Pragma-semiotische Textarbeit und der hermeneutische Nutzen von ...
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138 Ekkehard Fel<strong>der</strong><br />
in einem induktiv <strong>hermeneutische</strong>n Verfahren agonale Zentren als abstrahierte<br />
Dichotomien handlungsleiten<strong>der</strong> Konzepte formuliert werden.<br />
Das Vorgehen lässt sich wie folgt resümieren: Durch die Untersuchung<br />
<strong>der</strong> adversativen <strong>und</strong> konzessiven Konnektoren-Kotexte<br />
nach signifikanten Lexemen entstehen extensional geprägte onomasiologische<br />
Vernetzungen, die auf handlungsleitende Konzepte zurückgeführt<br />
werden können <strong>und</strong> dadurch operationalisierbar sind.<br />
Agonale Zentren sind vom Diskursanalytiker herausdestillierte <strong>und</strong><br />
benannte handlungsleitende Konzepte, die als Streitpunkte einer diskursiven<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung ex post, induktiv <strong>und</strong> mit <strong>hermeneutische</strong>m<br />
Erkenntnisinteresse ausgemacht werden können. Im Unterschied dazu<br />
fokussiert <strong>der</strong> Ansatz des semantischen Kampfes die Perspektive <strong>der</strong><br />
Diskursakteure, die bestimmte sprachliche Muster (bewusst o<strong>der</strong> unbewusst)<br />
zur Durchsetzung ihrer Wirklichkeitskonstitution (Perspektive)<br />
präferieren. Der semantische Kampf (FELDER 2003: 59, FELDER 2006:<br />
17) stellt sich zum einen ausdrucksseitig als Kampf um Bezeichnungskonkurrenzen<br />
dar (vgl. ZIMMER 2006 zu Therapeutisches Klonen versus<br />
Forschungsklonen). An<strong>der</strong>erseits manifestiert er sich inhaltsseitig<br />
entwe<strong>der</strong> als Bedeutungsfixierungsversuch, wenn man nämlich semasiologisch<br />
<strong>von</strong> einem bestimmten (vergleichsweise unstrittigen) Ausdruck<br />
wie z.B. Generationengerechtigkeit ausgeht, um dessen konkrete<br />
inhaltliche Füllung gestritten wird – o<strong>der</strong> als Sachverhaltsfixierungsversuch<br />
für den Fall, dass eine onomasiologische Sichtweise zugr<strong>und</strong>e<br />
gelegt wird, wenn beispielsweise innerhalb <strong>der</strong> vorgeburtlichen Diagnostik<br />
Embryonen hinsichtlich ihrer genetischen Dispositionen untersucht<br />
werden <strong>und</strong> die ermittelten „Ergebnisse“ <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />
versprachlicht werden müssen (DOMASCH 2007).<br />
In <strong>der</strong> konkreten Analyse ist es nun <strong>von</strong> Interesse, (bewusste o<strong>der</strong> unbewusste)<br />
Kommunikationspraktiken <strong>von</strong> Diskursakteuren zu verdeutlichen,<br />
die mittels bestimmter sprachlicher Formen (Zugriffsweisen)<br />
Konzeptausformungen <strong>und</strong> -prägungen als handlungsleitende Konzepte<br />
durchzusetzen suchen, wie sie sich in <strong>der</strong> Folge als interessengeleitete<br />
Handlungs- <strong>und</strong> Denkmuster auswirken.