EWKE 22-10
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
12. März 20<strong>22</strong> Regional<br />
7<br />
Von Phabiranon bis Wremb<br />
Auf Spurensuche nach dem Ursprung des Ortsnamens Wremen<br />
Gegen Ukraine-Krieg<br />
Helgoländer bilden Menschenkette<br />
WREMEN jt ∙ Wremen - ein<br />
seltsamer Name. Denn in<br />
der deutschen Sprache ist ein<br />
„R“ unmittelbar hinter dem<br />
„W“ eher selten. Oft wird der<br />
Name Wremen, wenn man<br />
ihn zum Beispiel am Telefon<br />
ausspricht, für Bremen gehalten.<br />
Die Hansestadt Bremen<br />
ist war nicht so weit entfernt,<br />
aber trotzdem ist die Wurster<br />
Nordseeküste mit dem Nordseebad<br />
Wremen ein ebenso<br />
eigenständiger wie selbstbewusster<br />
Ort, selbst wenn er<br />
nicht zur Hanse gehört. Unser<br />
Reporter hat sich auf die<br />
Suche gemacht, woher dieser<br />
eigentümliche Name Wremen<br />
eigentlich stammen könnte.<br />
Sehr geholfen hat ihm bei<br />
seinen Nachforschungen<br />
die stellvertretende Wremer<br />
Ortsbürgermeisterin und<br />
Ortsheimatpflegerin Renate<br />
Grützner, die sich eingehend<br />
mit der Wremer Chronik beschäftigt<br />
hat und dabei auf<br />
Originaldokumente gestoßen<br />
ist, in denen man schon vor<br />
Hunderten von Jahren versuchte,<br />
den Namensursprung<br />
zu deuten.<br />
So sieht der als „hervorragendster<br />
Forscher der Geschichte<br />
der engeren Heimat<br />
Land Wursten“ betitelte und<br />
1866 in Misselwarden geborene<br />
Gustav von der Osten<br />
den Ort Wremen als einen<br />
Ortsnamen, der „als völlig<br />
unerklärt“ angesehen werden<br />
müsse.<br />
„Man hat allerlei in dieses<br />
Wort Wremen hineingeheimnissen<br />
wollen, etwa als die<br />
Wo der Name Wremen seinen Ursprung hat, weiß heute keiner<br />
mehr genau<br />
Foto: jt<br />
veränderte Form des schon<br />
bei dem alten Ptolämeus (+141<br />
n. Chr. Geburt) genannten<br />
Ortes an der unteren Weser<br />
‚Phabiranon‘, das andere<br />
auf Bremen gedeutet haben.<br />
Dann wäre unser Ort uralt.“<br />
„Aber solche Deutungen<br />
sind doch nur sehr unsichere,<br />
höchst zweifelhafte Annahmen.<br />
Jellinghaus, ein bekannter<br />
Ortsnamenforscher, führt<br />
uns weiter, wenn er auf die<br />
große Verwandtschaft von<br />
‚wr‘ und ‚br‘ hinweist: Wremen/Bremen.<br />
Man erlebt das<br />
häufiger am Fahrkartenschalter<br />
in der Praxis, wenn man<br />
eine Fahrkarte nach Wremen<br />
verlangt und der Beamte<br />
schiebt eine solche nach Bremen<br />
zu. ‚Brem‘ bedeutet nun<br />
sumpfiges Ufer. Wremen würde<br />
ähnliches bedeuten, weil<br />
man sich auch hier schnell<br />
nasse Füße holen kann.<br />
Eine andere Bedeutung des<br />
Ortsnamens gibt (nach Plettke,<br />
Heimatkunde des Regierungsbezirks<br />
Stade, 1909<br />
Seite 432), der eben genannte<br />
Jellinghaus, wenn er Wremen<br />
ableitet vom altnordischen<br />
‚vra‘, ‚vro‘ = Winkel, Ecke.“<br />
Beide Deutungen würden auf<br />
Wremen passen. Interessant<br />
zu wissen, ist die Tatsache,<br />
dass Wremen im Laufe der<br />
Jahrhunderte unterschiedliche<br />
Namen zukamen.<br />
1312 zuerst vorkommend,<br />
wurde Wremen auch Werme<br />
(so 1319, 1331) und Worme<br />
(1365) genannt. Die Form<br />
Wreme (unter anderem auch<br />
1427, 1595) hat sich bis in die<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts<br />
gehalten, bis das Plattdeutsche<br />
(und diese Form galt als<br />
Platt), in den Akten und den<br />
Beurkundungen vom Hochdeutschen<br />
abgelöst wurde.<br />
Noch 1624 in einem Orgelbauvertrag,<br />
1634 in einer<br />
Beschwerde der durch Einquartierung<br />
belasteten Süderkirchenspiele<br />
von Land<br />
Wursten, in einem alten Einkünftebuch<br />
der Kirchengemeinde<br />
unter 1644 und 1651<br />
(die „Bowerschaft Wreme“)<br />
heißt es so: „Wreme“ auch<br />
bisweilen „Wrehme“ 1648<br />
und „Wreem“ 1624, auch 16<strong>10</strong>:<br />
„Wreheme“, im Rechnungsbuch<br />
der Lüdingworther<br />
Juraten von 1595 bis 1614. Aber<br />
dann in einer Akte, betreff den<br />
Streit der Wremer Juraten mit<br />
Vogt Hippstedt heißt es 1657<br />
(wie heute noch): Wremen.<br />
Und dabei bleibt es in weiteren<br />
Akten von 1670/1681/1682<br />
und so weiter. Bisweilen noch<br />
etwas zurechtfrisiert wirkt<br />
„Wremb“, bisweilen, so im<br />
18. Jahrhundert, besonders<br />
bei dem großen Historiker<br />
unserer Bremen-Verdener<br />
Heimat, Pratje, wird ein<br />
„Wremum“ daraus, um etwas<br />
Gleichklang mit all den<br />
anderen Wurster „ums“ zu<br />
bekommen: Midlum, Dorum,<br />
Mulsum, Northum, Sorthum,<br />
Alsum, Imsum. Dieses<br />
Wremum deutet Schröder<br />
im Stader Archiv IX, 59 mit<br />
Rand- oder Strandheim. Im<br />
19. Jahrhundert aber schreibt<br />
man wieder Wremen. Das<br />
auslaufende „n“ ist nach<br />
dem eingangs erwähnten<br />
Gustav von der Osten, nicht<br />
ursprünglich, sondern auch<br />
bloß in Anlehnung an Namen<br />
wie Dingen, Imbsen, Hülsen<br />
u.s.w. entstanden.<br />
Aber egal, wo der Name seinen<br />
Ursprung hat - Wremen<br />
bleibt einfach lebens- und<br />
liebenswert.<br />
HELGOLAND re ∙ Zu einer<br />
Menschkette und Gedenkminute<br />
gegen den Ukraine-<br />
Krieg haben die Schüler der<br />
James-Kruess-Schule Helgoland<br />
aufgerufen. Knapp 300<br />
Helgoländer, Insulaner und<br />
Gäste sind dem Aufruf gefolgt<br />
und bildeten am Donnerstag<br />
ab 12 Uhr eine Menschenkette<br />
am Falm mit Blickrichtung<br />
Berlin, Festland.<br />
„Etwa 20 Prozent der rund<br />
1.500 Menschen auf Helgoland<br />
haben heute ein<br />
Zeichen gegen Krieg, für<br />
Frieden unter besonderer<br />
Berücksichtigung der aktuellen,<br />
besorgniserregenden<br />
Situation in der Ukraine<br />
gesetzt“, so Schulleiter Marcus<br />
Tandecki. Sie bildeten<br />
auf dem Falm direkt an<br />
Friedlicher Protest auf Helgoland<br />
der Felskante eine etwa 200<br />
Meter lange Menschenkette:<br />
Vom Fahrstuhl bis zum<br />
Berliner Bär am Beginn des<br />
Klippenrandweges.<br />
Nach etwa 30 Minuten löste<br />
sich die Menschenkette wieder<br />
auf.<br />
„Alle auf Helgoland vertretenen<br />
Nationen, und das<br />
sind etwa 34, zeigen jeden<br />
Tag, dass ein Zusammenleben<br />
ohne Konflikte möglich<br />
ist“, so Tourismusdirektor<br />
Stephan Hauke. Die Kinder<br />
und Jugendlichen der<br />
James-Kruess-Schule hatten<br />
selbstgebaute Ukraine-Flaggen<br />
dabei, die Erwachsenen<br />
trugen Schilder und<br />
Transparente mit „No war“,<br />
„Freedom for Ukrain“ und<br />
„Wir wollen keinen Krieg“.<br />
Foto: Privat<br />
Für Frieden und<br />
Solidarität.<br />
Mitten in Europa herrscht Krieg.<br />
Die humanitäre Lage in der Ukraine ist katastrophal. Hunderttausende<br />
fliehen vor der Gewalt. Millionen Kinder, Frauen und<br />
Männer bangen um ihr Leben und ihre Zukunft.<br />
HELFEN SIE HELFEN!<br />
Die Zeitungen in Deutschland unterstützen das Aktionsbündnis<br />
Katastrophenhilfe, das den Menschen in der Ukraine und<br />
den Nachbarländern schnelle Nothilfe leistet. Für den Einsatz<br />
der Helferinnen und Helfer vor Ort bitten wir um Spenden.<br />
Empfänger: Aktionsbündnis Katastrophenhilfe<br />
Spendenkonto: Commerzbank<br />
BIC: COBADEFFXXX<br />
IBAN: DE65 <strong>10</strong>0 400 600 <strong>10</strong>0 400 600<br />
Stichwort: ZEITUNGEN HELFEN<br />
Online-Spenden:<br />
www.aktionsbuendnis-katastrophenhilfe.de/zeitungen-helfen