2022_03_24_Spitzenorchester

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in die Schule gegangen, Trotzdem stieß ihn schon bald die unerbittlich orthdoxe Haltung ab, mit der Komponisten wie Pierre Boulez einen einzig richtigen Weg in der zeitgenössischen Musik propagierten. Für Salonen geht es seitdem nur darum, »so zu komponieren, wie du es willst, und sich nicht darum zu scheren, ob das akzeptabel ist für das Establishment.« Daher hält Salonen auch unumwunden an der oftmals von seinen Komponistenkollegen verpönten Tonalität fest. Als »postromantisch-mitteleuropäische Musik« hat Salonen einmal seinen Stil bezeichnet. Und ob es nun seine großen Orchesterwerke, seinen zahlreichen Kammermusikstücke oder seine Solo- Konzerte sind – schnell wird überdeutlich, für wen sein Herz besonders schlägt. Es ist Claude Debussy, dessen nuanciert subtile bis kulinarisch schwelgerische Klangfarbenpalette sich in Salonens Konzert für Violoncello und Orchester unüberhörbar niedergeschlagen hat. So lebt der Eröffnungssatz, der wie die beiden nachfolgenden Sätze unbetitelt ist, auch von jenem fluiden Flimmern und Funkeln, das sich in den vielen Meisterwerken Debussys wiederfindet. Der langsame Satz entwickelt sodann aus einer magisch-sinnlichen Klangwolke einen geheimnivollen und zugleich anmutigen Zauber, der gleichermaßen zur DNA des französischen Impressionismus gehört. Und wie sein Idol Debussy zeigt sich Salonen immer wieder fasziniert und angezogen von den Klangdialekten jenseits der abendländischen Musiksprachen. Wenn die weltmusikalischen Wurzeln – wie im 1. Satz – bis in den Orient und die jüdische Musik zurückreichen. Oder wenn im Finale zwischen dem Solo-Cello und den Congas und Bongos ein virtuoser Hochgeschwindigkeits-Dialog entsteht, der von Ferne an die indische Musik erinnert. Mittels auch solcher Klangdialekte hat Salonen ein dynamisches, unterschiedlichste Klangenergiezustände annehmendes Cellokonzert komponiert. »Ich stellte mir die Linie des Solocellos als Flugbahn eines sich im Raum bewegenden Objekts vor, das von anderen Linien, Instrumenten und bewegten Objekten verfolgt und nachgeahmt wird. Ein bisschen wie der Schweif eines Kometen,« so Salonen über den 1. Satz. Im zweiten Satz setzt er dann auch Live-Elektronik ein, um die Cello-Stimme zu verdoppeln und sie über Loops durch den Klangraum zu schicken. Im 3. Satz schließlich wird dem Solisten seine ganze spieltechnische Brillanz abverlangt. Der Komponist: »Diese Musik ist oft tänzerisch, manchmal wild gestikulierend. Eine akrobatische Solo-Episode 6
führt zu einem schnellen Tutti-Abschnitt, in dem ich mir das Orchester als eine Art gigantische Lunge vorstellte, die sich zunächst langsam dehnt und wieder zusammenzieht, sich dann aber bis zu einem Grad von leichter Hyperventilation beschleunigt, der zu dem tanzartigen Material zurückführt. […] Schließlich verpufft die kinetische Energie sanft, die rasante Bewegung verlangsamt sich und die Cellolinie steigt langsam zu einem stratosphärisch hohen b auf.« Komponiert hat Esa-Pekka Salonen sein Cellokonzert für Yo-Yo Ma, mit dem er das Werk im Frühjahr 2017 zusammen mit dem Chicago Symphony Orchestra uraufführte. Ein halbes Jahr später, im August 2017, hatte der heutige Solist die Ehre, mit Salonen am Pult des Orchesters der Finnischen Nationaloper die finnische Erstaufführung zu spielen. »Nicht alle Uraufführungen ziehen ein Nachleben oder -beben mit sich,« so Nicolas Altstaedt. »Aber das Cellokonzert ist ein sehr enger Freund geworden. Ich liebe es, es immer wieder zu spielen und blicke dankbar auf eine der finnischen Inspirationen in meinem Leben zurück.« ESA-PEKKA SALONEN *30. Juni 1958 in Helsinki, Finnland Konzert für Violoncello und Orchester ENTSTEHUNG 2017 GEWIDMET Yo-Yo Ma URAUFFÜHRUNG 9. März 2017 in Chicago, Solist: Yo-Yo Ma, Dirigent: Esa-Pekka Salonen, Chicago Symphony Orchestra ERSTMALS IN EINEM KONZERT IM KULTURPALAST ORCHESTERBESETZUNG Piccolo, 2 Flöten (2. auch Altflöte), 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Es-Klarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Pauken, Schlagwerk, Harfe, Klavier, Electronics/Sounddesign, Streicher DAUER ca. 30 Minuten 7
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