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procontra Ausgabe 02-2022 Preview

Die ersten zwei Seiten der Titelstory sind auch ohne Abo lesbar.

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April / Mai 2<strong>02</strong>2 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />

Die wefox-Story | EU-Taxonomie | Cybersecurity | Schadensregulierung | Psyche in der PKV | Unfallpolicen | Zielgruppe Frauen | Waldinvestments | Private Equity | Immobilienrente #<strong>02</strong> | 2<strong>02</strong>2<br />

April / Mai 2<strong>02</strong>2<br />

Cybersecurity<br />

Wie Fondsgesellschaften die<br />

Relevanz von Internetsicherheit<br />

in eine neue Assetklasse gießen<br />

Ein Unicorn will die Branche revolutionieren<br />

Zielgruppenansprache<br />

Wie Frauen wirkungsvoll zu einer<br />

besseren Altersvorsorge bewegt<br />

werden können<br />

Das freie Finanzmagazin<br />

Schadensregulierung<br />

Der Rolle des Maklers im Schadensfall<br />

und der potenzielle Nutzen<br />

externer Sachverständiger


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EDITORIAL<br />

Investoren lieben<br />

wefox!<br />

Alles aus<br />

einer Hand<br />

pro Die große Zuneigung zwischen wefox und seinen Investoren ist offensichtlich<br />

und messbar. Innerhalb von vier Jahren machten sie das Berliner<br />

InsurTech zum Unicorn, schossen im Juni 2<strong>02</strong>1 mit 650 Millionen Dollar die<br />

weltweit höchste Finanzierungsrunde für ein InsurTech nach, woraufhin die<br />

Unternehmensbewertung auf drei Milliarden Dollar stieg. Drei Milliarden!<br />

Für ein Berliner Start-up?! Das muss Liebe sein. Keine Frage, Investoren lieben<br />

wefox, insbesondere die Zukunftsvisionen seines Geschäftsführers Julian<br />

Teicke. Immerhin stellte er ein weltweites Marktpotenzial von 5,2 Billionen<br />

Euro in Aussicht. Da will man doch dabei sein. Über eine neue Runde wird<br />

bereits spekuliert.<br />

Man ist also zuversichtlich, dass der Modell-Mix aus Leadmaschinerie,<br />

eigenem Versicherer, innovativer Technologie und eigenem Exklusiv-Vertrieb<br />

erfolgreich die gesamte Wertschöpfungskette besetzen wird.<br />

contra Was hat wefox denn bislang vorzuweisen außer knapp einer<br />

Milliarde Dollar an Investorengeldern? Eine Handvoll eigener Sachversicherungen,<br />

die zugegebenermaßen schlank und mit hoher Automatisierungsquote<br />

daherkommen. Dazu ein paar hundert Exklusiv-Makler und Umsätze, die<br />

sich jetzt natürlich noch leichter verdoppeln lassen als später mit hohen Volumina.<br />

Investoren lieben nicht. Sie liebäugeln maximal mit einer aussichtsreichen<br />

und gut erzählten Story. Die restliche Zuneigung definiert sich über Zahlen.<br />

wefox ist zum Wachstum verdammt, und der Druck steigt, den Geschichten<br />

alsbald Zahlen und Renditen folgen zu lassen. Sonst könnten die Schmetterlinge<br />

bei den Geldgebern nach und nach verschwinden, was es dann immer<br />

schwieriger macht, die Zukunftsvision auf die Straße zu bringen.<br />

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eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

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Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

Dialog Versicherung AG<br />

Adenauerring 7, 81737 München


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

INHALT<br />

16<br />

Die Wette wefox<br />

Was steckt hinter dem InsurTech,<br />

das Investoren Millionen abringt und<br />

Berater in die Exklusivität lockt?<br />

60<br />

»Den P&R-Schuh<br />

zieht sich die<br />

BaFin nicht an«<br />

Christian Bock<br />

über mehr Verbraucherschutz<br />

durch die BaFin.<br />

44<br />

Kann nicht Schaden<br />

Der Schadensfall stellt die Beziehung<br />

zwischen Kunden und<br />

Berater auf eine sensible Probe.<br />

Können externe Profis helfen?<br />

Typisch Frau?!<br />

Welche Ansätze Erfolg versprechend<br />

sind, um Frauen stärker zu<br />

einer Altersvorsorge zu bewegen.<br />

62<br />

4 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />

PANORAMA<br />

11 Disruptive Zeiten Hans-Jörg<br />

Naumer über verlässliche Dividenden<br />

in volatilen Zeiten<br />

INVESTMENTFONDS<br />

26 Buschfunk<br />

28 »Taxonomie kein Zwang zur<br />

nachhaltigen Anlage« Die EU<br />

schafft in Sachen Nachhaltigkeit<br />

alles andere als Standards. Ingo<br />

Speich, Leiter Nachhaltigkeit bei<br />

Deka Investments, über die Folgen<br />

für Markt und Beratung<br />

VERSICHERUNGEN<br />

38 Buschfunk<br />

40 »Viele Makler zeigen eine gewisse<br />

Trägheit« BiPRO-Präsident<br />

Frank Schrills über ein zähes Vorankommen<br />

digitaler Prozesse und die<br />

Rolle der Beraterschaft<br />

30 Jährlich grüßt die Dividende Jahr<br />

eins nach der DAX-Reform steht<br />

vor der Ausschüttungssaison. Wie<br />

diese ausfällt und was die Neulinge<br />

beisteuern können<br />

12 Panorama Fakten für Vertrieb<br />

und Stammtisch<br />

14 Leserbriefe<br />

TITEL<br />

16 Die Wette wefox Das InsurTech<br />

aus Berlin will die Beratungs- und<br />

Versicherungslandschaft neu<br />

erfinden. Investoren glauben an die<br />

Story und schraubten die Bewertung<br />

auf „Unicorn“-Niveau. Wovon<br />

abhängt, dass die Wette aufgeht<br />

32 Sichere Rendite mit Cybercrime?!<br />

Die Relevanz von Cybersicherheit<br />

steigt stetig, woraufhin<br />

auch Fondsgesellschaften das Thema<br />

vermehrt in Produkte packen.<br />

42 Eine aufs Dach bekommen?! Die<br />

erweiterte Solarpflicht liefert neue<br />

Beratungsansätze.<br />

44 Kann nicht Schaden Welchen Nutzen<br />

können externe Schadenprofis<br />

bei der Regulierung liefern?<br />

48 Ein gewichtiges Problem Übergewicht<br />

als Volkskrankheit und die<br />

Folgen in der BU-Absicherung<br />

50 Die Psyche ergründen In der PKV<br />

sind psychische Erkrankungen<br />

ganz unterschiedlich gedeckt. Auf<br />

welche Feinheiten zu achten ist<br />

»Ich will der beste<br />

Fundraiser der Welt<br />

werden.«<br />

JULIAN TEICKE<br />

CEO wefox<br />

36 Nahrung fürs Depot Investments<br />

in Agrar-Aktien sind umstritten, kön -<br />

nen aber auch ohne Spekulation auf<br />

knappe Ressourcen funktionieren.<br />

52 Zäher Kampf ums Neugeschäft<br />

Unfallpolicen stagnieren im Vertrieb.<br />

Woran das liegt und welche<br />

Strategien die Anbieter für neues<br />

Geschäft verfolgen<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

5


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

BERATER<br />

56 Buschfunk<br />

58 So ist’s Recht Urteile und Rechtsprechungen,<br />

die Makler kennen<br />

sollten<br />

60 »Den P&R-Schuh zieht sich die<br />

BaFin nicht an« Christian Bock,<br />

Leiter Verbraucherschutz bei der<br />

BaFin, über Reformen und neue<br />

Schwerpunkte der Finanzaufsicht<br />

62 Typisch Frau?! Frauen zögern noch<br />

immer bei der eigenen Altersvorsorge.<br />

Woran das liegt und wie Erfolg<br />

versprechend spezielle Produkte<br />

und Ansprachen wirklich sind<br />

SACHWERTE<br />

72 Buschfunk<br />

74 »Wald ist ein stabiler Baustein<br />

fürs Portfolio« Wald wird immer<br />

mehr gehandelt statt vererbt.<br />

Welche Ansätze sich für Berater<br />

und Anleger ergeben, erklärt Dr.<br />

Christian Clasen.<br />

76 Von der Heuschrecke zum<br />

schönen Schwan? Auf der Suche<br />

nach alternativen Anlagen rücken<br />

Private Equities auch ins Visier von<br />

Privatanlegern. Welche Risiken<br />

beachtet werden müssen<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

8 Firmen- und<br />

Personenverzeichnis<br />

8 Impressum<br />

82 Privat gefragt<br />

Steckbrief von Cordula Vis-Paulus,<br />

selbst ernannte bAV-Flüsterin<br />

66 pro/contra: Sollte man das Renteneintrittsalter<br />

an die Lebenserwartung<br />

koppeln? Zu dieser<br />

Frage haben Prof. Dr. Michael Eilfort<br />

(Stiftung Markt wirt schaft) und<br />

Verena Bentele (VdK) kontroverse<br />

Ansichten.<br />

80 Betongold verflüssigen Die eigene<br />

Immobilie als Liquiditätsquelle?!<br />

Warum das immer attraktiver wird<br />

und welche Modelle sinnvoll sind<br />

»Bei der bAV<br />

gibt es nur<br />

Gewinner!«<br />

CORDULA VIS-PAULUS<br />

bAV-Flüsterin<br />

6 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


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SERVICE Firmen- und Personenverzeichnis<br />

FIRMENVERZEICHNIS<br />

A<br />

Acatis.......................................................................................31<br />

Airbus.....................................................................................30<br />

Allianz..........................11, 17, 26, 30 , 33, 39, 53, 73<br />

Allington Investors........................................................30<br />

Alphabet (Google).........................................................40<br />

Alte Leipziger......................................................................51<br />

Amazon.........................................................................19, 40<br />

Amundi...................................................................................27<br />

Archer-Daniels-Midland............................................37<br />

Astorius.................................................................................77<br />

AWD...........................................................................................19<br />

Axa..............................................................................50, 53 f.<br />

B<br />

Bain & Company.............................................................77<br />

BASF........................................................................................30<br />

Basler/Baloise.................................................................. 39<br />

Bausparkasse Schwäbisch Hall........................72<br />

blau direkt........................................................................... 24<br />

Blumenau Finanzplanung.......................................78<br />

Brenntag..............................................................................30<br />

Brunotte Konzept............................................................21<br />

C<br />

CF Industries.....................................................................37<br />

Check Point Software Tech...................................33<br />

Clark...........................................................................................17<br />

Commerzbank.................................................................30<br />

Cosmos Direkt..........................................................12, 20<br />

D<br />

DAK.................................................................................48, 50<br />

Datadog................................................................................33<br />

Deka....................................................................10, 28 f., 40<br />

Deutsche Bank................................................................26<br />

Deutsche Börse......................................................27, 30<br />

Deutsche Ges. für Wertpapieranalyse...........10<br />

Deutsche Leibrenten Grundbesitz...................80<br />

Deutsche Telekom........................................................30<br />

Deutsche Vermögensberatung...........................14<br />

Deutsche Zinshaus......................................................73<br />

DEVK.......................................................................................48<br />

DJE.............................................................................................31<br />

DWS.............................................................27, 31, 37, 63 f.<br />

E<br />

Emil Group............................................................................57<br />

empirica................................................................................73<br />

Eon...........................................................................................30<br />

Ergo.......................................................................................53 f.<br />

F<br />

Feri.............................................................................................73<br />

FinanceFox.................................................................. 17, 20<br />

Finanzberatung Bierl..................................................53<br />

Finexity..................................................................................73<br />

Finvia........................................................................................12<br />

FMC...........................................................................................37<br />

Fonds Finanz............................................................24, 57<br />

Fondsconsult ...............................................................33 f.<br />

Friendsurance.................................................................20<br />

G<br />

GameStop............................................................................27<br />

Generali........................................................................39, 53<br />

Getsafe........................................................................... 17, 20<br />

Getsurance...........................................................................17<br />

Goldman Sachs...............................................................72<br />

gvp...........................................................................................45<br />

H<br />

Habona..................................................................................27<br />

Haftpflichtkasse............................................................54<br />

Hallesche..............................................................................51<br />

Hauck Aufhäuser Lampe.........................................77<br />

HDI............................................................................................ 39<br />

HelloFresh...........................................................................30<br />

HNG...........................................................................................57<br />

Horizon Ventures.............................................................18<br />

I<br />

ImmoScout24....................................................................12<br />

independendesk........................................................... 39<br />

Infrahubs..............................................................................73<br />

Ingredion...............................................................................37<br />

IntReal.....................................................................................27<br />

J, K<br />

Janus Henderson..........................................................27<br />

Jupiter.....................................................................................18<br />

Kneip Communication................................................27<br />

L<br />

Latifundium Management.......................................74<br />

Lemonade...........................................................................20<br />

LFDE.........................................................................................27<br />

M<br />

Mansutti.................................................................................18<br />

Metawater...........................................................................37<br />

Mimecast............................................................................33<br />

Morningstar........................................................................26<br />

MPC...........................................................................................73<br />

Mubadala Ventures.......................................................18<br />

Münchener Rück...........................................................30<br />

N<br />

Norsk.......................................................................................73<br />

Nürnberger...................................................................17, 51<br />

Nutrien....................................................................................37<br />

O<br />

Okta.........................................................................................33<br />

Omers Ventures................................................................18<br />

Optinova................................................................................37<br />

ottonova..................................................................................17<br />

INDEX<br />

P<br />

P&R............................................................................................ 61<br />

Palo Alto Networks.......................................................33<br />

Peritos....................................................................................45<br />

Pictet........................................................................................37<br />

Policen Direkt..............................................................17, 21<br />

Porsche................................................................................30<br />

Puma......................................................................................30<br />

Q<br />

Qiagen...................................................................................30<br />

Qualitypool..........................................................................57<br />

R<br />

R+V...........................................................................................54<br />

Root.........................................................................................20<br />

Rosanowske..................................................................... 42<br />

RWB Private Capital......................................................77<br />

S<br />

Salesforce.............................................................................18<br />

Sartorius..............................................................................30<br />

Scala........................................................................................57<br />

Schoofs Immobilien......................................................27<br />

Scope.....................................................................................33<br />

Sicherheit und Capital.................................................19<br />

Siemens Healthineers...............................................30<br />

Signal Iduna.................................................................11, 53<br />

Sound Ventures...............................................................18<br />

Spectrum Markets........................................................27<br />

Speedinvest........................................................................18<br />

Stadtsparkasse München.......................................15<br />

Swiss Life..............................................................................14<br />

Symrise.................................................................................30<br />

T<br />

Target Global.......................................................................18<br />

Thomä und Geiss..........................................................46<br />

Trend Micro........................................................................33<br />

Trimble....................................................................................37<br />

U<br />

Unikat.....................................................................................30<br />

Union Investment..........................................................27<br />

V<br />

Vantik.......................................................................................10<br />

Versicherungsforen Leipzig................................... 39<br />

VHV.......................................................................................... 42<br />

VKB........................................................................................... 39<br />

Vonovia.................................................................................30<br />

W, X<br />

wefox...................................................................................16 ff.<br />

Worksurance.....................................................................57<br />

Xempus..................................................................................57<br />

Z<br />

Zalando.................................................................................30<br />

zeb..............................................................................................12<br />

Zscaler..................................................................................33<br />

Zurich............................................................................20, 39<br />

PERSONENVERZEICHNIS<br />

A, B<br />

Aydin, Fatih.........................................................................20<br />

Bentele, Verena...........................................................66 f.<br />

Bierl, Stefan........................................................................53<br />

Bismarck, Otto von....................................................... 66<br />

Blumenau, Gunter..........................................................78<br />

Bock, Christian.............................................................60 f.<br />

Branson, Mark.................................................................60<br />

Brunotte, Sabine................................................20 f., 24<br />

C<br />

Calment, Jeanne...........................................................80<br />

Cirinà, Luciano................................................................. 39<br />

Clasen, Christian........................................................ 74 f.<br />

Crider, Jeremy................................................................ 18 f.<br />

D<br />

Dibadj, Ali..............................................................................27<br />

Dördrechter, Nikolai...............................................18, 20<br />

E<br />

Eilfort, Michael................................................................. 66<br />

Engels, Frank.....................................................................27<br />

F<br />

Föllmer, Andrea.................................................................57<br />

Frank, Simon......................................................................37<br />

G<br />

Geiss, Uli...............................................................................46<br />

Grund, Frank.......................................................................57<br />

H<br />

Hahn, Konrad................................................................ 45 f.<br />

Henn, Marian....................................................................30<br />

Hertlein, Jürgen................................................................51<br />

Huber, Peter.......................................................................20<br />

Hubloher, Daniela...................................................... 50 f.<br />

J<br />

Jacobs, Kathrin.......................................................... 45 f.<br />

Jagdfeld, Anno August................................................11<br />

K<br />

Kanschik, Philipp.................................................17, 20 f.<br />

Kißner, Denise...............................................................63 f.<br />

Kleinlein, Axel.....................................................................14<br />

Kraneis, Moritz..................................................................73<br />

Kutcher, Ashton................................................................18<br />

L<br />

Lähn, Marcel......................................................................73<br />

Lauterbach, Karl..........................................................11, 14<br />

Leber, Hendrik....................................................................31<br />

Lehberg, Guido............................................................ 48 f.<br />

Lendermann, Georg.................................................... 42<br />

Lindner, Christian...........................................................57<br />

Liverani, Giovanni.......................................................... 39<br />

Lücke, Justus.................................................................. 39<br />

M<br />

Marschke, Ralf.................................................................57<br />

Maschmeyer, Carsten................................................ 24<br />

Mattner, Andreas...........................................................73<br />

Michaelis, Stephan ..................................................... 24<br />

Müller, Stefan......................................................................10<br />

Müntefering, Franz..................................................... 76 f.<br />

N<br />

Naumer, Hans-Jörg.........................................................11<br />

Niessen-Ruenzi, Alexandra..............................63 ff.<br />

P<br />

Pekarek, Wiltrud...............................................................51<br />

Porazik, Norbert............................................................. 24<br />

Pradetto, Oliver................................................................ 24<br />

Price, Walter......................................................................33<br />

R<br />

Raffray, Andre-François...........................................80<br />

Richter, Jan.....................................................................33 f.<br />

Rosenberger, Harald......................................................17<br />

S<br />

Sabeur, Armin..................................................................46<br />

Schallmayer, Joachim........................................10, 30<br />

Scholz, Olaf........................................................................60<br />

Schrills, Frank............................................................... 40 f.<br />

Schröter, André.................................................................14<br />

Schultes, Markus...................................................... 30 f.<br />

Schüßler, Thomas...........................................................31<br />

Sennholz, Dirk.................................................................. 42<br />

Sick, Helma...................................................................63 ff.<br />

Speich, Ingo...................................................................28 f.<br />

Stachon, David............................................................18 ff.<br />

Stern, Alexander.............................................................77<br />

Stöhr, Tobias.......................................................................27<br />

Strauß, Rocco...............................................................21 ff.<br />

T<br />

Teicke, Hartmut........................................................19, 24<br />

Teicke, Julian.................................................................18 ff.<br />

Thiele, Friedrich...............................................................80<br />

V, W<br />

Vis-Paulus, Cordula.....................................................82<br />

Wagner, Helmut..............................................................54<br />

Weil, Dirk................................................................................27<br />

Weinmann, Thomas.....................................................77<br />

Werner, Stephan.............................................................37<br />

Westermeyer, Philipp....................................................18<br />

Wilhelm, Jens....................................................................27<br />

Wirth, Norman..................................................................57<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

Fax: +49 (0)30 232 56 27 49<br />

Web: www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Philipp B. Siebert<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

Matthias Hundt<br />

ART DIRECTOR<br />

Niels Flender<br />

LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />

Sabine Müller<br />

BILDREDAKTION<br />

Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

LEKTORAT<br />

TextSchleiferei.de<br />

TEXTBEITRÄGE<br />

Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Carla Fritz, Heike<br />

Gorres, Matthias Hundt, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah<br />

Petersohn, Marilena Piesker, Imke Reiher, Stefan Terliesner,<br />

Martin Thaler, Jan F. Wagner, Anne Mareile Walter<br />

ANZEIGENBERATUNG<br />

Nadin Prüwer<br />

n.pruewer@alsterspree.de<br />

+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Marcel Berno<br />

m.berno@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />

Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />

Matthias Hundt<br />

IMPRESSUM<br />

DRUCKEREI<br />

MÖLLER PRO MEDIA ® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6<br />

16356 Ahrensfelde<br />

www.moellerdruck.de<br />

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© 2<strong>02</strong>2 für alle Beiträge: <strong>procontra</strong>, <strong>procontra</strong> Spezial,<br />

<strong>procontra</strong>Thema, <strong>procontra</strong>-Sonderteile, <strong>procontra</strong>-<br />

Sonderdrucke (im Heft, Beileger, Beihefter). Alle Rechte<br />

vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste,<br />

Internet und Vervielfältigung auf Datenträger oder<br />

durch andere Verfahren (auch auszugsweise) nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlags.<br />

Hinweis: Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />

die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts<br />

keine Haftung übernommen werden. Die in <strong>procontra</strong><br />

gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und<br />

sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />

Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />

8 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


SOLIDARITÄT MIT DER UKRAINE –<br />

PROTEST GEGEN DEN KRIEG<br />

FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN!<br />

Die ÖKOWORLD steht in ihrem Denken und Fühlen seit Gründung<br />

für den Frieden. Selbstverständlich sind Waffen und Rüstung aus<br />

allen Investments ausgeschlossen.<br />

KEINE BLUTIGE RENDITE. KEIN BLUTIGES GELD.<br />

Fassungslos beobachten wir das Kriegstreiben, das Wladimir Putin<br />

kaltblütig und ohne jeden Verstand und ohne jegliche menschliche<br />

Regung vollzieht.<br />

Die ÖKOWORLD verurteilt das Verhalten<br />

der russischen Regierung auf das<br />

Allerschärfste! Wir investieren nicht in<br />

Aktien von russischen Unternehmen!<br />

Es wird Krieg geführt, mitten in Europa.<br />

Hunderttausende Menschen, darunter viele<br />

Frauen und Kinder, fliehen vor dem Blutvergießen<br />

und der brutalen Gewalt in ihrem Land.<br />

Sie werden gnadenlos vertrieben aus ihrer Heimat.<br />

Unser Mitgefühl ist bei allen Menschen, den Familien aus der<br />

Ukraine, die nun in Furcht und Angst leben.<br />

Wir hoffen auf eine baldige Entspannung in der Ukraine.<br />

ÖKOWORLD AG<br />

Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: <strong>02</strong>103 | 28 41-0, E-Mail: Info@oekoworld.com, www.oekoworld.com


PANORAMA Notiert<br />

PANORAMA<br />

VERZICHT AUF FOSSILE BRENNSTOFFE DRÄNGT<br />

Vor einem Jahr sprachen wir mit dem Rohstoffspezialisten<br />

und Gründer der Deutschen Gesellschaft für<br />

Wertpapieranalyse, Stefan Müller, über die gestiegene<br />

Nachfrage nach Batterierohstoffen, die aus dem Trend<br />

zur Elektromobilität resultierte. Strom bleibe alternativlos,<br />

der Verzicht auf fossile Brennstoffe sei unausweichlich,<br />

prognostizierte Müller damals.<br />

Ein Jahr später wird der russische Angriffskrieg auf die<br />

Ukraine zum Treiber dieser Entwicklung, die Rohstoffmärkte<br />

sind in Aufruhr: Die Preise für Öl und Gas schnellen<br />

in atemberaubendem Tempo in die Höhe, befinden<br />

sich teils auf Rekordniveau. Um sich aus der Abhängigkeit<br />

von russischer Kohle und russischem Gas zu lösen,<br />

könnte nun zusätzlich dem Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien eine bedeutsamere Rolle zukommen als bisher.<br />

»DAX-Unternehmen<br />

erwirtschafteten<br />

2<strong>02</strong>1 so viel Gewinn<br />

wie nie.«<br />

Joachim Schallmayer,<br />

Leiter Kapitalmärkte bei<br />

der DekaBank, glaubt,<br />

dass dieser Dividendentrend<br />

bis 2<strong>02</strong>4 noch<br />

intakt bleibt. In der aktuellen<br />

Dividendensaison<br />

wurde eine Rekordsumme<br />

von 55,3 Milliarden<br />

Euro an die Aktionäre<br />

ausgeschüttet. Mehr<br />

dazu auf Seite 30.<br />

EUROPA-<br />

RENTE LEGT<br />

KRACHENDEN<br />

FEHLSTART HIN<br />

Am 22. März ging die Europarente an den Start, doch der große<br />

Durchbruch für die paneuropäischen privaten Pensionsprodukte<br />

(kurz PEPP) blieb bisher aus: Nach Mitteilung des Votum-Verbands ist<br />

bei der europäischen Aufsichtsbehörde Eiopa kein Genehmigungsverfahren<br />

für ein PEPP-Produkt anhängig. Auch der GDV schätzt die<br />

Chancen auf eine umfangreiche Verbreitung als gering ein. Kritiker<br />

sehen vor allem den von der EU vorgeschriebenen Inflationsausgleich<br />

sowie den Vertrieb als Garantieprodukt als Stolpersteine an.<br />

Einzig das Altersvorsorge-Start-up Vantik kündigte an, als „erster<br />

Anbieter“ in Europa ein Produkt auf den Markt zu bringen zu wollen.<br />

10 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Notiert PANORAMA<br />

Disruptive Zeiten<br />

DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />

Leiter Global Capital Markets & Thematic Research<br />

bei Allianz Global Investors<br />

MILLIARDENKLAGE VON<br />

ADLON-INVESTOR SCHEITERT<br />

Nach jahrelanger juristischer Schlammschlacht mit dem<br />

Versicherer Signal Iduna musste der als streitlustig geltende,<br />

mit Prestigebauten wie dem Berliner Adlon-Hotel bekannt gewordene<br />

Immobilieninvestor Anno August Jagdfeld vor Gericht<br />

eine finale Niederlage einstecken: Seine an den Versicherer<br />

gerichtete Schadensersatzforderung von einer Milliarde Euro<br />

sowie 100.000 Euro persönlichem Schmerzensgeld schmetterten<br />

die Richter ab.<br />

In dem Streit ging es um zu geringe Ausschüttungen an dem<br />

von Jagdfeld aufgelegten Adlon-Fonds. Hierauf hatte sich eine<br />

Schutzgemeinschaft der Anleger gebildet, der die Signal Iduna<br />

angehörte. Der Sprecher der Schutzgemeinschaft kritisierte<br />

den milliardenschweren Investor in der Öffentlichkeit scharf,<br />

zeigte ihn wegen Untreue an. Dieser sah darin eine Rufmordkampagne<br />

und machte die Signal Iduna mitverantwortlich.<br />

Gerade in Zeiten der (schöpferischen) Disruption ist Beständigkeit<br />

bei der Kapitalanlage willkommen. Nach einem<br />

Coronakrise-bedingten Einbruch bei den Dividendenzahlungen<br />

im Jahr 2<strong>02</strong>0 haben die Unternehmen des breiten<br />

europäischen Aktienindex MSCI Europe ihre Ausschüttungen<br />

im vergangenen Jahr (2<strong>02</strong>1) wieder um rund ein<br />

Drittel angehoben, auf rekordhohe 378 Milliarden Euro. Die<br />

Erholung der Dividendenausschüttungen im vergangenen<br />

Jahr fiel deutlicher noch als die Konjunkturerholung<br />

aus, was zeigt, dass die Firmen an ihrer Dividendenpolitik<br />

festhalten.<br />

Über den gesamten Zeitraum von 1976 bis Ende 2<strong>02</strong>1<br />

war die annualisierte Gesamtrendite der Aktienanlage<br />

für den MSCI Europe zu ungefähr 34 Prozent durch den<br />

Performance-Beitrag der Dividenden getragen. Aber auch<br />

in anderen Regionen, wie Nordamerika oder Asien-Pazifik,<br />

war die Gesamtperformance zu 25 bzw. 30 Prozent, also<br />

einem Drittel, durch die Dividende bestimmt. Doch nicht<br />

nur Dividenden können für mehr Stabilität bei Aktieninvestments<br />

sorgen. Die Dividenden selbst schwankten weniger<br />

als die Konzerngewinne, wie unsere Berechnungen<br />

zeigen. Ein Vergleich von Dividenden und Gewinnen der<br />

Indexmitglieder des S&P 500 seit 1960 zeigt, dass die<br />

Unternehmensgewinne weitaus größeren Schwankungen<br />

unterworfen waren als die Dividenden. Insbesondere<br />

während der letzten zehn Jahre war die Volatilität der<br />

Gewinne mit annualisiert knapp 13 Prozent deutlich größer<br />

als die Schwankungen der Dividenden mit leicht mehr als<br />

4 Prozent per annum. Für diese Stetigkeit spricht unter anderem,<br />

dass die Dividendenpolitik häufig aktiver Bestandteil<br />

der Unternehmensstrategie ist. In der Gesamtsicht<br />

zeigt sich: Dividenden weisen ein Maß an Verlässlichkeit<br />

auf, das gerade in Zeiten der Disruption sowie erhöhter<br />

Volatilität sehr willkommen ist.<br />

17 Mrd. €<br />

... wird das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen<br />

voraussichtlich in diesem Jahr betragen.<br />

Um dieses Rekordminus abzufedern, fordert<br />

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach<br />

eine abermalige Anhebung des Zusatzbeitrags.<br />

Auch Kassenreserven müssten angefasst werden,<br />

sagte er in einem Interview.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

11


PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

DIGITALE FORT-<br />

SCHRITTE<br />

Im zweiten Coronajahr stockten<br />

etliche private Krankenversicherer<br />

ihre digitalen Gesundheitsservices<br />

auf: Eine Studie der<br />

Strategie- und Managementberatung<br />

zeb verzeichnete in diesem<br />

Bereich eine Steigerung um 20<br />

Prozent. Am stärksten stieg das<br />

Angebot der akuten Services für PKV-Kunden mit 38 Prozent, dies waren<br />

26 Angebote mehr als im ersten Pandemie-Jahr 2<strong>02</strong>0. Danach folgen<br />

präventive Services mit einem Wachstum von 28 Prozent – ein Plus von<br />

16 Angeboten. Die präventiven und akuten Services widmeten sich vor<br />

allem den Themen Schlafstörungen oder Ernährung. Auch die allgemeinen<br />

Services der PKV-Anbieter wurden 2<strong>02</strong>1 ausgebaut, beispielsweise<br />

Rechnungs-Apps oder Gesundheitsportale.<br />

Geschrumpfte Konsumlust<br />

Durch die Corona-Pandemie<br />

haben die Deutschen<br />

ihre Konsumausgaben<br />

drastisch heruntergeschraubt.<br />

Nach einer<br />

Analyse des Instituts der<br />

Deutschen Wirtschaft (IW<br />

Köln) haben die Bundesbürger<br />

in den vergangenen zwei Corona-Jahren 300 Milliarden<br />

Euro weniger ausgegeben als vor Corona. Damit reduzierten<br />

sich die Konsumausgaben bei jedem Deutschen im Schnitt um<br />

3.600 Euro. Als Hauptursache nannten die Studienautoren die<br />

durch den Lockdown eingeschränkten Einkaufs- und Freizeitangebote<br />

sowie den Inflationsanstieg. Das einbehaltene Geld<br />

legten etliche Deutsche zurück: Die Sparquote sprang 2<strong>02</strong>0 und<br />

2<strong>02</strong>1 von 11 auf durchschnittlich 15,5 Prozent.<br />

Der Trend zum Wohnen auf dem Land ist ungebrochen: Zwei<br />

Drittel der Deutschen setzen auf Nähe zur Natur, mehr Ruhe und<br />

einen eigenen Garten. Nach einer Analyse von ImmoScout24 stieg<br />

die Nachfrage nach Einfamilienhäusern seit Pandemie-Beginn um<br />

30 Prozent an. Dabei suchten die meisten Bundesbürger im Umfeld<br />

von Berlin und Hamburg nach einem Häuschen im Grünen. Zwei<br />

von drei Befragten (63 Prozent) gaben an, seit Pandemiebeginn<br />

darüber nachgedacht zu haben, „aufs Land“ zu ziehen. Vor allem<br />

bei Männern war dieser Wunsch ausgeprägt: 66 Prozent von ihnen<br />

zogen einen Umzug ins Grüne in Erwägung, bei den Frauen waren<br />

es nur knapp 60 Prozent.<br />

Plagende<br />

Ängste<br />

Geliebtes<br />

Grün<br />

Die Corona-Pandemie und die damit<br />

verbundenen Lebensbeeinträchtigungen<br />

gehören zu den größten<br />

Sorgen der Deutschen. So gaben zwei Drittel der Teilnehmer einer<br />

Cosmos-Direkt-Umfrage an, dies als ihr persönlich größtes Risiko<br />

einzuschätzen. Dabei wurde die Umfrage im Januar, vor Beginn<br />

des Ukraine-Krieges, durchgeführt. Die Angst vor dem Virus<br />

überschattete sogar die vor dem Klimawandel: 41 Prozent der Befragten<br />

gingen davon aus, dass der Klimawandel ihr Leben negativ<br />

beeinflussen wird. Am wenigsten sind die Deutschen offenbar<br />

von Existenzängsten geplagt: Lediglich 23 Prozent machten sich<br />

Sorgen, den eigenen Lebensstandard nicht mehr halten zu können.<br />

6 Prozent hatten Angst um ihren Arbeitsplatz.<br />

BETONGOLD IM FOKUS<br />

Deutschlands Upper Class setzt auf Immobilien: Rund 43<br />

Prozent der Bundesbürger, die ein Vermögen von mehr als<br />

500.000 Euro besitzen, investieren am liebsten in Betongold.<br />

Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Finanzdienstleisters<br />

Finvia. Ein weiteres Ergebnis: Je jünger die<br />

Befragten, desto eher vermieten sie ihre Immobilie. Auf<br />

dem zweiten Platz der liebsten Vermögensanlage liegen Aktien<br />

oder Aktienfonds: Knapp ein Viertel (24,6 Prozent) der<br />

befragten wohlhabenden Deutschen legt hier Geld<br />

an. 52 Prozent wollen ihr vorhandenes Depot aufstocken,<br />

den Immobilienbesitz erweitern<br />

hingegen nur 29 Prozent. Ein stärkeres<br />

Engagement in Gold oder Rohstoffen<br />

planen 23 Prozent für die Zukunft.<br />

12 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


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PANORAMA Leserbriefe<br />

KOMMENTIERT<br />

»Abstruse Forderung«<br />

Eigentlich könnte Deutschland loslegen mit<br />

der Europarente PEPP. Doch das Modell ist<br />

offenbar zu unattraktiv für die Lebensversicherer:<br />

Es gibt keine Angebote. Die Branche<br />

kritisiert Brüssel für zu starre Vorgaben.<br />

Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten<br />

hingegen sieht die Schuld bei den Versicherern,<br />

die nicht in der Lage seien, passende<br />

Produkte aufzulegen.<br />

Ich verstehe nicht, warum man ihm noch<br />

zuhört. Denn wenn es KEIN Versicherer<br />

schafft, dann ist es möglicherweise ein<br />

Wunschdenken und eine abstruse Forderung,<br />

die einfach nicht umsetzbar ist.<br />

TIM WOLFF<br />

via Facebook<br />

VERSICHERUNGS-SCHUTZSCHIRM FÜR RUSSLAND BRÖCKELT<br />

Immer mehr Versicherer und Großmakler kehren Kreml den Rücken.<br />

Die Europarente ist nicht darstellbar. Denn<br />

zu jedem Angebot wird ein Standardangebot<br />

mit optimalen Garantien und niedrigen<br />

Kosten verlangt. Auch die Inflation soll<br />

berücksichtigt werden. Alles Gründe, warum<br />

die Versicherer keine PEPP-Produkte entwickelt<br />

haben und anbieten.<br />

CLAUS-DIETER WIEGRATZ<br />

via Facebook<br />

»Ein Hoch auf die PKV«<br />

Um für 2<strong>02</strong>3 in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

ein erwartetes Defizit in Höhe<br />

von rund 17 Milliarden Euro abzuwenden,<br />

fordert Bundesgesundheitsminister Karl<br />

Lauterbach eine erneute Erhöhung des<br />

Bundeszuschusses. Andernfalls drohen<br />

Versicherten deutlich höhere Beiträge.<br />

Dann wird der Höchstbetrag bei der GKV<br />

weit über 1.000 Euro liegen und der Selbstständige<br />

trägt das alleine. Ein Hoch auf die<br />

private Krankenversicherung!<br />

BURKHARD MICHAEL WEGENER<br />

via Facebook<br />

»Antworten aus erster Hand«<br />

<strong>procontra</strong>-online hatte über einen Vergleich<br />

von fondsgebundenen Rentenversicherungen<br />

der Zeitschrift „Finanztest“<br />

berichtet. Dabei wollte unter anderem Swiss<br />

Life die Fragen der Tester zu ihren Tarifen<br />

offenbar nicht beantworten, was auch ein<br />

<strong>procontra</strong>-Leser auf Facebook bemängelte.<br />

Einige Infos erhielt er daraufhin prompt<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

TOP 5 DER AUSGABE<br />

+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />

Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />

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Diese Versicherer machen seit 6 Jahren Verlust<br />

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CYBER-KRIEG<br />

Was Versicherungsmakler jetzt wissen müssen<br />

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HUK-COBURG<br />

Zahlung der BU-Rente zu Unrecht eingestellt<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/huk<br />

aus erster Hand als Kommentar von André<br />

Schröter, Vertriebsdirektor West bei Swiss<br />

Life Deutschland.<br />

Komisch nur, dass Swiss Life zu seiner „Investo“<br />

keine Aussage getroffen hat, die einen<br />

100-prozentig fondsgebundenen Rentenbezug<br />

hat.<br />

ANDREAS MAXIMILIAN BASLER<br />

via Facebook<br />

Guten Morgen, Herr Basler, ich frage es gern<br />

bei uns im Haus an. Inhaltlich hätten wir<br />

natürlich ergänzen können:<br />

- freie Fonds im Rentenbezug: Ja<br />

- Ertragsanteil: Ja<br />

- Schicht-I-zertifiziert: Ja<br />

ANDRÉ SCHRÖTER<br />

via Facebook<br />

»Riester nicht mehr zeitgemäß?«<br />

Die Deutsche Vermögensberatung hat<br />

kürzlich ihre Geschäftszahlen für 2<strong>02</strong>1<br />

veröffentlicht. Demnach konnte sie im vergangenen<br />

Jahr rund 112.000 neue Riester-<br />

Verträge vermitteln. Damit hatte die DVAG<br />

nicht nur einen Marktanteil von 36 Prozent<br />

14 Illustration: Lenhard Nick Liebetruth


Leserbriefe PANORAMA<br />

am Riester-Neugeschäft, sondern war mit<br />

einem Neugeschäftszuwachs von 33 Prozent<br />

(36.945 Verträge) auch quasi allein für<br />

das gesamte Neugeschäftsplus der Branche<br />

verantwortlich (37.200 Policen). Unter<br />

<strong>procontra</strong>-Lesern verursachte das schnell<br />

überwiegend negative Kommentare.<br />

Liegt vielleicht daran, dass die meisten<br />

seriösen Versicherungsunternehmen Riester<br />

aus dem Vertrieb genommen haben, da es<br />

trotz Förderung für kaum noch jemanden<br />

rentabel ist. Man muss als Versicherung<br />

mit der Zeit gehen und sich dem Markt<br />

anpassen. Bei Zinsen wie aktuell und in den<br />

vergangenen Jahren wäre es schon fahrlässig,<br />

neue Abschlüsse zur Altersvorsorge mit<br />

garantieverzinsten Produkten zu betreiben.<br />

Völlig egal, ob Riester, Rürup oder Lebensversicherungen.<br />

Wer in die Altersvorsorge<br />

geht, macht das 2<strong>02</strong>2 mit fondgebundenen<br />

Rentenversicherungen, Depot, bAV (vorausgesetzt,<br />

der AG zahlt mindestens ein<br />

Drittel) und Immobilien. Alles andere ist<br />

nicht zeitgemäß. Riester ist im Grunde nur<br />

für kinderreiche Familien sinnvoll. Bei allen<br />

anderen frisst die Steuer in der Auszahlung<br />

die Förderung während der Sparphase um<br />

Längen auf.<br />

CORTINA CZYZ<br />

via Facebook<br />

Es kann nur den Provisionsgrund zum Verkauf<br />

dieses Auslaufmodells geben.<br />

JUSTUS JONAS<br />

via Facebook<br />

»Telematik – das wird<br />

sicher ein Renner.«<br />

JÖRG SCHULT ÜBER TESLAS VERSICHERUNGSPLÄNE<br />

»Sparkasse muss 1,5 Millionen bezahlen«<br />

Die Stadtsparkasse München ist wegen<br />

Falschberatung zu Schadensersatz in Millionenhöhe<br />

verurteilt worden: Nach einem Urteil<br />

des Landgerichts München (Aktenzeichen<br />

40 O 8534/20) muss sie einem 58-jährigen<br />

Geschäftsmann 1,5 Millionen Euro bezahlen.<br />

Dieser hatte gegenüber der Bank angegeben,<br />

eine sichere Geldanlage zu suchen, vermittelt<br />

wurden ihm stattdessen hochspekulative<br />

Options-Geschäfte. Die Folge: Er machte 1,9<br />

Millionen Euro Verlust. Da er zu Beginn jedoch<br />

auch Gewinne mit den Optionsgeschäften<br />

gemacht hatte, muss die Sparkasse nur 1,5<br />

Millionen Euro an ihn bezahlen.<br />

Die Problematik bei diesen Themen ist<br />

immer die gleiche: Hätte der Geschäftsmann<br />

1,9 Millionen Euro verdient, hätte er nicht<br />

geklagt. Was aber nichts daran ändern<br />

würde, dass es falsch ist, wenn der Kunde<br />

wirklich konservativ wollte und spekulativ<br />

bekommen hat.<br />

TIM WOLFF<br />

via Facebook<br />

TOP-SCHUTZ FÜR MEDIZINER: NK.SELECT XL<br />

Starke Leistungen für alle,<br />

die sich für Gesundheit<br />

stark machen!<br />

Modern, leistungsstark, vorsorge- und familienfreundlich.<br />

Das ist der neue NK.select XL, der größte NK, den es je gab.<br />

Und das Beste: Den neuen PKV-Top-Tarif gibt es jetzt auch<br />

für die Zielgruppe „Ärzte und Zahnärzte“.<br />

www.vermittlerportal.de/mediziner<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

15


TITEL InsurTech wefox<br />

16 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


InsurTech wefox TITEL<br />

DIE WETTE WEFOX<br />

Auf kein anderes InsurTech setzen Investoren so viel Geld wie auf wefox.<br />

Wie das Geschäftsmodell funktioniert, wovon es abhängt und welche etablierten<br />

Beratungs- und Versicherungsstrukturen das Unicorn aus Berlin avisiert<br />

– TEXT: MARTIN THALER, MATTHIAS HUNDT –<br />

Es liegt schon über fünf Jahre zurück,<br />

dass <strong>procontra</strong> in der <strong>Ausgabe</strong> 01/2017<br />

den Hype um Fin- und InsurTechs auf den<br />

Titel hob und die Geschäftsmodelle dieser<br />

„Game Changer“ durchleuchtete. Ein<br />

„längst überfälliger Strukturwandel“ sei in<br />

Gang gesetzt worden, hieß es damals von<br />

allen Seiten. Vielen der Neulinge gingen<br />

mittlerweile aber Geld und Puste aus, vor<br />

allem die hohen Akquisekosten der überwiegend<br />

auf Endkunden (B2C) ausgerichteten<br />

Modelle trieben sie wieder vom Markt.<br />

Einige haben sich jedoch fest in der Wertschöpfungskette<br />

etabliert. Beispiele: Getsafe<br />

vermeldet über 300.000 Kunden und<br />

beantragte Ende März die Lizenzen für die<br />

Märkte Frankreich, Italien und Österreich.<br />

Getsurance ging zunächst pleite und fand in<br />

der Nürnberger Versicherung ihren Retter.<br />

Nürnberger-Vorstand Harald Rosenberger<br />

will laut Interview mit dem Versicherungsmonitor<br />

„spätestens ab 2<strong>02</strong>4 mit Getsurance<br />

schwarze Zahlen schreiben“. Der<br />

Frankfurter Online-Versicherungsmakler<br />

Clark hat mittlerweile die Allianz an seiner<br />

Seite und spricht von einem Kundenstamm<br />

von über 250.000. Die Clark Germany<br />

GmbH setzte 2<strong>02</strong>0 laut Geschäftsbericht<br />

14,6 Millionen Euro um (+52 Prozent gegenüber<br />

2019) und gründete Anfang März<br />

eine Holdingstruktur. Experten sehen darin<br />

vorbereitende Schritte für einen Börsengang<br />

– was Clark selbst bislang nicht bestätigte.<br />

Neben diesen Beispielen stand 2017 auch<br />

FinanceFox im Fokus, deren Geschäftsmodell<br />

als digitaler Makler im B2C und digitale<br />

Plattform im B2B-Bereich kategorisiert<br />

wurde. Heute firmiert das 2015 gegründete<br />

Unternehmen als wefox Group, mit eigenem,<br />

in Liechtenstein ansässigen Versicherer<br />

(wefox insurance, ehemals One) und<br />

eigenem Exklusivvertrieb (wefox Germany<br />

GmbH). Nicht nur die Beratungs- und Versicherungsbranche,<br />

sondern die gesamte Techi-Landschaft<br />

schaut auf das Berliner Unternehmen.<br />

Spätestens als es im Juni 2<strong>02</strong>1<br />

in seiner Series-C-Finanzierungsrunde 650<br />

Millionen US-Dollar (circa 530 Millionen<br />

Euro) frisches Investorengeld einsammeln<br />

konnte, wurde selbst die branchenferne<br />

Presse aufmerksam. 650 Millionen bedeuten<br />

die weltweit größte Finanzierungsrunde<br />

eines InsurTechs! Und das nicht im Silicon<br />

Valley, sondern mitten in Berlin.<br />

»Investoren schätzen<br />

das Potenzial von<br />

wefox weiterhin um<br />

ein Vielfaches höher<br />

ein, als es die Zahlen<br />

hergeben.«<br />

PHILIPP KANSCHIK, POLICEN DIREKT<br />

Die Unternehmensbewertung sprang daraufhin<br />

auf drei Milliarden, in Ziffern:<br />

3.000.000.000, Dollar und damit locker<br />

über die „Unicorn“-Schwelle (ab einer Milliarde).<br />

Zur Einordnung: Clark (69 Millionen<br />

Euro), Getsafe (57 Millionen) und ottonova<br />

(40 Millionen) sammelten in ihren<br />

2<strong>02</strong>1er- Runden nur einen Bruchteil davon<br />

für ihre Visionen ein.<br />

Spätestens nach der historischen Finanzierungsrunde<br />

taucht vermehrt die Frage<br />

auf, wie ein Unternehmen mit einem Umsatz<br />

von „nur“ 310 Millionen Euro (2<strong>02</strong>1)<br />

über 2,7 Milliarden Euro wert sein kann.<br />

Das ist ein Faktor von 8,7. „Das ist enorm<br />

viel“, findet auch Philipp Kanschik, der bei<br />

Policen Direkt das Maklergeschäft leitet.<br />

Der Frankfurter Zweitmarktspezialist zahle<br />

auf Bestände derzeit Umsatzmultiples in<br />

Höhe von 2,5. „Das bedeutet: Investoren<br />

schätzen das Potenzial von wefox weiterhin<br />

um ein Vielfaches höher ein, als es die aktuellen<br />

Zahlen hergeben.“ Zum Vergleich:<br />

Die Allianz setzte 2<strong>02</strong>0 etwa 140 Milliarden<br />

Euro um und wird aktuell mit knapp<br />

90 Milliarden Euro bewertet – das entspricht<br />

einem Umsatzfaktor von 0,6.<br />

DIE RICHTIGE GESCHICHTE ERZÄHLEN (KÖNNEN)<br />

Zunächst profitiert wefox von einem allgemeinen<br />

Trend – dem boomenden Geschäft<br />

mit Start-up-Finanzierungen. Insgesamt<br />

17,4 Milliarden Euro flossen allein im vergangenen<br />

Jahr laut „EY Startup-Barometer“<br />

an Risikokapital in deutsche Firmen<br />

– mehr als das Dreifache von 2<strong>02</strong>0. „Nie<br />

wurde mehr investiert“, blicken die Branchenexperten<br />

zurück. „Entsprechend gibt<br />

es einen sehr hohen Anlagedruck seitens<br />

der Risikokapitalgeber.“ In Zeiten, in denen<br />

es selbst für sichere Anlagen keinen<br />

Zins mehr gibt, relativieren sich auch<br />

Illustration: Roman Kulon<br />

17


TITEL InsurTech wefox<br />

Phase<br />

TEICKE PITCHT – INVESTOREN FOLGEN<br />

Bereits mit der Serie B sprang die Bewertung auf über eine Milliarde Dollar.<br />

Seed Serie A Serie B/ I Serie B/ II Serie C<br />

650<br />

30 600<br />

25 25<br />

500<br />

Mubadala<br />

Target<br />

20 Mubadala<br />

Capital<br />

Global<br />

400<br />

Capital<br />

Target<br />

Ventures<br />

Ventures<br />

15 Global<br />

14<br />

300<br />

13<br />

12<br />

10 Salesforce<br />

200<br />

6<br />

125<br />

5 110<br />

100<br />

28<br />

0 5,5<br />

0<br />

01/2016 09/2016 05/2019 12/2019 06/2<strong>02</strong>1<br />

Anzahl Investoren geführt von Finanzierungsrunde in Mio. US$_geführt von<br />

viele Risiken bei der Finanzierung von<br />

Start-ups. Um jedoch Investoren für sich gewinnen<br />

und gängige Multiples außer Kraft<br />

setzen zu können, braucht es vor allem eine<br />

überzeugende Zukunftsvision. „Das Unternehmen<br />

muss bei jeder Investitionsrunde<br />

eine nach vorn gerichtete Geschichte erzählen“,<br />

bemerkt InsurTech-Experte Nikolai<br />

Dördrechter. Eine Geschichte, die deutlich<br />

macht, wo die Reise hingehen und welche<br />

Potenziale erschlossen werden sollen.<br />

<strong>procontra</strong> liegt das Pitchdeck (Kurzpräsentation<br />

für Investoren) aus der Serie<br />

C vor. Hier wird klar, welcher Vision die<br />

Investoren folgen. Überschrieben mit „The<br />

Most Profitable Digital Insurer“ will man<br />

nicht nur der profitabelste Digitalversicherer<br />

werden, sondern auch jeden Schritt<br />

der Wertschöpfungskette selbst besetzen.<br />

Angefangen mit der Lead-Generierung für<br />

den eigenen Vertrieb, die wefox Germany<br />

GmbH, über eigene Versicherungslösungen<br />

(wefox insurance) bis zu einer Verwaltung<br />

von Verträgen und Kunden, die mittels<br />

Technologie und Datenanalyse auf Effizienz<br />

getrimmt wird. Insgesamt und recht unverbindlich<br />

verspricht wefox, „Versicherungen<br />

für alle 10x besser zu machen als der Status<br />

quo“. Doch weder der Status quo ist objektiv<br />

messbar noch der Faktor zehn von<br />

„besser“. COO David Stachon gegenüber<br />

<strong>procontra</strong>: „Mit unserer Kombination aus<br />

physischem Vertrieb und Technologie gehen<br />

wir die gesamte Wertschöpfungskette<br />

der Versicherungswirtschaft an und nicht<br />

Quelle: crunchbase<br />

»Wir gehen auf<br />

die gesamte<br />

Wertschöpfungskette<br />

und nicht auf Einzelteile,<br />

wie es andere<br />

InsurTechs tun.«<br />

DAVID STACHON, COO WEFOX<br />

nur kleinere Teile, wie es andere InsurTechs<br />

tun. Dabei bremsen uns keine Altsysteme.“<br />

Ein schlüssiges Konzept gewinnt das Interesse<br />

von Investoren. Wie weit deren Geldbörsen<br />

aufgehen, entscheidet das Potenzial.<br />

Das präsentierte und taxierte wefox-CEO<br />

Julian Teicke im Pitch in vier Stufen. Zunächst<br />

die DACH-Region zuzüglich Polen<br />

mit den Versicherungsbereichen Kfz, Hausrat<br />

und Haftung, wo ein Potenzial von 55<br />

Milliarden Euro zu heben sei. Erweitert um<br />

die Länder Italien, Spanien und Frankreich<br />

sowie die Erschließung der Lebenssparte<br />

wachse das Potenzial auf 692 Milliarden, in<br />

ganz Europa auf 1,3 Billionen und weltweit<br />

auf 5,2 Billionen Euro. Wenn man bedenkt,<br />

dass wefox gerade erst an der Schwelle zu<br />

Stufe zwei steht, wird klar, auf welche Vision<br />

die Investoren ihr Geld setzen.<br />

Dieses Marktpotenzial präsentieren auch<br />

andere InsurTechs ihren Investoren. Sie<br />

bekommen aber nicht annähernd so viel<br />

Geld. Hier kommen Teickes Fähigkeiten<br />

als Fundraiser und Netzwerker ins Spiel.<br />

In einem Podcast Ende 2<strong>02</strong>1 mit Philipp<br />

Westermeyer sagte Teicke, er wolle „der<br />

beste Fundraiser der Welt“ werden. Die<br />

bisherigen Zahlen bestätigen seine Skills<br />

als „Pitcher“. Die Anzahl der Investoren<br />

wuchs mit jeder Finanzierungsrunde. Waren<br />

es noch sechs in der Seedphase, folgten<br />

laut crunchbase insgesamt 25 verschiedene<br />

Venture-Capital-Investoren (VC) den Lockrufen<br />

in der Serie C (siehe Grafik). Mit<br />

dabei unter anderen Target Global, Jupiter,<br />

Salesforce, der kanadische Pensionsfonds<br />

Omers Ventures, Horizon Ventures<br />

und Speedinvest. Selbst Hollywood-Star<br />

Ashton Kutcher ist über seine VC-Firma<br />

Sound Ventures investiert, ebenso Mubadala<br />

Ventures, das sich im Staatsbesitz von<br />

Abu Dhabi befindet. Die Summe der Finanzierungen<br />

beläuft sich mittlerweile auf<br />

918,5 Millionen Dollar. Wofür wird knapp<br />

eine Milliarde Dollar verwendet? „Für den<br />

Ausbau unserer Technologie und den Aufbau<br />

von Vertriebskraft in neuen Ländern“,<br />

antwortet Stachon kurz und knapp. Letzteres<br />

folgt dabei einer klaren Strategie, wie<br />

Teicke im genannten Podcast erzählt: „Wir<br />

suchen uns in Ländern die besten Vertriebe,<br />

machen diese mit unserer Technologie noch<br />

erfolgreicher mit dem anschließenden Ziel,<br />

sie fest an uns zu binden oder zu kaufen.“<br />

In Italien gelang so 2018 eine Kooperation<br />

mit dem Maklerunternehmen Mansutti,<br />

das über 300 Mitarbeiter führt.<br />

FOKUS AUF BERATER SENKT AKQUISEKOSTEN<br />

<strong>procontra</strong> fragte bei einigen Hauptinvestoren<br />

bezüglich ihrer Erwartungshaltung<br />

an. Wann soll sich das Investment auszahlen?<br />

An welche Kennzahlen sind weitere<br />

Finanzierungsrunden geknüpft? Salesforce<br />

wollte sich dazu nicht äußern. Speedinvest,<br />

bereits seit der Seedphase investiert, immerhin<br />

allgemein. „wefox hat ein einzigartiges<br />

Geschäftsmodell, da sie über einen indirekten<br />

Kanal, der aus Maklern, Agenten<br />

und Affinity-Partnern besteht, an Kunden<br />

verkaufen“, sagte Kommunikationschef<br />

Jeremy Crider gegenüber <strong>procontra</strong>. Ganz<br />

so einzigartig ist dieser Ansatz jedoch nicht.<br />

Fast alle klassischen Versicherer setzen auf<br />

einen Mix der Vertriebskanäle aus einer<br />

eigenen Ausschließlichkeit, freien Maklern<br />

18 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


InsurTech wefox TITEL<br />

und Affinity-Partnern in anderen Bereichen,<br />

wie zum Beispiel Autohäusern, Banken<br />

oder Reisebüros. Und auch sie fischen um<br />

dasselbe Marktpotenzial. Doch während<br />

sich die meisten ihrer „Angelsysteme“<br />

über die Jahre stark verknotet haben und<br />

die Köder nur sehr langsam auf die neuen<br />

Geschmacksbedürfnisse von Vertrieb und<br />

Kunden ausgetauscht werden, kommt wefox<br />

unbelastet und mit nagelneuem Hightech-Equipment<br />

an den See. Zudem lockt<br />

man mit seinem Exklusivvertrieb auch immer<br />

mehr Ausschließlichkeitsagenten klassischer<br />

Versicherer auf den eigenen Steg.<br />

Auf die Nachfrage, was aber eine Drei-<br />

Milliarden-Bewertung rechtfertigt, erinnert<br />

Crider ans Pitchdeck und blickt auch auf die<br />

Anfänge von Amazon zurück: „Das Wachstumspotenzial<br />

ist enorm bei einem 5,2-Billionen-Euro-Markt.<br />

wefox hat bewiesen,<br />

wie man durch sein Vertriebsmodell den<br />

Umsatz jedes Jahr verdoppelt, was sie von<br />

allen anderen digitalen Versicherungsunternehmen<br />

unterscheidet. Als Amazon vor 20<br />

»Als Amazon vor<br />

20 Jahren anfing,<br />

kritisierten auch<br />

viele Leute das<br />

Geschäftsmodell und<br />

die hohe Bewertung.«<br />

JEREMY CRIDER, SPEEDINVEST<br />

Jahren anfing, kritisierten viele Leuten das<br />

Modell und die hohe Bewertung. In Bezug<br />

auf die Marktchancen sind Amazon damals<br />

und wefox heute vergleichbar. Und wir alle<br />

wissen, was aus dem einst digitalen Buchladen<br />

geworden ist.“ Wovon ein weiteres<br />

Engagement abhängt, wollte kein Investor<br />

preisgeben. Anfang April wurde über eine<br />

erneute Finanzierungsrunde spekuliert, die<br />

laut Teicke denkbar wäre, “wenn der Preis<br />

stimmt“. Fakt ist, dass die Umsatzverdopplung<br />

jedes Jahr schwieriger wird und somit<br />

auch den Druck erhöht, die Erwartungen<br />

der Investoren zu erfüllen.<br />

Julian Teicke weiß sein Investorennetzwerk<br />

zu überzeugen. Dank Vater Hartmut,<br />

Gründer des Finanzvertriebs „Sicherheit<br />

und Capital“ und späteres Mitglied der<br />

AWD-Geschäftsleitung, steht zudem ausreichend<br />

Wissen über das Versicherungsgeschäft<br />

und Know-how im Aufbau von<br />

Vertriebsstrukturen zur Verfügung. Dieser<br />

habe ihn auch – so geht die Geschichte –<br />

darauf aufmerksam gemacht, dass europaweit<br />

neun von zehn Versicherungen über<br />

Vermittler verkauft werden. Hier setzt die<br />

Hauptstrategie von wefox an. Man versucht<br />

eben nicht, die restlichen 10 Prozent<br />

aus dem Direktvertrieb zu erobern und mit<br />

ihnen zu wachsen. Stattdessen fokussiere<br />

man die Digitalisierung jener 90 Prozent,<br />

die durch einen Berater vermittelt und betreut<br />

werden. Man baut eine Techno-<br />

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19


TITEL InsurTech wefox<br />

logie für Berater und gewinnt damit<br />

Multiplikatoren. Diese Ausrichtung senkt<br />

die Akquisekosten auf Endkundenebene.<br />

Start-ups, die sich direkt an den Endkunden<br />

richten, investieren hingegen Unsummen in<br />

die Akquise. Zwar muss beim Direktvertrieb<br />

die Marge nicht geteilt, dafür wird das<br />

Wachstum in der Regel teuer erkauft.<br />

TEURE REINVESTITIONEN FÜR MEHR WACHSTUM<br />

Beim Buhlen um Investoren kann man<br />

viele bunte Schlösser malen. Doch mit jeder<br />

Finanzierungsrunde steigt der Druck<br />

abzuliefern. Bis satte Gewinne sprudeln,<br />

halten Wachstumsraten die Investoren bei<br />

Laune: Von 2018 bis 2<strong>02</strong>1 hat sich der<br />

Umsatz jährlich mindestens verdoppelt,<br />

insgesamt fast verzehnfacht. Mittlerweile<br />

beträgt er über 300 Millionen Euro. „Kein<br />

europäisches InsurTech kann solche Werte<br />

vorweisen“, meint Kanschik anerkennend.<br />

Im Geschäftsbericht 2<strong>02</strong>0 der wefox insurance<br />

AG wurde ein Gewinn von 6.773<br />

Euro ausgewiesen. Marginal, mit Blick<br />

auf die Entwicklung zu 2019 (minus 1,96<br />

Millionien Euro) aber bemerkenswert.<br />

Das Prämienvolumen verfünffachte sich<br />

auf 33,8 Millionen Euro (2019: 6,6 Millionen).<br />

2018 waren es nur rund 730.000<br />

Euro. Größter Faktor dabei: das Geschäft<br />

mit Kfz-Versicherungen. Diese stellten mit<br />

49 Prozent den Löwenanteil des Versicherungsgeschäfts.<br />

Der Geschäftsbericht der Maklertochter<br />

wefox Germany weist hingegen einen<br />

deutlichen Jahresfehlbetrag von etwas über<br />

acht Millionen Euro aus. Zusammen mit<br />

einem Verlustvortrag von 26,6 Millionen<br />

Euro, der sich gegenüber 2019 um rund 9<br />

Millionen Euro erhöht hat, steht ein Minusbetrag<br />

von 34,7 Millionen Euro. Unternehmenssprecher<br />

Fatih Aydin erklärt: „Wir<br />

investieren insgesamt in Wachstum. So ist<br />

die Bilanz zwar negativ, das Wachstum aber<br />

profitabel. Würden wir nicht in Wachstum<br />

reinvestieren, wäre die Bilanz positiv.“<br />

Nicht in Wachstum zu investieren,<br />

kommt für ein Start-up natürlich nicht infrage.<br />

Erst recht, wenn die Visionen auch<br />

irgendwann einmal Realität werden sollen.<br />

Dennoch steht diese Entwicklung weiter<br />

unter Beobachtung, nicht nur von Investoren.<br />

Auch durch Branchenkennerin Sabine<br />

Brunotte, die anmerkt: „Angesichts<br />

des enormen Kapitalzuflusses finde ich es<br />

erstaunlich, dass sich wefox in einer Phase,<br />

in der andere Investoren auf Beteiligungen<br />

IN 4 JAHREN<br />

ZUM UNICORN<br />

2015<br />

Gründung<br />

von FinanceFox<br />

März 2017<br />

Aus FinanceFox<br />

wird wefox<br />

Februar 2018<br />

Gründung des eigenen<br />

Versicherers One<br />

Dezember 2019<br />

Unternehmensbewertung<br />

durchbricht die Marke von<br />

1 Milliarde Dollar. wefox<br />

wird zum ersten deutschen<br />

InsurTech-Unicorn.<br />

2<strong>02</strong>0<br />

Markteintritt in der Schweiz<br />

März 2<strong>02</strong>1<br />

One Insurance AG firmiert<br />

nun unter wefox insurance<br />

April 2<strong>02</strong>1<br />

Markteintritt in Polen<br />

Juni 2<strong>02</strong>1<br />

Series-C-Finanzierungsrunde<br />

bringt 650 Millionen Dollar<br />

ein. Das ist die weltweit<br />

einträglichste Finanzierungsrunde<br />

eines Insur-<br />

Techs. Die Unternehmensbewertung<br />

steigt auf rund<br />

3 Milliarden Dollar.<br />

und Übernahmen von Maklergesellschaften<br />

setzen, auf Sponsoring-Engagements zum<br />

Beispiel im Fußball reduziert. Das scheint<br />

eher der Markenbildung als der Weiterentwicklung<br />

eines skalierfähigen Geschäftsmodells<br />

zu dienen. Ob sich damit 650 Millionen<br />

Dollar ins Verdienen bringen lassen,<br />

bleibt abzuwarten.“<br />

AUTOMATISIERUNG UND CHERRY-PICKING<br />

Brunotte erinnert damit auch an die einstigen<br />

Pläne, in denen man das Ziel formulierte,<br />

„als digital fokussierter Maklerpool<br />

die Nummer eins unter den Konsolidierern<br />

im Maklermarkt“ zu werden, wie sich Julian<br />

Teicke 2019 zitieren ließ. Das Ziel „Superpool“<br />

wird offiziell nicht mehr verfolgt,<br />

und auch generell hat sich die Ausrichtung<br />

von den Anfängen bis zum Plattformunternehmen<br />

mehrfach geändert, was einige<br />

kritisieren und andere als flexibel und agil<br />

bewerten. „Sich verändernde Geschäftsmodelle<br />

und damit Geschichten sind nicht verwerflich“,<br />

merkt Dördrechter an. Viele Unternehmen<br />

würden im Laufe der Jahre auf<br />

zuvor nicht bedachte Schwierigkeiten oder<br />

ein neues Wettbewerbsumfeld stoßen, gegebenenfalls<br />

neue, lukrativere Geschäftsfelder<br />

entdecken. Beispiele hierfür sind auch in<br />

der Branche zu finden – man denke nur an<br />

Getsafe oder Friendsurance.<br />

Entscheidender wird sein, ob wefox tatsächlich<br />

technisch das liefern kann, was<br />

es verspricht. Viele amerikanische Neo-<br />

Versicherer, wie Root und Lemonade,<br />

wurden von den Anlegern hart abgestraft<br />

– eben auch, weil die für sich reklamierten<br />

technischen Innovationen teils weniger<br />

gut funktionierten als angekündigt. wefox<br />

nannte seinen Investoren eine eigene Automatisierungsquote<br />

von über 80 Prozent, im<br />

Geschäftsbericht 2<strong>02</strong>0 werden 85 Prozent<br />

genannt, und Teicke selbst spricht heute bereits<br />

von bis zu 95 Prozent. Dem gegenüber<br />

stehe ein angeblicher Marktstandard von<br />

maximal 15 Prozent. „Aktuell ist der Digitalisierungsgrad<br />

schwer zu überblicken“,<br />

meint Brunotte und ergänzt: „Andere Anbieter<br />

scheinen auf diesem Feld durch Kooperationen<br />

und Übernahmen schneller voran<br />

zukommen als wefox.“ Bemerkenswert<br />

in diesem Zusammenhang findet sie allerdings<br />

die Neuzugänge in der Geschäftsführung.<br />

So war COO Stachon zuvor Chef<br />

beim Direktversicherer Cosmos Direkt,<br />

und Peter Huber, vormals CEO bei der<br />

Zurich, ist seit Oktober 2<strong>02</strong>1 neuer Chief<br />

20 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


InsurTech wefox TITEL<br />

»Andere Anbieter<br />

scheinen bei der<br />

Digitalisierung durch<br />

Kooperationen und<br />

Übernahmen schneller<br />

voranzukommen.«<br />

SABINE BRUNOTTE, BRUNOTTE KONZEPT<br />

auf jeden Fall. „In anderen Industrien gelingen<br />

längst viel komplexere Analysen.“<br />

wefox verfolgt ganz offen die Strategie des<br />

„Cherry-Pickings“, wie es Teicke im Podcast<br />

erzählt. Nach und nach versuche man,<br />

über den eigenen Vertrieb die guten Risiken<br />

auf die hauseigenen Versicherungen zu ziehen.<br />

Die schlechteren Risiken verbleiben im<br />

Markt. Gelingt das mit guten Produkten<br />

und ohne zusätzliche Incentivierung des<br />

Vertriebs, die zu Interessenkonflikten führt,<br />

ist es auch legitim. Rocco Strauß, Geschäftsführer<br />

des Exklusiv-Vertriebs, sagt<br />

gegenüber <strong>procontra</strong>, dass es keine finanziellen<br />

Anreize gebe, die hauseigenen Lösungen<br />

vorzuziehen. Das Vergütungs- und<br />

Bewertungsniveau sei bei allen Anbietern<br />

gleich, die wefox insurance eingeschlossen.<br />

Kanschik sieht das Risiko des Cherry-Pickings<br />

durch datenbasierte Scoring-Modelle<br />

aber woanders – nämlich in der Reaktion<br />

der restlichen Versicherer. Wer will schon<br />

dabei zusehen, wie sich der eigene Bestand<br />

immer weiter mit schlechten Risiken füllt,<br />

bei denen die Schadensquoten irgendwann<br />

durch die Decke gehen? Hier könnte man<br />

dem Exklusiv-Vertrieb, der wefox Germany,<br />

die ja als Maklerin agiert, die Direktanbindungen<br />

kündigen. Sicherlich ein sehr<br />

fernes und extremes Szenario, an dessen<br />

Ende aber der Exklusiv-Makler zu einem<br />

Ausschließlichkeitsvertreter der wefox-<br />

Produktpalette werden könnte. „Wenn alle<br />

Versicherer nur noch die ‚guten Risiken‘<br />

zeichnen, dürfte es für viele Menschen unmöglich<br />

werden, noch zu annehmbaren<br />

Prämien an Versicherungsschutz zu gelangen.<br />

Das Versicherungs-Grundprinzip der<br />

kollektiven Risikenübernahme wäre damit<br />

ausgehebelt“, so Kanschik. „Entsprechend<br />

könnten Scoring-Modelle verboten oder<br />

ihre Nutzung stark eingeschränkt werden.<br />

Und damit auch die Profite von wefox.“<br />

Die aktuellen Schadensquoten stimmen<br />

positiv und ermöglichen wefox die Kalkulation<br />

attraktiver Preis-Leistungs-Pakete.<br />

Insurance Officer. „Für sie muss es gute<br />

Argumente gegeben haben, ihre berufliche<br />

Zukunft bei wefox zu suchen“, so Brunotte.<br />

„Technisch gesehen ist die wefox-Strategie<br />

grundsätzlich umsetzbar, wenn man<br />

nur genügend Daten zur Verfügung hat“,<br />

glaubt Policen-Direkt-Vorstand Kanschik.<br />

Wie weit wefox hierbei allerdings ist, sei<br />

schwer zu sagen. Technisch möglich ist es Fortsetzung auf Seite 24<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

21


TITEL InsurTech wefox<br />

Ziel: »der dynamischste<br />

Vertrieb Deutschlands«<br />

Rocco Strauß, Geschäftsführer der wefox Germany GmbH, über die Unabhängigkeit seiner<br />

Exklusiv-Makler, Unterschiede zu etablierten Pools und die vertrieblichen Zukunftspläne<br />

– TEXT: MATTHIAS HUNDT –<br />

<strong>procontra</strong>: wefox bietet mit dem „Exklusiv-Makler“<br />

und „Partner-Makler“ zwei<br />

Modelle der Zusammenarbeit. Worin<br />

liegen die Unterschiede?<br />

Rocco Strauß: Die Partner-Makler sind<br />

klassische, freie Makler nach Paragraf<br />

34d, die lediglich die Produkte der wefox<br />

insurance mit in ihr Angebotsportfolio<br />

aufnehmen. Für den Exklusiv-Makler<br />

vereinen wir das Beste aus allen Vertriebswegen.<br />

Diese arbeiten für unseren eigenen<br />

Vertrieb, die wefox Germany GmbH.<br />

Diese hat eine eigene Maklerzulassung mit<br />

aktuell 54 Direktanbindungen.<br />

<strong>procontra</strong>: Der Partner-Makler bleibt also<br />

frei, der Exklusiv-Makler begibt sich in<br />

eine Abhängigkeit?<br />

Strauß: Der Exklusiv-Makler arbeitet dann<br />

ausschließlich mit uns und lebt unsere<br />

Werte einer ganzheitlichen Beratung. Es<br />

besteht also eine gewisse Abhängigkeit,<br />

da keine eigenen Direkt- oder Poolanbindungen<br />

mehr möglich sind. Allerdings sind<br />

das Handeln oder die Produktauswahl<br />

nicht eingeschränkt. Exklusiv-Makler<br />

bekommen das gesamte Beratungs-Set-up<br />

aus Videoberatung mit digitaler Unterschrift,<br />

ein MVP-System mit Verbindung<br />

zu Vergleichsprogrammen und Kommunikationskanälen<br />

und die ganze Abrechnungsverwaltung<br />

kostenfrei gestellt. Dazu<br />

den Zugang zu Neukunden aus unserer<br />

eigenen Lead-Produktion.<br />

<strong>procontra</strong>: Eure Makler reichen ihre gesamten<br />

Umsätze nur noch über euch ein.<br />

Sind sie dann nicht scheinselbstständig?<br />

Strauß: Es liegt keine Scheinselbstständigkeit<br />

vor. Ihr unternehmerisches Handeln<br />

ist nicht eingeschränkt. Die Umsätze nur<br />

über uns einzureichen, bringt eher Vorteile,<br />

zum Beispiel bei den Courtagesätzen, aber<br />

vor allem durch eine bevorzugte Bearbeitung<br />

der Anträge. So ähnlich ist es auch<br />

bei anderen etablierten Vertrieben.<br />

<strong>procontra</strong>: Müssen Exklusiv-Makler ihre<br />

Bestände zur wefox Germany übertragen?<br />

Strauß: Ja, es sind ja keine anderen<br />

Courtagezusagen mit anderen Pools oder<br />

Versicherern erlaubt. Die Kunden bleiben<br />

in der Betreuung des ursprünglichen<br />

Beraters, mit einem neuen Maklerauftritt<br />

von wefox Germany. Dafür bekommen<br />

unsere Exklusiv-Makler einen Handelsvertreterausgleich,<br />

in Form einer Maklerrente,<br />

wenn sie mal in den Ruhestand gehen. Die<br />

Bedeutung der Bestandsveräußerung am<br />

Ende des Berufslebens wächst stetig und<br />

betrifft, mit Blick auf den Altersdurchschnitt<br />

der Branche, immer mehr Beraterinnen<br />

und Berater.<br />

<strong>procontra</strong>: Bekommt der Makler bei einer<br />

vorzeitigen Trennung seine Bestände wieder<br />

zurück?<br />

Strauß: Genau. Wie üblich, muss dafür nur<br />

ein Maklerauftrag vorliegen.<br />

<strong>procontra</strong>: wefox zahlt Maklern ein Fixum.<br />

Wonach bemisst sich dessen Höhe?<br />

Strauß: Das ist Verhandlungssache und<br />

liegt vor allem an der Leistung und<br />

Vertriebserfahrung. Einige Partner legen<br />

22 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


InsurTech wefox TITEL<br />

höheren Wert auf die Anbindung, Leads<br />

und Betreuung durch uns. Deren Fixum<br />

liegt dann in etwa bei 1.000 bis 2.500<br />

Euro im Monat. Uns schließen sich aber<br />

auch ehemalige Geschäftsstellenleiter oder<br />

größere Vertriebseinheiten an, die dann ein<br />

höheres Fixum aushandeln.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es fix oder ein Vorschuss?<br />

Strauß: Es ist kein Vorschuss, sondern eine<br />

echte fixe Vergütung und zeitlich unbefristet.<br />

Wir können es nicht zurückfordern<br />

oder verrechnen. Zusätzlich gibt es die<br />

Courtage für die Vermittlung von Geschäft.<br />

Dafür gibt es sogenannte Leistungsstufen,<br />

abhängig von der Berufserfahrung<br />

und dem Vermittlungserfolg.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hoch ist die Abschlusscourtage?<br />

Strauß: Sie liegt deutlich über dem Niveau,<br />

das in der Ausschließlichkeit gezahlt wird,<br />

und leicht unter dem Niveau am freien<br />

Markt, zum Beispiel bei Maklerpools.<br />

Vielen Maklern geht es aber nicht um ein<br />

Maximum an Courtage. Sie schätzen die<br />

Zugangswege, die Community, die Infrastruktur<br />

für ihre Beratung, die persönliche<br />

Betreuung, die Weiterbildung, die sie hier<br />

erleben und bekommen.<br />

<strong>procontra</strong>: In welchen Bereichen macht die<br />

wefox Germany ihren Hauptumsatz?<br />

Strauß: Das hängt stark mit unserem<br />

Fokus in der Lead-Generierung zusammen.<br />

Dieser liegt in der privaten Krankenversicherung,<br />

entsprechend stammt unser<br />

Hauptumsatz aus der Krankensparte,<br />

zudem aus den Bereichen Altersvorsorge<br />

und Biometrie.<br />

<strong>procontra</strong>: Wird die Vermittlung der hauseigenen<br />

Produkte der wefox insurance in<br />

irgendeiner Weise incentiviert?<br />

Strauß: Unsere Exklusiv-Makler können<br />

jede Gesellschaft vermitteln, die sie möchten.<br />

Da sind sie in ihrer Beratung völlig<br />

frei und sollen sich an den Bedürfnissen ihrer<br />

Kunden orientieren. Auch die Courtage-<br />

und Bewertungssätze sind für Produkte<br />

der wefox insurance die gleichen wie für<br />

andere Versicherer, sodass diesbezüglich<br />

keine Fehlanreize entstehen können. Wir<br />

beobachten dennoch, dass unsere Produkte<br />

häufiger vermittelt werden. Nicht nur aufgrund<br />

der guten Leistungspakete, sondern<br />

auch weil die Prozesse einfach glatt und<br />

effizient laufen.<br />

<strong>procontra</strong>: Erhebt ihr Gebühren?<br />

Strauß: Nein. Das ganze Beraterpaket mit<br />

MVP, Vergleichsprogrammen, Videobera-<br />

tung, unsere Betreuung, weitere Hard- und<br />

Software sind unentgeltlich. Hier erheben<br />

wir keine Gebühren. Lediglich die Leads<br />

werden zum subventionierten Selbstkostenpreis<br />

weitergegeben.<br />

<strong>procontra</strong>: In welcher Höhe?<br />

Strauß: Im PKV-Bereich kostet ein Lead<br />

60 Euro. Das ist deutlich weniger als im<br />

Markt üblich, bei hoher Leadqualität<br />

durch unser eigenes SEO-Marketing.<br />

Jeder Lead stammt aus einer tatsächlichen<br />

Anfrage und wird selbst generiert. Zudem<br />

wissen wir, welcher Berater den Lead bekommt<br />

und anschließend berät. Herkunft<br />

und Verwertung bleiben somit nachvollziehbar,<br />

sozusagen „Bio-Qualität“. Diese<br />

Leadqualität bestätigen uns auch viele<br />

ehemalige freie Makler, die jetzt Exklusiv-<br />

»Viele AOler wollen<br />

Makler sein, scheuen<br />

aber den Schritt<br />

in die finanzielle<br />

Selbstständigkeit.«<br />

Makler sind. Deren Abschlusscourtage lag<br />

im PKV-Bereich zwar früher eventuell ein<br />

oder zwei MB höher als bei uns. Dafür<br />

sind sie jetzt in der Lage, mit der hohen<br />

Leadqualität und den effizienten Prozessen<br />

deutlich mehr Abschlüsse zu erzielen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie viele Exklusiv-Makler sind<br />

eurem Angebot schon gefolgt?<br />

Strauß: Momentan arbeiten 100 Maklerinnen<br />

und Makler exklusiv für uns, die<br />

wir aus über 1.500 Bewerbungen ausgewählt<br />

haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Nur 100 aus 1.500 Bewerbungen?!<br />

Wie kommt das?<br />

Strauß: Es gab Bewerberinnen und Bewerber<br />

ohne eigene IHK-Zulassung nach<br />

Paragraf 34d Gewerbeordnung. Das geht<br />

bei uns nicht. Einige wollten auch nur<br />

die Leads abgreifen oder haben sich dann<br />

doch gegen das Exklusivmodell entschieden.<br />

Manchmal stellt man auch fest, dass<br />

es gegenseitig auf der persönlichen Ebene<br />

nicht funktioniert.<br />

<strong>procontra</strong>: Aus welchen Vertriebskanälen<br />

stammen eure Exklusiv-Makler?<br />

Strauß: Das ist sehr unterschiedlich. Zum<br />

einen Makler, die an den digitalen Prozessen,<br />

den Leads und auch dem Fixum interessiert<br />

sind. Zudem haben wir Einheiten<br />

aus Strukturvertrieben übernommen, die<br />

hier ohne Zwänge ein Team aufbauen<br />

können. Zunehmend sind es aber immer<br />

mehr Ausschließlichkeitsvertreter. Gerade<br />

in der Ausschließlichkeit (AO) wächst<br />

die Erkenntnis, dass eine ganzheitliche<br />

Beratung nicht nur mit einer Gesellschaft<br />

im Sinne des Kunden gewährleistet werden<br />

kann. Da sind Makler klar im Vorteil und<br />

können unabhängig beraten. Viele AOler<br />

wollen Makler sein, scheuen aber den<br />

Schritt in die finanzielle Selbstständigkeit.<br />

<strong>procontra</strong>: Dann könnten sich diese AOler<br />

doch auch einem Maklerpool anschließen<br />

und wirklich frei sein.<br />

Strauß: Viele tun dies ja auch. Rein technisch<br />

statten Maklerpools ihre Partner mit<br />

allen Möglichkeiten aus. Kleinere Pools<br />

erheben dafür Serviceentgelte und bieten<br />

einen persönlichen Kontakt. Größere<br />

Pools bieten alle Services kostenfrei, dort<br />

steht der Makler aber weitestgehend allein<br />

auf weiter Flur. Nach unserer Erfahrung<br />

wünschen sich Makler aber auch eine<br />

persönliche Betreuung, die große Pools<br />

nicht jedem Makler geben können. Dafür<br />

haben wir fest angestellte Maklerbetreuer<br />

und unsere Community. Zudem versorgen<br />

wir unsere Exklusiv-Makler mit Leads<br />

und zahlen ihnen ein Fixum. Gesicherte<br />

Zugangswege zu Neukunden sind die<br />

größte Herausforderung im Vertrieb. Wir<br />

haben das gelöst und werden dieses Jahr<br />

1.200.000 Leads generieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie abhängig seid ihr von frischem<br />

Investorengeld, auch um dauerhaft<br />

ein Fixum zahlen zu können?<br />

Strauß: Unsere Investoren forcieren unser<br />

Exklusiv-Makler-Modell, das sich auch<br />

in anderen Ländern bewährt hat. Wir<br />

verdienen damit bereits Geld. Daher ist es<br />

wirtschaftlich sinnvoll, zu skalieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die nächsten Pläne?<br />

Strauß: Wir wollen die Anzahl unserer<br />

Makler in diesem Jahr mindestens verdoppeln<br />

und der dynamischste Vertrieb in<br />

Deutschland werden. Digital, aber mit einer<br />

persönlichen Beratung im Mittelpunkt.<br />

Auf Produktebene stehen eine eigene<br />

Zahnzusatz-, Tierhalterhaftpflicht- und<br />

Unfallversicherung vor dem Launch. Langfristig<br />

wollen wir über die wefox insurance<br />

alle Sparten anbieten. <br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

23


TITEL InsurTech wefox<br />

Fortsetzung von Seite 21<br />

Den Investoren rechnete man eine Schadensquote<br />

der hauseigenen Versicherungen<br />

für 2<strong>02</strong>0 von 70 Prozent vor, während der<br />

Markt bei 80 Prozent liege. 2<strong>02</strong>1 will man<br />

den Markt um 13 Prozentpunkte schlagen.<br />

Teicke stößt damit auch in ein Versäumnis<br />

der etablierten Versicherer: „Für klassische<br />

Versicherer war die Risikomarge nie<br />

sonderlich spannend. Ihr Fokus lag immer<br />

auf den Kapitalerträgen, was im aktuellen<br />

Zinsumfeld enorm schwierig ist. Die Risikomarge<br />

außer Acht zu lassen, war fatal.“<br />

Auch wenn Teicke hier die unterschiedlichen<br />

Ansätze von Sach- und Lebensversicherern<br />

etwas vermischt, seine Message<br />

ist klar. Er will an die guten Risiken im<br />

Markt. Wie lange nur mit „guten Risiken“<br />

tatsächlich die jährlich angestrebte Umsatzverdopplung<br />

gelingt, bleibt abzuwarten.<br />

Und das Marktpotenzial, das man Investoren<br />

präsentierte, umfasst eben auch die<br />

„schlechten“ Risiken.<br />

WEFOX AUS BERATERSICHT<br />

Aufgehen soll der Investorenplan auch<br />

dank des eigenen Vertriebs, die wefox<br />

Germany GmbH. Deren Geschäftsführer<br />

Strauß will seinen Vertrieb bis Ende des<br />

Jahres von aktuell 100 auf 230 sogenannte<br />

Exklusiv-Makler ausbauen (siehe Interview<br />

Seite 22). „Exklusiv“ und „Makler“ klingen<br />

zusammen eher fremd. Für Brunotte<br />

wecken ein „überdurchschnittliches Fixum“,<br />

„Karrierestufen inklusive Führungspositionen“<br />

und die „Entwicklung eigener<br />

Vertriebsstrukturen“, mit denen wefox<br />

schon 2<strong>02</strong>0 warb, eher die Assoziation<br />

Strukturvertrieb. Vor allem mit Blick auf<br />

den vertrieblichen Hintergrund von Vater<br />

Hartmut Teicke. „Die Denkweise und Realisierung<br />

strukturierter Vertriebsansätze<br />

scheinen durchaus naheliegend.“<br />

Dennoch versucht man sich an dem Modell,<br />

bei dem Elemente der Ausschließlichkeit<br />

(Fixum, Leads) mit den Freiheiten eines<br />

unabhängigen Maklers (Anbieterauswahl)<br />

verbunden werden sollen. Das schmeckt<br />

vor allem ehemaligen Ausschließlichkeitsvertretern<br />

(AOler), die den Großteil des<br />

bisherigen Teams stellen. Sie schätzen das<br />

feste Einkommen und können nun mit<br />

innovativer Technologie und der gesamten<br />

Anbieterpalette beraten. Die Versicherungsumsätze<br />

müssen dann komplett über<br />

die wefox Germany eingereicht werden,<br />

EXKLUSIV-MAKLER BEI WEFOX<br />

Anzahl Exklusiv-Makler<br />

Fixum<br />

Höhe der Abschlusscourtage<br />

Courtageunterschiede nach<br />

Sparten oder Anbietern<br />

Bewertungsunterschiede nach<br />

Sparten oder Anbietern<br />

Vermittlung von Versicherungen<br />

außerhalb der wefox-insurance-<br />

Produktpalette möglich?<br />

Höhere Courtage/Bewertung für<br />

Produkte der wefox insurance<br />

Bestände<br />

Umsatz-/Anbietervorgaben<br />

Empfehlungslisten<br />

Leadkosten<br />

100<br />

(Plan Ende 2<strong>02</strong>2: 230)<br />

ja, frei verhandelbar<br />

gebunden an Leistungsstufen<br />

und Berufserfahrung<br />

nein<br />

nein<br />

ja, ohne<br />

Einschränkung<br />

nein<br />

werden an wefox<br />

Germany übertragen<br />

nein<br />

nein<br />

ca. 60 € (PKV)<br />

Quelle: wefox<br />

andere Direktanbindungen sind nicht mehr<br />

erlaubt. Damit sei zunächst der Grundsatz<br />

der Beitragspflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />

gegeben, macht Rechtsanwalt<br />

Stephan Michaelis aufmerksam. „Entweder<br />

gibt es dann noch andere Beratungsbereiche<br />

(Finanzierung, Immobilien, Kredit) und damit<br />

Einnahmequellen, die die 5/6-Regelung<br />

aufheben, oder der Exklusiv-Makler verfügt<br />

zum Beispiel über eigene Angestellte“,<br />

erklärt Michaelis. Dann könnte die GRV-<br />

Pflicht entfallen, von der man sich unter<br />

den gesetzlich geregelten Voraussetzungen<br />

dann befreien lassen könne.<br />

BERATERQUALITÄT ENTSCHEIDEND<br />

Dass wefox für AOler attraktiv ist, leuchtet<br />

ein. Aber kann das Paket aus Fixum, Leads,<br />

Technologie und persönlicher Betreuung<br />

auch den großen Maklerpools ihre A-Makler<br />

abwerben? Das befürchten blau direkt<br />

und Fonds Finanz nicht. „Erfolgreiche<br />

Makler bauen sich über Bestandscourtagen<br />

ihr eigenes Fixum auf, bewahren ihre Unabhängigkeit<br />

und erzielen in Summe höhere<br />

Vergütungen. Wenig erfolgreiche streben<br />

nach einem Fixum“, meint blau-direkt-<br />

Geschäftsführer Oliver Pradetto. Folgt man<br />

seiner Theorie, würde wefox durch ein Fixum<br />

eher schlechtere Berater anziehen. Das<br />

ist Unsinn. Mit der Aussage vernachlässigt<br />

er unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse<br />

und stellt jeden Makler erfolgreicher dar als<br />

einen AOler. Allein ein Fixum entscheidet<br />

darüber aber sicher nicht. Dennoch wird<br />

die Beratungsqualität entscheidend dafür<br />

sein, ob der angestrebte saubere Bestand<br />

bei den hauseigenen Produkten aufgebaut<br />

werden kann.<br />

Sowohl für blau direkt als auch für<br />

Fonds Finanz steht ein Fixum, um AOler zu<br />

gewinnen, nicht zur Debatte. „Der Wunsch<br />

nach einem Fixum ist zwar nachvollziehbar,<br />

es entspräche aber weder unserem Geschäftsmodell,<br />

noch wäre es gegenüber unseren<br />

angebundenen Maklern fair“, meint<br />

Fonds-Finanz-Chef Norbert Porazik. Beide<br />

Pools schätzen die Partnerschaft – wefox<br />

poolt einen Teil seines Geschäfts über<br />

beide Maklerpools. „wefox verfügt über<br />

die finanziellen Mittel, neue Dinge auszuprobieren.<br />

Sie werden uns entweder in der<br />

bisherigen Vorgehensweise bestätigen oder<br />

uns neue Wege aufzeigen. Insofern verdient<br />

die Idee eine Chance und das Ansinnen Respekt“,<br />

so Pradetto.<br />

Wahrscheinlich wird einer dieser Wege<br />

an die Börse führen. Teicke stellt das in<br />

„zwei bis drei Jahren“ in Aussicht. Ob die<br />

eigene Geschäftsstrategie dann noch haltbar<br />

ist, wird sich zeigen. Teicke monierte<br />

im besagten Podcast immerhin den Teufelskreis,<br />

in dem sich börsennotierte Versicherer<br />

befänden. Sie müssten schließlich mit<br />

Dividenden ihre Anleger bei Laune halten,<br />

statt weiter in Innovationen und Wachstum<br />

investieren zu können.<br />

INVESTOREN UND MARKT FRIEDLICH STIMMEN<br />

Die Pläne von wefox sind ambitioniert. Die<br />

stolzen Wachstumsraten werden naturgemäß<br />

eine Sättigung erfahren. Spannend<br />

wird es sein, wie sich das Verhältnis zu den<br />

Versicherern entwickelt. Man spricht offen<br />

aus, dass man es auf die guten Risiken am<br />

Markt und eben auch auf die guten Berater<br />

aus den Ausschließlichkeiten abgesehen<br />

hat. Das wird nicht jedem Anbieter auf<br />

Dauer gefallen.<br />

Der Druck abzuliefern steigt. Investoren<br />

folgen einer Story, bleiben jedoch nur, wenn<br />

Zahlen und Renditen stimmen. Die müssen<br />

überzeugen, bevor neues Geld fließt. Gut<br />

möglich, dass die Story zukünftig immer<br />

stärker über den eigenen Exklusiv-Vertrieb,<br />

der schon profitabel agiert, aufgezogen<br />

wird. Schon heute wird Teicke von einigen<br />

hinter vorgehaltener Hand als „digitaler<br />

Carsten Maschmeyer“ bezeichnet. <br />

24 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Immobilieninvestments<br />

im Südosten der USA<br />

Virginia<br />

Tennessee<br />

Alabama<br />

Georgia<br />

North Carolina<br />

South<br />

Carolina<br />

Florida<br />

Professionelles Asset Management seit 1988.<br />

www.tso-europe.de<br />

TSO CAPITAL ADVISORS GMBH | Taunusanlage 11 | 60329 Frankfurt am Main


BUSCHFUNK Investmentfonds<br />

INVESTMENTFONDS<br />

EU WARNT VOR KRYPTOINVESTMENTS<br />

Anlegern droht durch irreführende Werbeversprechen Totalverlust.<br />

Foto: Stock / Vertigo 3d<br />

Die EU-Aufsichtsbehörden schlagen Alarm und warnen in einer gemeinsamen Pressemitteilung<br />

vor Kryptoinvestments: Irreführende Werbeversprechen würden das hohe Investitionsrisiko<br />

unterschlagen. Bitcoin & Co. sollten weder als Geldanlage noch als Zahlungs- oder<br />

Tauschmittel genutzt werden, Anlegern drohe Totalverlust. „Sie sollten gegenüber den Risiken<br />

irreführender Werbung, auch über soziale Medien und durch Influencer, wachsam sein“, heißt<br />

es in der Mitteilung. Auch die BaFin hatte erst vor Kurzem darauf hingewiesen, dass gerade<br />

Anlagetipps in sozialen Netzwerken häufig fehlerhaft, manche sogar absichtlich irreführend<br />

seien. Derweil steigt das gehandelte Volumen von Kryptowährungen unaufhaltsam an: Allein<br />

im vergangenen Jahr verfünffachte sich das Gesamtvolumen von Bitcoin & Co. auf insgesamt<br />

15,8 Billionen Dollar.<br />

FOSSILE ENERGIEN BLEIBEN IM FOKUS<br />

Die größten Finanzkonzerne der Welt investieren<br />

immer noch Milliarden Dollar in Öl und Gas.<br />

Die 30 größten börsennotierten Finanzkonzerne der Welt investieren<br />

nach einer Analyse der britischen Initiative Influencemap nach wie<br />

vor immense Summen in Öl, Gas und Kohle: So beliefen sich in den<br />

Jahren 2<strong>02</strong>0 und 2<strong>02</strong>1 die Gesamtinvestitionen dieser Unternehmen<br />

in fossile Energieprojekte und Dienstleistungen für die Energiebranche<br />

auf 740 Milliarden Dollar. Unter den Top 30 der globalen Finanzunternehmen<br />

sind die beiden deutschen Unternehmen Allianz (auf<br />

Platz neun) und die Deutsche Bank (auf Platz 23).<br />

Foto: iStock / Aginima<br />

ZUFLÜSSE IN THEMENFONDS FAST VERDREIFACHT<br />

Weltweit in Themenfonds verwaltetes Vermögen<br />

erreicht Rekordwert.<br />

Foto: iStock / Nano Stockk<br />

In den zwei Pandemiejahren bis Ende 2<strong>02</strong>1 hat das weltweit in Themenfonds verwaltete<br />

Vermögen nach Angaben des Analysehauses Morningstar einen neuen Spitzenwert<br />

erreicht – es liegt bei mehr als 800 Milliarden US-Dollar. Ende 2<strong>02</strong>1 hatte der Anteil von<br />

Themenfonds an allen weltweit in Aktienfonds investierten Vermögenswerten bereits<br />

2,7 Prozent betragen. Noch vor zehn Jahren lag der Anteil bei gerade einmal 0,8 Prozent.<br />

Wie die Analysegesellschaft weiter berichtet, sind 2<strong>02</strong>1 insgesamt 589 neue Themenfonds<br />

aufgelegt worden, mehr als das Doppelte des bisherigen Rekords von 271 neuen<br />

Fonds aus dem Jahr 2<strong>02</strong>0. Dabei nutzten die neuen Fonds säkulare Wachstumsthemen<br />

– von künstlicher Intelligenz bis hin zum Thema „Generation Z“.<br />

26<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Investmentfonds BUSCHFUNK<br />

Janus Henderson: Neuer CEO<br />

Ali Dibadj (Foto) ist einstimmig zum Chief Executive Officer<br />

(CEO) des Investmenthauses Janus Henderson gewählt<br />

worden. Er tritt sein Amt zum 27. Juni 2<strong>02</strong>2 an und beerbt<br />

damit Dick Weil, der zum 31. März 2<strong>02</strong>2 als CEO und Vorstandsmitglied<br />

zurückgetreten ist, dem Unternehmen aber<br />

noch bis zum 30. Juni 2<strong>02</strong>2 als Berater zur Seite stehen<br />

wird.<br />

Foto: Janus Henderson<br />

Von Tradern<br />

und Trollen<br />

TOBIAS STÖHR<br />

Börsenexperte beim Handelsplatz Spectrum Markets<br />

Deutsche Börse: Erwerb von<br />

Fondsdatenspezialist<br />

Die Deutsche Börse Gruppe erwirbt die Kneip Communication<br />

S.A., einen europäischen Fondsdatenspezialisten.<br />

Damit weitet sie ihr Datendienstleistungsangebot aus.<br />

Beide Unternehmen haben vereinbart, dass die Deutsche<br />

Börse im Rahmen der Transaktion 100 Prozent der Anteile<br />

des Luxemburger Fondsdatenmanagers erwirbt.<br />

Union Investment: Neuer Anlagemanager<br />

Zum Jahresende verlässt Jens Wilhelm, Anlagemanager<br />

bei Union Investment, das Unternehmen auf eigenen<br />

Wunsch. Er wird von Frank Engels (Foto) ersetzt, der nach<br />

sechs Monaten von der DWS zurückkehrt. Engels wird<br />

das Portfoliomanagement für Wertpapiere und damit die<br />

Strategie für ein Anlagevolumen von rund 380 Milliarden<br />

Euro verantworten.<br />

Habona: Nahversorgungsimmobilie für Fonds<br />

Die Investmentgruppe Habona erwirbt für über elf Millionen<br />

Euro eine Nahversorgungsimmobilie von der Schoofs Immobilien<br />

GmbH in Bruchköbel bei Frankfurt am Main. Das Objekt<br />

wird gemeinsam mit der IntReal betrieben und bereichert<br />

den offenen Immobilien-Publikumsfonds „Habona Nahversorgungsfonds<br />

Deutschland“.<br />

LFDE: Fonds-Umbenennung<br />

Der Anbieter La Financière de l’Echiquier (LFDE) bietet verantwortungsbewussten<br />

Investoren den im Dezember 2<strong>02</strong>0<br />

aufgelegten „Echiquier Climate Impact Europe“ an. Fortan<br />

wird er unter dem Namen „Echiquier Climate & Biodiversity<br />

Impact Europe“ gehandelt werden.<br />

Amundi: Angebotserweiterung durch Klima-ETF<br />

Amundi erweitert sein ETF-Angebot für klimabewusste<br />

Anleger um neun weitere Produkte. Die neuen ETFs entsprechen<br />

den Kriterien der Paris-Aligned Benchmark (PAB)<br />

für Klimaindizes der Europäischen Union. Sie wurden im<br />

Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens von<br />

2015 entwickelt, dem sich fast 200 Staaten angeschlossen<br />

haben.<br />

Foto: iStock / Gorodenkoff<br />

Foto: Union Invest<br />

Foto: iStock / J2R<br />

Foto: iStock / Shapecharge<br />

Foto: iStock / Moomusician<br />

Die Digitalisierung hat die Transaktionskosten<br />

gesenkt und Reibungsverluste verringert. Alte,<br />

papierbasierte Systeme wurden durch effizientere<br />

Onlinedienste ersetzt. Aber der Zugang zu sozialem<br />

Kapital, das heißt die Fähigkeit, sich mit den<br />

Netzwerken zu verbinden, ist weniger dezentral als<br />

erhofft. Stattdessen konzentriert sich die Einflussnahme<br />

durch Netzwerkeffekte in den Händen einiger<br />

weniger sozialer Netzwerke. Privatanleger gründeten<br />

Onlinegemeinschaften für den Austausch von<br />

Anlagetipps. Einige sehen in diesem Phänomen eine<br />

Reminiszenz an die frühen, optimistischen Tage des<br />

Web 1.0. Für andere wiederum ist der unregulierte<br />

Austausch von Anlageempfehlungen zwischen<br />

unerfahrenen Teilnehmern eine gefährliche neue<br />

Entwicklung.<br />

Die bekannteste Aktion, die durch die sozialen<br />

Medien der Privatanleger ausgelöst wurde, ist der<br />

GameStop-Short-Squeeze. Rückblickend ist er weniger<br />

ein Beweis für den Aufstieg einer neuen Form dezentraler<br />

Macht des Bürgers als vielmehr eine virale<br />

Episode von Internet-Trolling, wenn auch eine mit<br />

erheblichen Auswirkungen in der realen Welt. Es liegt<br />

auf der Hand, dass mangelnde Transparenz nicht<br />

nur zu der anfänglichen Marktvolatilität beigetragen<br />

hat, sondern auch zu einem Vertrauensverlust der<br />

Privatkunden in Handelsplattformen. Die mangelnde<br />

Transparenz der Marktabläufe veranlasste private<br />

Anleger dazu, sich von Onlineanbietern unkontrolliert<br />

beraten zu lassen und so die etablierten und besser<br />

regulierten Handelsplätze nicht zu nutzen. Aber die<br />

Anleger sollten schauen, ob die alten Systeme die für<br />

das Traden gewünschte Transparenz zur Verfügung<br />

stellen oder ob die Lösung nicht darin besteht, sich<br />

digitalisierten und gleichzeitig regulierten Handelsplätzen<br />

anzuschließen. Diese sind in den letzten Jahren<br />

entstanden, um genau diese Lücke zu schließen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

27


INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />

»Taxonomie kein Zwang<br />

zur nachhaltigen Anlage«<br />

Die EU hat Investitionen in die Atom- und die Gaskraft als „nachhaltig“ eingestuft,<br />

was bislang von nachhaltigen Fonds in Deutschland komplett ausgeschlossen wurde.<br />

Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit bei Deka Investments, über die Folgen<br />

– TEXT: JAN F. WAGNER –<br />

<strong>procontra</strong>: Herr Speich, mit der Taxonomie<br />

sollte ein Standard für nachhaltige Investments<br />

in der EU geschaffen werden. Mit<br />

der Aufnahme von Atom- und Gaskraft in<br />

die Taxonomie wurde das Ziel verfehlt. Ist<br />

solch ein Standard überhaupt machbar?<br />

Ingo Speich: Die Vorstellungen zur<br />

Nachhaltigkeit in Europa sind tatsächlich<br />

zu heterogen. Die Folge: In den EU-<br />

Mitgliedsländern gibt es unterschiedliche<br />

Entwicklungen. In Deutschland haben wir<br />

zum Beispiel für nachhaltige Fonds das<br />

FNG-Siegel (Qualitätssiegel vom Forum<br />

Nachhaltige Geldanlagen – d. Red.). Dieses<br />

schließt die Atomkraft aus und wird<br />

auch nicht durch die Taxonomie ersetzt. In<br />

Frankreich dagegen gilt die Atomkraft als<br />

eine nachhaltige Investition. Die Franzosen<br />

haben sich auf EU-Ebene durchgesetzt,<br />

deshalb wurde Atomkraft nun auch in die<br />

Taxonomie aufgenommen.<br />

Es gibt aber auch einen weiteren Grund,<br />

warum die Taxonomie nicht als einheitlicher<br />

Standard taugt: Sie ist viel zu<br />

schmal. Aktuell ist sie auf das Thema Klimawandel<br />

und Klimaschutz reduziert. Legt<br />

man diese Kriterien auf den weltweiten<br />

Aktienmarkt an, würden sich Stand heute<br />

nur 3 bis 5 Prozent der Unternehmen<br />

dafür qualifizieren. Das heißt aber nicht,<br />

dass es dabei bleibt. Unternehmen werden<br />

zunehmend taxonomiekonforme Umsätze<br />

berichten, und die Taxonomie wird sich<br />

verbreitern. Themenfelder wie Wasser- und<br />

Meeresressourcen, Kreislaufwirtschaft,<br />

Umweltschutz und Biodiversität werden<br />

hinzukommen. Hoffnung besteht auch,<br />

dass wichtige soziale Aspekte aufgenommen<br />

werden. Mit der breiteren Investierbarkeit<br />

wird die Taxonomie auch eine<br />

größere Bedeutung erlangen.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Deka macht laut der EU<br />

nunmehr nichts Falsches, wenn sie in die<br />

Atomkraft oder in die Gaskraft investiert.<br />

Werden sie ihren nachhaltigen Investmentansatz<br />

überdenken?<br />

Speich: Unser Ansatz hat sich bewährt,<br />

daher sehen wir auch keinen Anlass, ihn<br />

anzupassen. Die Taxonomie hat keinen<br />

verbindlichen Charakter für die nachhaltige<br />

Anlage. Bei der Deka werden Firmen,<br />

die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit<br />

Nukleartechnik generieren, weiterhin ausgeschlossen.<br />

Auf 0 Prozent Nukleartechnik<br />

zu kommen ist schwierig, weil viele<br />

Unternehmen aufgrund von Lieferketten<br />

ein indirektes Exposure zur Nukleartechnik<br />

haben können. Zudem ist bei weniger<br />

als 5 Prozent Umsatz die Materialität und<br />

damit das Risiko für das Portfolio zu<br />

vernachlässigen.<br />

28 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Investmenttalk INVESTMENTFONDS<br />

Wir schließen aus zwei Gründen Atomkraft<br />

aus. Erstens: Mit der Technik wird<br />

gegen den Grundsatz der Nachhaltigkeit<br />

verstoßen, weil Ewigkeitslasten produziert<br />

werden. Die Endlagerfrage ist schließlich<br />

nicht gelöst. Damit wird gegen den Grundsatz<br />

der Nachhaltigkeit verstoßen, nach<br />

dem zukünftige Generationen nicht über<br />

Gebühr belastet werden dürfen. Der zweite<br />

Grund ist das Ereignisrisiko. Zwar ist die<br />

Wahrscheinlichkeit eines Super-GAUs sehr<br />

gering. Aber wenn er passiert, sind die<br />

negativen finanziellen Auswirkungen auf<br />

die Aktien oder Anleihen extrem hoch.<br />

Bei Gas haben wir keinen grundsätzlichen<br />

Ausschluss des Energieträgers in den<br />

Portfolios. Es kommt aber zu Ausschlüssen,<br />

weil entweder der Versorger neben<br />

Gas auch die Atomkraft nutzt oder weil<br />

die CO 2<br />

-Emissionen des entsprechenden<br />

Unternehmens einfach zu hoch sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Ab August müssen die Berater<br />

fragen, ob die Kunden nachhaltig<br />

investieren wollen. Was soll der Berater<br />

machen, wenn der Kunde sagt, er habe mit<br />

Atom- oder Gaskraft kein Problem – einen<br />

französischen Fonds empfehlen?<br />

Speich: Ich halte die Wahrscheinlichkeit<br />

für sehr gering, dass der deutsche Kunde<br />

einen nachhaltigen Fonds nicht haben<br />

möchte, weil dieser Atomkraft und fossile<br />

Ener gieträger ausschließt. Meine Zuversicht<br />

beruht auf einer repräsentativen Umfrage<br />

aus dem September, die gezeigt hat,<br />

dass die Privatkunden Atomkraft nicht als<br />

nachhaltige Investition sehen. Wenn aber<br />

ein Kunde einen nachhaltigen Fonds mit<br />

Atomkraft haben möchte, wird der Berater<br />

das entsprechende Produkt wählen. Das ist<br />

ganz klar. Der Kunde muss aber auch wissen,<br />

dass eine Investition in die Nukleartechnik<br />

auch bedeuten kann, dass er damit<br />

Nuklearwaffen unterstützt und nicht nur<br />

in die Stromproduktion investiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Manche Berater befürchten,<br />

dass sie einem Haftungsrisiko ausgesetzt<br />

sind, weil die besagte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage<br />

vor der Taxonomie in Kraft<br />

treten soll. Stimmt das?<br />

Speich: Ein Haftungsrisiko sehe ich nicht.<br />

Nach derzeitigem Informationsstand wird<br />

die Taxonomie vor dem regulatorischen<br />

Inkrafttreten der Präferenzabfrage definiert<br />

sein. Asset-Manager werden auch künftig<br />

unterschiedliche Definitionsansätze bei<br />

nachhaltigen Produkten haben, wichtig<br />

ist Transparenz gegenüber dem Kunden.<br />

Außerdem ist es vollkommen normal, dass<br />

die Kriterien für die Taxonomie sich ständig<br />

weiterentwickeln. Wir haben es mit<br />

einem additiven System zu tun - es werden<br />

immer weitere Felder dazu geschaltet.<br />

Fonds, die eine hohe EU-Taxonomie-Konformität<br />

aufweisen, sind und bleiben eine<br />

Alternative für den Kunden, wenn er sich<br />

dies wünscht.<br />

<strong>procontra</strong>: Mit Blick auf 2<strong>02</strong>2 – wie soll<br />

sich ein Anleger positionieren? Kommt es<br />

zu einer Zinswende und endet damit die<br />

langjährige Aktienrallye womöglich?<br />

Speich: Wir sehen die Aktienmärkte weiterhin<br />

positiv und gewichten Aktien auch<br />

über, wenn auch nicht so stark wie im vergangenen<br />

Jahr. Diese Haltung beruht darauf,<br />

dass wir trotz der rasant steigenden<br />

Corona-Infektionszahlen 2<strong>02</strong>2 ein ziemlich<br />

robustes Wirtschaftswachstum haben<br />

werden, also zwischen 3,5 und 4 Prozent<br />

für Europa und die USA. Wir werden auch<br />

mit Blick auf die Aussagen der Fed (US-<br />

Notenbank – d. Red.) steigende Zinsen<br />

sehen. Doch aus heutiger Sicht dürfte<br />

das Zinsniveau in diesem Jahr moderat<br />

bleiben, und daher dürfte sich dies nicht<br />

zu negativ auf die Unternehmensgewinne<br />

auswirken. Wir bei der Deka rechnen hier<br />

mit einer Steigerung von 8 bis 10 Prozent.<br />

Eine Einschränkung, die wir machen, ist<br />

»Der Kunde will auch<br />

den nachhaltigen<br />

Fonds, der Atomkraft<br />

und fossile Energieträger<br />

ausschließt.«<br />

die Möglichkeit einer Lohn-Preis-Spirale.<br />

Dann müssten die Zentralbanken doch<br />

fester an der Zinsschraube drehen und<br />

würden natürlich die Aktienkurse belasten.<br />

Aber das sehen wir derzeit nicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es also nicht zu spät für den<br />

aktienscheuen deutschen Sparer, doch in<br />

den Markt einzusteigen?<br />

Speich: Überhaupt nicht. Man muss sehen,<br />

dass wir auch nach Berücksichtigung<br />

der Inflation immer noch einen deutlich<br />

negativen Realzins haben. Selbst wenn die<br />

Zinsen steigen, werden sie immer noch im<br />

negativen Bereich bleiben. Damit scheiden<br />

festverzinsliche Papiere als eine attraktive<br />

Alternative aus. Als ein großer Freund von<br />

Aktien würde ich immer sagen, wenn man<br />

einen längeren Investmenthorizont hat,<br />

sollte man sukzessive in den Markt einsteigen<br />

– zum Beispiel mit einem Fondssparplan.<br />

Denn an den attraktiven Renditen<br />

von Aktien führt kein Weg vorbei, langfristig<br />

gesprochen.<br />

EU-TAXONOMIE:<br />

HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN<br />

Was ist die Taxonomie überhaupt?<br />

Die Taxonomie steht für das Bestreben der EU,<br />

einen einheitlichen Standard für nachhaltige<br />

Investments auf dem Kontinent zu schaffen. Obwohl<br />

es in einigen Mitgliedsstaaten wie Deutschland<br />

und Frankreich heimische Standards dafür<br />

gibt, wollte die EU mit einem Standard für Europa<br />

„Greenwashing“ (Etikettenschwindel) bekämpfen<br />

und mehr grenzüberschreitende Investments<br />

ermöglichen. Solche Investments sind laut der EU<br />

wichtig, um die Ökologisierung der europäischen<br />

Wirtschaft mitzufinanzieren.<br />

Hat die EU den Standard geschafft?<br />

Nein. Sehr zum Ärger antinuklearer Staaten wie<br />

Deutschland und Österreich sollen Investments in<br />

Atomkraft künftig als nachhaltig gelten. Auf Drängen<br />

von Frankreich wurde die CO 2<br />

-arme Quelle<br />

in die Taxonomie aufgenommen. Andererseits<br />

sind Mitgliedsstaaten wie Dänemark und die Niederlande<br />

überhaupt nicht einverstanden mit der<br />

Inklusion von Gas – einer fossilen Energiequelle.<br />

Mit Gaskraft hat die Bundesregierung jedoch<br />

kein Problem, da sie sie für die Energiewende als<br />

Überbrückungstechnologie braucht.<br />

Und wie geht’s weiter?<br />

Für die Aufnahme von Atomkraft und Gas in die<br />

Taxonomie gibt es im EU-Rat jeweils eine Mehrheit.<br />

Allerdings sollen die Standards für „E“, also<br />

Umwelt und Klima, erst ab dem 1. Januar 2<strong>02</strong>3<br />

gelten. Das heißt, Anpassungen könnten bis<br />

dahin vorgenommen werden. Für die Anlageberater<br />

ist die Situation sehr unglücklich, weil bereits<br />

ab August die sogenannte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage<br />

(NPA) in Kraft treten soll. Der Berater<br />

kann also schlecht einen taxonomiekonformen<br />

Fonds empfehlen. Vermittlerverbände fordern<br />

daher eine Verschiebung der NPA um ein Jahr.<br />

Eine Entscheidung dazu steht noch aus.<br />

Quelle: EU-Kommission, eigene Recherchen<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

29


INVESTMENTFONDS Dividenden<br />

JÄHRLICH GRÜSST DIE DIVIDENDE<br />

In der Dividendensaison müssen sich nun auch die DAX-Neulinge beweisen. Ob sie das tun,<br />

worauf bei der Dividendenjagd zu achten ist und was die Analyse erschwert<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

»Wenn ein Unternehmen<br />

zur Dividendenfinanzierung<br />

seine<br />

eigene Substanz<br />

angreift, sollten die<br />

Alarmglocken der<br />

Anleger läuten.«<br />

MARKUS SCHULTES, UNIKAT<br />

Im Frühjahr beginnt für die gut zwölf Millionen<br />

Aktionäre in Deutschland die oft<br />

beste Zeit des Jahres. Denn auch für das<br />

vergangene Geschäftsjahr 2<strong>02</strong>1 schütten<br />

zahlreiche Unternehmen wieder hohe Dividenden<br />

aus. Allianz zum Beispiel hält<br />

am 4. Mai Hauptversammlung ab. Bereits<br />

einen Tag später wird sich der Geldbeutel<br />

der Allianz-Eigentümer füllen. Die Dividendenrendite<br />

beträgt aktuell stattliche 4,8<br />

Prozent. Zudem hat der Versicherer angekündigt,<br />

seine Aktionäre mit einem Anstieg<br />

der Ausschüttungen von mindestens 5 Pro-<br />

zent pro Jahr zu verwöhnen. Auch die Dividendenrendite<br />

von Qualitätsunternehmen<br />

wie BASF, Deutsche Telekom, Eon, Münchener<br />

Rück und Vonovia liegt momentan<br />

zwischen 3,4 und 4,6 Prozent.<br />

KNAUSRIGE NEULINGE<br />

Laut Commerzbank bieten alle DAX-Unternehmen<br />

im Durchschnitt eine erwartete<br />

Dividendenrendite von derzeit mehr als<br />

3 Prozent. Die zehn Index-Neulinge tragen<br />

dazu allerdings weit unterdurchschnittlich<br />

bei. Lediglich sechs Aufsteiger kehren Ge-<br />

winne an ihre Eigentümer aus: Brenntag,<br />

Porsche, Puma, Sartorius, Siemens Healthineers<br />

und Symrise. Die DAX-Frischlinge<br />

Airbus, HelloFresh, Qiagen und Zalando<br />

halten ihren Geldbeutel geschlossen.<br />

Bekanntlich hat die Deutsche Börse die<br />

Anzahl der Indexmitglieder im DAX von<br />

30 auf 40 erhöht. Die Aufsteiger kamen alle<br />

aus dem MDAX, der nun statt bisher 60<br />

nur noch 50 Gesellschaften umfasst. Unter<br />

dem Strich schütten die 90 Unternehmen<br />

aus der ersten und zweiten Börsenliga für<br />

2<strong>02</strong>1 eine Rekordsumme von 55,3 Milliarden<br />

Euro an ihre Aktionäre aus, nach 39,7<br />

Milliarden Euro im Vorjahr. Schätzungen<br />

der DekaBank zufolge werden 66 der insgesamt<br />

90 Unternehmen ihre Dividende<br />

erhöhen. „Die DAX-Unternehmen haben<br />

2<strong>02</strong>1 so viel Gewinn erwirtschaftet wie nie<br />

zuvor“, sagt Joachim Schallmayer. Und der<br />

Leiter Kapitalmärkte bei der DekaBank ist<br />

überzeugt: „Der Dividendentrend bleibt bis<br />

2<strong>02</strong>4 intakt.“<br />

KNIFFLIGE ANALYSE<br />

Von Investments in Einzelaktien raten<br />

Vermögensverwalter allerdings ab. Marian<br />

Henn, Partner bei Allington Investors,<br />

30 Illustration: Roman Kulon


Dividenden INVESTMENTFONDS<br />

führt aus: „Um ein Unternehmen zu finden, das langfristig<br />

stabil eine attraktive und bes tenfalls wachsende<br />

Dividende ausschütten kann, gehört sehr viel Analysearbeit<br />

dazu. Nur wenige Privatanleger werden die<br />

Zeit hierfür aufbringen wollen und können. Für viele<br />

ist es die effektivste Option, sich professionelle Unterstützung<br />

zu holen.“<br />

Was neben der Dividendenrendite sonst noch wichtig<br />

ist, skizziert Markus Schultes von Unikat in drei<br />

Wörtern so: Marktposition, Bilanzstärke und Wachstumsaussichten.<br />

Und wörtlich: „Nur wer in bilanziell<br />

hervorragend aufgestellte Unternehmen mit dauerhaften<br />

Wettbewerbsvorteilen investiert, wird sich<br />

über nachhaltige Dividendenrenditen freuen können.“<br />

Seinen Ausführungen zufolge versuchen zahlreiche<br />

Unternehmen durch die Ausschüttung einer hohen<br />

Dividende über ein nicht mehr zukunftsfähiges Geschäftsmodell<br />

hinwegzutäuschen. „Wenn ein Unternehmen<br />

zur Dividendenfinanzierung seine eigene Substanz<br />

angreift, sollten die Alarmglocken der Anleger<br />

läuten“, unterstreicht Schultes.<br />

KEINE SPEKULATIONEN<br />

Statt Einzeltitel sollten Privatanleger lieber Anteile an<br />

Dividendenfonds kaufen. Zur Wahl stehen zum Beispiel<br />

der Acatis Value und Dividende (AT0000A146T3),<br />

DJE Dividende & Substanz (LU0828771344) sowie<br />

der DWS Top Dividende (DE0009848119). Für Thomas<br />

Schüßler, Manager des DWS Top Dividende, „eignet<br />

sich der Fonds hervorragend für den Vermögensaufbau“.<br />

Das Fondsmanagement verfolge „eine Strategie<br />

der ruhigen Hand. Hektisches Kaufen und Verkaufen<br />

passt nicht zu unserem langfristig ausgerichteten Investmentansatz.“<br />

Auch Hendrik Leber, Fondsmanager,<br />

Gründer und Geschäftsführer von Acatis Investment,<br />

hält nichts von kurzfristigen Kursspekulationen. Kurzum:<br />

Wer jedes Jahr im Frühjahr im warmen Dividendenregen<br />

stehen möchte, sollte dauerhaft in entsprechende<br />

Fonds investieren. Allein die Ausschüttungen tragen<br />

dann bereits zu einem erheblichen Teil zur Gesamt -<br />

rendite bei.<br />

PRO<br />

IST EINE DIVIDENDENSTRATEGIE SINNVOLL?<br />

CONTRA<br />

STEREOTYP,<br />

der:<br />

[ʃteʁeoˈtyːp]<br />

Kann sich später das<br />

Ferienhaus UND<br />

die Traumanlage leisten.<br />

Gewinnaus schüttungen<br />

tragen wesentlich zur<br />

Aktienrendite bei<br />

Investment in<br />

Qualitätsunternehmen<br />

Regelmäßige Dividendenrenditen<br />

von rund 3 Prozent<br />

Auswahl von Dividendenaktien<br />

bedarf eines Profis<br />

Aktien und Aktienfonds<br />

nicht für jeden Anleger<br />

geeignet<br />

Kurssturz kann jederzeit<br />

die Rendite schmälern<br />

JETZT INFORMIEREN UNTER<br />

www.lv1871.de/financialfreedom<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong>|22<br />

31


INVESTMENTFONDS Cyberkriminalität<br />

SICHERE RENDITE<br />

MIT CYBERCRIME?!<br />

Das Fondsangebot zum Thema Internetsicherheit wächst.<br />

Was sie bringen könnten und wo die Tücken liegen<br />

– TEXT: HEIKE GORRES –<br />

Das Internet ist Teil unseres Alltags – und<br />

mit ihm die Gefahren, die aus dem Umgang<br />

mit dieser Technologie erwachsen können.<br />

Schadsoftware auf dem Computer, Dieb-<br />

stahl von Daten, Cyberangriffe auf Unternehmen<br />

und staatliche Institutionen sind<br />

nur wenige der endlosen Beispiele, die jeder<br />

kennt. Eine neue Brisanz haben Internet-<br />

sicherheit und Cyberkriminalität mit dem<br />

stark ausgebauten Homeoffice im Zuge der<br />

Corona-Politik bekommen. So ist es nicht<br />

überraschend, dass auch die Fondsbranche<br />

32 Illustration: Roman Kulon


Cyberkriminalität INVESTMENTFONDS<br />

FONDSAUSWAHL ZUM THEMA INTERNETSICHERHEIT<br />

NAME ISIN VOLUMEN<br />

in Mio. Euro<br />

AUFLAGE<br />

1 JAHR<br />

in %<br />

3 JAHRE<br />

in %<br />

seit AUFLAGE<br />

in %<br />

LAUFENDE KOSTEN<br />

(p. a. in %)<br />

Allianz Cyber Security A-EUR LU2286300715 199,2 <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>1 - - 2,3 2,10<br />

First Trust Nasdaq Cybersecurity Ucits ETF A USD IE00BF16M727 266,8 05/2<strong>02</strong>0 18,3 - 28,1 0,60<br />

Global X Cybersecurity Ucits ETF USD Acc IE00BMH5Y871 1,9 11/2<strong>02</strong>1 - - k. A. 0,50<br />

I-Shares Digital Security Ucits ETF USD Acc IE00BG0J4C88 1.435,8 09/2018 9,8 16,9 13,6 0,40<br />

L&G Cyber Security Ucits ETF USD Acc IE00BYPLS672 2.448,0 09/2015 2,2 18,1 14,4 0,69<br />

Rize Cybersecurity and Data Privacy UETF USD Acc IE00BJXRZJ40 115,1 <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>0 0,6 - 15,2 0,45<br />

WisdomTree Cybersecurity UCITS ETF USD Acc IE00BLPK3577 62,4 01/2<strong>02</strong>1 1,6 - -1,2 0,45<br />

Quellen: Scope Analysis, Fondsanbieter; Stand: 31.01.2<strong>02</strong>2<br />

das Thema verstärkt aufgreift. Im vergangenen<br />

Jahr sind dem Finanzanalysehaus<br />

Scope Analysis zufolge zwei ETFs und ein<br />

aktiv gemanagter Investmentfonds unter<br />

dem Label Cybersecurity oder Digital Security<br />

auf den deutschen Markt gekommen.<br />

Im Jahr davor waren es zwei neue ETFs<br />

(sie he Tabelle).<br />

„Die Gefahr ist real – Unternehmen haben<br />

massive Schäden durch Cyberangriffe<br />

und müssen immer stärker in die Sicherung<br />

ihrer Systeme investieren“, betont<br />

Jan Richter, Senior Analyst bei dem Beratungsunternehmen<br />

Fondsconsult Research<br />

(siehe Zusatzinterview). Der Bereich Internetsicherheit<br />

sei ein Trend, der sich auch<br />

fortentwickeln werde. „Dass zum Beispiel<br />

ETF-Anbieter auf einen solchen Zug aufspringen,<br />

um mit neuen Produkten Anlegergelder<br />

einzusammeln, ist daher grundsätzlich<br />

nachvollziehbar“, meint der Analyst.<br />

Das jüngste Produkt ist der Global X Cybersecurity<br />

Ucits ETF, der danach trachtet,<br />

den „Indxx Cybersecurity v2 Index“ physisch<br />

nachzubilden. 32 Einzelwerte sind im<br />

ETF enthalten, etwa das israelische Unternehmen<br />

Check Point Software Tech, das<br />

US-Haus Palo Alto Networks, der britische<br />

Anbieter Mimecast und die japanische Firma<br />

Trend Micro. Auf US-Titel entfielen<br />

Mitte Februar zwei Drittel des Portfolios,<br />

auf britische und israelische Unternehmen<br />

14 und 13 Prozent, auf japanische 6 Prozent<br />

und auf südkoreanische und kanadische Titel<br />

jeweils unter 1 Prozent Fondsanteil.<br />

VOR ALLEM ETFS KOMMEN NEU HINZU<br />

Das neueste aktiv gemanagte Portfolio ist<br />

der Allianz Cyber Security, geleitet von Senior<br />

Portfolio Manager Walter Price. Für ihn<br />

»Wir dürfen den<br />

Bedarf an Investitionen<br />

in Cyberschutz<br />

nicht ignorieren.«<br />

WALTER PRICE, ALLIANZ GLOBAL INVESTORS<br />

erwächst das größte Gefahrenmoment aus<br />

dem Umbau der Infrastruktur der ganzen<br />

Welt in Richtung Internet der Dinge und<br />

Cloud-Computing. „Wir verbinden Maschinen<br />

mit dem Internet mit der Idee, dass<br />

wir Daten dieser Maschinen nutzen können.<br />

Diese Daten können mit künstlicher<br />

Intelligenz nochmals effizienter ausgewertet<br />

und weiterverarbeitet werden“, führt Price<br />

aus. Den Bedarf an Investitionen in Cyberschutz<br />

im Zuge dieses Umbaus dürften<br />

wir nicht ignorieren. „Wenn Sie zum Beispiel<br />

Ihr Auto mit dem Internet verbinden,<br />

sodass es autonom fährt, müssen Sie das<br />

System schützen, damit niemand anderes<br />

Kontrolle über Ihr Auto übernimmt“, konkretisiert<br />

der Fondsmanager. „Es gibt zahlreiche<br />

nützliche Anwendungen, die zu hohen<br />

Kosteneinsparungen oder verbesserter<br />

Effizienz und Produktivität führen, die aber<br />

mit Gefahren verbunden sind. Diese muss<br />

man adressieren.“<br />

Für Price ist „Cyberhygiene“ daher essenziell.<br />

Aus seiner Sicht können ausgeklügelte<br />

und mehrschichtige Sicherungskonzepte<br />

etwas gegen Internetkriminalität<br />

und ständige Versuche, Daten auszulesen,<br />

ausrichten, wenn sie konsequent angewandt<br />

und laufend weiterentwickelt werden.<br />

Mehr Sicherheit zu erzielen ist für ihn<br />

ein willkommenes Nebenprodukt zur möglichen<br />

Rendite aus den Fondsanlagen.<br />

Der Allianz Cyber Security besteht aus<br />

Aktien von 30 bis 60 Unternehmen der<br />

Branche weltweit, wobei auch hier US-Titel<br />

mit einem Anteil von 90 Prozent am stärksten<br />

vertreten sind. Zu den zehn größten<br />

Positionen zählen etwa die US-Anbieter<br />

Okta, Datadog und Zscaler. „Dass es in<br />

den USA viele führende Firmen im Bereich<br />

Cybersecurity gibt, dürfte mit daran liegen,<br />

dass das Land im Umbauprozess weiter<br />

fortgeschritten ist als andere. Daher haben<br />

sie mögliche Probleme früher erkannt<br />

und aufgegriffen“, meint der Fondslenker.<br />

Die USA seien zum Beispiel führend bei Inves<br />

titionen in Kryptowährungen. Die am<br />

weitesten entwickelte Cybersecurity-Technologie<br />

sei jedoch in Israel zu finden: „Die<br />

Hauptsitze einiger dieser Firmen mögen in<br />

den USA sein, da sie dort eher Wagniskapital<br />

erhalten oder von dort aus Verkauf und<br />

Marketing steuern. Das Research ist aber<br />

oft in Israel beheimatet.“<br />

Der Unternehmenszweig, der Sicherungsleistungen<br />

anbietet, ist eine sich entwickelnde<br />

Branche. Price: „Es ist noch eine kleine<br />

Industrie. Aber es ist eine Industrie, die in<br />

den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich<br />

um etwa 10 bis 12 Prozent pro Jahr<br />

gewachsen ist.“<br />

Das Wachstum dürfte sich in den kommenden<br />

zehn Jahren fortsetzen angesichts<br />

des Wandels der Infrastruktur und der sich<br />

permanent verändernden und fortentwickelnden<br />

Gefahrenquellen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong>|22<br />

33


INVESTMENTFONDS Cyberkriminalität<br />

»Cybersecurity ist sehr gut darstellbar«<br />

JAN RICHTER, Senior Analyst bei dem Beratungsunternehmen Fondsconsult Research<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Renditechancen haben<br />

Fonds mit dem Thema Internetsicherheit?<br />

Jan Richter: Das ist schwer zu sagen. Bei Themenfonds<br />

geht man per se von guten Chancen<br />

aus, weil sie oftmals Wachstumsthemen<br />

adressieren, bei denen sich am Markt viel tut.<br />

Im Bereich der Internetsicherheit ist es auch so,<br />

dass Unternehmen verstärkt in den Schutz ihrer<br />

Systeme investieren. Das sollte sich bei den Anbietern<br />

am Ende des Tages in entsprechenden<br />

Umsatzsteigerungen auswirken. Es ist allerdings<br />

immer schwierig, die langfristigen Gewinner zu<br />

identifizieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die größten Risiken bei<br />

Fonds aus diesem Themenbereich?<br />

Richter: Ein großes Risiko ist ein Aspekt, der<br />

für Themenfonds insgesamt gilt: Je enger ein<br />

Thema ist, desto anfälliger werden die Fonds<br />

in Bezug auf die Bewertung, also das Kurs-Gewinn-Verhältnis.<br />

Wenn sich auf der einen Seite<br />

am Markt in einem bestimmten Themengebiet<br />

eine Blase bildet, die Kurse steigen und steigen<br />

und Sie genau in diesem Thema investiert<br />

sind, dann profitieren Sie auch bei einer hohen<br />

Bewertung davon. Wenn aber auf der anderen<br />

Seite die Blase irgendwann einmal platzt oder<br />

das Thema aus der Mode kommt und Anleger<br />

ihr Kapital anderweitig investieren, dümpeln die<br />

Aktien dieser Unternehmen womöglich vor sich<br />

hin, da die Bewertung zu unattraktiv ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Zuletzt sind relativ viele ETFs<br />

zum Thema Cybersecurity in Deutschland<br />

auf den Markt gekommen. Was<br />

könnten die Gründe dafür sein, dass<br />

vor allem diese Produkte das Thema<br />

adressieren?<br />

Richter: Ein Grund dafür könnte<br />

sein, dass dieses Thema eine der wenigen Möglichkeiten<br />

für einen ETF-Anbieter ist, sich von<br />

der Masse abzuheben. Es bringt wenig, einen<br />

weiteren ETF auf einen großen Index wie den<br />

S&P, Euro Stoxx oder DAX aufzulegen, da die<br />

Gebühren dort inzwischen bei niedrigen zwei,<br />

drei Basispunkten liegen. Um überhaupt noch<br />

etwas verdienen zu können, brauchen Sie ein<br />

griffiges Thema, das man auf Anhieb versteht.<br />

Zum Beispiel: Das ist ein Wachstumsmarkt, bei<br />

dem es sinnvoll sein kann zu investieren. Dass<br />

es reines Marketing ist, würde ich in diesem Fall<br />

aber nicht sagen. Denn es ist ein Trend erkennbar,<br />

dass Unternehmen vermehrt in Cybersicherheit<br />

investieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Würden Sie noch nennenswert weitere<br />

Fonds zu diesem Bereich auf dem hiesigen<br />

Markt erwarten? Oder ist das Thema womöglich<br />

zu speziell?<br />

Richter: Es könnten vor allem noch weitere<br />

ETF-Anbieter neue Produkte auflegen. Die bestehenden<br />

Produkte haben ganz gute Mittelzuflüsse<br />

verzeichnet; es scheint also ein Thema<br />

mit einigem Potenzial zu sein, Anlegergelder<br />

einzusammeln. Dazu kommt, dass Cybersecurity<br />

für einen Themen-ETF oder Themen-Fonds<br />

aus Vertriebssicht sehr greifbar und sehr gut<br />

darstellbar ist.<br />

DEFINITION DER TITELAUSWAHL BEACHTEN<br />

Richter von Fondsconsult empfiehlt bei<br />

Themenfonds generell darauf zu achten,<br />

wie die Anbieter das Thema definieren und<br />

abgrenzen und wonach sie die Unternehmen<br />

auswählen. „Soll eine Firma zum Beispiel<br />

im Hauptgeschäft in dem Thema tätig<br />

sein? Oder muss sie nur einen bestimmten<br />

Umsatzanteil in dem Bereich haben? Wie<br />

hoch soll er dann mindestens sein?“, fragt<br />

er exemplarisch.<br />

Der First Trust Nasdaq Cybersecurity<br />

Ucits ETF zum Beispiel enthalte 35 Titel,<br />

der I-Shares Digital Security 122 Werte.<br />

„Die Titelanzahl ist ein erster Hinweis,<br />

ob der eine das Thema womöglich etwas<br />

breiter interpretiert und die nötige Umsatzschwelle<br />

vielleicht nicht ganz so hoch<br />

ansetzt“, erläutert Richter. „Ein sehr konzentriertes<br />

Portfolio schneidet tendenziell<br />

besser ab, wenn das Thema gut läuft. Wenn<br />

aber einige Unternehmen Probleme bekommen,<br />

schlägt das sofort durch“, ergänzt er.<br />

Ein breiter aufgestelltes Produkt sei eher<br />

weniger schwankungsanfällig.<br />

Wichtig sei außerdem zu sehen, dass<br />

Cybersecurity ein wachsender Markt mit<br />

nicht sehr hohen Eintrittsbarrieren ist. Firmen<br />

hätten daher keine wirkliche Marktmacht,<br />

sondern könnten letztlich nur über<br />

den Preis Vorteile erzielen. „Steigende Umsätze<br />

in Gewinne umzusetzen, ist in einem<br />

solchen Umfeld nicht einfach“, betont der<br />

Analyst. Inwieweit der wachsende Markt<br />

sich auch in steigenden Aktienkursen ausdrückt,<br />

muss sich daher noch beweisen.<br />

PRO<br />

CYBER: ANLAGE MIT ZUKUNFT?<br />

Nachfrage nach<br />

Sicherheitskonzepten<br />

steigt<br />

Die Branche ist ein<br />

junger Wachstumsmarkt<br />

Gute Renditechancen,<br />

wenn das Thema<br />

gut läuft<br />

CONTRA<br />

Kein leichtes Umfeld<br />

für Firmen, Gewinne<br />

zu erzielen<br />

Wachstum bedeutet<br />

nicht automatisch<br />

steigende Kurse<br />

Themenfonds sind<br />

anfälliger als breitere<br />

Portfolios<br />

34 Foto: Fondsconsult Research


ING Deutschland ANZEIGE<br />

Digitale Trends in der<br />

Immobilienfinanzierung 2<strong>02</strong>2<br />

Blockchain und Krypto-Währung, digitaler Euro oder Big Data – man muss nicht in die weite Zukunft schauen,<br />

um die Bedeutung der Digitalisierung für die Finanzbranche zu erkennen.<br />

raussetzung für die Akquise neuer Kundinnen<br />

und Kunden. Aber nicht die einzige.<br />

Auch Social Media können ein erfolgreiches<br />

Akquisitions-Tool sein – wenn der Auftritt<br />

regelmäßig mit aktuellen und interessanten<br />

Inhalten bestückt wird. Das können die<br />

zuvor genannten Videos sein oder andere<br />

News rund um die Baufinanzierungsberatung.<br />

Auch Kreativdenken ist erlaubt. Warum<br />

nicht statt eines Möbelstücks auch mal die<br />

Baufinanzierungsberatung auf dem regionalen<br />

Online-Kleinanzeigenmarkt anbieten?<br />

Als führende Digitalbank hat die ING<br />

Deutschland in den vergangenen Jahren<br />

mit zahlreichen Innovationen im Baufinanzierungsmarkt<br />

Zeichen gesetzt. Christopher<br />

Wintrich, Spezialist Digitale Immobilienfinanzierung<br />

bei der ING, berät die Vermittlerinnen<br />

und Vermittler seit 2018 vor<br />

Ort. Seine digitalen Trends für die nähere<br />

Vertriebszukunft:<br />

1. Präsenz-Beratung wird zur<br />

hybriden Beratung<br />

Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass die<br />

Bildschirmübertragung in nahezu allen<br />

Vermittlerbüros installiert ist. Jetzt, wo das<br />

Virus sich über den Sommer wohl etwas zurückzieht,<br />

steht die Beratung vor Ort wieder<br />

auf dem Plan. Aber nicht als Stand-alone-<br />

Service, sondern immer in Kombination mit<br />

der Beratung am Bildschirm – je nachdem,<br />

was in der jeweiligen Situation mehr Sinn<br />

ergibt. Und es geht weiter: Mit der wachsenden<br />

Bedeutung des Klimaschutzes bleibt die<br />

hybride Beratung erste Wahl, wenn es um<br />

eine kostensparende und umweltfreundliche<br />

Beratung geht. Zumal der persönliche<br />

Kontakt so oder so nicht zu kurz kommt.<br />

2. Kurze Videos sorgen für Akzeptanz<br />

Viele Vermittlerinnen und Vermittler sind<br />

heute online. Aber sind sie das auch mit<br />

kleinen Filmen? Die aktuelle Entwicklung in<br />

den sozialen Medien zeigt: Der von TikTok<br />

etablierte Einminüter-Trend setzt sich durch.<br />

Mehrere kurze Videoinhalte pro Tag werden<br />

lieber gesehen als lange Texte im Internet.<br />

Besonders wenn es um ein komplexes<br />

Produkt wie die Baufinanzierung geht. Die<br />

Kundinnen und Kunden freuen Sie über<br />

kleine, mundgerechte Video-Häppchen im<br />

Social-Media-Kanal. Diese schaffen Klarheit,<br />

Vertrauen und zeigen Zukunftsfähigkeit.<br />

3. Kundenakquise über Social Media<br />

Mit einer eigenen Website im Internet<br />

Präsenz zu zeigen, ist heute eine Grundvo-<br />

Foto: iStock / Sanjeri<br />

4. Papierloses Büro als Zukunftsinvestition<br />

Die Digitalisierung von Prozessen schlägt<br />

sich auch in einem papierlosen Büro nieder.<br />

Weniger Post, weniger Ausdrucke, weniger<br />

Mappen – den Fortschritt spürt man beim<br />

guten Gewissen genauso wie im Portemonnaie.<br />

Gleichzeitig ist der Schritt ins<br />

papierlose Büro die Vorbereitung für eine<br />

Prozessbeschleunigung und macht – zum<br />

Beispiel in der Baufinanzierung – einen<br />

weiteren elementaren Fortschritt möglich:<br />

Die Finanzierungzusage innerhalb von nur<br />

ein bis zwei Tagen. Vermittlerinnen und Vermittler,<br />

die davon profitieren wollen, tun gut<br />

daran, die Weichen für diese Entwicklung im<br />

eigenen Büro schon heute zu stellen.<br />

Wie sich diese Trends am besten im Vertriebsalltag<br />

realisieren lassen, dazu können<br />

sich Vermittlerinnen und Vermittler der<br />

ING online schulen lassen. „Seit 2<strong>02</strong>1“, so<br />

Wintrich, „bieten wir die Möglichkeit, sich als<br />

besonders wertvoller Digitalpartner der ING<br />

zu qualifizieren. Interessierte können sich für<br />

eine Onlineschulung mit drei Modulen bewerben.“<br />

Das Angebot kommt an. Im ersten<br />

Jahr haben bereits über 100 Partnerinnen<br />

und Partner das Programm durchlaufen und<br />

sorgen dafür, dass die digitalen Trends zum<br />

Nutzen der Baufinanzierungskundinnen und<br />

-kunden erfolgreich in die Tat umgesetzt<br />

werden.<br />

35


INVESTMENTFONDS Ernährungsfonds<br />

NAHRUNG FÜRS DEPOT<br />

Während weltweit die großen Börsenindizes abstürzen, befinden sich etliche Agrar-Aktien im<br />

Höhenflug. Was entsprechende Branchenfonds auf lange Sicht bringen können<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

Die Ukraine zählt zu den größten Weizenexporteuren<br />

der Welt und gilt als „Kornkammer<br />

Europas“. Daher überrascht es<br />

nicht, dass „Putins Krieg“ den Weizenpreis<br />

Anfang März um 65 Prozent in die Höhe<br />

trieb. Welche Folgen die Verteuerung für<br />

die Brotpreise in Europa und weltweit haben<br />

wird, bleibt abzuwarten. Erfahrungsgemäß<br />

reagieren Landwirte anderswo auf der<br />

Welt auf höhere Preise, indem sie ihr Angebot<br />

ausweiten, sodass sich die Lage zumindest<br />

bei den Preisen wieder entspannt.<br />

WACHSENDE WELTBEVÖLKERUNG<br />

Bereits in den vergangenen Jahren sind die<br />

Preise für die Grundnahrungsmittel Weizen,<br />

Reis und Mais kräftig gestiegen. Experten<br />

zufolge liegt das auch an der wachsenden<br />

Weltbevölkerung. Gemäß einer Projektion<br />

der Vereinten Nationen werden im<br />

Jahr 2050 rund zwei Milliarden Menschen<br />

mehr auf der Erde leben. Heute sind es<br />

schätzungsweise 7,7 Milliarden Menschen.<br />

Enorme Investitionen seien notwendig, um<br />

alle Erdenbürger ausreichend, gesund und<br />

nachhaltig mit Nahrung zu versorgen. Das<br />

dies heute trotz ausreichender Ressourcen<br />

nicht gelingt, liege oft an der Verteilung<br />

und dem Zugang.<br />

Laut Welternährungsbericht leiden 2,3<br />

Milliarden Menschen an mangelnder bzw.<br />

ungesunder Ernährung. Gleichzeitig seien<br />

1,9 Milliarden Menschen übergewichtig<br />

oder fettleibig. Zudem beanspruche die<br />

Lebensmittelproduktion sehr große Landund<br />

Wasserressourcen. Daher müsse die<br />

Produktion von Nahrungsmitteln nachhal-<br />

36 Illustration: Roman Kulon


Ernährungsfonds INVESTMENTFONDS<br />

tiger erfolgen. Kurzum: Das Thema Ernährung<br />

ist ein wichtiger Schlüssel zur Lösung<br />

der sozialen und ökologischen Herausforderungen.<br />

Und Anleger können in diesen<br />

Bereich investieren, ohne dabei mit knappen<br />

Ressourcen zu spekulieren.<br />

KEINE SPEKULATIONSGESCHÄFTE<br />

Auf Letzteres weist Armin Sabeur, Vorstand<br />

und Portfoliomanager beim Fondsanbieter<br />

Optinova, ausdrücklich hin: „Auf Spekulationsgeschäfte<br />

in Nahrungsmitteln verzichten<br />

wir aufgrund der sozialen Folgen, die<br />

aus Preisschwankungen entstehen können,<br />

vollständig.“ Und weiter: „Die Rendite<br />

des Optinova Food, Farming & Water soll<br />

vielmehr durch erfolgreiche Unternehmen,<br />

technische Fortschritte sowie die erfolgreiche<br />

Versorgung möglichst vieler Menschen<br />

mit Nahrungsmitteln und Wasser<br />

getrieben werden.“ Das Sondervermögen<br />

wurde erst Anfang November 2<strong>02</strong>1 aufgelegt<br />

und ist daher nicht in der nebenstehenden<br />

Tabelle aufgeführt.<br />

Sabeur nennt drei Beispiele aus dem<br />

Fondsportfolio: Ingredion, ein US-amerikanischer<br />

Anbieter von Stärkeprodukten,<br />

Süßstoffen, Nahrungsergänzungsmitteln<br />

und Biomaterialien. Dann Trimble, ein<br />

Hersteller geodätischer Messinstrumente<br />

»Wir müssen den<br />

Zugang zu, die Qualität<br />

und die Nachhaltigkeit<br />

von Lebensmitteln<br />

verbessern.«<br />

SIMON FRANK, PICTET ASSET MANAGEMENT<br />

unter anderem für die Landwirtschaft. Das<br />

Unternehmen sei ein führender Anbieter<br />

von Satellitenortungssystemen, wie sie bei<br />

der automatischen Steuerung von Traktoren<br />

zum Einsatz kämen. Im Bereich Wasser<br />

wiederum sei der Fonds in Metawater<br />

investiert. Das japanische Unternehmen<br />

beschäftige sich hauptsächlich mit Planung,<br />

Bau, Reparatur und Management von Wasseraufbereitungs-<br />

und Kläranlagen. Insgesamt,<br />

so Sabeur weiter, „versuchen wir den<br />

gesamten Ernährungsbereich abzudecken,<br />

RENDITE AUF DEM ESSTISCH<br />

Ausgesuchte Fonds mit Schwerpunkt Agrar und Ernährung<br />

NAME ISIN RENDITE p. a. in % lfd. KOSTEN p. a. %<br />

von traditionellen Lebensmittelherstellern<br />

bis zu innovativen Technologieunternehmen“.<br />

HÖHERE GETREIDEPREISE<br />

Einen ordentlichen Track Record weist<br />

der von Stephan Werner gemanagte DWS<br />

Invest Global Agribusiness auf. Werner<br />

begründet so: „Die Fundamentaldaten der<br />

Agrarwirtschaft haben sich auf ein Niveau<br />

verbessert, das in den letzten acht Jahren<br />

nicht erreicht wurde. Wir gehen davon aus,<br />

dass in dieser Saison Farmer in den USA<br />

das stärkste Nettoeinkommen seit 2013 haben<br />

werden, was auf höhere Getreidepreise<br />

und staatliche Hilfe für US-Landwirte zurückzuführen<br />

ist.“ Zudem profitierten die<br />

Bauern von einer erhöhten Nachfrage nach<br />

Mais und Sojabohnen aus China.<br />

Nach Werners Auffassung sind die Bewertungen<br />

von Agribusiness-Unternehmen<br />

auf einem attraktiven Niveau und Agar-<br />

Aktien könnten als Inflationsschutz dienen.<br />

Im Fondsportfolio befänden sich Unternehmen<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

– vom Anbau bis hin zum Produkt<br />

im Supermarkt. Idealerweise verfügten die<br />

Gesellschaften über einen hohen Marktanteil<br />

und eine starke Preissetzungsmacht. Bei<br />

einem Blick in die Top-Positionen finden<br />

sich die Düngemittelhersteller Nutrien (Kanada)<br />

und CF Industries Holdings (USA),<br />

der US-amerikanische Nahrungsmittel- und<br />

Agrarkonzern Archer-Daniels-Midland,<br />

dessen Aktienkurs auf einem Allzeithoch<br />

notiert, sowie FMC, ein Hersteller unter<br />

anderem von Pflanzenschutzchemikalien<br />

und Biokunststoffen.<br />

NOTWENDIGER WANDEL<br />

Eine weitere Investmentmöglichkeit ist<br />

der Pictet Nutrition. Simon Frank, Senior<br />

Investment Advisor bei Pictet Asset Ma-<br />

3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre<br />

DWS Invest Global Agribusiness LU<strong>02</strong>73158872 12,64 9,09 5,63 1,62<br />

Pictet Nutrion LU0366534344 9,08 7,29 6,75 2,01<br />

DJE Agrar & Ernährung LU0350835707 2,64 1,30 4,61 2,27<br />

nagement, geht auf Anfrage auf die oben<br />

beschriebenen sozialen und ökologischen<br />

Herausforderungen ein. „Unsere Ernährungssysteme<br />

müssen den Zugang zu, die<br />

Qualität und die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln<br />

verbessern. Außerdem sollten<br />

Unternehmen, die in diesen Bereichen sinnvolle<br />

Lösungen anbieten, von diesem strukturellen<br />

Wandel profitieren können.“ Viele<br />

Konzepte für den dringend notwendigen<br />

Wandel lägen dafür bereits auf dem Tisch<br />

– sie müssten jetzt nur noch angewandt<br />

werden.<br />

Immerhin: Zahlreiche Regulierungen<br />

sowie Veränderungen im Konsumentenverhalten<br />

zeigten langsam Wirkung, wie zum<br />

Beispiel der Boom bei Fleischersatzprodukten<br />

belege. Insgesamt könnten Anleger<br />

im Bereich Ernährung konservativ in Aktien<br />

investieren und aufgrund der stetigen<br />

Wachstumsperspektiven positive Renditen<br />

erwarten.<br />

PRO<br />

Agrarfonds sind<br />

keine Zockerei am<br />

Terminmarkt<br />

Agrarwende in<br />

Richtung Nachhaltigkeit<br />

bedarf hoher<br />

Investitionen<br />

Großteil der Investitionen<br />

zielt auf<br />

Maschinen und<br />

Technologie<br />

Quelle: Morningstar; Stand: 07.03.22<br />

IN AGRARWIRTSCHAFT<br />

INVESTIEREN?<br />

CONTRA<br />

Investitionen fließen<br />

oft nur an große<br />

börsennotierte<br />

Agrarkonzerne<br />

Agrarfonds haben<br />

das Image, mit<br />

Nahrungsmitteln<br />

zu spekulieren<br />

Beratungsaufwand<br />

ist für Vermittler<br />

mitunter größer<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong>|22<br />

37


BUSCHFUNK Versicherungen<br />

VERSICHERUNGEN<br />

MÄNGEL BEI FONDSPOLICEN<br />

BaFin übt harsche Kritik an Lebensversicherern.<br />

Die BaFin kritisiert fondsgebundene Lebensversicherungen: Vielfach werde die Rendite der<br />

Aktienfonds durch die hohen Kosten aufgefressen, schreibt die Finanzaufsicht in der aktuellen<br />

<strong>Ausgabe</strong> ihres Journals. Versicherer seien allgemein für ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

verantwortlich. Zu hohe Kosten sprächen allerdings dafür, dass das aktuell<br />

oft nicht der Fall ist. Denn: Falle die Rendite zu niedrig aus, würden im Worst Case die Sparbeiträge<br />

der Versicherten nicht ausreichen, um spätere Versorgungslücken zu vermeiden. Auch<br />

dem Vertrieb fondsgebundener Lebensversicherungen attestiert die BaFin Mängel: So führten<br />

die hohen Provisionszahlungen, die die Fondsgesellschaften als sogenannte Rückvergütung<br />

an die Lebensversicherer oder an die Vermittler zahlen, unter Umständen dazu, dass Kunden<br />

am Ende nicht das für sie beste Produkt erhalten.<br />

UNTERSCHÄTZTE LEBENSERWARTUNG<br />

Die meisten Bundesbürger gehen davon aus, 80<br />

bis 85 Jahre alt zu werden – ein fataler Irrglaube.<br />

Foto: iStock / SOphoto<br />

Nach einer Erhebung des GDV unterschätzt ein Großteil der<br />

Deutschen die aktuelle Lebenserwartung eklatant: So liegt das<br />

durchschnittlich erreichte Lebensalter um 3 bis 13 Jahre über den<br />

Prognosen der meisten Bundesbürger. Das hat Folgen für die Planung<br />

der Altersvorsorge – immerhin sollte diese vor dem Hintergrund der<br />

statistischen Lebenserwartung aufgesetzt werden. Der GDV fordert<br />

daher, dass ab 2<strong>02</strong>3 die Renteninformationen auch einen Hinweis<br />

auf die individuelle Lebenserwartung enthalten sollen.<br />

HAFTET DER STAAT IM FALLE EINES LOCKDOWNS?<br />

Nach BGH-Urteil zur Betriebsschließung: erneute Gastronomen-Klage<br />

Nach dem im Januar ergangenen Urteil des Bundesgerichtshofs zur Entschädigung bei<br />

lockdownbedingter Betriebsschließung hat nun erneut ein Gastronom vor dem BGH geklagt<br />

– allerdings forderte er eine staatliche Entschädigung und berief sich in seiner Klage nicht<br />

auf eine Betriebsschließungsversicherung. Das Urteil der Karlsruher Richter: Für lockdownbedingte<br />

Schließungen muss der Staat Gastronomen keinen Schadensersatz bezahlen.<br />

„Hilfeleis tungen für von einer Pandemie schwer getroffene Wirtschaftsbereiche sind keine<br />

Aufgabe der Staatshaftung“, heißt es in der Begründung. Der Brandenburger Gastronom hatte<br />

für die mehrere Wochen währende Betriebsschließung eine staatliche Corona-Soforthilfe<br />

von 60.000 Euro bekommen. Das Geld habe jedoch nur für elf Tage gereicht.<br />

Foto: iStock / Robert Brown<br />

38<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Versicherungen BUSCHFUNK<br />

Allianz: Neue Privatversicherungsprodukte<br />

Der neue Privatschutz der Allianz umfasst die Haftpflicht-,<br />

Hausrat-, Wohngebäude- und Rechtsschutzversicherung<br />

sowie die Tierkrankenversicherung und<br />

die Tierhalter-Haftpflichtversicherung des Konzerns.<br />

Vermittler können alle Produkte über die hauseigene<br />

Antragsstrecke abschließen. Um passende Lösungen für<br />

verschiedene Zielgruppen bieten zu können, wurden vier<br />

Produktlinien entwickelt.<br />

Foto: iStock / Devid DO<br />

Produkte sind Silber,<br />

Wissen ist Gold<br />

JUSTUS LÜCKE<br />

Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig<br />

und Aktuar DAV<br />

HDI: Neue Cyberversicherung<br />

Der Industrieversicherer HDI Global bietet seinen<br />

Cyber versicherungskunden nun mehr als ein Dutzend<br />

Dienstleistungen von spezialisierten Partnern rund<br />

um die Abwehr von Cyberangriffen an. Die Angebote<br />

umfassen beispielsweise sogenannte Penetrationstests,<br />

Multifaktor-Authentifizierung und Cyber-Notfallübungen.<br />

Basler: InsureTech-Investments<br />

Die Basler Versicherungsgesellschaft, mit Sitz in Bad<br />

Homburg, investiert in das InsureTech-Start-up „independendesk“.<br />

Damit folgt sie der Anlagestrategie ihrer<br />

schweizerischen Mutter, der Baloise. Der Konzern will<br />

damit seine digitale Kompetenz weiter ausbauen und<br />

neue Produkte anbieten.<br />

Generali: Vorstand muss gehen<br />

Der Leiter des Geschäfts in Österreich und Zentralosteuropa,<br />

Luciano Cirinà, muss seinen Posten räumen. Dazu<br />

kam es nach längeren Unstimmigkeiten in der Aktionärsschaft.<br />

Von 1996 bis 2004 arbeitete Cirinà als Leiter der<br />

Generali-Abteilung für Unternehmensrisiken in Österreich<br />

und Zentralosteuropa. Deutschlandchef Giovanni Liverani<br />

springt interimsweise ein.<br />

Zurich: Neuer Markenauftritt<br />

Der Schweizer Versicherer Zurich will mit seinem neuen<br />

Markenauftritt seine Ambitionen verdeutlichen, nachhaltigster<br />

Versicherer weltweit zu werden. Unter dem Claim<br />

„Zukunft beginnt mit Zurich“ bündelt die Versicherung<br />

deshalb ab sofort alle kommunikativen Maßnahmen in<br />

Deutschland.<br />

VKB: Weidetierversicherung gegen Wolfsrisse<br />

Seit 1998 sind Wölfe wieder in Deutschland heimisch. In<br />

ihrer Weidetierversicherung schützt die VKB Weidetierschäden<br />

umfassend. Sie ersetzt im Rahmen von Unfällen<br />

auf der Weide auch Tierverluste infolge von Wolfsrissen<br />

oder Attacken anderer großer Beutegreifer wie Bären<br />

oder Luchsen.<br />

Foto: iStock / People Images<br />

Foto: Generali<br />

Foto: iStock / Nicolette Wollentin<br />

Was unterscheidet den einen Versicherer vom<br />

anderen? Was sind wirkliche Begeisterungsfaktoren,<br />

um einen Vermittler für sich und sein<br />

Produkt zu gewinnen? Natürlich das beste<br />

Produkt, wird es einem nun entgegenschallen!<br />

Hier noch eine Bedingungsschleife links,<br />

hier noch ein Ausschluss-Ausschluss rechts.<br />

Hauptsache, Top-Leistung zum Top-Preis – FFF+,<br />

fünf Sterne, alles, was möglich ist. Das alles ist<br />

natürlich auch nicht verwerflich und zeigt, dass<br />

ein funktionierender Wettbewerb erst einmal<br />

zu Leistungsverbesserungen im Angebot führt.<br />

Aber stellt dies tatsächlich langfristig ein echtes<br />

Differenzierungsmerkmal dar? Sind die Produkte<br />

am Ende nicht ausdifferenziert und lässt sich<br />

der Sinn und Zweck der Verbesserungen dem<br />

durchschnittlichen Vermittler, geschweige denn<br />

dem Endkunden, überhaupt noch verständlich<br />

transportieren? Auf Dauer sollte hinterfragt werden,<br />

ob das Prinzip Höher-schneller-weiter alleine<br />

in Zukunft noch ausreicht – zumindest wenn es<br />

immer in die gleiche Richtung geht. Neben der<br />

Möglichkeit, von bekannten Wegen in zielgruppenspezifische<br />

Pfade abzubiegen, bietet sich<br />

insbesondere durch produktbegleitende Wissensvermittlung<br />

die Möglichkeit, sich nachhaltig von<br />

der Konkurrenz abzuheben. Denn nicht die schiere<br />

Menge an Wissen ist ausschlaggebend, sondern<br />

die zielgruppenspezifische Aufbereitung die hohe<br />

Kunst. Wenn ich es also schaffe, dem Vertriebspartner<br />

ein komplexes Thema wie beispielsweise<br />

Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage in moderner<br />

Form – zum Beispiel als Lernvideo – zur Verfügung<br />

zu stellen, spezifisch angepasst an die Bedürfnisse<br />

des Adressaten (Endkunde, Vermittler) und<br />

idealerweise als White-Label, dann habe ich wirklich<br />

die Möglichkeit, zu begeistern. Leider werden<br />

insbesondere die neuen digitalen Möglichkeiten<br />

hier viel zu selten ausgeschöpft.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

39


VERSICHERUNGEN Schnittstellen<br />

»Viele Makler zeigen eine<br />

gewisse Trägheit«<br />

Kunden und Wettbewerb fordern einfache, digitale Prozesse. Dennoch geht die Optimierung<br />

nur zäh voran. Woran das liegt, erklärt Frank Schrills, geschäftsführender BiPRO-Präsident.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

<strong>procontra</strong>: Herr Schrills, BiPRO will Prozesse<br />

vereinfachen. Wie gut gelingt das?<br />

Frank Schrills: BiPRO ist als Marktstandard<br />

für die Optimierung unternehmensübergreifender<br />

Prozesse gesetzt, insbesondere<br />

zwischen Versicherungsunternehmen<br />

und deren Partnern. Mittlerweile über 70<br />

entwickelte Normen decken alle wesentlichen<br />

Kernprozesse ab, wie Vertrieb, Bestand,<br />

Abrechnung oder Schadenmeldung.<br />

Auch Themengebiete wie betriebliche<br />

Krankenversicherung und betriebliche<br />

Altersvorsorge werden berücksichtigt.<br />

Viele unserer Mitglieder setzen inzwischen<br />

verschiedene Normreihen ein. Als ein gutes<br />

Praxisbeispiel ist aus dem Bereich Vertrieb<br />

die Normreihe 420 – Tarifierung, Angebot,<br />

Antrag zu nennen. Hier sind aus Sicht der<br />

Versicherer bei der Anbindung der Partner<br />

alle drei Prozessschritte nacheinander aufbauend<br />

vollautomisch abbildbar.<br />

<strong>procontra</strong>: Dennoch läuft es noch nicht<br />

überall wie gewünscht. Worin liegt derzeit<br />

die größte Herausforderung?<br />

Schrills: Eine wesentliche noch zu bewältigende<br />

Herausforderung der Branche<br />

ist es, zukünftig die Schnelligkeit und<br />

Einfachheit der Prozesse, insbesondere<br />

hin zum Kunden, deutlich zu erhöhen und<br />

ihre Komplexität zu reduzieren. Amazon,<br />

Google & Co. machen dies erfolgreich vor.<br />

Zusätzlich sollten auch umfangreichere<br />

digitale Informationsangebote für Partner<br />

und natürlich auch für Kunden angeboten<br />

werden.<br />

<strong>procontra</strong>: An welchen für Makler wichtigen<br />

Normen arbeitet BiPRO aktuell?<br />

Schrills: An der elektronischen Übermittlung<br />

von Bestands- und Abrechnungsin-<br />

40 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Schnittstellen VERSICHERUNGEN<br />

formationen. Beim Thema Übermittlung<br />

von Dokumenten durch PDFs etc. ist die<br />

standardisierte elektronische Bereitstellung<br />

der Maklerpost durch BiPRO-Normen im<br />

Markt gelöst. Aktuell sind viele Unternehmen<br />

dabei, nun auch die eigentlichen Vertragsdaten<br />

standardisiert auszutauschen.<br />

<strong>procontra</strong>: Viele Makler würden gerne ihre<br />

Verwaltung effizienter gestalten. Wenn<br />

Versicherer aber Daten für vertragsbezogene<br />

Geschäftsvorfälle nicht standardisiert<br />

weitergeben, geht das nicht. Warum<br />

bessert sich das nicht?<br />

Schrills: Da muss man von Versicherer<br />

zu Versicherer differenzieren. Für eine<br />

große Zahl von Maklern ist die Prozessunterstützung<br />

schon heute ein wichtiges<br />

Entscheidungskriterium pro oder contra<br />

einen Produktgeber. Außerdem wird sich<br />

in den kommenden Jahren, auch mit und<br />

aufgrund der BiPRO-Standards, noch viel<br />

tun. Denn die meisten Versicherer haben<br />

mittlerweile die Bedeutung der digitalen<br />

Prozessoptimierung bei Partneranbindungen<br />

erkannt.<br />

<strong>procontra</strong>: Das hat aber auch eine Weile<br />

gedauert.<br />

Schrills: Immerhin haben sich bereits vor<br />

zwei Jahren über 30 Unternehmen aus<br />

der Community in einem BiPRO-Projekt<br />

zusammengeschlossen, um die wesentlichen<br />

Daten einheitlich zu definieren, die<br />

der Makler für sein tägliches Geschäft<br />

benötigt. Dabei standen die Umsetzung der<br />

Norm 430.4 und innerhalb dieser Norm<br />

die geschäftsvorfallausgelöste Bereitstellung<br />

von Vertragsinformationen im Fokus.<br />

Hierbei wurden über alle Sparten hinweg<br />

im Detail die Anforderungen der Partner<br />

und Dienstleister sowie die Möglichkeiten<br />

der Lieferung durch die Bestandssysteme<br />

seitens der Versicherer besprochen. Im<br />

Rahmen der Abrechnung haben sich<br />

dann ebenfalls Versicherer, Vermittler und<br />

Maklerverwaltungsprogramm-Hersteller<br />

vorgenommen, gemeinsam einen standardisierten<br />

Datenaustausch zwischen allen<br />

Beteiligten über die BiPRO-Norm 430.7<br />

– Vermittlerabrechnung umzusetzen. Es ist<br />

das Ziel, sämtliche Abrechnungsprozesse<br />

in der Branche zu standardisieren, zu digitalisieren<br />

und zu automatisieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Nutzen haben Makler<br />

davon?<br />

Schrills: Die Qualität der Abrechnungen<br />

und die Geschwindigkeit der Prozesse würden<br />

sich deutlich erhöhen. Zudem gäbe es<br />

weniger Störfälle und letztlich würden die<br />

Bearbeitungskosten um 20 bis 30 Prozent<br />

reduziert. Davon profitieren auch Makler.<br />

<strong>procontra</strong>: Trotz solcher Kostenvorteile<br />

sind etliche Prozesse noch nicht voll digital.<br />

Noch einmal: Woran liegt das?<br />

Schrills: In der Tat ist die Befähigung, die<br />

Backend-IT-Systeme „digital ready“ zu gestalten,<br />

für viele Unternehmen der Branche<br />

immer noch eine sehr große Herausforderung,<br />

da eine Vielzahl von Systemen zeitgemäßen<br />

prozessualen und datentechnischen<br />

Erfordernissen nicht umfänglich gerecht<br />

werden. Diejenigen Unternehmen, die die<br />

Notwendigkeit der digitalen Transformation<br />

früher erkannt und ihre Systeme bereits<br />

entsprechend umgestellt haben oder dies<br />

aktuell tun, haben deutliche Vorteile.<br />

»Pools machen<br />

digitale Services<br />

zunehmend zur<br />

Voraussetzung einer<br />

Zusammenarbeit mit<br />

einem Versicherer.«<br />

<strong>procontra</strong>: Normen und Standards führen<br />

in der Regel zu mehr Transparenz und<br />

Wettbewerb. Das gefällt nicht allen Beteilig<br />

ten, oder?<br />

Schrills: Man geht mit der Zeit, oder man<br />

geht mit der Zeit. Moderne Technologien<br />

offerieren nun mal neue Möglichkeiten für<br />

die Abbildung von Geschäftsprozessen, bis<br />

hin zur Gestaltung innovativer Geschäftsideen.<br />

BiPRO bringt hierfür alles mit, denn<br />

in einer so komplexen Branche wie unserer<br />

sind Normen und Standards essenziell.<br />

Wer diese effizient nutzt, gehört zu den Gewinnern<br />

der digitalen Transformation.<br />

<strong>procontra</strong>: Vor allem große Maklerpools<br />

mit Onlineplattform im Rücken treiben<br />

das Thema Normen und Standards voran.<br />

Sie machen digitale Services zunehmend<br />

zur Voraussetzung einer Zusammenarbeit<br />

mit einem Versicherer, um sich möglichst<br />

papierlos und effizient verwalten<br />

zu können. Sind solche Pools, an deren<br />

Plattformen neben BiPRO auch andere<br />

Eingangskanäle wie Extranet, Post und<br />

E-Mail angeschlossen werden können,<br />

gegenüber Produktgebern in einer bestimmenden<br />

Position?<br />

Schrills: Das müssen Sie eigentlich die<br />

Versicherer fragen. Aber im Ernst: Wer als<br />

Pool Standards konsequent nutzt, arbeitet<br />

kostengünstiger und ist damit automatisch<br />

in einer besseren Wettbewerbssituation.<br />

Dies führt logischerweise zu mittlerweile<br />

konkreten Forderungen an die Versicherer,<br />

Geschäftsprozesse über BiPRO-Normen zu<br />

gestalten.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Pools sind aus Ihrer<br />

Sicht die Treiber?<br />

Schrills: BiPRO ist die Normierungsorganisation<br />

der Branche, und privatwirtschaftlich<br />

entwickelte Normen haben grundsätzlich<br />

einen empfehlenden Charakter. Auch<br />

ist der jeweilige Einsatz nicht meldepflichtig.<br />

Daher führen wir keine Rennlisten.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Ratschlag möchten Sie<br />

Maklern mit auf den Weg geben?<br />

Schrills: Die Makler müssen sich dringend<br />

noch intensiver mit der Frage der Digitalisierung<br />

und Standardisierung beschäftigen!<br />

Viele haben die existenzielle Bedeutung<br />

noch nicht erkannt und widmen sich dem<br />

Thema eher mit einer gewissen Trägheit.<br />

Einher geht dies häufig mit der fehlenden<br />

Bereitschaft, erheblich mehr finanzielle<br />

Mittel zu investieren. Dies kann sich<br />

jedoch in einigen Jahren für einen solchen<br />

Vermittler auf vielfache Weise böse rächen,<br />

ob nun beispielsweise bezüglich seiner<br />

Unabhängigkeit oder im Wettbewerb mit<br />

neuen digitalen Playern.<br />

<strong>procontra</strong>: Was konkret sollten Makler<br />

tun?<br />

Schrills: Jeder Makler kann neben seiner<br />

persönlichen Beratungskompetenz eine<br />

„digitale Fähigkeit“ erlangen. Dafür<br />

müssen Daten und Dokumente digital in<br />

seinem System für aktuelle Analysen und<br />

Informationen für Kunden zur Verfügung<br />

stehen. Er sollte auch dafür Sorge tragen,<br />

dass sein Geschäft zu allen Seiten prozessorientiert,<br />

digital und somit möglichst automatisiert<br />

abgewickelt werden kann, was<br />

erhebliche Kosteneinsparungen ermöglicht.<br />

Letztlich: Verkauft ein Makler irgendwann<br />

sein Unternehmen und kann nur Aktenschränke<br />

oder den Einsatz eines IT-Altsystems<br />

vorweisen, könnte dies zukünftig<br />

den Verkaufspreis erheblich drücken. Die<br />

effiziente Nutzung von BiPRO-Normen<br />

wirkt dem auf jeden Fall entgegen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

41


VERSICHERUNGEN Solarversicherung<br />

EINE AUFS DACH BEKOMMEN?!<br />

Eine Solarpflicht rückt näher und erhöht den Absicherungsbedarf. Zwar vereinfacht eine<br />

Allgefahrendeckung für Solartechnik vieles, im Detail braucht es aber oft den Spezialisten.<br />

– TEXT: CARLA FRITZ –<br />

70 Prozent gewachsenen Stückzahlen für<br />

PV-Versicherungen in seinem Haus in den<br />

vergangenen anderthalb Jahren fest.<br />

Häufige Überlegung ist dann, sich eine<br />

PV-Anlage für den Eigenverbrauch aufs<br />

Dach zu setzen, in Kombination mit Speicher<br />

und Ladestation für Elektromobilität.<br />

Das sei sehr attraktiv: Zu 60 bis 80 Prozent<br />

Stromselbstversorger plus irgendwann ein<br />

Elektrofahrzeug, mit dem man unabhängiger<br />

von der Zapfsäule ist.<br />

„Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig<br />

für die Solarenergie genutzt werden.“ So<br />

ist es im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung<br />

festgehalten. Das dürfte auch Gegenstand<br />

der nächsten Umweltministerkonferenz<br />

der Länder sein. Einige sind schon<br />

vorgeprescht. So etwa Baden-Württemberg,<br />

das für Neubauten – egal ob Gewerbe<br />

oder Wohnen – bereits in diesem Jahr<br />

Photovoltaikanlagen vorschreibt und ab<br />

2<strong>02</strong>3 für Bestandsbauten bei umfassender<br />

Dachsanierung. Ähnliche Regelungen für<br />

neue und Bestandsgebäude greifen in Berlin<br />

ab 2<strong>02</strong>3 sowie in Hamburg 2<strong>02</strong>3/2<strong>02</strong>5. In<br />

Niedersachsen soll die Solarpflicht für alle<br />

Dächer im Neubau 2<strong>02</strong>5 kommen.<br />

»Es gibt sehr feine<br />

Unterschiede in den<br />

Bedingungswerken.«<br />

GEORG LENDERMANN,<br />

ONLINE-VERSICHERUNGSMAKLER ROSANOWSKE<br />

Im Grunde läuft man damit längst offene<br />

Türen ein. „Die Nachfrage nach PV-Anlagen<br />

ist groß, allein weil sich die Strompreise<br />

stark erhöht haben“, sagt Dirk Sennholz,<br />

Leiter Elektronikversicherung der VHV.<br />

Konkret macht er dies auch an den um<br />

PAKETE IM VERGLEICH<br />

Dementsprechend sind inzwischen auch<br />

die marktgängigen Spezialpakete zur Absicherung<br />

der Solartechnik ausgerichtet:<br />

eine Allgefahrendeckung, die im Rahmen<br />

der Elektronikversicherung abgeschlossen<br />

wird und neben der PV-Anlage nunmehr<br />

auch Speicher und Wallbox einschließt.<br />

„Bei manchen Anbietern automatisch,<br />

wenn beides in der Investitionssumme enthalten<br />

ist. Andere nehmen einen separaten<br />

Beitrag dafür“, erklärt Georg Lendermann<br />

vom Online-Versicherungsmakler Rosanowske,<br />

über dessen Plattform www.rosaphotovoltaik.de<br />

zunehmend auch andere<br />

Makler ihre Kunden mit Versicherungsschutz<br />

eindecken. Eine Frage, die sich beim<br />

Vergleich außerdem stellt: Ab wann beginnt<br />

die Abschreibung der Batterie in der<br />

Entschädigung? Jede hat bekanntlich nur<br />

eine begrenzte herstellerabhängige Anzahl<br />

von Ladezyklen, sie verbraucht sich mit der<br />

Zeit. Manche Anbieter erstatten bei einem<br />

Totalschaden über fünf Jahre 100 Prozent,<br />

ehe die Versicherungsleistung prozentual<br />

sinkt, bei anderen schon früher und möglicherweise<br />

auch in anderen Prozentschritten.<br />

„Das sind die feinen Unterschiede in<br />

den Bedingungswerken“, so Lendermann.<br />

Einen reinen Batteriespeicherschaden habe<br />

man aber bisher noch nicht regulieren müssen.<br />

Die meisten Schäden treten nach seiner<br />

42 Illustration: Roman Kulon


Solarversicherung VERSICHERUNGEN<br />

Erfahrung an der ebenfalls versicherten Peripherie<br />

der Anlage, und da vorrangig bei<br />

Wechselrichtern, auf. „Bei Gewitter etwa<br />

steigen sie – durch Überspannungsschäden<br />

– als Erste aus. Aber oft auch ohne äußere<br />

Einwirkung, durch innere Betriebsschäden.“<br />

Ein Risiko, das nach seinen Worten<br />

längst nicht alle Gesellschaften abdecken.<br />

Normalerweise muss der Versicherte die<br />

„äußere Einwirkung“ nachweisen, wenn<br />

ein elektronisches Bauteil defekt ist. „Dieser<br />

Passus im Kleingedruckten entfällt<br />

dann.“ Die Versicherung zahlt also auch<br />

ohne diesen Nachweis bis zu einer bestimmten<br />

Höhe und Dauer von 10, 12 oder<br />

15 Jahren oder ohne zeitliche Begrenzung.<br />

„Bei Kosten von beispielsweise 1.500 Euro<br />

für einen neuen Wechselrichter hat man<br />

den Beitrag für 20 Jahre insofern schon bei<br />

einem Schadenfall raus“, bezieht sich der<br />

Spezialmakler auf die hauseigenen Konzepte<br />

für einen Mindestbeitrag von 75 Euro<br />

netto, mit dem PV-Anlage und Speicher bis<br />

circa 37.500 Euro inklusive Ertragsausfall<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

Heimspeicher kumuliert<br />

5.000<br />

15.000<br />

versichert sind. Eine Obergrenze, die auch<br />

für andere Mindestbeiträge am Markt üblich<br />

ist. „In der Regel stehen auf Einfamilienhausdächern<br />

Anlagen zwischen 6 und 15<br />

kWp. Dann reden wir über Investitionskosten<br />

von circa 6.000 bis 12.000 Euro und<br />

obendrauf noch einmal in etwa die gleiche<br />

MEHR SCHUTZ FÜR DEN SPEICHER?!<br />

32.000<br />

5.000 10.000 17.000<br />

Batterie-Boom in Zahlen<br />

Heimspeicher Zubau<br />

52.000<br />

84.000<br />

20.000 32.000<br />

124.000<br />

184.000<br />

40.000 60.000<br />

272.000<br />

88.000<br />

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1<br />

413.000<br />

141.000<br />

Quelle: BSW-Solar e. V.<br />

Summe für den Batteriespeicher.“ Gewissermaßen<br />

auf Kundenzuruf entstand jetzt<br />

auch ein Konzept für öffentlich zugängliche<br />

Ladestationen. „Das ist ja auch unser<br />

Geschäft“, begründet Lendermann. „Wir<br />

müssen Augen und Ohren offenhalten: Wo<br />

gibt es den Bedarf?“<br />

Neu am Maklermarkt:<br />

Wir sind gekommen,<br />

um zu bleiben.<br />

Vergleichen<br />

Sie unsere<br />

Leistungen!<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

Vielleicht haben Sie uns schon in Ihrem Vergleichsrechner<br />

bemerkt. Es hat sich nämlich etwas getan<br />

auf den vorderen Rängen. Seit Kurzem spielt<br />

Alteos ganz oben mit – und das ist kein Zufall.<br />

Wir haben unsere Prozesse und Tarife so optimiert,<br />

dass Sie für Ihre Mandantinnen und Mandanten<br />

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43


VERSICHERUNGEN Schadenregulierung<br />

KANN NICHT SCHADEN<br />

Fairplay im Schadensfall. Oder auch nicht. Wenn die Versicherung auf Zeit spielt, Zahlungen<br />

kürzt oder auf stur stellt – wollen externe Schadenprofis die Regulierung in die Hand nehmen.<br />

Ist das eine Option für Makler und ihre Kundschaft?<br />

– TEXT: CARLA FRITZ –<br />

44 Illustration: Roman Kulon


Schadenregulierung VERSICHERUNGEN<br />

Rückblick: Überschwemmungs- und Rückstauschaden<br />

in einem Hotel-Restaurant in<br />

Niedersachsen. Das Wasser war die Straße<br />

heruntergelaufen, durch die Fenster eingedrungen<br />

und gleichzeitig durch Rückstau<br />

auch über die Toiletten hochgespült worden,<br />

sodass im Untergeschoss ein Wasser-<br />

Fäkalien-Gemisch stand. Der Versicherer<br />

schickte einen Regulierer mit einem Sanierungsunternehmen<br />

im Schlepptau. An<br />

einigen Stellen im Untergeschoss wurden<br />

Kernbohrungen gemacht, im Ergebnis<br />

Trocknungsgeräte aufgestellt. Kostenpunkt:<br />

20.000 Euro. „Dann waren sie mit<br />

dem Schaden fertig“, schildert Kathrin Jacobs,<br />

Geschäftsführerin des Schadenmanagers<br />

Peritos aus Beckum, die Vorgeschichte<br />

und den Punkt, an dem ihr Unternehmen<br />

vom Makler und Versicherungsnehmer eingeschaltet<br />

wurde. „Beide hatten ein ungutes<br />

Gefühl. Es handelte sich schließlich um einen<br />

lebensmittelverarbeitenden Betrieb.“<br />

Die fehlenden Argumente lieferte dann<br />

die tatsächliche Ermittlung des Schadens<br />

durch die Schadenspezialisten – „normalerweise<br />

Pflicht des Versicherers“. Erstens<br />

waren nicht in allen Räumen Proben genommen<br />

worden. „Es gab kein richtiges<br />

Messkataster.“ Außerdem: Wenn mit Fäkalien<br />

belastete Abwässer durch ein Gebäude<br />

gehen, bleiben Rückstände.<br />

GÜNSTIG, ABER NICHT IMMER GUT<br />

„Wir haben umgehend einen Baubiologen<br />

eingeschaltet, der nach Probenentnahmen<br />

festgestellt hat: Fußbodenaufbau, Estrich<br />

und auch der Putz an den Wänden sind mit<br />

Ecoli-Bakterien belastet.“ Im Weiteren wurde<br />

ein anderes Sanierungsunternehmen hinzugezogen<br />

mit der Maßgabe, ein vernünftiges<br />

Angebot zu machen: Was ist zu tun?<br />

Inventar raus, Putz ab, Estrich raus. Alles<br />

neu rein. Fliesenarbeiten, Trockenbau. „Es<br />

mussten auch Kühlzellen demontiert werden.<br />

Hinzu kam eine längere Betriebsunterbrechung.“<br />

Anschließend wurden, „wie<br />

es sich im Grunde gehört“, Angebote eingeholt<br />

und ausgewertet, um die Schadenshöhe<br />

zu ermitteln. „Nachdem Laborergebnisse<br />

und Angebote auf dem Tisch lagen,<br />

musste der Versicherer einlenken.“<br />

Um das Ganze abzukürzen, entschied sich<br />

der Betrieb für einen Vergleich in vielfacher<br />

Höhe der Trocknungskosten. Das reichte<br />

für notwendige Reparaturen, hier in Eigenregie,<br />

und die Wiederbeschaffung des in<br />

Mitleidenschaft gezogenen Inventars. „So<br />

ZEITREIHE: BEITRÄGE, LEISTUNGEN, SCHADEN-KOSTEN-QUOTEN (INKL. KRAFTFAHRT)<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Inländisches Direktgeschäft der GDV-Mitgliedsunternehmen *<br />

Mit knapp 22 Millionen Versicherungsfällen bearbeiteten die Schaden-Unfall-Versicherer 2<strong>02</strong>0 rund<br />

60.000 Schadensfälle pro Tag – vom Autounfall über den Einbruch bis hin zum Streit vor Gericht.<br />

+ 0,70 - 5,00 + 1,00 + 4,50 + 1,20 - 3,50 + 1,40 + 3,20 + 1,10 - 0,60 + 1,40 - 1,70 + 2,70 - 4,30<br />

2014 2 2015 2016 2017 2 2018 2019 2 2<strong>02</strong>0 2<br />

Anzahl der Verträge in Mio. Veränderung ggü. Vorjahr in % Anzahl der Schäden 1 in Mio. Veränderung ggü. Vorjahr in %<br />

*<br />

Ohne Nuklear- und Vermögensschadens-Haftpflichtversicherung, bis 2019 ohne Cyberrisikoversicherung<br />

1<br />

Ohne Transport-, Luftfahrt-, Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht-, Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadenversicherung<br />

2<br />

Bereinigte Veränderungsrate aufgrund der Änderung der Grundgesamtheit – 2014, 2017: nur Anzahl Verträge Quelle: GDV, BaFin<br />

wie es im Versicherungsvertrag steht, aber<br />

eben oft genug nicht praktiziert wird. Was<br />

hilft es einem Restaurantbetrieb, wenn die<br />

Feuchtigkeit raus ist und die Bakterien sind<br />

noch drin?“ Was notwendige Reparaturen<br />

sind, das sollte der Versicherungsnehmer<br />

»Was notwendige<br />

Reparaturen sind,<br />

das sollte der Versicherungsnehmer<br />

nicht dem Versicherer<br />

überlassen.«<br />

KATHRIN JACOBS, PERITOS GMBH, BECKUM<br />

nicht dem Versicherer respektive dem von<br />

ihm beauftragten Sachverständigen überlassen<br />

– „der macht das Günstigste, aber<br />

nicht unbedingt immer das, was der Betrieb<br />

in seiner Situation tatsächlich braucht“.<br />

Je komplexer und größer der Schaden,<br />

umso höher der Aufwand, vor dem dann<br />

zwangsläufig hin und wieder auch Makler<br />

als Sachwalter ihres Kunden kapitulieren<br />

müssen. „Dann kommen wir ins Spiel“, so<br />

Jacobs, die ihre Expertise insbesondere im<br />

elterlichen Maklerbetrieb erworben hat.<br />

„Wir haben auch als Industriemakler schon<br />

viele Schäden bis in den hohen zweistelligen<br />

Millionenbereich betreut und über Jahre<br />

Erfahrungen gesammelt, wie man den Regulierungsprozess<br />

möglichst gut gestalten<br />

kann.“<br />

AUF DER PROZENTWAAGE<br />

Makler stehen in der Schadensregulierung<br />

oft zwischen Stühlen. „Sie möchten beidseits<br />

gute Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten<br />

und es sich mit niemandem verscherzen“,<br />

so Jacobs. Aus ihrer Erfahrung daher<br />

„ein kluger Schachzug“, wenn der Makler<br />

dann auf die Argumente eigener Experten<br />

verweisen kann, die zu ganz anderen Ergebnissen<br />

kommen. Es gibt fast immer Alternativen.<br />

„Zum einen in der Bewertung<br />

des Schadens, der vom Sachverständigen<br />

des Versicherers trotz Spielräumen eher<br />

an der unteren Grenze gerechnet wird“,<br />

so Versicherungsberater Konrad Hahn von<br />

der Gesellschaft für Versicherungsprüfung<br />

gvp aus Würzburg, „zum anderen oft auch<br />

in der Auslegung von Obliegenheiten und<br />

Klauseln.“ Nur ist das logischerweise oft<br />

nicht der erste Gedanke im Schadensfall.<br />

Beispiel Zeitwertklausel: Danach leistet<br />

der Versicherer Neuwertentschädigung für<br />

Maschinen oder Gebäude in der Regel nur<br />

dann, wenn ihr Zeitwert nicht unter<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

45


VERSICHERUNGEN Schadenregulierung<br />

MAKLERS MEINUNG<br />

»Regulierung ist<br />

Maklersache«<br />

ULI GEISS, Mitbegründer der Firma Thomä<br />

und Geiss Versicherungsmakler GmbH<br />

Im Schadensfall externe Regulierer einschalten?<br />

Das habe ich bisher noch nicht<br />

gemacht. Jemand von außerhalb kennt<br />

die Nöte meines Kunden nicht. Weiß ich, ob<br />

ihm tatsächlich daran liegt, dass es dort<br />

hinterher auch weitergeht? Oder macht er<br />

seinen Job eher in dem Sinne: Der Kunde<br />

bekommt alles ersetzt, was er ersetzt<br />

haben muss? Unsere Kunden sagen: Ich<br />

habe über euch abgeschlossen, weil ihr<br />

Ahnung habt und ich euch vor allem im<br />

Schadensfall brauche, damit der Betrieb<br />

während der Regulierung weiterläuft. Wir<br />

sind hier im regionalen ländlichen Bereich.<br />

In der Stadt mag das anders sein. Bei der<br />

Größe der Brand- und Leitungswasserschäden,<br />

die wir bearbeiten, im Maximum<br />

bisher um rund eine Million Euro, hängt der<br />

Regulierungserfolg tatsächlich davon ab,<br />

wie die Zusammenarbeit zwischen Kunde<br />

und Versicherer koordiniert und moderiert<br />

wird. Das hat in den vergangenen 30<br />

Jahren auch gut funktioniert. Es ist immer<br />

ein Geben und Nehmen. Es gibt aber auch<br />

Versicherer, da decke ich sehr verhalten<br />

ein. Da sehe ich diese Partnerschaft auf<br />

Augenhöhe nicht mehr.<br />

Bei komplexen Schäden im zweistelligen<br />

Millionenbereich sähe es für uns als mittelständisches<br />

Maklerbüro mit zehn Mitarbeitern<br />

wahrscheinlich noch einmal anders<br />

aus. Solche Schäden wickelt man nicht<br />

in wenigen Wochen ab. Die Einschaltung<br />

eines eigenen Regulierers setzt Transparenz<br />

auch von dort voraus: Informationen<br />

über jeden einzelnen Schritt. Unsere Erwartung<br />

wäre dann, dass wir mit im Boot sind.<br />

Grundsätzlich, denke ich, hat der Kunde für<br />

die Regulierung bereits mit dem Abschluss<br />

seiner Versicherung gezahlt, warum soll er<br />

dafür noch einmal zahlen?<br />

40 Prozent liegt. „Oft genug kann man<br />

dann mit Experten beweisen, dass er bei 41<br />

Prozent und zum Teil noch deutlich darüber<br />

liegt.“<br />

Bestimmte Feinheiten seien selbst für<br />

gestandene Makler teils auch nicht immer<br />

erkennbar. Dann muss man nachbohren.<br />

„Hier tief in die Analyse der Versicherungsverträge,<br />

aber auch der Rechtsprechung<br />

und Schadenursachen einzusteigen, das ist<br />

unser Geschäft“, so Geschäftsführer Hahn.<br />

Gerade bei Brandschäden habe man es<br />

teils mit „abstrusen Argumentationen“ zu<br />

tun. Nach einem Brand in einem Sägewerk<br />

wurde deshalb ein eigener Brandursachenermittler<br />

eingeschaltet. Der Versicherer<br />

»Wer selten Großschäden<br />

hat, kommt in<br />

die Verlegenheit, erst<br />

einmal mit dem Kunden<br />

›üben‹ zu müssen.«<br />

KONRAD HAHN, GESELLSCHAFT FÜR<br />

VERSICHERUNGSPRÜFUNG GVP, WÜRZBURG<br />

wollte den 500.000-Euro-Schaden um 20<br />

Prozent kürzen, weil das Dach in Blech ausgeführt<br />

war. Laut Bauantrag sollte es aber<br />

ein Ziegeldach sein. „Der Berater-Experte,<br />

der sich auch mit Baugenehmigungen auskennt,<br />

konnte darlegen: Diese Abweichung<br />

ist zulässig. Der Kunde hatte in dem Fall<br />

das Wahlrecht.“ Die Kürzung um 100.000<br />

Euro konnte abgewendet werden.<br />

IN DER ZWICKMÜHLE<br />

„Wer selten Großschäden hat, kommt in<br />

die Verlegenheit, erst einmal mit dem Kunden<br />

‚üben‘ zu müssen“, so Hahn. Ob man<br />

sich dann doch unabhängigen externen<br />

Sachverstand dazuholt, sei letztlich eine<br />

Philosophiefrage, findet Jacobs. Sie sieht<br />

insofern zwei Gruppen von Maklern. Die<br />

eine sagt: Das ist meine Kernkompetenz.<br />

Das muss ich selber machen. Das kann<br />

ich nicht abgeben. „Dann müssen sie aber<br />

auch sicherstellen, dass sie es fachlich und<br />

ressourcentechnisch leisten können.“ Und<br />

es gibt eine andere Gruppe – „und wir beobachten,<br />

es werden mehr“ –, die für sich<br />

feststellt: Ich bin exzellent in der Platzierung<br />

von Verträgen und in der Betreuung<br />

meiner Mandanten, aber mir fehlen Schadenserfahrung<br />

und die Ressourcen im Falle<br />

des Falles, „und die sich deshalb eigene<br />

professionelle Unterstützung holen. Die<br />

Kunden verstehen das.“<br />

Es koste natürlich auch gewisse Überwindung,<br />

sich dies in einem Schadensfall einzugestehen,<br />

so Hahn. „Man hat aber auch<br />

einen Zeitgewinn, und wir ‚erlösen‘ mehr,<br />

als wir kosten.“ Bei einem abgebrannten<br />

Bauernhof war das für den Hofbesitzer<br />

statt der ursprünglichen Versicherungsleistung<br />

von 2,6 Millionen Euro eine Million<br />

Euro mehr.<br />

Die härtere Gangart der Versicherer in<br />

der Regulierung sowie der Respekt davor,<br />

in eine Haftungsfalle zu laufen, tun nach<br />

seinen Worten ein Übriges. Das anfängliche<br />

Grundmisstrauen vieler Makler, nach dem<br />

Motto: „Wir kennen ihn nicht. Macht er<br />

das richtig?“, lege sich, sobald die Modalitäten<br />

klar sind: „Verbindliche Absprachen,<br />

dass wir den Makler stets auf dem<br />

Laufenden halten, ihn von jedem Schritt in<br />

Kopie in Kenntnis setzen und ihn auch konsultieren.<br />

Er hat ja auch gute Informationen<br />

für uns.“<br />

Die Weichen für eine erfolgreiche Schadensregulierung<br />

mithilfe der externen Schadenprofis<br />

werden erfahrungsgemäß in den<br />

ersten Tagen gestellt: bei dem Würzburger<br />

Versicherungsberater ab Sachschäden von<br />

50.000 Euro aufwärts, bei den Schadenmanagern<br />

aus Beckum ab Schäden von<br />

500.000 Euro. Die Bezahlung, in Prozent<br />

der Entschädigungssumme, wird jeweils<br />

fällig, sobald diese eingegangen ist.<br />

IM SCHADENSFALL EIGENEN EXTER-<br />

NEN REGULIERER EINSCHALTEN?<br />

PRO<br />

Härtere Regulierungspraxis<br />

der<br />

Gesellschaften<br />

Fehlende eigene<br />

Ressourcen/Netzwerke/Schadenserfahrung<br />

Zeitgewinn/ Haftungsfallen<br />

entgehen<br />

CONTRA<br />

Kennt Kunden und<br />

dessen Nöte nicht<br />

Genügend eigene<br />

Regulierungskompetenz<br />

als Moderator<br />

zwischen Versicherung<br />

und Kunde<br />

Zusätzliche Kosten<br />

46 Foto: privat


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– so begegnen Sie Fragen der Eltern<br />

Fehlender Einkommensschutz bei jungen Menschen hängt oft mit Vorbehalten der Eltern zusammen.<br />

Mit der Stuttgarter Einkommensabsicherung »easi« räumen Sie jene ganz »easy« beiseite.<br />

„Mein Kind hat doch noch gar kein Einkommen.<br />

Warum braucht es jetzt schon eine<br />

Einkommensabsicherung?“<br />

Je älter das Kind, desto schwieriger und<br />

teurer wird es, eine Einkommensabsicherung<br />

zu bekommen. Oft genug liegt später bereits<br />

eine Krankheitsgeschichte vor, die eine<br />

adäquate Absicherung verteuert oder nur<br />

noch eingeschränkt zulässt. Junge Menschen<br />

profitieren von günstigen Beiträgen<br />

und können sich bei der Stuttgarter ihren<br />

Gesundheitszustand, den Raucherstatus, die<br />

Risikoneigung und ihr junges Eintrittsalter<br />

dauerhaft sichern.<br />

„Wenn wir so früh abschließen, kostet das<br />

doch in Summe viel mehr, als wenn sich<br />

mein Kind später allein absichert.“<br />

Das Gegenteil ist wahrscheinlicher. Je früher<br />

das Kind versichert wird, desto niedriger<br />

sind die Beiträge – und bleiben es dauerhaft.<br />

Kumulierte Beitragszahlungen für die Stuttgarter BU PLUS<br />

Fiktive, vereinfachte Beispielrechnung auf Berechnungsbasis 2<strong>02</strong>2<br />

Einstiegsalter<br />

Das vereinfachte Rechenbeispiel zeigt, dass<br />

eine Absicherung mit 16 Jahren unterm<br />

Strich insgesamt nur wenige Hundert Euro<br />

mehr als bei einem Eintrittsalter von 26<br />

Jahren kostet. Dafür beinhaltet sie aber<br />

auch zehn Jahre längeren Schutz (insgesamt<br />

120.000 Euro mögliche Rentenleistungen).<br />

Zudem wirkt ein früher Einstieg unberechenbaren<br />

Risikofaktoren (wie Gesundheitszustand<br />

oder Berufsgruppe) entgegen.<br />

„Jetzt sind die Beiträge günstig, aber wenn<br />

mein Kind später einen risikoträchtigen Beruf<br />

ausübt, wird’s bestimmt richtig teuer.“<br />

Eben nicht – das ist ja der Vorteil einer frühen<br />

Absicherung! Bei einem späteren Wechsel<br />

in einen risikoreicheren Beruf bleiben<br />

die günstigen Beiträge der ursprünglichen<br />

Einstufung erhalten. Und das gilt auch,<br />

wenn das Kind später zum Beispiel einmal<br />

eine Risikosportart beginnt.<br />

Beispiel für BU PLUS (Tarif 91) mit 1.000 Euro BU-Rente, Nichtraucher, einheitliche Berufsgruppe B05.<br />

Zum Beispiel Schüler mit 16 Jahren in Sekundarstufe 2, nach erfolgreicher Ausbildung mit 26 Jahren,<br />

technischer Zeichner mit 36 Jahren, Endalter jeweils 67<br />

Beiträge insgesamt<br />

16 Jahre 51 Jahre BU-Schutz<br />

23.935,23 €<br />

26 Jahre 41 Jahre BU-Schutz<br />

22.518,84 €<br />

36 Jahre 31 Jahre BU-Schutz<br />

20.638,65 €<br />

Laufzeit<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

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„Mein Kind kann als Schüler ohne Einkommen<br />

noch gar nicht berufsunfähig werden.“<br />

Doch – auch ein Schüler gilt als „berufsunfähig“,<br />

wenn er aus gesundheitlichen Gründen<br />

nicht mehr am regulären Schulunterricht<br />

teilnehmen kann. In diesem Fall zahlt Die<br />

Stuttgarter bereits die Rente. Und wenn das<br />

Kind vor Einstieg ins Berufsleben seine Erwerbsfähigkeit<br />

teilweise oder ganz verliert,<br />

sorgt der Schutz langfristig für ein gesichertes<br />

„Ersatzeinkommen“.<br />

„Falls mein Kind später kein eigenes Geld<br />

verdienen kann, bekommt es doch Hilfe<br />

vom Staat – oder?“<br />

Hier hilft der Staat leider wenig. Eine (geringe)<br />

Erwerbsminderungsrente wird erst<br />

nach mindestens fünf Jahren Beitragszeit<br />

gezahlt – Jugendliche und junge Erwachsene<br />

können hier also noch nichts erwarten.<br />

Und nach einem Unfall leistet zwar die<br />

gesetzliche Unfallversicherung – aber auch<br />

nur unter bestimmten Bedingungen und auf<br />

niedrigem Niveau. Auch Verbraucherschützer<br />

bewerten den möglichst frühzeitigen<br />

Einkommensschutz darum als eine der<br />

wichtigsten Versicherungen überhaupt.<br />

47


VERSICHERUNGEN Berufsunfähigkeit<br />

EIN GEWICHTIGES PROBLEM<br />

Immer mehr Deutsche kämpfen gegen die Pfunde, was Einfluss<br />

auf die Versicherbarkeit der Arbeitskraft hat. Wie es dennoch klappen kann<br />

– TEXT: MARTIN THALER –<br />

„Jeder Vierte wird BU“, diese Statistik<br />

kennt jeder Vermittler. Sie trifft aber auch<br />

auf das Thema Fettleibigkeit in Deutschland<br />

zu. Nach Zahlen des Robert Koch-<br />

Instituts von 2014 ist knapp jeder vierte<br />

Deutsche über 18 Jahren krankhaft fettleibig<br />

– mit zunehmender Tendenz. Laut<br />

Deutscher Ernährungsgesellschaft nahm<br />

von 1999 bis 2013 der Anteil adipöser<br />

Männer um 40 Prozent und der adipöser<br />

Frauen um 24,2 Prozent zu.<br />

Zu wenig Bewegung bei zu häufiger<br />

(ungesunder) Nahrungsaufnahme, lautet<br />

jene Rechnung, die den Body-Mass-Index<br />

nach oben treibt. Corona verschärfte das<br />

Problem. Laut einer DAK-Umfrage räumt<br />

knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer<br />

ein, sich im Homeoffice deutlich weniger<br />

zu bewegen als früher. Eine Gewichtszunahme<br />

von mindestens drei Kilo sei bei<br />

einem Drittel der Befragten die Folge.<br />

Die Brücke zur eingangs zitierten BU-<br />

Statistik baut sich dadurch, dass es für<br />

immer mehr Menschen schwierig wird, an<br />

bezahlbaren Versicherungsschutz zu kommen.<br />

Wer adipös ist und eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

haben möchte, muss<br />

Risikozuschläge in Kauf nehmen. Bei der<br />

DEVK beispielsweise von 25 bis 100 Prozent.<br />

Einen festen Richtwert gibt es in der<br />

Branche zwar nicht, ab einem BMI von 40<br />

wird in der Regel aber kein Versicherungsschutz<br />

mehr angeboten, davor lassen ihn<br />

sich die Versicherer oftmals teuer bezahlen.<br />

DEVK STARTET NEUES ANGEBOT<br />

Aus Sicht der Versicherer sind die Folgeerkrankungen<br />

das Problem und weniger das<br />

eigentliche Gewicht. So gilt Adipositas als<br />

stärkster Risikofaktor für die Entwicklung<br />

von Diabetes Typ II. Darüber hinaus begünstigt<br />

Übergewicht die Entwicklung von<br />

Herz-Kreislauf- sowie bestimmter Krebserkrankungen.<br />

Laut Deutschem Krebsfor-<br />

schungszentrum entstehen schätzungsweise<br />

7 Prozent aller Krebsfälle infolge von Adipositas.<br />

Nachvollziehbar also, dass Versicherer<br />

eine gesunde Lebensweise ihrer Bestandsund<br />

potenziellen Neukunden unterstützen.<br />

Die DEVK richtet beispielsweise ihr<br />

neues Gesundheitsprogramm „VitalPlus“<br />

zunächst auf Versicherungskunden mit<br />

starkem Übergewicht aus. Adipöse Kunden,<br />

die am Programm teilnehmen und<br />

einen Monat nach Policierung die App<br />

„Zanadio“ herunterladen, bekommen ihre<br />

Risikozuschläge reduziert – sofern sie denn<br />

abnehmen. Die App soll ihnen dabei mittels<br />

Ernährungsratschlägen sowie Informa-<br />

tionen zu Bewegung und Verhalten helfen.<br />

Wird nach einem Jahr ein Gewichtsverlust<br />

registriert, rutscht der BMI sogar unter 30,<br />

kann der Risikozuschlag komplett entfallen.<br />

Was erst mal gönnerhaft klingt, ist für<br />

BU-Makler Guido Lehberg geschicktes<br />

Marketing. Denn eine Rücknahme eines<br />

Risikozuschlags könne der Versicherungsnehmer<br />

per Paragraf 41 VVG immer verlangen.<br />

Voraussetzung: Der Grund ist<br />

bedeutungslos geworden und „dass der<br />

Versicherer bescheinigt, wofür der Risikozuschlag<br />

erhoben wird“, so Lehberg. Problematisch<br />

werde es nämlich, wenn gleich<br />

mehrere Faktoren einen Risikozuschlag<br />

48 Illustration: Eleonora Mavromati


Berufsunfähigkeit VERSICHERUNGEN<br />

auslösen. „Wenn dann nicht genau aufgeschlüsselt<br />

ist, wofür welcher Risikozuschlag erhoben<br />

wird, wird es schwierig für den Kunden,<br />

diesen wieder streichen zu lassen.“<br />

FRÜHER EINSTIEG ALS LÖSUNG?<br />

Natürlich besteht die Möglichkeit, eine BU-<br />

Versicherung schon als Kind bzw. Jugendlicher<br />

abzuschließen – also dann, wenn krankhaftes<br />

Übergewicht noch kein Thema ist. Problematisch<br />

kann es dann werden, wenn beispielsweise<br />

nach der Ausbildung die vereinbarte BU-Rente<br />

erhöht werden soll, man mittlerweile aber<br />

schon unter Adipositas leidet. „Auch wenn<br />

bei der Nachprüfung auf Gesundheitsfragen<br />

verzichtet wird, hat man dann ein Problem“,<br />

warnt Lehberg. Denn bei der Frage nach dem<br />

BMI handle es sich nicht um eine Gesundheits-,<br />

sondern um eine Risikofrage. „Darum sollte<br />

man unbedingt auf einen Tarif achten, der bei<br />

Erhöhung auf Risikofragen verzichtet“, rät<br />

Lehberg.<br />

»Der Grund des<br />

Risikoaufschlags sollte<br />

bei Vertragsabschluss<br />

genau aufgeschlüsselt<br />

werden.«<br />

GUIDO LEHBERG, BU-MAKLER<br />

ÜBER DEN ARBEITGEBER?!<br />

Eine weitere Option besteht im BU-Schutz<br />

über den Arbeitgeber. „Am besten für den<br />

Versicherungsnehmer ist es, wenn private Berufsunfähigkeitsverträge<br />

angeboten werden“,<br />

sagt Lehberg. Hier trifft der Arbeitgeber mit<br />

einem Versicherer eine Übereinkunft über stark<br />

verringerte Gesundheitsfragen, sofern das betriebseigene<br />

Kollektiv groß genug ist. „Das hat<br />

den Vorteil, dass der Arbeitnehmer den Vertrag<br />

auch nach einem Arbeitgeberwechsel fortführen<br />

kann“, so Lehberg. Voraussetzung ist hier<br />

natürlich, dass der Arbeitgeber diese Option<br />

auch anbietet.<br />

BU-Schutz ist also auch unter bestimmten<br />

Umständen für stark Übergewichtige zu normalen<br />

Preisen, sprich ohne Risikozuschläge, zu<br />

bekommen. Die Zahl der möglichen Fallstricke<br />

ist allerdings hoch.<br />

Auto.<br />

Abschluss.<br />

Überholspur.<br />

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49


VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

DIE PSYCHE ERGRÜNDEN<br />

Mehr Depressionen, Angsterkrankungen und andere psychische Leiden –<br />

auch ein „Corona-Effekt“. Ist die Behandlung psychischer Krankheiten in der PKV gedeckt<br />

und vielleicht sogar ein K.-o.-Kriterium bei der Tarifauswahl?<br />

– TEXT: CARLA FRITZ –<br />

Mehr seelische Belastungen sind auch eine<br />

Folge von Corona. Folglich schließen sich<br />

auch mehr Besuche beim „Seelenklempner“<br />

respektive Psychotherapeuten an, und auch<br />

die Anzahl der Krankheitstage steigt. Das<br />

belegen mittlerweile zahlreiche Umfragen<br />

und Erhebungen – etwa der Deutschen Psychotherapeuten<br />

Vereinigung (DPtV) und<br />

jüngst die Axa-Mental-Health-Studie sowie<br />

der DAK-Psychreport 2<strong>02</strong>2.<br />

Bislang eher im Rang einer Randnotiz,<br />

rückt diese Thematik damit mehr in den<br />

Blickwinkel auch der privaten Krankenversicherung.<br />

Wer als Erstes die PKV-Musterbedingungen<br />

zurate zieht, stellt fest: Zwar<br />

besteht grundsätzlich ein Erstattungsanspruch<br />

für medizinisch notwendige Psychotherapie.<br />

Genauer geregelt ist dieser Bereich<br />

jedoch nicht. „Den tariflichen Leistungsumfang<br />

im Bereich der Psychotherapie<br />

bestimmt jedes PKV-Unternehmen selbst“,<br />

erklärt dazu auf Nachfrage der PKV-Verband.<br />

Wer was bekommt, ergibt sich also jeweils<br />

aus dem Tarif – und das mit durchaus<br />

gravierenden Unterschieden. „In stark abgespeckten<br />

Tarifen fehlt ambulante psychotherapeutische<br />

Behandlung vielfach“, so<br />

Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale<br />

Hessen. Andere erstatten nur bis zu<br />

einer bestimmten Sitzungsanzahl vollständig,<br />

im Weiteren dann beispielsweise noch<br />

80 Prozent. In älteren Tarifen ist die Anzahl<br />

der ambulanten Therapiesitzungen nach<br />

ihrer Erfahrung oft auf 20 bis 30 Stunden<br />

begrenzt. In den neuen Unisextarifen, seit<br />

2013 auf den Markt gekommen, sei allerdings<br />

nachgebessert worden.<br />

EINE SACHE VON STUNDEN<br />

Diese Umstellung „haben viele Unternehmen<br />

genutzt, um die öffentlich diskutierten<br />

50 Illustration: Roman Kulon


Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN<br />

Leistungslücken“ im Bereich der ambulanten<br />

Psychotherapie zu schließen, heißt<br />

es vom PKV-Verband. In der Regel dürften<br />

die Unisextarife hier mindestens 50 Therapiesitzungen<br />

pro Jahr vorsehen. Darauf bezieht<br />

sich auch Wiltrud Pekarek, Vorstand<br />

Hallesche Krankenversicherung: Der vom<br />

PKV eingeführte Mindestkatalog sei zwar<br />

keine rechtsverbindliche Vorgabe, werde<br />

aber von nahezu allen PKV-Tarifen erfüllt.<br />

Teils gehen die Gesellschaften auch deutlich<br />

darüber hinaus. „Bei 80 und selbst 100<br />

Sitzungsstunden jährlich kommen doch<br />

noch relativ viele Anbieter zusammen“,<br />

räumt Hubloher insoweit ein. Allerdings<br />

sei dies noch ein ganzes Stück entfernt von<br />

den bis zu 300 Stunden, die die gesetzlichen<br />

Krankenkassen im Krankheitsfall ermöglichen.<br />

„Das wäre zum Beispiel eine Psychoanalyse.<br />

Auch hier natürlich erst nach<br />

Antrag und Genehmigung.“ Eine Hürde,<br />

die wiederum für Privatversicherte in Premiumtarifen<br />

bei einer Psychotherapie teils<br />

entfällt. Bei Einstiegskosten von hier monatlich<br />

500 bis 600 Euro für einen 35-Jährigen<br />

hört die Verbraucherberaterin und Medizinerin<br />

dann allerdings manchmal: „Psychotherapie<br />

brauche ich nicht“, worauf<br />

sie entgegnet: „Aber das weiß man nicht.“<br />

»In stark abgespeckten<br />

Tarifen fehlt<br />

vielfach ambulante<br />

psycho therapeutische<br />

Behandlung.«<br />

DANIELA HUBLOHER, VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN<br />

Auch infolge schwerer Erkrankungen wie<br />

Krebs oder Long-Covid könnte man darauf<br />

angewiesen sein, weil man überhaupt nicht<br />

mehr belastbar ist. „Auch wenn man von<br />

sich denkt, man sei psychisch stabil.“<br />

Was braucht man vielleicht irgendwann<br />

doch? Das betrifft im Weiteren auch die<br />

Auswahl infrage kommender Behandler.<br />

„Bei ärztlichen Psychotherapeuten gibt es<br />

kein Problem“, berichtet Hubloher. „Wer<br />

auch von psychologischen Psychotherapeuten<br />

und/oder Heilpraktikern behandelt<br />

werden möchte, sollte im Kleingedruckten<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

prüfen, ob diese Behandler eingeschlossen<br />

sind.“<br />

MIT FINGERSPITZENGEFÜHL<br />

Aber: Wer weiß das schon vorher? Und wer<br />

will sich damit schon vorher beschäftigen<br />

– erst recht in jungen Jahren? Anders gesagt:<br />

Makler, hilf! „Im Beratungsgespräch<br />

sollten nicht nur die Themen behandelt<br />

werden, die für den Kunden momentan aktuell<br />

sind“, präzisiert Pekarek. Das sei wie<br />

beim Hausbau. „Fehler rächen sich für den<br />

Kunden meist erst nach mehreren Jahren.<br />

Wer das in seiner Beratung berücksichtigt,<br />

spricht die wichtigen Themen an.“<br />

Das sollte inzwischen leichter fallen in<br />

einem Umfeld, in dem die „Stigmatisierung<br />

psychischer Erkrankungen Schritt für<br />

Schritt abnimmt“, dieses Fazit zieht man<br />

bei Axa auch im Zusammenhang mit der<br />

gestiegenen Inanspruchnahme psychotherapeutischer<br />

Leistungen der Versicherungsnehmer.<br />

Allerdings: Einen zeitnahen Termin bei<br />

einem qualifizierten Psychotherapeuten/<br />

Psychologen zu bekommen – damit haben<br />

nach Einschätzung der Nürnberger sowohl<br />

GKV- als auch PKV-Versicherte ein Problem.<br />

Die Telemedizin ist vor diesem Hintergrund<br />

gleich mehrfach Hoffnungsträger:<br />

Psychotherapie per Videochat gibt es etwa<br />

bei Axa und Alte Leipziger – oder kostenlose<br />

Coachingprogramme wie „Meine Psyche“<br />

bei der Nürnberger. Die andere Frage<br />

ist, ob eine Krankengeschichte mit Psycho-<br />

ANSTIEG DER FEHLTAGE<br />

Psychische Erkrankungen im Vergleich zu den Fehltagen insgesamt<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1<br />

Psychische Erkrankungen<br />

Alle Erkrankungsgruppen<br />

Angaben in % Quelle: DAK-Gesundheit, Psychreport 2<strong>02</strong>2<br />

therapie überhaupt zur Aufnahme in die<br />

PKV führt. „Da reichen für eine Ablehnung<br />

manchmal schon wenige Probesitzungen“,<br />

konstatiert Hubloher.<br />

„Makler sollten bei Antragstellung umfassend<br />

und explizit die psychischen Beschwerden<br />

und Behandlungsintensitäten<br />

ihrer Kunden beschreiben, damit eine individuellere<br />

und bessere Beurteilung des<br />

Risikos möglich ist“, formuliert Jürgen<br />

Hertlein, Leiter Produkt- und Marktmanagement<br />

der Nürnberger Krankenversicherung,<br />

diplomatisch. Dort fragt man<br />

beispielsweise fünf Jahre zurück, anderswo<br />

über einen Zeitraum von zehn Jahren.<br />

BEHANDLUNG PSYCHISCHER KRANK-<br />

HEITEN ZWINGEND IN PKV-TARIF?<br />

PRO<br />

Seelische Leiden<br />

auch infolge anderer<br />

Krankheiten (Krebs/<br />

Long-Covid)<br />

Deutlich mehr Therapiesitzungen<br />

seit<br />

Einführung der Unisex-<br />

Tarife möglich<br />

Therapie (anders als<br />

GKV) teils ohne vorherige<br />

Genehmigung<br />

möglich<br />

CONTRA<br />

41<br />

2<br />

Bei stabiler Psyche<br />

unnötig, verteuert<br />

Prämie<br />

Ambulante Sitzungszahl<br />

begrenzt<br />

(auch weniger als<br />

GKV), Kostenübernahme<br />

zumeist gedeckelt<br />

Bei psychischer<br />

Vorerkrankung ohnehin<br />

oft Ablehnung/<br />

Ausschluss<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

51


VERSICHERUNGEN Private Unfallversicherung<br />

ZÄHER KAMPF UMS NEUGESCHÄFT<br />

Schon seit Jahren stagniert die Verbreitung der privaten Unfallversicherung.<br />

Das hat mehrere Ursachen. Um den Vertrieb wieder anzukurbeln,<br />

kommen höchst unterschiedliche Strategien zum Einsatz.<br />

– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />

52 Illustration: Roman Kulon


Private Unfallversicherung VERSICHERUNGEN<br />

»Vermittler und<br />

Versicherer müssen<br />

gemeinsam verstärkt<br />

die Unterschiede<br />

der pUV zur GUV<br />

herausstellen.«<br />

HELMUT WAGNER, HAFTPFLICHTKASSE<br />

Zwei Fahrradfahrer stoßen zusammen und<br />

stürzen heftig, oder ein glückloser Heimwerker<br />

trennt sich mit der Stichsäge den<br />

Daumen ab. Entsteht aus solchen und anderen<br />

Szenarien eine bleibende Invalidität,<br />

hilft die private Unfallversicherung (pUV),<br />

zumindest finanziell. Mit diesem Leistungsversprechen<br />

hat sie es hierzulande auf über<br />

25 Millionen Verträge gebracht. Doch<br />

schon seit Jahren stagniert die Nachfrage.<br />

2<strong>02</strong>0 ging der Gesamtbestand an pUV-<br />

Verträgen laut GDV-Zahlen sogar um rund<br />

300.000 zurück, von 25,8 auf 25,5 Millionen.<br />

Eigentlich lieferte das Pandemiejahr<br />

2<strong>02</strong>0 zahlreiche neue Beratungsansätze<br />

zum Abschluss einer pUV. Die plötzlich<br />

großflächige Arbeit im Homeoffice förderte<br />

zahlreiche Lücken im Schutz der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (GUV) zutage.<br />

Zwar wurden viele dieser Gefahren (zum<br />

Beispiel der Gang zur Toilette) mittlerweile<br />

in den Schutz der GUV mit aufgenommen.<br />

Doch im Freizeit- und Sportbereich gibt es<br />

weiterhin zahlreiche Ansätze.<br />

Aufgrund von Lockdowns und Reisebeschränkungen<br />

probierten viele Menschen<br />

neue Sportarten im Freien, wie Klettern<br />

oder Kanufahren, aus. Die Verkaufszahlen<br />

von Motorrädern und E-Bikes stiegen<br />

sprunghaft an, und Heimwerkerprojekte<br />

wurden angepackt – sehr wahrscheinlich<br />

nicht immer mit professionellen Sicherheitsvorkehrungen.<br />

BIS ZU 5 PROZENT BESTANDSVERLUST<br />

Doch bei den meisten Unfallversicherern<br />

fruchteten diese Ansätze offenbar nicht. Allianz,<br />

Ergo, Signal Iduna, Generali und Axa<br />

büßten 2<strong>02</strong>0 jeweils zwischen 25.000 und<br />

75.000 Policen ein und verloren damit bis<br />

zu 5 Prozent ihrer Bestände. Doch woher<br />

rührt diese Entwicklung? Die Generali hat<br />

eine Beantwortung unsere Anfrage explizit<br />

abgelehnt. Die anderen vier Spartengrößen<br />

gaben sich hingegen auskunftsfreudiger.<br />

Konkret gaben Axa, Signal Iduna und<br />

Allianz an, dass bei ihren deutlichen Vertragseinbußen<br />

Unfallversicherungen mit<br />

Beitragsrückgewähr (UBR) eine große Rolle<br />

spielten. Bei diesen Verträgen beinhaltet<br />

der Beitrag neben einem Risiko- auch einen<br />

Sparanteil. Dieser wird, häufig über eine<br />

lange Laufzeit, parallel zum bestehenden<br />

Unfallschutz angelegt. Durch die erwirtschafteten<br />

Zinsen, die inklusive Sparanteil<br />

zum Vertragsende ausgezahlt werden, war<br />

der Unfallschutz idealerweise gratis.<br />

Früher wurden solche Policen deutlich<br />

häufiger abgeschlossen, aber heute – so der<br />

Tenor der drei Versicherer – seien UBR-<br />

Policen unattraktiv geworden. Das liege<br />

vor allem am mittlerweile auf 0,25 Prozent<br />

gesunkenen Höchstrechnungszins. Solche<br />

Verträge kommen nun nicht mehr nach,<br />

würden aber in großen Stückzahlen auslaufen.<br />

Immerhin noch rund 7,5 Prozent<br />

betrug ihr Anteil, laut GDV, am Gesamtbestand<br />

aller pUV-Verträge.<br />

UBR MIT IMAGEPROBLEM?!<br />

Dass kaum noch neue UBR-Policen nachkommen,<br />

liegt auch daran, dass diese unter<br />

freien Vermittlern kein besonders hohes<br />

Ansehen genießen. Makler Stefan Bierl beispielsweise<br />

lehnt die Vermittlung von UBR-<br />

Policen komplett ab, da es sich dabei aus<br />

seiner Sicht um versteckte Rentenpolicen<br />

handelt (siehe „Maklers Meinung“). Im Interview<br />

sagte er <strong>procontra</strong> zudem, die aufgrund<br />

der Sparanteile oft jahrzehntelangen<br />

Vertragslaufzeiten raubten der Unfallpolice<br />

ihre Flexibilität. Bierl setzt hingegen auf<br />

leistungsstarke Bedingungen und hat sich<br />

selbst hohe Mindeststandards für die Vermittlung<br />

gesteckt.<br />

Genügend gute Tarife würden ihm dennoch<br />

zur Auswahl für seine Kundenberatung<br />

bleiben, denn die Unfallversicherer<br />

bzw. die gesamte SHU-Sparte würde sich<br />

in der jüngeren Vergangenheit regelrecht<br />

überschlagen, was Leistungsverbesserungen<br />

anbelangt. Das kann als Indiz dafür<br />

gelten, dass die Zukunft der pUV in der reinen<br />

Risikoabsicherung liegt und man nur<br />

noch auf diesem Weg an bedeutendes Neugeschäft<br />

herankommt.<br />

MAKLERS MEINUNG<br />

»UBR-Policen<br />

lehnen wir ab«<br />

STEFAN BIERL, Finanzberatung Bierl<br />

Bei der Auswahl von privaten Unfallversicherungen<br />

für unsere Kunden haben wir<br />

selbst zwölf Kriterien festgelegt, die von<br />

uns vermittelte Verträge erfüllen müssen.<br />

Sechs davon sind Leistungsauslöser bzw.<br />

Ursachen, die wiederum den tatsächlichen<br />

Unfallvorgang hervorrufen. Schließlich<br />

kann der Moment, in dem jemand die<br />

Kontrolle über sein Auto verliert, vielfältige<br />

Gründe haben. Für uns sind das Infektionskrankheiten,<br />

die zum Beispiel durch einen<br />

Zeckenbiss oder Tetanus hervorgerufen<br />

werden können, und auch Impfschäden;<br />

Unfälle infolge von Bewusstseinsstörungen,<br />

bedingt durch Schlaganfall und Herzinfarkt<br />

oder auch durch Alkohol und ärztlich<br />

verordnete Medikamente; die Mitversicherung<br />

von Eigenbewegungen und erhöhter<br />

Kraftanstrengung; Sonnenbrand und<br />

Sonnenstich; Gesundheitsschäden durch<br />

Erfrierungen; Nahrungsmittelvergiftungen.<br />

Daneben dürfen Bergungskosten und Leistungen<br />

für kosmetische Operationen nicht<br />

zu knapp bemessen sein und psychische<br />

Störungen nach einem Unfall sowie ein<br />

möglichst geringer Mitwirkungsanteil von<br />

Vorschäden gehören in die Police.<br />

Auch eine sehr gute Gliedertaxe und lange<br />

Fristen für die Anmeldung von Invaliditätsansprüchen<br />

sind wichtig. Da die meisten<br />

Unfälle nur niedrige Invaliditätsgrade<br />

hervorrufen, sollte die Grundsumme<br />

min des tens 150.000 Euro betragen, als<br />

Inflationsausgleich kombiniert mit einer<br />

Beitragsdynamik. Policen mit Beitragsrückgewähr<br />

(UBR) lehnen wir ab, weil es sich<br />

dabei um versteckte Rentenversicherungen<br />

handelt. Zur Not hat man aber lieber eine<br />

UBR-Police mit starken Leistungen statt<br />

eines schwachen Solo-Vertrags.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

53


VERSICHERUNGEN Private Unfallversicherung<br />

»Private Unfallpolice muss gepusht werden«<br />

HELMUT WAGNER ist seit 1997 bei der Haftpflichtkasse. Er ist Prokurist und leitet seit 2004 den Vertragsbereich private Unfallversicherung.<br />

AUFKLÄRUNG FÖRDERT NACHFRAGE?<br />

Hoch im Kurs stehen bei den freien Vermittlern<br />

die Tarife der Haftpflichtkasse. Schon<br />

mehrfach hat der Versicherer in der pUV<br />

den ersten Platz bei der <strong>procontra</strong>-Umfrage<br />

„Maklers Lieblinge“ geholt. Neben starken<br />

Leistungen und gutem Service versucht die<br />

Haftpflichtkasse auch, potenzielle Kunden<br />

besser über die pUV aufzuklären. Vermittler<br />

und Versicherer müssten gemeinsam<br />

verstärkt die Unterschiede zur GUV herausstellen,<br />

sagt Prokurist Helmut Wagner im<br />

Interview. So könne man mittelfristig auch<br />

die aktive Nachfrage der Kunden erhöhen.<br />

Entgegen dem Trend der letzten Jahre sehe<br />

er ein „sehr großes Vertriebspotenzial“.<br />

Dass sich das pUV-Neugeschäft zukünftig<br />

größtenteils im gehobenen Leistungsbe<strong>procontra</strong>:<br />

Der marktweite Vertragsbestand<br />

an privaten Unfallversicherungen (pUV) ist seit<br />

Jahren stagnierend bis rückläufig. Woran liegt<br />

das?<br />

Helmut Wagner: Der Rückgang der Vertragsanzahl<br />

liegt vor allem daran, dass heute zunehmend<br />

mehrere Menschen, etwa innerhalb einer<br />

Familie, unter einem Vertrag unfallversichert<br />

sind. Der Grund für das niedrige Bestandswachstum<br />

ist, dass die pUV eine Vorsorgeversicherung<br />

ist. Viele Deutsche schließen aber nur<br />

eine dieser Vorsorgeversicherungen ab, zum<br />

Beispiel entweder eine Berufsunfähigkeitsversicherung,<br />

eine Dread-Disease- oder eben eine<br />

Unfall-Police. Ein Mix dieser Produkte findet eher<br />

selten statt.<br />

<strong>procontra</strong>: Liegt es also überwiegend an der<br />

Zählweise der Verträge, und die Nachfrage nach<br />

pUV-Policen ist gar nicht wirklich zurückgegangen?<br />

Wagner: Meiner Meinung nach ist die Nachfrage<br />

tatsächlich nicht zurückgegangen, sondern sie<br />

stagniert einfach schon lange. Seit Jahrzehnten<br />

liegt der Anteil der Deutschen mit pUV bei rund<br />

40 Prozent.<br />

<strong>procontra</strong>: Kann dieser Anteil auch mal auf<br />

50 bis 60 Prozent steigen oder sehen Sie kein<br />

weiteres Vertriebspotenzial?<br />

Wagner: Ich sehe ein sehr großes Vertriebspotenzial.<br />

Um es zu heben, müssen die Menschen<br />

den Vorsorgebereich als Mix aus mehreren<br />

Versicherungen verstehen. Vor allem<br />

junge Menschen haben noch keine pUV. Das<br />

liegt natürlich auch am geringeren Budget.<br />

Sie schließen meistens eine Kfz-Haftpflicht<br />

und eine PHV ab, weil sie es mehr oder<br />

weniger müssen. Oft wird dann aber eher noch<br />

der Hausrat versichert, anstatt an den Vorsorgebereich<br />

zu denken. Zudem belegen Umfragen,<br />

dass die Verbraucher nur wenig über die pUV<br />

wissen. Viele fühlen sich durch die gesetzliche<br />

Unfallversicherung ausreichend abgesichert<br />

und sehen fälschlicherweise keinen Bedarf an<br />

einer pUV. An diesen Schrauben ließe sich gut<br />

durch Aufklärung drehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Aufklärung trifft es gut: 2<strong>02</strong>0 musste<br />

der Großteil der Unfallversicherer sinkende Vertragsbestände<br />

hinnehmen. Bei der Haftpflichtkasse<br />

ging es dagegen um knapp 10 Prozent<br />

nach oben. Was machen Sie anders?<br />

Wagner: Die pUV ist eine sogenannte Push-<br />

Sparte. Das heißt, kaum jemand kommt mit konkreter<br />

Nachfrage auf Versicherer und Vermittler<br />

zu, sondern sie muss angesprochen werden<br />

und sie ist auch erklärungsbedürftig. Da wir<br />

ausschließlich mit freien Vermittlern zusammenarbeiten,<br />

müssen wir nicht nur den Kunden von<br />

uns überzeugen, sondern auch den Makler, der<br />

den Vertrag letztendlich empfiehlt. Das gelingt<br />

uns nicht allein mit einem hohen Leistungsinhalt<br />

zu einem günstigen Preis, sondern wir<br />

investieren auch viel in gute Erreichbarkeit und<br />

schnelle Bearbeitung der Anliegen von Kunden<br />

und Vermittlern.<br />

reich abspielen wird, davon gehen offenbar<br />

auch einige der großen Marktanteilsverlierer<br />

aus. Ergo und Axa haben beide ihre<br />

Unfalltarife im vergangenen Jahr mit Zusatzleistungen<br />

aufgewertet. Fast gleichzeitig<br />

bewies die R+V (rund 10.000 Verträge<br />

Verlust 2<strong>02</strong>0), dass sich die Anbieter mit<br />

komplett konträren Strategien im zähen<br />

Kampf ums pUV-Neugeschäft bewegen.<br />

Die Wiesbadener führten im Februar 2<strong>02</strong>2<br />

einen neuen UBR-Tarif ein. Er sei mit 0,15<br />

Prozent Garantiezins auf den Sparanteil<br />

kalkuliert und richte sich an sicherheitsorientierte<br />

Menschen, die ihr Geld nicht<br />

an der Börse anlegen wollen und trotzdem<br />

Zinsen erwarten, schreibt die R+V. Ob die<br />

neue Police vor dem Hintergrund weltpolitischer<br />

Aufregung und turbulenter Börsen-<br />

kurse genau zur richtigen Zeit kommt oder<br />

über kurz oder lang doch zum Ladenhüter<br />

mutieren wird, bleibt abzuwarten.<br />

WIE SINNVOLL SIND UBR-POLICEN?<br />

PRO<br />

Zinsen verringern<br />

Kosten für Risikoschutz<br />

Geld ist sicher<br />

angelegt<br />

Vertrag sicher vor<br />

Umdeckungsaktionen<br />

CONTRA<br />

Lange Laufzeit raubt<br />

Flexibilität<br />

Verzinsung heute<br />

unter Inflationsrate<br />

Täuscht eventuell<br />

über schlechten Risikoschutz<br />

hinweg<br />

54 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Preis- und Leistungsoffensive 2<strong>02</strong>2<br />

Risikoleben und Berufsunfähigkeit<br />

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BUSCHFUNK Berater<br />

BERATER<br />

KREDITVERGABE WEIST DRASTISCHE MÄNGEL AUF<br />

Deutsche Banken führen Bonitätsprüfungen unzureichend durch.<br />

Foto: iStock / Urbazon<br />

Immer häufiger vergeben Banken Kredite, die nicht zur wirtschaftlichen Situation der Kunden<br />

passen. Eine europaweite Erhebung der Nichtregierungsorganisation Finance Watch offenbart<br />

in Deutschland erhebliche Mängel bei der Bonitätsprüfung durch die Kreditgeber: In 37<br />

Prozent der untersuchten Fälle wurde keine Prüfung der Kreditwürdigkeit vorgenommen, in 62<br />

Prozent der tatsächlich erfolgten Prüfungen wurden keine Daten zur Höhe der Einnahmen und<br />

<strong>Ausgabe</strong>n der Haushalte erhoben. Die Folge: Verbraucher, die einen Kredit kaum abbezahlen<br />

können, bekommen ihn dennoch. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert daher nun<br />

strengere Regeln für die Vergabe. Aktuell werde die Verbraucherkreditrichtlinie zwar auf EU-<br />

Ebene überprüft, es bestehe aber die Gefahr, dass der EU-Rat die Vorschläge verwässere.<br />

RENTEN STEIGEN UM 6 PROZENT<br />

Rentner können sich über ein sattes Rentenplus freuen:<br />

Die Bezugshöhe wurde nach oben korrigiert.<br />

Zum 1. Juli können Rentner mit einer ordentlichen Erhöhung ihrer Bezüge rechnen:<br />

Nach Mitteilung des Bundesarbeitsministeriums werden die Renten in Westdeutschland<br />

um 5,35 Prozent steigen, in den neuen Bundesländern um 6,12 Prozent.<br />

2<strong>02</strong>1 stagnierten die Renten infolge der Pandemie und der konjunkturbedingt<br />

gesunkenen Beitragseinnahmen im Westen komplett, in Ostdeutschland wurden sie<br />

um 0,72 Prozent angehoben. Begründet wurde die anstehende Erhöhung mit der<br />

positiven Entwicklung der Renteneinnahmen.<br />

Foto: iStock / Fred Froese<br />

IMMER MEHR BESCHÄFTIGTE ZAHLEN FÜR FRÜHE RENTE<br />

Die Höhe der DRV-Ausgleichsbeiträge ist ordentlich gestiegen.<br />

Foto: iStock / Rain Star<br />

Immer mehr Deutsche setzen auf eine staatliche Altersversorgung und zahlen freiwillig<br />

Zusatzbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein, um so früher abschlagsfrei in den<br />

Ruhestand gehen zu können. Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins „Capital“ flossen<br />

2<strong>02</strong>0 insgesamt 507 Millionen Euro freiwillig in die Rentenkasse – das sind 175 Prozent mehr<br />

als noch 2017. Die Zahl der freiwilligen Einzahler erhöhte sich von 11.600 auf 35.000. Seit 2017<br />

ermöglicht das sogenannte Flexirentengesetz eine Zahlung der Ausgleichsbeiträge schon ab<br />

50 statt ab 55 Jahren. Der Anteil der Ausgleichszahlungen an den gesamten Beitragseinnahmen<br />

der DRV ist hingegen überschaubar – die Beitragseinnahmen lagen 2<strong>02</strong>0 bei rund 252<br />

Milliarden Euro.<br />

56<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Berater BUSCHFUNK<br />

OLG Düsseldorf: Berater in der Pflicht<br />

Das OLG entschied, dass Berater Anlagerisiken gegenüber<br />

Kunden noch deutlicher machen müssen. Auf Empfehlung<br />

seiner Bank hatte ein Kunde in risikoreiche Schiffscontainer<br />

als Anlagen investiert, obwohl er zuvor vorsichtige<br />

Anlagen getätigt hatte. Eine Geldanlage mit einem Totalverlust-<br />

oder einem Kapitalverlustrisiko darf nicht ohne ausdrücklichen<br />

Hinweis auf die Abweichung vom bisherigen<br />

Anlageverhalten empfohlen werden, urteilten die Richter.<br />

Foto: iStock / justhavealook<br />

Trügerische Ruhe<br />

NORMAN WIRTH<br />

Geschäftsführender Vorstand des AfW<br />

BWV: Neue Ausbildungsordnung<br />

für Versicherungskaufleute<br />

Ab dem 1. August findet eine neue Ausbildungsordnung für<br />

Versicherungskaufleute Anwendung. Der Lernstoff wurde<br />

aktualisiert, unter anderem hat die IT-Kompetenz größeres<br />

Gewicht bekommen. Die letzte Anpassung der Ausbildungsordnung<br />

fand im Jahr 2014 statt.<br />

Xempus: Neuer Wachstumsmanager<br />

im Unternehmen<br />

Seit dem 1. März ist Ralf Marschke in der neu geschaffenen<br />

Position „Senior VP Customer & Growth“ tätig. Er soll<br />

das Produktangebot des Start-ups erweitern, welches<br />

derzeit auf betriebliche Altersvorsorge spezialisiert ist.<br />

Darüber hinaus ist er für den Ausbau der Beziehungen zu<br />

Versicherern, Maklern, Ausschließlichkeitsorganisationen<br />

und internationalen wie nationalen Vertriebspartnern<br />

verantwortlich.<br />

CareImmo: Investition in Pflegeimmobilien<br />

Der Maklerpool Fonds Finanz bietet seinen Maklern<br />

mit CareImmo ab sofort in Kooperation mit der HNG AG<br />

Pflegeimmobilien an. Mit der Erweiterung des Portfolios<br />

können Vermittler ihren neuen und bestehenden Kunden<br />

neben Eigentumswohnungen eine neue Immobilienart<br />

präsentieren.<br />

Worksurance: Kooperation vereinbart<br />

Worksurance ist eine Tochter der Scala Finanzgruppe<br />

und betreibt das gleichnamige Onlineportal für Arbeitskraftabsicherung.<br />

Zukünftig will das Unternehmen selbst<br />

entwickelte Produkte zum Einkommensschutz anbieten<br />

und kooperiert nun zu diesem Zweck mit der Emil Group.<br />

Qualitypool: Neue Chefin<br />

Der Lübecker Maklerpool Qualitypool hat Andrea Föllmer<br />

in die Geschäftsführung geholt. Sie verantwortet dort das<br />

Poolgeschäft Versicherung und stärkt den Produktbereich<br />

mit ihrer Expertise in den Bereichen Digitalisierung, Prozess<br />

optimierung sowie technische Implementierung.<br />

Foto: iStock / Tomm L<br />

Foto: iStock / Juan Monino<br />

Foto: iStock / Photomick<br />

Aktuelle Wetterlage: strahlender Sonnenschein.<br />

Das Ergebnis der Bundestagswahl im letzten<br />

Herbst führte zu einem allgemeinen Aufatmen<br />

in der Branche. Grund dafür war die Regierungsbeteiligung<br />

der FDP, die Übernahme des Finanzministeriums<br />

durch Christian Lindner und damit<br />

einhergehend, dass Eingriffe in das Vergütungssystem<br />

und Änderungen der Vermittleraufsicht<br />

nicht einmal eine Randnotiz im Koalitionsvertrag<br />

wert waren. Damit könnte man es gut sein lassen.<br />

Aber. Vorhersage: dunkle Wolken am Horizont! Von<br />

Dr. Frank Grund, Chef der Versicherungsaufsicht,<br />

ist redundant zu hören, dass nach wie vor die<br />

Vertriebskosten eine große Rolle spielen und dass<br />

die BaFin genau hinschauen werde, inwieweit die<br />

Vorschriften zur Vermeidung von Fehlanreizen eingehalten<br />

werden. Es bleibt offensichtlich der Plan<br />

eines Provisionsdeckels durch die Hintertür, womit<br />

die Gefahr einer BaFin – die verfassungsmäßige<br />

Gewaltenteilung ignorierend – als Ersatzgesetzgeber<br />

weiter gegeben ist. Noch dunklere Wolken<br />

wehen aber aus Brüssel nach Deutschland. Auf<br />

europäischer Ebene zeigen Fragen und Sinnzusammenhang<br />

in aktuellen Konsultationen der EU-<br />

Kommission, der Europäischen Aufsichtsbehörde<br />

für das Versicherungswesen und die betriebliche<br />

Altersversorgung (EIOPA) und der Europäischen<br />

Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)<br />

zur sogenannten Kleinanlegerstrategie, dass<br />

dort die Frage des Provisionsverbots keinesfalls<br />

vom Tisch ist. Glaubte man noch freudig, mit dem<br />

Austritt Großbritanniens sei der wesentliche Befürworter<br />

eines Provisionsverbots raus, haben die<br />

Niederlande diese Rolle nahtlos übernommen. Die<br />

Gefahr ist real. Die Hauptbeschäftigung der Branche<br />

ergibt sich aktuell aus dem Thema Nachhaltigkeit<br />

– inklusive Klima. Aber auch auf das Wetter<br />

sollte man achten! Also gilt jetzt: warm anziehen,<br />

Schirm griffbereit halten und als Branche gemeinsam<br />

das Haus sturmsicher machen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

57


BERATER So ist’s Recht!<br />

SO IST’S<br />

RECHT!<br />

Relevante Urteile,<br />

die Makler kennen sollten<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

BU-Leistungen<br />

BGH STÄRKT RECHTE VON VERSICHERUNGSNEHMERN<br />

In Bezug auf die befristete Anerkenntnis in der Berufsunfähigkeitsversicherung schlägt sich der<br />

Bundesgerichtshof (BGH) auf die Seite der Versicherten. Geklagt hatte eine medizinische Fachangestellte,<br />

die 2015 einen Antrag auf BU-Leistungen stellte. Im März 2016 konnte die Frau wieder in ihren<br />

Beruf zurückkehren. Der BU-Versicherer erkannte für diesen Zeitraum die Leistungspflicht an. Weitere<br />

Leistungen sowie die Freistellung von Beitragszahlungen und Ansprüchen aus der Überschussbeteiligung<br />

in Höhe von knapp 40.000 Euro verwehrte er – zu Unrecht, so die Karlsruher Richter. Bei<br />

Wegfall der eingetretenen Berufsunfähigkeit würden auch dann die Regelungen zur Leistungseinstellung<br />

gelten, wenn noch keine Leistungsanerkenntnis abgegeben wurde. Diese Regeln könne der<br />

Versicherer nicht einfach umgehen, indem er rückwirkend eine befristete Anerkenntnis abgebe.<br />

Bundesgerichtshof, IV ZR 101/20<br />

Steuerschuld<br />

VERLORENE MAKLERLIZENZ<br />

Krankenkassen<br />

FALSCHE MAILADRESSE<br />

Wegen Steuerrückständen in Höhe von<br />

20.000 Euro wurde einem Versicherungsmakler<br />

die 34d-Erlaubnis entzogen. Mit dem<br />

Widerspruch des Mannes hatte sich nun der<br />

Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) zu<br />

befassen. Der Mann hatte argumentiert, dass<br />

das Verwaltungsgericht nicht der Frage nachgegangen<br />

sei, ob er die Steuerschulden auch<br />

verschuldet habe. Wegen einer schweren<br />

Erkrankung sei er zeitweilig nicht in der Lage<br />

gewesen, sich darum zu kümmern. Die Klage<br />

wurde abgelehnt: So sei über mehrere Monate<br />

weder ein Sanierungsplan noch eine Ratenzahlungsvereinbarung<br />

vorgelegt worden.<br />

Bayerischer VGH, 22 ZB 21.2643<br />

»Anerkenntnis und<br />

Nachprüfungsentscheidung<br />

können<br />

miteinander verbunden<br />

werden.«<br />

AUSZUG AUS DEM URTEIL (IV ZR 101/20)<br />

BUNDESGERICHTSHOF<br />

Wegen einer fehlgeleiteten Mail ist eine Krankenkasse<br />

vom Oberlandesgericht Düsseldorf<br />

zu Schadensersatz von 2.000 Euro verurteilt<br />

worden. Geklagt hatte eine Frau, die für eine<br />

Krankentagegeldversicherung einen Teil ihrer<br />

Gesundheitsakte zugemailt bekommen wollte<br />

– ihre Daten wurden an eine falsche Adresse<br />

gesendet. Wegen des Datenschutzverstoßes<br />

hatte die Frau ein Schmerzensgeld von 15.000<br />

Euro verlangt. Da die Mail jedoch nicht gelesen<br />

wurde, habe sich die Sorge der Frau, dass<br />

Fremde Einblick in ihre Krankengeschichte<br />

erhalten, nicht erfüllt. Ein Schmerzensgeld von<br />

2.000 Euro reiche aus, so die Richter.<br />

OLG Düsseldorf, 16 U 275/20<br />

Berufsunfähigkeit<br />

UNRECHTMÄSSIG EINGESTELLTE ZAHLUNG<br />

Wann liegt eine Berufsunfähigkeit vor? Über diese Frage stritt sich<br />

ein ehemals selbstständiger Forstwirt mit der Huk-Coburg über einen<br />

Zeitraum von drei Jahren durch zwei Instanzen. Nach einem Sturz<br />

bei Baumpflegearbeiten hatte der Mann zunächst neun Monate lang<br />

Leistungen aus seiner BU-Zusatzversicherung erhalten. Danach<br />

wollte die Huk-Coburg eine Verbesserung des Gesundheitszustands<br />

erkannt haben, wodurch der Mann nicht mehr zu 50 Prozent berufsunfähig<br />

war – und stellte die Zahlungen ein. Sowohl das Landgericht<br />

Lüneburg als auch das OLG Celle sahen aber den Versicherten im<br />

Recht, eine Revision vor dem Bundesgerichtshof ließ das OLG nicht<br />

zu. Auch mit einer Nichtzulassungsbeschwerde hatte die Huk bei<br />

den BGH-Richtern keinen Erfolg – und blitzte ab.<br />

Bundesgerichtshof, IV ZR 311/18<br />

Hausratversicherung<br />

KEINE HAFTUNG BEI ERPRESSERISCHEM RAUBÜBERFALL<br />

Bei einer räuberischen Erpressung muss die Hausratversicherung nicht in<br />

jedem Fall die Schäden erstatten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Urteil des<br />

Oberlandesgerichts Köln. Eine Frau war in ihrer Wohnung Opfer eines Raubüberfalls<br />

geworden, dabei verlangte der Täter die auf einem Sparbuch enthaltenen<br />

6.000 Euro abzuheben – andernfalls werde er ihrer Tochter Gewalt<br />

antun. Die Frau hob den Betrag bei der Bank ab und wollte den Schaden daraufhin<br />

bei ihrer Hausratversicherung geltend machen. Der Versicherer lehnte<br />

allerdings ab, denn: Laut den Versicherungsbedingungen seien zwar Bargeld<br />

und Sparbücher bei Raub bis zu einem gewissen Betrag versichert, diese<br />

müssten sich aber zum Tatzeitpunkt in der Wohnung befinden. Die Argumentation<br />

der Frau, dass sie die 6.000 Euro erstattet bekommen hätte, wenn sie<br />

zu Hause aufbewahrt worden wären, hatte demnach keine Bewandnis.<br />

Oberlandesgericht Köln, 9 U 172/20<br />

58 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


DEUTSCHLANDS<br />

VERSICHERUNGS-<br />

ENTERTAINER<br />

NR. 1<br />

Klaus Hermann ist Profi<br />

für Präsenz und digitale<br />

Veranstaltungen.<br />

Vortrag<br />

Topspeaker und Impulsgeber Klaus<br />

Hermann motiviert, unterhält und ermutigt<br />

zur Digitalisierung und Change Prozessen.<br />

Moderation<br />

Mit Witz, Energie und seiner<br />

charmanten Art führt Klaus Hermann<br />

gekonnt durch Ihre Veranstaltung.<br />

Workshop<br />

Vom Kollegen für Kollegen. NEU<br />

Etwas andere Workshops<br />

für den Versicherungsvertrieb.<br />

Klaus Hermann ist Vertriebsprofi und seit<br />

über 30 Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche<br />

Zuhause. Wir erleben eine Epoche<br />

nie dagewesener Veränderungen. KLAUS<br />

HERMANN ist Experte, wenn es um<br />

„Change Prozesse geht. In seinen Vorträgen<br />

und Workshops erfahren die Zuhörer und<br />

Teilnehmer, wie man einfach und erfolgreich<br />

mit Veränderungsprozessen umgeht.<br />

24<br />

Jahre Bühnen- und<br />

Fernseherfahrung<br />

90.000<br />

begeisterte<br />

Zuhörer<br />

500<br />

Tage<br />

on Stage<br />

NEU<br />

„VORLEBEN STATT<br />

VORLESEN – KLAUS<br />

HERMANN WEISS, WIE<br />

CHANGE FUNKTIONIERT.“<br />

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„Sehr pointiert, geistreich und wirklich intelligent humorvoll.<br />

Aus meiner Sicht SPITZE!!!“<br />

Dr. Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender Ergo Group, Düsseldorf<br />

w w w w w<br />

„Starker Auftritt, hat die Stimmung gehoben und das Publikum<br />

begeistert. Ein gelungener Beitrag zu einem gelungenen Galaabend.“<br />

Hartmut Goebel, Vorstand germanBroker.net AG, Hagen<br />

w w w w w<br />

„Es war ein erfrischender und motivierender Vortrag. Die Botschaften<br />

kamen bei den Teilnehmern auch „digital“ sehr gut an! Mit seinem<br />

Vortrag „Keine Zeit für Veränderungen“ sprach er den Teilnehmern<br />

immer wieder aus der Seele. Vorleben statt vorlesen kam glaubhaft<br />

rüber – er ist einer von uns – der Versicherungsbranche!“<br />

Sven Delatron, Regionaldirektor DEVK Versicherungen, Regensburg<br />

w w w w w<br />

„Sein Vortrag war der perfekte Ausklang für unsere Digital-<br />

Veranstaltung: Lustig und kurzweilig, charmant und professionell<br />

vorgetragen und dabei auch noch etwas zum Nachdenken. Kam<br />

bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern super an. Jederzeit<br />

gerne wieder. Vielen Dank!“<br />

Karen Schmidt, Chefredakteurin Pfefferminzia, Hamburg<br />

Mehr Infos unter<br />

www.klaus-hermann.de<br />

info@klaus­hermann.de<br />

Tel.: <strong>02</strong>51 9321 5420 (Münster)


BERATER Verbraucherschutz<br />

»Den P&R-Schuh zieht<br />

sich die BaFin nicht an«<br />

Im Zuge ihrer Reform hat sich die BaFin verstärkt den Verbraucherschutz<br />

auf die Fahnen geschrieben. Christian Bock, Leiter der Abteilung Verbraucherschutz,<br />

über altbewährte und neue Strategien<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

Vor mehr als einem Jahr legte der damalige<br />

Bundesfinanzminister Olaf Scholz sieben<br />

Punkte für eine Reform der Finanzaufsicht<br />

BaFin vor. Im Juni ging das Gesetz durch<br />

den Bundestag, die Behörde wurde um 150<br />

Mitarbeiter aufgestockt – gleichzeitig sollte<br />

das Thema Verbraucherschutz in den Fokus<br />

rücken. Denn offene Baustellen gibt es einige:<br />

So schlummern im grauen Kapitalmarkt<br />

oder beim Investieren in Edelmetalle etliche<br />

Risiken für Anleger. Auch das Segment der<br />

Kryptoinvestments ist unübersichtlich und<br />

hoch volatil, immer wieder treten neue Betrugsfälle<br />

auf. Wie will die BaFin künftig<br />

den Verbraucherschutz stärken? Was wurde<br />

bislang erreicht und welche Schwachstellen<br />

bleiben offen? Dazu befragte <strong>procontra</strong><br />

Christian Bock, der seit 2015 den<br />

Verbraucherschutz bei der Finanzaufsicht<br />

verantwortet.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Bürgerbewegung Finanzwende<br />

kritisierte den Verbraucherschutz<br />

bei der BaFin einst als „ungeliebten<br />

Nebenjob“. Unter Mark Branson soll in<br />

dem Punkt nun eine härtere Gangart eingeschlagen<br />

werden. Wie will die BaFin die<br />

Verbraucherrechte stärken?<br />

Christian Bock: Zunächst einmal möchte<br />

ich betonen: Für die BaFin war Verbraucherschutz<br />

nie ein ungeliebter Nebenjob.<br />

Wir haben 2016 das gesetzliche Mandat<br />

für den kollektiven Verbraucherschutz<br />

bekommen und daraufhin die Abteilung<br />

für den Verbraucherschutz neu gegründet.<br />

Seitdem ist viel passiert: Wir haben den<br />

Handel mit Differenzkontrakten (kurz<br />

60 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Verbraucherschutz BERATER<br />

CFDs) verboten, die Privatkunden jetzt<br />

nicht mehr mit Nachschusspflicht angeboten<br />

werden dürfen. Auch in Bezug auf<br />

die Prämiensparverträge, bei denen ein<br />

Anspruch auf Zinsnachzahlung besteht,<br />

und in Bezug auf den AGB-Änderungsmechanismus<br />

haben wir uns stark für den<br />

Verbraucherschutz eingesetzt. Darüber<br />

hinaus starten wir in diesem Jahr mit dem<br />

sogenannten Mystery-Shopping verdeckte<br />

Testkäufe. Auch die Verbraucheraufklärung<br />

und die Stärkung der Finanzkompetenz<br />

der Verbraucher nehmen wir in den<br />

Blick. Das passiert beispielsweise sowohl<br />

durch Informationen auf unserer Website<br />

und durch Veranstaltungen als auch durch<br />

die sozialen Medien. Als Beauftragter für<br />

den Verbraucherschutz berate ich zudem<br />

das gesamte BaFin-Direktorium in Bezug<br />

auf Themen rund um den Verbraucherschutz.<br />

<strong>procontra</strong>: Zum Mystery-Shopping: Mit<br />

den anonymen Testkäufen sollen ab<br />

diesem Jahr Lücken im Verbraucherschutz<br />

aufgedeckt werden. In welchem Umfang<br />

ist das Projekt geplant und welche Schwerpunkte<br />

wird es haben?<br />

Bock: Wir werden mehrere Mystery-<br />

Shopping-Aktionen im Jahr durchführen,<br />

im Bank-, im Wertpapier- und im Versicherungsbereich.<br />

Mit dieser Aufgabe werden<br />

wir Agenturen beauftragen, die mit Testkäufern<br />

auftreten und sich vor Ort in den<br />

von uns beaufsichtigten Instituten beraten<br />

lassen. Zwar hat unser erster Testlauf im<br />

vergangenen Jahr noch keine aussagekräftigen<br />

Ergebnisse geliefert, aber als eine<br />

Konsequenz daraus werden wir in diesem<br />

Jahr definitiv die Anlageberatung genauer<br />

prüfen. Als zweites großes Segment wollen<br />

wir den Vertrieb von Restschuldversicherungen<br />

unter die Lupe nehmen. Denn das<br />

ist ein Thema, das uns, die Branche und<br />

den Gesetzgeber schon lange interessiert.<br />

Hier wollen wir am „Point of Sale“ schauen:<br />

Wie werden eigentlich Restschuldversicherungen<br />

argumentativ verkauft?<br />

<strong>procontra</strong>: Mit dem Gesetz „zur weiteren<br />

Stärkung des Anlegerschutzes“ hat die<br />

Bundesregierung im vergangenen Jahr<br />

Blindpool-Vermögensanlagen untersagt. Ist<br />

auch ein Verbot weiterer Finanzprodukte<br />

denkbar?<br />

Bock: Wie erwähnt, haben wir bereits<br />

CFDs mit Nachschusspflichten für Privatanleger<br />

verboten. Aktuell läuft die Anhörung<br />

für ein Retail-Verbot von Futures<br />

mit Nachschusspflichten. Dadurch sollen<br />

Anleger beim Handel mit diesen Produkten<br />

davor geschützt werden, in hoch<br />

volatilen Marktsituationen ihr gesamtes<br />

Vermögen zu verlieren. Daneben haben<br />

wir allein im vergangenen Jahr knapp über<br />

50 Finanzinstrumente daraufhin untersucht,<br />

ob Produktinterventionen nötig<br />

und möglich waren. Dazu gehörten unter<br />

anderem Namensschuldverschreibungen,<br />

Zertifikate, Nachrangdarlehen und Nachranganleihen.<br />

Nicht immer kommt es zu<br />

öffentlich sichtbaren Produktverboten<br />

oder Vertriebsverboten. Dennoch sind wir<br />

hier für den Anleger positiv unterwegs.<br />

Denn wenn wir einschreiten, Rückfragen<br />

stellen und Bedenken äußern, ziehen viele<br />

Anbieter zweifelhafte Angebote wieder<br />

zurück. Und Anleger können damit kein<br />

Geld mehr verlieren.<br />

»Was wir im Zweifel<br />

nie vollständig<br />

verhindern können,<br />

ist hohe kriminelle<br />

Energie.«<br />

<strong>procontra</strong>: Bekanntermaßen birgt der graue<br />

Kapitalmarkt besondere Risiken für den<br />

Privatanleger. Stichwort P&R-Pleite: Hier<br />

wurde immer wieder moniert, die BaFin<br />

habe die Verkaufsprospekte des Containerhändlers<br />

nicht ausreichend auf inhaltliche<br />

Kohärenz überprüft. Müssen Sie sich<br />

diesen Schuh anziehen, und wie lassen sich<br />

Fälle wie P&R in Zukunft vermeiden?<br />

Bock: Nein, diesen Schuh ziehen wir uns<br />

als BaFin nicht an. Die Prospektprüfung<br />

der BaFin war und ist keine inhaltliche<br />

Prüfung – und dies darf auch nicht sein.<br />

Darauf weisen wir Anleger immer wieder<br />

hin.<br />

<strong>procontra</strong>: Die BaFin kann also nichts tun,<br />

damit sich ähnliche Skandale nicht mehr<br />

ereignen?<br />

Bock: Mit dem Anlegerschutzstärkungsgesetz<br />

und dem Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz<br />

hat der Gesetzgeber bereits<br />

weitere wichtige Schritte zum Schutz der<br />

Anleger unternommen. Was wir aber im<br />

Zweifel nie vollständig verhindern können,<br />

ist hohe kriminelle Energie. Das wird am<br />

Ende aller Tage der Gesetzgeber nicht<br />

verhindern können.<br />

<strong>procontra</strong>: Muss in Bezug auf die Verbraucheraufklärung<br />

auch der Finanzberater<br />

stärker in die Pflicht genommen werden?<br />

Bock: Aufklärungsdefizite liegen aus<br />

meiner Sicht eher im Bereich der Social-<br />

Media-Kanäle, wenn beispielsweise sogenannte<br />

Finfluencer Finanzprodukte oder<br />

Kryptowährungen bewerben. Da sollte<br />

man sehr vorsichtig sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Zu Anlegerskandalen kam es in<br />

der jüngeren Vergangenheit auch bei Edelmetallkäufen<br />

– die BaFin hatte hier allerdings<br />

keine Handhabe, da das Geschäftsmodell<br />

als reiner Kauf physischen Goldes<br />

ausgestaltet war. Wie können Goldkäufer<br />

besser geschützt werden?<br />

Bock: Auch darauf hat der Gesetzgeber mit<br />

dem schon erwähnten Gesetz zur Stärkung<br />

der Finanzmarktintegrität (FISG) reagiert.<br />

Im vergangenen Jahr sind Edelmetallgeschäfte<br />

als Vermögensanlagen unter die<br />

Prospektpflicht gestellt worden, bei denen<br />

am Ende der Laufzeit die Edelmetallwerte<br />

zusammen mit einer Zinszahlung in Geld<br />

oder mit anderen Edelmetallen als vermögenswerter<br />

Ausgleich an den Kunden ausgezahlt<br />

werden. Ausdrücklich nicht erfasst<br />

sind aber weiterhin klassische Verwahrverträge<br />

oder der reine Kauf und Verkauf<br />

von physischen Edelmetallen oder daraus<br />

hergestellten Produkten als Bestandteil der<br />

Realwirtschaft ohne tatsächlichen Bezug<br />

zum Finanz- oder Kapitalmarkt.<br />

<strong>procontra</strong>: Eine letzte Frage zu Kryptoinvestments,<br />

die ja nur von wenigen<br />

Menschen verstanden werden. Hier gibt<br />

es häufig Betrugsfälle, wie Sie eben schon<br />

angedeutet haben. Hat die BaFin dieses<br />

Segment auf dem Schirm? Kann sie hier<br />

tätig werden?<br />

Bock: Ja, wir haben den Kryptomarkt auf<br />

dem Schirm. Aber man muss hier differenzieren.<br />

Bei den Kryptowerten selbst<br />

wie Bitcoin, Ether oder Litecoin sind wir<br />

als BaFin außen vor, hierfür gibt es keine<br />

Aufsicht. Wir beaufsichtigen stattdessen<br />

die aktiven Dienstleister, die die Tätigkeiten<br />

rund um Kryptowerte erbringen,<br />

und die Handelsplattformen. Das heißt<br />

aber gerade nicht, dass die dort gehandelten<br />

Kryptowerte tatsächlich sicher sind.<br />

Das sollte sich jeder Anleger immer wieder<br />

bewusst machen. <br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

61


BERATER Altersvorsorge für Frauen<br />

TYPISCH FRAU?!<br />

Frauen wagen zu selten den Schritt aufs Börsenparkett. Angesichts<br />

von Lohn- und Rentenlücke ist das ein Problem. Doch wie lassen sich Frauen<br />

für eine aktienbasierte Altersvorsorge gewinnen?<br />

– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />

Nina ist 42 Jahre alt, arbeitet in der strategischen<br />

Kommunikationsberatung und verdient<br />

damit gutes Geld. Ihr Mann ist sieben<br />

Jahre jünger als sie und erhält als Sozialarbeiter<br />

deutlich weniger Lohn als seine Frau.<br />

Damit entspricht das Paar allerdings<br />

nicht der nach wie vor gängigen Rollenverteilung:<br />

Im vergangenen Jahr verdienten<br />

Frauen nach Angaben des Statistischen<br />

Bundesamts im Durchschnitt 18 Prozent<br />

weniger als Männer. Die Lohnkluft ist<br />

hierzulande so groß wie fast nirgends in<br />

Europa, warnt das Deutsche Institut für<br />

Wirtschaftsforschung (DIW). Deutschland<br />

belegt demnach den drittletzten Platz von<br />

insgesamt 34 untersuchten Ländern. Damit<br />

sind Frauen besonders von Altersarmut bedroht,<br />

denn auf den Gender-Pay-Gap folgt<br />

die geschlechtsspezifische Rentenlücke, der<br />

sogenannte Gender-Pension-Gap.<br />

Um 46 Prozent niedriger fiel das Alterssicherungseinkommen<br />

der über 65-jährigen<br />

Frauen im Jahr 2019 gegenüber dem der<br />

Männer aus. „Die durchschnittliche Rente<br />

62 Illustration: Roman Kulon


Altersvorsorge für Frauen BERATER<br />

einer Frau liegt im Westen bei 694 Euro,<br />

die von Männern bei 1.167 Euro“, sagt Finanzberaterin<br />

Helma Sick, die vor über drei<br />

Jahrzehnten „frau & geld“ gegründet hat,<br />

eine Finanzberatung explizit für Frauen.<br />

Um einer Altersarmut vorzubeugen, ist es<br />

unerlässlich, nicht allein auf die gesetzliche<br />

Rente zu setzen, sondern das Geld im Sinne<br />

einer privaten Altersvorsorge zu investieren,<br />

zum Beispiel in Aktien, Aktienfonds<br />

und ETFs. Doch auch hier zeigt sich ein betrübliches<br />

Bild: Während im vergangenen<br />

Jahr immerhin 7,8 Millionen Männer ihr<br />

Geld auf diese Weise angelegt haben, taten<br />

das nur 4,3 Millionen Frauen, wie eine aktuelle<br />

Auswertung des Deutschen Aktieninstituts<br />

zeigt.<br />

Kein Wunder: Denn wer weniger Geld<br />

zur Verfügung hat, will es auch nur ungern<br />

aus der Hand geben. „Männer fangen<br />

früher an zu sparen als Frauen, meist mit<br />

Anfang 20. Frauen hingegen erst mit Anfang<br />

oder Mitte 30“, erklärt Sick. Die meisten<br />

wagen den Schritt aufs Börsenparkett<br />

auch erst dann, wenn schon ein gewisser<br />

Notgroschen auf der hohen Kante liegt.<br />

Das Problem dabei laut Sick: Wenn Frauen<br />

dann endlich investieren, seien sie oft zu<br />

zaghaft und legten zu geringe Beträge an.<br />

Die Versorgungslücke könne so nicht mehr<br />

geschlossen werden. Aber wie können sie<br />

überhaupt für den Kapitalmarkt gewonnen<br />

werden?<br />

Die Wirtschaft hat das Thema rund um<br />

Frauen-Finanzen längst für sich erkannt,<br />

eine ganze Industrie bemüht sich um die<br />

Aufmerksamkeit der weiblichen Zielgruppe.<br />

Magazine wie der Emotion-Ableger<br />

„finanzielle“ oder „courage“, Bloggerinnen<br />

wie „Geldmarie“ und Beraterinnen wie<br />

„Madame Moneypenny“ wollen Frauen<br />

auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit<br />

begleiten. Auch die speziell auf Frauen<br />

zugeschnittene Finanzberatung boomt: „Sie<br />

schießen aus dem Boden, offenbar hat man<br />

verstanden, dass Frauen die Hälfte der Bevölkerung<br />

ausmachen und sich mit ihnen<br />

Geschäfte machen lassen“, resümiert Expertin<br />

Sick.<br />

Auch auf Produktebene kommt Bewegung<br />

ins Spiel: Der Vermögensverwalter<br />

DWS will den Versorgungsgrad von Frauen<br />

nun mit einem speziellen Fonds verbessern.<br />

Der aktiv, ausschließlich von Frauen gemanagte<br />

Fonds „DWS Invest ESG Women for<br />

Women“ (ISIN: LU2420982006) wurde<br />

dafür Anfang des Jahres aufgelegt.<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

DIE AUFHOLJAGD DER FRAUEN BEIM AKTIENSPAREN BLEIBT (BISHER) AUS<br />

Nur knapp jede zehnte Frau investiert in Aktien.<br />

17,4<br />

Angaben in %<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1<br />

Männer<br />

18,9<br />

Frauen<br />

18,0<br />

17,3<br />

BRAUCHEN FRAUEN EIN<br />

SPEZIELLES FINANZPRODUKT?<br />

Die Auswahl des Fonds fokussiere, wie es<br />

der Name schon verrät, auf nachhaltige Investments:<br />

„Denn Frauen treffen ihre Wahl<br />

nicht nur auf Grundlage von Zahlen, sondern<br />

bevorzugen eine für die Gesellschaft<br />

sinnstiftende Anlage“, heißt es auf der<br />

DWS-Website. Diversität, Gleichberechtigung,<br />

nachhaltige Geschäftspraktiken und<br />

»Es gibt keine großen<br />

Unterschiede bei der<br />

Aktienauswahl<br />

zwischen den<br />

Geschlechtern.«<br />

ALEXANDRA NIESSEN-RUENZI, UNI MANNHEIM<br />

ein positiver sozialer Einfluss spielen demnach<br />

bei der Titelauswahl eine zentrale Rolle,<br />

erklärt die DWS.<br />

Der dahinterstehende Gedanke: „Für Anlegerinnen<br />

zählt nicht nur die Rendite. Die<br />

Herzkomponente macht den Unterschied<br />

bei der Kapitalanlage“, meint das Unternehmen.<br />

Doch sollten Frauen nicht gerade<br />

besonderen Wert auf die Rendite legen, um<br />

einer drohenden Altersarmut die Stirn zu<br />

bieten? „Frauen ist beides gleich wichtig.<br />

18,2<br />

9,1 10,8 9,9 9,1 10,1 10,0<br />

18,1<br />

20,2<br />

11,5<br />

20,7<br />

11,8<br />

18,8<br />

22,6<br />

12,5<br />

22,4<br />

Quelle: Deutsches Aktieninstitut<br />

Natürlich wollen sie auch Rendite, und<br />

sie brauchen im Zweifel sogar mehr Rendite<br />

als Männer, um ihre Rentenlücke zu<br />

schließen. Wenn Frauen investieren, wollen<br />

sie aber genau wissen, welchen Zweck ihr<br />

Investment verfolgt“, sagt die DWS-Produktspezialistin<br />

Denise Kißner.<br />

Allerdings wird stets betont, wie rational<br />

Anleger und Anlegerinnen agieren sollten,<br />

um sich eben nicht von der Gefühlsebene<br />

fehlleiten zu lassen. Wie passt da der<br />

Hinweis auf die „Herzkomponente“?<br />

„Für Frauen spielt bei Investitionsentscheidungen<br />

oftmals auch der soziale Aspekt<br />

eine größere Rolle. Ihnen ist es neben der<br />

Rendite besonders wichtig, mit ihrer Anlage<br />

auch etwas Positives zu bewirken, wie<br />

Studien belegen“, so Kißner. Aus diesem<br />

Grund setze der Fonds den Fokus auf soziale<br />

Aspekte. Bewertet werden unter anderem<br />

Faktoren wie Arbeitsbedingungen,<br />

Gleichberechtigung und Chancengleichheit<br />

sowie eine ausgewogene Geschlechterverteilung<br />

auf Führungsebene.<br />

Nur, legen Frauen ihr Augenmerk tatsächlich<br />

in erster Linie auf soziale, nachhaltige<br />

Aspekte in der Geldanlage? „Es gibt<br />

keine empirisch gesicherten Befunde dafür,<br />

dass es in der Aktienauswahl große Unterschiede<br />

zwischen den Geschlechtern gibt,<br />

also dass Frauen zum Beispiel nachhaltiger<br />

anlegen würden“, wendet Alexandra<br />

Niessen-Ruenzi, Professorin für Allgemeine<br />

Betriebswirtschaftslehre und Corporate<br />

Governance der Universität Mannheim,<br />

ein. Ihr zufolge sei ein spezielles Anla-<br />

11,7<br />

11,9<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

63


BERATER Altersvorsorge für Frauen<br />

»Frauen brauchen eine<br />

andere Finanzberatung«<br />

<strong>procontra</strong>: Warum beschäftigen sich Frauen<br />

nach wie vor zu selten mit Finanzthemen?<br />

Helma Sick: Sie wurden über Jahrhunderte<br />

vom Geld ferngehalten. Berufe, die Geld brachten,<br />

haben immer nur Männer ausgeübt oder<br />

durften Frauen nur mal kurz ausüben, wenn<br />

es gerade Männermangel gab, zum Beispiel<br />

während der Weltkriege. Hinterher hieß es<br />

dann wieder: „Frauen können nicht mit Geld<br />

umgehen.“ Bis 1962 durften sie nicht einmal<br />

ein Konto eröffnen ohne die Zustimmung des<br />

Ehemannes. Dadurch haben sie auch über<br />

Generationen hinweg weniger Erfahrung mit<br />

Geldthemen.<br />

<strong>procontra</strong>: Und wie ist die Situation heute?<br />

Sick: Jetzt holen Frauen langsam auf. Aber<br />

die alten Vorstellungen halten sich lange in<br />

den Köpfen. Und es gibt einen Unterschied<br />

zwischen Ost und West: Die durchschnittliche<br />

Frauenrente liegt im Westen bei 694 Euro,<br />

während sie im Osten bei 1.<strong>02</strong>8 Euro liegt.<br />

Frauen im Osten wissen, wie wichtig finanzielle<br />

Unabhängigkeit ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Unterscheidet sich das Anlageverhalten<br />

zwischen Männern und Frauen?<br />

Sick: Männer schauen erst einmal auf die<br />

Rendite, während Frauen meist die soziale<br />

HELMA SICK, Finanzexpertin für Frauen<br />

Verträglichkeit wichtiger ist. Das ist<br />

ein Fakt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wäre ein spezielles<br />

Anlageprodukt für Frauen sinnvoll,<br />

um sie für den Kapitalmarkt zu<br />

gewinnen?<br />

Sick: Sie brauchen keine eigenen<br />

Produkte, sondern eine andere<br />

Beratung, weil Frauen eine andere<br />

Lebenssituation haben. Knapp 70<br />

Prozent der erwerbstätigen Frauen<br />

und nur 6 Prozent der Männer arbeiten<br />

in Teilzeit, das spiegelt sich<br />

natürlich in der Rente wider. Das ist<br />

das wirkliche Problem.<br />

<strong>procontra</strong>: Immerhin boomt der<br />

Markt zum Thema Frauen und<br />

Finanzen.<br />

Sick: Finanzberatungen für Frauen schießen<br />

aus dem Boden, offenbar hat man verstanden,<br />

dass sich mit ihnen Geschäfte machen<br />

lassen. Die wirkliche Situation von Frauen zu<br />

begreifen und sich für sie einzusetzen, ist<br />

etwas ganz anderes.<br />

<strong>procontra</strong>: Was läuft denn gerade konkret<br />

falsch in der Beratung?<br />

Sick: Zum Beispiel geht die Aussage, die in<br />

fast jedem Blog, Artikel oder Buch zum Thema<br />

Frauen-Finanzen getroffen wird: „Frauen,<br />

investiert in ETFs!“, vollkommen an der Realität<br />

vorbei. Man kann doch nicht allen Frauen von<br />

17 bis 77 Jahren ausschließlich Indexfonds als<br />

Geldanlage empfehlen.<br />

<strong>procontra</strong>: Frauen wird nachgesagt, sie seien<br />

sparsamer und weniger risikofreudig in der<br />

Wahl ihrer Geldanlage. Was zeigen Ihre Erfahrungen<br />

aus der Beratungspraxis?<br />

Sick: Männer fangen früher an zu sparen als<br />

Frauen, meist mit Anfang 20, Frauen erst mit<br />

Anfang, Mitte 30. Sie fangen nach wie vor zu<br />

spät mit Investments an, mit oft zu geringen<br />

Beträgen. Aber es ist ja auch verständlich,<br />

wenn Frauen etwas ängstlicher sind: Sie<br />

verdienen weniger als Männer und wollen das,<br />

was sie haben, nicht auch noch verlieren.<br />

geprodukt für Frauen nicht zielführend,<br />

denn: „Die Gesetze am Kapitalmarkt gelten<br />

für Investorinnen und Investoren gleichermaßen.“<br />

DIE RICHTIGE ANSPRACHE IST ENTSCHEIDEND<br />

Wenn Frauen also nicht über spezielle Finanzprodukte<br />

für das Thema Geldanlage<br />

gewonnen werden sollen, wie dann?<br />

Studien zufolge ist es sinnvoll, wenn Finanzberater<br />

und -beraterinnen das gleiche<br />

Geschlecht haben wie die jeweilige Kundschaft.<br />

„Männliche Finanzberater und<br />

weibliche Klientel matchen nicht so gut,<br />

und zu 80 Prozent sind es eben Finanzberater“,<br />

sagt Niessen-Ruenzi.<br />

Diese These spricht damit durchaus für<br />

den Ansatz der DWS. Der Fonds wird ausschließlich<br />

von Frauen gemanagt, wodurch<br />

auf Investorinnen-Seite womöglich das nötige<br />

Vertrauen entstehen könnte, um den<br />

Schritt in Richtung Geldanlage zu wagen.<br />

„70 Prozent der Personen, die in der Reklame<br />

für Finanzprodukte auftauchen, sind<br />

Männer“, moniert die Wissenschaftlerin.<br />

Die implizite Botschaft dahinter: Die Welt<br />

der Finanzen ist eine Männerdomäne, mit<br />

dem Thema brauchen sich Frauen nicht zu<br />

beschäftigen. Deswegen müsse man ihnen<br />

über eine gezielte Ansprache signalisieren,<br />

dass es sich eben sehr wohl um ein wichtiges<br />

Thema für sie handelt. „Aber da geht<br />

es rein um die Kommunikation und nicht<br />

um die Produktebene.“<br />

Die Fondshäuser bemühen sich auf dieser<br />

Ebene unterschiedlich stark um die<br />

Aufmerksamkeit der Zielgruppe, allein die<br />

Frage bleibt: Welche Ansprache wäre geeignet?<br />

Der Vermögensverwalter DWS wirbt<br />

um Anlegerinnen mit Aussagen wie „Investieren<br />

mit Herz und Verstand“, verspricht<br />

eine „weibliche Perspektive“ und erklärt:<br />

Frauen „besitzen mehr Empathie. Das Herz<br />

spielt also eine größere Rolle.“ Frauen über<br />

die Gefühlsebene „einfangen“ zu wollen,<br />

führe bei Expertin Niessen-Ruenzi allerdings<br />

eher zu einer Abwehrhaltung: „Ich<br />

bin kein Freund der ‚typisch weiblichen<br />

Ansprache‘, weil dadurch die Geschlechterrollen<br />

zementiert werden.“ Allein der Verstand<br />

zähle auf dem Kapitalmarkt.<br />

Die DWS nutze „kundengruppenspezifische<br />

Ansprache“, so Produktspezialistin<br />

Kißner. „Das, was wir aus der Konsumwelt<br />

kennen, können und sollten wir auch<br />

auf die Finanzwelt übertragen“, sagt sie.<br />

Wenn diese Ansprache nun dazu führt, dass<br />

64 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Altersvorsorge für Frauen BERATER<br />

»Nehmt die Frauen<br />

endlich ernst! Und<br />

stellt euch darauf ein,<br />

dass es DIE Frau<br />

nicht mehr gibt.«<br />

NINA, KOMMUNIKATIONSBERATERIN<br />

Frauen sich überhaupt erst einmal mit Investments<br />

beschäftigen, sei das immer noch<br />

besser, als wenn sie sich gar nicht in den<br />

Bereich vorwagen, stimmt Niessen-Ruenzi<br />

zu. Es ist und bleibt ein Spagat: Einerseits<br />

sollen Stereotype aufgebrochen und keine<br />

Klischees bedient werden, andererseits<br />

will man die Zielgruppe erreichen. Fakt<br />

ist: Frauen brauchen genauso viel Rendite<br />

wie Männer, wenn nicht mehr. Aber was<br />

könnte die Beratungsbranche besser ma-<br />

chen? „Nehmt die Frauen endlich ernst!<br />

Und stellt euch darauf ein, dass es DIE<br />

Frau nicht mehr gibt“, fordert die 42-jährige<br />

Kommunikationsberaterin Nina.<br />

Sie und ihr Partner haben sich schlussendlich<br />

für eine unabhängige Finanzberatung<br />

entschieden. „Wir wollten uns von Menschen<br />

beraten lassen, die sich besonders<br />

gut auskennen und die ein Verständnis von<br />

vielleicht eher ungewöhnlichen Lebenssituationen<br />

haben.“<br />

Auch Finanzberaterin Helma Sick ist<br />

überzeugt, dass Frauen eine Beratung brauchen,<br />

die ihre Lebenssituation im Blick hat<br />

und der Tatsache gerecht wird, dass sie<br />

meist weniger verdienen, also oft mit wirtschaftlichen<br />

Nachteilen zu kämpfen haben.<br />

Es gehe darum, die „wirkliche Situation<br />

von Frauen zu begreifen und sich für sie<br />

einzusetzen“, so Sick. Und schließlich brauche<br />

es eine Beratung, die sich an die „moderne<br />

Frau wendet, die eigenverantwortlich<br />

ihre Altersvorsorge managen will und ihr<br />

eigenes Geld verdient“. <br />

PRO<br />

BRAUCHEN FRAUEN EINE ANDERE<br />

ANSPRACHE ALS MÄNNER?<br />

Frauen haben eine<br />

andere Lebensrealität<br />

Sie wurden lange<br />

von Geldthemen<br />

ferngehalten<br />

Andere Ansprache<br />

kann vertrauensbildend<br />

sein<br />

CONTRA<br />

Regeln auf Kapitalmarkt<br />

gelten für alle<br />

gleichermaßen<br />

Gefahr der Stereotypisierung<br />

Könnte zu Abwehrhaltung<br />

führen<br />

GRUNDFÄHIGKEITSSCHUTZ<br />

NEU: Individueller<br />

Grundfähigkeitsschutz!<br />

Rundum absichern, was Ihren Kunden wirklich wichtig ist.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

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65


BERATER pro/contra Renteneintrittsalter<br />

RENTENEINTRITTSALTER AN DIE<br />

LEBENSERWARTUNG KOPPELN?<br />

Die Koalition will die Altersgrenze für den<br />

Renteneintritt nicht anheben. Gleichwohl<br />

flammt die Debatte immer wieder auf.<br />

Prof. Dr. Michael Eilfort (Stiftung Marktwirt<br />

schaft) und Verena Bentele (VdK) mit<br />

kontroversen Ansichten<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

Prof. Dr. Michael Eilfort,<br />

Vorstand der Stiftung<br />

Marktwirtschaft<br />

1889 wurde unter Otto von Bismarck die gesetzliche Rentenversicherung<br />

eingeführt. Das Renteneintrittsalter lag bei 70 Jahren,<br />

die Mindestarbeitsdauer für den Rentenerhalt bei 30 Jahren, der<br />

Beitragssatz bei 1,7 Prozent, hälftig von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

getragen. Versicherungsfremde Leistungen waren<br />

nicht vorgesehen. Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug<br />

damals etwas über 40 Jahre.<br />

UMLAGEFINANZIERTE RENTE IST ALLENFALLS FÜR<br />

AKTUELLE RENTNER SICHER<br />

2<strong>02</strong>2 liegt das Renteneintrittsalter bei knapp 66 Jahren (auf<br />

dem Weg zu 67). Es erfolgen ohne vorherige Einzahlungen<br />

Renten(zusatz)leistungen, unter anderem für niedrige Einkommen<br />

(Grundrente), Kinder (Anerkennung<br />

Erziehungszeiten) und<br />

pro<br />

Hinterbliebene. Der Beitrag liegt<br />

(noch) bei 18,6 Prozent, mit programmierter<br />

Steigerung wegen der<br />

»Die Großen Koalitionen<br />

haben Wohltaten<br />

verteilt, die<br />

die Probleme massiv<br />

verschärfen.«<br />

Babyboomer, obwohl schon jetzt<br />

jährlich über 100 Milliarden<br />

Euro aus dem<br />

Bundeshaushalt an die<br />

Rentenkasse fließen.<br />

Die durchschnittliche<br />

Lebenserwartung erreicht<br />

über 80 Jahre<br />

und die Alterung der<br />

Bevölkerung schreitet<br />

unaufhaltsam voran.<br />

Wer eins und eins<br />

zusammenzählt, weiß: Die umlagefinanzierte Rente ist allenfalls<br />

für die aktuellen Rentner sicher – und die Lage der Altersversorgung<br />

spitzt sich zu. Die Großen Koalitionen haben mit ihren Rentengaben<br />

2014 (unter anderem die Mütterrente und die Rente mit<br />

63) und 2018 (die „doppelte Haltelinie“) Wohltaten verteilt, die<br />

die Probleme massiv verschärfen. Damit wurde im Hier und Jetzt<br />

die Wählermehrheit über 55 bedient und Lobbyisten der Sozialverbände<br />

gefallen ihren wichtigsten „Kunden“ mit immer neuen<br />

Forderungen – zulasten Dritter, vor allem der Jüngeren.<br />

EINE WEITERE »VERSTEINERUNG« DES BUNDESHAUSHALTS<br />

KANN NIEMAND WOLLEN<br />

Niemand will laufende Rentenleistungen kürzen. Ebenso kann<br />

aber niemand, der noch einen Hauch wirtschaftlicher Vernunft<br />

spürt, Leistungsbereitschaft erhalten und Arbeit in Deutschland<br />

nicht überteuer machen will, für eine deutliche Steigerung des<br />

Beitragssatzes eintreten. Eine weitere „Versteinerung“ des Bundeshaushalts<br />

mit dann weit über einem Drittel nur für die Ren-<br />

66 Foto: Stiftung Marktwirtschaft


pro/contra Renteneintrittsalter BERATER<br />

tenkasse und noch weniger Investitionsspielräumen kann auch<br />

niemand ernsthaft wollen. Steuererhöhungen in einem Land, dessen<br />

Steuerquote ein Rekordhoch erreicht hat und in dem über<br />

die Progression umverteilt wird wie kaum irgendwo anders, auch<br />

nicht.<br />

Also: Wo soll das Problem liegen, wenn die Menschen immer<br />

gesünder immer älter werden und einen Teil der gewonnenen<br />

Zeit dann auch arbeiten? Dabei ist Letzteres in den meisten Fällen<br />

auch nicht mit schrecklicher Fron und Qual gleichzusetzen,<br />

sondern mit Erfüllung und Teilhabe verbunden. Die automatische<br />

Aufteilung des Zugewinns an Lebenserwartung in Arbeitszeit<br />

und Ruhestand ist nicht nur generationengerecht und fiskalisch<br />

notwendig, sondern leistet darüber hinaus auch einen wichtigen<br />

Beitrag, um den Fachkräftemangel abzumildern.<br />

Auf den ersten Blick scheint die Forderung plausibel: Die Menschen<br />

werden älter und sie bleiben länger fit – warum sollten<br />

sie dann nicht auch länger arbeiten? Weil der Schein trügt und<br />

pauschale Antworten auf pauschale Fragen selten gute Lösungen<br />

bieten.<br />

Denn tatsächlich leben längst nicht alle Menschen länger und<br />

sind länger fit, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

im Auftrag des VdK im vergangenen Jahr gezeigt<br />

hat. Menschen, die wenig verdienen, sterben zum Beispiel<br />

fünf Jahre früher als Menschen, die viel verdienen. Wer hart körperlich<br />

oder psychisch belastend arbeitet, lebt drei Jahre kürzer<br />

als jene mit weniger anstrengenden Berufen.<br />

Verena Bentele, Präsidentin<br />

des Sozialverbands VdK<br />

MEHR ALS DREI MILLIONEN RENTNER VON ARMUT BEDROHT<br />

Schon heute stirbt jeder siebte Deutsche vor Erreichen des Rentenalters.<br />

Bei einer Rente mit 70 wäre das mehr als jeder fünfte.<br />

Und schon jetzt schafft es nur eine Minderheit der Beschäftigten,<br />

überhaupt in Vollzeit bis 65 Jahre zu arbeiten – von 67 Jahren<br />

ganz zu schweigen. Wer die Altersgrenze also noch weiter erhöht,<br />

kürzt diesen Menschen faktisch die Rente. Denn jeder Monat,<br />

den die Friseurin oder der Paketzusteller vorzeitig in Rente geht,<br />

kostet sie und ihn für den Rest ihres Lebens Geld. Da sie aber<br />

davon ohnehin eher weniger haben, bedeutet das für sie den<br />

sicheren Weg in die Altersarmut. Und falls mal wieder jemand<br />

behauptet, die gäbe es doch gar nicht in Deutschland: Mehr als<br />

drei Millionen Rentnerinnen und Rentner über 65 Jahre sind laut<br />

Daten des Europäischen Statistikamts von<br />

Armut bedroht. Fast ein Viertel der über<br />

80-Jährigen sind von Altersarmut betroffen,<br />

so eine Studie im Auftrag des Bundesseniorenministeriums<br />

im vergangenen<br />

Jahr.<br />

All das zeigt: Eine pauschale Erhöhung<br />

der Altersgrenze kann nicht die<br />

Lösung sein. Wer die gesetzliche Rente<br />

zukunftssicher und gerechter machen<br />

will, muss woanders ansetzen: Wir brauchen<br />

künftig mehr Menschen, die in die gesetzliche Rentenversicherung<br />

einzahlen. Von der Beamtin über den Selbstständigen bis<br />

hin zu Politikerinnen und Politikern sollten alle Erwerbstätigen<br />

Teil dieses Solidarsystems sein. Auch der Anteil der Vollzeit arbeitenden<br />

Frauen ließe sich erhöhen, wenn es endlich genügend<br />

gute Kinderbetreuung gäbe. Der Mindestlohn muss außerdem bei<br />

mindestens 13 Euro liegen, denn nur ab diesem Betrag kommt<br />

bei einem Vollzeitjob eine Rente oberhalb der Grundsicherung<br />

heraus.<br />

contra<br />

»Wir brauchen mehr Menschen, die in die<br />

gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.«<br />

MEHR MEDIZINISCHE UND BETRIEBLICHE REHA-MASSNAHMEN NÖTIG<br />

Und: Damit mehr Menschen überhaupt bis 67 Jahre Vollzeit<br />

arbeiten können, brauchen wir mehr und bessere medizinische<br />

und betriebliche Reha-Maßnahmen. Viel zu oft erleben wir in<br />

den Rechtsberatungen des VdK, dass solche dringend benötigten<br />

Maßnahmen nicht bewilligt werden und mit unserer Hilfe erst<br />

mühsam erstritten werden müssen. Darum: Es ist möglich, die<br />

Rente zukunftssicher und gerechter zu machen – allerdings nicht<br />

mit einer pauschalen Erhöhung der Altersgrenze. <br />

Foto: VdK/Marlene Gawrisch<br />

67


FOKUS SIGNAL IDUNA<br />

Nachhaltig<br />

ausgerichtet<br />

Zukunft braucht jemanden, der in sie investiert:<br />

die neue SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG.<br />

Gemeinsam verantwortungsvoll Zukunft gestalten: Die SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG ist ein junges Unternehmen, das<br />

nachhaltige und digitale Lösungen für private und betriebliche Altersvorsorge, Einkommensschutz und Risikovorsorge bietet.<br />

Nachhaltigkeit ist zentraler Teil unseres Selbstverständnisses. Damit übernehmen wir soziale Verantwortung und richten unser<br />

Unternehmen von Anfang an und in allen Geschäftsbereichen an unseren Nachhaltigkeitsgrundsätzen aus.<br />

www.signal-iduna.de/lv<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der SIGNAL IDUNA<br />

68 Anzeige


SIGNAL IDUNA FOKUS<br />

FOKUS<br />

SIGNAL IDUNA<br />

Grün mit flexiblen Garantien<br />

Fondsgebundene Rentenversicherungen<br />

haben für den Aufbau der Altersvorsorge<br />

eine führende Position errungen.<br />

Einerseits haben die Berater den Kunden<br />

Chancen und Flexibilität der Produktlösung<br />

sehr intensiv vermittelt. Andererseits<br />

haben sich auch die Kapitalmärkte<br />

seit der Finanzkrise 2008 außerordentlich<br />

positiv entwickelt. Auch die überwundene<br />

Eurokrise hat zur Ausrichtung<br />

auf Fondspolicen in der Altersvorsorge<br />

beigetragen. Nicht zuletzt sind natürlich<br />

auch die lang anhaltende Niedrigzinsphase<br />

und die damit einhergehende Senkung<br />

der Rechnungszinsen in den klassischen<br />

Produkten ein starkes Argument dafür.<br />

Denn mit nunmehr lediglich 0,25 Prozent<br />

Rechnungszins ist eine vollumfassende<br />

Beitragsgarantie schlichtweg nicht<br />

mehr bezahlbar. Nur die Absenkung der<br />

Beitragsgarantie ermöglicht es Altersvorsorgekunden<br />

auch weiterhin, Renditechancen<br />

an den Kapitalmärkten zu nutzen.<br />

Somit positioniert sich der Markt nun mit<br />

Produktlösungen mit Beitragsgarantien bis<br />

zu 80 Prozent, um die Kundenbedürfnisse<br />

nach Sicherheit mit den Renditeerwartungen<br />

verbinden zu können.<br />

Ein zweiter großer Trend sind nachhaltige<br />

Produktlösungen – nicht nur in der Altersvorsorge.<br />

Insbesondere jüngere Kunden<br />

fragen aktiv nach ESG-Konzepten. Die<br />

SIGNAL IDUNA Lebensversicherung AG<br />

gehört zu den Anbietern, die beide Trends<br />

abbilden: einerseits eine breite nachhaltige<br />

Fondspalette, die auch stark nachgefragte<br />

kostengünstige ETFs umfasst. Andererseits<br />

ein Garantieniveau von bis zu 80 Prozent<br />

in der fondsbasierten Produktlösung. Der<br />

aktuelle Relaunch des SI Global Garant<br />

Invest (SIGGI) weist zudem eine Reihe<br />

weiterer attraktiver Features für Altersvorsorgekunden<br />

auf.<br />

Lesen Sie auf den nächsten Seiten, wie<br />

SIGNAL IDUNA Berater unterstützt, um<br />

ihre Kunden je nach Laufzeit und Risikoaffinität<br />

mit einer noch geringeren oder sogar<br />

komplett ohne Beitragsgarantie starten<br />

zu lassen. So kann das Vertragsguthaben<br />

zunächst renditeträchtig arbeiten. Die gewünschte<br />

Sicherheit kann dann auch noch<br />

dank des innovativen Policenkonzepts zu<br />

einem späteren Zeitpunkt in den Vertrag<br />

aufgenommen werden.<br />

Foto: iStock / Fam Veld<br />

Nachhaltigkeit ist<br />

gefragt: Fondspolicen<br />

stellen mehr und mehr<br />

auf ESG-Kriterien um.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der SIGNAL IDUNA<br />

Anzeige<br />

69


FOKUS SIGNAL IDUNA<br />

»Konsequent auf<br />

Nachhaltigkeit ausgerichtet«<br />

Wie können Nachhaltigkeit und Altersvorsorge ein starkes Duo für die Kunden bilden?<br />

Michael Hinz, Spezialistenmanager Vorsorge, Unfall und Finanzzweige bei der SIGNAL<br />

IDUNA, erläutert das Konzept seines Hauses anhand der Fondspolice SIGGI.<br />

– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Bedeutung haben<br />

Nachhaltigkeits- und ESG-Kriterien heutzutage<br />

für Altersvorsorgekunden? Welche<br />

Kundenzielgruppen fragen hier besonders<br />

aktiv nach?<br />

Michael Hinz: Die Bedeutung des Themas<br />

Nachhaltigkeit steigt bei den Kunden weiter<br />

an. Es ist bei der breiten Masse im Moment<br />

noch kein Ausschlusskriterium bei<br />

der Produktauswahl, aber die Sensibilität<br />

nimmt immer weiter zu. Die Einstellung<br />

der Kunden zu diesem Thema hat sich in<br />

den letzten Jahren deutlich gewandelt und<br />

die Notwendigkeit, ökologische sowie<br />

soziale Aspekte bei der Kapitalanlage zu<br />

berücksichtigen, wird immer präsenter.<br />

Insbesondere bei Anfragen zur betrieblichen<br />

Altersversorgung werden immer<br />

häufiger Fragen zu ESG-Kriterien gestellt.<br />

Somit sind Unternehmen und Verbände<br />

an einer nachhaltigen Ausrichtung von<br />

Produktlösungen besonders interessiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche neuen Vertriebs- und<br />

Beratungschancen ergeben sich dadurch<br />

für Maklerinnen und Makler?<br />

Hinz: Die Nachfrage nach rein grünen Produktlösungen<br />

für die Altersvorsorge kann<br />

hierbei verstärkt berücksichtigt werden. Es<br />

geht dabei nicht nur um die Privat-, sondern<br />

auch um Geschäftskunden etwa im<br />

Bereich der betrieblichen Altersvorsorge.<br />

Insgesamt sind wir davon überzeugt, dass<br />

Nachhaltigkeit in der Geldanlage und somit<br />

auch in der Altersvorsorge künftig ein<br />

immer wichtigerer Aspekt bei der Kaufentscheidung<br />

des Kunden werden wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Was zeichnet die 2<strong>02</strong>1 verabschiedete<br />

Nachhaltigkeitsstrategie der<br />

SIGNAL IDUNA aus?<br />

Hinz: Die SIGNAL IDUNA Gruppe sieht<br />

und lebt Nachhaltigkeit als gesellschaftlichen<br />

Auftrag. Neben der Erfüllung<br />

regulatorischer Pflichten sieht die Strategie<br />

eine ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit<br />

vor, welche in sieben Handlungsfeldern<br />

erfasst wird: Unternehmensführung,<br />

Kundenbeziehung, Produkte,<br />

Kapitalanlage, Arbeitswelt, Klima- und<br />

Ressourcenschutz sowie gesellschaftliches<br />

Engagement. Unsere Ende 2<strong>02</strong>1 gegründete<br />

neue Unternehmenstochter fungiert<br />

dabei als Vorreiter bei der Umsetzung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben die fondsgebundene<br />

Rentenversicherung SI Global Garant<br />

Invest (SIGGI) für 2<strong>02</strong>2 relauncht. Worin<br />

»Trotz eingeschlossener<br />

Garantie kann<br />

mit dem gesamten<br />

Vertragsguthaben an<br />

den Renditechancen<br />

der Kapitalmärkte<br />

partizipiert werden.«<br />

bestehen hier die wichtigsten Änderungen?<br />

Hinz: Wir bieten eine Beitragsgarantie von<br />

bis zu 80 Prozent an. Das neue Anlagekonzept<br />

ermöglicht trotz eingeschlossener<br />

Garantie die Chance, dennoch mit dem<br />

gesamten Vertragsguthaben an den Renditechancen<br />

der Kapitalmärkte zu partizipieren.<br />

SIGGI besitzt eine durchgängige nachhaltige<br />

Ausrichtung in der Anspar- und<br />

in der Rentenphase, das umfasst auch das<br />

Sicherungsvermögen der SIGNAL IDUNA<br />

Lebensversicherung AG. Die Fondspalette<br />

ist ebenfalls konsequent auf Nachhaltigkeit<br />

ausgerichtet und umfasst auch stark<br />

nachgefragte ETFs. Zur Sicherung bereits<br />

erwirtschafteter Erträge kann das Garantieniveau<br />

schrittweise erhöht werden – auch<br />

deutlich über 100 Prozent hinaus. Und<br />

schließlich unterstützten unser Ablaufmanagement<br />

und die Absicherung des<br />

Sparguthabens gegen starke Kursverluste<br />

in den letzten Jahren vor Rentenbeginn<br />

eine optimalen Investmentplanung.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie funktioniert das SIGGI-Anlagekonzept<br />

mit den drei Töpfen, insbesondere<br />

in fallenden Märkten?<br />

Hinz: Bei Einschluss von 80 Prozent Beitragsgarantie<br />

dient das Sicherungsvermögen<br />

(erster Topf) zur Garantiesicherung,<br />

der zweite Topf ist der Rendite-Booster<br />

und sorgt für eine Beteiligung von bis zu<br />

100 Prozent des Vertragsguthabens an den<br />

Renditechancen eines Investmentfonds.<br />

Der dritte Topf umfasst die frei ausgewählten<br />

Fonds mit deren Fondsvermögen. Die<br />

Verluste fallender Aktienmärkte führen<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der SIGNAL IDUNA<br />

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SIGNAL IDUNA FOKUS<br />

Michael Hinz, Spezialistenmanager Vorsorge,<br />

Unfall und Finanzzweige bei der SIGNAL IDUNA<br />

natürlich auch zu einem entsprechenden<br />

Verlust im Vertragsguthaben des Kunden.<br />

In welcher Höhe ein Wertverlust eintritt,<br />

hängt dabei natürlich unter anderem<br />

davon ab, ob und in welcher Höhe eine<br />

Beitragsgarantie eingeschlossen ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche konkreten Ausschlusskriterien<br />

gelten bei SIGGI für die Zielfonds?<br />

Wie umfangreich ist die Fondspalette?<br />

Hinz: Die Zielfonds sind überwiegend nach<br />

nachhaltigen Kriterien ausgewählt worden.<br />

Allerdings stehen auch andere Fondslösungen<br />

zur Verfügung, die nicht speziell<br />

nachhaltige Anlagen im Fokus haben. Die<br />

Fondspalette umfasst aktuell 33 Fonds. Bei<br />

den nachhaltigen Zielfonds sind Investitionen<br />

in Unternehmen mit Kinderarbeit<br />

und Herstellung geächteter Waffen ausgeschlossen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche weiteren ESG-Kriterien<br />

finden bei der Produktkonzeption Anwendung?<br />

Wie hoch ist der Anteil von<br />

Artikel-8- und Artikel-9-Fonds?<br />

Hinz: Bei der Produktlösung SI Global Garant<br />

Invest ist nicht nur das Sicherungsvermögen<br />

nachhaltig ausgerichtet, sondern es<br />

sind auch der SI BestInvest, der als Booster<br />

für die Garantievermögen dient, sowie 6<br />

ETFs und weitere 15 Fonds nachhaltig<br />

gemanagt. Davon sind 16 nach Artikel 8<br />

Transparenzverordnung (TVO) und weitere<br />

4 nach Artikel 9 TVO konzipiert.<br />

<strong>procontra</strong>: SIGGI wurde auch im Hinblick<br />

auf Ratinganforderungen und Konkurrenzprodukte<br />

modifiziert. Was bedeutet<br />

das konkret?<br />

Hinz: Der neu entwickelte SIGGI erfüllt<br />

alle wichtigen Kriterien, die für eine wettbewerbsfähige<br />

Produktlösung notwendig<br />

sind. Dies wurde uns auch von Franke und<br />

Bornberg mit FFF+ bestätigt, von „Focus<br />

Money“ wurde SIGGI im Heft 03/2<strong>02</strong>2<br />

als „Versicherungsprodukt des Monats“<br />

ausgezeichnet. Dies heißt aber nicht, dass<br />

die Produktlösung nicht weiterentwickelt<br />

wird. Wir arbeiten im Produktmanagement<br />

immer wieder daran, noch weitere<br />

Kundenvorteile in das Produkt zu integrieren.<br />

Dies umfasst sowohl die Flexibilität<br />

als auch Sicherheit und Renditechancen.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit ist das Produkt flexibler<br />

für die Kunden geworden?<br />

Hinz: SIGGI war schon vorher als lebensbegleitende<br />

Vorsorgelösung mit einem Maximum<br />

an Flexibilität entwickelt worden. So<br />

können die Kunden während der Laufzeit<br />

kostenfreie Ein- und Auszahlungen tätigen,<br />

Garantien flexibel erhöhen oder senken,<br />

die optionalen Bausteine Sicherheit+<br />

oder Ablaufmanagement+ einschließen<br />

oder auch wieder ausschließen. Auch der<br />

Einschluss einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung<br />

ist möglich. Bei Kapitalbedarf<br />

während der Rentenphase kann auch eine<br />

Kapitalisierung der Rentengarantiezeit<br />

erfolgen. Die Kunden können entscheiden,<br />

wie sich ihr Vertrag an ihre aktuelle<br />

Lebenssituation anpassen soll. Auch Beitragspausen<br />

können bei Bedarf vereinbart<br />

werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche weiteren Produktbausteine<br />

werden häufig zusammen mit SIGGI<br />

nachgefragt?<br />

Hinz: Da sehr viele unserer Kunden Sicherheit<br />

bevorzugen, wird auch sehr oft der<br />

optionale Garantiebaustein Sicherheit+<br />

gewählt. Dieser dient dazu, automatisiert<br />

Garantieerhöhungen durchzuführen.<br />

Sobald höhere Garantien möglich sind,<br />

wird ab 100 Prozent eine neue Garantie<br />

in festen Schritten automatisch eingeloggt.<br />

Viele Kunden wählen auch den Baustein<br />

Ablaufmanagement+, um sich vor Kursstürzen<br />

kurz vor Fälligkeit des Vertrages<br />

zu schützen. Für die meisten Kunden wäre<br />

ein so starker Absturz der Aktienmärkte,<br />

wie wir ihn ganz aktuell mit Kriegsbeginn<br />

in der Ukraine gesehen haben, ein Fiasko<br />

für die aufgebaute Altersvorsorge. Durch<br />

dieses Instrument lässt sich dieses Risiko<br />

deutlich reduzieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Vertriebssupport können<br />

Maklerinnen und Makler, die zur Altersvorsorge<br />

beraten, von Ihnen erwarten?<br />

Hinz: Wir stellen ein regionales Spezialistennetz<br />

mit Experten zum Thema<br />

Altersvorsorge in den Maklerdirektionen<br />

zur fachlichen und vertrieblichen Unterstützung<br />

unserer Maklerinnen und Makler<br />

zur Verfügung. Somit können Fragestellungen<br />

zu unseren Produktlösungen in den<br />

Bereichen der privaten und betrieblichen<br />

Altersversorgung auf kurzem Weg geklärt<br />

werden. Sprechen Sie uns an, wir freuen<br />

uns auf eine starke und erfolgreiche Zusammenarbeit!<br />

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71


BUSCHFUNK Sachwerte<br />

SACHWERTE<br />

IMMOBILIENPREISE STEIGEN AUF REKORDNIVEAU<br />

Im vierten Quartal 2<strong>02</strong>1 war der Preisanstieg überdurchschnittlich.<br />

Die Immobilienpreise zogen im vierten Quartal 2<strong>02</strong>1 ordentlich an: Nach<br />

Berechnungen des Statistischen Bundesamts erhöhten sie sich im Vergleich<br />

zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 12,2 Prozent – dies ist der stärkste<br />

Preisanstieg bei den Wohnimmobilientransaktionen seit Beginn der Zeitreihe im<br />

Jahr 2000. Insgesamt zogen die Preise für Objekte im Jahresdurchschnitt 2<strong>02</strong>1<br />

um 11 Prozent an. Noch 2<strong>02</strong>0 hatte der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahr<br />

bei 7,8 Prozent gelegen. Vor allem für Wohnungen sowie für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

mussten Käufer im vierten Quartal tiefer in die Tasche greifen: In<br />

diesem Segment kletterten die Preise um durchschnittlich 3,1 Prozent in die<br />

Höhe. Dabei fiel die Preissteigerung regional unterschiedlich aus: Vor allem<br />

in den Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und<br />

Düsseldorf war es überdurchschnittlich teuer.<br />

Foto: iStock / Acilo<br />

KRIEGSANGST STÜTZT GOLDPREIS<br />

Analysten prognostizieren für die kommenden<br />

Monate einen sukzessiven Kursanstieg.<br />

Foto: iStock / Matt Benoit<br />

Die Ängste infolge des Ukraine-Krieges stützen den Goldpreis: Seit<br />

Jahresbeginn ist dieser um 5 Prozent angestiegen. In den kommenden<br />

Monate halten Analysten von Goldman Sachs einen Anstieg<br />

auf 2.150 Dollar pro Feinunze für möglich. Gold sei „die Währung des<br />

letzten Auswegs“, schreiben sie und prognostizieren, dass Russland<br />

seine Goldvorräte für Transaktionen beispielsweise mit China nutzen<br />

werde, da keine Geschäfte in US-Dollar mehr abgewickelt werden<br />

können. Laut World Gold Council verfügt Russland über 2.298 Tonnen.<br />

DREI MONATSGEHÄLTER FÜR EINE JAHRESMIETE<br />

69 Tage müssen Mieter arbeiten, um ihre Wohnkosten zu bezahlen.<br />

Die Deutschen müssen im Schnitt drei Monatsgehälter für ihre Jahresmiete aufbringen<br />

und damit einen Großteil ihres Einkommens. Zu diesem Ergebnis kommt<br />

eine Berechnung der Bausparkasse Schwäbisch Hall, für die der Mikrozensus<br />

und die bundesweite Mietbelastungsquote ausgewertet wurden. Die Quote zeigt,<br />

wie viele Arbeitstage Mieter statistisch brauchen, um ihre Jahreskaltmiete zu<br />

verdienen, und stellt das verfügbare Haushaltseinkommen dagegen. Demnach<br />

müssen Mieter hierzulande durchschnittlich 69 Tage arbeiten, um ihre Netto-<br />

Jahresmiete bezahlen zu können. In den Großstädten sind es im Schnitt elf Arbeitstage<br />

mehr, da die Mietbelastungsquote dort höher ist. Rein rechnerisch ist<br />

demzufolge der erste mietfreie Tag der 8. April, mit dem 27. April sind die Mieter<br />

in Köln am spätesten an der Reihe.<br />

Foto: iStock / Rossella De Berti<br />

72<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Sachwerte BUSCHFUNK<br />

Feri AG: Lähn ist neuer Vorstand<br />

Zum 1. Mai dieses Jahres wird der 49-jährige Marcel Lähn<br />

den Vorstand der Feri AG ergänzen. In seiner neuen Funktion<br />

soll er dafür zuständig sein, die Investmentprozesse<br />

weiter zu digitalisieren sowie neue Investmentkonzepte zu<br />

entwickeln. Weiter übernimmt er die Bereiche Alternative<br />

Assets, Investment Controlling und Investmentrisikomanagement.<br />

Wenig Zeit<br />

DR. ANDREAS MATTNER<br />

Präsident Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA)<br />

Finexity: Erstmals Investition in Luxusvilla<br />

Die Crowdinvesting-Plattform Finexity hat zum ersten<br />

Mal eine Finanzierung für den Bau einer Villa auf Mallorca<br />

platziert. Das Emissionsvolumen war nach Angaben des<br />

Unternehmens innerhalb weniger Tage vergriffen. Der<br />

balearische Villenmarkt ist stark geschlossen und somit<br />

schwer zugänglich.<br />

Allianz Real Estate: Erwerb Logistikobjekt<br />

Die Allianz Real Estate erwarb im Auftrag mehrerer Unternehmen<br />

der Allianz Gruppe ein neues, 70.000 Quadratmeter<br />

großes Logistikgebäude im schwedischen Norrköping.<br />

Es gehörte vormals dem schwedischen Logistikentwickler<br />

Infrahubs und kostete rund 85 Millionen Euro.<br />

MPC Capital: Neubauprojekt für<br />

Wohnimmobilienfonds<br />

Der Fonds „ESG Core Wohnimmobilien Deutschland“ hat<br />

sein erstes Projekt angekauft. Der Neubau befindet sich in<br />

Pinneberg bei Hamburg. Die 33 Wohneinheiten sind bereits<br />

zu einem großen Teil vermietet. Das Investitionsvolumen<br />

betrug rund zwölf Millionen Euro. Es wird eine Ausschüttungsrendite<br />

von rund 3,6 Prozent erwartet.<br />

Norsk: Entwicklung neuer Wohnimmobilie<br />

in Berlin-Mitte<br />

Norsk Deutschland hat im Zentrum Berlins ein rund 5.000<br />

Quadratmeter messendes Grundstück zur Errichtung<br />

eines Büro- und Wohnhauses erworben. Es soll darauf ein<br />

energieeffizientes Haus mit rund 16.000 Quadratmetern<br />

Mietfläche entstehen, bei einem Projektvolumen von über<br />

200 Millionen Euro.<br />

Deutsche Zinshaus: Erwerb von 7 Immobilien<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

Die Deutsche Zinshaus Gruppe aus Frankfurt am Main hat<br />

sieben Wohn- und Geschäftshäuser in Nordrhein-Westfalen<br />

erworben. Die Objekte messen rund 12.000 Quadratmeter<br />

Mietfläche. „Unser Investmentfokus liegt weiterhin klar<br />

auf B- und C-Lagen in wirtschaftsstarken Ballungszentren“,<br />

sagt Geschäftsführer Moritz Kraneis.<br />

Foto: iStock / Amriphoto<br />

Foto: iStock / Perboge<br />

Foto: iStock / Mario Guti<br />

Foto: iStock / IGphotography<br />

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine<br />

hat nicht nur direkte Folgen auf den deutschen<br />

Energiemarkt. Schon jetzt sprechen Experten von<br />

der größten Flüchtlingswelle seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg – mit Konsequenzen für den deutschen<br />

Immobilienmarkt. Denn laut einer aktuellen<br />

Studie, die wir beim Forschungsinstitut empirica<br />

in Auftrag gegeben haben, ist infolge des Krieges<br />

mit bis zu 1,29 Millionen Flüchtenden und einem<br />

kurzfristigen Bedarf an 500.000 zusätzlichen<br />

Wohnungen zu rechnen. Ausgehend von drei<br />

Szenarien belaufe sich die Zahl der Flüchtenden<br />

demnach auf mindestens 310.000, was 120.000<br />

zusätzlich benötigten Wohnungen entspreche.<br />

Im mittleren Szenario müsse sich Deutschland<br />

auf etwa 810.000 Flüchtende und einen Bedarf<br />

an 310.000 Wohnungen einstellen. Knapp die<br />

Hälfte der Wohnungsnachfrage müsse durch<br />

Neubau gedeckt werden. Angesichts dieser<br />

dramatischen Zahlen haben wir unsere Forderung<br />

an den Bundeskanzler zuletzt bekräftigt, einen<br />

Flüchtlingsgipfel zur Aufnahme und Versorgung<br />

der Geflüchteten einzuberufen – unter Beteiligung<br />

des Bundes, der Länder und Gemeinden sowie der<br />

Wirtschaft und von Hilfsorganisationen. Wir haben<br />

wenig Zeit. Für die aus der Ukraine geflohenen<br />

Menschen müssen wir so schnell wie möglich<br />

ausreichende Kapazitäten schaffen, um sie menschenwürdig<br />

unterzubringen, mit Wohnungen zu<br />

versorgen und uns an der Integration zu beteiligen,<br />

so wie es unsere Wohnungsunternehmen<br />

bereits in der Flüchtlingswelle 2015 vorbildlich<br />

getan haben. Dazu brauchen wir kurzfristig einen<br />

kapazitätsorientierten Verteilungsschlüssel, und<br />

zudem sollten wir die bestehenden Möglichkeiten<br />

des Baugesetzbuchs für Flüchtlingsunterkünfte<br />

nutzen und weitere Beschleunigungsmaßnahmen<br />

ergreifen. Wir brauchen grünes Licht für Erleichterungen<br />

in sämtlichen Phasen des Wohnungsbaus.<br />

Immobilienwirtschaft und Kommunen müssen an<br />

einem Strang ziehen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

73


SACHWERTE Waldinvestments<br />

»Wald ist ein stabiler<br />

Baustein fürs Portfolio«<br />

Wald wird als Anlageklasse immer öfter im Netz gehandelt statt vererbt. Dr. Christian Clasen,<br />

Asset-Manager von Latifundium Management, einem Vermögensverwalter für den Bereich<br />

Land- und Forstwirtschaft, über die Folgen und Ansätze für Berater<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

<strong>procontra</strong>: Klassischerweise wird Wald von<br />

Generation zu Generation vererbt. Mittlerweile<br />

ist es aber so, dass Forstgrundstücke<br />

auch verstärkt im Netz gehandelt werden,<br />

weil viele Anleger das Investment Wald für<br />

sich neu entdecken. Worin sehen Sie die<br />

Ursache für diese Entwicklung?<br />

Christian Clasen: Früher haben Verkäufer<br />

vor allem via Print inseriert oder den Makler<br />

eingespannt, jetzt passiert das ebenso<br />

im Netz. Dabei wird in den Onlinebörsen<br />

vor allem kleinerer Wald angeboten, im<br />

Schnitt sind das Grundstücke von einer<br />

Größe bis zu zehn Hektar. Der Makler<br />

kommt meist erst ab 50 Hektar aufwärts<br />

ins Spiel, er verfügt in der Regel über<br />

spezifisches Waldwissen und kann tendenziell<br />

auch den höchsten Preis erzielen.<br />

Dass mittlerweile verstärkt Onlinebörsen<br />

genutzt werden, ist aus meiner Sicht<br />

gut. Denn nur Vererben ist nicht immer<br />

ein Vorteil für den Wald. Der Großvater<br />

verfügt zwar über altes Wissen, aber bei<br />

einem rein schematischen Bewirtschaften<br />

kann das katastrophal enden – vor<br />

allem in Anbetracht des immer weiter<br />

voranschreitenden Klimawandels. Oft ist<br />

vererbtes Wissen daher nachteilig für den<br />

Wald. Die Frage ist ja: Was vererbe ich da<br />

für ein Wissen?<br />

74 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Waldinvestments SACHWERTE<br />

tifikate die Ertragsaussichten auch deutlich<br />

steigen. Wer mit Wald hohe Renditen<br />

erwirtschaften will, muss allerdings ins<br />

Ausland gehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was unterscheidet das Investieren<br />

in ausländischen Wald vom Anlegen in<br />

deutschen Forst?<br />

Clasen: In Deutschland sind wegen der<br />

hohen Bevölkerungsdichte komplexe<br />

Bewirtschaftungsmethoden erforderlich.<br />

Bund- und Ländergesetze regeln beispielsweise,<br />

dass auf Forstgrundstücken kein<br />

willkürlicher Kahlschlag gemacht werden<br />

darf, dass Borkenkäfer entfernt und freie<br />

Flächen wieder bewaldet werden müssen.<br />

Wir haben hierzulande eine integrative<br />

Forstwirtschaft. Die Wälder sollen verschiedenen<br />

Faktoren Rechnung tragen:<br />

»Wenn man Wald<br />

besitzt und dann<br />

nichts macht, kann<br />

man das Geld auch<br />

zum Fenster<br />

rauswerfen.«<br />

Naturschutz, Erholung, saubere Luft, das<br />

sind nur ein paar Stichworte. Die meisten<br />

anderen Länder, Finnland oder Neuseeland<br />

beispielsweise, verfolgen bei der Bewirtschaftung<br />

einen segregativen Ansatz. Dort<br />

leben deutlich weniger Einwohner, deshalb<br />

sind Kahlschläge mit anschließender Wiederaufforstung<br />

die Regel und auch nichts<br />

Schlechtes. Hinzu kommt, dass die Bäume<br />

dort schneller wachsen als hier. Bei einer<br />

Kahlschlagswirtschaft in diesen Ländern<br />

sind die Renditen höher. In Deutschland<br />

geht das behutsame Bewirtschaften zulasten<br />

der Rendite.<br />

<strong>procontra</strong>: Über welche Punkte sollten sich<br />

die „neuen“ Waldeigentümer als Erstes<br />

informieren? Wie können Wissenslücken<br />

am besten gefüllt werden?<br />

Clasen: Zunächst einmal: Bei der Waldbewirtschaftung<br />

kann man vieles falsch<br />

machen. Der Revierförster vor Ort sollte<br />

der erste Ansprechpartner sein. Denn<br />

die Forstverwaltungen der Bundesländer<br />

<strong>procontra</strong>: Das heißt im Umkehrschluss:<br />

Erben informieren sich weniger umfassend<br />

über ihren neuen Besitz als Anleger, die<br />

jetzt neu in Forst investieren?<br />

Clasen: In Teilen ist das zutreffend. Wer<br />

sich für Wald interessiert und kaufen will,<br />

bringt meist schon gewisse Vorkenntnisse<br />

mit – in der Regel mehr als der Erbe. Und<br />

wer Wald kauft, möchte sein eigenes Konzept<br />

einbringen, zum Beispiel bestimmte<br />

Mischbaumarten pflanzen. Da ist es ein<br />

Vorteil, wenn man nicht in alten Familienstrukturen<br />

verhaftet ist. Für den Wald<br />

ist eine permanente, nachhaltige Nutzung<br />

optimal, ein nachhaltiges Gewinnen von<br />

Rohstoffen. In manchen Kleinstprivatwäldern<br />

passiert gar nichts, weil Wald<br />

vererbt wurde und die Leute manchmal<br />

gar nicht wissen, dass sie Wald besitzen.<br />

Dann ist das schlecht für die Umwelt und<br />

das Klima, weil wir die Chance verpassen,<br />

nachhaltige Holzproduktion vor der<br />

Haustür zu betreiben, und stattdessen<br />

mehr Holz aus dem Ausland importieren.<br />

Der Vorteil von Onlinebörsen: Jemand, der<br />

sich wirklich für Wald interessiert, kommt<br />

schnell dran. Es gibt aber natürlich auch<br />

viele Erben, die über Generationen hinweg<br />

große Forstbetriebe betreuen, ein umfangreiches<br />

Waldwissen besitzen, nachhaltige<br />

Konzepte verfolgen. Man kann nicht<br />

pauschal sagen, das eine ist gut und das<br />

andere ist schlecht.<br />

<strong>procontra</strong>: Erzielen denn die Onlinekäufer<br />

höhere Renditen, weil sie in der Regel<br />

fachgerechter bewirtschaften als die<br />

Erben?<br />

Clasen: Das lässt sich schwer einschätzen.<br />

Gerade auf kleineren Grundstücken<br />

wächst oft nur eine Altersklasse von<br />

Bäumen. Da lassen die ersten Erträge<br />

auch mal 30 Jahre auf sich warten. Und<br />

die Motivationen für einen Kauf sind<br />

sehr unterschiedlich. Der eine Käufer will<br />

etwas für den Naturschutz tun, der andere<br />

strebt einfach nur den Vermögenserhalt<br />

an. Und dann gibt es eine dritte Sparte, die<br />

eine effiziente Bewirtschaftung verfolgt.<br />

In Deutschland liegen die Renditen meist<br />

unter 1 Prozent. Geld zu verdienen, sollte<br />

auch niemals das primäre Ziel von Walderwerb<br />

sein. Erst einmal geht es darum, in<br />

Pflanzung und Pflege zu investieren, erst<br />

danach spielen Ertragsaspekte eine Rolle.<br />

Allerdings dürften durch die zunehmende<br />

Bedeutung des Rohstoffs Holz sowie mögliche<br />

Zusatzerträge durch Kohlenstoffzerhaben<br />

die Hoheit über jeden Wald, und<br />

der Revierförster kann auch Fördermöglichkeiten<br />

nennen, Hinweise geben. Ziel<br />

jedes Erwerbs sollte idealerweise ein<br />

strukturierter, artenreicher Wald sein, in<br />

dem unterschiedliche Altersstufen vertreten<br />

sind. Danach geht es um Ernte und<br />

Ertrag. Man kann sich nicht im Vorfeld<br />

einen Betrag ausdenken, den man am Ende<br />

gerne in der Tasche hätte. Wenn jemand<br />

unbedingt Wald neu erwerben möchte und<br />

sich damit nicht auskennt, wird er schnell<br />

an seine Grenzen kommen.<br />

<strong>procontra</strong>: Mit welchen Preisen müssen<br />

Waldanleger rechnen?<br />

Clasen: Die Entscheidung, Wald zu kaufen,<br />

ist keine günstige. Es gibt eine sehr große<br />

Spannbreite. Günstigere Grundstücke<br />

kosten zwischen 8.000 und 12.000 Euro<br />

pro Hektar. Im Großraum München oder<br />

Frankfurt ist man dagegen schon mal mit<br />

100.000 Euro pro Hektar dabei. Wenn<br />

man Wald besitzt und dann nichts macht,<br />

kann man das Geld genauso gut zum Fenster<br />

rauswerfen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Effekt hat der Onlinehandel<br />

auf den Berateralltag? Wie können<br />

sich Vermittler vorbereiten?<br />

Clasen: Ein Finanzberater kann nicht<br />

einfach so in die Rolle eines Forstmaklers<br />

schlüpfen. Dafür müssen Kurse,<br />

Fortbildungen besucht und es muss mit<br />

spezialisierten Beratern zusammengearbeitet<br />

werden. Im besten Fall interessiert<br />

sich der Vermittler selbst für Wald und<br />

verfügt über ein Netzwerk von forstlichen<br />

Beratern. Seit der Finanzkrise und im Zuge<br />

der niedrigen Zinsen suchen die Menschen<br />

nach alternativen Anlagen – und Wald<br />

ist ein stabiler Baustein fürs Portfolio.<br />

Dem Wald ist Krieg egal, dem Wald sind<br />

Finanzkrisen egal, und wenn der Holzpreis<br />

niedrig ist, dann wartet man eben mit der<br />

Holzernte. Da gibt es schon die Entwicklung,<br />

dass sich mehr Anleger fragen: Ist<br />

das vielleicht auch ein Investment für<br />

mich? Im Zuge dessen registrieren wir<br />

auch mehr Vermögensberater, die uns zu<br />

einer Beratung in puncto Waldinvestment<br />

befragen. Im Großen und Ganzen sehe ich<br />

auf die Berater aber keine große Veränderung<br />

zukommen. Nach wie vor gehen<br />

viele Interessenten über den Nachbarn,<br />

der Waldbesitzer ist, beauftragen Makler<br />

oder setzen Gesuche in die Zeitung. Einen<br />

strukturellen Wandel wird es in der Beratung<br />

nicht geben. <br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

75


SACHWERTE Private Equity<br />

VON DER HEUSCHRECKE<br />

ZUM SCHÖNEN SCHWAN?<br />

Neue Angebote, Niedrigzinsen und die Inflation rücken Private-Equity-Anlagen zunehmend in<br />

den Fokus von Kleinanlegern. Berater sollten mit ihren Kunden allerdings genau prüfen,<br />

ob die Einstiegssummen und Risiken tragbar sind.<br />

– TEXT: MARILENA PIESKER –<br />

Private Equity hatte lange Zeit keinen guten<br />

Ruf. Nicht zuletzt, weil der ehemalige<br />

SPD-Chef Franz Müntefering Anfang der<br />

2000er-Jahre die gesamte Branche als gierige<br />

Finanzinvestoren betitelte, die marode<br />

Unternehmen nur flottmachen, um sie<br />

möglichst schnell wieder zu verscherbeln.<br />

Das Bild der hungrigen Heuschrecke, das<br />

Müntefering damals für die Branche schuf,<br />

war lange aus den Köpfen nicht mehr wegzudenken.<br />

Heute hat sich das Bild gewandelt. In<br />

Zeiten von Inflation und anhaltender Niedrigzinsen<br />

sehen viele Investoren in Private-<br />

Equity-Investments – zu Deutsch privates<br />

Beteiligungskapital – eine echte Alternative<br />

zu Aktien oder Fonds. Im Gegensatz zu<br />

den krisengebeutelten Anlageklassen versprechen<br />

sie sich bei Private Equity noch<br />

Renditen im zweistelligen Bereich. Bevor<br />

Vermittler allerdings zu einem Investment<br />

raten, sollten sie Investoren genauestens<br />

über Geschäftsmodell und Risiken aufklären.<br />

Denn Private Equity ist riskant und die<br />

Einstiegssummen oft hoch. Im schlimmsten<br />

Fall können Anleger einen Totalverlust erleiden.<br />

76 Illustration: Eleonora Mavromati


Private Equity SACHWERTE<br />

ÜBERDURCHSCHNITTLICHE RENDITEN<br />

UND KRISENFEST<br />

Weit hergeholt ist Münteferings Behauptung<br />

nicht. Wer in Private Equity investiert,<br />

kauft in der Regel tatsächlich Beteiligungen<br />

an Unternehmen, die nicht selten in wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten stecken. Ziel<br />

der Investition ist es, diese Unternehmen<br />

wertsteigernd zu sanieren und letztlich<br />

gewinnbringend zu verkaufen. Dazu ruft<br />

die Private-Equity-Gesellschaft schrittweise<br />

das eingesetzte Kapital der Anleger ab.<br />

Nach einigen Jahren – wenn die Unternehmen<br />

bestenfalls wieder profitabel sind<br />

– folgt der Exit: Die Anteile werden dann<br />

entweder an andere Investoren verkauft,<br />

von dem Unternehmen zurückgekauft oder<br />

das Unternehmen geht an die Börse.<br />

Gelingt das, winken überdurchschnittliche<br />

Renditen von bis zu 13 Prozent jährlich,<br />

wie eine Studie der Unternehmensberatung<br />

Bain & Company errechnet hat.<br />

Die Private-Equity-Gesellschaft Astorius<br />

bescherte ihren Anlegern über die vergangenen<br />

Jahre sogar Gewinne von jährlich 20<br />

Prozent. Zum Vergleich: Mit Investments<br />

in Aktien erzielen Anleger durchschnittlich<br />

Renditen von etwa 8 Prozent pro Jahr.<br />

Darüber hinaus hat die Vergangenheit<br />

gezeigt, dass Private-Equity-Investments<br />

deutlich krisenresistenter sind als andere<br />

Anlageklassen. „Nach Krisen wie der Finanzkrise<br />

2008 erzielten Private-Equity-<br />

Investments sehr schnell wieder Wertzuwächse“,<br />

bestätigt Alexander Stern, seit<br />

über zehn Jahren Experte für alternative<br />

Anlagen bei der Privatbank Hauck Aufhäuser<br />

Lampe. Der Grund: Private-Equity-<br />

Investments sind nicht börsentäglich handelbar<br />

und unterliegen dadurch nicht den<br />

momentan starken Marktschwankungen.<br />

EXKLUSIVER MARKT<br />

Wenn Private-Equity-Investments deutlich<br />

besser abschneiden als die meisten anderen<br />

Anlageklassen und gleichzeitig krisenfester<br />

sind, warum investieren dann nicht alle<br />

Anleger? Ein Grund sind die Eintrittsbarrieren.<br />

Hohe Mindesteinsätze, die in der Regel<br />

bei 200.000 Euro beginnen und bis in<br />

die Millionen gehen, machten es gerade für<br />

Kleinanleger schier unmöglich, am Private-<br />

Equity-Geschehen teilzuhaben.<br />

So erklärt sich auch, warum diese Anlageklasse<br />

in Deutschland noch relativ<br />

jung ist. Im Jahr 2<strong>02</strong>0 lag der Markt für<br />

Private-Equity-Investitionen hierzulande<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

9.915,2<br />

PRIVATE-EQUITY-BRANCHE AUF DEM VORMARSCH<br />

Investitionen in Private Equity nehmen seit Jahren stetig zu.<br />

9.589,9<br />

3.033,5<br />

4.984,2<br />

7.070,2<br />

6.666,9<br />

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0<br />

Investitionen in Mio. Euro Quelle: Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (Stand: März 2<strong>02</strong>0)<br />

PUBLIKUMSFONDS ALS EINSTIEG<br />

FÜR PRIVATANLEGER<br />

Mittlerweile gibt es auch für Kleinanleger,<br />

die nicht so viel Kapital besitzen, einige Optionen,<br />

an Private Equity zu partizipieren.<br />

Anleger haben prinzipiell zwei Zugänge:<br />

Entweder investieren sie direkt in einen Private-Equity-Fonds<br />

oder in einen sogenannten<br />

Dachfonds. In Publikumsfonds können<br />

Investoren bereits mit einem Einsatz ab<br />

20.000 Euro einsteigen. Die RWB Private<br />

Capital hat zum Beispiel zwei solcher Publikumsfonds<br />

am Markt – den Direct Return<br />

III und den International 8.<br />

Das Risiko zu begrenzen ist aufgrund der<br />

hohen Summen gerade im Private-Equity-<br />

Bereich wichtig. Vermittler sollten Anlegern<br />

daher zu sogenannten Dachfonds raten,<br />

meint Thomas Weinmann, Private-Equity-<br />

Experte bei Astorius. Das sind Fonds, die<br />

wiederum in verschiedene Private-Equity-<br />

Fonds investieren. Darin liegt ein Vorteil:<br />

„Anleger, die in Dachfonds investieren,<br />

können ihr Risiko deutlich stärker streuen“,<br />

erklärt Weinmann. Ein Beispiel: Angenommen,<br />

ein Dachfonds investiert im<br />

Schnitt in acht bis zehn Private-Equity-<br />

Fonds. Da jeder Private-Equity-Fonds wiederum<br />

durchschnittlich zehn Unternehzwar<br />

bereits bei 12,6 Milliarden Euro und<br />

hat sich damit in den vergangenen zehn<br />

Jahren fast verdoppelt. Trotzdem ist gerade<br />

im internationalen Vergleich noch viel<br />

»Nach Krisen wie der<br />

Finanzkrise 2008<br />

erzielten Private-<br />

Equity-Investments<br />

sehr schnell wieder<br />

Wertzuwächse.«<br />

ALEXANDER STERN, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE<br />

5.438,2<br />

7.308,8<br />

6.603,6<br />

6.785,7<br />

11.680,9<br />

12.030,9<br />

16.597,6<br />

12.554,2<br />

Luft nach oben: In den USA ist der Trend<br />

deutlich stärker. Dort liegen Private-Equity-<br />

Investments längst im dreistelligen Milliardenbereich.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

77


SACHWERTE Private Equity<br />

MAKLERS MEINUNG<br />

»Kein gutes Risiko-<br />

Ertrags-Verhältnis«<br />

GUNTER BLUMENAU, Geschäftsführer<br />

bei Blumenau Finanzplanung<br />

Mit aktiver Unterstützung zahlreicher<br />

Prominenter erlebten die Investments in<br />

Spacs in den USA einen neuen Frühling.<br />

Seit vergangenem Jahr schwappt der<br />

Trend auch nach Deutschland. Angesichts<br />

dauerhaft niedriger Zinsen scheint die Verlockung<br />

hoher Renditen sehr groß zu sein.<br />

Renditehungrige Anleger investierten in den<br />

letzten Jahren Hunderte Milliarden Dollar<br />

in Spacs. Aus meiner Sicht können Berater<br />

Privatanlegern von dieser Anlageform<br />

allerdings nur abraten. Die Risiken stehen<br />

in keinem ausgewogenen Verhältnis zum<br />

möglichen Ertrag.<br />

Der Grund: Spacs akquirieren in der Regel<br />

Unternehmen, die schwierig zu bewerten<br />

sind. Oftmals sind es sehr junge Start-ups<br />

mit einer tollen Story. Der hohe Konkurrenzdruck<br />

unter den Spacs führt dazu, dass<br />

sie sich zunehmend jüngere Unternehmen<br />

aussuchen, die noch nicht reif für die Börse<br />

sind. Nicht umsonst werden die Spacs von<br />

Experten „Wilder Westen der Aktienmärk te“<br />

genannt. Denn sowohl die Spac-Initiatoren<br />

als auch die Start-ups haben einen Anreiz,<br />

das Unternehmen besonders positiv darzustellen,<br />

um eine hohe Börsenbewertung<br />

zu erzielen. Dies führt oftmals zu luftigen<br />

Visionen, die der Realität nicht standhalten.<br />

Darüber hinaus besteht für die Initiatoren<br />

der Anreiz, Unternehmen nach einer erfolgreichen<br />

Übernahme kurzfristig wieder zu<br />

verkaufen. Anleger, die später zu höheren<br />

Kursen einsteigen, gehen daher ein noch<br />

höheres Risiko ein, da ihre Gewinnschwelle<br />

logischerweise viel höher liegt. Inzwischen<br />

machen sich sogar findige Hedgefonds-<br />

Manager die Schwächen der Spacs zunutze<br />

und wetten gegen sie.<br />

»Anleger, die in<br />

Dachfonds investieren,<br />

können ihr<br />

Risiko deutlich<br />

stärker streuen.«<br />

THOMAS WEINMANN, ASTORIUS<br />

men hält, setzen Anleger mit Dachfonds<br />

auf 80 bis 100 Unternehmen.<br />

Eine andere Option sind ETFs auf Private<br />

Equity, die auch für recht kleine Anlagebeträge<br />

zugänglich sind. Wer sich etwa<br />

für einen Sparplan auf einen ETF entscheidet,<br />

kann theoretisch ab einem Anlagebetrag<br />

von einem Euro monatlich investieren.<br />

ETFs setzen allerdings in der Regel weder<br />

auf direkte Beteiligungen noch auf Private-<br />

Equity-Fonds, sondern auf einen Index auf<br />

die Aktien der börsennotierten Private-<br />

Equity-Anbieter. Ein Beispiel ist der iShares<br />

Listed Private Equity Ucits, der mit einer<br />

soliden Rendite auffährt. Über einen Zeitraum<br />

von fünf Jahren schaffte der ETF eine<br />

Performance von 46,2 Prozent. Ein Manko:<br />

„Diese ETFs sind börsengehandelt und daher<br />

wiederum volatiler als Direktinvestitionen<br />

in Private-Equity-Fonds“, sagt Stern.<br />

Ein weiteres Geschäftsfeld, das auch für<br />

Kleinanleger im Private Equity zugänglich<br />

ist, sind sogenannte Spacs, also Special Purpose<br />

Acquisition Companies. Spacs sind<br />

Unternehmenshüllen ohne eigentliches Geschäft.<br />

Ähnlich wie im klassischen Private<br />

Equity sammeln ihre Initiatoren Kapital,<br />

um damit später junge Unternehmen aufzukaufen<br />

und auf sich zu verschmelzen. Während<br />

Spacs in den USA allerdings längst<br />

boomen, hält sich der deutsche Markt noch<br />

zurück. Experten sind sich hierzulande<br />

noch uneins, ob die Unternehmenshüllen<br />

ein Risiko oder eine Chance für die Private-<br />

Equity-Branche sind (siehe auch „Maklers<br />

Meinung“).<br />

RISIKEN NICHT AUSSER ACHT LASSEN<br />

Egal auf welche Art sich Anleger am Private-Equity-Markt<br />

beteiligen wollen –<br />

Vermittler sollten sie bei all den Gewinnaussichten<br />

dringend über die Gefahren<br />

aufklären, die so ein Investment mit sich<br />

bringt. „Mit einem Einstieg gehen Anleger<br />

immer auch ein unternehmerisches Risiko<br />

ein“, betont Stern. Gehen die gekauften<br />

Unternehmen insolvent, müssen Anleger<br />

große Verluste und sogar schlimmstenfalls<br />

den Totalverlust ihrer Einlage hinnehmen.<br />

Was in Sachen Stabilität ein Vorteil ist,<br />

kann zudem in Notfällen für Anleger zum<br />

Problem werden. Da die Umstrukturierung<br />

von Unternehmen oft Jahre dauert, müssen<br />

Investoren in Kauf nehmen, dass ihr eingesetztes<br />

Kapital auch so lange gebunden ist.<br />

„Durchschnittlich können Investoren zehn<br />

Jahre nicht auf ihre Investition zugreifen“,<br />

führt Stern aus. „Sie können zwar versuchen,<br />

ihre Beteiligungen anderweitig zu<br />

verkaufen. Das geht in der Regel aber nur<br />

mit hohen Abschlägen.“ Daher rät auch<br />

der Private-Equity-Experte Weinmann Anlegern<br />

immer, nicht mehr als 15 bis 20 Prozent<br />

des eigenen Vermögens in diese Anlageklasse<br />

zu investieren.<br />

PRIVATE EQUITY FÜR KLEINANLEGER?<br />

PRO<br />

Private Equity lockt<br />

mit zweistelligen<br />

Renditen<br />

Die Anlageklasse ist<br />

gerade in Krisenzeiten<br />

stabil<br />

Immer mehr<br />

erschwingliche Einstiegsoptionen<br />

CONTRA<br />

Anleger können<br />

lange nicht auf ihr<br />

Geld zugreifen<br />

Totalverlust der<br />

Einlage ist möglich<br />

Marktübliche<br />

Schwankungen bei<br />

ETFs<br />

78 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


In fallende<br />

Messer<br />

greift man<br />

nicht.<br />

Diese und weitere Weisheiten im<br />

täglichen <strong>procontra</strong>-Nachrichtenupdate.<br />

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<strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin


SACHWERTE Immobilienrente<br />

BETONGOLD VERFLÜSSIGEN<br />

Im Zuge niedriger Renten und hoher Inflation wird die eigene Immobilie als Liquiditätsquelle<br />

populärer. Finanzberater sollten auf potenzielle Stolperfallen der Immobilienrente hinweisen.<br />

– TEXT: IMKE REIHER –<br />

Keine Frage: Für Jeanne Calment hat sich<br />

der Deal gelohnt. Mit 90 Jahren verkaufte<br />

die Französin ihre Wohnung günstig an den<br />

Rechtsanwalt Andre-François Raffray. Im<br />

Gegenzug erhielt sie eine monatliche Rente<br />

TEILVERKAUF ALS BLACK BOX<br />

Bei der Immobilienrente steht die Summe<br />

fest, die der Verkäufer bekommt. Die Höhe<br />

hängt von der Variante ab. Insgesamt gibt<br />

es drei: erstens eine Einmalauszahlung zu<br />

Beginn, ohne anschließende Rente; zweitens<br />

eine Einmalauszahlung und eine befristete<br />

Rente; drittens eine lebenslange<br />

Rente ohne Einmalzahlung. In allen Fällen<br />

hat der Verkäufer lebenslanges Wohnrecht<br />

und muss sich nicht um die Instandhaltung<br />

kümmern. In einem Beispiel rechnet die<br />

Deutsche Leibrenten Grundbesitz vor, wie<br />

hoch die Sofort-Finanzspritze für eine Immobilie<br />

im Wert von 500.000 Euro ausfalvon<br />

2.500 Francs und lebenslanges Wohnrecht.<br />

Letztlich wurde sie 122 Jahre alt und<br />

damit der älteste Mensch, der je gelebt hat.<br />

Gerade wenn die Rente klein ist, erscheint<br />

die Möglichkeit attraktiv, das<br />

Zuhause als Geldquelle zu nutzen, ohne<br />

ausziehen zu müssen. Dabei gibt es verschiedene<br />

Modelle: Neben der Immobilien-<br />

oder auch Leibrente sind dies vor allem<br />

der Teilverkauf und die Umkehrhypothek,<br />

bei denen die Beleihung der Immobilie im<br />

Vordergrund steht. Für Berater bietet der<br />

Markt eine Chance für Neugeschäft: „Wir<br />

schätzen, dass man den Umsatz um bis zu<br />

30 Prozent erhöhen kann, wenn man sehr<br />

aktiv ist“, meint Friedrich Thiele, Vorstand<br />

der Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG.<br />

WACHSTUMSSTARKER MARKT<br />

Für eine Immobilienrente komme jeder ab<br />

70 Jahren infrage, der sein Eigenheim für<br />

eine lebenslange oder zeitlich begrenzte<br />

Rente mit Wohnrecht verkaufen will. Beim<br />

Teilverkauf und der Umkehrhypothek ist<br />

der Markt noch größer, weil sich beides<br />

früher realisieren lässt. Berater können sich<br />

den Markt als Vermittler oder Tippgeber<br />

erschließen. Als Vermittler klären sie Kunden<br />

zum Thema auf und erhalten von den<br />

Anbietern Provisionen, die zwischen 2,5<br />

und über 3,5 Prozent liegen. Als Tippgeber<br />

leiten sie Anfragen weiter und erhalten eine<br />

Vermittlungsgebühr von bis zu 1 Prozent.<br />

80 Illustration: Roman Kulon


Immobilienrente SACHWERTE<br />

len kann. So würde eine 78-jährige Frau zu<br />

Vertragsbeginn 212.000 Euro bekommen,<br />

wenn sie sich nur für die Einmalzahlung<br />

entscheidet und auf eine monatliche Rente<br />

verzichtet. Oder sie erhält 50.000 Euro und<br />

dazu über zehn Jahre eine Monatsrente von<br />

1.733 Euro (siehe Tabelle). Falls sie eine<br />

lebenslange Rente wählt, würde diese entsprechend<br />

geringer ausfallen, da Anbieter<br />

Langlebigkeit als Risiko einkalkulieren.<br />

Beim Teilverkauf sind die finalen Summen<br />

nicht direkt erkennbar, da Preisvariablen<br />

eine Rolle spielen. Das Konzept gestaltet<br />

sich wie folgt: Der Besitzer veräußert<br />

einen Teil seiner Immobilie und erhält dafür<br />

Geld. Käufer sind beispielsweise Banken<br />

oder Versicherungen. Die Rahmenbedingungen<br />

des Vertrags legt der Käufer fest. Er<br />

übernimmt auch die Gebühren für Notar,<br />

Gutachter und die Grunderwerbsteuer. Im<br />

Gegenzug erhält er vom Verkäufer eine Abwicklungsgebühr<br />

von rund 3 Prozent plus<br />

Mehrwertsteuer. Nach Abschluss des Vertrags<br />

wird die berechnete Summe als Einmalbetrag<br />

ausbezahlt und das vereinbarte<br />

Wohn- und Nutzungsrecht des Verkäufers<br />

eingetragen.<br />

Für den verkauften Teil erhält der neue<br />

Miteigentümer eine monatliche, anteilige<br />

Nutzgebühr. Ihre Höhe ist von der Laufzeit<br />

des Vertrags abhängig und liegt im verein-<br />

»Wir schätzen, dass<br />

man den Umsatz um<br />

bis zu 30 Prozent<br />

erhöhen kann.«<br />

FRIEDRICH THIELE,<br />

DEUTSCHE LEIBRENTEN GRUNDBESITZ AG<br />

EINMALZAHLUNG IN KOMBINATION MIT ZEITRENTE<br />

Eine Beispielrechnung<br />

barten Zeitraum bei 3 bis 3,5 Prozent der<br />

Teilkaufsumme pro Jahr. Danach wird sie<br />

an die Zinsentwicklung angepasst. Berater<br />

sollten ihre Kunden darauf hinweisen, denn<br />

die Beträge können sich stark summieren.<br />

Dazu kommt: Gerät man mit der Zahlung<br />

in Verzug, kann dies zum Verkauf führen.<br />

Andererseits kann der Besitzer den prozentualen<br />

Anteil aber auch kostenpflichtig verändern<br />

– bis zum Rückkauf.<br />

UMKEHRHYPOTHEK ALS MOMENTLÖSUNG<br />

Obwohl die Umkehrhypothek eine Schnittmenge<br />

zum Teilverkauf aufweist – der Besitzer<br />

bleibt im Grundbuch eingetragen, muss<br />

für die Instandhaltung sorgen und kann sie<br />

theoretisch wieder auslösen –, gibt es wesentliche<br />

Unterschiede: So kommt sie in der<br />

Regel nur für abbezahlte Immobilien infrage,<br />

und eine monatliche Teilauszahlung<br />

der Summe ist möglich. Die Gebühren für<br />

Gutachter, Notar und Grundschuld trägt<br />

der Verkäufer. Das Datum für die Rückzahlung<br />

des Kredits wird individuell vereinbart<br />

und Zinsen wie Tilgungen erst mit Ablauf<br />

des Kredits fällig. Oft wird der Tod des<br />

Besitzers als Zeitpunkt genommen und die<br />

Rückzahlung erfolgt aus dem Verkaufserlös.<br />

Es lassen sich aber auch andere Zeitpunkte<br />

vereinbaren, zu denen man die Immobilie<br />

auslösen kann. Berater sollten dies<br />

hervorheben, da es so möglich ist, die Immobilie<br />

als Teil der Erbmasse zu erhalten.<br />

Kombination aus Einmal auszahlung und<br />

befristeter Monatsrente<br />

Wert der Immobilie 500.000 €<br />

Alter der Verkäuferin<br />

Statistisch verbleibende Lebenserwartung<br />

Erklärung: Der Wohnwert basiert auf einer fiktiven Miete pro Monat inklusive Instandhaltung.<br />

Die fiktiv angesetzte Miete bleibt unverändert über den gesamten Zeitraum.<br />

Fazit: Die Besonderheiten der Angebote zeigen,<br />

wie wichtig Beratung ist – auch weil es<br />

keine standardisierten Produkte gibt. Jedes<br />

hat andere Auswirkungen und sollte gegengerechnet<br />

werden. In einigen Fällen sind<br />

Leibrente, Umkehrhypothek oder Teilverkauf<br />

eine Win-win-Situation:<br />

Der Kunde bleibt zu Hause wohnen und<br />

steht finanziell besser da, während Provisionen<br />

fließen. In anderen Fällen sind ein<br />

Verkauf der Immobilie und ein Umzug aber<br />

– finanziell betrachtet – die rentablere Alternative.<br />

PRO<br />

WAS SPRICHT FÜR/GEGEN DIE<br />

IMMOBILIEN-BELEIHUNG?<br />

Finanzielles<br />

Zusatzpolster<br />

78 Jahre<br />

11,4 Jahre<br />

Option, kurzfristig<br />

finanziellen Engpass<br />

zu beheben<br />

Immobilie kann<br />

de facto wieder<br />

ausgelöst werden<br />

Reine Einmalauszahlung<br />

Einmalauszahlung zu Vertragsbeginn 50.000 € 212.000 €<br />

Zeitrente 1.733 € monatlich für 10 Jahre keine<br />

Auszahlungen Gesamtsumme 257.960 € 212.000 €<br />

Kalkulierter Wohnwert 262.400 €<br />

Kalkulierte Instandhaltungskosten 25.600 € 25.600 €<br />

Kalkulierte Gesamtkosten 283.560 € 288.000 €<br />

Beraterprovision als Vermittler bis zu 3,5 %<br />

Beraterprovision als Tippgeber bis zu 1 %<br />

Quelle: Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG<br />

CONTRA<br />

Hohe Risikoaufschläge,<br />

die Auszahlung<br />

schmälern<br />

Instandhaltung<br />

bleibt Sache des<br />

Eigentümers<br />

Bei Zahlungs -<br />

verzug droht Verlust<br />

der Immobilie<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

81


PRIVAT GEFRAGT Cordula Vis-Paulus, bAV-Expertin und -Flüsterin<br />

»Bei der bAV gibt es nur<br />

Gewinner!«<br />

CORDULA VIS-PAULUS<br />

Expertin bAV seit 2003, bAV-Flüsterin<br />

seit 2019, 2 Mädchen, 2 Enkelmädchen,<br />

1 Mann, 1 Hund<br />

IHRE MEINUNG, FRAU VIS-PAULUS:<br />

Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />

Finanzen & Versicherungen<br />

Das skandinavische Rentensystem sollte<br />

als Vorbild genommen werden, wenn es<br />

um Alterssicherung geht<br />

Nachhaltigkeit spielt bei Altersvorsorgeprodukten<br />

eine noch zu untergeordnete<br />

Rolle<br />

Beim Thema Altersvorsorge hat die<br />

deutsche Politik versagt<br />

Die meisten Arbeitgeber sind gut über die<br />

bAV informiert<br />

Altersvorsorgeprodukte sollten komplett<br />

auf Garantien verzichten<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

nix.<br />

Die Video-Beratungskultur empfinde ich als<br />

große Erleichterung! Spart viel Zeit, ist für<br />

die bAV sehr geeignet: aber NIEMALS in<br />

Jogginghosen :).<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

Zoom-Geburtstagsfeiern zu organisieren.<br />

Meine wahre Leidenschaft ist<br />

die erste Geige zu spielen.<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten damit,<br />

ans Meer zu fahren, zu musizieren, in der<br />

Sonne in der Eisdiele zu sitzen, zu bummeln,<br />

Fahrrad zu fahren.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient mit:<br />

Geigenunterricht.<br />

Das Thema (betriebliche) Altersversorgung<br />

habe ich zu meinem Beruf gemacht, weil<br />

es bei der bAV nur Gewinner gibt und es die<br />

einzige Möglichkeit für sehr viele Menschen<br />

ist, ausreichendes Ruhestandsvermögen<br />

zu bilden.<br />

Meine aktuelle Buchempfehlung:<br />

„Kein Ruhestand“ von Prof. Irene Götz.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

die Buchhaltung zu machen.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />

mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />

mit einem Dirigenten, um Dvořáks Neunte<br />

„Aus der Neuen Welt“ zu musizieren.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

Liebe, Glück und Zusammenhalt<br />

in meiner Familie.<br />

Mein liebstes Reiseziel ist<br />

ein langer feinsandiger Strand, wo die<br />

schöne warme Sonne scheint.<br />

Meine erste Tat zu Beginn<br />

eines Arbeitstages:<br />

Latte Macchiato schlürfen, LinkedIn<br />

scrollen, Süddeutsche blättern.<br />

Das Radio drehe ich lauter bei:<br />

Das Radio ist immer aus! (Nur im Auto darf<br />

es „mitmachen“.)<br />

Ein Arbeitstag ist für mich dann<br />

erfolgreich, wenn<br />

mir meine Kunden, Teilnehmer, Gesprächspartner<br />

ein tolles Feedback geben: „Setze<br />

ich sofort um“, „Großartiger Input“ … und<br />

wenn wir nicht über das „Ob“, sondern über<br />

das „Wie“ sprechen.<br />

Der größte Missstand beim Thema<br />

Altersvorsorge ist<br />

in klein- und mittelständischen Unternehmen:<br />

die Privatmeinung des Entscheiders<br />

zur (betrieblichen) Altersvorsorge.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

IHK-Pflichttermin zur bAV und jährliches<br />

IHK-Controlling zur bAV-Arbeitnehmer-Information<br />

und -Dokumentation. Oder einfach<br />

bAV als Opt-out.<br />

Wenn ich einen Tag Kanzlerin wäre,<br />

würde ich Folgendes veranlassen:<br />

… ein bisschen sehr viel Frieden …<br />

Eine (unternehmerische) Entscheidung,<br />

die ich gern rückgängig machen würde:<br />

Bislang habe ich glücklicherweise noch<br />

keine meiner Entscheidungen bereut.<br />

82 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22


Goodbye Aufwand.<br />

Hallo Business Line.<br />

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