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6. Halbleiterdioden - FB E+I: Home

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<strong>6.</strong> <strong>Halbleiterdioden</strong><br />

<strong>6.</strong>1 Halbleiteraufbau und -eigenschaften<br />

Ein Gebiet, in dem ein P-Leiter und ein N-Leiter flächig aneinander grenzen, bezeichnet man als<br />

PN-Übergang. Ein PN-Übergang stellt eine Halbleiterdiode dar.<br />

PN-Übergang ohne äußere Spannung<br />

Am PN-Übergang dringen die Elektronen des N-Leiters durch ihre thermischen Bewegungen in<br />

den P-Leiter und umgekehrt Löcher des P-Leiters in den N-Leiter ein. Diesen Vorgang bezeichnet<br />

man als Diffusion.<br />

Die Elektronen und Löcher rekombinieren beiderseits des PN-Übergangs in einer sehr hochohmigen<br />

Grenzschicht G, so dass die Ladungsträgerdichten nn und np etwa der Eigenleitungsdichte<br />

ni entsprechen. Bei gleichem Dotierungsgrad für Donatoren und Akzeptoren bildet sich ein<br />

symmetrischer PN-Übergang aus.<br />

PN-Übergang<br />

P - Zone N - Zone<br />

P-Zone N-Zone<br />

ρ<br />

G<br />

Donator-Ion Loch<br />

ϕ<br />

Akzeptor-Ion Elektron<br />

Grenzschicht beim PN-Übergang<br />

In der Grenzschicht überwiegen die Ionenladungen,<br />

x<br />

so dass sich im N-Leiter eine positive Raumladung<br />

und im P-Leiter eine negative Raumladung<br />

ausbilden. Der Quotient aus Raumladung und<br />

UD G<br />

Volumen wird als Raumladungsdichte ρ bezeichnet. Diffusionsspannung UD an einer<br />

Grenzschicht<br />

Die elektrische Feldstärke E in Längsrichtung ergibt sich aus der Raumladung ρ.<br />

x<br />

dϕ<br />

1<br />

E = − = ⋅ ρ ⋅ dx<br />

dx ε ∫ (<strong>6.</strong>1)<br />

a<br />

Das Potential ϕ bezogen auf das rechte Ende der N-Zone wird nach Gl. <strong>6.</strong>2 berechnet.<br />

b<br />

ϕ = ∫ E ⋅ dx<br />

(<strong>6.</strong>2)<br />

x<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 50<br />

a<br />

E<br />

x<br />

x<br />

b


Die an der Grenzschicht G auftretende Potentialdifferenz wird Diffusionsspannung UD genannt.<br />

Diese Spannung lässt sich an den äußeren Anschlüssen nicht messen, da sie in gleicher Größe an<br />

den Grenzschichten Metall-Halbleiter mit umgekehrter Polarität auftritt.<br />

Bei Metallen wird diese Spannung auch Kontaktspannung genannt, die bei Temperaturunterschieden<br />

der Kontaktstellen als Thermospannung messbar wird (Thermoeffekt).<br />

Das elektrische Feld in der Grenzschicht wirkt der Diffusion der Majoritätsträger entgegen. Die<br />

Grenzschicht ist einige µm breit; die Feldstärke beträgt einige kV/cm.<br />

Die Diffusionsspannung hängt vom Dotierungsgrad, von der Temperatur und von der Halbleiterart<br />

ab. Die Diffusionsspannung UD kann, wenn für die N-Zone die Majoritätsträgerdichte<br />

(Elektronen) nn, für die P-Zone die Majoritätsträgerdichte (Löcher) np und die Eigenleitungsdichte<br />

ni des Halbleiters bekannt sind, nach Gl. <strong>6.</strong>3 berechnet werden.<br />

⎛ nn<br />

⋅ np<br />

⎞<br />

k ⋅ T<br />

UD = − UT<br />

⋅ ln ⎜ ⎟<br />

⎜<br />

mit UT<br />

=<br />

2<br />

n ⎟<br />

(<strong>6.</strong>3)<br />

⎝ i ⎠<br />

e<br />

Temperaturspannung UT, Temperatur T,<br />

Elementarladung e = 1,6 · 10 -19 As,<br />

Boltzmannkonstante k = 1,38 · 10 -23 Ws/K.<br />

Bei Zimmertemperatur und normaler Dotierung beträgt die Diffusionsspannung UD ≈ 0,3 V bei<br />

Germanium und UD ≈ 0,6 V bei Silizium.<br />

PN-Übergang an äußerer Spannung in Sperrrichtung<br />

Wird der Pluspol einer Spannungsquelle mit der N-Zone und der Minuspol mit der P-Zone des<br />

Halbleiters verbunden, so haben die äußere Spannung U und die Diffusionsspannung UD den gleichen<br />

Richtungssinn. Die beweglichen Ladungsträger werden durch das äußere elektrische Feld<br />

von den Rändern der Grenzschicht abgezogen. Die Raumladungszonen verbreitern sich durch<br />

eine äußerer Spannung in Sperrrichtung. Im äußeren Stromkreis fließt der kleine Sperrstrom IS.<br />

U<br />

P-Zone N-Zone<br />

Verbreiterung der Grenzschicht an einem in Sperrrichtung gepolten PN-Übergang<br />

Der Sperrstrom entsteht durch die in der Grenzschicht in geringer Anzahl vorhandenen<br />

Minoritätsträger, die vom elektrischen Feld über den PN-Übergang hinwegbewegt werden.<br />

Bei konstanter Temperatur erreicht der Sperrstrom einen Sättigungswert, d.h. er ist von U nahezu<br />

unabhängig. Im praktischen Betrieb erwärmt sich die Sperrschicht mit steigender Spannung, so<br />

dass der Sperrstrom mit U ansteigt.<br />

Die Sperrstromdichte JS bei Zimmertemperatur liegt für Germanium bei JS ≈ 0,2 mA/cm 2 und für<br />

Silizium bei JS ≈ 0,002 mA/cm 2 UD UD + U<br />

. Bei Germanium sind Sperrschicht-Temperaturen von 70 ... 85°C<br />

zulässig; Silizium darf bis 200°C betrieben werden.<br />

Die Grenzschicht mit ihrer sehr geringen Leitfähigkeit liegt zwischen den gut leitenden Zonen (P-<br />

Zone, N-Zone). Sie bildet das Dielektrikum eines Kondensators. Die Kapazität der Sperrschicht<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 51<br />

I S


CS kann näherungsweise aus der Dicke d der Grenzschicht, der Übergangsfläche A und der<br />

Dielektrizitätszahl ε berechnet werden.<br />

ε ⋅ A<br />

CS =<br />

mit d = d0<br />

⋅<br />

d<br />

Die Dicke d0 der Grenzschicht bei Zimmertemperatur ohne äußere Spannung beträgt für Silizium<br />

bei sehr hohen Dotierungen rd. 0,1 µm und rd. 100 µm bei sehr niedrigen Dotierungen (εr ≈ 12 bei<br />

Silizium).<br />

Bei <strong>Halbleiterdioden</strong> für sehr hohe Sperrspannungen werden die leitenden Zonen hoch dotiert<br />

(gute Leitfähigkeit) und in der Nähe des PN-Überganges wird mit einer niedrigen Dotierung eine<br />

breite Grenzschicht (niedrige elektrische Feldstärke) erzielt.<br />

Bei Überschreiten einer bestimmten Spannung tritt - fast unabhängig von der Temperatur - eine<br />

plötzliche, starke Zunahme des Sperrstromes auf.<br />

Bei hoch dotiertem Halbleitermaterial (dünne Sperrschicht d = 0,1 ... 0,2 µm) kann die elektrische<br />

Feldstärke dort so hohe Werte erreichen, dass Elektronen aus den Gitteratomen ausgelöst werden,<br />

die die Sperrschicht abbauen. Die Diode wird leitend. Dieser Effekt heißt Zenereffekt (Zener-<br />

Durchbruchspannung ≤ 6,5 V).<br />

Bei schwach dotiertem Halbleitermaterial (breite Sperrschicht) können die Ladungsträger dort so<br />

stark beschleunigt werden, dass sie beim Zusammenstoß mit Gitteratomen weitere Ladungsträger<br />

herausschlagen. Sie verursachen damit ein lawinenartiges Anwachsen des Sperrstromes. Diesen<br />

Effekt nennt man Avalanche-Effekt (Avalanche-Durchbruchspannung ≥ 4,5 V).<br />

Wird der Strom nach Überschreiten der Durchbruchspannung so begrenzt, dass die Stromwärme<br />

in der Sperrschicht keine Zerstörung der Kristallstruktur hervorruft, dann sind die<br />

Durchbruchvorgänge reversibel. Die Grenzschicht ist nach Unterschreiten der Durchbruchspannung<br />

wiederhergestellt.<br />

Wird der Pluspol einer Spannungsquelle mit der P-Zone und der Minuspol mit der N-Zone des<br />

Halbleiters verbunden, so liegt die äußere Spannung U in Gegenrichtung zur Diffusionsspannung<br />

UD.<br />

I<br />

1+<br />

U<br />

U<br />

D<br />

U<br />

P-Zone N-Zone<br />

U D<br />

U D + U<br />

PN-Übergang an äußerer Spannung in Durchlassrichtung<br />

(<strong>6.</strong>4)<br />

Verkleinerung der Grenzschicht an einem in Durchlassrichtung gepolten PN-Übergang<br />

Frei bewegliche Ladungsträger werden durch das äußere Feld in die Grenzschicht hineingetrieben,<br />

wodurch die Raumladung teilweise abgebaut wird. Die Grenzschicht wird schmaler.<br />

Die elektrische Feldstärke zwischen den Raumladungsgebieten wird kleiner und damit die Potentialdifferenz<br />

an der Grenzschicht geringer.<br />

Bei U = UD ist die Grenzschicht vollständig abgebaut.<br />

Bei U ≤ UD werden Elektronen aus der N-Zone und Löcher aus der P-Zone von der äußeren<br />

Spannung über den PN-Übergang getrieben und rekombinieren beiderseits des PN-Übergangs. In<br />

der P-Zone fließt dabei ein Löcherstrom, in der N-Zone ein Elektronenstrom.<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 52


Löcherstrom Elektronenstrom<br />

Rekombinationszone<br />

In Durchlassrichtung gepolter PN-Übergang mit abgebauter Grenzschicht<br />

Nach dem Abbau der Grenzschicht besitzt der Halbleiter nur noch den geringen Bahnwiderstand.<br />

Es fließt der Durchlassstrom, der im Wesentlichen durch den äußeren Widerstand R bestimmt<br />

wird.<br />

Im Durchlassbereich der Diode lässt sich die Strom-Spannungskennlinie iD = f{u} näherungsweise<br />

durch die modifizierte Shockley-Formel beschreiben:<br />

u<br />

m ⋅ U<br />

k ⋅ T<br />

iD = IS<br />

⋅ (e T −1)<br />

mit UT<br />

=<br />

(<strong>6.</strong>5)<br />

e<br />

Der Sperrstrom IS ist ähnlich wie die Eigenleitfähigkeit σe (Gl. 5.11) stark temperaturabhängig.<br />

Der Emissionskoeffizient (Korrekturfaktor) m liegt im Bereich 1 ≤ m ≤ 2.<br />

Bei realen Dioden muss die äußere Spannung uD noch den Spannungsfall Rb · iD in den neutralen<br />

Zonen und an den Kontakten des Halbleiters decken.<br />

uD<br />

⎛ i ⎞<br />

= R ⋅ i + m ⋅ U ⋅ ln ⎜<br />

⎜1+<br />

D<br />

b D T ⎟<br />

⎝ IS<br />

⎠<br />

(<strong>6.</strong>6)<br />

In vielen Schaltungen kann die Strom-Spannungskennlinie im Durchlassbereich der Halbleiterdiode<br />

durch die Näherung nach Gl. <strong>6.</strong>7 angegeben werden.<br />

u = R ⋅ i +<br />

(<strong>6.</strong>7)<br />

D b D UD<br />

In Datenblättern wird der Bahnwiderstand Rb häufig als konstanter, differentieller Widerstand rF<br />

und die Diffusionsspannung UD als Schleusenspannung UT0 bezeichnet.<br />

Mit steigender Temperatur sinkt die Schleusenspannung der Halbleiterdiode und gleichzeitig<br />

verkleinert sich der Durchlasswiderstand geringfügig.<br />

<strong>6.</strong>2 Bauarten von <strong>Halbleiterdioden</strong><br />

Flächendioden<br />

Bei Flächendioden erstreckt sich der pn-Übergang über eine größere Fläche. Sie wird als<br />

diffundierte Flächendiode oder als Planardiode hergestellt.<br />

AnodenanschlussSiliziumdioxid<br />

Anode<br />

Anode<br />

P<br />

N<br />

I<br />

P-Zone N-Zone<br />

Kathodenanschluss<br />

Kathode<br />

Kathode<br />

Planar-Flächendiode im Schnitt Schaltzeichen der Diode Gehäuseformen<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 53<br />

U<br />

R


Flächendioden sind meist Si-Dioden. Sie können große Stromstärken vertragen und haben höhere<br />

Sperrspannungen als entsprechende Ge-Dioden. Je größer die Sperrschichtfläche einer Flächendiode,<br />

desto größer ist ihre Sperrschichtkapazität. Flächendioden mit großer Sperrschichtkapazität<br />

sind nicht für HF-Anwendungen geeignet.<br />

Die Schaltzeiten von Flächendioden wachsen mit der Sperrschichtkapazität. Mit Hilfe der<br />

Planartechnik können heute Flächendioden mit kleiner Sperrschichtfläche und sehr kurzen<br />

Schaltzeiten hergestellt werden. Die sehr widerstandsfähige und gasdichte Siliziumdioxidschicht<br />

(SiO2) schützt den fertig dotierten Halbleiter.<br />

Spitzendioden<br />

Spitzendioden und ihre Sonderbauform, die Golddrahtdiode, werden meist als Germaniumdioden<br />

gebaut.<br />

Auf ein kleines n-leitendes Germaniumkristall wird ein spitzer Draht aufgesetzt und mit dem<br />

Kristall verschweißt. Der Draht enthält als Legierungsbestandteile geeignete Akzeptoratome.<br />

Während des Schweißvorganges dringen diese in das Germaniumkristall ein und erzeugen eine<br />

sehr winzige p-leitende Zone (rd. 50 µm Durchmesser).<br />

Ge<br />

Anode<br />

Kathode<br />

Metalldraht Ge-Halbleiter Glasgehäuse<br />

Spitze<br />

Spitzendiode im Schnitt Kristallausschnitt<br />

Aus der kleinen Fläche des pn-Überganges folgt eine sehr kleine Sperrschichtkapazität<br />

(CS ≈ 0,2 pF). Spitzendioden sind deshalb für Hochfrequenz sehr gut geeignet.<br />

Die Golddrahtdiode ist eine Sonderform der Spitzendiode. Der Golddraht wird stumpf auf das<br />

stark dotierte Kristall geschweißt (Durchmesser der Sperrschichtfläche ≈ 100 µm). Der Durchlasswiderstand<br />

ist besonders gering.<br />

Leistungsdioden<br />

Leistungsdioden sind heute nahezu ausschließlich Siliziumdioden. Sie werden für sehr hohe<br />

Sperrspannungen (Stoßspitzensperrspannung URSM > 5 kV) und sehr große Durchlassströme<br />

(periodischer Spitzenstrom IFRM > 5 kA) gebaut.<br />

Das eigentliche Halbleiterelement ist eine dünne (0,2 mm - 0,4 mm), einkristalline Siliziumscheibe<br />

mit einer Fläche von 1 mm 2 bis 70 cm 2 , die durch Diffusionsprozesse eine N-Zone und<br />

eine P-Zone erhält.<br />

Durch Anbringen metallischer Kontakte - die eine Seite durch Legieren auf eine rd. 1 mm starke<br />

Molybdän- oder Wolfram-Trägerplatte und die andere Seite durch Aufdampfen von Aluminium<br />

oder Silber - entsteht eine Halbleitertablette.<br />

Bei großen Leistungen wird die Halbleitertablette in zweiseitig kühlbare Scheibenzellen<br />

eingesetzt und bei kleinen und mittleren Leistungen in Kompaktbausteinen (Powerblock) elektrisch<br />

isoliert (Metalloxidschicht mit guter Wärmeleitfähigkeit) eingebaut. Mehrere <strong>Halbleiterdioden</strong><br />

in einem Gehäuse sind hier zu einer Gleichrich-<br />

~<br />

~<br />

~<br />

B2-Schaltung B6-Schaltung<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 54<br />

P<br />

N<br />

terschaltung (B2-Schaltung für Wechselspannung,<br />

B6-Schaltung für Drehspannung) verschaltet. Die<br />

Montage von Kompaktbausteinen auf einem Kühlkörper<br />

ist einfach.


Da die Wärmekapazität des Halbleiterkristalls relativ klein ist, muss durch ausreichende Kühlung<br />

(Kühlkörper, Ventilation der Kühlluft) eine thermische Überlastung (sonst Zerstörung) vermieden<br />

werden.<br />

Si-Dioden Ge-Dioden Brückengleichrichter (B2, B6)<br />

Kennwerte und Grenzwerte<br />

Die Hersteller von <strong>Halbleiterdioden</strong> geben Datenblätter heraus. In diesen Datenblättern sind die<br />

Daten und Kennlinien der <strong>Halbleiterdioden</strong> genau beschrieben. Bei den Daten ist zwischen<br />

Grenzwerten und Kennwerten zu unterscheiden.<br />

Grenzwerte sind Werte, die der Anwender nicht überschreiten darf, ohne eine sofortige<br />

Zerstörung des Bauelementes zu riskieren.<br />

Kennwerte sind Werte, die Eigenschaften des Bauelementes im Betriebsbereich (typische Werte,<br />

Nennwerte, Garantiewerte) beschreiben.<br />

Wichtige Grenzwerte:<br />

- Spitzensperrspannung URM (höchster Augenblickswert der Spannung an der Diode in<br />

Sperrrichtung),<br />

- Richtstrom IFAV (höchster arithmetischer Mittelwert des Diodenstromes),<br />

- Durchlassstrom IFRMS (maximaler Durchlassstrom bei ϑj, echter Effektivwert),<br />

- Periodischer Spitzenstrom IFRM (größter zulässiger Spitzenstrom, der periodisch wiederkehren<br />

darf),<br />

- Stoßstrom-Grenzwert IFSM (Höchstwert eines einzelnen Stromimpulses, meistens ϑj = 25°C),<br />

- Verlustleistung Ptot (größte zulässige Gesamtleistung),<br />

- Sperrschichttemperatur ϑj (größte zulässige Temperatur des Kristalls im Bereich der Sperrschicht).<br />

Wichtige Kennwerte:<br />

- Durchlassspannung UF (bei bestimmtem Durchlassstrom),<br />

- Sperrstrom IR (bei bestimmter Sperrspannung und Temperatur),<br />

- Sperrschichtkapazität CS, Cj (bei bestimmter Sperrspannung),<br />

- Sperrverzögerung trr (unter bestimmten Bedingungen),<br />

- Wärmewiderstand Rth (Sperrschicht - Gehäuse - Kühlkörper - umgebende Luft).<br />

Vorwärtskennlinie IF = f{UF}<br />

Die Vorwärtskennlinie wird auch als Durchlasskennlinie bezeichnet. Sie stellt den Vorwärtsstrom<br />

IF in Abhängigkeit von der Vorwärtsspannung UF dar. Die Vorwärtskennlinie ist temperaturabhängig.<br />

Bei höheren Temperaturen nimmt die Vorwärtsspannung ab (Ge rd. 1,5 mV/K und Si rd.<br />

2,5 mV/K).<br />

Der Gleichstromwiderstand in Vorwärtsrichtung rF ist abhängig vom Vorwärtsstrom IF. Bei<br />

steigendem Vorwärtsstrom verringert sich rF. Unterhalb der Schleusenspannung U(T0) ist rF sehr<br />

hoch.<br />

r F =<br />

UF<br />

I<br />

(<strong>6.</strong>8)<br />

F<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 55


I F<br />

50<br />

40<br />

mA<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 0,2 0,4 0,6<br />

UF / V<br />

0,8 1,0<br />

Vorwärtskennlinie bei verschiedenen<br />

Sperrschichttemperaturen<br />

Der differentielle Widerstand in Vorwärtsrichtung<br />

rf kennzeichnet die Steilheit in einem bestimmten<br />

Punkt der Vorwärtskennlinie (Tangente im<br />

Arbeitspunkt). Eine gleichbleibende Sperrschichttemperatur<br />

ϑj wird vorausgesetzt. Der<br />

differentielle Widerstand rf ist stets kleiner als der<br />

Gleichstromwiderstand in Vorwärtsrichtung rF.<br />

dU F<br />

rf<br />

= (im Arbeitspunkt)<br />

(<strong>6.</strong>9)<br />

dI<br />

F<br />

Der differentielle Widerstand rf wird bei der Kleinsignalaussteuerung der Kleinsignalwiderstand<br />

im Arbeitspunkt.<br />

Rückwärtskennlinie IR = f{UR}<br />

Der Rückwärtsstrom (Sperrstrom) IR ist stark temperaturabhängig. Eine Temperaturzunahme von<br />

∆ϑj ≈ 7 K bewirkt eine Verdoppelung des Rückwärtsstromes. Bei Germaniumdioden ist IR bei<br />

gegebener Sperrschichttemperatur ϑj um den Faktor ≈ 10 3 höher als bei vergleichbaren<br />

Siliziumtypen. Der Gleichstromwiderstand in Rückwärtsrichtung rR ist besonders bei Si-Dioden<br />

hochohmig.<br />

U<br />

r R<br />

R =<br />

(<strong>6.</strong>10)<br />

I<br />

R<br />

ϑj = 100°C<br />

ϑj = 25°C<br />

Kleinsignalkapazität Ctot<br />

Nach DIN 41853 ist Ctot die Kapazität, die bei einem festgelegten Arbeitspunkt auf der Rückwärtskennlinie<br />

und kleiner Aussteuerung zwischen den Anschlüssen der Diode gemessen wird.<br />

Die Kleinsignalkapazität Ctot setzt sich aus der Sperrschichtkapazität Cj und Streukapazitäten<br />

zwischen den Anschlussleitungen und dem Gehäuse zusammen. Die Sperrschichtkapazität ist<br />

abhängig von der angelegten Rückwärtsspannung.<br />

Schaltverhalten<br />

Das Schaltverhalten von <strong>Halbleiterdioden</strong> wird durch den Durchlassverzug und einen Sperrverzug<br />

gekennzeichnet.<br />

- Beim Einschalten vergeht eine sehr kurze Zeit (Durchlassverzug), ehe der Durchlassstrom<br />

fließt, weil zuerst Ladungsträger aus den hochdotierten Zonen in den PN-Übergang injiziert<br />

werden müssen. Diese Verzögerung wird bei Schaltungsberechnungen häufig vernachlässigt.<br />

- Beim Ausschalten einer Halbleiterdiode erlischt der Strom nicht im Nulldurchgang, sondern<br />

fließt zunächst in negativer Richtung weiter, bis der PN-Übergang von Ladungsträgern frei ist<br />

und Sperrspannung übernommen werden kann. Der Sperrstrom hat einen Spitzenwert iRRM<br />

und klingt nach Ablauf der Spannungsnachlaufzeit ts schnell ab.<br />

Im Stromkreis vorhandene Induktivitäten führen zu einer Überspannung uRM, die nach Ablauf der<br />

Rückstromfallzeit tf auf die Sperrspannung UR abklingt. Die im Bild schraffierte Fläche ist die<br />

Nachlaufladung Qs. Sie wird neben der Rückstromspitze iRRM und der Sperrverzugszeit trr zur<br />

Beschreibung des Sperrverzuges verwendet. Die Größen iRRM, trr und Qs sind abhängig von der<br />

Sperrschichttemperatur ϑj, vom Durchlassstrom iF und von der Stromsteilheit diF/dt.<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 56


u<br />

i<br />

0<br />

0<br />

Abschalten einer Diode<br />

Verlustleistung P<br />

Die Verlustleistung P einer Halbleiterdiode setzt sich zusammen aus den Durchlassverlusten in<br />

Vorwärtsrichtung, den Sperrverlusten in Rückwärtsrichtung und den Umschaltverlusten. Die<br />

Umschaltverluste treten im Wesentlichen während der Sperrverzögerungszeit trr auf; sie sind nur<br />

bei hohen Frequenzen von Bedeutung. Die Sperrverluste können meistens vernachlässigt werden.<br />

Die Durchlassverluste P werden aus dem zeitlichen Verlauf der Leistung p{t} berechnet.<br />

T<br />

T<br />

P F<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

= ⋅ p{<br />

t}<br />

⋅ dt = ⋅ uF<br />

⋅ i ⋅ dt<br />

T ∫ T ∫<br />

(<strong>6.</strong>11)<br />

Für die Durchlassspannung uF gilt näherungsweise:<br />

u = U + r ⋅ i<br />

(<strong>6.</strong>12)<br />

F<br />

i F in A<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

i F<br />

( T0)<br />

f<br />

F<br />

i RRM<br />

ts<br />

trr<br />

uRM<br />

tf<br />

duR/dt<br />

0,25 · iRRM<br />

0,9 · iRRM<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />

U (T0)<br />

uF in V<br />

Vorwärtskennlinie einer<br />

Halbleiterdiode<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 57<br />

t<br />

t<br />

uR


Nach Gl. <strong>6.</strong>11 und Gl. <strong>6.</strong>12 werden die Durchlassverluste P näherungsweise berechnet.<br />

T<br />

1<br />

2<br />

P = ⋅∫ ( U(<br />

T0)<br />

+ rf<br />

⋅i<br />

F ) ⋅i<br />

F ⋅ dt = U(<br />

T0)<br />

⋅ IFAV<br />

+ rf<br />

⋅ IFeff<br />

(<strong>6.</strong>13)<br />

T<br />

0<br />

Wärmewiderstand Rth und thermische Ersatzschaltung<br />

Die Wärme durch die Verlustleistung P der Halbleiterdiode wird über den Wärmewiderstand Rth<br />

an die Umgebungsluft abgeführt.<br />

Bei Halbleitern wird als Temperatur der Wärmequelle die Sperrschichttemperatur ϑj eingesetzt;<br />

die Temperatur der Umgebungsluft wird ϑa genannt. Bei freihängender Anordnung (z.B. Montage<br />

auf einer Leiterplatte ohne Kühlkörper) kann die Verlustleistung P ≤ 2 W über den Wärme-<br />

widerstand Sperrschicht-Umgebungsluft RthJA abgeführt werden.<br />

ϑj<br />

− ϑa<br />

P =<br />

R<br />

thJA<br />

Umgebungsluft<br />

Wärmewiderstand der freihängenden Anordnung<br />

Halbleiter für größere Leistungen werden auf einen Kühlkörper montiert, da die Wärmeableitung<br />

unmittelbar vom Gehäuse des Bauelementes an die Umgebungsluft nicht ausreicht. Die<br />

abstrahlende Oberfläche wird durch den Kühlkörper vergrößert.<br />

Es sind die drei Wärme-<br />

ϑj<br />

P widerstände zu berücksichti-<br />

tot<br />

gen:<br />

Wärmewiderstand bei Kühlkörpermontage<br />

(<strong>6.</strong>14)<br />

RthJC Sperrschicht-Gehäuse,<br />

RthCK Gehäuse-Kühlkörper<br />

(Wärmeleitpaste, bei isolierter<br />

Montage Glimmerscheibe),<br />

RthKA Kühlkörper-Umgebungsluft.<br />

Für den Gesamtwärmewiderstand RthJA gilt:<br />

R thJA = R thJC + R thCK + R thKA<br />

(<strong>6.</strong>15)<br />

Bei Kühlkörpermontage kann die Verlustleistung P nach Gl. <strong>6.</strong>16 abgeführt werden.<br />

P =<br />

R<br />

ϑj<br />

− ϑa<br />

+ R + R<br />

(<strong>6.</strong>16)<br />

thJC<br />

thCK<br />

Sperrschicht<br />

thKA<br />

R thJC<br />

R thCK<br />

Wärmeableitung<br />

an die Umgebungsluft<br />

Wärmeableitung von der<br />

Gehäuseoberfläche an die<br />

Umgebungsluft<br />

R thKA<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 58<br />

ϑa<br />

ϑj<br />

P tot<br />

R thJC<br />

R thCK<br />

R thKA<br />

R thJA<br />

ϑa


Der Wärmewiderstand von Kühlkörpern<br />

RthKA wird in K/W angegeben. Bei Profilkühlkörpern<br />

bezieht sich der Listenwert auf<br />

50-mm-Abschnitte.<br />

Der Wärmewiderstand RthKA für quadratische,<br />

blanke und senkrecht freistehende<br />

Aluminiumbleche kann der nachfolgenden<br />

Abbildung entnommen werden.<br />

Bei waagrechter Montage muss die ermittelte<br />

Fläche um 30 % größer sein, bei geschwärzten<br />

Blechen kann die Fläche 30 %<br />

kleiner sein.<br />

Wärmewiderstand von<br />

Aluminiumblechen, Kantenlänge<br />

quadratischer, blanker Bleche bei<br />

senkrechter Anordnung<br />

<strong>Halbleiterdioden</strong> im Schaltkreis<br />

Ist ein Netzwerk bis auf ein Bauelement (z.B. eine Diode) linear, so wird für die übrige Schaltung<br />

die lineare Ersatzspannungsquelle oder die lineare Ersatzstromquelle berechnet.<br />

Für die Reihenschaltung aus linearer Ersatzspannungsquelle und Diode gilt:<br />

U0 − UF1<br />

− IF1<br />

⋅ R1<br />

= 0<br />

(<strong>6.</strong>17)<br />

Die Spannungsaufteilung erfolgt graphisch. Zur Konstruktion der Widerstandskennlinie ist neben<br />

der Leerlaufspannung U0 der Kurzschlussstrom Ik = U0/R1 der Ersatzspannungsquelle erforderlich.<br />

R 1<br />

I F1<br />

U 0<br />

U F1<br />

I F<br />

I k<br />

I F1<br />

0 0<br />

Ersatzspannungsquelle und Halbleiterdiode, graphische Ermittlung des Vorwärtsstromes<br />

und der Teilspannungen<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 59<br />

U F1<br />

U F<br />

U 0


Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Epitaxial-Planar-Diode 1N 4148<br />

Anwendungen: Extrem schnelle Schalter<br />

Vergleichstypen: 1N 4149, 1N 4449, 1N 914, 1N 916<br />

Abmessungen in mm:<br />

Kathode 1,9<br />

0,55<br />

26 3,9 26<br />

Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings):<br />

- Periodische Spitzensperrspannung (Repetitive peak reverse voltage) URRM = 100 V<br />

- Sperrspannung (Reverse voltage) UR = 75 V<br />

- Stoßdurchlassstrom (Surge forward current, tP ≤ 1 µs) IFSM = 2000 mA<br />

- Periodischer Durchlassspitzenstrom (Repetitive peak forward current) IFRM = 450 mA<br />

- Durchlassstrom (Forward current) IF = 200 mA<br />

- Durchlassstrom, Mittelwert (Average forward current, UR = 0) IFAV = 150 mA<br />

- Verlustleistung (power dissipation, l = 4 mm) bei ϑa = 45°C PV = 440 mW<br />

bei ϑa ≤ 25°C PV = 500 mW<br />

- Sperrschichttemperatur (Junction temperature) ϑj = 200°C<br />

- Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range)<br />

Wärmewiderstand (Thermal resistance)<br />

ϑstg = -65 ... +200°C<br />

- Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient, l = 4 mm) RthJA = 350 K/W<br />

Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) Min. Typ Max.<br />

- Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 10 mA) UF 0,72 V 1,0 V<br />

- Sperrstrom (Reverse current) bei UR = 20 V IR 25 nA<br />

bei UR = 20 V, ϑj = 150°C IR 50 µA<br />

bei UR = 75 V IR 5 µA<br />

- Durchbruchspannung (Breakdown voltage, IR = 100 µA) U(BR) 100 V<br />

- Diodenkapazität (Diode capacitance) CD<br />

(UR = 0, f = 100 MHz, UHF = 50 mV)<br />

- Richtwirkungsgrad (Rectification efficiency) ηr 45 %<br />

(f = 100 MHz, UHF = 2 V)<br />

- Rückwärtserholzeit (Reverse recovery time) trr 8 ns<br />

U F<br />

V<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0 -20<br />

I F = 100 mA<br />

10 mA<br />

1 mA<br />

0,1 mA<br />

0 20 40 60<br />

ϑj / °C<br />

80 100<br />

Normgehäuse nach DIN 41880<br />

DO 35<br />

m < 0,15 g<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 60<br />

2 pF<br />

Vorwärtsspannung UF der Si-Diode<br />

1N 4148 in Abhängigkeit<br />

der Sperrschichttemperatur ϑj bei<br />

verschiedenen Vorwärtsströmen


1000<br />

I F<br />

100<br />

mA<br />

10<br />

1<br />

Streugrenze<br />

0,1<br />

0 0,5 1,0 1,5<br />

UF / V<br />

1000<br />

26 6,4 26<br />

Kunststoffgehäuse<br />

DO 7<br />

m < 0,5 g<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 61<br />

I R<br />

nA<br />

100<br />

10<br />

Streugrenze<br />

1<br />

1 10 100<br />

UR / V<br />

Vorwärtskennlinie IF = f{UF} Rückwärtskennlinie IR = f{UR}<br />

der Si-Diode 1N 4148 bei tj = 25°C der Si-Diode 1N 4148 bei tj = 25°C<br />

Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Diffusions-Dioden 1N 4001 ... 1N 4007<br />

Anwendungen: Gleichrichter<br />

Abmessungen in mm:<br />

Kathode 3,1<br />

0,9<br />

Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings):<br />

- Sperrspannung, Periodische Spitzensperrspannung 1N 4001 UR = URRM = 50 V<br />

(Reverse voltage, Repetitive peak reverse voltage) 1N 4002 UR = URRM = 100 V<br />

1N 4003 UR = URRM = 200 V<br />

1N 4004 UR = URRM = 400 V<br />

1N 4005 UR = URRM = 600 V<br />

1N 4006 UR = URRM = 800 V<br />

1N 4007 UR = URRM = 1000 V<br />

- Stoßdurchlassstrom (Surge forward current, tP ≤ 1 µs) IFSM = 50 A<br />

- Durchlassstrom, Mittelwert (Average forward current, UR = 0) IFAV = 1 A<br />

- Sperrschichttemperatur (Junction temperature) ϑj = 175°C<br />

- Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range)<br />

Wärmewiderstand (Thermal resistance)<br />

ϑstg = -65 ... +175°C<br />

- Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient, l = 25 mm) RthJA = 85 K/W<br />

Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) Min. Typ Max.<br />

- Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 1 A) UF 0,95 V 1,1 V<br />

- Sperrstrom (Reverse current) bei UR = URRM IR 60 nA 10 µA<br />

UR = URRM, ϑj = 100°C IR 5 µA 50 µA


I R<br />

µA<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0 20 40 60 80 100<br />

UR / URRM in %<br />

i F<br />

A<br />

0,1<br />

ϑJ = 100°C<br />

ϑJ = 25°C<br />

0,01<br />

0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6<br />

uF / V<br />

10<br />

C j<br />

pF<br />

10<br />

1<br />

ϑJ = 25°C<br />

Pulsbreite =300 µs<br />

1% Lastspiel<br />

ϑJ = 25°C<br />

f = 1 MHz<br />

u ~ = 50 mV p-p<br />

1<br />

0,1 1 10 100<br />

UR / V<br />

Sperrstrom IR der Si-Dioden<br />

1N 4001 .... 1N 4007 in<br />

Abhängigkeit der relativen<br />

Spitzensperrspannung<br />

UR / URRM<br />

Augenblickswert des Durchlassstromes<br />

iF der Si-Dioden<br />

1N 4001 .... 1N 4007 in Abhängigkeit<br />

des Augenblickswertes der<br />

Durchlassspannung uF<br />

Sperrschichtkapazität Cj der<br />

Si-Dioden 1N 4001 .... 1N 4007<br />

in Abhängigkeit der<br />

Sperrspannung UR<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 62


<strong>6.</strong>3 Zenerdioden<br />

Z-Dioden sind besonders dotierte Si-Dioden. Sie werden in Sperrrichtung bei der Zenerspannung<br />

UZ0 niederohmig. Im Durchlassbereich verhalten sie sich wie normale Si-Dioden. Der<br />

niederohmige Zustand in Sperrrichtung wird durch zwei Effekte hervorgerufen, durch den<br />

Zenereffekt und durch den Lawineneffekt. Durch entsprechende Dotierung werden Z-Dioden mit<br />

Zenerspannungen von 2 V bis 600 V hergestellt.<br />

Zenereffekt<br />

Die Sperrspannung verursacht in der Sperrschicht der Z-Diode eine hohe elektrische Feldstärke.<br />

Bei einer Feldstärke von rd. 20 V/µm werden auf die Elektronen im Kristallgitter so große Kräfte<br />

ausgeübt, dass Elektronen aus den Kristallbindungen herausgerissen werden. Gleichzeitig entstehen<br />

Löcher, die sich wie positive Ladungsträger verhalten. Die Sperrschicht enthält freie<br />

Ladungsträger und ist damit leitfähig.<br />

Der Zenerdurchbruch ist temperaturabhängig; je mehr die Atome durch Wärmeeinfluss<br />

schwingen, um so kleiner ist die Durchbruchspannung (negativer Temperaturbeiwert).<br />

Bei Z-Dioden mit einer Zenerspannung UZ0 ≤ 5 V wird die sehr schmale Grenzschicht (hohe<br />

Dotierung) aufgrund des Zenereffekts leitfähig.<br />

Lawineneffekt<br />

Die Ladungsträger des geringen Sperrstromes und die durch den Zenereffekt freigemachten<br />

Elektronen werden durch das elektrische Feld stark beschleunigt. Durch ihre große Energie<br />

können sie andere Elektronen aus ihren Kristallbindungen schlagen. Die Zahl der Elektronen<br />

steigt lawinenartig an. Die Sperrschicht ist jetzt mit freien Ladungsträgern überschwemmt und<br />

damit niederohmig. Dieser Lawineneffekt wird auch Avalanche-Effekt genannt. Im Prinzip ist es<br />

eine Stoßionisation im Inneren des Kristalls. Der Lawineneffekt wird bei Z-Dioden mit einer<br />

Zenerspannung UZ0 ≥ 5 V wirksam.<br />

Durchbruchverhalten und Regeneration der Sperrschicht<br />

Bei Zenerdioden überlagern sich Zenereffekt und Lawineneffekt besonders im Bereich<br />

5 V ≤ UZ0 ≤ 15 V. Man spricht von einem Z-Durchbruch der Sperrschicht.<br />

Nach dem Z-Durchbruch ist eine Begrenzung des Stromes unbedingt erforderlich, da sonst die Z-<br />

Diode zerstört wird. Sinkt die Spannung unter den Wert von UZ0, so werden keine Ladungsträger<br />

mehr freigesetzt. Die Sperrschichtzone verarmt an Ladungsträgern. Noch vorhandene freie<br />

Elektronen rekombinieren.<br />

Vom Hersteller wird ein höchstzulässiger Strom IZmax und eine höchstzulässige Verlustleistung<br />

Ptot angeben.<br />

Zener-Dioden BZX 55 (0,7 W) und BZX 85 (1,3 W)<br />

Kennlinien, Kennwerte, Grenzwerte<br />

Die Kennlinie einer Z-Diode in Sperrrichtung besteht aus dem Sperrbereich, dem Knickbereich<br />

und dem Stabilisierungsbereich (Durchbruchsbereich). Der Arbeitspunkt der Zenerdiode liegt im<br />

Stabilisierungsbereich. Die Nennspannung der Zenerdiode UZN (auch Zenerkennspannung UZK<br />

genannt) wird bei einem bestimmten Strom IZ (meist 5 mA) angegeben. Diese Spannung liegt<br />

geringfügig über der Spannung UZ0, bei der der Durchbruch beginnt.<br />

Aus dem Anstieg der Durchbruchskennlinie erhält man den differentiellen Widerstand rZ.<br />

dU<br />

r Z<br />

Z =<br />

(<strong>6.</strong>18)<br />

dI<br />

Z<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 63


Die Durchbruchskennlinien von Z-Dioden mit Zenerspannungen 6 V ≤ U ≤ 8 V verlaufen besonders<br />

steil. Ihr differentieller Widerstand rZ ist sehr klein.<br />

Z-Dioden mit der Nennspannung UZN ≤ 6 V besitzen einen negativen Temperaturkoeffizient αZ,<br />

da der Durchbruch vorwiegend durch den Zenereffekt erfolgt.<br />

Bei Z-Dioden mit der Nennspannung 6 V < UZN < 8 V ist der Temperaturkoeffizient αZ ≈ 0, da<br />

der Durchbruch durch Zener- und Lawineneffekt gemeinsam erfolgt. Z-Dioden mit der<br />

Nennspannung UZN ≥ 8 V besitzen einen positiven Temperaturkoeffizient αZ, da der Durchbruch<br />

vorwiegend durch den Lawineneffekt erfolgt.<br />

Der Betrag der Verschiebung von UZN beträgt:<br />

∆ U = U ⋅ α ⋅ ∆ϑ<br />

(<strong>6.</strong>19)<br />

ZN<br />

ZN<br />

Z<br />

U Z / V<br />

10<br />

UZN 5<br />

∆UZN Betrag der Verschiebung von UZN<br />

IZ = f{UZ} 20 IZ mA<br />

30<br />

Schaltzeichen<br />

der Z-Diode<br />

Vorwärts- und Rückwärtskennlinie der Z-Diode<br />

j<br />

I F<br />

mA<br />

UZN Zenerspannung bei 25°C (IZ = 5 mA)<br />

αZ Temperaturkoeffizient<br />

∆ϑj Temperaturerhöhung der Sperrschicht über 25°C<br />

Die Verlustleistung Ptot ergibt sich aus der anliegenden Diodenspannung UZ und dem fließenden<br />

Strom IZ.<br />

Ptot = UZ<br />

⋅ IZ<br />

(<strong>6.</strong>20)<br />

Kennwerte der Z-Diode:<br />

rZ Differentieller Widerstand<br />

Nennzenerspannung<br />

UZN<br />

αZ Temperaturkoeffizient (auch TKZ)<br />

RthJA Wärmewiderstand (Sperrschicht-Umgebungsluft)<br />

Grenzwerte der Z-Diode:<br />

IZmax Höchstzulässiger Strom<br />

Ptot Höchstzulässige Verlustleistung<br />

ϑj Maximale Sperrschichttemperatur<br />

20<br />

10<br />

0,5 1<br />

(Messstrom)<br />

UF / V<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 64<br />

I Zmess<br />

10<br />

I F = f{U F}


Z-Dioden im Schaltkreis<br />

Z-Dioden eignen sich hervorragend zur Spannungsstabilisierung. Außerdem benutzt man Z-<br />

Dioden als Begrenzerdioden.<br />

~<br />

=<br />

U i<br />

R 1<br />

Spannungsstabilisierung mit einer Z-Diode<br />

Für die Dimensionierung der Spannungsstabilisierung muss der kleinste Strom IZmin der<br />

Zenerdiode und der größte Strom IZmax berechnet werden.<br />

IZ min =<br />

Ui<br />

min − UZ<br />

U<br />

− Z<br />

R1<br />

R2<br />

min<br />

(<strong>6.</strong>21)<br />

IZ max =<br />

Ui<br />

max − UZ<br />

U<br />

− Z<br />

R1<br />

R2<br />

max<br />

(<strong>6.</strong>22)<br />

Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Epitaxial-Planar-Z-Dioden BZX 85/C ...<br />

Anwendungen: Spannungsstabilisierung<br />

Abmessungen in mm: Kathode 2,5<br />

0,85<br />

26 4,1 26<br />

Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings):<br />

- Verlustleistung (power dissipation, l = 4 mm) bei ϑa = 25°C PV = 1,3 W<br />

- Sperrschichttemperatur (Junction temperature) ϑj = 175°C<br />

- Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) ϑstg = -65 ... +175°C<br />

Wärmewiderstand (Thermal resistance)<br />

- Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient, l = 4 mm) RthJA = 110 K/W<br />

Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) Min. Typ Max.<br />

- Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 200 mA) UF 1,0 V<br />

Typ UZ/ V TKUZ rzj bei IZ rzj bei IZ IR bei UR<br />

10 -4 /K Ω mA Ω mA µA V<br />

BZX 85/C 2V7 2,5 ... 2,9 -8 ... –5


P tot<br />

W<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

l l<br />

l = 4 mm<br />

10 mm<br />

20 mm<br />

0<br />

-50 0 50 100<br />

ϑa / °C<br />

150 200<br />

Gesamtverlustleistung der BZX 85/C... Wärmewiderstand der BZX 85/C...<br />

in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur in Abhängigkeit der Drahtlänge<br />

1000<br />

C j<br />

pF<br />

300<br />

100<br />

30<br />

f = 1 MHz<br />

ϑa = 25°C<br />

U R = 0 V<br />

2 V<br />

5 V<br />

20 V<br />

10<br />

0 10 20 30<br />

30 V<br />

40 50<br />

UZ / V<br />

60<br />

R Zj<br />

Ω<br />

Sperrschichtkapazität der BZX 85/C... Differentieller Widerstand der BZX 85/C...<br />

in Abhängigkeit der Zenerspannung in Abhängigkeit der Zenerspannung<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 66<br />

300<br />

100<br />

30<br />

10<br />

3<br />

R thJA<br />

200<br />

160<br />

K/W<br />

120<br />

80<br />

40<br />

I Z = 1 mA<br />

l l<br />

ϑL = konstant<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

l / mm<br />

20 25<br />

2 mA<br />

5 mA<br />

10 mA<br />

20 mA<br />

1<br />

1 3 10 30 100<br />

UZ / V


<strong>6.</strong>4 Spezielle Dioden<br />

Kapazitätsdioden<br />

Kapazitätsdioden werden aus Silizium oder Galliumarsenid hergestellt. Ihre Kapazität lässt sich<br />

mit der Rückwärtsspannung verändern. Sie wird vorwiegend zur Abstimmung von HF-Schwingkreisen<br />

eingesetzt.<br />

Die Gesamtkapazität der Diode CD setzt sich aus der Sperrschichtkapazität Cj (siehe Cs in Gl. <strong>6.</strong>4)<br />

und der Gehäusekapazität Cs (parasitäre Gehäusekapazität) zusammen.<br />

Der Parallelwiderstand rj ist der differentielle Sperrschichtwiderstand (abhängig von UR). Der<br />

Serienwiderstand rs besteht aus dem eigentlichen Halbleiterwiderstand (Halbleiterbahnwiderstand<br />

und Widerstand der Anschlüsse). Bei sehr hohen Frequenzen muss auch die Streuinduktivität Ls<br />

berücksichtigt werden.<br />

Q<br />

=<br />

1<br />

tan<br />

Schaltzeichen<br />

und Ersatzschaltbild der<br />

Kapazitätsdiode<br />

Die Güte Q, die der Kehrwert des<br />

Verlustfaktors tanδ ist, nimmt mit<br />

steigender Sperrschichttemperatur ab und<br />

mit steigender Sperrspannung zu.<br />

Auszüge aus den Datenblättern der Silizium-Planar-Kapazitäts-Zweifachdiode BB 204<br />

Anwendungen: Abstimmung von zwei getrennten Schwingkreisen und Gegentaktschaltungen<br />

im UKW-Bereich<br />

Abmessungen<br />

in mm:<br />

Kathode Anode<br />

r s<br />

1<br />

=<br />

δ 2π<br />

⋅ f ⋅ C<br />

A 2<br />

K<br />

A 1<br />

D ⋅ rs<br />

4,2<br />

r j<br />

C j<br />

C s<br />

2,54<br />

5,2<br />

5,2<br />

L s<br />

2<br />

(<strong>6.</strong>23)<br />

12,4<br />

Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings):<br />

- Sperrspannung (Reverse voltage) UR = 30 V<br />

- Durchlassstrom (Forward current) IF = 100 mA<br />

- Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) ϑstg = -65 ... +150°C<br />

Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) Min. Typ Max.<br />

- Sperrstrom (Reverse current) bei UR = 30 V IR 50 nA<br />

- Durchbruchspannung (Breakdown voltage, IR = 10 µA) U(BR) 32 V<br />

- Diodenkapazität (Diode capacitance), grün (green)<br />

(UR = 3 V, f = 1 MHz) blau (blue)<br />

CD<br />

CD<br />

34 pF<br />

37 pF<br />

39 pF<br />

42 pF<br />

(UR = 30 V, f = 1 MHz)<br />

- Kapazitätsverhältnis (Capacitance ratio)<br />

(f = 100 MHz, CD (3 V) / CD (30 V))<br />

CD<br />

CD 2,5<br />

14 pF<br />

2,65 2,8<br />

- Serienwiderstand (Serial resistance)<br />

(CD = 38 pF, f = 100 MHz)<br />

rs 0,3 Ω 0,4 Ω<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 67<br />

0,5<br />

Kunststoffgehäuse nach DIN 41868<br />

T0 92<br />

m < 0,2 g


C D<br />

pF<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

BB 204 grün<br />

ϑj = 25°C<br />

f = 1 MHz<br />

0<br />

0,1 1 10 100<br />

UR / V<br />

Kapazität CD der Kapazitäts-<br />

Zweifachdiode BB 204 in Abhängigkeit<br />

der Sperrspannung<br />

Tunneldiode<br />

Tunneldioden sind Germaniumdioden mit extrem starker Dotierung. Die durch Ladungsträgerdiffusion<br />

entstehende Sperrschicht ist wegen der hohen Dotierung extrem dünn, so dass sie von<br />

Elektronen ab eines bestimmten Energiezustandes durchlaufen werden kann.<br />

Gipfelstrom<br />

Talstrom<br />

U R<br />

I F<br />

I P<br />

I V<br />

BB 204 blau<br />

I R<br />

Tunneleffekt<br />

Gipfelpunkt<br />

U P<br />

Gipfelspannung<br />

AP<br />

Vorwärtskennlinie der Tunneldiode<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 68<br />

∆U<br />

∆I<br />

U V<br />

Talspannung<br />

Diodenkennlinie<br />

U F


Wird an die Tunneldiode in Durchlassrichtung eine Spannung UF = 10 mV angelegt, so fließt ein<br />

Strom, obwohl die Sperrschicht noch nicht abgebaut ist. Die Sperrschicht wird von den<br />

Elektronen „durchtunnelt“.<br />

Schaltzeichen der Tunneldiode<br />

Anode Kathode<br />

Gipfelpunkt P (65 mV ≤ Up ≤ 110 mV, IP) und Talpunkt V (UV ≈ 300 mV, IV) kennzeichnen eine<br />

Tunneldiode. Im Bereich von P bis V ist der differentielle Widerstand rj, auch RN genannt,<br />

negativ. Da die Sperrschicht der Tunneldiode sehr dünn ist, tritt der Zenerdurchbruch schon bei<br />

sehr kleinen Spannungswerten auf. Sie hat somit praktisch keinen Sperrzustand. Für die Tunneldiode<br />

gilt die Ersatzschaltung der Kapazitätsdiode entsprechend.<br />

Werden Tunneldioden im negativen Widerstandsbereich betrieben, so wirken sie wie aktive<br />

Bauelemente. Mit ihnen können Verstärkerstufen und Oszillatoren bis in den Gigahertzbereich<br />

aufgebaut werden.<br />

Backwarddioden sind spezielle Germanium-Tunneldioden. Aufgrund ihrer besonderen Dotierung<br />

und eines abgewandelten Aufbaues zeigen sie nur ein geringes Strommaximum. Backwarddioden<br />

können kleinste Wechselspannungen auch bei höchsten technisch genutzten Frequenzen gleichrichten.<br />

Suppressor-Diode<br />

Die Suppressor-Diode ist in Aufbau und Wirkungsweise mit der Z-Diode vergleichbar. Beide<br />

Dioden werden in Rückwärtsrichtung betrieben.<br />

Die Suppressor-Diode wird zur Begrenzung von Überspannungsspitzen eingesetzt. Hohe<br />

Impulsbelastbarkeit und Ansprechverhalten in wenigen Picosekunden sind ihre besonderen<br />

Merkmale.<br />

Schottky-Dioden<br />

Schottky-Dioden sind Metall-Halbleiter-Dioden. Eine Metallzone (Al, Mo, Ni) ist mit einer n-<br />

Silizium-Zone eng verbunden. Da die Elektronen im n-Silizium einen höheren Energiezustand<br />

haben als die Elektronen im Metall, wandern überwiegend Elektronen von der n-Silizium-Zone in<br />

die Metallzone. Durch die Ladungsträgerdiffusion entsteht eine Raumladungszone.<br />

PN-Übergang<br />

Anode<br />

Metallelektrode<br />

N +<br />

N<br />

Siliziumdioxid<br />

Silizium<br />

Bei einer bestimmten Breite der Raumladungszone<br />

stellt sich durch das elektrische Feld ein<br />

Gleichgewichtszustand ein. Die Kräfte des<br />

elektrischen Feldes verhindern ein weiteres<br />

Übertreten von Elektronen aus der n-Sizlizium-<br />

Zone in das Metall.<br />

Gehäuseboden, Kathode<br />

Schottky-Diode im Schnitt<br />

Polt man eine Schottky-Diode in Sperrrichtung (Kathode positiver als Anode), so wird die Raumladungszone<br />

verbreitert.<br />

Wird die Schottky-Diode in Durchlassrichtung (Anode positiver als Kathode) gepolt, so wird die<br />

Raumladungszone abgebaut. Elektronen, also nur Majoritätsträger, fließen von der n-Silizium-<br />

Zone in die Metallzone. Die bei Vorwärtspolung vom n-Silizium in das Metall injizierten<br />

Elektronen besitzen relativ viel Energie. Man bezeichnet sie deshalb als heiße Elektronen. Die<br />

Schottky-Diode wird deshalb auch "Hot-Carrier"-Diode (HCD) genannt.<br />

Die Schottky-Diode besitzt etwa die halbe Schleusenspannung einer pn-Diode gleicher<br />

Dotierungsstärke. Sie besitzt nämlich nur einen halben pn-Übergang; die etwa 0,3 nm dicke<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 69


Raumladungszone auf der Metallseite liefert praktisch keinen Beitrag zur Schleusenspannung<br />

(0,2 V ≤ U(T0) ≤ 0,5 V). Die Vorwärtsverluste sind gering.<br />

300<br />

Vorwärts- und Rückwärtskennlinie der Ge-Spitzendiode und der Schottky-Diode<br />

Der Übergang vom Durchlasszustand in den Sperrzustand erfolgt sehr rasch, da keine Minoritätsträger<br />

ausgeräumt werden müssen. Das Schalten vom Sperrzustand in den Durchlasszustand<br />

erfordert wenig Zeit, da die Sperrschicht sehr schnell abgebaut ist.<br />

Die Schottky-Diode ist eine extrem schnelle Schalterdiode. Typische Anwendungen sind:<br />

Samplingschaltungen, Begrenzer, Detektoren und Mischer bis in den Mikrowellenbereich.<br />

Das schlechte Sperrverhalten lässt sich durch einen p-Schutzring (Guardring) verbessern. Mit<br />

Guardring kann die Sperrspannung einige hundert Volt betragen. Soll die Speicherzeit durch den<br />

parallelen pn-Übergang nicht vergrößert werden, dann muss ein Metall (z.B. Mo) verwendet<br />

werden, das auf n- wie auf p-Material einen sperrenden Kontakt bildet. Der Schutzring ist dann<br />

bei jeder Polarität gesperrt.<br />

SiO 2<br />

50<br />

Metall<br />

n + -Si-Substrat<br />

UR / V<br />

40 30<br />

Schottky-<br />

Diode<br />

p p<br />

1,95 ... 2,20<br />

20 10<br />

Ge-Spitzendiode<br />

I R = f{U R}<br />

SiO 2<br />

n<br />

4,06 ... 4,57<br />

10<br />

IF mA<br />

5<br />

Guard-Ring<br />

Epi-Schicht<br />

100<br />

200<br />

I F = f{U F}<br />

Schottky-<br />

Diode<br />

Kunststoffgehäuse, D0-214AA, m = 0,093 g<br />

Schottky-Diode mit Schutzring<br />

Auszüge aus den Datenblättern der Niederspannungs-Schottky-Schutzdioden SL22 und<br />

SL23 für Oberflächenmontage<br />

Anwendungen: Niederspannungsgleichrichter für hohe Frequenzen, Verpolungsschutz<br />

Abmessungen in mm:<br />

0,152 ... 0,305<br />

3,30 ...3,94 2,13 ... 2,44<br />

0,5 1<br />

U F / V<br />

0,76 ... 1,52<br />

5,21 ... 5,59<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 70<br />

I R<br />

µA<br />

Ge-Spitzendiode<br />

0,203


Absolute Grenzdaten (Absolute maximum ratings): SL22 SL23<br />

- Periodische Spitzensperrspannung (Repetitive peak reverse voltage) URRM = 20 V 30 V<br />

- Sperrspannung (Reverse voltage) UR = 14 V 21 V<br />

- Stoßdurchlassstrom (Surge forward current) IFSM = 60 A<br />

- Durchlassstrom (Forward current) IF = 2 A<br />

- Sperrschichttemperatur (Junction temperature) ϑj = -55 ... +125°C<br />

- Lagerungstemperaturbereich (Storage temperature range) ϑstg = -55 ... +150°C<br />

Wärmewiderstand (Thermal resistance)<br />

- Sperrschicht - Umgebung (Junction - ambient) RthJA = 75 K/W<br />

Kenngrößen (Characteristics, ϑj = 25°C) Typ Max.<br />

- Durchlassspannung (Forward voltage, IF = 1,0 A, ϑj = 125°C) UF = 0,230 V 0,280 V<br />

(IF = 1,0 A, ϑj = 25°C) UF = 0,390 V 0,395 V<br />

(IF = 2,0 A, ϑj = 125°C) UF = 0,280 V 0,320 V<br />

(IF = 2,0 A, ϑj = 25°C) UF = 0,430 V 0,440 V<br />

- Sperrstrom (Reverse current) bei ϑj = 25°C IR 0,4 mA<br />

bei ϑj = 100°C IR 10 mA<br />

100<br />

I F<br />

10<br />

A<br />

1<br />

0,1<br />

ϑj = 125°C<br />

ϑj = 25°C<br />

0,01 0<br />

0 0,5 1,0 1,5 1 10 100<br />

UF / V<br />

Anzahl der Netzperioden<br />

Vorwärtskennlinie (IF = f{UF}) und Stoßdurchlassstrom IFSM in Abhängigkeit der<br />

Netzperioden der Schottky-Dioden SL22 und SL23<br />

1000<br />

C j<br />

pF<br />

300<br />

100<br />

0,1 0,3 1 3 10<br />

UR / V<br />

G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik <strong>FB</strong> Technik, Abt. <strong>E+I</strong> 71<br />

I FSM<br />

A<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

60 Hz<br />

50 Hz<br />

30 100<br />

Sperrschichtkapazität<br />

in Abhängigkeit der<br />

Sperrspannung<br />

(Cj = f{UR})<br />

der Schottky-Dioden<br />

SL22 und SL23

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