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Pragma-semiotische Textarbeit und der hermeneutische Nutzen von ...

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146 Ekkehard Fel<strong>der</strong><br />

‘Juristisches’, ‘Unrechtmäßiges/Kriminalistisches’, ‘Geheimdienstliches’,<br />

‘Psychisches’ usw.<br />

Da auf das Konzept ›Bewältigung‹ ausdrucksseitig natürlich auch<br />

mit an<strong>der</strong>en Lexemen Bezug genommen wird, müsste darüber hinaus<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Kookkurrenzdatenbank CCDB 22 verwandte Kookkurrenzprofile<br />

<strong>der</strong> Lexeme Bewältigung <strong>und</strong> bewältigen ermittelt werden.<br />

Das Ziel eines solchen Vorgehens besteht darin, Ausdrücke mit<br />

einem hohen Grad an semantischer Nähe zusammenzustellen, um diese<br />

als neue Suchausdrücke im Korpus zu analysieren. Die folgende Aufzählung<br />

soll dies exemplarisch illustrieren: aufarbeiten, meistern, ausgestanden,<br />

überwinden, gelöst, zurechtkommen, hausgemacht, mit etwas<br />

fertig werden, wegstecken, verkraften, zurechtfinden, durchgemacht,<br />

umgehen, durchleben, überstehen, klarkommen, geschultert <strong>und</strong><br />

entsprechende Transpositionen in an<strong>der</strong>e Wortarten. Dies kann hier<br />

nicht weiter ausgeführt werden.<br />

Im Folgenden soll noch <strong>der</strong> Frage nachgegangen werden, welche<br />

Agentia in dem vorliegenden Korpus die oben erwähnten Sachverhalte<br />

„zu bewältigen“ versuchen. Fasst man die entsprechenden Personen<br />

bzw. Personengruppen zusammen, so haben offensichtlich vor allem<br />

die Menschen im Osten bzw. in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, östliche<br />

Betriebe, die Berliner, die Sowjets etwas zu bewältigen. Im Kotext <strong>von</strong><br />

Belegen mit bewältig* finden Westdeutsche o<strong>der</strong> – allgemeiner formuliert<br />

– Deutsche nur in Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit<br />

Erwähnung, eine geson<strong>der</strong>t westdeutsche Vergangenheit muss<br />

offensichtlich (zumindest auf <strong>der</strong> Basis des bisher ausgewerteten Textkorpus)<br />

nicht bewältigt werden. Gleiches gilt für flektierte Tokens des<br />

Stammmorphems aufarbeit*.<br />

Blickt man abschließend auf Spezifika <strong>der</strong> Kookkurrenzpartner <strong>der</strong><br />

Belege mit bewältig*, so fallen die Modalverben müssen <strong>und</strong> sollen<br />

auf. Dies lässt auf das deontische Potential schließen, welches die<br />

Textproduzenten beim Aufrufen des Konzeptes ›Bewältigung‹ explizieren.<br />

Es wird in vermeintlich konsensualem Duktus insinuiert, dass<br />

›Bewältigung‹ eine mentale Herausfor<strong>der</strong>ung darstelle, <strong>der</strong> sich Individuen<br />

<strong>und</strong> Kollektive zu stellen haben.<br />

Dieses deontische Potential zeigt sich ebenfalls an den grammatischen<br />

Konstruktionen „zu bewältigen ist“ bzw. „zu bewältigen sind“<br />

des sog. modalen Infinitivs, <strong>der</strong> auch als eine beson<strong>der</strong>e Form des Passivs<br />

im Sinne <strong>von</strong> „Es ist möglich/notwendig, x zu bewältigen“ gelesen<br />

werden kann (EISENBERG 2004: 351). Die Konstruktionen „zu bewältigen<br />

hat“ bzw. „zu bewältigen haben“ stellen ebenfalls eine beson<strong>der</strong>e<br />

22 BELICA (2001).

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