Pragma-semiotische Textarbeit und der hermeneutische Nutzen von ...
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130 Ekkehard Fel<strong>der</strong><br />
Fazit:<br />
Das Paradigma <strong>der</strong> pragma-<strong>semiotische</strong>n <strong>Textarbeit</strong> soll veranschaulichen,<br />
wie ein Textproduzent als Diskursprotagonist o<strong>der</strong> ein Textrezipient<br />
– auf <strong>der</strong> Basis eines interpersonal unterstellten Wissensrahmens<br />
– Sachverhalte zum alltagsweltlichen <strong>und</strong> zu fachspezifischen Wissensrahmen<br />
<strong>der</strong> eigenen Lebenswelt in Beziehung setzt. Im Mittelpunkt <strong>der</strong><br />
thematisch interessierten Diskursanalyse stehen dabei begriffliche <strong>und</strong><br />
konzeptuelle Prägungen, die direkt an natürlichsprachliche Zeichen in<br />
konkreten Kontexten zurückgeb<strong>und</strong>en sind. Werden spezifische<br />
Konzeptualisierungen in einem Diskurs in dominanter Weise versprachlicht,<br />
spreche ich <strong>von</strong> „handlungsleitenden Konzepten“ (FELDER<br />
1995: 3 <strong>und</strong> FELDER 2006: 18) des Diskurses. Geht es darüber hinaus<br />
um konfligierende Geltungsansprüche (die sich in diesen Konzepten<br />
verdichten bzw. kristallisieren), so wird in Weiterführung <strong>von</strong> LYO-<br />
TARD (1987) <strong>und</strong> WARNKE (2009) <strong>von</strong> „agonalen Zentren“ gesprochen<br />
(vgl. dazu weiter unten Kapitel 3.4).<br />
Außerdem lassen sich in Bezugnahme auf PIAGET (1975) zwei<br />
gr<strong>und</strong>legende Erklärungsparadigmen <strong>der</strong> Wechselbeziehung zwischen<br />
Individuum <strong>und</strong> diskursiver Umgebung eruieren, wenn ein „Text <strong>und</strong><br />
ein Kopf zusammenstoßen“ (SCHERNER 1997: 51) – also bei <strong>der</strong> Aneignung<br />
<strong>von</strong> sprachlich geb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> textuell vermittelten Wissensbeständen<br />
innerhalb eines Diskurses: Entwe<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n die Kommunikationsteilnehmer<br />
durch Akkomodation die eigenen Wissensdispositionen<br />
auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> eingehenden Daten <strong>und</strong> passen sie an<br />
(Konzeptanpassung auf Gr<strong>und</strong> des Einflusses <strong>von</strong> außen), o<strong>der</strong> es findet<br />
durch Assimilation eine Aufbereitung bzw. Zubereitung <strong>der</strong>jenigen<br />
Daten statt, die in die eigenen <strong>und</strong> schon formierten Wissensanordnungen<br />
eingehen (vgl. auch das Sinnvoll-Machen bzw. die Sinn-Konstanz<br />
bei HÖRMANN 1980 <strong>und</strong> für die Rechtskommunikation FELDER 2003:<br />
302).<br />
3.3 Vom Diskurs zum Textkorpus <strong>und</strong> zum erkenntnisleitenden<br />
Interesse<br />
Da ein Sprach- <strong>und</strong> Diskursanalytiker nicht den Diskurs als Ganzes<br />
bearbeiten kann, stellt sich die Frage, welche Diskursausschnitte untersucht<br />
werden <strong>und</strong> mit welchem Erkenntnisinteresse dies geschieht. Das<br />
linguistische Erkenntnisinteresse kann präzisiert werden: Die Analyse<br />
richtet ihr Augenmerk auf das Perspektivierungspotential sprachlichkommunikativer<br />
Wirklichkeitskonstitution durch genaue Beleuchtung<br />
<strong>der</strong> sprachlichen Mittel in konkreten Textfunktionen. Aber auch dieses<br />
Erkenntnisinteresse bringt keine inhaltliche o<strong>der</strong> thematische Ein-