Lagerhaus Axams | Magazin Leben am Land 02
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Brauchtum<br />
Brauchtum<br />
Das wohltuende<br />
Holz der Zirbe<br />
Sie ist immergrün und trägt ihre 5 bis 8 cm<br />
langen Nadeln zu fünft in Büscheln an nach oben<br />
strebenden Ästen. Ihr Wuchs ist oft verdreht und<br />
knorrig: All das ist typisch für die Zirbe.<br />
Ein Zirberl vielleicht ...?“ Diesem<br />
für so manchen verlockenden<br />
Angebot kann man<br />
nicht nur auf urigen Almhütten<br />
begegnen, sondern immer öfter<br />
auch im urbanen Raum. Die Zirbe (Pinus<br />
cembra), auch Arbe oder Arve genannt,<br />
ist allerdings noch so viel mehr<br />
als nur Hochprozentiges. Kaum einer<br />
heimischen Nadelbaumart wird so<br />
viel Gutes nachgesagt wie der Zirbe.<br />
Sie bringt inzwischen eine ganze<br />
Reihe von beliebten Produkten hervor:<br />
Allen voran Möbel aus Zirben<br />
Text: Sandra Steiner<br />
holz, mit Zirbenspänen bzw. -flocken<br />
gefüllte Kopfpolster und Decken, Seifen<br />
und Sh<strong>am</strong>poos, ätherische Öle für<br />
Saunaaufgüsse oder Duftl<strong>am</strong>pen, Likör<br />
und Schnaps sowie allerlei kleinere<br />
Accessoires. Oder darf es gleich<br />
eine ganze Stube aus Zirbenholz sein?<br />
Das Holz der Zirbe<br />
Zirbenholz ist seit jeher bekannt für<br />
seinen unverwechselbaren aromatischen<br />
Duft und seine positiven Eigenschaften.<br />
Es ist das leichteste Holz aller<br />
heimischen Nadelholzarten: weich,<br />
aber dennoch zäh und sehr langlebig.<br />
Darum war es einst im Alpenraum beliebt<br />
zum Bau von Hütten und Häusern,<br />
außerdem für die Herstellung<br />
von Dachschindeln. Aufgrund ihrer<br />
lebhaften Maserung wird Zirbenholz<br />
gern für die Herstellung von Möbeln<br />
verwendet. Das Kernholz ist rötlich<br />
bis rot-braun. Es wird von einem recht<br />
schmalen Streifen gelblichen Splintholzes<br />
umgeben. Das Holz ist gleichmäßig<br />
und Jahresringe können deutlich<br />
erkennbar sein. Bei späterem Zirbelholz<br />
können größere und zahlreiche<br />
Harzkanäle vorhanden sein. Das<br />
Holz der Zirbe ist sehr resistent gegenüber<br />
Witterungseinflüssen, Pilz- oder<br />
Schädlingsbefall. Um die ätherischen<br />
Öle des Zirbenholzes bestmöglich zu<br />
erhalten, sollte es sachgerecht und<br />
schonend getrocknet werden.<br />
Für erhols<strong>am</strong>en Schlaf<br />
Ein aus Zirbenholz gefertigtes<br />
Bett kann die Durchblutung<br />
verbessern, die Herzfrequenz<br />
regulieren und so die<br />
Schlafqualität deutlich<br />
erhöhen.<br />
Wohltuende Wirkung: Herz,<br />
Kreislauf und Schlaf<br />
Zirbenholz hat eine antibakterielle<br />
Wirkung und behindert die Entwicklung<br />
der Kleidermotte. Der Duft und<br />
die Wirkstoffe des ätherischen Öls (Pinosylvin)<br />
der Zirbe wirkt sich außerdem<br />
nachweislich positiv auf unser<br />
Wohlbefinden aus. Ein Bett aus Zirbenholz<br />
oder mit Zirbenflocken gefüllte<br />
Kopfpölster verbessern die<br />
Durchblutung und regulieren die<br />
Herzfrequenz. D<strong>am</strong>it sorgen sie für<br />
Entspannung und begünstigen erhols<strong>am</strong>en<br />
Schlaf. Wie Untersuchungen<br />
von Univ. Prof. Maximilian Moser<br />
(Med. Universität Graz) ergaben, wirkt<br />
das Aroma des Zirbenholzes auf den<br />
Erholungsnerv (Vagus). Dieser Nerv<br />
spielt eine große Rolle im Nervensystem<br />
und beim Umgang mit Stress.<br />
Der mittelhochdeutsche<br />
Begriff<br />
„zirben“ bedeutet<br />
„sich im Kreise<br />
drehen“ bzw.<br />
„wirbeln“.<br />
<strong>Leben</strong> <strong>am</strong> Limit<br />
<strong>Leben</strong>sraum der Zirbe ist das Hochgebirge.<br />
Ab einer Seehöhe von 1.500 m<br />
ist sie anzutreffen, meistens aber gar<br />
erst in 1.700 m. Im alpinen Raum kann<br />
die „Königin der Alpen“ bis auf Höhen<br />
um die 2.800 m vorkommen, bevorzugt<br />
aber rund um 2.000 m. Zirben<br />
dienen als Schutzwald gegen Lawinen<br />
oder Hangerosionen. Um dem Druck<br />
durch Muren, Schnee oder Wind entgegenzuwirken,<br />
bilden sie an manchen<br />
Stellen mehr Holz. Dadurch<br />
wachsen sich oft schräg und ungleichförmig-verdreht.<br />
Dieser unregelmäßige<br />
Wuchs zeigt sich später in einer<br />
lebhaften Holzmaserung. Trotz ihres<br />
herausfordernden <strong>Leben</strong>sraumes<br />
kann eine Zirbe auf eine stattliche<br />
Größe von 20 bis 30 m heranwachsen<br />
und zwischen 200 und 400 Jahre alt<br />
werden. Bis eine Zirbe das erste Mal<br />
blüht, kann es 50 Jahre – oder gar länger<br />
– dauern. Ab dann blüht sie alle 6<br />
bis 10 Jahre (jeweils von Mai bis Juli).<br />
Erst im September oder Oktober des<br />
Folgejahres sind die Zapfen voll ausgebildet<br />
und die S<strong>am</strong>en (Zirbennüsschen,<br />
Zirbelnüsse) reif. Ein wichtiger<br />
Das Holz der Zirbe<br />
Die Zirbe ist ein robuster Nadelbaum<br />
mit weichem Holz und sehr beliebt zur<br />
Herstellung von Möbeln.<br />
Partner hinsichtlich der Verbreitung<br />
der Zirbe ist der Tannenhäher (Nucifraga<br />
caryocatactes). Die wohlschmeckenden<br />
Zirbels<strong>am</strong>en gehören zur<br />
Lieblingsnahrung des braunen Vogels<br />
mit den weißen Sprenkeln. Er meiselt<br />
die Schuppen mit seinem scharfen<br />
Schnabel geschickt von den Zirbenzapfen,<br />
um an die S<strong>am</strong>en zu gelangen.<br />
Diese verstaut er zunächst in seinem<br />
Kehlsack, für den Winter legt er sich<br />
Depots im weichen Boden an. Dort haben<br />
die S<strong>am</strong>en ideale Bedingungen<br />
zum Keimen, denn der Tannenhäher<br />
findet nicht immer alle seine Futterdepots<br />
wieder. Man kann also getrost<br />
sagen: Ohne Tannenhäher keine Zirben<br />
– und umgekehrt. £<br />
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Fürs <strong>Leben</strong> <strong>am</strong> <strong>Land</strong> 27