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6‘11 Autoren stellen sich vor<br />
Das Magazin für die Region<br />
Franjo Terhart „Florina und der Za<br />
Am Rande des Meeres, wo Wasser und Land einander<br />
immerfort berühren, fand Florina einen<br />
Stein, der leuchtete wie die Sonne am Abend.<br />
Auf ihrem Nachhauseweg schaute das Mädchen bei<br />
dem Künstler Jens van der Moolen vorbei. Der Maler<br />
betrachtete mit Stolz ein neues Bild auf seiner Terrasse.<br />
Florina sagte zu ihm: „Schau mal, ich habe einen Stein<br />
gefunden.“ Doch der Künstler Jens van der Moolen<br />
blickte nur wenig hin und antwortete: „Ich habe soeben<br />
mein schönstes Bild vollendet.“<br />
Vita<br />
Franjo Terhart ist ein<br />
engagierter Autor,<br />
der seit vielen Jahren<br />
Bücher schreibt. Heute<br />
ist er Journalist, freier<br />
Mitarbeiter beim<br />
WDR Köln, Dortmund<br />
und Essen. Er moderiert dort verschiedene<br />
Sendungen. Seine zahlreichen<br />
Vorträge und Lesungen führen ihn immer<br />
wieder auch ins Ausland.<br />
Er schreibt u.a. historische Romane<br />
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.<br />
Ihm geht es dabei nicht nur um<br />
spannende Lektüre,<br />
sondern immer auch<br />
um den entsprechend<br />
gut recherchierten<br />
historischen<br />
Hintergrund, die<br />
Kulturen,…..! Terhart<br />
war bereits Mehrfach<br />
Gast der Koblenzer<br />
Jugendbuchwoche.<br />
Nun verbarg Florina den Stein hinter ihrem Rücken und<br />
dachte bei sich: Er hat nur noch sein neues Bild im Kopf,<br />
hört nicht richtig zu, sieht nichts, so dick wie er ist. Was<br />
soll ich mit ihm anfangen?<br />
Doch dann wandte sie sich seinem Ölbild zum ersten<br />
Mal richtig zu.<br />
Es zeigte eine rote Windmühle mit mächtigen Flügeln.<br />
Links von ihr befand sich eine große Blumenwiese, die<br />
von dichten Ginster- und Brombeerhecken umgeben<br />
war. Auf der Wiese selbst stand eine weiße Bank. Und<br />
dann gab es noch etwas Unheimliches. Weit hinten am<br />
Ende der Wiese und jenseits der Hecke sah man zwei<br />
Hörner. Dunkel und drohend wurden sie emporgereckt.<br />
Aber von wem wollte das Bild nicht verraten.<br />
„Ist die Mühle nicht herrlich?“, frohlockte der Künstler.<br />
Sie müsste sich drehen, dachte Florina. Und der dicke<br />
Jens van der Moolen soll auf der Bank sitzen und das<br />
Rauschen ihrer Flügel hören.<br />
Das war kaum gedacht, da begannen sich auch schon<br />
die schweren Flügel der Mühle zu drehen. Der Künstler<br />
saß in seinem Bild auf der weißen Bank und schaute verblüfft<br />
zu. Auch Florina starrte gebannt auf das Bild, das<br />
plötzlich lebendig geworden war. Wie ging das vor sich?<br />
Auf einmal war ein furchtbares Brüllen vom Ende der<br />
Wiese zu hören. Erschrocken blickten Florina und Jens<br />
van der Moolen auf einen gefährlich aussehenden<br />
schwarzen Stier.<br />
Lässig sprang dieser über die niedrige Hecke hinweg<br />
und stürmte auf den Maler zu. Der wollte eigentlich den<br />
Anblick seiner Mühle genießen. Aber damit war es jetzt<br />
vorbei.<br />
Jens van der Moolen sprang auf und rannte so schnell<br />
wie es sein dicker Bauch und seine kurzen Beine zuließen<br />
auf den Eingang der Mühle zu. Schwarz, drohend<br />
und brüllend stürmte der Stier hinter ihm her. Warum<br />
war er bloß so wütend auf Jens van der Moolen? Weil<br />
der Künstler ihn nicht ganz, sondern nur seine spitzen<br />
Hörner gemalt hatte? Florina wusste es nicht. Jetzt<br />
trennten nur noch wenige Meter den Stier von des Ma-<br />
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