung<br />
kam das Werk erst vier Monate nach Schuberts Tod,<br />
im März 1829. Die Ausgabe war mit einer Widmung an<br />
Comtesse Caroline von Esterházy versehen, eine Klavierschülerin<br />
des Komponisten, die mit ihm zeitlebens<br />
häufig vierhändig gespielt hatte.<br />
Die Fantasie f-Moll ist von tiefer Resignation durchzogen<br />
– ein Schlüsselwerk aus Schuberts Todesjahr 1828<br />
wie das a-Moll-Allegro.<br />
Das immer wiederkehrende Mottothema, zu Beginn<br />
vorgestellt, wirkt mit seinen Punktierungen über einem<br />
unausgesetzt schreitenden Achtel-Klanggr<strong>und</strong> wie ein<br />
musikalisches Bild für den Wanderer, der mit einem<br />
wehmütigen Lied auf den Lippen durch die Einsamkeit<br />
zieht. In einer für Schubert typischen Weise beschwört<br />
eine Wendung nach F-Dur die Erinnerung an die Jugend<br />
herauf, bevor mit dem ersten Forte das tragische
Schicksal unerbittlich einbricht. Es wird durch ein Marcato-Motiv<br />
verkörpert, das schon hier – unter orchestralen<br />
Triolen – imitatorisch durchgeführt wird; am<br />
Ende der Fantasie wird es der Fuge als Thema dienen.<br />
Der erste Satz (Allegro molto moderato) besteht im<br />
Wesentlichen aus dem zweimaligen Wechsel zwischen<br />
diesen Ebenen, wobei das Marcatomotiv am Ende in<br />
eine sanfte F-Dur-Melodie verwandelt wird, während<br />
das Mottothema durch dauernde Generalpausen bewusst<br />
offen bleibt. Erst in den Schlusstakten der Fantasie<br />
gelangt es harmonisch zur Ruhe.<br />
Das Largo beginnt durch chromatische Rückung in fis-<br />
Moll mit barocken Punktierungen, die am Ende wiederholt<br />
werden. Im Fis-Dur-Mittelteil erklingt über Triolenbegleitung<br />
eine leicht süßliche Melodie, die im Kanon<br />
zwischen Oberstimme <strong>und</strong> Bass ausgeführt wird.<br />
Auch das Scherzo (Allegro vivace) steht in fis, so dass<br />
zwischen den f-Moll-Ecksätzen eine eigene Sphäre<br />
entsteht – eine Rückblende auf frühere Träume <strong>und</strong><br />
Kämpfe. Das Trio con delicatezza weicht über D-Dur<br />
bis nach C-Dur <strong>und</strong> B-Dur aus, das Scherzo selbst<br />
nach A-Dur <strong>und</strong> Fis-Dur. Aus letzterem führt ein enharmonisch<br />
verwechseltes Cis zurück zum f-Moll-Hauptthema.<br />
Seine Reprise leitet das fugierte Finale ein, das nach<br />
einer unerbittlichen Steigerung auf dem Höhepunkt<br />
plötzlich abbricht. Das Hauptthema kehrt wieder <strong>und</strong><br />
wird endlich in f-Moll harmonisch geschlossen, bevor<br />
der Marcatorhythmus noch ein letztes Mal anklingt.<br />
BRAHMS SONATE F-MOLL<br />
Johannes Brahms (1833-1897) begann mit dem Werk<br />
im August 1862 in Hamm bei Hamburg <strong>und</strong> beendete<br />
es 1864 in Wien. Es war ursprünglich als Streichquintett<br />
geplant, <strong>und</strong> zwar mit der ungewöhnlichen Besetzung<br />
von Franz Schuberts Streichquintett C-Dur<br />
D 956: 2 Violinen, 1 Viola <strong>und</strong> 2 Violoncelli. Das Ma-
nuskript des vollständigen Werks ließ Brahms dann<br />
unter seinen Fre<strong>und</strong>en zirkulieren, wobei insbesondere<br />
Joseph Joachim die Abänderung einiger »Schroffheiten«<br />
erbat.<br />
Aus einem Brief Clara Schumanns an Brahms (10.<br />
März 1864) geht hervor, dass dieser das Streichquintett<br />
inzwischen zu einem »Duo« umgearbeitet hatte,<br />
d. h. zur Sonate f-Moll für zwei Klaviere op. 34b. Zusammen<br />
mit dem Pianisten Carl Tausig brachte er<br />
sie am 17. April 1864 in einem Konzert der Wiener<br />
Singakademie zur Uraufführung. Im Sommer 1864 –<br />
während Brahms´ Aufenthalt bei Clara Schumann in<br />
Baden-Baden – spielten beide die Sonate für zwei<br />
Klaviere der späteren Landgräfin Anna von Hessen<br />
vor. Diese war davon so begeistert, dass Brahms ihr<br />
das Werk widmete <strong>und</strong> ihr das Autograph schenkte.<br />
Es befindet sich heute in der Pierpont Morgan Library<br />
in New York.<br />
Eine weitere Bearbeitung dieses Stücks durch<br />
Brahms als Klavierquintett erschien im Dezember<br />
1865 im Verlag J. Rieter-Biedermann; im Dezember<br />
1871 erschien im selben Verlag auch die Sonate für<br />
zwei Klaviere. Beide Versionen sind Anna von Hessen<br />
zugeeignet.<br />
Das im Unisono vorgestellte Hauptthema des ersten<br />
Satzes wird sinfonisch entwickelt – vom zaghaften<br />
Beginn über die rhythmische Verkürzung zu einer nervösen<br />
Sechzehntelfigur bis zur Entfaltung wilder Dialoge.<br />
Darauf folgen: ein zweites f-Moll-Thema klagenden<br />
Charakters, ein gespenstisches Zwischenthema<br />
in cis-Moll, das gesangliche Seitenthema in Des-Dur<br />
<strong>und</strong> eine an Schubert erinnernde Schlussgruppe. Die<br />
Durchführung beruht auf einem scheinbar neuen syn-
kopischen Motiv, das jedoch aus dem Kopfmotiv des<br />
Satzes abgeleitet ist. Letzteres beherrscht auch die<br />
Coda – buchstäblich bis zum letzten Takt.<br />
Das Andante ist unverkennbar eine Hommage à Schubert.<br />
In schlichter dreiteiliger Liedform lösen ein Ländler<br />
<strong>und</strong> eine innige Melodie einander ab.<br />
Scherzo <strong>und</strong> Finale verweisen auf einen Komponisten,<br />
mit dem Brahms selten in Verbindung gebracht wird:<br />
Richard Wagner. Das hämmernde Motiv des Scherzos<br />
erinnert an Wagners Darstellung der unterirdischen<br />
Kluft in der dritten Szene von Rheingold. Brahms hat<br />
daraus einen Satz von verblüffender Motorik <strong>und</strong> grandioser<br />
Virtuosität entwickelt.<br />
Die langsame Einleitung des Finales streift durch ihre<br />
exzessive Chromatik unwillkürlich die Tristan-Harmonik.<br />
Daran schließt sich nach Schubertschem Modell<br />
(»Grand Duo«) ein Rondo an, dessen Thema wiederum<br />
subtil verarbeitet wird. Eine Stretta im 6/8-Takt führt<br />
die Sonate zum krönenden Abschluss.
Konzerte der Abonnementreihe im Theodor-Heuss-<br />
Saal der Festhalle Harmonie, Beginn 19.30 Uhr<br />
Dienstag,<br />
16. April 2024<br />
Donnerstag,<br />
02. Mai 2024<br />
Streichquartett II<br />
LOTUS QUARTETT<br />
Orchesterkonzert II<br />
RUNDFUNK-SINFONIE-<br />
ORCHESTER BERLIN<br />
Dirigent: Vladimir Jurowski<br />
Solist: Christian Tetzlaff, Violine<br />
Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn« in den<br />
Städtischen Museen im Deutschhof, Beginn 19.30 Uhr<br />
Mittwoch,<br />
15. Mai 2024<br />
NATASHA LÓPEZ<br />
Sopran