Protokoll des Preisgerichtes zur 2. Stufe | 27 ... - Competitionline
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<strong>des</strong>ign school zollverein<br />
<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
<strong>des</strong>ign school zollverein [d|s|z]<br />
<strong>Protokoll</strong> <strong>des</strong> <strong>Preisgerichtes</strong> <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
nach RAW 2001 / GRW 1995 - geführt unter der Registrier-Nr. W 34 / 02 (AKNW)<br />
Am <strong>27</strong>. Januar 2003 um 10.00 Uhr tritt das Preisgericht im Salzlager der Kokerei<br />
Zollverein in Essen, zusammen.<br />
Herr Dr. Wolfgang Roters, Geschäftsführer der EGZ Essen, eröffnet die Sitzung und<br />
begrüßt die Sitzungsteilnehmer. Es weist darauf hin, dass dies ein wichtiger Tag für<br />
Zollverein ist. Heute soll nicht nur ein Konzept prämiert, sondern auch der Kopf hinter<br />
diesem Entwurf für die weitere Zusammenarbeit gewonnen werden. Es ist wichtig, dass<br />
nicht nur eine Architektur gefunden wird, die dem Auftakt 2005 [Metaform] gerecht wird,<br />
sondern auch die Architektin/der Architekt, der dieses umzusetzen weiß.<br />
Prof. Thomas Sieverts übernimmt den Vorsitz <strong>des</strong> <strong>Preisgerichtes</strong>. Die <strong>Protokoll</strong>führung<br />
übernimmt das Büro scheuvens + wachten, Dortmund.<br />
1. Anwesenheit<br />
Es wird die Anwesenheit der Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Preisgerichtes</strong> und damit die Vollzähligkeit und<br />
Beschlussfähigkeit festgestellt:<br />
Preisrichter | innen<br />
· Hans-Jürgen Best, Beigeordneter der Stadt Essen<br />
· Prof. Dr. Ralph Bruder, Gründungspräsident der d|s|z<br />
· Prof. Manfred Hegger, Kassel/Darmstadt<br />
· Prof. Klaus Kada, Graz/Aachen<br />
· Hartmut Krebs, Staatssekretär MSWF [nicht anwesend]<br />
· Dr. Wolfgang Roters, Geschäftsführer der EGZ<br />
· Prof. Dr. Gerhard Schmitt, ETH Zürich<br />
· Prof. Thomas Sieverts, Bonn | Vorsitzender<br />
· Prof. Gesine Weinmiller, Berlin<br />
Stellv. Preisrichter | innen<br />
· Anna Brunow, Helsinki<br />
· Thomas Franke, Amtsleiter Stadtplanung und Bauordnung der Stadt Essen<br />
· Dr. Katia Glaser, Assistentin <strong>des</strong> Gründungspräsidenten der d|s|z<br />
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· Dr. Ulrich Heinemann, MSWF [vertritt Herrn Hartmut Krebs]<br />
· Mathias Kohler, Zürich<br />
· Prof. Julian Wékel, Darmstadt<br />
· Stefan Schwarz, Geschäftsführer der EGZ<br />
Berater | innen ohne Stimmrecht<br />
· Floris Alkemade, Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam<br />
· Dr. Carl-Heinz Cox, THS Dusiburg<br />
· Susanne Gerstberger, AgenceTer<br />
· Dr. Eckhard Hagen, Kleve<br />
· Dr. Rolf Heyer, LEG Essen<br />
· Prof. Thomas Rempen, Düsseldorf<br />
· Prof. Dr. Reinhard Roseneck, Goslar<br />
· Prof. Axel Thallemer, Festo AG Esslingen<br />
von der Vorprüfung waren anwesend:<br />
· Annette Strehmel, Drees & Sommer<br />
· Roland Weiss, Drees & Sommer<br />
· Steffen Lenze, Stadt Essen<br />
· Xenia Fanti, Stadt Essen<br />
· Ursula Jacobs-Eckardt, Bez. Reg. Düsseldorf<br />
· Mathias Haak, scheuvens + wachten, Dortmund<br />
· Alexandra Jopp, scheuvens + wachten, Dortmund<br />
· Catrin Kirchner, scheuvens + wachten, Dortmund<br />
· René Reckschwardt, scheuvens + wachten, Dortmund<br />
· Prof. Rudolf Scheuvens, scheuvens + wachten, Dortmund<br />
außerdem<br />
· Gabriele Heidner, für die EGZ<br />
· Maren Beuscher, für die EGZ<br />
· Simone Döll, für die EGZ<br />
· Klaus Engelert, für die EGZ<br />
· Anne Mehrfeld, für die EGZ<br />
· Marie Mense, THS GmbH<br />
· Fabio Gramazio, Zürich<br />
Anschließend wird die Vorprüfung gebeten, die Ergebnisse ihrer Arbeit vorzustellen. Prof.<br />
Rudolf Scheuvens fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen, die weitere Vorstellung der<br />
Arbeiten erfolgt im Anschluss an den Plänen.<br />
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<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
<strong>2.</strong> Bericht der Vorprüfung<br />
Die Vorprüfung der Entwurfsarbeiten erfolgte in der Zeit vom 13. Januar 2003 bis zum 2<strong>2.</strong><br />
Januar 2003 im Büro scheuvens + wachten in Dortmund. Die Wettbewerbsarbeiten<br />
wurden nach RAW 2001 vorgeprüft. Die Ausarbeitung <strong>des</strong> Vorprüfberichtes erfolgte im<br />
selben Zeitraum durch das Büro scheuvens + wachten, Dortmund.<br />
Das Fachgutachten wurde vom Büro Drees & Sommer, Düsseldorf/Köln durchgeführt.<br />
Die Vorprüfung weist <strong>des</strong> Weiteren darauf hin, dass Herr Franke, entgegen der Angabe im<br />
<strong>Protokoll</strong> vom 16. Dezember 2002, bei der Zwischenpräsentation der Arbeiten nicht<br />
anwesend war.<br />
3. Schriftliche Beurteilung der Arbeiten<br />
Nach der Vorstellung der Arbeiten durch die Vorprüfung und die Betrachtung der<br />
Einsatzmodelle der einzelnen Arbeiten im Bestandsmodell, teilt Herr Prof. Thomas<br />
Sieverts das Preisgericht <strong>zur</strong> Beurteilung der Arbeiten in 5 Arbeitsgruppen auf, die anhand<br />
der vorgegebenen Bewertungskriterien die Arbeiten beschreiben.<br />
11<strong>27</strong>_OMW<br />
Die Verfasser sehen in der <strong>des</strong>ign school einen "Think Tank" und eine Produktionsstätte.<br />
Sie möchten über diese entwurfsleitende Vorstellung den Bezug <strong>zur</strong> Historie der Zeche<br />
Zollverein herstellen und deren Transformation in einen postindustriellen<br />
Produktionsstandort städtebaulich wie architektonisch gestalten.<br />
Sie fügen konsequent dem bestehenden Ensemble ein weiteres kraftvolles Monument<br />
hinzu, das durchaus in der Lage erscheint als städtebaulicher Auftakt eine neue<br />
Eingangssituation für das Zechengelände zu definieren.<br />
Das prägende Baukörpervolumen wird allerdings nur mit einem gegenüber dem<br />
vorgegebenen Programm erheblich erweiterten Nutzflächenangebot und einer höchst<br />
aufwändigen skulpturalen Differenzierung <strong>des</strong> Baukörpers erreicht.<br />
Die Skulptur resultiert aus paralleler Reihung von Baukörpern, die als mäandrieren<strong>des</strong><br />
Band geschlossener Fassadenflächen im Wechsel mit Verglasung und geöffneten<br />
Ausschnitten jeweils auf den beiden Querseiten nach Außen treten.<br />
Entwurf bestimmend ist hier die Idee einer Assoziation mit Stollenstrukturen <strong>des</strong> Bergbaus<br />
in der Region sowie mit unsichtbaren wie transparenten Abschnitten von<br />
Produktionsprozessen.<br />
Die Orientierung der Baukörperfigur parallel <strong>zur</strong> neuen Hauptachse dieses<br />
Zechenbereiches kann als städtebaulich gelungen angesehen werden, wenn auch die<br />
Wahrnehmung der Gebäudedifferenzierung gerade vom Startpunkt der Achse an der<br />
Gelsenkirchener Strasse nur eingeschränkt wahrzunehmen ist.<br />
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<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
Für den Gebäudeaufbau selbst bringt die gewählte Gestaltung allerdings sowohl<br />
funktional wie bezogen auf den Kostenaufwand [Dimension der Fassadenflächen, Statik<br />
etc.] hohe Nachteile.<br />
Die prozesshafte Interpretation der Gebäudefunktion wird auch gestalterisch bestimmend<br />
für die innere Struktur, führt allerdings hier <strong>zur</strong> Überdimensionierung der<br />
Erschließungselemente Flure, Treppen und Rampen. Insbesondere die rampenbezogenen<br />
Zugänge der Räumen erscheinen teilweise sehr artifiziell und wenig funktionsgerecht.<br />
Auch die inneren Raumqualitäten können weder für die extrovertiert kommunikativen noch<br />
für die introvertiert auf individuelle Arbeitsprozesse gerichteten Funktionen einer <strong>des</strong>ign<br />
school wirklich überzeugen.<br />
Insoweit sind auch nach Überarbeitung nur wenige der Fragen nach Flexibilität,<br />
Erschließung und Belichtung der Räume tragfähiger beantwortbar.<br />
Zusammengefasst wird der gewählte Gestaltungsansatz zwar der städtebaulichen<br />
Situation durchaus gerecht, und wäre die architektonische Aussage sicherlich in ihrer<br />
Prägnanz in der Lage, einen Gestaltungsanspruch der <strong>des</strong>ign school in der Öffentlichkeit<br />
zu präsentieren. Gravierende Mängel der Funktionalität wie der Atmosphäre <strong>des</strong><br />
Innenraumaufbaues stehen jedoch diesen ausgesprochenen Qualitäten gegenüber. Hinzu<br />
tritt der hohe, für den Gebäudezweck unverhältnismäßige Kostenaufwand. Die<br />
Konzeption wird damit insgesamt nur begrenzt dem Spektrum unterschiedlicher<br />
Anforderungen der Aufgabenstellung gerecht.<br />
1136_Leeser Architecture<br />
Der Entwurf von Leeser Architecture wird vom Verfasser mit dem Titel: Vom Förderband<br />
zum Informationsfluss und vom programmierten Raum zum programmierbaren Raum<br />
überschrieben. Dies wird sehr anschaulich in der städtebaulichen Entwicklung <strong>des</strong><br />
Gebäu<strong>des</strong> dargestellt. Sehr selbstbewusst entwickelt sich aus dem aufgeschnittenen<br />
Edelstahlwalzband ein Gebäude, das als Antwort auf das sehr präsente Industriedenkmal<br />
Zeche Zollverein gelesen werden kann und den Dialog als gleichwertiger Partner besteht.<br />
Weshalb allerdings die schräg zum Gebäude kreuzende Bahnlinie das darüber laufende<br />
Gebäude in spitzen Winkeln abschneidet ist nicht ganz nachvollziehbar, zumal die<br />
vorbeifahrenden Züge direkt am Haupteingang vorbei schauen.<br />
Im Inneren wurde durch die Vereinfachung der Erschließung hin zu einer zentralen<br />
Durchwegung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> der Weg und der Blick in die verschiedenen Arbeitsbereiche<br />
thematisiert. Grundsätzlich wird diese Änderung begrüßt, jedoch fragt man sich wie<br />
konzentriertes Arbeiten direkt neben einer Haupterschließung möglich ist. Auch muss man<br />
immer über die Rampentreppe auf- oder absteigen um von einem Arbeitsplatz zum<br />
anderen zu gelangen.<br />
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<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
Der Verfasser hat in der Überarbeitung neben der Präzisierung <strong>des</strong> Entwurfes für den<br />
Nachweis der Baubarkeit eine Vielzahl von Ideen für die Bespielung <strong>des</strong> Hauses<br />
vorgesehen. Von einem Mediathek-Roboter bis hin zu einer an einem Schienensystem<br />
befestigten mobilen Bibliothek werden Maßnahmen vorgeschlagen, die jedoch nur<br />
scheinbar eine hohe Flexibilität suggerieren. Diese Flexibilität beschränkt sich lediglich auf<br />
den horizontal geschichteten Bereich <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> und viele Ideen rücken an die Nähe<br />
von Dekoration.<br />
Leider erscheint der Entwurf durch die Weiterbearbeitung nicht räumlich differenzierter als<br />
der ursprüngliche Vorschlag und die Gefahr eine d|s|z mit Architektur als Träger von<br />
Design zu verkleiden scheint durch die Arbeit nicht gebannt.<br />
1143_A_lab<br />
Die weitgehende Unsichtbarkeit andererseits Transparenz moderner Information und<br />
Kommunikation sowie <strong>des</strong> Networking liefert ganz offensichtlich den Stoff für die<br />
Entwicklung der Idee dieses Entwurfes.<br />
Wesentliche Funktionen der d|s|z sind abgedeckt von einer plangleichen Scheibe aus<br />
Glas und begehbaren Flächen. Die großmaßstäbliche fünfte Fassade <strong>des</strong> Daches wird<br />
jedoch aus Alltagsperspektiven kaum wahrnehmbar sein. Der Medienturm und das<br />
boarding-house stechen dagegen als gläserne Scheiben daraus hervor und beziehen sich<br />
in ihrer Ausrichtung auf die vorgefundene städtebauliche Struktur. Leider wird die gute<br />
Idee der gläsernen "Plattform" von den Verfassern in mehrfacher Hinsicht beschädigt, ja<br />
fast aufgelöst.<br />
Rampen und Höfe an allen vier Seiten isolieren die Plattform von ihrer Umgebung. Das<br />
wahrgenommene Bild verschiebt sich zu dem eines eingesenkten Gebäu<strong>des</strong>. Das<br />
landschaftliche Konzept wird zu einem Breitfuß mit Türmen, dieses allerdings wird hier als<br />
fremdartig empfunden.<br />
Für die innere Organisation der Gebäu<strong>des</strong>truktur werden differenzierte Angaben zu allen<br />
erdenklichen Nutzungszuständen gemacht. Das angebotene Gefüge wirkt flexibel, aber<br />
auch spannungslos. Ausblicke zu einigen Innen- und Randhöfen sind gegeben, meist<br />
kommt das Licht aber von oben. Das verglaste Dach sorgt für mehr als ausreichen<strong>des</strong><br />
Tageslicht. Seine Ausrichtung <strong>zur</strong> steil stehenden Sonne und zum Zenitlicht wird aber<br />
zugleich zu einer hohen unerwünschten thermischen Belastung führen, die angesichts der<br />
geringen Raumhöhen nur mit hohem Energie- und Geräteeinsatz zu kompensieren sind.<br />
Diese Gebäudetechnik ist nicht nachgewiesen, wird aber einen erheblichen Aufwand<br />
verursachen, auch um für die gewünschte Gesamtwirkung unsichtbar bleiben zu können.<br />
Das trotz Einfügung in die Topographie durch die schlanken Türme und die Höfe erzielt<br />
ungünstige A/V-Verhältnis, hohe Fassadenanteile und kostenaufwändige<br />
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<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
Überkopfverglasungen sowie das Risiko <strong>des</strong> Altlastenausschnitts lassen hohe<br />
Investitionskosten erwarten.<br />
Die Betriebskosten werden sich durch die Nichtbeachtung von Prinzipien <strong>des</strong><br />
energieeffizienten Bauens ungünstig entwickeln, insbesondere für den besonders<br />
aufwändigen Betrieb der Raumkühlung, ohne die eine solches Gebäude nicht<br />
auskommen dürfte.<br />
1149_Caramel<br />
In der weiteren Bearbeitung wird die ursprünglich konsequent linear durchgeführte<br />
Struktur verlassen und am Kopfende verändert. Das Auslagern <strong>des</strong> boarding-house in<br />
den südwestlichen Bestand auch durch einen teilweisen Neubau und eine im südlichen<br />
Teil der Struktur neu angelagerten Bereich für Vortragssäle, Bibliothek, Seminar- und<br />
Arbeitsräume führt zu einer Kopflösung welche die ursprüngliche Logik der Konzeption<br />
abschwächt und darüber hinaus der innenräumlichen Situation die erwartete Spannung<br />
eher nimmt als steigert. Obwohl die gebrochene Linearität innerhalb <strong>des</strong> Kopfbaus eine<br />
räumliche Verschränkung andeutet ist dieser Vorschlag vom Knick der linearen<br />
Konzeption einerseits sowie den angeschlossenen südlichen Trakt ein Spannungsverlust<br />
zum ersten Projekt zu vermerken.<br />
Positiv wird die Idee einer umhüllenden Karosserie bewertet die aber an der Frontseite<br />
keine oder nur wenig Ausformulierung zeigt. Eine gewünschte Stärkung der<br />
Kommunikation im Bereich <strong>des</strong> Steges wurde nicht Rechnung getragen, ebenso ist der<br />
Versuch innerhalb <strong>des</strong> Kopfbaus mittels Stege Verbindungen zu schaffen nicht unbedingt<br />
eine Vermehrung von Kommunikationsflächen.<br />
Grundsätzlich ist eine Verbesserung der funktionellen Zusammenhänge erreicht worden.<br />
1155_SANAA<br />
Der in seiner Formenwelt äußerst reduzierte Entwurf entspricht nahezu ohne<br />
Einschränkung der Mehrschichtigkeit der Aufgabe:<br />
Die d|s|z erhält ein großartiges Raumgefüge, das in seiner Offenheit zu unterschiedlichen<br />
Formen der Kommunikation und Kooperation einlädt.<br />
Die Architektur setzt die Tradition der rationalen Architektur der Zeche Zollverein XII mit<br />
zeitgenössischen Mitteln fort und interpretiert damit das Weltkulturerbe in überraschend<br />
kreativer, aber doch auch denkmalpflegerisch angemessener Form.<br />
Die Stellung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> und die Gestaltung <strong>des</strong> Außenraums konkretisiert den im<br />
Masterplan von OMA formulierten "Attraktor" auf städtebaulich überzeugende Weise.<br />
Zu den Qualitäten <strong>des</strong> Raumgefüges im Einzelnen: das niedrige Erdgeschoss auf Ebene<br />
<strong>des</strong> Parks stellt mit Foyer, Ausstellungen, Vortragssälen und Cafeteria die Verbindung <strong>zur</strong><br />
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Öffentlichkeit her und erlaubt damit zwanglos, die Öffentlichkeit hier ohne Störung <strong>des</strong><br />
Hochschulbetriebs zu bedienen.<br />
"Herzstück" der Schule ist der darüber liegende hohe "Raum der Produktion" in dem<br />
Ideen entwickelt, mit einander ausgetauscht und konkretisiert werden.<br />
Die große Höhe erlaubt das Einhängen geschlossener Arbeitszellen und damit auch eine<br />
dreidimensionale zeitweise Umgestaltung:<br />
Dieser zentrale Raum bietet nicht "neutrale Flexibilität", sondern fordert eine aktive<br />
gestalterische Auseinandersetzung mit großem Atem.<br />
Die unmittelbar darüber liegende introvertierte Bibliothek mit außen liegenden<br />
Seminarräumen fördert – komplementär zum "Raum der Produktion" – die<br />
wissenschaftliche Reflektion.<br />
Das oberste Geschoss für Dozenten und Verwaltung schafft die für Dauerarbeitsplätze<br />
erforderlichen Sicht- und Beleuchtungsverhältnisse.<br />
Das Dach dient als Dachgarten und "Freiluftatelier" mit einem großartigen Umblick auf<br />
Zeche Zollverein und das weitere Ruhrgebiet.<br />
So entspricht der vertikale Aufbau <strong>des</strong> Raumgefüges den inneren Arbeitsabläufen. Der<br />
Entwurf steht damit in der Tradition <strong>des</strong> Funktionalismus. Die Architektur ist darüber<br />
hinaus in der Ökonomie der Gestaltungsmittel und der Disziplin der Maßverhältnisse der<br />
besonderen Architektur von Schupp und Kremmer verpflichtet.<br />
Weit über diese Tradition hinaus weisen die Behandlung der Oberfläche und die<br />
Lichtführung: sie stehen in einem poetischen Kontrast <strong>zur</strong> Rationalität der Architektur und<br />
führen zu neuen, zeitgenössischen Raum-Atmosphären.<br />
Das Konzept ist das wirtschaftlichste unter den fünf abschließend zu beurteilenden<br />
Entwürfen, auch wenn es immer noch das vorgegebene Budget sprengt.<br />
Konstruktion und Materialität sind zwar erst angedeutet, jedoch die schon während <strong>des</strong><br />
diskursiven Wettbewerbsverfahrens bewiesene Fähigkeit <strong>zur</strong> konsequenten<br />
Konkretisierung und Verfeinerung <strong>des</strong> Entwurfsgedankens lassen ein kompetentes, nicht<br />
nur konzeptionell sondern auch hinsichtlich Funktion, Konstruktion und Wirtschaftlichkeit<br />
erfahrenes Team erwarten.<br />
Um 15.00 Uhr tritt das Preisgericht wieder zusammen. Die erarbeiteten Beurteilungen<br />
werden vor den einzelnen Wettbewerbsbeiträgen verlesen und diskutiert.<br />
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4. Auszeichnung der Arbeiten und Rangfolge<br />
Am <strong>27</strong>. Januar 2003, 15.30 Uhr entscheidet das Preisgericht über die Verteilung der<br />
Preise.<br />
Das Preisgericht beschließt einstimmig, einen ersten Preis und vier dritte Preise zu<br />
vergeben. Hierzu wird das ausgelobte Preisgeld für den zweiten und dritten Preis<br />
zusammengefasst und gleichmäßíg auf alle vier dritte Preise aufgeteilt:<br />
1. Preis: 7.500,- Euro<br />
3. Preis: je 1.875,- Euro<br />
Bearbeitungshonorar: je 5.000,- Euro<br />
Folgende Verteilung der Preise wird beschossen:<br />
1. Preis: SANAA | Tokyo [einstimmig]<br />
3. Preis: OMW | Frankfurt am Main [einstimmig]<br />
Leeser Architecture | New York [einstimmig]<br />
A_lab | Berlin [einstimmig]<br />
Caramel | Wien [einstimmig]<br />
5. Erkenntnisse und Empfehlungen <strong>des</strong> Preisgerichts<br />
Die Jury empfiehlt den Entwurf <strong>des</strong> Büros SANAA aus Tokyo als eine hervorragende<br />
Grundlage für den jetzt notwendigen Dialog mit dem Bauherrn, dem Nutzer und der<br />
Bevölkerung im Essener Norden.<br />
Vor allem die Gestaltung <strong>des</strong> öffentlichen Raumes sollte als Einladung an die<br />
Wohnbevölkerung in der Umgebung verstanden werden, mit einem neuen Stück<br />
Zollverein einen gut gestalteten Eingang in das Weltkulturerbe und einen Freiraum mit<br />
Gestaltqualität für die Menschen im Umfeld zu schaffen. Zur Gestaltung <strong>des</strong><br />
Außenraumes sollte auch die genaue städtebauliche Positionierung der d|s|z gehören.<br />
Die Außenhaut der <strong>des</strong>ign school bietet gute Voraussetzungen, um sie technisch,<br />
gestalterisch und in ihrer Materialität zu entwickeln, sodass eine gewisse Transparenz und<br />
Lebendigkeit <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> gewährleistet sind. Dabei ist der Alterungsprozess der<br />
Fassade zu beachten. Neueste Erkenntnisse der Energie- und Klimatechnik sind zu<br />
berücksichtigen. Die Jury empfiehlt, die Möglichkeit einer Passivhausqualität zu prüfen.<br />
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6. Verfasser der Arbeiten<br />
1. Preis | 7.500,- EURO<br />
Arbeit 1155 [Kennzahl 1029<strong>27</strong>]<br />
SANAA<br />
Kazuyo Sejima + Ryne Nishizawa<br />
7-A, 2-2-35 Higashi Shinagawa<br />
Shinagawa-Ku<br />
Tokyo 140-0002 Japan<br />
Mitarbeit:<br />
Yoshitaka Tanase, Jonas Elding, Nicole Berganski, Karen Schütz, Koji Yoshida,<br />
Erika Hidaka, Yutaka Kikuchi, Jamin Morrison<br />
Sonderfachleute:<br />
Saps/Sasaki and Partners, Tragwerksplanung, Tokyo<br />
3. Preis | je 1.875,- EURO<br />
Arbeit 11<strong>27</strong> [Kennzahl 671136]<br />
OMW<br />
Onderka Möller Wald Architekten BDA<br />
Jürgen Onderka<br />
Franziusstraße 8-14<br />
60314 Frankfurt am Main<br />
Mitarbeit:<br />
Pascal Atzert, Michal Novi, Alexander Schuldt, Jochen V. Landwüst<br />
Sonderfachleute:<br />
Bollinger + Grohmann, Tragwerksplanung, Frankfurt am Main<br />
Firma ENCO, TGA, Frankfurt a.M.<br />
GTL-Kassel, Landschaftsarchitekt<br />
Ingenieurbüro Tanber, Fassadentechnik<br />
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<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
Arbeit 1136 [Kennzahl 121252]<br />
Leeser Architecture<br />
Thomas Leeser, Rebecca van de Sande<br />
561 Broadway<br />
New York<br />
NY-10012 USA<br />
Mitarbeit:<br />
Scott Campbell, Alec Hathaway, Anke Kahle, Ralf Kallenberger, Jing Liu, Eliane<br />
Maillot, Margit Rott, Tim Schönberg, Oliver Sippl<br />
Sonderfachleute:<br />
Büro Happold, New York/Berlin, Tragwerksplanung<br />
HL-Technik AG, Düsseldorf, Haustechnik<br />
AEC Ars Electronica Center UN2, Östereich, New Media<br />
Arbeit 1143 [Kennzahl 172123]<br />
A_lab<br />
Jens Schmahl, Architekt<br />
Hallesches Ufer 24<br />
10963 Berlin<br />
Mitarbeit:<br />
Oliver Dering, Dirk Rüppel, Axel Scheele<br />
Sonderfachleute:<br />
Bollinger + Grohmann, Frankfurt a.M., Tragwerksplanung<br />
Ove Arup Deutschland, Berlin, Haustechnik<br />
Hutterreimann, Berlin, Landschaftsarchitektur<br />
Arbeit 1149 [Kennzahl 010203]<br />
Caramel architekten<br />
katherl.haller.aspetsberger<br />
Schottengasse 72/2/3<br />
1070 Wien<br />
Architektin Maja Lorbeck, Wien<br />
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<strong>Protokoll</strong> der Preisgerichtssitzung <strong>zur</strong> <strong>2.</strong> <strong>Stufe</strong> | <strong>27</strong>. Januar 2003<br />
Mitarbeit:<br />
Markus Bösch, Michl Kaser, Stefanie Kuhlmann, Herwig Matl, Sandra Scheppl,<br />
Alexa Zahn<br />
7. Abschluss <strong>des</strong> Verfahrens<br />
Der Vorsitzende <strong>des</strong> Preisgerichts dankt allen Teilnehmern für die intensive, sehr<br />
konzentriert und sachlich geführte Diskussion.<br />
Er dankt insbesondere der Vorprüfung für die professionelle Vorbereitung und<br />
Ausarbeitung der Unterlagen und der Durchführung <strong>des</strong> gesamten Verfahrens. Die<br />
vorgelegten Vorprüfberichte waren Grundlage für eine sehr intensiv und qualitätvoll<br />
geführte Diskussion. Die Vorprüfung wird einstimmig entlastet.<br />
Herr Prof. Thomas Sieverts gibt den Vorsitz mit Dank an den Auslober <strong>zur</strong>ück und<br />
beglückwünscht ihn und den späteren Nutzer zu diesem hervorragenden Entwurf.<br />
Herr Prof. Dr. Ralph Bruder bedankt sich im Namen <strong>des</strong> späteren Nutzers bei Herrn Prof.<br />
Sieverts für die souveräne Sitzungsleitung und bei allen an der Durchführung <strong>des</strong><br />
Wettbewerbs Beteiligten für ihre engagierte Arbeit.<br />
Die Sitzung wird um 16.15 Uhr beendet.<br />
Für das <strong>Protokoll</strong>:<br />
Alexandra Jopp, Prof. Rudolf Scheuvens, Prof. Thomas Sieverts<br />
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