24.02.2022 Aufrufe

HIER. Impulsmagazin // Nachhaltigkeit // Ausgabe 1/2021

Unternehmergeist und Forschungsexzellenz in Sachsen-Anhalt: Das HIER. Impulsmagazin zeigt Erfolgsgeschichten, deckt Potenziale auf, begleitet Anfänge und Durchbrüche und zeichnet Zukunftsszenarien.

Unternehmergeist und Forschungsexzellenz in Sachsen-Anhalt: Das HIER. Impulsmagazin zeigt Erfolgsgeschichten, deckt Potenziale auf, begleitet Anfänge und Durchbrüche und zeichnet Zukunftsszenarien.

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IMPULS

MAGAZIN

Für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort

Sachsen-Anhalt

nachhaltig

SACHSEN-ANHALT –

LAND DER ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN


EDITORIAL

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Sachsen-Anhalt

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Hermann Hetzer,

Gründer von Vireo.de aus Merseburg.

Liebe Leserinnen

und Leser,

HIER

sind die Weichen

gestellt.

in Deutschland erleben wir immer häufiger

Extremwetterereignisse, wie wir sie zuvor eher

aus anderen Teilen der Welt kannten. Lange Hitzewellen

und Dürren, Starkregen und Hochwasser

sind für sich genommen altbekannte Wetterphänomene.

Ihr gehäuftes Vorkommen geht jedoch

mit dem fortschreitenden Klimawandel einher.

Um der Erderwärmung langfristig entgegenzuwirken,

hilft nachhaltiges, klimaneutrales

Wirtschaften. Sachsen-Anhalt möchte die

damit verbundenen Wachstumschancen nutzen.

Das Land befindet sich in einer hervorragenden

Ausgangslage: Es ist Vorreiter im Bereich Erneuerbarer

Energien, mehr als die Hälfte des Stroms

produzieren Windkraftanlagen und Solarparks.

Mit Enercon in Magdeburg sowie Q Cells und

Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen unterhalten

wichtige Unternehmen der Branche Standorte im

Land.

Die traditionell starke Chemieindustrie

setzt derweil auf grünen Wasserstoff. Aktuell

errichtet der Gasekonzern Linde in Leuna den

weltgrößten Elektrolyseur zur Herstellung von

grünem Wasserstoff. Sowohl die Chemie- als

auch Solar- und Windkraftunternehmen können

ihre Entwicklungsprojekte gemeinsam mit den

exzellenten, wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen

im Land forcieren und auf passgenau

ausgebildete Nachwuchskräfte der Hochschulen

und Universitäten des Landes setzen. Gleiches

gilt für die Unternehmen und Forschungseinrichtungen

im Automotive-Sektor, die sich

auf Batterie- und Brennstoffzell-Technologien

fokussieren.

Nachhaltiges Wirtschaften impliziert

allerdings auch den verantwortungsvollen Umgang

mit kostbaren Ressourcen. Diesem Ziel hat

sich die dynamisch wachsende Bioökonomie in

Sachsen-Anhalt verschrieben. Für 550 Millionen

Euro errichtet der finnische Konzern UPM eine

weltweit einzigartige Bioraffinerie, die ab 2022

Biochemikalien auf Holzbasis produzieren wird.

Neben der Entwicklung von nachhaltigen Produkten

und Werkstoffen geht es aber auch um

das Recycling kostbarer Rohstoffe.

Von diesen und weiteren Entwicklungen

können Sie sich im Magazin einen Eindruck

verschaffen. Sachsen-Anhalt entwickelt sich zu

einem Land der Zukunftstechnologien, in dem

es sich lohnt, zu leben, zu arbeiten und natürlich:

zu investieren.

Matthias Stoffregen

Sprecher des Ministeriums für Wirtschaft,

Wissenschaft und Digitalisierung

3



INHALT

Inhalt

16

BIOÖKONOMIE

IN SACHSEN-ANHALT

NOVO-TECH:

„Für uns wird kein Baum gefällt“

18

Hightech für grüne Biochemikalien:

Siemens Energy

19

20

Die Trennungsexperten:

Start-up saperatec

Ziel: Trinkwasser für alle –

Start-up Inflotec

36

KAMPF GEGEN CORONA

Ampullen aus Anhalt:

Biopharmapark Dessau

22

Lichtträger aus Schlamm:

Seraplant

39

Bewährte Partnerschaft:

Dermapharm

6

8

11

Wirtschaftsminister

Prof. Dr. Armin Willingmann im Interview

„Sachsen-Anhalt setzt auf

klimaneutrale Wirtschaft“

SOLARENERGIE

IN SACHSEN-ANHALT

Meyer Burger Technology AG:

Die Zellen der Zukunft

Meyer Burger Technology AG:

„Hier haben wir alles, was wir brauchen“

23

24

26

28

Tragfähige Leichtigkeit:

C3 Technologies

WASSERSTOFF

IN SACHSEN-ANHALT

Skalierungsplattform Hy2Chem:

Neue Maßstäbe setzen

Grünes Gas im großen Stil:

Linde GmbH

100 Prozent nach vorn:

Energiepark Zerbst

30

32

33

NEW MOBILITY

IN SACHSEN-ANHALT

Chemieparks Bitterfeld-Wolfen:

„Als Chemiestandort mit 130 Jahren

Erfahrung haben wir gute Karten“

Mit Methode zur Mobilität der Zukunft:

Center for Method Development

Otto-von-Guericke-

Universität Magdeburg:

„Ziel ist es, sich als führender

Forschungsstandort zu etablieren“

40

42

43

Die Tiefkühlexperten:

MECOTEC

Prämierte Nachhaltigkeit

Kontakte und Impressum

12

Die Speicher der Zukunft:

TESVOLT

35

Umformtechnik der Extraklasse:

Porsche und Schuler

14

KI trifft auf PV:

Fraunhofer CSP und

die GETEC green energy

15

Sonne über Thalheim:

Q CELLS

4

5



INTERVIEW

„Sachsen-Anhalt

setzt auf klimaneutrale

Wirtschaft“

Nachhaltig und vor allem klimaneutral soll die Wirtschaft

zukünftig sein. In Sachsen-Anhalt ist die Zuversicht groß, vom

anstehenden Wandel zu profitieren. Wirtschaftsminister Prof. Dr.

Armin Willingmann betont im Interview, dass sich Sachsen-Anhalt

schon heute zu einem Land der Zukunftstechnologien entwickelt,

insbesondere im Hinblick auf Erneuerbare Energien, Grüne

Chemie, Bioökonomie und Elektromobilität.

Herr Willingmann, Solar- und Windindustrie haben

in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Krisen

durchlebt. Weshalb setzen Sie trotzdem auf diese

Branchen?

ARMIN WILLINGMANN: Die langfristigen Wachstumsperspektiven

der Branchen liegen angesichts der fortschreitenden

Energiewende auf der Hand. Freilich haben

wir in den letzten zehn, zwanzig Jahren auch Rückschläge

hinnehmen müssen mit Jobverlusten im Solar Valley

in Thalheim oder beim Windanlagenbauer Enercon in

Magdeburg. Es ist aber gelungen, das Know-how im

Land zu halten. Insbesondere die Solarindustrie befindet

sich wieder im Aufschwung; das belegen die jüngsten

Investitionen von Hanwha Q Cells und Meyer Burger in

Sachsen-Anhalt. In Zeiten fortschreitenden Klimawandels

legen immer mehr Unternehmen Wert darauf, lokal

zu produzieren. Deshalb ergeben sich hier selbst für die

Produktion von Solarzellen neue Perspektiven.

Gehen sie auch von einem Comeback

der Windkraft aus?

ARMIN WILLINGMANN: Der Ausbau der Windenergie

ist in den vergangenen Jahren in Deutschland leider ins

Stocken geraten. Hier hege ich klare Erwartungen an

die künftige Bundesregierung, die Weichen wieder auf

Wachstum zu stellen. Der Bedarf an grünem Strom wird

rapide steigen und es kann nicht unser Ziel sein, Elektroautos

in Zukunft mit konventionell erzeugtem Strom

zu laden. Darüber hinaus setzen wir auf grünen Wasserstoff,

insbesondere für energieintensive Branchen.

Wir arbeiten hier bereits mit starken Partnern aus der

chemischen Industrie zusammen, um Sachsen-Anhalt

zu einem führenden Standort für die Herstellung und

Nutzung von bezahlbarem grünen Wasserstoff zu entwickeln.

Nachhaltigkeit und Klimaneutralität setzen

manche mit Verzicht gleich. Zu Recht?

ARMIN WILLINGMANN: Der Ausstieg aus der energetischen

Nutzung der Kohle beispielsweise wird ohne Frage

mit einem Verlust von Arbeitsplätzen in diesem Bereich

einhergehen – auch in Sachsen-Anhalt. Wir wollen aber

auf die Chancen setzen, die eine nachhaltige, klimaneutrale

Wirtschaft bietet, insbesondere in den Bereichen

Erneuerbare Energien, Grüne Chemie, Bioökonomie und

Elektromobilität. Zahlreiche Unternehmen aus den Zukunftsbranchen

investieren bereits in Sachsen-Anhalt in

den Aufbau einer nachhaltigeren Wirtschaft und schaffen

neue, meist hochwertige Arbeitsplätze.

Welche Investitionen würden Sie hier

beispielhaft anführen?

ARMIN WILLINGMANN: In Leuna investiert beispielsweise

der finnische Konzern UPM 550 Millionen Euro in den

Aufbau einer weltweit einzigartigen Bioraffinerie und

schafft 200 neue Arbeitsplätze. Künftig werden dort Biochemikalien

aus Laubholz hergestellt. Die Unternehmen

in Sachsen-Anhalt arbeiten aber nicht nur am Umstieg

von fossilen auf nachwachsende Rohstoffe. Einige haben

sich auf Recycling spezialisiert. Seraplant aus Haldensleben

zum Beispiel gewinnt aus Klärschlammaschen

kostbaren Phosphor zurück, der zu Phosphatdünger für

die Landwirtschaft weiterverarbeitet wird. Im gerade erst

eröffneten Karosseriewerk von Porsche und der Schuler

AG in Halle spielen Recycling und Produktionseffizienz

ebenfalls eine zentrale Rolle: Bis 2030 will Porsche über

die gesamte Wertschöpfungskette hinweg treibhausgasneutral

produzieren.

Der Ausstieg aus der energetischen Nutzung der

Kohle soll spätestens 2038 erfolgen. Bleibt da

genug Zeit für den Umbau der Wirtschaft?

ARMIN WILLINGMANN: Ich bin optimistisch, dass der

Umbau gelingt – sofern es bei dem vereinbarten Zeitplan

bleibt. Der Bund stellt für die Gestaltung des Strukturwandels

in Sachsen-Anhalt satte 4,8 Milliarden Euro

bereit. Wir werden diese Mittel gezielt einsetzen und in

Wirtschaft und Wissenschaft weiter investieren. Deshalb

bin ich davon überzeugt, dass neue industrielle Wertschöpfung

und hochwertige Arbeitsplätze entstehen

werden und wir den Umstieg zu einer nachhaltigeren,

klimaneutralen Wirtschaft schaffen. Wir setzen dabei auf

Zukunftstechnologien, um unseren Wohlstand in Zeiten

des Klimawandels langfristig zu sichern.

Meyer Burger CEO Gunter Erfurt mit Minister

Armin Willingmann in Thalheim.

6

7



SOLARENERGIE IN SACHSEN-ANHALT

Solar-

Energie in

Sachsen-

Anhalt

Die Zellen

der Zukunft

Meyer Burger setzt bei seiner Produktion

von Hocheffizienz-Solarzellen auf den Standort

Bitterfeld-Wolfen.

In Thalheim

wird von Meyer

Burger eine

neue Generation

Solarzellen

gefertigt.

Effiziente Solartechnik ist ein

wesentlicher Baustein für eine

klimaneutrale Zukunft. In der

solaren Stromerzeugung steckt

ein riesiges Ausbaupotenzial

und zugleich ist sie ein wesentlicher

Faktor, um Kosten zu

senken. Am Solarstandort Solar

Valley im Landkreis Bitterfeld-

Wolfen im Süden Sachsen-

Anhalts sitzen die führenden

Firmen dieser Branche und

entwickeln und produzieren die

zukünftigen Technologien.

In großen Teilen der Welt ist die Photovoltaik

bereits heute die mit Abstand

kostengünstigste sowie klimafreundlichste

Technologie, um Strom zu gewinnen. Der

Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger

sieht in dieser Entwicklung den Beginn eines

Solar-Energiezeitalters und möchte die solare

Zukunft mitgestalten. Im Solar Valley von

Bitterfeld-Wolfen fertigt das Unternehmen seit

Juni 2021 seine Solarzellen mit der hocheffizienten

Heterojunction-Technologie.

„Am historischen Solarstandort Solar Valley

setzen wir einen Meilenstein auf dem Weg

Europas zu mehr strategischer Unabhängigkeit

bei der Schlüsseltechnologie Photovoltaik.

Das ist ein Beispiel für die erfolgreiche Transformationsfähigkeit

der europäischen Industrie

hin zu nachhaltigem Wirtschaften“, so Gunter

Erfurt, CEO von Meyer Burger. „Es bietet sich

die einmalige Chance, innovativer globaler

Taktgeber im Bereich Erneuerbarer Energien

zu werden, hochwertige Arbeitsplätze in der

Region zu schaffen sowie attraktive Produkte

für die Erzeugung klimafreundlicher und wettbewerbsfähiger

Elektroenergie zu liefern.“

Am Standort Thalheim entstehen die neuartigen

Solarzellen, die dank ihrer Struktur und

des besonderen Temperaturverhaltens einen

8

9



SOLARENERGIE IN SACHSEN-ANHALT

„Hier haben wir alles,

was wir brauchen“

Die für die

Produktion

notwendigen

Anlagen

entwickelt

das Schweizer

Unternehmen

selbst.

herausragenden Energieertrag ermöglichen.

Meyer Burger hat die dafür notwendigen

Fertigungsprozesse und -anlagen in seinen

Technologie- und Produktzentren in Hauterive

(Schweiz) und Hohenstein-Ernstthal in Sachsen

selbst entwickelt und industrialisiert. Die in

Sachsen-Anhalt produzierten Solarzellen sind

für die eigene Solarmodulfertigung in Freiberg

bestimmt. Mit der ersten Ausbaustufe

von 400 Megawatt hat Meyer Burger bereits

hunderte hochwertige Arbeitsplätze geschaffen.

Außerdem setzt der Solarmodulproduzent

auf lokale Lieferketten. So kommt der für die

Herstellung wichtigste Rohstoff Polysilizium

aus Europa.

Bei Meyer Burger in Thalheim verlassen

täglich bis zu 200.000 Solarzellen die

Produktion. Mittelfristig soll der Standort

im Solar Valley auf eine Solarzellenkapazität

von 1,4 Gigawatt ausgebaut werden. Zudem

kommen andere Verwaltungsbereiche nach

Thalheim.

Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt

unterstützt die Ansiedelung mit einer Umweltschutzbeihilfe

in Höhe von bis zu 15 Millionen

Euro sowie einem Investitionszuschuss von bis

zu 7,5 Millionen Euro.

meyerburger.com

Gunter Erfurt, CEO Meyer Burger Technology AG, zum Engagement

von Meyer Burger in Mitteldeutschland

Warum hat sich Meyer Burger für den Standort

Thalheim entschieden?

GUNTER ERFURT: Wir haben die perfekte Location

für unsere Solarzellenproduktion gesucht, weil wir an

den anderen Meyer-Burger-Standorten in Freiberg und

Hohenstein-Ernstthal in Sachsen keine Option für eine

Zellfertigung hatten. Wir haben uns deutschlandweit auf

die Suche begeben und sind sehr schnell im Solar Valley

fündig geworden. Hier haben wir alles, was wir brauchen.

Insbesondere gibt es in der Region hochqualifizierte

Arbeitskräfte, die Begeisterung für die Solartechnologie

haben und unsere Maschinen bedienen können. Mit der

Immobilie in Thalheim, die bereits früher als Solarzellenfabrik

diente, konnten wir viel Zeit sparen und die Produktion

nach nur acht Monaten Umbauarbeiten starten.

Der Trend, für die Solarmodulproduktion nach

Asien zu gehen, scheint sich aufgelöst zu haben?

GUNTER ERFURT: In der Tat erleben wir eine Renaissance

der Solarindustrie in Europa. Dafür sind wir als Meyer

Burger auch angetreten. Wir sind ein Schweizer Unternehmen

und fühlen uns Europa verbunden. Für uns gibt

es keinen Grund, nach Asien zu gehen. Wir haben in den

vergangenen zwölf Jahren unsere proprietäre Heterojunction-Smartwire-Technologie

entwickelt und verkaufen

die Maschinen und Anlagen nicht mehr an Dritte,

sondern stellen nun selbst hocheffiziente Solarzellen

und -module her. Wir haben in Deutschland optimale

Bedingungen in Bezug auf qualifizierte Arbeitskräfte

sowie die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen.

Im Übrigen steigen auch in Asien die Produktions- und

Lohnkosten. Die zukünftige Entwicklung wird zeigen, dass

es sinnvoll ist, Module dort zu fertigen, wo der Markt ist,

statt sie um die Welt zu schiffen.

Die Solarenergie gilt als die umweltfreundlichste

und kostengünstigste Form der Energieerzeugung.

Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsgedanke bei

Meyer Burger?

GUNTER ERFURT: Wir geben auf unsere Anlagen Garantien

von 30 Jahren. Nach der Laufzeit streben wir ein

100-Prozent-Recycling an. Zurzeit sind wir dafür mit Kooperationspartnern

im Gespräch. Wir wollen den Kreislauf

schließen, damit alle verwendeten Materialien wiederverarbeitet

werden können. Zudem produzieren wir an

unseren Standorten mit grünem Strom. Gerade in der

Solarindustrie müssen wir die Maßstäbe für Nachhaltigkeit

sehr hoch setzen.

Auch in Sachen Technologie haben wir den Anspruch, ganz

vorn zu sein. Unsere Module haben eine um 20 Prozent

höhere Leistung auf der gleichen Fläche als vergleichbare

Solarmodule. Mit dem initialen Investment gewinnt man

also auf seinem Dach über die Laufzeit mehr Sonnenstrom

als mit Solarmodulen von anderen Herstellern. Eine Meyer-

Burger-Anlage ist also nachhaltig in jeder Hinsicht.

10

11



SOLARENERGIE IN SACHSEN-ANHALT

Auf einer

Lachsfarm vor der

norwegischen

Küste kommen die

Tesvolt-Speicher

aus der Lutherstadt

Wittenberg zum

Einsatz.

als Start-up gegründet. Heute hat das Unternehmen

knapp 100 Mitarbeitende am Standort

Wittenberg.

Die Speicher

der Zukunft

TESVOLT aus der Lutherstadt

Wittenberg ist weltweit einer der

führenden Anbieter für innovative

Energiespeicher.

Damit eine globale Energiewende

gelingen kann, ist es dringend nötig, sauberen

Strom zu produzieren. Genauso wichtig

ist es jedoch, diese Energie in Größenordnungen

speichern zu können. Das junge Unternehmen

Tesvolt aus der Lutherstadt Wittenberg hat

diesen Zusammenhang früh erkannt und entwickelt

nachhaltige Energiespeicherlösungen.

Der Markt für Energiespeicher in der Industrie

wächst enorm – jährlich mit knapp 30 Prozent

bis 2030. Die innovativen Speicher von Tesvolt

rechnen sich nicht nur für die Kunden im

Industrie- und Gewerbebereich, sondern auch

für die Umwelt. Mit Kapazitäten von 10 kWh bis

100 MWh sind die Speicherlösungen in Kombination

mit Sonne, Wind, Wasser, Blockheizkraft

oder Brennstoffzelle möglich. Gefertigt werden

diese Anlagen in Europas erster Gigafactory für

gewerbliche Batteriespeicher in der Lutherstadt

Wittenberg.

„Was uns antreibt, ist aber

nicht der Wunsch, innovativ zu

sein. Sondern die Vision, mit effizienten

Speichertechnologien

bezahlbare und saubere Energie

in jeden Winkel der Welt zu

bringen. Die Grundlage dafür

ist Innovation“,

erklärt Daniel Hannemann, Kaufmännischer

Geschäftsführer von Tesvolt. Gemeinsam mit

Simon Schandert hat er Tesvolt im Jahr 2014

Gründer mit

Visionen: die beiden

Geschäftsführer

von Tesvolt Daniel

Hannemann und

Simon Schandert.

Nachfragen erreichen Tesvolt aus der ganzen

Welt. So hat beispielsweise ein Batteriespeichersystem

aus Wittenberg im Chacabuco-Tal

in Patagonien die dreckigen Dieselaggregate

abgelöst, um die Parkeinrichtungen wie Herbergen,

Campingplätze, das Museum und Informationszentrum

mit Strom zu versorgen. Der Park

nutzt nun Energie aus regenerativen Quellen. Im

Winter und Frühjahr, wenn die Flüsse viel Wasser

aus den Anden führen, decken zwei Mikro-

Wasserturbinen den Strombedarf. Im Sommer

wird eine Photovoltaikanlage genutzt, um die

Tesvolt-Speicher zu füllen. Für den abgelegenen

Park war es wichtig, Anlagen einzusetzen, die

aufgrund ihrer Qualität wenig Wartung benötigen.

Auch das Familienunternehmen Kvarøy, dass vor

der norwegischen Küste fünf Lachszuchten betreibt,

hat sich für Tesvolt-Speicher entschieden.

Für die Stromversorgung der im Meer verankerten

Plattformen waren bisher Dieselgeneratoren

verantwortlich. Da diese rund um die Uhr laufen

müssen, um den Kraftstoff gut verbrennen

zu können, ist jede Kilowattstunde Strom mit

erheblichen Kosten verbunden. Dazu kommt,

dass der Brennstoff mit Booten zur Lachsfarm

transportiert werden muss, was zusätzliche

Energie benötigt und Kosten verursacht. Durch

die Energiespeicher aus Sachsen-Anhalt konnte

Kvarøy die vom Generator bereitgestellte Energie

deutlich effizienter nutzen und die Generatorstunden

auf den Plattformen von 24 auf

drei Stunden reduzieren. Damit werden nicht

nur Emissionen und Kraftstoff eingespart. Auch

die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert,

denn weniger Diesel bedeutet weniger Lärm,

Abgase und Vibrationen auf der Fischfarm.

Selbst auf dem Oktoberfest in München überzeugen

die Tesvolt-Energiespeicher. Die Küche

vom Festzelt Tradition versorgt zu Spitzenzeiten

bis zu 8.000 durstige und hungrige Kehlen auf

der „Wiesn“. Der Strombedarf des Zeltes ist hoch,

durchschnittlich liegt er bei rund 200.000 kWh

pro Festsaison. Rund 70 Prozent verbraucht davon

die Großküche. Wenn Grills, Spülmaschinen

und Heizpilze zeitgleich laufen, sind Lastspitzen

von 700 Kilowatt üblich. Mit einem Tesvolt-

Speicher können teure Lastspitzen abgefangen

werden.

Für seine Innovationskraft wurde das Unternehmen

2020 im Wettbewerb „Top 100“, dem Innovationswettbewerb

des deutschen Mittelstands,

zum „Innovator des Jahres“ gekürt. Insbesondere

das von den Ingenieuren entwickelte intelligente

Batteriemanagement-System überzeugte die

Jury. Es sorgt für einen überdurchschnittlich

hohen Wirkungsgrad des Stromspeichers von

über 92 Prozent und für eine Lebensdauer von

30 Jahren – ein technologisches Alleinstellungsmerkmal

auf dem Markt. Zudem erhielt Tesvolt

im Jahr 2018 den Deutschen Gründerpreis.

Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt Tesvolt

seit 2017 mit Risikokapital über die landeseigene

IBG Beteiligungsgesellschaft. Der IBG-Risikokapitalfonds

ist mit insgesamt vier Millionen Euro

beteiligt.

tesvolt.com

Tesvolt bietet

Speicherlösungen

von 10 kWh bis

100 MWh.

12

13



SOLARENERGIE IN SACHSEN-ANHALT

Künstliche Intelligenz kann einen

wesentlichen Beitrag zur Überwachung

und Wartung von Photovoltaikanlagen

leisten.

Sonne

über

Thalheim

Q CELLS investiert

ins Solar Valley.

KI trifft

auf PV

Fraunhofer CSP und die

GETEC green energy arbeiten

zum Thema Monitoring von

Photovoltaikanlagen.

Die Photovoltaik (PV) gilt neben der Windenergie

als wichtigste erneuerbare Energiequelle. 20 Prozent

des regenerativen Stroms werden heute bereits von

Photovoltaikanlagen erzeugt. Damit leistet die Sonnenenergie

einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen

Stromversorgung in Deutschland.

Um möglichst frühzeitig Schwachstellen und Defekte in

PV-Anlagen zu erkennen, arbeiten das Fraunhofer-Center

für Silizium-Photovoltaik CSP und die GETEC green

energy GmbH an einem gemeinsamen Projekt namens

„Mon-KI“. Die Abkürzung steht für: „Innovative Zustandsanalyse

und -vorhersage von PV-Systemen unter

Anwendung von Methoden der Künstlichen Intelligenz“.

Durch Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) aus

dem Fachgebiet des Data Mining können Energieerträger

besser berechnet und Wartungsarbeiten an PV-Modulen

besser getaktet werden.

„Das Projekt löst elementare Probleme des derzeitigen

Photovoltaik-Monitorings und reduziert die aktuell sehr

zeitintensive personelle Datenanalyse von Defekten“,

sagt Dr. Matthias Ebert, Gruppenleiter Modul- und Systemzuverlässigkeit

am Fraunhofer CSP in Halle (Saale).

„Durch den Einsatz der KI schaffen wir einen zuverlässigen

Betrieb von PV-Systemen mit einem optimierten

Wartungsaufwand. Mit den Ergebnissen können neue

Geschäftsmodelle erschlossen werden.“

Das Fraunhofer CSP nutzt für das Monitoring eine ISTund

SOLL-Datenvalidierung. Anhand von Feldinspektionen,

historischen Werten und Laboruntersuchungen

werden Defektmuster in Daten zum Training von Maschine-Learning-Modellen

genutzt. So lassen sich Defekte,

die zu einer Reduzierung der Leistung der PV-Systeme

führen, automatisch erfassen. Im Fall von Unregelmäßigkeiten

verändert sich die Datenstruktur systematisch, die

eine Defektdiagnose möglich macht.

Für das Mon-KI-Projekt werden PV-Dachanlagen der

GETEC green energy GmbH bei Magdeburg und Zerbst

sowie die PV-Freiflächenanlagen in Amsdorf genutzt.

Gefördert wird das Kooperationsprojekt vom Wirtschaftsministerium

Sachsen-Anhalt über den Europäischen Fonds

für regionale Entwicklung (EFRE).

csp.fraunhofer.de

getec-greenenergy.de

Europas größter Photovoltaik-Anbieter Q CELLS

investiert in seine globale Forschungs- und Entwicklungszentrale

in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren

140 Millionen Euro. Darin enthalten sind auch 35 Millionen

Euro für die Anschaffung von Maschinen und Anlagen, mit

denen Q CELLS seine nächste Generation von führenden

Solarzellen und -modulen entwickeln wird.

Investiert wird insbesondere in die Beschaffung von Spezialausrüstung

für die Entwicklung von n-Typ-Zellen und

-Modulen. Das Unternehmen hat diese Technologie als

den effektivsten Treiber für die Senkung der Stromgestehungskosten

in der Photovoltaik in den nächsten Jahren

identifiziert. Stromgestehungskosten sind die Kosten, die

für die Energieumwandlung von einer anderen Energieform

in elektrischen Strom anfallen. Bei der neuen Technologie

werden n-Type-Zellen mit passivierenden Kontakten

verwendet, um den Wirkungsgrad und die Leistung der

Solarmodule weiter zu erhöhen.

„Die Kernwerte von Q CELLS waren

schon immer technologische Exzellenz

und Führung. Daher freue ich mich sehr,

dass wir noch in diesem Jahr erneut

eine bahnbrechende PV-Technologie

auf den Markt bringen werden“,

sagt, Dr. Daniel Jeong, CTO bei Q CELLS. „Unser Investitionsfahrplan

ist sorgfältig durchdacht, um sicherzustellen,

dass wir auch in den kommenden Jahren die nächsten

Generationen der Solarenergietechnologie federführend

gestalten können.“

Die Forschungszentrale in Thalheim liegt im sogenannten

Solar Valley, das vor 20 Jahren im einstigen Chemie-Dreieck

entstanden ist, und gehört zu den großen Zentren

der Solarindustrie in Europa. Am Standort in Thalheim

beschäftigt das Unternehmen etwa 475 Menschen – in

Europa hat Q CELLS rund 630 Mitarbeitende. Das Unternehmen

bietet weltweit saubere Energielösungen in Form

von Solaranlagen, Solarkraftwerken, Energiespeichern

sowie Stromverträgen. Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen

in Seoul (Südkorea) und in Thalheim bei Bitterfeld-Wolfen

(Zentrum für Technologie, Innovation und

Qualität). Zudem gibt es verschiedene Produktionsstätten

in Südkorea, Malaysia, China sowie in den USA. Q CELLS

ist ein Flagship-Unternehmen der Hanwha-Gruppe, die zu

den FORTUNE Global 500 Unternehmen gehört sowie zu

den sieben größten Wirtschaftsunternehmen Südkoreas.

Im Jahr 2020 sind in Deutschland 184.000 neue Solarstromanlagen

mit einer Leistung von knapp fünf Gigawatt

installiert worden. Rund 18 Prozent der Leistung stammen

aus Modulen von Q CELLS.

q-cells.de

Die Forschungs- und

Entwicklungszentrale

von Q CELLS befindet

sich in Sachsen-Anhalt.

14

15



BIOÖKONOMIE IN SACHSEN-ANHALT

Bioökonomie

in

Sachsen-

Anhalt

„Für uns wird

kein Baum gefällt“

Bei NOVO-TECH in Aschersleben entstehen aus einem

innovativen Holzwerkstoff nachhaltige und langlebige

Produkte.

statt von der Natur zu leben, verfolgen wir das Ziel eines

nachhaltigen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen.

Der Schutz des Regenwaldes durch den Austausch tropischer

Hölzer durch einheimische Naturfasern war stets

Antriebskraft unserer Werkstoffentwicklung.“

NOVO-TECH fertigt

seine Produkte aus

einem nachhaltigen und

umweltfreundlichen

Holzwerkstoff.

Der verantwortungsvolle Umgang

mit Ressourcen ist das Thema

unserer Zeit. Sachsen-Anhalt stellt

sich dieser Verantwortung. Mehr als

die Hälfte des im Land erzeugten

Stroms stammt bereits aus erneuerbaren

Energien. Als traditioneller

Standort für die Ernährungs-,

Chemie-, Holz- und Agrarwirtschaft

kennen die Unternehmen die Kreisläufe

der Natur und setzen beim

Thema Bioökonomie Maßstäbe.

Zukunft ist eine Folge von Entscheidungen, die wir

heute treffen. Bei NOVO-TECH, Europas größtem

Hersteller von Holzwerkstoffen für den Einsatz im Außenbereich,

wurde eine grundlegende Entscheidung bereits

2005 getroffen. Das Unternehmen aus Aschersleben fertigt

mit einem Naturfaseranteil von bis zu 75 Prozent den

umweltfreundlichen GCC-Holzwerkstoff (German Compact

Composite). Aus diesem innovativen Werkstoff werden in

der NOVO-TECH nachhaltige und langlebige Produkte für

Haus und Garten extrudiert, u. a. Terrassendielen, Zaunund

Fassadenelemente – das dafür patentierte Herstellungsverfahren

ist weltweit einzigartig.

„Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ist Teil

unserer Philosophie. Der Rohstoff besteht aus Spänen der

regionalen Hobel- und Sägeindustrie und einem Minimum

an Zusatzstoffen. Das Holz selbst stammt aus nachhaltig

bewirtschafteten Holzbeständen. Für unsere Produkte wird

kein Baum gefällt. Entgegen einer auf Schnelllebigkeit und

Verbrauch getrimmten Wirtschaftsordnung setzen wir auf

die Langlebigkeit und stoffliche Wiederverwertbarkeit und

berücksichtigen seit Beginn die Chancen der Kreislaufwirtschaft“,

so Holger Sasse, der Gründer und Geschäftsführer

von NOVO-TECH. „Geleitet von der Vision, mit der Natur

Das Unternehmen mit seinen 170 Beschäftigten nimmt

seine Produkte am Ende der Nutzungsdauer sogar wieder

zurück, um sie erneut dem Produktionsprozess zuzuführen.

Aus alten Materialien entstehen so neue Produkte, ohne

neue Rohstoffe verbrauchen zu müssen. Zudem wird der

Materialbedarf durch optimierte Formen beim Produktdesign

reduziert. Auf Nachhaltigkeit setzt NOVO-TECH

ebenso bei der Wärmerückgewinnung. Mit der Abwärme

der Produktionsmaschinen werden die Fabrik- und Verwaltungsgebäude

beheizt, die Energieversorgung stammt aus

grünem Strom.

Das Engagement von NOVO-TECH für Nachhaltigkeit bekam

im Sommer 2020 die Zertifizierung „Cradle to Cradle

CertifiedTM Gold“ für den zukunftsweisenden Holzwerkstoff

des Unternehmens.

novo-tech.de

„Der verantwortungsvolle

Umgang mit

Ressourcen ist

Teil unserer

Philosophie.“

HOLGER SASSE

16 17



Hightech für

grüne Biochemikalien

BIOÖKONOMIE IN SACHSEN-ANHALT

Siemens Energy elektrifiziert die neuartige

Bioraffinerie von UPM.

Spatenstich in Leuna: Dr. Michael Duetsch (UPM

Biochemicals), Dr. Reiner Haseloff (Ministerpräsident

Sachsen-Anhalt), Jyrki Ovaska (Executive Vice

President Technology UPM) und Sachsen-Anhalts

Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann.

Am Chemiestandort Leuna errichtet das finnische

Unternehmen UPM Biochemicals eine weltweit

einzigartige Bioraffinerie. Die auf Holzbasis produzierten

Biochemikalien ermöglichen in vielfältigen Bereichen den

Umstieg von fossilen auf nachwachsende Rohstoffe. In

der Raffinerie wird aus Laubholz eine neue Generation von

nachhaltigen, chemischen Grundstoffen entstehen. UPM

bietet damit Alternativen, mit denen der CO 2 -Fußabdruck

von Enderzeugnissen wie PET-Flaschen, Verpackungsmaterialien,

Textilien oder Gummiprodukten erheblich verringert

wird.

UPM entschied sich für Siemens Energy als Lieferanten der

Elektrifizierungs-, Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen

für diese innovative Bioraffinerie. Für das Projekt

wird Siemens Energy ein anlagenweites Mittel- und Niederspannungs-Stromverteilersystem

und Antriebssystem

(Motorleitstand, Regelantriebe, Motoren) anlegen. Zudem

wird ein Leitsystem für unterschiedliche Prozessbereiche

und Schaltschränke für insgesamt 9000 Prozessobjekte

einschließlich Sicherheits- und ATEX-Funktionen für explosionsgefährdete

Atmosphären installiert. Darüber hinaus

programmiert Siemens einen vollständigen digitalen

Zwilling für die gesamte Anlage. Dieser digitale Doppelgänger

der Bioraffinerie deckt den gesamten Lebenszyklus

der Raffinerie ab.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir auf Basis erneuerbarer

Funktionsfüllstoffe, die in Leuna hergestellt werden, die

hohe Nachfrage der Kunden und Endanwender decken

können, die einen Wandel hin zu einem wirklich nachhaltigen

Portfolio vollziehen möchten. Durch die Einbindung

der Digitalisierungslösungen und des digitalen Zwillings

von Siemens Energy schaffen wir die Grundlagen für sichere

und wirtschaftliche Betriebsabläufe“, so Juuso Konttinen,

Vizepräsident von UPM Biochemicals.

„Wir freuen uns darauf, UPM darin zu unterstützen, die

weltweite Abhängigkeit von chemischen Erzeugnissen aus

fossilen Rohstoffen zu verringern und den Umwälzungsprozess

hin zu einer nachhaltigeren Welt zu begleiten“,

erklärt Jennifer Hooper, Senior Vice President von Industrial

Applications Solutions für Siemens Energy.

Leuna ist als europäisches Zentrum der chemischen Industrie

und aufgrund seiner optimalen Lage zu wesentlichen

Kunden in Deutschland der ideale Standort für die Bioraffinerie.

Ende 2022 soll in der Raffinerie die Produktion

starten. Die jährliche Gesamtkapazität wird bei 220.000

Tonnen liegen. In den Bau der Bioraffinerie investiert UPM

rund 550 Millionen Euro und wird rund 200 neue Arbeitsplätze

schaffen. Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt

unterstützt die Investition mit rund 20 Millionen Euro

Investitionsförderung und Umweltschutzbeihilfe.

upmbiochemicals.com/biorefinery

siemensenergy.com

Die Trennungsexperten

Das Start-up saperatec aus Dessau-Roßlau hat eine Technologie entwickelt,

die komplexe Verbundmaterialien wieder auseinanderbringt.

Ein Getränkekarton besteht aus Aluminium,

Kunststoff und Karton. Möchte man diese Materialien

wieder trennen, war das bisher ein Problem. Aber

nicht nur Getränkekartons, sondern auch zahlreiche andere

Verpackungen oder viele technische Produkte bestehen aus

Verbundmaterialien wie Glas, Metall, Kunststoff und Papier.

Meistens landen sie auf der Deponie oder in der Müllverbrennungsanlage,

obwohl sie aus wertvollen Rohstoffen

bestehen. So wandern in Deutschland jährlich Rohstoffe in

einem Wert von über einer Milliarde Euro auf die Müllhalde.

Die Lösung für dieses Problem kommt vom Start-up saperatec:

Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, mit

der viele dieser Verbundmaterialien getrennt und wieder

zu sauberen Sekundärrohstoffen werden. Somit wird der

Rohstoffkreislauf wieder geschlossen und zugleich eine beachtliche

Wertschöpfung erzeugt.

Die von saperatec entwickelte Methode für das Verfahren

ist simpel und anspruchsvoll zugleich: Eine Trennflüssigkeit

dringt zwischen die Schichten der Verbundmaterialien ein

und löst diese voneinander, sodass die Materialien über

weitere Verfahrensschritte in reine Materialfraktionen zur

stofflichen Wiederverwertung sortiert werden können.

Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt in der Formulierung

von Trennflüssigkeiten, die für den jeweiligen

Einsatzweck optimiert sind und gleichzeitig hohen Umweltstandards

genügen.

In Bielefeld steht die industrielle Pilotanlage von saperatec,

in der der Trennungsprozess praxisnah auf Herz

und Nieren getestet wurde. Im Labor werden zuerst die

speziellen Trennflüssigkeiten entwickelt, die dann in größeren

Mengen in der Pilotanlage zum Einsatz kommen.

Die Materialien werden zunächst zerkleinert, sodass die

Trennflüssigkeit eine möglichst große Angriffsfläche hat.

Das zerkleinerte Material wird dann unter Rühren und

Erwärmen in die Flüssigkeit gegeben. Später werden die

einzelnen Materialien gereinigt, sortiert und getrocknet.

Mit dieser Methode ist das Unternehmen Technologieführer

beim Auftrennen von verklebten und beschichteten

Strukturen.

Im nächsten Schritt steht für das Unternehmen nun der

Bau einer ersten Industrieanlage zum Recycling von Verbundverpackungen

aus Aluminium, Kunststoff und Papier

an. Als Standort ist Dessau-Roßlau geplant – das Genehmigungsverfahren

läuft bereits. Ab 2023 will das Unternehmen

so den kommerziellen Nachweis erbringen, dass

heute nur begrenzt recyclingfähige Verbundverpackungen

wieder sinnvoll in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden

können. Bei seinen Plänen wird das Start-up von der IBG

Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH mit Risikokapital

unterstützt.

saperatec.de

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BIOÖKONOMIE IN SACHSEN-ANHALT

Die Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung

arbeiten autark

und sind somit flexibel

einsetzbar.

Reines Wasser ist die erste und wichtigste Medizin

der Welt, heißt es in einem alten Sprichwort. Zugleich

ist der Mangel an sauberem Wasser eine Quelle für

zahlreiche Konflikte auf der Welt. Der lebensnotwendige

Rohstoff ist für viele Menschen alles andere als selbstverständlich

– zehn Prozent der Weltbevölkerung mangelt es

an sauberem Trinkwasser.

Ziel:

Trinkwasser

für alle

Das Magdeburger Start-up Inflotec

sorgt mit seinen Aufbereitungsanlagen

für sauberes Wasser.

Die Zunahme der Weltbevölkerung und der massive Anstieg

beim Süßwasserverbrauch werden das Problem zukünftig

noch weiter verschärfen. „Während meiner Auslandseinsätze

bei der Bundeswehr habe ich am eigenen Leib gespürt,

wie schwierig der Zugang zu frischem und ausreichendem

Trinkwasser sein kann“, erinnert sich Martin Drewes, der

Entwicklungsleiter bei Inflotec.

Die Aufbereitungsanlagen des Start-ups können völlig

autonom verschmutztes Oberflächenwasser in Trinkwasser

umwandeln. Insbesondere für Entwicklungsländer und in

Krisengebieten mit zerstörter Infrastruktur sind die Aufbereitungsanlagen

optimal geeignet, da sie ohne Strom

auskommen und relativ problemlos zu transportieren sind.

Aber auch in abgelegenen Siedlungen, bei Forschungsstationen

oder im Outdoor- und Bootseinsatz können die

Anlagen Anwendung finden.

Die Anlage namens „Waver“ beispielsweise kann mittels

Ultrafiltration etwa 2000 Liter Trinkwasser am Tag produzieren.

Der „Waver“ muss dafür lediglich auf eine Strömung

gesetzt werden. Dabei wird ein Wasserrad angetrieben,

was die Wasseraufbereitung in Gang bringt. Der Aufbau

des „Waver“ orientiert sich an einem Katamaran: Ein Schaufelrad

zwischen zwei Schwimmkörpern treibt über Riemen

eine Kolbenpumpe an, die das schmutzige Wasser ansaugt

und in die Filter spült. Die Filter entziehen dem Wasser

Schweb- und Schadstoffe und reichern es mit Mineralien

an. Nachdem das gereinigte Wasser zum Ufer gebracht

wurde, kann es in Tanks abgefüllt und als Trinkwasser verwendet

werden.

Ein anderes Modell trägt den Namen „Mobile Purification

System“. Es handelt sich um eine kleine tragbare, autarke

und flexibel einsetzbare Trinkwasseraufbereitungsanlage

für zehn Personen. Sie produziert 150 Liter Trinkwasser pro

Stunde aus verschmutzten Oberflächengewässern.

Und das Modell „Green Fields“ nutzt die Pumpkraft der

schwimmenden Anlagen, um Flusswasser ohne externe

Energiezufuhr auf nahe gelegene Felder zu pumpen. Für

Regionen, wo das Wasser mühsam mit Kanistern zu den

Feldern gebracht wird, ist „Green Fields“ eine enorme Erleichterung.

„Der Trinkwassermarkt ist sehr umkämpft.

Einsatzfelder für unsere Anlagen

gibt es jedoch genügend. Ziel ist

es, unsere Produktpalette möglichst

vielfältig zu halten, um in verschiedene

Marktsegmente einzutauchen“,

so Martina Findling, die bei Inflotec für das Marketing verantwortlich

ist.

Der Firmenname Inflotec steht für Innovative Flow

Technologies. Der Ausgangspunkt war ein Studienprojekt

an der Hochschule, von der sich das Start-up schließlich

ausgründete, um die Anlagen auf den Markt zu bringen.

Die Produkte sind nicht nur innovativ, sondern auch

optisch sehr ansprechend. Für die Form und Gestaltung

ihrer Produkte bekam das junge Unternehmen 2017 den

ersten Preis bei Sachsen-Anhalts Design-Award Bestform.

Zudem fördert das Wirtschaftsministerium Sachsen-

Anhalt das Start-up im Rahmen des Programmes ego.-

START mit einem Gründerstipendium.

inflotec.com

Martin Drewes und Martina Findling sind die

beiden Köpfe hinter dem Magdeburger Start-up

Inflotec.

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Lichtträger aus Schlamm

Seraplant aus Haldensleben hat ein Verfahren zum Phosphorrecycling

aus Klärschlammasche entwickelt.

BIOÖKONOMIE IN SACHSEN-ANHALT

Naturfaser-

Verbundmaterialien

eröffnen dem

Leichtbau

neue Möglichkeiten.

Die Anlage im Hafen von Haldensleben ist bisher

einmalig in Deutschland.

Das Element Phosphor, was auf Deutsch so viel

heißt wie „lichttragend“, ist ein wichtiger Mineralstoff,

der als Düngemittel nicht wegzudenken ist. Trotzdem

zählt er zu den kritischen Ressourcen, da fast 90 Prozent

seines abbaubaren Vorkommens in weltweit nur sechs Ländern

lagern. Bei der Versorgung mit Mineraldüngerphosphat

ist Deutschland vollständig auf Importe angewiesen.

Phosphor kann jedoch nicht nur abgebaut – er kann auch

recycelt werden. Abwässer und Klärschlämme sind eigentlich

voll davon. Trotzdem werden gegenwärtig zwei Drittel

der kommunalen Klärschlämme verbrannt, ohne den darin

enthaltenen Phosphor wiederzugewinnen. Ein enormes

Potenzial, was ungenutzt bleibt, bei jährlich rund 1,8 Millionen

Tonnen Klärschlamm, die bei der Abwasserreinigung

anfallen.

Geht es nach Seraplant aus Haldensleben wird sich das

schnell ändern. Das Unternehmen hat ein hochinnovatives

Verfahren zum Phosphorrecycling aus Klärschlammasche

entwickelt. Das Verfahren leistet nicht nur einen Beitrag zur

Schonung der Umwelt und Rohstoffressourcen. Es steigert

ebenso die Phosphoreffizienz in der Landwirtschaft. Ein

weiterer Vorteil des Verfahrens von Seraplant ist es, dass

je nach Bedarf andere Nährstoffkomponenten zugegeben

werden können. Die Mehrnährstoffdünger können auf

die unterschiedlichen Nährstoffbedürfnisse der Pflanzen

abgestimmt werden. Das sorgt für optimales Wachstum,

schont die Umwelt und minimiert Auswaschungsverluste

sowie Salzschäden.

Die bisher in Deutschland einmalige Produktionsanlage

im Hafen von Haldensleben wurde am 31. Mai 2021

offiziell in Betrieb genommen. Die Anlage unterstützte

das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt mit einer

Investitionsförderung von über 4,95 Millionen Euro aus

der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen

Wirtschaftsstruktur“ (GRW) sowie mit weiteren rund 3,5

Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm

des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und

nukleare Sicherheit. Darüber hinaus hat sich die landeseigene

IBG Beteiligungsgesellschaft an dem innovativen

Unternehmen beteiligt.

Durch das Recyclingverfahren entstehen jährlich 60.000

Tonnen Phosphatdünger. Der Wiedergewinnungsprozess

ist komplett abfallfrei. Es entstehen auch keinerlei gefährliche

Zwischenprodukte, Rückstände oder Abgase.

Zukünftig möchte das Unternehmen ein Düngemittel für

die ökologische Landwirtschaft produzieren und den Markt

für Phosphordüngemittel aktiv mitgestalten.

seraplant.com

Tragfähige Leichtigkeit

C3 Technologies aus Halle (Saale) entwickelt Verbundwerkstoffe

aus nachwachsenden Rohstoffen.

Nachwachsenden Verbundwerkstoffen gehört die

Zukunft. Das GreenTech-Unternehmen C3 Technologies

verschreibt sich diesem Trend bereits seit 2010 und

entwickelt Materialien aus bevorzugt regional verfügbaren,

nachwachsenden landwirtschaftlichen Rohstoffen oder aus

am Produktionsstandort verfügbaren Recycling-Materialien.

Eine wesentliche Grundlage für die industrielle Herstellung

der Naturfaserwerkstoffe war die jahrelange und zielorientierte

Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für

Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMWS) in

Halle (Saale). Zudem begleiteten von Beginn an Fachleute

aus den Anwendungsbranchen, wie Architekten, Bauingenieure,

Möbel-Designer und Möbel-Tischler, die Entwicklung

des Materials und der daraus gefertigten Bauelemente.

Die Naturfaser-Verbundmaterialien zeichnen sich durch

vielfältige Verwendungsmöglichkeiten bzw. als Leichtbaulösungen

aus und sind zudem frei von gesundheitsgefährdenden

Stoffen wie Formaldehyd oder Bisphenol. So erfüllen

sie beispielsweise hohe bauphysiologische und ökologische

Standards.

Die auf der Basis von C3-Technologien entwickelten und

produzierten Leichtbauplatten aus Naturfaser-Verbundmaterialien

eignen sich insbesondere für Anwendungen in

der Möbel-Industrie, im Messe- und Ladenbau. Die Vorteile

des Werkstoffes kommen jedoch mittels des speziellen

Sandwich-Bausystems zunehmend auch bei Einfamilienhäusern

und bei der Gebäude-Aufstockung zum Tragen. In

allen Wohn-, Lebens-, und Arbeitsbereichen zeichnet sich

das C3-Verbundelemente-System durch Einfachheit bei der

Montage, durch hohe Stabilität und durch Flexibilität bei

der Anwendung aus.

Mit dem Modul Typ A-2 beispielsweise wurde erstmals

komplett ein Gebäude aus Naturfaser-Verbundelementen

(Sandwich-Paneelen) in Monocoque-Bauweise errichtet.

Dafür wurden die Paneele zu einer hochfesten Struktur

verklebt, wodurch ein konventionelles Tragwerk entfallen

kann. Mit dieser Bauweise können Gebäude sehr wirtschaftlich

und effizient errichtet werden. Sie bietet eine

hohe Stabilität, insbesondere bei äußeren Einflüssen, wie

schweren Stürmen, Erdbeben oder Überflutungen.

c3technologies.de

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WASSERSTOFF IN SACHSEN-ANHALT

Wasserstoff

in

Neue Maßstäbe setzen

Mit der Skalierungsplattform Hy2Chem im Chemiedreieck

Sachsen-Anhalts werden Technologien zur Erzeugung von

regenerativem Wasserstoff getestet.

Sachsen-

Anhalt

Das Bundesland ist einer der attraktivsten

Standorte für die weltweite

Chemieindustrie. Seit mehr als 100

Jahren arbeitet die Chemiebranche

im Land an den Entwicklungen der

Zukunft. Eine gute Infrastruktur und

funktionierende Netzwerke sorgen

für profitable Synergiemöglichkeiten.

An der Spitze sind die hier ansässigen

Unternehmen und Forschungseinrichtungen

beim Thema Wasserstoff.

Die Investitionen in diese

Technologie machen Sachsen-Anhalt

zum Zentrum einer deutschen

Wasserstoffwirtschaft.

In seinem Roman „Die geheimnisvolle Insel“

schrieb Jules Verne bereits 1874: „Die Energie von

morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt

worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff

und Sauerstoff, werden auf absehbare Zeit hinaus

die Energieversorgung der Erde sichern.“ Eine Aussage, die

noch rund 150 Jahre später von großer Weitsicht zeugt.

Denn Wasserstoff gilt heute wieder als der Energieträger

der Zukunft.

Hergestellt mit Strom aus regenerativer Energie ist Wasserstoff

klimaneutral und eröffnet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.

Mit einer einzigartigen Forschungseinheit,

dem Fraunhofer Hydrogen Lab Leuna HLL, werden

zukünftig innovative Technologien zur Erzeugung von

regenerativem Wasserstoff im Großmaßstab mit einer

exzellenten Infrastruktur an Gaspipelines und Gasspeichern

am Chemiestandort Leuna zusammengeführt. Die

Entwicklung und Skalierung von neuen Elektrolysesystemen

und der chemischen Nutzung des mit regenerativer

Energie erzeugten „grünen Wasserstoffs“ wird dabei gemeinsam

vom Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische

Prozesse CBP in Leuna und dem Fraunhofer-

Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen

IMWS in Halle (Saale) vorangetrieben. Dabei kommt es

den Forscherinnen und Forschern vor allem auf die Abbildung

realer Betriebsbedingungen an, die anwendungsnahe

ingenieurstechnische Daten zur Auslegung und zur

Kostenschätzung der Systeme liefern.

„Mit dem Hydrogen Lab Leuna schaffen wir den deutschlandweit

ersten Elektrolyseteststand, der vollständig in

ein Stoffstromnetz der Chemieindustrie integriert ist. Wir

können darin beispielsweise Elektrolyseure systemisch

testen und wertvolle Erfahrungen zur Wasserstoff-Einspeisung

ins Pipelinesystem sammeln“, sagt Dr. Sylvia

Schattauer, die als stellvertretende Institutsleiterin die

Wasserstoff- und Kohlenstoffaktivitäten am Fraunhofer

IMWS verantwortet.

Das erste Projekt der vom Land Sachsen-Anhalt geförderten

Skalierungsplattform Hy2Chem ist gerade gestartet,

der Mineralöl-Konzern Total Energies kooperiert dabei mit

verschiedenen Partnern. Unter dem Namen e-CO2Met-

Projekt soll Methanol aus kohlenstoffarm produziertem

Wasserstoff und abgetrenntem Kohlendioxid hergestellt

werden. Total Energies produziert jährlich in der Raffinerie

Mitteldeutschland in Leuna rund 700.000 Tonnen

Methanol auf Basis fossiler Rohstoffe. Der Anspruch des

Unternehmens ist nun, klimaneutrales Methanol vor Ort

zu produzieren. Dazu soll in dem Demonstrationsprojekt

das Zusammenspiel von drei Prozessen getestet werden:

die Nutzung von CO 2 aus der Raffinerie, die Verwendung

von grünem Wasserstoff, der durch Hochtemperatur-Elektrolyse

erzeugt wird, und die anschließende Methanolsynthese

auf der Skalierungsplattform Hy2Chem.

„Mit der innovativen Herstellung von synthetischem

Methanol können Erdöl und Erdgas in der chemischen Industrie

ersetzt und die benötigten Rohstoffe klimaneutral

produziert werden“, so Thomas Behrends, Geschäftsführer

der Total-Energies-Raffinerie Mitteldeutschland. „Damit

leisten wir einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Grundstoffchemie.“

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WASSERSTOFF IN SACHSEN-ANHALT

Im Chemiepark

Leuna ist Linde

im Bereich

Wasserstoff seit

Jahren eine feste

Größe.

Grünes Gas

im großen Stil

Beim Thema Wasserstoff arbeitet Linde eng

mit dem Fraunhofer-Institut in Halle (Saale)

zusammen.

In Leuna baut die Linde GmbH den weltgrößten

Wasserstoff-Elektrolyseur und setzt damit auf

den Energieträger der Zukunft.

IN ZAHLEN:

Wasserstoff ist einer der vielversprechendsten

Lösungsansätze, wenn es darum

geht, den weltweit steigenden Energieverbrauch

zu sättigen und zugleich die Folgen des

Klimawandels abzumildern. Der Konzern Linde

macht nun einen großen Schritt in der Wasserstofftechnologie

und baut im Chemiepark Leuna

den größten Wasserstoff-Elektrolyseur der Welt.

Die Anlage mit einer Leistung von 24 Megawatt

soll 2022 in Betrieb gehen und mit zertifiziertem

Ökostrom und später mit in der Region erzeugtem

Wind- und Solarstrom betrieben werden.

Mit dem Start des Elektrolyseurs will

Linde seinen Umsatz mit Wasserstoff auf längere

Sicht vervierfachen. Bereits heute ist der Konzern

einer der größten Wasserstofferzeuger der Welt.

Mit der Technologie zur Spaltung von Wasser

in Sauerstoff und Wasserstoff werden am

Linde-Standort im Süden Sachsen-Anhalts bis

zu 4.200 Tonnen grüner Wasserstoff im Jahr

produziert.

Der Standort in Leuna ist für dieses Projekt

prädestiniert. „Beim Thema Wasserstoff hat

sich hier im Chemiepark über Jahre hinweg ein

immenses Know-how aufgebaut. Es muss also

nichts neu aufgebaut werden. Die Sicherheitstechnik

sowie die Pipelines sind auf sehr hohem

Niveau. Flüssiger Stickstoff, der zur Vorkühlung

nötig ist, wird beispielsweise günstig vor Ort

produziert. Zudem gibt es eingespielte Kooperationen.

Beim Thema Wasserstoff arbeiten

wir eng mit ITM und dem Fraunhofer-Institut in

Halle (Saale) zusammen“, sagt Andreas Dietrich,

Leiter des Linde-Standortes in Leuna.

Etwa 60 Millionen Euro lässt sich der Gaskonzern

den Neubau inklusive eines neuen Wasserstoffverflüssigers

kosten, das Wirtschaftsministerium

Sachsen-Anhalt unterstützt die

Investition mit 15 Millionen Euro im Rahmen der

Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen

Wirtschaftsstruktur“. Grüner Wasserstoff

ist Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie,

die ihn als Kernelement der Energiewende

definiert. Zudem fügt sich das Engagement der

Linde GmbH optimal in die Wasserstoffstrategie

des Landes Sachsen-Anhalt ein.

Das Bundesland hat aufgrund

der bereits bestehenden Energieinfrastruktur

hervorragende

Voraussetzungen, sich zu einer

zukunftsweisenden CO 2 -freien

Wasserstoff-Modellregion

zu entwickeln.

Zum einen gibt es ein großes Potenzial erneuerbarer

Energien in Sachsen-Anhalt sowie eine

bereits gut ausgebaute Wasserstoff-Infrastruktur,

die für grünen Wasserstoff genutzt werden

kann. Mitteldeutschland verfügt zudem über

das zweitgrößte Wasserstoff-Pipeline-Netz

Deutschlands sowie Salzkavernen in Bad Lauchstädt,

die als großvolumige Wasserstoffspeicher

tauglich sind. Außerdem haben zahlreiche

ansässige Unternehmen langjährige Erfahrung

bei der Wasserstoffherstellung sowie der industriellen

Nutzung. Zudem existiert eine etablierte

Forschungsinfrastruktur in Instituten und

Unternehmen, die sich im HYPOS-Netzwerk

zusammengeschlossen haben, um innovative

Nutzungsmöglichkeiten von Wasserstoff zu

erarbeiten.

linde.de

infraleuna.de

GESAMTFLÄCHE

(HEKTAR):

1.300

UNTERNEHMEN

VOR ORT:

100

ARBEITSPLÄTZE:

10.000

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WASSERSTOFF IN SACHSEN-ANHALT

Der Energiepark Zerbst befindet sich auf dem

Areal des einstigen Flugplatzes. Am Horizont sind

Flugzeughallen zu sehen, die von der Deutschen

Luftwaffe gebaut wurden.

100 Prozent

nach vorn

In Zerbst soll grüner

Wasserstoff erzeugt

und über eine regionale

Handelsplattform

vermarktet werden.

Auf dem alten Flughafen in Zerbst wird an der Zukunft

gearbeitet. Wenn alles nach Plan läuft,

wird auf dem Gelände zeitnah Wasserstoff produziert.

Gegenwärtig entwickelt die GETEC green energy GmbH

mit verschiedenen Kooperationspartnern eine Anlage

zur Erzeugung von 100 Prozent grünem Wasserstoff. Auf

dem Gelände befindet sich bereits ein Energiepark zur

Erzeugung von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse.

Nun werden eine Elektrolyseanlage sowie die Logistik zur

Produktion und Verteilung des grünen Wasserstoffs für die

regionale Nutzung gebaut.

Die Entstehung der geplanten Anlage ist zudem mit Forschungs-

und Entwicklungsaktivitäten (FuE) untermauert.

„Auf dem Weg der Umsetzung und insbesondere bei der

Begleitung neuer Anwendungsfelder ist es unersetzlich,

renommierte FuE-Aktivitäten an Bord zu haben“, betont

Chris Döhring, Geschäftsführer der GETEC green energy

GmbH, die Bedeutung der Kooperation zwischen den

Partnern.

So begleitet beispielsweise das Fraunhofer-Institut für

Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg die

Entwicklung des Projekt „H 2 -Regio“.

„Nachhaltig erzeugter Wasserstoff

wird ein wichtiger Bestandteil der

Energiewende sein. Er wird künftig in

der Industrie, im Verkehr und vielen

anderen Bereichen Anwendung

finden. Dafür braucht es nun neue

Werkzeuge und Methoden, um die

dazugehörigen neuen Infrastrukturen

für seine Erzeugung, Verteilung

und Nutzung technisch zuverlässig

und wirtschaftlich betreiben zu

können. Das ist die Intention dieses

Projekts, das maßgeblich von den

beteiligten Industrieunternehmen

vorangetrieben wird“,

sagt Professorin Dr. Julia Arlinghaus, Leiterin des IFF.

Chris Döhring, Geschäftsführer der GETEC

green energy GmbH, zeigt in die Richtung,

wo in einem Jahr die Elektrolyseanlage für

grünen Wasserstoff steht.

Ziel sind die profitable Verwendung von regional erzeugtem

grünen Wasserstoff durch die Kommunen über eine

regionale Handelsplattform, die Erprobung von bedarfsorientierten

Komplettlösungen für eine Strom- und

Wasserstoffversorgung an einem Standort mit Energiepark

sowie der Aufbau langfristiger Beziehung zwischen

Energiepark und der Industrie. Neben dem Fraunhofer

IFF Magdeburg gehören zu den Kooperationspartnern

die Deutsche Hydrierwerke GmbH Rodleben (DHW), die

Erdgas Mittelsachsen GmbH (EMS) oder die Technik-Energie-Wasser

Servicegesellschaft mbH (TEW).

„Wir sind als Land Sachsen-Anhalt sehr daran interessiert,

als Wasserstoff-Land zukünftig eine besondere Rolle zu

spielen. Wir haben gute Voraussetzungen traditioneller

Art in unserem Chemiedreieck, aber wir sind nicht darauf

fixiert, dass es allein dort stattfindet. Das macht das

Projekt H2-Regio in Zerbst so interessant “, sagt Sachsen-

Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann.

Für die Stadt Zerbst ist das Projekt ein wichtiger Baustein

zur Umsetzung der notwendigen Neuausrichtung der

Energieversorgung. „Die nationale Wasserstoffstrategie

von Land und Bund lebt hier ihre konkrete Umsetzung.

Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit in der

Daseinsvorsorge klingt sehr abgehoben, ist aber genau

unsere Aufgabe“, betont Bürgermeister Andreas Dittmann.

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NEW MOBILITY IN SACHSEN-ANHALT

New

Mobility in

Sachsen-

Anhalt

Neue Mobilität ist längst kein abstrakter

Begriff mehr. Alternative Antriebe,

autonomes Fahren, intelligente

Vernetzung – die Automobilindustrie

befindet sich bereits in einem grundlegenden

Wandel. Sachsen-Anhalt ist

mit seinen 270 Unternehmen mit mehr

als 26.000 Beschäftigten sowie seiner

erstklassigen Wissenschaftslandschaft

hervorragend aufgestellt, um

diesen Wandel aktiv mitzugestalten.

Nationale wie internationale Unternehmen

investieren Millionen in neue

Werke etwa für Batterien und Karosserien,

zudem entstehen weitere Forschungs-

und Entwicklungszentren.

„Als Chemiestandort

mit 130 Jahren Erfahrung haben

wir gute Karten“

Max Fuhr ist kaufmännischer Leiter des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen. Ein

Gespräch über das Potenzial der Batteriezellproduktion in Sachsen-Anhalt.

Was macht den Chemiepark so interessant für

Spezialchemikalien für die Batterieherstellung?

MAX FUHR: Batterien werden nicht aus Luft und Liebe gemacht.

Eine Batterie ist ein elektrochemischer Speicher, der

elektrische Energie in Form von chemischer Energie speichern

und später wieder in elektrische Energie umwandeln

und abgeben kann. Eine Batteriezelle, also die kleinste Einheit

innerhalb einer Batterie, besteht im Wesentlichen aus

drei Teilen: Es gibt zwei Elektroden, die durch einen Elektrolyten

verbunden sind. Je nachdem, ob die Batterie be- oder

entladen wird, wandern die Elektronen von einer Elektrode

zur anderen und wieder zurück. Eine Batterie besteht dann

aus mehreren zusammengeschalteten Zellen. Für die Herstellung

von Batteriematerialen wie Elektrodenmaterial

und Elektrolyten benötigt man spezielle Chemikalien, und

an diesem Punkt kommt Bitterfeld-Wolfen als Wiege der

industriellen Elektrochemie ins Spiel. Hier am Standort sind

Grundstoffe wie Laugen und Säuren in großen Mengen

verfügbar. Unser Chemiepark ist besonders für Vorlieferanten

ein ausgezeichneter Standort, weil man sich hier

buchstäblich über den Zaun gegenseitig mit chemischen

Rohstoffen versorgen kann. Die Batterie ist das teuerste an

einem Elektroauto, sie kann bis zu 50 Prozent der Herstellkosten

ausmachen. Die Batteriekosten wiederum werden

im Wesentlichen durch die Materialkosten bestimmt.

Welche Dynamik hat dieser Markt momentan?

MAX FUHR: Die Hersteller von Lithium-Batterien und ihre

Vorlieferanten sitzen gegenwärtig hauptsächlich in Asien.

Aus wirtschaftlichen, ökologischen und strategischen

Gründen beginnt jedoch eine Regionalisierung der Wertschöpfungskette:

Elektroauto-Batterien für den europäischen

Markt sollen so weit wie möglich auch in Europa

gefertigt werden. Aus diesem Grund schießen hier zurzeit

Batteriefabriken aus dem Boden wie Pilze nach dem Regen.

Diese Batteriefabriken müssen dann aber auch mit den entsprechenden

Spezialchemikalien gefüttert werden können,

sonst verhungern sie. Mittelfristig würde dann die Elektroautoproduktion

in andere Teile der Welt abwandern.

Bis 2030 soll jedes dritte neu zugelassene Auto mit

einem Elektromotor betrieben werden. Was heißt

das für die kommenden Jahre?

MAX FUHR: Die Batteriebranche muss bis dahin um den

Faktor zehn wachsen. Dabei wird ganz viel Ingenieurskunst

gefragt sein. Und natürlich ist dafür die Verfügbarkeit von

Batteriematerialien elementar wichtig. Rund 90 Prozent der

weltweiten Chemiekapazitäten dafür stehen bisher in China.

Da China bis 2030 der weltweit größte Markt für Elektromobilität

und dementsprechend Batterien sein will, wird es

zu Konkurrenz und Engpässen kommen, ähnlich wie es die

Autoindustrie jetzt mit den Chips erfährt. Mit der richtigen

regionalen Wertschöpfung werden Elektromobilität und

Batteriematerialien die Wachstumstreiber des Jahrzehnts

werden, wozu wir als Chemiestandort mit 130 Jahren Erfahrung

in der Elektrochemie unseren Beitrag leisten wollen.

Strahlt diese Entwicklung auch auf den Wissenschafts-

und Forschungsstandort Sachsen-Anhalt

aus?

MAX FUHR: Auf jeden Fall. Vielleicht nicht so stark im Bereich

der Grundlagenforschung. Aber dafür ist der Bedarf für

angewandte Forschung mit Blick auf die Optimierung der

industriellen Fertigung riesig: Bislang sind die Prozesse sehr

energieintensiv und haben noch vergleichsweise hohe Ausschussraten.

Auch das Thema „urban mining“, also recycling

von end-of-life-Batterien, wird kommen. Für die Hochschulen,

Universitäten, Institute und Start-ups in Sachsen-Anhalt

steckt da ein riesiges Potenzial drin. Aus meiner Sicht wäre

sogar die Bündelung in einem eigenen Forschungszentrum

sinnvoll.

chemiepark.de

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Mit Methode zur

Mobilität der Zukunft

Im „Center for Method Development“ der

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

wird zukünftig an umweltverträglichen

Antriebssystemen geforscht.

HORIBA FuelCon ist führend bei Prüfständen für

Batterien und Brennstoffzellen.

NEW MOBILITY IN SACHSEN-ANHALT

Die neuen Formen der Mobilität gehören zu den

weltweit zentralen Zukunftsfragen. Mobilität ist ein

Garant für Wohlstand und eine wesentliche Voraussetzung

für die Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen Leben.

Zugleich erfordert der Klimawandel dringende Antworten

und stellt an neue Antriebstechniken hohe Anforderungen

bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit. Der Automotive-Bereich

wird sich in den kommenden Jahren deshalb rasant

entwickeln und zu einem Innovationstreiber mit Blick auf

CO 2 -Neutralität, Vernetzung und autonomes Fahren.

Die notwendigen Entwicklungen neuer Mobilitätsformen

können nicht mehr aus dem Blickwinkel einer einzelnen

Fachdisziplin betrachtet werden. Etablierte „lineare“

Methoden stoßen an ihre Grenzen. Hier setzt zukünftig das

„Center for Method Development“ an, indem alle Systemkomponenten

simulativ abgebildet und zu einem virtuellen

System verknüpft werden.

Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, baut die Ottovon-Guericke-Universität

Magdeburg im Technologiepark

Ostfalen am Rande der Landeshauptstadt ein „Center for

Method Development“ (CMD) auf. Damit wird der gesamte

Automotive-Standort im Norden Sachsen-Anhalts aufgewertet.

So gibt es bereits eine Kooperationsvereinbarung

mit dem japanischen Horiba-Konzern, der in der Nachbarschaft

sein globales Kompetenzzentrum für Brennstoffzellen

und Batterien betreibt. Horiba ist ein weltweit

führender Anbieter von Testsystemen für Brennstoffzellen,

Batterien und Elektrolyseure.

Zudem sind am Standort bereits das Institut für Kompetenz

in AutoMobilität (IKAM) sowie das Innovations- und Gründerzentrum

Magdeburg (IGZ). Für das „Center for Method

Development“ stellt das Wirtschaftsministerium Sachsen-

Anhalt der Universität insgesamt 31 Millionen Euro bereit.

Davon kommen elf Millionen Euro aus dem Landeshaushalt

und 20 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für

regionale Entwicklung.

Im CMD-Forschungszentrum wird es ab 2023 mehrere Prüfstände

und Labore für Elektro-, Wasserstoff- und Hybridantriebe

geben. So soll beispielsweise das Betriebs- und

Alterungsverhalten von Batterien untersucht werden. In

einem Brennstoffzellen-Labor soll das Brennstoffzellsystem

im Auto mit Blick auf Luftversorgung und Wassermanagement

optimiert werden.

horiba-fuelcon.com

„Ziel ist es,

sich als

führender

Forschungsstandort

zu

etablieren“

Ein Gespräch mit

Prof. Dr. Jens Strackeljan,

dem Rektor der Otto-von-Guericke-

Universität Magdeburg über

das „Center for Method

Development“ im Ostfalenpark

am Standort Barleben.

Wie wird das CMD personell und technisch

ausgestattet sein?

PROF. DR. JENS STRACKELJAN: Es entstehen zunächst

etwa 20 Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter, vorwiegend Ingenieure und

Hochschulabsolventen, aber das Projekt soll weiterwachsen.

Der Erfolg dieser Einrichtung ist jedoch

wesentlich von der technischen Ausstattung abhängig.

Dazu gehören Antriebsprüfstränge und Elektromotorenprüfstände,

die Fehlerdiagnosen durchführen können,

Batterieprüfstände, mit denen Alterungsverhalten

und Recyclingfähigkeiten von Werkstoffen getestet

werden, ein Brennstoffzellenlabor, das die Optimierung

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NEW MOBILITY IN SACHSEN-ANHALT

der Fahrstrategie ermöglicht, ein Batteriesimulator, der

dazu dient, das Verhalten realer Batteriesysteme nachzubilden,

ein Labor zur Werkstofftestung und vieles mehr.

Wir wollen aber vor allem auch für weitere Ansiedlungen

sorgen, also Wachstum gar nicht allein im CMD avisieren,

sondern für den gesamten Standort Magdeburg, Barleben

und Sachsen-Anhalt.

Welche Kooperationen geht die Universität

im Zusammenhang mit dem CMD ein?

PROF. DR. JENS STRACKELJAN: Derzeit laufen intensive

Gespräche mit einem der bedeutendsten Entwicklungsdienstleister

im Bereich Automobiltechnik, der IAV GmbH

Berlin. In Nachbarschaft befindet sich die Firma HORIBA

FuelCon GmbH. Das Thema Wasserstoff wird uns definitiv

beschäftigen. Daneben werden auch zahlreiche KMU aus

Sachsen-Anhalt eng mit dem CMD kooperieren. Zudem

wurden in mehreren europäischen Projekten Kooperationen

zu automotiven Netzwerken aufgebaut. Wichtig sind

auch die zahlreichen Kooperationen mit deutschen Hochschulen

und Universitäten oder der Universidad Nacional

de Rio Cuarto in Argentinien.

Wie bedeutet das CMD für das Forschungsprofil

der Universität Magdeburg?

PROF. DR. JENS STRACKELJAN: Durch die interdisziplinäre

Zusammenarbeit der Fakultäten für Maschinenbau, für

Elektrotechnik und Informationstechnik, für Informatik,

für Verfahrens- und Systemtechnik sowie für Wirtschaftswissenschaft

wollen wir die Anzahl der höher qualifizierten

Absolventinnen und Absolventen der technischen

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Studiengänge erhöhen und gleichzeitig deren Ausbildung

weiter verbessern. Die jungen Frauen und Männer können

durch das CMD früh in interessante, anwendungsorientierte

Forschungen einbezogen werden und bekommen

globale Einstiegschancen in zukunftssichere Tätigkeitsfelder.

Gleichzeitig stärkt dieses automobilnahe Forschungsund

Entwicklungszentrum den Transferschwerpunkt

Automotive der Universität Magdeburg, denn wir versprechen

uns eine hohe Innovationskraft und einen starken

Technologietransfer durch die Einbindung der Industrie.

Zur Schärfung der wissenschaftlichen Exzellenz und der

Sicherstellung des schnellen Transfers ist im Rahmen der

Profilbildung die Einrichtung einer neuen Stiftungsprofessur

und weiterer Forschergruppen geplant.

Wie kann das CMD Sachsen-Anhalt als

Technologie-Standort bereichern?

PROF. DR. JENS STRACKELJAN: An der Schwelle des neuen

Mobilitätszeitalters hat das Land Sachsen-Anhalt den

Entwicklungstrend in der Definition seines Leitmarktes

„Mobilität und Logistik“ aufgegriffen, der mit der Entwicklung

intelligenter, umweltverträglicher und integrierter

Verkehrssysteme auf der Infrastrukturseite und den

entsprechenden Fahrzeugen verknüpft sein wird. Ziel ist

es, sich als führender Forschungsstandort für Antriebstechnologien

zu etablieren. Auf Basis einer profilierten

Forschungsinfrastruktur kann sich das Land so die dafür

notwendige Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft

langfristig sichern. Das CMD stellt also eine deutliche

Stärkung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen

Attraktivität des Landes dar.

DER TECHNOLOGIEPARK OSTFALEN BARLEBEN IN ZAHLEN:

GESAMTFLÄCHE

(HEKTAR):

275

UNTERNEHMEN/

INSTITUTE:

140

ARBEITSPLÄTZE:

2.300

Umformtechnik

der Extraklasse

Porsche und Schuler haben in Halle (Saale)

ein innovatives Presswerk eröffnet.

Der Sportwagenhersteller Porsche und der Umformspezialist

Schuler haben im Juni 2021 im Star Park in

Halle (Saale) ein hochmodernes Presswerk für Karosserieteile

eröffnet. Das neue Werk ist das erste in der Industrie-4.0-

Strategie der beiden Unternehmen, die dazu das Joint Venture

„Smart Press Shop GmbH & Co. KG“ gegründet haben. In

dem Werk sollen perspektivisch 135 Mitarbeitende beschäftigt

sein. Porsche und Schuler haben etwa 100 Millionen Euro

in den Standort und in das Joint Venture investiert.

In dem hochinnovativen Presswerk können nicht nur Teile

für Porsche, sondern auch anderer Fahrzeughersteller

produziert werden. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der

Herstellung von Teilen der Außenhaut aus Aluminium

oder Stahl. Dank einer optimierten Logistik werden sich

die produktionsbedingten CO 2 -Emissionen reduzieren. Die

Frontklappe für den Porsche-Macan wurde bisher in Bratislava

gefertigt. Nun kommt sie aus Halle und geht direkt ins

nahe gelegene Porsche-Werk in Leipzig. Das spart Zeit, Geld

und CO 2 , weil lange Fahrtstrecken entfallen. Bis 2030 will

Porsche über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg

CO 2 -neutral sein. Im Sinne einer „Zero Impact Factory“ zielt

der Smart Press Shop auf einen geschlossenen Kreislauf ab,

wo Recycling und Abfallverwertung eine zentrale Rolle spielen.

Zudem wird im Smart Press Shop papierlos gearbeitet

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und die Abwärme der Anlagen wird in den kalten Monaten

zum Heizen der Halle genutzt. Die Werkhalle ist zudem

mit vielen Oberlichtern versehen, um Strom für künstliches

Licht einzusparen.

„Mit Schuler haben wir einen kompetenten und innovationsfreudigen

Partner gefunden, der Maßstäbe setzt in

Sachen Digitalisierung in der Umformtechnik“, so Albrecht

Reimold, Porsche-Vorstand für Produktion und Logistik. „So

können wir Design, Entwicklung, Karosserieplanung, Werkzeugfertigung

und Produktion noch enger miteinander

verzahnen und unsere Prozesse effizienter gestalten.“

„Der gemeinsame Aufbau und Betrieb

des Smart Press Shops ist für uns ein

Projekt, um die Produktionseffizienz

und Digitalisierung wichtiger Prozessschritte

der Automobilproduktion

auf ein für die Umformtechnik neues

Niveau zu heben“,

erklärt Domenico Iacovelli, Vorstandsvorsitzender der

Schuler AG.

smartpress.shop

Das moderne Presswerk

von Schuler und Porsche

steht im Star Park in

Halle (Saale).



SACHSEN-

ANHALTS ROLLE

IM KAMPF GEGEN

COVID-19

KAMPF GEGEN CORONA

Die Corona-Pandemie hält die Welt nach wie vor in Atem.

Impfstoffe, Schnelltests und Kühltechnik bestimmen

gegenwärtig die Anstrengungen, um das Virus effektiv

einzudämmen. Zahlreiche Unternehmen in Sachsen-Anhalt

nehmen bei der Bekämpfung der Pandemie eine zentrale

Rolle ein.

Ampullen

aus Anhalt

Im Biopharmapark

Dessau produziert IDT

Biologika COVID-19-

Impfstoffe für Astra-

Zeneca und Johnson &

Johnson.

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KAMPF GEGEN CORONA

Bei IDT

Biologika

wird die

Impfflüssigkeit

produziert und

abgefüllt.

Auftragshersteller unseren Kunden schon bald

noch schneller und flexibler zur Seite stehen. IDT

Biologika und der Biopharmapark Dessau mit seinen

weiteren Partnern am Standort sind dabei,

sich zu einem der Biopharmazentren im Herzen

Europas zu entwickeln.“

Bewährte

Partnerschaft

Dermapharm produziert Impfstoff

für BioNTech in Brehna

Für die Eindämmung der weltweiten

Corona-Pandemie gibt es nur eine

Lösung: Es müssen schnell möglichst viele

Menschen geimpft werden. Für Impfstoffproduzenten

ist das eine gewaltige Aufgabe. Dem

traditionsreichen Unternehmen IDT Biologika in

Dessau-Roßlau kommt dabei eine zentrale Rolle

zu. IDT Biologika füllt aktuell für Astra-Zeneca

und Johnson & Johnson Millionen von Ampullen

mit COVID-19-Impfstoff ab. Die Wirkstoffe werden

tiefgefroren an IDT Biologika geliefert, aufgetaut

sowie mit weiteren Substanzen versetzt,

sodass eine Impfflüssigkeit entsteht. Diese

Impfflüssigkeit wird dann abgefüllt, kontrolliert

und etikettiert.

Zukünftig wird das Unternehmen auch die Wirkstoffe

selbst produzieren. Aktuell investiert IDT

Biologika dafür 100 Millionen Euro in ein neues

multifunktionales Impfstoff-Produktionsgebäude.

Der Neubau umfasst fünf Produktionsräume

mit Fermentatoren, die bis zu 2000 Liter

fassen. Damit ist es IDT Biologika ab Anfang

2023 möglich, jede Woche Wirkstoffe für zwei

bis fünf Millionen Impfdosen herzustellen – eine

Verzehnfachung der aktuellen Kapazität.

„Die vergangenen Monate haben

gezeigt, dass der Bedarf zur

Impfstoffherstellung weltweit

rasant ansteigt. Mit den umfangreichen

Investitionen setzen

wir unseren Wachstumspfad

konsequent fort und schaffen

damit Raum für Kapazitäten und

Innovationen, die der globale

Markt dringend braucht“,

erklärt CEO Dr. Jürgen Betzing. „Mit der neuen

Investition reagieren wir auf die Marktanforderungen

und können als global agierender

Das traditionsreiche

Unternehmen IDT

Biologika hat seinen

Sitz im Biopharmapark

Dessau.

Auch bei der Erforschung eines Impfstoffes

gegen das Coronavirus ist IDT Biologika mit

beteiligt. In enger Zusammenarbeit mit dem

Deutschen Zentrum für Infektionsforschung

und mit den Partnern an den Universitäten in

München und Marburg sowie dem Universitätsklinikum

Hamburg forscht IDT an einem sogenannten

Vektor-Impfstoff. Die Zulassung für den

Wirkstoff soll Anfang 2022 beantragt werden,

wenn alles nach Plan verläuft.

IDT Biologika beschäftigt am Standort im Biopharmapark

Dessau rund 1600 Mitarbeitende.

Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung

und Fertigung von Virusimpfstoffen, Gen- und

Immuntherapeutika sowie sterilen Flüssigkeiten

spezialisiert. Dabei unterstützt IDT Biologika

seine Kunden bei der Produktentwicklung über

die klinischen Phasen bis hin zur kommerziellen

Produktion, einschließlich der Wirkstoffherstellung,

Fill- und Finish-Leistungen, Verpackung

sowie Analytik.

Die geschichtlichen Wurzeln von IDT Biologika

gehen zurück auf den 1. Juli 1921, als in Dessau

das Bakteriologische Institut der Anhaltischen

Kreise gegründet wurde. Das Institut widmete

sich anfangs der Aufdeckung und Diagnostik

von Tuberkulose und in der Folge der Forschung,

Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen

und Seren zur Bekämpfung und Vermeidung von

Infektionskrankheiten im Human- und Veterinärbereich.

idt-biologika.de

In Rekordzeit wurde im vergangenen Jahr von dem

Konsortium aus BioNTech und Pfizer ein Anti-Corona-Impfstoff

entwickelt und zur Marktreife gebracht. Seit Herbst 2020 wird der

Impfstoff auch von Dermapharm Tochtergesellschaft, der mibe

GmbH Arzneimittel in Brehna, hergestellt.

Bei der Impfstoffproduktion wird BioNTech/Pfizer von einem

globalen Produktionsnetzwerk, zu dem auch Dermapharm gehört,

unterstützt. Der Schwerpunkt der Impfstoffherstellung

bei Dermapharm an den Standorten in Brehna und in Reinbek

(Allergopharma) liegt dabei auf der Herstellung der sogenannten

mRNA-Lipidnanopartikel. Durch das jahrelange Know-how und

ausgewiesene Expertise in der Entwicklung und Herstellung

insbesondere von sterilen Arzneimitteln war Dermapharm in

der Lage, innerhalb von kürzester Zeit die Impfstoffproduktion

bereits im Herbst 2020 in Brehna und im April 2021 in Reinbek zu

implementieren. „Ohne die konstruktive Zusammenarbeit mit

BioNTech/Pfizer, unseren Lieferanten, den erfahrenen und hochengagierten

Mitarbeitern und den zuständigen Behörden wäre

dies alles undenkbar gewesen“, so Dermapharm-CEO Dr. Hans-

Georg Feldmeier.

Der Standort Brehna mit seinen 650 Mitarbeitenden ist für Dermapharm

zentral bei der Entwicklung, Herstellung und Logistik

von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten. 90 Prozent aller

Dermapharm-Produkte werden in eigenen Werken, vor allem am

Hauptproduktionsstandort in Brehna, hergestellt. Die Besonderheit

und auch die Einmaligkeit des Standortes besteht in seiner

Vielfältigkeit. So können unter einem Dach sterile Arzneimittel

wie Ampullen und Gefriertrocknungsprodukte, Tabletten, Dragees,

Kapseln, Salben, Lösungen, Tropfen und Sprays hergestellt

werden.

ir.dermapharm.de

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NEW KAMPF MOBILITY GEGEN CORONA

IN SACHSEN-ANHALT

Die High-Tech-

Container kühlen

Covid-Impfstoffe

verlässlich bei –20 °C

bis –80 °C Grad.

Die

Tiefkühlexperten

MECOTEC sorgt für Lösungen bei

der Tiefst-Kühllagerung von Covid-19-

Impfstoffen.

Es steht außer Frage, dass die Corona-

Pandemie nur erfolgreich gestoppt werden

kann, wenn weltweit geeignete Impfstoffe

zur Verfügung stehen. Da die Vakzine gekühlt

transportiert werden müssen, stellt das an die

Logistik enorme Anforderungen.

Die MECOTEC-Gruppe aus Bitterfeld-Wolfen

stellt sich dieser Aufgabe und hat in den vergangenen

Monaten, neben stationären Kühlhauslösungen,

Container für die Tiefst-Kühllagerung

entwickelt, die speziell auf den Impfstofftransport

zugeschnitten sind. Die High-Tech-Container

kühlen Covid-Impfstoffe verlässlich bei –20 °C

bis –80 °C Grad. Dabei werden kein Trockeneis

oder die Zugabe von Kühlakkus benötigt. Ein

GPS-basiertes Monitoring-System sorgt zudem

für die sichere Überwachung der Container.

„Wir sind stolz darauf, dass

wir auf Basis unserer über

20-jährigen Erfahrung flexible

Lösungen anbieten können, die

die komplette Logistikkette,

von der Tiefst-Kühlung des

Impfstoffes direkt nach seiner

Herstellung bis zur Entnahme

am Verteilzentrum, abdecken“,

so Enrico Klauer, Geschäftsführer der MECOTEC

GmbH.

Die ersten Container hat MECOTEC bereits an

die Philippinen ausgeliefert, ein Land, dessen

Bevölkerung von rund 100 Millionen Menschen

Botschafterin Maria Theresa Dizon-De Vega

bei Mecotec in Bitterfeld-Wolfen.

sich auf knapp 900 Inseln verteilt. „Für ein weitläufiges

Archipel wie die Philippinen sind die

Kühlung und der Transport als Teil der Logistikkette

immer schon von großer Bedeutung

gewesen. Mit den Anforderungen an die Tiefst-

Kühlung für die potenziell lebensrettenden

Covid-19-Impfstoffe wurde diese Anforderung

auf ein völlig neues Niveau gehoben, und wir

freuen uns, dass ein deutsches Unternehmen

wie MECOTEC dazu beiträgt, diesen Bedarf zu

decken“, erklärt Maria Theresa Dizon-De Vega,

die philippinische Botschafterin in Deutschland.

Die MECOTEC GmbH mit Sitz in Bitterfeld-Wolfen

hat sich seit der Gründung im Jahr 2000 von

einem Pionier auf dem Gebiet der Kryotechnologie

zu einem weltweit führenden Unternehmen

entwickelt, das High-Tech-Kühllösungen im pharmazeutischen

und industriellen Sektor sowie

hochmoderne Produkte im Kältebereich für Medizin,

Lifestyle und Sport anbietet. Mit den zwei

Standorten für Entwicklung, Produktion und

Logistik in Deutschland und einem Netzwerk von

Tochterunternehmen in Italien, Frankreich, dem

Nahen Osten, den USA und Südostasien bedient

MECOTEC Kunden auf der ganzen Welt.

mecotec.net

MECOTEC hat sich in der Kryotechnologie zu einem

weltweit führenden Unternehmen entwickelt.

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PREISTRÄGER

PRÄMIERTE NACHHALTIGKEIT

Ausgewählte Projekte zum Thema Nachhaltigkeit aus den

Preisträgern von BESTFORM und Hugo-Junkers-Preis

Das Magdeburger Start-up MOOSAIK hat Paneele entwickelt,

auf denen in einem Modulsystem Moos-Flächen installiert

werden können. Die famose Idee: Das Pflanzenpolster nimmt

nicht nur Kohlendioxid auf und wandelt es um, sondern filtert

auch Feinstaub aus der Luft. Die einzelnen Teile werden dabei

wie bei einem Mosaik an der Hauswand zu einer grünen Fassade

zusammengesetzt. Das Team, das sich aus der Magdeburger

Otto-von-Guericke-Universität ausgegründet hat, will

damit „einen nachhaltigen Beitrag für die Entwicklung der

Städte leisten und sie auf natürliche Art verschönern“.

Auch das Unternehmen Vireo.de – recable.it aus Merseburg

überzeugte die Jury mit einem nachhaltigen und unter fairen

Bedingungen hergestellten USB-Kabel, das lange haltbar ist,

repariert und recycelt werden kann. Die Merseburger meinen:

„Es ist an der Zeit, neue nachhaltige Standards für technische

Produkte zu etablieren, die weder gesundheits- noch umweltschädlich

sind.“

Als „Vision des Jahres“ wurde auch das Projekt „madeLocal

– Chitosan – Potentiale für regionale Strukturen“ von Max

Greiner ausgezeichnet. Der Student der Burg Giebichenstein

Kunsthochschule Halle regt an, Chitosan aus einer Insektenfarm

zu beziehen und als regional gewonnenen Bio-Kunststoff

zu nutzen. Als eine von vielen Möglichkeiten hat Max

Greiner die Kooperation eines Brillen-Leasings durchgespielt:

Brillengestelle aus Chitosan bleiben dabei in einem Bio-Kunststoff-Kreislauf

erhalten. Sie können schnell recycelt und in

neue Formen gebracht werden.

bestform-sachsen-anhalt.de

KATEGORIE: „INNOVATIVSTE PROJEKTE

DER ANGEWANDTEN FORSCHUNG“

Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen

und Systemen IMWS, Halle (Saale), Fraunhofer-Institut für

Angewandte Polymerforschung IAP, Fraunhofer-Institut für

Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME

Natürlicher Kautschuk aus Kautschukbäumen ermöglicht

bisher einzigartige Eigenschaften für Reifenanwendungen, insbesondere

für hochbeanspruchte Lkw-Reifen. Naturkautschuk

ist allerdings ein begrenzter Rohstoff. Das Forschungsteam

identifizierte zunächst mithilfe von Löwenzahn-Kautschuk die

wichtigen Funktionalitäten und Biokomponenten, die für das

Abriebverhalten wichtig sind. Dann wurde der BISYKA-Kautschuk

Schritt für Schritt hinsichtlich seiner Dehnkristallisation

optimiert. Der neu entwickelte synthetische Kautschuk erreicht

beim Abrieb erstmals die Eigenschaften von Reifen aus

Naturkautschuk. Beim Rollwiderstand übertrifft der synthetische

Kautschuk sogar das Original. Der geringere Rollwiderstand

sorgt für Treibstoffeinsparungen.

KATEGORIE: „INNOVATIVSTE PRODUKTE,

DIENSTLEISTUNGEN UND GESCHÄFTSMODELLE“

Exipnos GmbH, Merseburg

Porzellangeschirr ist zerbrechlich. Deshalb kommen beim

Camping, bei Großveranstaltungen oder allgemein im Freien

häufig umwelt- und gesundheitsschädliche Kunststoffe zum

Einsatz. BioCelain ist ein neuartiges Material, das die Vorzüge

eines modernen Kunststoffs mit denen des Porzellans vereint.

Darüber hinaus ist es nicht nur kompostierbar, sondern sogar

kompostanreichernd. Es ist so fest wie Porzellan, aber unzerbrechlich

wie Kunststoff. Am Ende seiner Nutzungsdauer kann

BioCelain wahlweise kompostiert oder recycelt und zu neuen

BioCelain-Produkten verarbeitet werden.

Herausgeber

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UND STANDORTSERVICE

Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft

und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt

Hasselbachstraße 4, 39104 Magdeburg

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in Kooperation mit der

Investitions- und Marketinggesellschaft

Sachsen-Anhalt mbH

Am Alten Theater 6, 39104 Magdeburg

Tel. +49 391 56899 - 0, welcome@img-sachsen-anhalt.de

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Konzept, Text: Textbüro Wortschatz, Genthin /// Gestaltung, Grafiken: genese werbeagentur GmbH,

Magdeburg /// Redaktionsschluss: 23. Juli 2021 /// 1. Auflage; Änderungen vorbehalten /// Druck und Weiterverarbeitung:

Harzdruckerei GmbH, Wernigerode /// Bildnachweise: Archiv Ministerium für Wirtschaft,

Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt, Dirk Bruniecki/Tesvolt, Meyer Burger Technology

AG, Tesvolt GmbH, Fraunhofer IMWS, Fraunhofer CSP, TotalEnergies Raffinerie Leuna GmbH, Seraplant

GmbH, Novo-Tech Trading GmbH & Co. KG, C3 Technologies GmbH, Saperatec GmbH, Porsche AG, Hartmut

Bösener/IDT Biologika GmbH, Linde GmbH, Jana Dünnhaupt/Uni Magdeburg, H. Krieg, K. Graubaum, Smart

Press Shop GmbH & Co. KG , Jens Schlüter/Mecotec GmbH, André Forner/Hanwha Q CELLS GmbH, Inflotec

GmbH Horiba Fuelcon GmbH, Heinz Fräßdorf/Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Technologiepark Ostfalen Barleben,

www.adobestock.com: baiajaku, kinwun, ATKWORK88, ahmet, Andrey, Ekaterina_1525 /// Die Benutzung

der Veröffent lichungen zum Zwecke der gewerbsmäßigen Veräußerung, insbesondere Adressveräußerung,

an Dritte oder des Nachdrucks – auch auszugsweise – ist nicht gestattet.

In diesem Magazin wird das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten

im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.

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